Ausbildungsbegleitung junger EU-Migrantinnen und Migranten - Leitfaden zu Explore_D - den Mehrwert von Au-pair nutzen
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Ausbildungsbegleitung junger EU-Migrantinnen und Migranten Leitfaden zu Explore_D – den Mehrwert von Au-pair nutzen Kofinanziert durch die Europäische Union
Ausbildungsbegleitung junger EU-Migrantinnen und Migranten Leitfaden zu Explore_D – den Mehrwert von Au-pair nutzen 1. Ausgangssituation und Zielsetzung 3 2. Nutzen der Au-pair-Befragung zur Entwicklung des neuen Konzepts 5 2.1 Hintergründe der Befragung 5 2.2. Darstellung der Befragungsergebnisse 5 2.3. Auswertung der Befragungsergebnisse 8 2.4. Konsequenzen aus den Interviews 8 2.4.1 Schwierigkeiten bisheriger Begleitprogramme 9 2.4.2 Chancen für ein neues Konzept 10 3. Bedarfe und Möglichkeiten für den neuen Programmvorschlag Explore_D 11 3.1 Darstellung der Befragung 11 3.1.1 Interviews mit Gastfamilien 11 3.1.2 Interviews mit Betrieben 12 4. Good-Practice-Beispiele als zentrale Elemente für den neuen Programmvorschlag 13 4.1 Good Practice: Beratung und Begleitung im Herkunftsland durch Associazione - Interculturalità & Comunicazione (InCo) 13 4.2 Good Practice: Beratung und Begleitung in Deutschland 14 4.2.1 Angebote zu Anschlussmöglichkeiten nach der Zeit als Au-pair im internationalen Jungendclub des vij Nürnberg 14 4.2.2 Integrationsunterstützende Angebote für junge Migrantinnen und Migranten im ClubIn Internationaler Treff des vij München 16 5. Konsequenzen: Konkrete Lösungsansätze 17 6. Der neue Programmvorschlag Explore_D 20 6.1 Ansprache und Akquise der jungen Erwachsenen im Herkunftsland 20 6.2 Beratung und Begleitung der jungen Erwachsenen in Deutschland 21 6.3 Ausgestaltung des Konzeptes Explore_D in Deutschland 22 6.4 Übergänge in die Anschlussausbildungen 25 7. Empfehlungen und Forderungen an die Politik 25 2
1. Ausgangssituation und Zielsetzung Verfahren ohne Beratung ist unschlagbar günstig, rund um die Uhr per Mausklick verfügbar und verlangt keine Nachweise wie ärztliche Attests oder Empfeh- Beschreibung des Au-pair-Programms lungsschreiben einer pädagogischen Einrichtung, die Das Au-pair-Programm gilt als die älteste länderüber- den Bewerber/-innen die Eignung für den Umgang mit greifende Kulturaustauschmaßnahme. Sechs bis zwölf Kindern bestätigt. Erst bei Problemen zwischen Au- Monate sind junge Menschen aus anderen Ländern pairs und Gastfamilien wird die Möglichkeit vermisst, in einer Familie mit Kindern unter 18 Jahren unterge- jemanden um Rat fragen oder gar um die Schlichtung bracht und unterstützen die Gasteltern bei der Kin- eines Konflikts bitten zu können. Richtig problematisch derbetreuung und leichten Hausarbeiten an bis zu 30 wird es, wenn es etwa zu arbeitsrechtlichen Konflikten Stunden pro Woche. Im Gegenzug erhalten sie freie oder zu körperlichen Übergriffen kommt. Unterkunft und Verpflegung sowie ein Taschengeld in Neben dem Schutzgedanken haben die in der Güte- Höhe von ca. 300,- €. Die Möglichkeit zur Teilnahme an gemeinschaft organisierten und zertifizierten Au-pair- Sprachkursen und kulturellen Unternehmungen muss Agenturen wie vij und IN VIA besonders im Blick, dass dabei gewährleistet sein. Im Idealfall gestaltet sich ein junge Frauen (und zunehmend auch junge Männer) Au-Pair-Aufenthalt als interkulturelles Lernprogramm über politische, nationale und kulturelle Grenzen hin- für junge Menschen und bietet durch die Aufnahme in weg Kompetenzen erwerben, die sie zur interkulturel- ausgewählten familiären Strukturen einen geschütz- len Verständigung befähigen. Beide Aspekte wurden ten und sicheren Rahmen zur schrittweisen Integrati- bei der gemeinsamen Erarbeitung der Qualitätsstan- on in das Gastland. Dies setzt allerdings die Begleitung dards unter der Federführung der Fachstelle für Inter- von erfahrenem sozialpädagogischen Fachpersonal nationale Jugendarbeit der Bundesrepublik Deutsch- im Herkunftsland und während des Auslandsaufent- land e.V. (IJAB)2 besonders berücksichtigt. Nach dem haltes nach Qualitätsstandards voraus, die zwar die zweiten Weltkrieg aus der Idee der Völkerverständi- Gütegemeinschaft Au-pair1 für die Vermittlung und gung entstanden, sollte das Au-pair-Programm so- Beratung anlegt, von großen, kommerziellen Au-pair- wohl Aspekte eines Beschäftigungs- als auch eines Bil- Organisationen oder Internetvermittlungen jedoch dungsprogramms in sich vereinen und sich zudem von ohne Konsequenzen ignoriert werden können. Nach seinem Image, konservative Rollenbilder zu tradieren, dem Wegfall der Agenturpflicht ist bei zahlreichen befreien. Vermittlungsagenturen eine klare Tendenz zu „Masse statt Klasse“ zu erkennen und es ist den am Au-pair- Programm interessierten Gasteltern und jungen Men- Impulse des Au-pair-Programms für die schen selbst überlassen, das Risiko einer Vermittlung strategische Partnerschaft ohne Beratung im Matching-Verfahren zu erkennen Bisherige Maßnahmen zur Überwindung von Jugend- oder fehlende Bildungs- und Qualifizierungsangebote arbeitslosigkeit in Südeuropa einerseits und dem Fach- zu vermissen. kräftemangel in Deutschland andererseits wie durch Für die Au-pair-Vermittlungsstellen mit Beratungs- das Programm MobiPro-EU3 haben gezeigt, dass be- angebot bedeutet dies einen massiven finanziellen sonders in den Bereichen Sprache und interkulturelle Nachteil, der mit einem Verlust an Marktanteilen und Kompetenz auch nach Trainings- und Vorbereitungs- der Schließung von Beratungsstellen verbunden ist. phasen noch Anpassungsschwierigkeiten bestehen, Über die Gütegemeinschaft Au-pair existiert zwar eine die zu hohen Abbruchquoten führen. gemeinsame Vertretung, die ein RAL-Gütesiegel und hohe Qualitätsstandards vorhält, der Konkurrenz im Netz kann der Marktanteil von 80 % jedoch nicht mehr streitig gemacht werden. Denn das reine Matching- 1. vgl. Gütegemeinschaft Au-pair: http://www.guetegemeinschaft-aupair.de/de/die-guetegemeinschaft/ueber-uns.html 2. vgl. IJAB: https://www.ijab.de/was-wir-tun/projektarchiv/guetegemeinschaft-au-pair-ev/ 3. vgl. Ausbildungsbegleitung junger EU-Migrantinnen und Migranten – Leitfaden zur Vorbereitung und Begleitung während der Ausbildung in Deutschland, 2017; Kap. 1: Ausgangssituation 3
Vor diesem Hintergrund hat IN VIA Deutschland über Das erhoffte Ergebnis des Projekts ist neben der Erar- Erasmus+/Jugend in Aktion eine „Strategische Part- beitung innovativer Verfahren in erster Linie die Ent- nerschaft” mit Projektpartner/-innen aus Sevilla, Tri- wicklung von Standards in der Integrationsbegleitung. ent, Florenz und Deutschland initiiert, die aus einzel- nen bereits existierenden Unterstützungsangeboten Die beteiligten Partnerorganisationen streben eine ein gemeinsames Lösungskonzept erarbeiten soll. Hier langfristige Vernetzung an. Sie sammeln im Rahmen kann das Au-pair-Programm mit seinen Erfahrungen des Projekts Erfahrungen in der internationalen Zu- in kultursensibler Beratung und Begleitung von zerti- sammenarbeit und stärken dadurch ihre fachlichen fizierten Agenturen einen wertvollen Beitrag zu einer Kompetenzen. umfassenden Orientierung für Anschlussmaßnahmen und nachhaltigen Integration leisten. Projektziele Projektziel ist ein qualifizierter Beitrag der Koopera- Was soll damit bewirkt werden tionspartner zur Reduzierung des Fachkräftemangels Die Potenziale des Au-pair-Programms als ein Bil- und der Jugendarbeitslosigkeit in Europa: Jungen dungs- und Mobilitätsprogramm im Rahmen der Mo- Menschen aus Europa wird mit Elementen des Au- bilitätsförderung sollen verdeutlicht und dazu genutzt pair-Programms ein interkultureller Lern- und Arbeits- werden, von Arbeitslosigkeit betroffenen jungen Leu- aufenthalt und dadurch Qualifizierung, gesellschaftli- ten in Europa im Orientierungsprozess zwischen Schu- che Teilhabe sowie der Spracherwerb ermöglicht. Auf le, Ausbildung und Beruf durch kompetente Beratung dieser Basis können junge Europäerinnen und Europä- und Begleitung in dieser sensiblen Phase den notwen- er ein gutes Verständnis von den Berufs- und Ausbil- digen Schutz, umfassende Orientierung und seriöse dungswegen und den damit verknüpften Anforderun- Perspektiven zu bieten und die Ausbildungsabbrüche gen entwickeln. Sie werden befähigt und motiviert, zu vermeiden. Die Weiterentwicklung zu dem Quali- ihre Pläne im Bereich der Aus- und Weiterbildung, fizierungsprogramm Explore_D schafft den bisher so Beschäftigung und Mobilität zu konkretisieren und nicht dagewesenen Rahmen, junge Menschen aus der umzusetzen sowie sich persönlich zu orientieren und EU bis zum Ende der Ausbildung zu begleiten und un- weiterzuentwickeln. terstützen. Studierende haben die Möglichkeit, nach Das im Rahmen des Projekts entwickelte neue Kon- Bedarf die Angebote von Explore _D wahrzunehmen. zept von Explore_D4 basiert auf der Expertise der Projektpartner/-innen bei der Beratung und Beglei- tung von jungen Menschen in der Phase der Berufs- Vorgehensweise des Projekts orientierung und baut Strukturen für eine verlässli- Der Austausch der Projektpartner/-innen im Rahmen che lückenlose, Begleitung während der Übergänge der strategischen Partnerschaft über die Bedarfe auf. Durch die Einführung von Steuerungselementen von spanischen und italienischen Jugendlichen, die in wie Meilensteinen wird Kompetenz und Erfahrung Deutschland eine Berufsausbildung absolvieren sowie gesichert, das bisherige Verfahren optimiert und von Au-pairs aus Italien und Spanien hat mögliche Sy- letztendlich über Synergien hinaus ein neuer Ansatz nergieeffekte zunächst ausgelotet. Befragungen der entwickelt. Im Sinne der Nachhaltigkeit ist eine länger- jeweiligen Zielgruppe in Form von qualitativen Inter- fristige Kooperation der Kooperationspartner geplant. views haben die Bedarfe verdeutlicht. Auf der Grund- lage von Recherchen zu Good-Practice-Beispielen wurden Konzepte entwickelt und Umsetzungsmög- lichkeiten erstellt, die der Professionalisierung der Ju- gendarbeit auf diesem Gebiet dienen und damit die Unterstützung der Zielgruppe – also ehemals von Ju- gendarbeitslosigkeit betroffene junge EU-Zuwanderer, die in Deutschland eine Ausbildung absolvieren – ver- bessern. 4. vgl. Kap. 6 4
2. Nutzen der Au-pair-Befragung zur Qualifikationsrahmens sinnvoll sein? (In einzelnen Entwicklung eines neuen Konzepts Studiengängen können angehende Pädagoginnen und Pädagogen oder Dolmetscher/-innen ihre Au- pair-Zeit bereits anrechnen lassen.) 2.1 Hintergründe zur Befragung • Welche Einrichtungen/Ausbildungsstätten müss- ten als Kooperationspartner für Praktika gewon- Entgegen der ursprünglichen Planung wurden auf nen werden? Grund methodischer Überlegungen keine theoriege- • Wie kann das Praktikum oder der pädagogisch nerierenden qualitativen Interviews durchgeführt. begleitete Au-pair-Auslandsaufenthalt zertifiziert Vielmehr sollte der Fragebogen eine erste Klärung von werden, um die non-formal erworbenen Kompe- Interessen ermöglichen, um auf dieser Grundlage ein tenzen abzubilden und für die Ausbildung sowie neues Konzept genauer zu beschreiben, auszuwählen zukünftige Arbeitgeber fruchtbar zu machen? und auf seine Umsetzbarkeit hin zu bewerten. In ei- nem zweiten Schritt sollte dann ergänzend in einigen qua- Diese Ergebnisse sind auch von praktischem Nutzen litativen Interviews mit Au-pairs und mit Gastfamilien die für andere Akteure im Arbeitsfeld Internationaler Ju- Akzeptanz von konkret verhandelbaren Angeboten und gendarbeit. Umsetzungsoptionen geklärt und ausgewertet werden. Zahlreiche Träger im Bereich der Internationalen Methodologisch sollte auf diese Weise belastbares Jugend(sozial)arbeit befinden sich seit einiger Zeit im und interpretierbares Material zu der Inanspruch- Austausch zum europäischen und deutschen Qualifi- nahme, Umsetzungswahrscheinlichkeit und Integrier- kationsrahmen, hier würde der Leitfaden einen wert- barkeit in Programme sowie Finanzierungswege vollen Beitrag zur Anerkennung non-formaler Lerner- gewonnen werden, um den möglichen Nutzen des fahrungen für die Berufsausbildung darstellen. Au-pair-Aufenthalts für eine mögliche, anschließende Indem der Leitfaden Qualitätskriterien und Anforde- Berufsausbildung in Deutschland herauszufinden. Die- rungen an benötigte pädagogische Begleitprogram- ser Nutzen wurde also nicht per se angenommen, son- me prüft, darstellt und auf ihre Umsetzbarkeit hin dern musste erst abgefragt werden und bildet so die bewertet, ist er auch für andere Anbieter im Bereich Grundlage für das Konzept eines neuen Bildungs- und der Internationalen Jugendarbeit sowie des Au-pair- Mobilitätsprogramms, das im Rahmen des Projekts Programms von praktischem Nutzen. entwickelt wurde. Grundsätzlich gingen die Projektpartner/-innen da- bei von der Nutzbarkeit von Au-pair-Elementen als 2.2 Darstellung der Befragungsergebnisse sinnvolle, vorgeschaltete Vorbereitung einer Berufs- ausbildung aus, um einerseits den Ausbildungserfolg Die schriftliche Befragung von elf Personen (alle weib- zu sichern und Abbrüche zu vermeiden, andererseits lich) mithilfe eines einheitlichen Fragebogens (35 Fra- jedoch auch gut ausgebildete junge Menschen wie- gen) fand im Zeitraum von März bis Juni 2016 an den der in ihre Heimatländer zu entlassen. Um den Auf- Projektstandorten in Sevilla, Trient und Köln statt. Das bruch-Charakter des neuen Programmvorschlags in Durchschnittsalter der jungen Erwachsenen betrug 24 Richtung Deutschland zu betonen wurde der Begriff Jahre. Sieben hatten die italienische Staatsangehörig- „Explore_D“ dafür gewählt. Das WIE dieser Nutzung keit, zwei die spanische und zwei die deutsche (leben von Au-pair-Elementen in dem neuen Bildungs- und in Spanien, dt. Elternteil). Bis auf eine Ausnahme hat- Mobilitätskonzept Explore_D wurde unter folgenden ten alle Befragten als Schulabschluss die allgemeine Gesichtspunkten recherchiert und beschrieben: Hochschulreife, vier hatten bereits eine Berufsausbil- • In welchen Fachbereichen könnten Praktika (evtl. dung im Herkunftsland begonnen, eine davon diese direkt im Anschluss an den regulären Au-pair-Auf- auch abgeschlossen. Ein Studium im Herkunftsland enthalt) oder pädagogisch begleitete Auslands- begonnen hatten sieben der elf Interviewten, vier aufenthalte, beispielsweise Fortbildungen vor und davon mit Abschluss. Drei Au-pairs wurden über Part- nach dem Au-pair-Aufenthalt, zur Vorbereitung ei- nerorganisationen vermittelt, fünf kamen ohne Beglei- ner Berufsausbildung auf Basis des europäischen tung, von dreien fehlten Angaben. 5. Ausführlich dargestellt und beschrieben in Kap. 6 dieses Leitfadens. 5
Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse der Befragung: 45,5 % 45,5 % der Teilnehmerinnen hätten es als sinnvoll empfunden, bereits vor Antritt des Au-pair-Aufent- halts über anschließende Bildungsmöglichkeiten in Deutschland informiert zu werden 36,4 % 36,4 % der Teilnehmerinnen dachten darüber nach, nach der Au-pair-Zeit eine Berufsausbildung in Deutschland zu machen 54,5 % 54,5 % der Teilnehmerinnen dachten darüber nach, in Deutschland ein Studium zu absolvieren 81,8,% 81,8,% der Teilnehmerinnen waren an einem Prak- tikum für eine Berufsausbildung oder ein Studium interessiert 36,4 % konnten sich vorstellen, dieses Praktikum im 36,4 % Rahmen oder im Anschluss an den Au-pair-Einsatz zu absolvieren 54,5 % konnten sich vorstellen, während des Prakti- 54,5 % kums in ihrer jetzigen Gastfamilie zu wohnen und zu leben, wenn diese ihnen die Möglichkeit geben würde 63,6 % der Teilnehmerinnen gehen davon aus, dass 63,6 % die Familie im Herkunftsland die Ausbildung/das Studi- um in Deutschland finanzieren kann 90,9 % der Teilnehmerinnen sagen, es wäre hilfreich 90,9 % (gewesen), wenn die Praktikumsstelle bzw. der Besuch eines Betriebs oder einer Institution (z.B. Universität) von der Au-pair-Agentur begleitet worden wäre oder würde 63,6 % 63,6 % der Teilnehmerinnen wünschen sich ein zusätz- liches Sprachangebot von der Au-pair-Agentur* *und weitere hilfreiche Unterstützungsangebote von • Informationen über berufliche Möglichkeiten als der Gastfamilie bzw. Au-pair-Agentur, um (berufliche) EU-Bürger/-innen, Anerkennung von ausländischen Pläne in Deutschland umzusetzen, wie: Berufsabschlüssen • Recherche Arbeitsmarkt/Zusammenstellung Be- • Beratung/Hilfe zu Berufsausbildung und Studium werbungsunterlagen/Besuch im Jobcenter etc. in Deutschland 6
Auswahl relevanter Fragen und Antworten in Bezug Denken oder dachten Sie darüber nach, in Deutschland auf ein neues Programm: ein Studium zu absolvieren? Ja: 54,5 % Für die Entwicklung eines neuen Mobilitäts- und Bil- „Hatte die nötigen Infos darüber nicht.“ dungskonzepts mit Au-pair-Elementen wurden aus den verwendeten Fragebögen folgende Impulse auf- gegriffen: Sind/waren Sie an einem Praktikum für eine Berufs- ausbildung oder ein Studium interessiert? Ja: 81,8 % Warum haben/hatten Sie sich für einen Au-pair-Auf- Davon haben 2 Teilnehmerinnen auch ein enthalt entschieden? (Mehrfachnennungen möglich): Praktikum absolviert (Kindertagesstätte) Deutsche Sprache lernen: 10 Deutsche Kultur kennenlernen: 3 Können oder konnten Sie sich vorstellen, dieses Prak- Neue Lebenserfahrung: 4 tikum im Rahmen oder im Anschluss an Ihren Au-pair- Auszeit nach Schule (Gedanken über Studium/ Einsatz zu absolvieren? Beruf): 3 Ja: 36,4 % keine Antort: 36,4 % Nein: 27,2 % War die Vorbereitung [durch die Au-pair-Agentur im Herkunftsland] angemessen? (U.a. aus finanziellen Gründen nicht möglich, Familie kann nicht unterstützen) „Die Tatsache, dass ich mich nicht auf eine Agentur beziehen konnte, bzw. dass ich keine Anhaltspunkte in einigen Momenten … hatte, Können oder konnten Sie sich vorstellen, während des schätze ich als negativ [ein]“ Praktikums in Ihrer jetzigen Gastfamilie zu wohnen und zu leben, wenn diese Ihnen die Möglichkeit geben würde? Ja: 54,5 % Hätten Sie es als sinnvoll empfunden, schon vor An- tritt Ihres Au-pair-Aufenthalts über anschließende Bil- „Habe im letzten Monat des Au-pair-Aufenthalts dungsmöglichkeiten in Deutschland informiert zu wer- morgens ein Praktikum im Kindergarten gemacht den? Ja: 45,5 % und nachmittags habe ich bei der Familie gearbeitet.“ „Ich wollte in Deutschland eine Ausbildung machen, aber keiner hat mich informiert.“ Können oder konnten Sie sich vorstellen, in Deutsch- „Mit mehreren Infos kann man die Entscheidung land einen Job anzunehmen? Ja: 81,8 % treffen, eine Ausbildung in Deutschland zu absolvieren.“ „Mir fehlte nur mehr Deutsch, aber ja.“ Denken oder dachten Sie darüber nach, nach der Au- Können oder konnten Sie einschätzen, ob ihnen ihre Fa- pair-Zeit eine Berufsausbildung in Deutschland zu ma- milie in ihrem Herkunftsland die Ausbildung bzw. das chen? Ja: 36,4 % Studium bzw. das FSJ in Deutschland finanzieren kann/ Sie unterstützen kann bzw. könnte? „Ja, ich wollte eine Berufsausbildung machen, Ja: 63,6 % es war aber zu schwer für mich, eine Wohnung zu mieten und alleine alles zu bezahlen.“ (Familie kann sie finanziell nicht unterstützen) 7
Welche Unterstützung erwarten oder erwarteten Sie Welche der folgenden Aspekte sind oder waren für Sie von Ihrer Gastfamilie und/oder der Au-pair-Agentur, während bzw. in Folge Ihres Au-pair-Aufenthalts be- damit Sie Ihre Pläne (z.B. Verbleib in Deutschland) rea- sonders wichtig? lisieren können/konnten? (Mehrfachnennungen mög- lich) „Sprachkompetenz erwerben“: 90,9 % „Kulturellen Austausch erlernen Recherche Arbeitsmarkt etc.: 54,5 % und gestalten“: 63,6 % Zusammenstellung d. Bewerbungsunterlagen: 45,5 % „Eigene Bildungsinteressen erweitern Besuch im Jobcenter: 27,3 % bzw. wecken“: 63,6 % Erlernen der Sprache: 63,6 % „Eigene Lebensperspektive erweitern“: 81,8 % Recherche Studienfinanzierung: 36,4 % „Eigene Selbstständigkeit trainieren“: 63,6 % Sonstiges: „Anregungen/Ideen, was ich studieren Viele kulturelle Unterschiede zwischen Herkunfts- kann, verschiedene Optionen“ und Gastland erlebt (positiv wie negativ) „Infos über die Möglichkeiten, die für einen EU- Bürger, der einen solchen Plan realisieren möchte, Die Mehrheit hat/hatte Unterstützung zur Orientierung vorhanden sind.“ in der Gastkultur (81,8 %), u.a. in Form von Sprachkur- sen, Tandems, Jugendtreffs, durch deutsche Freunde und die Gastfamilie. Welche Angebote vermissen Sie oder haben Sie ver- misst? 2.3 Auswertung der Befragungsergebnisse Informationen über Möglichkeiten als EU- Bürger/-innen, Angebote in Bezug auf den Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass junge Arbeitsmarkt, in Bezug auf ein mögliches Studium, Menschen am Au-pair-Programm besonders schät- in Bezug auf die Anerkennung ausländischer zen, ihre sprachlichen Fähigkeiten zu verbessern und Abschlüsse ihren kulturellen Horizont zu erweitern. Sie setzen sich mit beruflichen Möglichkeiten in Deutschland ausei- nander und nehmen entsprechende Informations- Welche weiteren Beratungsangebote würden oder hät- angebote wahr. Dadurch fühlen sie sich auf den Le- ten Ihnen bei Ihrer Zukunftsplanung weiterhelfen kön- bensalltag in Deutschland gut vorbereitet. Allerdings nen? bringen sie sehr deutlich zum Ausdruck, dass dieses Angebot noch umfangreicher sein könnte. Beratungsangebot zu dualer Berufsausbildung in Deutschland; Messe/Ausstellung zum Thema Berufsausbildung; Hilfe in Bezug auf Ausbildung/ 2.4 Konsequenzen aus den Interviews Studium; Orientierung auf deutschem Arbeitsmarkt Vergleicht man die Erfahrungen der jungen Men- schen, die innerhalb Europas als Au-pair aus Italien Wäre es hilfreich (gewesen), wenn die Praktikumsstel- und Spanien nach Deutschland gekommen sind mit le bzw. der Besuch eines Betriebs oder einer Instituti- den Anforderungen an junge Auszubildende und on (z.B. Universität) von der Au-pair-Agentur begleitet Studierende, so zeigt sich, dass viele während des worden wäre oder würde? Au-pair-Aufenthalts erworbenen Fähigkeiten und ge- Ja: 90,9 % weckten Interessen für die Berufsorientierung sowie die weitere berufliche Entwicklung von großem Nut- zen sein können. Das geht weit über die sprachlichen, Würde ein zusätzliches Sprachangebot durch die Au- interkulturellen und kommunikativen Qualifikationen pair-Agentur für Sie hilfreich sein? eines kurzzeitigen Auslandsaufenthalts hinaus, da Ja: 63,6 % die Dauer und enge Familienanbindung des Au-pair- Aufenthalts kombiniert mit beruflichen Entwicklungs- möglichkeiten (im Folgenden „Explore_D“ genannt) 8
Chancen auf eine nachhaltige, positive berufliche und Hier wird eine beträchtliche Flexibilität nötig sein, um private Orientierung und Entwicklung von Perspekti- Au-pair, Familienleben und Praktikum miteinander ven bieten. Dafür benötigen Au-pairs, Gasteltern und vereinbaren zu können. Die Informationsangebote zu ggf. Praktikumsanbieter allerdings sozialpädagogische Bildungssystem, Jobmöglichkeiten, Freiwilligem Sozia- Beratung und Begleitung. Da gerade die Übergänge len Jahr (FSJ), Studium und Praktika sollten zudem be- sich erfahrungsgemäß anspruchsvoll gestalten, ist sonders in der Anfangsphase für die jungen Menschen eine enge länderübergreifende Vernetzung der betei- idealerweise durch muttersprachliche Beraterinnen ligten Partner unabdingbar. Als Qualitätsmerkmal ist und Berater kommuniziert werden, um Missverständ- also neben dem professionellen Beratungsangebot nisse zu vermeiden und die Ausbildungsbegleitung zu (sowohl für Einzelpersonen als auch für Gruppen) auf optimieren.6 die sprachliche, interkulturelle und soziale Kompetenz des Au-pair-Anbieters zu achten. Nur so kann ein se- 2.4.1 Schwierigkeiten bisheriger Begleitprogramme7 riöses und zufriedenstellendes Vermittlungsverfahren Um junge Menschen aus Europa in der Phase der be- sichergestellt werden, das in zugänglichem Informati- ruflichen Orientierung sowie bei der Aufnahme einer onsmaterial und auf Websites transparent dargestellt betrieblichen Berufsausbildung in Deutschland zu un- sein sollte. Dieses Beratungsangebot, die Organisati- terstützen, wurden bereits einige Begleitprogramme on des Aufenthaltes, die umfassende Information zu entwickelt und durchgeführt, zuletzt für den Zeitraum Ausbildungsmöglichkeiten sowie die die Schaffung von von 2013 bis 2020 das Sonderprogramm des Bun- Zugängen zu Betriebspraktika sollen im Folgenden un- des „Förderung der beruflichen Mobilität von ausbil- ter dem Begriff „Explore_D“ entwickelt und schließlich dungsinteressierten Jugendlichen aus Europa (Mobi- von allen an der strategischen Partnerschaft Beteilig- Pro-EU)”. Inhalte der Programme sind unter anderem ten, bzw. der im Bereich der Internationalen Jugend- die ausbildungsvorbereitende Unterstützung im Her- arbeit Tätigen abgestimmt und auf die jeweiligen Be- kunftsland, das Kennenlernen eines Ausbildungsbe- dürfnisse der jungen Leute angepasst, vorgehalten rufes und eines Ausbildungsbetriebes durch ein Prak- werden können – kreativ und professionell. tikum in einem Ausbildungsbetrieb in Deutschland sowie vor allem auch die sprachliche, fachliche und Für Explore_D benötigen die jeweils beteiligten Part- sozialpädagogische Praktikums- und Ausbildungsbe- ner neben den zuverlässigen Kooperationen im Aus- gleitung in Deutschland. land Kenntnisse über die Ausbildungswege in den Herkunftsländern. Zudem ist es für Länder mit hoher Seitens der Betriebe und der Zentralen Auslands- und Jugendarbeitslosigkeit von elementarem Interesse, Fachvermittlung (ZAV) wird gerne betont, dass Jugend- dass jungen Menschen gegebenenfalls im Ausland die liche aus dem EU-Ausland, die in Deutschland eine Chance geboten wird, sich beruflich zu orientieren Berufsausbildung absolvieren, hoch motiviert nach und weiterzuentwickeln. Nach einiger Zeit der Berufs- Deutschland kommen. Die Statistiken8 belegen jedoch erfahrung können sie dann ihre erworbenen Kennt- eine erhebliche Abbruchquote und auch Praxiserfah- nisse in ihrem Herkunftsland wieder einbringen, als rungen in der Beratung der Jugendlichen durch IN VIA Ausbilder/-innen arbeiten oder sogar als Selbständige und vij verdeutlichen, dass die derzeitigen Vorberei- unternehmerisch tätig werden. tungs- und Unterstützungsangebote (auch im Rahmen Ohne Kontakte zu Betrieben und Einrichtungen wie des Programms MobiPro-EU) nicht ausreichen, um die IHK, HWK, Arbeitgebern oder sozialen Einrichtungen Jugendlichen zu einem erfolgreichen Ausbildungsab- sind Praktika nicht zu organisieren. Außerdem wird schluss zu führen. es in Deutschland eine zentrale Herausforderung sein, mit den Gastfamilien zu kooperieren, um die Au-pairs für das Praktikum freizustellen. 6. vgl. Kapitel 4. mit Good-Practice-Beispielen 7. vgl. Ausbildungsbegleitung junger EU-Migrantinnen und Migranten – Leitfaden zur Vorbereitung und Begleitung während der Ausbildung in Deutschland, 2017; Kap. 2.5.: Feststellung der Unterstützungsbedarfe 8. vgl. ebd. Kap. 1 9
So empfinden viele ihre Ankunft in Deutschland auf 2.4.2 Chancen für ein neues Konzept Grund der kulturellen Unterschiede als „Kaltstart“. Ein Auf Grund dieser Analyse sollte ein neues Konzept Teil der jungen Erwachsenen hat zu Beginn des vor- entwickelt werden, das um die bisherigen Schwierig- bereitenden Praktikums offensichtlich noch keine kon- keiten weiß und versucht, sie zu vermindern. Die Po- kreten Vorstellungen über ihren Ausbildungsberuf, ein tenziale und Chancen, die im Au-pair-Programm und passgenaues Matching zum Betrieb ist auf diese Weise MobiPro-EU-Programm stecken, werden in das neue nicht möglich. Häufig sind zudem Inhalte und Ablauf Konzept übernommen. Dabei handelt es sich um fol- einer dualen Ausbildung nicht ausreichend bekannt, gende Aspekte: Schwierigkeiten in der Berufsschule werden ignoriert oder zu spät angesprochen. 1. Rolle und Potenzial der Gastfamilien nutzen: • um in familiärer Atmosphäre persönliche Stär- In Bezug auf Arbeitszeiten und Schichtarbeit sind die kung zu erhalten, Bedarfe der Betriebe und der Teilnehmer/-innen sehr • mehr Zeit zur Festigung der Sprachkenntnisse zu unterschiedlich und werden häufig nicht ausreichend haben, kommuniziert. Unregelmäßige Arbeitszeiten erschwe- • ein Wohnangebot während des Praktikums in ren jedoch die Teilnahme der jungen Menschen an Betrieben zu machen. ausbildungsbegleitenden Hilfen und Sprachkursen. Dies wiederum hat mangelnde Sprachkenntnisse zur Folge, was sich nicht nur bei Arztbesuchen, Behör- 2. Angebote durch die Träger im Rahmen der dengängen und Verwaltungsangelegenheiten (Kran- Jugendsozialarbeit (§ 13, SGB VIII Abs. 1)9: kenkasse, Versicherung, Finanzen) negativ bemerkbar • Angebote zu non-formaler Bildung macht, sondern auch in fehlenden sozialen Kontakten. • Kontakt- und Treffpunktmöglichkeiten mit Peers Wenn dann noch die Wohnsituation als abgeschieden • Freizeitgestaltung oder prekär empfunden wird, ist Heimweh vorpro- • Beratung und Information grammiert. 3. Träger als Ansprechpartner mit der Funktion als Schnittstelle für: • Gasteltern • Betriebe • Teilnehmer/-innen • Mögliche Beratungsinhalte: Informationen zur beruflichen Bildung in Deutschland für junge Menschen im EU-Ausland Lebensplanung und berufliche Perspektiven Ausbildungswege im Dualen System Unterstützungsangebote zur interkulturellen Sensibilisierung für Betriebe 4. Im Herkunftsland: Motivation wecken durch • Selbstbeteiligung, z.B. Reisekosten, Sprachkurskosten • Klären persönlicher Ziele und Wünsche • Aufbruchsstimmung • Chance auf Job und/oder Qualifizierungsmöglich- keiten wie Ausbildung oder Studium • Unterstützung durch Familie 9. vgl. auch Kap. 5.3, Ausgestaltung von Explore_ D in Deutschland 10
3. Bedarfe und Möglichkeiten für den neuen Wie waren die Deutschkenntnisse Ihres Au-Pairs zu Be- Programmvorschlag Explore_D ginn der Tätigkeit? Haben Sie mit dem Au-pair von An- fang an deutsch gesprochen oder gab es eventuell eine Ausweichsprache, wie „Englisch“, „Spanisch“ oder „Ita- Die bisher dargestellten Interviewergebnisse und lienisch“? Wie lange hat es gedauert, bis Sie sich mit Überlegungen können nur konkrete Gestalt anneh- Ihrem Au-pair gut auf Deutsch verständigen konnten? men, wenn weitere zentral Beteiligte - Gastfamilien • 50 %: Die Sprachkenntnisse waren sehr schlecht, und Betriebe – ihre Bereitschaft zur Mitwirkung sig- Verständigung auf Deutsch nicht möglich. nalisieren. Dies wurde in zwei Befragungsrunden un- • 25 %: Nach drei Monaten war eine teilweise Ver- tersucht. ständigung auf Deutsch möglich, z.T. große Fort- schritte durch Sprachkurse. • 25 %: Die Deutschkenntnisse waren von Beginn an 3.1 Darstellung der Befragung (erstaunlich) gut. 3.1.1 Interviews mit Gastfamilien Hat das Au-pair regelmäßig die Sprachschule besucht? Interviews mit den Gastfamilien von Au-pairs aus Spa- Haben Sie das Au-pair bei den Hausaufgaben bzw. bei nien und Italien der Prüfungsvorbereitung unterstützt? Befragt wurden 12 Gastfamilien aus dem Raum Köln • 83,3 % Au-pairs haben regelmäßig einen Sprach- und Leipzig zu 12 Au-pair-Verhältnissen (5 aus Italien, kurs besucht, ein Drittel davon hat die angebote- 7 aus Spanien, wobei einem Au-pair aus Spanien nach ne Unterstützung angenommen. drei Monaten gekündigt wurde und ein weiteres Au- • 37,5 % hatten durch den Abbruch des Au-pair-Ver- pair aus Spanien folgte). Die Fragen lauteten: hältnisses keine Gelegenheit mehr, den Sprach- kurs bis zum Abschluss zu besuchen. Können Sie die Merkmale der spanischen/italienischen Mentalität aus Ihrer Sicht benennen? Es sind unzählige Wie könnte man die spanischen/italienischen Au-pairs Klischees und Vorurteile im Umlauf, wie z.B. die Spa- Ihrer Meinung nach noch besser auf den Deutschland- nier/Italiener würden sehr viel Wert auf die Familie aufenthalt z.B. von der Entsendeorganisation vorberei- legen, wären ineffizient und unzuverlässig. Wie stehen ten. Sie zu diesen Klischees? • 62,5 %: Sprachlich sollte man angehende Au-pairs • 41,7 %: Diese Klischees treffen nicht zu. besser vorbereiten, Grundkenntnisse der deut- • 41,7 %: Diese Klischees treffen teilweise zu. schen Sprache sollten schon vorhanden sein. (wenig Eigeninitiative, mangelnde Selbständigkeit • 12,5 %: Das Au-pair war sehr gut vorbereitet und und Flexibilität, geringe Belastbarkeit) die Kontaktperson die ganze Zeit über erreichbar. • 16,6 %: Diese Klischees treffen vollkommen zu. • 12,5 %: Die Gastfamilie hat selber sehr viel Auf- (Unzuverlässigkeit, Unpünktlichkeit) wand in den Auswahlprozess gesteckt. • 12,5 %: keine Angaben Welche Stärken sehen Sie bei den spanischen/italieni- schen Au-pairs? • 16,7 %: keine Stärken • 16,7 %: schwer zu sagen, da die Sprachprobleme so dominant waren • 8,3 %: Sehr durchsetzungsstark, die Gastfamilie musste sich anpassen. Da das Au-pair psychische Probleme hatte, wurde das Au-pair-Verhältnis ab- gebrochen. • 58,3 %: die Au-pairs waren freundlich, humorvoll, warmherzig, offen, gingen sehr liebevoll mit den Kindern um 11
Da wir gemeinsam mit den Betrieben ein Ausbildungs- 3.1.2 Interviews mit Betrieben konzept für die Au-pairs erarbeiten wollen, beantwor- Um die Chancen von jungen Menschen aus dem eu- ten Sie uns bitte folgende Fragen: ropäischen Ausland auf ein Praktikum im Anschluss an Wären Sie damit einverstanden, dass das Au-pair einen Au-pair-Aufenthalt für ihre Berufsorientierung während des Au-pair-Aufenthaltes im Rahmen seines herauszufinden, wurden Betriebe und Einrichtungen Urlaubs ein unbezahltes Praktikum in einem Betrieb befragt, die bereits mit dem Projektpartner IN VIA macht (die Rechtslage muss natürlich noch geklärt Köln im Rahmen vom MobiPro-EU kooperieren. Inter- werden)? Das Au-pair hätte dadurch die Möglichkeit viewpartner waren: seine Eignung für einen bestimmten Beruf zu überprü- • Rezidor-Hotel Köln GmbH (Ausbildungsberufe fen. Koch und Hotelfach) • 100 %: Ja, damit wäre die Gastfamilie grundsätz- • Mariott Hotel Köln (Ausbildungsberufe Koch und lich einverstanden (davon 50 %: bitte um frühzei- Hotelfach) tige Absprache) • Hyatt Regency Cologne GmbH (Ausbildungsberu- fe Koch und Hotelfach) Wären Sie eventuell bereit, dem Au-pair einen kosten- • KSD Kölner Schiffswerft Deutz GmbH & Co. KG losen Zusatzurlaub zu geben (z.B. eine Woche)? (Ausbildungsberufe Anlagenmechaniker und In- • 75 %: Ja (davon 12,5 %: eine zusätzliche Woche dustriemechaniker) wäre kein Problem) • Sozialbetriebe Köln gemeinnützige GmbH, Fachsemi- • 25 %: Extra Urlaub eher nicht, aber das Au-pair nar für Altenpflege (Ausbildungsberuf Altenpflege) hätte die Möglichkeit mehr Leistung zu erbringen, • CBT - Caritas- Betriebsführungs- und Trägergesell- wie zum Beispiel Überstunden zu machen, um schaft mbH (Ausbildungsberuf Altenpflege) diese als Ausgleich frei zu bekommen. Sind die Betriebe bereit, zur Berufsorientierung jungen Könnten Sie sich vorstellen das Au-pair nach dem Au- Leuten in Au-pair Verhältnissen Praktika anzubieten? pair-Aufenthalt weiterhin in seinem Ausbildungsvor- Alle Betriebe aus allen Branchen können sich vorstel- haben zu unterstützen, indem Sie z.B. auf Grund der len, Praktika für junge Leute in Au-pair Verhältnissen schwierigen Wohnsituation für eine bestimmte Zeit anzubieten. Hierzu sind jedoch grundlegende Sprach- (der Probezeit im Betrieb) ein Zimmer zur Verfügung kenntnisse erforderlich. In der Altenpflege und in dem stellen? Hotelbereich sollten diese schon ausgereift sein, da- • 75 %: Ja, wird z.T. schon praktiziert mit ehem. Au- mit ein Umgang mit der jeweiligen Zielgruppe ermög- pairs licht werden kann. • 12,5 %: Zimmernutzung 6 Wochen im Anschluss möglich/ Zimmernutzung bei Verwandten Welche Form für eine Berufsorientierung könnte für • 12,5 %: Ja, dies müsste aber auf Gegenseitigkeit Betriebe möglich sein? beruhen, die Idee war, dass das Au-pair dann hin Alle Betriebe haben rückgemeldet, dass ein Einsatz von und wieder mal babysitten müsste mindestens zwei Wochen, besser 3-4 Wochen (die CBT präferiert eine Einsatzzeit von 4-6 Wochen, das Hyatt Regency Cologne GmbH von mindestens 4 Wochen) in Fazit: Grundsätzlich existiert bei Gastfamilien einer 5-Tage-Woche am sinnvollsten ist, um den jewei- eine hohe Bereitschaft zu einer über das Au- ligen Ablauf eines Unternehmens mit den unterschied- pair-Verhältnis hinausgehenden Unterstützung, lichsten Einsatzmöglichkeiten kennen zu lernen (im aber es ist auf jeden Fall eine frühzeitige und de- Hotelbereich sollten mindestens 2 Abteilungen durch- taillierte Planung notwendig. Finanziell ist zu be- laufen werden). Hierbei wird der Schichtdienst mitge- achten, dass Taschengeld, Kost und Logis sowie dacht. Bei minderjährigen Praktikantinnen und Prakti- eine eventuelle Praktikumsvergütung nicht die kanten werden z.T. Zwischenschichten eingeplant, damit Geringfügigkeitsgrenze von 450,- € überschrei- ein sicherer Heimweg sichergestellt werden kann. Der ten, um Steuer- und Sozialversicherungspflicht zu tageweise Einsatz wird als nicht effektiv angesehen, vermeiden. weil die Praktikantinnen und Praktikanten dann im- mer wieder durch die freiliegende Zeit dazwischen aus dem Ablauf herausgerissen werden. Zudem können 12
sich die jeweiligen Abteilungen nicht verlässlich auf die 4. Good-Practice-Beispiele Anwesenheit einstellen (bei möglicher Krankheit etc.). als zentrale Elemente für den Im Hotelbereich ist es ggf. möglich, nach dem Prakti- neuen Programmvorschlag kum weiter für 2-3 Tage in der Woche als Aushilfskraft zu arbeiten (Rezidor-Hotel Köln GmbH). So kann der Betrieb weitergehend prüfen, ob eine Ausbildungs- Die Befragungen der Gastfamilien und der Betriebe übernahme sicher angesteuert werden kann. machen deutlich, dass die Bereitschaft zur Unterstüt- zung in hohem Maße gegeben ist. Doch auch wenn Welcher Zeitraum eignet sich am besten? grundsätzlich der Bedarf an der Begleitung von jungen Bei der Wahl des Zeitraumes ist darauf zu achten, dass Menschen in Europa in der Phase der Berufsorientie- keine Ferienzeiten (Oster- und Herbstferien) sowie rung unstrittig ist, so ist zukünftig die Finanzierung Praktika von Schüler/-innen im Betrieb platziert wer- besonders für zeitintensive individuelle Beratungsan- den (meistens im Januar, abhängig von den Schulzei- gebote häufig ungeklärt oder sogar in Gefahr, da das ten). Die meisten Betriebe achten darauf, nicht zu viele Sonderprogramm MobiPro-EU in den nächsten Jahren Praktikantinnen und Praktikanten parallel zu beschäf- eingestellt wird. tigen, damit neben des administrativen Aufwandes Sowohl die individuelle Betreuung während des ge- auch eine gute Betreuung sichergestellt werden kann. samten Vermittlungsprozesses, als auch die Mög- Der Zeitraum sollte vor Ausbildungsbeginn des jeweili- lichkeit zu Bildung und Qualifizierung ist bei allen gen Betriebes liegen, damit eine mögliche Übernahme Projektpartner/-innenn gegeben und die Grundlage in Ausbildung angedacht werden kann. Zudem sollte für die Entwicklung des neuen Programmvorschlags genügend Arbeit vorhanden sein, um eine angemes- Explore_D. Um die bereits vorhandenen und seit lan- sene Beschäftigung im Betrieb sicher zu stellen. gem bewährten Kompetenzen zu verdeutlichen, sol- Das Praktikum muss frühzeitig angemeldet werden, da- len nun zunächst die einzelnen Programmbausteine mit der Betrieb das Zeitfenster festlegen kann (im Hy- als Good-Practice-Beispiele vorgestellt werden. att Regency Cologne GmbH bis zu einem halben Jahr). Welche Angebote von Betrieben sind gut mit dem Au- 4.1 Good-Practice: Beratung und Begleitung im pair Programm vereinbar, bzw. besonders für Frauen Herkunftsland durch Associazione - Interculturalità geeignet? & Comunicazione (InCo) Hier wurden bisherige Erfahrungswerte berücksich- tigt, d.h. nur Betriebe interviewt, die bislang auch 1. Beratung schwerpunktmäßig junge Frauen ausgebildet haben Associazione - Interculturalità & Comunicazione (InCo) (mit Ausnahme der Handwerksberufe, die mangels arbeitet seit vielen Jahren im Bereich internationa- Nachfrage nur vereinzelt junge Frauen ausbilden). So- le Mobilität für Jugendliche. „Sportello informativo“ mit wurden neben den Handwerksbetrieben ebenfalls nennt sich das Angebot für individuelle Treffen und Betriebe/ Unternehmen aus der Hotel- und Gastrono- Beratung, das InCo jeden Dienstag anbietet. Jeder miebranche sowie aus der Altenpflege interviewt (ge- Termin dauert eine Stunde. Dank einer individuellen samt: 2 Betriebe aus der Altenpflege, 3 Betriebe aus dem Beratung werden die Erwartungen und die Befürch- HoGa- Bereich. Ein Betrieb aus dem Handwerksbereich). tungen der Jugendlichen formuliert, die am Au-pair- Programm teilnehmen wollen. Fazit: grundsätzlich sind Betriebe aufgeschlossen, Es gibt unterschiedliche Themen, auf die man die allerdings werden Praktika in der Regel im Block Teilnehmer/-innen im Herkunftsland vorbereiten und unter Berücksichtigung der betrieblichen muss. Sie sollten informiert werden, damit sie wäh- Bedarfe angeboten. Auf individuelle zeitliche rend ihres Aufenthaltes im Gastland schon über die Absprachen beispielsweise mit der Gastfamilie verschiedenen Möglichkeiten in Deutschland wie FSJ, kann ein Betrieb normalerweise keine Rücksicht Arbeit, Praktikum oder duale Ausbildung Bescheid nehmen. Andere Wohnformen wie Wohngemein- wissen. schaften oder „Wohnen für Hilfe“ (s.u.) erlauben hier eine flexiblere Planung. 13
2. Die Sprache oder die bürokratischen Vorgaben bei einem länge- Für einen Aufenthalt in Deutschland sollte das Sprach- ren Aufenthalt in Deutschland kennen lernen. Es wird niveau bei der Ankunft in Deutschland mindestens bei über die Anmeldung beim Bürgeramt, die Mülltren- A2 (abgeschlossen) liegen. Folgende Angebote gibt es nung und die öffentlichen Verkehrsmittel informiert. zur sprachlichen Vorbereitung: Hilfreich ist es außerdem, Informationen über Freizei- taktivitäten und regionale Unterschiede zu geben. • Sprachtandem: Ein Sprachtandem ist eine der besten Möglichkeiten, die Kenntnisse einer 6. Erste-Hilfe-Kurs Fremdsprache zu vertiefen, weil sich dabei zwei Es ist wichtig, dass die Teilnehmer/-innen einen Muttersprachler/-innen verschiedener Sprachen 16-Stunden-Erstehilfekurs besuchen. Themen und An- direkt miteinander austauschen und sich gegen- wendungen sollten unter anderem die folgenden sein: seitig helfen können. Die Teilnehmer/-innen kön- nen eine Anzeige aushängen (z.B. in der Biblio- • Eigenschutz und Absichern von Unfällen thek), sich an die lokalen Universitäten wenden, in • Helfen bei Unfällen, Wundversorgung Facebook suchen... • Umgang mit Gelenkverletzungen und Knochen- • Internetgestützte Sprachkurse wie z.B. Duolingo brüchen, Verbrennungen, Hitze-/Kälteschäden, (kostenlos) Verätzungen, Vergiftungen, lebensrettende So- • Sprachschulen fortmaßnahmen wie stabile Seitenlage und Wie- derbelebung 3. Interkulturelle Vorbereitung InCo bietet zudem ein „Pre-departure training“ für die 7. Anerkennung von Abschlüssen Teilnehmer/-innen an. Es handelt sich um eine „Inter- Beratung zur Bescheinigung und Anerkennung von kulturelle Vorbereitung“ sowohl für kleinere Gruppen Schul- und Studienabschlüssen: (Peer to Peer) als auch für einzelne Leute. In Work- Die ENIC NARIC Zentren sind europäisch anerkannte shops und Seminaren haben die Teilnehmer/-innen Institutionen, die Informationen über die Verfahren beispielsweise durch Rollenspiele als Mittel non-for- zur Verfügung stellen, um einen reglementierten Be- maler Bildung die Möglichkeit, sich über interkultu- ruf im Ausland auszuüben oder um eine Bescheini- relle Kommunikation, über Stereotype und Vorurteile gung für ein Studium im Ausland zu erhalten. bewusst zu werden. Während dieser Treffen ist es wichtig, den Teilnehmer/-innen die verschiedenen Le- bensweisen in Deutschland zu erklären und beispiels- 4.2 Good Practice: weise die unterschiedlichen Auffassungen von Kinder- Beratung und Begleitung in Deutschland erziehung zu thematisieren. 4.2.1 Angebote zu Anschlussmöglichkeiten nach der 4. Treffen ehemaliger Au-pairs Zeit als Au-pair im internationalen Jungendclub des vij (peer to peer education) Nürnberg Ehemalige Au-pairs und junge Frauen, die diese Erfah- In den internationalen Jugendclub des Vereins für In- rung als Au-pair im Ausland machen möchten, kom- ternationale Jugendarbeit (vij) Nürnberg mit seinen men miteinander in Kontakt. So können sie gegensei- Freizeit- und Beratungsangeboten kommen vor allem tig Informationen austauschen. Au-pairs, die über den vij, einem bundesweit vertre- tenen diakonischen Fachverband, vermittelt wurden. 5. Vorbereitungsworkshop/Infoveranstaltung über Aber auch junge Menschen sind hier anzutreffen, die Deutschland über die verschiedensten Wege nach Nürnberg ge- Für die Vorbereitung der Teilnehmer/-innen ist es kommen sind und hier eine Anlaufstelle suchen. Ne- essentiell, Vorbereitungsworkshops und Infover- ben der Au-pair-Vermittlung und Beratung betreibt anstaltungen zum Thema Deutschland, oder über der vij Nürnberg ein Wohnheim und ist in der Zuwan- Deutschland zu organisieren. Für die Informations- derungsbegleitung sowie der häuslichen Betreuung veranstaltung stehen Multimediamaterialien zur Ver- aktiv. fügung: kurze Filme oder Videos werden angeschaut, in denen die Teilnehmer/-innen das politische System 14
Über Anschlussmöglichkeiten nach dem Au-pair bie- Studium tet der vij Nürnberg Gruppenveranstaltungen zu ver- Seltener geworden ist in den letzten Jahren die Bera- schiedenen Themen an, die vierteljährlich stattfinden tung zur Studienmöglichkeit. Dies liegt vor allem an sowie bei Bedarf auch in Einzelgesprächen. Dabei wer- den hohen Kosten für den Lebensunterhalt, den die den auch bisheriger Lebenslauf, Abschlüsse, Studien jungen Menschen selbst bestreiten müssen, während usw. einbezogen, um zu sehen, welche Möglichkeiten sie bei FSJ sowie Ausbildung zumindest die Grundver- sich anbieten und zu welchen Themen eine Beratung sorgung gesichert haben. Beratungen finden vor allem sinnvoll ist. zu Anerkennungsmöglichkeit und Finanzierung statt, außerdem zu den Studienberatungsstellen Erlangen/ Freiwilligendienste Nürnberg. Interesse besteht vor allem am Sprachstu- Am häufigsten finden Beratungen zu einem Freiwilli- dium (Deutsch und Englisch), aber auch an internatio- gen Sozialen Jahr (FSJ) oder einem Bundesfreiwilligen- nalen Wirtschaftswissenschaften oder Informatik und dienst (BFD) bei jungen Menschen über 27 Jahren statt. technischen Studienfächern, besonders bei jungen Hierbei ist es den jungen Menschen vor allem wichtig, Männern. Adressen für die Bewerbung zu erhalten – in Nürnberg Bei den Ratsuchenden handelt es sich meist um Au- wird eng mit dem Internationalen Bund sowie mit der pairs, die vom vij Nürnberg vermittelt und betreut Diakonie zusammengearbeitet. Außerdem werden bei werden. Die Angebote des internationalen Jugend- Nachfrage schon Bewerbungsunterlagen ausgedruckt, clubs finden in einer vertrauensvollen Atmosphäre zusammen besprochen und unklare Fragen in der Be- statt, die jederzeit persönliche Ansprache sowie den werbung zusammen bearbeitet. Die meisten jungen kontinuierlichen Austausch über den Fortschritt bei Frauen bewerben sich für eine Stelle im Klinikum oder Bewerbung und Planung ermöglicht. Dies ist den jun- in Pflegeheimen, vereinzelt auch in Kindergärten und gen Menschen wichtig, da sie häufig sehr unsicher in der Heilpädagogik. Selten gibt es auch Interesse an sind und nicht wissen, wann welche Schritte als nächs- einem Freiwilligen Ökologischen Jahr. tes folgen müssen. Ausbildung Über die Gastfamilien, die über Jahre hinweg vom vij In den letzten Jahren finden zunehmend Beratungen betreut werden sowie über eine geschlossene Face- zu Ausbildungsmöglichkeiten statt. Hierbei stehen vor book Gruppe, in der alle Au-pairs des vij aufgenom- allem Bereiche im Mittelpunkt, in denen es gute Chan- men sind, ist der vij Nürnberg über den weiteren cen gibt. Der vij ist auch immer in engem Kontakt mit Werdegang der meisten Au-pairs informiert. Viele Au- den Gastfamilien, die ihre Au-pairs bei Stellensuche, pairs bleiben dem vij auch über Jahre nach ihrem Au- Bewerbung und Bewerbungsgesprächen gerne unter- pair Jahr verbunden und melden sich immer wieder stützen und beratend zur Seite stehen. mit Neuigkeiten aus ihrem Leben. Viele der Au-pairs, die ein Freiwilliges Soziales Jahr absolviert haben, können im Anschluss (vor allen in den Kliniken) gleich eine Ausbildung beginnen, häufig in der gleichen Abteilung, in der sie das FSJ absolviert haben. D.h. vor allem Au-pairs, die eine Ausbildung als Krankenschwester oder Pflegekraft machen möchten, haben sehr gute Chancen, einen Ausbildungsplatz zu erhalten. Interesse besteht aber auch an Ausbildungs- plätzen im Hotel- und Tourismusbereich sowie in der Gastronomie und bei Speditionen, die international arbeiten. 15
4.2.2 Integrationsunterstützende Angebote für junge den ein, gemeinsam aktiv zu werden und miteinander Migrantinnen und Migranten im ClubIn Internationaler in Kontakt zu treten, auch wenn man sich sprachlich Treff des vij München noch nicht sehr gut verständigen kann und erleichtern Der ClubIn ist Internationaler Treffpunkt in der Trä- somit das Ankommen. Informationsveranstaltungen, gerschaft des vij München und berät junge Menschen Beratungs- und Bildungsangebote unterstützen den aus dem Ausland im Alter von 17 bis 27, die über ver- Integrationsprozess.10 schiedene Wege und aus unterschiedlichen Motiven nach München gekommen sind. Ziel des ClubIn ist es, Beratung und Begleitung jungen Menschen das Ankommen in einer fremden Während der offenen Clubabende können sich die Umgebung zu erleichtern und sie zu unterstützen, Besucher/-innen mit ihren Anliegen und Fragen auf sich über einen kurzen Zeitraum oder langfristig in niederschwellige Weise direkt an erfahrene Sozialpä- Deutschland zu integrieren. dagoginnen und -pädagogen sowie an ehrenamtliche Mitarbeiter/-innen, die ähnliche Wege der Migration Kontakt und Treffpunkt (als Au-pair oder Freiwillige nach Deutschland dann Der offene Treffpunkt (zweimal wöchentlich am Ausbildung oder Studium etc.) gegangen sind, wen- Abend) stellt eine wichtige Anlaufstelle für junge Leu- den. Gerade die Peer-Beratung genießt im ClubIn te aus dem Ausland dar, die fern von der Heimat in hohe Attraktivität. Junge Migrantinnen und Migranten einer für sie oftmals fremden Umgebung Fuß fassen engagieren sich ehrenamtlich im ClubIn und werden müssen bzw. wollen. Der Aufbau eines Freundeskrei- u.a. zu Expertinnen/Experten und Multiplikatorinnen/ ses ist für die Integration sicher genauso wichtig, wie Multiplikatoren. D.h. sie beraten zu Fragen der berufli- das Bestehen der Deutschprüfung. Der ClubIn – ein chen Lebensplanung. Sie geben ihre Erfahrungen und entspannter Ort, wo man die Freizeit verbringen oder ihr Wissen weiter. vom Alltag abschalten kann, weder Azubi noch Au-pair Zwischen Tür und Angel können erste Gespräche ge- oder Studierende/r ist, sondern einfach ein neugieri- führt werden. Bei Bedarf kann ein individueller Termin ger, junger Mensch mit dem Bedürfnis nach Unbe- vereinbart werden. schwertheit, Kontakten und Spaß mit Gleichaltrigen. Zudem finden regelmäßig Gruppenberatungen, In- An den offenen Clubabenden begegnen sich junge Leu- formationsveranstaltungen und Bildungsangebote te unterschiedlicher kultureller Herkunft, die teilweise statt. Die Angebote werden entweder von den haupt- in der gleichen Situation sind und damit die gleichen amtlichen Sozialpädagoginnen, von ehrenamtlichen Alltagsthemen und Herausforderungen zu bewältigen Mitarbeiterinnen (peer-to-peer) sowie von externen haben. Dadurch entsteht ein Gefühl der Zugehörig- Referentinnen und Referenten durchgeführt. Die In- keit. Es treffen aber auch gerade in München Ange- halte richten sich nach den jeweiligen Bedarfen und kommene auf junge Leute, die bereits schon länger in thematisieren die weitere Lebensplanung rund um Deutschland sind und schon einige gelungene Integra- Ausbildung, Studium und Beruf sowie Fragen des Au- tionsschritte wie Erlernen der Sprache, Deutschzertifi- pair-Aufenthalts. kat, Immatrikulation an der Uni oder eine erfolgreiche Zur Wirkungsorientierung werden Feedbackbögen Bewerbung für eine Ausbildung gemeistert haben. Po- verteilt und ausgefüllt, die Auskunft darüber geben, sitive Beispiele und Vorbilder machen Mut. Wer Hilfe- wie die unterschiedlichen Angebote bei den Teilneh- stellung bekommen hat, kommt gerne wieder. menden ankamen bzw. wie sie diese bewerten. Hie- Gleichzeitig finden über den niederschwelligen of- raus ging bisher hervor, dass die Angebote als durch- fenen Kontakt- und Treffpunkt eine Vielzahl von jun- weg positiv und sehr hilfreich bewertet werden. Ganz gen Menschen mit Migrationshintergrund (Au-pairs, generell brauchen die jungen Leute Hilfestellung, sich Studierende, Freiwillige in Sozialen Diensten, Prakti- im Dschungel der Richtlinien bei der Planung ihrer be- kantinnen und Praktikanten, Berufsanfänger/-innen, ruflichen Zukunft in Deutschland zurechtzufinden und Auszubildende, junge Geflüchtete) Zugang zu interak- sich zu orientieren, welcher Weg für sie am sinnvolls- tiven und kreativen Angeboten wie Tanzen, Sport oder ten erscheint. Am effektivsten ist eine individuelle Be- Werken im Kunstatelier. Diese Freizeitaktivitäten la- ratung, die den bisherigen Werdegang berücksichtigt. 10. Sehr anschaulich dargestellt in dem Video zur Clubarbeit, anzusehen unter: https://www.youtube.com/watch?v=rYGvuGCo5y0 oder auf http://www.vij-muenchen.de/de/clubin 16
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