Selbstverwaltet - Kulturbüro Sachsen eV
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impressum Kontakt zu den Herausgeber*innen Arbeitsgruppe Eigenständige Jugendpolitik in Sachsen c/o JUST – Jugendstiftung Sachsen Neefestraße 82 09119 Chemnitz Telefon: (0371) 5 33 64 - 30 Fax: (0371) 5 33 64 - 26 E-Mail: info@jugendstiftung-sachsen.de www.jugendstiftung-sachsen.de 1. Auflage: 1.000 Stück Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung der Herausgeber*innen Fotos: Herausgeber*innen und portraitierte Projekte Lektorat: Stefanie Bunge Layout und Satz: Mathias Engert Dezember 2020 Wer ist die AG Eigenständige Jugendpolitik? Wir sind ein Zusammenschluss von Menschen, die sich dafür einsetzen, dass Jugendliche mehr in politischen Entscheidungen in Sachsen bedacht werden. Wir organisieren dafür Veranstaltungen für Fachmenschen, um herauszufinden, was vor Ort noch besser gemacht werden kann, um junge Menschen zu beteiligen. Wir drehen Videos mit Jugendlichen, in denen sie selbst sagen können, was sie für sich wollen, und teilen diese dann in Sozialen Netzwerken und zeigen sie auf unseren Veranstaltungen. Wir treffen uns mit Verantwortlichen aus verschiedenen Parteien, Ministerien und Verwaltungen, um mit Ihnen über jugendgerechtere Politik und Entscheidungsverfahren zu diskutieren. Wir starten gezielt Projekte, um nicht nur über neue Wege zu sprechen, sondern um auf ihnen auch loszugehen.
#dasmachenwirselbst – los geht´s! inhalt Versuch einer Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 Braucht Ihr in Eurem selbstverwalteten Club die professionelle Unterstützung der Jugendarbeit? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 Kein Freiraum für Diskriminierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 Jugendtreffs mal ganz praktisch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 #dasmachenwirselbst – Jugendräume ✖ Kemnitzer Kulturjugend . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 ✖ Jugendgruppe Bieberstein . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 ✖ Go-Team Colditz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24 ✖ Jugendclub Böhrigen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28 ✖ Jugendtreff Hainichen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32 ✖ Jugendumweltgruppe Grüne Welle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36 ✖ Jugendclub am alten Bad in Leubsdorf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40 ✖ Doro40 in Limbach-Oberfrohna . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44 ✖ Jugendbuffet Späti Zwickau . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48 ✖ Jugendclub Brauna . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52 ✖ Jugendclub Jiedlitz e. V. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56 ✖ Jugendclub Kleinwolmsdorf e. V. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60 dasmachenwirselbst – step by step! step by step zum Jugendclubglück . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64 Finanzierung eures Jugendclubs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 66 Jugendräume – Überblick zu Vielfalt und Varianten . . . . . . . . . . . . . . . . 68 Herausgeber*innen stellen sich vor . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 82 3
#dasmachenwirselbst Versuch einer Einleitung Diese Broschüre berichtet über engagierte junge Menschen, die sich mit viel Freude etwas Eigenes aufgebaut haben. Wir möchten damit Euch junge Menschen, die eigene Projekte um- setzen oder einen eigenen Jugendraum suchen und aufbauen, unterstützen. Die Broschüre ist auch als Anregung für Perso- nen gedacht, die Euch in Eurem Tun begleiten. Wir haben uns 2020 auf den Weg gemacht, mit Jugendlichen in Sachsen über ihre Ideen und deren Umsetzung zu sprechen. Dabei sind wir einer bunten Vielfalt von Menschen mit ihren Leidenschaften und Aktivitäten begegnet. Die einen haben sich einen eigenen Raum eingerichtet, ein Haus erschlossen oder ei- nen Bauwagen ausgebaut. Andere sind in Umweltgruppen, poli- tischen Initiativen und kulturellen Veranstaltungsteams regel- mäßig aktiv. Mit ihren Veranstaltungen und Engagement helfen sie dabei, die Welt im Kleinen wie im Großen zu verändern. Wir schauten auch jungen Menschen über die Schultern, die sich vor Ort in die Kommunalpolitik einklinken, ihre Themen setzen und die Gemeinwesen (mit)gestalten. Zwölf Gruppen werden mit Steckbriefen in dieser Broschüre vorgestellt. Die Erfahrungen dieser zwölf Erfolgsgeschichten haben wir ge- meinsam ausgewertet und mit unseren eigenen Erlebnissen ver- knüpft. Davon handeln die anderen Seiten dieser Broschüre. Hier haben wir Tipps und Ratschläge für Euch zusammengestellt. Au- ßerdem findet Ihr regelmäßig Infoboxen im Heft, in denen ganz alltagspraktische Hinweise für gemeinsame Jugendprojekte ge- geben werden. Wir haben eine „step-by-step“ Seite eingefügt, die Anregungen für diejenigen von Euch gibt, die ganz am Anfang stehen. Es gibt zudem kleine Texte im Heft, die auch als Argumen- te für Eltern oder Bürgermeister*innen etc. bei Euch vor Ort die- nen können. Warum ist Selbstverwaltung etwas Tolles für junge 4
Menschen? Wie verhält es sich eigentlich mit demo- kratischen und antirassistischen Standards? Und schließlich findet Ihr Hinweise zu uns Autor*innen sowie Links zu anderen tollen Angeboten. An diesem Heft haben sich Almuth, Simone, Man- dy, Elli, Torsten und Ricardo beteiligt. Wir arbeiten bei sachsenweiten und lokalen Organisationen, die sich für die Belange von Jugendlichen stark machen, teilweise finanziell fördern und immer ansprechbar sind, wenn es Fragen hinsichtlich der Umsetzung von Jugendangeboten gibt. Wir sind seit vielen Jahren mit jungen Menschen gemeinsam unter- wegs und freuen uns in der Arbeit darüber, wenn wir ein hilfreiches Heft oder Tool nutzen oder über- Infoboxen geben können. Und wir hoffen natürlich, dass diese Broschüre eine erste Anregung und Informations- Infoboxen geben Euch Tipps, Hin- weise, Infos und weiterführende sammlung für Eure eigenen Aktivitäten sein kann. Links, die Euch unterstützen sollen, Je nachdem, wo Ihr gerade steht, ist es auch ein Heft wenn Ihr Euch mit dem Gedanken mit Argumenten und Ideen zur Überzeugung Eurer beschäftigt, einen selbstverwalte- ten Jugendclub aufzubauen. Eltern und anderer Personen bei Euch vor Ort oder als Gesprächsangebot für Begleitpersonen von Ju- gendgruppen. Die Broschüre ist nicht allein. Vielmehr wird das Heft interaktiv durch die Webseite ➜ www.dasmachenwir.de ergänzt. Auf die- ser Seite sammeln wir umfangreiche Materialien, Informatio- nen und Dokus an und füllen damit die Webseite Stück für Stück mit Leben. Viel Spaß beim Stöbern! 5
Braucht Ihr in Eurem selbstverwalteten Club die professionelle Unterstützung der Jugendarbeit? Kinder- und Jugendarbeit Ihr wollt einen Ort, an dem Ihr Euch ungestört treffen Unter Kinder- und Jugendarbeit könnt, wo Ihr untereinander seid und wo keine Perso- werden die pädagogischen An- gebote verstanden, die jenseits nen „kontrollieren“. Ihr wollt rumhängen, quatschen von Schule und Familie bestehen. oder vielleicht auch einfach nur mit dem Smartphone Das ist eine ganze Menge und so spielen. Gibt es diese Orte und Räume nicht, könnte sprechen wir bspw. von Jugend- arbeit, wenn es um den selbst- die Idee eines eigenen Treffs entstehen, welcher von organisierten Treff, das haupt- und mit Euch selbstverwaltet und selbstorganisiert amtlich geleitete Jugendhaus, die wird. internationale Jugendbegegnung oder auch die organisierte Som- merfreizeit an der Ostsee geht. Einen selbstverwalteten Jugendclub aufzubauen, be- Angebote der Jugendarbeit sind deutet viel mehr, als nur einen Raum zu haben, in dem grundsätzlich freiwillig und ohne Ihr Euch treffen könnt. Es heißt auch, die Übernahme Leistungsdruck, sie ermöglichen gemeinsame Erfahrungen und von Verantwortung für eine Aufgabe, die in einer Pha- richten sich nach den Bedürfnis- se des sich selbst Findens und sich Ausprobierens he- sen junger Menschen. rausfordernd sein kann. Und trotzdem ist es vor allem etwas Besonderes und Eigenes, was Spaß macht und wo Selbständigkeit und Eigenverantwortung gelernt werden können. Ihr lernt gemeinsam zu entscheiden, was im Club laufen soll und wie die Regeln umgesetzt werden. Bei Problemen oder Herausforderungen wird mit- einander diskutiert und nach Lösungen gesucht. Die Diskussionen und Auseinandersetzungen machen natürlich nicht immer nur Spaß und können auch un- angenehm sein. Manchmal dauert die Lösungsfindung ziemlich lange. Es kann passieren, dass zwischendurch 6
jemand keinen Bock mehr hat und „aussteigt“. Vielleicht wird auch keine gemeinsame Lösung gefunden. Im Grunde habt Ihr ja aber alle das gleiche Ziel: Euren Ort nach Euren Vorstellungen zu gestalten und eigene Ideen umzusetzen. Ihr habt einen eigenen Treff vor Ort und eine aufregende span- nende Jugendzeit mit Euren Freunden und Freundinnen. Eure Erfahrungen mit diesem selbstverwalteten Ort tragen einen wesentlichen Teil für die Attraktivität Eurer Kommune bei, da es für junge Familien wichtig ist, dort hinzuziehen, wo es auch für ihre Kinder Angebote der Freizeitgestaltung gibt. Zudem keh- ren Menschen auch gern an genau diesen Ort zurück, an dem sie eine tolle Jugendzeit erlebt haben. Auf die gesammelten Erfahrungen, die Ihr macht, wenn Ihr Euch aktiv einbringt und dabei mitgestaltet, könnt Ihr auch später noch oft zurückgreifen. Nun aber die spannende Frage: Braucht Euer selbstverwalteter Jugendtreff nun unbedingt Jugendarbeiter*innen als Unterstüt- zung? Wenn Ihr gemeinsam etwas planen und umsetzen wollt, werdet Ihr Euer Projekt in die Hand nehmen und es mit oder ohne Unterstützung von Jugendarbeiter*innen versuchen um- zusetzen, soviel steht fest! Jugendarbeiter*innen können Euch jedoch begleiten und bera- ten, wenn dies benötigt wird. Sie können erste Ansprechperso- nen sein, wenn Fragen auftauchen wie z. B., ✖ Wem gehört der Raum, der genutzt werden soll? ✖ Welche Möglichkeiten der Umsetzung gibt es für Euch, um Gelder zu beantragen? ✖ Wie können Nutzungsverträge aussehen und wer ist dafür überhaupt verantwortlich? ✖ Braucht es Versicherungen und welche Regelungen sind wirklich notwendig? Professionelle Ansprechpersonen können in vielen Fällen er- mutigen und motivieren. Sie können zudem „Anker“ in regel- mäßigen Gesprächen sein, die auch die zwischenmenschlichen Beziehungen und Konflikte thematisieren oder persönliche Herausforderungen bearbeiten. Jugendarbeiter*innen unter- 7
stützen Euch in dem, was Ihr wollt und beraten Euch bei der Umsetzung. Sie sind offen für alle Themen, die Ihr mitbringt und begegnen Euch mit Wertschätzung und Transparenz. Sie unter- stützen und begleiten, ohne dabei zu bevormunden und lassen Euch Eure eigenen Erfahrungen machen. Die Begleitung von selbstverwalteten Jugendtreffs durch Fachkräfte der Jugend- arbeit, sofern vorhanden, soll hilfreich sein. In Eurer Gemeinde- oder Stadtverwaltung erfahrt Ihr, ob und wo es Jugendarbeiter und Jugendarbeiterinnen gibt, die Ihr mit Euren Ideen, Gedanken oder Problemen ansprechen könnt. Mandy Wiesner Sächsische Landjugend e.V. Simone Stüber LAK Mobile Jugendarbeit Sachsen e.V. Almuth Heinrich, Ina Lorenz & Daniel Krellmann Kulturbüro Sachsen e.V. Torsten Kluge & Elisabeth Leyer Netzwerk für Kinder- und Jugendarbeit e.V. Ricardo Glaser Jugendstiftung Sachsen 8
Kein Freiraum für Diskriminierung Rechtes Gedankengut ist an vielen Orten in Sachsen und dar- über hinaus weit verbreitet. Besonders für diejenigen, die auf- grund ihrer Hautfarbe, ihrer Herkunft, ihrer sexuellen Vorlieben oder anderer Merkmale von rechten Ausgrenzungen betroffen sind, stellt dies ein großes Problem dar. Kein Individuum hat sich selbst ausgesucht, wo es geboren ist. Das gleiche gilt für die Hautfarbe oder die Frage, in wen oder welches Geschlecht sich irgendwer verliebt. Wer selbst nicht diskriminiert wird, weil die Person zur Mehr- heitsgesellschaft gehört, kann über den ein oder anderen rech- ten Witz im Alltag vielleicht leicht hinwegsehen. Wenn du aller- dings Träger*in eines Merkmals bist, dass dich zum Angriffsziel für diskriminierende Sprüche oder Anfeindungen macht, dann ist das Ganze nicht mehr lustig. Die eigene Herkunft, die Haut- farbe, das Geschlecht oder deine sexuellen Vorlieben kannst du nicht einfach ablegen. Tagtäglich deshalb angefeindet zu werden, führt zu einer unvorstellbaren Belastung. Eine rechte Meinung zu haben und andere zu diskriminieren, ist hingegen eine bewusste Entscheidung. Niemand wird gezwungen, aus- grenzend gegenüber anderen zu denken und zu handeln. Die Idee der selbstverwalteten Freiräume und Jugendclubs ist eine Idee von Menschen, die in ihren Räumen keine Diskrimi- nierung hinnehmen wollen. In ihnen können sich alle Menschen unabhängig von Hautfarbe, Religion, Herkunft, sexueller Orien- tierung oder anderen ihnen zugeschriebenen Merkmalen frei bewegen und entfalten. Kurz, sie sind ein Rückzugs- und Entfal- tungsraum für Menschen, die sonst Diskriminierung ausgesetzt sind. Sie sind somit rassismuskritische Räume. Dass bedeutet, dass sie nicht nur Verständnis gegenüber Einzelnen und Grup- pen mit Rassismuserfahrungen haben. Diese Räume sollten ihre eigenen Handlungsspielräume zur Umsetzung gerechter Ver- 9
Rassismus hältnisse, unabhängig von Aufenthaltstitel, Religion, Unter Rassismus versteht man Hautfarbe, sexuelle Orientierung etc. ausnutzen. die Einteilung von Menschen in dazugehörig oder nicht-dazuge- hörig anhand von äußerer, unver- Dieser Zustand stellt sich jedoch nicht automatisch änderlicher Merkmale, wie z. B. her, sondern hängt davon ab, wie Ihr Euch selbst posi- Hautfarbe oder Herkunft. Die Dazugehörigkeit zur Mehrheits- tioniert. Es hat sich gezeigt, dass es immer wieder Situ- gesellschaft wird bei diesen Men- ationen gibt, in denen es notwendig ist, menschenver- schen infrage gestellt. Sie werden achtenden Statements oder rechten Strukturen klar als die Anderen konstruiert, die sich ständig für irgendetwas zu widersprechen. Außerdem brauchen diejenigen, rechtfertigen müssen. Aufrecht- die von Diskriminierung betroffen sind, Unterstüt- erhalten wird diese Ungleichheit zung und Stärkung. durch diejenigen, die sich selbst als dazugehörig verstehen. Ein selbstverwalteter Jugendclub kann hier die Chan- ce bieten, ein Schutz- und Entfaltungsraum für all die zu sein, die sich sonst im Ort mit rechten Anfeindungen ausei- nandersetzen müssen oder täglich mit Rassismus konfrontiert werden. Hier können Menschen aktiv werden, Vertrauen in Ihrem Tun erleben und die Betroffenenrolle verlassen, in die sie täglich gedrängt werden. An einigen Orten in Sachsen findet Ihr diese Orte bereits als Anlaufstelle und Wohlfühlplätze für Men- schen, die sich klar gegen Rassismus und Menschenfeindlichkeit positionieren. Blättert einfachmal die nachfolgenden Steckbrie- fe durch. 10
Doch was könnt Ihr noch machen, damit Euer selbstverwalte- ter Jugendclub ein Ort ohne Diskriminierung wird? Wenn Ihr sichergehen wollt, dass rechtes Gedankengut bei Euch keinen Platz findet, ist es hilfreich, sich vorher ein paar Gedanken dazu zu machen. Es gibt viele Wege und Tipps, wie ein solcher Raum für rechtsorientierte Cliquen unattraktiv gemacht werden kann. Beispielsweise könnt Ihr bereits in der Hausordnung verankern, dass im Club niemand aufgrund seiner Hautfarbe, Herkunft, Re- ligionszugehörigkeit oder sexuellen Identität diskriminiert oder ausgeschlossen werden darf. Dies bietet Euch die Möglichkeit, dass Ihr (sollte es zu solchem Verhalten kommen) Euch auf die Hausordnung berufen könnt. Gleiches gilt für die Nutzungsver- einbarung, sofern Ihr eine solche mit der Stadt, der Gemeinde oder wem auch immer abschließt. Auch die Raumgestaltung kann eine Botschaft sein, ob sich rech- te Jugendliche im Club wohlfühlen werden oder unerwünscht sind. Poster, Flyer, Graffiti etc. können schon frühzeitig signali- sieren, dass rechte Hetze hier nicht toleriert wird. Macht Euch Eure eigne Haltung als Gruppe klar. Was soll Euer gemeinsames Leitbild sein, also auf welche Werte könnt Ihr Euch alle einigen? Wofür wollt Ihr stehen, was wollt Ihr nach außen hin vertreten? Es kann auch sinnvoll sein, sich hierfür eine externe Moderation einzuladen, welche Euch begleitet und si- cherstellt, dass alle Bedürfnisse in der Gruppe berücksichtigt werden. Hierzu könnt Ihr gern all die Vereine und Menschen an- fragen, die an dieser Broschüre mitgewirkt haben. Nicht zuletzt sind es Eure Veranstaltungen, die Euren Club und dessen Wahrnehmung in der Öffentlichkeit prägen. Versucht in Eurer Planung möglichst alle mit einzubeziehen. Sprecht mit den Menschen, für und mit denen Ihr Veranstaltungen machen wollt. Ladet Euch Leute ein, die vielleicht selbst nicht zur Mehr- heitsgesellschaft gehören und über Ihre eigenen Erfahrungen berichten können. Auch hier könnt Ihr uns gern fragen, falls Ihr dafür Unterstützung benötigt. 11
Jugendtreffs mal ganz praktisch! Jugendräume sind vielfältig – so vielfältig, wie die Zahl an Städ- ten und Dörfern in unserem Freistaat. Da jede Jugendgruppe sich anders zusammensetzt, unterschiedliche Talente, Stärken, (Schwächen) und Ideen einbringt, variieren auch die Arten von Clubs und Treffs sehr. Welche Treffform Euch geeignet er- scheint, entscheidet Ihr. Dabei hängt es natürlich auch davon ab, welche Orte überhaupt zur Verfügung stehen, wie groß Eure Gruppe ist und wie viel Ihr in eigener Verantwortung für den Treff investieren wollt. Im Folgenden findet Ihr eine Auswahl selbstorganisierter Ju- gendräume, die beispielhaft für eine Mehrheit der Treffpunkte in unserer Region stehen und von denen angenommen werden kann, dass diese Formen auch weiter Zukunft haben werden. Dazu wurden Interviews geführt und die gleichen Fragen von allen beantwortet. Damit die Antworten nicht zu lang sind, gibt es die gekürzte Version in Form eines so genannten Steckbriefs. Ihr könnt da gern vergleichen! Am Ende steht: Ihr müsst Eure „Wohlfühl“-Variante selbst finden, braucht aber nicht bei jeder Kleinigkeit „das Rad noch einmal neu erfinden“. Manche Heran- gehensweise ähnelt sich da schon. Die folgenden Anstriche ge- ben Euch da Beispiele, wo sich so ziemlich jede aktive Gruppe am Anfang wiederfindet. 12
Zuallererst geht es um OFFENHEIT! Ihr könnt unterschiedlicher Meinung sein. Wir leben in einer demokratischen Welt. Das heißt, Ihr solltet Euch nicht abkapseln und Lösungen finden, so dass ALLE gehört, beachtet und anerkannt werden. Gebt daher Leuten, die andere Menschen radikal und extrem auf- grund ihres äußeren Erscheinungsbildes oder ihrer inneren Einstellung aus- grenzen wollen, keine Chance! Die Erreichbarkeit des Ortes (möglichst im Wohnumfeld) ist entscheidend. Lasst diejenigen ohne motorisierten Untersatz oder gute Bus- und Bahnver- bindung da bitte nicht außen vor. In Eurer Gruppe werden nicht immer Gleichaltrige dabei sein. Wie bringt man die unterschiedlichen Themen und Interessen der jüngere und ältere Jugend- liche im Treff zusammen oder gibt ihnen extra Raum? Eure älteren Mitmenschen bringen oft den Spruch: „Klappern gehört zum Handwerk!“. Sie werden immer gern wissen wollen, was im Treff läuft. Handelt also mit diesen aus, wie viel Ihr preisgeben müsst und was völlig EURE Sache bleiben darf. Habt da Mut NEIN zu sagen, aber lasst Vermieter*innen und Umfeld nicht völlig außen vor. Schließlich haben sie dazu beigetragen, dass Ihr günstig einen Raum in Besitz nehmen könnt. Verantwortung und Regeln spielen eine große Rolle. Erfahrungsgemäß sind die Regeln der erwachsenen „Vermieter*innen“ nicht so streng wie die, welche die Gruppe sich selbst auferlegt. Seid da bitte nachgiebig mit kleineren „Ver- gehen“, aber macht allen die NO GO´s deutlich! Oft ist es auch so, dass die Regelungen erst dann notwendig werden, wenn das Vertrauen in der Gruppe missbraucht wurde. Gebt einfach selbst keinen Grund, Regeln einzuführen. Es entstehen Kosten, welche finanziert werden müssen. Macht Euch da bitte zeitig einen Plan, wie Ihr das schafft und versucht Schulden machen zu umge- hen. Ach ja: „Anschreiben ist mehr oder weniger Schulden machen“ ;-).
Es gibt regelmäßige Diskussionen, wie gemeinnützig ein Jugendraum ist oder sein soll. Das heißt: die Leute im Ort wünschen sich, dass sich die Jugendtreff- Organisator*innen im kulturellen Leben, z. B. bei Dorffesten oder Weih- nachtsmärkten, einbringen. In erster Linie seid Ihr ein Treff für Euch und Eure Generation und müsst da nicht jede Geschichte mitgehen. Wenn Ihr aber Plus- punkte sammeln und ein sehr festes „Standing“ im Heimatort haben möchtet, kann Eure Beteiligung an Dorf- oder Stadtaktivitäten schon Wirkung zeigen. Das Engagement einer Gruppe für den Raum ist zeitlich auf wenige Jahre, manchmal sogar Monate, begrenzt und entwickelt ganz eigene Phänomene wie z. B. Überalterung, vorübergehenden Leerstand, An- oder Aberkennung des Raums wie auch Motivationshochs und -tiefs. Das sollte Euch bewusst sein und auch den Erwachsenen, mit denen Ihr zu tun habt. Verein oder nicht Verein? Einen Verein zu gründen, kann von Vorteil sein, da hier die private Haftung (wenn was nicht mit Absicht passiert) ganz klein gehalten wird. Ihr zählt dann als eine organisierte Gruppe und seid auch versicherungstechnisch und rechtlich besser abgesichert. Ein Verein geht aber nur, wenn es unter euch schon Volljährige (über 18 Jahre) gibt, die Verantwortung übernehmen. Wendet Euch dazu gern auch einmal an mobile Jugendarbeiter*innen oder eure Gemeinde bzw. Stadt. Die helfen bei den ersten Schritten. 14 14
So nun aber zu den Steckbriefen! Dazu interviewt wurden Engagierte aus unterschiedlichen sächsischen Gegenden. Ihr werdet sechs Varianten von Ju- gendtreffs kennenlernen – das sind bei weitem nicht alle! In der Broschüre findet Ihr daher noch einen Überblick über Jugendräume. Da Ihr Euch gerade in das Thema „reinfuchst“, hilft sicher auch ein kleiner Einblick in die Erfahrungswelten der folgen- den zwölf Macher*innen. Viel Spaß beim Lesen und Kennenlernen! 15 15
Kemnitzer Kulturjugend Modell › Jugendräume mit ehrenamtlichen Trägerverein Treffname › Kemnitzer Kulturjugend Träger des Treffs › Jugendring Oberlausitz (rechtlich), Kulturverein Kemnitz (Stadt/Gemeinde) Interviewpartner*innen › Karla Pursche & Andrea Müller ZU EUCH › Wie viele Mitglieder oder Nutzer*innen habt Ihr in welchem Alter? Wir haben ca. 30 Nutzer*innen im Alter von 12 bis 19 Jahren. › Charakterisiert in einem Satz den Ort/die Region, in der sich Euer Treff- punkt befindet! Im Ort gibt es eine tolle Gemeinschaft und ein wohlwollendes Miteinander von Jugendlichen und Erwachsenen. ORGANISATION › Gibt es bei Euch Verantwortliche und in welchen Bereichen? Wir stehen noch in den Startlöchern. Wir haben Verantwortliche in unterschied- lichen Bereichen wie Schlüsselverantwortliche oder Ansprechpersonen für den Förderverein – häufig die älteren Jugendlichen. 16
› Welche Regeln gibt es und wer hat sie gemacht? Wir haben eine Hausordnung, dabei steht das Miteinander im Vordergrund und es gibt Regeln zu Ruhe- bzw. Lärmzeiten. Wir haben die Regeln gemeinsam erstellt, schriftlich festgehalten und für alle lesbar im Club angebracht. › Was bietet Ihr an und für wen? Es soll ein Jugendtreff zum gemeinsamen Chillen und Quatschen sein. Wir denken über die Vermietung der Räume für Feiern nach. Eine Idee sind Feste und Livemu- sik im angrenzenden Park. › In welcher Form wird bei Euch Mitsprache und Beteiligung aller Mitglieder oder auch Gäste ermöglicht? Alle haben das gleiche Mitspracherecht. Bei Baumaßnahmen haben Fachperso- nen bestimmt, die Bar für den Club haben einige von uns hingegen komplett selbst gebaut und die ist super geworden. Je eigenständiger wir Jugendlichen agieren können, desto verantwortlicher fühlen wir uns aber für den Treff. EINFLUSS DER ERWACHSENEN › Wer hat den Raum zur Verfügung gestellt und unter welchen Bedingungen? Wir haben mit dem Ortschaftsrat geschaut, welche Räume zur Verfügung stehen. Der Kulturverein hat uns den Raum unter der Bedingung, dass wir bei Arbeitsein- sätzen zur Erhaltung und Pflege des umliegenden Parks mitmachen, angeboten. › Von wem werdet Ihr unterstützt und gefördert? Wo braucht Ihr Erwachsene? Beim Umbau gab es Unterstützung von der Stadt u. a. für Formalitäten. Wir brauchten Erwachsene bei Bauvorhaben. › Was sorgt eher für Stolpersteine, wenn es um Euren Raum oder Treff geht? Die Kommunikation unserer WhatsApp-Gruppe funktioniert nicht ganz so gut. Das Wohlwollen der Nachbarschaft ist ein Thema, vor allem, weil wir durch Un- bekannte Krawall im Club hatten. Es gibt Jugendliche, die ein bisschen zu den Arbeitsaufträgen geschubst werden müssen. › Wer haftet, wenn etwas passiert und (wie) seid Ihr versichert? Das sind Themen, mit denen wir uns noch auseinandersetzen müssen. › Was hindert Euch ein eingetragener Verein zu werden? Einige Jugendliche haben Vorbehalte, einen Mitgliedsbeitrag zu zahlen. Außer- dem gibt es zu wenig Volljährige, die sich trauen, einen e. V. zu gründen. Insgesamt haben wir zu wenig Erfahrung für eine Vereinsgründung. 17
JUGENDFOKUS › Durch was schafft Ihr es, dass sich besonders Jugendliche für Euren Treff- punkt interessieren? Unsere Einstellung finden viele Jugendliche interessant und cool. Wir wollen, dass die Kemnitzer Jugend zusammenhält und es für alle einen Platz bei uns gibt, wo wir uns treffen. Das sorgt für Gemeinschaft im Ort. › Was könnt ihr mit Eurem Treff an (notwendigen) Jugendangeboten nicht leisten? Durch das Gelände, an dem sich unser Raum befindet, ist fast alles möglich. Um z. B. Workshops anzubieten, benötigen wir das Interesse der Jugendlichen. ZUKUNFTSFÄHIGKEIT › Warum ist Euer Raum so wichtig? … für Dich? Karla › Mir ist wichtig, mehr Kontakt zu anderen Jugendlichen in Kemnitz zu haben und neue Freundschaften zu knüpfen. Ich will eine geile Zeit im Jugend- club haben. Andrea › Der Jugendclub ist für mich als Elternteil immer erreichbar, ich weiß wo meine Kinder sich aufhalten und mit wem. Es gibt mir auch ein gutes Ge- fühl, die anderen Eltern zu kennen und zu erreichen. … für Jugendliche im Allgemeinen? Karla › Einen Treffpunkt zu haben, an dem wir ungestört sind und unser jugendliches Ding machen können. Andrea › Jugendliche sollen ihre Freiräume ohne Eltern haben können. Das ist wichtig für ihre Entwicklung. … für den Ort? Karla › Ein zentraler Ort ist besser, weil wir dadurch nicht das ganze Dorf bei Laune halten. Andrea › Ich habe die Hoffnung, dass die jungen Menschen sich nach Ausbil- dung/Studium dazu entscheiden, wieder in ihrem Heimatort zu wohnen, wenn sie hier eine schöne Jugend verlebt haben. › Was braucht es, damit es Euren Treff auch noch in 5 oder 10 Jahren gibt? Neue Jugendliche, die Lust haben, den Treff zu gestalten und weiterzuführen. Außerdem sollte ein sicherer Schutzraum von der Stadtverwaltung oder dem Ort- schaftsrat geschaffen werden, in dem der Jugendclub existieren kann. 18
GEZ Sobald es in Eurem Jugendclub ein technisches Gerät mit Empfang von öffentlich-rechtlichen Sendern gibt, seid Ihr verpflichtet, GEZ zu be- zahlen. Ihr könnt aber entspannt bleiben. Für Jugendclubs, die ehrenamtlich geführt werden, gibt es eine Befreiung der Rundfunkgebühren. Ihr dürft nur nicht vergessen, die Befreiung zu beantragen. Wo und wie ist gut im Internet re- cherchierbar wie z. B. auf → rundfunkbeitrag.de 19
Jugendgruppe Bieberstein Modell › mobile Jugendräume als Containerbau Treffname › Jugendgruppe Bieberstein Träger des Treffs › Gemeindeverwaltung Reinsberg Interviewpartner*innen › Jakob Heisig & Jakob Jentzsch ZU EUCH › Wie viele Mitglieder oder Nutzer*innen habt Ihr in welchem Alter? Wir sind 13 Jugendliche im Alter von 19 bis 22 Jahren. › Charakterisiert in einem Satz den Ort/die Region, in der sich euer Treff- punkt befindet! Unsere Dörfer sind schön, so erleben wir unseren Lifestyle. Alle sind stolz, vom Dorf zu kommen. Es gibt zwei Schlösser, eins in Reinsberg und eins hier in Bieber- stein. ORGANISATION › Gibt es bei Euch Verantwortliche und in welchen Bereichen? Wir haben jeweils eine Person für den Vorsitz und die Stellvertretung sowie für Finanzen gewählt. Dazu gehören auch drei weitere Vorstandsmitglieder. 20
› Welche Regeln gibt es und wer hat sie gemacht? Wir haben von unserer Ansprechpartnerin bei KONTRAST (MJA) eine Zuarbeit bekommen, damit wir der Gemeinde ein Konzept für den Jugendtreff vorlegen konnten. Darin enthalten sind u. a. Rauchverbot, Lautstärke nach Gesetz, demo- kratische Werte. Alles andere wird erst geklärt, wenn der Jugendtreff steht. › Was bietet Ihr an und für wen? Wir haben eine Beteiligung bei traditionellen Gemeindefesten geplant und wir würden gern ein Fußballturnier durchführen. Partys, gemeinsame Grillabende, La- gerfeuer und regelmäßige Treffen an den Wochenenden wollen wir auch machen. › In welcher Form wird bei Euch Mitsprache und Beteiligung aller Mitglieder oder auch Gäste ermöglicht? Alle dürfen Vorschläge einbringen. Wenn die Allgemeinheit zustimmt, wird die Idee realisiert. EINFLUSS DER ERWACHSENEN › Wer hat den Raum zur Verfügung gestellt und unter welchen Bedingungen? Die Freiwillige Feuerwehr (FFW) sowie Bürgermeister und Ortschaftsrat haben die Fläche zur Verfügung gestellt. Zuerst sollte übergangsweise ein Bauwagen bereitgestellt werden. KONTRAST hat im Auftrag Container recherchiert und in Dresden gefunden. Die Gemeindeverwaltung hat sie unter der Bedingung, dass Waschraum und Toiletten vorhanden sein müssen, finanziert. Zur Absicherung mussten Satzung und Konzept erstellt werden. Jetzt ist die Baugenehmigung be- willigt worden und wir beginnen, die Unterkonstruktion zu bauen. › Von wem werdet Ihr unterstützt und gefördert? Wo braucht Ihr Erwachsene? Unterstützung erhalten wir von KONTRAST, der Gemeindeverwaltung und an- sässigen Firmen. Wir brauchen Unterstützung bei Zettelkram und bei organisato- rischen Sachen mit Behörden. Holger K. von der FFW hat uns schon mehrfach un- terstützt. Trotzdem wollen wir so viel wie möglich selbst auf die Reihe bekommen. › Was sorgt eher für Stolpersteine, wenn es um Euren Raum oder Treff geht? Einerseits hat der Bürgermeister es ermöglicht, dass wir einen Treff bekommen und er kümmert sich um die rechtlichen Dinge und andererseits hätten durch ihn auch Dinge schneller laufen können. Wir müssen ihm und der Gemeindeverwal- tung auf den Keks gehen. Absprachen wurden immer mal wieder geändert. 21
› Wer haftet, wenn etwas passiert und (wie) seid Ihr versichert? Gebäudeversicherung ist über die Gemeindeverwaltung angedacht. Ansonsten haben wir uns um solche Sachen noch keine Gedanken gemacht. › Was hindert Euch ein eingetragener Verein zu werden? Uns wurde davon abgeraten, einen e. V. zu gründen. Es gibt viele Dinge, die wir be- achten müssten. JUGENDFOKUS › Durch was schafft Ihr es, dass sich besonders Jugendliche für Euren Treff- punkt interessieren? Wir sind befreundet und auch Klassenkamerad*innen. Andere Jugendliche wür- den wir wahrscheinlich durch Veranstaltungen werben/gewinnen. › Was könnt Ihr mit Eurem Treff an (notwendigen) Jugendangeboten nicht leisten? Die Ideen sind noch nicht ganz ausgereift. Erst einmal wollen wir unseren Jugend- club haben. ZUKUNFTSFÄHIGKEIT › Warum ist Euer Raum so wichtig? … für Dich? Jakob J. › Weil wir den Familien/Eltern nicht mehr auf den Keks gehen wollen. Jakob H. › Ablenkung vom Alltag. Keine Hauspartys mehr. Wir stören keinen mehr mit unserem eigenen Treff. Dazu sollte auch Bier trinken gehören. … für Jugendliche im Allgemeinen? › Wir hätten einen eigenen Ort/Treff für uns. … für den Ort? › Bisherige andere Räume im Ort würden entlastet und Lautstärkebeschwer- den würden wahrscheinlich weniger werden. › Was braucht es, damit es euren Treff auch noch in 5 oder 10 Jahren gibt? Gute Freundschaften. Jugendclub soll stabilisiert werden (Aufbau abschließen) und Jüngere gewinnen (Nachwuchs integrieren). 22
Zusammen stark sein Wenn ein Treff entstehen soll, wird das nur funk- tionieren, wenn alle an einem Strang ziehen und zusammen auftreten. Trefft Entscheidungen am besten zusammen – zur Not diskutiert vor- her darüber, bevor es danach vielleicht zu Streit kommt. Manchmal hat es Sinn, Entscheidungen aufzuschreiben und in einem gemeinsamen „Ordner“ zu sammeln. Wenn es zu viele Aufga- ben werden, die Ihr angehen wollt, verteilt sie gerecht und lasst sie nicht auf den Schultern Einzelner lasten. Da können ruhig Eure Talen- te mit einfließen. Die eine baut halt lieber, der nächste ist ein super Organisator. Das könnt Ihr gern nutzen. 23
Go-Team Colditz Modell › Jugendkulturelle Plätze Treffname › Go-Team Colditz Träger des Treffs › Stadt Colditz Interviewpartner*innen › Emily & 2 erwachsene Begleitpersonen (Cathleen & Christian) ZU EUCH › Wie viele Mitglieder oder Nutzer*innen habt Ihr in welchem Alter? Wir organisieren uns über eine Messenger-Gruppe mit aktuell etwa 40 Mitstrei- ter*innen, davon sind 10 aktiv. › Charakterisiert in einem Satz den Ort/die Region, in der sich euer Treff- punkt befindet! Colditz ist eine kleine Stadt – ein verschlafener Ort – mit einem interessanten Zentrum, einer Jugendherberge und einem großen Freiraum, die Promenade, an der Mulde. Für unsere Aktivitäten häufig die beste Location. ORGANISATION › Gibt es bei Euch Verantwortliche und in welchen Bereichen? Die Aufgaben werden anlass- und situationsbezogen verteilt. Feste Zuständigkei- ten sind noch nicht entstanden. 24
› Welche Regeln gibt es und wer hat sie gemacht? Freiwilligkeit und keine langfristigen festen Pflichten, sondern Selbstverpflich- tung. Das Go-Team ist ein Ort, an dem wir uns frei entfalten und sinnvolle gemein- same Aktivitäten verwirklichen. Wir wollen ein offenes Angebot bleiben. › Was bietet Ihr an und für wen? Das Go-Team ist eine Jugendinitiative, die sich für mehr Beteiligung und Mitsprache junger Menschen einsetzt. Ein gemeinsamer Treff, zu dem Ideen und Projekte ausge- tauscht werden. Aktivitäten, die offen sind und öffentlich bekannt gemacht werden. Für uns ist es eine Möglichkeit, Leute zu treffen, gemeinsam etwas anzuschieben, Projekte umzusetzen. Alle jungen Leute in Colditz, die Lust haben, sich zu beteiligen und im Gemeinwesen etwas miteinander zu entwickeln, sind bei uns willkommen. › In welcher Form wird bei Euch Mitsprache und Beteiligung aller Mitglieder oder auch Gäste ermöglicht? Wir versuchen ein demokratisches Miteinander zu leben und haben einen festen Treff am Freitag, zu dem alle Themen und Aufgaben/Vereinbarungen besprochen und verteilt werden. Einzelne Themen bearbeiten wir in Gruppen, wo Einzelthe- men abgestimmt werden. Wenn es alle betrifft, dann stimmen alle ab. EINFLUSS DER ERWACHSENEN › Wer hat den Raum zur Verfügung gestellt und unter welchen Bedingungen? Die Initiative ging dabei vom Bürgermeister und Einzelpersonen aus. › Von wem werdet Ihr unterstützt und gefördert? Wo braucht Ihr Erwachsene? Unsere erwachsenen Begleitpersonen Cathleen, Pierre und Christian sind wich- tig. Sie unterstützen Treffen und Projekte, öffnen Türen und klären auch mal ein Problem. Ebenso wichtig ist die Unterstützung des Bürgermeisters. Feste An- sprechpersonen in der Kommune wären auch gut. Aber mit der neuen Kulturbe- auftragten läuft vieles. Es helfen auch Firmen aus Colditz mit Material aus und be- richten über unsere Projekte. › Was sorgt eher für Stolpersteine, wenn es um Euren Raum oder Treff geht? Die Brüche am Ende der Schule sind eine große Hürde, weil sich für viele der Ta- gesplan und häufig auch der Ort ändert. Manche Themen erzeugen viel Aufmerk- samkeit bei Erwachsenen, die für uns nicht immer nachvollziehbar sind und da hilft es, Rückhalt zu erhalten. Bürokratische Hürden/Anforderungen bei Fördermitteln sind für uns nicht immer leicht. 25
› Wer haftet, wenn etwas passiert und (wie) seid Ihr versichert? Die Aktivitäten werden als kommunale Tätigkeit abgesichert. › Was hindert Euch ein eingetragener Verein zu werden? Obwohl ein Verein uns etwas mehr Spielraum geben würde (Entscheidungen,För- dergelder etc.), haben wir uns entschieden, die Stadt im Boot zu halten. JUGENDFOKUS › Durch was schafft Ihr es, dass sich besonders Jugendliche für Euren Treff- punkt interessieren? Mir hat der Gedanke sehr gefallen, was Neues aufzubauen und selbst eigene Pro- jekte umzusetzen. Es ist schön zu sehen, wie viele Leute kommen oder auf Face- book schreiben, dass sie es toll finden. › Was könnt Ihr mit Eurem Treff an (notwendigen) Jugendangeboten nicht leisten? Eine eigene Struktur mit Verein und fester Verantwortung ist nichts für uns. ZUKUNFTSFÄHIGKEIT › Warum ist Euer Raum so wichtig? … für Dich? › Für mich ist es ein guter Raum, in dem wir uns treffen und zusammen was tun. Ich habe viele Freund*innen gefunden. … für Jugendliche im Allgemeinen? › Es macht uns glücklich. … für den Ort? › In der Stadt ist mit dem Go-Team ein anderes Bild von jungen Menschen möglich geworden – die machen was, die sind da und haben gute Ideen. Das Go-Team kann regelmäßig an der Stadtratssitzung teilnehmen und Fragen stel- len. Außerdem haben wir einen guten Zugang zum Bürgermeister, um Ideen einzubringen. Unsere Vision ist die Gründung eines Jugendparlaments. › Was braucht es, damit es euren Treff auch noch in 5 oder 10 Jahren gibt? Engagierte Jugendliche und kreative Ideen, die Unterstützung von Erwachsenen, offene Türen in der Stadt sowie Akzeptanz und Unterstützung durch den Stadtrat. 26
Sehen und gesehen werden Es ist mit Smartphone etc. schnell und unkom- pliziert möglich, ein paar Fotos zu schießen oder ein kurzes Video von Euren Treff-Fortschritt zu machen. Manche schaffen es sogar, eine kleine Chronik zu erstellen. Das ist nicht nur witzig, wenn Ihr nach Jahren auf diese Sachen schaut und seht, wie Ihr Euch selbst verändert hat. Es kann auch nützlich sein, es Euren Unterstüt- zer*innen zu zeigen oder den Verantwortlichen im Heimatort. Sie sollen ruhig sehen, dass Ihr echt etwas bewegen könnt. Denkt aber bitte daran, sich von den Darstellen- den im Foto oder Video eine Veröffentlichung genehmigen zu lassen. Jede Person hat ja ein Recht auf das eigene Bild – egal wie alt sie ist.
Jugendclub Böhrigen Modell › selbstverwaltete Jugendräume in Kommunaler Trägerschaft Treffname › Jugendclub Böhrigen Träger des Treffs › Gemeinde Striegistal Interviewpartner*innen › Sophie Wagenführ ZU EUCH › Wie viele Mitglieder oder Nutzer*innen habt Ihr in welchem Alter? Wir sind 13 Mitglieder zwischen 16 und 30 Jahren. › Charakterisiert in einem Satz den Ort/die Region, in der sich euer Treff- punkt befindet! Böhrigen ist ländlich und freundlich – irgendwie Idylle. Der Club ist in der Natur an der Striegis mit großem Freigelände. ORGANISATION › Gibt es bei Euch Verantwortliche und in welchen Bereichen? Wir haben einen Clubrat mit Leitung und Stellvertretung, eine*n Kassenverant- wortliche*n mit Stellvertretung und eine Person, die das Protokoll führt. Alle an- deren sind Mitglieder. Bei Veranstaltungen und der Reinigung übernehmen alle Aufgaben. 28
› Welche Regeln gibt es und wer hat sie gemacht? Wir haben gemeinsam eine Hausordnung mit Regeln und Sanktionen erstellt. Da- rin sind auch Punkte der Gemeinde (Lärmschutz, Jugendschutz etc.). › Was bietet Ihr an und für wen? Alle sind willkommen. Hier können Jugendliche chillen, zusammensitzen, sich aus- tauschen und Sorgen besprechen. Traditionell findet bei uns das Angrillen Anfang April ebenso wie der Weihnachtsmarkt im Dezember statt. Wir führen zwei Tanz- veranstaltungen im Jahr durch. › In welcher Form wird bei Euch Mitsprache und Beteiligung aller Mitglieder oder auch Gäste ermöglicht? Bei uns herrscht Demokratie. Alle, die anwesend sind, sind stimm- und sprechbe- rechtigt. Die Tagesordnung wird vorher im Chat bekannt gegeben, so dass auch diejenigen, die nicht da sind, sich per Ideen und Meinung einbringen können. Ent- scheidungen stimmen wir demokratisch ab, das wollen alle bei uns so. EINFLUSS DER ERWACHSENEN › Wer hat den Raum zur Verfügung gestellt und unter welchen Bedingungen? Die Gemeinde hat den Raum zur Verfügung gestellt. Die Bedingungen sind in ei- nem Nutzungsvertrag geregelt. Wir zahlen einen Teil der Betriebskosten. › Von wem werdet Ihr unterstützt und gefördert? Wo braucht Ihr Erwachsene? Die Gemeinde und die Sächsische Landjugend unterstützen uns mit Infos und Rat sowie bei Finanziellem. › Was sorgt eher für Stolpersteine, wenn es um Euren Raum oder Treff geht? In der Gemeinde gab es Entscheidungen zu Jugendräumen, die nicht mit uns be- sprochen wurden. Es gibt mitunter Nachbarschaftskonflikte. › Wer haftet, wenn etwas passiert und (wie) seid Ihr versichert? Grundsätzlich haftet die Gemeinde für das Gebäude und wir haben eine Versiche- rung für Veranstaltungen. Bei mutwilliger Zerstörung haften diejenigen Personen. › Was hindert Euch ein eingetragener Verein zu werden? Wir haben beschlossen, dies nicht zu tun. Es ist ein hoher Aufwand und es findet ein zu häufiger Mitgliederwechsel statt. Als junge Leute wollen wir uns hier nicht so lang festlegen. 29
JUGENDFOKUS › Durch was schafft Ihr es, dass sich besonders Jugendliche für Euren Treff- punkt interessieren? Wir sind selbst Jugendliche, da steht kein Erwachsener daneben. Wir organisieren Veranstaltungen für Jugendliche. Ansonsten ist es angenehm und schön – wir sind ein Ort ohne Stress und Nerv. Kids finden zu uns, weil wir sie ansprechen. › Was könnt Ihr mit Eurem Treff an (notwendigen) Jugendangeboten nicht leisten? Unterstützung in Bildungssachen usw. oder bei generellen Problemlagen – privat oder psychisch – da kommen wir an unsere Grenzen. ZUKUNFTSFÄHIGKEIT › Warum ist Euer Raum so wichtig? … für Dich? › Hier gewinne ich Abstand vom Alltag, kann abschalten und alles vergessen. Hier chille ich mit Freund*innen und mache das, was mir Spaß macht. Anderer- seits ist es ein Ort, wo ich Verantwortung übernehmen kann, wo ich Dinge plane und voranbringe. … für Jugendliche im Allgemeinen? › Es ist wichtig, den Jugendlichen einen Raum zu bieten, wo sie ihre Eigenstän- digkeit ausprobieren und entwickeln können, ihnen Vertrauen zu schenken und einen Rückzugsort zu haben. … für den Ort? › Der Raum und wir übernehmen die Funktion, Pläne für den gesamten Ort auszubrüten. Veranstaltungen, Fortschritt, Innovation: Wir sind die Zukunft. Auch in gesellschaftlichen Fragen wie Klima, Umwelt, Soziales uvm. › Was braucht es, damit es euren Treff auch noch in 5 oder 10 Jahren gibt? Wir brauchen junge Leute, die gern sozialen Umgang haben und sich nicht zu Hau- se einigeln. Menschen, die anderen helfen wollen und Aufgaben übernehmen. 30
Nutzungsvertrag/Nutzungsvereinbarung Eine Nutzungsvereinbarung oder ein Nutzungs- vertrag regelt die Nutzung eines Raumes zwischen denen, die den Raum „vermieten“ oder anbieten und Euch als Nutzende des Raumes. So eine Ver- einbarung oder ein Vertrag ist also so etwas wie ein Mietvertrag und legt fest, welche Rechte und Pflichten beide Seiten haben und ob Miete oder Nebenkosten gezahlt werden müssen. Es ist mög- lich, selbst etwas dazuzuschreiben oder Ihr stöbert im Netz mal nach Mustervorlagen wie z. B. auf der Webseite zur Broschüre → www.dasmachenwir.de
Jugendtreff Hainichen Modell › Selbstverwaltete Jugendräume unter kommunaler Verantwortung Treffname › Jugendtreff Hainichen Träger des Treffs › Stadt Hainchen Interviewpartner*innen › Nancy Knefel & Leon Kreutziger ZU EUCH › Wie viele Mitglieder oder Nutzer*innen habt Ihr in welchem Alter? Wir sind ca. 30 Mitglieder im Alter von 12 bis 26 Jahren. › Charakterisiert in einem Satz den Ort/die Region, in der sich euer Treff- punkt befindet! Der Jugendtreff befindet sich in zentraler Lage in einem Wohngebiet einer Klein- stadt. ORGANISATION › Gibt es bei Euch Verantwortliche und in welchen Bereichen? Wir haben einen Clubrat mit drei Verantwortlichen für Finanzen, für behördliche Wege sowie den Kontakt zu KONTRAST und für das Praktische wie Infoverteilung oder interne Kommunikation. 32
› Welche Regeln gibt es und wer hat sie gemacht? Es gibt eine eigene Hausordnung, welche gemeinsam für Gebäude und Gelände erstellt und der Stadtverwaltung gegeben wurde. › Was bietet Ihr an und für wen? Wir haben große Räumlichkeiten für Freizeitgestaltung wie Billiard oder „Kino“ und eigene Feiern und Workshops mit KONTRAST (z. B. Kräuterbeete angelegt) organi- siert und durchgeführt. Außerdem unterstützen wir die Stadt bei Veranstaltungen. › In welcher Form wird bei Euch Mitsprache und Beteiligung aller Mitglieder oder auch Gäste ermöglicht? Jede*r darf Ideen und Wünsche äußern, welche an den Clubvorstand herangetra- gen werden. Alle werden darüber in regelmäßigen Mitgliedersitzungen informiert und bei der Planung beteiligt. EINFLUSS DER ERWACHSENEN › Wer hat den Raum zur Verfügung gestellt und unter welchen Bedingungen? Die Stadt hat uns die Räume zur Verfügung gestellt. Es gibt einen Nutzungsver- trag. Wir bezahlen eine Nutzungsgebühr und bringen uns in das Stadtleben ein. › Von wem werdet Ihr unterstützt und gefördert? Wo braucht Ihr Erwachsene? Wir brauchen ältere Jugendliche, die die Jüngeren unterstützen, Eltern, wenn es was zu transportieren gibt, Ansprechpersonen der Stadt und KONTRAST bei persönlichen Themen und Herausforderungen, für Gespräche mit der Stadt, für Fördermittel und Projektplanung. › Was sorgt eher für Stolpersteine, wenn es um Euren Raum oder Treff geht? Bürokratie ist eine Herausforderung. Die Schließung unseres Jugendclubs steht bevor: Es wurde sich wegen Ruhestörung beschwert und einen Anwalt einge- schaltet. Die Stadtverwaltung hat als Kündigungsgrund die Nichtfinanzierbarkeit von Brandschutzauflagen angegeben. Außerdem ist die Finanzierung der Neben- kosten schwierig. › Wer haftet, wenn etwas passiert und (wie) seid Ihr versichert? Es gibt eine Gebäudeversicherung über die Stadtverwaltung und eine Versiche- rung für öffentliche Veranstaltungen über Regenbogenbus e. V. Für alles andere haften wir selbst. 33
› Was hindert Euch ein eingetragener Verein zu werden? Wir wollen kein e. V. sein. Es gibt zu viele Aufgaben, Zugangsvoraussetzungen und Verantwortung. JUGENDFOKUS › Durch was schafft Ihr es, dass sich besonders Jugendliche für Euren Treff- punkt interessieren? Wir haben große Räume, um sich frei zu entfalten und zum Ausprobieren von ju- gendgerechten Verhalten ohne Kritisierung und unabhängig von Erwachsenen. Jüngere kommen über persönliche Bekanntschaften oder durch die Mitarbeiten- de von KONTRAST dazu. › Was könnt Ihr mit Eurem Treff an (notwendigen) Jugendangeboten nicht leisten? Wir würden gern intensiver auf unsere Jüngeren eingehen wollen und mehr Ver- anstaltungen durchführen. ZUKUNFTSFÄHIGKEIT › Warum ist Euer Raum so wichtig? … für Dich? Nancy › Grundrenovierung, Gestaltung, kreative Aktionen waren und sind für mich Herzblut-aktionen. Es ist ein Raum, in dem ich mich mit meinen Leuten treffen und meine Ideen mit Hilfe der anderen umsetzen kann. Leon › Ich habe hier sehr viel Zeit reingesteckt, alles selbst gemacht, Renovie- rung, kreative Ausgestaltung. … für Jugendliche im Allgemeinen? › Bei schlechtem Wetter haben diese ein Dach über den Kopf und warme Räu- me. Wir kommen im Treff gerne zusammen und haben wieder mehr Kontakt untereinander. Hier haben wir kurze Wege zum Club. Der Treff ist auch ein Stück Freiheit und ein Ort, um sich zu verwirklichen. Jeder kann sich an ver- schiedenen Projekten beteiligen. … für den Ort? › Unsere Räume sind besonders wichtig, da wir der einzige Ort in der Stadt sind, an dem die Jugendlichen Schutz vor gesellschaftlichen Einflüssen (Dro- gen oder andere Potenziale) haben. Die Jüngeren lernen von den Älteren, Generationen begegnen sich, Gewaltpotenziale haben sich verändert. 34
› Was braucht es, damit es euren Treff auch noch in 5 oder 10 Jahren gibt? Wir brauchen einen guten Zusammenhalt und engagierte Leute, einen neuen Club in guter Lage. Wir wünschen uns mehr Akzeptanz und Verständnis der Einwoh- ner*innen für Jugendliche und für Jugendräume. Privat oder Öffentlich? Wenn Ihr nach Objekten Ausschau haltet, wird Euch diese Frage sicher begegnen. Der Treff kann auch auf einem Privatgrundstück sein. Hier solltet Ihr aber genauso einen schriftlichen Vertrag machen und darauf ach- ten, dass die Bedingungen stimmen. Den Ver- mieter*innen muss bewusst sein, dass sie eine Teilverantwortung für Euch haben und auf- passen, welche Werte auf ihrem Grundstück entstehen. Wenn das Grundstück der Stadt oder Gemeinde gehört, hat das Vorteile. Sie haben eine Fürsorge- und Unterstützungs- pflicht für Euch wie auch für andere Einwoh- ner und Einwohnerinnen und es ist einfacher, Förderungen für das Objekt zu bekommen.
Jugendumweltgruppe Grüne Welle Modell › Interessenbezogene Jugendräume/-aktivitäten Treffname › Jugendumweltgruppe Träger des Treffs › Grüne Welle Naundorf e. V. – Ökostation Interviewpartner*innen › Thomas, Ronja, Sophie, Tamim, Karim, Akrim, Ella, Elias & Harriet ZU EUCH › Wie viele Mitglieder oder Nutzer*innen habt Ihr in welchem Alter? Wir sind meistens 8–10 Leute und helfende Hände bei Aktionen. › Charakterisiert in einem Satz den Ort/die Region, in der sich euer Treff- punkt befindet! Ländlicher Raum, Wald und Felder, ein paar Dörfer und Kleinstädte. ORGANISATION › Gibt es bei Euch Verantwortliche und in welchen Bereichen? Feste Verantwortlichkeiten gibt es nicht. Zu Treffen nehmen alle Aufgaben wahr. Bei den Projekten und Aktivitäten teilen wir je nach Aufgabe ein, wer welche Ver- antwortung übernimmt. Das liegt auch an Wohnort oder Interesse. 36
› Welche Regeln gibt es und wer hat sie gemacht? Regeln haben wir in diesem Sinne nicht, da gibt es nichts Schriftliches, sondern wir verbringen eine gute Zeit miteinander und sprechen über mögliche Probleme. Alle müssen helfen. Aufgaben werden direkt aufgeteilt. › Was bietet Ihr an und für wen? Wir sind eine feste Jugendumweltgruppe und beschäftigen uns mit Umwelt- und Naturschutz. Alle interessierten Jugendlichen, die ein Herz für die Natur haben und gern draußen sind, können mitmachen. Wir führen Projekte durch (Müllsammlung, Klimabilanz etc.), um die Natur zu schützen, Menschen zu informieren und Auf- enthalte im Wald oder auf der Wiese zu verbessern. Wir gestalten Naundorf und die Städte/Dörfer der Region mit Umweltschutz- und Bauprojekten (Weidentipis, Bänke) und Lehrtafeln. Alle zwei Wochen treffen wir uns, kochen gemeinsam und besprechen unsere Projekte und andere Themen. Andere Aktivitäten sind projekt- gebunden (z. B. mit dem NABU). Im Grüne Welle e. V. treffen sich alle Generationen und tauschen sich aus. › In welcher Form wird bei Euch Mitsprache und Beteiligung aller Mitglieder oder auch Gäste ermöglicht? Beim Freitagtreff bringen Harriet (unsere Jugendgruppenleitung) genauso wie wir unsere Ideen ein, reden darüber und beschließen dann gemeinsam, was wir machen wollen. Da versuchen wir alle einzubinden. Der älteste Jugendliche wird in die Vereinsstrukturen eingebunden (Mitgliederversammlung, Vorstand), um die Stimme der Jugend zu hören. EINFLUSS DER ERWACHSENEN › Von wem werdet Ihr unterstützt und gefördert? Wo braucht Ihr Erwachsene? Große Geschwister, aktive Erwachsene im Verein, Eltern sowie der Bauhof und die Bürgermeister*innen. › Was sorgt eher für Stolpersteine, wenn es um Euren Raum oder Treff geht? Manchmal wollen wir gern einen Ort pflegen oder etwas bauen, dürfen das aber aufgrund von Eigentums- oder Haftungsfragen nicht. › Wer haftet, wenn etwas passiert und (wie) seid Ihr versichert? Aktivitäten sind über den Grüne Welle e. V. abgesichert. 37
› Was hindert Euch ein eingetragener Verein zu werden? Ein eigener Verein war für uns nie ein Thema, weil wir froh sind, uns mit den The- men und unseren Interessen zu beschäftigen und keine anderen Baustellen be- ackern zu müssen. JUGENDFOKUS › Durch was schafft Ihr es, dass sich besonders Jugendliche für Euren Treff- punkt interessieren? Das macht Spaß. Wir lernen viel dazu. Es ist spannend. Wir können unsere Ideen umsetzen, sind viel draußen unterwegs und verbringen nach einer Schulwoche Zeit mit Freund*innen. › Was könnt Ihr mit Eurem Treff an (notwendigen) Jugendangeboten nicht leisten? Wir sind an Klima und Umwelt orientiert und können hier alles gut umsetzen. ZUKUNFTSFÄHIGKEIT › Warum ist Euer Raum so wichtig? … für Dich? › Hier können wir uns treffen, viele sind aus der Schule oder meinem Ort. Wir kennen uns und es ist sehr lustig. … für Jugendliche im Allgemeinen? › Nach einer anstrengenden Woche ist es ein guter Ort. Hier sind viele Freund*innen und wir tun etwas für die Umwelt – eine tolle Mischung. … für den Ort? › Das Angebot ist für die Umgebung sehr wichtig: Wir pflegen die Landschaft, gestalten um und informieren über Naturthemen. In der Region sind viele Dinge entstanden, der Naturgedanke trägt sich weiter, Ideen verbreiten sich. › Was braucht es, damit es euren Treff auch noch in 5 oder 10 Jahren gibt? Interessierte Jugendliche, die mitmachen. Leute, die uns mit Rohstoffen zum Bau- en unterstützen. 38
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