Selbstverwaltet - Kulturbüro Sachsen eV

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Selbstverwaltet - Kulturbüro Sachsen eV
selbstverwaltet
Selbstverwaltet - Kulturbüro Sachsen eV
impressum   Kontakt zu den Herausgeber*innen
            Arbeitsgruppe Eigenständige Jugendpolitik in Sachsen
            c/o JUST – Jugendstiftung Sachsen
            Neefestraße 82
            09119 Chemnitz

            Telefon: (0371) 5 33 64 - 30
            Fax: (0371) 5 33 64 - 26
            E-Mail: info@jugendstiftung-sachsen.de
            www.jugendstiftung-sachsen.de

            1. Auflage: 1.000 Stück
            Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit
            Genehmigung der Herausgeber*innen

            Fotos: Herausgeber*innen und portraitierte Projekte
            Lektorat: Stefanie Bunge
            Layout und Satz: Mathias Engert
            Dezember 2020

            Wer ist die AG Eigenständige Jugendpolitik?

            Wir sind ein Zusammenschluss von Menschen, die sich dafür
            einsetzen, dass Jugendliche mehr in politischen Entscheidungen in
            Sachsen bedacht werden. Wir organisieren dafür Veranstaltungen
            für Fachmenschen, um herauszufinden, was vor Ort noch besser
            gemacht werden kann, um junge Menschen zu beteiligen. Wir
            drehen Videos mit Jugendlichen, in denen sie selbst sagen können,
            was sie für sich wollen, und teilen diese dann in Sozialen Netzwerken
            und zeigen sie auf unseren Veranstaltungen. Wir treffen uns
            mit Verantwortlichen aus verschiedenen Parteien, Ministerien
            und Verwaltungen, um mit Ihnen über jugendgerechtere Politik
            und Entscheidungsverfahren zu diskutieren. Wir starten gezielt
            Projekte, um nicht nur über neue Wege zu sprechen, sondern um
            auf ihnen auch loszugehen.
Selbstverwaltet - Kulturbüro Sachsen eV
#dasmachenwirselbst – los geht´s!

                                                                                                                               inhalt
Versuch einer Einleitung  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4
Braucht Ihr in Eurem selbstverwalteten Club die professionelle
Unterstützung der Jugendarbeit?  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6
Kein Freiraum für Diskriminierung  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9
Jugendtreffs mal ganz praktisch  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  12

#dasmachenwirselbst – Jugendräume
✖ Kemnitzer Kulturjugend  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  16
✖ Jugendgruppe Bieberstein  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  20
✖ Go-Team Colditz  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  24
✖ Jugendclub Böhrigen  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  28
✖ Jugendtreff Hainichen  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  32
✖ Jugendumweltgruppe Grüne Welle  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  36
✖ Jugendclub am alten Bad in Leubsdorf  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  40
✖ Doro40 in Limbach-Oberfrohna  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  44
✖ Jugendbuffet Späti Zwickau  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  48
✖ Jugendclub Brauna  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  52
✖ Jugendclub Jiedlitz e. V.  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  56
✖ Jugendclub Kleinwolmsdorf e. V.  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  60

dasmachenwirselbst – step by step!
step by step zum Jugendclubglück  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  64
Finanzierung eures Jugendclubs  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  66
Jugendräume – Überblick zu Vielfalt und Varianten  . . . . . . . . . . . . . . . .  68

Herausgeber*innen stellen sich vor  . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  82

                                                                                                                                    3
Selbstverwaltet - Kulturbüro Sachsen eV
#dasmachenwirselbst
          Versuch einer
             Einleitung
        Diese Broschüre berichtet über engagierte junge Menschen,
        die sich mit viel Freude etwas Eigenes aufgebaut haben. Wir
        möchten damit Euch junge Menschen, die eigene Projekte um-
        setzen oder einen eigenen Jugendraum suchen und aufbauen,
        unterstützen. Die Broschüre ist auch als Anregung für Perso-
        nen gedacht, die Euch in Eurem Tun begleiten.

        Wir haben uns 2020 auf den Weg gemacht, mit Jugendlichen
        in Sachsen über ihre Ideen und deren Umsetzung zu sprechen.
        Dabei sind wir einer bunten Vielfalt von Menschen mit ihren
        Leidenschaften und Aktivitäten begegnet. Die einen haben sich
        einen eigenen Raum eingerichtet, ein Haus erschlossen oder ei-
        nen Bauwagen ausgebaut. Andere sind in Umweltgruppen, poli-
        tischen Initiativen und kulturellen Veranstaltungsteams regel-
        mäßig aktiv. Mit ihren Veranstaltungen und Engagement helfen
        sie dabei, die Welt im Kleinen wie im Großen zu verändern. Wir
        schauten auch jungen Menschen über die Schultern, die sich vor
        Ort in die Kommunalpolitik einklinken, ihre Themen setzen und
        die Gemeinwesen (mit)gestalten. Zwölf Gruppen werden mit
        Steckbriefen in dieser Broschüre vorgestellt.

        Die Erfahrungen dieser zwölf Erfolgsgeschichten haben wir ge-
        meinsam ausgewertet und mit unseren eigenen Erlebnissen ver-
        knüpft. Davon handeln die anderen Seiten dieser Broschüre. Hier
        haben wir Tipps und Ratschläge für Euch zusammengestellt. Au-
        ßerdem findet Ihr regelmäßig Infoboxen im Heft, in denen ganz
        alltagspraktische Hinweise für gemeinsame Jugendprojekte ge-
        geben werden. Wir haben eine „step-by-step“ Seite eingefügt, die
        Anregungen für diejenigen von Euch gibt, die ganz am Anfang
        stehen. Es gibt zudem kleine Texte im Heft, die auch als Argumen-
        te für Eltern oder Bürgermeister*innen etc. bei Euch vor Ort die-
        nen können. Warum ist Selbstverwaltung etwas Tolles für junge
4
Selbstverwaltet - Kulturbüro Sachsen eV
Menschen? Wie verhält es sich eigentlich mit demo-
kratischen und antirassistischen Standards? Und
schließlich findet Ihr Hinweise zu uns Autor*innen
sowie Links zu anderen tollen Angeboten.

An diesem Heft haben sich Almuth, Simone, Man-
dy, Elli, Torsten und Ricardo beteiligt. Wir arbeiten
bei sachsenweiten und lokalen Organisationen, die
sich für die Belange von Jugendlichen stark machen,
teilweise finanziell fördern und immer ansprechbar
sind, wenn es Fragen hinsichtlich der Umsetzung
von Jugendangeboten gibt. Wir sind seit vielen
Jahren mit jungen Menschen gemeinsam unter-
wegs und freuen uns in der Arbeit darüber, wenn
wir ein hilfreiches Heft oder Tool nutzen oder über-          Infoboxen
geben können. Und wir hoffen natürlich, dass diese
Broschüre eine erste Anregung und Informations-             Infoboxen geben Euch Tipps, Hin-
                                                            weise, Infos und weiterführende
sammlung für Eure eigenen Aktivitäten sein kann.            Links, die Euch unterstützen sollen,
Je nachdem, wo Ihr gerade steht, ist es auch ein Heft       wenn Ihr Euch mit dem Gedanken
mit Argumenten und Ideen zur Überzeugung Eurer              beschäftigt, einen selbstverwalte-
                                                            ten Jugendclub aufzubauen.
Eltern und anderer Personen bei Euch vor Ort oder
als Gesprächsangebot für Begleitpersonen von Ju-
gendgruppen.

Die Broschüre ist nicht allein. Vielmehr wird das Heft interaktiv
durch die Webseite ➜ www.dasmachenwir.de ergänzt. Auf die-
ser Seite sammeln wir umfangreiche Materialien, Informatio-
nen und Dokus an und füllen damit die Webseite Stück für Stück
mit Leben.

Viel Spaß beim Stöbern!

                                                                                                   5
Selbstverwaltet - Kulturbüro Sachsen eV
Braucht Ihr in Eurem
          selbstverwalteten
     Club die professionelle
         Unterstützung der
             Jugendarbeit?
      Kinder- und Jugendarbeit
                                        Ihr wollt einen Ort, an dem Ihr Euch ungestört treffen
    Unter Kinder- und Jugendarbeit
                                        könnt, wo Ihr untereinander seid und wo keine Perso-
    werden die pädagogischen An-
    gebote verstanden, die jenseits     nen „kontrollieren“. Ihr wollt rumhängen, quatschen
    von Schule und Familie bestehen.    oder vielleicht auch einfach nur mit dem Smartphone
    Das ist eine ganze Menge und so
                                        spielen. Gibt es diese Orte und Räume nicht, könnte
    sprechen wir bspw. von Jugend-
    arbeit, wenn es um den selbst-      die Idee eines eigenen Treffs entstehen, welcher von
    organisierten Treff, das haupt-     und mit Euch selbstverwaltet und selbstorganisiert
    amtlich geleitete Jugendhaus, die   wird.
    internationale Jugendbegegnung
    oder auch die organisierte Som-
    merfreizeit an der Ostsee geht.     Einen selbstverwalteten Jugendclub aufzubauen, be-
    Angebote der Jugendarbeit sind      deutet viel mehr, als nur einen Raum zu haben, in dem
    grundsätzlich freiwillig und ohne
                                        Ihr Euch treffen könnt. Es heißt auch, die Übernahme
    Leistungsdruck, sie ermöglichen
    gemeinsame Erfahrungen und          von Verantwortung für eine Aufgabe, die in einer Pha-
    richten sich nach den Bedürfnis-    se des sich selbst Findens und sich Ausprobierens he-
    sen junger Menschen.
                                        rausfordernd sein kann. Und trotzdem ist es vor allem
                                        etwas Besonderes und Eigenes, was Spaß macht und
                                        wo Selbständigkeit und Eigenverantwortung gelernt
                                        werden können.

                                        Ihr lernt gemeinsam zu entscheiden, was im Club
                                        laufen soll und wie die Regeln umgesetzt werden.
                                        Bei Problemen oder Herausforderungen wird mit-
                                        einander diskutiert und nach Lösungen gesucht. Die
                                        Diskussionen und Auseinandersetzungen machen
                                        natürlich nicht immer nur Spaß und können auch un-
                                        angenehm sein. Manchmal dauert die Lösungsfindung
                                        ziemlich lange. Es kann passieren, dass zwischendurch

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Selbstverwaltet - Kulturbüro Sachsen eV
jemand keinen Bock mehr hat und „aussteigt“. Vielleicht wird
auch keine gemeinsame Lösung gefunden. Im Grunde habt Ihr ja
aber alle das gleiche Ziel: Euren Ort nach Euren Vorstellungen
zu gestalten und eigene Ideen umzusetzen.

Ihr habt einen eigenen Treff vor Ort und eine aufregende span-
nende Jugendzeit mit Euren Freunden und Freundinnen. Eure
Erfahrungen mit diesem selbstverwalteten Ort tragen einen
wesentlichen Teil für die Attraktivität Eurer Kommune bei, da es
für junge Familien wichtig ist, dort hinzuziehen, wo es auch für
ihre Kinder Angebote der Freizeitgestaltung gibt. Zudem keh-
ren Menschen auch gern an genau diesen Ort zurück, an dem
sie eine tolle Jugendzeit erlebt haben. Auf die gesammelten
Erfahrungen, die Ihr macht, wenn Ihr Euch aktiv einbringt und
dabei mitgestaltet, könnt Ihr auch später noch oft zurückgreifen.

Nun aber die spannende Frage: Braucht Euer selbstverwalteter
Jugendtreff nun unbedingt Jugendarbeiter*innen als Unterstüt-
zung? Wenn Ihr gemeinsam etwas planen und umsetzen wollt,
werdet Ihr Euer Projekt in die Hand nehmen und es mit oder
ohne Unterstützung von Jugendarbeiter*innen versuchen um-
zusetzen, soviel steht fest!

Jugendarbeiter*innen können Euch jedoch begleiten und bera-
ten, wenn dies benötigt wird. Sie können erste Ansprechperso-
nen sein, wenn Fragen auftauchen wie z. B.,
✖ Wem gehört der Raum, der genutzt werden soll?
✖ Welche Möglichkeiten der Umsetzung gibt es für Euch, um
   Gelder zu beantragen?
✖ Wie können Nutzungsverträge aussehen und wer ist dafür
   überhaupt verantwortlich?
✖ Braucht es Versicherungen und welche Regelungen sind
   wirklich notwendig?

Professionelle Ansprechpersonen können in vielen Fällen er-
mutigen und motivieren. Sie können zudem „Anker“ in regel-
mäßigen Gesprächen sein, die auch die zwischenmenschlichen
Beziehungen und Konflikte thematisieren oder persönliche
Herausforderungen bearbeiten. Jugendarbeiter*innen unter-

                                                                    7
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stützen Euch in dem, was Ihr wollt und beraten Euch bei der
                  Umsetzung. Sie sind offen für alle Themen, die Ihr mitbringt und
                  begegnen Euch mit Wertschätzung und Transparenz. Sie unter-
                  stützen und begleiten, ohne dabei zu bevormunden und lassen
                  Euch Eure eigenen Erfahrungen machen. Die Begleitung von
                  selbstverwalteten Jugendtreffs durch Fachkräfte der Jugend-
                  arbeit, sofern vorhanden, soll hilfreich sein.

                  In Eurer Gemeinde- oder Stadtverwaltung erfahrt Ihr, ob und
                  wo es Jugendarbeiter und Jugendarbeiterinnen gibt, die Ihr mit
                  Euren Ideen, Gedanken oder Problemen ansprechen könnt.

                 Mandy Wiesner
       Sächsische Landjugend e.V.

                                               Simone Stüber
                                               LAK Mobile Jugendarbeit Sachsen e.V.

                 Almuth Heinrich,
    Ina Lorenz & Daniel Krellmann
           Kulturbüro Sachsen e.V.

                                               Torsten Kluge & Elisabeth Leyer
                                               Netzwerk für Kinder- und
                                               Jugendarbeit e.V.

                  Ricardo Glaser
           Jugendstiftung Sachsen

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Selbstverwaltet - Kulturbüro Sachsen eV
Kein Freiraum für
Diskriminierung
Rechtes Gedankengut ist an vielen Orten in Sachsen und dar-
über hinaus weit verbreitet. Besonders für diejenigen, die auf-
grund ihrer Hautfarbe, ihrer Herkunft, ihrer sexuellen Vorlieben
oder anderer Merkmale von rechten Ausgrenzungen betroffen
sind, stellt dies ein großes Problem dar. Kein Individuum hat
sich selbst ausgesucht, wo es geboren ist. Das gleiche gilt für die
Hautfarbe oder die Frage, in wen oder welches Geschlecht sich
irgendwer verliebt.

Wer selbst nicht diskriminiert wird, weil die Person zur Mehr-
heitsgesellschaft gehört, kann über den ein oder anderen rech-
ten Witz im Alltag vielleicht leicht hinwegsehen. Wenn du aller-
dings Träger*in eines Merkmals bist, dass dich zum Angriffsziel
für diskriminierende Sprüche oder Anfeindungen macht, dann
ist das Ganze nicht mehr lustig. Die eigene Herkunft, die Haut-
farbe, das Geschlecht oder deine sexuellen Vorlieben kannst
du nicht einfach ablegen. Tagtäglich deshalb angefeindet zu
werden, führt zu einer unvorstellbaren Belastung. Eine rechte
Meinung zu haben und andere zu diskriminieren, ist hingegen
eine bewusste Entscheidung. Niemand wird gezwungen, aus-
grenzend gegenüber anderen zu denken und zu handeln.

Die Idee der selbstverwalteten Freiräume und Jugendclubs ist
eine Idee von Menschen, die in ihren Räumen keine Diskrimi-
nierung hinnehmen wollen. In ihnen können sich alle Menschen
unabhängig von Hautfarbe, Religion, Herkunft, sexueller Orien-
tierung oder anderen ihnen zugeschriebenen Merkmalen frei
bewegen und entfalten. Kurz, sie sind ein Rückzugs- und Entfal-
tungsraum für Menschen, die sonst Diskriminierung ausgesetzt
sind. Sie sind somit rassismuskritische Räume. Dass bedeutet,
dass sie nicht nur Verständnis gegenüber Einzelnen und Grup-
pen mit Rassismuserfahrungen haben. Diese Räume sollten ihre
eigenen Handlungsspielräume zur Umsetzung gerechter Ver-

                                                                      9
Selbstverwaltet - Kulturbüro Sachsen eV
Rassismus
                                      hältnisse, unabhängig von Aufenthaltstitel, Religion,
 Unter Rassismus versteht man
                                      Hautfarbe, sexuelle Orientierung etc. ausnutzen.
 die Einteilung von Menschen in
 dazugehörig oder nicht-dazuge-
 hörig anhand von äußerer, unver-     Dieser Zustand stellt sich jedoch nicht automatisch
 änderlicher Merkmale, wie z. B.
                                      her, sondern hängt davon ab, wie Ihr Euch selbst posi-
 Hautfarbe oder Herkunft. Die
 Dazugehörigkeit zur Mehrheits-       tioniert. Es hat sich gezeigt, dass es immer wieder Situ-
 gesellschaft wird bei diesen Men-    ationen gibt, in denen es notwendig ist, menschenver-
 schen infrage gestellt. Sie werden   achtenden Statements oder rechten Strukturen klar
 als die Anderen konstruiert, die
 sich ständig für irgendetwas
                                      zu widersprechen. Außerdem brauchen diejenigen,
 rechtfertigen müssen. Aufrecht-      die von Diskriminierung betroffen sind, Unterstüt-
 erhalten wird diese Ungleichheit     zung und Stärkung.
 durch diejenigen, die sich selbst
 als dazugehörig verstehen.
                                       Ein selbstverwalteter Jugendclub kann hier die Chan-
                                       ce bieten, ein Schutz- und Entfaltungsraum für all die
                             zu sein, die sich sonst im Ort mit rechten Anfeindungen ausei-
                             nandersetzen müssen oder täglich mit Rassismus konfrontiert
                             werden. Hier können Menschen aktiv werden, Vertrauen in
                             Ihrem Tun erleben und die Betroffenenrolle verlassen, in die sie
                             täglich gedrängt werden. An einigen Orten in Sachsen findet Ihr
                             diese Orte bereits als Anlaufstelle und Wohlfühlplätze für Men-
                             schen, die sich klar gegen Rassismus und Menschenfeindlichkeit
                             positionieren. Blättert einfachmal die nachfolgenden Steckbrie-
                             fe durch.

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Doch was könnt Ihr noch machen, damit Euer selbstverwalte-
ter Jugendclub ein Ort ohne Diskriminierung wird? Wenn Ihr
sichergehen wollt, dass rechtes Gedankengut bei Euch keinen
Platz findet, ist es hilfreich, sich vorher ein paar Gedanken dazu
zu machen. Es gibt viele Wege und Tipps, wie ein solcher Raum
für rechtsorientierte Cliquen unattraktiv gemacht werden kann.

Beispielsweise könnt Ihr bereits in der Hausordnung verankern,
dass im Club niemand aufgrund seiner Hautfarbe, Herkunft, Re-
ligionszugehörigkeit oder sexuellen Identität diskriminiert oder
ausgeschlossen werden darf. Dies bietet Euch die Möglichkeit,
dass Ihr (sollte es zu solchem Verhalten kommen) Euch auf die
Hausordnung berufen könnt. Gleiches gilt für die Nutzungsver-
einbarung, sofern Ihr eine solche mit der Stadt, der Gemeinde
oder wem auch immer abschließt.

Auch die Raumgestaltung kann eine Botschaft sein, ob sich rech-
te Jugendliche im Club wohlfühlen werden oder unerwünscht
sind. Poster, Flyer, Graffiti etc. können schon frühzeitig signali-
sieren, dass rechte Hetze hier nicht toleriert wird.

Macht Euch Eure eigne Haltung als Gruppe klar. Was soll Euer
gemeinsames Leitbild sein, also auf welche Werte könnt Ihr
Euch alle einigen? Wofür wollt Ihr stehen, was wollt Ihr nach
außen hin vertreten? Es kann auch sinnvoll sein, sich hierfür eine
externe Moderation einzuladen, welche Euch begleitet und si-
cherstellt, dass alle Bedürfnisse in der Gruppe berücksichtigt
werden. Hierzu könnt Ihr gern all die Vereine und Menschen an-
fragen, die an dieser Broschüre mitgewirkt haben.

Nicht zuletzt sind es Eure Veranstaltungen, die Euren Club und
dessen Wahrnehmung in der Öffentlichkeit prägen. Versucht
in Eurer Planung möglichst alle mit einzubeziehen. Sprecht mit
den Menschen, für und mit denen Ihr Veranstaltungen machen
wollt. Ladet Euch Leute ein, die vielleicht selbst nicht zur Mehr-
heitsgesellschaft gehören und über Ihre eigenen Erfahrungen
berichten können. Auch hier könnt Ihr uns gern fragen, falls Ihr
dafür Unterstützung benötigt.

                                                                      11
Jugendtreffs
                           mal ganz
                          praktisch!

     Jugendräume sind vielfältig – so vielfältig, wie die Zahl an Städ-
     ten und Dörfern in unserem Freistaat. Da jede Jugendgruppe
     sich anders zusammensetzt, unterschiedliche Talente, Stärken,
     (Schwächen) und Ideen einbringt, variieren auch die Arten
     von Clubs und Treffs sehr. Welche Treffform Euch geeignet er-
     scheint, entscheidet Ihr. Dabei hängt es natürlich auch davon ab,
     welche Orte überhaupt zur Verfügung stehen, wie groß Eure
     Gruppe ist und wie viel Ihr in eigener Verantwortung für den
     Treff investieren wollt.

      Im Folgenden findet Ihr eine Auswahl selbstorganisierter Ju-
      gendräume, die beispielhaft für eine Mehrheit der Treffpunkte
      in unserer Region stehen und von denen angenommen werden
      kann, dass diese Formen auch weiter Zukunft haben werden.
      Dazu wurden Interviews geführt und die gleichen Fragen von
      allen beantwortet. Damit die Antworten nicht zu lang sind, gibt
      es die gekürzte Version in Form eines so genannten Steckbriefs.
      Ihr könnt da gern vergleichen! Am Ende steht: Ihr müsst Eure
     „Wohlfühl“-Variante selbst finden, braucht aber nicht bei jeder
      Kleinigkeit „das Rad noch einmal neu erfinden“. Manche Heran-
      gehensweise ähnelt sich da schon. Die folgenden Anstriche ge-
      ben Euch da Beispiele, wo sich so ziemlich jede aktive Gruppe
      am Anfang wiederfindet.

12
Zuallererst geht es um OFFENHEIT! Ihr könnt unterschiedlicher Meinung
sein. Wir leben in einer demokratischen Welt. Das heißt, Ihr solltet Euch nicht
abkapseln und Lösungen finden, so dass ALLE gehört, beachtet und anerkannt
werden. Gebt daher Leuten, die andere Menschen radikal und extrem auf-
grund ihres äußeren Erscheinungsbildes oder ihrer inneren Einstellung aus-
grenzen wollen, keine Chance!

Die Erreichbarkeit des Ortes (möglichst im Wohnumfeld) ist entscheidend.
Lasst diejenigen ohne motorisierten Untersatz oder gute Bus- und Bahnver-
bindung da bitte nicht außen vor.

In Eurer Gruppe werden nicht immer Gleichaltrige dabei sein. Wie bringt man
die unterschiedlichen Themen und Interessen der jüngere und ältere Jugend-
liche im Treff zusammen oder gibt ihnen extra Raum?

Eure älteren Mitmenschen bringen oft den Spruch: „Klappern gehört zum
Handwerk!“. Sie werden immer gern wissen wollen, was im Treff läuft. Handelt
also mit diesen aus, wie viel Ihr preisgeben müsst und was völlig EURE Sache
bleiben darf. Habt da Mut NEIN zu sagen, aber lasst Vermieter*innen und
Umfeld nicht völlig außen vor. Schließlich haben sie dazu beigetragen, dass Ihr
günstig einen Raum in Besitz nehmen könnt.

Verantwortung und Regeln spielen eine große Rolle. Erfahrungsgemäß sind
die Regeln der erwachsenen „Vermieter*innen“ nicht so streng wie die, welche
die Gruppe sich selbst auferlegt. Seid da bitte nachgiebig mit kleineren „Ver-
gehen“, aber macht allen die NO GO´s deutlich! Oft ist es auch so, dass die
Regelungen erst dann notwendig werden, wenn das Vertrauen in der Gruppe
missbraucht wurde. Gebt einfach selbst keinen Grund, Regeln einzuführen.

Es entstehen Kosten, welche finanziert werden müssen. Macht Euch da bitte
zeitig einen Plan, wie Ihr das schafft und versucht Schulden machen zu umge-
hen. Ach ja: „Anschreiben ist mehr oder weniger Schulden machen“ ;-).
Es gibt regelmäßige Diskussionen, wie gemeinnützig ein Jugendraum ist oder
     sein soll. Das heißt: die Leute im Ort wünschen sich, dass sich die Jugendtreff-
     Organisator*innen im kulturellen Leben, z. B. bei Dorffesten oder Weih-
     nachtsmärkten, einbringen. In erster Linie seid Ihr ein Treff für Euch und Eure
     Generation und müsst da nicht jede Geschichte mitgehen. Wenn Ihr aber Plus-
     punkte sammeln und ein sehr festes „Standing“ im Heimatort haben möchtet,
     kann Eure Beteiligung an Dorf- oder Stadtaktivitäten schon Wirkung zeigen.

     Das Engagement einer Gruppe für den Raum ist zeitlich auf wenige Jahre,
     manchmal sogar Monate, begrenzt und entwickelt ganz eigene Phänomene
     wie z. B. Überalterung, vorübergehenden Leerstand, An- oder Aberkennung
     des Raums wie auch Motivationshochs und -tiefs. Das sollte Euch bewusst sein
     und auch den Erwachsenen, mit denen Ihr zu tun habt.

       Verein oder nicht Verein?

     Einen Verein zu gründen, kann von
     Vorteil sein, da hier die private Haftung
     (wenn was nicht mit Absicht passiert)
     ganz klein gehalten wird. Ihr zählt
     dann als eine organisierte Gruppe
     und seid auch versicherungstechnisch
     und rechtlich besser abgesichert. Ein
     Verein geht aber nur, wenn es unter
     euch schon Volljährige (über 18 Jahre)
     gibt, die Verantwortung übernehmen.
     Wendet Euch dazu gern auch einmal
     an mobile Jugendarbeiter*innen oder
     eure Gemeinde bzw. Stadt. Die helfen
     bei den ersten Schritten.

14
14
So nun aber zu den Steckbriefen!

     Dazu interviewt wurden Engagierte aus unterschiedlichen
     sächsischen Gegenden. Ihr werdet sechs Varianten von Ju-
     gendtreffs kennenlernen – das sind bei weitem nicht alle! In
     der Broschüre findet Ihr daher noch einen Überblick über
     Jugendräume.

   Da Ihr Euch gerade in das Thema „reinfuchst“, hilft sicher
   auch ein kleiner Einblick in die Erfahrungswelten der folgen-
   den zwölf Macher*innen.

Viel Spaß beim Lesen und Kennenlernen!

                                                                    15
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Kemnitzer
      Kulturjugend
     Modell › Jugendräume mit ehrenamtlichen Trägerverein
     Treffname › Kemnitzer Kulturjugend
     Träger des Treffs › Jugendring Oberlausitz (rechtlich),
     Kulturverein Kemnitz (Stadt/Gemeinde)
     Interviewpartner*innen › Karla Pursche & Andrea Müller
       ZU EUCH

     › Wie viele Mitglieder oder Nutzer*innen habt Ihr in welchem Alter?
     Wir haben ca. 30 Nutzer*innen im Alter von 12 bis 19 Jahren.

     › Charakterisiert in einem Satz den Ort/die Region, in der sich Euer Treff-
     punkt befindet!
     Im Ort gibt es eine tolle Gemeinschaft und ein wohlwollendes Miteinander von
     Jugendlichen und Erwachsenen.
       ORGANISATION

     › Gibt es bei Euch Verantwortliche und in welchen Bereichen?
     Wir stehen noch in den Startlöchern. Wir haben Verantwortliche in unterschied-
     lichen Bereichen wie Schlüsselverantwortliche oder Ansprechpersonen für den
     Förderverein – häufig die älteren Jugendlichen.

16
› Welche Regeln gibt es und wer hat sie gemacht?
Wir haben eine Hausordnung, dabei steht das Miteinander im Vordergrund und es
gibt Regeln zu Ruhe- bzw. Lärmzeiten. Wir haben die Regeln gemeinsam erstellt,
schriftlich festgehalten und für alle lesbar im Club angebracht.

› Was bietet Ihr an und für wen?
Es soll ein Jugendtreff zum gemeinsamen Chillen und Quatschen sein. Wir denken
über die Vermietung der Räume für Feiern nach. Eine Idee sind Feste und Livemu-
sik im angrenzenden Park.

› In welcher Form wird bei Euch Mitsprache und Beteiligung aller Mitglieder
oder auch Gäste ermöglicht?
Alle haben das gleiche Mitspracherecht. Bei Baumaßnahmen haben Fachperso-
nen bestimmt, die Bar für den Club haben einige von uns hingegen komplett selbst
gebaut und die ist super geworden. Je eigenständiger wir Jugendlichen agieren
können, desto verantwortlicher fühlen wir uns aber für den Treff.
  EINFLUSS DER ERWACHSENEN

› Wer hat den Raum zur Verfügung gestellt und unter welchen Bedingungen?
Wir haben mit dem Ortschaftsrat geschaut, welche Räume zur Verfügung stehen.
Der Kulturverein hat uns den Raum unter der Bedingung, dass wir bei Arbeitsein-
sätzen zur Erhaltung und Pflege des umliegenden Parks mitmachen, angeboten.

› Von wem werdet Ihr unterstützt und gefördert? Wo braucht Ihr Erwachsene?
Beim Umbau gab es Unterstützung von der Stadt u. a. für Formalitäten. Wir
brauchten Erwachsene bei Bauvorhaben.

› Was sorgt eher für Stolpersteine, wenn es um Euren Raum oder Treff geht?
Die Kommunikation unserer WhatsApp-Gruppe funktioniert nicht ganz so gut.
Das Wohlwollen der Nachbarschaft ist ein Thema, vor allem, weil wir durch Un-
bekannte Krawall im Club hatten. Es gibt Jugendliche, die ein bisschen zu den
Arbeitsaufträgen geschubst werden müssen.

› Wer haftet, wenn etwas passiert und (wie) seid Ihr versichert?
Das sind Themen, mit denen wir uns noch auseinandersetzen müssen.

› Was hindert Euch ein eingetragener Verein zu werden?
Einige Jugendliche haben Vorbehalte, einen Mitgliedsbeitrag zu zahlen. Außer-
dem gibt es zu wenig Volljährige, die sich trauen, einen e. V. zu gründen. Insgesamt
haben wir zu wenig Erfahrung für eine Vereinsgründung.
                                                                                       17
JUGENDFOKUS

     › Durch was schafft Ihr es, dass sich besonders Jugendliche für Euren Treff-
     punkt interessieren?
     Unsere Einstellung finden viele Jugendliche interessant und cool. Wir wollen, dass
     die Kemnitzer Jugend zusammenhält und es für alle einen Platz bei uns gibt, wo
     wir uns treffen. Das sorgt für Gemeinschaft im Ort.

     › Was könnt ihr mit Eurem Treff an (notwendigen) Jugendangeboten nicht
     leisten?
     Durch das Gelände, an dem sich unser Raum befindet, ist fast alles möglich. Um
     z. B. Workshops anzubieten, benötigen wir das Interesse der Jugendlichen.
       ZUKUNFTSFÄHIGKEIT

     › Warum ist Euer Raum so wichtig?
     … für Dich?
        Karla › Mir ist wichtig, mehr Kontakt zu anderen Jugendlichen in Kemnitz zu
        haben und neue Freundschaften zu knüpfen. Ich will eine geile Zeit im Jugend-
        club haben.
        Andrea › Der Jugendclub ist für mich als Elternteil immer erreichbar, ich weiß
        wo meine Kinder sich aufhalten und mit wem. Es gibt mir auch ein gutes Ge-
        fühl, die anderen Eltern zu kennen und zu erreichen.
     … für Jugendliche im Allgemeinen?
        Karla › Einen Treffpunkt zu haben, an dem wir ungestört sind und unser
        jugendliches Ding machen können.
        Andrea › Jugendliche sollen ihre Freiräume ohne Eltern haben können. Das
        ist wichtig für ihre Entwicklung.
     … für den Ort?
        Karla › Ein zentraler Ort ist besser, weil wir dadurch nicht das ganze Dorf bei
        Laune halten.
        Andrea › Ich habe die Hoffnung, dass die jungen Menschen sich nach Ausbil-
        dung/Studium dazu entscheiden, wieder in ihrem Heimatort zu wohnen, wenn
        sie hier eine schöne Jugend verlebt haben.

     › Was braucht es, damit es Euren Treff auch noch in 5 oder 10 Jahren gibt?
     Neue Jugendliche, die Lust haben, den Treff zu gestalten und weiterzuführen.
     Außerdem sollte ein sicherer Schutzraum von der Stadtverwaltung oder dem Ort-
     schaftsrat geschaffen werden, in dem der Jugendclub existieren kann.

18
GEZ

Sobald es in Eurem Jugendclub ein technisches
Gerät mit Empfang von öffentlich-rechtlichen
Sendern gibt, seid Ihr verpflichtet, GEZ zu be-
zahlen. Ihr könnt aber entspannt bleiben. Für
Jugendclubs, die ehrenamtlich geführt werden,
gibt es eine Befreiung der Rundfunkgebühren.
Ihr dürft nur nicht vergessen, die Befreiung zu
beantragen. Wo und wie ist gut im Internet re-
cherchierbar wie z. B. auf → rundfunkbeitrag.de

                                                  19
Jugendgruppe
     Bieberstein
     Modell › mobile Jugendräume als Containerbau
     Treffname › Jugendgruppe Bieberstein
     Träger des Treffs › Gemeindeverwaltung Reinsberg
     Interviewpartner*innen › Jakob Heisig & Jakob Jentzsch
       ZU EUCH

     › Wie viele Mitglieder oder Nutzer*innen habt Ihr in welchem Alter?
     Wir sind 13 Jugendliche im Alter von 19 bis 22 Jahren.

     › Charakterisiert in einem Satz den Ort/die Region, in der sich euer Treff-
     punkt befindet!
     Unsere Dörfer sind schön, so erleben wir unseren Lifestyle. Alle sind stolz, vom
     Dorf zu kommen. Es gibt zwei Schlösser, eins in Reinsberg und eins hier in Bieber-
     stein.
       ORGANISATION

     › Gibt es bei Euch Verantwortliche und in welchen Bereichen?
     Wir haben jeweils eine Person für den Vorsitz und die Stellvertretung sowie für
     Finanzen gewählt. Dazu gehören auch drei weitere Vorstandsmitglieder.

20
› Welche Regeln gibt es und wer hat sie gemacht?
Wir haben von unserer Ansprechpartnerin bei KONTRAST (MJA) eine Zuarbeit
bekommen, damit wir der Gemeinde ein Konzept für den Jugendtreff vorlegen
konnten. Darin enthalten sind u. a. Rauchverbot, Lautstärke nach Gesetz, demo-
kratische Werte. Alles andere wird erst geklärt, wenn der Jugendtreff steht.

› Was bietet Ihr an und für wen?
Wir haben eine Beteiligung bei traditionellen Gemeindefesten geplant und wir
würden gern ein Fußballturnier durchführen. Partys, gemeinsame Grillabende, La-
gerfeuer und regelmäßige Treffen an den Wochenenden wollen wir auch machen.

› In welcher Form wird bei Euch Mitsprache und Beteiligung aller Mitglieder
oder auch Gäste ermöglicht?
Alle dürfen Vorschläge einbringen. Wenn die Allgemeinheit zustimmt, wird die
Idee realisiert.
  EINFLUSS DER ERWACHSENEN

› Wer hat den Raum zur Verfügung gestellt und unter welchen Bedingungen?
Die Freiwillige Feuerwehr (FFW) sowie Bürgermeister und Ortschaftsrat haben
die Fläche zur Verfügung gestellt. Zuerst sollte übergangsweise ein Bauwagen
bereitgestellt werden. KONTRAST hat im Auftrag Container recherchiert und in
Dresden gefunden. Die Gemeindeverwaltung hat sie unter der Bedingung, dass
Waschraum und Toiletten vorhanden sein müssen, finanziert. Zur Absicherung
mussten Satzung und Konzept erstellt werden. Jetzt ist die Baugenehmigung be-
willigt worden und wir beginnen, die Unterkonstruktion zu bauen.

› Von wem werdet Ihr unterstützt und gefördert? Wo braucht Ihr Erwachsene?
Unterstützung erhalten wir von KONTRAST, der Gemeindeverwaltung und an-
sässigen Firmen. Wir brauchen Unterstützung bei Zettelkram und bei organisato-
rischen Sachen mit Behörden. Holger K. von der FFW hat uns schon mehrfach un-
terstützt. Trotzdem wollen wir so viel wie möglich selbst auf die Reihe bekommen.

› Was sorgt eher für Stolpersteine, wenn es um Euren Raum oder Treff geht?
Einerseits hat der Bürgermeister es ermöglicht, dass wir einen Treff bekommen
und er kümmert sich um die rechtlichen Dinge und andererseits hätten durch ihn
auch Dinge schneller laufen können. Wir müssen ihm und der Gemeindeverwal-
tung auf den Keks gehen. Absprachen wurden immer mal wieder geändert.

                                                                                    21
› Wer haftet, wenn etwas passiert und (wie) seid Ihr versichert?
     Gebäudeversicherung ist über die Gemeindeverwaltung angedacht. Ansonsten
     haben wir uns um solche Sachen noch keine Gedanken gemacht.

     › Was hindert Euch ein eingetragener Verein zu werden?
     Uns wurde davon abgeraten, einen e. V. zu gründen. Es gibt viele Dinge, die wir be-
     achten müssten.
       JUGENDFOKUS

     › Durch was schafft Ihr es, dass sich besonders Jugendliche für Euren Treff-
     punkt interessieren?
     Wir sind befreundet und auch Klassenkamerad*innen. Andere Jugendliche wür-
     den wir wahrscheinlich durch Veranstaltungen werben/gewinnen.

     › Was könnt Ihr mit Eurem Treff an (notwendigen) Jugendangeboten nicht
     leisten?
     Die Ideen sind noch nicht ganz ausgereift. Erst einmal wollen wir unseren Jugend-
     club haben.
       ZUKUNFTSFÄHIGKEIT

     › Warum ist Euer Raum so wichtig?
     … für Dich?
        Jakob J. › Weil wir den Familien/Eltern nicht mehr auf den Keks gehen wollen.
        Jakob H. › Ablenkung vom Alltag. Keine Hauspartys mehr. Wir stören keinen
        mehr mit unserem eigenen Treff. Dazu sollte auch Bier trinken gehören.
     … für Jugendliche im Allgemeinen?
        › Wir hätten einen eigenen Ort/Treff für uns.
     … für den Ort?
        › Bisherige andere Räume im Ort würden entlastet und Lautstärkebeschwer-
        den würden wahrscheinlich weniger werden.

     › Was braucht es, damit es euren Treff auch noch in 5 oder 10 Jahren gibt?
     Gute Freundschaften. Jugendclub soll stabilisiert werden (Aufbau abschließen)
     und Jüngere gewinnen (Nachwuchs integrieren).

22
Zusammen stark sein

Wenn ein Treff entstehen soll, wird das nur funk-
tionieren, wenn alle an einem Strang ziehen und
zusammen auftreten. Trefft Entscheidungen
am besten zusammen – zur Not diskutiert vor-
her darüber, bevor es danach vielleicht zu Streit
kommt. Manchmal hat es Sinn, Entscheidungen
aufzuschreiben und in einem gemeinsamen
„Ordner“ zu sammeln. Wenn es zu viele Aufga-
ben werden, die Ihr angehen wollt, verteilt sie
gerecht und lasst sie nicht auf den Schultern
Einzelner lasten. Da können ruhig Eure Talen-
te mit einfließen. Die eine baut halt lieber, der
nächste ist ein super Organisator. Das könnt Ihr
gern nutzen.

                                                    23
Go-Team
     Colditz
     Modell › Jugendkulturelle Plätze
     Treffname › Go-Team Colditz
     Träger des Treffs › Stadt Colditz
     Interviewpartner*innen › Emily & 2 erwachsene Begleitpersonen (Cathleen &
     Christian)
       ZU EUCH

     › Wie viele Mitglieder oder Nutzer*innen habt Ihr in welchem Alter?
     Wir organisieren uns über eine Messenger-Gruppe mit aktuell etwa 40 Mitstrei-
     ter*innen, davon sind 10 aktiv.

     › Charakterisiert in einem Satz den Ort/die Region, in der sich euer Treff-
     punkt befindet!
     Colditz ist eine kleine Stadt – ein verschlafener Ort – mit einem interessanten
     Zentrum, einer Jugendherberge und einem großen Freiraum, die Promenade, an
     der Mulde. Für unsere Aktivitäten häufig die beste Location.
       ORGANISATION

     › Gibt es bei Euch Verantwortliche und in welchen Bereichen?
     Die Aufgaben werden anlass- und situationsbezogen verteilt. Feste Zuständigkei-
     ten sind noch nicht entstanden.

24
› Welche Regeln gibt es und wer hat sie gemacht?
Freiwilligkeit und keine langfristigen festen Pflichten, sondern Selbstverpflich-
tung. Das Go-Team ist ein Ort, an dem wir uns frei entfalten und sinnvolle gemein-
same Aktivitäten verwirklichen. Wir wollen ein offenes Angebot bleiben.

› Was bietet Ihr an und für wen?
Das Go-Team ist eine Jugendinitiative, die sich für mehr Beteiligung und Mitsprache
junger Menschen einsetzt. Ein gemeinsamer Treff, zu dem Ideen und Projekte ausge-
tauscht werden. Aktivitäten, die offen sind und öffentlich bekannt gemacht werden.
Für uns ist es eine Möglichkeit, Leute zu treffen, gemeinsam etwas anzuschieben,
Projekte umzusetzen. Alle jungen Leute in Colditz, die Lust haben, sich zu beteiligen
und im Gemeinwesen etwas miteinander zu entwickeln, sind bei uns willkommen.

› In welcher Form wird bei Euch Mitsprache und Beteiligung aller Mitglieder
oder auch Gäste ermöglicht?
Wir versuchen ein demokratisches Miteinander zu leben und haben einen festen
Treff am Freitag, zu dem alle Themen und Aufgaben/Vereinbarungen besprochen
und verteilt werden. Einzelne Themen bearbeiten wir in Gruppen, wo Einzelthe-
men abgestimmt werden. Wenn es alle betrifft, dann stimmen alle ab.
  EINFLUSS DER ERWACHSENEN

› Wer hat den Raum zur Verfügung gestellt und unter welchen Bedingungen?
Die Initiative ging dabei vom Bürgermeister und Einzelpersonen aus.

› Von wem werdet Ihr unterstützt und gefördert? Wo braucht Ihr Erwachsene?
Unsere erwachsenen Begleitpersonen Cathleen, Pierre und Christian sind wich-
tig. Sie unterstützen Treffen und Projekte, öffnen Türen und klären auch mal ein
Problem. Ebenso wichtig ist die Unterstützung des Bürgermeisters. Feste An-
sprechpersonen in der Kommune wären auch gut. Aber mit der neuen Kulturbe-
auftragten läuft vieles. Es helfen auch Firmen aus Colditz mit Material aus und be-
richten über unsere Projekte.

› Was sorgt eher für Stolpersteine, wenn es um Euren Raum oder Treff geht?
Die Brüche am Ende der Schule sind eine große Hürde, weil sich für viele der Ta-
gesplan und häufig auch der Ort ändert. Manche Themen erzeugen viel Aufmerk-
samkeit bei Erwachsenen, die für uns nicht immer nachvollziehbar sind und da hilft
es, Rückhalt zu erhalten. Bürokratische Hürden/Anforderungen bei Fördermitteln
sind für uns nicht immer leicht.

                                                                                        25
› Wer haftet, wenn etwas passiert und (wie) seid Ihr versichert?
     Die Aktivitäten werden als kommunale Tätigkeit abgesichert.

     › Was hindert Euch ein eingetragener Verein zu werden?
     Obwohl ein Verein uns etwas mehr Spielraum geben würde (Entscheidungen,För-
     dergelder etc.), haben wir uns entschieden, die Stadt im Boot zu halten.
       JUGENDFOKUS

     › Durch was schafft Ihr es, dass sich besonders Jugendliche für Euren Treff-
     punkt interessieren?
     Mir hat der Gedanke sehr gefallen, was Neues aufzubauen und selbst eigene Pro-
     jekte umzusetzen. Es ist schön zu sehen, wie viele Leute kommen oder auf Face-
     book schreiben, dass sie es toll finden.

     › Was könnt Ihr mit Eurem Treff an (notwendigen) Jugendangeboten nicht
     leisten?
     Eine eigene Struktur mit Verein und fester Verantwortung ist nichts für uns.
       ZUKUNFTSFÄHIGKEIT

     › Warum ist Euer Raum so wichtig?
     … für Dich?
        › Für mich ist es ein guter Raum, in dem wir uns treffen und zusammen was tun.
        Ich habe viele Freund*innen gefunden.
     … für Jugendliche im Allgemeinen?
        › Es macht uns glücklich.
     … für den Ort?
        › In der Stadt ist mit dem Go-Team ein anderes Bild von jungen Menschen
        möglich geworden – die machen was, die sind da und haben gute Ideen. Das
        Go-Team kann regelmäßig an der Stadtratssitzung teilnehmen und Fragen stel-
        len. Außerdem haben wir einen guten Zugang zum Bürgermeister, um Ideen
        einzubringen. Unsere Vision ist die Gründung eines Jugendparlaments.

     › Was braucht es, damit es euren Treff auch noch in 5 oder 10 Jahren gibt?
     Engagierte Jugendliche und kreative Ideen, die Unterstützung von Erwachsenen,
     offene Türen in der Stadt sowie Akzeptanz und Unterstützung durch den Stadtrat.

26
Sehen und gesehen werden

Es ist mit Smartphone etc. schnell und unkom-
pliziert möglich, ein paar Fotos zu schießen oder
ein kurzes Video von Euren Treff-Fortschritt zu
machen. Manche schaffen es sogar, eine kleine
Chronik zu erstellen. Das ist nicht nur witzig,
wenn Ihr nach Jahren auf diese Sachen schaut
und seht, wie Ihr Euch selbst verändert hat. Es
kann auch nützlich sein, es Euren Unterstüt-
zer*innen zu zeigen oder den Verantwortlichen
im Heimatort. Sie sollen ruhig sehen, dass Ihr
echt etwas bewegen könnt.
Denkt aber bitte daran, sich von den Darstellen-
den im Foto oder Video eine Veröffentlichung
genehmigen zu lassen. Jede Person hat ja ein
Recht auf das eigene Bild – egal wie alt sie ist.
Jugendclub
     Böhrigen
     Modell › selbstverwaltete Jugendräume in Kommunaler Trägerschaft
     Treffname › Jugendclub Böhrigen
     Träger des Treffs › Gemeinde Striegistal
     Interviewpartner*innen › Sophie Wagenführ
       ZU EUCH

     › Wie viele Mitglieder oder Nutzer*innen habt Ihr in welchem Alter?
     Wir sind 13 Mitglieder zwischen 16 und 30 Jahren.

     › Charakterisiert in einem Satz den Ort/die Region, in der sich euer Treff-
     punkt befindet!
     Böhrigen ist ländlich und freundlich – irgendwie Idylle. Der Club ist in der Natur an
     der Striegis mit großem Freigelände.
       ORGANISATION

     › Gibt es bei Euch Verantwortliche und in welchen Bereichen?
     Wir haben einen Clubrat mit Leitung und Stellvertretung, eine*n Kassenverant-
     wortliche*n mit Stellvertretung und eine Person, die das Protokoll führt. Alle an-
     deren sind Mitglieder. Bei Veranstaltungen und der Reinigung übernehmen alle
     Aufgaben.

28
› Welche Regeln gibt es und wer hat sie gemacht?
Wir haben gemeinsam eine Hausordnung mit Regeln und Sanktionen erstellt. Da-
rin sind auch Punkte der Gemeinde (Lärmschutz, Jugendschutz etc.).

› Was bietet Ihr an und für wen?
Alle sind willkommen. Hier können Jugendliche chillen, zusammensitzen, sich aus-
tauschen und Sorgen besprechen. Traditionell findet bei uns das Angrillen Anfang
April ebenso wie der Weihnachtsmarkt im Dezember statt. Wir führen zwei Tanz-
veranstaltungen im Jahr durch.

› In welcher Form wird bei Euch Mitsprache und Beteiligung aller Mitglieder
oder auch Gäste ermöglicht?
Bei uns herrscht Demokratie. Alle, die anwesend sind, sind stimm- und sprechbe-
rechtigt. Die Tagesordnung wird vorher im Chat bekannt gegeben, so dass auch
diejenigen, die nicht da sind, sich per Ideen und Meinung einbringen können. Ent-
scheidungen stimmen wir demokratisch ab, das wollen alle bei uns so.
  EINFLUSS DER ERWACHSENEN

› Wer hat den Raum zur Verfügung gestellt und unter welchen Bedingungen?
Die Gemeinde hat den Raum zur Verfügung gestellt. Die Bedingungen sind in ei-
nem Nutzungsvertrag geregelt. Wir zahlen einen Teil der Betriebskosten.

› Von wem werdet Ihr unterstützt und gefördert? Wo braucht Ihr Erwachsene?
Die Gemeinde und die Sächsische Landjugend unterstützen uns mit Infos und Rat
sowie bei Finanziellem.

› Was sorgt eher für Stolpersteine, wenn es um Euren Raum oder Treff geht?
In der Gemeinde gab es Entscheidungen zu Jugendräumen, die nicht mit uns be-
sprochen wurden. Es gibt mitunter Nachbarschaftskonflikte.

› Wer haftet, wenn etwas passiert und (wie) seid Ihr versichert?
Grundsätzlich haftet die Gemeinde für das Gebäude und wir haben eine Versiche-
rung für Veranstaltungen. Bei mutwilliger Zerstörung haften diejenigen Personen.

› Was hindert Euch ein eingetragener Verein zu werden?
Wir haben beschlossen, dies nicht zu tun. Es ist ein hoher Aufwand und es findet
ein zu häufiger Mitgliederwechsel statt. Als junge Leute wollen wir uns hier nicht
so lang festlegen.

                                                                                     29
JUGENDFOKUS

     › Durch was schafft Ihr es, dass sich besonders Jugendliche für Euren Treff-
     punkt interessieren?
     Wir sind selbst Jugendliche, da steht kein Erwachsener daneben. Wir organisieren
     Veranstaltungen für Jugendliche. Ansonsten ist es angenehm und schön – wir sind
     ein Ort ohne Stress und Nerv. Kids finden zu uns, weil wir sie ansprechen.

     › Was könnt Ihr mit Eurem Treff an (notwendigen) Jugendangeboten nicht
     leisten?
     Unterstützung in Bildungssachen usw. oder bei generellen Problemlagen – privat
     oder psychisch – da kommen wir an unsere Grenzen.
       ZUKUNFTSFÄHIGKEIT

     › Warum ist Euer Raum so wichtig?
     … für Dich?
        › Hier gewinne ich Abstand vom Alltag, kann abschalten und alles vergessen.
        Hier chille ich mit Freund*innen und mache das, was mir Spaß macht. Anderer-
        seits ist es ein Ort, wo ich Verantwortung übernehmen kann, wo ich Dinge plane
        und voranbringe.
     … für Jugendliche im Allgemeinen?
        › Es ist wichtig, den Jugendlichen einen Raum zu bieten, wo sie ihre Eigenstän-
        digkeit ausprobieren und entwickeln können, ihnen Vertrauen zu schenken
        und einen Rückzugsort zu haben.
     … für den Ort?
        › Der Raum und wir übernehmen die Funktion, Pläne für den gesamten Ort
        auszubrüten. Veranstaltungen, Fortschritt, Innovation: Wir sind die Zukunft.
        Auch in gesellschaftlichen Fragen wie Klima, Umwelt, Soziales uvm.

     › Was braucht es, damit es euren Treff auch noch in 5 oder 10 Jahren gibt?
     Wir brauchen junge Leute, die gern sozialen Umgang haben und sich nicht zu Hau-
     se einigeln. Menschen, die anderen helfen wollen und Aufgaben übernehmen.

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Nutzungsvertrag/Nutzungsvereinbarung

Eine Nutzungsvereinbarung oder ein Nutzungs-
vertrag regelt die Nutzung eines Raumes zwischen
denen, die den Raum „vermieten“ oder anbieten
und Euch als Nutzende des Raumes. So eine Ver-
einbarung oder ein Vertrag ist also so etwas wie
ein Mietvertrag und legt fest, welche Rechte und
Pflichten beide Seiten haben und ob Miete oder
Nebenkosten gezahlt werden müssen. Es ist mög-
lich, selbst etwas dazuzuschreiben oder Ihr stöbert
im Netz mal nach Mustervorlagen wie z. B. auf der
Webseite zur Broschüre → www.dasmachenwir.de
Jugendtreff
     Hainichen
     Modell › Selbstverwaltete Jugendräume unter kommunaler Verantwortung
     Treffname › Jugendtreff Hainichen
     Träger des Treffs › Stadt Hainchen
     Interviewpartner*innen › Nancy Knefel & Leon Kreutziger
       ZU EUCH

     › Wie viele Mitglieder oder Nutzer*innen habt Ihr in welchem Alter?
     Wir sind ca. 30 Mitglieder im Alter von 12 bis 26 Jahren.

     › Charakterisiert in einem Satz den Ort/die Region, in der sich euer Treff-
     punkt befindet!
     Der Jugendtreff befindet sich in zentraler Lage in einem Wohngebiet einer Klein-
     stadt.
       ORGANISATION

     › Gibt es bei Euch Verantwortliche und in welchen Bereichen?
     Wir haben einen Clubrat mit drei Verantwortlichen für Finanzen, für behördliche
     Wege sowie den Kontakt zu KONTRAST und für das Praktische wie Infoverteilung
     oder interne Kommunikation.

32
› Welche Regeln gibt es und wer hat sie gemacht?
Es gibt eine eigene Hausordnung, welche gemeinsam für Gebäude und Gelände
erstellt und der Stadtverwaltung gegeben wurde.

› Was bietet Ihr an und für wen?
Wir haben große Räumlichkeiten für Freizeitgestaltung wie Billiard oder „Kino“ und
eigene Feiern und Workshops mit KONTRAST (z. B. Kräuterbeete angelegt) organi-
siert und durchgeführt. Außerdem unterstützen wir die Stadt bei Veranstaltungen.

› In welcher Form wird bei Euch Mitsprache und Beteiligung aller Mitglieder
oder auch Gäste ermöglicht?
Jede*r darf Ideen und Wünsche äußern, welche an den Clubvorstand herangetra-
gen werden. Alle werden darüber in regelmäßigen Mitgliedersitzungen informiert
und bei der Planung beteiligt.
  EINFLUSS DER ERWACHSENEN

› Wer hat den Raum zur Verfügung gestellt und unter welchen Bedingungen?
Die Stadt hat uns die Räume zur Verfügung gestellt. Es gibt einen Nutzungsver-
trag. Wir bezahlen eine Nutzungsgebühr und bringen uns in das Stadtleben ein.

› Von wem werdet Ihr unterstützt und gefördert? Wo braucht Ihr Erwachsene?
Wir brauchen ältere Jugendliche, die die Jüngeren unterstützen, Eltern, wenn
es was zu transportieren gibt, Ansprechpersonen der Stadt und KONTRAST bei
persönlichen Themen und Herausforderungen, für Gespräche mit der Stadt, für
Fördermittel und Projektplanung.

› Was sorgt eher für Stolpersteine, wenn es um Euren Raum oder Treff geht?
Bürokratie ist eine Herausforderung. Die Schließung unseres Jugendclubs steht
bevor: Es wurde sich wegen Ruhestörung beschwert und einen Anwalt einge-
schaltet. Die Stadtverwaltung hat als Kündigungsgrund die Nichtfinanzierbarkeit
von Brandschutzauflagen angegeben. Außerdem ist die Finanzierung der Neben-
kosten schwierig.

› Wer haftet, wenn etwas passiert und (wie) seid Ihr versichert?
Es gibt eine Gebäudeversicherung über die Stadtverwaltung und eine Versiche-
rung für öffentliche Veranstaltungen über Regenbogenbus e. V. Für alles andere
haften wir selbst.

                                                                                     33
› Was hindert Euch ein eingetragener Verein zu werden?
     Wir wollen kein e. V. sein. Es gibt zu viele Aufgaben, Zugangsvoraussetzungen und
     Verantwortung.
       JUGENDFOKUS

     › Durch was schafft Ihr es, dass sich besonders Jugendliche für Euren Treff-
     punkt interessieren?
     Wir haben große Räume, um sich frei zu entfalten und zum Ausprobieren von ju-
     gendgerechten Verhalten ohne Kritisierung und unabhängig von Erwachsenen.
     Jüngere kommen über persönliche Bekanntschaften oder durch die Mitarbeiten-
     de von KONTRAST dazu.

     › Was könnt Ihr mit Eurem Treff an (notwendigen) Jugendangeboten nicht
     leisten?
     Wir würden gern intensiver auf unsere Jüngeren eingehen wollen und mehr Ver-
     anstaltungen durchführen.
       ZUKUNFTSFÄHIGKEIT

     › Warum ist Euer Raum so wichtig?
     … für Dich?
        Nancy › Grundrenovierung, Gestaltung, kreative Aktionen waren und sind für
        mich Herzblut-aktionen. Es ist ein Raum, in dem ich mich mit meinen Leuten
        treffen und meine Ideen mit Hilfe der anderen umsetzen kann.
        Leon › Ich habe hier sehr viel Zeit reingesteckt, alles selbst gemacht, Renovie-
        rung, kreative Ausgestaltung.
     … für Jugendliche im Allgemeinen?
        › Bei schlechtem Wetter haben diese ein Dach über den Kopf und warme Räu-
        me. Wir kommen im Treff gerne zusammen und haben wieder mehr Kontakt
        untereinander. Hier haben wir kurze Wege zum Club. Der Treff ist auch ein
        Stück Freiheit und ein Ort, um sich zu verwirklichen. Jeder kann sich an ver-
        schiedenen Projekten beteiligen.
     … für den Ort?
        › Unsere Räume sind besonders wichtig, da wir der einzige Ort in der Stadt
        sind, an dem die Jugendlichen Schutz vor gesellschaftlichen Einflüssen (Dro-
        gen oder andere Potenziale) haben. Die Jüngeren lernen von den Älteren,
        Generationen begegnen sich, Gewaltpotenziale haben sich verändert.

34
› Was braucht es, damit es euren Treff auch noch in 5 oder 10 Jahren gibt?
Wir brauchen einen guten Zusammenhalt und engagierte Leute, einen neuen Club
in guter Lage. Wir wünschen uns mehr Akzeptanz und Verständnis der Einwoh-
ner*innen für Jugendliche und für Jugendräume.

                                               Privat oder Öffentlich?

                                             Wenn Ihr nach Objekten Ausschau haltet,
                                             wird Euch diese Frage sicher begegnen. Der
                                             Treff kann auch auf einem Privatgrundstück
                                             sein. Hier solltet Ihr aber genauso einen
                                             schriftlichen Vertrag machen und darauf ach-
                                             ten, dass die Bedingungen stimmen. Den Ver-
                                             mieter*innen muss bewusst sein, dass sie eine
                                             Teilverantwortung für Euch haben und auf-
                                             passen, welche Werte auf ihrem Grundstück
                                             entstehen. Wenn das Grundstück der Stadt
                                             oder Gemeinde gehört, hat das Vorteile. Sie
                                             haben eine Fürsorge- und Unterstützungs-
                                             pflicht für Euch wie auch für andere Einwoh-
                                             ner und Einwohnerinnen und es ist einfacher,
                                             Förderungen für das Objekt zu bekommen.
Jugendumweltgruppe
     Grüne Welle
     Modell › Interessenbezogene Jugendräume/-aktivitäten
     Treffname › Jugendumweltgruppe
     Träger des Treffs › Grüne Welle Naundorf e. V. – Ökostation
     Interviewpartner*innen › Thomas, Ronja, Sophie, Tamim, Karim, Akrim, Ella,
     Elias & Harriet
       ZU EUCH

     › Wie viele Mitglieder oder Nutzer*innen habt Ihr in welchem Alter?
     Wir sind meistens 8–10 Leute und helfende Hände bei Aktionen.

     › Charakterisiert in einem Satz den Ort/die Region, in der sich euer Treff-
     punkt befindet!
     Ländlicher Raum, Wald und Felder, ein paar Dörfer und Kleinstädte.
       ORGANISATION

     › Gibt es bei Euch Verantwortliche und in welchen Bereichen?
     Feste Verantwortlichkeiten gibt es nicht. Zu Treffen nehmen alle Aufgaben wahr.
     Bei den Projekten und Aktivitäten teilen wir je nach Aufgabe ein, wer welche Ver-
     antwortung übernimmt. Das liegt auch an Wohnort oder Interesse.

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› Welche Regeln gibt es und wer hat sie gemacht?
Regeln haben wir in diesem Sinne nicht, da gibt es nichts Schriftliches, sondern wir
verbringen eine gute Zeit miteinander und sprechen über mögliche Probleme. Alle
müssen helfen. Aufgaben werden direkt aufgeteilt.

› Was bietet Ihr an und für wen?
Wir sind eine feste Jugendumweltgruppe und beschäftigen uns mit Umwelt- und
Naturschutz. Alle interessierten Jugendlichen, die ein Herz für die Natur haben und
gern draußen sind, können mitmachen. Wir führen Projekte durch (Müllsammlung,
Klimabilanz etc.), um die Natur zu schützen, Menschen zu informieren und Auf-
enthalte im Wald oder auf der Wiese zu verbessern. Wir gestalten Naundorf und
die Städte/Dörfer der Region mit Umweltschutz- und Bauprojekten (Weidentipis,
Bänke) und Lehrtafeln. Alle zwei Wochen treffen wir uns, kochen gemeinsam und
besprechen unsere Projekte und andere Themen. Andere Aktivitäten sind projekt-
gebunden (z. B. mit dem NABU). Im Grüne Welle e. V. treffen sich alle Generationen
und tauschen sich aus.

› In welcher Form wird bei Euch Mitsprache und Beteiligung aller Mitglieder
oder auch Gäste ermöglicht?
Beim Freitagtreff bringen Harriet (unsere Jugendgruppenleitung) genauso wie
wir unsere Ideen ein, reden darüber und beschließen dann gemeinsam, was wir
machen wollen. Da versuchen wir alle einzubinden. Der älteste Jugendliche wird
in die Vereinsstrukturen eingebunden (Mitgliederversammlung, Vorstand), um die
Stimme der Jugend zu hören.
  EINFLUSS DER ERWACHSENEN

› Von wem werdet Ihr unterstützt und gefördert? Wo braucht Ihr Erwachsene?
Große Geschwister, aktive Erwachsene im Verein, Eltern sowie der Bauhof und
die Bürgermeister*innen.

› Was sorgt eher für Stolpersteine, wenn es um Euren Raum oder Treff geht?
Manchmal wollen wir gern einen Ort pflegen oder etwas bauen, dürfen das aber
aufgrund von Eigentums- oder Haftungsfragen nicht.

› Wer haftet, wenn etwas passiert und (wie) seid Ihr versichert?
Aktivitäten sind über den Grüne Welle e. V. abgesichert.

                                                                                       37
› Was hindert Euch ein eingetragener Verein zu werden?
     Ein eigener Verein war für uns nie ein Thema, weil wir froh sind, uns mit den The-
     men und unseren Interessen zu beschäftigen und keine anderen Baustellen be-
     ackern zu müssen.

       JUGENDFOKUS

     › Durch was schafft Ihr es, dass sich besonders Jugendliche für Euren Treff-
     punkt interessieren?
     Das macht Spaß. Wir lernen viel dazu. Es ist spannend. Wir können unsere Ideen
     umsetzen, sind viel draußen unterwegs und verbringen nach einer Schulwoche
     Zeit mit Freund*innen.

     › Was könnt Ihr mit Eurem Treff an (notwendigen) Jugendangeboten nicht
     leisten?
     Wir sind an Klima und Umwelt orientiert und können hier alles gut umsetzen.
       ZUKUNFTSFÄHIGKEIT

     › Warum ist Euer Raum so wichtig?
     … für Dich?
        › Hier können wir uns treffen, viele sind aus der Schule oder meinem Ort. Wir
        kennen uns und es ist sehr lustig.
     … für Jugendliche im Allgemeinen?
        › Nach einer anstrengenden Woche ist es ein guter Ort. Hier sind viele
        Freund*innen und wir tun etwas für die Umwelt – eine tolle Mischung.
     … für den Ort?
        › Das Angebot ist für die Umgebung sehr wichtig: Wir pflegen die Landschaft,
        gestalten um und informieren über Naturthemen. In der Region sind viele
        Dinge entstanden, der Naturgedanke trägt sich weiter, Ideen verbreiten sich.

     › Was braucht es, damit es euren Treff auch noch in 5 oder 10 Jahren gibt?
     Interessierte Jugendliche, die mitmachen. Leute, die uns mit Rohstoffen zum Bau-
     en unterstützen.

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