Ausschreibung "Digitales Lernen Grundschule" Deutsche Telekom Stiftung - Bonn Juni 2015

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Ausschreibung
„Digitales Lernen Grundschule“
  Deutsche Telekom Stiftung
             Bonn
           Juni 2015
1. Situation
Digitalisierung und digitale Medien stehen zurzeit sehr prominent in der öffentlichen
Diskussion. Dabei geht es um Medienbildung, um die gezielte Nutzung digitaler Medien
zur Vermittlung von Inhalten sowie um „Gestaltung“ mithilfe digitaler Medien und
Hilfsmittel. Die Diskussion ist in Bezug auf diese drei Felder nicht trennscharf und
mitunter sehr polarisierend, und sie weist auf Desiderate hin, die in Fachkreisen schon
seit längerer Zeit diskutiert werden. Auch die Deutsche Telekom Stiftung hat sich von
Beginn an im Bereich der Nutzung digitaler Medien in der Schule und der Medienbildung
in Kita und Schule engagiert 1 und möchte dieses Engagement fortführen. Im Fokus
stehen dabei Kinder und Jugendliche, ihre Kompetenzentwicklung und Motivation sowie
ihr Selbstkonzept für diesen Bereich.

Die Nutzung digitaler Medien in Kita und Schule zielt mit unterschiedlicher Gewichtung
auf die Medienbildung und auf die Potenziale des Medieneinsatzes zur Vermittlung von
fachlichen und überfachlichen Kompetenzen. So lassen sich durch den Medieneinsatz
bestimmte Inhalte besser bearbeiten oder Ergebnisse und Lösungsschritte im
Arbeitsprozess klarer darstellen. Häufig wird der Einsatz digitaler Medien auch in
Verbindung zu positiven Effekten auf Eigenaktivität, Kooperation oder Selbstregulierung
gesetzt. Das gilt auch für den Bereich der Grundschule. Die Ergebnisse einer Allensbach
Befragung zur Digitalen Medienbildung in Grundschule und Kindergarten (2014) 2 zeigen,
dass rund 60% der Eltern und Lehrkräfte möchten, dass Kinder bereits in der
Grundschule den Umgang mit PC, Smartphone oder Internet erlernen und diese Medien
im Unterricht nutzen. Ergebnisse einer weiteren Allensbach Studie zu den Möglichkeiten
und Grenzen digitaler Medien im Unterricht (2013) machen aber auch deutlich, dass
gerade im Grundschulbereich die Diskrepanz zwischen gewünschter und tatsächlicher
Mediennutzung am größten ist. Darauf verweist auch der Aktionsrat Bildung in seinem
diesjährigen Gutachten und fordert zur Stärkung der unzureichenden Medienkompetenz
deutscher Schüler den Medieneinsatz in Grundschulen zu forcieren.

Das Thema informatische Grundkompetenz als dritter Bereich digitaler Bildung im Sinne
einer produktiven Gestaltung von und mit digitalen Medien findet in Deutschland bislang
1
  Vgl. Schule interaktiv: http://www.telekom-stiftung.de/dts-cms/sites/default/files//dts-
library/materialien/pdf/buch_schule_interaktiv.pdf, Medienqualifizierung für Erzieherinnen und Erzieher über
Handreichungen zur „Frühen Medienbildung“, Medienbildung entlang der Bildungskette: http://www.telekom-
stiftung.de/dts-cms/sites/default/files//dts-library/materialien/pdf/buch_medienbildung.bildungskette_end.pdf/
2
  http://www.telekom-stiftung.de/dts-cms/sites/default/files//dts-
library/materialien/pdf/ergebnisse_allensbach-umfrage_gesamt.pdf

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nur wenig Beachtung. Dabei soll die Grundschule und insbesondere der Sachunterricht
Schülerinnen und Schüler darin unterstützen, „sich die [...] technisch gestaltete Umwelt
bildungswirksam zu erschließen“ (Gesellschaft für Didaktik des Sachunterrichts, 2002).
Aktuelle Projekte (Borowski et al. 2011, Romeike & Reichert 2011) belegen, dass
informatisch orientierter Unterricht bereits ab Klassenstufe drei möglich ist. Auch ein
Blick ins Ausland zeigt, dass in vielen Ländern dem fächerbezogenen Unterricht mit
digitalen Medien eine sehr viel größere Bedeutung zugeschrieben wird. Ziel sollte sein,
die vorhandenen Nutzungsmodelle und Erfahrungen aus diesen Ländern sehr viel
stärker für das Lehren und Lernen in Deutschland zu nutzen.

Doch einer häufigeren und breiteren Nutzung digitaler Medien gerade in den
Grundschulen steht neben der extrem unterschiedlichen und grundsätzlich eher
schlechten Ausstattung der Schulen mit Hardware auch die nicht durchgängig bei allen
Grundschullehrerinnen und -lehrern ausgebildete Kompetenz im Umgang mit digitalen
Medien entgegen. Derzeit können Lehrerinnen und Lehrer im Rahmen von Aus- und
Fortbildung    zwar    Kenntnisse    im    Umgang      mit    digitalen     Medien,   zu   deren
Einsatzmöglichkeiten sowie zur Vermittlung einer kritisch-reflektierenden Nutzung von
digitalen Medien erlernen. Das allerdings geschieht nur punktuell und unsystematisch.
Insbesondere für den Unterricht in der Grundschule fehlen überzeugende, pädagogisch
sinnvolle und nachweislich produktive Konzepte zur Nutzung von (mobilen) digitalen
Medien.

Mit der vorliegenden Ausschreibung ruft die Deutsche Telekom Stiftung daher zur
Einreichung innovativer Konzepte für die Ausbildung von Grundschullehrkräften auf.
Dabei geht es zum einen um den Einsatz digitaler Medien im Fachunterricht, zum
anderen       um   eine   dem     Alter    der    Zielgruppe      angemessene         Vermittlung
informatischer/algorithmischer Grundkompetenzen.

2. Ausschreibung
Ziel der Ausschreibung „Digitales Lernen Grundschule“ ist es, fünf Hochschulen
auszuwählen, die bereits Konzepte an der Schnittstelle zwischen Fachdidaktik und
Mediendidaktik/Medienpädagogik erarbeiten und ihre Aktivitäten in diesem Bereich
perspektivisch umfassend weiterentwickeln wollen. Die von den ausgewählten
Hochschulen        entwickelten     Konzepte       sollen     möglichst       umfassend      das
Grundschulcurriculum berücksichtigen; ein inhaltlicher Fokus auf die MINT-Fächer ist

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dabei nicht vorgesehen. Zudem sollen Konzepte für die handlungsorientierte Vermittlung
informatischer/algorithmischer Grundkompetenzen entwickelt werden. Wichtig für diese
Konzepte          ist      neben         der       Beteiligung          der         Fachdidaktik      und
Mediendidaktik/Medienpädagogik auch der Einbezug informatikdidaktischer Kompetenz.

Die Konzepte sollen in der Schulpraxis erprobt und in die Lehrerausbildung der
jeweiligen     Hochschulen        integriert    werden.       Geplant    ist   darüber     hinaus    eine
Zusammenarbeit der ausgewählten Hochschulen in einem Entwicklungsverbund
„Digitales     Lernen      Grundschule“,         um     die     Entwicklung         und   den      Einsatz
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qualitätsgesicherter Konzepte weiter zu unterstützen .

Die Ausschreibung erfolgt in Form eines offenen Bewerbungsverfahrens. Aus den
eingereichten Anträgen werden fünf zur Förderung ausgewählt. Zur Auswahl der
geförderten Hochschulen hat die Deutsche Telekom Stiftung ein internationales
Expertengremium unter der Leitung von Professor Dr. Stefan Aufenanger (Institut für
Erziehungswissenschaft, Universität Mainz) eingerichtet. Auf Basis der Empfehlungen
aus diesem Expertenteam wird von der Stiftung eine Förderentscheidung getroffen.

Während der gesamten Projektlaufzeit ist eine Beratung und Begleitung der
teilnehmenden Hochschulen durch einzelne Mitglieder der Expertengruppe als Paten
vorgesehen, insbesondere in Form von jährlichen Besuchen gemeinsam mit der
Telekom-Stiftung.

Im Einzelnen sollen die Hochschulen …

a)   in Zusammenarbeit von Fachdidaktik und Mediendidaktik/Medienpädagogik fünf
     Konzepte für die produktive Nutzung digitaler Medien im Unterricht entwickeln. Nach
     Möglichkeit sollen diese Konzepte den Medieneinsatz ganzheitlich, von einem
     fachlichen Thema ausgehend in authentischen Unterrichtssituationen beschreiben.

b)   an der Schnittstelle Fachdidaktik und Mediendidaktik/Medienpädagogik zwei weitere
     Konzepte entwickeln für die handlungsorientierte Vermittlung
     informatischer/algorithmischer Grundkompetenzen. Wichtig hierfür ist der Einbezug
     informatikdidaktischer Kompetenz.

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 Analog zu den bestehenden Entwicklungsverbünden MINT-Lehrerbildung der Stiftung:
http://www.telekom-stiftung.de/dts-cms/de/entwicklungsverbuende

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c)    im Verbund mit den anderen Hochschulen ein Curriculum für
      informatische/algorithmische Kompetenzen in der Grundschule entwickeln.

d)    die Konzepte in Zusammenarbeit mit einer Partner-Grundschule vor Ort erproben.

d)    Arbeitsergebnisse aus dem Projekt in die Ausbildung der Lehramtsstudierenden
      integrieren, ggf. auch in die Lehrerfortbildung.

e)    gemeinsam mit den anderen geförderten Hochschulen in einem
      Entwicklungsverbund zusammenarbeiten,

f)    die Unterrichtskonzepte am Standort evaluieren (z.B. durch begleitende
      mediendidaktische Forschung oder Mediendesignforschung) und bereit sein, an
      einer übergreifenden Evaluation mitzuarbeiten.

2. Methodik
Die eingereichten Konzepte sollen hinsichtlich ihrer Effektivität und Produktivität in der
Praxis evaluiert werden. Dazu stellt die Hochschule sicher, dass die Konzepte im
Unterricht unter Beobachtung erprobt werden können. Nach dem Vorbild der
sogenannten „UNI-Klassen“ soll in Zusammenarbeit mit Grundschulen eine reflexive
Praxis in der Lehrerausbildung etabliert werden. An einer Partner-Grundschule wird
dazu ein Klassenraum so ausgestattet, dass zum einen die entwickelten Konzepte
eingesetzt werden können und zum anderen der Unterricht in Bild und Ton so
aufgezeichnet werden kann, dass eine nachträgliche gemeinsame Reflektion möglich
ist. Dieser Klassenraum soll als Entwicklungswerkstatt und Ausbildungsstätte genutzt
werden. Das Modell der „UNI-Klassen“ wurde von der LMU München entwickelt und wird
von ihr in das Projekt eingebracht. Die LMU ist in dieser Funktion sechste Hochschule
des     Entwicklungsverbundes.       Der    Reflexionsansatz       unterstützt   eine   stärkere
Verankerung der Lehrerausbildung an den Schulen und soll als wichtiger Bestandteil der
Unterrichtspraxis und Evaluationsmethodik fest im Konzept verankert sein.

Die Deutsche Telekom Stiftung unterstützt diesen Aspekt des Antrags durch die
Bereitstellung finanzieller Mittel zum Aufbau der notwendigen räumlichen Infrastruktur.
Nach Ablauf der Projektzeit stehen die angeschafften technischen Mittel den Schulen
und Hochschulen weiterhin zur Verfügung. Im Sinne einer nachhaltigen Projektförderung
sollen mit dem Antrag daher auch Konzepte zur Nutzung der angeschafften Materialien

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und Mittel nach Projektende vorgelegt werden. Eine darüber hinaus gehende Öffnung
der eingerichteten UNI-Klassen als Fortbildungsstätte ist perspektivisch gewünscht.

Durch die Projektaktivitäten soll sich die Ausbildung an den Hochschulen so verändern,
dass der Unterricht der ausgebildeten Lehrkräfte

• sehr viel stärker als bisher an der Lebenswelt und den Mediennutzungsgewohnheiten
   der Schüler ausgerichtet ist (auch mit Blick auf zukünftige schulische und berufliche
   Anforderungen),

• digitale Medien als didaktische Lehr-/Lernmittel und Werkzeuge produktiv integriert
   und so anschaulich und abwechslungsreich gestaltet wird,

• selbständiges Lernen und Arbeiten fördert,

• individualisiertes Lernen ermöglicht,

• den souveränen Umgang mit digitalen Medien unterstützt.

Die erfolgreiche Arbeit wird in regelmäßigen Berichten nachgewiesen. Darüber hinaus
erfolgt ein Monitoring durch die Deutsche Telekom Stiftung. Nach drei Jahren Laufzeit
wird es eine Begutachtung durch das Expertengremium geben.

3. Zeitlicher und finanzieller Förderumfang
Die fünf, im Rahmen der Ausschreibung ausgewählten Hochschulen erhalten für drei
Jahre Mittel im Umfang einer wissenschaftlichen Stelle (bis zu 70.000 € pro Hochschule
und Jahr) zur Koordination des Projektes. Zusätzlich werden jeder Hochschule bis zu
65.000 € Sach- und Entwicklungsmittel zur Verfügung gestellt sowie bis zu 50.000 € zum
Aufbau der Infrastruktur an der Partner-Grundschule (UNI-Klasse).

4. Verfahren
Interessierte Hochschulen müssen bis zum 21. September 2015 einen 15-seitigen Antrag
einreichen. Die Evaluationskommission entscheidet bis Ende Oktober, welche Hochschulen
zu einer Auswahlsitzung eingeladen werden. Diese Sitzung findet voraussichtlich Anfang
Dezember 2015 statt. In der Auswahlsitzung haben die Hochschulen Gelegenheit, ihre
Konzepte persönlich vorzustellen. Die Auswahl der Hochschulen erfolgt dann auf Basis
dieser Vorstellung sowie der eingereichten Konzepte, anhand der in der Ausschreibung
festgelegten Kriterien.

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5. Voraussetzungen
Die Hochschule verfügt über die notwendigen fachlichen, fachdidaktischen sowie
erziehungs-/bildungswissenschaftlichen Kompetenzen. Insbesondere die Fachdidaktiken
verfügen über ausgezeichnete Fachkompetenz und Offenheit gegenüber der Nutzung
digitaler Medien im Unterricht und kooperieren perspektivisch mit dem Bereich der
Mediendidaktik/Medienpädagogik.

Insgesamt hat die Hochschule eine hervorragende und auf Dauer angelegte Forschung
im Bereich der Lehrerbildung und verfügt über ein tragfähiges Netzwerk mit Lehrkräften,
Schulen, Fortbildungseinrichtungen und der Bildungsadministration.

Dem Antrag ist die Verpflichtung mindestens einer Partner-Grundschule zur aktiven
Mitarbeit im Projekt beizufügen. Die jeweilige Partner-Grundschule sollte darüber hinaus
konzeptionelle Ansätze sowie eine Zusicherung zur Nutzung des Raums nach Ablauf
der Projektlaufzeit nachweisen. Gleiches gilt im Hinblick auf Kooperation und
Unterstützung der Partner-Grundschule auch für den jeweiligen Schulträger. Das
Vorhaben im Sinne einer Profilierung des Standortes in der Lehrerfortbildung wird von
der Hochschulleitung unterstützt.

Die Deutsche Telekom Stiftung kann die im Projekt erarbeiteten Konzepte und
Unterrichtseinheiten der Allgemeinheit zur Verfügung stellen. Sie kann sich dazu auch
Dritter bedienen.

6. Hinweise zur Antragstellung
Bitte stellen Sie in einem maximal 15-seitigen Antrag das Konzept zum „Digitalen Lernen
Grundschule“ dar. Nutzen Sie dazu bitte den Leitfaden unter: www.telekom-stiftung.de

7. Zeitplan
Ausschreibung                                               02. Juni 2015

Ende der Bewerbungsfrist                                    21.September 2015

Vorauswahl und Einladung zur Auswahlsitzung                 Ende Oktober 2015

Auswahlsitzung                                              Anfang Dezember 2015

Ansprechpartner                                             Deutsche Telekom Stiftung,
                                                            Dr. Birgit Schmitz
                                                            Tel.: 0228-181-92004
                                                            birgit-schmitz@telekom.de

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