AUSSEN WIRTSCHAFT WIRTSCHAFTSBERICHT RUMÄNIEN - WKO

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AUSSEN WIRTSCHAFT WIRTSCHAFTSBERICHT RUMÄNIEN - WKO
AUSSEN
WIRTSCHAFT
WIRTSCHAFTSBERICHT
RUMÄNIEN

AUSSENWIRTSCHAFTSCENTER BUKAREST
MÄRZ 2019
AUSSEN WIRTSCHAFT WIRTSCHAFTSBERICHT RUMÄNIEN - WKO
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                                          Eine Information des
                                    AußenwirtschaftsCenters Bukarest

                                         Wirtschaftsdelegierter
                                           Mag. Gerd Bommer
                                            T +40 372 068900
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                   AUSSENWIRTSCHAFT WIRTSCHAFTSBERICHT Rumänien
                                                      (Gesamtjahr 2018)

        Sozialistische Regierung steigert permanent Ausgaben, finanzielle Stabilität gefährdet, In-
         flation steigt, Währung wertet ab, permanenter Regierungsumbau, Notverordnungen
        Wirtschaftswachstum 2018 4,1 %, gesunken von 7,0 % in 2017, Prognosen werden perma-
         nent nach unten revidiert, 2019 unter 3 %, Regierung insistiert auf 5,5 % (u. a. für Budget)
        IT Anteil am BIP wächst von 3 % (2011) auf über 8 % (2018) bei hoher Wertschöpfung
        Ausnützung der EU-Förderungen auf sehr niedrigem Niveau
        Österreichische Exporte steigen in 2018 um starke 11,7 % auf EUR 2,54 Mrd., höchstes bila-
         terales Handelsvolumen aller Zeiten mit EUR über 4 Mrd.
        Österreichische Wirtschaft bedeutender Investor mit sehr hohen Reinvestitionen

Wirtschaftskennzahlen
                                                                              2016      2017        Schätzung      Prognose
                                                                                                      2018           2019
     Nominales Bruttoinlandsprodukt in Mrd. USD1                              189,0     211,9         234,4          236,8
     Bruttoinlandsprodukt/Kopf in USD   2                                     23.846    26,531        28.093           29.872
     Bevölkerung in Mio.3                                                      19,8      19,7          19,6             19,5
     Reales Wirtschaftswachstum in %4                                           4,8       7,0           4,1              4,0
     Inflationsrate in %5                                                      - 1,6      1,3           4,6              3,0
     Arbeitslosenrate in %6                                                     5,6       4,8           3,9              4,0
     Wechselkurs d. Landeswährung RON zu EUR (1 EUR = RON)7                    4,49      4,57          4,65             5,01
     Warenexporte des Landes in Mrd. USD8                                      57,7      64,6          73,1             76,8
     Warenimporte des Landes in Mrd. USD9                                      68,0      78,4          90,5             95,3

     Wirtschaftsleistung des Landes, Weltwertung 2017:10            Rang 48

Wirtschaftsbeziehungen mit Österreich
                                                                2018     Veränderung    2017     Verände-      2016     Verände-
                                                                  .       Vorperiode      .      rung Vor-       .      rung Vor-
                                                                             in %                 periode                periode
                                                                                                   in %                    in %
     Österreichische Warenexporte in Mio. Euro11               2.542           + 11,7   2.277      + 9,5       2.080      + 4,3
     Österreichische Warenimporte in Mio. Euro12               1.475            + 8,0   1.366      + 8,1       1.264      + 2,5
     Österreichische Dienstleistungsexporte in Mio. Euro13      754             + 7,7    960       11,8         859       + 10,5
     Österreichische Dienstleistungsimporte in Mio. Euro14     1.126           + 15,1   1.371      14,6        1.196      + 11,8

     Österreichische Direktinvestitionen 201715                                                         8.106
     Beschäftigte bei österr. Direktinvestitionen 201616                                                67,7
     Direktinvestitionen aus RO in Ö 201717                                                               58
     Beschäftige in Österreich bei Direktinvestitionen aus RO 201618                                      k.A.

     Wichtigster Warenexportmarkt für Österreich 201819:                 15. Rang
     Wichtigster Dienstleistungsexportmarkt für Österreich 201820:       11. Rang

1-9 Quelle: Economist Intelligence Unit
10 Quelle: Weltbank
11-14 Quelle: Statistik Austria

15-18 Quelle: Österreichische Nationalbank

19-20 Quelle: Statistik Austria

                                             Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA
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     1. Wirtschaftslage

    2016 und 2017 höchs-      Im Jahr 2018 stieg die Wirtschaftsleistung um 4,1 %, womit die Wirtschaft Ru-
    tes Wirtschaftswachs-     mäniens seit 2011 permanent gewachsen ist und dies seit 2013 konstant mit Ra-
    tum der EU schwächt       ten von über + 3 %, allerdings weist Rumänien nicht mehr das höchste Wirt-
    sich 2018 deutlich ab     schaftswachstum der EU aus. Rumänien war 2016 (+ 4,8 %) und 2017 (+ 7,0 %)
                              das EU-Land mit dem höchsten Wirtschaftswachstum. Problematisch dabei war
                              aber die mehrheitliche Generierung des Wachstums durch erhöhte Konsumaus-
                              gaben. Im Jahr 2017 konnte erstmals ein größeres BIP, als das von Griechen-
                              land verzeichnet werden, womit Rumänien die 16.-größte Wirtschaft der EU ist.
                              56 % des BIP werden mit Dienstleistungen generiert, 24 % von der Industrie, 6 %
                              im Bausektor und 4 % von der Landwirtschaft. Die Hauptgründe für die verbes-
                              serte Konjunktur waren Steuersenkungen, eine sehr gute landwirtschaftliche
                              Ernte, ein allgemein guter wirtschaftlicher Trend (vor allem von IT & Kommu-
                              nikation, Wissenschaft & Technik, Einzelhandel und Kfz-Bereich) sowie anhal-
                              tend hohe Direktinvestitionen ausländischer Firmen. Einen gewissen, nicht klar
                              abschätzbaren Beitrag bringt seit Jahren auch die immer stärkere Abbildung der
                              wirtschaftlichen Grauzonen aufgrund der geringen Steuerbelastung.

    Ungleichverteilung im     Die Ungleichverteilung des Einkommens und der Generierung des BIP ist im
    Land sehr hoch            gesamten Land stark sichtbar, so sind die Städte wirtschaftlich durchwegs viel
                              stärker, als das Land. In Bukarest liegt das BIP bei 139 % des EU-Durch-
                              schnitts, im Westen bei 60 %, im Zentrum des Landes bei 53 % und im Nord-Os-
                              ten nur bei 36 %.

    Investitionen seit 2011   Die Investitionen stiegen ab 2011 mit + 14,6 % zum ersten Mal nach Ausbruch
    schwankend, 2018          der Krise 2009 wieder kräftig an, waren 2012/2013 negativ und stiegen 2014 und
    wieder ein Minus zu       2015 mit + 7,7 % erstmals wieder stark an, eine klare Trendwende. 2016 waren
    verzeichnen               die Investitionen mit – 1,9 % leicht rückläufig, doch 2017 konnte wieder ein
                              starker Anstieg von 4,5 % verzeichnet werden, der sich 2018 anfänglich fort-
                              setze, im Gesamtjahr jedoch nun wieder – 0,5 % verzeichnet. Rumänien benötigt
                              dringend strukturelle Reformen, um auch langfristig nachhaltiges Wirtschafts-
                              wachstum zu schaffen. Die neue sozialdemokratische Regierung induziert
                              Wachstum aber vornehmlich über Gehalts- und Lohnerhöhungen.

    Immobiliensektor          Eine Folge der Wirtschaftskrise war der Einbruch der Immobilienpreise um rund
    zeigt unterschiedliche    50 %, die sich seither – vor allem in guten Lagen – wieder etwas erholt haben.
    Entwicklung je nach       Der Markt durchlebte in den letzten Jahren der Erholung allerdings eine hete-
    Lage, Zukunft unge-       rogene Preisentwicklung. Gab es vor 2008 im gesamten Land und in allen Lagen
    wiss                      einen Preisanstieg, so entwickeln sich nach der Krise nur mehr die Preise in gu-
                              ten Lagen nahe dem Vorkrisenniveau. Schlechte Lagen leiden nach wie vor unter
                              mangelndem Interesse von Käufern. Der Markt munkelt über eine wahrschein-
                              lich wieder aufkeimende Immobilienkrise in den nächsten 1 – 2 Jahren.

    Neue Ministerin für       Die Regierung hat schon frühzeitig eine bessere Umsetzung der EU-Fördergel-
    EU-Förderungen            der zur Priorität erklärt und auch einen eigenen EU-Minister zur besseren Ko-
                              ordination und Abwicklung der EU-Förderprogramme bestellt. Seit Februar 2018
    Fördergelder als Prio-    ist Rovana Plumb im Amt. Die Ausnützung der EU-Fördergelder im Programm
    rität                     2007 – 2013 von insgesamt EUR 30 Mrd. lag per Ende des Programms bei über
                              90 %, womit Rumänien - durch die Verlängerung der Periode bis Ende 2015 -
                              doch noch einen guten Teil der Fördermittel ausnutzen konnte. Im internationa-
                              len Vergleich liegt Rumänien mit dieser Quote mit Abstand an letzter Stelle.

    Schwächste Ausnut-        Problematisch erscheint aber wieder auch die Ausnutzung der EU-Fördergel-
    zung aller EU-Staaten     der 2014 – 2020 in Höhe von EUR 39 Mrd., welche bis November 2018 nur zum
                              äußerst geringen Grad von 14,27 % ausgenutzt wurden.

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                          Im Dezember 2018 ist die Absorptionsrate dann sprungartig auf 19,82 % ange-
                          stiegen.

Gründe für schwache       Gründe für die schleppende Ausnützung der Fördergelder sind einerseits die
Ausnützung sind Man-      aufwändige Abwicklung, wo Rumänien noch zu wenig Erfahrung hat, fehlende
gel an Erfahrung, Effi-   Eigenmittel, vor allem aber mangelnde Effizienz und Transparenz bei der Pro-
zienz und Transparenz     jektabwicklung und der Bewertung der Förderungsanträge. Die Regierung un-
                          ternimmt nun seit 2013 wieder sehr große und teilweise auch erfolgreiche An-
                          strengungen, mehr Mittel aus Brüssel zu sichern, allerdings bleiben die Erfolge
                          weit hinter den Erwartungen.

Neue Regierung der        Seit der Parlamentswahl am 11. Dezember 2016 ist die Regierung unter Füh-
Sozialdemokraten seit     rung der Sozialdemokraten (PSD) in Koalition mit den Liberalen (ALDE) im Amt.
Dezember 2016 im          Diese Regierung ist durch Instabilität geprägt, seit der Angelobung der Regie-
Amt                       rung im Jänner 2017 gab es bereits 4 Premierminister (Sorin Grindeanu, Mihai
                          Tudose, Mihai Fifor (interimistisch) und Viorica Dancila sowie vier große und ein
                          paar kleinere Regierungsumbildungen. Die Wirtschaft wünscht sich mehr Stabi-
                          lität, sehr kritisch betrachtet wird auch die nach Jänner 2017 neuerlich ver-
                          suchte Justizreform im Dezember 2017, Frühjahr und Herbst 2018, welche im
Unabhängiges Jus-         um den Jahreswechsel 2018/19 durch mehrere kleinere Kunstgriffe teilweise
tizsystem stark unter     umgesetzt wurde und im Februar 2019 in einer Eilverordnung gipfelte, die aber
Druck                     vom EU-Rechtssystem ausgehebelt werden dürfte. Das unabhängige rumäni-
                          sche Justizsystem steht seit dieser Regierung stark unter Druck.

Budgetdefizit hoch,       Rumänien gehörte lange Zeit zu den EU-Ländern mit vorbildlicher Budgetdis-
Staatspersonalkosten      ziplin. 2015 ging das Budgetdefizit auf - 1,1 % zurück, 2016 betrug das Budget-
steigen rasant            defizit, aufgrund der Absenkung der MWSt. von 24 % auf 20 %, 2,4 %. 2017 lag
                          das Budgetdefizit bereits bei 2,8 %, was vor allem auf die Anti-Austeritätspolitik
                          der neuen Regierung zurückzuführen ist. Das Budgetdefizit 2018 von 2,88 % ist
                          allerdings sehr kritisch zu betrachten, umso mehr als die Regierung teilweise
Zahlen sind teilweise     schwer nachvollziehbare Zahlen präsentiert, diverse Behörden in der zweiten
zu hinterfragen           Jahreshälfte die Einnahmen nach oben pushten und die Regierung nach Insider-
                          informationen viele Zahlungen ins Jahr 2019 verschoben haben dürfte. Dies
                          führte gleich zu einem Absacken des normalerweise hohen Budgetüberschusses
                          im Jänner 2019.

Budgetdefizitziel 2019    Für 2019 gibt die Regierung ein Budgetdefizitziel von 2,5 % aus, weist aber die
bei 2,5 %                 Finanzbehörde ANAF an, die Steuereinnahmen um 15 % zu steigern. Wie gut sich
                          diese höheren Steuereinnahmen auf die Wirtschaftsentwicklung auswirken wer-
Neue Eilverordnung        den, bleibt zu beobachten. Die durch die EVO 114/2018 werden einige neue Steu-
114/2018 beunruhigt       ern ins Leben gerufen (Umsatzsteuer auf Energieunternehmen, Bank Greed
Wirtschaft                Tax, gegen EU-Recht verstoßende Gaspreisbeschränkungen, Vertragsverlet-
                          zungsverfahren der EU Eingeleitet, massive Änderung von Ausschreibungsbe-
                          dingungen und vieles mehr), die zwar eventuell neue Einnahmen versprechen
                          aber bereits vor praktischem Inkrafttreten mehrfach geändert und nach unten
                          revidiert werden mussten. Trotz Inkrafttreten per 01.01.2019 konnte praktisch
                          noch keine neue Steuer eingehoben werden, die ausländischen Investoren und
                          der Markt befinden sich aber in einem Umfeld der Unsicherheit.

Infrastrukturinvestiti-   Es gibt immer noch große Verzögerungen beim Ausbau der Autobahnen und
onen beginnen schlep-     der Sanierung der Eisenbahnen, allerdings zeigten sich in den letzten Jahren
pend                      einige Fortschritte. Derzeit stehen landesweit 748 km an Autobahnen zur Verfü-
                          gung; zur Stärkung der Wirtschaft müsste ein Mehrfaches davon vorhanden sein.
                          Die Modernisierung der staatlichen Eisenbahnen und die Forcierung der Donau-
                          schifffahrt sind wichtige Vorhaben für die kommenden Jahre, wo massive Inves-
                          titionen gestartet wurden.

                                Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA
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Limitierte Liquidität     Limitierte Liquidität der öffentlichen Hand (aufgrund der Ausgabenfreudigkeit
                          der Regierung) erlaubt momentan keine größeren Aufträge im Verkehrsbereich,
                          lediglich im Eisenbahnsektor wird derzeit investiert und Aufträge werden verge-
                          ben.

Schulden gestiegen,       Die öffentliche Verschuldung erreichte 2015 37,8 % des BIP. Im Jahr 2009 be-
im EU-Vergleich rela-     trug sie nur 23,6 %. Sie stieg zwar bis 2012 relativ stark auf 37,3 % an, seitdem
tiv niedrig               war sie aber stabil und im internationalen Vergleich relativ niedrig. 2016 betrug
                          sie 37,2 % des BIP, 2017 ist diese auf 35,1 % gesunken und liegt 2018 mit 35,5 %
                          nur marginal höher. 2019 wird die öffentliche Verschuldung bei 36,5 % des BIP
                          erwartet.

Sehr niedrige Inflation   In Folge der Mehrwertsteuersenkungen bei Lebensmittel von 24 % auf 9 % in
steigt stark an, 2018     2015 und der weiteren Absenkung des regulären MwSt.-Satzes von 24 % auf 20
4,6 %, soll sich um die   % in 2016 und weiter auf 19 % in 2017, waren 2015 mit - 0,6 % und 2016 mit - 1,6
3 % einpendeln            % deflationäre Jahre. 2017 hat sich die Inflation schrittweise auf + 1,3 % er-
                          höht, was vor allem auf den Wegfall des Basiseffekts der MwSt.-Senkungen
                          aber auch auf die Zunahme der Löhne und Gehälter um etwa 18 % zurückzufüh-
                          ren ist. 2018 schnellte die Inflation dann auf 4,6 % hoch und soll sich 2019 -
                          2021 bei rund 3 % einpendeln.

Währung verliert im-      Im Frühjahr 2017 ist die rumänische Währung zweimal schlagartig um 1 – 2 %
mer wieder schlagar-      im Zusammenhang mit politischen Ereignissen abgesunken. Die Nationalbank
tig an Wert               hat beide Male eingegriffen, jedoch konnte die Währung nicht mehr auf ihr Aus-
                          gangsniveau zurückgebracht werden. Auch im Herbst 2017 und im Jänner 2018
Ausgaben- und Wirt-       verlor der RON an Wert, spätestens mit der EVO 114/2018 und den Angriffen
schaftspolitik der Re-    aufs Justizsystem kam wieder Druck auf den Wechselkurs, dieser sackte im
gierung bringt Wäh-       Jänner 2019 auf rund RON 4,77 für EUR 1,00 ab, im Oktober 2017 lag dieser
rung immer wiederun-      noch bei RON 4,56. Inwiefern die kreative Wirtschaftspolitik und die Ausgabe-
ter Druck                 freudigkeit der Regierung die Währung weiter unter Druck bringt, bleibt abzu-
                          warten.

Hohe Schattenwirt-        Die Schattenwirtschaft hat in Rumänien laut Studien offizieller Stellen rund 28
schaft                    % Anteil am BIP erreicht. Es gibt Bemühungen auch diese wirtschaftlichen Akti-
                          vitäten steuerlich zu erfassen, was eine massive Budgeterleichterung für Rumä-
                          nien bedeuten würde. Gute Ansätze sind hier die Steuersenkungen, so auch die
                          Intention der Absenkung der MWSt. für die Hotellerie und Gastronomie auf 5 %.

Attraktiver Standort      Rumänien ist ein sehr attraktiver Markt mit rund 19,5 Mio. Einwohnern mit
Rumänien                  sehr großer wirtschaftlicher Dynamik und mittelfristig stark steigender In-
                          landsnachfrage. Rumänien hat allerdings seit 2002 rund 10 % seiner Bevölke-
                          rung verloren. Neben den westlichen und zentralen Regionen gewinnt die
                          Schwarzmeerregion mit dem Hafen Constanta weiter stark an Bedeutung. Es
                          gibt eine große Zahl an Rumänen, die das Land verlassen und besser bezahlte
                          Jobs vor allem in romanisch sprachigen Ländern der EU suchen. Rumänische
                          Arbeitnehmer sind vor allem im Gesundheits-, im Bausektor und in der Land-
135.000 Rumänen in        wirtschaft zu finden, jedoch gibt es aber auch hoch qualifizierter Arbeitskräfte.
Österreich                Ca. 135.000 Rumänen leben Ende 2018 in Österreich, viele davon bereits gut in-
                          tegriert, ca. 13.000 bereits mit österreichischer Staatsbürgerschaft.

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     2. Besondere Entwicklungen

    Spannende                 Nach den EU-Parlamentswahlen entwickelte sich ein äußerst spannender Präsi-
    Wahlen 2014 und Par-      dentschaftswahlkampf, aus der der ehemalige Hermannstädter Bürgermeister
    lamentswahl 2016          Klaus Johannis als Sieger hervorging. Die nationalen Parlamentswahlen wurden
                              am 11. Dezember 2016 abgehalten. Die Wahl im Dezember 2016 zeigte mit 46 %
    Sozialdemokraten als      zwar die Mehrheit, aber klar weniger Stimmen für die Sozialdemokraten (PSD) als
    großer Sieger             bei der letzten Wahl. Die konservative PNL kam allerdings nur auf 21 %, was die
                              Regierungsbildung nicht leichter machte. Die Wahlbeteiligung war mit ca. 40 %
                              relativ gering.

    EU-, Präsidenten- und     Was die Wahlen 2019 (Europaparlament, Präsident) und 2020 (rumänisches Par-
    Parlamentswahlen          lament, Kommunalwahlen) bringen werden, ist schwer abzuschätzen, da sich
    2019 und 2020             viele neue Parteien formiert haben und sich erstmals auch das sozialdemokrati-
                              sche Lager aufsplittet. So gründete der ehemalige Premierminister Viktor Ponta
    Neue Parteien formie-     eine sozialdemokratische Partei namens Pro Romania, der ehemalige Premier-
    ren und positionieren     minister der letzten Technokratenregierung Dacian Ciolos gründete PLUS und
    sich                      weitere teilweise bereits gegründete oder in Gründung befindliche Parteien for-
                              mieren und positionieren sich. Die kommenden Wahlen werden spannend, die Eu-
                              ropawahl wird wohl richtungsweisend für die Regierung.

    Wahlbedingungen kri-      Harsche Kritik gibt es immer wieder wegen unzumutbarer Bedingungen in Aus-
    tisch betrachtet          landswahllokalen oder auch die Stimmenauszählungen und Übermittlung der-
                              selben nach Bukarest.

    Schengen- und Euro-       Der Beitritt Rumäniens zu Schengen wird, sowie für Bulgarien, stark debattiert
    Beitritt verzögert        aber nach wie vor verzögert und scheitert noch am Widerstand mancher EU-Län-
                              der, wie den Niederlanden und Deutschland. Eine positive Entscheidung ist mo-
                              mentan nicht absehbar, eventuell gibt es eine stufenweise Öffnung der Grenzen,
                              im ersten Schritt der Grenzen auf den Flughäfen und später erst auf den Straßen.

    10 Jahre CVM-Prozess,     Seit dem Beitritt Rumäniens zur EU am 1. Jänner 2007, verpflichtete sich die Eu-
    Ratspräsidentschaft       ropäische Kommission im Rahmen des Kooperations- und Kontrollverfahrens
    Rumäniens 2019 unter      (CVM) die rumänischen Behörden in der Beseitigung von Unzulänglichkeiten im
    keinem guten Vorzei-      Justizwesen und in der Korruptionsbekämpfung zu unterstützen und regelmäßig
    chen                      die Fortschritte zu überprüfen. Trotz einiger Verbesserungen in den Anfangsjah-
                              ren wurden bei weitem nicht alle Empfehlungen der Kommission - vor allem be-
                              zogen auf die Verantwortung und Rechenschaftspflicht der Behörden – realisiert.
    Situation verschlech-     Die Verschlechterung der Stabilität, die Lockerung der Korruptionsbestimmun-
    tert sich, Prozess noch   gen und die sich verschlechternde Unabhängigkeit der Justiz der letzten 2 Jahre
    lange     nicht   abge-   zögert einen möglichen positiven Abschluss des CVM-Prozesses hinaus. Der
    schlossen                 CVM-Progress Report der EU 2017 war sehr kritisch, im Herbst 2018 trübte sich
                              das Bild aufgrund der Justizreformen weiter ein, der Februar 2019 Report zeich-
                              nete ein sehr deutliches Bild der Verschlechterung der Situation.

    Euro nicht vor 2022       Die Euro-Einführung wird zwar nicht ausgeschlossen, ist technisch aber frühes-
    Euro ist Leitwährung      tens 2022 möglich. Die Euro-Einführung wird aber neben der wirtschaftlichen
                              Entwicklung Rumäniens auch von der generellen weiteren Entwicklung im Euro-
                              raum abhängen. De facto ist der Euro als Leitwährung von sehr großer Bedeu-
                              tung für Rumänien.

    Starke Abhängigkeit       Durch die starke Auslandsverflechtung, die hohe Präsenz ausländischer Banken
    Rumäniens von exter-      und die intensive Außenhandelsaktivität ist Rumänien sehr von der Konjunktur
    nen Faktoren              seiner wichtigsten Exportmärkte Deutschland, Italien und Frankreich sowie der
                              Situation im Bankensektor Österreichs, Italiens, Griechenland, Zypern etc. abhän-
                              gig, da diese Länder den rumänischen Bankensektor maßgeblich bestimmen.

                                    Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA
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     3. Wirtschaftsbeziehungen mit Österreich

    Österreich bedeuten-       Die österreichische Wirtschaft ist in Rumänien seit vielen Jahren ein bedeu-
    der Investor               tender Investor. Österreich belegt 2018 mit EUR 8,1 Mrd. hinter den Niederlan-
                               den und Deutschland den dritten Rang, die Niederlande sind jedoch Ursprungs-
                               land vieler großer Investitionen, die aus steuerlichen oder Holding-Gründen ge-
                               tätigt werden, aber einem anderen Land zugeschrieben werden können, so z. B.
                               Ikea (Ikea, Immobilien, Forst), Metro, Continental, Procter & Gamble, Coca Cola,
                               Garanti Bank und Lukoil.

    Sehr große Investitio-     Österreich hat einige der größten Investments in Rumänien getätigt, so z. B.
    nen Österreichs, z. B.     auch die zwei größten österreichischen Investitionen, die je im Ausland getätigt
    OMV-Petrom und             wurden: die 51 % Übernahme der Petrom durch die OMV und den Kauf von 93
    BCR/Erste Bank             % der Anteile an der BCR durch die ERSTE BANK. Insgesamt fanden unzählige
                               österreichische Investitionen in allen Branchen statt, es gibt mehr als 3.400 Fir-
                               men mit österreichischem Kapital (EUR 4,9 Mrd.) in Rumänien, davon rund
    Über 3.400 Firmen mit      1.500 aktive Unternehmen. Auch 2018 wurden wieder einige neue Investitionen
    österreichischem Ka-       von österreichischen Firmen verwirklicht, darunter ein neues Werk von SW Um-
    pital                      welttechnik oder permanente Investitionen der OMV-Petrom. Österreichische
                               Firmen sind Marktführer bei Öl, Gas, Tankstellen, Banken, Versicherungen,
                               Transport & Logistik, Immobilien, Immobilienentwicklung, Baumaterialien,
    100.000 Beschäftigte       Bauindustrie, Holzverarbeitung, Zucker, Verpackungen etc. Österreichische
    bei österr. Firmen         Firmen haben in Rumänien über 100.000 direkte Beschäftigte.

    Exporte entwickeln         Im Jahr 2017 stiegen die österreichischen Exporte um + 9,5 % auf EUR 2,28
    sich seit Jahren positiv   Mrd. Im Jahr 2018 konnte ein sehr starker Anstieg um 11,7 % auf EUR 2,54
                               Mrd. erzielt werden. Nach dem starken Rückgang der österreichischen Ausfuh-
    2018 Rekordwert bei        ren nach Rumänien aufgrund der Finanzkrise 2009 auf EUR 1,60 Mrd. (- 33,2 %),
    Exporten und vor al-       ist seitdem ein kontinuierlicher Anstieg der Exporte zu verzeichnen, dieser be-
    lem auch beim bilate-      schleunigte sich 2017 und setzte sich im Jahr 2018 weiter fort. Es gibt damit ei-
    ralen Handelsvolumen       nen neuen Rekordwert im Exportvolumen (gegenüber dem bisherigen Hoch in
                               2008) und vor allem im Handelsvolumen mit Rumänien von EUR 4,02 Mrd. Ru-
    Rumänien 15.-wich-         mänien bleibt im Jahr 2017 und in den ersten drei Quartalen 2018 Österreichs
    tigster Exportmarkt        15.-wichtigster Exportmarkt.

    Größte Gruppen von         Die wichtigsten Exportkategorien und –produkte für Österreich im Jahr 2018
    Exportwaren sind Zug-      waren Zugmaschinen (EUR 466,0 Mio., darunter PKW, Karosserieteile, Anhä-
    maschinen, Maschinen       nger und LKW, Traktoren), elektrische Maschinen, Apparate und elektronische
    und Apparate, Stahl,       Waren (EUR 391,2 Mio., darunter Zulieferungen zu Geräte, Isolierdrähte, elekt-
    Pharmazeutika,             ronisch integrierte Schaltungen, Isolierkomponenten, Spannungsschutzschal-
    Kunststoffe, Papier        ter, Transformatoren, Elektromotoren und elektrische Generatoren), , Maschi-
    und Pappe                  nen und Apparate (EUR 300,1 Mio., darunter Kühlschränke, Druckgussformen,
                               Schaufellader, automatische Datenverarbeitungsmaschinen, Zentrifugen), Stahl
                               (EUR 135,3 Mio., vor allem Stangen, Stäbe und Bleche), Pharmazeutika (EUR
                               127,4 Mio.), Kunststoffe (EUR 122,3 Mio.) sowie Papier, Pappe und Waren dar-
                               aus (EUR 102,0 Mio.).

    Importe steigen seit       Im Jahr 2017 stiegen die Importe aus Rumänien um 8,5 % auf EUR 1,36 Mrd.,
    2010, im Jahr 2017 um      in 2018 wurde ein ebenso starker Anstieg um 8,0 % auf EUR 1,48 Mrd. ver-
    8,6 %, in 2018 um 8 %      zeichnet. Die österreichischen Einfuhren aus Rumänien hatten bis 2009 wenig
                               Dynamik gezeigt, legten aber ab 2010 sehr stark zu. 2018 ist Österreich Rumä-
                               niens 12.-größter Exportmarkt und 9.-größter Importpartner.

    Handelsvolumen auf         2017 war damit das bilaterale Handelsvolumen zwischen Österreich und Ru-
    Allzeithoch                mänien auf einem neuen Allzeithoch von EUR 3,65 Mrd. Dieser Trend be-
                               schleunigte sich in 2018 noch einmal auf EUR 4,02 Mrd.

                                     Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA
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Importwaren aus Ru-      Die bedeutendsten Importwaren aus Rumänien waren im Jahr 2018 elektri-
mänien waren elektri-    sche Maschinen, Apparate und elektronische Waren (EUR 352,1 Mio., darunter
sche Maschinen und       Spannungsschutzschalter, Isolierdrähte, Transformatoren, Tonträger, Zuliefe-
Apparate, Schuhe, Ma-    rungen für Geräte), Schuhe (EUR 173,7 Mio.), Maschinen und Apparate (EUR
schinen und Apparate,    107,1 Mio. darunter Kessel, Maschinen und mechanische Geräte) Zugmaschi-
Zugmaschinen, Möbel      nen (EUR 94,3 Mio., darunter PKW, Karosserieteile, Motorräder, Traktoren, An-
und Holz                 hänger und LKW), Möbel (EUR 63,9 Mio. darunter Bettwaren, Beleuchtungskör-
                         per, vorgefertigte Gebäude), Holz (EUR 60,6 Mio.), Optische, photographische
                         Geräte (EUR 51,8 Mio.), Bekleidung (EUR 49,3 Mio.) und Fleisch, Fisch und
                         Schalentierzubereitungen (EUR 47,7).

Handelsbilanzüber-       Im Jahr 2017 lag der Handelsbilanzüberschuss Österreichs bei EUR 911 Mio.
schuss bleibt hoch       (+ 11,6 %) nach EUR 816 Mio. in 2016 (+ 7,15 %). Im Jahr 2018 lag dieser bereits
                         bei EUR 1,07 Mrd., im Jahr 2009 waren es noch EUR 961 Mio., der Rückgang ist
                         ein Ergebnis der erstarkten und geänderten Exportstruktur Rumäniens.

Chancen in der Indust-   Es ist generell ein Wandel in der Struktur des österreichischen Außenhandels
rie und Infrastruktur    mit Rumänien zu bemerken. Dies liegt vor allem an der Wandlung Rumäniens
                         vom Billiglohnland zum entwickelten, industrialisierten EU-Land. So steigt z.
                         B. der Export von Kfz-Zulieferteilen stark an. Dafür versprechen die nunmehr
                         verstärkten Anschaffungen im Bereich Infrastruktur, Verkehr, Energie, Umwelt-
                         technik, Land- und Forstwirtschaft sehr gute Exportchancen für österreichische
                         Firmen. Im Fremdenverkehr warten ebenso Projektchancen, beispielsweise im
                         Heil- und Badetourismus und im Ausbau der Wintersportgebiete.

Schwerpunkte des AC      Das AußenwirtschaftsCenter Bukarest und das AußenwirtschaftsBüro Klau-
Bukarest                 senburg unterstützen österreichische Unternehmen aktiv bei der Bearbeitung
                         des rumänischen Marktes. Zahlreiche Veranstaltungen in Österreich und in Ru-
                         mänien waren und sind vor allem zu den Arbeitsschwerpunkten IT, Bau & Infra-
                         struktur, Recruiting & Talent Hunt, Lebensmittel & Getränke, Öl- und Gasin-
                         dustrie, Gesundheit und Kommunalwirtschaft vorgesehen. Daneben bieten
                         auch andere Branchen, wie Holz und Möbel und zunehmend auch der Konsum-
                         güterbereich vielversprechende Investitions- und Liefermöglichkeiten.

                         Neben zahlreichen Fachveranstaltungen zu aktuellen Themen in Bukarest wie
                         Steuer, Recht, Finanzierung, Ausbildung und branchenspezifischen Themen in
                         Bukarest gibt es regelmäßige Netzwerkveranstaltungen – Austrian Business
                         Circles - in Klausenburg/Cluj-Napoca, Hermannstadt/Sibiu und Temeswar/Ti-
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