AUSSTELLUNGSPROGRAMM 2018 - Secession

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AUSSTELLUNGSPROGRAMM 2018 - Secession
AUSSTELLUNGSPROGRAMM 2018

9. Februar – 22. April 2018
Rudolf Polanszky, Hauptraum
9. Februar – 1. April 2018
Haris Epaminonda, Grafisches Kabinett
Pressekonferenz: Donnerstag, 8. Februar 2018, 10 Uhr
Eröffnung: Donnerstag, 8. Februar 2018, 19 Uhr

13. April – 17. Juni 2018
Bouchra Khalili, Galerie
13. April – 3. Juni 2018
Elaine Reichek, Grafisches Kabinett
Pressekonferenz: Donnerstag, 12. April, 2018, 11 Uhr
Eröffnung: Donnerstag, 12. April 2018, 19 Uhr

29. Juli – 2. September 2018
Andere Mechanismen
Gruppenausstellung kuratiert von Anthony Huberman
Hauptraum, Galerie, Grafisches Kabinett
Pressekonferenz: Donnerstag, 28. Juni 2018, 10 Uhr
Eröffnung: Donnerstag, 28. Juni 2018, 19 Uhr

Anfang September – Anfang November 2018
Anthea Hamilton, Hauptraum
Anne Speier, Galerie
James Richards & Leslie Thornton, Grafisches Kabinett

Mitte November 2018 – Ende Jänner 2019
Ed Ruscha, Hauptraum
Philipp Timischl, Galerie
Kris Lemsalu, Grafisches Kabinett

Stand: 06.12.2017
AUSSTELLUNGSPROGRAMM 2018 - Secession
Ständige Präsentation: Gustav Klimt – Der Beethovenfries (1902)
Gustav Klimt gestaltete den berühmten Beethovenfries für die XIV. Ausstellung der Vereinigung Bildender
Künstler Österreichs Secession, die vom 15. April bis 27. Juni 1902 stattfand. In dieser Ausstellung – als
Hommage an den Komponisten Ludwig van Beethoven konzipiert - erfuhr die Idee des
secessionistischen Gesamtkunstwerks ihre Umsetzung.

ÄNDERUNGEN AUFGRUND DER SANIERUNG 2017/18
Die Sanierung der Secession findet bei laufendem Ausstellungsbetrieb statt. Aus technischen Gründen
ist es jedoch notwendig, Teilbereiche zeitversetzt zu schließen.
Der Beethovenfries ist vom Montag, den 26. Februar bis einschließlich Sonntag, den 9. März NICHT zu
sehen.
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9. Februar – 22. April 2018

RUDOLF POLANSZKY
Eidola
Pressekonferenz: Donnerstag, 8. Februar 2018, 10 Uhr

Eröffnung: Donnerstag, 8. Februar 2018, 19 Uhr

Ausstellungsgespräch: Donnerstag, 15. März 2018, 18.30 Uhr
Rudolf Polanszky im Gespräch mit Andreas Reiter Raabe
Eine Veranstaltung der Freunde der Secession (in deutscher Sprache)

Rudolf Polanszky, Gruppe an Verpackungsskulpturen, 2010, Foto: Erich Tarmann

Rudolf Polanszky hat seit Mitte der 1970er-Jahre ein vielschichtiges Werk geschaffen, das von
konzeptuellen Film-, Video- und Fotoarbeiten über Zeichnung und Malerei bis zu skulpturalen Objekten
und Assemblagen reicht. Sein Werk ist geprägt durch die beabsichtigte und durchaus methodische
Einbindung des Zufälligen. Eine besondere Rolle spielt dabei die Verwendung von Materialien, die
Gebrauchsspuren aufweisen oder der Witterung ausgesetzt waren, da sie gewissermaßen die Aufgabe
der Kontrolle über die Formgebung und die Unterwanderung des künstlerisch-konstruktiven
Gestaltungswillens fördern. Die Faszination für wissenschaftliche Erklärungsmodelle gepaart mit der
Skepsis gegenüber einer vermeintlich unerschütterlichen Logik, die Welt zu begreifen, haben den
Künstler selbst diverse Verstehensschemata entwickeln lassen. Diese folgen der Nicht-Sinnstiftung als
Leitidee und nehmen in intuitiv konstruierten Objekten Gestalt an, die er als provisorische
Verkörperungen gedanklich-sprachlicher Gebilde versteht. Polanszkys Interesse für Schein- und
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Trugbilder ist folglich groß. Dem Prinzip der Festlegung setzt er eine Art „hypothetische Einstweiligkeit“
entgegen, die die Veränderlichkeit von Strukturen ins Bewusstsein rufen soll.

Schon in frühen Super-8-Filmen wie Die Semiologie der Sinne (1976) und Der musikalische Affe (1979)
thematisierte Polanszky Fragen von Erkennen/Erkenntnis, Täuschung und Illusion. Er experimentiert mit
dem filmischen Aufbau, dekonstruiert ihn mit verschiedenen Versuchsanordnungen und manipuliert so
seine Wahrnehmung. In seinen Sprungfedernzeichnungen und Sitzbildern, die Mitte der 1980er-Jahre
entstanden, spielt die Geste des Zufälligen und Unkontrollierten sowohl in der Konzeption als bei der
Gestaltung eine wichtige Rolle. Seit Mitte der 1990er-Jahre arbeitet Polanszky vornehmlich mit
Materialien wie Plexiglas, Metall und Schaumstoff – in der Vorstellung des Künstlers „freie“, d.h. von
ihrem ursprünglichen Zweck oder vorgesehenen Nutzen befreite Materialien. Mittels Überlagerung,
Schichtung, Überschneidung, Verschachtelung oder Faltung erzeugt er daraus Wandobjekte und
raumgreifende Skulpturen. Dieses non-lineare Verfahren des spontanen Zusammenfügens vorhandener
Materialien und zufälliger Formen zu einer neuen Struktur bezeichnet der Künstler als „Ad-hoc-
Synthese“. Diese vom Künstler bevorzugte Arbeitsmethode dient der Erschaffung von Modellen für
„translineare“ bzw. „transaggregate“ Strukturen. In der Weiterentwicklung seiner Idee der translinearen
Verfahren beschäftigt sich Polanszky in jüngster Zeit mit „Prim-Räumen“ in freien räumlich-skulpturalen
Umsetzungen ansonsten linear wiedergegebener Primzahlen-Reihen sowie mit deren Pendants, den
sogenannten „Negativräumen“.

Die Einzelausstellung Rudolf Polanszkys wird eine Auswahl an skulpturalen Werken und Wandarbeiten
aus unterschiedlichen Werkgruppen präsentieren und damit einen Einblick in die Theorien des
freigeistigen Künstlers bieten, die allesamt mit der Unbeständigkeit der Behauptung spielen – von den
bereits genannten Prim-Räumen über hyperbolische Räume, Faltungen und Schleifen hin zu
Konfusionsspiegelungen und Negativ-Positiv-Strukturen. Zeitgleich zur Ausstellung veröffentlicht
Polanszky außerdem ein Künstlerbuch. Darin sind ausgewählte Schriften des Künstlers in Form von
Faksimiles und Transkriptionen versammelt, die er aus der Sicht der Gegenwart einer kritischen
Befragung unterzieht.

Rudolf Polanszky, geboren 1951 in Wien, lebt und arbeitet in Wien.

Das Ausstellungsprogramm wird vom Vorstand der Secession zusammengestellt.
Kuratorin: Jeanette Pacher

Die Arbeiterkammer Wien ist Hauptsponsor der Ausstellung von Rudolf Polanszky

Weiterer Ausstellungssponsor:
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9. Februar – 1. April 2018

Haris Epaminonda
VOL. XXIII
Pressekonferenz: Donnerstag, 8. Februar 2018, 10 Uhr

Eröffnung: Donnerstag, 8. Februar 2018, 19 Uhr

Haris Epaminonda, Ausstellungsansicht von Chapter IV, Fondazione Querini Stampalia, Venedig, 2014

Haris Epaminondas Werk ist weder im strengen Sinne minimalistisch noch durchaus konzeptuell. Im
Mittelpunkt ihrer Herangehensweise steht die Wandelbarkeit von Bildern – und im Kern auch die von
Symbolen. Sie arbeitet mit Installationen, Skulpturen, Filmen, gefundenen Bildern, Büchern und Collagen;
ihr Formenvokabular, das sie in ihren ersten Ausstellungen in den Nullerjahren herausbildete, beschränkt
sich auf eine vergleichsweise kleine Zahl von Objekten, darunter metallische Gebilde (Säulensockel,
Rahmen, Vitrinen), Blattgold, auf dem Boden oder an der Wand angebrachte Bruchstücke aus Pastellone
(einer Mischung aus gemahlenem Marmor und Kalk), exotische Artefakte (Vasen, Skulpturen, Miniatur-
Architekturelemente), den Raum gliedernde Postamente und Podeste, und Collagen aus neu montierten
und gerahmten gefundenen Seiten. Oft sind Lebewesen – Pflanzen, Tiere, Menschen – Bestandteil von
Epaminondas Installationen, von denen eine eigene ritualistische Anmutung ausgeht, vielleicht eine
bestimmte eindringliche Form des Sakralen. Wie Gemälde, die ihrer farbigen Ausführung harren, tragen
sie potenzielle Einschreibungen in sich, die Ansatzpunkte zukünftiger Neuinterpretationen einer
Geschichte, deren Schlüssel oder Sinn die Künstlerin bewusst durchgestrichen hat.

Haris Epaminonda, geboren 1980 in Nikosia, lebt und arbeitet in Berlin.

Das Ausstellungsprogramm wird vom Vorstand der Secession zusammengestellt.
Kuratorin: Bettina Spörr
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13. April – 17. Juni 2018

Bouchra Khalili
Pressekonferenz: Donnerstag, 12. April 2018, 10 Uhr

Eröffnung: Donnerstag, 12. April 2018, 19 Uhr

Bouchra Khalili, Hotel El Safir, Ex-Aletti, Algiers City Center. Residence of the Black Panther Party delegation during
the 1969 Pan-African Festival of Algiers. Fig. 1: Entrance of the former casino. From Foreign Office, a mixed media
project composed of a film, 15 photographs, and a silkscreen print on paper. 2015. Courtesy of the artist

Die marokkanisch-französische Künstlerin Bouchra Khalili beschäftigt sich mit Themen der Migration und
Bürgerschaft, Gemeinschaft, Subjektivität, Minderheiten und Solidarität sowie mit (Mutter-)Sprache,
Überlieferung, Selbstermächtigung und Erzählkunst. Sie hinterfragt hegemoniale Narrative kritisch und
begründet und betreibt, vorwiegend mittels Video, Fotografie und Installation, eine „alternative
Geschichtsschreibung“. Diese fokussiert beispielsweise auf Formen des Widerstands und dessen
Diskurse, die auf die koloniale Vergangenheit zurückzuführen sind und von Minoritäten und Randgruppen
vertreten werden.
In technisch oft komplexen Installationen setzt sich die Künstlerin mit der aktuellen Praxis des
Dokumentarischen auseinander und treibt diese Entwicklungen mit ihrer klaren und formal präzisen
Bildsprache sowohl ethisch als auch ästhetisch voran.
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The Mapping Journey Project (2008–11) steht exemplarisch für diesen künstlerischen Ansatz. Die
Achtkanal-Videoinstallation ist der Versuch einer alternativen Kartographierung der Mittelmeerregion, die
anhand der heimlichen Reiserouten illegaler Migration gezeichnet wird. Die Künstlerin bat hierfür illegal
Eingewanderte die Wege, die sie nach Europa genommen hatten, auf der politischen Landkarte des
Mittelmeerraums zu zeigen. Die Geste des Zeigens ist ein bestimmendes Element und unterstreicht die
aktive Rolle der ProtagonistInnen, die in ihren jeweiligen Muttersprachen und Dialekten ihre Reisen
kommentieren. Sie, die im Einwanderungsland oft ein Schattendasein führen und deren Stimmen nicht
gehört werden, haben hier die Autorschaft über ihre eigene Geschichte.

Die Ausstellung in der Secession ist die erste Einzelausstellung der Künstlerin in Österreich. Khalili zeigt
hierfür eine Auswahl an Arbeiten, die in der Zusammenschau eine Erzählung entfalten, darunter ihre für
die documenta 14 realisierte Videoarbeit The Tempest Society (2017). Im Mittelpunkt steht zum einen die
politische Geschichte Nordafrikas, insbesondere des Antikolonialismus, und zum anderen revolutionäre
Bewegungen, die marginalisierte Gesellschaftsgruppen stärken und eine Emanzipation herbeiführen
wollten.

Bouchra Khalili, geboren 1975 in Casablanca, Marokko, lebt und arbeitet dank eines Radcliffe Institute
Stipendiums der Harvard University gegenwärtig in Boston, Mass.

Das Ausstellungsprogramm wird vom Vorstand der Secession zusammengestellt.
Kuratorin: Jeanette Pacher
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13. April – 3. Juni 2018

Elaine Reichek
Pressekonferenz: Donnerstag, 12. April 2018, 10 Uhr

Eröffnung: Donnerstag, 12. April 2018, 19 Uhr

Elaine Reichek, You Coasts (Ocher), (Detail), 2014, Siebdrucktinte und Handstickerei mit Perlen auf Leinen.

In ihrer künstlerischen Praxis hat Elaine Reichek seit Mitte der 1970er Jahre kontinuierlich die Grenzen
zwischen bildender Kunst und Kunsthandwerk neu verhandelt. Ihr umfangreiches Werk reicht von
Strickarbeiten, über Siebdruck und Fotografie hinzu Formen digitaler Bildproduktion. Mithilfe von Text-
Bild-Verbindungen, von denen ein bedeutender Teil auf literarische Prätexte zurückgreift, hinterfragen
Reicheks Arbeiten häufig Repräsentationsformen. Ihre Aufmerksamkeit und Sensibilität für frühindustrielle
sowie zeitgenössische Produktionsprozesse und Maschinen, ermöglichen es der Künstlerin, sich mit
Fragen der Kommunikation und Übersetzung auseinanderzusetzen und bekannte Werke des (zumeist
männlichen) westlichen Kanons der Kunstgeschichte und der Mythologie, als auch digitale Bilder aus
dem reichen Bestand von Suchmaschinen, zu appropriieren.

In neueren Arbeiten übersetzt die Künstlerin Bilder, die auf Internet-Plattformen zirkulieren, in das
traditionelle Medium der Stickerei. Dabei verwendet sie unter anderem Stoffmuster aus der
Textilindustrie, sogenannte „swatches“. Reichek benutzt manuelle und digitale Techniken und vertritt
dabei die Idee, dass das Nähen und Sticken einer Art Codierung – vergleichbar mit einzelnen Pixeln auf
einem Computerbildschirm – ähnelt. Reicheks Stick- und Nähtechniken sind nicht auf eine Befragung
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des Mediums als Hausarbeit und weiblich konnotiertes Handwerk beschränkt, ebenso handelt es sich
dabei um ein Mittel, um zu befragen, wie Bilder durch die Geschichte der Kunst und der Medien hindurch
übersetzt werden. (Text: Christoph Chwatal)

Das Ausstellungsprogramm wird vom Vorstand der Secession zusammengestellt.
Kuratorin: Bettina Spörr
AUSSTELLUNGSPROGRAMM 2018 - Secession
29. Juni – 2. September 2018

Andere Mechanismen
Gruppenausstellung kuratiert von Anthony Huberman
Pressekonferenz: Donnerstag, 28. Juni 2018, 10 Uhr

Eröffnung: Donnerstag, 28. Juni 2018, 19 Uhr

Lutz Bacher, Menu, 2002, mixed media, Sammlung Robin Wright

Im Sommer 2018 wird der in den USA lebende Kurator Anthony Huberman eine Gruppenausstellung
präsentieren, die sich über alle drei Ausstellungsebenen des Hauses erstreckt. Unter dem Titel Andere
Mechanismen untersucht die Ausstellung, wie KünstlerInnen mit und im Rahmen von Mechanismen
arbeiten. Allgemein gefasst, verweist der Begriff Mechanismus auf Maschinen, Werkzeuge oder Geräte,
aber auch auf ein abstrakteres System von Normen, Regeln und Rahmenbedingungen, die Verwaltung
und Management auf politischer wie wirtschaftlicher Ebene heute prägen. Die ausgestellten Arbeiten
spiegeln eine Entwicklung wider, in der Maschinen nicht mehr nur als physische Objekte gelten, sondern
Teil der Infrastruktur unseres Technologiezeitalters geworden sind und als solche nicht mehr einfach
abgeschaltet oder abgedreht werden können. Die Ausstellung untersucht, wie die Kunst eine Welt, in der
Effizienz und Produktivität zählen, in Frage stellen kann. Die gezeigten Werke stellen bestehende
Systeme mit ineffizienten Mechanismen, unmöglichen Werkzeugen, verschwendeter Zeit und
ausgeklügelten Protokollen, die das Verhältnis von Input und Output aus den Fugen werfen auf die
Probe.

Anknüpfend an die Ausstellung Mechanisms im Wattis Institute in San Francisco (Oktober 2017–Februar
2018) finden Hubermans Recherchen in der Ausstellung in der Secession eine Fortführung auch in neue
Richtungen. Während es eine Schnittmenge an Schwerpunkten aus beiden Ausstellungen geben wird,
wird die Schau in der Secession unter Berücksichtigung des lokalen Wiener Kontexts eine Reihe neuer
Aspekte und künstlerischer Positionen präsentieren.

Anthony Huberman ist seit 2013 Direktor und Chefkurator am Wattis Institute in San Francisco. 2010
gründete er das Artist’s Institute in New York, wo er ein Format für die längerfristige Präsentation des
Werks einzelner KünstlerInnen entwickelte. Zuvor war Huberman u. a. für das Contemporary Art Museum
St. Louis, Palais de Tokyo in Paris sowie das SculptureCenter und MoMA PS1 in New York tätig
gewesen.

Anthony Huberman, geboren 1975 in Genf, lebt und arbeitet in San Francisco.

Eingeladen vom Vorstand der Secession.
Kurator: Anthony Huberman
Projektleitung: Jeanette Pacher
Anfang September – Anfang November 2018

Anthea Hamilton

Anthea Hamilton, reimagines Kettle’s Yard, 2016, Installation view The Hepworth Wakefield.

Vor dem Hintergrund ihres interdisziplinären Interesses an Performance entwickelt die britische
Künstlerin Anthea Hamilton räumliche Inszenierungen, die durch ihre Ausrichtung auf eine Schauseite an
Bühnenbilder oder Filmsets erinnern. Ihre Skulpturen, eigenwillige Gebilde an der Kippe von Entstehung
und Zusammenbruch, fungieren darin wie Requisiten für Geschichten, die erst erzählt werden müssen.
Den Arbeiten der 2016 für den Turner Prize nominierten Künstlerin geht stets eine tiefgehende Recherche
voraus, unabhängig davon ob es sich um die Auseinandersetzung mit kulturellen Strömungen wie dem
Phänomen Disco der 1970er-Jahre, um kunsthistorische Bezugspunkte wie den Jugendstil, italienisches
Möbeldesign oder das traditionelle japanische Theater, Dokumentarfotografie oder um Flechten handelt,
welche sie als eine Art Linse für das Verständnis der Welt begreift.

Als wichtige Inspirationsquelle zitiert Hamilton wiederholt den französischen Autor Antonin Artaud und
seine Idee des „physischen Verständnisses von Bildern“. Es ist genau diese körperliche Erfahrung, die
sie hervorrufen möchte, wenn man ihren Kunstwerken begegnet, die aus unerwarteten, unorthodox
verwendeten Materialien bestehen, deren Größenverhältnisse überraschen und die letztlich von einem
subtilen Humor getragen sind. Vielfach findet die Künstlerin Gegenstände, die dank ihrer haptischen
Qualitäten oder ihres bestechenden Aussehens Eingang in ihre Installationen finden. Auch
Autobiografisches und Verweise auf Hamiltons eigenen Körper sind wiederholt Gegenstand der Arbeiten,
wobei Cut-Outs von ihren Beinen bereits als eines ihrer Leitmotive gelten.
Anthea Hamilton, geboren 1978 in London, lebt und arbeitet in London.

Das Ausstellungsprogramm wird vom Vorstand der Secession zusammengestellt.
Kuratorin: Jeanette Pacher

Ausstellungskooperation:

Die Ausstellung von R. H. Quaytman wird in Kooperation mit Phileas – A Fund for Contemporary Art
produziert werden.
Anfang September – Anfang November 2018

Anne Speier

Anne Speier, Runner being ahead of her time, 2015, collage on aluminium. Courtesy the artist and Meyer Kainer

Anne Speier arbeitet sowohl zweidimensional mit Malerei, Fotografie, Collage, analogen Drucktechniken
und digitaler Bildbearbeitung als auch installativ und skulptural, wobei ihre Skulpturen häufig Figuren aus
ihren Bildern aufgreifen und in den Raum transferieren.

Speiers gegenständliche und figurative Bildsprache entwickelt sich aus dem experimentellen
Zusammenspiel unterschiedlicher Medien wie Fotografie, Malerei und diverser Drucktechniken. Die
spezifischen Eigenschaften und Materialanforderungen der verwendeten Techniken fließen in die
Bildgestaltung mit ein und stehen gleichrangig neben den eigentlichen Sujets. In der Verschmelzung von
Malerei, Fotografie, Druck- und Cut-out-Techniken stellt die Künstlerin mehrschichtige Bühnen bereit, auf
denen soziale Rollen vorgeführt werden.

Die ProtagonistInnen in Speiers Bildwelten sind häufig weiblich, androgyn oder geschlechtslos. Ihre
Erscheinungsform ist wandelbar und reicht von klobig-unförmigen bis hin zu komisch-illustrativen
Figuren, denen sie durch einen charakteristischen Gesichtsausdruck oder eine spezielle Geste
Persönlichkeit zu verleihen weiß.

Anne Speier, geboren 1977 in Frankfurt am Main, studierte dort an der Städelschule und lebt derzeit in
Wien, wo sie im Fachbereich für Objekt-Bildhauerei der Akademie der bildenden Künste unterrichtet.
Anfang September – Anfang November 2018

James Richards & Leslie Thornton

James Richards und Leslie Thornton, Crossing, Videostill, Digitalvideo, 19 min. 12 sec., 2016. Courtesy die
Künstlerin und Rodeo, London

James Richards und Leslie Thornton, die zwei unterschiedlichen Künstlergenerationen und Kontexten
angehören, entwickelten 2016 ihr erstes gemeinsames Projekt, Crossings. Die Videoinstallation
materialisiert eine intensive Phase künstlerischer Kollaboration, welche durch den Austausch von Bild-
und Tonmaterial über Online-Sharing Plattformen ermöglicht und zugleich begrenzt wurde. In Ihren
Arbeiten schafft die Medienkünstlerin Thornton, welche selbst von Paul Sharits, Yvonne Rainer und Joan
Jonas beeinflusst wurde, oft Projektionen mit komplexen Bild-Ton-Interaktionen. Ebenso sind
musikalische Kompositionen zentral in Richards’ Werk. Beide verstehen Kino und Video als
eigenständige Ausdrucks– und Denkformen. Der Titel der Arbeit erinnert an die Art und Weise, wie die
beiden zusammenarbeiten, ihre eigenständigen Praktiken kreuzen und ihre Ansichten teilen. Ebenso
spielt er auf CROSSROADS (1976) an, einen Kurzfilm von Bruce Conner, der Filmmaterial der US-
amerikanischen Atomtests im Bikini-Atoll im Jahr 1946 wiederverwertet. Conner konfrontiert die
BetrachterInnen mit Zeitlupenbildern, die gelegentlich nicht mit einem Soundtrack, der eigens von
Pionieren experimenteller Musik komponiert wurde, übereinstimmen. In ähnlicher Weise stellt der streng
organisierte Rahmen von Richards’ und Thorntons Video sich wiederholende Bildfragmente und
Schallimpulse gegenüber, moduliert und iteriert diese. Als Assemblage von found footage und
Originalmaterial aus den umfangreichen Archiven der Künstler, bewegt sich Crossings durch mehrere
Phasen und wird schließlich zu einer audiovisuellen Notiz über künstlerische Produktion und
Zusammenarbeit. (Text: Christoph Chwatal)
Leslie Thornton, geboren 1951 in Knoxville, Tennessee, lebt und arbeitet in New York.
James Richards, geboren 1983, lebt und arbeitet in Berlin und London.

Das Ausstellungsprogramm wird vom Vorstand der Secession zusammengestellt.
Kuratorin: Annette Südbeck
Mitte November 2018 – Ende Jänner 2019

Ed Ruscha

Edward Ruscha, Went to Sleep..., 2011, Acryl auf Pergament, 39,4 x 39,4 cm. Courtesy der Künstler und Gagosian
Gallery

Ed Ruscha prägte ab den 1950er-Jahren die Kunstentwicklung in den USA und mit ihr das aktuelle
Verständnis von Gegenwartskunst entscheidend mit. In Abgrenzung von der gestischen Malerei des
amerikanischen abstrakten Expressionismus entwickelte er seine künstlerische Praxis zwischen
Minimalismus, Pop Art und Konzeptkunst. Recherche, Innovation und Experiment sowie kritische Distanz
und eine rationale und nicht-emotionale Haltung prägen seinen Stil.

Ruscha hat sich mit Werken wie Twentysix Gasoline Stations (1963) und Every Building on the Sunset
Strip (1965) in die Kunstgeschichte des 20. Jahrhunderts eingeschrieben. Mit sachlich aufgenommenen
und in Künstlerbüchern, die er selbst konzipierte und herausgab, indexikalisch angeordneten Fotografien
erstellte er Verzeichnisse des Lebens in Los Angeles und der amerikanischen Westküste. Die
konzeptuellen Künstlerbücher machten ihn zu einem Vorreiter der Konzeptkunst. Ruschas Malerei, die
den größten Teil seiner künstlerischen Praxis ausmacht, zeichnet sich durch formale Reduktion und
Strenge aus sowie durch die Zurücknahme gestischer und expressiver Formen. Der amerikanische
Westen und Los Angeles sind seine zentralen Motivquellen, meist verschränkt mit gemalten Worten und
Sätzen.

Neben Jasper Johns nennt Ruscha Futurismus und Dadaismus als wichtige Bezugspunkte seiner Arbeit.
In ihrer Abkehr vom Naturalismus propagierten die Futuristen die Schönheit der technischen Welt und die
ästhetische Idealisierung der Maschinen, denen sie den Vorzug gaben vor den natürlichen Dingen. Mehr
noch als von den italienischen Futuristen fühlte sich Ruscha von der dadaistischen Kunst und ihrem Spiel
mit Absurdität und Paradox angesprochen.
Künstler wie John Baldessari, Douglas Huebler, Joseph Kosuth, Jan Dibbets und John Hilliard, die seit
dem Ende der 1960er-Jahre unter dem Label Conceptual Art gemeinsam ausgestellt wurden,
produzierten zeitgleich ähnliche Arbeiten und griffen die vordergründig banalen, zum Teil ironischen, zum
Teil pseudowissenschaftlichen Verfahrensweisen Ruschas auf und entwickelten diese weiter. Nicht durch
die Degradierung der Fotografie zum schlichten Aufzeichnungsinstrument, sondern über das
konzeptionelle Vorgehen und die Wahl der Bildgegenstände wird Ruscha auch zu einem Wegbereiter
künstlerischer Fotografie.

Ed Ruscha, geboren 1937 in Omaha (Nebraska), lebt und arbeitet in Los Angeles.

Das Ausstellungsprogramm wird vom Vorstand der Secession zusammengestellt.
Kuratorin: Bettina Spörr
Mitte November 2018 – Ende Jänner 2019

Philipp Timischl

Philipp Timischl, Problems, installation view, Halle für Kunst Lüneburg, Lüneburg 2016. Courtesy the artist and Halle
für Kunst Lüneburg, Photo: Fred Dott

In seinen multimedialen raumgreifenden Tableaus entwickelt Philipp Timischl aus alltäglichen, privat
wirkenden Aufzeichnungen und gefundenem Material narrative Strukturen. Zwischen Dokumentation und
Fiktion, privaten und öffentlichen Sphären oszillierend, spielen sie mit Intimität und Selbstbezüglichkeit.
Zu seinen grundlegenden Themen zählen Herkunft, Exklusion und Queerness in ihrem Bezug auf soziale
Klassen ebenso wie die Machtdynamiken zwischen Kunst und Publikum.

Ein wiederkehrendes mediales Element, das bereits zu einem Markenzeichen des noch jungen Oeuvres
geworden ist, sind die hybriden Türme aus einem Flachbildschirm und einer direkt darüber angebrachten
Leinwand. Die aus zwei Bildfeldern bestehenden Skulpturen verweisen auf traditionelle kunsthistorische
Formen wie das Diptychon oder die Collage. In seinen Installationen bespielt Timischl in der Regel
simultan mehrere dieser Türme. Die nahtlose Verschmelzung von Malerei und Technologie umfasst auch
die Motive. Aus dem Zusammenspiel von statischen und zeitbasierten digitalen Bildern entspinnen sich
dichte Texturen. Das disparate Bildmaterial bildet allerdings keine einheitliche Erzählung, sondern deutet
diese wie Vignetten stets nur an.

Ein ähnliches Spiel mit der Ambivalenz zeigt sich auch in den Ausstellungstiteln Timischls wie Philipp, ich
hab das Gefühl, ich sehe wahnsinnig gut aus, aber ich hab nichts zu sagen (21er Haus, Wien, 2013), They
were treating me like an object. As if I were some sextoy or shit. I don’t wanna see them again
(Künstlerhaus, Halle für Kunst & Medien, Graz, 2014–15), oder Hostile Habits Domestic Monuments,
Class Drag (Galerie Layr, Wien, 2017). Ebenso wie zahlreiche Werktitel entstammen die Sätze
verschiedenen Quellen wie TV-Serien, Büchern, Filmen oder auch zufällig mitgehörten Gesprächen auf
der Straße.
Philipp Timischl, geboren 1989 in Graz, lebt und arbeitet in Wien.

Das Ausstellungsprogramm wird vom Vorstand der Secession zusammengestellt.
Kuratorin: Annette Südbeck
Mitte November 2018 – Ende Jänner 2019

Kris Lemsalu

Kris Lemsalu, Father is in town, 2012

Die estnische Künstlerin Kris Lemsalu schafft in ihren Skulpturen, Installationen und Performances
Verschmelzungen von Tieren mit Menschen, Natürlichkeit mit Künstlichkeit, Schönheit mit Abstoßung,
Leichtigkeit mit Schwerkraft, Leben mit Tod. Sie kombiniert Tierkörper und Objekte aus Porzellan mit
gefundenen (Natur-)Materialien wie Fellen, Leder, Muscheln, Wolle oder Papier und entführt uns mit ihren
inszenierten Installationen in eine Welt der Fantasie. In dem Bestreben, keine Distanz zwischen ihr und
den Objekten zu wahren, dienen Lemsalus Installationen auch als Bühne für ihre eigenen Performances,
in denen die Skulpturen Teil ihrer Kostüme werden.
Obwohl die Künstlerin oft dunkle, raue Themen in ihren Werken abbildet, wirken diese gleichzeitig zart
und zerbrechlich und nehmen Bezug auf antike Mythologien und Rituale unterschiedlicher Kulturkreise.
Lemsalus Kunst umfasst neben abstrakten Skulpturen auch Selbstporträts und Fotos. In diesen stellt sie
sich oft als Wesen mit männlichen wie weiblichen Merkmalen dar und schafft exotisch anmutende,
vorübergehende Identitäten, indem sie Textilien, Make-up, Perücken und andere Requisiten kombiniert.

Kris Lemsalu hat Keramik an der Estnischen Kunstakademie in Tallinn und anschließend an der Königlich
Dänischen Kunstakademie in Kopenhagen und der Akademie der bildenden Künste in Wien studiert.

Kris Lemsalu, geboren 1985, lebt und arbeitet in Tallinn, Estland und Berlin.

Das Ausstellungsprogramm wird vom Vorstand der Secession zusammengestellt.
Kuratorin: Annette Südbeck, Assistenz: Verena Österreicher
Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an:

Kontakt
Susanne Fernandes Silva
T. +43 1 587 53 07-10
F. +43 1 587 53 07-34
E-Mail: presse@secession.at

secession
Vereinigung bildender KünstlerInnen Wiener Secession
Friedrichstraße 12, A-1010 Wien
T. +43-1-587 53 07, F. +43-1-587 53 07-34
office@secession.at, www.secession.at
Öffnungszeiten: Dienstag–Sonntag 10–18 Uhr
Permanente Präsentation: Gustav Klimt, Beethovenfries
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