AUSSTELLUNGSPROGRAMM 2018 - Secession
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AUSSTELLUNGSPROGRAMM 2018 9. Februar – 22. April 2018 Rudolf Polanszky, Hauptraum 9. Februar – 1. April 2018 Haris Epaminonda, Grafisches Kabinett Pressekonferenz: Donnerstag, 8. Februar 2018, 10 Uhr Eröffnung: Donnerstag, 8. Februar 2018, 19 Uhr 13. April – 17. Juni 2018 Bouchra Khalili, Galerie 13. April – 3. Juni 2018 Elaine Reichek, Grafisches Kabinett Pressekonferenz: Donnerstag, 12. April, 2018, 11 Uhr Eröffnung: Donnerstag, 12. April 2018, 19 Uhr 29. Juli – 2. September 2018 Andere Mechanismen Gruppenausstellung kuratiert von Anthony Huberman Hauptraum, Galerie, Grafisches Kabinett Pressekonferenz: Donnerstag, 28. Juni 2018, 10 Uhr Eröffnung: Donnerstag, 28. Juni 2018, 19 Uhr Anfang September – Anfang November 2018 Anthea Hamilton, Hauptraum Anne Speier, Galerie James Richards & Leslie Thornton, Grafisches Kabinett Mitte November 2018 – Ende Jänner 2019 Ed Ruscha, Hauptraum Philipp Timischl, Galerie Kris Lemsalu, Grafisches Kabinett Stand: 06.12.2017
Ständige Präsentation: Gustav Klimt – Der Beethovenfries (1902) Gustav Klimt gestaltete den berühmten Beethovenfries für die XIV. Ausstellung der Vereinigung Bildender Künstler Österreichs Secession, die vom 15. April bis 27. Juni 1902 stattfand. In dieser Ausstellung – als Hommage an den Komponisten Ludwig van Beethoven konzipiert - erfuhr die Idee des secessionistischen Gesamtkunstwerks ihre Umsetzung. ÄNDERUNGEN AUFGRUND DER SANIERUNG 2017/18 Die Sanierung der Secession findet bei laufendem Ausstellungsbetrieb statt. Aus technischen Gründen ist es jedoch notwendig, Teilbereiche zeitversetzt zu schließen. Der Beethovenfries ist vom Montag, den 26. Februar bis einschließlich Sonntag, den 9. März NICHT zu sehen.
9. Februar – 22. April 2018 RUDOLF POLANSZKY Eidola Pressekonferenz: Donnerstag, 8. Februar 2018, 10 Uhr Eröffnung: Donnerstag, 8. Februar 2018, 19 Uhr Ausstellungsgespräch: Donnerstag, 15. März 2018, 18.30 Uhr Rudolf Polanszky im Gespräch mit Andreas Reiter Raabe Eine Veranstaltung der Freunde der Secession (in deutscher Sprache) Rudolf Polanszky, Gruppe an Verpackungsskulpturen, 2010, Foto: Erich Tarmann Rudolf Polanszky hat seit Mitte der 1970er-Jahre ein vielschichtiges Werk geschaffen, das von konzeptuellen Film-, Video- und Fotoarbeiten über Zeichnung und Malerei bis zu skulpturalen Objekten und Assemblagen reicht. Sein Werk ist geprägt durch die beabsichtigte und durchaus methodische Einbindung des Zufälligen. Eine besondere Rolle spielt dabei die Verwendung von Materialien, die Gebrauchsspuren aufweisen oder der Witterung ausgesetzt waren, da sie gewissermaßen die Aufgabe der Kontrolle über die Formgebung und die Unterwanderung des künstlerisch-konstruktiven Gestaltungswillens fördern. Die Faszination für wissenschaftliche Erklärungsmodelle gepaart mit der Skepsis gegenüber einer vermeintlich unerschütterlichen Logik, die Welt zu begreifen, haben den Künstler selbst diverse Verstehensschemata entwickeln lassen. Diese folgen der Nicht-Sinnstiftung als Leitidee und nehmen in intuitiv konstruierten Objekten Gestalt an, die er als provisorische Verkörperungen gedanklich-sprachlicher Gebilde versteht. Polanszkys Interesse für Schein- und
Trugbilder ist folglich groß. Dem Prinzip der Festlegung setzt er eine Art „hypothetische Einstweiligkeit“ entgegen, die die Veränderlichkeit von Strukturen ins Bewusstsein rufen soll. Schon in frühen Super-8-Filmen wie Die Semiologie der Sinne (1976) und Der musikalische Affe (1979) thematisierte Polanszky Fragen von Erkennen/Erkenntnis, Täuschung und Illusion. Er experimentiert mit dem filmischen Aufbau, dekonstruiert ihn mit verschiedenen Versuchsanordnungen und manipuliert so seine Wahrnehmung. In seinen Sprungfedernzeichnungen und Sitzbildern, die Mitte der 1980er-Jahre entstanden, spielt die Geste des Zufälligen und Unkontrollierten sowohl in der Konzeption als bei der Gestaltung eine wichtige Rolle. Seit Mitte der 1990er-Jahre arbeitet Polanszky vornehmlich mit Materialien wie Plexiglas, Metall und Schaumstoff – in der Vorstellung des Künstlers „freie“, d.h. von ihrem ursprünglichen Zweck oder vorgesehenen Nutzen befreite Materialien. Mittels Überlagerung, Schichtung, Überschneidung, Verschachtelung oder Faltung erzeugt er daraus Wandobjekte und raumgreifende Skulpturen. Dieses non-lineare Verfahren des spontanen Zusammenfügens vorhandener Materialien und zufälliger Formen zu einer neuen Struktur bezeichnet der Künstler als „Ad-hoc- Synthese“. Diese vom Künstler bevorzugte Arbeitsmethode dient der Erschaffung von Modellen für „translineare“ bzw. „transaggregate“ Strukturen. In der Weiterentwicklung seiner Idee der translinearen Verfahren beschäftigt sich Polanszky in jüngster Zeit mit „Prim-Räumen“ in freien räumlich-skulpturalen Umsetzungen ansonsten linear wiedergegebener Primzahlen-Reihen sowie mit deren Pendants, den sogenannten „Negativräumen“. Die Einzelausstellung Rudolf Polanszkys wird eine Auswahl an skulpturalen Werken und Wandarbeiten aus unterschiedlichen Werkgruppen präsentieren und damit einen Einblick in die Theorien des freigeistigen Künstlers bieten, die allesamt mit der Unbeständigkeit der Behauptung spielen – von den bereits genannten Prim-Räumen über hyperbolische Räume, Faltungen und Schleifen hin zu Konfusionsspiegelungen und Negativ-Positiv-Strukturen. Zeitgleich zur Ausstellung veröffentlicht Polanszky außerdem ein Künstlerbuch. Darin sind ausgewählte Schriften des Künstlers in Form von Faksimiles und Transkriptionen versammelt, die er aus der Sicht der Gegenwart einer kritischen Befragung unterzieht. Rudolf Polanszky, geboren 1951 in Wien, lebt und arbeitet in Wien. Das Ausstellungsprogramm wird vom Vorstand der Secession zusammengestellt. Kuratorin: Jeanette Pacher Die Arbeiterkammer Wien ist Hauptsponsor der Ausstellung von Rudolf Polanszky Weiterer Ausstellungssponsor:
9. Februar – 1. April 2018 Haris Epaminonda VOL. XXIII Pressekonferenz: Donnerstag, 8. Februar 2018, 10 Uhr Eröffnung: Donnerstag, 8. Februar 2018, 19 Uhr Haris Epaminonda, Ausstellungsansicht von Chapter IV, Fondazione Querini Stampalia, Venedig, 2014 Haris Epaminondas Werk ist weder im strengen Sinne minimalistisch noch durchaus konzeptuell. Im Mittelpunkt ihrer Herangehensweise steht die Wandelbarkeit von Bildern – und im Kern auch die von Symbolen. Sie arbeitet mit Installationen, Skulpturen, Filmen, gefundenen Bildern, Büchern und Collagen; ihr Formenvokabular, das sie in ihren ersten Ausstellungen in den Nullerjahren herausbildete, beschränkt sich auf eine vergleichsweise kleine Zahl von Objekten, darunter metallische Gebilde (Säulensockel, Rahmen, Vitrinen), Blattgold, auf dem Boden oder an der Wand angebrachte Bruchstücke aus Pastellone (einer Mischung aus gemahlenem Marmor und Kalk), exotische Artefakte (Vasen, Skulpturen, Miniatur- Architekturelemente), den Raum gliedernde Postamente und Podeste, und Collagen aus neu montierten und gerahmten gefundenen Seiten. Oft sind Lebewesen – Pflanzen, Tiere, Menschen – Bestandteil von Epaminondas Installationen, von denen eine eigene ritualistische Anmutung ausgeht, vielleicht eine bestimmte eindringliche Form des Sakralen. Wie Gemälde, die ihrer farbigen Ausführung harren, tragen sie potenzielle Einschreibungen in sich, die Ansatzpunkte zukünftiger Neuinterpretationen einer Geschichte, deren Schlüssel oder Sinn die Künstlerin bewusst durchgestrichen hat. Haris Epaminonda, geboren 1980 in Nikosia, lebt und arbeitet in Berlin. Das Ausstellungsprogramm wird vom Vorstand der Secession zusammengestellt. Kuratorin: Bettina Spörr
13. April – 17. Juni 2018 Bouchra Khalili Pressekonferenz: Donnerstag, 12. April 2018, 10 Uhr Eröffnung: Donnerstag, 12. April 2018, 19 Uhr Bouchra Khalili, Hotel El Safir, Ex-Aletti, Algiers City Center. Residence of the Black Panther Party delegation during the 1969 Pan-African Festival of Algiers. Fig. 1: Entrance of the former casino. From Foreign Office, a mixed media project composed of a film, 15 photographs, and a silkscreen print on paper. 2015. Courtesy of the artist Die marokkanisch-französische Künstlerin Bouchra Khalili beschäftigt sich mit Themen der Migration und Bürgerschaft, Gemeinschaft, Subjektivität, Minderheiten und Solidarität sowie mit (Mutter-)Sprache, Überlieferung, Selbstermächtigung und Erzählkunst. Sie hinterfragt hegemoniale Narrative kritisch und begründet und betreibt, vorwiegend mittels Video, Fotografie und Installation, eine „alternative Geschichtsschreibung“. Diese fokussiert beispielsweise auf Formen des Widerstands und dessen Diskurse, die auf die koloniale Vergangenheit zurückzuführen sind und von Minoritäten und Randgruppen vertreten werden. In technisch oft komplexen Installationen setzt sich die Künstlerin mit der aktuellen Praxis des Dokumentarischen auseinander und treibt diese Entwicklungen mit ihrer klaren und formal präzisen Bildsprache sowohl ethisch als auch ästhetisch voran.
The Mapping Journey Project (2008–11) steht exemplarisch für diesen künstlerischen Ansatz. Die Achtkanal-Videoinstallation ist der Versuch einer alternativen Kartographierung der Mittelmeerregion, die anhand der heimlichen Reiserouten illegaler Migration gezeichnet wird. Die Künstlerin bat hierfür illegal Eingewanderte die Wege, die sie nach Europa genommen hatten, auf der politischen Landkarte des Mittelmeerraums zu zeigen. Die Geste des Zeigens ist ein bestimmendes Element und unterstreicht die aktive Rolle der ProtagonistInnen, die in ihren jeweiligen Muttersprachen und Dialekten ihre Reisen kommentieren. Sie, die im Einwanderungsland oft ein Schattendasein führen und deren Stimmen nicht gehört werden, haben hier die Autorschaft über ihre eigene Geschichte. Die Ausstellung in der Secession ist die erste Einzelausstellung der Künstlerin in Österreich. Khalili zeigt hierfür eine Auswahl an Arbeiten, die in der Zusammenschau eine Erzählung entfalten, darunter ihre für die documenta 14 realisierte Videoarbeit The Tempest Society (2017). Im Mittelpunkt steht zum einen die politische Geschichte Nordafrikas, insbesondere des Antikolonialismus, und zum anderen revolutionäre Bewegungen, die marginalisierte Gesellschaftsgruppen stärken und eine Emanzipation herbeiführen wollten. Bouchra Khalili, geboren 1975 in Casablanca, Marokko, lebt und arbeitet dank eines Radcliffe Institute Stipendiums der Harvard University gegenwärtig in Boston, Mass. Das Ausstellungsprogramm wird vom Vorstand der Secession zusammengestellt. Kuratorin: Jeanette Pacher
13. April – 3. Juni 2018 Elaine Reichek Pressekonferenz: Donnerstag, 12. April 2018, 10 Uhr Eröffnung: Donnerstag, 12. April 2018, 19 Uhr Elaine Reichek, You Coasts (Ocher), (Detail), 2014, Siebdrucktinte und Handstickerei mit Perlen auf Leinen. In ihrer künstlerischen Praxis hat Elaine Reichek seit Mitte der 1970er Jahre kontinuierlich die Grenzen zwischen bildender Kunst und Kunsthandwerk neu verhandelt. Ihr umfangreiches Werk reicht von Strickarbeiten, über Siebdruck und Fotografie hinzu Formen digitaler Bildproduktion. Mithilfe von Text- Bild-Verbindungen, von denen ein bedeutender Teil auf literarische Prätexte zurückgreift, hinterfragen Reicheks Arbeiten häufig Repräsentationsformen. Ihre Aufmerksamkeit und Sensibilität für frühindustrielle sowie zeitgenössische Produktionsprozesse und Maschinen, ermöglichen es der Künstlerin, sich mit Fragen der Kommunikation und Übersetzung auseinanderzusetzen und bekannte Werke des (zumeist männlichen) westlichen Kanons der Kunstgeschichte und der Mythologie, als auch digitale Bilder aus dem reichen Bestand von Suchmaschinen, zu appropriieren. In neueren Arbeiten übersetzt die Künstlerin Bilder, die auf Internet-Plattformen zirkulieren, in das traditionelle Medium der Stickerei. Dabei verwendet sie unter anderem Stoffmuster aus der Textilindustrie, sogenannte „swatches“. Reichek benutzt manuelle und digitale Techniken und vertritt dabei die Idee, dass das Nähen und Sticken einer Art Codierung – vergleichbar mit einzelnen Pixeln auf einem Computerbildschirm – ähnelt. Reicheks Stick- und Nähtechniken sind nicht auf eine Befragung
des Mediums als Hausarbeit und weiblich konnotiertes Handwerk beschränkt, ebenso handelt es sich dabei um ein Mittel, um zu befragen, wie Bilder durch die Geschichte der Kunst und der Medien hindurch übersetzt werden. (Text: Christoph Chwatal) Das Ausstellungsprogramm wird vom Vorstand der Secession zusammengestellt. Kuratorin: Bettina Spörr
29. Juni – 2. September 2018 Andere Mechanismen Gruppenausstellung kuratiert von Anthony Huberman Pressekonferenz: Donnerstag, 28. Juni 2018, 10 Uhr Eröffnung: Donnerstag, 28. Juni 2018, 19 Uhr Lutz Bacher, Menu, 2002, mixed media, Sammlung Robin Wright Im Sommer 2018 wird der in den USA lebende Kurator Anthony Huberman eine Gruppenausstellung präsentieren, die sich über alle drei Ausstellungsebenen des Hauses erstreckt. Unter dem Titel Andere Mechanismen untersucht die Ausstellung, wie KünstlerInnen mit und im Rahmen von Mechanismen arbeiten. Allgemein gefasst, verweist der Begriff Mechanismus auf Maschinen, Werkzeuge oder Geräte, aber auch auf ein abstrakteres System von Normen, Regeln und Rahmenbedingungen, die Verwaltung und Management auf politischer wie wirtschaftlicher Ebene heute prägen. Die ausgestellten Arbeiten spiegeln eine Entwicklung wider, in der Maschinen nicht mehr nur als physische Objekte gelten, sondern Teil der Infrastruktur unseres Technologiezeitalters geworden sind und als solche nicht mehr einfach abgeschaltet oder abgedreht werden können. Die Ausstellung untersucht, wie die Kunst eine Welt, in der Effizienz und Produktivität zählen, in Frage stellen kann. Die gezeigten Werke stellen bestehende
Systeme mit ineffizienten Mechanismen, unmöglichen Werkzeugen, verschwendeter Zeit und ausgeklügelten Protokollen, die das Verhältnis von Input und Output aus den Fugen werfen auf die Probe. Anknüpfend an die Ausstellung Mechanisms im Wattis Institute in San Francisco (Oktober 2017–Februar 2018) finden Hubermans Recherchen in der Ausstellung in der Secession eine Fortführung auch in neue Richtungen. Während es eine Schnittmenge an Schwerpunkten aus beiden Ausstellungen geben wird, wird die Schau in der Secession unter Berücksichtigung des lokalen Wiener Kontexts eine Reihe neuer Aspekte und künstlerischer Positionen präsentieren. Anthony Huberman ist seit 2013 Direktor und Chefkurator am Wattis Institute in San Francisco. 2010 gründete er das Artist’s Institute in New York, wo er ein Format für die längerfristige Präsentation des Werks einzelner KünstlerInnen entwickelte. Zuvor war Huberman u. a. für das Contemporary Art Museum St. Louis, Palais de Tokyo in Paris sowie das SculptureCenter und MoMA PS1 in New York tätig gewesen. Anthony Huberman, geboren 1975 in Genf, lebt und arbeitet in San Francisco. Eingeladen vom Vorstand der Secession. Kurator: Anthony Huberman Projektleitung: Jeanette Pacher
Anfang September – Anfang November 2018 Anthea Hamilton Anthea Hamilton, reimagines Kettle’s Yard, 2016, Installation view The Hepworth Wakefield. Vor dem Hintergrund ihres interdisziplinären Interesses an Performance entwickelt die britische Künstlerin Anthea Hamilton räumliche Inszenierungen, die durch ihre Ausrichtung auf eine Schauseite an Bühnenbilder oder Filmsets erinnern. Ihre Skulpturen, eigenwillige Gebilde an der Kippe von Entstehung und Zusammenbruch, fungieren darin wie Requisiten für Geschichten, die erst erzählt werden müssen. Den Arbeiten der 2016 für den Turner Prize nominierten Künstlerin geht stets eine tiefgehende Recherche voraus, unabhängig davon ob es sich um die Auseinandersetzung mit kulturellen Strömungen wie dem Phänomen Disco der 1970er-Jahre, um kunsthistorische Bezugspunkte wie den Jugendstil, italienisches Möbeldesign oder das traditionelle japanische Theater, Dokumentarfotografie oder um Flechten handelt, welche sie als eine Art Linse für das Verständnis der Welt begreift. Als wichtige Inspirationsquelle zitiert Hamilton wiederholt den französischen Autor Antonin Artaud und seine Idee des „physischen Verständnisses von Bildern“. Es ist genau diese körperliche Erfahrung, die sie hervorrufen möchte, wenn man ihren Kunstwerken begegnet, die aus unerwarteten, unorthodox verwendeten Materialien bestehen, deren Größenverhältnisse überraschen und die letztlich von einem subtilen Humor getragen sind. Vielfach findet die Künstlerin Gegenstände, die dank ihrer haptischen Qualitäten oder ihres bestechenden Aussehens Eingang in ihre Installationen finden. Auch Autobiografisches und Verweise auf Hamiltons eigenen Körper sind wiederholt Gegenstand der Arbeiten, wobei Cut-Outs von ihren Beinen bereits als eines ihrer Leitmotive gelten.
Anthea Hamilton, geboren 1978 in London, lebt und arbeitet in London. Das Ausstellungsprogramm wird vom Vorstand der Secession zusammengestellt. Kuratorin: Jeanette Pacher Ausstellungskooperation: Die Ausstellung von R. H. Quaytman wird in Kooperation mit Phileas – A Fund for Contemporary Art produziert werden.
Anfang September – Anfang November 2018 Anne Speier Anne Speier, Runner being ahead of her time, 2015, collage on aluminium. Courtesy the artist and Meyer Kainer Anne Speier arbeitet sowohl zweidimensional mit Malerei, Fotografie, Collage, analogen Drucktechniken und digitaler Bildbearbeitung als auch installativ und skulptural, wobei ihre Skulpturen häufig Figuren aus ihren Bildern aufgreifen und in den Raum transferieren. Speiers gegenständliche und figurative Bildsprache entwickelt sich aus dem experimentellen Zusammenspiel unterschiedlicher Medien wie Fotografie, Malerei und diverser Drucktechniken. Die spezifischen Eigenschaften und Materialanforderungen der verwendeten Techniken fließen in die Bildgestaltung mit ein und stehen gleichrangig neben den eigentlichen Sujets. In der Verschmelzung von Malerei, Fotografie, Druck- und Cut-out-Techniken stellt die Künstlerin mehrschichtige Bühnen bereit, auf denen soziale Rollen vorgeführt werden. Die ProtagonistInnen in Speiers Bildwelten sind häufig weiblich, androgyn oder geschlechtslos. Ihre Erscheinungsform ist wandelbar und reicht von klobig-unförmigen bis hin zu komisch-illustrativen Figuren, denen sie durch einen charakteristischen Gesichtsausdruck oder eine spezielle Geste Persönlichkeit zu verleihen weiß. Anne Speier, geboren 1977 in Frankfurt am Main, studierte dort an der Städelschule und lebt derzeit in Wien, wo sie im Fachbereich für Objekt-Bildhauerei der Akademie der bildenden Künste unterrichtet.
Anfang September – Anfang November 2018 James Richards & Leslie Thornton James Richards und Leslie Thornton, Crossing, Videostill, Digitalvideo, 19 min. 12 sec., 2016. Courtesy die Künstlerin und Rodeo, London James Richards und Leslie Thornton, die zwei unterschiedlichen Künstlergenerationen und Kontexten angehören, entwickelten 2016 ihr erstes gemeinsames Projekt, Crossings. Die Videoinstallation materialisiert eine intensive Phase künstlerischer Kollaboration, welche durch den Austausch von Bild- und Tonmaterial über Online-Sharing Plattformen ermöglicht und zugleich begrenzt wurde. In Ihren Arbeiten schafft die Medienkünstlerin Thornton, welche selbst von Paul Sharits, Yvonne Rainer und Joan Jonas beeinflusst wurde, oft Projektionen mit komplexen Bild-Ton-Interaktionen. Ebenso sind musikalische Kompositionen zentral in Richards’ Werk. Beide verstehen Kino und Video als eigenständige Ausdrucks– und Denkformen. Der Titel der Arbeit erinnert an die Art und Weise, wie die beiden zusammenarbeiten, ihre eigenständigen Praktiken kreuzen und ihre Ansichten teilen. Ebenso spielt er auf CROSSROADS (1976) an, einen Kurzfilm von Bruce Conner, der Filmmaterial der US- amerikanischen Atomtests im Bikini-Atoll im Jahr 1946 wiederverwertet. Conner konfrontiert die BetrachterInnen mit Zeitlupenbildern, die gelegentlich nicht mit einem Soundtrack, der eigens von Pionieren experimenteller Musik komponiert wurde, übereinstimmen. In ähnlicher Weise stellt der streng organisierte Rahmen von Richards’ und Thorntons Video sich wiederholende Bildfragmente und Schallimpulse gegenüber, moduliert und iteriert diese. Als Assemblage von found footage und Originalmaterial aus den umfangreichen Archiven der Künstler, bewegt sich Crossings durch mehrere Phasen und wird schließlich zu einer audiovisuellen Notiz über künstlerische Produktion und Zusammenarbeit. (Text: Christoph Chwatal)
Leslie Thornton, geboren 1951 in Knoxville, Tennessee, lebt und arbeitet in New York. James Richards, geboren 1983, lebt und arbeitet in Berlin und London. Das Ausstellungsprogramm wird vom Vorstand der Secession zusammengestellt. Kuratorin: Annette Südbeck
Mitte November 2018 – Ende Jänner 2019 Ed Ruscha Edward Ruscha, Went to Sleep..., 2011, Acryl auf Pergament, 39,4 x 39,4 cm. Courtesy der Künstler und Gagosian Gallery Ed Ruscha prägte ab den 1950er-Jahren die Kunstentwicklung in den USA und mit ihr das aktuelle Verständnis von Gegenwartskunst entscheidend mit. In Abgrenzung von der gestischen Malerei des amerikanischen abstrakten Expressionismus entwickelte er seine künstlerische Praxis zwischen Minimalismus, Pop Art und Konzeptkunst. Recherche, Innovation und Experiment sowie kritische Distanz und eine rationale und nicht-emotionale Haltung prägen seinen Stil. Ruscha hat sich mit Werken wie Twentysix Gasoline Stations (1963) und Every Building on the Sunset Strip (1965) in die Kunstgeschichte des 20. Jahrhunderts eingeschrieben. Mit sachlich aufgenommenen und in Künstlerbüchern, die er selbst konzipierte und herausgab, indexikalisch angeordneten Fotografien erstellte er Verzeichnisse des Lebens in Los Angeles und der amerikanischen Westküste. Die konzeptuellen Künstlerbücher machten ihn zu einem Vorreiter der Konzeptkunst. Ruschas Malerei, die den größten Teil seiner künstlerischen Praxis ausmacht, zeichnet sich durch formale Reduktion und Strenge aus sowie durch die Zurücknahme gestischer und expressiver Formen. Der amerikanische Westen und Los Angeles sind seine zentralen Motivquellen, meist verschränkt mit gemalten Worten und Sätzen. Neben Jasper Johns nennt Ruscha Futurismus und Dadaismus als wichtige Bezugspunkte seiner Arbeit. In ihrer Abkehr vom Naturalismus propagierten die Futuristen die Schönheit der technischen Welt und die ästhetische Idealisierung der Maschinen, denen sie den Vorzug gaben vor den natürlichen Dingen. Mehr noch als von den italienischen Futuristen fühlte sich Ruscha von der dadaistischen Kunst und ihrem Spiel mit Absurdität und Paradox angesprochen.
Künstler wie John Baldessari, Douglas Huebler, Joseph Kosuth, Jan Dibbets und John Hilliard, die seit dem Ende der 1960er-Jahre unter dem Label Conceptual Art gemeinsam ausgestellt wurden, produzierten zeitgleich ähnliche Arbeiten und griffen die vordergründig banalen, zum Teil ironischen, zum Teil pseudowissenschaftlichen Verfahrensweisen Ruschas auf und entwickelten diese weiter. Nicht durch die Degradierung der Fotografie zum schlichten Aufzeichnungsinstrument, sondern über das konzeptionelle Vorgehen und die Wahl der Bildgegenstände wird Ruscha auch zu einem Wegbereiter künstlerischer Fotografie. Ed Ruscha, geboren 1937 in Omaha (Nebraska), lebt und arbeitet in Los Angeles. Das Ausstellungsprogramm wird vom Vorstand der Secession zusammengestellt. Kuratorin: Bettina Spörr
Mitte November 2018 – Ende Jänner 2019 Philipp Timischl Philipp Timischl, Problems, installation view, Halle für Kunst Lüneburg, Lüneburg 2016. Courtesy the artist and Halle für Kunst Lüneburg, Photo: Fred Dott In seinen multimedialen raumgreifenden Tableaus entwickelt Philipp Timischl aus alltäglichen, privat wirkenden Aufzeichnungen und gefundenem Material narrative Strukturen. Zwischen Dokumentation und Fiktion, privaten und öffentlichen Sphären oszillierend, spielen sie mit Intimität und Selbstbezüglichkeit. Zu seinen grundlegenden Themen zählen Herkunft, Exklusion und Queerness in ihrem Bezug auf soziale Klassen ebenso wie die Machtdynamiken zwischen Kunst und Publikum. Ein wiederkehrendes mediales Element, das bereits zu einem Markenzeichen des noch jungen Oeuvres geworden ist, sind die hybriden Türme aus einem Flachbildschirm und einer direkt darüber angebrachten Leinwand. Die aus zwei Bildfeldern bestehenden Skulpturen verweisen auf traditionelle kunsthistorische Formen wie das Diptychon oder die Collage. In seinen Installationen bespielt Timischl in der Regel simultan mehrere dieser Türme. Die nahtlose Verschmelzung von Malerei und Technologie umfasst auch die Motive. Aus dem Zusammenspiel von statischen und zeitbasierten digitalen Bildern entspinnen sich dichte Texturen. Das disparate Bildmaterial bildet allerdings keine einheitliche Erzählung, sondern deutet diese wie Vignetten stets nur an. Ein ähnliches Spiel mit der Ambivalenz zeigt sich auch in den Ausstellungstiteln Timischls wie Philipp, ich hab das Gefühl, ich sehe wahnsinnig gut aus, aber ich hab nichts zu sagen (21er Haus, Wien, 2013), They were treating me like an object. As if I were some sextoy or shit. I don’t wanna see them again (Künstlerhaus, Halle für Kunst & Medien, Graz, 2014–15), oder Hostile Habits Domestic Monuments, Class Drag (Galerie Layr, Wien, 2017). Ebenso wie zahlreiche Werktitel entstammen die Sätze verschiedenen Quellen wie TV-Serien, Büchern, Filmen oder auch zufällig mitgehörten Gesprächen auf der Straße.
Philipp Timischl, geboren 1989 in Graz, lebt und arbeitet in Wien. Das Ausstellungsprogramm wird vom Vorstand der Secession zusammengestellt. Kuratorin: Annette Südbeck
Mitte November 2018 – Ende Jänner 2019 Kris Lemsalu Kris Lemsalu, Father is in town, 2012 Die estnische Künstlerin Kris Lemsalu schafft in ihren Skulpturen, Installationen und Performances Verschmelzungen von Tieren mit Menschen, Natürlichkeit mit Künstlichkeit, Schönheit mit Abstoßung, Leichtigkeit mit Schwerkraft, Leben mit Tod. Sie kombiniert Tierkörper und Objekte aus Porzellan mit gefundenen (Natur-)Materialien wie Fellen, Leder, Muscheln, Wolle oder Papier und entführt uns mit ihren inszenierten Installationen in eine Welt der Fantasie. In dem Bestreben, keine Distanz zwischen ihr und den Objekten zu wahren, dienen Lemsalus Installationen auch als Bühne für ihre eigenen Performances, in denen die Skulpturen Teil ihrer Kostüme werden. Obwohl die Künstlerin oft dunkle, raue Themen in ihren Werken abbildet, wirken diese gleichzeitig zart und zerbrechlich und nehmen Bezug auf antike Mythologien und Rituale unterschiedlicher Kulturkreise. Lemsalus Kunst umfasst neben abstrakten Skulpturen auch Selbstporträts und Fotos. In diesen stellt sie sich oft als Wesen mit männlichen wie weiblichen Merkmalen dar und schafft exotisch anmutende, vorübergehende Identitäten, indem sie Textilien, Make-up, Perücken und andere Requisiten kombiniert. Kris Lemsalu hat Keramik an der Estnischen Kunstakademie in Tallinn und anschließend an der Königlich Dänischen Kunstakademie in Kopenhagen und der Akademie der bildenden Künste in Wien studiert. Kris Lemsalu, geboren 1985, lebt und arbeitet in Tallinn, Estland und Berlin. Das Ausstellungsprogramm wird vom Vorstand der Secession zusammengestellt. Kuratorin: Annette Südbeck, Assistenz: Verena Österreicher
Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an: Kontakt Susanne Fernandes Silva T. +43 1 587 53 07-10 F. +43 1 587 53 07-34 E-Mail: presse@secession.at secession Vereinigung bildender KünstlerInnen Wiener Secession Friedrichstraße 12, A-1010 Wien T. +43-1-587 53 07, F. +43-1-587 53 07-34 office@secession.at, www.secession.at Öffnungszeiten: Dienstag–Sonntag 10–18 Uhr Permanente Präsentation: Gustav Klimt, Beethovenfries
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