Austausch - Rituale - Zeitschrift der Stiftung für Ganzheitliche Betreuung Nr. 73 Juni 2018 - Vivazzo

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Austausch - Rituale - Zeitschrift der Stiftung für Ganzheitliche Betreuung Nr. 73 Juni 2018 - Vivazzo
austausch
   Zeitschrift der Stiftung für Ganzheitliche Betreuung Nr. 73 Juni 2018

                                         Rituale
Austausch - Rituale - Zeitschrift der Stiftung für Ganzheitliche Betreuung Nr. 73 Juni 2018 - Vivazzo
Inhalt                                                              Wohnheime
                                                                    Haus zum Birkenhof, Wolfhausen
                                                                    Haus zum Buchenhof, Rüti
                                                                    Haus zum Kastanienbaum, Hombrechtikon

                                                                    Wohngruppen
                                                                    Wohngruppe zum Flieder, Fehraltorf
                                                                    Wohngruppe zur Akazie, Hinwil
                                                                    Wohngruppe zur Erle, Pfäffikon
                                                                    Wohngruppe zur Linde, Rüti
Editorial                                                           Wohngruppe zur Magnolie, Hinwil
                                                                    Wohngruppe zur Weide, Tann
Renato Stampa Gewohnheit oder Ritual?                         3
                                                                    Produkte und Dienstleistungen
                                                                    CLEANies, Hombrechtikon
Aktuell                                                             D&L, Rüti
André Lorenz Im Zeichen der Teilhabe                          4    Hauswart Team Rüti
                                                                    Manifattura Caffè Opera, Rüti
                                                                    Oase Bio-Bistro, Rüti

Aus den Stiftungsbereichen                                    6
                                                                    Paradies-Dorflädeli, Hombrechtikon
                                                                    Pomp & Gloria, ­Hombrechtikon
                                                                    Portulac, Fehraltorf
                                                                    Verde Blumenzauber, Wolfhausen
Schwerpunkt                                                         Werkstatt Team Bubikon
Richard Iten Redestab und Feuer                               8    Wohnen mit Service im Bruggacher, Rüti

Die bunte Tapete                                              10

Schwerpunkt
                                                                    Impressum
Gespräch «Rituale können befreien»                            12   Der Austausch – die Zeitschrift von und für
                                                                    Menschen aus der Stiftung für Ganzheitliche
                                                                    Betreuung und weitere Interessierte – er-
Persönlich                                                          scheint Anfang Februar, Juni und Oktober

Achtsam sein                                                  15   Herausgeberin
                                                                    Stiftung für Ganzheitliche Betreuung,
                                                                    Postfach 717, 8630 Rüti, Fon 055 251 04 00,
Kolumnen                                                            info@sfgb.ch, www.sfgb.ch

Manuela Jahn Hallo kleine Elfe Rucka: Das Jahreszeit-Ritual   16   Redaktion
Melanie Keiser Aus meinem Leben: Zweite Schwangerschaft       16   Daniel Ackermann, Nadine Bögli,
                                                                    Christine Fuhrimann, Thomas Meier,
                                                                    Max Mojon, Fränzi Pfiffner, Tatiana Sardone,
Tipps                                                         17   Renato Stampa (Leiter)

                                                                    Grafisches Konzept
                                                                    atelierfehr, Uster
Da war doch noch was                                          18
                                                                    Layout
                                                                    Renato Stampa

Comic                                                         19   Druck
                                                                    Druckerei Sieber AG, Hinwil

                                                                    Versand
Titelseite Bild von Luise Horat                                     D&L, Rüti

2 Inhalt                                                                       Austausch Nr. 73 Juni 2018
Austausch - Rituale - Zeitschrift der Stiftung für Ganzheitliche Betreuung Nr. 73 Juni 2018 - Vivazzo
Editor
Gewohnheit oder Ritual?                                                     Berichtigung:
                                                                            Öffnungszeiten Jonas Treff
Rituale spielen in unserem Leben eine wichtige Rolle. Da gibt es diejeni-
gen religiösen oder nichtreligiösen Rituale, welche entscheidende Wende-    Bei den Hinweisen zum Jonas Treff
punkte im Dasein eines Menschen markieren, zum Beispiel Geburt und          im Kontakt-Tipp auf Seite 17 der
Tod, Taufe und Hochzeit, Aufnahme- und Abschlussfeier. Aber auch unser      letzten Ausgabe (Nr. 72 vom Februar
Alltag ist von individuellen, zwischenmenschlichen und gesellschaftli-      2018) hat sich ein Fehler einge­
chen Ritualen geprägt, etwa Aufstehen und Schlafengehen, Begrüssung         schlichen: Das Angebot für Menschen
und Verabschiedung, Essen und Trinken. Was ist all diesen Handlungen        mit psychischen Belastungen findet
gemeinsam, oder anders gefragt: Was genau ist eigentlich ein Ritual?        nicht wie angegeben jeweils Dienstag
                                                                            und Freitag, sondern Dienstag und
Wenn wir die verschiedensten Rituale analysieren, fallen zwei Merkmale      Donnerstag von 14 bis 17.30 Uhr
auf, die immer anzutreffen sind: Zum einen haben Rituale einen festen,      im Evang. Zentrum an der Zürcher­
zeitlich von anderen Handlungen abgegrenzten Ablauf. Das heisst, sie        strasse 14 in Rapperswil statt.
folgen bestimmten Regeln und haben sowohl einen Anfang als auch ein
Ende. Zum anderen sind Rituale durch einen hohen Symbolgehalt gekenn-
zeichnet. Das bedeutet, sie weisen symbolisch auf einen Sinn hin, der
jenseits der blossen Handlung liegt. Dieser Symbolgehalt mag bei feierli-
chen Zeremonien offensichtlicher sein als bei unseren Alltagsritualen.
Doch auch beispielsweise mein persönliches tägliches Verhalten jeweils
nach dem Erwachen – Dehnübungen, Morgenessen, Rasieren und Duschen
in möglichst immer derselben Reihenfolge – dient eben nicht nur der
Körperpflege und der Ernährung, sondern darüber hinaus auch der
inneren Stärkung und Vorbereitung auf den Tag.

Ihr Symbolgehalt ist nun gerade das, was Rituale von Gewohnheiten
unterscheidet. Daraus muss aber keineswegs abgeleitet werden, Gewohn-
heiten seien generell schlecht. Sie können uns im Alltag durchaus
entlasten. Und wie Rituale vermitteln auch Gewohnheiten Orientierung
und Sicherheit. Vielleicht ist bei Gewohnheiten die Gefahr grösser, dass
sie zum Zwang werden, weil wir sie unbewusst vollziehen. Rituale
dagegen führen wir bewusst durch und wir sind darum auch eher in der
Lage, sie zu verändern oder aufzugeben, wenn sie uns nicht mehr weiter-
bringen. Die Grenze zwischen Ritual und Gewohnheit ist jedoch fliessend.
Sinnentleerte Rituale können zu Gewohnheiten verkommen. Und aus
Gewohnheiten können Rituale werden – durch Achtsamkeit!

Diese und weitere Aspekte des Rituals werden im vorliegenden Heft
vertieft. Ich wünsche eine erfreuliche Lektüre!

Renato Stampa, Redaktionsleiter

Austausch Nr. 73 Juni 2018                                                                         Editorial 3
Austausch - Rituale - Zeitschrift der Stiftung für Ganzheitliche Betreuung Nr. 73 Juni 2018 - Vivazzo
Im Zeichen der                              Aktuel
                                           Teilhaben heisst, dass die Menschen, die wir begleiten,
                                           ihre Lebens- oder Arbeitswelt mitbestimmen, -gestalten
                                           und -verantworten. Darauf richtet sich die Stiftung in
                                           einem fundierten und herausfordernden Prozess aus.

                 André Lorenz Leiter       gend und zeigten die bereits bestehen-    ger und wiederum aufwändiger Schritt
                 Projekt Teilhabe 2020     de hohe Qualität unserer Arbeit auf.      beschlossen und von Januar bis April
                                           Die Präsentation der Schwächen und        2018 durchgeführt: die Evaluation der
                                           Entwicklungspotentiale bei den Teil-      Wohnbereiche analog zu derjenigen
                                           habechancen unserer Mitarbeitenden        der Arbeits- und Tagesstättenangebo-
                                           mit Beeinträchtigung löste unter-         te. An dieser Stelle ein herzliches Dan-
                                           schiedliche dynamische Prozesse aus.      keschön an alle Beteiligten für diesen
Im Sommer 2016 startete das Projekt        Einerseits begannen die Mitarbeiten-      zusätzlichen Effort und die Offenheit
«Arbeits- und Tagesstättenangebot          den selber ihre Haltung und Arbeits-      bei den Befragungen.
2020». Dabei entschied sich die Ge-        weise zu überdenken und da und dort
schäftsführung für eine unabhängige,       Neues auszuprobieren. Andererseits        Teilhabeverständnis ausdiskutiert
externe, vielleicht auch unbequeme,        bekam das Kadergremium Elefanten-         Gleichzeitig besuchte ein erweitertes
teilhabeorientierte Evaluation durch       runde eine Ahnung, wie anspruchsvoll      Kadergremium die Heimstätten Wil,
Prof. Daniel Oberholzer von der Fach-      der Wechsel von der bestehenden Ver-      um sich dort informieren zu lassen,
hochschule Nordwestschweiz. Dies           sorgungslogik zu einem teilhabeorien-     wie diese die Teilhabe eingeführt und
nicht zuletzt deshalb, weil die Stif-      tierten Dienstleistungsangebot wer-       welche Erfahrungen sie bisher damit
tung sich mit dem Thema Teilhabe ver-      den könnte.                               gemacht hatten. In Workshops wurde
tieft auseinandersetzen wollte. Hin-           Da dieser Prozess eine strategische   daraufhin intensiv ausdiskutiert, was
tergrund ist die von der Schweiz ratifi-   Dimension hat und auch das Leitbild       wir unter Teilhabe verstehen und wie
zierte Uno-Behindertenrechtskonven-        verändern könnte, befasste sich der       wir diesbezüglich unsere gemeinsame
tion, die eine inklusive Gesellschaft      Stiftungsrat zusammen mit der Ele-        Haltung und Kultur definieren. Es
fordert. Da dies Grenzen hat und es        fantenrunde im September 2017 an der      wurden Antworten gesucht auf Fragen
auch in Zukunft soziale Institutionen      jährlichen Retraite mit dem Thema.        wie: Was heisst normalisiert? Was be-
wie die unsere brauchen wird, sind wir     Dabei wurden mögliche agogische Be-       deuten bedarfsgerechter Zugang und
gefordert, unsere Angebote so norma-       zugskonzepte zur Teilhabe auf ihre        bedarfsgerechte Unterstützung? Was
lisiert und teilhabeorientiert wie mög-    Stiftungstauglichkeit geprüft. An sei-    können und wollen wir gemeinsam mit
lich auszurichten.                         ner nachfolgenden Sitzung beschloss       den Bewohnerinnen und Bewohnern
                                           der Stiftungsrat, den eingeschlagenen     sowie den Mitarbeitenden mit Beein-
Arbeits- und Tagesstättenangebote          Weg mit Sorgfalt weiterzuverfolgen.       trächtigung bestimmen, gestalten und
durchleuchtet                                                                        verantworten? Wie erhalten die Men-
Mit der tatkräftigen Unterstützung         Wohnbereiche evaluiert                    schen, die wir begleiten, Anerken-
durch die betroffenen Bereiche wur-        Eine Arbeitsgruppe begann, eine Road-     nung? Als Ergebnis wurden vier grund-
den Ende 2016 die Teilhabemöglich-         map für diesen längeren Prozess zu        legende Qualitätsversprechen und de-
keiten in unseren Arbeits- und Tages-      entwerfen. Für die Stiftung sollte ein    ren Wirkungsziele formuliert. Diese
stättenangeboten durchleuchtet. In         Teilhabekonzept erarbeitet werden, an     bilden die Basis für das zu erarbeiten-
einem Workshop im Februar 2017 prä-        dem sich künftig alle Bereiche mit ih-    de Teilhabekonzept.
sentierten Claudia und Daniel Ober-        ren Angebotskonzepten und Betreu-
holzer einer breiteren Delegation der      ungsleistungen orientieren können.        Verbesserungen vorgenommen
Stiftung die mit Spannung erwarteten       Weil das Projekt dadurch Auswirkun-       Im internen Audit im März 2018 zeig-
Ergebnisse, und gemeinsam wurden           gen auf die ganze Stiftung hat, wurde     ten sich bereits überall in den Berei-
mögliche Angebotsentwicklungen er-         es neu «Teilhabe 2020» genannt. Im        chen kleinere oder grössere Verände-
arbeitet. Die Ergebnisse waren ermuti-     Zuge dessen wurde ein anderer wichti-     rungen, welche die Teilhabemöglich-

4 Aktuell                                                                                    Austausch Nr. 73 Juni 2018
Austausch - Rituale - Zeitschrift der Stiftung für Ganzheitliche Betreuung Nr. 73 Juni 2018 - Vivazzo
ellTeilhabe
  keiten der Bewohnerinnen und Be-
  wohner respektive der Mitarbeitenden
  mit Beeinträchtigung verbessern. So
  werden neu Fallbesprechungen im
  Haus zum Kastanienbaum mit Beteili-
  gung der Bewohnerin oder des Bewoh-
  ners angeboten. Die Mitarbeitenden
  mit Beeinträchtigung werden bei neu-
  en Projekten von Portulac und Oase        Teilhabe ist ... Zusammenarbeit über alle Unterschiede hinweg.
  schon in der Planungsphase in die Ar-
  beitsgruppen integriert, oder sie er-
  halten im Hauswart Team Rüti und im
  Werkstatt Team Bubikon bei Arbeits-           Beispiel: Paradies
  aufträgen vermehrt Verantwortung.             Edith Hochstrasser Leiterin Paradies-Dorflädeli

  Wenn diese Zeilen gedruckt sind, wer-
  den wir die Ergebnisse der Evaluation         Kürzlich erklärte mir eine Teilnehmerin unserer Tagesstätte, dass sie die
                                                Einteilung bestimmter Produkte im Lager unlogisch fände. Gerne nahm ich
  in den Wohnbereichen kennen. Die
                                                diese Rückmeldung auf und fragte sie: «Möchtest du die Umplatzierung der
  Roadmap wird dem neuen Wissens-
                                                Produkte selber ausführen? Du könntest diese Arbeit mit einer anderen
  stand angepasst sein und einen Über-
                                                Teilnehmerin zusammen erledigen.» Die Frauen sprachen sich ab und ich
  blick über die geplanten weiteren             erhielt die Antwort: «Ja, sehr gerne würden wir diese Veränderung vorneh-
  Schritte geben. Das Teilhabekonzept           men.» Sorgfältig richteten sie einen Teil unseres Lagers neu ein, wobei sie sich
  muss fertiggestellt und verabschiedet         sogar überwanden, auf die hohe Leiter zu steigen. Super gemacht! Alle im
  werden. Danach können Angebotskon-            Team freuten und bedankten sich bei den beiden Mutigen.
  zepte auf die Teilhabe ausgerichtet
  werden, Abläufe und Tools angepasst
  oder neu definiert werden. Im Betreu-
  ungsalltag kann das Verständnis für           Beispiel: Portulac
  die teilhabeunterstützenden Support­
                                                Simon Jaggi Mitarbeiter Portulac und Daniel Fasching Leiter Portulac
  rollen in der professionellen Beglei-
  tung gemeinsam entwickelt und aus-
  probiert werden. Die Dokumentation            Simon: Seit Januar 2018 bin ich bei der Hofladensitzung dabei. Wenn ich bei
  der Begleitungsarbeit soll weniger auf-       der Sitzung dabei bin, kann ich Positives und natürlich auch Negatives zum
  wändig werden: einfach, einheitlich           neuen Hofladen sagen, der am 26. Juni in den Räumlichkeiten von Portulac
                                                öffnet. Durch die Sitzung habe ich immer die neuesten Infos. Ich freue mich
  und nachvollziehbar. Dies alles wird
                                                auf den neuen Hofladen, in dem ich arbeiten werde.
  die Stiftung auf Jahre hinaus beschäf-
                                                Daniel: Simon hat schon viele guten Ideen in die Hofladensitzungen einge-
  tigen und ganz sicher immer wieder            bracht. Er kann so sein grosses Engagement für den neuen Hofladen bereits in
  vor Herausforderungen stellen. Die            der Projektphase einbringen. Simon hat aus eigenem Antrieb die Abläufe im
  Mitarbeitenden der Stiftung sollen            Hofladen dokumentiert und Listen mit Hilfestellungen ausgearbeitet. Wenn ich
  sich die Zeit nehmen, um zusammen             Fragen zum Hofladen habe, wende ich mich gerne an Simon. Er ist ein verlässli-
  mit den zu begleitenden Menschen              cher Partner. Mir schwebt vor, den Hofladen noch mehr in die Hände der
  Neues auszuprobieren.  •                      Mitarbeitenden mit Beeinträchtigung zu übergeben …

  Austausch Nr. 73 Juni 2018                                                                                      Aktuell 5
Austausch - Rituale - Zeitschrift der Stiftung für Ganzheitliche Betreuung Nr. 73 Juni 2018 - Vivazzo
Aus den St
 Neue Zentralküche                         WTB dankt den                            Service-Team auf
 bezogen                                   Freiwilligen                             der Geschäftsstelle

 Am 27. April 2018 fand der Umzug          Die vielen Weihnachtsmärkte vom          Auf der Geschäftsstelle wird ein
 von der alten Zentralküche an der         Ende letzten Jahres sind dem Werk-       Service-Team etabliert, das folgende
 Hirschenstrasse 4 zur neuen Küche         statt Team Bubikon (WTB) noch in         Aufgaben übernehmen soll: Empfang,
 im Joweidzentrum Haus 3 in Rüti           lebhafter Erinnerung. Nicht nur weil     Telefon, Administration der Kassen,
 statt. Das ganze Küchenteam hatte         sie für uns eine wichtige Absatzquel-    der Personalrekrutierung und der
 sich riesig darauf gefreut. Kein          le sind und wir bereits daran arbei-     Weiterbildungen sowie Support für
 Durchzug, keine alten und zu kleinen      ten, unser Sortiment wieder aufzu-       die Redaktion Austausch und die
 Küchengeräte und kein Parkplatzpro-       stocken, sondern auch wegen den          Qualitätsleitung. Zum Team werden
 blem mehr … In der neuen Küche            freiwilligen Helfern und Helferinnen,    gehören: Madelaine van Oerle, Monica
 waren zeitweise 18 Handwerker auf         die es uns erst ermöglichen, an          Soto, teilweise Karin Heggli und zwei
 der 130 Quadratmeter grossen              Weihnachtsmärkten teilzunehmen.          bis vier Mitarbeitende mit Beein-
 Baustelle verteilt. Innerhalb von drei    Der personelle Aufwand für diese         trächtigung, die zwei Vollzeitstellen
 Monaten wurden Böden herausge-            Märkte ist sehr hoch, weshalb wir        besetzen sollen.
 spitzt, Lüftungskanäle und Sanitär-       stets auf Freiwillige angewiesen sind,   Madelaine van Oerle, die mit der
 leitungen verlegt, Wände erstellt und     die uns beim Verkauf an den Ständen      Vespa zur Arbeit kommt (Bild), bringt
 gestrichen, Plättli verlegt, der          unterstützen. Falls Sie Interesse        als erfahrene Arbeitsagogin die
 strapazierfähige Industriebodenbelag      haben, auch einmal mitzuhelfen,          Kompetenzen für die Führung der
 gegossen sowie die Geräte und die         stehen wir gerne für Auskünfte zur       Mitarbeitenden mit Beeinträchtigung
 Kühlräume installiert. Ein spezieller     Verfügung (Telefon 055 243 34 43,        in das Team ein. Sie übernimmt mit
 Dank geht an Edi Meier, unseren           Mail christian.kaufmann@sfgb.ch).        der Verantwortung für die Hauptkas-
 Architekten, der uns während dieser       Liebe Helfer, an dieser Stelle bedan-    se und die Kassenkontrollen auch die
 ganzen Zeit bestens begleitet hat!        ken wir uns ganz herzlich für euren      Aufgaben von Edith Trittenbass, die
 Ebenso danken wir dem Werkstatt           tollen Einsatz zugunsten des WTB!        Ende Mai pensioniert wurde (siehe
 Team Bubikon, dem Hauswart Team                                                    bunte Tapete in der Heftmitte).
                                           Christian Kaufmann, Leiter Werkstatt
 Rüti und allen Handwerkern und
                                           Team Bubikon                             Thomas Meier, Geschäftsführer der
 Mitwirkenden!
                                                                                    Stiftung
 Christine Eberle, Leiterin Zentralküche

 6 Aus den Stiftungsbereichen                                                              Austausch Nr. 73 Juni 2018
Austausch - Rituale - Zeitschrift der Stiftung für Ganzheitliche Betreuung Nr. 73 Juni 2018 - Vivazzo
iftungsber
Setzlingsevent von                      Portulac übt                              Bank-Lernende bei
Portulac                                Achtsamkeit                               Portulac

Auf Hochtouren laufen bei Portulac      Im Februar und März dieses Jahres         Für die Lernenden der Privatbank
jeweils ab März die Vorbereitungen      durfte ich an drei Vormittagen einer      Rahn+Bodmer Co. aus Zürich war der
für den Verkauf der Bio-Setzlinge an    Gruppe von jeweils zehn bis zwölf         Seitenwechsel bei Portulac ein
einem Samstag im Mai. Da müssen         Mitarbeitenden mit Beeinträchtigung       Highlight. Vom 12. bis zum 16.
vom Gemüsegartenteam zusätzlich         von Portulac das Thema «Gefühle und       Februar 2018 unterstützten die sechs
über 1000 Setzlinge produziert          Achtsamkeit» praktisch und spiele-        Lernenden und ich als Betreuerin die
werden, vor allem die Renner wie        risch näherbringen. Wir hatten            Stiftung tatkräftig und konnten
Tomaten, Peperoni und Zucchetti. Die    sozusagen Gelegenheit, unseren            dabei aussergewöhnliche Erfahrungen
Kundengärtner bringen den Platz         inneren Garten zu pflegen. Ich finde      machen. Egal welche Arbeiten
rund ums grosse Biotop auf Vorder-      es wichtig, dass dieses Thema im          geleistet wurden, die Banker und der
mann, Plakate werden aufgehängt         Arbeitsalltag Platz bekommt. Gefühle      Informatiker waren um die Einfüh-
und eine Bühne erstellt. Das Rüst-      sind Teil von uns – ob wir uns um sie     rung durch die professionellen
und Marktteam organisiert einen         kümmern oder nicht. Der Mensch als        Mitarbeiter von Portulac sehr froh. In
grossen Marktstand, an dem unser        Ganzes und die zwischenmenschliche        dieser Woche wurden viele neue
Angebot degustiert und eingekauft       Beziehung haben mich schon immer          Arbeiten und Sorten von Früchten
werden kann. Das Team der Oase          interessiert. Meine Erfahrung weiter-     und Gemüsen kennengelernt. Ein
sorgt sich um das leibliche Wohl der    zugeben und Menschen in ihrem             solcher Seitenwechsel hilft die
Besucher, backt Kuchen und produ-       Potential zu unterstützen, erfreut        ebenso natürlichen wie unnötigen
ziert für alle Gäste ein Willkommens-   mein Herz. Ich teile, was Andreas         gegenseitigen Schwellenängste
geschenk. Und das Büroteam vernetzt     Knuf schreibt: «Achtsamkeit öffnet        abzubauen. Die Begegnungen zeigten,
die Teile zu einem grossen Ganzen. So   den verständnisvollen, liebevollen        dass die Schwellen sich von selbst
wurde dieser Anlass auch am 12. Mai     Weg zu uns selbst und den Weg zum         rasch in Luft auflösen.
2018 zu einem Erlebnis für unsere       anderen Menschen und seinem
                                                                                  Livia Wyler, Nachwuchsverantwortliche
Kunden und die Mitarbeitenden von       Erleben.» Achtsamkeit ist äusserst
                                                                                  Rahn+Bodmer Co.
Portulac und Oase. Wir freuen uns       wertvoll für unser berufliches
jetzt schon auf die Ausgabe 2019 ...    Handeln sowie das ganze Leben.
Daniel Fasching, Leiter Portulac        Tatiana Sardone, Mitarbeiterin Portulac

Austausch Nr. 73 Juni 2018                                                            Aus den Stiftungsbereichen 7
Austausch - Rituale - Zeitschrift der Stiftung für Ganzheitliche Betreuung Nr. 73 Juni 2018 - Vivazzo
Redestab und Fe                                                                 Schw
Über Rituale in ihrem Bereich berichten eine Mitarbeiterin der Biogärtnerei, eine
Kunsttherapeutin sowie der Musiktherapeut und Instrumentenbauer der Stiftung.

Richard Iten Mitarbeiter Haus zum
Kastanienbaum
                                          tens pflegen. So kam es, dass wir im
                                          Laufe der Zeit im Garten eine Feuer-
                                                                                     Kunsttherapie und
                                          stelle errichteten und nun den Znüni       Singkreis
                                          vom Feuer geniessen. Sobald die kal-
Ritualisierungen finden wir in unse-      ten Wintertage vorbei sind, freuen wir     Das Leben ist geprägt von Verände-
rem Alltag, zum Beispiel bei der          uns jeweils auf das gemütliche Bei-        rungen: Geburt, Kindergarten,
Begrüssung und beim Abschied oder         sammensein und die kulinarischen           Schule, Pubertät, Ablösung vom
beim Essen und Trinken. Sie ermögli-      Freuden am Feuer.                          Elternhaus, Beruf, gegebenenfalls Ehe
chen die symbolische Auseinanderset-          Das Feuer hat eine wichtige Funk-      und Elternschaft, Wechseljahre, Alter
zung mit Grundfragen der menschli-        tion in der Entwicklung der Mensch-        und Tod. Aber auch von Wechseln des
chen Existenz, etwa mit dem Bedürf-       heit. Jahrtausende lang war es das         Wohnortes, des Partners, der Arbeits-
nis nach zwischenmenschlicher Bezie-      Zentrum der Gemeinschaft. Man sass         stelle, der Jahreszeiten.
hung oder dem Streben nach Sicherheit     um das Feuer, wärmte sich, ass ge-         All diesen Vorgängen gemeinsam sind
und Ordnung.                              meinsam und erzählte sich Geschich-        ein Ende und ein Neubeginn. Da diese
    Rituale können aber auch zu star-     ten. Das erlebe ich auch bei uns. Oft      zum Teil mit schmerzhaften Prozes-
ren Wiederholungsmustern werden. Es       kommen spontan Leute vorbei, oder          sen einhergehen, haben Menschen
geht also um eine gute Balance zwi-       wir laden die Kreativwerkstatt Pomp        schon immer nach Ritualen, oft im
schen der haltgebenden Ritualisie-        und Gloria zu einem Raclette ein.          religiös-spirituellen Kontext, gesucht.
rung und der vitalen Kraft des Wan-           Bei diesem Ritual geht es einerseits   Mit diesen erhielten sie Begleitung
dels und der Improvisation. In meiner     um die zwischenmenschlichen Regeln         zur Lebensbewältigung und Mut zum
Arbeit als Musiktherapeut sind das        des Alltags, also um sinnvolle Gestal-     Loslassen, um sich Neuem öffnen zu
zwei zentrale Stützen.                    tung, andererseits um die vitale Kraft     können. Es gibt ein Vorher, das es zu
                                          des Chaos, des offenen Spielraumes.        würdigen gilt, einen Übergang, bei
In der musiktherapeutischen Land-         Die frisch geernteten Bratkartoffeln,      dem Rituale eine Brückenfunktion
schaft pflegen wir ein ganz besonderes    die überbackenen Zucchetti oder die        haben, und ein Nachher, das eine
Ritual. In den Gruppensitzungen wird      Kürbissuppe vom Feuer nähren uns           Neugestaltung erfordert.
nach der Begrüssung der sogenannte        ebenso wie die vielen Begegnungen
Redestab herumgereicht – eine ver-        und das Eingebundensein in die Jah-        Die Kunsttherapie kann dabei enorm
zierte Kalebasse, die gleichzeitig eine   reszeiten und die Wetterlage.  •           unterstützen, weil sie die Möglichkeit
Rassel ist. Der Sinn dieses Rituals be-                                              bietet, sichtbar und erlebbar symboli-
steht darin, dass jeder in der Gruppe                                                sche Handlungen zu vollziehen. Die
die Möglichkeit hat, sich mitzuteilen                                                betroffene Person kann aus sich
oder zumindest kurz hörbar zu ma-                                                    heraus stimmige Elemente und Bilder
chen (durch das Schütteln des Stabes).                                               entwickeln und in eine sinnvolle
Es geht um Zugehörigkeit und soziale                                                 Handlung, also ein Ritual umsetzen.
Sicherheit, um den Abbau der Angst                                                   Dabei ist die Begleitung durch eine
vor Ablehnung und Ausgrenzung.                                                       erfahrene Vertrauensperson sinnvoll.
                                                                                     Da die Seele bildhaft empfindet, kann
Während meiner langjährigen Tätig-                                                   der Mensch das Erlebte aktiv mitvoll-
keit im Bereich der Handwerkskunst                                                   ziehen und wird so vom «Opfer der
im Haus zum Kastanienbaum durfte                                                     äusseren Umstände» zum Mitgestalter
ich nebenbei noch einen Teil des Gar-                                                des Unausweichlichen.

8 Schwerpunkt                                                                                Austausch Nr. 73 Juni 2018
Austausch - Rituale - Zeitschrift der Stiftung für Ganzheitliche Betreuung Nr. 73 Juni 2018 - Vivazzo
hwerpunkt
Feuer
 Praktisch auf die Arbeit im Atelier
 bezogen, ist der erste Schritt über die   Im Kreis Geschichten erzählen
 Schwelle, das Suchen eines Platzes im     Tatiana Sardone Mitarbeiterin Portulac
 Raum und das sich Einrichten mit
 den benötigten Materialien eine           Alle Mitarbeitenden von Portulac versammeln sich jeden Tag um 8 Uhr
 selbstgewählte Handlung. Die              draussen im Kreis für die Arbeitseinteilung. Dani, unser Leiter, informiert uns
 wöchentliche Wiederholung gibt            über Aktuelles, dies und das, wir singen (gegebenenfalls) für das Geburtstags-
 Sicherheit, Ausrichtung und wird so       kind und zählen, wer beim Mittagessen dabei ist, damit wir die richtige Anzahl
 oft zu einem Ritual über einen            vegetarische und Fleischmenus bestellen können.
 gewissen Zeitraum hinweg.                 Vor einiger Zeit hatte ich die Idee, wir könnten einen etwas anderen Arbeits-
 Ich beobachte, dass Menschen zu           start ins Leben rufen. Über Geschichten können wir auch etwas lernen oder in
 einem Lieblingsplatz im Raum neigen       den Alltag mitnehmen. Ich machte Dani den Vorschlag, dass wir immer Anfang
 und instinktiv Materialien wählen,        Monat im Kreis eine Geschichte vorlesen könnten. Er war begeistert. Und so
                                           erzählen wir nun schon seit einigen Jahren am Anfang jedes Monats im Kreis
 die ihnen zu diesem Zeitpunkt
                                           eine Kurzgeschichte. Jeder, der Lust hat, kann sich hierfür eintragen. Es wird
 entsprechen. So entstehen persönlich
                                           gehorcht, gelacht, geschmunzelt, nachgedacht und – wer weiss – ein Bild,
 abgestimmte Handlungen, die viel          Gedanken oder Worte in den Tag mitgenommen. Tage später schwingt manch-
 mit der Erlebniswelt der betreffenden     mal noch etwas von der Geschichte nach. Dies ist bei uns zu einem festen
 Person zu tun haben, diese widerspie-     Ritual geworden. Wir sammeln alle Geschichten und könnten bereits ein Buch
 geln und ihr so erlauben, sich selbst     daraus machen. Also, falls ihr inspiriert worden seid oder einfach eine
 als fähig zu erleben. Generell vertie-    spannende, lustige und nicht alltägliche Geschichte sucht, könnt ihr euch
 fen Wiederholungen das Erleben und        gerne bei uns im Büro melden.
 bekommen Ritualcharakter.

 Ich stehe vorgefassten Ritualen eher
 kritisch gegenüber, da diese unter
 Umständen Personen überwältigen,
 befremden und vom Eigenen wegfüh-
 ren können. Wenn jedoch ein Bedürf-
 nis nach einem Ritual zum Beispiel
 aus der Vergangenheit besteht, stellt
 dieses eine Ressource dar, die
 gepflegt werden möchte. Ein Beispiel
 dafür ist der wöchentliche Singkreis
 am Mittwochabend im Buchenhof.
 Dort können alle Teilnehmenden
 reihum Lieder wünschen, die wir
 gemeinsam anstimmen und die oft
 eine Brücke zurück zu Kinder- und
 Jugendtagen bauen.

 Laghima Wahlen, Mitarbeiterin Haus
 zum Buchenhof

 Austausch Nr. 73 Juni 2018                                                                         Schwerpunkt 9
Austausch - Rituale - Zeitschrift der Stiftung für Ganzheitliche Betreuung Nr. 73 Juni 2018 - Vivazzo
Psychiatrische Weiterbildung der Stift
                                                                                                     Seit Jahren existiert in der Stiftung die Modul-Weit
                                                                                                    Krankheitsbilder. Sie wurde von Sacha Schader und
                                                                                                    gerufen. Im letzten Jahr wurde die Weiterbildung k
                                                                                                    erscheint nun in neuem Gewand: «Psychiatrische B
                                                                                                    Tagen». Seit 2018 ist diese nun auch für die Öffentl
                                                                                                    personen aus diversen Disziplinen, welche mit psyc
                                                                                                    arbeiten, aber noch wenig Erfahrung darin haben. Z
                                                                                                    das erworbene Wissen mit den eigenen beruflichen
                                                                                                    um Menschen mit psychischen Erkrankungen profe
                                                                                                    Vertreter des VASK (Verein Angehöriger Psychisch K
                                                                                                    sind als Referenten seit jeher ein geschätzter und se
                                                                                                    Wir freuen uns auf ganz viele Teilnehmer und einen
                                                                                                    Die Kursdaten und weitere Infos finden Sie unter ww

                                                                                                    Jessica Hagmann, Weiterbildungsbeauftragte der Sti
                                                                                                    Buchenhof

  In einer Höhle
                                                  t in die Höhle Hohlenstein und wollten dort
  Am 13. Februar 2018 fuhren wir nach Zihlschlach
  übernachten, es war sehr cool. Mit dabei waren
                                                 Samuel Frank, Simon Jamnik und ich. Zuerst       Dank an die helfenden Hände hinter de
                                                      anstrengend, aber zum Schluss konnten       Findet eine Weiterbildung in der Stiftung statt, wird st
  mussten wir Holz suchen und hacken, das war sehr
                                                  dadur  ch wurde es in der Höhle sehr warm.      Händen aktiviert. Im Buchenhof werden Skripte sortie
  wir mit dem Holz ein grosses Feuer machen und
                                                 achten, es war mir und Samuel einfach zu         gegengelesen, Kisten hochgetragen und DVD konverti
  Wir wollten dann doch nicht in der Höhle übern
  gruselig!                                                                                       hergestellt, Feedbacks erfasst und sorgfältig sortiert. D
                                                                                                  Paradies-Dorflädeli, in der Oase wird Zmittag für die h
  Philipp Gilg, Bewohner Haus zum Buchenhof                                                       jedesmal gibt’s noch einen Kaffee obendrauf. Im Verd
                                                                                                  eine angenehme Atmosphäre bereitet. In der Geschä
                                                                                                  Beamer bereitgestellt und der gut organisierte Kurier
                                                                                                  an den richtigen Ort. Bei den engagierten Referenten
   Rätsel Nr. 21 von Nadine Bögli                                                                 Unterrichten. Aber ohne unsere fleissigste Hand würd
                                                                                                  Dank, Christian Weber, für deinen flexiblen, zuverläss
  Gesucht ist das Lösungswort senkrecht, das                                                       Weiterbildungsteam!
                                             sich     aus Begriffen rund um Rituale ergibt.
                                                                                                   Jessica Hagmann, Weiterbildungsbeauftragte der Stift
          F E         I          R T                                                               Buchenhof

                          R                             G    L
                          Z                             A N
              R   D    T I                              N
              W     D    R                              O   U    G
                      H A                                 L    N G
                B R A    C                                U M
                    Z    R                                O N    E
                         S                              T T
                    K U
 50-Franken-Gutschein der Stiftung zu gew
                                                            innen
 Senden Sie das Lösungswort und Ihre Adres
                                             se bis 30.06.2018
 – per Postkarte an: Redaktion Austausch,
                                           Stiftung für Ganzheitliche Betreuung,
   Joweid Zentrum 1, 8630 Rüti
– oder per interne Post an: Geschäftsstelle,
                                              Renato Stampa
– oder per Mail an: renato.stampa@sfgb.ch
Unter den richtigen Einsendungen losen wir
                                              den Gewinner eines Gutscheins der Stiftung
im Wert von Fr. 50.– aus. Der Gewinner wird                                                     Lehrling der Portulac Biogärtnerei bei der Werkzeugkund
                                              benachrichtigt und sein Name im nächsten
Austausch publiziert.                                                                           Tatiana Sardone, Mitarbeiterin Portulac
Die Lösung des Rätsels der letzten Ausgabe
                                             lautete: FREIZEIT.
Als Gewinnerin wurde ausgelost: Christine
                                          Zehnder, Haus zum Birkenhof.
ftung neu öffentlich
terbildung über psychiatrische                           e
d Cornelia Epprecht ins Leben       Psychiatrisch
konzeptionell überarbeitet und       Ba si cs
                                                            n
                                                ng in 4 Tage
                                     Weiterbildu
Basics – Weiterbildung in 4                Wollen Sie
                                                      psychisch erkra
                                                                      nkte Menschen
                                                           begleiten könne
                                                                           n?

lichkeit zugänglich – für Berufs-
                                           professioneller                      örige
                                                                      und Angeh
                                                       en, Betroffene              n Fragen.
                                           Fachperson               und beantworte
                                                       Grundlagen
                                            vermitteln

chisch erkrankten Menschen
 Ziel ist es, dass die Teilnehmer
n Kompetenzen kombinieren,
essioneller begleiten zu können.
Kranker) und persönlich Betroffene
 ehr wertvoller Teil dieser Weiterbildung.
n spannenden Austausch!
 ww.sfgb.ch/weiterbildung.

tiftung und Mitarbeiterin Haus zum

                                                                                                Super Stimmung am Skitag 2018
en Weiterbildungen                                                                              Für den Skitag des Stiftungspersonal
                                                                                                                                      s am 9. März 2018 kamen kurzfristig
                                                                                                                                                                          noch so viele
                                                                                                Anmeldungen, dass ein Car gemietet
 tets eine ganze Kette von fleissigen                                                                                                  werden musste. Mit Musik und ausg
                                                                                                Stimmung ging es zu einem gemeins                                          elassener
 ert und geheftet, Konzepte                                                                                                          amen Frühstück und dann weiter in
                                                                                                Dort erlebten wir einen sehr sonnigen                                     die Lenzerheide.
tiert. Im Birkenhof werden Zertifikate                                                                                                  und wunderschönen Wintersporttag.
                                                                                               Snowboarden oder Schlitteln, der Spas                                          Ob beim
 Den viel gelobten Zvieri macht das                                                                                                     s war immer dabei. Zusammen beim
                                                                                               es eine ausgiebige Festtafel, bevor sich                                      Mittagessen gab
 hungrigen Teilnehmer gekocht und                                                                                                        einige weiter zum Sport und andere
                                                                                               trafen. Ein sehr gelungener Anlass, nich                                      zum Après-Ski
de werden phantasievolle Gestecke für                                                                                                    t zuletzt dank dem Organisationstale
                                                                                               grossen Flexibilität von Monica Soto                                           nt und der
äftsstelle werden Mineralwasser und der                                                                                             . Herzlichen Dank auch an die Stiftung.
r holt und bringt alles stets zuverlässig                                                      Simon Jamnik, Mitarbeiter der Stiftung
n spürt man Herzblut während dem
 de alles gar nicht gehen: Herzlichen
 sigen und unermüdlichen Einsatz im

ftung und Mitarbeiterin Haus zum
                                                                                                 Eine nasse Angelegenheit?
                                                                                                 Unser Hauswart Team Rüti muss regelmässig Aussenarbeiten auch
                                                                                                 bei schlechtem Wetter ausführen. Um die Mitarbeitenden zu
                                                                                                 schützen, wird gute wasserdichte Kleidung benötigt, welche auch
                                                                                                 für längeres Arbeiten bei Regen und Schnee geeignet ist. Die
                                                                                                 Kosten für Regenkleider für 25 Personen betragen 6‘600 Franken.
                                                                                                 Ihr Beitrag daran freut uns!

                                                                                                Spendenkonto: PC 87-3693-5 (IBAN CH30 0900 0000 8700 3693 5)

                                                                     Edith Trittenbass pensioniert
                                                                      Auf der Geschäftsstelle wurde am 31. Mai 2018 Edith Trittenbass
                                                                      pensioniert. Sie trat im August 2008 ein und übernahm als
                                                                      Hauptverantwortliche die Führung der Haupt- und Nebenkassen – bei
                                                                      der Vielfalt der Stiftung eine nicht immer leichte Aufgabe! Äusserst
                                                                      gewissenhaft, zuverlässig und immer termingerecht erledigte sie diese
                                                                      Arbeit. Daneben half sie bei den verschiedensten Anlässen der Stiftung
                                                                      mit. Edith erklärte sich auch sofort bereit, die Pensionierung
                                                                      aufzuschieben, um ihre Nachfolgerin in die Aufgaben einzuführen.
                                                                      Ende Mai war es jedoch so weit. Ich bedanke mich bei Edith ganz
                                                                      herzlich für ihren jahrelangen grossen Einsatz, ihre loyale und
                                                                      engagierte Mitarbeit und wünsche ihr alles Gute im wohlverdienten
                                                                      Ruhestand, der auch weniger Hektik bedeutet. Vor allem aber wünsche
                                                                      ich ihr Glück und gute Gesundheit, damit sie noch manche Reise
                                                                      unternehmen kann. Ich hoffe sehr, dass wir Edith bei Anlässen der
de .. .                                                                Stiftung wiedersehen werden.

                                                                         Alfred Zehnder, Leiter Stabsstelle Finanz- und Rechnungswesen
«Rituale können                           Was für Rituale wir vollziehen – und was sie bewirken.

Habt ihr ein Morgenritual?                     Claudia Fonseca: Als Erstes gehe        tag auf der Gruppe machen wir meis-
    Rojda Kiratoglu: Kaffee trinken ist   ich auf die Toilette – wenn diese be-        tens einen Ausflug, das ist ein Ritual
für mich ein Ritual. Und das Gesicht      setzt ist, bleibe ich liegen, bis sie frei   für mich.
waschen auch.                             ist.                                            Christina Wanner: Ich habe einen
    Astrid Fasching: Wenn man das mit          Christina Wanner: Beim Aufstehen        schönen Arbeitsweg vom Bahnhof
Achtsamkeit macht, ist es durchaus        reisse ich zuerst mal alle Fenster auf       über die Felder zur Gärtnerei, dabei
ein wichtiges Ritual. Kaffee gehört für   und lüfte fünf Minuten durch. Das tut        geniesse ich die Stille und die Ruhe vor
mich auch dazu. Auch mache ich jeden      sehr gut und ich sehe auch gleich, wie       dem Sturm. Das hilft mir, gut in den
Morgen Atemübungen und sage mir           das Wetter ist.                              Tag zu starten und ist zu einem Ritual
Sachen, welche mir gut tun und mich            Diana Schoch: Aufstehen, Kaffee         geworden.
stärken. Das brauche ich für meinen       trinken, SAT.1-Frühstücksfernsehen              Maria Kobel: Im Sommer ist es für
Tagesstart.                               einschalten – da informiere ich mich,        mich ein Ritual, den Sonnenuntergang
    Maria Kobel: Wenn der Wecker klin-    was so läuft.                                am Lützelsee anschauen zu gehen. Das
gelt, stehe ich auf und höre Musik. Das                                                gibt mir Kraft, und der Stress geht so
gibt mir den Anstoss für einen guten      Welche Rituale bereichern sonst              auch wieder vorbei.
Tag. Ich mache mir eine kalte Schoko-     noch euren Tag?                                 Claudia Fonseca: Wenn ich Stress
lade und suche jemanden, mit dem ich         Rojda Kiratoglu: Ich stricke sehr         habe, muss ich entspannende Musik
mich über die Pläne für den bevorste-     gerne, denn dabei fühle ich, was ich         hören, das hilft mir runterzufahren.
henden Tag austauschen kann.              mache, und das tut mir gut. Am Sams-         Das mache ich oft nach der Arbeit.

Claudia Fonseca.                          Rojda Kiratoglu.                             Maria Kobel.

12 Schwerpunkt                                                                                 Austausch Nr. 73 Juni 2018
en befreien»                  Schwer
 Tatiana Sardone Mitarbeiterin Portulac, sprach mit:
 Astrid Fasching Trauer-, Sterbe- und Pflegefachfrau
 Claudia Fonseca Lernende CLEANies
 Rojda Kiratoglu Bewohnerin Haus zum Birkenhof
 Maria Kobel Bewohnerin Haus zum Kastanienbaum
 Diana Schoch Mitarbeiterin Haus zum Birkenhof
 Christina Wanner Mitarbeiterin Portulac

    Astrid Fasching: Die Natur mit ih-        zubereiten, mit verschiedenen Füllun-     Dabei werde ich wieder fitter und kann
 ren Elementen Wasser, Feuer, Luft und        gen wie Bolognese, Apfelmus, Spinat,      den Kopf entleeren.
 Erde bietet sich für Rituale an. Wir ha-     Pilzrahmsauce, Heidelbeeren oder              Claudia Fonseca: Zu Hause ist es
 ben ein Ritual an Weihnachten, dann          Himbeeren.                                ein Ritual, dass wir am Abend gemein-
 gehen wir immer in den Wald, bei je-             Diana Schoch: Als ich noch zu Hau-    sam essen und uns über den Tag aus-
 dem Wetter. Schon als die Kinder noch        se wohnte, ging ich am Abend immer        tauschen. Wichtige Feste wie Weih-
 klein waren, wollten wir nicht mehr zu       mit meiner Schwester und unserem          nachten, Neujahr und Ostern feiern
 Hause einen Baum in der Stube schmü-         Hund spazieren, das war wirklich ein      wir mit der ganzen Familie. Eine Spe-
 cken und entschieden uns, das im             Ritual. Wir erzählten uns, was an die-    zialität an Neujahr ist es, das ganze Es-
 Wald zu machen – mit einem Feuer, mit        sem Tag alles geschehen war. Das war      sen über dem Feuer im Cheminée zu
 Singen und anderem.                          sehr schön, wir waren zufrieden und       kochen.
                                              der Hund auch.                                Astrid Fasching: Vor einigen Jah-
                                                  Rojda Kiratoglu: Im Blindenwohn-      ren ist unser jüngerer Sohn gestorben.
 Pflegt ihr weitere Rituale im                heim ging ich mit einer Kollegin oft      An seinem Himmelsgeburtstag – so
 Familien- oder Freundeskreis?                ins Restaurant. Dort hatten wir einen     nennen wir den Todestag – machen wir
    Christina Wanner: An Ostern ma-           Tisch in einer stillen Ecke, wo wir uns   immer ein Ritual. Wir gehen an den
 chen wir, seit ich klein war, einen          ungestört austauschen konnten.            Ort, wo wir nach seinem Himmelsge-
 Brunch mit Nestsuche. An Weihnach-               Maria Kobel: Ich mache drei bis       burtstag einen Baum für ihn gepflanzt
 ten ist es Tradition, dass wir Crêpes        viermal in der Woche Sport, ich rudere.   haben, machen ein Feuer und erzählen

 Astrid Fasching.                             Christina Wanner.                         Diana Schoch.           Fotos: Max Mojon

 Austausch Nr. 73 Juni 2018                                                                                 Schwerpunkt 13
punkt
eine Geschichte. Jeder nimmt etwas            Diana Schoch: Im Birkenhof gibt es          Rojda Kiratoglu: Das mache ich mit
mit und legt es zum Baum. Danach ge-      am Abend, wenn der Nachtbereit-             Tanzen. Wenn mich etwas so beschäf-
hen wir Pizza essen, weil das etwas       schaftsdienst kommt, die Joghurtrun-        tigt, dann tanze und singe ich. Manch-
war, was Janik sehr gerne tat.            de. Das ist doch ein Ritual, Rojda?         mal habe ich aber auch Medikamente
                                              Rojda Kiratoglu: Ja, genau. Der         zur Unterstützung gebraucht.
Kennt ihr noch andere feierliche          Nachtbereitschaftsdienst kommt mit              Maria Kobel: In solchen Situatio-
Rituale?                                  den Joghurts, manchmal machen wir           nen lese ich ein spannendes Buch,
    Astrid Fasching: An Silvester ver-    auch Spiele. Das ist ein Treffpunkt, be-    meistens eine Biografie. So kann ich
brennen wir meistens etwas Altes –        vor sich dann alle für die Nacht ins        den Kopf abschalten.
nicht etwas Materielles, sondern etwas    Zimmer zurückziehen.                            Christina Wanner: Kochen finde ich
von unserer Persönlichkeit. Wir spre-         Astrid Fasching: Das ist schön, den     auch sehr entspannend, wenn mich
chen es aus und übergeben es dem Feu-     Tag so gemeinsam abzuschliessen.            etwas beschäftigt. Danach setze ich
er, damit es sich übers Feuer transfor-       Diana Schoch: Im Arbeitsbereich         mich vor den Fernseher und esse, wäh-
mieren und verändern kann. Christi-       gibt es Abläufe, die immer gleich und       rend ich mir einen schönen Film an-
na, nimmst du nicht an keltischen Ri-     auch wie Rituale sind. Manchen Be-          schaue.
tualen teil?                              wohnern ist es zum Beispiel wichtig,
    Christina Wanner: Ja, das Mittelal-   bei der Körperpflege immer denselben
terfest ist für mich auch wie ein Ritu-   Ablauf einzuhalten.                         Schliesst ihr den Tag mit einem
al. Sich einstimmen, das passende                                                     Ritual ab?
Kleid anziehen, die heutige Zeit ver-     Könnt ihr ein bestimmtes Ritual                 Maria Kobel: Vor dem Schlafen ma-
gessen und in die damalige Zeit ein-      anderen empfehlen?                          che ich autogenes Training, so habe
tauchen, dort sein und geniessen, das         Rojda Kiratoglu: An einem Lesezir-      ich keine schlaflose Nacht.
ist wunderbar.                            kel teilnehmen, das muss man einmal             Diana Schoch: Wenn mich vor dem
                                          erlebt haben. Als ich in der Wohnschu-      Schlafen etwas beschäftigt, stelle ich
                                          le lebte, ging ich in den Lesezirkel. Wir   den Kopf ab, indem ich mir das Meer
Macht ihr aus dem Putzen auch ein         haben dort in der Blindenschrift gele-      und den Strand vorstelle, so kann ich
Ritual?                                   sen und darüber diskutiert. Das war         vielleicht von etwas Schönem träu-
    Diana Schoch: Mein Ritual beim        ein Ritual für mich, da ging ich immer      men.
Putzen ist das Musikhören, ohne Mu-       gerne hin. Ich lese auch, wenn ich al-          Astrid Fasching: Gedanken auf-
sik geht nichts.                          leine bin, aber in der Gruppe lesen fin-    schreiben, wenn man sie nicht ab-
    Astrid Fasching: Tanzt du mit dem     de ich meistens schöner.                    schalten kann, kann auch helfen.
Staubsauger? Ich muss noch üben,              Christina Wanner: Gemeinsam mit             Christina Wanner: Ich höre vor dem
beim Putzen im Jetzt zu sein und es       einer Kollegin Sport treiben oder ein-      Schlafen Musik.
nicht als lästiges Übel anzuschauen.      fach die gemeinsame Zeit pflegen und            Rojda Kiratoglu: Ein Hörbuch oder
Früher haben wir mit den Kindern ge-      geniessen. Früher habe ich mit einer        eine DVD hilft mir abzuschalten.
putzt. Wir fingen gemeinsam an und        Kollegin Kungfu gemacht.                        Astrid Fasching: Wir hatten eine
hörten gemeinsam auf, das machte              Astrid Fasching: Mit einem Ritual       Zeitlang ein Buch, in das wir immer
Spass.                                    kann man zum Beispiel etwas mit den         vor dem Schlafen etwas hineinschrie-
                                          Händen ausdrücken und nicht nur mit         ben, wofür wir dankbar waren. Wir
Gibt es Rituale bei eurer Arbeit?         dem Kopf. So kann man etwas in ei-          mussten uns auf eines beschränken,
   Claudia Fonseca: Rapport, Znüni,       nem drin, was einen beschäftigt, nach       aber mir kamen oft viele schöne Sa-
Zmittag – das ist das Ritual.             aussen tragen. Und das befreit.             chen in den Sinn. •

14 Schwerpunkt                                                                               Austausch Nr. 73 Juni 2018
Achtsam sein       Persönli
Die Verfasserin erzählt von ihrem Leben in und
ausserhalb der Stiftung - und welche Rolle darin Rituale
spielen.

Ehemalige Bewohnerin                     mich besonders freut – wieder Kontakt
Haus zum Buchenhof                       mit dem Buchenhof. Dort besuche ich
                                         regelmässig einen älteren Bewohner.

Mit 18 Jahren kam ich von Holland in     Gewohnheiten ritualisieren
die Schweiz, wo ich meinen damaligen     Zum Thema Rituale kamen mir zuerst
Mann kennenlernte und heiratete. Ich     negative Gedanken: Ritual als Zwang
absolvierte Ausbildungen als Kunst-      oder Gewohnheit. Erst nach längerem
und Gestaltungstherapeutin sowie als     Nachdenken wurde ich mir meiner ei-
Arbeitsagogin. Während 18 Jahren         genen Rituale bewusst. Wann wird für
konnte ich dieses Wissen in meiner Ar-   mich eine Gewohnheit zu einem Ritu-
beit mit geistig- und mehrfachbehin-     al? Wenn ich einen Ablauf bewusst
derten Menschen einfliessen lassen.      vollziehe, wird er für mich zum Ritual.
    Von Dezember 2006 bis März 2013      Zum Beispiel Kaffeetrinken am Mor-
war ich selber Bewohnerin in der Stif-   gen: Wenn ich den Kaffee ganz be-
tung. Diesen Lebensabschnitt erlebte     wusst trinke, bekommt der Ablauf ei-
ich als schwierig, befand ich mich       ne andere Qualität; mache ich es ein-
jetzt doch auf der anderen Seite, war    fach, weil ich etwas trinken muss, ist
von der Betreuerin zur Bewohnerin ge-    es eine Gewohnheit. Das Ritual hat für
worden. Und doch sehe ich darin auch     mich mit Achtsamkeit zu tun. Wenn
eine positive Zeit, die mich reich an    das Ritual dagegen zum Zwang wird,
Erkenntnis gemacht hat, trotz schwe-     entsteht daraus Stress.
ren Umständen. Diese Erfahrungen             Rituale sind wertvoll, da sie uns
kann ich heute an Weiterbildungsan-      von einer Phase in die nächste beglei-
lässen der Stiftung weitergeben.         ten, wie Hochzeit oder Beerdigung. In
                                         meiner Arbeit sind Rituale sehr wich-
Seit 2013 wohne ich alleine in meiner    tig. Sie sind ein Fixpunkt, ein Anker
eigenen kleinen Wohnung in Wolfhau-      im eigenen Universum und sorgen für
sen, in der ich mich sehr wohl und in-   Sicherheit, Struktur und Ruhe. So lau-
tegriert fühle, auch dank den guten      fen meine Besuche oft gleich ab, was      Achtsam sein mit der Natur und mit mir
Kontakten in der Nachbarschaft.          Orientierung gibt.                        selbst - das gibt mir viel Kraft.
    Ich arbeite seit 2012 bei Sintegra       Kürzlich habe ich mir ein neues Ri-
im Betreuungsdienst. Zuvor konnte        tual zugelegt. Meine Hausärztin hat
ich dort einen dreimonatigen Kurs be-    mir empfohlen, eine CD zur Entspan-
suchen. Meine Aufgabe besteht darin,     nung nach Jacobson zu hören. Das ist
ältere Menschen mit einer zunehmen-      für mich ein Ritual, das ich weiterfüh-
den Demenz zu begleiten. Dazu besu-      ren möchte, weil es mir gut tut. Ich
che ich sie und wir verbringen Zeit      glaube, dass sich Gewohnheiten ritua-
miteinander. Dies kann gemeinsames       lisieren lassen, indem man der Hand-
Spazieren, Musizieren, Kaffeetrinken     lung mehr Achtsamkeit schenkt.   •
oder auch eine Handmassage sein.
Durch diese Arbeit bekam ich – was       Aufgezeichnet von Christine Fuhrimann

Austausch Nr. 73 Juni 2018                                                                                Persönlich 15
olumnen
Das Jahreszeit-Ritual                                         Zweite Schwangerschaft
Manuela Jahn Mitarbeiterin Werkstatt Team Bubikon             Melanie Bachmann Springerin in der Stiftung

Die Verfasserin spricht mit der kleinen Elfe Rucka über das   Die ehemalige Bewohnerin ist heute Fachangestellte Betreuung,
Schwerpunktthema der vorliegenden Ausgabe.                    verheiratet und Mutter. Sie berichtet aus ihrem Leben.

«Hallo kleine Elfe Rucka, was hast du die letzten Wochen      Da ich nur acht bis neun Nächte im Monat in einer
erlebt?» – «Ich war einige Male bei der Eule im Wald. Sie     Pflegewohnung arbeite, habe ich tagsüber viel Zeit für
hat gesagt, dass sie gerne allein und nicht einsam ist.       meine Tochter Melinda (nebst den anderen Pflichten einer
Trotzdem freut sie sich ab und zu über einen Besuch. Für      Hausfrau). Im Vergleich zu früher, als ich noch 100
Morgen habe ich sie eingeladen, bei unserem Jahreszeit-       Prozent arbeitete, empfinde ich es jetzt schon als an-
Ritual zuzuschauen.» – «Was macht ihr da?» – «Bei             spruchsvoller. Ich habe nicht nach 8,4 Stunden Feier-
unseren Jahreszeit-Ritualen verabschieden wir die             abend, sondern bin während 24 Stunden Mutter.
Jahreszeit, die geht, und begrüssen die Jahreszeit, die       Von der Pflegewohnung aus durfte ich inzwischen zwei
kommt. Beim Wechsel von der Frühlings- zur Sommerzeit         Weiterbildungen besuchen. In meinem Beruf Neues zu
tanzen wir um ein grosses Feuer und singen Lieder, in         lernen und mich weiterzubilden, gibt mir Sicherheit,
denen wir die Natur um einen fruchtbaren Sommer bitten.       Anerkennung und einen guten Ausgleich. Es bereitet mir
Dann essen, trinken, tanzen, lachen wir zusammen und          viel Freude, beides zu dürfen, arbeiten und Mutter sein.
erzählen Geschichten. Am nächsten Morgen waschen wir          Wie wird es wohl werden, mit einem zweiten Baby? Werde
uns mit den Tropfen des Frauenmantels, das soll Glück         ich alles genau so gut managen wie jetzt? Schon Anfang
bringen.» – «Frauenmantel? Ist das nicht die Pflanze, die     September werde ich unser zweites Wunder in den Armen
so schöne Tautropfen auf sich hat, Rucka?» – «Ja, genau       halten.
die. Es sind aber keine Tautropfen. Diese Tropfen nennt       Bei der zweiten Schwangerschaft ist vieles anders. Bei der
man Guttationstropfen. Die Wurzeln der Pflanze nehmen         ersten war alles neu, viele Unsicherheiten und Ängste
Feuchtigkeit aus der Erde auf und versetzen sie mit           begleiteten mich. Jetzt werde ich einfach dicker, und
Zucker, Mineral- und Nährstoffen. Danach wird die             wenn mir mal wieder unwohl ist oder ich am Mittag müde
Flüssigkeit bis raus zu den Blattspitzen verteilt, wo sie     bin, denke ich, ach ja, ich bin ja schwanger. Ich habe auch
durch kleine Blattrisse austritt und in Form von Tropfen      keine andere Wahl, meine Tochter voller Energie und
liegenbleibt. Ein Teil der Tropfen fliesst in die Mitte des   Leben braucht mich, und meine Hauptaufmerksamkeit
Blattes und bleibt dort, in Form eines grossen Guttations-    liegt bei ihr. Dass es mit Baby und Kleinkind eine neue
tropfens, liegen.» – «Das Wasser wird mit Zucker versetzt?    Herausforderung wird, darauf stelle ich mich jetzt schon
Ist es dann süss wie Sirup, Rucka?» – «Nein, da ist viel zu   ein. Die Freude, alles nochmals zu erleben, wie bei Melin-
wenig Zucker drin.»                                           da, überwiegt aber definitiv. Es ist und bleibt für mich ein
                                                              Wunder, ein Kind zu haben und aufwachsen zu sehen.
«Sag mal, Manuela, kennst du auch Rituale?» – «Oh ja,
mein wichtigstes Ritual ist, morgens und nachmittags          Nun freue ich mich besonders auf unsere ersten gemeinsa-
einen guten Kaffee zu geniessen! Und weisst du was,           men Ferien. Eine Art Hochzeitsreise, die wir von meinen
Rucka? Genau jetzt ist Zeit für mein Ritual. Kommst du        Eltern als Geschenk zur Hochzeit erhalten haben. Da sie
mit?» – «Nein, ich muss weiter. Tschüss!» – «Tschüss          mitfliegen, haben wir die Babysitter gleich mit dabei und
kleine Elfe! Viel Spass bei eurem Ritual!» – «Danke,          können uns sicher auch einmal auf dem Liegestuhl am
gleichfalls!»                                                 Meer erholen.

16 Kolumnen                                                                                 Austausch Nr. 73 Juni 2018
Tipp
Musik                                                        Buch
Akustische Achterbahnfahrt                                   Mit Ritualen Trauer bewältigen
                                Die schwedische Rock-                             Rituale führen dich an die Quelle
                                Band Ritual wurde 1995 in                         deiner Kraft. Wenn du der Trauer
                                Stockholm gegründet. Sie                          genügend Raum gibst, verwandelt
                                besteht aus den Musikern                          sich die Schwere in Leichtigkeit und
                                Patrik Lundström, Fredrik                         Dankbarkeit.
                                Lindqvist, Johan Nordgren                         In meinem Buch «Wenn das Leben
                                und Jon Gamble und ist                            stillsteht. Die Kraft der Rituale»
                                vor allem für ihre experi-                        (ISBN: 978-3-86279-975-6, bestellbar
                                mentierfreudige Ausle-                            in allen Buchhandlungen und über
                                gung der Rockmusik                                Amazon) zeige ich auf, wie mit Hilfe
gemischt mit Klängen aus den Bereichen Heavy Metal,          von Ritualen auch schwere Schicksalsschläge überwunden
Folk und Pop bekannt. Die daraus entstehenden Lieder         werden können. Ich erzähle, wie ich nach dem Tod meines
haben etwas Schnelles, Lebendiges an sich und doch auch      jüngeren Sohnes weiterlebte und was mir Kraft gab.
eine düstere Note. Neben dem immer wieder aufgegriffe-
                                                             Astrid Fasching, Trauer-, Sterbe- und Pflegefachfrau
nen Thema der Riten sind die Texte vor allem durch den
Alltag inspiriert. Ab und zu sind auch aktuelle Themen,
wie aus der Politik oder Religion, in den sehr farbenfro-
hen Texten zu finden.
Wer gerne eine etwas speziellere Musik hört oder sich
                                                             Rauchentwöhnung
einfach mal auf eine aukustische Achterbahnfahrt             Sport statt Zigaretten
einlassen möchte, liegt mit der Band Ritual richtig.
                                                             Ich machte Rauchen zu einem dysfunktionalen Ritual und
Daniel Ackermann, Mitarbeiter Hauswart Team Rüti
                                                             ersetzte es durch funktionale Rituale.
                                                             Das Rauchen war einige Zeit in meinem Leben ein fester
                                                             Bestandteil meiner Tagesstruktur. Durch die Art, wie ich
Entspannung                                                  rauchte, ritualisierte ich das Rauchen und gab ihm viel
                                                             Platz in meinem Tag. Als ich mir das Rauchen abgewöhn-
                                                             te, ass ich zuerst viel zu viel. Ich merkte schnell, dass ich
In Lavendel baden
                                                             ein besseres Ritual brauchte. Ich machte dann einen
Hier mein Entspannungstipp: Zuerst ein warmes Bad            Spaziergang statt zu rauchen. Auch fing ich wieder mit
einlassen. Dann ungefähr ein halbes Kilogramm Meersalz       Sport an und baute ihn in meine früheren Rauchzeiten
einstreuen und vermengen. Anschliessend Lavendelblüten       ein. Jetzt nach 15 Jahren habe ich viele Hobbys und
nass machen und mit den Händen zerreiben. Lavendel           genügend Rituale, die meinen Tag positiv ausfüllen.
dem Bad beigeben.                                            Der Mensch kann sein Verhalten ändern, Rituale können
Beim Baden tief durchatmen und solange plantschen, wie       dabei eine wichtige Funktion haben und dem Menschen
es beliebt.                                                  bei einer Veränderung Sicherheit und Halt geben.
Philipp Leisi, Mitarbeiter Werkstatt Team Bubikon            Nicole-Melanie Hahne, Mitarbeiterin Werkstatt Team

Austausch Nr. 73 Juni 2018                                                                                     Tipps 17
noch was
   Kopf mit Inhalt                                                    Diplomatin gesucht
  Ein Bewohner bekommt vom Spital alte CT-Bilder von seinem           Ein Bewohner fragt mich, ob ich eine Diplomatin sei. Etwas
  Kopf zugeschickt. Wir sehen sie uns gemeinsam auf seinem            verdutzt antworte ich: «Nein, wieso?» Er: «Ja, ich suche eben
 Laptop an und betrachten die verschiedenen Schichten seines           eine Diplomatin, die mir die Grippeimpfung spritzen kann!»
 Kopfes. Eine Mitbewohnerin schaut zu und stellt erstaunt fest:        (Er meint: eine Diplomierte.)
 «Da isch ja öppis dine!»

Christine Fuhrimann, Mitarbeiterin Haus zum Buchenhof                     Jessica Hagmann, Weiterbildungsbeauftragte der Stiftung
                                                                                           und Mitarbeiterin Haus zum Buchenhof

 Scharfmacher
  Eine Italienerin und eine Spanierin unterhalten sich im Büro          3D-Tropfen
  über den Aktenvernichter: Ich sage zu Maria: «Dieser
                                                                          Unser (freundlich gemeint) «Nerd» unter den Bewohnern
  Aktenvernichter ist nicht mehr so zwäg.» Maria: «Ja, er ist
                                                                           kommt ins Büro und fragt nach seinen Medis. Er wolle
   nicht mehr so scharf.» Ich: «Was meinst du, sollen wir ihm ein
                                                                            ausserdem gerne noch seine 3D-Tropfen. (Es heisst
   bisschen Peperoncino geben?» Maria: «Ich weiss nicht, ob er
                                                                             eigentlich Vitamin-D3-Tropfen.)
   dann schärfer wird.»

                          Tatiana Sardone, Mitarbeiterin Portulac

                                                                            Frau Bruggacher
  Wonnen mit Service                                                      Am Telefon verabschiedet sich ein Anrufer von mir mit
                                                                         «Adieu, Frau Bruggacher». (Ich hatte ihm vorher unsere
    In einem Text nenne ich unser Angebot «Wohnen mit
                                                                        Website angegeben, wo ja «Bruggacher» drin vorkommt …)
     Service» versehentlich «Wonnen mit Service».

Renato Stampa, Redaktionsleiter                                     Ursula Hänni, Leiterin Wohnen mit Service im Bruggacher

18 Da war doch noch was                                                                            Austausch Nr. 73 Juni 2018
Comic

© Idee von Andreas Kriszten und Zeichnung von Jaggin Hoang, Mitarbeitende Werkstatt Team Bubikon

Austausch Nr. 73 Juni 2018                                                                        Comic 19
ich wet ich het
es hochbeet. . .
                                                                                                Individuelle Bepflanzung
                                                                                                und Pflege durch Portulac

                                                                                          WTB
                                                                                    s vom
                                                                     e t e a uf Mas
                                                              Hochbe

                         Hochbeete vom
                        Werkstatt Team
                            Bubikon
                          sfgb.ch/wtb
                         055 243 34 43
                        ***************

                        ***************
                          Bepflanzt von
                            Portulac
                        sfgb.ch/portulac
                          043 466 91 44
                         ***************

 Ein Angebot der Stiftung für Ganzheitliche Betreuung. www.sfgb.ch
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