BATTERIE-PRODUKTION HEUTE UND MORGEN - ZU VIELE HERSTELLER UND ZU WENIG ABNEHMER März 2018 - Berylls Strategy Advisors

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BATTERIE-PRODUKTION
HEUTE UND MORGEN
ZU VIELE HERSTELLER UND ZU WENIG ABNEHMER

März 2018                                   Studie zum Akkupack-Markt
INSIGHTS

                    ZUVIEL BATTERIEPACK-
                   FERTIGUNGSKAPAZITÄTEN,
                   FÜR ZU WENIGE E-AUTOS.

                     EIN DILEMMA FÜR NEUE
                     PLAYER AUF DEM AKKU-
                             MARKT.

    Batterieproduktion und Nachfrage klaffen noch für viele Jahre um
1   bis zu 30 Prozent auseinander.

    Es drängen zahlreiche neue Akkupackfertiger auf den Markt, in
2   Asien, aber auch in Europa.

    Eine Marktkonsolidierung ist unausweichlich, bekannte Hersteller
3   werden verschwinden.

    Die Berylls Analyse weist auf Second Life-Verwertung der Akkus
4   als alternatives Geschäftsmodell für Akkuproduzenten hin.
DIE BATTERIEBLASE
WÄCHST WEITER.
Weltweit steigt die Nachfrage nach Antriebsakkus
für Autos. Aktuell liefert China ein gutes Drittel des
weltweiten Bedarfs, aus Japan kommt ein Viertel,
die USA liegen mit weniger als 20 Prozent unter ei-
nem Fünftel der weltweiten Nachfrage.

Europäische Anbieter spielen dagegen nur eine nach-
geordnete Rolle. Erklärtes Ziel der Amerikaner ist es,
sich ein noch größeres Stück vom Kuchen zu sichern.

Die Giga-Fabrik von Tesla in Zusammenarbeit mit
Panasonic wird dazu erheblich beitragen. Aber auch
China baut die Kapazitäten mit rasanter Geschwindig-
keit weiter aus.

                         KÜNFTIG KOMMEN
                           RUND 80 % DER
                         AKKUS AUS CHINA
                            ODER DEN USA

Die umfassende internationale Studie von Berylls
Strategy Advisors zeigt, dass bereits 2020 zwei von
drei Batteriezellen aus chinesischer Fertigung stam-
men werden und die US-Produktion mehr als jede
fünfte Zelle liefert – zu Lasten der übrigen Produ-
zenten.

Allen voran Japan und Südkorea verlieren prozentu-
al stark an Bedeutung. Bereits 2025 werden China
und die USA die übrigen Nationen zu Statisten auf
diesem Markt abgestempelt haben.

Ein Großteil der chinesischen Akkupack Herstel-
ler sind Tochtergesellschaften von OEMs oder als
Joint-Ventures eng an ihre Kunden – und diese an
sie – gebunden. Damit ist der Absatz ihrer Produkte
weitgehend gesichert.
DIE SCHERE GEHT
WEITER AUF.
                                          Äußerst problematisch für alle Batterieproduzenten ist jedoch, dass
                                          die Fertigungskapazität für E-Auto-Antriebsbatterien wesentlich stärker
                                          wächst als die Nachfrage durch die Autoindustrie. Die Verkaufszahlen
                                          von E-Autos steigen zu langsam, selbst in den heute diskutierten Best
                                          Case Szenarien. Eine Batterieblase entsteht. An diesem Missverhältnis wird
                                          sich in den kommenden Jahren nichts ändern, das zeigt die Berylls-Studie.

                                          Im Gegenteil, die Schere geht zunächst weiter auf, bevor sich Kapazität
                                          und Bedarf etwas annähern. Zeitweise liegt das Überangebot bei den
                                          globalen Akku-Fertigungskapazitäten bei 30 Prozent, bezogen auf die
                                          produzierte Speicherkapazität, nicht auf die Stückzahl der Akkuzellen.
                                          Damit werden ein starker Preisverfall und eine Marktkonsolidierung un-
SCHÄTZUNG WACHSTUM VON                    ausweichlich. Dennoch zeichnet sich ab, dass viele große Automobilher-
ANGEBOT UND NACHFRAGE                     steller in dieses Geschäft einsteigen wollen. Sie planen Fertigungsmög-
NACH BATTERIEKAPAZITÄ-                    lichkeiten oder produzieren bereits Module und Packs, vielfach mit eng
TEN FÜR XEVS [GWH]                        angebundenen Partnerunternehmen.

DIE LÜCKE ZWISCHEN ANGEBOT UND NACHFRAGE NACH BATTERIE-
KAPAZITÄT FÜR XEVS* SETZT DIE GANZE BRANCHE UNTER DRUCK

550

500                                                                                                          406

450                                                                                                   346

400
                                                                                               309

350
                                                                                 270
300
                                                                    223
250

200                                                     178

150                                          128
                                 85
100
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 50

  0
      2016          2017        2018        2019       2020        2021         2022           2023   2024   2025

             Globale Nachfrage für xEVs            Angebot (E-Mobilität & Stationärspeicher)
40% DER WERTSCHÖP-
FUNGSKETTE WERDEN
VOM AKKU BESTIMMT.
Die Experten gehen davon aus, dass die Akkus und ihre Fertigung bis zu 40 Prozent der Wertschöpfungskette dar-
stellen können. Berylls erwartet, dass der Marktanteil von Batteriepacks die direkt von den OEMs oder von ihren
Joint-Ventures gefertigt werden, weiter steigt. Problematisch ist dies nicht nur für bereits existierende Batterieher-
steller, sondern vor allem für neue Player im Markt, die nicht als Tochtergesellschaften oder Joint Venture eines
OEMs arbeiten.

Tatsächlich steigt die Zahl der Unternehmen, die in diesen übersättigten Markt drängen aber aktuell weiter. Der
Konkurrenzkampf nimmt zu, die Margen nehmen ab. Dabei steht schon heute nur ein kleiner Teil des Geschäfts
unabhängigen Drittanbietern zur Verfügung. Für unabhängige Anbieter von Batteriepaketen, bleiben nur etwa 15
Prozent des Gesamtmarktes.

Dies verdeutlicht die Studie am Beispiel China, einem Markt, der durch Zellenhersteller und OEMs dominiert wird
und in dem heute spezialisierten Batterieherstellern nur ein sehr kleiner Teil des Gesamtmarktes offen steht.

                                                                                                          OEMS

CHINESISCHER AKKUPACK-MARKT                                                                          20%
[MIO. €] & MARKTANTEILE NACH UN-
TERNEHMENSTYP 2017 [%]                                                                                                AKKU-
                                                                                                                 HERSTELLER

                                                                              MARKTANTEILE
                                                                              UNTERNEHMEN
                                                                                                            20%
                                                                                   2017

                                                                   ZELLEN-
                                                                HERSTELLER

                                                               60%
                                                 6.164

                                        5.011

                               1.291
                                                            EINE NÄHERE UNTERSUCHUNG ZEIGT, DASS DER
                      548                                   CHINESISCHE AKKUPAKETIER-MARKT VON ZEL-
   285      453
                                                            LENHERSTELLERN, OEMS UND KOOPERATIONEN
                                                            ZWISCHEN BEIDEN DOMINIERT WIRD
  2016      2017     2018      2019     2020     2021
KONSOLIDIERUNG DES
MARKTES BIS 2020.
Massive Überkapazitäten führen schon heute zu einer nicht optimalen Auslastung der Batteriezellenproduktion
und Batteriepackwerke. Eine möglichst hohe Auslastung ist aber der wichtigste Schlüssel zum wirtschaftlichen Er-
folg. Es ist davon auszugehen, dass sich die Fertigungskosten einer Fabrik, die nur mit 30 Prozent ihrer Kapazität
läuft, um 50 Prozent gegenüber einer Produktionsstätte erhöhen, die zu 80 bis 90 Prozent ausgelastet ist.

Es wird daher erwartet, dass bis 2020 annähernd 50 Prozent der Player von der Bildfläche verschwinden. Experten
fühlen sich bereits an die Situation der internationalen Photovoltaik-Produzenten erinnert, die Anfang der 2010er
Jahre durch massiven Druck chinesischer Hersteller auf die Produktionskosten der Solarzellen aus dem Markt ge-
drängt wurden.

               USA • August 2017                                                                            UK • September 2017
               • Gründung des Start-Up in 2016
               • Das erhaltene Startkapital betrug 30 Mio. $                                                • Horiba Mira kooperiert mit Nissan zur
               • Fertigstellung des Werks für Elektrofahr-                                                    Herstellung von Batterien für elektrische
                 zeuge und stationäre Akkus in der Nähe                                                       Nutzfahrzeuge
                 von LA für Ende 2017 geplant, Lieferbeginn                                                 • Serienfertigung geplant für 2019
                 in 2018

                                                                                                                       Finnland • Januar 2017

                                                                                                                       • CATL übernimmt 22% der Anteile an
                                                                                                                         Valmet Automotive
                                                                                                                       • Fokus der Kooperation sind Akkus
                                                                                                                         für xEVs

 Deutschland • Mai 2017                                   Deutschland • Mai 2017

 • Webasto gibt Einstieg ins Batteriesystem-              • ElringKlinger gibt den Einstieg ins Batterie-
   segment bekannt                                          systemsegment mit einer Investition in
 • Vorstellung des ersten Prototyps auf der                 Höhe von zehn Mio. € bekannt
   IAA in Frankfurt                                       • Seither wurde eine Kooperation mit
 • Fokus auf kleinere OEMs                                  chinesischen Zellenherstellern eingegangen

Neue Batteriepackhersteller werden es aber nicht allein wegen der bereits bestehenden Überkapazitäten schwer
haben im globalen Markt Fuß zu fassen. In China, dem wichtigsten E-Automarkt der Welt, stehen ihrem Erfolg auch
noch die dortigen Gesetze entgegen. Sie zwingen ausländische Anbieter in eine Kooperation mit chinesischen Fa-
brikanten. Hier passende inländische Partner-Unternehmen zu finden, wird zunehmend schwierig. Etablierte Un-
ternehmen stehen heute bereits vielfach in engen Geschäftsbeziehungen, ihre Produkte kommen in den Genuss
staatlicher Kaufanreize. Lässt sich kein lokaler chinesischer Partner finden, werden diese Anreize nicht gewährt.

Neben dieser regionalen Herausforderung verschärfen außerdem steigende Rohstoffpreise den Wettbewerb.
Berylls empfiehlt den Batterieherstellern daher nach Alternativen zum Pkw-Erstausrüstergeschäft zu suchen. Sie
sollten sich beispielsweise dem so genannten Second Life der Auto-Antriebsakkus zu widmen, bzw. sich klar in au-
tomobilen Nischenmärkten und Sonderanwendungen positionieren.
SINNVOLLE
ZWEITVERWERTUNG.
Nach etwa acht Jahren erreichen Lithium Ionen-Autobatterien einen Zustand, der ihre weitere Verwendung als An-
triebsenergiespeicher zunehmend unattraktiv werden lässt. Ihre Speicherfähigkeit geht in der Regel auf unter 80
Prozent ihrer ursprünglichen Kapazität zurück. Einbußen bei der Fahrzeugreichweite und Ladeperformance sind
die Folge. Die Studie von Berylls zeigt, dass bis 2032 voraussichtlich eine Batteriekapazität von mindestens 1.522
GWh an Gebraucht-Akkus anfällt, die für den Einsatz als Second Life-Speicher zu Verfügung steht.

GLOBALE NACHFRAGE NACH BATTERIEKAPAZITÄT FÜR XEVS [GWH]
1600

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500                                                                           346
                                                                     309
400                                                          270
                                                    223
300                                        178
                                   128
200                       85
                  49
 100     29

  0
        2016     2017    2018     2019     2020    2021     2022     2023     2024    2025

GLOBALE SECOND LIFE-BATTERIE-KAPAZITÄT [GWH]
                                                                                      1.522
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                                                                              1.214
1400

1200

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                                                                     953
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900
                                                             719
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                                                    515
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                                           348
400
                                   214
300
                          118
200
                  55
 100     20

  0
        2023     2024    2025     2026     2027    2028     2029     2030     2031    2032
SECOND LIFE ALS NEUES
GESCHÄFTSMODELL.
Derzeit steht die Wiederverwendung der Akkus bei den Herstellern jedoch kaum auf der Prioritätenliste. Es gibt ak-
tuell lediglich vereinzelte Ideen, den ehemaligen Antriebsbatterien ein zweites Leben als stationäre Energiespeicher
zu geben, beispielsweise als Notstromversorgung für Krankenhäuser oder auch als Pufferspeicher für e-Tankstel-
len. In großem Maßstab wird dies bislang jedoch kaum umgesetzt.

Batteriepaketlieferanten, wie z.B. Bosch, ElringKlinger, aber künftig auch BMW, Daimler oder Volkswagen können
sich in diesem Industriezweig noch frühzeitig positionieren und ein profitables Standbein aufbauen. Diese Nische
ist besonders für kleinere Batteriepaket-Hersteller empfehlenswert.

Denn wie die großen Anbieter, haben sie die Kompetenzen, um aus einer gebrauchten Autobatterie eine rundum
zuverlässig arbeitende stationäre Speicherbatterie herzustellen, haben sie künftig im Haus. Allerdings hängt der
Erfolg dieser Second-Life-Anwendungen stark von der Industrialisierung der aufwendigen Recycling Prozesse ab.
ABSATZMÖGLICHKEITEN
BEI NUTZFAHRZEUGEN.
                         Die Experten von Berylls empfehlen weiterhin, sich die Bereiche Lkw,
BATTERIE-LEBENSZYKLUS    Bus und Off-Highway, also beispielsweise landwirtschaftliche Maschinen
UND HERSTELLER           oder Bergbaufahrzeuge, anzuschauen. Bislang sehen die Fachleute aber
ENTLANG DER WERTSCHÖP-   kaum Lieferanten, die diese Segmente mit Antriebsenergie-Speicherak-
FUNGSKETTE.              kus im industriellen Maßstab versorgen könnten.

                                                                              Mögliche zusätzliche Sweetspots
                                                                              für Akkupack-Hersteller

                                                                              Seit 2018 Recyclingpflicht für
                                                                              Antriebsbatterien in China.

                                                                               RECYCLING

                         Second Life-Anwendungen und die Produktion von Nutzfahrzeug-Akku-
                         paketen sind nach Ansicht von Berylls genau jene neuen Geschäftsmo-
                         delle, die es den neue Lieferanten ermöglicht, sich langfristig erfolgreich
                         auf dem umkämpften Markt für Batteriepacks zu positionieren.

                          Noch können sie dies auch durch den Einsatz von Innovationen, die ein-
                         zelne Start-ups bereits anbieten. Dazu gehören Technologien, die die
                         Ladefähigkeit optimieren und den Zellzustand dokumentieren und prog-
                         nostizieren. Solch differenzierende Faktoren können einzelnen Batterie-
                         herstellern Vorteile gegenüber dem Wettbewerb verschaffen.
EMPFEHLUNGEN
FÜR BATTERIEPACK-
HERSTELLER.

    Der weltweit adressierbare Markt für unabhängige
1   Akku-Unternehmen ist relativ klein – durch OEMs,
    deren Kooperationen & Joint-Ventures ist es ein
    größtenteils „aufgeteilter“ Markt, der neuen Anbie-
    tern den Einstieg sehr schwer macht.

2   Der Einsatz innovativer Technologien zur Zellüber-
    wachung kann ein USP für Akkuhersteller sein.

3   Der Markt für Second Life Anwendungen bietet der-
    zeit noch viel Potenzial für Batteriepackanbieter.

4   Aktuell sind wenige Kapazitäten in der Fertigung für
    Bus- und Lkw- Antriebsakkus installiert, hier zeich-
    net sich ein Geschäftsfeld ab.

5   Eine großindustrielle Fertigung von Off-Highway-
    Antriebsakkus, die beispielsweise in der Landwirt-
    schaft eingesetzt werden können, steckt in den
    Kinderschuhen, ein langfristiges Engagement er-
    scheint lohnenswert.
BERYLLS
STRATEGY
ADVISORS.

                       Berylls Strategy Advisors ist eine auf die Automobilindustrie
                       spezialisierte Top-Managementberatung mit Büros in München,
                       Berlin, Baar/Schweiz, Detroit, Shanghai und Leamington Spa in
                       Großbritannien.

                       Gemeinsam mit Automobilherstellern, Automobilzulieferern,
                       Mobilitätsdienstleistern, Ausrüstern sowie Investoren arbeiten
                       die Strategieberater und das zugehörige Expertennetzwerk an
                       Antworten zu den zentralen Herausforderungen der Automo-
                       bilindustrie. Im Fokus stehen dabei besonders Innovations- und
                       Wachstumsstrategien, Begleitung von Mergers & Acquisitions, Or-
                       ganisationsentwicklung und Transformation sowie Maßnahmen
                       zur Ergebnisverbesserung entlang der gesamten Wertschöp-
                       fungskette.

                       Zusätzlich arbeiten Experten bei Berylls Digital Ventures gemein-
                       sam mit den Kunden an maßgeschneiderten Lösungen, um die
                       Geschäftsmodelle von OEMs, Zulieferern und Entwicklungsdienst-
                       leistern zu digitalisieren und zu transformieren.

                       Die Berylls Beratungsteams zeichnen sich durch langjährige Er-
ANSPRECHPARTNER        fahrung, fundiertes Wissen sowie innovative Lösungskompetenz
                       und unternehmerisches Denken aus. Gemeinsam mit seinen spe-
Andreas Radics         zialisierten Kooperationspartnern verfügt Berylls über tiefes tech-
t +49 89 710 410 400   nologisches Know-how, breites Marktverständnis und leistungs-
info@berylls.com       fähige Netzwerke zur Entwicklung umsetzungsstarker Lösungen.

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März 2018     Studie zum Akkupack-Markt
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