Sind Ihre Produktdaten gesund? - b-synced

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18 EXPERTENWISSEN

PIM für Hersteller

Sind Ihre Produktdaten gesund?
Autor: G. Porting

Im Gesundheitswesen werden Informationen                                                                  ne Geschäftsprozesse und zur Unterstützung der
über Ihre Produkte immer wichtiger. Immer mehr        >> Für eilige Leser                                 eigenen Systeme.
Kunden und Institutionen verlangen von den Her-       Hersteller im Gesundheitswesen
stellern qualitativ hochwertige, d.h. „gesunde“
                                                      müssen Informationen über ihre                      Gemeinsamkeiten der Anforderun-
Produktinformationen in elektronischer Form.
                                                      Produkte für immer mehr Abnehmer                    gen
Grund dafür ist die Digitalisierung der Geschäfts-
prozesse bei Ihren Kunden. Die Daten werden           elektronisch bereitstellen. Auch der                Bei allen beschriebenen Anforderungen geht es
benötigt, um Prozesse zu optimieren, aber auch        Anspruch an Umfang und Qualität                     immer um die gleichen, folgenden Aspekte:
um neue Services und Anwendungen überhaupt            der Daten steigt. Wo liegen die
erst zu ermöglichen.                                  zentralen Herausforderungen für                     1. Erstellung und Pflege Ihrer Produktinformati-
Hinzu kommen die steigenden gesetzlichen                                                                  onen
Anforderungen an die Produkthersteller, ihre
                                                      die Hersteller und wie können diese
                                                                                                          Wie effizient begegnen Sie dieser Anforderung?
Produktinformationen z.B. in UDI-Datenbanken          durch die Einführung eines Produkt-                 Haben Sie ein System, aus dem alle Daten auto-
elektronisch abzulegen. Auch wenn EUDAMED             informationsmanagements (PIM)                       matisch generiert werden? Oder müssen je nach
verschoben wurde, so müssen Sie diesen Pro-           als Geschäftsprozess gemeistert                     Datenabnehmer unterschiedliche Mitarbeiter die
zess doch sehr bald vorbereiten.                      werden? Es werden die sechs wich-                   Daten aus verschiedenen Quellen zusammensu-
Wenn Sie als Hersteller hier nicht optimal aufge-                                                         chen und in Excel-Tabellen oder manuell in Lie-
                                                      tigen Bausteine beschrieben, die
stellt sind, riskieren Sie deutliche Wettbewerbs-                                                         ferantenportalen bereitstellen? Und wie gehen
nachteile.                                            hierbei zu betrachten sind.
                                                                                                          Sie mit Änderungen in den Daten um? Werden
                                                                                                          diese konsequent auch allen Datenabnehmern
Anforderungen an Produkt-                                                                                 zur Verfügung gestellt? Oder hängt dies von dem
informationen                                                                                             Engagement einzelner Personen ab?
                                                     ten, dass alle Datenkataloge für den NHS elek-       Viel manueller Aufwand ist immer eine Quelle für
So haben sich z. B. die wesentlichen sieben          tronisch über das GDSN (Global Data Synchro-         Fehler und Inkonsistenzen.
Einkaufsgemeinschaften im deutschen Gesund-          nisation Network) geliefert werden. Das GDSN
heitswesen zusammengetan und das Programm            ist ein von der GS1 organisiertes Netzwerk von       2. Datenqualität Ihrer Produktinformationen
COVIN (Content Validation Network) initiiert. Es     weltweit ca. 40 Datenpools. Es standardisiert        Einen großen Teil der geforderten Datenqualität
handelt sich hier um ein Regelwerk für Artikel-      das Format und den Transport der Produktdaten        definiert natürlich der Datenabnehmer. Aber
stammdaten, mit dem Ziel, die Qualität der von       zwischen Industrie und Datenabnehmern.               auch Sie als Hersteller werden Anforderungen
Ihnen bereitgestellten Produktstammdaten sig-        Hersteller von Implantaten müssen ihre Produkte      an die Qualität haben, um Ihre eigenen Ge-
nifikant und nachhaltig zu steigern. Die Regeln      zunehmend elektronisch in Implantat-Registern        schäftsprozesse effizienter zu machen.
werden regelmäßig veröffentlicht, damit sie          hinterlegen. In den Niederlanden ist das beim        Bei der Datenqualität sind grundsätzlich folgende
von Herstellern und Lieferanten genutzt werden       LIR heute schon über GDSN möglich. Auch in           Dimensionen zu betrachten:
können, um die Daten vor der Bereitstellung zu       Deutschland ist ein solches Register in Vorbe-       Vollständigkeit – d.h. zum Beispiel Pflichtfelder.
prüfen.                                              reitung.                                             Dies kann je nach Produkttyp und Abnehmer va-
Vier führende Einkaufsgemeinschaften (P.E.G          Die EUDAMED und weitere internationale UDI-          riieren. Das kann in der Regel gut von Systemen
eG, Prospitalia GmbH, Sana Einkauf und Logistik      Initiativen verlangen ebenfalls qualitätsgesicher-   validiert werden.
GmbH und die EKK plus GmbH) betreiben dar-           te Produktinformationen. UDI-Projekte sind bei       Korrektheit – Sicherstellung, dass die gelieferten
über hinaus gemeinsam einen Datenpool, das           den Herstellern häufig in anderen Abteilungen        Informationen auch richtig sind. Hierfür ist häufig
Healthcare Content Portal (HCDP). Dieser Pool        platziert als die Datenlieferungen, die den Ver-     die fachliche Expertise von Menschen erforder-
validiert nach COVIN und stellt die Grundlage si-    kauf von Produkten fördern. Dennoch handelt es       lich.
cherer elektronischer Prozesse in Einkauf, Logis-    sich hier natürlich um die gleichen Produkte und     Konsistenz – Zum Beispiel Konsistenz über ver-
tik und weitergehenden Anwendungen bis hinein        in weiten Teilen auch um die gleichen Daten, die     schiedene Datenabnehmer hinweg. So sollte ein
in die Gesundheitseinrichtungen dar. Lieferanten     verteilt werden. Deshalb sollten solche Heraus-      Artikel, der in der UDI-Datenbank registriert ist,
und Hersteller sind aufgefordert, ihre Produktin-    forderungen zusammen betrachtet werden.              in einem Produktkatalog für eine Klinik nicht mit
formationen hier bereitzustellen.                    Neben den Anforderungen von externen Daten-          anderen Merkmalen dargestellt werden.
Das staatliche Gesundheitswesen in Großbritan-       abnehmern haben Sie als Hersteller auch Anfor-       Aktualität – Produktinformationen verändern sich
nien und Irland (NHS) fordert von den Lieferan-      derungen an Ihre Produktinformationen für inter-     mit der Zeit. Es ist wichtig, auch diese Verände-

                                                                                                                          mt½medizintechnik | Ausgabe 3.2020
Sind Ihre Produktdaten gesund? - b-synced
EXPERTENWISSEN 19

                                                                                                           sein, die bereits einen UDI Identifier haben oder
                                                                                                           die nach eCl@ss klassifiziert sind.
                                                                                                           4. Organisation & Governance – Hier sollten
                                                                                                           Sie sich zum einen die Frage stellen, wer denn
                                                                                                           aktuell in Ihrer Organisation die Produktinfor-
                                                                                                           mationen verwaltet und wem sie gehören. Ist
                                                                                                           das klar definiert und wird es auch so gelebt?
                                                                                                           Die zweite Frage ist, wer denn die Datenqua-
                                                                                                           lität der Produktinformationen verantwortet.
                                                                                                           Es gibt Best-Practices-Ansätze, die man zum
                                                                                                           Aufbau einer eigenen PIM-Organisation nutzen
                                                                                                           kann.
                                                                                                           5. Prozesse – Prozesse sind in der Regel sehr
                                                                                                           spezifisch für Ihr Unternehmen. Im Rahmen des
                                                                                                           PIM-Programms sollten Sie sich aber folgen-
                                                                                                           de Prozesse auf jeden Fall näher ansehen. Den
                                                                                                           Artikelpflegeprozess, bei dem die Effizienz und
Bild 1: Bausteine zur Einführung eines Produktinformationsmanagements
                                                                                                           eine optimale Datenqualität im Vordergrund
                                                                                                           steht. Auch sind hier rechtliche Anforderungen
                                                                                                           zu berücksichtigen und entsprechende Genehmi-
rungen schnell und konsistent an die Datenab-        1. Vision – Sie müssen eine Vision haben, um          gungsverfahren zu definieren. Dann der Prozess
nehmer zu verteilen. Je aufwändiger jedoch die       zu wissen, warum Sie dieses Programm starten          zur Verwaltung der Kundenfeedbacks. Wenn Sie
Verteilung ist, desto eher wird dieser Aspekt ver-   und was Sie letztendlich damit erreichen wollen.      Daten an Kunden liefern, bekommen Sie in der
nachlässigt und die Daten werden nicht an alle       Orientiert an den oben beschriebenen Anforde-         Regel ein Feedback in Form eines Protokolls oder
Datenabnehmer aktualisiert übermittelt.              rungen wäre eine sinnvolle Vision: „Die Qualität      anderer Meldungen zurück. Um die Datenquali-
Der angestrebte Soll-Prozess der Erstellung und      unserer Produktinformationen entspricht den Er-       tät zu steigern, müssen diese Rückmeldungen
Pflege von Produktinformationen sollte alle diese    wartungen unserer Kunden.“ Hiermit setzen Sie         erfasst und in einem strukturierten Prozess
Aspekte der Qualitätsanforderungen möglichst         sich u.a. das Ziel, Ihre Kunden und deren Erwar-      bearbeitet werden. Und letztendlich die interne
systemisch prüfen bzw. organisatorisch sicher-       tungen an die Qualität zu kennen.                     Datenkontrolle, mit der ein Monitoring der Da-
stellen.                                             2. Strategie – Wie wollen Sie diese Vision errei-     tenqualität durchgeführt wird, bevor die Daten
                                                     chen? Die Einführung eines PIM als Geschäfts-         ausgeliefert werden.
3. Datenformate und Protokolle zur Übertragung       prozess wäre hier eine empfohlene Strategie.          6. IT-Infrastruktur – Es gibt in der Literatur jede
Ihrer Produktinformationen                           Also ein dokumentiertes System aus Metriken,          Menge Darstellungen einer perfekten PIM-Infra-
Diese Aufgabe ist in der Regel durch den Einsatz     Organisation, Prozessen und IT zu etablieren, um      struktur. Diese sind für einen kompletten Neubau
von Technik oder Dienstleistern und die Defini-      die Qualität der Produktinformationen zu verbes-      einer IT-Landschaft auch absolut sinnvoll. In der
tion von Datenmappings gut zu lösen. Die Nut-        sern.                                                 Realität werden Sie jedoch meistens pragmati-
zung von Datenpools reduziert dabei die Menge        3. Metriken – Es ist wichtig, regelmäßig messen       sche Ansätze finden müssen, welche die beste-
der unterschiedlichen Mappings, die zu pflegen       zu können, ob man sich verbessert und sich den        hende IT-Infrastruktur mit einbinden. Einen sol-
sind. Über die Datenpools sind verschiedene Da-      gesetzten Zielen nähert. Eine Metrik wäre zum         chen pragmatischen Ansatz sehen Sie in Bild 2.
tenempfänger über eine einzige Schnittstelle zu      Beispiel die Anzahl der Händler/Datenabnehmer,        Wichtig ist dabei die Einführung einer „single
erreichen.                                           die Sie bereits automatisiert mit elektronischen      source of truth” für solche Produktinformationen,
                                                     Produktinformationen versorgen. Eine interne          die Sie an die externe Welt veröffentlichen, mit
Wie kommt man zu qualitativen,                       Metrik könnte dagegen die Anzahl der Artikel          denen Sie also Ihre externen Datenabnehmer
gesunden Produktinformationen?
An dieser Stelle wird häufig der Einsatz eines
Tools empfohlen, mit dem man alle diese Anfor-
derungen erfüllen kann. Aber es reicht nicht aus,
einfach ein neues System einzuführen. Sie müs-
sen sich auch um den Prozess der Erstellung und
Verwaltung der Produktinformationen kümmern.
Genauer gesagt, um den Geschäftsprozess des
Produktinformationsmanagements (PIM). Und
genau einen solchen Geschäftsprozess müssen
Sie in Ihrem Unternehmen etablieren. Denn Da-
tenqualität und PIM sind keine IT-Projekte!
Ich schlage Ihnen dafür sechs Bausteine vor, die
Sie in Ihrem Programm zur Einführung eines PIM
abdecken sollten (Bild 1).                           Bild 2: Beispiel für die Einbindung einer individuellen IT-Infrastruktur

mt½medizintechnik | Ausgabe 3.2020
Sind Ihre Produktdaten gesund? - b-synced
20 EXPERTENWISSEN

versorgen. Ein bestehendes ERP-System eignet           PIM-System auch zunehmend für die Versorgung
sich hierfür häufig nicht, da nicht alle geforderten   Ihrer internen Systeme verwenden.                   Autor
Daten dort vorhanden sind und auch Anbindun-           In diesem Beitrag kann ich Ihnen nur einen kur-     		Guido Porting
gen an die Außenwelt (z. B. GDSN-Datenpool) in         zen Überblick über das umfangreiche Thema Pro-
der Regel nicht so einfach umzusetzen sind. Des-       duktinformationsmanagement geben. Bei Inter-
halb bietet sich hier ein PIM-System an, welches       esse stehe ich Ihnen aber sehr gerne für weitere
Sie mit den Daten aus dem ERP versorgen und            Gespräche zur Verfügung.
in dem Sie die Artikel anreichern und validieren.
Aus diesem System heraus veröffentlichen Sie
die Daten an die Datenabnehmer. Für die Bereit-
                                                       Dokumentation: G. Porting. Sind Ihre Produkt-
stellung der Daten in verschiedenen Formaten
lassen sich optional auch sogenannte Content-          daten gesund? mtlmedizintechnik 140 (2020),         Associated Partner bei der
Syndication-Plattformen einsetzen. Dieses Vor-         Nr. 3, S. 18 , 2 Bilder                             Bayard Consulting
gehen reduziert zunächst den Veränderungs-                                                                 E-Mail: guido.porting@bayard-consulting.com
bedarf an Ihrer bestehenden Infrastruktur. Im          Schlagwörter: Produktinformationen, PIM,            Web: www.bayard-consulting.com
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