Bäumchen, pflanz dich KUNST

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Bäumchen, pflanz dich KUNST
K U NS T

                                       Bäumchen,
                                       pflanz dich
                            Andreas Greiner hat bei Ólafur Elíasson gelernt.
                     Der Deutsche gehört zu einer neuen Generation von Künstlern,
                        die sich mit den ökologischen Auswirkungen ihrer Arbeit
                           auseinandersetzen. Ist das schon ›grüne ‹ Kunst –
                                       und wenn ja, was taugt sie ?
                                                      TEXT : Alexandra   Markl

W
                   enn ich wüsste, dass      international gefragt und flog dank         der Säulenheilige des Baumpflanzens –
                   morgen die Welt unter-    eines Reisestipendiums um die Welt.         7.000 Eichen in Kassel legen davon
                   ginge, würde ich heute    Schnell beschäftigte ihn die Frage nach     Zeugnis ab. Oft wird übersehen, dass es
                   noch ein Apfelbäum-       seiner Authentizität. › Was ich in meiner   dabei um viel mehr als bloße Begrü-
chen pflanzen ‹ : Den Sinnspruch beher-      Kunst erzähle und was ich tue … Da war      nung ging. Am Anfang der Aktion stan-
zigt fast jeder zeitgenössische Umwelt-      dieser Widerspruch. ‹ Das freiwillige       den 7.000 Basaltblöcke, die er mitten
künstler. Auch Andreas Greiner, der          Kompensieren der Flugmeilen durch           in die Stadt kippte, was 1982 die Nach-
eine Hängebuche namens › Herr Karl ‹ in      eine CO2-Abgabe – den Ablasshandel          kriegsgeneration noch an die Trümmer
den Augarten pflanzte, bildet da keine       unserer Tage – konnte er sich nicht leis-   des Zweiten Weltkriegs erinnerte. Erst
Ausnahme.                                    ten. So zog der Künstler die Konse-         dann begann Beuys, für jeden Block
    Künstlerisch verdeutlicht die Na-        quenz : Er fliegt nicht mehr.               eine Eiche zu pflanzen. Die Steine wur-
mensgebung (nach Karl Kraus, nicht              › Denn die Klimakrise, über die wir      den neben dem jeweiligen Baum ver-
nach der von Helmut Qualtinger ver-          50 Jahre geredet haben, wird jetzt greif-   graben; damit verquickte er Vergan-
körperten Figur) den Zweck der Übung:        bar. Jetzt geht es los. ‹ Bereits in den    genheitsbewältigung mit Umweltbe-
Natur und Mensch verbinden. Praktisch        1960er-Jahren warnten Wissenschaftler       wusstsein.
reduziert der Künstler seinen ökologi-       vor der hohen Freisetzung von CO2, in          Obwohl er selbst nur wenige der Ei-
schen Fußabdruck – vorausgesetzt, Herr       den 1970er- und 80er-Jahren verwen-         chen einsetzte – die Kasseler erledigten
Karl lebt lange genug, um ein wirksa-        deten sie erstmals den Begriff › Klima-      den Rest – hatte Beuys das Bäumepflan-
mer Faktor im Umweltkreislauf zu wer-        wandel ‹ als ein vom Menschen verur-        zen damit zu einer anerkannten künst-
den. Greiner pflanzt mittlerweile über-      sachtes Phänomen. Zur selben Zeit be-       lerischen Aktion erhoben. Dafür müs-
all Bäume, wo er eine Ausstellung eröff-      gannen auch die ersten Künstler, sich       sen ihm die zeitgenössischen Künstler
net; in Wien zeigt der Kahan Art Space       mit dem Thema Umwelt auseinander-           dankbar sein, die sich eine Grundsatz-
derzeit seine Schau › Jungle Memory ‹.       zusetzen. In Österreich ist Friedensreich   diskussion ersparen.
    Für den 1979 geborenen Deutschen         Hundertwasser zu nennen : › Das ist je-        So konnte etwa Klaus Littmann 2019
ist klar : › Als Künstler bildet man seine   mand, bei dem Leben und Werk absolut        im Klagenfurter Wörthersee-Stadion
Zeit ab; die Klimakrise und ihre Konse-      verquickt waren, ein Vorreiter der Um-      zwar nicht 7.000 Eichen, aber immerhin
quenzen sind allgegenwärtig und somit        weltbewegung ‹, meint Verena Kaspar-        299 Bäume installieren. Das Kunstwerk
nicht nur bei mir Thema einer künstle-       Eisert, Kuratorin im Kunsthaus Wien –       nannte sich › For Forest ‹; die Besucher sa-
rischen Auseinandersetzung.‹ Sein per-       dem Museum, das Hundertwasser einst         ßen auf den Tribünen und blickten auf
sönliches Konsumverhalten begann er          erbaute.                                    den Wald. Ziel war, alle zum Nachden-
verstärkt nach seiner ersten Einzelaus-         Eine andere wichtige Figur war Jo-       ken über Naturschutz anzuhalten, um
stellung in der Berlinischen Galerie 2017    seph Beuys, dessen hundertster Ge-          den Wald nicht in naher Zukunft wie im
in Frage zu stellen. Greiner war danach      burtstag heuer gefeiert wird. Er gilt als   Zoo bestaunen zu müssen. Die gefähr-

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Der Künstler Andreas Greiner pflanzt überall Bäume,
Fotos : Darius Edlinger

                          wo er eine Ausstellung eröffnet – zuletzt im Wiener Augarten
                                      eine Hängebuche namens › Herr Karl ‹.

                                                                                         07–08/21   75
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dete Umwelt als werbewirksames Hap-           Keine Bäume, aber dafür einen gan-        Wasser geflutet, die Besucher können
pening zog über 160.000 Menschen zen Strand stellte ein litauisches Künst-              Tag und Nacht auf Stegen durch das
nach Kärnten. Diese plakative Art von lerkollektiv, bestehend aus Rugilė Barz-          Haus wandern, Museum und Natur ver-
Kunst für die breite Masse schied die džiukaitė, Vaiva Grainytė und Lina                schwimmen. Im Video zur Installation
Geister, der Erfolg der Aktion gab aber Lapelytė, im Rahmen der Venedig-Bien-           fordert uns Elíasson auf, Nicht-Men-
jenen Recht, die den Denkanstoß für nale 2019 aus. Die Besucher blickten von            schen Platz zu lassen. › Denkt darüber
wichtig hielten.                           oben auf als Badetouristen gekleidete        nach, was eine Pflanze im Wasser erlebt,
    Den Mischwald aus Klagenfurt toppt Interpreten, die im Sand liegend Zeit-           und versucht, mit der Pflanze zu kons-
heuer das anglo-indische Künstlerkol- kritisches zu Klimaveränderung und Ar-            pirieren. ‹ Ob derartige Überlegungen
lektiv Superflux. 400 verbrannte Bäume tensterben sangen. Der Jury der Bien-            oder doch eher die sehr Instagram-
ordneten sie zu einem perfekt recht- nale war die Arbeit als ›Kritik an unserer         taugliche Umgebung mit dem fluo-
eckigen Wald, der derzeit im mak im Freizeit und unserer Zeit ‹, wie es in der          reszierenden Wasser den Besucher-
Rahmen der Vienna Biennale for Begründung hieß, die Prämierung mit                      schwarm anziehen, sei dahingestellt.
Change zu besichtigen ist. Die Besucher dem Goldenen Löwen wert. Seit diesem                Auf Nicht-Menschen Rücksicht zu
spazieren durch die toten Bäume zu ei- Erfolg tourt die Klima-Oper durch die            nehmen, fordert auch der französische
ner Lichtung, in der sich lebende Bäume Welt. Für diesen Abgesang auf Konsum-           Soziologe Bruno Latour. Er überlegte
um einen Tümpel gruppieren. Auf des- gesellschaft und Massentourismus wird              2001 ein neues Kollektiv, das sich aus
sen schwarzer Glasoberfläche spiegelt jedes Mal die gesamte Crew eingeflogen.           › Menschen ‹ und › nicht-menschlichen
sich der Betrachter wie Narziss. › Aus Ein Paradox, das den Künstlerinnen be-           Wesen ‹ zusammensetzt. In diesem › Par-
Asche entsteht neues Leben, Menschen wusst ist, das sie aber nicht auflösen.            lament der Dinge ‹ sollten auch Pflanzen,
und Nicht-Menschen sollen sich auf ein        Von unaufgelösten Widersprüchen           Tiere, Flüsse und Wälder eine eigene
gemeinschaftliches Leben einlassen ‹, er- kann auch Ólafur Elíasson ein Lied sin-       Stimme haben, durch Wissenschaftler
klären Superflux dazu. Auch hier wer- gen. Er ist der Star der Environmental            oder ngos vertreten. 2008 nahm Ecua-
den Nachdenken und Erleben publi- Art, seine Darstellungen der gefährde-                dor die › Mutter Erde ‹ als Rechtssubjekt
kumswirksam miteinander verbunden. ten Natur sind stets eindringlich – und              in seine Verfassung auf, und 2017 er-
› Invocation for hope ‹ nennt sich die In- meist bombastisch. Für eines seiner be-      klärte Neuseeland den Whanganui Ri-
stallation und wird von Waldgeräu- rühmtesten Projekte, die › Ice Watch ‹,              ver zu einer Person. Die Maori hatten er-
schen beziehungsweise einer Soundins- schiffte er 2014 zwölf Eisblöcke zur Ver-          folgreich argumentiert, der Fluss sei
tallation untermalt.                       öffentlichung eines Berichts der uno          kein Ding, sondern ein Lebewesen.
                                           über Klimaveränderungen nach Kopen-              Auch hierzulande wünschen sich

A     uch international pflanzt man hagen. In Form einer Uhr aufgestellt,
      gerne Bäume. Im Rahmen der heu- schmolz das Eis dort vor sich hin, und
rigen London Design Biennale – Motto damit war klar : Es ist fünf vor zwölf. Die
                                                                                        viele effektivere Gesetze zur Eindäm-
                                                                                        mung der Klimakrise. Kuratorin Kas-
                                                                                        par-Eisert : › Natürlich sollte es politische
› Can we design a better world ‹ – hat die Aktion war so erfolgreich, dass er sie an-   staatliche Regelungen geben, in weite-
künstlerische Leiterin Es Devlin den › Fo- lässlich der Klimakonferenz in Paris         rem Sinne wäre auch eine transnatio-
rest for Change ‹ in den Hof des Somer- 2015 und schließlich vor der Tate Mo-           nale Steuerung gut .‹ Wie wir wirtschaf-
set House gekarrt. Wiederum durch 400 dern in London 2018 wiederholte.                  ten, sei nicht mehr zeitgemäß : › Die Na-
Bäume wandelt der Besucher zu einer           Elíasson selbst ließ errechnen, dass      tur wird als Ressource einfach nicht in
Lichtung, auf der er auf 17 bunte Stelen der Transport der Eisblöcke nach Groß-         unsere Bilanz miteinbezogen .‹
stößt. Diese informieren über die Ziele britannien etwa 50 Tonnen CO2 gekos-                Kaum ein Künstler, der dem wider-
für nachhaltige Entwicklung der Ver- tet hatte. Eine Zahl, die einen schlucken          spräche – bis auf den Deutschen Jona-
einten Nationen mit Themen wie Klima- lässt – die der Künstler jedoch in ein an-        than Meese, bekannt für seine Per-
veränderung, Bekämpfung von Armut deres Verhältnis setzt. Das sei nämlich               formances in Gesellschaft seiner 91-jäh-
und Ungleichheit, Entwicklung von ungefähr jener Ausstoß, den es gäbe,                  rigen Mutter, seine großformatigen
Gesundheit und Recht. Auch hier be- wenn zwei Schulklassen von London                   Bilder und seinen Hang zur Selbstinsze-
gleiten kuratierte Naturgeräusche aus nach Grönland geschickt würden, um                nierung. › Die Natur will nichts von mir !
Lautsprechern die Bewusstseinsbildung. die Gletscherschmelze vor Ort zu erle-           Die will auch nicht von mir gerettet wer-
Erst auf den zweiten Blick entdeckt man ben (eigentlich hat Elíasson unter-             den ! ‹ rief er aufgeregt in einem Ge-
den subversiven englischen Humor. Ku- trieben, denn bei 50 Tonnen CO2 han-              spräch zur Beuys-Ausstellung aus. Das
ratorin Devlin dreht nämlich den alten delt es sich um den Ausstoß nur einer            Problem sei nicht die Umwelt, sondern,
weißen Männern des 18. Jahrhunderts Schulklasse – nachgerechnet über                    › dass wir ideologische Brillen aufhaben‹.
eine lange Nase : Um die Symmetrie des Atmosfair.de).                                   So hat er auch mit der Fridays-for-Fu-
Innenhofes nicht zu stören und damit          Um Umweltbewusstsein bei mög-             ture-Bewegung nichts am Hut. › Das ist
die menschliche Macht über die Natur lichst vielen Menschen zu stärken, zieht           doch nur eine Ansammlung verbitterter
zu demonstrieren, hatten die Archi- der Däne also weiterhin seine Mega-                 Kindergurus ! Die sollten wieder lachen
tekten Baumpflanzungen strikt ver- Projekte durch. Gerade hat er die Fon-               lernen, anstatt sich mit Politikern abzu-
boten.                                     dation Beyeler in Basel mit giftgrünem       geben. ‹ Damit sind sie jedoch erfolg-

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Invocation
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                                                                                                                                       A new commission
                                                                                                                                    by Superflux, Superflux,
                                                                                                                                    Künstlerisches Render-
                                                                                                                                      ing der immersiven
                                                                                                                                    Installation Invocation
                                                                                                                                         for Hope, 2021

                                                                                  Ines Doujak,
                                                                            Landschaftsmalerei, 2020

                                                      Ausstellungstipps
                                                      Andreas Greiner : › Jungle Memory ‹, bis
Fotos : Pati Grabowicz, Markus Wörgötter, Superflux

                                                      14. August 2021 im Kahane Art Space Vienna,
                                                      Große Sperlgasse 37/Große Pfarrgasse 7,
                                                      1020 Wien
                                                      › Invocation For Hope ‹, bis 3. Oktober 2021 im mak,
                                                      Stubenring 5, 1010 Wien                                     Ólafur Elíasson
                                                      Ines Doujak : › Landschaftsmalerei ‹,                         Life, 2021
                                                      bis 3. Oktober 2021 im Kunsthaus Wien,
                                                      Untere Weißgerberstraße 13, 1030 Wien
                                                      Ólafur Elíasson : › Life ‹, bis 17. Juli in der Fondation
                                                      Beyeler, Baselstrasse 101 ch-4125 Riehen/Basel

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reich : In Deutschland, wo                                Stunden durchgelaufen. ‹        In den Museen bewegt sich ebenfalls
es eine Verfassungsklage             Nicht nur            Das Resultat war ein        einiges. Das Kunsthaus Wien erhielt das
von Fridays for Future gab,      Künstler, auch           Schock. › Wir hatten etwa   österreichische Umweltzeichen, das
wurde in der Folge das                                    70 Prozent von der Elek-    mak ebenfalls. Die Tate Modern in Lon-
Klimagesetz überarbeitet.          Galerien und           trizität genutzt, die       don will bis 2023 zehn Prozent ihrer
    Denn was in Europa         Museen beschäf- ein durchschnittlicher                 CO2-Emissionen einsparen, in Berlin be-
beschlossen wird, beein-             tigen sich           Deutscher im Jahr ver-      sitzt der Gropius-Bau eine Fotovoltaik-
flusst auch das Leben von                                 braucht. ‹ Seitdem sei er   Anlage am Dach. Schließlich wurden im
Menschen auf der ande-          zunehmend mit             noch bewusster in seiner    Rahmen des International Council of
ren Seite der Erde. Mit ih-        dem Thema              Arbeit.                     Museums (icom) Ziele für eine nachhal-
nen beschäftigt sich die                                     Mit dem Projekt hat      tige Entwicklung der Museen ausge-
                                 Nachhaltigkeit.
Fotografin Barbara Dom-                                   Greiner jedenfalls eine     sprochen.
browski in ihrem Projekt                                  spannende, moderne Art          Auch die temporären Installationen
› Tropic Ice ‹. Sie besucht                               der Landschaftsmalerei      bemühen sich um Nachhaltigkeit. Bei
dazu Menschen im Amazonas-Gebiet, in geschaffen : Die romantischen Wälder              › For Forest ‹ in Klagenfurt wurden die
Grönland oder in Kiribati, jener Insel, des 19. Jahrhunderts werden in unserer        Bäume laut Veranstalter gespendet, jene
die voraussichtlich ab 2050 nicht mehr Gegenwart durch absterbende, künst-            des Projekts › Forest for Change ‹ gehen
bewohnbar und spätestens 2070 über- lich generierte Bäume ersetzt.                    an Londoner Bezirke. Was › Invocation of
schwemmt sein wird. Sie lenkt unsere          Mit dem Landschaftsgenre beschäf-       hope ‹ im mak betrifft, so werden die
Aufmerksamkeit auf den Klimawandel, tigt sich auch Ines Doujak, der das               verbrannten Bäume zu Kompost verar-
indem sie Porträts von Männern und Kunsthaus Wien im Rahmen der Vienna                beitet, die gesunden gespendet. Durch
Frauen zeigt, die akut davon betroffen Biennale for Change gerade eine Aus-            eine Kooperation mit der boku Wien
sind. Dass die Fotografin dafür in den stellung widmet. Die Künstlerin zeigt          will man zusätzlich Emissionstreiber im
fast 20 Jahren seit Bestehen ihres Projek- historische Darstellungen teils ausge-     Museum identifizieren und reduzieren.
tes mehrmals um die Welt flog, nimmt storbener Apfelsorten, die mit Texten                Gegen all diese Mammutprojekte
sie bewusst in Kauf, weil sie so viele zum Thema Landraub überschrieben               wirkt Greiners Herr Karl beinahe putzig.
Menschen wie möglich erreichen will. sind. Etwa mit einem Zitat von Jair Bol-         Dabei stecken auch in ihm Ressourcen,
Ihr Ausweg ist die Kompensation der sonaro, in dem er sich abfällig und ab-           erklärt der Künstler : › Karl wurde bewäs-
Flugmeilen.                                wertend über die 16 Millionen Afrobra-     sert, gedüngt und transportiert … Aber
    Andreas Greiner will das nicht kriti- silianer in seinem Land äußert. Darun-      er ist vermutlich knapp über zehn Jahre
sieren : › Ich bin ja kein Prophet ! Und ter steht der Kommentar : › Nur neun         alt und hat das Potential zu wachsen.
auch ich mache nicht alles richtig. Aber Prozent von ihnen haben Anspruch auf         Ich habe die Hoffnung, dass er viele
ich versuche, daran zu arbeiten. ‹ Denn Grundbesitz ‹. Kaspar-Eisert : › Ines Dou-    hundert Jahre alt wird. ‹ Denn erst dann
immer wieder ergeben sich auch für ihn jak ist seit vielen Jahren und auf vielen      haben all diese Baumpflanzungen auch
neue Herausforderungen, das war auch Ebenen mit dem Thema Kolonialismus               einen ökologischen Mehrwert : wenn
bei seiner aktuellen Schau › Jungle Me- und Landraub befasst. ‹                       die Bäume alt genug werden, um einen
mory ‹ so. Besonders faszinierend ist hier    Die Kuratorin prüft nicht nach, ob      wirklichen Effekt im CO2-Austausch zu
die Videoinstallation › Vom Walde ‹, die die von ihr ausgestellten Künstler nach-     erzielen.
einen digitalen Wald zeigt. Diese ästhe- haltig leben. Sie gibt aber zu bedenken :        Was die Kunst betrifft, so wird es
tische Arbeit hat allerdings einen depri- › Gute Künstlerinnen und Künstler sind      jedenfalls dann richtig spannend, wenn
mierenden Hintergrund : Denn es sind immer reflektiert. Das bezieht meistens          sie über ein bloßes Statement hinaus-
10.000 Fotos von sterbenden Wäldern, auch ihr eigenes Tun mit ein, sonst kann         geht. Wenn zwei Denkanstöße mitein-
die der Computer bearbeitet hat. Der die Arbeit ja gar nicht gut sein und be-         ander verknüpft werden : wie Umwelt-
Künstler und sein Programmierer Daan stehen. ‹                                        schutz und Vergangenheitsbewältigung
Lockhorst entwickelten einen Algorith-        Aber nicht nur Künstler gehen mit       bei Beuys, Kolonialismus und Arten-
mus, der aus den Bildern einen künstli- gutem Beispiel voran, auch Galerien           sterben bei Ines Doujak – oder eben die
chen Wald schafft. Unwillkürlich bleibt und Museen beschäftigen sich zuneh-            zwei Gesichter der ki bei Andreas
man vor dem Bildschirm stehen und mend mit dem Thema Nachhaltigkeit.                  Greiner. •
lässt Schönheit und Vergehen der Natur Letztes Jahr wurde in London die
auf sich wirken.                           Gallery Climate Coalition (gcc) ins Le-
     › Vom Walde ‹ eröffnete Greiner auch ben gerufen, heuer entstand die Berli-          Die Autorin empfiehlt
eine neue Sichtweise auf die Herstel- ner Dependance. Der Plan der Mitglie-              den Dokumentarfilm › Klimawandel
lung seiner Kunst. › Irgendwann sagte der ist es, in den nächsten zehn Jahren            in der Kunst‹ von Frauke Schliekau,
mir mein Programmierer, rechnen wir ihren CO2-Fußabdruck zu halbieren.                   in dem auch Andreas Greiner
doch mal nach, was wir an Energie kon- Die Website bietet einen › gcc carbon             zu Wort kommt. Zu sehen unter :
sumiert haben. Da waren unsere sechs calculator‹, der den Fußabdruck jeder               https : // www.youtube.com /
Computer bereits neun Tage lang 24 Galerie berechnet.                                    watch?v=KxIJ8HwPemk

              78           07–08/21
Bäumchen, pflanz dich KUNST
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