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be wegen F A C H B E R E I C H · P O S T D I E N S T E · S P E D I T I O N E N · L O G I S T I K H e f t 3 / 2 0 2 0 Berufskraftfahrerinnen Corona-Pandemie und -fahrer Seite 6 Die zwei Welten der Krise
MENSCHEN I MEINUNGEN I MELDUNGEN____________________________________________________________________________ ��������������������� I N H A LT Tarifergebnis DHL 2-Mann-Handling GmbH Am 31. März 2020 sollten die Entgelttarifverhandlungen für die Beschäftigten bei TITELTHEMA der DHL 2-Mann-Handling GmbH in Bonn eröffnet werden. Aufgrund des Corona- Interview mit Andrea Kocsis 4–5 virus wurden diese im beiderseitigen Einvernehmen abgesagt und der Arbeitgeber übermittelte der ver.di-Verhandlungskommission ein Tarifangebot. Dieses Angebot wurde von der ver.di-Verhandlungskommission am 25. März 2020 nach intensiver Beratung der Konzerntarifkommission DP DHL einstimmig zur Annahme empfohlen. Zum 1. Januar 2020 wird die Richtgröße zur Ermittlung des variablen Entgeltes in den EG 1 bis 6 um 2,5 Prozent erhöht. Das variable Entgelt wird anschließend für die Entgeltgruppen 1 bis 4 verstetigt. Am Beispiel für Beschäftigte der Entgelt- gruppe 2, Gruppenstufe 1 (Eckfrau/Eckmann) wirkt sich die Erhöhung der Entgelte folgendermaßen aus: Das Tabellenentgelt steigt ab dem 1. Januar 2020 von 1798,69 Euro auf 1906,22 Euro, dies sind 107,53 Euro mehr. Zum 1. November 2020 und Berufskraftfahrerinnen und zum 1. Dezember 2021 werden die Entgelttabellen dann jeweils um 2,5 Prozent -fahrer 6–7 erhöht, dies gilt auch für die Ausbildungsvergütungen. Für die Entgeltgruppen 5 und 6 wird zum 1. Januar 2021 die Richtgröße zur Ermittlung des variablen Ent- TARIF geltes auch um 2,5 Prozent gesteigert. Andreas Bauch Deutsche Post AG – Tarifverhandlungen „Arbeitszeit Zustellung“ gescheitert 7 Neue Vorsitzende beim EBR der DP DHL Group Tarifrunde Deutsche Post AG 2020 – Am 27. November 2019 wurde bei der DP DHL Group die Kollegin Rose-Mari Mo- Aufgeschoben und nicht auf den von der DHL Freight aus Schweden zur neuen Vorsitzenden des Europäischen gehoben!8 Betriebsrates (EBR) gewählt. Ein EBR ist die Arbeitnehmervertretung in grenzüber- schreitenden Unternehmen in der Europäischen Union (EU). Er hat das Recht auf SERVICE Unterrichtung und Anhörung, wenn die Unternehmensleitung Entwicklungen plant Terminhinweis, Impressum 8 und Entscheidungen fällt, die länderübergreifende Auswirkungen auf die Arbeit- nehmer haben. Rose-Mari Moden ist seit vielen Jahren Mitglied im EBR. Seit 41 Jahren arbeitet sie bei der DP DHL Group und ist Mitglied in der schwedischen Gewerkschaft UNIONEN. ver.di wünscht Rose-Mari Moden viel Erfolg für ihre Auf- gaben im Interesse der Beschäftigten. red Corona Arbeitsrechtsinfos – auch in Fremdsprachen Das DGB-Projekt Faire Mobilität unterstützt Beschäftigte aus mittel- und osteuropäischen Staaten, zum Beispiel aus der Spe- dition und Logistik, bei der Durchsetzung ihrer Rechte: Mit Be- ratung, Schulungen und Vernetzung. Aktuell hat das Projekt mehrsprachige FAQs und Arbeitsrechtsinfos zur Corona Krise in Deutsch, Englisch, Polnisch, Rumänisch, Bulgarisch, Unga- risch, Kroatisch aufbereitet. Zusätzlich gibt es die Informationen auf Türkisch auf der ver.di-Webseite. Hier finden sich Antworten auf die wichtigsten Fragen, zum Beispiel wie der Zuverdienst bei Kurzarbeitergeld funktioniert und welche Möglichkeiten es bei einer erfolgten Kündigung gibt – gerade, wenn die Betrof- fenen wegen Sprachbarrieren gar nicht verstehen konnten, was sie unterschreiben. Außerdem bietet das Projekt mehrsprachige Hotlines zur Be- ratung an. Infos findest du auf der Projektseite: www.faire-mobilitaet.de/informationen Zu türkischsprachigen Informationen bei ver.di: kurzelinks.de/iqdb 2 be wegen 3 I 2020
n rbeite gt a uhi ��������������������� MENSCHEN I MEINUNGEN I MELDUNGEN Ber e lt a.d aku v-f Nur 21 € .gu w ww im Jahr! Mehr Geld im Portemonnaie Die Beschäftigten der BLG Logistik erhalten ab 1. Juli 2020 eine Erhöhung der Löhne um 0,50 Euro je Stunde. Der Ta- rifvertrag hat eine Laufzeit bis zum 31. August 2021. Für die Beschäftigten der DHL Express Germany GmbH werden zum 1. Juli 2020 die Entgelttabellen um drei Prozent erhöht. Einen weiteren Erhöhungsschritt gibt es dann zum Die Unterstützungseinrichtung der 1. Juli 2021 um weitere zwei Prozent. Die zuvor genannten Erhöhungen gelten im gleichen Umfang für die Auszubil- DGB-Gewerkschaften mit den denden. Der Tarifvertrag aus dem Herbst 2019 läuft noch 10 Topleistungen bis zum 31. Oktober 2021. Andreas Bauch Wir haben unser Sicherheitspaket erweitert: Postbeschäftigte vor Covid-19 schützen Ab sofort schützen wir unsere Mitglieder automatisch mit zwei brandneuen Leistungen Der Weltpostverein (Universal Postal Union) und die UNI im Berufsalltag – ohne Mehrkosten! Global Union rufen dazu auf, die Gesundheit der Postbe- › Beihilfe beim Schlüsselverlust schäftigten und Kunden in Zeiten des Coronavirus zu schüt- zen. Der Weltpostverein ist eine Agentur der Vereinten › Beihilfe bei Selbstbehalt einer Kasko-/ Nationen mit Sitz in Bern und die wichtigste Organisation Haftpflicht des Privatfahrzeuges für die Zusammenarbeit der verschiedenen Akteure im Post- sektor. Beide fordern, dass Postgewerkschaften und Post- Sicherheit bei allen beruflichen Tätigkeiten betreiber alle Beschäftigten über die Infektionsrisiken von Schutz auf allen Arbeitswegen Covid-19 informieren sollen. Die Arbeitgeber müssen per- ANZEIGE sönliche Schutzausrüstung bereitstellen und die Fahrzeuge Unterstützung nach Unfällen und Arbeitsgeräte regelmäßig desinfizieren. Die Postein- richtungen müssen dahingehend angepasst werden, dass der empfohlene Abstand gewahrt wird. Darüber hinaus sollen die Beschäftigten genug Zeit haben, um die Hygiene- Schutz und Hilfe als Beispiel standards einzuhalten. Auch die Liefermethoden müssen zur Verringerung des Infektionsrisikos angepasst werden, um das Coronavirus wirksam zurückzudrängen. red Kollegin L. verschüttete Kaffee über eine Computertastatur. Durch einen Kurzschluss entstand ein Schaden am Rechner und die Tastatur musste Die gelbe Hand Wettbewerb 2020/21 – ersetzt werden. Bis der Schaden be- Aktiv gegen Rassismus und Rechts hoben war, konnte der Arbeitsplatz extremismus in der Arbeitswelt mehrere Stunden nicht benutzt wer- den. Der Arbeitgeber nahm die Kol- Mach mit beim Wettbewerb: Der gewerkschaftliche Verein legin mit 200 Euro in Regress. Mach‘ meinen Kumpel nicht an! – für Gleichbehandlung, Wäre die Kollegin Mitglied der GUV/FAKULTA, hätte gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus e.V. sucht aktu- sie eine Unterstützung von ca. 180 Euro bekommen. elle Beiträge gegen Rassismus und für Gleichberechtigung in der Arbeitswelt. Dabei geht es um Projekte aus 2019 und 2020. Teilnehmen können Mitglieder der Gewerkschafts- jugend, Schülerinnen und Schüler von Berufsschulen/-kol- legs und alle Jugendlichen, die sich derzeit in einer beruf- lichen Ausbildung befinden. Zum Beispiel Azubis eines Jahrgangs mit ihren Ausbilderinnen und Ausbildern, Klas- senverbände an Berufsschulen, Jugend- und Ausbildungs- vertretungen (JAV), gewerkschaftliche Gruppen oder Initia- tiven. Einsendeschluss ist am 15. Januar 2021. Weitere Informationen und die vollständigen Teilnahme bedingungen unter: www.gelbehand.de/wettbewerb GUV/FAKULTA Hauptverwaltung | Ruhrstr. 11 | 71636 Ludwigsburg Telefon: 07141 70233-0 | Telefax: 07141 70233-111 | info@guv-fakulta.de
TITELTHEMA______________________________________________________________________________________________________________ ������������������������������������������������������������������������������������������������������������������ Die zwei Welten der Krise Arbeit bis zum Umfallen oder Arbeitslosigkeit und Existenzangst Die einen beim Paketdienst haben alle Hände voll zu tun und kämpfen mit unglaublichen Paketlasten. Die anderen zum Beispiel in der Kontraktlogistik sind mit Kurzarbeit konfrontiert. Über diese extremen Bedingungen in der Branche Postdienste, Speditionen und Logistik haben wir mit der stellver- tretenden ver.di-Vorsitzenden und Bundesfachbereichsleiterin Andrea Kocsis gesprochen. Foto: Kay Herschelmann bewegen: Worauf müssen Arbeit Sanitäranlagen sorgen. Die sonst übli- nehmerinnen und Arbeitnehmer jetzt chen Ausweichmöglichkeiten in Res- achten? taurants und Cafés fallen durch deren Andrea Kocsis: Alle Beschäftigten ste- Schließung weg. Es war schon vor hen in der Corona-Zeit vor neuen Her- Corona ein untragbarer Zustand, dass Andrea Kocsis ausforderungen. Wichtig ist in jedem die Arbeitgeber den Zustellerinnen und Fall: Die Gesundheit geht vor! Betriebs- Zustellern auf ihrer Tour keine Sanitär- wirtschaftliche Interessen und Kunden- anlagen bereitgestellt haben. Das muss gesetzes ist. Das wollen die Arbeitgeber interessen haben sich den vorgeschrie- sich jetzt und auch langfristig verbes- nämlich seit langer Zeit und das wird benen Gesundheitsschutzmaßnahmen sern! nach wie vor auf unseren gemeinsamen unterzuordnen. An die Paketdienstleister haben wir Widerstand treffen. Auch die Sonntags- Am eigenen Arbeitsplatz sollte des- unsere Forderungen gestellt: Es müssen arbeit ist in diesen Tagen ein großes halb jede/jeder darauf achten, dass die in dem Bereich deutlich mehr Menschen Thema. Hier vertritt ver.di eine klare Arbeitsschutzvorschriften und die Ar- zur Entlastung eingestellt werden, und Position. Am grundgesetzlich geschütz- beitszeiten eingehalten werden. Dem das Maximalgewicht pro Paket deutlich ten arbeitsfreien Sonntag darf nicht ge- Arbeitgeber obliegt hier eine besondere gesenkt werden. Gerade jetzt, wo der rüttelt werden. In dieser Krisensituation Pflicht, die Beschäftigten vor gesund- Online-Handel boomt und ganze Gar- darf nur nach gesetzlicher oder behörd- heitlichen Gefahren zu schützen, die tenmöbelsets per Paket versendet wer- licher Ausnahmegenehmigung gearbei- durch das Bundesarbeitsministerium den, die die Zusteller dann ohne Aufzug tet werden. Das ermöglicht zurzeit, dass ganz aktuell ausdrücklich verstärkt in die 4. Etage schleppen müssen, LKW auch sonntags fahren dürfen. Bei wurde. braucht es körperliche Entlastung. Sonst den Brief- und Paketdiensten ist das kommt es zu kurzfristigen aber auch aber nicht der Fall und muss regional bewegen: Viele Beschäftigte nehmen langfristigen körperlichen Beeinträchti- beantragt werden. Auch hier gilt, dass aber eher das Gegenteil wahr. Läuft es gungen, die vermeidbar sind. der Gesundheitsschutz der Beschäftig- aus deiner Sicht gut mit dem Gesund ten Vorrang vor den wirtschaftlichen heitsschutz? bewegen: Mein Chef will, dass ich Interessen haben muss. Andrea Kocsis: Leider oftmals nicht länger oder sogar sonntags arbeite, so, wie wir uns das vorstellen und die weil so viel zu tun ist. Was rätst du in bewegen: Wie wirkt sich das Corona- Beschäftigten auch erwarten dürfen. diesem Fall? Virus auf den Alltag der Beschäftigten Wenn Raststätten und Autohöfe und Andrea Kocsis: Neu ist, dass du mög- aus? deren Sanitäranlagen zum Teil ge- licherweise in einem Betrieb arbeitest, Andrea Kocsis: Die Beschäftigten ste- schlossen sind, wenn die Toiletten bei in dem die Corona-Arbeitszeitverord- hen unter enormem Druck: Die einen den Be- und Entladestationen nun ver- nung (COVID-19-ArbZV) gilt. wuchten immer mehr und immer schlossen sind, wo sollen die Fahrerin- Diese Verordnung weicht das Ar- schwerere Waren und Pakete, die ande- nen und Fahrer der LKW dann hinge- beitszeitgesetz unter bestimmten Vor- ren fragen sich, wie sie in naher Zukunft hen? Hier braucht es weiterhin schnelle aussetzungen auf. Wir haben uns dafür noch ihre Miete bezahlen sollen, weil sie und praktische Lösungen und nicht nur eingesetzt, dass diese Verordnung zeit- in Kurzarbeit sind. Das gesetzliche Kurz- schöne Worte der Arbeitgeber und der lich bis 30. Juni 2020 befristet ist, den- arbeitergeld ist und war in den meisten Politik. Gleiches gilt für die Brief- und noch werden wir aufpassen müssen, Fällen einfach viel zu wenig! Gerade Be- Paketzustellerinnen und -zusteller. Hier dass dies kein Einfallstor für eine dauer- schäftigte mit niedrigen Einkommen müssen die Arbeitgeber für geeignete hafte Verschlechterung des Arbeitszeit- würden innerhalb kürzester Zeit in die 4 be wegen 3 I 2020
������������������������������������������������������������������������������������������������������������������ TITELTHEMA Sozialhilfe abrutschen. Da erwarten wir mehr von den Unternehmen und haben die Arbeitgeberverbände der Branche aufgefordert, das Kurzarbeitergeld tarif- Entlastung bei den lich aufzustocken. Leider ohne flächen- deckenden Erfolg. Das ist höchst ärger- Entlastung jetzt! Paketdiensten - jetzt! Die besondere Arbeitsbelastu ng durch die Corona-Krise hat auch extreme Auswirkungen lich und zeigt an vielen Stellen Die besondere Arbeitsbelastung durch die Corona-Kris e hat auch extreme Auswirkungen auf der Deutschen Post AG. Insbesondere die schnell die Beschäftigten bei den Paketdi führen aufgrund des dieser ensten. Insbesondere die schnell Tage zugenommenen Online- steigenden Paketmengen Handels zu einer unerträglichen auf die Beschäftigten im Paket- und Briefbereich perlichen Belastung unserer kör- mangelnde Wertschätzung gegenüber steigenden Paketmenge n führen zu einer unerträglich en körperlichen Belastung. Kolleginnen und Kollegen. den eigenen Beschäftigten. Die Politik ver.di fordert deshalb: hat hier reagiert, es bleibt aber eine Zusätzliche Entlastungskräfte einsetzen! deutliche Lücke. Viele Menschen in Kurzarbeit würden sich über zusätzliches Arbeitsangebot freuen. ein Anpassung der Sendungsmengen an die Zustellbezirke! Beschränkung des Paketeinzelgewichts bewegen: Welche Herausforderungen auf 15 Kilogramm! Alternative Möglichkeiten für schwere oder igung großvolumige Pakete, z.B. direkte Benachricht siehst du für die Zukunft? der Empfänger zur Abholung in der Filiale! Toilettengänge während der Zustellung ermöglichen ! ver.di fordert deshalb: Andrea Kocsis: Corona hat unmissver- Zusätzliche Entlastungskräf zusätzliches Arbeitsangebo te einsetzen! Viele Mensch en in Kurzarbeit würden sich t freuen. über ein ständlich klargemacht, dass selbst eine Immer nur Danke sagen, reicht nicht aus! Anpassung der Sendungsmeng Beschränkung des Paketei en an die Zustellbezirke! nzelgewichts auf 15 Kilogra mm! Alternative Möglichkeiten starke Wirtschaft nicht vor Krisen gefeit stellung Toilettengänge während für schwere oder großvolumige der Zustellung ermöglichen! Pakete, z.B. durch 2-Mann-Zu- ist. Daher setzen wir auf möglichst kri- Die Deutsche Post AG hat eine Fürsorgepflicht für ihre Be- Immer nur Danke sagen, schäftigten. Dazu gehören auch ausreichende Vorsorge- reicht nicht aus! sensicheres Wirtschaften, indem Be- maßnahmen , um die Gesundheit aller Beschäftigte n zu zum Arbeits- Alle Arbeitgeber haben eine Fürsorgepflicht für ihre Beschäf schützen und zu bewahren. Die Regelungen chende Vorsorgemaßnahmen, tigten. Dazu gehören auch triebsräte und Gewerkschaften in unter- schutz sind durch Corona nicht ausgesetzt! wahren. Die Regelungen zum um die Gesundheit aller Beschäf Arbeitsschutz sind durch Corona ausrei- tigten zu schützen und zu be- nicht ausgesetzt! nehmerische Entscheidungen auch Grafik: ver.di ver.di - Postdienste, Speditione n und Logistik, Andrea Kocsis Paula-Thiede-Ufer 10, 10179 Berlin Andrea Kocsis Illustration: Rodrigo Santana ver.di - Postdienste, Speditionen und Logistik, tatsächlich einbezogen werden. Dies www.psl.verdi.de www.psl.verdi.de Paula-Thiede-Ufer 10, 10179 Berlin Illustration: Ewald Müller, Bad Vilbel; FB10200407012 muss in Zukunft noch viel mehr und viel ernsthafter geschehen! Darüber hinaus brauchen wir eine flächendeckende Ta- rifbindung, auch – oder gerade – in den Bereichen, in denen sich die Arbeitgeber sind. Und jetzt in der Krise stellen diese nehmer schützen sollen, so schnell wie so vehement verweigern und gleichzei- Kolleginnen und Kollegen die Versor- möglich wieder geschlossen und zu- tig über das schlechte Image der Bran- gung mit Waren für uns alle sicher. Die rückgedreht werden. che jammern. Arbeitgeber müssen ihnen endlich Res- Gerade die Beschäftigten in unseren Bei KEP-Dienstleistern wie DPD, Her- pekt zollen, durch Eigenbeschäftigung Branchen haben dauerhaft mehr Wert- mes, GLS und UPS fordern wir seit lan- und gute Arbeitsbedingungen im Rah- schätzung von ihren Arbeitgebern ver- gem die Eigenbeschäftigung von Paket- men eines Tarifvertrages. dient. Denn sie leisten Unglaubliches zustellerinnen und Paketzustellern. Vor allem werden wir uns aber dafür und müssen viel ertragen. In der Coro- Diese lassen oft Subunternehmer für einsetzen, dass jede kleine Öffnung ge- na-Krise hat sich ein neuer Blick auf Be- sich fahren, die nicht tarifgebunden setzlicher Regelungen, die die Arbeit- schäftigte im Dienstleistungssektor ent- wickelt. Ihre tägliche Leistung wird richtigerweise endlich als systemrele- HIER FINDEST DU UNTERSTÜTZUNG vant oder als überaus wichtig für unse- re Gesellschaft wahrgenommen. Hel- ver.di informiert und berät umfassend, wenn Probleme auf der Arbeit auf- dinnen und Helden werden sie genannt treten und Fragen aufkommen. Wir sind weiterhin für unsere Mitglieder da. und es kommt ihnen viel ehrlich ge- Sollte ein direkter Kontakt nicht möglich sein, haben wir eigens eine Hotline meinte Dankbarkeit zu. eingerichtet, online finden sich viele Infos und per E-Mail sind wir auch er- Aber es darf nicht bei der Dankbar- reichbar. keit bleiben. Wir müssen gemeinsam dafür sorgen, dass sich diese Wertschät- Besonders wichtig: Keine Kündigung oder Vereinbarung zu Kurzarbeit sofort zung auch in guten Einkommens- und unterschreiben, sondern schnell beraten lassen – vom zuständigen Betriebsrat Arbeitsbedingungen widerspiegelt. Das und ver.di! wird die größte Aufgabe, vor der wir gemeinsam stehen und die wir solida- Corona-Hotline: 0800 83 73 416 (Mo – Fr: 8 – 18 Uhr kostenfrei) risch, durchsetzungsstark und mutig in ver.di meistern werden. Weitere Informationen: www.verdi.de/themen/corona Auch deshalb: Achtet auf euch und Zu den ver.di-Geschäftsstellen: www.verdi.de/wegweiser/verdi-finden bleibt gesund! red be wegen 3 I 2020 5
TITELTHEMA______________________________________________________________________________________________________________ ��������������������������������������������������������������������������������������������������������� Verkehrsstaus an den Grenzen: Corona macht die Arbeit (noch) härter: Mitte März stauten sich tausende LKWs an der Grenze zu Polen, wie hier auf der A4 bei Görlitz Foto: Robert Michael/dpa Berufskraftfahrerinnen und -fahrer Arbeit im Krisenmodus Beruflich Lkw zu fahren, ist ein Knochenjob. Schon vor der Corona-Krise nun kostenlos die sanitären Anlagen gehörten Überstunden, enge Zeitfenster und volle Parkplätze zum Alltag nutzen. Dies führte dazu, dass die An- der Beschäftigten. Mit der Krise aber hat sich die Situation um ein Viel lagen stark verschmutzt waren. Für die faches verschlimmert. ver.di fordert jetzt bessere Arbeitsbedingungen und LKW-Fahrerinnen und -Fahrer, die sich auch nach einem Ende der Pandemie dürfen die Interessen der Kolleginnen auch waschen müssen, waren dies un- und Kollegen nicht in Vergessenheit geraten. zumutbare Zustände. Das hat ver.di dazu veranlasst, die Betriebsräte der Lo- Eine durchschnittliche Wochenarbeits- Wo zuvor wenigstens noch einige Logis- gistikbetriebe aufzufordern, mit ihren zeit von mehr als 48 Stunden, volle Park- tik-Zentren Toiletten für die Lkw-Fahre- Arbeitgebern darüber zu sprechen, ihre plätze und teures Essen an den Auto- rinnen und -Fahrer geöffnet hatten, sind Betriebe für LKW-Fahrerinnen und -Fah- bahnraststätten sowie Verkehrsstaus nun Betriebe für Externe geschlossen. rer zu öffnen. Sie sollen nicht mehr als und Umleitungen prägen den Arbeits- Wo es an den Raststätten vorher zumin- Externe behandelt werden, sondern als alltag der Lkw-Fahrerinnen und -Fahrer. dest Essen zu überteuerten Preisen gab, Kolleginnen und Kollegen, die sie ja Hinzukommen enge Zeitfenster beim waren diese zu Beginn der Pandemie letztendlich auch sind. Be- und Entladen des eigenen Lkw und komplett geschlossen und die Versor- Pausen, die eigentlich der Erholung die- gung mit Essen praktisch unmöglich. Die Situation ist nen sollten, neben der lärmenden Auto- Inzwischen haben einige Autobahnrast- hausgemacht bahn. Diese Situation ist in normalen stätten wieder geöffnet. Zeiten leider die Regel. Problematisch mit Blick auf die Hygi- Diejenigen, die jetzt von den „Helden ene war, dass die Zugangsschranken der des Alltags“ sprechen, wie es der Bun- Corona sorgt für sanitären Anlagen an den Autobahn- desverkehrsminister Andreas Scheuer raststätten vielfach geöffnet wurden am 6. April 2020 getan hat, denen unhaltbare Zustände und kein Reinigungspersonal zur Verfü- möchten wir dringend empfehlen, sich Während der Covid-19-Pandemie wird gung stand. Wo vorher noch 50 Cent auch noch nach dem Ende der Pande- diese Situation noch einmal verschärft. bezahlt werden mussten, konnte man mie daran zu erinnern. Die Umstände, 6 be wegen 3 I 2020
��������������������������������������������������������������������������������������������������������� TITELTHEMA / TARIF unter denen Lkw-Fahrerinnen und -Fah- nen bringt. Und zu guter Letzt haben Ideenreichtum und nicht über Sozial- rer in unserem Land arbeiten müssen, auch die Arbeitgeber in der Branche ih- Dumping und die Senkung der Personal- sind nicht zufällig entstanden, sondern ren Anteil, indem sie oftmals durch eine kosten ausgetragen werden. Das Fah- das Ergebnis einer Ordnungspolitik – sei Verweigerung von Tarifbindung lieber rerhaus eines Lkw muss dringend in die es auf nationaler oder auf europäischer ein Teil des Problems bleiben. Arbeitsstättenverordnung mit aufge- Ebene – die dem ungezügelten Wett- nommen werden, damit Arbeits- und bewerb oder dem Druck ausgewählter Bessere Arbeitsbedingungen Gesundheitsschutz für Lkw-Fahrerinnen Lobbyinteressen Vorrang vor dem All- und -Fahrer nicht länger ein Traum blei- sind möglich gemeinwohl und dem Schutz der Be- ben, sondern Realität wird. Die Touren schäftigten einräumt. ver.di fordert, dass beim Neubau von müssen so geplant sein, dass eine Heim- Die Preispolitik an den Frachtbörsen Logistik-Zentren Toiletten und Wasch- fahrt mindestens an jedem zweiten Wo- führt zu rigorosem Sozial-Dumping. räume für externe Lkw-Fahrerinnen und chenende möglich ist, um das Noma- Manche Fracht-Raten sind gerade in der -Fahrer zwingend vorgeschrieben wer- dentum unserer Kolleginnen und jetzigen Zeit so niedrig, dass diese keine den. Tank & Rast, der Monopolist der Kollegen endlich zu beenden. Personalkosten beinhalten können, wo Autobahn-Raststätten, soll in den Aus- Das Interesse der Öffentlichkeit an zumindest der Mindestlohn gezahlt wer- schreibungen für neue Betreiber-Verträ- dieser Berufsgruppe darf mit dem Ende den müsste. Oder eine „just-in-time“-Lo- ge dazu verpflichtet werden, ein güns- der Pandemie nicht verschwinden. Die gistik, die keine Minute Verzögerung tiges Essen für Berufskraftfahrende Solidarität muss bleiben und Verbesse- duldet und unsere Kolleginnen und Kol- anzubieten. Wettbewerb in der Logistik- rungen müssen angepackt werden. legen immer wieder in stressige Situatio- Branche soll zukünftig über Qualität und Stefan Thyroke Deutsche Post AG Tarifverhandlungen „Arbeitszeit Zustellung“ gescheitert ver.di hat der Deutschen Post AG (DP März 2020 beinhaltete. So sieht es vor, durch Freizeitausgleich von Plusstunden AG) im Rahmen der Tarifverhandlungen dass das Arbeitszeitkonto Zustellung in der Zustellung nicht vor! zur Arbeitszeit Zustellung am 23. März nach zwölf Monaten abgerechnet wird. Das Tarifangebot der DP AG sieht 2020 ein Tarifangebot übergeben. Dar- Weist das Arbeitszeitkonto dann Minus- entgegen dem ver.di-Tarifangebot kei- in hat ver.di die flächendeckende Ein- stunden auf, sollen diese Minusstunden nen Ausschluss der Verhaltens- und führung von Arbeitszeitkonten in der erst mit bestehenden Ansprüchen aus Leistungskontrolle vor. Eine Nutzung Zustellung der DP AG angeboten. Dabei Überzeitarbeit verrechnet werden. Das der erfassten Arbeitszeitdaten über den sollten für alle Beschäftigten Dienstplä- halten wir für völlig inakzeptabel, denn Zweck des Tarifvertrages hinaus wäre ne aufgestellt werden, freie Tage und der Arbeitgeber weist ja die Arbeits- nicht ausgeschlossen. Wir sehen die DP ein spätestes Arbeitsende festgelegt menge zu und nicht der Beschäftigte, AG in der Verantwortung, einen Miss- werden. Die Mitbestimmungsrechte der daher dürfen Zustellerinnen und Zustel- brauch der erfassten Daten gemeinsam Betriebsräte blieben im ver.di-Angebot ler nicht für Minusstunden haften! mit ver.di tarifvertraglich auszuschlie- bis auf die Entscheidung der Einführung Im Gegenangebot der DP AG wurde ßen! von Arbeitszeitkonten in der Zustellung auch die im ver.di-Angebot enthaltene Das Gegenangebot der DP AG ist uneingeschränkt. Regelung ersatzlos gestrichen, dass bei aus Sicht der Tarifkommission kein Die DP AG hat dieses Tarifangebot Erkrankung an Tagen, an denen Plus- Schritt in eine neue Arbeitszeitregelung von ver.di abgelehnt und am 20. April stunden abgewickelt werden sollten und erforderliche Entlastung der Be- 2020 ein Gegenangebot abgegeben (Freizeitausgleich), diese nicht als abge- schäftigten. Es überträgt unternehmeri- (beide einsehbar unter psl.verdi.de/ wickelt gelten (analog der Regelung zur sche Risiken auf Zustellerinnen und Zu- tarif). Das Tarifangebot der DP AG wur- Entlastungszeit). steller. Die Tarifverhandlungen hierzu de von der Tarifkommission am 22. Ap- Die Folge der Streichung dieser Re- sind daher auf Grundlage des Gegen- ril beraten und abgelehnt, da es nicht gelung durch die DP AG ist, dass trotz angebotes der DP AG für gescheitert akzeptable Verschlechterungen gegen- Krankheit Plusstunden als abgewickelt erklärt worden. über dem ver.di-Tarifangebot vom 23. gelten. So stellen wir uns die Entlastung Stephan Teuscher be wegen 3 I 2020 7
TARIF_____________________________________________________________________________________________________________________ Tarifrunde Deutsche Post AG 2020 Aufgeschoben und nicht aufgehoben! In der letzten Ausgabe der bewegen am 22. April 2020 dazu entschieden, Maßnahmen nötig und möglich sind haben wir über die Tarifkonferenz der unsere Mitglieder keinen zusätzlichen und wann die Tarifverhandlungen im ver.di-Betriebsgruppenvorsitzenden der Risiken auszusetzen und den Tarifver- Interesse eines guten Tarifergebnisses Deutschen Post AG und die dort durch- trag nicht zum 31. Mai 2020 zu kündi- aufgenommen werden können. Klar ist: geführten Diskussionen zu einer mögli- gen. Die Tarifkommission wird monat- Prämien klingen verlockend. Aber diese chen Tarifforderung berichtet. Darauf- lich die Situation neu bewerten, um einmaligen Zahlungen würden vom hin hat die Tarifkommission am 13. dann – wenn die Voraussetzungen vor- Arbeitgeber genutzt werden, um Null- März 2020 beschlossen, die Entgeltta- liegen – mit der Frist von einem Monat runden zu rechtfertigen. Prämien kön- bellen bei der Deutschen Post AG zum zum Monatsende eine Kündigung aus- nen nicht nachhaltige tabellenwirksame 31. Mai zu kündigen. Jedoch zeigt Co- zusprechen. Tariferhöhungen ersetzen. rona inzwischen auch bei dieser Tarif- Unbestritten ist jedoch, dass unsere Gerade aufgrund der erschwerten runde seine Wirkung und der Arbeits- Kolleginnen und Kollegen bei der Deut- Arbeitsbedingungen in der Corona-Pan- und Gesundheitsschutz unserer schen Post AG – gerade jetzt – mehr ver- demie haben unsere Mitglieder einen Kolleginnen und Kollegen hat jetzt ganz dient haben. In den letzten Wochen und über Einmalzahlungen hinausgehenden klar Vorrang! Monaten wurde besonders deutlich, wie Anspruch auf Tariferhöhung. Dies kann Die Tarifkommission musste also wichtig und unabkömmlich sie für unse- aus unserer Sicht nur eine tabellenwirk- umdenken. re Versorgung sind und unter welchen same Tariferhöhung sein, damit die Löh- enormen Belastungen sie Tag für Tag für ne dauerhaft und nicht nur einmal über Gesundheit geht vor uns arbeiten. Diese Belastungen sind eine Einmalzahlung angehoben wer- durch die Corona-Pandemie sogar noch- den. Damit werden die Leistung und der Ein gutes Tarifergebnis wird stets ge- mals gestiegen: Die Paketberge wachsen Einsatz der Beschäftigten auch langfris- meinschaftlich erzielt: Durch persönli- und wachsen, gleichzeitig müssen zu- tig gewürdigt. che Gespräche, Betriebsgruppen und sätzliche Abstands- und Vorsichtsmaß- Aufgeschoben ist also nicht aufge- Streiks, zu denen Menschen zusammen- nahmen bei der Paketübergabe einge- hoben. Unsere Kolleginnen und Kolle- kommen. Durch Kontaktbeschränkun- halten werden. ver.di erwartet daher, gen verdienen eine dauerhafte, tarifver- gen und Einschränkungen der Ver- dass es eine Entlastung der Kolleginnen tragliche Wertschätzung – auch über sammlungsfreiheit mit Blick auf größere und Kollegen gibt. die Corona-Pandemie hinaus. Bis dahin Personenzahlen ist dies aktuell nicht gilt es, die Gesundheit aller im Fokus zu möglich oder würde die Gesundheit Wir bleiben dran! behalten und weiterhin zusammenzu- unserer Kolleginnen und Kollegen ge- halten bis die Gefahr gebannt ist und fährden. Die Konzerntarifkommission Die Konzerntarifkommission bewertet wir gemeinsam loslegen können. hat sich daher in einer weiteren Sitzung die Lage und prüft regelmäßig, welche Stephan Teuscher TERMINE Aufgrund der mit der Corona-Pandemie verbundenen derzeitigen Kontakt- beschränkungen, die regional unterschiedlich sind, verzichten wir in dieser Ausgabe auf eine Veröffentlichung der zahlreichen geplanten Termine unserer Betriebsgruppen und Ortsvereine. Diese sind auf unserer Terminseite „Treff- punkte“ im Internet unter psl.verdi.de/service hinterlegt. Bitte erkundigt euch gegebenenfalls bei euren Ansprechpersonen vor Ort. REDAKTIONSSCHLUSS Ausgabe 4/2020: 5. Juni 2020 · Ausgabe 5/2020: 31. Juli 2020 Alle Termine sind auch zu finden unter: www.psl.verdi.de/service IMPRESSUM bewegen Nr. 3/2020, 18. Jahrgang · Herausgeber: Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) · Bundesvorstand: Frank Werneke, Andrea Kocsis · Redaktion: Dr. Sigrun Rauch (verantwortlich), Gabriele Sander · Kontakt & Anzeigenverkauf: bewegen.psl@verdi.de · Redaktionsanschrift: ver.di Bundesverwaltung, Fachbereich Postdienste, Speditionen und Logistik, 10112 Berlin, Telefon: 030 6956-0, Fax: 030 6956-3762 · Erscheinungsweise: 8 Ausgaben pro Jahr · Druckauflage: 213 139 · Gestaltung: datagraphis GmbH, Ostring 13, 65205 Wiesbaden-Nordenstadt, www.datagraphis.de · Druck: Schaffrath GmbH & Co. KG DruckMedien, Marktweg 42–50, 47608 Geldern · Titelfoto: Thomas Plaßmann Gedruckt auf GraphoSilk FSC® 80 g/m2 8 be wegen 3 I 2020
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