Wetter und Klima im Land Bremen - Begleitstudie
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Impressum Herausgeber Deutscher Wetterdienst Regionale Klima- und Umweltberatung Hamburg Bernhard-Nocht-Straße 76 20359 Hamburg www.dwd.de Der Senator für Umwelt, Bau und Verkehr Contrescarpe 72 28195 Bremen www.bauumwelt.bremen.de Layout und Konzept MUST Städtebau Eigelstein 103-113 50688 Köln www.must.eu In Kooperation mit Studio Lisa Pommerenke Bremen, Mai 2018
Inhalt VORWORTE 3 1 KLIMA IN VERÄNDERUNG 7 1.1 Immer in Bewegung: Wetter und Klima in Bremen und Bremerhaven 8 1.2 Klima, Klimavariabilität und Extreme 9 1.3 Klimamodelle 10 1.4 Klimawandel und Klimaprojektionen 11 1.5 Regionales Klima im Nordwesten Deutschlands 13 2 TEMPERATUR 15 2.1 Vergangenheit und Gegenwart 16 2.2 Hitze 20 2.3 Zukunft 22 2.4 Stadtklimatologische Untersuchungen 24 3 NIEDERSCHLAG 31 3.1 Vergangenheit und Gegenwart 32 3.2 Starkregen 38 3.3 Trockenperioden 39 3.4 Zukunft 4 SONNENSCHEIN 43 4.1 Vergangenheit und Gegenwart 44 4.2 Zukunft 46 5 WIND 49 5.1 Vergangenheit und Gegenwart 50 5.2 Zukunft 54 6 MEERESSPIEGELANSTIEG 57 7 BEGRIFFSKOMPASS KLIMA 61 BILDNACHWEIS 65 1
Vorworte Liebe Leserinnen und Leser, im Raum Bremen und Bremerhaven traten 7 der 10 wärmsten Jahre seit Beginn der systematischen Mes- sungen im Jahr 1881 im 21. Jahrhundert auf. 2014 war mit einem Jahresmittel der Lufttemperatur von 11,0 °C das wärmste Jahr, ein Plus von 2,2 Grad im Vergleich mit dem Referenzzeitraum 1961-1990. Das Jahr 2007 belegt den zweiten Platz mit 10,6 °C und war damit um 1,8 Grad zu warm. Das vergangene Jahr 2017 rangiert in der Rangfolge der wärmsten Jahre an 10. Stelle. Diese Werte stellen dabei sehr wahrscheinlich nur die bisherigen Maxima einer fortlaufenden Entwicklung dar. Der 5. Sachstandsbericht des Weltklimarates (IPCC) lässt für die noch folgenden Jahre dieses Jahrhunderts eine weitere deutliche Klimaerwärmung erwarten. Der Klimawandel stellt für nahezu jeden von uns eine große Herausforderung dar. Sei es zum Beispiel durch vermehrt auftretende Tage mit starker Wärmebelas- tung oder durch eine ansteigende Häufigkeit von extre- men Witterungsereignissen. Obgleich der Klimawandel eine langfristige Aufgabe darstellt, ist in Anbetracht der Risiken, die mit einem weiteren Temperaturanstieg ein- hergehen, unverzügliches Handeln erforderlich. Der internationale Rahmen für den Umgang mit dem Abb. 01 Klimawandel wurde auf der Weltklimakonferenz COP21 in Paris vereinbart. Hier wurden Ziele definiert, die nun umgesetzt werden müssen. Eine Voraussetzung für die Umsetzung dieser Ziele ist ein detailliertes Verständnis des aktuellen Standes. Die vorliegende Studie über das Wetter und Klima im Dr. Paul Becker Land Bremen fasst das bekannte Wissen über das Klima Vizepräsident des Deutschen Wetterdienstes von gestern, heute und morgen in kurzer und prägnan- ter Form zusammen. Sie soll Ihnen als Leser die Ge- legenheit geben, sich einen fundierten Überblick zum Klimawandel zu verschaffen. Die Klimastudie stellt so- mit für Sie eine wesentliche Wissensgrundlage für eine erfolgreiche Anpassung an den Klimawandel dar. 3
Liebe Leserinnen und Leser, die hier vom Deutschen Wetterdienst erarbeitete Be- gleitstudie zur Klimaanpassungsstrategie des Landes und der Stadtgemeinden Bremen und Bremerhaven ist eingebettet in die konkrete Klimaanpassungspolitik vor Ort. Als eines der ersten Bundesländer hat die Freie Han- sestadt Bremen für die Anpassung an die Folgen des Klimawandels einen gesetzlichen Rahmen geschaffen. Mit Beschluss des Klimaschutz- und Energiegesetzes hat die Bremische Bürgerschaft den Bremer Senat im März 2015 beauftragt, gemeinsam mit den Stadtgemeinden Bremen und Bremerhaven eine Strategie zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels zu entwickeln. Mithilfe dieser Strategie sollen die Toleranz und die Widerstandsfähigkeit gegenüber Klimaveränderungen und deren Folgen sowie die Vorsorge und das Reakti- onsvermögen der Stadtgemeinden gestärkt werden. Langfristig sollen auch bei potenziell eintretenden Kli- mafolgen gute Lebens- und Arbeitsbedingungen und die Wettbewerbsfähigkeit in der Region erhalten blei- ben. Die Anpassungsstrategie ergänzt damit die Klima- schutzpolitik des Landes und der Stadtgemeinden und liefert einen strategischen Rahmen für fachspezifische Umsetzungsmaßnahmen. Im Sinne der Risikoprävention und Daseinsvorsorge ist es zwingend, sich frühzeitig diesen langfristigen Her- ausforderungen zu stellen. Der Schutz der Bevölkerung durch Gesundheitsvorsorge, Hochwasserschutz und Starkregenvorsorge sowie die langfristige Verbesse- rung der Aufenthaltsqualität in unseren Städten durch Freiraumplanung und städtisches Grün sind einige der wichtigen Handlungsfelder. Durch die küstennahe Lage und die tidebeeinflussten Gewässer besteht eine besondere Exposition Bremens und Bremerhavens gegenüber dem steigenden Meeres- spiegel. Rund 86 % des Landes Bremen sind potenziell durch Hochwasser gefährdet. Innerhalb dieser Gebiete leben rund 515.000 Menschen. Daher ist der Schutz vor Hochwasser von jeher eine existenzielle Aufgabe des Landes. Weitere Klimafolgen ergeben sich durch die Temperatur- und Niederschlagsentwicklung. Im Sommerhalbjahr werden vermutlich Hitzebelastung, 4 Wetter und Klima in Bremen und Bremerhaven
Trockenperioden und mögliche lokale Gewitterereig- nisse verbunden mit Starkregen für die Bremerinnen und Bremer relevanter werden. Im Winterhalbjahr wer- den eher die Zunahme der winterlichen Niederschläge, potenzielle Starkregenereignisse sowie größere Stur- mintensitäten relevanter. Gerade die Extremereignisse sind es, die besondere Vorsorge notwendig machen. Auch wenn solche Extremereignisse statistisch selten vorkommen, können sie trotzdem dicht aufeinander mit all ihren Folgen auftreten. Mit der hier durch den Deutschen Wetterdienst erar- beiteten Begleitstudie zur Klimaanpassungsstrategie werden die aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnisse zu Klimaänderungen im Land Bremen zusammenge- fasst dargestellt. Diese Erkenntnisse sind als eine der maßgeblichen wissenschaftlichen Grundlagen in die Anpassungsstrategie des Landes und der beiden Stadt- gemeinden Bremen und Bremerhaven eingeflossen. Abb. 01a Dr. Joachim Lohse Senator für Umwelt, Bau und Verkehr 5
1.1 Immer in Bewegung: Wetter und Klima in Bremen und Bremerhaven Das Wetter mit all seinen Erscheinungen prägt unser Leben. Es bestimmt unsere tägliche Auswahl der Kleidung, aber auch die von uns erschaffene Infrastruktur. Mit der durch den Menschen verursachten Erhöhung der Treibhausgaskonzentrationen und den Änderungen der Landnutzung ändert sich unser Wetter und Klima. Vom kurzfristigen Wechsel zur langfristigen Änderung deutlichen Anstieg des Ausstoßes der Treibhausgase – Wetter und Klima im Wandel beschreibt (Szenario RCP8.5). Ein anderes Szenario be- Der Deutsche Wetterdienst beobachtet in Bremen und rücksichtigt deutliche politische Eingriffe zur Reduktion Bremerhaven seit vielen Jahren das Wetter, teilweise der Emission von Treibhausgasen (Szenario RCP2.6). seit mehr als 100 Jahren. Registriert werden die Tem- peratur, der Niederschlag, der Sonnenschein, der Wind Mithilfe von Klimamodellen hat die weltweite Wissen- und vieles mehr. Die Beobachtungswerte variieren von schaftsgemeinschaft die Auswirkungen auf das globale Tag zu Tag und von Jahr zu Jahr. Es gibt warme und kalte und regionale Klima auf der Basis der genannten Sze- Winter, trockene und feuchte Sommer. Neben den be- narien berechnet. obachteten Variationen von Jahr zu Jahr können durch die Messsyteme des Deutschen Wetterdienstes auch langfristige Änderungen aufgezeigt werden. Ist der Einfluss des Menschen berechenbar? Mit dem Ausstoß von Treibhausgasen und der großflä- chigen Änderung der Landnutzung greift der Mensch in das natürliche Klimasystem der Erde ein. Ein Schwer- punktthema der weltweiten Wissenschaft ist daher die Analyse der Folgen dieses Eingriffes in das natürliche Klimasystem der Erde. Hierzu nutzen die Wissenschaft- ler beispielsweise Annahmen über die möglichen Ent- wicklungen der Bevölkerung der Erde, der wirtschaft- lichen Produktionsbedingungen und der Landnutzung. Diese Annahmen werden mit dem Begriff Szenarien zusammengefasst. Es gibt beispielweise ein Szenario, das ein Wirtschaftswachstum verbunden mit einem Abb. 02 Abb. 03 8 Wetter und Klima in Bremen und Bremerhaven
1.2 Klima, Klimavariabilität und Extreme Wetter, Witterung, Klima: Mit diesen drei Begriffen beschreibt die Meteorologie und Klimatologie Vorgänge, die in der Atmosphäre in verschieden langen Zeiträumen ablaufen. Das Wetter umfasst wenige Tage, die Witterung den Zeitraum von Wochen bis mehrere Monate und das Klima Jahre bis hin zu geologischen Zeitaltern. Was ist Klima? Klimatrend Die Weltorganisation für Meteorologie (WMO) definiert Ist in Folge von Jahren oder Jahrzehnten verstärkt „Klima“ wissenschaftlich präzise als „Synthese des Wet- eine Veränderung z.B. zu häufigeren positiven Tempe- ters über einen Zeitraum, der lange genug ist, um des- raturabweichungen festzustellen oder sind vermehrt sen statistische Eigenschaften bestimmen zu können“. bisher beobachtete Schwankungsbreiten betragsmä- „Klima“ vom altgriechischen Wort klima für „ich neige“ ßig zunehmend überschritten worden, wird von einem stammend, spielt auf die Konstellation der Erde im Son- Klimatrend gesprochen. Die Änderungsrichtung kann nensystem an, auf die Neigung der Erdachse und dem durchaus vergleichsweise kurzzeitig unterbrochen oder variierenden Abstand unseres Planeten zur Sonne und abgemildert sein, entscheidend ist, dass die zu beob- den damit verbundenen markanten Witterungsschwan- achtende Änderungsrichtung über einen langen Zeit- kungen. Das Klima der Vergangenheit war nie konstant. raum anhält. Solche langfristigen Änderungen können Aus der Erdgeschichte sind Eiszeiten und Warmzeiten natürliche Ursachen haben wie z.B. Veränderungen der bekannt. Erdbahnparameter oder der Sonnenaktivität. Aber auch Das Klima ist auch immer auf einen Ort bezogen. Das der Mensch greift mit seinen Aktivitäten in das Klima- Klima von Bremen und Bremerhaven ist beispielsweise system ein. Eng verknüpft mit dem Begriff des Klima- ein anderes, als das von Hannover. Um das Klima einer trends ist der Klimawandel. Region zu beschreiben, werden entsprechend den Vor- gaben der WMO Zeiträume von mindestens 30 Jahren Extremereignisse analysiert. Extremereignisse sind sehr seltene Ereignisse, die stark von den mittleren Bedingungen abweichen. Ein Ereignis Klimavariabilität kann aus vielfältigen Gründen zu einem Extremereignis Die Notwendigkeit, das Klima über einen Mittelwert werden. Es kann ein auf einen Tag bezogenes Ereignis zu beschreiben, zeigt, dass das Klima als Summe von sein, wie eine Orkanböe, ein längerfristiges Ereignis, Wetter und Witterung etwas Variables ist. Dass Wetter wie eine langanhaltende Trockenheit, oder ein für den und Witterung variabel sind, beobachten wir tagtäglich. Zeitpunkt im Jahr sehr untypisches Ereignis. Gleiches gilt für die längeren Zeitskalen. So sind im Win- Extreme gehören zum Wetter und Klima. So wie sie zum ter die Temperaturen im Mittel geringer als im Sommer. Klima der Vergangenheit gehört haben, so werden sie Aber auch einzelne Jahreszeiten unterscheiden sich. auch zum Klima der Zukunft gehören. Es gibt warme oder kalte Winter sowie trockene oder feuchte Sommer. Die beschriebene Variabilität ist nicht auf die Tempera- tur allein festgelegt. Sie gilt für alle meteorologischen Elemente (z.B. Niederschlag und Sonnenscheindauer). Auch ein sich durch den Klimawandel erwärmendes Klima weist diese Variabilität auf: Es wird nicht jedes Jahr etwas wärmer sein als das vorhergehende. Einzel- ne Jahre können wärmer aber auch kälter sein als der mittlere Verlauf. Abb. 04 Messfeld des Deutschen Wetterdienstes in Bremerhaven Klima in Veränderung 9
1.3 Klimamodelle Die beobachteten Klimaschwankungen und -trends der Vergangenheit einfach in die Zukunft zu ext- rapolieren ist unter dem Aspekt des Klimawandels nicht sinnvoll. Daher werden Klimamodelle – als die computergestützten Werkzeuge zur vereinfachten Beschreibung von in der Natur ablaufenden Erschei- nungen – für die Abschätzung der zukünftigen Klimaentwicklungen genutzt. Die Welt in Boxen In einem Klimamodell wird eine Vielzahl an (Teil-)Mo- dellen zu einem großen Modell zusammengefasst. Diese Modelle sind in der Lage, alle wesentlichen Pro- zesse der Atmosphäre, Hydrosphäre, Kryosphäre und Biosphäre unseres Planeten Erde zu beschreiben. Eine Eins-zu-eins-Umsetzung dieser Abläufe in Klimamodel- len ist jedoch nicht möglich. Zum einen sind nicht alle Prozesse in der Natur hinreichend bekannt. Zum an- deren erfordert dies einen extrem hohen Aufwand an Computerrechenzeit. Für die Beschreibung der Prozesse müssen eine Vielzahl von mathematisch-physikalischen Gleichungen gelöst werden. Diese werden häufig mit so genannten Gitterboxmodellen beschrieben. Dafür werden die Atmosphäre und die Ozeane unseres Pla- neten in Gitterboxen eingeteilt. Für Deutschland liegen aktuell regionale Simulationen mit einer räumlichen Gitterweite von 50 und 12,5 km vor. Das bedeutet z. B., dass die simulierte Temperatur nur alle 12,5 km einen anderen Wert annehmen kann. Eine belastbare Aussage ist für einen einzelnen Gitter- punkt nicht möglich. Es müssen immer mehrere Git- terpunkte zusammengefasst werden. Üblicherweise wird dafür eine Matrix von drei mal drei Gitterpunkten genutzt. Viele Modelle, viele Ergebnisse Weltweit werden von einer Vielzahl an Forschungs- gruppen Klimamodelle mehr oder weniger unabhän- gig entwickelt. Einzelne Modellkomponenten werden dadurch unterschiedlich beschrieben, was wiederum zu unterschiedlichen Ergebnissen führen kann. Ursache hierfür sind die notwendigen Vereinfachungen, die für die Entwicklung eines Modells gegenüber den in der Natur ablaufenden Prozessen notwendig sind. Die vorhandene Bandbreite der Ergebnisse ist ein wich- tiger Hinweis auf die Güte des Verständnisses der in der Natur ablaufenden Prozesse. Je höher die Bandbreite, Abb. 05 Beispielhafte Darstellung der Modellgitterboxen. Sie unterteilen die Atmosphäre nicht nur in der Horizonta- umso vorsichtiger sollten Aussagen über z. B. beschrie- len, sondern bilden auch in der Vertikalen eine Reihe von bene Änderungssignale formuliert werden. Schichten 10 Wetter und Klima in Bremen und Bremerhaven
1.4 Klimawandel und Klimaprojektionen Der Begriff Klimawandel beschreibt eine Änderung der vorhandenen klimatischen Verhältnisse an einem Ort oder auch auf der gesamten Erde. Hinsichtlich des Parameters Temperatur kann diese Änderung grundsätzlich eine Erwärmung oder auch eine Abkühlung sein. Der in den letzten Jahren viel diskutierte Klimawandel wird nicht durch natürliche Einflüsse (Erdbahnparameter oder Variationen der Solarstrah- lung) hervorgerufen. Die Aktivitäten des Menschen haben einen signifikanten Einfluss auf das globale und regionale Klima. Klimafaktor Mensch Das Klimaschutz-Szenario RCP2.6 basiert auf Annah- Der Mensch wirkt auf vielfältige Weise auf das Klima men, die dem politischen ‚2-Grad-Ziel‘ entsprechen. ein. Wesentlich sind zwei Bereiche: Ziel ist eine Welt, in der im Jahr 2100 die globale Erwär- 1. Durch die Verbrennung von fossilen Brennstoffen mung nicht mehr als 2 °C im Vergleich zum Jahr 1860 entstehen u.a. große Mengen an Kohlendioxid, beträgt. Für das 2-Grad-Ziel wird ein Szenarien-Verlauf das direkt in die Atmosphäre entweicht. angenommen, der mit einer sehr starken und sehr 2. Durch Abholzung, Aufforstungen und Versiegelung schnellen Reduktion der Emission von Treibhausgasen verändert der Mensch die Landnutzung auf der gegenüber dem heutigen Zustand verbunden ist. Der regionalen und auf der globalen Skala. Höchstwert des Strahlungsantriebes wird vor dem Jahr 2050 (3,0 W/m²) erreicht. Von da an reduziert er sich Nur auf der gemeinsamen Basis der natürlichen Einflüs- kontinuierlich auf den Wert 2,6 W/m² im Jahr 2100. se sowie derjenigen, die auf den Menschen zurückzu- Hierzu ist ein Wandel hin zu einer Welt notwendig, de- führen sind, können die beobachteten Änderungen des ren Energieversorgung nicht mehr auf der Verbrennung globalen Klimas erklärt werden. von fossilen Kohlenstoffvorräten basiert. Das Maximum Es ist nicht möglich, den Einfluss des Menschen für die weltweiter Emissionen von Treibhausgasen muss da- nächsten Jahre und Jahrzehnte genau zu beschreiben. für vor dem Jahr 2020 liegen. Noch vor dem Jahr 2080 Möglich sind aber Annahmen über den wahrscheinli- dürfen keinen wesentlichen Emissionen von Treibhaus- chen Verlauf. Diese Annahmen werden in der Wissen- gasen mehr vorhanden sein. schaft Szenarien genannt. In der Wissenschaft wurde in den letzten Jahren eine Vielzahl denkbarer Szena- rien entwickelt, die einen starken Einfluss der Men- schen auf das Klima beschreiben. In Vorbereitung auf den 5. Sachstandsbericht des IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change) wurden vier „repräsentati- ve“ Szenarien (Repräsentative Konzentrationspfade – engl. Representative Concentration Pathways – RCPs) ausgewählt. Hierbei handelt es sich um Szenarien, die den Verlauf von Treibhausgaskonzentrationen und den Einfluss von Aerosol (kleine Partikel in der Atmosphäre wie z.B. Rußflocken) gemeinsam als Strahlungsantrieb beschreiben. Der Begriff Strahlungsantrieb ist verein- facht als „zusätzliche/erhöhte“ Energiezufuhr für die Erde zu erklären. Die Szenarien werden RCP2.6, RCP4.5, RCP6.0 und RCP8.5 genannt. Hierbei steht die jeweilige Zahl (z. B. 8.5) für die „zusätzliche“ der Erde zur Verfügung stehen- de Energie von 8,5 W/m² im Jahr 2100 gegenüber der solaren Einstrahlung im Jahr 1861-1880. Abb. 06 Klima in Veränderung 11
Atmosphärisches CO2 2000 2050 2100 2150 2200 2250 2300 RCP 8,5 RCP 6,0 2000 RCP 4,5 RCP 2,6 1500 ppmv 1000 500 Änderung der globa- 2000 2050 2100 2150 2200 2250 len Mitteltemperatur 10 8 6 0C 4 2 0 Abb. 07 Entwicklung des atmosphärischen Kohlendioxids und der globalen Mitteltemperatur bis zum Jahr 2300 für die verschiedenen Emissi- ons-Szenarien. Das Szenario RCP4.5 beschreibt eine zukünftige Ent- Nachfolgend werden Ergebnisse von Klimaprojektions- wicklung, in der das Maximum der Emissionen von rechnungen genutzt, die den Zeitraum 1971 bis 2100 Treibhausgasen vor dem Jahr 2050 liegt. Danach neh- umfassen. Um den Unterschied zwischen dem heutigen men die Emissionen ab und liegen im Jahr 2100 unter- und einem zukünftigen Zustand zu berechnen, werden halb von denen im Jahr 2000. Der resultierende Strah- jeweils zwei nicht überlappende 30-Jahres-Zeiträume lungsantrieb steigt mit der Zeit zunehmend langsamer genutzt. Für diesen Zeitraum wird ein mittlerer Zustand bis zum Jahr 2100 kontinuierlich an. berechnet. Als Bezugszeitraum für das beobachtete Kli- Das Szenario RCP8.5 beschreibt eine Welt, bei der die ma werden die Jahre 1971 bis 2000 genutzt. Für die Energieversorgung im Wesentlichen auf der Verbren- Zukunft werden zwei Zeiträume analysiert. Sie werden nung fossiler Kohlenstoffvorräte beruht. Der Ausstoß im Weiteren kurzfristiger und langfristiger Planungsho- von Treibhausgasen wird sich gegenüber heute mit ei- rizont genannt. Der kurzfristige Planungshorizont be- nem stetigen Anstieg des Strahlungsantriebes bis hin schreibt den mittleren Zustand der Jahre 2021 bis 2050. zum Jahr 2100 erhöhen. Die Jahre 2071 bis 2100 werden als Grundlage für den langfristigen Planungshorizont genutzt. Was wäre wenn? Klimaprojektionsrechnungen Wird ein globales Klimamodell dazu genutzt, den mög- Die Angaben der Änderungen werden als ein mittlerer lichen Klimawandel auf der Basis eines Szenarios zu Wert und als Spannbreite angegeben. Beschrieben wer- berechnen, so erfolgt das im Rahmen einer Klimapro- den die Bandbreite und die höchsten Änderungswerte jektionsrechnung. Eine Klimaprojektionsrechnung darf aus den vorhandenen Datensätzen. nicht mit einer Vorhersage verwechselt werden. Sie ist eine „was wäre wenn“ – Rechnung auf der Basis des gewählten Szenarios. Die Klimaprojektionsrechnungen für die verschiedenen Szenarien helfen dann, die zu erwartenden Klimaveränderungen in eine Bandbreite einzuordnen. Zum Beispiel, welches sind die minimal zuerwartenden Änderungen, welches die maximalen? Letztendlich werden die realen Veränderungen wahr- scheinlich innerhalb dieser Bandbreite liegen. 12 Wetter und Klima in Bremen und Bremerhaven
1.5 Regionales Klima im Nordwesten Deutschlands Nordwestdeutsches Tiefland Abb. 08 Regionen aus dem Nationalen Klimareport 2016 In den Regionen Deutschlands gibt es unterschiedliche Die Klimaverhältnisse in einer Region lassen sich Klimaverhältnisse. Das Klima wird stets von fremdbür- durch Flächenmittelwerte charakterisieren, d. h. die tigen (allochthonen) und eigenbürtigen (autochtho- Klimaparameter mehrerer Orte innerhalb der Region nen) Einflüssen geprägt. Entsprechend der Lage in den werden flächig interpoliert. Die Unterschiede in den durch vorherrschende Westwinde gekennzeichneten Flächenmitteln relevanter Klimaparameter zwischen mittleren Breiten kommt es im Raum Bremen und Bre- der Modellregion „Nordwestdeutsches Tiefland“ und merhaven – wie in ganz Norddeutschland – zu kühlen der Region Bremen und Bremerhaven sind nur ge- Sommern und milden Wintern sowie ausreichenden ring, sodass die Ergebnisse der Klimaprojektionen für Niederschlägen zu allen Jahreszeiten. Der häufige das Nordwestdeutsche Tiefland auch für Bremen und Wechsel von Hoch- und Tiefdruckgebieten sorgt für ei- Bremerhaven als hinreichend repräsentativ angesehen nen unbeständigen Charakter des Wetters. Stellt sich werden können. einmal eine längere Phase mit Hochdruckeinfluss ein, so ist im Sommerhalbjahr mit trockenem und warmem Wetter zu rechnen, während sich im Winter je nach Lage des Hochs trocken-kaltes bzw. neblig-trübes Wet- ter einstellt. Lokal modifiziert wird das Klima durch die Klimafaktoren (geografische Breite und Länge, Entfer- nung zum Meer, Relief, Oberflächengestalt u.a.m.). Der nordwestliche Teil Deutschlands bis zu den Mittel- gebirgen stellt eine Klimaregion dar, die geprägt ist von der Meeresnähe, der niedrigen Geländehöhe und der geringen Reliefenergie. Die Ergebnisse der Klimaprojektionen für Deutschland wurden für zwölf klimatisch unterschiedliche Modellre- gionen bestimmt (DWD (2016): Nationaler Klimareport 2016), eine davon ist das „Nordwestdeutsche Tiefland“. Bremen und Bremerhaven sind Teil dieser Region. Klima in Veränderung 13
2 Temperatur
2.1 Vergangenheit und Gegenwart Das Jahresmittel der Lufttemperatur in der Region Bre- men und Bremerhaven liegt größtenteils zwischen 8,8 und 9,2 °C, in stark bebauten Gebieten auch etwas da- rüber (Abb. 09). Von 1881 bis 2016 ist das Jahresmittel der Lufttempe- ratur in Bremen und Bremerhaven um ca. 1,3 °C ange- stiegen. Dabei schwankt das Flächenmittel der Tempe- ratur im Land Bremen von Jahr zu Jahr zum Teil kräftig. Ermittelt wird das Flächenmittel aus 1 x 1 km großen Rasterwerten, denen die punktuellen Bodenmessungen zugrunde liegen. Das wärmste Jahr der Gesamtzeitreihe Abb. 09 Jahresmitteltemperatur in °C (2 m Höhe über Grund), Bezugszeitraum 1971-2000 1881 bis 2016 war 2014 mit 11,0 °C, das kälteste Jahr war 1940 mit 7,1 °C (Abb. 10). nur an einigen weiteren exponierten Stationen der Nord- und Ostseeküste sowie auf hohen Bergen er- Das Monatsminimum von 1,6 °C wird im Januar, dicht reicht. Die mittlere Jahresschwankung als Differenz zwi- gefolgt vom Februar mit 1,9 °C, und das Maximum im Juli schen dem wärmsten und kältesten Monat beträgt nur bzw. August mit 17,4 und 17,2 °C erreicht (Abb. 11). Somit 15,8 °C und liegt damit deutlich unter den Werten, wie verschieben sich die Extrema – als typisches Merkmal sie in kontinentaleren Regionen Deutschlands auftre- des maritimen Jahresganges – um nahezu zwei Mona- ten. Sehr tiefe winterliche Temperaturen werden er- te gegenüber dem Sonnentiefst- bzw. Sonnenhöchst- reicht, wenn es am Rande eines Hochdruckgebietes stand. So große Abweichungen werden in Deutschland über Skandinavien zur Zufuhr von kalten Luftmassen 11,5 2014 11,0 11,0 10,5 10,0 9,5 Lufttemperatur (0C) 9,0 8,5 8,0 7,5 1940 7,1 7,0 1881 1886 1891 1896 1901 1906 1911 1916 1921 1926 1931 1936 1941 1946 1951 1956 1961 1966 1971 1976 1981 1986 1991 1996 2001 2006 2011 2016 Mittelwert 1971-2000 Einzelwerte Mittelwert 1961/1990 linearer Trend Abb. 10 Es wird wärmer im Land Bremen: Jahresmittel der Lufttemperatur (Flächenmittel aus Stationsmessungen in 2 m Höhe über Grund) von 1881 – 2016. 16 Wetter und Klima in Bremen und Bremerhaven
aus Osten kommt. Bei vorhandener Schneedecke sind 22,0 20,0 in allen drei Wintermonaten Dezember bis Februar 17,4 18,0 17,2 Tiefstwerte von -18 bis -24 °C möglich. Im Sommer tre- 16,0 15,3 Lufttemperatur (0C) ten hohe Temperaturen bei der Zufuhr von warmen 14,0 12,7 13,7 Luftmassen aus Südosten auf. Dann können Höchst- 12,0 10,0 9,6 werte von etwa 38 °C erreicht werden. 7,9 8,0 6,0 4,7 5,3 In der Meteorologie werden die Monate Dezember bis 4,0 2,9 1,6 1,9 Februar als Winter zusammengefasst, März bis Mai als 2,0 Frühjahr, Juni bis August als Sommer sowie September 0,0 Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez bis November als Herbst. Die mögliche Schwankungs- Abb. 11 Monatsmittel der Lufttemperatur Land Bremen, Gebiets- breite der jahreszeitlichen Mitteltemperaturen ist im mittel 1971/2000 Winter mit einer Spanne von rund 10 °C wesentlich deutlicher ausgeprägt als in den anderen Jahreszeiten. periodischen Schwankungen sind im Winter markanter Im Frühling und Sommer beträgt die Spannweite ca. ausgeprägt. 5 und im Herbst ca. 6 °C. Der wärmste Sommer wur- de 2003 mit 19,0 °C verzeichnet, der kühlste trat im Aus den Tageswerten der Temperatur werden so ge- Jahr 1962 mit 14,5 °C auf (Abb. 13). Im Winter lagen nannte Ereignistage abgeleitet (Abb. 14, 15). Liegt die Extreme zwischen 5,6 (2006/2007) und -4,5 °C das Temperaturminimum unter 0 °C handelt es sich (1939/1940). um einen Frosttag. Im Mittel werden pro Jahr rund 69 Frosttage in Bremen und 48 Frosttage in Bremerhaven Die lineare Temperaturzunahme ist in dem betrachteten registriert, diese treten von Oktober bis Mai, verein- Zeitraum in den Jahreszeiten recht einheitlich. In den zelt auch schon im September, auf. Frostfrei sind dem- zeitlichen Verläufen sind jedoch Unterschiede zu erken- nach nur die Monate Juni bis August. Bleibt auch die nen. Während im Frühjahr und im Sommer zunächst ein Tageshöchsttemperatur unter 0 °C wird ein Eistag re- relativ geringer Temperaturanstieg erkennbar ist, zeigt gistriert. Im langjährigen Mittel ist mit nur 14 Eistagen sich ab etwa Anfang der 1990er Jahre eine deutlichere pro Jahr sowohl in Bremen als auch in Bremerhaven zu Zunahme. Mit leichten Schwankungen weist der Herbst rechnen. Diese treten von November bis März auf. Von eine kontinuierlichere Temperaturentwicklung auf. Die April bis September, in einzelnen Jahren auch noch im Mittelwerte der Lufttemperatur in 0C für die Jahreszeiten und verschiedene Bezugszeiträume (Vergleich: Land Bremen und Deutschland) Saison 1961-1990 1971-2000 1981-2010 Land Bremen 8,0 8,5 8,9 Frühjahr Deutschland 7,7 8,1 8,5 Land Bremen 16,4 16,6 17,0 Sommer Deutschland 16,3 16,6 17,1 Land Bremen 9,6 9,5 9,8 Herbst Deutschland 8,8 8,7 9,0 Land Bremen 1,4 2,1 2,2 Winter Deutschland 0,3 0,8 0,9 Land Bremen 8,9 9,2 9,5 Jahr Deutschland 8,2 8,6 8,9 Tab. 01 Temperatur 17
Oktober, kann es zu Sommertagen (Höchsttemperatur gleich oder größer 25 °C) kommen. In Bremerhaven sind im langjährigen Mittel etwa 17 und in Bremen etwa 26 Sommertage zu erwarten. An heißen Tagen werden 30 °C erreicht oder überschritten. Heiße Tage werden recht selten registriert (ca. 2 Tage pro Jahr in Bremer- haven, ca. 5 in Bremen). Sie treten vornehmlich von Juni bis August auf, in einzelnen Jahren auch noch im September oder schon im April und Mai. Auch bei den Ereignistagen wird die maritime Prägung des Klimas der Region Bremen deutlich. Einerseits ist ihre Anzahl gegenüber dem Binnenland herabgesetzt, andererseits gibt es auch hier im Jahresverlauf eine starke Verzöge- rung gegenüber dem Sonnentiefst- bzw. Sonnenhöchst- stand. Im Trend 1961 bis 2016 sind Zunahmen der Som- mertage und der heißen Tage sowie eine Verringerung der Anzahl der Frost- und Eistage zu erkennen. Abb. 12 19,0 17,0 15,0 13,0 11,0 Lufttemperatur (0C) 9,0 7,0 5,0 3,0 1,0 -1,0 -3,0 -5,0 1881 1886 1891 1896 1901 1906 1911 1916 1921 1926 1931 1936 1941 1946 1951 1956 1961 1966 1971 1976 1981 1986 1991 1996 2001 2006 2011 2016 Frühling linearer Trend (Sommer) Mittelwert Winter 1971-00 Mittelwert Sommer 1971-00 Winter Sommer linearer Trend (Herbst) linearer Trend (Frühling) Mittelwert Herbst 1971-00 Mittelwert Frühling 1971-00 Herbst linearer Trend (Winter) Abb. 13 Jahreszeitenmittel der Lufttemperatur: Alle vier Jahreszeiten zeigen einen positiven Trend (Flächenmittel aus Stationsmessungen in 2 m Höhe über Grund) von 1881 bis 2016 18 Wetter und Klima in Bremen und Bremerhaven
16,0 15,4 14,4 14,0 13,4 12,0 10,2 10,0 Zahl der Tage 8,4 8,1 8,0 7,4 6,0 5,5 4,7 5,0 4,0 4,0 3,7 2,7 1,8 2,1 2,0 1,7 1,2 0,5 0,7 0,8 0,5 0,2 0,1 0,1 0,0 Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez mittlere Anzahl der Eistage 1971/2000 mittlere Anzahl der Frosttage 1971/2000 mittlere Anzahl der Sommertage 1971/2000 mittlere Anzahl der heißen Tage 1971/2000 Abb. 14 Anzahl der Tage mit Werten der Temperatur unter/über bestimmten Schwellenwerten, Wetterstation Bremen 12,9 12,4 12,0 10,7 10,0 8,0 Zahl der Tage 6,4 6,0 5,6 5,6 5,0 4,4 4,0 3,9 3,0 3,2 2,0 1,9 1,1 1,0 1,0 0,8 0,5 0,4 0,3 0,5 0,2 0,0 Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez mittlere Anzahl der Eistage 1971/2000 mittlere Anzahl der Frosttage 1971/2000 mittlere Anzahl der Sommertage 1971/2000 mittlere Anzahl der heißen Tage 1971/2000 Abb. 15 Anzahl der Tage mit Werten der Temperatur unter/über bestimmten Schwellenwerten, Wetterstation Bremerhaven Temperatur 19
2.2 Hitze Im Zeitraum 1961 bis 2016 ist ein deutlicher Anstieg se Zeitspanne eine Zunahme um 3 Tage sowohl für die der heißen Tage für Bremen sowie Bremerhaven zu Wetterstation Bremen als auch für die Wetterstation verzeichnen (Abb. 16). Der lineare Trend lässt für die- Bremerhaven erkennen. Dabei variierte die Anzahl pro 16,0 14,0 12,0 10,0 Zahl der Tage 8,0 6,0 4,0 2,0 0,0 1961 1964 1967 1970 1973 1976 1979 1982 1985 1988 1991 1994 2000 1997 2003 2006 2009 2012 2015 heiße Tage Bremen heiße Tage Bremerhaven Linearer Trend Bremen Linearer Trend Bremerhaven Abb. 16 Jährliche Anzahl der heißen Tage, Zeitraum 1961 bis 2016 10,0 9,0 8,0 7,0 Zahl der Tropennächte 6,0 5,0 4,0 3,0 2,0 1,0 0,0 1961 1964 1967 1970 1973 1976 1979 1982 1985 1988 1991 1994 1997 2000 2003 2006 2009 2012 2015 Tropennächte Bremen Tropennächte Tage Bremerhaven Linearer Trend Bremen Linearer Trend Bremerhaven Abb. 17 Jährliche Anzahl der Tropennächte, Zeitraum 1961 bis 2016 20 Wetter und Klima in Bremen und Bremerhaven
Jahr zwischen 0 und 15 in Bremen, und zwischen 0 und Hitzewarnungen in Bremen und Bremerhaven 11 in Bremerhaven. Tage mit Warnung Bleibt eine erfrischende Abkühlung am Abend aus und Tage mit Warnung vor vor extremer starker Wärmebelastung sinkt das Minimum der Lufttemperatur auch in der Jahr Wärmebelastung Nacht nicht unter 20 °C (in der Zeit zwischen 18 bis Bremen Bremerhaven Bremen Bremerhaven 06 Uhr UTC (Universal Time Coordinated)), dann liegt 2005 6 3 0 0 eine Tropennacht vor. In Tropennächten ist oftmals eine erholsame Nachtruhe nicht gegeben. In Bremen gibt 2006 14 5 1 0 es im Mittel weniger als eine Tropennacht pro Jahr. In 2007 2 1 1 0 Bremerhaven wurde im Zeitraum 1971/2000 durch- 2008 8 3 0 0 schnittlich 1 Tropennacht beobachtet. In Jahren mit sehr heißen Sommern wie 1994 sind in Bremerhaven 2009 6 2 0 0 allerdings 10 Tropennächte registriert worden, in Bre- 2010 12 7 3 1 men dagegen nur zwei. 2011 2 0 1 0 Mehrtägige Hitzeperioden können erhebliche negati- 2012 7 3 1 0 ve Folgen für die Gesundheit haben. Um die negativen Auswirkungen möglichst gering zu halten, führte der 2013 9 2 2 0 Deutsche Wetterdienst im Jahr 2005 ein Hitzewarnsys- 2014 6 0 0 0 tem ein. Wetterlagen, die hohe Temperaturen, hohe 2015 5 4 1 1 Luftfeuchte, geringe Windgeschwindigkeit, intensive Sonneneinstrahlung und geringe nächtliche Abkühlung 2016 8 3 0 0 aufweisen, können zu hitzebedingten Erkrankungen führen. Das Hitzewarnsystem verwendet die aktuellen Tab. 02 Wettervorhersagen, um Episoden mit hoher Wärmebe- lastung vorherzusagen. Möglichkeit behaglich fühlt. Liegt die gefühlte Tempe- ratur an zwei Tagen in Folge über 32 °C und bleibt die Beim DWD wird das Klima-Michel-Modell (VDI, 1998) Nacht dazwischen warm, wird vor starker Wärmebe- angewendet. Es basiert auf der Behaglichkeitsgleichung lastung gewarnt. Werden 38 °C überschritten, gibt der nach Fanger inkl. zusätzlicher Korrekturterme, welche DWD eine Warnung vor extremer Hitzebelastung her- die Resultate eines komplexeren Energiebilanzmodells aus. In den Jahren 2006 und 2010 wurden für Bremen über Parametrisierungen integrieren, wodurch insbe- und Bremerhaven die meisten Warnungen vor starker sondere bei feucht-warmen Bedingungen, aber auch Wärmebelastung ausgesprochen. im Kalten eine realistischere Einschätzung erreicht wird. Das Klima-Michel-Modell liefert eine Aussage über das Die zehn wärmsten Jahre im durchschnittliche subjektive Empfinden des Menschen Bundesland Bremen seit 1881 (Behaglichkeit, Wärmebelastung, Kältestress). Der 2014 11,0°C Name „Michel“ weist auf einen Standardmenschen hin. Zur Beschreibung des thermischen Empfindens dient 2007 10,6°C die gefühlte Temperatur. 2000 10,4°C Diese stimmt häufig nicht mit der gemessenen Lufttem- 1999 10,4°C peratur überein, da das Empfinden neben der Lufttem- 2006 10,4°C peratur auch von den meteorologischen Größen Luft- 1934 10,3°C feuchte, Wind und Strahlung sowie dem menschlichen Verhalten (insb. der Aktivität und Bekleidung) bestimmt 2015 10,3°C wird. Die gefühlte Temperatur vergleicht die tatsächlich 1990 10,3°C vorgefundenen Bedingungen mit der Temperatur, die in einer Standardumgebung herrschen müsste, um ein 2008 10,2°C identisches Temperaturempfinden auszulösen. Die Be- 1992 10,1°C kleidung wird zwischen sommerlich leichter und winter- lich dicker stets so variiert, dass sich der Mensch nach Tab. 03 Temperatur 21
2.3 Zukunft Ein weiterer Anstieg der Temperatur im Bundesland geht eine markante Zunahme der Temperaturextreme Bremen ist zu erwarten (praktisch sicher, sehr hohes einher. Mit tiefen Temperaturen verbundene Extreme Vertrauen). Für den kurzfristigen Planungshorizont nehmen stark ab und mit Wärme verbundene Extreme (2021–2050 ) beträgt dieser Anstieg etwa 1,0 bis 1,3 °C nehmen stark zu (praktisch sicher, sehr hohes Vertrau- (wahrscheinlich, mittleres Vertrauen). Der Unterschied en). Dadurch steigt die Häufigkeit von Hitzewellen. zwischen den durch die Klimaprojektionen (Klima- schutz-Szenario und Weiter-wie-bisher-Szenario) pro- jizierten Änderungen ist gering. Die Bandbreite der Ergebnisse liegt zwischen 0,7 und 2,1 °C. Die Temperaturentwicklung für den langfristigen Pla- nungshorizont wird stark vom gewählten Szenario be- KURZ NOTIERT stimmt. Basierend auf dem Klimaschutz-Szenario ist eine Erhöhung um 1,1 °C zu erwarten - (wahrscheinlich, Beobachtung: mittleres Vertrauen). Erreicht wird die Stabilisierung auf –– Ungebrochener Trend der Erwärmung im dem Niveau des kurzfristigen Planungshorizontes durch Bundesland Bremen die sehr starke Reduktion der Treibhausgasemissionen –– Anstieg der Jahresmitteltemperatur um innerhalb der Szenariendefinition. Die Änderung im 1,3 °C seit 1881 Vergleich zum vorindustriellen Zustand beträgt 2,4 °C. –– Änderung der Extreme: Mehr Sommertage, Unter den Bedingungen des Weiter-wie-bisher-Szena- weniger Frosttage rios beträgt die Erwärmung etwa 3,6 °C (wahrscheinlich, mittleres Vertrauen). Die Bandbreite der Ergebnisse Kurzfristiger Planungshorizont: liegt zwischen 2,5 und 4,9 °C. –– Landesweit eine mittlere Erwärmung um im Mittel 1,0 bis 1,3 °C Die vorliegenden Ergebnisse des Weiter-wie-bis- her-Szenarios entsprechen in etwa den Ergebnissen Langfristiger Planungshorizont: der vorhandenen Klimaprojektionen auf der Basis des –– Beim Klimaschutz-Szenario Stabilisierung auf SRES-Szenarios A1B. eine Erwärmung von 1,1 °C –– Beim Weiter-wie-bisher-Szenario eine mittle- Die Erwärmung ist in den verschiedenen Jahreszeiten re Erwärmung um im Mittel 3,6 °C ähnlich ausgeprägt, mit Ausnahme des Frühjahrs, hier fällt sie geringer aus. Mit der Temperaturzunahme 8,0 Abb. 18 Darstellung der Bandbreite der vorhandenen Klimapro- jektionen für die Jahresmitteltemperatur der Region Nordwestdeutsches Tiefland. Dargestellt sind die vorliegenden Änderungssignale für den kurzfristigen 6,0 (2021–2050) und langfristigen (2071–2100) Planungsho- Anderung zu 1971-2000 (0C) rizont, jeweils als Änderungssignal zum Bezugszeitraum 1971–2000. Es werden je Planungshorizont die Ergebnis- se für das Klimaschutz-Szenario (RCP2.6, grün) denen des 4,0 Weiter-wie-bisher-Szenarios (RCP8.5, blau) gegenüberge- stellt. Die dargestellten Körper symbolisieren den Bereich zwischen dem kleinsten und größten Änderungssignal innerhalb des betrachteten Szenarios. Die Breite des Kör- pers signalisiert die Wahrscheinlichkeit des Eintretens (je 2,0 breiter, umso höher die Wahrscheinlichkeit). Zusätzlich eingetragen sind der Mittelwert (schwarzer Punkt) und die Perzentile (25, 50 und 75 %) als weiße Linien. Neben den Körpern werden als schwarze Linien die Einzelergeb- 0,0 RCP2,6 RCP8,5 RCP2,6 RCP8,5 nisse der Modelle gezeigt. 2021-2050 2071-2100 22 Wetter und Klima in Bremen und Bremerhaven
Jahreszeitliche Mittelwerte der Temperatur und erwartete Änderungen 2021-2050 2021-2050 2071-2100 2071-2100 1961-1990 1971-2000 (RCP2.6) (RCP8,5) (RCP2.6) (RCP8.5) Frühjahr 8,0°C 8,5°C +0,9°C +1,1°C +1,0°C +2,9°C Sommer 16,4°C 16,6°C +1,0°C +1,3°C +1,0°C +3,6°C Herbst 9,6°C 9,5°C +1,1°C +1,5°C +1,2°C +4,0°C Winter 1,4°C 2,1°C +0,9°C +1,3°C +1,1°C +3,9°C Jahr 8,9°C 9,2°C +1,0°C +1,3°C +1,1°C +3,6°C Tab. 04 Abb. 19 Abb. 20 Temperatur 23
2.4 Stadtklimatologische Untersuchungen Bereits im Sommer 2012 ist das Stadtklima von Bremen mit temporären und mobilen Messungen untersucht worden. Im Sommer 2015 wurde dann in Bremerhaven eine mehrmonatige Messkampagne durchgeführt, die im August 2016 um Profilmessfahrten ergänzt werden konnte. Die Stadt Bremerhaven liegt an der Wesermün- dung in die Nordsee und damit im Einflussbereich des Nordseeküstenklimas: z. B. mäßige Tagesschwankungen der Temperatur, hohe Windgeschwindigkeiten, mäßig warme Sommer, milde Winter. Kann sich in dieser win- digen und mäßig warmen Umgebung überhaupt ein Abb. 21 Stadtstation auf dem Lucie-Flechtmann-Platz, Bremen städtischer Wärmeinseleffekt ausbilden? Das Stadtklima kann untersucht werden anhand von meteorologischen Messungen an verschieden Orten in der Stadt und dem ländlichen Umland oder aber auch durch Modellrechnungen. Die Errichtung eines Mess- netzes in der Stadt ist mit einigem Aufwand verbunden, man erhält aber meteorologische Daten an realen Or- ten. Als Input für Modellrechnungen werden zunächst kleinskalige Basisdaten der Stadtstruktur benötigt. Die Modellrechnungen ergeben berechnete meteorolo- gische Daten für virtuelle Orte. Beide Methoden ha- ben Vor- und Nachteile. Für diesen Bericht wurde das Abb. 22 Umlandstation am Kuhgrabenweg (Blockland), Bremen Stadtklima anhand von meteorologischen Messungen untersucht. Das Klima einer Stadt unterscheidet sich merklich von dem des freien ländlichen Umfeldes. In diesem Zusam- In Bremen waren von Juli bis September 2012 temporä- menhang ist u.a. die Bildung einer städtischen Wär- re Wetterstationen auf dem Lucie-Flechtmann-Platz meinsel bekannt, die durch die dichte Bebauung und und am Kuhgraben eingerichtet, deren Messwerte mit den gegenüber dem Umland geänderten Energieum- denen der Wetterstation Bremen verglichen wurden. Im satz von Verkehr, Wirtschaft und Haushalten verursacht August 2012 wurden Profilmessfahrten auf zwei Routen wird. Im Jahresmittel ergeben sich für deutsche Städte durch das Stadtgebiet von Bremen durchgeführt. mit etwa 0,5 bis 2,0 K deutlich höhere Temperaturwerte im Vergleich zur ländlichen Region. Diese Unterschiede Die temporären Messungen ergaben in der Stadt um Stadt-Land prägen sich insbesondere an wolkenlosen, 1 K höhere Tageshöchsttemperaturen im Vergleich zum sonnenreichen und windschwachen Tagen aus. In Ein- Umland. Die Profilmessfahrten wiesen im Stadtgebiet zelfällen sind Temperaturunterschiede von mehr als 8 K am Morgen und am Nachmittag örtlich gut 2 K höhere möglich. Aber auch innerhalb einer Stadt ergeben sich Temperaturen als die Referenzwerte der Station Bre- abhängig von den Bau- und Nutzungsstrukturen unter- men-Flughafen auf. Streckenweise lagen die Lufttempe- schiedliche Ausprägungen der städtischen Wärmeinsel. raturen aber auch um 2 K unterhalb der Referenzwerte. Für die Stadtplanung ist es seit vielen Jahren u.a. auch Wird ein städtischer Wärmeinseleffekt von 1 bzw. 2 K Ziel diesen Wärmeinseleffekt zu mindern, um für die angesetzt, steigt die jährliche Anzahl der Sommertage Bewohner ein lebenswertes, wenig Wärme belastendes von 25,7 auf 33,3 bzw. 41,3 Tage. Die mittlere Andauer Umfeld zu schaffen. Mit der Erwärmung auf Grund des der sommerlichen Perioden nimmt von 2,7 auf 3 Tage bestehenden Klimawandels wird das allgemeine Tem- zu, ebenso verlängert sich die längste Andauer von 21 peraturniveau einer Region nochmals angehoben. auf 25 bis 26 Tage. 24 Wetter und Klima in Bremen und Bremerhaven
Abb. 23 Profilmessfahrt Bremen am 18. August 2012, 18:50 - 21.11 UTC Im Bremerhavener Stadtgebiet wurden von Juni bis ihrer Lage am Weserufer stark maritim geprägt ist und September 2015 an zwei temporären Wetterstationen sich die dortigen Lufttemperaturen und Windgeschwin- Windgeschwindigkeit und -richtung, Lufttemperatur digkeiten von denen der Stadtstation und der Umland- und Luftfeuchte gemessen. Die „Stadtstation“ war im station teilweise deutlich unterscheiden. An der Wett- Stadtteil Lehe in der Lutherstraße installiert, die „Um- erstation ist es windiger, tags etwas kühler, aber nachts landstation“ in den Schiffdorfer Wiesen, wenige hun- wärmer als in der Stadt und im Umland. Die Mitteltem- dert Meter östlich der Autobahn A 27. Die erhobenen peraturen im Messzeitraum betrugen an der Wettersta- Daten wurden verglichen mit den kontinuierlichen Mes- tion und in der Stadt um 16,8 °C; in den Wiesen 16,0 sungen der Wetterstation Bremerhaven. Dabei hat sich °C. Die absoluten Höchsttemperaturen lagen zwischen gezeigt, dass die Wetterstation Bremerhaven aufgrund 34,8 und 35,1 °C, dabei war es an den besonders heißen Temperatur 25
Tagen an allen Messorten ähnlich heiß. Markante Un- ergibt dort zusätzlich 37 bzw. 76 % Sommertage und terschiede waren bei den absoluten Minimumtempe- 62 bzw. 132 % Hitzetage. Die Messfahrten sind während raturen sichtbar (Umlandstation 0,9 °C, Stadtstation 6,2 einer sommerlichen Hochdrucklage am 24./25.08.2016 °C, Wetterstation 7,5 °C) sowie bei den mittleren und dreimal täglich (frühmorgens, nachmittags, abends) auf höchsten Windgeschwindigkeiten: an der Umlandsta- zwei festen Routen durchgeführt worden. tion 2,5 m/s (Maximum 13,3 m/s), in der Stadt 0,6 m/s (Maximum 2,7 m/s), an der Wetterstation 5,1 m/s (Ma- Trotz der im Vergleich zu anderen Gegenden Deutsch- ximum 21,0 m/s). Sobald ausschließlich windschwache lands sehr guten Belüftung in der Norddeutschen Strahlungswetterlagen betrachtet werden, treten die Tiefebene zeigt sich in unseren Messungen sowohl in Unterschiede deutlicher zu Tage. Tagsüber ist es dann Bremen als auch in Bremerhaven ein ausgeprägter städ- an der Stadtstation wärmer als an der Wetterstation (+ tischer Wärmeinseleffekt. Entsprechend des globalen 0,7 K) und der Umlandstation (+ 0,6 K). In windschwa- Temperaturgeschehens im Rahmen des Klimawandels chen Nächten ist es an der Wetterstation etwas wärmer wird auch im Land Bremen ein Temperaturanstieg zu (+ 0,3 K) als in der Stadt und sogar deutlich wärmer verzeichnen sein. Beide Effekte führen in den städ- (+ 1,7 K) als an der Wiesenstation. Der gemessene tischen Siedlungsräumen sowohl tagsüber als auch Wärmeinseleffekt von + 0,7 K bedeutet, dass jährlich nachts zu einem markanten Anstieg Wärme belasten- 25 % mehr Sommertage und 40 % mehr Hitzetage in der der Situationen. Stadt auftreten als an der Wetterstation. Die im August 2016 durchgeführten Profilmessfahrten haben den gemessenen Wärmeinseleffekt im Wesent- lichen bestätigt, aber auch gezeigt, dass es in innerstäd- tischen Quartieren örtlich noch deutlich höhere Über- wärmungen gibt. Ein ‚Innenstadtzuschlag‘ von 1,0 bzw. 2,0 K auf die Höchsttemperaturen der Wetterstation Abb. 24 Mobile Messeinheit des Deutschen Wetterdienstes in Bremerhaven 26 Wetter und Klima in Bremen und Bremerhaven
Abb. 25 Temporäre Messstation auf dem Lucie-Flechtmann-Platz in Bremen Temperatur 27
Lufttemperatur 2,0m in 0C 30 30 31 31 32 ,1 ,6 ,1 ,6 ,1 - - - - - 30 31 31 32 32 ,5 ,0 ,5 ,0 ,5 Abb. 26 Profilmessfahrt Bremerhaven (Nordroute) am 25.08.2016, 13:00-13:53 UTC 28 Wetter und Klima in Bremen und Bremerhaven
29 Temperatur ,0 -26 ,6 25 ,5 -25 ,1 25 ,0 -25 ,6 24 Profilmessfahrt Bremerhaven (Südroute) am 25.08.2016, 19:56-20.46 UTC ,5 -24 ,1 24 ,0 -24 ,6 23 ,5 -23 ,1 23 ,0 -23 ,6 22 ,5 -22 ,1 22 ,0 -22 ,6 21 ,5 -21 ,1 21 ,0 -21 ,6 20 ,5 -20 ,1 20 ,0 -20 Lufttemperatur 2,0m in 0C ,6 19 ,5 -19 ,0 19 ,0 -19 ,6 18 ,5 18 Abb. 27 - ,1 18
3 Niederschlag
3.1 Vergangenheit und Gegenwart Die mittlere jährliche Niederschlagshöhe liegt in der Region Bremen und Bremerhaven zwischen 700 und 800 mm (Abb. 28). Das Gebietsmittel für Bremen und Bremerhaven zeigt in den letzten Jahren für die Jahres- summen des Niederschlages einen ansteigenden Trend. Das höchste Flächenmittel wurde 1998 mit 1027 mm ermittelt, während im Jahr 1959 mit 440 mm der nied- rigste Wert auftrat. Im Trend gibt es für das Land Bre- men im Zeitraum 1882 bis 2016 einen Zuwachs in der Jahressumme von ca. 100 mm (Abb. 29). Die jahreszeitlichen Unterschiede werden in den Abb. Abb. 28 Jahressummen der Niederschlagshöhe (in mm) 30 bis 33 dargestellt. Der Februar weist im Mittel mit 40 mm (Abb. 34) die geringsten Niederschläge auf, sehr ren ist auch die Kenntnis der Anzahl der Tage mit Nie- dicht gefolgt vom April mit 42 mm. Der Juni ist mit 77 derschlag notwendig. Die Anzahl der Niederschlagstage mm der niederschlagsreichste Monat, dicht gefolgt vom mit Niederschlagshöhen ≥ 0,1 mm liegt im Mittel bei Juli mit 71 mm. In den Einzelmonaten schwanken die gut 190 pro Jahr (Abb 35). Als größte Anzahl wurden im Niederschlagshöhen deutlich. In allen Monaten sind Land Bremen bisher 236 Tage und als niedrigste Anzahl Niederschlagshöhen von über 200 % der mittleren Mo- 149 Tage verzeichnet. Mit 87 Tagen Differenz zwischen natshöhe aufgetreten. Im August 1960 wurden sogar höchster und geringster bisheriger jährlicher Anzahl ist über 300 % des langjährigen Mittelwertes registriert. die Schwankung beträchtlich. Die mittlere Tagessumme Es sind Monate mit sehr wenig Niederschlag (kleiner/ der Niederschlagshöhe liegt in der Region Bremen und gleich 5 mm) vorgekommen, aber Monate gänzlich Bremerhaven bei 2,0 mm (1971/2000). ohne Regen gab es im Zeitraum 1882 bis 2016 nicht. Eine Schneedecke liegt im langjährigen Mittel in Bre- Die Niederschlagsverhältnisse vor Ort werden einerseits men an ca. 20 Tagen, in Bremerhaven an ca. 18 Tagen durch die Niederschlagshöhe beschrieben, zum ande- im Jahr (Bezugszeitraum 1971/2000). 1050 1998: 1027 1000 950 900 850 800 Niederschlaghöhe in mm 750 700 650 600 550 500 1959: 440 450 400 1882 1887 1892 1897 1902 1907 1912 1917 1922 1927 1932 1937 1942 1947 1952 1957 1962 1967 1972 1977 1982 1987 1992 1997 2002 2007 2012 Jahressummen Mittel 1971/2000 Linearer Trend Abb. 29 Jahressummen der Niederschlagshöhe, Gebietsmittel Land Bremen 32 Wetter und Klima in Bremen und Bremerhaven
300 1949: 250 247 200 Niederschlaghöhe in mm 150 100 1971: 52 50 1882 1887 1892 1897 1902 1907 1912 1917 1922 1927 1932 1937 1942 1947 1952 1957 1962 1967 1972 1977 1982 1987 1992 1997 2002 2007 2012 Frühjahr Linearer Trend Mittel 1971/2000 Abb. 30 Gebietsmittel der Niederschlagshöhe im Frühjahr, Land Bremen Das Gebietsmittel der Niederschlagshöhe im Frühjahr beträgt für das Land Bremen 151 mm. Das nasseste Frühjahr wurde 1949 mit 247 mm und das trockenste 1971 mit nur 52 mm verzeichnet (Abb. 30). Das Gebietsmittel der Nie- derschlagshöhe im Sommer liegt für das Land Bremen bei 211 mm. Der nasseste Sommer trat 2002 mit 381 mm und der trockenste 1983 mit 78 mm auf (Abb. 31). 400 2002: 381 350 300 Niederschlaghöhe in mm 250 200 150 100 1983: 78 50 1882 1887 1892 1897 1902 1907 1912 1917 1922 1927 1932 1937 1942 1947 1952 1957 1962 1967 1972 1977 1982 1987 1992 1997 2002 2007 2012 Sommer Mittel 1971/2000 Linearer Trend Abb. 31 Gebietsmittel der Niederschlagshöhe im Sommer, Land Bremen Niederschlag 33
350 1998: 300 304 250 Niederschlaghöhe in mm 200 150 100 1908: 70 50 1882 1887 1892 1897 1902 1907 1912 1917 1922 1927 1932 1937 1942 1947 1952 1957 1962 1967 1972 1977 1982 1987 1992 1997 2002 2007 2012 Herbst Mittel 1971/2000 Linearer Trend Abb. 32 Gebietsmittel der Niederschlagshöhe im Herbst, Land Bremen Im Zeitraum 1882 bis 2016 zeigt der lineare Trend für den Herbst eine Zunahme der Niederschlagshöhe von ca. 25 mm. Das herbstliche Gebietsmittel für die Region Bremen und Bremerhaven liegt bei 190 mm. Den niederschlags- reichsten Herbst mit 304 mm gab es 1998, den niederschlagsärmsten 1908 mit 70 mm (Abb. 32). Für den Winter ist eine deutliche Zunahme der Niederschlagshöhe von etwa 55 mm zu erkennen. Die höchsten Niederschlagssummen traten im Winter des Jahres 1994/1995 und die geringsten im Winter 1890/1891 auf (Abb. 33). 300 1994/95: 280 303 260 240 220 200 Niederschlaghöhe in mm 180 160 140 120 100 80 1890/91: 60 49 40 1882 1887 1892 1897 1902 1907 1912 1917 1922 1927 1932 1937 1942 1947 1952 1957 1962 1967 1972 1977 1982 1987 1992 1997 2002 2007 2012 Winter Mittel 1971/2000 Linearer Trend Abb. 33 Gebietsmittel der Niederschlagshöhe im Winter, Land Bremen 34 Wetter und Klima in Bremen und Bremerhaven
200 193 185 184 180 173 167 160 156 140 128 131 122 121 Niederschlagshöhe in mm 119 115 120 100 80 77 71 63 65 64 67 60 60 60 55 54 40 42 40 20 13 15 11 12 5 8 4 3 3 3 3 1 0 Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez Flächenmittel Minimum 1882 bis 2016 Maximum 1882 bis 2016 Abb. 34 Monatssummen der Niederschlagshöhe Land Bremen, Gebietsmittel 1971/2000 20 19,4 19 18,8 18,9 18,7 18,5 18,3 18 17 16,8 Anzahl der Tage 16,7 16,4 16,3 16,2 16 15,8 15,7 15,3 15,3 15,3 15,1 15 14,9 14,9 14,4 14,3 14,2 14 14,0 14,0 13 Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez Bremen Bremerhaven Abb. 35 Mittlere Anzahl der Niederschlagstage ≥ 0,1 mm für den Bezugszeitraum 1971/2000 Niederschlag 35
13 12,2 12,6 12 11,9 12,0 11,5 11,3 11,3 11,1 11,1 11,1 11,0 11 10,9 10,9 10,8 10,6 10,5 10,3 Anzahl der Tage 10,1 10 9,5 9,5 9 9,0 8,6 8,7 8,2 8 7 Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez Bremen Bremerhaven Abb. 36 Mittlere Anzahl der Niederschlagstage ≥ 1,0 mm für den Bezugszeitraum 1971/2000 Im langjährigen Mittel sind in Bremen pro Jahr an ca. 126 und in Bremerhaven an ca. 129 Tagen Tagessummen der Niederschlagshöhe von ≥ 1,0 mm zu erwarten (Abb. 36). Über das Jahr sind in Bremen im langjährigen Mittel an ca. 15 und in Bremerhaven an ca. 18 Tagen Tagessummen der Niederschlagshöhe von ≥ 10,0 mm zu erwarten (Abb. 37). 3,0 2,6 2,5 2,1 2,0 2,0 1,9 Anzahl der Tage 1,8 1,8 1,6 1,6 1,6 1,5 1,5 1,5 1,4 1,9 1,3 1,2 1,0 1,0 1,0 1,0 0,9 0,7 0,5 0,4 0,0 Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez Bremen Bremerhaven Abb. 37 Mittlere Anzahl der Niederschlagstage ≥ 10,0 mm für den Bezugszeitraum 1971/2000 36 Wetter und Klima in Bremen und Bremerhaven
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