Berliner Kirill Petrenko Patricia Kopatchinskaja - Donnerstag - Berliner Philharmoniker
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Berliner Donnerstag 16.09.21 Freitag 17.09.21 moniker Samstag 18.09.21 Kirill Petrenko Patricia Kopatchinskaja Philhar
Großer Saal Donnerstag, 16.09.21, 20 Uhr Freitag, 17.09.21, 20 Uhr Samstag, 18.09.21, 19 Uhr Berliner Philharmoniker Kirill Petrenko Dirigent Patricia Kopatchinskaja Violine Kirill Petrenko Chefdirigent und künstlerischer Leiter der Berliner Philharmoniker Andrea Zietzschmann Intendantin der Stiftung Berliner Philharmoniker
Inhalt Karl Amadeus Hartmann (1905 –1963) Concerto funebre Werkeinführungen6 für Solovioline und Streichorchester »Ein Stück, das bluten muss«12 1. Introduktion. Largo Patricia Kopatchinskaja im Gespräch 2. Adagio Tanz ohne Tutu20 3. Allegro di molto Die Ballets Russes 4. Choral. Langsamer Marsch Die Berliner Philharmoniker22 Dauer: ca. 25 Min. Kirill Petrenko26 Pause Igor Strawinsky (1882 –1971) L’Oiseau de feu (Der Feuervogel) Ballett in zwei Bildern auf ein Szenario von Michel Fokine (Michail Fokin) Introduction Molto moderato – I. Tableau (Erstes Bild) Le jardin enchanté de Kastchei (Kastschejs Zaubergarten) – Apparition de l’oiseau de feu poursuivi par Ivan Tsarévitch (Der Feuervogel erscheint, verfolgt von Iwan Zarewitsch) Danse de l’oiseau de feu (Tanz des Feuervogels) – Das Konzert am 18.09.21 Fotoaufnahmen, Die Auftritte der Berliner Capture de l’oiseau de feu par Ivan Tsarévitch wird live in der Digital Bild- und Tonaufzeich Philharmoniker mit Concert Hall übertragen nungen sind nicht reduzierten Sitzabstän- (Iwan Zarewitsch nimmt den Feuervogel gefangen) – und wenige Tage später gestattet. Bitte schalten den werden ermöglicht Supplications de l’oiseau de feu (Des Feuervogels Flehen) – als Mitschnitt im Archiv Sie vor dem Konzert durch regelmäßige PCR- veröffentlicht. Ihre Mobiltelefone aus. Testungen. Wir danken Apparition des treize princesses enchantées digitalconcerthall.com dafür unserem Partner (Erscheinen der dreizehn verzauberten Prinzessinnen) – Centogene. Das Konzert am 16.09.21 Jeu des princesses avec les pommes d’or wird vom Deutschland- Die Stiftung Berliner Philharmoniker (Spiel der Prinzessinnen mit den goldenen Äpfeln). Scherzo – funk Kultur aufgezeichnet und am 21.09.21 in der wird gefördert durch: Brusque apparition d’Ivan Tsarévitch Sendung »Konzert« ab (Plötzliches Erscheinen des Iwan Zarewitsch) – 20.03 Uhr ausgestrahlt. deutschlandfunkkultur.de Corovod (Ronde) des princesses (Reigen der Prinzessinnen) – Lever du jour (Morgendämmerung) – Ivan Tsarévitch pénètre dans le palais de Kastchei (Iwan Zarewitsch dringt in Kastschejs Palast ein) – 2 Saison 2021/22 3 Programm
#MusikfestBerlin Carillon féerique, apparition des monstres-gardiens de Kastchei et capture d’Ivan Tsarévitch (Verzaubertes Glockenspiel; Ungetüme [Kastschejs Wächter] erscheinen und nehmen Iwan Zarewitsch gefangen) – Arrivée de Kastchei l’immortel 28.8.– (Ankunft Kastschejs des U nsterblichen) – Dialogue de Kastchei avec Ivan Tsarévitch 20.9. (Zwiegespräch Kastschejs mit Iwan Zarewitsch) – Intercession des princesses (Fürsprache der Prinzessinnen) – Apparition de l’oiseau de feu (Erscheinen des Feuervogels) – Danse de la suite de Kastchei enchantée par l’oiseau de feu (Tanz der vom Feuervogel verzauberten Gefolgschaft 2021 In Zusammenarbeit mit Kastschejs) – Danse infernale de tous les sujets de Kastchei (Höllentanz der Untertanen Kastschejs) – Berceuse (Wiegenlied) – Réveil de Kastchei (Kastschejs Erwachen) – Mort de Kastchei (Kastschejs Tod) – II. Tableau (Zweites Bild) Disparition du palais et des sortilèges de Kastchei, animation des chevaliers pétrifiés. Allégresse générale (Kastschejs Palast verschwindet, sein Bann ist gebrochen, die versteinerten Ritter erwachen. Allgemeine Freude) Dauer: ca. 45 Min. Eine Veranstaltung der Berliner Philharmoniker in Kooperation mit Berliner Festspiele/Musikfest Berlin ie Aufführung des Concerto D funebre von Karl Amadeus Hartmann eröffnet einen Saisonschwerpunkt »Lost Generation«, der an zu Unrecht Gefördert durch vergessene Komponisten zwischen Spätromantik und Neuer Musik erinnern soll. berliner-philharmoniker.de/ Medienpartner lost-generation 4 Saison 2021/22 5 Programm
Karl Amadeus Hartmann Concerto funebre Viele Komponisten in der ersten Hälfte des 20. Jahrhun- derts schrieben Solokonzerte für die Violine, also jenes Instrument, dessen Klang dem der menschlichen Stimme besonders nahekommt. In diesen Werken scheinen ihre innersten Gedanken angesichts einer Welt in Aufruhr ein passendes Gefäß gefunden zu haben. Das gilt be- sonders für das einzige Solokonzert von Karl Amadeus Hartmann, das Concerto funebre von 1939. Mit dem Leben und Schaffen Hartmanns sind Schlagworte verbunden wie innere Emigration und Bekenntnismusik. 1905 in München geboren, wurde er Zeuge der Revolution in Bayern, der gescheiterten Räterepublik und des erstarkenden Nationalsozialismus; aus diesen Erfahrungen rührten seine sozialistischen Überzeugungen her. Als Musiker griff er jede aktuelle Richtung auf: »Futurismus, Dada, Jazz und anderes verschmolz ich unbekümmert in einer Reihe von Kompo- sitionen […] und stürzte mich in die Abenteuer des geistigen Umbruchs […].« Seine Musik ist beeinflusst von Strawinsky und Bartók, Bruckner und Mahler, und er bildete sich bis in seine Dreißiger durch Studien bei Anton Webern weiter – trotz eklatanter politischer Differenzen und stilistischer Ferne. Im »Dritten Reich« konnte er Karl Amadeus Hartmann, um 1935 aufgrund seiner politischen Einstellung auf keine Auffüh- rungen mehr hoffen, biederte sich aber niemals an und ging auch nicht ins Exil, sondern zog sich zurück. Von der Familie unterstützt, komponierte er weiter. Sein Haupt- werk, die Oper Simplicius Simplicissimus nach Grimmels- hausens Roman über den Dreißigjährigen Krieg, ist, wie »Man kann sagen, daß die viele andere Kompositionen, als Paraphrase auf die niederschrift seiner opera […] Gegenwart zu verstehen. Hartmann verstand seine Musik als »Bekenntnis« und »Gegenaktion« und schrieb etwas von subversiven schon 1934 das Werk Miserae für die frühesten Opfer des handlungen hatte, wie das Konzentrationslagers Dachau. verfassen von flugblättern Auch das Violinkonzert ist eine Klage. Hartmann begann das Concerto funebre im Juli 1939 und notierte oder das abhalten unerlaubter später: »Diese Zeit deutet den Grundcharakter und versammlungen.« Anlass meines Stückes an.« Letzterer war offenbar die Hans Werner Henze über Karl Amadeus Hartmann Annexion des Sudetenlandes durch die Deutschen: Wie 6 Saison 2021/22 7 Werkeinführungen
heimlich gewispert erscheint in der Introduktion der Hussitenchoral »Die ihr Gottes Streiter seid« – Symbol Igor Strawinsky des jahrhundertealten Freiheitskampfes der Tschechen. Der Feuervogel Der Ausbruch des Krieges bestätigte Hartmanns Vor- ahnungen und bestärkte ihn in seiner Absicht: »Ich wollte alles niederschreiben, was ich dachte und fühlte, und das ergab Form und Melos.« 1940 konnte das Concerto fune- bre im schweizerischen St. Gallen uraufgeführt werden. Den Aufbau beschrieb der Komponist selbst so: »Die vier Sätze, Choral – Adagio – Allegro – Choral, gehen pausen- Auch noch über hundert Jahre nach ihren ersten Auf- los ineinander über. Der damaligen Aussichtslosigkeit für führungen haben die frühen Ballett-Partituren von Igor das Geistige sollte in den beiden Chorälen am Anfang Strawinsky – Der Feuervogel, Le Sacre du printemps und und am Ende ein Ausdruck der Zuversicht entgegen- Petruschka – nichts von ihrer aufrüttelnden Kraft verloren. gestellt werden.« Der zweite Choral geht zurück auf den Von diesen dreien ist der Feuervogel die erste, und immer proletarischen Trauermarsch »Unsterbliche Opfer«, der wieder überwältigt die rhythmische und klangliche Fülle, seit der russischen Revolution von 1905 verbreitet war. mit der Strawinsky das laut eigenen Worten »verschwen- Nach dem Krieg hat Hartmann viele seiner Werke derisch große Orchester« einsetzt. Dass er sich später überarbeitet und dabei ihre Zeitbezüge vermindert oder von dem Stück ein wenig distanzierte – die Musik schien eliminiert: als wollte er nicht damit prunken, schon immer ihm zu »deskriptiv«, zu sehr der Handlung verpflichtet –, gewarnt und gemahnt zu haben. Er wirkte nunmehr als schmälert die Bedeutung und Qualität des Werkes nicht Dramaturg an der Bayerischen Staatsoper und gründete im Geringsten. Schon die vor geschlossenem Vorhang die (bis heute bestehende) Konzertreihe Musica viva, in zu spielenden ersten Takte ziehen in den Bann – da sie der ehemals verbotene und verfolgte Komponisten reha- aus der tiefsten Tiefe des Orchesters zunächst kaum bilitiert und zeitgenössische Werke gefördert wurden. Al- hörbar heraufschleichen, in mysteriösen Tonfolgen und lerdings schwand sein Optimismus in den ihm verbleiben- von unbestimmter Harmonie, als klingendes Sinnbild des den 18 Jahren: »Die Bedrohung der Kunst wird niemals der unheimlichen Zauberers Kastschej. Vergangenheit angehören, solange irgendwo die Freiheit Für den Mittzwanziger Strawinsky bedeutete der bedroht ist. Darum wollen wir wachsam sein, wollen mah- Feuervogel den Durchbruch als Komponist. Dabei war er nen, vergangener Erniedrigung gedenken, wollen reden, bei dem Projekt bloß Ersatzmann. Eigentlich hatte Sergej wenn wir irgendwo totalitäre Regungen erkennen.« Diaghilew, Leiter des Avantgarde-Ensembles Ballets Russes, den eine Generation älteren Anatoli Ljadow verpflichtet: einen Meister subtiler Klangfarben, der in seinem Leben aber kaum mehr als ein halbes Dutzend Entstehungszeit kurze Orchesterwerke vollendete. Auch für diesen Auf- 1939, revidiert 1959 trag fehlte ihm letztlich die Energie. So schlug die Stunde Uraufführung des jüngeren Musikers, der sich gerade vom Einfluss sei- der Urfassung mit dem Titel Musik der Trauer 1940 in nes Lehrers Nikolaj Rimsky-Korsakow löste und begann, St. Gallen unter der Leitung von Ernst Klug. Revidierte sich gegen die Autoritäten seiner Jugend aufzulehnen. Fassung am 12. November 1959 in Braunschweig Diaghilew ging mit dem Engagement kein kleines Risiko durch die Staatstheater-Kapelle unter der Leitung ein. Zwar hatte er zwei Orchesterstücke von Strawinsky von Heinz Zeebe, Solist: Wolfgang Marschner gehört und dieser hatte sich mit der Orchestrierung eines Chopin-Stückes für das Ballett bewährt; aber hier han- Bei den Berliner Philharmonikern delte es sich um die erste Tanzproduktion der Kompanie erstmals am 9. Januar 1969 unter der Leitung von mit eigens geschriebener, komplett neuer Musik. Hans Schmidt-Isserstedt, Solist: Leon Spierer. Zuletzt Die Handlung des vom Choreografen Michel Fokine im November 2002 unter der Leitung von Jonathan gemeinsam mit Strawinsky entworfenen Librettos kom- Nott, Solist: Tōru Yasunaga biniert zwei russische Sagenkreise: die Geschichte des bösen Zauberers Kastschej, der die Prinzessin Z arewna 8 Saison 2021/22 9 Werkeinführungen
und deren Freundinnen gefangen hält, und die des Feuervogels, dessen Federn magische Kraft haben. Prinz Iwan fängt in Kastschejs Garten den Feuervogel, der klagend um Freilassung bittet. Als Iwan sich erweichen lässt, schenkt ihm der Feuervogel zum Dank eine seiner Federn – sollte Iwan in Gefahr geraten, könne er ihn mit dieser Feder zu Hilfe rufen. Mitleid empfinden und Vertrauen erweisen: zwei wesentliche Schritte im Reife- prozess des jungen Prinzen. Als die gefangenen jungen Frauen zum Tanzen in den Garten kommen, verliebt Iwan sich augenblicklich in Zarewna. Kastschej versucht, ihn mit seinen Dämonen zu bezwingen, doch der herbeigeru- fene Feuervogel wendet das Blatt: Mit magischer Musik lässt er Iwans Feinde erst tanzen und schließlich in Schlaf sinken. Endgültig wird der Zauberer besiegt, als der Prinz das Ei zerschlägt, in dem sich Kastschejs Seele befindet. »Die Musik war fantastisch«, rühmte Fokine später, »sie brachte jeden Moment der Geschichte klanglich zum Ausdruck und war von einer nie zuvor gehörten großartigen Qualität.« Sie war aber auch viel schwieri- ger zu tanzen als jede gewohnte Ballettmusik zuvor, mit ihren vielen Taktwechseln und unregelmäßigen Phrasen. Menschen, gute und böse Fabelwesen sind jeweils in eine ganz eigene Tonsprache getaucht. Strawinsky hatte, wie der russische Musikhistoriker Boris Assafjew 1929 schrieb, »in diesem Märchen wirklich die Goldlichtfeder genom- men und die ganze Partitur mit Regenbogenstrahlen und Edelsteinglanz getränkt«. Mit diesen Klängen, in pracht- voller Ausstattung und von brillanten Tänzern darge- boten, wurde der Feuervogel zu einem internationalen Erfolg. »Seht ihn euch an«, soll Diaghilew über Strawinsky Igor Strawinsky. Ölgemälde von Jacques-Émile Blanche, 1913 zu seinen Tänzern bei einer Probe gesagt haben: »Ein Mann am Vorabend des Ruhms.« Er sollte recht behalten. Entstehungszeit 1909/1910 Uraufführung 25. Juni 1910 an der Pariser Opéra durch Sergej »Du nennst das Ballett Diaghilews Ballets Russes unter der musikalischen die geringste der szenischen Leitung von Gabriel Pierné Künste. Ich sehe das ganz Bei den Berliner Philharmonikern erstmals am 2. November 1922, Dirigent: Gustav anders. Ich liebe das Ballett Brecher. Zuletzt Mitte Juni 2017 unter der Leitung mehr als alles andere.« von Ludovic Morlot Igor Strawinsky an Nikolaj Rimsky-Korsakow 10 Saison 2021/22 11 Werkeinführungen
»Ein Stück, das bluten muss« Die Geigerin Patricia Kopatchinskaja im Gespräch Das Concerto funebre von Karl Amadeus Hartmann ist eine »dunkle, starke Musik«, in der »jeder Ton wie ein Wort aus einem Evangelium ist«. So Patricia Kopatchinskaja, die mit diesem Werk ihren Einstand als Artist in Residence der Berliner Philharmoniker in der Saison 2021/22 gibt. Im Gespräch erzählt sie, was ihr bei der Interpretation des Concerto funebre besonders wichtig ist. Wir erfahren, inwiefern ihre künstlerische Arbeit der mRNA-Forschung ähnelt und wie sie auf der Bühne ihrem Traum einer immerwäh- renden Kindheit nahekommt. 12 Saison 2021/22
Dass Patricia Kopatchinskaja eine so gesehen. Jetzt empfinde ich Geigerin wie keine andere ist, konnte eher das Gegenteil. Ich glaube, das Publikum der Berliner Philharmo- meine Kindheit war das Aller- niker schon mehrfach erleben. Da schönste, was ich je erleben gab es ein Late Night-Konzert, das sie konnte. Und darauf basiert alles, im Pierrot-Kostüm absolvierte, oder aus dem ich jetzt schöpfe. Aus eine Aufführung von György Ligetis der sehr großen Liebe in meiner Violinkonzert, in der sie gleichzeitig Familie und aus der moldawi- Geige spielte und sang. Legendär schen Erde, die anders ist als auch ihre Interpretation des Violin- irgendwo sonst. konzerts von Arnold Schönberg, mit der sie demonstrierte, wie furios Zwölftonmusik klingen kann. Die neue »Ich erlebe natür- Saison eröffnet nun viele Möglich- lich die Realität, keiten, weitere Facetten von Patricia wie sie ist. Aber viel Kopatchinskaja zu entdecken. interessanter ist »Ich bin eine Dissonanz«, haben Sie der Traum.« Zwei Auftritte von Patricia Kopatchinskaja am 9. März 2019 in der Philharmonie einmal gesagt. Mit wem oder was Berlin: als Solistin im Violinkonzert von Arnold Schönberg mit den Berliner Philhar- monikern und Kirill Petrenko ... dissonieren Sie? Wenn Sie sagen, dass Ihr Musizieren PK Für mich besteht die ganze Welt aus Ihren frühen Erfahrungen hervor- aus Klang. Ich empfinde sogar geht – was passiert da? Möbel oder Essen als Musik und Klang und Form. Oder als Musik- PK Es ist, als wenn ich immer weiter theater. Auch in meiner Seele träumen darf. Als wenn ich Kind gibt es immer eine Vibration. bleiben kann und nicht erwach- Die Dissonanz ist wahrschein- sen werden muss. Ich erlebe lich mein Klang. Etwas, das man natürlich die Realität, wie sie auflösen muss. Wobei ich diese ist. Aber viel interessanter ist Auflösung noch nicht gefunden der Traum. Dort finde ich meine habe. Wurzeln wieder, die für immer abgeschnitten sind. Die Heimat Hat diese Dissonanz mit ihrer Her- ist mit der Kindheit verschwun- kunft zu tun? Mit Ihrer Biografie als den und existiert nur noch Emigrantin? im Hinterkopf. Was weiß ich schon, wer ich bin? Aber in den PK Sicherlich. Ich bin ein Flücht- Stücken, die ich spiele, finde ich lingskind und als 13-Jährige mit mich immer wieder. Die Bühne ... und als Sprecherin in Schönbergs Pierrot lunaire, aufgeführt in einem Late Night- meiner Familie aus Moldawien ist der Ort, an dem ich mich auf Konzert mit Mitgliedern der Berliner Philharmoniker nach Wien gekommen. Die die Suche machen darf. erste Station war ein Flüchtlings- lager. Aber das war für mich Gleichzeitig blicken Sie in Ihren kein traumatisches Erlebnis, son- Konzerten auch nach vorn. Sie dern wie ein Ticket in eine neue spielen viel zeitgenössische Musik Welt. Das war großes Kino nach und scheinen im wahrsten Sinne des einem Leben in kleinen Bildern. Wortes neugierig zu sein – gierig Zumindest habe ich es damals nach Neuem. Was treibt Sie an? 14 Saison 2021/22 15 Patricia Kopatchinskaja im Gespräch
PK Wäre ich ein mRNA-Forscher, PK Kirill Petrenko war immer sehr Macht ein solcher historischer Hinter- Musik und Politik: Das ist ein wieder- der an einem neuen Impfstoff auffallend. Durch seine Konzen grund die Interpretation leichter kehrendes Thema bei Ihnen. Sie arbeitet, würde sich diese Frage tration im Unterricht, durch seine oder herausfordernder? Empfinden haben einmal ein Projekt realisiert, ja nicht stellen. Selbstverständ- Fragen, die oft interessanter Sie einen Druck, der Größe des das sich mit dem Klimawandel aus- lich sucht man nach dem Neuen. waren als die Antworten der Themas gerecht zu werden? einandersetzt, in Ihrer Residency Die Frage ist doch eher: Wa Professoren. Es war schon da- folgt nun das Projekt Les Adieux, wo rum spielt man die ganze Zeit mals offensichtlich, dass er eine PK Ich habe mich das zum ersten es um das Verschwinden der Arten altes Zeug? Das hat für mich sehr tiefgründige Persönlichkeit Mal gefragt, als ich Polyptyque geht. Was kann Musik politisch und mit Kunst wenig zu tun und ist ist. Gleichzeitig gab es da im- von Frank Martin gespielt habe, gesellschaftlich erreichen? eher eine archivarische oder mer eine große Menschlichkeit, wo die Geige die Stimme von museale Arbeit. Auch das kann Warmherzigkeit und Beschei- Jesus Christus darstellen soll. Da PK In den letzten Jahrzehnten spannend sein, aber es ist nicht denheit – gar nicht die typischen dachte ich mir: Oje, wie soll das haben wir Musiker vielleicht meins. Ich bin wie ein Hund im Allüren eines Dirigenten. Er ist gehen? Hartmanns Concerto vergessen, welche Rolle wir Wald, der seiner Nase folgt. Der mir ein treuer Freund. funebre ist in dieser Hinsicht ei- spielen können, außer dass wir sich immer fragt: Was ist das für gentlich einfach. Man muss sich unsere hübschen Kleider und ein Geruch? Ist da vielleicht ein Was Sie mit Kirill Petrenko gemein- nur hineinfühlen. Dann erfährt unsere Perfektion zur Schau anderer Hund? sam haben, ist das Engagement für man das Leid, das Hartmann stellen. Aber es gibt für uns noch Werke, die zu Unrecht im Schatten selbst gesehen hat. Er war ein andere Themen. Wir werden im »Ich bin wie ein stehen. In Ihrem ersten Konzert dieser Saison spielen Sie das Con sehr wacher Bürger, der schon in den 1930er-Jahren verstanden Konzert oft zwei Stunden lang von 1800 Menschen angestarrt. Hund im Wald, der certo funebre von Karl Amadeus hat, was politisch geschieht. Viele kommen einfach, um einen seiner Nase folgt.« Hartmann. Was hat es damit auf Unter seinen Freunden waren schönen Abend zu erleben. Was sich? Komponisten der sogenannten ich aber möchte, ist, dass sie sich entarteten Musik, und er hat Gedanken machen. Les Adieux In der Saison 2021/22 gehen Sie PK Es ist nicht einfach ein ästhe seine Musik in Deutschland nicht ist ein Projekt, in dem wir Musik solchen Fragen als Artist in Residence tisches Werk, sondern es gibt aufführen lassen, weshalb das zu unserem eigenen Begräb- der Berliner Philharmoniker nach. hier eine gewichtige Aussage. Concerto funebre seine Urauf- nis spielen. Wir Menschen sind Wie war Ihre erste Begegnung mit Hartmann war ja selbst ein führung in St. Gallen erlebt hat. wie Parasiten. Wir kommen dem Orchester? Widerstandsgeist, und seine Er war eine Art Emigrant im auf diese Erde und fressen sie Stücke muss man im geschicht- eigenen Land. Das ist mir alles auf. Wir fressen so viel, wie wir PK Das war 2014 bei einer Auf- lichen Kontext verstehen. Dieses sehr nah. Ich komme ja selbst können. Kein anderer Parasit, führung des Violinkonzerts von Konzert ist Ausdruck seiner aus einem Land, in dem die kein Wurm würde jemals seinen Peter Eötvös. Jeder einzelne Empörung über die Invasion Menschen früher nur sehr leise Wirt auffressen. Bei uns hoch- im Orchester hat sich mit Liebe der Deutschen in die Tsche über Politik gesprochen haben. entwickelten Menschen da- und Hingabe diesem Stück ge- choslowakei. Es ist eine dunkle, Karl Amadeus Hartmann ist für gegen ist diese Art von Vernunft widmet – für mich eine große starke Musik, jeder Ton ist wie mich ein Held. Ich sehe seine nicht vorprogrammiert. Was Freude. Mehr kann man sich als ein Wort aus einem Evangelium. Musik als ein Ausdruck von Zivil- aber kann ich als Musiker tun? Solist nicht wünschen. Dass man Es kommt hier nicht auf geigeri- courage. Ich kann mich nur auf die Bühne nicht allein ist, sondern sich ge- sche Perfektion an, sondern auf stellen mit einer Resonanz mei- meinsam für die Musik einsetzt. Kraft. Man muss selbst zu dieser Kraft werden, man muss sie »Karl Amadeus ner Besorgnis, Ratlosigkeit und Verzweiflung. Ein weiteres Bindeglied zwischen aushalten. Solche Musik ist gar Hartmann ist für Ihnen und den Berliner Philharmo- nicht leicht zu spielen. Es ist ein mich ein Held. Ich nikern ist Kirill Petrenko, den Sie sehr Stück, das bluten muss. lange kennen, seit Ihrem Studium sehe seine Musik in Wien. Wie haben Sie ihn damals als ein Ausdruck erlebt? von Zivilcourage.« 16 Saison 2021/22 17 Patricia Kopatchinskaja im Gespräch
Was erhoffen Sie sich insgesamt von dieser Residency? Gibt es für Sie einen Maßstab für Erfolg? PK Ich weiß gar nicht, was Erfolg ist. Ich bin sehr glücklich, wenn ich das Gefühl habe, dass das Pu- blikum elektrisiert ist. Das spüre ich sehr stark, dafür habe ich große Antennen. Ich brauche nicht mehr als diese Kommuni- kation. Wie Sie wissen, geschieht Kommunikation zwischen zwei Menschen nicht allein durch Worte. Es gibt da immer noch etwas anderes, eine Energie, die gerade in der Musik am stärksten ist und die manchmal in Liebe mündet. Dann ist es gut. Ich weiß nicht, was sein wird. Ich möchte mit meinem Publi- kum Dinge erleben. Ich möchte Wege gehen, die ich selbst noch nicht gegangen bin. Und ich hoffe, dass so viele wie möglich mitkommen. Die Fragen stellte Tobias Möller. Igor Strawinsky (rechts) mit Karl Amadeus Hartmann und dessen Ehefrau Elisabeth, um 1950. Die beiden Komponisten kannten sich seit den frühen 1930er-Jahren. Als Leiter der Konzertreihe Musica viva initiierte Hartmann mehrfach Münchner Gastspiele Strawinskys, der seinerseits Hartmann künstlerisch und menschlich schätzte. 18 Saison 2021/22 19 Patricia Kopatchinskaja im Gespräch
Tanz ohne Tutu Was verbindet Jean Cocteau, Pablo Picasso, Coco Die Ballets Russes Chanel, George Balanchine, Pierre Monteux und Igor Strawinsky? Sie alle (und viele mehr) arbeiteten für ein künstlerisches Unterfangen, das in der Welt seinesgleichen nicht hat: die Ballets Russes, die »russischen Ballette« in Paris. Die Kompanie war eine der aufregendsten Kulturinstitutionen der frühen Moderne, in der Wegbereiter verschiedenster Künste einander inspirierten. Gegründet und geleitet wurden die seinen immer gleichen Aufmärschen Ballets Russes von Sergej Diaghilew im weißen Tutu, integrierten traditio- (1872–1929), dem Sprössling einer nelle Elemente wie den Pas de deux pleitegegangenen Dynastie von in dramatisch zwingende Zusam- Wodkaherstellern, der statt einer menhänge und forderten die Tänzer geplanten Juristenkarriere sich lieber mit rhythmisch komplexer Musik auf mit künstlerischen Dingen befasste. ganz neue Weise heraus. Diaghilew, Diaghilew wollte zunächst die rus- Inbegriff des modernen Impresarios, sische Malerei erneuern, dann das hat, kurz gesagt, das Ballett »wieder russische Musiktheater im Westen als Kunst glaubwürdig gemacht« bekannt machen. Dazu realisierte (Heinz-Ludwig Schneiders). Nach er Gastspiele, etwa mit der ersten seinem Tod lösten sich die Balets Aufführung von Mussorgskys Boris Russes hochverschuldet auf. Doch Godunow in Westeuropa im Jahr bald bildeten sich zwei konkurrieren- 1908. Es folgten Eigenproduktionen, de Nachfolgetruppen: das Original bei denen bald der Tanz ins Zentrum Ballet Russe und das Ballet Russe de rückte. Dazu scharte Diaghilew in Monte-Carlo, das, von Léonide Mas- Paris Mitstreiter um sich, die alle auf sine geleitet, mit Beginn des Zweiten ihrem Gebiet zu den besten und mo- Weltkriegs in die USA ging und aus dernsten gehörten, wie die Tänzer dem heraus George Balanchine und Choreografen Michel Fokine das legendäre American Ballet und Vaslav Nijinsky. Die historische und später das New York City Ballet Leistung der Ballets Russes liegt in formierte. nichts weniger als einer tiefgreifen- den Ballettreform: Sie entstaubten Malte Krasting Tamara Karsawina und Michel Fokine im Ballett Der Feuervogel, 1910 das Petersburger Prachtballett mit 20 Saison 2021/22 21 Die Ballets Russes
Die Berliner •Chefdirigent Kirill Petrenko Christoph von der Nahmer Christoph Igelbrink Solène Kermarrec Philharmoniker Raimar Orlovsky Stephan Koncz • Erste Violinen Noah Bendix-Balgley Simon Roturier Bettina Sartorius Martin Menking David Riniker 1. Konzertmeister Rachel Schmidt Nikolaus Römisch Daishin Kashimoto Armin Schubert Dietmar Schwalke 1. Konzertmeister Stephan Schulze Knut Weber N. N. Christoph Streuli N. N. 1. Konzertmeister*in Eva-Maria Tomasi Krzysztof Polonek Konzertmeister Romano Tommasini N. N. • Kontrabässe Matthew McDonald Zoltán Almási 1. Solobassist Maja Avramović Helena Madoka Berg • Bratschen Amihai Grosz Janne Saksala 1. Solobassist Simon Bernardini 1. Solobratscher Esko Laine Alessandro Cappone N. N. Solobassist Madeleine Carruzzo 1. Solobratsche Martin Heinze Aline Champion- Naoko Shimizu Michael Karg Hennecka Solobratscherin Stanisław Pajak Luiz Felipe Coelho Micha Afkham Peter Riegelbauer Luis Esnaola Julia Gartemann Edicson Ruiz Sebastian Heesch Matthew Hunter Gunars Upatnieks Aleksandar Ivić Ulrich Knörzer Janusz Widzyk Hande Küden Sebastian Krunnies Ulrich Wolff Rüdiger Liebermann Walter Küssner Kotowa Machida Álvaro Parra Ignacy Miecznikowski Martin von der • Flöten Mathieu Dufour Johanna Pichlmair Nahmer Solo Bastian Schäfer Allan Nilles Emmanuel Pahud Dorian Xhoxhi Kyoungmin Park Solo N. N. Joaquín Riquelme Michael Hasel García Jelka Weber • Zweite Violinen Marlene Ito Martin Stegner Wolfgang Talirz Egor Egorkin Piccolo 1. Stimmführerin Thomas Timm 1. Stimmführer • Violoncelli Bruno Delepelaire • Oboen Jonathan Kelly Christophe Horák 1. Solocellist Solo Stimmführer Ludwig Quandt Albrecht Mayer Philipp Bohnen 1. Solocellist Solo Stanley Dodds Martin Löhr Christoph Hartmann Cornelia Gartemann Solocellist Andreas Wittmann Amadeus Heutling Olaf Maninger Dominik Wollenweber Angelo de Leo Solocellist Englischhorn Anna Mehlin Rachel Helleur- Simcock 22 Saison 2021/22 23 Die Berliner Philharmoniker
• Klarinetten Wenzel Fuchs • Posaunen Christhard Gössling • Orchestervorstand Stefan Dohr Solo Solo Knut Weber Andreas Ottensamer Olaf Ott Solo Alexander Bader Solo Jesper Busk Sørensen • Medienvorstand Stanley Dodds N. N. Thomas Leyendecker Olaf Maninger N. N. Stefan Schulz Bassklarinette Bassposaune • Oimrchestervertretung Stiftungsrat Kirill Petrenko – Vorfreude und Aufbruch • Fagotte Daniele Damiano • Tuba Alexander von Andreas Wittmann Martin Stegner Im Juni 2015 wählten die Berliner Philharmoniker Kirill Petrenko zu ihrem neuen Chefdirigenten, im Sommer 2019 trat er das Amt an. Jetzt präsentiert eine exklusive Edition zentrale Aufnahmen dieser Solo Puttkamer Vorsitzender des Phase der Vorfreude und des Aufbruchs. In Interpretationen von Werken von Beethoven, Tschai- Stefan Schweigert Personalrats kowsky, Franz Schmidt und Rudi Stephan offenbaren sich nicht nur erste wichtige Programmlinien, Solo Markus Weidmann • Pauken Wieland Welzel Ulrich Knörzer Stellvertretendes sondern auch das spannungsreiche, intensive Musizieren in dieser Partnerschaft. N. N. N. N. Mitglied Václav Vonášek Julia Gartemann Kontrafagott • Schlagzeug Raphael Haeger Stellvertretendes Mitglied, • Hörner Stefan Dohr Simon Rössler Franz Schindlbeck Mitglied des Personalrats Solo Jan Schlichte N. N. • Fünferrat Solo Johannes Lamotke •Harfe Marie-Pierre Philipp Bohnen Jesper Busk Sørensen Georg Langlamet Cornelia Gartemann Schreckenberger Raphael Haeger Sarah Willis Gäste Markus Weidmann Andrej Žust • Klavier N. N. N. N. Hendrik Heilmann • Gemeinschaft der Berliner • Celesta Philharmoniker • Trompeten Guillaume Jehl Holger Groschopp Philipp Bohnen Klaus Wallendorf Solo Sarah Willis N. N. Solo Andre Schoch • Ehrendirigent Daniel Barenboim Berliner Philharmoniker Ludwig van Beethoven Peter Iljitsch Tschaikowsky Tamás Velenczei • Dirigenten Kirill Petrenko Symphonie Nr. 7 Symphonie Nr. 5 N. N. Symphonie Nr. 9 Symphonie Nr. 6 unter den 5 CD · 2 Blu-ray Franz Schmidt Rudi Stephan Ehrenmitgliedern Symphonie Nr. 4 Musik für Orchester Bernard Haitink Zubin Mehta Seiji Ozawa Jetzt erhältlich unter berliner-philharmoniker-recordings.com und im Shop der Philharmonie Berlin 24 Saison 2021/22
Kirill Petrenko Seit der Saison 2019/20 ist Kirill Petrenko Chefdirigent und künstlerischer Leiter der Berliner Philharmoniker. Ausgebildet wurde er zunächst in Russland, dann in Österreich. Die internationale Musikwelt wurde erstmals auf ihn aufmerksam, als er 2001 am Meininger Theater Wagners Ring des Nibelungen in der Regie von Chris- tine Mielitz und im Bühnenbild von Alfred Hrdlicka an vier aufeinanderfolgenden Tagen zur Premiere brachte. Zwölf Jahre später leitete er den Zyklus dann bei den Bayreuther Festspielen zum zweiten Mal. Zur selben Zeit trat Kirill Petrenko sein Amt als Generalmusikdirektor der Bayerischen Staatsoper an, nach Meiningen und der Komischen Oper Berlin die dritte Chefposition an einem Opernhaus. Parallel gastierte er sowohl an den be- deutendsten Opernhäusern der Welt (von der Wiener Staatsoper über den Londoner Covent Garden und die Opéra National in Paris bis zur Metropolitan Opera in New York) wie auch bei den großen internationalen Symphonieorchestern – in Wien, München, Dresden, Paris, Amsterdam, London, Rom, Chicago, Cleveland und Israel. Sein Debüt bei den Berliner Philharmonikern gab er im Jahr 2006. Auch außerhalb Berlins ist Kirill Petrenko mit den Berliner Philharmonikern zu erleben – auf Tournee und natürlich in der Digital Concert Hall. Ausgewählte Aufführungen erscheinen zudem als Mitschnitte auf Tonträgern, zuletzt in einer Edition mit symphonischen Werken von Ludwig van Beethoven, Peter Tschaikowsky, Franz Schmidt und Rudi Stephan. 26 Saison 2021/22 27 Kirill Petrenko
Ways of Seeing Abstraction Works from the Deutsche Bank Collection Die abstrakte Kunst war nie tot. Seit ihren revolutionären Anfängen zu Beginn des 20. Jahrhunderts hat sie immer wieder Blütezeiten erlebt und alle Anfeindungen, ja sogar Verbote, überlebt. Aspekte der abstrakten Kunst der Gegenwart, verbunden mit historischen Beide Ausstellungsansichten © Mathias Schormann Reminiszenzen, stehen im Mittelpunkt der dritten Schau aus der Sammlung der Deutschen Bank im PalaisPopulaire. Die Auswahl umfasst ca. 170 Werke aus der Zeit von 1959 bis 2021. Gezeigt werden Zeichnungen, Fotografien, Gemälde und Druckgrafiken von zu interpretieren. Mit einer Reihe von Neu- und Wiederentdeckungen 47 Künstler*innen aus vierzehn Ländern. wie zum Beispiel den Positionen von Rana Begum, Jennie C. Jones, Kapwani Kiwanga oder Wilhelm Müller und mit einer Auswahl von eher Der Ausstellungstitel Ways of Seeing Abstraction leitet sich ab von unbekannten oder selten gezeigten Werken international bekannter John Bergers populärer BBC-Fernsehserie und Publikation „Ways of Künstler wie Gerhard Richter oder Tadaaki Kuwayama ist Ways of Seeing Seeing“ aus den 1970er-Jahren und verweist in Bezug auf die Schau Abstraction wie die Sammlung Deutsche Bank global konzipiert. auf die vielfältigen „Wege“ der Künstler*innen, ungegenständliche Bildwelten zu schaffen und auf die gleichermaßen vielfältigen Mög- Die Ausstellung verzichtet bewusst auf Kategorisierungen wie lichkeiten der Betrachter*innen, diese individuell wahrzunehmen und Konstruktivismus, Abstrakter Expressionismus, Informel, Hard Edge, Konkrete Kunst oder Neo Geo. Sie zeigt, dass insbesondere jüngere Künstlergenerationen Elemente dieser heute historischen Stilrich- tungen nicht nur als ihr Formenreservoir nutzen, sondern sie auch neu interpretieren und mit aktuellen, auch politischen Inhalten verbinden. Ways of Seeing Abstraction Works from the Deutsche Bank Collection 27. 3. 2021–7. 2. 2022 PalaisPopulaire Unter den Linden 5, 10117 Berlin db-palaispopulaire.de
Konzerttipps Late Night mit Oksana Lyniv Sie war die erste Frau am Pult der Bayreuther Festspiele: Die aus der Ukraine stammende Dirigentin Oksana Lyniv gab im Sommer 2021 mit Wagners Fliegendem Holländer ihr Debüt bei dem weltberühmten Festival. Ihr Handwerk hat sie gründlich gelernt, u. a. als Assistentin von Kirill Petrenko an der Bayerischen Staatsoper. Zusammen Hier spielen mit Mitgliedern der Berliner Philharmoniker gestaltet sie nun dieses Late Night-Konzert, das ganz Igor Strawinsky gewidmet ist. Gespielt werden Renard, eine Burleske mit Gesang und Musik, das Concerto »Dumbarton Oaks« und wir nur für das Oktett für Blasinstrumente. Sa 25.09.21 22 Uhr Sie Großer Saal Mitglieder der Berliner Philharmoniker Oksana Lyniv Dirigentin Karten 20 Euro Das Scharoun Ensemble Berlin mit Musik von Beethoven, Schreker und Wellesz Der 1878 geborene Franz Schreker gehörte zu den meistgespielten Komponisten seiner Zeit. Auch der sieben Jahre jüngere Egon Wellesz war mit seinen Werken im ersten Viertel des 20. Jahrhunderts tonangebend – bis die Nationalsozialisten die Musik beider Komponisten als »entartet« verboten. In unserer Kammermusikreihe zum Saisonschwerpunkt »Lost Generation« stellt das Scharoun Ensemble Berlin Schrekers expressive Tanzallegorie Der Wind und Wellesz’ mit verschiedenen Musikstilen spie- lendes Oktett dem gut gelaunten Septett von Beethoven gegenüber. Di 05.10.21 20 Uhr Kammermusiksaal Scharoun Ensemble Berlin Jetzt in Hi-Res Karten 10 bis 26 Euro Audio Offizieller Streaming-Partner der Digital Concert Hall digitalconcerthall.com 31 Konzerttipps
Ticketverkauf • online unter berliner-philharmoniker.de • t elefonisch unter +49 30 254 88-999 Montag – Freitag 9 –16 Uhr • a n der Konzertkasse der Philharmonie Montag – Freitag 15–18 Uhr Samstag, Sonntag und an Feiertagen 11–14 Uhr Impressum Newsletter und Social Media Herausgegeben von der Berliner berliner-philharmoniker.de/newsletter Philharmonie gGmbH für die Stiftung instagram.com/BerlinPhil Berliner Philharmoniker facebook.com/BerlinPhil Direktorin Marketing, Kommunikation und twitter.com/BerlinPhil Vertrieb: Kerstin Glasow youtube.com/BerlinPhil Herbert-von-Karajan-Straße 1, 10785 Berlin redaktion@berliner-philharmoniker.de Redaktion: Tobias Möller (V. i. S. d. P.) Mitarbeit: Anne Röwekamp, Hendrikje Scholl Werkeinführungen: Malte Krasting · Das Interview mit Patricia Kopatchinskaja erschien zuerst in Phil – Das Magazin der Berliner Philharmoniker · Abbildungen: S. 7 privat, Karl Amadeus Hartmann-Gesellschaft e. V., S. 11 akg-images / De Agostini Picture Library / G. Dagli Orti, S. 13 Alexandra Muravyeva, S. 15, 22 Monika Rittershaus, S. 19 akg-images, S. 20 Library of Congress, Washington, D. C., Prints and Photographs Division, S. 27 Stephan Rabold, S. 31Oleh Pavliuchenko (o.), F elix Broede (u.) · Artwork: Studio Oliver H elfrich Layout: Stan Hema · Satz: Bettina Aigner Herstellung: Reiter-Druck, 12247 Berlin Programm- und Besetzungsänderungen vorbehalten Einzelheftpreis: 3,50 Euro PH 3, 2021/22 32 Saison 2021/22 Kol-Titel
Rana Begum, WP 412 (Detail) © Begum Studio Courtesy of Jhaveri Contemporary 27.3.2021–7.2.2022 Ways of Seeing Abstraction Works from the Deutsche Bank Collection Mi – Mo 10 – 19 Uhr, Do bis 21 Uhr Unter den Linden 5, 10117 Berlin db-palaispopulaire.de
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