Berliner Kirill Petrenko Patricia Kopatchinskaja - Donnerstag - Berliner Philharmoniker

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Berliner Kirill Petrenko Patricia Kopatchinskaja - Donnerstag - Berliner Philharmoniker
Berliner
                            Donnerstag
                            16.09.21

                            Freitag
                            17.09.21
moniker

                            Samstag
                            18.09.21

          Kirill Petrenko
          Patricia Kopatchinskaja

               Philhar
Berliner Kirill Petrenko Patricia Kopatchinskaja - Donnerstag - Berliner Philharmoniker
Großer Saal

Donnerstag, 16.09.21, 20 Uhr
Freitag, 17.09.21, 20 Uhr
Samstag, 18.09.21, 19 Uhr

Berliner Philharmoniker
Kirill Petrenko Dirigent
Patricia Kopatchinskaja Violine

Kirill Petrenko
Chefdirigent und künstlerischer Leiter
der Berliner ­Philharmoniker

 Andrea Zietzschmann
 Intendantin der Stiftung Berliner
­Philharmoniker
Berliner Kirill Petrenko Patricia Kopatchinskaja - Donnerstag - Berliner Philharmoniker
Inhalt                                                                                     Karl Amadeus Hartmann (1905 –1963)
                                                                                           Concerto funebre
Werkeinführungen6                                                                         für Solovioline und Streichorchester
»Ein Stück, das bluten muss«12
                                                                                           1. Introduktion. Largo
     Patricia Kopatchinskaja im Gespräch                                                   2. Adagio
Tanz ohne Tutu20                                                                          3. Allegro di molto
     Die Ballets Russes                                                                    4. Choral. Langsamer Marsch
Die Berliner Philharmoniker22                                                             Dauer: ca. 25 Min.
Kirill Petrenko26
                                                                                           Pause

                                                                                           Igor Strawinsky (1882 –1971)
                                                                                           L’Oiseau de feu (Der Feuervogel)
                                                                                           Ballett in zwei Bildern
                                                                                           auf ein Szenario von Michel Fokine (Michail Fokin)

                                                                                           Introduction
                                                                                           Molto moderato –

                                                                                           I. Tableau (Erstes Bild)
                                                                                           Le jardin enchanté de Kastchei (Kastschejs Zaubergarten) –
                                                                                           Apparition de l’oiseau de feu poursuivi par Ivan Tsarévitch
                                                                                           (Der Feuervogel erscheint, verfolgt von Iwan Zarewitsch)
                                                                                           Danse de l’oiseau de feu (Tanz des Feuervogels) –
    Das Konzert am 18.09.21      Fotoaufnahmen,               Die Auftritte der Berliner   Capture de l’oiseau de feu par Ivan Tsarévitch
    wird live in der Digital     Bild- und Tonaufzeich­       Philharmoniker mit
   Concert Hall übertragen        nungen sind nicht           reduzierten Sitzabstän-      (Iwan Zarewitsch nimmt den Feuervogel gefangen) –
    und wenige Tage später       ­gestattet. Bitte schalten   den werden ermöglicht        Supplications de l’oiseau de feu (Des Feuervogels Flehen) –
    als Mitschnitt im Archiv     Sie vor dem Konzert          durch regelmäßige PCR-
   ­veröffentlicht.              Ihre Mobiltelefone aus.      Testungen. Wir danken        Apparition des treize princesses enchantées
       digitalconcerthall.com                                 dafür unserem Partner        (Erscheinen der dreizehn verzauberten Prinzessinnen) –
                                                              Centogene.
   Das Konzert am 16.09.21                                                                 Jeu des princesses avec les pommes d’or
   wird vom Deutschland-          Die Stiftung Berliner
                                 ­Philharmoniker                                           (Spiel der Prinzessinnen mit den goldenen Äpfeln). Scherzo –
   funk Kultur aufgezeichnet
   und am 21.09.21 in der         wird gefördert durch:                                    Brusque apparition d’Ivan Tsarévitch
   Sendung »Konzert« ab                                                                    (Plötzliches Erscheinen des Iwan Zarewitsch) –
   20.03 Uhr ausgestrahlt.
      deutschlandfunkkultur.de                                                             Corovod (Ronde) des princesses (Reigen der Prinzessinnen) –
                                                                                           Lever du jour (Morgendämmerung) –
                                                                                           Ivan Tsarévitch pénètre dans le palais de Kastchei
                                                                                           (Iwan Zarewitsch dringt in Kastschejs Palast ein) –

   2          Saison 2021/22                                                                    3           Programm
Berliner Kirill Petrenko Patricia Kopatchinskaja - Donnerstag - Berliner Philharmoniker
#MusikfestBerlin
Carillon féerique, apparition des monstres-gardiens de
­Kastchei et capture d’Ivan Tsarévitch
 (Verzaubertes Glockenspiel; Ungetüme [Kastschejs Wächter]
 erscheinen und nehmen Iwan Zarewitsch gefangen) –
Arrivée de Kastchei l’immortel

                                                                                           28.8.–
(Ankunft Kastschejs des U
                        ­ nsterblichen) –
Dialogue de Kastchei avec Ivan Tsarévitch

                                                                                           20.9.
(Zwiegespräch Kastschejs mit Iwan Zarewitsch) –
Intercession des princesses (Fürsprache der Prinzessinnen) –
Apparition de l’oiseau de feu (Erscheinen des Feuervogels) –
Danse de la suite de Kastchei enchantée par l’oiseau de feu
(Tanz der vom Feuervogel verzauberten Gefolgschaft
                                                                                           2021                                            In Zusammenarbeit mit

Kastschejs) –
Danse infernale de tous les sujets de Kastchei
(Höllentanz der Untertanen Kastschejs) –
Berceuse (Wiegenlied) –
Réveil de Kastchei (Kastschejs Erwachen) –
Mort de Kastchei (Kastschejs Tod) –

II. Tableau (Zweites Bild)
Disparition du palais et des sortilèges de Kastchei,
­animation des chevaliers pétrifiés. Allégresse générale
 (Kastschejs Palast verschwindet, sein Bann ist gebrochen,
 die versteinerten Ritter erwachen. Allgemeine Freude)
Dauer: ca. 45 Min.

Eine Veranstaltung der Berliner Philharmoniker
in Kooperation mit Berliner Festspiele/Musikfest Berlin

                                                  
                                                           ie Aufführung des Concerto
                                                          D
                                                          funebre von Karl Amadeus
                                                          Hartmann eröffnet einen
                                                          Saisonschwerpunkt »Lost
                                                          Generation«, der an zu Unrecht   Gefördert durch
                                                          vergessene Komponisten
                                                          zwischen Spätromantik und
                                                          Neuer Musik erinnern soll.

                                                            berliner-philharmoniker.de/   Medienpartner

                                                             lost-generation
                                                  

      4          Saison 2021/22                                                                    5         Programm
Berliner Kirill Petrenko Patricia Kopatchinskaja - Donnerstag - Berliner Philharmoniker
Karl Amadeus Hartmann
Concerto funebre

Viele Komponisten in der ersten Hälfte des 20. Jahrhun-
derts schrieben Solokonzerte für die Violine, also jenes
Instrument, dessen Klang dem der menschlichen Stimme
besonders nahekommt. In diesen Werken scheinen ihre
innersten Gedanken angesichts einer Welt in Aufruhr
ein passendes Gefäß gefunden zu haben. Das gilt be-
sonders für das einzige Solokonzert von Karl Amadeus
Hartmann, das Concerto funebre von 1939.
      Mit dem Leben und Schaffen Hartmanns sind
Schlagworte verbunden wie innere Emigration und
Bekenntnismusik. 1905 in München geboren, wurde er
Zeuge der Revolution in Bayern, der gescheiterten
Räterepublik und des erstarkenden Nationalsozialismus;
aus diesen Erfahrungen rührten seine sozialistischen
Überzeugungen her. Als Musiker griff er jede aktuelle
Richtung auf: »Futurismus, Dada, Jazz und anderes
verschmolz ich unbekümmert in einer Reihe von Kompo-
sitionen […] und stürzte mich in die Abenteuer des
geistigen Umbruchs […].« Seine Musik ist beeinflusst von
Strawinsky und ­Bartók, Bruckner und Mahler, und er
bildete sich bis in seine Dreißiger durch Studien bei Anton
Webern weiter – trotz eklatanter politischer Differenzen
und stilistischer Ferne. Im »Dritten Reich« konnte er                          Karl Amadeus Hartmann, um 1935
aufgrund seiner politischen Einstellung auf keine Auffüh-
rungen mehr hoffen, biederte sich aber niemals an und
ging auch nicht ins Exil, sondern zog sich zurück. Von der
Familie unterstützt, komponierte er weiter. Sein Haupt-
werk, die Oper Simplicius Simplicissimus nach Grimmels-
hausens Roman über den Dreißigjährigen Krieg, ist, wie        »Man kann sagen, daß die
viele andere Kompositionen, als Paraphrase auf die            niederschrift seiner opera […]
Gegenwart zu verstehen. Hartmann verstand seine
Musik als »Bekenntnis« und »Gegen­aktion« und schrieb
                                                              etwas von subversiven
schon 1934 das Werk Miserae für die frühesten Opfer des       ­handlungen hatte, wie das
Konzen­trationslagers Dachau.                                  verfassen von flugblättern
      Auch das Violinkonzert ist eine Klage. Hartmann
begann das Concerto funebre im Juli 1939 und ­notierte         oder das abhalten unerlaubter
später: »Diese Zeit deutet den Grundcharakter und              versammlungen.«
Anlass meines Stückes an.« Letzterer war offenbar die         Hans Werner Henze über Karl Amadeus Hartmann
Annexion des Sudetenlandes durch die Deutschen: Wie

    6         Saison 2021/22                                      7         Werkeinführungen
Berliner Kirill Petrenko Patricia Kopatchinskaja - Donnerstag - Berliner Philharmoniker
heimlich gewispert erscheint in der Introduktion der
Hussitenchoral »Die ihr Gottes Streiter seid« – Symbol
                                                                        Igor Strawinsky
des jahrhundertealten Freiheitskampfes der Tschechen.                   Der Feuervogel
Der Ausbruch des Krieges bestätigte Hartmanns Vor-
ahnungen und bestärkte ihn in seiner Absicht: »Ich wollte
alles niederschreiben, was ich dachte und fühlte, und das
ergab Form und Melos.« 1940 konnte das Concerto fune-
bre im schweizerischen St. Gallen uraufgeführt werden.
Den Aufbau beschrieb der Komponist selbst so: »Die vier
Sätze, Choral – Adagio – Allegro – Choral, gehen pausen-                Auch noch über hundert Jahre nach ihren ersten Auf-
los ineinander über. Der damaligen Aussichtslosigkeit für               führungen haben die frühen Ballett-Partituren von Igor
das Geistige sollte in den beiden Chorälen am Anfang                    Strawinsky – Der Feuervogel, Le Sacre du printemps und
und am Ende ein Ausdruck der Zuversicht entgegen-                       Petruschka – nichts von ihrer aufrüttelnden Kraft verloren.
gestellt werden.« Der zweite Choral geht zurück auf den                 Von diesen dreien ist der Feuervogel die erste, und immer
proletarischen Trauermarsch »Unsterbliche Opfer«, der                   wieder überwältigt die rhythmische und klangliche Fülle,
seit der russischen Revolution von 1905 verbreitet war.                 mit der Strawinsky das laut eigenen Worten »verschwen-
       Nach dem Krieg hat Hartmann viele seiner Werke                   derisch große Orchester« einsetzt. Dass er sich später
überarbeitet und dabei ihre Zeitbezüge vermindert oder                  von dem Stück ein wenig distanzierte – die Musik schien
eliminiert: als wollte er nicht damit prunken, schon immer              ihm zu »deskriptiv«, zu sehr der Handlung verpflichtet –,
gewarnt und gemahnt zu haben. Er wirkte nunmehr als                     schmälert die Bedeutung und Qualität des Werkes nicht
Dramaturg an der Bayerischen Staatsoper und gründete                    im Geringsten. Schon die vor geschlossenem Vorhang
die (bis heute bestehende) Konzertreihe Musica viva, in                 zu spielenden ersten Takte ziehen in den Bann – da sie
der ehemals verbotene und verfolgte Komponisten reha-                   aus der tiefsten Tiefe des Orchesters zunächst kaum
bilitiert und zeitgenössische Werke gefördert wurden. Al-               hörbar heraufschleichen, in mysteriösen Tonfolgen und
lerdings schwand sein Optimismus in den ihm verbleiben-                 von unbestimmter Harmonie, als klingendes Sinnbild des
den 18 Jahren: »Die Bedrohung der Kunst wird niemals der                unheimlichen Zauberers Kastschej.
Vergangenheit angehören, solange irgendwo die Freiheit                        Für den Mittzwanziger Strawinsky bedeutete der
bedroht ist. Darum wollen wir wachsam sein, wollen mah-                 Feuervogel den Durchbruch als Komponist. Dabei war er
nen, vergangener Erniedrigung gedenken, wollen reden,                   bei dem Projekt bloß Ersatzmann. Eigentlich hatte Sergej
wenn wir irgendwo totalitäre Regungen erkennen.«                        Diaghilew, Leiter des Avantgarde-Ensembles Ballets
                                                                        Russes, den eine Generation älteren Anatoli Ljadow
                                                                        verpflichtet: einen Meister subtiler Klangfarben, der in
                                                                       seinem Leben aber kaum mehr als ein halbes Dutzend
              Entstehungszeit                                           kurze Orchesterwerke vollendete. Auch für diesen Auf-
              1939, revidiert 1959                                      trag fehlte ihm letztlich die Energie. So schlug die Stunde
              Uraufführung                                              des jüngeren Musikers, der sich gerade vom Einfluss sei-
              der Urfassung mit dem Titel Musik der Trauer 1940 in      nes Lehrers Nikolaj Rimsky-Korsakow löste und begann,
              St. Gallen unter der Leitung von Ernst Klug. Revidierte   sich gegen die Autoritäten seiner Jugend aufzulehnen.
              Fassung am 12. November 1959 in Braunschweig              Diaghilew ging mit dem Engagement kein kleines Risiko
              durch die Staatstheater-Kapelle unter der Leitung         ein. Zwar hatte er zwei Orchesterstücke von Strawinsky
              von Heinz Zeebe, Solist: Wolfgang Marschner               gehört und dieser hatte sich mit der Orchestrierung eines
                                                                        Chopin-Stückes für das Ballett bewährt; aber hier han-
              Bei den Berliner Philharmonikern                          delte es sich um die erste Tanzproduktion der Kompanie
              erstmals am 9. Januar 1969 unter der Leitung von          mit eigens geschriebener, komplett neuer Musik.
              Hans Schmidt-Isserstedt, Solist: Leon Spierer. Zuletzt          Die Handlung des vom Choreografen Michel Fokine
              im November 2002 unter der Leitung von Jonathan           gemeinsam mit Strawinsky entworfenen Librettos kom-
              Nott, Solist: Tōru Yasunaga                               biniert zwei russische Sagenkreise: die ­Geschichte des
                                                                       bösen Zauberers Kastschej, der die Prinzessin Z ­ arewna

    8         Saison 2021/22                                                9         Werkeinführungen
Berliner Kirill Petrenko Patricia Kopatchinskaja - Donnerstag - Berliner Philharmoniker
und deren Freundinnen gefangen hält, und die des
Feuervogels, dessen Federn magische Kraft haben. Prinz
Iwan fängt in Kastschejs Garten den Feuervogel, der
klagend um Freilassung bittet. Als Iwan sich erweichen
lässt, schenkt ihm der Feuervogel zum Dank eine seiner
Federn – sollte Iwan in Gefahr geraten, könne er ihn
mit dieser Feder zu Hilfe rufen. Mitleid empfinden und
Vertrauen erweisen: zwei wesentliche Schritte im Reife-
prozess des jungen Prinzen. Als die gefangenen jungen
Frauen zum Tanzen in den Garten kommen, verliebt Iwan
sich augenblicklich in Zarewna. Kastschej versucht, ihn mit
seinen Dämonen zu bezwingen, doch der herbeigeru-
fene Feuervogel wendet das Blatt: Mit magischer Musik
lässt er Iwans Feinde erst tanzen und schließlich in Schlaf
sinken. Endgültig wird der Zauberer besiegt, als der Prinz
das Ei zerschlägt, in dem sich Kastschejs Seele befindet.
      »Die Musik war fantastisch«, rühmte Fokine später,
»sie brachte jeden Moment der Geschichte klanglich
zum Ausdruck und war von einer nie zuvor gehörten
großartigen Qualität.« Sie war aber auch viel schwieri-
ger zu tanzen als jede gewohnte Ballettmusik zuvor, mit
ihren vielen Taktwechseln und unregelmäßigen Phrasen.
Menschen, gute und böse Fabelwesen sind jeweils in eine
ganz eigene Tonsprache getaucht. Strawinsky hatte, wie
der russische Musikhistoriker Boris Assafjew 1929 schrieb,
»in diesem Märchen wirklich die Goldlichtfeder genom-
men und die ganze Partitur mit Regenbogenstrahlen und
Edelsteinglanz getränkt«. Mit diesen Klängen, in pracht-
voller Ausstattung und von brillanten Tänzern darge-
boten, wurde der Feuervogel zu einem internationalen
Erfolg. »Seht ihn euch an«, soll Diaghilew über Strawinsky         Igor Strawinsky. Ölgemälde von Jacques-Émile Blanche, 1913
zu seinen Tänzern bei einer Probe gesagt haben: »Ein
Mann am Vorabend des Ruhms.« Er sollte recht behalten.

              
              Entstehungszeit
              1909/1910
              Uraufführung
              25. Juni 1910 an der Pariser Opéra durch Sergej                                         »Du nennst das Ballett
              Diaghilews Ballets Russes unter der musikalischen                                       die geringste der szenischen
              Leitung von Gabriel Pierné
                                                                                                      Künste. Ich sehe das ganz
              Bei den Berliner Philharmonikern
              erstmals am 2. November 1922, Dirigent: Gustav                                          anders. Ich liebe das Ballett
              Brecher. Zuletzt Mitte Juni 2017 unter der Leitung                                      mehr als alles andere.«
              von Ludovic Morlot                                                                      Igor Strawinsky an Nikolaj Rimsky-Korsakow
              

    10        Saison 2021/22                                            11         Werkeinführungen
Berliner Kirill Petrenko Patricia Kopatchinskaja - Donnerstag - Berliner Philharmoniker
»Ein Stück, das bluten muss«
Die Geigerin Patricia Kopatchinskaja
im Gespräch

Das Concerto funebre von Karl Amadeus Hartmann
ist eine »dunkle, starke Musik«, in der »jeder Ton wie
ein Wort aus einem Evangelium ist«. So Patricia
­Kopatchinskaja, die mit diesem Werk ihren Einstand
 als Artist in Residence der Berliner Philharmoniker in
 der Saison 2021/22 gibt. Im Gespräch erzählt sie,
 was ihr bei der Interpretation des Concerto funebre
 besonders wichtig ist. Wir erfahren, inwiefern ihre
 künstlerische Arbeit der mRNA-Forschung ähnelt und
 wie sie auf der Bühne ihrem Traum einer immerwäh-
 renden Kindheit nahekommt.

   12    Saison 2021/22
Berliner Kirill Petrenko Patricia Kopatchinskaja - Donnerstag - Berliner Philharmoniker
Dass Patricia Kopatchinskaja eine            so gesehen. Jetzt empfinde ich
Geigerin wie keine andere ist, konnte        eher das Gegenteil. Ich glaube,
das Publikum der Berliner Philharmo-         meine Kindheit war das Aller-
niker schon mehrfach erleben. Da             schönste, was ich je erleben
gab es ein Late Night-Konzert, das sie       konnte. Und darauf basiert alles,
im Pierrot-Kostüm absolvierte, oder          aus dem ich jetzt schöpfe. Aus
eine Aufführung von György Ligetis           der sehr großen Liebe in meiner
Violinkonzert, in der sie gleichzeitig       Familie und aus der moldawi-
Geige spielte und sang. Legendär             schen Erde, die anders ist als
auch ihre Interpretation des Violin-         irgendwo sonst.
konzerts von Arnold Schönberg,
mit der sie demonstrierte, wie furios
Zwölftonmusik klingen kann. Die neue
                                              »Ich erlebe natür-
Saison eröffnet nun viele Möglich-            lich die Realität,
keiten, weitere Facetten von Patricia         wie sie ist. Aber viel
Kopatchinskaja zu entdecken.
                                             ­interessanter ist
»Ich bin eine Dissonanz«, haben Sie           der Traum.«                              Zwei Auftritte von ­Patricia Kopatchins­kaja am 9. März 2019 in der Philharmonie
einmal gesagt. Mit wem oder was                                                        Berlin: als Solistin im Violinkonzert von Arnold Schönberg mit den Berliner Philhar-
                                                                                       monikern und Kirill Petrenko ...
dissonieren Sie?
                                         Wenn Sie sagen, dass Ihr Musizieren
PK	Für mich besteht die ganze Welt      aus Ihren frühen Erfahrungen hervor-
    aus Klang. Ich empfinde sogar        geht – was passiert da?
    Möbel oder Essen als Musik und
    Klang und Form. Oder als Musik-      PK	Es ist, als wenn ich immer weiter
    theater. Auch in meiner Seele            träumen darf. Als wenn ich Kind
    gibt es immer eine Vibration.            bleiben kann und nicht erwach-
    Die Dissonanz ist wahrschein-            sen werden muss. Ich erlebe
    lich mein Klang. Etwas, das man          natürlich die Realität, wie sie
    auflösen muss. Wobei ich diese           ist. Aber viel interessanter ist
    Auflösung noch nicht gefunden            der Traum. Dort finde ich meine
    habe.                                    Wurzeln wieder, die für immer
                                             abgeschnitten sind. Die Heimat
Hat diese Dissonanz mit ihrer Her-           ist mit der Kindheit verschwun-
kunft zu tun? Mit Ihrer Biografie als        den und existiert nur noch
Emigrantin?                                  im Hinterkopf. Was weiß ich
                                             schon, wer ich bin? Aber in den
PK	Sicherlich. Ich bin ein Flücht-          Stücken, die ich spiele, finde ich
    lingskind und als 13-Jährige mit         mich immer wieder. Die Bühne              ... und als Sprecherin in Schönbergs Pierrot lunaire, aufgeführt in einem Late Night-
    meiner Familie aus Moldawien             ist der Ort, an dem ich mich auf          Konzert mit Mitgliedern der Berliner Philharmoniker
    nach Wien gekommen. Die                  die Suche machen darf.
    erste Station war ein Flüchtlings-
    lager. Aber das war für mich         Gleichzeitig blicken Sie in Ihren
    kein traumatisches Erlebnis, son-    Konzerten auch nach vorn. Sie
    dern wie ein Ticket in eine neue     spielen viel zeitgenössische Musik
    Welt. Das war großes Kino nach       und scheinen im wahrsten Sinne des
    einem Leben in kleinen Bildern.      ­Wortes neugierig zu sein – gierig
    Zumindest habe ich es damals          nach Neuem. Was treibt Sie an?

     14        Saison 2021/22                                                     15        Patricia Kopatchinskaja im Gespräch
Berliner Kirill Petrenko Patricia Kopatchinskaja - Donnerstag - Berliner Philharmoniker
PK	Wäre ich ein mRNA-Forscher,            PK	Kirill Petrenko war immer sehr        Macht ein solcher historischer Hinter-   Musik und Politik: Das ist ein wieder-
    der an einem neuen Impfstoff               auffallend. Durch seine Konzen­       grund die Interpretation leichter        kehrendes Thema bei Ihnen. Sie
    arbeitet, würde sich diese Frage           tration im Unterricht, durch seine    oder herausfordernder? Empfinden         haben einmal ein Projekt realisiert,
    ja nicht stellen. Selbstverständ-          Fragen, die oft interessanter         Sie einen Druck, der Größe des           das sich mit dem Klimawandel aus-
    lich sucht man nach dem Neuen.             waren als die Antworten der           ­Themas gerecht zu werden?               einandersetzt, in Ihrer Residency
    Die Frage ist doch eher: Wa­               Professoren. Es war schon da-                                                  folgt nun das Projekt Les Adieux, wo
    rum spielt man die ganze Zeit              mals offensichtlich, dass er eine     PK	Ich habe mich das zum ersten         es um das Verschwinden der Arten
    altes Zeug? Das hat für mich               sehr tiefgründige Persönlichkeit          Mal gefragt, als ich Polyptyque      geht. Was kann Musik politisch und
    mit Kunst wenig zu tun und ist             ist. Gleichzeitig gab es da im-           von Frank Martin gespielt habe,      gesellschaftlich erreichen?
    eher eine archivarische oder               mer eine große Menschlichkeit,            wo die Geige die Stimme von
    museale Arbeit. Auch das kann              Warmherzigkeit und Beschei-               Jesus Christus darstellen soll. Da   PK	In den letzten Jahrzehnten
    spannend sein, aber es ist nicht           denheit – gar nicht die typischen         dachte ich mir: Oje, wie soll das        haben wir Musiker vielleicht
    meins. Ich bin wie ein Hund im             Allüren eines Dirigenten. Er ist          gehen? Hartmanns Concerto                vergessen, welche Rolle wir
    Wald, der seiner Nase folgt. Der           mir ein treuer Freund.                    funebre ist in dieser Hinsicht ei-       spielen können, außer dass wir
    sich immer fragt: Was ist das für                                                    gentlich einfach. Man muss sich          unsere hübschen Kleider und
    ein Geruch? Ist da vielleicht ein      Was Sie mit Kirill Petrenko gemein-           nur hineinfühlen. Dann erfährt           unsere Perfektion zur Schau
    anderer Hund?                          sam haben, ist das Engagement für             man das Leid, das Hartmann               stellen. Aber es gibt für uns noch
                                           Werke, die zu Unrecht im Schatten             selbst gesehen hat. Er war ein           andere Themen. Wir werden im
     »Ich bin wie ein                      stehen. In Ihrem ersten Konzert
                                           dieser Saison spielen Sie das Con­
                                                                                         sehr wacher Bürger, der schon in
                                                                                         den 1930er-Jahren verstanden
                                                                                                                                  Konzert oft zwei Stunden lang
                                                                                                                                  von 1800 Menschen angestarrt.
     Hund im Wald, der                     certo funebre von Karl Amadeus                hat, was politisch geschieht.            Viele kommen einfach, um einen
     seiner Nase folgt.«                   Hartmann. Was hat es damit auf                Unter seinen Freunden waren              schönen Abend zu erleben. Was
                                           sich?                                         Komponisten der sogenannten              ich aber möchte, ist, dass sie sich
                                                                                         entarteten Musik, und er hat             Gedanken machen. Les Adieux
In der Saison 2021/22 gehen Sie            PK	Es ist nicht einfach ein ästhe­           seine Musik in Deutschland nicht         ist ein Projekt, in dem wir Musik
solchen Fragen als Artist in Residence         tisches Werk, sondern es gibt             aufführen lassen, weshalb das            zu unserem eigenen Begräb-
der Berliner Philharmoniker nach.              hier eine gewichtige Aussage.             Concerto funebre seine Urauf-            nis spielen. Wir Menschen sind
Wie war Ihre erste Begegnung mit               Hartmann war ja selbst ein                führung in St. Gallen erlebt hat.        wie Parasiten. Wir kommen
dem Orchester?                                 Widerstandsgeist, und seine               Er war eine Art Emigrant im              auf diese Erde und fressen sie
                                               Stücke muss man im geschicht-             eigenen Land. Das ist mir alles          auf. Wir fressen so viel, wie wir
PK	Das war 2014 bei einer Auf-                lichen Kontext verstehen. Dieses          sehr nah. Ich komme ja selbst            können. Kein anderer Parasit,
    führung des Violinkonzerts von             Konzert ist Ausdruck seiner               aus einem Land, in dem die               kein Wurm würde jemals seinen
    Peter Eötvös. Jeder einzelne               Empörung über die Invasion                Menschen früher nur sehr leise           Wirt auffressen. Bei uns hoch-
    im Orchester hat sich mit Liebe            der Deutschen in die Tsche­               über Politik gesprochen haben.           entwickelten Menschen da-
    und Hingabe diesem Stück ge-               choslowakei. Es ist eine dunkle,          Karl Amadeus Hartmann ist für            gegen ist diese Art von Vernunft
    widmet – für mich eine große               starke Musik, jeder Ton ist wie           mich ein Held. Ich sehe seine            nicht vorprogrammiert. Was
    Freude. Mehr kann man sich als             ein Wort aus einem Evangelium.            Musik als ein Ausdruck von Zivil-        aber kann ich als Musiker tun?
    Solist nicht wünschen. Dass man            Es kommt hier nicht auf geigeri-          courage.                                 Ich kann mich nur auf die Bühne
    nicht allein ist, sondern sich ge-         sche Perfektion an, sondern auf                                                    stellen mit einer Resonanz mei-
    meinsam für die Musik einsetzt.            Kraft. Man muss selbst zu dieser
                                               Kraft werden, man muss sie
                                                                                         »Karl Amadeus                            ner Besorgnis, Ratlosigkeit und
                                                                                                                                  Verzweiflung.
Ein weiteres Bindeglied zwischen               aushalten. Solche Musik ist gar           ­Hartmann ist für
Ihnen und den Berliner Philharmo-              nicht leicht zu spielen. Es ist ein        mich ein Held. Ich
nikern ist Kirill Petrenko, den Sie sehr       Stück, das bluten muss.
lange kennen, seit Ihrem Studium                                                          sehe seine Musik
in Wien. Wie haben Sie ihn damals                                                         als ein Ausdruck
erlebt?
                                                                                          von Zivilcourage.«
     16        Saison 2021/22                                                            17        Patricia Kopatchinskaja im Gespräch
Was erhoffen Sie sich insgesamt von
dieser Residency? Gibt es für Sie
einen Maßstab für Erfolg?

PK	Ich weiß gar nicht, was Erfolg ist.
    Ich bin sehr glücklich, wenn ich
    das Gefühl habe, dass das Pu-
    blikum elektrisiert ist. Das ­spüre
    ich sehr stark, dafür habe ich
    große Antennen. Ich brauche
    nicht mehr als diese Kommuni-
    kation. Wie Sie wissen, geschieht
    Kommunikation zwischen zwei
    Menschen nicht allein durch
    Worte. Es gibt da immer noch
    etwas anderes, eine Energie,
    die gerade in der Musik am
    stärksten ist und die manchmal
    in Liebe mündet. Dann ist es gut.
    Ich weiß nicht, was sein wird.
    Ich möchte mit meinem Publi-
    kum Dinge erleben. Ich möchte
    Wege gehen, die ich selbst noch
    nicht gegangen bin. Und ich
    hoffe, dass so viele wie möglich
    mitkommen.

                    Die Fragen stellte
                       Tobias Möller.
                                          Igor Strawinsky (rechts) mit Karl Amadeus Hartmann und dessen Ehefrau Elisabeth, um 1950.
                                          Die beiden Komponisten kannten sich seit den frühen 1930er-Jahren. Als Leiter der Konzertreihe
                                          Musica viva initiierte Hartmann mehrfach Münchner Gastspiele Strawinskys, der seinerseits
                                          Hartmann künstlerisch und menschlich schätzte.

    18        Saison 2021/22                   19          Patricia Kopatchinskaja im Gespräch
Tanz ohne Tutu                                                       Was verbindet Jean Cocteau, Pablo Picasso, Coco
Die Ballets Russes                                                   Chanel, George Balanchine, Pierre Monteux und
                                                                     Igor Strawinsky? Sie alle (und viele mehr) arbeiteten
                                                                     für ein künstlerisches Unterfangen, das in der Welt
                                                                     seinesgleichen nicht hat: die Ballets Russes, die
                                                                     ­»russischen Ballette« in Paris. Die Kompanie war eine
                                                                      der aufregendsten Kulturinstitutionen der frühen
                                                                      Moderne, in der Wegbereiter verschiedenster Künste
                                                                      ein­ander inspirierten.

                                                                     Gegründet und geleitet wurden die         seinen immer gleichen Aufmärschen
                                                                     Ballets Russes von Sergej Diaghilew       im weißen Tutu, integrierten traditio-
                                                                     (1872–1929), dem Sprössling einer         nelle Elemente wie den Pas de deux
                                                                     pleitegegangenen Dynastie von             in dramatisch zwingende Zusam-
                                                                     Wodkaherstellern, der statt einer         menhänge und forderten die Tänzer
                                                                     geplanten Juristenkarriere sich lieber    mit rhythmisch komplexer Musik auf
                                                                     mit künstlerischen Dingen befasste.       ganz neue Weise heraus. Diaghilew,
                                                                     Diaghilew wollte zunächst die rus-        Inbegriff des modernen Impresarios,
                                                                     sische Malerei erneuern, dann das         hat, kurz gesagt, das Ballett »wieder
                                                                     russische Musiktheater im Westen          als Kunst glaubwürdig gemacht«
                                                                     bekannt machen. Dazu realisierte          (Heinz-Ludwig Schneiders). Nach
                                                                     er Gastspiele, etwa mit der ersten        seinem Tod lösten sich die Balets
                                                                     Aufführung von Mussorgskys Boris          Russes hochverschuldet auf. Doch
                                                                     Godunow in Westeuropa im Jahr             bald bildeten sich zwei konkurrieren-
                                                                     1908. Es folgten Eigenproduktionen,       de Nachfolgetruppen: das Original
                                                                     bei denen bald der Tanz ins Zentrum       Ballet Russe und das Ballet Russe de
                                                                     rückte. Dazu scharte Diaghilew in         Monte-Carlo, das, von Léonide Mas-
                                                                     Paris Mitstreiter um sich, die alle auf   sine geleitet, mit Beginn des Zweiten
                                                                     ihrem Gebiet zu den besten und mo-        Weltkriegs in die USA ging und aus
                                                                     dernsten gehörten, wie die Tänzer         dem heraus George Balanchine
                                                                     und Choreografen Michel Fokine            das legendäre American Ballet
                                                                     und Vaslav Nijinsky. Die historische      und später das New York City Ballet
                                                                     Leistung der Ballets Russes liegt in      formierte.
                                                                     nichts weniger als einer tiefgreifen-
                                                                     den Ballettreform: Sie entstaubten                               Malte Krasting
Tamara Karsawina und Michel Fokine im Ballett Der Feuervogel, 1910   das Petersburger Prachtballett mit

     20         Saison 2021/22                                           21        Die Ballets Russes
Die Berliner            •Chefdirigent
                           Kirill Petrenko        Christoph von der
                                                     Nahmer
                                                                         Christoph Igelbrink
                                                                         Solène Kermarrec
Philharmoniker                                    Raimar Orlovsky        Stephan Koncz
                        •  Erste Violinen
                        Noah Bendix-­Balgley
                                                  Simon Roturier
                                                  Bettina Sartorius
                                                                         Martin Menking
                                                                         David Riniker
                           1. Konzertmeister      Rachel Schmidt         Nikolaus Römisch
                        Daishin Kashimoto         Armin Schubert         Dietmar Schwalke
                           1. Konzertmeister      Stephan Schulze        Knut Weber
                        N. N.                     Christoph Streuli      N. N.
                           1. Konzertmeister*in   Eva-Maria Tomasi
                        Krzysztof Polonek
                           Konzertmeister
                                                  Romano Tommasini
                                                  N. N.
                                                                         •  Kontrabässe
                                                                         Matthew McDonald
                        Zoltán Almási                                       1. Solobassist
                        Maja Avramović
                        Helena Madoka Berg
                                                  •  Bratschen
                                                  Amihai Grosz
                                                                         Janne Saksala
                                                                            1. Solobassist
                        Simon Bernardini             1. Solobratscher    Esko Laine
                        Alessandro Cappone        N. N.                     Solobassist
                        Madeleine Carruzzo           1. Solobratsche     Martin Heinze
                        Aline Champion-­          Naoko Shimizu          Michael Karg
                           Hennecka                  Solobratscherin     Stanisław Pajak
                        Luiz Felipe Coelho        Micha Afkham           Peter Riegelbauer
                        Luis Esnaola              Julia Gartemann        Edicson Ruiz
                        Sebastian Heesch          Matthew Hunter         Gunars Upatnieks
                        Aleksandar Ivić           Ulrich Knörzer         Janusz Widzyk
                        Hande Küden               Sebastian Krunnies     Ulrich Wolff
                        Rüdiger Liebermann        Walter Küssner
                        Kotowa Machida
                        Álvaro Parra
                                                  Ignacy Miecznikowski
                                                  Martin von der
                                                                         •  Flöten
                                                                         Mathieu Dufour
                        Johanna Pichlmair            Nahmer                 Solo
                        Bastian Schäfer           Allan Nilles           Emmanuel Pahud
                        Dorian Xhoxhi             Kyoungmin Park            Solo
                        N. N.                     Joaquín Riquelme       Michael Hasel
                                                     García              Jelka Weber
                        •  Zweite Violinen
                        Marlene Ito
                                                  Martin Stegner
                                                  Wolfgang Talirz
                                                                         Egor Egorkin
                                                                            Piccolo
                           1. Stimmführerin
                        Thomas Timm
                           1. Stimmführer
                                                  • Violoncelli
                                                  Bruno Delepelaire
                                                                         • Oboen
                                                                         Jonathan Kelly
                        Christophe Horák            1. Solocellist         Solo
                           Stimmführer            Ludwig Quandt          Albrecht Mayer
                        Philipp Bohnen              1. Solocellist         Solo
                        Stanley Dodds             Martin Löhr            Christoph Hartmann
                        Cornelia Gartemann          Solocellist          Andreas Wittmann
                        Amadeus Heutling          Olaf Maninger          Dominik Wollenweber
                        Angelo de Leo               Solocellist            Englischhorn
                        Anna Mehlin               Rachel Helleur-­
                                                    Simcock

  22   Saison 2021/22       23        Die Berliner Philharmoniker
•  Klarinetten
Wenzel Fuchs
                        •  Posaunen
                        Christhard Gössling
                                               •  Orchestervorstand
                                               Stefan Dohr
   Solo                    Solo                Knut Weber
Andreas Ottensamer      Olaf Ott
   Solo
Alexander Bader
                           Solo
                        Jesper Busk Sørensen
                                               •  Medienvorstand
                                               Stanley Dodds
N. N.                   Thomas Leyendecker     Olaf Maninger
N. N.                   Stefan Schulz
   Bassklarinette          Bassposaune         • 	Oimrchestervertretung
                                                       Stiftungsrat        Kirill Petrenko – Vorfreude und Aufbruch
•  Fagotte
Daniele Damiano
                        •  Tuba
                        Alexander von
                                               Andreas Wittmann
                                               Martin Stegner
                                                                           Im Juni 2015 wählten die Berliner Philharmoniker Kirill Petrenko zu ihrem neuen Chefdirigenten, im
                                                                           Sommer 2019 trat er das Amt an. Jetzt präsentiert eine exklusive Edition zentrale Aufnahmen dieser
   Solo                    Puttkamer           	 Vorsitzender des         Phase der Vorfreude und des Aufbruchs. In Interpretationen von Werken von Beethoven, Tschai-
Stefan Schweigert                                 Personalrats             kowsky, Franz Schmidt und Rudi Stephan offenbaren sich nicht nur erste wichtige Programmlinien,
   Solo
Markus Weidmann
                        •  Pauken
                        Wieland Welzel
                                               Ulrich Knörzer
                                               	 Stellvertretendes
                                                                           sondern auch das spannungsreiche, intensive Musizieren in dieser Partnerschaft.

N. N.                   N. N.                     Mitglied
Václav Vonášek                                 Julia Gartemann
   Kontrafagott         •  Schlagzeug
                        Raphael Haeger
                                               	 Stellvertretendes
                                                  Mitglied,
•  Hörner
Stefan Dohr
                        Simon Rössler
                        Franz Schindlbeck
                                               	Mitglied des
                                                  Personalrats
   Solo                 Jan Schlichte
N. N.                                          •  Fünferrat
   Solo
Johannes Lamotke
                        •Harfe
                        Marie-Pierre
                                               Philipp Bohnen
                                               Jesper Busk Sørensen
Georg                    Langlamet             Cornelia Gartemann
   Schreckenberger                             Raphael Haeger
Sarah Willis                  Gäste            Markus Weidmann
Andrej Žust             • Klavier
N. N.
N. N.
                        Hendrik Heilmann       • Gemeinschaft
                                                 der Berliner
                        • Celesta                 Philharmoniker
• Trompeten
Guillaume Jehl
                        Holger Groschopp       Philipp Bohnen
                                               Klaus Wallendorf
   Solo                                        Sarah Willis
N. N.
   Solo
Andre Schoch
                                               • Ehrendirigent
                                               Daniel Barenboim
                                                                                        Berliner Philharmoniker   Ludwig van Beethoven      Peter Iljitsch Tschaikowsky
Tamás Velenczei
                                               • 	Dirigenten
                                                                                        Kirill Petrenko           Symphonie Nr. 7           Symphonie Nr. 5
N. N.                                                                                                             Symphonie Nr. 9           Symphonie Nr. 6
                                                   unter den                            5 CD · 2 Blu-ray          Franz Schmidt             Rudi Stephan
                                                 ­Ehrenmitgliedern                                                Symphonie Nr. 4           Musik für Orchester
                                               Bernard Haitink
                                               Zubin Mehta
                                               Seiji Ozawa
                                                                                        Jetzt erhältlich unter
                                                                                        berliner-philharmoniker-recordings.com
                                                                                        und im Shop der Philharmonie Berlin
    24       Saison 2021/22
Kirill Petrenko

Seit der Saison 2019/20 ist Kirill Petrenko Chefdirigent
und künstlerischer Leiter der Berliner Philharmoniker.
Ausgebildet wurde er zunächst in Russland, dann in
Österreich. Die internationale Musikwelt wurde erstmals
auf ihn aufmerksam, als er 2001 am Meininger Theater
Wagners Ring des Nibelungen in der Regie von Chris-
tine Mielitz und im Bühnenbild von Alfred Hrdlicka an
vier aufeinanderfolgenden Tagen zur Premiere brachte.
Zwölf Jahre später leitete er den Zyklus dann bei den
Bayreuther ­Festspielen zum zweiten Mal. Zur selben Zeit
trat Kirill Petrenko sein Amt als Generalmusikdirektor der
Bayerischen Staatsoper an, nach Meiningen und der
Komischen Oper Berlin die dritte Chefposition an einem
Opernhaus. Parallel gastierte er sowohl an den be-
deutendsten Opernhäusern der Welt (von der Wiener
Staatsoper über den Londoner Covent Garden und
die Opéra National in Paris bis zur Metropolitan Opera
in New York) wie auch bei den großen internationalen
Symphonieorchestern – in Wien, München, Dresden,
Paris, Amsterdam, London, Rom, Chicago, Cleveland und
Israel. Sein Debüt bei den Berliner Philharmonikern gab
er im Jahr 2006. Auch außerhalb Berlins ist Kirill Petrenko
mit den Berliner Philharmonikern zu erleben – auf Tournee
und natürlich in der Digital Concert Hall. Ausgewählte
Aufführungen erscheinen zudem als Mitschnitte auf
Tonträgern, zuletzt in einer Edition mit symphonischen
­Werken von Ludwig van Beethoven, Peter Tschaikowsky,
 Franz Schmidt und Rudi Stephan.

    26      Saison 2021/22                                    27   Kirill Petrenko
Ways of Seeing Abstraction
             Works from the Deutsche Bank Collection

Die abstrakte Kunst war nie tot. Seit ihren revolutionären Anfängen
zu Beginn des 20. Jahrhunderts hat sie immer wieder Blütezeiten
erlebt und alle Anfeindungen, ja sogar Verbote, überlebt. Aspekte
der abstrakten Kunst der Gegenwart, verbunden mit historischen
                                                                      Beide Ausstellungsansichten © Mathias Schormann
Reminiszenzen, stehen im Mittelpunkt der dritten Schau aus der
Sammlung der Deutschen Bank im PalaisPopulaire. Die Auswahl
umfasst ca. 170 Werke aus der Zeit von 1959 bis 2021. Gezeigt
werden Zeichnungen, Fotografien, Gemälde und Druckgrafiken von        zu interpretieren. Mit einer Reihe von Neu- und Wiederentdeckungen
47 Künstler*innen aus vierzehn Ländern.                               wie zum Beispiel den Positionen von Rana Begum, Jennie C. Jones,
                                                                      Kapwani Kiwanga oder Wilhelm Müller und mit einer Auswahl von eher
Der Ausstellungstitel Ways of Seeing Abstraction leitet sich ab von   unbekannten oder selten gezeigten Werken international bekannter
John Bergers populärer BBC-Fernsehserie und Publikation „Ways of      Künstler wie Gerhard Richter oder Tadaaki Kuwayama ist Ways of Seeing
Seeing“ aus den 1970er-Jahren und verweist in Bezug auf die Schau     Abstraction wie die Sammlung Deutsche Bank global konzipiert.
auf die vielfältigen „Wege“ der Künstler*innen, ungegenständliche
Bildwelten zu schaffen und auf die gleichermaßen vielfältigen Mög-    Die Ausstellung verzichtet bewusst auf Kategorisierungen wie
lichkeiten der Betrachter*innen, diese individuell wahrzunehmen und   Konstruktivismus, Abstrakter Expressionismus, Informel, Hard Edge,
                                                                      Konkrete Kunst oder Neo Geo. Sie zeigt, dass insbesondere jüngere
                                                                      Künstlergenerationen Elemente dieser heute historischen Stilrich-
                                                                      tungen nicht nur als ihr Formenreservoir nutzen, sondern sie auch neu
                                                                      interpretieren und mit aktuellen, auch politischen Inhalten verbinden.

                                                                      Ways of Seeing Abstraction
                                                                      Works from the Deutsche Bank Collection
                                                                      27. 3. 2021–7. 2. 2022

                                                                      PalaisPopulaire
                                                                      Unter den Linden 5, 10117 Berlin
                                                                      db-palaispopulaire.de
Konzerttipps

                                                                                  Late Night mit Oksana Lyniv
                                                                                  Sie war die erste Frau am Pult der Bayreuther Festspiele:
                                                                                  Die aus der Ukraine stammende Dirigentin Oksana Lyniv
                                                                                  gab im Sommer 2021 mit Wagners Fliegendem Holländer
                                                                                  ihr Debüt bei dem weltberühmten Festival. Ihr ­Handwerk
                                                                                  hat sie gründlich gelernt, u. a. als Assistentin von Kirill
                                                                                  Petrenko an der Bayerischen Staatsoper. Zusammen

                         Hier spielen
                                                                                  mit Mitgliedern der Berliner Philharmoniker gestaltet sie
                                                                                  nun dieses Late Night-Konzert, das ganz Igor Strawinsky
                                                                                  gewidmet ist. Gespielt werden Renard, eine Burleske mit
                                                                                  Gesang und Musik, das Concerto »Dumbarton Oaks« und

                         wir nur für
                                                                                  das Oktett für Blasinstrumente.

                                                                                  Sa   25.09.21     22 Uhr

                         Sie
                                                                                  Großer Saal
                                                                                  Mitglieder der Berliner Philharmoniker
                                                                                  Oksana Lyniv Dirigentin

                                                                                  Karten 20 Euro

                                                                                  Das Scharoun Ensemble Berlin mit Musik von
                                                                                  Beethoven, Schreker und Wellesz
                                                                                  Der 1878 geborene Franz Schreker gehörte zu den
                                                                                  meistgespielten Komponisten seiner Zeit. Auch der sieben
                                                                                  Jahre jüngere Egon Wellesz war mit seinen Werken im
                                                                                  ersten Viertel des 20. Jahrhunderts tonangebend – bis
                                                                                  die Nationalsozialisten die Musik beider Komponisten als
                                                                                  »entartet« verboten. In unserer Kammermusikreihe zum
                                                                                  Saisonschwerpunkt »Lost Generation« stellt das Scharoun
                                                                                  Ensemble Berlin Schrekers expressive Tanzallegorie Der
                                                                                  Wind und Wellesz’ mit verschiedenen Musikstilen spie-
                                                                                  lendes Oktett dem gut gelaunten Septett von Beethoven
                                                                                  gegenüber.

                                                                                  Di   05.10.21    20 Uhr

                                                                                  Kammermusiksaal
                                                                                  Scharoun Ensemble Berlin
                                                 Jetzt in
                                                 Hi-Res                           Karten 10 bis 26 Euro
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Herbert-von-Karajan-Straße 1, 10785 Berlin
   redaktion@berliner-philharmoniker.de

 Redaktion: Tobias Möller (V. i. S. d. P.)
 Mitarbeit: Anne Röwekamp, Hendrikje Scholl
 Werkeinführungen: Malte Krasting · Das
 Interview mit Patricia Kopat­chinskaja erschien
 zuerst in Phil – Das ­Magazin der Berliner
­Philharmoniker · Abbildungen: S. 7 privat, Karl
 Amadeus Hartmann-Gesellschaft e. V., S. 11
 akg-images / De Agostini Picture Library /
 G. Dagli Orti, S. 13 Alexandra Muravyeva,
 S. 15, 22 Monika Rittershaus, S. 19 akg-­images,
 S. 20 Library of Congress, Washington, D. C.,
 Prints and Photographs Division, S. 27 Stephan
 Rabold, S. 31Oleh ­Pavliuchenko (o.), F­ elix
 Broede (u.) · Artwork: Studio Oliver H  ­ elfrich
 Layout: Stan Hema · Satz: Bettina Aigner
 Herstellung: Reiter-Druck, 12247 Berlin

Programm- und Besetzungsänderungen
vorbehalten
Einzelheftpreis: 3,50 Euro
PH 3, 2021/22

      32          Saison 2021/22                                                                 Kol-Titel
Rana Begum, WP 412 (Detail) © Begum Studio
          Courtesy of Jhaveri Contemporary

                                                       27.3.2021–7.2.2022

                                               Ways of
                                             Seeing
                                              Abstraction
                                             Works from the
                                             Deutsche Bank Collection

   Mi – Mo 10 – 19 Uhr, Do bis 21 Uhr
   Unter den Linden 5, 10117 Berlin
   db-palaispopulaire.de
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