BEETHOVEN-BALLETTE Ballettabend Hans van Manen / Mauro Bigonzetti - Die Staatstheater Stuttgart
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3 Aufbruch! Ballettabend BEETHOVEN- BALLET TE Hans van Manen / Mauro Bigonzetti Adagio Hammerklavier Einssein Große Fuge
5 Ta Ta Ta Tanz TA TA TA TANZ Beethoven und Ballett, das geht nicht zusammen, hieß es lange. Die Choreographen Mauro Bigonzetti und Hans van Manen beweisen das Gegenteil. Es gibt Sätze, die ein Eigenleben entwickeln. sich – anders als seine Vorgänger auf dem So ist es mit diesem Satz des großen Cho- Olymp der Wiener Klassik, Haydn und Mozart reographen George Balanchine: „Der Tanz – frei gemacht hat von den Anstellungen sollte den Beethoven in Ruhe lassen, zu an Fürstenhöfen, um seiner Subjektivität seiner Musik kann man nicht choreogra- künstlerischen Ausdruck zu verleihen. Der phieren.“ Es scheint, als würden diese Wor- absolute Künstler, dem nichts hinzuzufü- te seit Jahrzehnten zwischen Bühnen und gen ist – auch kein Tanz. Das Ta ta ta taaaa Ballettsälen widerhallen, denn tatsächlich: seiner Fünften Sinfonie oder der Anfang Zu Beethoven wird weniger getanzt als zur seines Klavierstücks Für Elise sind Teil Musik anderer Komponisten. John Cranko unseres akustischen Weltwissens. Genau etwa hat kein einziges Ballett zu Beethoven darauf bezog sich George Balanchine: choreographiert. John Neumeier brachte „Beim Hören von Komponisten wie Beet- erst fünfzig Jahren nach seinem Debüt sein hoven und Brahms hat jeder Zuhörer seine erstes abendfüllendes Beethoven-Ballett eigenen Vorstellungen, malt sich selbst ein auf die Bühne. Uwe Scholz’ Choreographie Bild davon, was die Musik darstellt … Wie zur Siebten Sinfonie blieb eine Ausnahme. kann ich als Choreograph versuchen, einen Nun stellt sich ein Ballettabend dem Ver- tanzenden Körper in ein Bild zu pressen, das dikt Balanchines entgegen. Für BEETHO- bereits im Kopf des Zuschauers existiert? Es VEN-BALLETTE treffen sich drei Künstler, wird einfach nicht funktionieren.“ Beethoven Beethoven selbst, Grandseigneur Hans van gilt als sperrig, ungestalt, dazu passen auch Manen, der 1971 die Große Fuge choreo- die Details aus seinem Leben: lebenslang graphierte auf den Streichquartett-Satz unverheiratet, kinderlos, Schwärmer und op. 133 und 1973 Adagio Hammerklavier zu Salonlöwe, isoliert in Taubheit, vorgedrun- einem Satz der Sonate op. 106, und Mauro gen in bislang unbekannte Klangwelten, Bigonzetti, der Meister der Sinnlichkeit, der schwierig im Umgang. Der Überlieferung für diesen Abend eine Uraufführung zu drei nach soll er ein sehr schlechter Tänzer Klaviersonaten Beethovens beisteuert. gewesen sein. All das ist das Gegenteil von Anmut. Vielleicht schrieb Beethoven des- Verdikt mit großer Wirkung wegen mit Die Geschöpfe des Prometheus nur eine einzige Ballettmusik? Es gibt auch Offenbar kann man also doch sehr gut zu rein musikalische Gründe, die Balanchine zu Beethoven choreographieren. Was aber, seinem Urteil verleitet haben könnten. Beet- wenn wir Balanchines Satz, der zur „urban hoven arbeitete wie kein Zweiter an der Ver- legend“ wurde, für einen Moment ernst dichtung der Musik, lotet sie in ihre Extreme nehmen? Welche Argumente sprechen aus. Das Fortepiano oder Hammerklavier, dagegen, dass Beethovens Werk vertanzt die Urform des heutigen Klaviers, setzte werden kann? Wenn man sich an Klischees sich erst um 1800 durch. Der 1770 geborene hält (an denen ja immer etwas dran ist), Beethoven war von der neuen Musiktech- leuchtet es sofort ein: Beethoven ist in der nologie begeistert. Erstmals konnte man Musikgeschichte der Unbändige, einer, der sehr dynamisch spielen – kraftvoll laut,
6 Ta Ta Ta Tanz aber auch lyrisch und sanft. Beethovens Der große van Manen denkt Musik brüskiert Erwartungen, sie lebt von eigenwillig den Extremen, von dynamischen Wechseln, schroffen Eruptionen, dann wieder verspiel- Der Choreograph Hans van Manen gehört ten, leisen Passagen. zu den wenigen, die zu Beethoven choreo- graphiert haben, gleich zwei seiner kanoni- Ein Italiener liebt das schen Werke sind zu dessen Musik entstan- Expressive den: Große Fuge und Adagio Hammerklavier. Er hat von Balanchines Satz erst gehört, als Der Choreograph Mauro Bigonzetti freut sich diese Stücke fertig waren: „Hätte ich ihn über die unbändige Kraft und die Extreme, vorher gekannt, hätte ich vielleicht einen die in Beethoven stecken. „Ich weiß, viele Moment gezögert – und es dann trotzdem sagen, man kann Beethoven nicht gut tan- getan“, erzählt er. Als er 1968 zum ersten zen“, erklärt er. „Aber das stimmt für mich Mal die Große Fuge bei Freunden in Köln nicht. Beethovens Musik ist so stark, tief, hörte, war er sofort fasziniert – und keines- expressiv. Sie spricht regelrecht zu uns. wegs eingeschüchtert von der immer wie- Das ist wunderbar für den Tanz!“ Schon in der vermittelten Größe und Bedeutsamkeit einem seiner ersten Werke choreographierte dieser Musik: „Ich fand so fantastisch, was Bigonzetti Beethovens letztes Streichquar- ich hörte. So abstrakt! Ich habe sie viermal tett. Heute nimmt er sich drei Sonatensät- an dem Tag gehört und die Platte direkt mit ze vor: „Diese Musik passt zur Einsamkeit“, nach Amsterdam genommen.“ Er wusste: sagt Bigonzetti, „gerade in dieser weltwei- Diese Musik will Tanz werden. Schon in ten Situation. Wir müssen heute alle unsere den ersten Schritten seiner Choreographie Intimität neu entdecken – und diese Musik widerlegt van Manen Balanchine: Die satten, macht das fühlbar. Für Beethoven sollte man aggressiven Streicher und die entschlos- neu hören lernen, dann hört man etwas sehr senen Schritte der Tänzer scheinen zu Besonderes, etwas Ur-Menschliches.“ Die verschmelzen, es ist, als hätte Beethoven Sonatensätze, die Bigonzetti für den Stutt- eigens für van Manens Bewegungen kom- garter Abend ausgewählt hat, stehen gera- poniert. Auch für sein Adagio Hammerklavier dezu exemplarisch für den Charakter Beet- kam van Manen der Zufall zu Hilfe: Er hörte hovens – als wollte der Choreograph genau das Stück bei einem Freund in der Interpre- das umarmen, was anderen als untanzbar tation des Pianisten Christoph Eschenbach. gilt. Das Andante aus der vorletzten Klavier- Ihm gefiel die ungewöhnlich langsame Aus- sonate op. 109 etwa ist mit „Gesangvoll, mit legung, bis heute muss sich jede Ballett- innigster Empfindung“ überschrieben, zieht aufführung an das Zeitmaß Eschenbachs aber immer wieder urplötzlich das Tempo halten, der für diesen Sonatensatz volle 24 an – auf einmal ändert sich die Stimmung Minuten braucht – während andere Pianis- des Stücks in „allegro vivace“, also: jagend. ten ihn in einer Viertelstunde einspielen. Eine große Herausforderung für Pianisten, In diesen beiden Stücken zeigt sich wie- und für Tänzer umso mehr. Doch Bigonzetti der die Bandbreite von Beethovens Musik: versteht es, Gegensätze zu vereinen, in sei- Zur Großen Fuge mit ihren attackierenden nen Choreographien wechselt er rasch von Rhythmen spielt van Manen nah am Modern verspielten, fast revueartigen Passagen hin Dance – das zarte Adagio der Hammerkla- zu tiefen, leidenschaftlichen. vier-Sonate übersetzt er tänzerisch in Ruhe
7 Ta Ta Ta Tanz und Balance. Van Manens Begeisterung für Beethovens Musik ist noch immer spürbar. „Stellen Sie sich vor“, sagt er, „meine Große Fuge ist fünfzig Jahre alt. Damals fand man Beethoven völlig uninteressant. Ich natür- lich nicht. Und heute wird sie immer noch überall getanzt.“ Wer weiß, vielleicht hätte George Balanchine nach ein paar Stunden mit van Manen und Bigonzetti im Ballettsaal seine Meinung geändert und uns doch mit einem Beethoven-Ballett beschenkt. Jana Petersen und Thomas Lindemann Clemens Fröhlich, Rocio Aleman in Große Fuge
9 Aufbruch! Adagio Hammerklavier Choreographie Hans van Manen Musik Ludwig van Beethoven Adagio aus der Sonate Nr. 29 B-Dur op. 106 („Große Sonate für das Hammerklavier“) Bühne und Kostüme Jean-Paul Vroom Lichtdesign Jan Hofstra Co-Lichtdesign Bert Dalhuysen Uraufführung 4. Oktober 1973, Niederländisches Nationalballett Premiere beim Stuttgarter Ballett 23. Februar 1989 Einstudierung Larisa Lezhnina
10 Adagio Hammerklavier Elisa Badenes, Jason Reilly Roman Novitzky, Miriam Kacerova, David Moore, Anna Osadcenko, Jason Reilly, Elisa Badenes
11 Adagio Hammerklavier Miriam Kacerova, Roman Novitzky
12 Adagio Hammerklavier Jason Reilly, Elisa Badenes
13 Adagio Hammerklavier Miriam Kacerova, Roman Novitzky
14 Adagio Hammerklavier Anna Osadcenko, David Moore
15 Aufbruch! » Aktion – Reaktion. Alles gehorcht diesem Prinzip.« Hans van Manen
16 Einssein Friedemann Vogel, Elisa Badenes
17 Aufbruch! Einssein Choreographie Mauro Bigonzetti Musik Ludwig van Beethoven Klaviersonate Nr. 3 C-Dur op. 2, Klaviersonate Nr. 2 A-Dur op. 2, Klaviersonate Nr. 30 E-Dur op. 109 Kostüme Kristopher Millar Lichtdesign Carlo Cerri Uraufführung 1. April 2021, Stuttgarter Ballett
18 Einssein Mackenzie Brown, Matteo Miccini Vittoria Girelli, Alessandro Giaquinto
19 Einssein Hyo-Jung Kang, Adhonay Soares da Silva
20 Einssein Vittoria Girelli, Alessandro Giaquinto
21 Einssein Mackenzie Brown, Matteo Miccini Hyo-Jung Kang, Adhonay Soares da Silva
22 Einssein Friedemann Vogel, Elisa Badenes Adhonay Soares da Silva, Matteo Miccini
23 Einssein » Einssein mit anderen Menschen … Das ist es, was wir in diesen Zeiten vermissen. Einssein mit der Musik … Das ist wie eine Meditation, erhaben, vollkommen.« Mauro Bigonzetti
24 Einssein Mackenzie Brown, Matteo Miccini
25 Einssein Hyo-Jung Kang, Adhonay Soares da Silva Elisa Badenes, Friedemann Vogel
26 Einssein Elisa Badenes, Friedemann Vogel Mackenzie Brown, Matteo Miccini
27 Einssein Alessandro Giaquinto, Elisa Badenes, Friedemann Vogel, Vittoria Girelli
28 Große Fuge Rocio Aleman, Veronika Verterich, Agnes Su, Alicia Garcia Torronteras
29 Licht Große Fuge Choreographie und Kostüme Hans van Manen Musik Ludwig van Beethoven Große Fuge B-Dur op. 133, Cavatina aus dem Streichquartett B-Dur op. 130 Bühne Jean-Paul Vroom Lichtdesign Joop Caboort Co-Lichtdesign Bert Dalhuysen Uraufführung 8. April 1971, Nederlands Dans Theater Erstaufführung beim Stuttgarter Ballett 26. Februar 1987 Einstudierung Nancy Euverink, Ken Ossola
30 Große Fuge Veronika Verterich, Timoor Afshar
31 Große Fuge Clemens Fröhlich, Rocio Aleman, Ciro Ernesto Mansilla, Agnes Su, Martí Fernández Paixà, Alicia Garcia Torronteras, Timoor Afshar, Veronika Verterich Ciro Ernesto Mansilla, Agnes Su
32 Große Fuge
33 Große Fuge Martí Fernández Paixà, Timoor Afshar, Clemens Fröhlich, Ciro Ernesto Mansilla
34 Große Fuge Ciro Ernesto Mansilla, Agnes Su Alicia Garcia Torronteras, Martí Fernández Paixà
35 Große Fuge Veronika Verterich, Timoor Afshar Martí Fernández Paixà, Timoor Afshar, Rocio Aleman, Veronika Verterich, Agnes Su, Alicia Garcia Torronteras, Clemens Fröhlich, Ciro Ernesto Mansilla
36 Große Fuge Clemens Fröhlich, Rocio Aleman, Veronika Verterich, Agnes Su, Alicia Garcia Torronteras Veronika Verterich, Agnes Su, Alicia Garcia Torronteras
37 Aufbruch! » Ich empfand sie [die Musik] von Anfang an als aggressiv; kein Stück, das nur schön ist. Es attackiert.« Hans van Manen
38 Große Fuge Clemens Fröhlich, Rocio Aleman, Ciro Ernesto Mansilla, Martí Fernández Paixà, Agnes Su, Alicia Garcia Torronteras
39 Große Fuge Ciro Ernesto Mansilla, Agnes Su, Martí Fernández Paixà, Alicia Garcia Torronteras Ciro Ernesto Mansilla, Agnes Su
40 Musik LUDWIG VAN BEETHOVEN Komponist Ludwig van Beethoven * getauft am 17. Dezember 1770 in Bonn, Deutschland † 26. März 1827 in Wien, Österreich Bereits als Jugendlicher schrieb er Stücke mit Namen wie Lied an einen Säugling oder Elegie auf den Tod eines Pudels Führte auf seinen ausgedehnten Spaziergängen ein Skizzenheft mit, um sich Notizen machen zu können Am Tag seiner Beerdigung blieben die Schulen in Wien geschlossen. 20.000 Menschen gaben ihm sein letztes Geleit
41 Musik Ludwig van Beethoven gilt als einer der Georg Albrechtsberger und begann neben- größten Komponisten internationaler Musik- her 1792 sein Studium der italienischen geschichte. Er sprengte die Vorstellungs- Gesangskomposition bei Antonio Salieri. Im kraft seiner ZeitgenossInnen und prägt die Jahr 1795 trat Beethoven erstmals mit eige- Nachwelt bis heute – über 250 Jahre nach nen Klavierkompositionen in Häusern der seiner Geburt. Adelsschicht auf. Wolfgang Amadeus Mozart war wenige Jahre zuvor gestorben und die Ende 1770 in Bonn geboren stammte er MusikliebhaberInnen der Stadt waren offen aus einer Musikerfamilie. Sein ehrgeiziger für Neues. In kurzer Zeit erlangte Beethoven Vater, ein Tenor, wollte aus ihm ein Wun- höchstes Ansehen und durch die Unterstüt- derkind nach dem Vorbild Wolfgang Ama- zung seiner Förderer war es ihm möglich, deus Mozarts machen und unterrichtete ihn als freier Komponist zu arbeiten und mehr zunächst selbst im Klavierspiel. Im Jahr 1781 als andere KünstlerInnen seiner Zeit zu ver- wurde Beethoven Schüler des Hoforganisten dienen. Christian Gottlob Neefe. Nach nur wenigen Monaten wurde er zu dessen Meisterschü- Bereits mit 27 Jahren wurde Ludwig van ler und vertrat ihn an der Orgel. Ab 1783 Beethoven schwerhörig und war mit 48 spielte Beethoven ebenso als Bratschist Jahren vollständig taub. Dank seines abso- und Cembalist im kurfürstlichen Orchester. luten Gehörs, was es ihm ermöglichte, sich Gleichzeitig waren auch schon seine ersten Töne und Klänge vorzustellen, komponierte drei Klaviersonaten im Druck erschienen. er jedoch bis zu seinem Tod unermüdlich Mit siebzehn Jahren ging er nach Wien, um weiter. Ab 1808 gab Beethoven jedoch kei- Mozart persönlich kennenzulernen. Wegen ne öffentlichen Konzerte mehr und zog sich einer tödlichen Erkrankung seiner Mutter immer mehr zurück. In den kommenden kehrte er jedoch zurück nach Bonn und Jahren war eine Unterhaltung mit ihm nur übernahm als ältester Sohn die Fürsorge noch schriftlich möglich. Seine bis heute der Familie, während sein Vater mehr und erhaltenen „Konversationshefte“ geben eine mehr dem Alkohol verfallen war. Durch Vorstellung über sein Empfinden, über die den Kontakt zu einer reichen Witwe, deren Vereinsamung eines Menschen und Genies. Kinder er unterrichtete, machte Beethoven Seine Gehörlosigkeit erschwerte zwar seine Bekanntschaft mit einflussreichen Persön- öffentlichen Auftritte, minderte aber nicht lichkeiten der Oberschicht. Als der öster- sein kompositorisches Schaffen. reichische Komponist Joseph Haydn von ihm erfuhr, lud dieser ihn 1792 nach Wien Ludwig van Beethoven gilt als der Vollender ein, sodass Beethoven Bonn für immer den der Wiener Klassik und schlug mit seiner Rücken kehrte. Fokussierung auf die persönliche Aussage in der Musik den Weg in die Romantik ein. In Wien wurde Ludwig van Beethoven Joseph Als einer der ersten KomponistInnen baute Haydns Meisterschüler und studierte bei ihm er seine meist ernsten Kompositionen dra- bis 1794 Kompositionslehre. Anschließend maturgisch auf und ließ sie in einem Finale erhielt er Kontrapunktunterricht bei Johann gipfeln. Zudem setzte er in seinen Werken
42 Musik gerne Motive mit Wiedererkennungswert ein. Beethovens 9. Sinfonie (1824) gilt als Maß Zu den wichtigsten seiner rund 240 Werke aller Dinge, obwohl er sie schrieb, als er gehören die neun Sinfonien, die fünf Klavier- bereits taub war. In ihr setzte er erstmals in konzerte, das Violinkonzert, die 16 Streich- der Musikgeschichte in einem instrumen- quartette, 32 Klaviersonaten, die Oper Fide- talen Werk einen Chor ein. In der Sinfonie lio sowie die Messe op. 86 in C-Dur und die spiegelt sich ein demokratischer Zeitgeist Missa solemnis op. 123. Große Bekanntheit sowie humanistische Werte, die bis heute erlangten vor allem zwei Sonaten für Klavier Gültigkeit haben. Der letzte Teil, die „Ode (Es-Dur, cis-Moll) op. 27 (1801), von denen die an die Freude“, ist in instrumentaler Form zweite als „Mondscheinsonate“ berühmt ist, als Hymne der Europäischen Union weltweit die Sonate für Klavier und Violoncello (A-Dur) bekannt. Bis zu seinem Tod am 26. März 1827 op. 69 von 1807/08, die als Glanzstück der in Wien arbeitete er an einer zehnten Sin- Cello-Literatur gelobt wird, sowie sein Kon- fonie, die unvollendet blieb. zert für Klavier und Orchester Nr. 5 (Es-Dur) op. 73, das er 1809/10 mitten in den Napoleo- nischen Kriegen komponierte. Mit letzterer verließ er die Pfade der klassischen Sona- tensatzform, da er die Sonate eher in der Art einer freien Fantasie anlegte. Klavier- schülerInnen weltweit bekannt ist zudem Beethovens Bagatelle für Klavier (a-Moll) WoO 59, die sogenannte Komposition „Für Elise“ (1810). Eine Frau mit Namen Elise ist aus Beethovens Umkreis nicht überliefert. Allerdings soll Beethoven als junger Mann oft verliebt gewesen sein und übte gro- ße Anziehungskraft auf Frauen auf, blieb jedoch zeit seines Lebens Junggeselle. Im Vergleich zu anderen Komponisten schrieb Beethoven wenige Sinfonien, doch diese sind durch ihre Klanggewalt und ihre Tiefe unübertroffen. Beethoven erweiterte traditionelle Formen und gab Sinfonien ein bis dahin ungeahntes Gewicht von großer psychologischer und emotionaler Kraft. Mit ihnen leitete er eine neue Ära der sinfonischen Entwicklung ein. Vor allem
43 Aufbruch! » Fahre fort, übe nicht allein die Kunst, sondern dringe auch in ihr Inneres; sie verdient es, denn nur die Kunst und die Wissenschaft erhöhen den Menschen bis zur Gottheit.« Ludwig van Beethoven in einem Brief an Emilie M. 1812
44 Choreographie | Adagio Hammerklavier | Große Fuge HANS VAN MANEN Choreograph Kaum ein anderer hat in den vergangenen In etwa 55 Jahren hat Hans van Manen über 55 Jahren die europäische Ballettwelt derart 120 Ballette geschaffen, wovon der Haupt- nachhaltig beeinflusst wie der niederländi- anteil Uraufführungen für das NDT darstel- sche Choreograph Hans van Manen. Seine len. Doch auch im Repertoire des Stuttgar- Stücke finden sich im Repertoire von über 50 ter Balletts sind seine Werke eine tragende Compagnien weltweit, wo sie für die Erneue- Säule: Die Compagnie tanzte bisher fast rung des neoklassischen Balletts aus dem 30 Stücke des Choreographen und verfügt Geist einer modernen Bewegungssprache somit über das größte Van-Manen-Reper- stehen. toire außerhalb der Niederlande. Marcia Haydée initiierte ihrer Zeit die Zusammen- Hans van Manen dachte zunächst nicht an arbeit mit van Manen und konnte ab 1981 eine Tänzer- oder Choreographenkarriere. Fünf Tangos, Twilight und Five Short Sto- Erst über eine Ausbildung als Maskenbildner ries für die hiesige Bühne gewinnen. Dem kam der 1932 in Nordholland geborene van folgten noch zahlreiche weitere Stuttgarter Manen zum Tanz und begann ein Studium bei Erstaufführungen seiner Ballette. Eigens für Sonia Gaskell. Überganglos engagierte sie das Stuttgarter Ballett kreierte van Manen ihn 1951 in ihrer Truppe Ballet Recital. Wich- Corps (1985), Shaker Loops (1987) und Sound tige Erfahrungen als Tänzer sammelte er in of Music (1988). Ab 1996 erweiterte Ballett- den Folgejahren beim Amsterdamer Opern- intendant Reid Anderson das Repertoire um ballett und in Roland Petits Pariser Compa- weitere Stücke des Niederländers: zunächst gnie. Als Choreograph trat er erstmals 1957 Kleines Requiem und Solo, dann Two Pie- mit Feestgericht in Erscheinung. Ab 1961 ces for Het und Variations for Two Couples, arbeitete van Manen abwechselnd mit den zuletzt Kammerballett. beiden größten niederländischen Compag- nien: dem NDT (Nederlands Dans Theater) In der Gesamtschau von van Manens Œuvre und dem Niederländischen Nationalballett. herrscht eine unverwechselbare Tanzspra- Von 1960 bis 2004 war in verschiedenen che vor: eine Mischung von neoklassischem Positionen für das NDT tätig. Zunächst als Ballett mit Elementen moderner Tanztech- Tänzer und Choreograph angestellt über- niken und zuweilen auch Alltagsbewegun- nahm er nach kurzer Zeit zusätzlich die gen oder Gesten. Geschlechterspezifische künstlerische Leitung, verließ jedoch 1971 Bewegungskonventionen werden in seinen die Compagnie. In den 1970er- und 1980er- Werken ebenso hinterfragt wie vorgegebene Jahren arbeitete er freischaffend für das Rollen: Bereits 1965 wagte er mit Metaforen Niederländische Nationalballett und kehrte einen Pas de deux für zwei Männer, ebenso Mitte der 1980er-Jahre auf das Angebot Jiří ließ er Frauen miteinander tanzen; Männer Kyliáns zum NDT zurück – gemeinsam präg- und Frauen begegnen sich in seinen Cho- ten sie mit ihren Werken das Repertoire des reographien ebenbürtig. Überwiegend wählt NDTs für die nächsten 20 Jahre. Seit 2005 der Choreograph die Form von nicht narra- hat Hans van Manen wieder die Position des tiven Einaktern. Eine Neufassung abendfül- Hauschoreographen des Niederländischen lender Handlungsballette wie Schwanensee Nationalballetts inne. oder Romeo und Julia sucht man in seinem
45 Choreographie | Adagio Hammerklavier | Große Fuge Hans van Manen * 11. Juli 1932 in Amstelveen, Niederlande spricht hervorragend Deutsch wollte zunächst Maskenbildner werden wurde mit zahlreichen Preisen geehrt: Zuletzt erhielt er 2018 die Ehrenmedaille für Kunst und Wissenschaft des „Huisorde van Oranje“ Schaffen vergeblich. Doch trotz aller Abs- Vergleich einbrachte, der „Mondrian des traktheit, vielleicht auch gerade durch Tanzes“ zu sein – seine Werke erscheinen van Manens radikale Reduzierung auf den ebenso zeitlos wie die des niederländischen Körper, werden in seinen Choreographien Malers. Diese ewige Modernität liegt nicht zwischenmenschliche Beziehungen sicht- zuletzt in der Musikalität des Choreographen bar: Subtile Erotik, Machtkämpfe, Zärtlich- begründet: Bewegung und Klang ergänzen keit, Abhängigkeit, Verletzlichkeit – all dies sich hier meisterhaft. In den 1960er-Jahren zeigt van Manen allein durch Bewegung. schuf er überwiegend Ballette zu Werken Trotz der Fokussierung auf klare Linien zeitgenössischer KomponistInnen, darunter scheut er keine Innovation. Bereits 1979 Benjamin Britten, Béla Bartók und John Cage arbeitete er beispielsweise für die Choreo- sowie zu Jazzmusik. Klassische Musik von graphie Live mit Kameratechnik und Live- Wolfgang Amadeus Mozart und Ludwig van Projektion. Impulse gewinnt er zudem aus Beethoven, aber auch romantische Musik der professionellen Beschäftigung mit Foto- begleiteten das nachfolgende Jahrzehnt. grafie und Film. Danach öffnete sich van Manen jeglichen Stilen: Von Igor Strawinsky über Alban Berg Die Verantwortung für die Ausstattung sei- bis hin zu Jazz-, Rock-, Pop- und Soulmusik ner Stücke überlässt van Manen meistens ist in seinen Werken bis zur Gegenwart alles Bühnen- und Kostümbildnern. Hier sind vertreten. Die herausragende Leistung van vor allem die Zusammenarbeiten mit Jan Manens und die Attraktivität seiner Stücke van der Wal, dem Maler Jean-Paul Vroom bestehen jedoch nicht nur in seinem fein- und Keso Dekker hervorzuheben. In ihrem fühligen Umgang mit der Musik. Vielmehr linear-geometrischen und abstrakt gehal- verschränken sich in seinen Werken alle tenen Stil entsprechen die Bühnenbilder Ebenen, sei es Bühnenbild, Kostüm, Licht, van Manens schlichter Tanzsprache, in der Choreographie oder Musik, zu einem großen er seinem frühen Vorbild George Balanchine Ganzen, das trotz oder gerade in der Reduk- in nichts nachsteht und die ihm den tion durch Tiefgründigkeit berührt.
46 Choreographie | Einssein MAURO BIGONZET TI Choreograph Mauro Bigonzetti * 25. Februar 1960 in Rom, Italien Schuf sowohl ein Ballett inspiriert von dem Maler Caravaggio als auch von Luchino Viscontis Film Rocco und seine Brüder liebt es mit seinen zwei Schäferhunden im Wald spazieren zu gehen kocht gerne und verbringt am liebsten Zeit mit seiner Familie
47 Choreographie | Einssein Der italienische Choreograph Mauro Bigon- 1996 beauftragte der damalige Ballett- zetti gehört zu den erfolgreichsten seines intendant Reid Anderson den noch relativ Fachs. In seinen sinnlichen Balletten ver- unbekannten Bigonzetti mit einer Neu- lässt er die Pfade der klassischen danse kreation. Kazimir’s Colours wurde ein sol- d‘école und sucht Ausdruck für alle Nuan- cher Erfolg beim Stuttgarter Ballett, dass cen des Menschseins. es die Aufmerksamkeit der internationalen Tanzwelt erregte. Bis heute wird das zen- Mauro Bigonzetti begann seine tänzerische trale Pas de deux des Stücks weltweit auf Ausbildung an der Ballettschule seiner Hei- Galas getanzt. Seitdem ist Bigonzetti der matstadt Rom. An der Schule des Teatro Compagnie eng verbunden und schuf im dell’Opera di Roma legte er den Grundstein Folgenden die Einakter Quattro danze per seiner erfolgreichen Ballettkarriere und Nino (1998) und Orma (2004) in Stuttgart. wurde direkt im Anschluss in das Ensemble Zudem befasst sich der Choreograph mit übernommen. Nach zehn Jahren an der dem abendfüllenden Format und wandte Römischen Oper wechselte er 1982 zum sich mit dem 2006 für das Stuttgarter Bal- im norditalienischen Reggio Emilia behei- lett geschaffenen Handlungsballett I fratelli mateten Aterballetto. Er avancierte rasch – Die Brüder einem bisher nicht für den Tanz zum viel beachteten Star der Compagnie, erschlossenen scineastischen Stoff zu. 2012 bei der er sich in elf Spielzeiten als Tänzer folgte die Uraufführung von Il Concertone ein breites Repertoire vom klassischen bis beim Stuttgarter Ballett, das insgesamt zum modernen Tanz erarbeitete. Er tanzte in sechs Stücke des Italieners im Repertoire hat. Werken von George Balanchine und Leonide Massine und arbeitete mit ChoreographIn- Nach seinem Durchbruch beim Stuttgarter nen wie Alvin Ailey, William Forsythe, Jenni- Ballett ließ der internationale Erfolg nicht fer Muller und Glen Tetley zusammen. lange auf sich warten. Zu den Compagnien, die ihn mit Neuschöpfungen beauftragt Seine erste eigene Choreographie schuf oder seine Stücke ins Repertoire übernom- Mauro Bigonzetti 1990: Sei in movimento, men haben, gehören das English National zu Musik von Johann Sebastian Bach. In der Ballet, das New York City Ballet, das Alvin Spielzeit 1992/93 verließ Mauro Bigonzetti Ailey American Dance Theater, Les Grands das Aterballetto und beendete seine tänze- Ballets Canadiens, das Ballett des Bolschoi rische Laufbahn, um sich ganz auf das Cho- Theaters, das Chinesische Nationalballett, reographieren fokussieren zu können. 1997 das Staatsballett Berlin sowie viele andere kehrte Bigonzetti jedoch in neuer Position bedeutende Compagnien. Zuletzt schuf der zum Aterballetto zurück: Als Künstlerischer Italiener das Solo EGON king MADSEN lear Direktor leitete er die Compagnie zehn Jah- (2020) für Tanzlegende Egon Madsen am re und führte sie zu internationalem Erfolg, Theaterhaus Stuttgart sowie Madina mit indem er das Ensemble und das Repertoire Startänzer Roberto Bolle in der Hauptrolle neu aufbaute. Obwohl er seine Position 2007 an der Mailänder Scala. In seinen Stücken verließ, blieb er der Compagnie bis 2012 als changiert Bigonzetti zwischen Ballett und Hauschoreograph verbunden. 2016 über- zeitgenössischem Tanz, lässt die TänzerIn- nahm er für ein Jahr die Leitung des Balletts nen oft barfuß tanzen, findet einzigartige der Mailänder Scala. Ausdrucksformen jenseits des klassischen Bewegungsidioms. Ohne Angst vor gebro- Außerhalb Italiens machte sich Mauro chenen Linien und impulsiven Eruptionen Bigonzetti erstmals einen Namen mit einer schafft er Choreographien voller Expressi- Uraufführung für das Stuttgarter Ballett. vität und Schönheit.
48 Ausstattung | Adagio Hammerklavier | Große Fuge JEAN-PAUL VROOM Bühnenbildner Der Künstler Jean-Paul Vroom erhielt sei- ne Ausbildung zunächst bei seinem Vater, einem bekannten niederländischen Büh- nenbildner und Maler, sowie ab 1938 an der Académie des Beaux-Arts seiner Heimat- stadt Den Haag. Seine Karriere begann in Paris, wo er an Gruppenausstellungen teilnahm und darüber hinaus zum Graveur ausgebildet wurde. In den folgenden Jahren entstanden zahlreiche Druckgrafiken, Litho- grafien und Siebdrucke. 1946 erschienen seine ersten Illustrationen zu literarischen Werken, darunter zum Gesamtwerk von Charles Baudelaire. Zudem wurden Ein- zelausstellungen seiner Ölbilder in Paris, Amsterdam, Deutschland und den USA präsentiert. Sein erstes Bühnenbild schuf er 1952 für eine Neuinszenierung von Warten auf Godot mit Roger Blin in Berlin. Daneben entwickelte er in den 1960er-Jahren ein ausgeprägtes Interesse für Fotografie und übernahm in diesem Zusammenhang bei mehreren Filmproduktionen die künstle- rische Leitung. 1970 begann mit Situation Vrooms enge Zusammenarbeit mit Hans van Manen, dessen Werke er fast 15 Jahre lang durch seine Bühnenbilder mitprägte. In schlichten, reduzierten Designs – oftmals nur Hintergrundprospekte –, die ihre Wirkung vor allem durch das Licht erzielten, ließ er dem Tanz Raum sich zu entfalten und ver- stärkte seine Essenz. Zu ihren gemeinsa- men 33 Arbeiten zählen neben Große Fuge (1971) und Adagio Hammerklavier (1973), Twilight (1972), das Septett Extra (1973), Four Schumann Pieces (1975) und 5 Tangos (1977). 2006 verstarb der Künstler im Alter von 83 Jahren in Amsterdam.
49 Ausstattung | Einssein KRISTOPHER MILLAR Kostümbildner Nach dem Abschluss seines Studiums in English National Ballet zu kreieren. Seitdem seinem Heimatland Großbritannien sam- verbindet das Duo und den Choreographen melte der Modedesigner Kristopher Millar eine langjährige Zusammenarbeit, so etwa erste Berufserfahrung in Florence. Zusam- bei Coppellia (1995) mit dem Ballett der men mit Lois Swandale eröffnete er einige Römischen Oper, Caravaggio (2008) mit dem Jahre später sein eigenes Studio in der Staatsballett Berlin, Adagio Assai (2009) mit italienischen Großstadt. Gleichzeitig arbei- dem Ballett Basel, Il Concertone (2012) mit tete er freischaffend für große Modehäuser dem Stuttgarter Ballett u.a. Zudem hat das andernorts in Italien sowie in Paris und Tokio Designerteam mit den Choreographen Ado- und schuf kontinuierlich Avantgarde-Kol- nis Foniadakis, Cesc Gelebert und Eugenio lektionen für den internationalen Markt. Der Scigliano gearbeitet. Diese Kooperationen erste Kontakt zum Ballett entstand durch führten sie zum Aterballetto in Reggio Emilia, Mauro Bigonzetti, der Millar und Swandale zum Baltic Dance Theatre in Danzig und zur 1994 bat, die Kostüme für X.N.Tricities beim Scala in Milan.
50 Licht | Adagio Hammerklavier JAN HOFSTRA Lichtdesigner Jan Hofstra wurde in Leiden (Niederlande) geboren. Nach seiner Ausbildung zum Fein- mechaniker sowie Elektro- und Radiotech- niker arbeitete er von 1950 bis 1961 in der Filmindustrie, wo er erste Erfahrungen in Kameratechnik, Studio- und Theaterpraxis sammelte. 1964 wurde er ans Niederländi- sche Nationalballett in Amsterdam enga- giert, wo er für die technische Organisation und Präsentation der Ballettvorstellungen verantwortlich war. Während dieser Zeit arbeitete er mit den Choreographen Peter Wright, Hans van Manen, Rudi van Dantzig, Toer van Schayk, Heinz Spoerli, Eduard Lock, Kurt Jooss sowie den Bühnenbildnern Jean- Paul Vroom, Keso Dekker u.a. zusammen. Mehrmals wurde er zudem damit betraut, das Licht für Ballette von George Balanchine neu zu gestalten. Außerhalb von Amsterdam betreut er als Lichtdesigner die Stücke von Hans van Manen bei angesehenen Compag- nien sowie Der grüne Tisch von Kurt Joos. Die- se Arbeit als Lichtdesigner und technischer Direktor hat ihn an große Häuser rund um den Globus geführt: von Europa nach Russland, über Südkorea und Australien bis in die USA und Südamerika. Darüber hinaus ist Hofstra seit 1994 für die Lichtgestaltung sämtlicher Ausstellungen im Nationalmuseum in Ams- terdam verantwortlich. In Anerkennung sei- ner Verdienste für die Künste ernannte ihn die niederländische Königin Beatrix 2001 zum Ritter des Ordens von Oranien-Nassau.
51 Licht | Einssein CARLO CERRI Lichtdesigner Carlo Cerri wurde in Rom geboren und war Cerri für das Lichtdesign von Bigonzettis von 1989 bis 2000 als fester Lichtdesigner Balletten Kazimir's Colours (1996), Quatro beim Balletto di Toscana in Florenz enga- Danze par Nino (1998), ORMA (2004), I Fra- giert. 2001 wechselte er in gleicher Position telli – die Brüder (2006) sowie Il Concertone zum Aterballetto in Reggio Emilia, wo er bis (2012) verantwortlich. Neben den gemein- 2019 für die Beleuchtung zuständig war. samen Produktionen beim Aterballetto und Darüber hinaus hat der Italiener mit zahl- beim Stuttgarter Ballett schuf Cerri Bühne reichen renommierten Compagnien welt- und Licht für Caravaggio (2008) mit dem weit gearbeitet, so etwa in New York mit der Staatsballett Berlin, Alice (2014) mit Gaut- Alvin Ailey Dance Company oder Ballet Next, hier Dance in Stuttgart, Cinderella (2015) mit in Tel Aviv mit der Bat-Dor Dance Company, dem Ballett der Mailänder Scala, u.a. Des in London mit dem English National Ballet Weiteren arbeitete Cerri mit den Choreogra- u.a. Besonders engen Kontakt pflegt er seit phen Richard Wherlock, Jörg Mannes und Jahren zu Mauro Bigonzetti. Für zahlreiche vor allem Eugenio Scigliano zusammen. Ballette Bigonzettis hat Cerri Bühnenbild Neben seinen Tätigkeiten für die Bühne hat wie Lichtdesign kreiert, wobei er oftmals sich der Italiener intensiv mit dem Medium auch Videotechnik als drittes Element ein- Video auseinandergesetzt und eigene setzte. Beim Stuttgarter Ballett zeichnete Videoinstallationen geschaffen.
52 Licht | Große Fuge JOOP CABOORT Lichtdesigner Joop Caboort arbeitete ab 1965 beim NDT [Nederlands Dans Theater] in sei- ner Heimatstadt Den Haag zunächst als Elektriker. 1970 wurde er dort zum tech- nischen Direktor befördert und noch im selben Jahr zum ständigen Lichtdesigner berufen. Für rund 350 Choreographien entwarf Caboort das Licht, darunter Bal- lette von Hans van Manen, Jiří Kylián, Jennifer Muller, Louis Falco, Glen Tetley, Nacho Duato, Maurice Béjart, Nils Christe u.a. Von besonderer Bedeutung waren dabei die Zusammenarbeiten mit bekannten Bühnenbildnern wie Jean-Paul Vroom, Keso Dekker, William Katz oder John Mcfarlane. Parallel arbeitete Caboort als freiberuf- licher Lichtdesigner für ChoreographInnen wie Birgit Cullberg oder Nils Christe sowie für Schauspiel- und Opernproduktionen an verschiedenen Theatern. Als Gast war er außerdem bei renommierten Compagnien tätig, so etwa beim Royal Ballet, dem Ballet technischen Bühnen- und Beleuchtungs- de l’Opéra de Paris, dem Royal Danish Bal- einrichtung beim Bau des Lucent Dansthea- let, dem Joffrey Ballet, dem Royal Winnipeg ters in Den Haag. 1995 gründete Caboort sein Ballet oder war zugast an Häusern wie der eigenes Büro für Licht-Design und Theater- Wiener Staatsoper, dem Bayerischen Staats- produktionen in Den Haag und berät Thea- ballett in München und dem Metropolitan ter weltweit. Seinen Erfahrungsschatz gab Opera House in New York. Darüber hinaus er zudem viele Jahre am Grafisch Lyceum entwickelte Caboort spezielle technische Rotterdam als Dozent für Theatertechnik an Systeme für Theaterbauten, die den Anfor- angehende Medienschaffende und Künstle- derungen von Tanzproduktionen Rechnung rInnen weiter. tragen. So übernahm er 1987 beispiels- weise die Planung und Durchführung der
53 Licht | Adagio Hammerklavier | Große Fuge BERT DALHUYSEN Lichtdesigner Der niederländische Lichtdesigner Bert Ähnlich oft übernahm Dalhuysen die Gestal- Dalhuysen erhielt seine Ausbildung an der tung des Lichtes für Stücke von Krzysztof Akademie für Fotografie und Fotomechanik Pastor. Zudem arbeitete er mit Martin in Den Haag. Danach wurde er in Amsterdam Schläpfer, Juanjo Arques, Ted Brandsen, erster Techniker der Lichtabteilung des Nie- Remi Wörtmeyer u.a. Für Hans van Manen derländischen Nationalballetts und arbeitete schuf er das Licht bei Bach Pieces (2000), in einem Studio für Fotografie und Design. Im Frank Bridge Variations (2005), Six Piano Laufe seiner langen Karriere hat er für zahlrei- Pieces (2006), Without Words (2010) sowie che Uraufführungen das Licht kreiert. Beson- Dances with Harp (2014) und richtet weltweit ders eng arbeitete Dalhuysen mit David Daw- das Licht bei Neueinstudierungen von van son zusammen; seit 1999 schuf er für über 20 Manens Balletten ein. Stücke des Choreographen das Lichtdesign.
54 Die Compagnie // Spielzeit 2020/21 GRÜNDER CORPS DE BALLET CHOREOLOGIN BALLET TSCHUHVERWALTUNG / John Cranko † Mizuki Amemiya Birgit Deharde KOSTÜMVERWALTUNG JOHN CRANKO SCHULE María Andrés Betoret BALLET TINTENDANT DIREKTORIN KOMMUNIKATION Magdalena Dziegielewska Sinéad Brodd Tamas Detrich UND DRAMATURGIE Mackenzie Brown Vivien Arnold BALLET TVIDEOABTEILUNG Julliane Franzoi GESCHÄFTSFÜHRERIN Dora Detrich Priscylla Gallo Annabelle Gausmann ASSISTENTIN PRESSEARBEIT / Elisa Ghisalberti WEBSITE / SOCIAL MEDIA DIREKTION ZENTRALE Vittoria Girelli Charlotte Sailer TECHNISCHE DIENSTE MUSIKDIREKTOR Coralie Grand UND OPERNHAUS Mikhail Agrest Eva Holland-Nell PUBLIKATIONEN Arno Laudel PERSÖNLICHE Martina Marin Pia Christine Boekhorst TECHNISCHE LEITUNG REFERENTIN DES Natalija Miljevic OPER / BALLET T BALLET TINTENDANTEN Aurora De Mori ABENDDIENST / SONDERVERANSTALTUNGEN / Michael Zimmermann Fränzi Günther Minji Nam MERCHANDISING Paula Rezende ERSTE SOLISTINNEN / Pia-Marie Lorke BÜHNENOBERINSPEKTORIN Aiara Iturrioz Rico BALLET T ERSTE SOLISTEN Joana Romaneiro MITARBEIT KOMMUNIKATION Cemile Soylu Alicia Amatriain * Natalie Thornley-Hall UND DRAMATURGIE Elisa Badenes Alicia Garcia Torronteras Sina Eger TECHNISCHE DIREKTION Miriam Kacerova Anouk van der Weijde Meriel Wille SCHAUSPIEL Hyo-Jung Kang Guido Schneitz Anna Osadcenko Noan Alves STELLVERTRETENDER MUSIKDIREKTOR , DIRIGENT Henrik Erikson BÜHNENOBERINSPEKTOR David Moore Wolfgang Heinz Riccardo Ferlito SCHAUSPIEL Roman Novitzky Gabriel Figueredo Manuel Willi Jason Reilly * STUDIENLEITERIN UND Alessandro Giaquinto KORREPETITORIN Adhonay Soares da Silva Shaked Heller TECHNISCHE EINRICHTUNG Friedemann Vogel * Eva Llorente Díaz Christopher Kunzelmann Ralf Bogusch SOLISTINNEN / SOLISTEN Adrian Oldenburger KORREPETITORINNEN / Christian Pforr KORREPETITOREN MASCHINENMEISTER Rocio Aleman Chie Kobayashi SCHAUSPIEL Jessica Fyfe Flemming Puthenpurayil Alastair Bannerman Mustafa Agacdograyan Diana Ionescu Martino Semenzato Daniele Silingardi Valery Laenko Agnes Su BELEUCHTUNG SCHAUSPIEL Angelina Zuccarini Satchel Tanner PROJEKTLEITUNG NOVERRE: Rüdiger Benz, Vincent Travnicek JUNGE CHOREOGRAPHEN Jörg Schuchardt Alexander Mc Gowan Sonia Santiago ELEVINNEN / ELEVEN Ciro Ernesto Mansilla Rose Maloney TON UND VIDEO SCHAUSPIEL Martí Fernández Paixà BALLET TMEISTERIN FÜR Frank Bürger, Mathias Gräf, STATISTERIE UND KINDER Marco Piraino Sebastian Thein HALBSOLISTINNEN / Angelika Bulfinsky HALBSOLISTEN Edoardo Sartori Fernanda De Souza Lopes Triston Simpson LEITUNG REQUISITE SCHAUSPIEL Daiana Ruiz Alexander Smith STUT TGARTER BALLET T JUNG Philipp Unger Veronika Verterich Nicole Loesaus ERSTE BALLET TMEISTERIN DIREKTION DEKORATIONS- UND KÜNSTLERISCHE CHARAKTERDARSTELLER- WERKSTÄT TEN Fabio Adorisio INNEN / CHARAKTER- BERATERIN Bernhard Leykauf Timoor Afshar DARSTELLER Andria Hall (ständiger Gast) Matteo Crockard-Villa Angelika Bulfinsky KOSTÜMDIREKTION Clemens Fröhlich ERSTER BALLET TMEISTER Magdalena Dziegielewska Sabrina Heubischl Matteo Miccini Rolando D’Alesio Sonia Santiago (kommissarische Direktorin) Moacir de Oliveira Rolando D’Alesio Louis Stiens BALLET TMEISTERIN / BALLET TMEISTER INSPIZIENTEN PRODUKTIONSLEITUNG Ekkehard Kleine KOSTÜME Yseult Lendvai Janis Vollert Diana Eckmann Marc Ribaud Nicole Krahl EHRENMITGLIEDER PRODUKTIONSLEITER PHYSIOTHERAPIE Marcia Haydée UND BALLET TMEISTER Matthias Knop (Leitung) KOSTÜMASSISTENTIN Georgette Tsinguirides Krzysztof Nowogrodzki Michael Lachenmayer Leonie Kawohl Reid Anderson Richard Cragun † PROBENDISPONENT DIREKTION MASKE UND ASSISTENT DES PRODUKTIONSLEITERS Jörg Müller * Kammertänzerin/ Peter Piterka Kammertänzer
55 Die Compagnie Alicia Amatriain Alexander Mc Gowan Rocio Aleman Jason Reilly Hyo-Jung Kang Elisa Badenes Ciro Ernesto Mansilla Jessica Fyfe SOLISTINNEN / SOLISTEN Adhonay Soares Anna Osadcenko Miriam Kacerova da Silva Martí Fernández Paixà Diana Ionescu ERSTE SOLISTINNEN / ERSTE SOLISTEN Friedemann Vogel David Moore Agnes Su Roman Novitzky Angelina Zuccarini
56 Die Compagnie Martina Marin Priscylla Gallo Mizuki Amemiya HALBSOLISTEN CORPS DE BALLET Natalija Miljevic Elisa Ghisalberti María Andrés Betoret HALBSOLISTINNEN / Matteo Miccini Fabio Adorisio Aurora De Mori Vittoria Girelli Sinéad Brodd Moacir de Oliveira Timoor Afshar Fernanda De Souza Lopes Minji Nam Coralie Grand Mackenzie Brown Louis Stiens Matteo Crockard-Villa Daiana Ruiz Paula Rezende Eva Holland-Nell Julliane Franzoi Clemens Fröhlich Veronika Verterich
57 Die Compagnie Martino Semenzato Shaked Heller Noan Alves Aiara Iturrioz Rico CORPS DE BALLET Daniele Silingardi Christopher Henrik Erikson Joana Romaneiro Kunzelmann Marco Piraino ELEVINNEN / ELEVEN Satchel Tanner Adrian Oldenburger Riccardo Ferlito Natalie Thornley-Hall Edoardo Sartori Vincent Travnicek Christian Pforr Gabriel Figueredo Alicia Garcia Torronteras Triston Simpson Flemming Alessandro Giaquinto Anouk van der Weijde Puthenpurayil Alexander Smith Rose Maloney
58 Impressum HERAUSGEBER DAS STUT TGARTER BALLET T Tamas Detrich, Ballettintendant Spielzeit 2020/21 REDAKTION Vivien Arnold REDAKTIONSASSISTENZ Pia Christine Boekhorst TEXTNACHWEISE Ta Ta Ta Tanz verfassten Jana Petersen und Thomas Lindemann für Reihe 1, das Magazin der Staatstheater Stuttgart (Nr. 9, 2021). Die Biografien sind Beiträge der Redaktion. ZITATE Hans van Manen Zitiert nach: Hartmut Regitz: „Anfang und Ende“. In: tanz. Zeitschrift für Ballett, Tanz und Performance, April 2020, S. 10-13 Mauro Bigonzetti Gespräch mit Vivien Arnold für dieses Programmheft, März 2021 Ludwig van Beethoven Beethoven an Emilie M. in Hamburg, Töplitz, 17. Juli 1812 (BGA 585). Original nicht bekannt; Text nach dem Erstdruck: Thayer III, S. 205. Zitiert nach: https://www.beethoven.de/de/g/Kunst-und-Musik. BILDNACHWEISE Titelbild Stuttgarter Ballett (der Pianist Alexander Reitenbach und die TänzerInnen Mackenzie Brown, Matteo Miccini, Hyo-Jung Kang, Adhonay Soares da Silva, Friedemann Vogel in Einssein) Vorstellungsbilder Stuttgarter Ballett Porträts Wikimedia Commons (Ludwig van Beethoven), Sebastian Galtier (Hans van Manen), Brescia e Amisano / Teatro alla Scala (Mauro Bigonzetti), Merk, Ben / Anefo c Nationaal Archief, CC0 (Jean-Paul Vroom) Die Compagnie Carlos Quezada sowie Roman Novitzky, Sébastien Galtier, Altin Kaftira, Mirka Kleemola, Paolo Laudicina, Terri Barbush GESTALTUNG Discodoener, Stuttgart www.stuttgarter-ballett.de Hauptsponsor des Stuttgarter Balletts: DIE STAATSTHEATER STUT TGART Marc-Oliver Hendriks, Geschäftsführender Intendant
59 Aufbruch!
60 Aufbruch! Spielzeit 2020/21
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