Beschäftigungsoffensive Nahost - Cash for Work - Bundesministerium für ...
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Beschäftigungsoffensive Nahost – Cash for Work Die Flüchtlingslage im Nahen Osten 2019 waren weltweit mehr als 79,5 Millionen Menschen auf der Flucht. Laut dem Flüchtlingswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) ist Syrien aufgrund des Bürgerkrieges mit 6,6 Millionen Flüchtlingen und rund 6,5 Millionen Binnenvertriebenen weltweit das Land mit den meisten Menschen, die vor Krieg, Gewalt und Verfolgung fliehen. Bisher sind 3,6 Millionen Menschen in die Türkei, knapp 911.000 in den Libanon und rund 655.000 Menschen nach Jordanien geflüchtet. Die meisten Flüchtlinge leben in Gemeinden außerhalb von Flüchtlingscamps. Im Irak konnten mehr als 4,2 Millionen Menschen in Gebiete zurück- kehren, die vom sogenannten Islamischen Staat befreit worden sind. Dennoch gibt es immer noch rund 1,6 Millionen Binnenvertriebene innerhalb des Landes. DAS BMZ HAT DER BESCHÄFTIGUNGSOFFENSIVE NAHOST IM JAHR 2020 353,45 MILLIONEN EURO ZUR VERFÜGUNG GESTELLT. 2
Beschäftigungsoffensive Nahost – Cash for Work Bundeskanzlerin Angela Merkel verkündet die deutsche Unterstützung für Syrien und die Nachbarstaaten auf der Syrienkonferenz 2016 in London. INTERNATIONALE SYRIENKONFERENZ 2016 – STARTPUNKT FÜR DIE BMZ BESCHÄFTIGUNGSOFFENSIVE NAHOST Bei der ersten internationalen Geber Seither übernimmt Deutschland eine konferenz zur Syrienkrise „Supporting Vorreiterrolle bei der Unterstützung Syria and the Region“ Anfang 2016 in von syrischen Flüchtlingen, Binnenver London hat die internationale Gemein triebenen und aufnehmenden Gemein schaft mehr als 10 Milliarden Euro für den und speziell bei der Förderung von die Unterstützung in der Flucht und Beschäftigungsmöglichkeiten. Vertreibungskrise in den Nachbarlän dern Syriens und für Syrien zugesagt. Im Rahmen der Syrienkonferenz 2020 sagte Bundesminister Gerd Schulbildung und Arbeitsmöglichkei Müller im Namen der Bundesregie ten für Flüchtlinge standen im Mittel rung zusätzlich zum bestehenden punkt: Hier war und ist Unterstützung Engagement 1,58 Milliarden Euro am dringendsten nötig – auch um den für den Syrienkrisenbogen zu, davon sozialen Frieden in den aufnehmenden knapp 940 Millionen Euro aus dem Gemeinden zu wahren. Das BMZ hat BMZHaushalt. Deutschland ist damit bei der Konferenz die Beschäftigungs zum wiederholten Male der größte offensive Nahost vorgestellt. bilaterale Geber der Region. 3
Beschäftigungsoffensive Nahost – Cash for Work BESCHÄFTIGUNGSOFFENSIVE NAHOST WAS SIND „CASH FOR All das kurbelt die lokalen Wirtschafts WORK“-MASSNAHMEN kreisläufe an: Der Konsum von Ver DES BMZ? sorgungsgütern steigt, der lokale Arbeitsmarkt wächst. Zugleich erlernen Viele Menschen in der Region Nahost Flüchtlinge Fähigkeiten, die sie bei einer können seit Jahren nicht in ihre Hei späteren Rückkehr für den Wieder matregion zurückkehren. Sie sind auf aufbau und die Entwicklung ihrer Hilfsgüter angewiesen oder leben von Heimatregion gut gebrauchen können. informellen Jobs. Ziel der Beschäftigungsoffensive ist SCHNELL VERFÜGBARE es, Beschäftigungsmöglichkeiten zu JOBS UND EINKOMMEN schaffen, durch die sowohl Flüchtlinge Durch Jobs bei kommunalen Dienstleis als auch die bedürftige Bevölkerung vor tungen, wie etwa der Abfallbeseitigung Ort ein eigenes Einkommen erzielen oder der Instandsetzung von öffentlichen können. Die Bevölkerung in den Auf Gebäuden wie zum Beispiel Schulen, Stra nahmeregionen von Flüchtlingen mit ßen oder Wohnungen, erhalten Flüchtlinge einzubeziehen ist besonders wichtig, die Möglichkeit, ein eigenes Einkommen zu um den sozialen Frieden zu stützen. erwirtschaften. Auch die aufnehmenden Gemeinden profitieren: Infrastrukturvor Über direkt entlohnte Arbeiten in den haben, bei denen Flüchtlinge beispielsweise sogenannten „Cash for Work“Projekten Straßen instand halten oder Abwasser erhalten sie die Möglichkeit, sich und kanäle bauen, schaffen bleibende Verbes ihre Familien zu versorgen. Damit wird serungen für Flüchtlinge und Einheimische. die finanzielle Notlage der Menschen gemindert. Gleichzeitig wächst die soziale Anerkennung der Flüchtlinge im Gastland und der gesellschaftliche Zu sammenhalt wird gestärkt. Ein besonde res Augenmerk legen wir dabei auf eine möglichst hohe Beteiligung von Frauen, denn sie sind oft besonders benachtei ligt. Über diese meist kurzfristigen Jobs hinaus wollen wir durch berufliche Qualifizierung und die Förderung von Existenzgründungen auch mittel und langfristige Perspektiven schaffen. ↑ Arbeiterin in einer Baumschule in Jordanien. 4
Beschäftigungsoffensive Nahost – Cash for Work BERUFSBILDUNG – JOBS FÜR SCHULBILDUNG DIE JOBS VON MORGEN UND GESUNDHEIT Durch berufliche Aus und Weiterbildung Wir legen einen besonderen Schwerpunkt für Jugendliche und Erwachsene im auf Bildung. Durch die Finanzierung von Bereich Handwerk und Infrastruktur Gehältern können zusätzliche Lehrkräfte eröffnen wir den Flüchtlingen mittel und anderes Schulpersonal eingestellt fristig berufliche Perspektiven – auch werden, sodass syrische Flüchtlingskin im Hinblick auf den Wiederaufbau ihrer der zur Schule gehen können. Seit einiger Heimatregion. Zeit werden auch Gehälter von syrischen Gesundheitsfachkräften finanziert, die die Arbeit ihrer Kolleginnen und Kollegen in den aufnehmenden Regionen unterstützen. 2020 – AUF EINEN BLICK ZUSAGEN 2020: 353,5 Millionen Euro ↑ Arbeiter im Programm „Produktion und ERGEBNISSE IM JAHR 2020: Vermarktung von Handwerk und Handarbeiten“ in der Türkei. 88.800 Jobs 470.800 Menschen profitieren von mehr Familieneinkommen 473.000 Kinder erhalten Schulunterricht mehr als 30.000 Menschen in Fortbildungen/Trainings 5
Ergebnisse der Beschäftigungsoffensive Nahost 2016–2020 Ankara Türkei TÜRKEI 98.800 Jobs + Unterricht für circa 337.000 syrische Schülerinnen und Schüler im Schuljahr 2020 SYRIEN Libanon LIBANON 39.300 Jobs + Beirut Damaskus 78.300 Ausbildungen Amman JORDANIEN 6
INSGESAMT 413.000 Jobs Syrien 62.700 Jobs Irak 96.000 Jobs IRAK Bagdad Jordanien 116.500 Jobs + Unterricht für circa 136.000 syrische Schülerinnen und Schüler im Schuljahr 2020 7
Beschäftigungsoffensive Nahost – Cash for Work JORDANIEN Laut dem Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) waren 2019 rund 654.700 syrische Flüchtlinge in Jordanien registriert. Zudem beherbergt das Land 2,3 Millionen palästinensische Flüchtlinge sowie circa 90.000 beim UNHCR regis trierte Flüchtlinge anderer Herkunft, unter anderem aus dem Irak, Sudan und Jemen. Im weltweiten Vergleich bedeutet das den zweithöchsten Anteil an syrischen Flücht lingen gemessen an der Einwohnerzahl des Landes, die etwa 10 Millionen beträgt. Die meisten Flüchtlinge leben in Gemeinden der nördlichen Provinzen rund um die Städte Irbid und Mafraq sowie in Amman. Im Flüchtlingscamp Zaatari haben rund 80.000 Menschen Zuflucht gefunden. Einige Beispiele unserer Arbeit in Jordanien: TRÖPFCHENBEWÄSSERUNG IN DER WÜSTE Jordanien ist eines der trockensten Länder weltweit. Ganze Landstriche sind wüstenähn lich und wenig fruchtbar. Tröpfchenbewässerung für den Obst und Gemüseanbau spart Wasser und schont die Umwelt. 5.100 syrische und jordanische Frauen wurden seit 2016 im Umgang mit dieser speziellen Bewässerungsmethode geschult und verdienen dadurch ihr eigenes Einkommen. Für die meisten Frauen ist das existentiell, da sie ihre Familien oftmals allein ernähren. FINANZIERUNG VON GEHÄLTERN FÜR LEHRKRÄFTE UND ADMINISTRATIVES PERSONAL Viele der Kinder, die im Flüchtlingscamp Zaatari leben, wurden schon hier geboren – sie kennen kein anderes Leben als das im Camp. Damit diese Kinder Zukunftspers pektiven haben, brauchen sie qualifizierten Unterricht. In Zaatari betreibt das Kinder hilfswerk der Vereinten Nationen (UNICEF) mit deutscher Unterstützung mehrere Campschulen, in denen Kinder unterrichtet werden. Über die Finanzierung von Lehrerge hältern wurden im Jahr 2020 rund 1.300 Jobs für syrische Flüchtlinge und die jordanische Bevölkerung geschaffen. Pro Schuljahr wird dadurch der Unterricht für 136.000 Kinder ermöglicht. Auch in Amman und anderen aufnehmenden Gemeinden unterrichten ↑ Unterricht für syrische Flüchtlingskinder an syrische sowie jordanische Lehrkräfte. einer Mädchenschule im Zaatari-Camp. 8
Beschäftigungsoffensive Nahost – Cash for Work „Durch das Institut für Menschen mit Behinderung habe ich von dem Projekt gehört und mich für den Ausbildungskurs in Tröpfchenbewässerung beworben. Ich mag es, mit Pflan zen zu arbeiten und sie wachsen und gedeihen zu sehen. Ich freue mich, dass ich nun die Chance habe, mich in diesem Bereich weiterzubilden.“ Reem*, 27 Jahre, Jordanierin, taubstumm, bildete sich im Programm „Tröpfchenbewässerung in der Wüste“ weiter. *) Die Nachnamen werden aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht angegeben. 9
Beschäftigungsoffensive Nahost – Cash for Work JORDANIEN ABFALLBESEITIGUNG UND RECYCLING Die Aufnahme von Flüchtlingen hat zu einem schnellen Zuwachs der Bevölkerung geführt, wodurch vielerorts die Systeme zur Abfallentsorgung stark überlastet sind. In zahlreichen jordanischen Gemeinden und dem Flüchtlingslager Zaatari haben wir seit 2016 40.000 Jobs für Flüchtlinge bei der Müllabfuhr und Straßenreinigung geschaffen. Außerdem organisieren sie Sensibilisierungskampagnen zur Vermeidung von Abfall. Parallel dazu bauen wir in den Kommunen Wertstoffhöfe auf. So entsteht eine nachhaltig nutzbare Infrastruktur und wir schaffen zugleich auch langfristige Arbeitsplätze. QUALIFIZIERUNG FÜR HANDWERKSBERUFE Gemeinsam mit dem Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) stärken wir die Be rufsbildungsangebote für junge Menschen. Wir beraten sie bei ihrer beruflichen Orientierung, bieten ihnen Qualifizierungsmaßnahmen und unterstützen sie bei der Vermittlung in den formalen Arbeitsmarkt. Das Programm läuft seit 2018 und hat bisher über 300 Personen in Jobs vermittelt. HANDEL FÜR BESCHÄFTIGUNG Durch ein Projekt des BMZ in Kooperation mit der jordanischen Regierung sowie lokalen Verbänden und Kammern erhalten Unternehmen, die syrische Flüchtlinge und arbeitssu chende Jordanierinnen und Jordanier einstellen, Beratung und Exportförderung. Das Pro gramm zielt darauf ab, Teilnehmende aus temporären „Cash for Work“Projekten in dauer hafte Beschäftigungsverhältnisse zu vermitteln und durch die Durchführung von Jobmessen Firmen und Arbeitssuchende in Kontakt zu bringen. Dank dieses Projekts sind bereits über 600 Menschen erfolgreich in feste Beschäftigungsverhältnisse vermittelt worden. ← Abdel* macht durch das Projekt „Handel für Beschäftigung“ eine Ausbildung zum Schreiner. *) Die Nachnamen werden aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht angegeben. 10
„In Syrien habe ich als Logistiker gearbeitet, aber auch meine Arbeit hier auf dem Recyc linghof gefällt mir gut. Ich trenne den Müll und sortiere die Paletten, die die Maschine aus dem Plastikabfall produziert. Seit fünf Jahren lebe ich in Zaatari, hier habe ich meine Frau kennengelernt und wir haben ein Kind.“ Omah*, 25 Jahre, arbeitet im Projekt „Abfallbeseitigung und Recycling“ im Zaatari-Flüchtlingscamp, Jordanien. *) Die Nachnamen werden aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht angegeben. 11
Beschäftigungsoffensive Nahost – Cash for Work LIBANON Der Libanon beherbergte 2019 rund 911.000 syrische Flüchtlinge. Bei einer Bevöl kerungszahl von gerade mal 6,8 Millionen ist das die höchste Anzahl von Flücht lingen pro Person des Landes weltweit. Der enorme Zuzug von Menschen aus Syrien belastet die ohnehin knappen Ressourcen und die soziale Infrastruktur des Landes. Hinzu kommt, dass im Libanon seit Jahrzehnten palästinensische Flüchtlinge leben, was eine zusätzliche Herausforderung für die Infrastruktur des Landes darstellt. Einige Beispiele unserer Arbeit im Libanon: BESCHÄFTIGUNG PALÄSTINENSISCHER FLÜCHTLINGE Mit 87 % ist die Arbeitslosigkeit unter jungen, palästinensischen Flüchtlingen aus Syrien besonders hoch. Vor allem der Mangel an Arbeitserfahrung ist für ihre weitere berufliche Entwicklung ein Hindernis. Um dem entgegenzuwirken, arbeiten wir seit 2017 eng mit dem Hilfswerk der Vereinten Nationen für PalästinaFlüchtlinge im Nahen Osten (UNRWA) zusammen und unterstützen gezielt Beschäftigungsprogramme für junge palästinensische Flüchtlinge aus dem Libanon und aus Syrien. Über 5.600 Jobs konnten dadurch geschaffen werden. Die Flüchtlinge sammeln Arbeitserfahrung durch die Sanierung von Wohnun gen, die Instandsetzung von Schulen oder die Erneuerung der Trinkwasserversorgung im Flüchtlingslager. Aus der sanierten Infrastruktur ziehen nicht nur die Jugendlichen, sondern alle Bewohnerinnen und Bewohner eines Flüchtlingslagers einen Nutzen. AUFBAU VON INFRASTRUKTUR 2.700 syrische Flüchtlinge reparieren dank des BMZ seit 2017 gemeinsam mit Bewoh nerinnen und Bewohnern libanesischer Aufnahmegemeinden Straßen. Sie errichten öffentliche Plätze, die allen Gemeindemitgliedern zugutekommen. So entstehen existenzsichernde Arbeitsmöglichkeiten mit Wirkung für das Gemeinwohl. 12
„Wir haben erst in einem Zeltlager gelebt, das von der Armee geräumt wurde, und sind dann in eine Wohnung gezogen. Allerdings beanspruchte die Miete fast unser gesamtes Einkommen. Wir kontaktierten NRC und wurden bei der Renovierung einer Unterkunft unterstützt. Dieses Programm ist ein Segen für Flüchtlinge.“ Abdel*, 35 Jahre, stammt aus der syrischen Stadt Homs. Durch den vom BMZ finanzierten Norwegian Refugee Council (NRC) haben er und seine Familie Unterstützung bei der Renovierung einer eigenen Unterkunft erhalten. *) Die Nachnamen werden aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht angegeben. 13
Beschäftigungsoffensive Nahost – Cash for Work LIBANON BERUFSBILDUNG Für 67.000 junge Menschen finanzieren wir seit 2016 Aus und Weiterbildungen, die sich gleichermaßen an syrische und palästinensische Flüchtlinge sowie Libanesinnen und Liba nesen richten. Sie erhalten die Möglichkeit zu einer Qualifizierung an Berufsschulen oder OntheJobTrainings, zum Beispiel im Näh oder Friseurhandwerk. Zusätzlich werden junge Menschen bei der Entwicklung innovativer Geschäftsideen beraten. Entsprechen de Kurse werden gemeinsam mit dem Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (UNICEF) durchgeführt. TRINKWASSER UND JOBS Seit Ausbruch des Krieges in Syrien ist die Nachfrage nach sauberem Wasser im Libanon deutlich angestiegen. Derzeit hat etwa nur ein Drittel aller Flüchtlinge Zugang zu sauberem Trinkwasser, zum Teil hat auch die libanesische Bevölkerung keinen Zugang. In diesem „Cash for Work“Projekt werden die Wasserversorgungssysteme ausgebaut und Wasser reservoirs neu angelegt. Das schaffte bisher fast 5.300 temporäre Arbeitsplätze und auch bleibende Infrastruktur, sondern schützt zugleich die Gesundheit der Menschen, die bislang keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser hatten. Das Programm ist Ende 2018 angelaufen. ← In der Siedlung Beddawi leben die Menschen schon seit Jahrzehnten unter sehr beengten und einfachen Lebensbedingungen. Als die Flüchtlinge aus Syrien dazukamen, brach das ohnehin schwache Wasserversorgungssystem völlig zusammen. Viele der neuen Behausungen hatten gar keinen Zugang zu Abwasser. Das Abwasser floss in den nahen Fluss ab. Die Folge waren Umweltbelastungen und Krankheiten. Vor allem die Kinder, die am Fluss spielten, waren betroffen. Durch das Trinkwasserprojekt gibt es nun eine stabile Wasserzuleitung für die Häuser der Siedlung sowie einen geschlos- senen Abwasserkanal. Bei den Bauarbeiten arbeiten die Menschen aus der Siedlung mit. So haben sie ein Einkommen, sauberes Wasser und zugleich mehr Hygiene und Gesundheit. 14
„Ich liebe es, kulinarische Köstlichkeiten anzurichten. In meiner Weiterbildung habe ich nicht nur gelernt zu kochen, sondern mich auch im Bereich Management fortgebildet, zum Beispiel dazu, wie man Zutaten effektiv und kosten günstig auswählt.“ Ahmad*, 27 Jahre, hat nach seiner Flucht aus Syrien lange als Küchenhilfe in Cafés und Restaurants gearbeitet. Sein Traum war es, ein eigenes Cateringunternehmen zu betreiben. Er bekam die Möglichkeit, an dem vom BMZ finanzierten Berufsbildungstraining von UNICEF teilzunehmen, durch das er seine Fertigkeiten aus- bauen konnte. Heute betreibt er gemeinsam mit seiner Mutter ein Catering unternehmen in Beirut, dessen Küchenchef er ist. *) Die Nachnamen werden aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht angegeben. 15
Beschäftigungsoffensive Nahost – Cash for Work TÜRKEI In der Türkei leben rund 3,6 Millionen syrische Flüchtlinge. Hinzu kommen weitere etwa 300.000 Flüchtlinge, die vor allem aus dem Iran und Afghanistan stammen. In einigen Gemeinden, die Flüchtlinge aufnehmen, hat sich durch den Zuzug die Bevölkerungszahl verdoppelt, sodass Konkurrenz um Jobs zwischen Flüchtlingen und der lokalen Bevölkerung entstehen kann. Einige Beispiele unserer Arbeit in der Türkei: UNTERSTÜTZUNG IM UNTERRICHT DURCH SYRISCHE LEHRKRÄFTE Bereits das fünfte Schuljahr in Folge finanziert das BMZ die Gehälter von über 12.000 syrischen Lehrkräften und ermöglicht dadurch den Schulunterricht für syrische Flüchtlings kinder. 337.000 Kinder erhielten im Schuljahr 2020 Unterricht und damit eine Startchance für ihre Zukunft. ABFALLENTSORGUNG UND KOMMUNALE INFRASTRUKTUR In 16 Kommunen wurden seit 2016 durch ein „Cash for Work“Projekt Parks und Wald flächen gesäubert. Mehr als 2,2 Millionen Bäume sind gepflanzt worden. Außerdem setzten syrische Flüchtlinge gemeinsam mit türkischen Bürgerinnen und Bürgern Schulen und Moscheen instand. Durch die geschaffenen 9.300 Jobs wurde zugleich das gesell schaftliche Miteinander gestärkt. ← Ahmed *verdient im Programm „Abfall- entsorgung und kommunale Infrastruktur“ als Straßenkehrer ein Einkommen. *) Die Nachnamen werden aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht angegeben. 16
Beschäftigungsoffensive Nahost – Cash for Work „Das Unterrichten macht mir großen Spaß und ich fühle mich im Großen und Ganzen sehr wohl in der Türkei. Die Menschen sind freundlich und entgegenkommend. Allerdings möchte ich eines Tages nach Syrien zurückkehren, wenn dort wieder Frieden herrscht. Meine Familie lebt nach wie vor dort. Ich telefoniere täglich mit ihnen, um mich zu ver gewissern, dass es ihnen gut geht. Hasnaa*, 28 Jahre, unterrichtet in der UNICEF-Schule in Adana. Ihr Gehalt wird aus Mitteln des BMZ finanziert. *) Die Nachnamen werden aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht angegeben. 17
Beschäftigungsoffensive Nahost – Cash for Work TÜRKEI BESCHÄFTIGUNG IM GESUNDHEITSSEKTOR In Zusammenarbeit mit der Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat das BMZ seit Ende 2017 sieben Gesundheits und Weiterbildungszentren eröffnet, mit denen die Gesundheitsversorgung für syrische Flüchtlinge und die Bewohnerinnen und Bewohner in den aufnehmenden Gemeinden verbessert wurde. Dadurch konnten 2020 über 255.700 medizinische Behandlungen durch syrische Ärztinnen und Ärzte und Krankenpflegekräfte ermöglicht werden. Maßgeschneiderte Qualifizierungsprogramme unterstützen Syrerinnen und Syrer mit medizinischen Vorkenntnissen gezielt dabei, Fachkräftemangel im türkischen Gesundheitssystem auszugleichen. 3.000 Jobs sind so entstanden. PRODUKTION UND VERMARKTUNG VON HANDWERK UND HANDARBEITEN Durch berufsvorbereitende und begleitende Programme wurden syrische Flüchtlinge und türkische Bürgerinnen und Bürger seit 2016 für den lokalen Arbeitsmarkt ausgebildet. Durch Fortbildungen, beispielsweise in der Textilverarbeitung oder in Handwerksberufen in den Bereichen Elektronik oder im Kunsthandwerk, konnten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer beruflich fort und weiterbilden. So konnten 19.100 Jobs geschaffen werden ← Hıven* bei der Bearbeitung einer Vase im Programm „Produktion und Vermarktung von Handwerk und Handarbeiten“. *) Die Nachnamen werden aus datenschutz- rechtlichen Gründen nicht angegeben. 18
Beschäftigungsoffensive Nahost – Cash for Work „Am Anfang fiel es mir schwer, in der Türkei Fuß zu fassen: Meine Familie und ich konnten die hohen Mieten kaum bezahlen. Seit ich in Hatay für einen Tierarzt im Tierheim arbeite, ist das anders. Jetzt habe ich ein festes Einkommen und kann mit meinen Kenntnissen das türkische Gesundheitssystem unterstützen. Eines Tages möchte ich hier mein Medizinstudi um fortsetzen.“ Bassam*, 34 Jahre, floh 2016 mit seiner Frau und den gemeinsamen drei Kindern aus Syrien. Dort hat er Anästhesie studiert. Sein medizinisches Wissen kann er nun in der Tierarztpraxis anwenden und vertiefen. *) Die Nachnamen werden aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht angegeben. 19
Beschäftigungsoffensive Nahost – Cash for Work IRAK Nach jahrelangen Konflikten innerhalb des Irak sind heute rund 1,6 Millionen Men schen im eigenen Land auf der Flucht. Hinzu kommen 245.800 Flüchtlinge aus dem Nachbarland Syrien. Das stellt besonders den Norden des Landes vor Herausforderun gen. Es fehlt an einer funktionierenden Infrastruktur und es gibt kaum Arbeit. Auch bei der Rückkehr irakischer Vertriebener in die vom „Islamischen Staat“ befreiten Gebiete entstehen soziale Konflikte. Durch die „Cash for Work“Projekte wird die Lage stabilisiert. Einige Beispiele unserer Arbeit im Irak: EINKOMMEN FÜR BINNENVERTRIEBENE, FLÜCHTLINGE UND SOZIAL SCHWACHE GRUPPEN Im Nordirak bauen rund 58.000 Flüchtlinge, Binnenvertriebene und Einheimische seit 2016 gemeinsam Kindergärten, Bibliotheken und Freizeitanlagen wieder auf und erhalten dafür ein Gehalt, mit dem sie sich und ihre Familien ernähren können. Dabei achten wir vor allem auf die Menschen, denen es ohnehin schwerfällt, eine Arbeit zu finden: Frauen, Menschen mit Behinderung oder ältere Menschen. STABILISIERUNG IN MOSSUL Die mehr als dreijährige Terrorherrschaft des „Islamischen Staates“ hat die Infrastruk tur in Mossul nahezu dem Boden gleichgemacht. Seit der Befreiung fördern „Cash for Work“Projekte seit 2017 mit rund 32.900 Jobs den Wiederaufbau durch die lokale Bevölkerung, Binnenvertriebene und auch syrische Flüchtlinge. Bei der Erneuerung von Wasser, Strom und Gesundheitsversorgung oder privaten Wohnhäusern wirkt das doppelt: Die Menschen erhalten Einkommen und bekommen durch die geschaffene Infrastruktur Perspektiven für ein Leben in der Stadt. 20
Beschäftigungsoffensive Nahost – Cash for Work „Die „Cash for Work“Projekte haben es mir ermöglicht, das erste Mal in meinem Leben wirklich arbeiten zu können. Zu Hause pflege ich meine kranke Mutter und hatte es bisher sehr schwer, eine Arbeit zu finden, denn niemand möchte eine körperlich behinderte Frau einstellen. Dabei arbeite ich gerne und mit Engagement.“ Shireen*, 37 Jahre, aus dem Nordirak, lebt mit ihrer kranken Mutter zusammen und ist selbst körperlich behindert. Sie arbeitet in einem „Cash for Work“-Projekt in einer Baumschule. *) Die Nachnamen werden aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht angegeben. 21
Beschäftigungsoffensive Nahost – Cash for Work SYRIEN Durch den Bürgerkrieg in Syrien sind bereits rund 6,6 Millionen Menschen ins Ausland geflohen. Etwa 6,5 Millionen Menschen – suchen innerhalb Syriens Schutz, in Gebieten fernab ihrer Heimat. Der jahrelange Konflikt hat tiefe Spuren hinterlassen. Viele Städte sind komplett zerstört. Binnenvertriebene, Rückkehren de sowie die lokale Bevölkerung haben keine Beschäftigungsmöglichkeiten und es fehlt ihnen an finanziellen Mitteln für den Neuanfang. Ein Beispiel unserer Arbeit in Syrien: EINKOMMEN SCHAFFEN Wo die Not am größten ist, schaffen wir seit 2016 über die Zusammenarbeit mit dem Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP) und lokalen Nichtregierungsor ganisationen 56.500 Einkommens und Beschäftigungsmöglichkeiten. Binnenvertriebene beseitigen Trümmer, entsorgen Müll und reparieren Wasserleitungen. Menschen, die durch den Krieg körperlich versehrt wurden oder Behinderungen erlitten haben, unterstützen wir mit Kursen zu verschiedenen Tätigkeiten: Reparatur von elektrischen Geräten, Fahrrädern und Motorrädern, Näherei, Friseurhandwerk und Schuhreparatur. Auf diese Weise leisten wir einen Beitrag zur Grundversorgung und helfen den Menschen, mit der schwierigen Situation besser zurechtzukommen. 22
Beschäftigungsoffensive Nahost – Cash for Work „Ich schlug mich lange als Lohnarbeiter durch. Mit dem wenigen Gehalt konnte ich meine Familie kaum ernähren. Unsere Situation hat sich erheblich gebessert, seitdem ich in der Bäckerei arbeite. Durch das Einkommen kann ich Essen für meine Kinder und die dringend notwendige Medizin für meinen kranken Sohn kaufen.“ Im Auftrag des BMZ hat UNDP gemeinsam mit lokalen Partnern 15 Bäckereien aufgebaut, in denen nun 90 Menschen Brot für die Gemeinden backen. Mohammad*, 61 Jahre, ist alleiniger Versorger einer fünfköpfigen Familie und arbeitet in einer dieser Bäckereien. *) Die Nachnamen werden aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht angegeben. 23
Beschäftigungsoffensive Nahost – Cash for Work Was wir 2020 erreicht haben: In den Projekten der Beschäftigungsoffensive Nahost haben wir 2020 88.800 Jobs geschaffen. Zur Schaffung guter und sauberer Umweltbedingungen wurden über 190.000 Tonnen Abfall im Libanon, Jordanien und in Syrien entsorgt. Zudem wurden Wertstoffhöfe und Kompostanlagen im Libanon und in Jordanien errichtet. Mithilfe unserer Finanzierung von Gehältern für Lehr und Assistenzkräfte werden über 473.000 Kinder unterrichtet. 24
Beschäftigungsoffensive Nahost – Cash for Work In unseren Projekten zu Aus und Fortbildungen nahmen im Libanon über 3.780 Jugendliche in Berufsbildungskursen teil. Wir achten in unseren Projekten auf eine Beteiligung von Frauen. Selbst im Baugewerbe liegt der Anteil der beschäftigten Frauen bei 10 %. Im Bildungsbereich sogar über 60 %. Durch Aus und Weiterbildung syrischer Gesundheits fachkräfte in der Türkei wurden 255.700 medi- zinische Behandlungen für Flüchtlinge ermöglicht. 25
Beschäftigungsoffensive Nahost – Cash for Work Wie geht es weiter? DER PLAN FÜR DIE NÄCHSTEN JAHRE Seit 2016 hat sich gezeigt: Wir kön Ein Projekt von „Save the Children“ vermittelt nen die Situation der Flüchtlinge und in Jordanien Syrerinnen und Syrer und Jordanie- rinnen und Jordanier in dauerhafte Jobs. der Menschen in den Gemeinden, die Flüchtlinge aufnehmen, konkret verbessern. Wir können ihnen mehr Möglichkeiten für eigenes Handeln vor Ort geben. In der akuten Notsituation, aber auch darüber hinaus schaffen wir Perspektiven. In den nächsten Jahren werden wir noch stärker längerfristige Jobs unter- stützen: durch die Unterstützung von Existenzgründerinnen und Existenz gründern, durch die Vermittlung von Flüchtlingen in dauerhafte Jobs und ↑ Manal*, 30 Jahre, hat über das Projekt eine 1 durch berufliche Fort und Weiterbil dreimonatige Weiterbildung zur Friseurin ge- dung, die an den jeweiligen Arbeits macht. Sie stammt aus Homs in Syrien. Nach ihrer Weiterbildung in Jordanien hat Manal markt angepasst sind. nun eine feste Anstellung bekommen. ← Ahmad*, 34 Jahre, floh gemeinsam mit seiner Mutter aus Damaskus in Syrien. In Jordanien arbeitet er jetzt als Koch und Kellner in einem Restaurant. Seine Berufs- ausbildung wurde aus Mitteln des BMZ finanziert. Er plant, in der Zukunft einmal ein eigenes Restaurant zu eröffnen. *) Die Nachnamen werden aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht angegeben. 26
Beschäftigungsoffensive Nahost – Cash for Work DAS ZUSAMMEN IN DER ENTWICKLUNGSZUSAMMENARBEIT Zur Stabilisierung der Region in und Dies ist auch Kernziel des Globalen um Syrien kann Deutschland einen Pakts für Flüchtlinge, der im Dezember enorm wichtigen Beitrag leisten und 2018 mit überwältigender Mehrheit von weltweit als Vorbild vorangehen. Um der Staatengemeinschaft verabschiedet der großen Zahl an Flüchtlingen, die wurde. von den schwerwiegenden Folgen bewaffneter Konfikte betroffen sind, Über die fnanzielle Unterstützung dauerhaft neue Perspektiven eröffnen hinaus benötigen wir jedoch vor allem zu können, bedarf es eines gemeinsa- Dialog und internationale Kooperation, men Engagements der internationalen damit die Menschen vor Ort best- Gebergemeinschaft. Das BMZ setzt sich möglich unterstützt werden können. sowohl innerhalb der Europäischen Angesichts der vielen Krisenherde auf Union als auch der Vereinten Natio- der Welt, für die es keine rein nationa- nen für mehr globale Solidarität und len Lösungen gibt, ist das multilaterale gerechte Verantwortungsteilung ein. System wichtiger denn je. 27
Beschäftigungsoffensive Nahost – Cash for Work WEITERE INFORMATIONEN Weitere Informationen zur Beschäftigungsoffensive Nahost und zu Cash for Work finden Sie online auf der Homepage des BMZ und in der Web-App, der Sonderseite zum Thema Flucht: www.bmz.de www.bmz.de/webapps/flucht Aktuelle Videos mit aufschlussreichen Eindrücken, Informationen zu einzelnen Projekten, Interviews mit Flüchtlingen sowie Menschen aufnehmender Gemeinden und vieles mehr finden Sie online im Youtube-Kanal des BMZ: www.youtube.com/bmz 28
HERAUSGEBER Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), Stab Öffentlichkeitsarbeit; Veranstaltungen REDAKTION BMZ, Referat Fluchtursachen mindern; Flüchtlinge unterstützen; Beschäftigungs- offensive Nahost GESTALTUNG wbv Media, Bielefeld DRUCK BMZ Gedruckt auf Blauer-Engel-zertifziertem Papier FOTOS GIZ/Christiane Ulrike Cannizzo-Marcus (Titel, S. 4, 8, 9, 10, 11, 13, 15 unten, 17, 26); Thomas Imo/photothek.net (U2); Thomas Trutschel/photothek.net (S. 24/25); Ute Grabowsky/photothek (S. 2, 27); BPA/Jesco Denzel (S. 3); GIZ/Amina Arabi (S. 5); UNICEF (S. 14); Thomas Koehler/photothek (S. 15); GIZ/Giath Jannat (S. 16); YUVA/Tugba Bakirci (S. 18); GIZ/Taher Kurdi (S. 19); GIZ (S. 21, U3); UNDP (S. 23) STAND März 2021 KONTAKT poststelle@bmz.bund.de www.bmz.de Besuchen Sie auch unsere Sonderseite zum Thema Flucht: www.bmz.de/webapps/fucht
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