Beschluss der STIKO zur 10. Aktualisierung der COVID-19-Impfempfehlung STIKO-Empfehlung zur COVID-19-Impfung - RKI

 
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Epidemiologisches Bulletin     38 | 2021      23. September 2021 (online vorab)                         3

  Mitteilung der Ständigen Impfkommission beim Robert Koch-Institut
  Beschluss der STIKO zur 10. Aktualisierung
  der COVID-19-Impfempfehlung

  STIKO-Empfehlung zur COVID-19-Impfung
  Aktualisierung vom 17. September 2021

  Bei der Impfempfehlung gegen Coronavirus Disease         ▶▶ Insbesondere Menschen, die infolge von Alter
  2019 (COVID-19) der Ständigen Impfkommission                oder Vorerkrankungen ein hohes Risiko haben
  (STIKO) handelt es sich um eine Indikationsimp-             an COVID-19 schwer zu erkranken oder zu ver-
  fempfehlung im Rahmen einer Pandemie. Die                   sterben, sollen durch die Impfung geschützt
  STIKO nimmt kontinuierlich eine Bewertung des               werden.
  Nutzens und des Risikos der COVID-19-Impfung             ▶▶ Ziel der Impfung von Schwangeren und Stil-
  auf Basis der verfügbaren Daten sowohl für die All-         lenden ist die Verhinderung schwerer
  gemeinbevölkerung als auch spezielle Zielgruppen            ­COVID-19-Verläufe und Todesfälle in dieser
  vor. Sobald neue Impfstoffe zugelassen und verfüg-           Gruppe sowie die Verhinderung von mütterli-
  bar sind oder neue Erkenntnisse mit Einfluss auf             chen und fetalen/neonatalen Schwanger-
  diese Empfehlung bekannt werden, wird die STIKO              schaftskomplikationen durch eine Severe Acute
  ihre COVID-19-Impfempfehlung aktualisieren. Die              Respiratory Syn­drome Corona Virus 2-(SARS-
  Publikation jeder Aktualisierung erfolgt im Epide-           CoV-2-)Infektion.
  miologischen Bulletin (Epid Bull) und wird auf der       ▶▶ Durch die Impfung sollen auch COVID-19-
  Webseite des Robert Koch-Instituts (RKI) bekannt             Erkrankungen und Hospitalisierungen bei
  gegeben. Ob es in Zukunft eine Standardimpfemp-              Kindern und Jugendlichen verhindert werden.
  fehlung oder eine Indikationsimpf­empfehlung ge-             Ein zusätzliches Ziel ist es, indirekte Folgen
  ben wird, kann zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht             von SARS-CoV-2-Infektionen, wie Einschrän-
  beurteilt werden.                                            kungen der sozialen und kulturellen Teilhabe
                                                               von Kindern und Jugendlichen abzumildern.
                                                           ▶▶ Ebenso sollen Personen mit erhöhtem arbeits-
   In der hier vorliegenden 10. Aktualisierung nimmt
                                                               bedingtem SARS-CoV-2-Expositionsrisiko (be-
   die STIKO ungeimpfte Schwangere (ab dem 2. Tri-
   menon) und ungeimpfte Stillende explizit als zu
                                                               rufliche Indikation) geschützt werden.
   impfende Zielgruppen in die Impfempfehlungen            ▶▶ In Umgebungen mit einem hohen Anteil vul-
   auf. Darüber hinaus betont die STIKO, dass drin-            nerabler Personen und der Gefahr von Ausbrü-
   gend allen ungeimpften Personen im gebärfähi-               chen sollen die Transmission vermindert und
   gen Alter die Impfung gegen COVID-19 angeboten              Gefährdete geschützt werden.
   werden sollte, damit bereits vor der Schwanger-         ▶▶ Die Impfung soll darüber hinaus die Aufrecht-
   schaft ein optimaler Impf­schutz besteht.                   erhaltung staatlicher Funktionen und des
                                                               ­öffentlichen Lebens unterstützen.

  Impfziele                                                Impfstoffe
  Ziel der COVID-19-Impfempfehlung der STIKO ist           Für die Impfung gegen COVID-19 sind aktuell in
  es, schwere Verläufe, Tod und Langzeitfolgen durch       der Europäischen Union (EU) vier Impfstoffe zuge-
  COVID-19 in der Bevölkerung Deutschlands so weit         lassen. Es handelt sich dabei um zwei mRNA-Impf-
  wie möglich zu reduzieren.                               stoffe (Comirnaty der Firma BioNTech/Pfizer und
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  Spikevax der Firma Moderna) sowie zwei Vektor-                   Impfstoffe (Vaxzevria und COVID-19 Vaccine Jans-
  basierte Impfstoffe (Vaxzevria der Firma Astra-                  sen) nur für Personen im Alter ≥ 60 Jahren empfoh-
  Zeneca und COVID-19 Vaccine Janssen der Firma                    len. Die STIKO empfiehlt jedoch wie bei den < 60-
  Janssen Cilag International).                                    Jährigen, die in der Vergangenheit eine Impfstoff-
                                                                   dosis Vaxzevria erhalten hatten, auch für ≥ 60-Jähri-
  ▶▶ Die beiden mRNA-Impfstoffe sind ab dem Alter                  ge ein heterologes Impfschema (d. h. 1. Impfung mit
     ≥ 12 Jahre, die beiden Vektor-basierten Impf-                 Vaxzevria gefolgt von einem mRNA-Impfstoff in ei-
     stoffe ab dem Alter ≥ 18 Jahre zugelassen.                    nem Abstand von mindestens 4 Wochen). Eine
  ▶▶ Für eine vollständige Impfserie sind bei den                  2-malige Vaxzevria-Impfung (homologes Vax/Vax-
     beiden mRNA-Impfstoffen und beim Impfstoff                    Schema) im empfohlenen Intervall schützt ebenfalls
     Vaxzevria jeweils zwei Impfstoffdosen notwen-                 gut vor schweren Erkrankungen nach SARS-CoV-2-
     dig.                                                          Infektionen (einschließlich der Delta-Variante).
  ▶▶ Die COVID-19 Vaccine Janssen ist derzeit als
     1-malige Impfung zugelassen und anzuwen-                      Der Einsatz von Vaxzevria als 2-malige Impfung
     den. Aktuell läuft noch eine größere Studie zur               und der COVID-19 Vaccine Janssen ist bei < 60-Jäh-
     Wirksamkeit eines 2-Dosen Schemas.                            rigen zulassungskonform und nach ärztlicher Auf-
                                                                   klärung und bei individueller Risikoakzeptanz
  Die jeweils empfohlenen Impfabstände sind in                     durch die impfwillige Person möglich.
  Tabelle 1 aufgeführt.
                                                                   Bislang nicht geimpfte Personen, die ein erhöhtes
                                                                   Risiko für schwere COVID-19-Verläufe haben oder
  Empfehlung für Personen ab 18 Jahren                             die arbeitsbedingt besonders exponiert sind oder
  Die STIKO empfiehlt die Impfung gegen COVID-19                   engen Kontakt zu vulnerablen Personengruppen ha-
  für alle Personen ab 18 Jahren. Für die Impfung soll             ben, sollen weiterhin bei der Vergabe von Impfter-
  einer der beiden zugelassenen mRNA-Impfstoffe                    minen bevorzugt berücksichtigt werden (s. Tab. 2).
  (Comirnaty, Spikevax) oder (bei > 60-Jährigen) einer
  der beiden zugelassenen Vektor-basierten Impfstof-               Eine ausführliche Erläuterung findet sich in der
  fe (Vaxzevria, COVID-19 Vaccine Janssen) verwen-                 4. (Epid Bull 16/2021), 7. (Epid Bull 25/2021) und
  det werden. Bei keinem dieser Impfstoffe handelt                 8. Aktualisierung (Epid Bull 27/2021) der STIKO-
  es sich um einen Lebendimpfstoff. Die beiden                     Empfehlung zur COVID-19-Impfung.
  ­mRNA-Impfstoffe können in allen Alters- und In-
   dikationsgruppen eingesetzt werden, für die sie zu-
   gelassen sind.                                                  Empfehlung für Kinder und Jugendliche
                                                                   im Alter von 12 – 17 Jahren
  Aufgrund der beobachteten thromboembolischen                     Die STIKO empfiehlt für alle 12 – 17-Jährigen die
  Ereignisse werden die beiden Vektor-basierten                    COVID-19-Impfung mit zwei Dosen eines mRNA-
                                                                   Impfstoffs (Comirnaty oder Spikevax) im Abstand
                                                                   von 3 – 6 bzw. 4 – 6 Wochen (s. Tab. 1).
   Impfstoff                        Impfabstand
   Comirnaty (BioNTech/Pfizer)      3 – 6 Wochen
                                                                   Die Impfung erfordert eine ärztliche Aufklärung
   Spikevax (Moderna)               4 – 6 Wochen
                                                                   unter Berücksichtigung des Nutzens und des Risi-
   Vaxzevria (AstraZeneca)          9 – 12 Wochen
                                                                   kos, die auch für die betroffenen Kinder und Ju-
   Heterologes Impfschema           ab 4 Wochen
   (Vaxzevria/mRNA-Impfstoff)                                      gendlichen verständlich sein muss.

  Tab. 1 | Impfabstände zur Grundimmunisierung gegen
  COVID-19 (Stand: 08.09.2021)*                                    Kinder und Jugendliche, die aufgrund einer Vor­
  * Sollte der empfohlene maximale Abstand zwischen der            erkrankung ein erhöhtes Risiko für einen schweren
  1. und 2. Impfstoffdosis überschritten worden sein, kann die     COVID-19-Verlauf (s. Tab. 2) haben, sollen bevor-
  Impfserie dennoch fortgesetzt werden und muss nicht neu          zugt berücksichtigt werden. Gleiches gilt für Kinder
  begonnen werden.
                                                                   und Jugendliche ab 12 Jahren, in deren Umfeld sich
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   A) Personen im Alter ≥ 60 Jahren
                                                                            ­hoher Gefährdung für einen schweren COVID-19-
   B) Personen im Alter ab 18 Jahren mit Grunderkrankungen,
                                                                             Verlauf befinden, die selbst nicht geimpft werden
   die ein erhöhtes Risiko für schwere COVID-19-Verläufe haben, z. B.
   ▶▶ Angeborene oder erworbene Immundefizienz bzw. Immun­                   können oder bei denen der begründete Verdacht auf
      suppression, inkl. HIV-Infektion, Z. n. Organtransplantation
   ▶▶ Autoimmunerkrankungen, inkl. rheumatologische Erkrankungen
                                                                             einen nicht ausreichenden Schutz nach Impfung
   ▶▶ Chronische Herz-Kreislauf-Erkrankungen                                 besteht (z. B. Menschen unter relevanter im-
   ▶▶ Chronische Krankheiten der Atmungsorgane

   ▶▶ Chronische Lebererkrankungen, inkl. Leberzirrhose
                                                                             munsuppressiver Therapie).
   ▶▶ Chronische Nierenerkrankungen

   ▶▶ Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen

   ▶▶ Chronische neurologische Erkrankungen                                 Für Jugendliche, die arbeitsbedingt entweder ein er-
   ▶▶ Demenz oder geistige Behinderung
                                                                            höhtes Expositionsrisiko aufweisen oder engen
   ▶▶ Psychiatrische Erkrankungen

   ▶▶ Stoffwechselerkrankungen, inkl. Adipositas mit BMI > 30 kg/m2         Kontakt zu vulnerablen Personengruppen haben,
      und Diabetes mellitus
   ▶▶ Trisomie 21
                                                                            besteht eine berufliche Impfindikation (s. Tab. 2, Ab-
   ▶▶ Krebserkrankungen, inkl. maligne hämatologische Erkrankungen          schnitt G).
   C) Schwangere ab dem 2. Trimenon und Stillende
                                                                            Um Viruseinträge in Gemeinschaftseinrichtungen
   D) Kinder und Jugendliche im Alter von 12 – 17 Jahren mit
   Grunderkrankungen, die ein erhöhtes Risiko für schwere                   (Schulen und andere Einrichtungen für Kinder und
   COVID-19-Verläufe haben                                                  Jugendliche) zu minimieren und den Betrieb dieser
   ▶▶ Adipositas (> 97. Perzentile des Body-Mass-Index [BMI])

   ▶▶ Angeborene oder erworbene Immundefizienz oder relevante               Einrichtungen so lange wie möglich aufrecht zu er-
      Immunsuppression                                                      halten, sollten Eltern, LehrerInnen, ErzieherInnen
   ▶▶ Angeborene zyanotische Herzfehler (O -Ruhesättigung < 80 %)
                                               2
      und Einkammerherzen nach Fontan-Operation                             sowie andere Betreuungspersonen von Kindern und
   ▶▶ Chronische Lungenerkrankungen mit einer anhaltenden

      Einschränkung der Lungenfunktion unterhalb der 5. Perzentile,
                                                                            Jugendlichen das Impfangebot dringend wahrneh-
      definiert als z-Score-Wert < –1,64 für die forcierte Einsekunden­     men. Zur Eindämmung der Pandemie kommt es
      kapazität (FEV1) oder Vitalkapazität (FVC). (Ein gut eingestelltes
      Asthma bronchiale ist hier nicht gemeint).                            maßgeblich darauf an, in der Bevölkerung rasch
   ▶▶ Chronische Nierenerkrankungen
                                                                            hohe Impfquoten zu erreichen.
   ▶▶ Chronische neurologische oder neuromuskuläre Erkrankungen

   ▶▶ Diabetes mellitus, wenn nicht gut eingestellt bzw. mit HbA1c-

      Wert > 9,0 %                                                          Eine ausführliche Erläuterung findet sich in der
   ▶▶ Schwere Herzinsuffizienz

   ▶▶ Schwere pulmonale Hypertonie                                          9. Aktualisierung (Epid Bull 33/2021) der STIKO-
   ▶▶ Syndromale Erkrankungen mit schwerer Beeinträchtigung

   ▶▶ Trisomie 21
                                                                            Empfehlung zur COVID-19-Impfung.
   ▶▶ Tumorerkrankungen und maligne hämatologische Erkrankungen

   E) BewohnerInnen von SeniorInnen- und Altenpflegeheimen sowie
   BewohnerInnen in Gemeinschaftsunterkünften (Alter: ≥ 12 Jahre)           Empfehlung für Schwangere und Stillende
   F) Enge Kontaktpersonen von Schwangeren oder Personen mit                Die STIKO empfiehlt allen ungeimpften Personen
   einem Risiko für schwere COVID-19-Verläufe (Alter: ≥ 12 Jahre)           im gebärfähigen Alter dringend die Impfung gegen
   G) Personen, die arbeitsbedingt besonders exponiert sind, engen          COVID-19, so dass ein optimaler Schutz vor dieser
   Kontakt zu vulnerablen Personengruppen haben, oder Personen
   in Schlüsselpositionen, z. B.
                                                                            Erkrankung bereits vor Eintritt einer Schwanger-
   ▶▶ Personal mit erhöhtem Expositionsrisiko in medizinischen              schaft besteht.
      Einrichtungen
   ▶▶ Personal mit engem Kontakt zu vulnerablen Gruppen in

      medizinischen Einrichtungen                                           Noch ungeimpften Schwangeren wird die Impfung
   ▶▶ Pflegepersonal und andere Tätige in der ambulanten und

      stationären Altenpflege oder Versorgung von Personen mit              mit zwei Dosen eines COVID-19-mRNA-Impfstoffs
      Demenz oder geistiger Behinderung                                     im Abstand von 3 – 6 (Comirnaty) bzw. 4 – 6 Wochen
   ▶▶ Tätige in Gemeinschaftsunterkünften

   ▶▶ Medizinisches Personal im Öffentlichen Gesundheitsdienst              (Spikevax) ab dem 2. Trimenon empfohlen. Wenn
      (ÖGD)                                                                 die Schwangerschaft nach bereits erfolgter Erstimp-
   ▶▶ LehrerInnen und ErzieherInnen

   ▶▶ Beschäftigte im Einzelhandel                                          fung festgestellt wurde, sollte die Zweitimpfung erst
   ▶▶ Beschäftigte zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit

   ▶▶ Personal in Schlüsselpositionen der Landes- und Bundesregie-
                                                                            ab dem 2. Trimenon durchgeführt werden.
      rungen
   ▶▶ Berufsgruppen der kritischen Infrastruktur
                                                                            Darüber hinaus empfiehlt die STIKO ungeimpften
  Tab. 2 | Personen mit besonderer Indikation für eine                      Stillenden die Impfung mit zwei Dosen eines
  COVID-19-Impfung (Die Gruppen und Vorerkrankungen sind                    mRNA-Impfstoffs im Abstand von 3 – 6 (Comirnaty)
  nicht nach Relevanz geordnet.)
                                                                            bzw. 4 – 6 Wochen (Spikevax).
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  Schwere Verläufe und Komplikationen einer SARS-          Hinweise zur praktischen Umsetzung
  CoV-2-Infektion sind bei Schwangeren insgesamt           ▶▶ Eine COVID-19-Impfung setzt eine sorgfältige
  selten. Dennoch stellt COVID-19 in der Schwanger-           Aufklärung der zu impfenden Person bzw. des
  schaft eine relevante Krankheitslast in Deutschland         Vorsorgebevollmächtigten oder Sorgeberechtig-
  dar. Hierbei ist die Schwangerschaft per se ein rele-       ten voraus. Bei Minderjährigen < 14 Jahren ist
  vanter Risikofaktor für schwere COVID-19-Verläufe.          regelmäßig die Einwilligung der Eltern bzw.
  Im Falle von Vorerkrankungen (z. B. Adipositas, ar-         Sorgeberechtigten einzuholen. Jugendliche
  terielle Hypertonie, Diabetes mellitus) wird das Ri-        können selbst einwilligen, wenn sie die erfor-
  siko einer schweren Erkrankung nach SARS-CoV-2-             derliche Einsichts- und Entscheidungsfähigkeit
  Infektion zusätzlich erhöht. Die Impfung schützt            besitzen. Die STIKO verweist hierzu auf Kapitel
  Schwangere wie Nicht-Schwangere sehr gut vor                4.1 der STIKO-Impfempfehlungen 2020/2021
  symptomatischen SARS-CoV-2-Infektionen und vor              (Epid Bull 34/2020).
  schweren COVID-19-Verläufen (Hospitalisierung);          ▶▶ Bei der Impfung sind die Anwendungshinwei-
  allerdings liegen derzeit noch keine Studien zum            se in den Fachinformationen zum jeweiligen
  Schutz von Schwangeren vor der Delta-Variante vor.          Impfstoff sowie die veröffentlichten „Rote-
  Es ist davon auszugehen, dass ungeimpfte Schwan-            Hand“-Briefe zu beachten.
  gere durch die erhöhte Infektiosität der Delta-­         ▶▶ Auch bei sehr alten Menschen oder Menschen
  Variante von SARS-CoV-2 stärker gefährdet sind als          mit progredienten Krankheiten, die sich in ei-
  durch die bisher in Deutschland zirkulierenden              nem schlechten Allgemeinzustand befinden,
  ­Virusvarianten. Ein diaplazentarer Transfer von            muss die Impffähigkeit gegeben sein. Bei die-
   mütterlichen Anti-SARS-CoV-2-Antikörpern zum               sen Gruppen sollte ärztlich geprüft werden, ob
   Fetus ist nachgewiesen. Ob dadurch ein klinisch            ihnen die Impfung empfohlen werden kann.
   relevanter Schutz für das Neugeborene erzielt
   ­                                                       ▶▶ Eine akzidentelle COVID-19-Impfung im 1. Tri-
   ­werden kann, ist derzeit nicht klar.                      menon der Schwangerschaft ist keine Indika­
                                                              tion für einen Schwangerschaftsabbruch. Eine
  Bisher sind keine randomisiert kontrollierten Stu­          COVID-19-Impfung von Stillenden ist bei un-
  dien zur Sicherheit der COVID-19-mRNA-Impfun-               kompliziertem Verlauf auch im Wochenbett
  gen in der Schwangerschaft publiziert. Jedoch zei-          möglich.
  gen die bis dato vorliegenden Ergebnisse von Regis-      ▶▶ Es ist ratsam, in den ersten Tagen nach einer
  teranalysen zur Sicherheit dieser Impfungen kein            Impfung außergewöhnliche körperliche Belas-
  gehäuftes Auftreten von schweren schwangerschafts­          tungen und Leistungssport zu vermeiden.
  assoziierten unerwünschten Arzneimittelwirkun-           ▶▶ Zu anderen planbaren Impfungen soll ein Min-
  gen (UAW), insbesondere nicht von Aborten bis zur           destabstand von 14 Tagen vor und nach jeder
  19. Schwangerschaftswoche, Frühgeburten, Totge­             COVID-19-Impfstoffdosis eingehalten werden
  burten oder Malformationen. Darüber hinaus erga-            (Notfallimpfungen sind davon ausgenommen).
  ben sich bisher keine Hinweise auf Risiken durch         ▶▶ Es besteht keine Notwendigkeit, vor Verabrei-
  die COVID-19-Impfung während der Stillzeit für              chung einer COVID-19-Impfung das Vorliegen
  Mutter und Kind. Auch wenn zu diesem Zeitpunkt              einer akuten asymptomatischen oder (uner-
  die Datenlage zur Sicherheit der COVID-19-Impfung           kannt) durchgemachten SARS-CoV-2-Infektion
  in der Schwangerschaft noch begrenzt ist, so spricht        labordiagnostisch auszuschließen.
  sie überwiegend für eine allgemeine Impfempfeh-          ▶▶ Sollte der empfohlene maximale Abstand zwi-
  lung von Schwangeren. Die Darstellung des Nutzens           schen der 1. und 2. Impfstoffdosis überschritten
  und möglicher Risiken der Impfung sind notwen­              worden sein, kann die Impfserie dennoch fort-
  diger Teil einer sorgfältigen ärztlichen Aufklärung.        gesetzt werden und muss nicht neu begonnen
                                                              werden.
  Eine ausführliche Erläuterung findet sich in der Be-     ▶▶ Aufgrund der Immunität nach durchgemachter
  gründung der STIKO zur Impfung gegen COVID-19               SARS-CoV-2-Infektion sollten immungesunde
  von Schwangeren und Stillenden.                             Personen, die eine gesicherte SARS-CoV-2-
                                                              Infektion (aktuell nachgewiesen mittels PCR)
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      durchgemacht haben, unabhängig vom Alter              ▶▶ Aktuell ist nicht bekannt, ob man nach
      zunächst nur eine Impfstoffdosis erhalten, da            SARS-CoV-2-Exposition durch eine postexposi-
      sich durch eine 1-malige Impfung bereits hohe            tionelle Impfung den Verlauf der Infektion
      Antikörperkonzentrationen erzielen lassen, die           günstig beeinflussen oder die Erkrankung noch
      durch eine 2. Impfstoffdosis nicht weiter gestei-        verhindern kann.
      gert werden. Dies gilt auch, wenn der Infek­          ▶▶ Postmarketing- und Real-Life-Studien haben ge-
      tionszeitpunkt länger zurückliegt. Ob und wann           zeigt, dass die Virusausscheidung bei Perso-
      später eine 2. COVID-19-Impfung notwendig                nen, die sich trotz einer abgeschlossenen Impf-
      ist, lässt sich gegenwärtig nicht sagen. Hinge-          serie mit SARS-CoV-2 infiziert haben, reduziert
      gen muss bei Personen mit Immundefizienz im              und damit das Transmissionsrisiko deutlich
      Einzelfall entschieden werden, ob eine 1-malige          vermindert ist. Es muss jedoch davon ausge-
      Impfstoffdosis ausreicht oder eine vollständige          gangen werden, dass Menschen nach entspre-
      Impfserie verabreicht werden sollte. Dies hängt          chender Exposition trotz Impfung symptoma-
      maßgeblich von Art und Ausprägung der Im-                tisch oder asymptomatisch infiziert werden
      mundefizienz ab.                                         können und dabei SARS-CoV-2 ausscheiden.
      Bei gesicherter bestätigter symptomatischer           ▶▶ Die Impfung ist strikt intramuskulär (i. m.) und
     ­Infektion soll die notwendige eine Impfstoff­            keinesfalls intradermal, subkutan oder intravas-
      dosis in der Regel 6 Monate nach der Infektion           kulär (i. v.) zu verabreichen. Bei PatientInnen
      gegeben werden. Die derzeit verfügbaren klini-           unter Antikoagulation soll die Impfung eben-
      schen und immunologischen Daten belegen                  falls i. m. mit einer sehr feinen Injektionskanüle
      eine Schutzwirkung für mindestens 6 – 10 Mo-             und einer anschließenden festen Kompression
      nate nach überstandener SARS-CoV-2-Infek­                der Einstichstelle über mindestens 2 Minuten
      tion. Das Risiko für eine Reinfektion ist in den         erfolgen.
      ersten Monaten nach einer gesicherten                 ▶▶ Im Allgemeinen wird eine Nachbeobachtungs-
      SARS-CoV-2-Infektion sehr niedrig, kann aber             zeit nach der COVID-19-Impfung von mindes-
      mit zunehmendem Abstand ansteigen. Die                   tens 15 Minuten empfohlen. Längere Nachbe-
      Gabe der 1-maligen Impfstoffdosis ist bereits ab         obachtungszeiten (30 Minuten) sollten vor-
      4  Wochen nach dem Ende der COVID-19-                    sichtshalber bei bestimmten Risikopersonen
      Symptome möglich, wenn z. B. eine Exposition             eingehalten werden, z. B. bei Personen mit
      gegenüber neu aufgetretenen Virusvarianten               schweren kardialen oder respiratorischen
      anzunehmen ist, gegen die eine durchgemachte             Grunderkrankungen oder mit stärkeren oder
      SARS-CoV-2-Infektion alleine keinen längerfris-          anaphylak­tischen Reaktionen auf Impfungen
      tigen Schutz mehr vermittelt (immune escape-             in der Anamnese. Maßgeblich für diese Ent-
      Varianten).                                              scheidungen sind die Angaben der Person
      Nach gesicherter asymptomatischer SARS-                  selbst sowie die ärzt­liche Einschätzung des
      CoV-2-Infektion kann die Impfung bereits ab              Gesundheits­zustands.
      4 Wochen nach der Labordiagnose erfolgen.             ▶▶ Nach der Zulassung von Comirnaty sind einzel-
  ▶▶ Wird bei einer 1-malig gegen COVID-19 geimpf-             ne schwerwiegende, allergische Unverträglich-
      ten Person durch direkten Erregernachweis                keitsreaktionen aufgetreten. Nach der derzeiti-
      (PCR) eine SARS-CoV-2-Infektion nachgewie-               gen Datenlage ist ein generell erhöhtes Risiko
      sen, soll die 2. Impfung in der Regel 6 Monate           für schwerwiegende UAW für Personen mit
      nach Ende der COVID-19-Symptome bzw. der                 vorbekannten allergischen Erkrankungen bei
      Diagnose erfolgen. Die Gabe einer Impfstoffdo-           Impfung mit mRNA-Impfstoffen nicht anzu-
      sis ist bereits ab 4  Wochen nach dem Ende der           nehmen, sofern keine Allergie gegen einen In-
      COVID-19-Symptome möglich, wenn z. B. mit                haltsstoff der jeweiligen Vakzine vorliegt (z. B.
      Exposition gegenüber neuen Virus­varianten zu            Polyethylenglykol im Falle der COVID-19-
      rechnen ist, gegen die eine durchgemachte                mRNA-Impfstoffe). Zur weiteren Information
      SARS-CoV-2-Infektion keinen ausreichenden                wird auf die „Empfehlung zur Coronaimpfung
      Schutz vermittelt.                                       für Allergikerinnen und Allergiker“ des Paul-
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     Ehrlich-Instituts (PEI) und das Flussdiagramm                ärztlicher Aufklärung und bei individueller Ri-
     zum Vorgehen bei positiver Allergieanamnese                  sikoakzeptanz durch die impfwillige Person
     vor COVID-19-Impfung verwiesen.                              möglich.
  ▶▶ Nach der Impfung mit den mRNA-Impfstoffen               ▶▶   Mit den genannten Vektor-basierten Impfstof-
     sind in sehr seltenen Fällen Myokarditiden auf-              fen Geimpfte sollten darüber aufgeklärt wer-
     getreten. Betroffen waren bisher überwiegend                 den, dass sie bei Symptomen wie starken anhal-
     männliche Jugendliche und junge Männer                       tenden Kopfschmerzen, Kurzatmigkeit, Bein-
     (s. auch Kapitel 5.3 in der 9.  Aktualisierung der           schwellungen, anhaltenden Bauchschmerzen,
     COVID-19-Impfempfehlung der STIKO). Die                      neurologischen Symptomen oder punktförmi-
     Komplikationen traten größtenteils in den ers-               gen Hautblutungen umgehend ärztliche Hilfe
     ten 14 Tagen nach der 2. Impfstoffdosis auf. Ent-            in Anspruch nehmen sollten. ÄrztInnen sollten
     sprechende Warnhinweise wurden in die Fach­                  auf Anzeichen und Symptome einer Throm-
     informationen von Comirnaty und Spikevax                     boembolie in Kombination mit einer Thrombo-
     aufgenommen. Die Erkrankungen verliefen                      zytopenie achten, wenn sich PatientInnen vor-
     meist mild. Treten nach der Impfung mit ei-                  stellen, die kürzlich mit Vektor-basierten
     nem mRNA-Impfstoff Atemnot, Rhythmusstö-                     COVID-19-Impfstoffen geimpft wurden. Dies
     rungen oder Brustschmerzen auf, sollen die Be-               gilt insbesondere, wenn PatientInnen über spä-
     troffenen umgehend ärztliche Hilfe in An-                    ter als drei Tage nach der Impfung beginnende
     spruch nehmen.                                               und dann anhaltende Kopfschmerzen klagen
  ▶▶ Sehr seltene Fälle von Thrombosen in Kombi-                  oder punktförmige Hautblutungen auftreten.
      nation mit Thrombozytopenien sind 4 – 21 Tage               Weitere Informationen und Hinweise zur Diag­
      nach der Impfung mit Vaxzevria aufgetreten                  nostik und Therapie findet man in der Stellung-
      (sog. Thrombose mit Thrombozytopenie Syn-                   nahme der Gesellschaft für Thrombose- und
      drom [TTS], vormals Vakzine-induzierte                      Hämostaseforschung (GTH).
      immun­t hrombotische Thrombozytopenie                  ▶▶   Die STIKO bekräftigt die Empfehlung, das bun-
      [VITT]). Aufgefallen sind vor allem Hirnvenen-              desweite Monitoring von Impfquoten fortzu-
      thrombosen (sogenannte Sinus venosus                        führen, damit auch in Zukunft verlässliche Da-
      Thrombosen; SVT). Aber auch andere thrombo-                 ten zur Risiko-Nutzen-Analyse zeitnah verfüg-
      tische Ereignisse wie Mesenterialvenenthrom-                bar sind.
      bosen und Lungenembolien sind berichtet wor-           ▶▶   Personen, die im Ausland bereits mit nicht in
      den. Einzelne Fälle waren auch kombiniert mit               der EU zugelassenen COVID-19-Impfstoffen
      erhöhter Gerinnungsaktivität oder Blutungen                 geimpft wurden, benötigen gemäß aktueller
      im ganzen Körper. Auch nach Anwendung der                   Rechtslage und unter Berücksichtigung der
      COVID-19 Vaccine Janssen sind in den USA                    ­altersentsprechenden Impfempfehlungen eine
     sehr seltene Fälle von TTS überwiegend bei jün-               erneute Impfserie (s. Tab. 1), um in der EU den
     geren Geimpften aufgetreten. Entsprechende                    Status als Geimpfte zu erlangen. In solchen Fäl-
     Warnhinweise wurden in die Fachinformatio-                    len sollen die zu impfenden Personen darauf
     nen der beiden Impfstoffe aufgenommen. Die                    hingewiesen werden, dass vermehrte lokale
     STIKO empfiehlt die Impfung mit den beiden                    und systemische Reaktionen auftreten können.
     Vektor-basierten Impfstoffen Vaxzevria und                    Die impfenden ÄrztInnen werden gebeten, auf
     COVID-19 Vaccine Janssen nur für Menschen                     das Auftreten verstärkter Impfreaktionen aktiv
     im Alter ≥ 60 Jahre, da in ­dieser Altersgruppe               zu achten und diese ggf. an das Paul-Ehrlich-
     aufgrund der ansteigenden Letalität von                       Institut zu melden.
     ­COVID-19 die Nutzen-Risiko-­Abwägung ein-              ▶▶    Für die Meldungen von über das übliche Maß
      deutig zu Gunsten der Impfung ausfällt (s.                   hinausgehenden Impfreaktionen und -kompli-
      auch Kapitel 7.2.1.1 in der 4.  Aktualisierung der           kationen soll das etablierte Verfahren verwen-
      COVID-19-Impfempfehlung der STIKO). Der                      det werden (siehe Kapitel 4.9 „Impfkomplika­
      Einsatz der beiden ­Vektor-basierten Impfstoffe              tionen und deren Meldung“ in den STIKO-
      unterhalb dieser Altersgrenze bleibt indes nach              Impf­empfehlungen 2020/2021; Meldeformu-
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       lar des PEI). Regelmäßige Berichte des PEI zur
       Sicherheit von COVID-19-Impfstoffen sind un-
       ter folgendem Link zu finden: https://www.pei.
       de/DE/newsroom/dossier/coronavirus/arznei-
       mittelsicherheit.html

  Ständige Impfkommission (STIKO)
  beim Robert Koch-Institut
  Korrespondenz: STIKO-Geschaeftsstelle@rki.de

  Vorgeschlagene Zitierweise
  Ständige Impfkommission: Beschluss der STIKO zur
  10. Aktualisierung der C
                         ­ OVID-19-Impfempfehlung

  Epid Bull 2021;38:3 -9 | DOI 10.25646/9032

  (Dieser Artikel ist online vorab am 17. September 2021
  erschienen.)
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