Naturwaldreservate in Österreich - Schätze der Natur

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Naturwaldreservate in Österreich - Schätze der Natur
Naturwaldreservate
in Österreich
Schätze der Natur
Naturwaldreservate in Österreich - Schätze der Natur
I M P R E S S U M
                                        Medieninhaber und Herausgeber:
Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und W asserwirtschaft, Stubenring 1, 1012 W ien
                       Gesamtkoordination: Mag. Andrea Makkos, Abt. Öffentlichkeitsarbeit
                   Text und Redaktion: DI Dr. Georg Frank/BFW, Ing. Brigitte Jelinek, Abt.IV/II,
                  DI Christian Lackner/BFW , DI Martin Nöbauer, Abt.IV/II, DI Karl Tichy, Abt.IV/II,
                                                   5 Abt. Öffentlichkeitsarbeit
                                   Mag. Annette W eber,
         Bildnachweis: DI Dr. Georg Frank, Dr. Georg Rappold, Christoph Gröll, Rita Newman
                    Layout und Produktion: Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft,
                              Umwelt und W asserwirtschaft, Stubenring 1, 1012 W ien
Naturwaldreservate in Österreich - Schätze der Natur
Vorwort

                            Im heurigen „Internationalen Jahr der Artenvielfalt“
                            freut es mich besonders, die Einrichtung des
                            200. Naturwaldreservates in Österreich unter-
                            zeichnen zu können. Bereits 1993 hat sich
                            Österreich bei den Resolutionen zum Schutz der
                            Wälder in Europa verpflichtet, ein repräsentatives
                            Netzwerk von Naturwaldreservaten zu erstellen.
                            Dieses Konzept wurde höchst erfolgreich
                            umgesetzt und so können wir heute auf einen
                            umfassenden Bestand von Naturwaldreservaten
                            blicken. Die Repräsentativität dieses Schutz-
                            gebietsnetzwerkes soll zudem auch künftig durch
                            die Ausweisung von weiteren Reservaten noch
                            laufend verbessert werden.

Unsere Wälder tragen in hohem Maße zum Schutz und Erhalt der biologischen
Vielfalt bei. Naturwaldreservate liefern hierfür wichtige Informationen. Sie ge-
währen tiefe Einblicke in waldökologische Zusammenhänge und zeigen die
ungestörte Entwicklung der heimischen Flora und Fauna auf. Bei der Auswei-
sung geeigneter Gebiete werden hohe Anforderungen gestellt. In Naturwald-
reservaten findet keine Bewirtschaftung statt und die Waldflächen können sich
frei von menschlichen Einflussnahmen entwickeln.

Als Landwirtschafts- und Umweltminister ist mir der Schutz der Artenvielfalt ein
besonderes Anliegen. Österreich ist ein überaus arten- und lebensraumreiches
Land. Beim Erhalt dieser Vielfalt spielen unsere Naturwaldreservate eine wich-
tige Rolle, denn die natürliche Dynamik auf diesen Flächen führt langfristig zu
urwaldähnlichen Waldstrukturen. Das ermöglicht vor allem bedrohten Tier- und
Pflanzenarten ein Überleben in unseren Wäldern.

In der vorliegenden Broschüre finden Sie die wichtigsten Informationen zu den
Naturwaldreservaten in Österreich. Ich wünsche eine interessante und lehr-
reiche Lektüre.

                                                             DI Niki Berlakovich
                                           Landwirtschafts- und Umweltminister

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Naturwaldreservate in Österreich - Schätze der Natur
Inhaltsverzeichnis

  1. Einleitung....................................................................... 3

  2. Rechtliches.................................................................... 4
            Verpflichtungen Österreichs
            Das Verfahren

  3.Naturwaldreservate......................................................... 6
            Begriffsdefinition

  4.Typisierung..................................................................... 7
            Arten der Naturwaldreservate

  5. Biodiversität ................................................................... 8
            Naturwaldreservate und ihre Bedeutung für Biodiversität

  6. Auswahlkriterien ............................................................ 10
            für die Ausweisung: Naturwaldreservat

  7. Stand der Einrichtung .................................................... 12
            Aktuelle Verteilung in den Wuchsgebieten

  8. Daten und Zahlen .......................................................... 16
            Größe und Anzahl der Naturwaldreservate in den
            Bundesländern

  9. Ausblick ......................................................................... 19
            Über die Zukunft der Naturwaldreservate

  Anhang: Links

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Naturwaldreservate in Österreich - Schätze der Natur
1. Einleitung

Jeder Wald ist Lebensraum. Öster-          Mit den neuen Kriterien entfernte
reich beherbergt durch seine große         man sich vom Gedanken, die Flä-
ökologische Vielfalt einen Natur-          chen    statisch   zu
schatz an Wäldern, den es zu er-           konservieren.    Man
halten gilt. Der Erhalt des Naturer-       legt    heute     das
bes unserer Wälder ist das Ziel und        Hauptaugenmerk auf
die Aufgabe des Lebensministeri-           das     Entwicklungs-
ums.                                       potenzial der Waldflä-
                                           chen.
In Österreich werden seit Jahr-
zehnten Naturwaldreservate einge-          Als Folge wurde 1995
richtet, jedoch gab es vor dem Jahr        das „Österreichische
1995 kein nationales Programm              Naturwaldreservate-
dafür.                                     Programm gestartet.
                                           Dieses ist eine direkte
Naturwaldreservate sind aber keine         Folge der Helsinki-
neue Idee. Bereits im 19. Jahrhun-         Resolution          H2
dert, lange vor der Abhaltung inter-       (General Guidelines
nationaler Waldschutzkonferenzen,          for the Conservation
wurden von Waldeigentümern und             of the Biodiversity of
engagierten Forstleuten bestimmte          the European Forests)
Waldteile bewusst aus der Nutzung          und der Umsetzung
genommen. Damit wollte man die-            des          Bergwald-
se in ihrer Einzigartigkeit für ihre       protokolls zur Alpen-
Nachwelt erhalten. Damals gab es           konvention.
auch keine Entschädigungszahlun-
gen an die Waldbesitzer. Erst              Das Projekt Naturwaldreservate
durch die Unterzeichnung der Re-           leistet dabei einen wesentlichen
solutionen der Forstministerkonfe-         Beitrag zu einer Gesamtstrategie,
renz 1993 in Helsinki wurde in             die der Erhaltung und Verbesse-
Österreich ein Programm zur Er-            rung der biologischen Vielfalt der
richtung von Naturwaldreservaten           Wälder dient und gleichzeitig eine
initiiert. Damit wurde die Grundlage       Grundvoraussetzung für ihr nach-
für den systematischen Ausbau              haltiges Bestehen und die Erfüllung
eines österreichweiten Netzes von          ihrer Funktionen darstellt.
Naturwaldreservaten geschaffen.

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Naturwaldreservate in Österreich - Schätze der Natur
2. Rechtliches
        Verpflichtungen Österreichs

 In einem Grundsatzpapier wurde                   Forschungsprojekte werden vom
 1995 die Planung und Errichtung                  BFW gemeinsam mit Universitäten
 von Naturwaldreservaten gemein-                  durchgeführt. Neben laufenden
 sam mit Experten der Forstbehör-                 Kontrollgängen erfüllt das BFW
 den, Waldbesitzervertretungen und                auch eine wichtige Beratungsfunk-
 dem Bundesforschungs- und Aus-                   tion für die Waldeigentümer und
 bildungszentrum für Wald, Natur-                 steht mit Rat und Tat zur Seite.
 gefahren und Landschaft (BFW)
 festgelegt. Mit der fachlichen Um-               Das Österreichische Naturwald-
 setzung dieses Programms wurde                   reservate-Programm basiert auf
 das BFW betraut. Die administrati-               der Grundlage eines Vertragsna-
 ve und finanzielle Abwicklung er-                turschutzkonzeptes. Die Republik
 folgt durch das Bundesministerium                Österreich schließt mit den Wald-
 für Land- und Forstwirtschaft, Um-               eigentümern privatrechtliche Ver-
 welt und Wasserwirtschaft. Die                   träge über die Dauer von 20 Jah-
 Landesforstbehörden, die Kam-                    ren ab, in denen sich der Waldei-
 mern für Land- und Forstwirtschaft               gentümer verpflichtet, innerhalb
 und engagierte Waldeigentümer                    des Reservats alle Nutzungen und
 sind in die Vorauswahl möglicher                 Wirtschaftsmaßnahmen zu unter-
 Waldflächen eingebunden.                         lassen. Eine Ausnahme stellt die
                                                  Jagdausübung dar.
Naturwaldreservat Nigglaigraben - Sonnseite

                                                  Für die Festlegung des jährlichen
                                                  Entgeltes an den Waldeigentümer
                                                  wird vom BFW ein Bewertungsgut-
                                                  achten der betroffenen Waldfläche
                                                  ausgearbeitet.

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Naturwaldreservate in Österreich - Schätze der Natur
Das Verfahren

Standardisiertes Verfahren zur Ein-
richtung von Reservaten

 Meldung der Waldfläche durch
           Besitzer

  Fragebogen an Waldbesitzer –
 Informationen zur Waldfläche an
              BFW

Vorbegutachtung und Prüfung der
         gemeldeten Waldfläche
            (BFW)

Detailerhebung geeigneter Flächen
             (BFW)

  Klärung der Reservatsgrenzen,
Einrichtung des Stichprobenrasters
              (BFW)

 Datenerhebung: Bestandesstruk-
 tur, Standort, Vegetation, Wuchs-
           leistung (BFW)

       Gutachtenerstellung,
  Detailauswertungen; Ermittlung
   der Entschädigungssumme
             (BFW)

    Datenbankeingabe (BFW)

  Vertrag zwischen Republik und
    Waldbesitzer (BMLFUW)

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Naturwaldreservate in Österreich - Schätze der Natur
3. Naturwaldreservate
      Begriffsdefinition

Naturwaldreservate (NWR) sind                überlagert wird. Unmittelbare Be-
Waldflächen, die für die natürliche          einflussungen, die unterbleiben
Entwicklung des Ökosystems Wald              müssen,       sind    die    forst-
bestimmt sind und in denen jede              wirtschaftliche Nutzung, die Tot-
unmittelbare Beeinflussung unter-            holzaufarbeitung und die künstliche
bleibt. Naturwaldreservate sind ein          Einbringung von Waldbäumen.
Beitrag zur Erhaltung der natürli-
chen Entwicklung der biologischen            Die Jagd in den betreffenden Ge-
Diversität. Sie dienen der For-              bieten ist erlaubt und sogar not-
schung, der Lehre und der Bildung.           wendig. Naturwaldreservate stellen
                                             Ruhezonen für das Wild dar. Ohne
Naturwaldreservate eignen sich               Regulation würde es in den klein-
darüber hinaus besonders für lang-           flächigen Reservaten zu einer so
fristige waldökologische Grundla-            hohen Konzentration von Wild
genforschung, da die Dynamik                 kommen, die nicht der natürlichen
dieser    Waldökosysteme     nicht           Wilddichte entspricht.
durch menschliche Einwirkungen

                Herbstlaub im Naturwaldreservat Moosgraben

                                        6
Naturwaldreservate in Österreich - Schätze der Natur
4. Typisierung
      Arten der Naturwaldreservate

Standardreservate
Standardreservate müssen eine
ausreichende Größe aufweisen,
um den vollständigen Wald-
entwicklungszyklus nachhaltig zu
gewährleisten. Ein Monitoring-
Grundprogramm, bestehend aus
Vegetationskartierung und Stich-
probennetz, dient der langfristigen
Beobachtung und Dokumentation
der Waldentwicklung.

Naturwaldzellen
Naturwaldzellen sind eine Sonder-
form von Naturwaldreservaten. Sie
sind in ihrer räumlichen Ausdeh-
nung zu klein, um eine nachhaltig
ausgeglichene Entwicklung aller
Bestandesentwicklungsphasen zu
gewährleisten. Sie dienen in erster
Linie als charakteristische oder
seltene Beispielsbestände der
natürlichen    Waldgesellschaften
und vernetzen Lebensräume. Die
Mindestgröße liegt bei rund einem
Hektar.

Schwerpunktreservate
Schwerpunktreservate werden für
besondere Waldstandorte und
Waldgesellschaften     eingerichtet.
Sie eignen sich für spezifische
Forschungsziele oder interdiszipli-
näre Forschungsprogramme. Dazu
zählen auch Reservate, die sich für
Informationseinrichtungen und für
Maßnahmen der Besucherlenkung
eignen.

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Naturwaldreservate in Österreich - Schätze der Natur
5. Biodiversität
 Naturwaldreservate und ihre Bedeutung für Biodiversität

                                   Mehr als die Hälfte der weltweiten
                                   Biodiversität ist in Waldökosyste-
                                   men zu finden. Sie zählen einer-
                                   seits zu den „hot spots“ der biologi-
                                   schen Vielfalt und andererseits ist
                                   die Biodiversität der Wälder be-
                                   sonders stark gefährdet. Die biolo-
                                   gische Vielfalt umfasst die Vielfalt
                                   des gesamten Lebens auf der Er-
                                   de. Angefangen von der Vielfalt der
                                   Lebensräume und lebendigen Or-
                                   ganismen bis hin zur genetischen
                                   Vielfalt innerhalb einer Art.

                                   Für den Erhalt der Biodiversität in
                                   Wäldern ist es sehr wichtig die Ent-
                                   wicklungen und Bestände zu doku-
                                   mentieren. Naturwaldreservate eig-
                                   nen sich besonders für langfristige
                                   waldökologische     Grundlagenfor-
                                   schung, da die Dynamik dieser
                                   Waldökosysteme      kaum      durch
                                   anthropogene Einwirkungen über-
                                   lagert wird. Ausnahmen bilden
                                   Immissionseinflüsse und Wildein-
                                   flüsse.

                                   In den Anfängen der Naturwaldfor-
                                   schung wurde vor allem vegetati-
                                   onskundlichen und waldbaulichen
                                   Fragestellungen     nachgegangen.
                                   Heute gewinnen Untersuchungen
                                   der Artenvielfalt, der populations-
     Flora und Fauna im Wald
                                   genetischen Zusammenhänge, der
                                   Störungsanfälligkeit oder der An-
                                   passungsfähigkeit zunehmend an
                                   Bedeutung.

                               8
Vielfalt im Wald

Erklärtes Ziel der angewandten                → Ableitung von Strategien für den
Forschung ist die Weiterentwick-              biologischen Forstschutz
lung eines ökologisch orientierten,
naturnahen Waldbaus. Naturwald-               → Ableitung von Strategien eines
reservate sind Beispielsbestände              „Minimalwaldbaues“ in Schutzwald-
der natürlichen Waldgesellschaften            beständen
und Referenzflächen für Biotopbe-
wertungen und ökologische Inven-
                                              → Klärung der Frage, welches
turen.
                                              Minimum an waldbaulichen Eingrif-
                                              fen erforderlich ist, um unter be-
Für standörtlich vergleichbare Wirt-          stimmten     Standortsverhältnissen
schafts-, Schutz-, Erholungs- und             die Schutz-, Wohlfahrts- und Erho-
Wohlfahrtswälder sollen besser                lungsfunktion zu gewährleisten
abgesicherte Erkenntnisse zu Fra-
gen der Waldverjüngung und                    Wesentlicher Bestandteil des Bio-
Waldpflege, Baumartenwahl, Ver-               diversitätsschutzes im Wald sind
jüngungsverfahren,      Produktions-
                                              Schutzgebiete, in denen Eingriffe
und Verjüngungszeiträumen, Kon-
                                              entweder vollkommen untersagt
kurrenzsteuerung, natürliche Aus-
                                              sind oder bestimmte Beschränkun-
lese und Differenzierung gewonnen
                                              gen bestehen.
werden.

→ Ableitung von Maßnahmen und
Strategien für den naturnahen
Waldbau

                     Die Naturwaldreservate bieten Lebensraum

                                         9
6. Auswahlkriterien
      Für die Ausweisung: Naturwaldreservat

Für die Bewertung der Eignung von            ● Topographische Einheit
Waldflächen als Naturwaldreserva-
te wurde in einer Arbeitsgruppe              Zu berücksichtigen ist die Ge-
gemeinsam mit Waldbesitzervertre-            schlossenheit der orographischen
tern ein verbindlicher Kriterienkata-        Einheit.
log erstellt.
                                             ● Seltenheit und Gefährdung
● Naturnähe der Vegetation
                                             Alle seltenen Waldgesellschaften
Übereinstimmung der aktuellen                sollen erfasst werden; für seltene
Baumartenzusammensetzung mit                 und/oder gefährdete Waldgesell-
jener der potenziellen natürlichen           schaften darf von der Mindestflä-
Vegetation.                                  che abgewichen werden.

● Mindestgröße                               ● Pufferzonen

Sie wird durch das Minimumstruk-             Pufferzonen sollen äußere Ein-
turareal bestimmt. Dies ist jene             flüsse auf das Reservat minimie-
Waldfläche, die notwendig ist, da-           ren. In diesen Schutzzonen ist eine
mit jede Bestandesentwicklungs-              naturnahe Waldnutzung möglich.
phase nachhaltig vertreten ist. Das          (Breite: 1 bis 3 Baumlängen)
Minimumstrukturareal ist von der
Waldgesellschaft abhängig und                ● Beeinträchtigung durch Wege,
beträgt zwischen 10 und 50 ha.               Leitungstrassen, Straßen

                                             Es darf keine negativen Einflüsse
         NWR Deutschwald
                                             auf    das   spezifische   Wald-
                                             innenklima und die Waldentwick-
                                             lung geben.

                                             ● Wildeinfluss

                                             Der Wildstand muss eine gesicher-
                                             te Verjüngung aufkommen lassen
                                             und die Baum- und Straucharten
                                             potenzieller natürlicher Waldgesell-
                                             schaften           NWR Holzeck-Königsberg
                                             beinhalten.

                                        10
Prüfen von Ausschließungsgründen

Neben der Prüfung von Eignungs-
kriterien sind auch folgende
Ausschließungsgründe zu prü-
fen:

→ Bannwälder oder Wälder mit
Objektschutzfunktion sind für Na-
turwaldreservate nicht geeignet

→ Mindestgröße nicht gegeben

→ Aktuelle Artenzusammenset-
zung weicht wesentlich von poten-
zieller natürlicher Waldgesellschaft
ab (PNWG)

→ Zerschneidungsgrad zu hoch

→ Keine Pufferzonenbewirtschaf-
tung möglich

→ Überhöhter Wildstand

→ Rezenter Weideeinfluss

→ Standortsveränderungen, Beein-
flussung von außen

→ Waldverwüstung

→ Deutlich beeinträchtigende Im-
missionseinflüsse

→ Änderung des generellen öffent-
lichen Interesses

                                       11
7. Stand der Einrichtung

Seit 1995 wird auf Bundesebene                  Wesentlich ist immer die Zusam-
an der Verwirklichung des österrei-             menarbeit mit den Eigentümern,
chischen Naturwaldreservate-Pro-                die durch eine umfassende Infor-
gramm gearbeitet. Das wichtigste                mation in das Projekt miteinbezo-
Kriterium für die Auswahl von Flä-              gen werden. Langfristig ist der
chen ist die Repräsentativität in               Bestand des Netzes nur dann ge-
Abhängigkeit vom Areal der ca.                  währleistet, wenn die Wald-
118 potenziellen natürlichen Wald-              eigentümer sich mit ihren Reserva-
gesellschaften in den 22 Wuchs-                 ten auch identifizieren.
gebieten Österreichs.

Es gibt 200 Reservate (Stand Mai
2010) mit einer Gesamtfläche von
ca. 8603 Hektar.

                 Österreichs Naturwaldreservate bewahren viele Arten

                                          12
Unmittelbare Beeinflussungen müssen unterbleiben,
                               lediglich die Jagd ist erlaubt.

Für jedes Reservat wird ein Vertrag            Das BFW ist für die Neueinrichtun-
auf freiwilliger Basis für den Zeit-           gen und vor allem für die Erhaltung
raum von 20 Jahren abgeschlos-                 des Naturwaldreservat-Netzwerkes
sen. Für die Einhaltung der Verträ-            zuständig. Dazu gehören auch die
ge wird ein jährliches Entgelt aus-            Bedarfsprüfung, die Vorbegutach-
bezahlt. Der Bund stellt für die               tung, die Erstellung des eigentli-
Naturwaldreservate           jährlich          chen Gutachtens sowie die Ver-
860.000       Euro   an    Entgelts-           tragsvorbereitung. Weitere Aufga-
zahlungen bereit. Der Eigentümer               ben sind die Betreuung, das Moni-
hat im Gegenzug die Verpflich-                 toring, die Datenbank, die For-
tung, sich an den Vertrag zu hal-              schung und die Zusammenarbeit
ten. Beispielsweise muss er zwei-              mit internationalen Projekten.
mal jährlich Kontrollbegehungen im
betreffenden Waldstück unterneh-               Bis 2010 wurden 200 Naturwald-
men und einen Bericht über die                 reservate mit einer Waldfläche von
Vorkommnisse im Reservat erstel-               8.603 ha eingerichtet. Das sind
len.                                           0,15% der österreichischen Wald-
                                               fläche. Dabei orientiert man sich in
Die Aufgaben des Lebensministeri-              erster Linie am Vorkommen der
ums beziehen sich auf die Gesamt-              potenziellen natürlichen Waldge-
koordination, strategische Planung,            sellschaft. In Österreich kommen
Budgetierung,     Finanzadministra-            etwa 118 Waldgesellschaften vor.
tion, Vertragsabwicklung, Rechts-
fragen und Öffentlichkeitsarbeit.

                                         13
Aktuelle Verteilung in den Wuchsgebieten

                            14
15
8. Daten und Zahlen
               Größe und Anzahl der Naturwaldreservate in den Bundesländern

Die untenstehende Grafik veran-                             turwaldreservate gibt. In der Flä-
schaulicht die Verteilung der Natur-                        chengröße folgen das Bundesland
waldreservate in Österreich auf die                         Kärnten und Niederösterreich. In
Bundesländer. Die Gesamtfläche                              Wien gibt es die kleinste Fläche an
beträgt 8603 ha.                                            Naturwaldreservaten.

In Niederösterreich gibt es die                             Niederösterreich hat mit 57 Natur-
meisten ausgewiesenen Natur-                                waldreservaten die meisten, gefolgt
waldreservate. Flächenmäßig ran-                            von Kärnten mit 47. Bei der Anzahl
giert Tirol mit 2806 ha vor Kärnten                         der Naturwaldreservate haben
mit 1924 ha und Niederösterreich                            Wien und Salzburg bis dato die
mit 1652 ha.                                                wenigsten zu verzeichnen.

Die überdurchschnittlich große Ge-
samtfläche im Bundesland Tirol
kann dadurch erklärt werden, dass
es hier mehrere großflächige Na-

                             Naturwaldreservate je Bundesland
                                              Mai 2010

                3000                                                                           60
                                                                      Fläche gesamt: 8603 ha
                                                                          Anzahl gesamt: 200
                2500                                                                           50   Anzahl NWR

                2000                                                                           40
 Fläche (ha)

                1500                                                                           30

                1000                                                                           20

                 500                                                                           10

                   0                                                                           0
                        NÖ    Ktn.   Tirol   OÖ    Stmk. Bgld.       Vbg.   Szbg. Wien
               Fläche 1652,8 1924,5 2806,2 255,42 1179,3 203,95 237,43 259,87 83,763
               Anzahl   57     47     24     18        17       14    9       7        7

                                                  16
Naturwaldreservate je Wuchsgebiet
                                                 Mai 2010

               1600                                                                             35
                                                                           Anzahl gesamt: 200
                                                                       Fläche gesamt: 8603 ha
               1400                                                                             30

               1200
                                                                                                25

                                                                                                     Anzahl NWR
               1000
 Fläche (ha)

                                                                                                20
                800
                                                                                                15
                600
                                                                                                10
                400

                200                                                                             5

                 0                                                                              0
                      11 12 13 21 22 31 32 33 41 42 51 52 53 61 62 71 72 81 82 91 92
                                               Wuchsgebiete

In der obenstehenden Grafik sieht                           Hingegen ist in den Kulturland-
man noch einmal die Verteilung der                          schaften des Alpenvorlandes, des
Naturwaldreservate je Wuchsge-                              Weinviertels und der Ost- und
biet.                                                       Weststeiermark das Netzwerk an
                                                            Naturwaldreservaten nicht reprä-
Die Verteilung der Reservate über                           sentativ, weil es sehr schwierig ist,
die Wuchsgebiete ist derzeit noch                           dass geeignete Waldflächen be-
unausgeglichen. In den nördlichen                           reitgestellt werden.
und südlichen Kalkalpen ist das
Netzwerk weitgehend für die vor-
kommenden      Waldgesellschaften
repräsentativ.

                                                   17
18
9. Ausblick
     Über die Zukunft der Naturwaldreservate

Mit der Unterzeichnung des 200. Naturwaldreser-
vates wurde ein besonderer Meilenstein erreicht.
Damit ist ein Großteil der 118 Waldgesellschaften
erfasst und somit verlagert sich der Schwerpunkt
zunehmend auf die Betreuung und Instandhaltung
der bereits Bestehenden. Ziel ist es jedoch, alle
Waldgesellschaften Österreichs auf einer Fläche
von rund 10.000 ha abzudecken.

Naturwaldforschung umfasst sowohl die Bereiche
der Grundlagenforschung als auch der angewand-
ten Forschung. Sie erfasst und dokumentiert perio-
disch wiederkehrend und langfristig die „freie“
Entwicklung von Waldlebensgemeinschaften und ist ein wichtiger Bestandteil
der Ökosystemforschung. Erklärtes Ziel der angewandten Forschung ist die
Weiterentwicklung eines ökologisch orientierten, naturnahen Waldbaus. Für
standörtlich vergleichbare Wirtschafts-, Schutz-, Erholungs- und Wohl-
fahrtswälder sollen besser abgesicherte Erkenntnisse zu Fragen der Waldver-
jüngung und Waldpflege, Baumartenwahl, Verjüngungsverfahren, Produktions-
und Verjüngungszeiträumen, Konkurrenzsteuerung, natürliche Auslese und
Differenzierung gewonnen werden.

                                                    DI Gerhard Mannsberger
                         Leiter der Sektion Forstwesen im Lebensministerium
Links
Lebensministerium:
http://forst.lebensministerium.at/

Bundesforschungs- und Ausbildungszentrum für Wald, Naturgefahren und
Landschaft (BFW):
http://bfw.ac.at

Waldwissen.net:
http://www.waldwissen.net

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