Beschreibung wertvoller Mostapfelsorten - swissfruit

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Beschreibung wertvoller Mostapfelsorten - swissfruit
Flugschrift Nr. 129 | 2011

Beschreibung wertvoller
Mostapfelsorten
Ausgabe 2011

Autoren
Gabriella Silvestri, Simon Egger
Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW

CAVO-Stiftung, Fachstellen Obst der Kantone BE, LU SG, TG und ZH,
Jardin Suisse, Schweizer Obstverband SOV
Projektgruppe SOFEM (KTI-Projekt „Sortenwahl für eine nachhaltige
Feuerbrandstrategie im Schweizer Mostapfelanbau“)
Beschreibung wertvoller Mostapfelsorten - swissfruit
Impressum

                                    Impressum

                                    Herausgeberin   Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW
                                                    Schloss 1, Postfach, 8820 Wädenswil, Schweiz
                                                    Telefon 044 783 61 11, Fax 044 780 63 41
                                                    info@acw.admin.ch www.agroscope.ch
                                    Text & Grafik   Gabriella Silvestri, ACW
                                    Titelbild       Robert Brunner, Brunner AG
                                    Copyright       ©2011, Forschungsanstalt Agroscope Changins-
                                                    Wädenswil ACW. Nachdruck mit Quellenangabe
                                                    erwünscht.

  2    Flugschrift Nr. 129 | 2011
Beschreibung wertvoller Mostapfelsorten - swissfruit
Inhaltsverzeichnis

Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung .................................................................................................... 4
1.1. Wichtige Hinweise ..................................................................................... 4
1.2. Anforderungen an das Pflanzgut ............................................................... 4
         Die Anerkennung / Zertifizierung für Obstgehölze .............................. 5
1.3. Weiterführende Informationen ................................................................... 5
         1.3.1. Mostobstanbau ......................................................................... 5
         1.3.2. Feuerbrand............................................................................... 5
         1.3.3. KTI Projekt SOFEM: Prüfung feuerbrandrobuster
         Mostapfelsorten.................................................................................. 5
2. Sortenbewertung ........................................................................................ 6
2.1. Saftqualität und technologische Eigenschaften ......................................... 6
         2.1.1. Rohstoffqualität ........................................................................ 6
         2.1.2. Saftqualität ............................................................................... 6
2.2. Robustheit gegenüber Krankheiten und Schädlinge ................................. 7
         2.2.1. Feuerbrand-Management......................................................... 7
         Fachgerechte Baumerziehung ........................................................... 7
2.3. Agronomische Eigenschaften .................................................................... 8
         2.3.1. Wuchsstärke ............................................................................ 8
         2.3.2. Ertrag ....................................................................................... 8
         Ernte .................................................................................................. 8
         2.3.3. Befruchtung .............................................................................. 8
3. Sortenblätter ............................................................................................. 10
3.1. Wichtige Hinweise ................................................................................... 10
3.2. Nicht zu empfehlende Sorten .................................................................. 10
3.3. Erläuterungen zum Gebrauch der Sortenblätter ...................................... 10
         3.3.1. Safteigenschaften .................................................................. 10
         3.3.2. Anfälligkeit .............................................................................. 11
         3.3.3. Baum und Produktion ............................................................. 11
Dank .............................................................................................................. 12
Bohnapfel...................................................................................................... 13
Boskoop ........................................................................................................ 14
Empire ........................................................................................................... 15
Enterprise ..................................................................................................... 16
Florina ........................................................................................................... 17
Grauer Hordapfel .......................................................................................... 18
Heimenhofer ................................................................................................. 19
Ingol............................................................................................................... 20
Liberty ........................................................................................................... 21
Reanda .......................................................................................................... 22
Reglindis ....................................................................................................... 23
Remo ............................................................................................................. 24
Rewena.......................................................................................................... 25
Rubinola ........................................................................................................ 26
Sauergrauech ............................................................................................... 27
Schneiderapfel ............................................................................................. 28
Spartan .......................................................................................................... 29
Anhang A – Saftqualität von sortenreinen Apfelsäften ............................ 30
Anhang B – Projekt SOFEM ........................................................................ 77
Ausgangslage ................................................................................................ 77
Das Projekt..................................................................................................... 77
Weitere Informationen .................................................................................... 77

                                                                                                                          Flugschrift Nr. 129 | 2011   3
Beschreibung wertvoller Mostapfelsorten - swissfruit
1. Einleitung

                                                                 In dieser Flugschrift werden die Sorten, die im SOFEM-
1. Einleitung                                                    Projekt die besten Resultaten erzielten, detailliert
                                                                 beschrieben.
In einem zunehmend liberalisierten Marktumfeld ist die           Im Anhang werden zudem alle Resultate der sortenreinen
Versorgung mit Mostobst höchster Qualität ein wichtiger          Apfelsäfte aus den SOFEM-Verarbeitungsversuchen von
Trumpf der Schweizer Mostereien für eine konkurrenzfähige        2008 bis 2010 sowie die bereits in der Empfehlung aus dem
inländische Produktion. Die Positionierung der Schweizer         Jahr 2005 zusammengefassten und an der ACW im Verlauf
Obstgetränke als natürliche und gesunde Erfrischung, aus         der letzten vier Jahrzehnte durchgeführten Pressversuche
                                                                            1
Schweizer Rohstoff, in der Schweiz hergestellt, kommt bei        aufgelistet . Diese Zusammenstellung der Analysenwerte soll
vielen Konsumenten gut an.                                       auch dazu dienen, verschiedene Versuchsjahre miteinander
Aufgrund des generellen Rückgangs der Mostapfelbestände          zu vergleichen und die Vielfalt der Sorten aufzuzeigen. Die
drohen qualitativ hochwertige Mostäpfel in der Schweiz zur       Auflistung dient als Information, ist aber nicht als Empfehlung
Mangelware zu werden. Verschärft wird die Situation durch        zu verstehen.
die Bakterienkrankheit Feuerbrand. Der Erreger Erwinia
amylovora befällt vorwiegend apfelfrüchtige Rosengewächse
und stammt ursprünglich aus Nordamerika. In der Schweiz          1.1. Wichtige Hinweise
wurde er erstmals 1989 nachgewiesen und hat sich seither
stark verbreitet. Seit 2000 sind dem Feuerbrand ca. 15‘000       Die Beschreibungen beruhen auf dem gegenwärtigen Stand
Hochstammbäume zum Opfer gefallen, zudem sind 30 - 50%           des Wissens. Künftige Ergebnisse und Erfahrungen können
der bisher angebauten Mostapfelsorten mittel bis stark           zu Anpassungen führen. Die Bewertung der Sorten basiert
feuerbrandanfällig. Zusätzlich geht die Zahl der Feld-           auf Untersuchungen im Rahmen des SOFEM-Projektes, auf
obstbäume wegen ihrer Überalterung, wegen der                    Erfahrungen      der    Obstbauberatern     von    kantonalen
Mechanisierung und Rationalisierung der Landwirtschaft und       Obstfachstellen, auf Erhebungen bei Schweizer Produzenten
weil sie oft in Bauzonen stehen zurück.                          und Baumschulen sowie auf Literaturangaben in- und
Hochstammbäume sind wichtige Rohstofflieferanten: die            ausländischer Quellen. Die Liste beruht soweit möglich auf
Mostereien beziehen den grössten Anteil an Mostobst nach         langjährigen Erfahrungen im Anbau und in der Verwertung.
wie vor von Hochstammbäumen. Nur mit dem säurearmen              Für neuere Sorten sind die Erfahrungswerte in der Schweiz
Abgang aus den Tafelapfelanlagen bekommt man keinen              jedoch noch gering, unter anderem was das Ertragsverhalten,
qualitativ guten Most. Feldobstbäume spielen zudem eine          die Krankheitsanfälligkeit im Feld und die Eignung der Sorten
wichtige Rolle für die biologischen Vielfalt, prägen das         für den Hochstammobstbau betrifft.
Landschaftsbild und sind aus unseren Regionen nicht              Die Beurteilung der Feuerbrandanfälligkeit einzelner Sorten
wegzudenken.                                                     ist komplex, doch mit steigenden Datenumfang entsteht nach
Es braucht verlässliche Entscheidungsgrundlagen, damit           und nach ein genaueres Bild. Durch die Kombination
Mostereien und deren Produzenten ihre Anbauplanung auf           künstlicher    Inokulationsversuche,     mehrjähriger   Feld-
Sorten ausrichten können, die den heutigen hohen                 beobachtungen, die Berücksichtigung von Erkenntnissen
Anforderungen       genügen.      Dies     sowohl   für   den    anderer Forschungsinstitute sowie den Vergleich mit
Hochstammanbau als auch für intensiver bewirtschaftete           Literaturangaben kann die Einstufung der Sorten immer
Mostobstanlagen. Die Sorten müssen gegen Feuerbrand und          besser abgesichert werden. Trieb- und Blüteninokulationen
weitere Krankheiten robust sein, die nötigen technologischen     unter kontrollierten Bedingungen im Gewächshaus liefern
Eigenschaften für die Verarbeitung mitbringen, eine              wertvolle Angaben zur Feuerbrandanfälligkeit, Erhebungen
hervorragende       Saftqualität   liefern    sowie  möglichst   von Praxisdaten über mehrere Jahre ergänzen die
regelmässige und hohe Erträge liefern.                           Laborbefunde und können sie validieren helfen. Besonders
Dieses Ziel verfolgte das von der Forschungsanstalt              wichtig bei der Beurteilung der Sortenanfälligkeit ist die
Agroscope Changins-Wädenswil ACW durchgeführte Projekt           Berücksichtigung des Infektions-Potentials aus dem Umfeld,
„Sortenwahl für eine nachhaltige Feuerbrandstrategie im          der Witterungsbedingungen, des Blühverlaufs und des
Schweizer Mostapfelanbau SOFEM“. Das von der                     Baumalters (Kap. 2.1.1, Seite 7).
Centralgenossenschaft für Alkoholfreie Verwertung Schweizer
Obstprodukte CAVO unterstützte und gemeinsam mit den
Mostereien durchgeführte Projekt wurde durch die                 1.2. Anforderungen an das Pflanzgut
Kommission für Technologie und Innovation KTI des Bundes
mitfinanziert. Projektpartner von ACW waren zudem die            Bei Neu- und Ersatzpflanzungen mit Mostapfelsorten gelten
Fachstellen Obst der Kantone BE, LU, TG, SG und ZH, die          für die Auswahl des Pflanzgutes dieselben Bedingungen wie
Obstbaumschulen (Jardin Suisse) sowie der Schweizer              für das Tafelobst:
Obstverband SOV. Im dreijährigen Projekt wurden bereits              Bestes, gesundes, wüchsiges und sortenechtes
bekannte,       wie  auch      neue     Apfelsorten auf   ihre        Pflanzmaterial ist die Voraussetzung für gesunde Bäume
Feuerbrandanfälligkeit geprüft. Weiter wurden die Saftqualität        und eine gesunde Anlage.
und technologische Eignung für die Verarbeitung ermittelt            Das Pflanzmaterial sollte aus anerkannten zertifizierten
sowie Erhebungen über Produktions- und Wuchsverhalten                 Baumschulparzellen stammen.
durchgeführt.

                                                                 1
                                                                  Höhn E. & Leumann R., 2005. Mostapfel-Sortenempfehlung vom
                                                                 Anbau bis zur Saftqualität. ACW.

   4      Flugschrift Nr. 129 | 2011
Beschreibung wertvoller Mostapfelsorten - swissfruit
1. Einleitung

Auskunft über die Verfügbarkeit von anerkanntem
zertifiziertem Vermehrungsmaterial      gibt      es    unter
www.concerplant.ch → Zertifizierung → Zertifiziertes Material,
Produzenten oder Mail Anfrage an psi@acw.admin.ch.

Die Anerkennung / Zertifizierung für Obstgehölze
Die Anerkennung von Obstgehölzen ist ein freiwilliger Zusatz
zum Pflanzenpass. Sie stützt sich auf die Obst- und
Beerenobstpflanzgutverordnung. Anerkannte Obstgehölze
müssen folgende Kriterien erfüllen:
    Sortenechtheit.
    Freiheit von Virosen und Phytoplasmosen, garantiert
     durch das Anerkennungsschema.
    Frei von besonders gefährlichen Schadorganismen
     (Quarantäneorganismen). Dafür bürgt der gesetzlich
     vorgeschriebene Pflanzenpass.
    Einhaltung von Toleranzen bei Qualitätsorganismen wie
     Spinnmilben, Blattläusen, Schorf, Mehltau usw.
    Äussere Qualität, wie minimaler Stammdurchmesser und
     minimale Höhe der Pflanze und Veredelungsstelle über
     Boden.
    Kennzeichnung mit einer offiziellen Etikette. Dies
     ermöglicht die Rückverfolgbarkeit bis hin zur
     Mutterpflanze im Nuklearstock.
Die Anerkennung ist ein offizielles      Qualitätssicherungs-
System, das vom Bund überwacht wird. Die praktische
Durchführung liegt bei Concerplant, einem paritätisch
zusammengesetzten Verein, dem Baumschulen und die
Obstwirtschaft angehören.
Weitere       Informationen    zur     Anerkennung      unter
www.nuklearstock.agroscope.ch und www.concerplant.ch →
Zertifizierung.

1.3. Weiterführende Informationen

1.3.1. Mostobstanbau
    ACW-Flugschrift Nr. 129 – „Beschreibung wertvoller
     Mostapfelsorten“.
     www.obstsorten.ch → Bewertungen und Ergebnisse
    Sortenblätter Mostapfelsorten (einzeln abrufbar).
     www.obstsorten.ch → Bewertungen und Ergebnisse
    Normen und Vorschriften für Mostobst, definiert von SOV
     und Swisscofel.
     Schweizer Obstverband → BRANCHENINFOS →
     Qualitätsnormen und Vorschriften für Früchte
    Informationen zu den Mostobstpreisen, SOV.
     Schweizer Obstverband → BRANCHENINFOS →
     Mitteilungen, Konzepte, Diverses

1.3.2. Feuerbrand
    ACW-Merkblatt Nr. 732 – „Sortenanfälligkeit von
     Kernobstsorten“.
     www.obstsorten.ch → Bewertungen und Ergebnisse
    Weitere Informationen und Merkblätter zur Bakterien-
     Krankheit Feuerbrand siehe www.feuerbrand.ch.

1.3.3. KTI Projekt SOFEM: Prüfung feuerbrandrobuster
Mostapfelsorten
    Berichte 2008 – 2011.
     www.obstsorten.ch → Bewertungen und Ergebnisse

                                                                 Flugschrift Nr. 129 | 2011    5
Beschreibung wertvoller Mostapfelsorten - swissfruit
2. Sortenbewertung

                                                                   Fruchtoberfläche. Spezialmostäpfel sind in der Regel als
2. Sortenbewertung                                                 Gesamternte eines Baumes und sortenrein abzuliefern. Es
                                                                   gelten folgende zusätzliche Qualitätsanforderungen: ohne
Hochwertige Mostapfelsorten sollen eine ganze Reihe von            grosse Verletzungen, voll entwickelt und farblich ausgebildet,
Kriterien erfüllen.                                                sortentypisches Fruchtfleisch.

    Anforderungsprofil für Mostapfelsorten                         2.1.2. Saftqualität
       Feuerbrandrobust und allgemein robust gegen                Zu     den   wichtigsten    Geschmackskomponenten         von
        Krankheiten (z.B. Schorf, Mehltau und Krebs).              Apfelsäften gehören der Zucker-, der Säure- und der
       Sehr gute Saftqualität (Geschmack und Aroma).                                             3
                                                                   Gesamtphenolgehalt. (Abb. 1) . Der Zuckergehalt wird durch
       Säuregehalt ab 5 g/l und Zuckergehalt ab 45 °Oe            die Oechslegrade oder die Brixwerte angezeigt.
        (11.2 °Brix).                                              Ob ein Saft als süss oder sauer empfunden wird, ergibt sich
       gute Pressbarkeit und Saftausbeute ab 77 %                 aus dem Zucker/Säure-Verhältnis (ZSV), dem Verhältnis von
        (Gewichtsanteil gewonnener Saft aus den Früchten).         Gesamtzucker (g/l) und Gesamtsäure (g/l). Herbe oder
       Gute und möglichst regelmässige Erträge.                   adstringierende     Noten    werden     hauptsächlich     den
       Kurzes Erntefenster und geeignet für maschinelle           Polyphenolen         zugeschrieben.        Aufgrund       von
        Ernte.                                                     Degustationsresultaten mehrerer Jahre haben Schobinger
       Gute Wuchseigenschaften und stabiler Kronenaufbau.         und Müller (1975) folgenden Zusammenhang zwischen dem
                                                                   Zucker/Säure-Verhältnis       und       der       sensorische
                                                                   Charakterisierung von Apfelsäften ermittelt:
2.1. Saftqualität und technologische
Eigenschaften                                                           sauer                       leicht sauer              harmonisch            leicht süss       süss
                                                                         23
2.1.1. Rohstoffqualität
Die Saftqualität wird massgeblich durch die Sorte bestimmt,
weshalb der Sortenwahl entscheidende Bedeutung zukommt.                                               15            14         13        12          11       10    °Brix
Das volle Qualitätspotential einer Sorte wird aber nur erreicht
                                                                                                           60            55             50         45         40    °Oe
wenn die Früchte ausgereift, sauber und gesund sind. Unreife
                                                                                             1000
und unterentwickelte Äpfel enthalten mehr Stärke, weisen ein
                                                                                                      herb - süss                              herb - sauer
grasiges Aroma auf und gelten sensorisch als leer. Zwar ist
ihr Säuregehalt höher und durch ihre Festigkeit und die                                      800
dadurch entstehende grobkörnige Maische lassen sie sich gut
abpressen, doch ist einerseits ihr Zuckergehalt tief und
                                                                        Polyphenole (mg/l)

andererseits ergeben sie eine geringere Ausbeute, da die                                     600       süss                                               sauer
                                                                                                                                  harmonisch
Früchte weniger saftig sind. Bei überreifen Früchten ist die
Säure zum Teil schon abgebaut, sie sind weich und die                                        400
Maische weist eine musartige Konsistenz auf. Dies hat zur
Folge, dass sie sich schlechter pressen lassen und wiederum                                             einseitig süss,                              einseitig
                                                                                                        leer                                       sauer, leer
die Saftausbeute geringer ist. Die Säfte weisen zudem eine                                   200
stärkere Trübung und eine höhere Viskosität auf. Dagegen ist
bei optimal ausgereiften Früchten die Stärke in Zucker                                                 3        4    5        6     7    8     9     10 11 12
umgewandelt und das sortenspezifische, fruchtige und volle                                                               Säure (g/l)
Aroma entwickelt.                                                  Abb. 1: Geschmackstyp eines Apfelsaftes und Zucker-, Säure- sowie
                                                                   Polyphenolgehalt (Schobinger & Müller 1975).
In den Qualitätsvorschriften des Schweizer Obstverbandes
SOV sind diese Gegebenheiten berücksichtigt und
                                                                   Basierend auf dem Zucker- und Säuregehalt sowie auf der
dementsprechend die Mindestanforderungen an den
                                                               2   Pressbarkeit (Ausbeute in %) wurden die Säfte im SOFEM-
Reifegrad, die Gesundheit und die Sauberkeit festgelegt .
                                                                   Projekt wie folgt bewertet:
Mostobst wird in die folgenden Qualitätskategorien eingeteilt:
„Spezialmostäpfel“, „Gewöhnliche Mostäpfel“, „Mostbirnen“                                                                     °Oechsle              Säure          Ausbeute
und „Übriges Mostobst“. Für die ersten drei Kategorien sind                                                                                        (gAS/l)            %
zum Zeitpunkt der Ablieferung im Verarbeitungsbetrieb                  absolut ungenügend                                      < 41.0               < 4.0            < 75
folgende Kriterien zu erfüllen (Mindestanforderungen):                 ungenügend                                             41.0-45.0            4.0-5.0          75-77
    gesund, weder unreif noch überreif, frisch, sortentypisch         genügend                                               45.1-50.5            5.1-6.0          77-82
    ohne qualitätsbeeinträchtigende Zwischenlagerung                  gut                                                    50.6-55.5            6.1-9.0          82-85
    frei von fremdem Geruch und Geschmack                             sehr gut                                                > 55.6               > 9.0            > 85
    sauber, frei von Fremdstoffen
Toleriert    werden     trocken    vernarbte     Hagelschäden,
                                                                   3
sortentypische Berostung und Schorf auf höchstens ¼ der             Schobinger U. & Müller W., 1975. Produktions- und
                                                                   verwertungstechnische Aspekte bei der Beurteilung von Apfel- und
                                                                   Birnensorten für die Getränkeherstellung. Flüssiges Obst 42, 414-
2
    SOV. Normen und Vorschriften für Mostobst, Ausgabe 2011.       419.

     6     Flugschrift Nr. 129 | 2011
Beschreibung wertvoller Mostapfelsorten - swissfruit
2. Sortenbewertung

Bei den Polyphenolen (Folin mg/l) gelten Werte bis 100 als        Für Feldobstbäume sind Wühlmäuse die gefährlichsten
sehr niedrig, Werte zwischen 100 und 200 als niedrig, solche      Schädlinge, vorbeugende Massnahmen und konsequente
zwischen 200 und 300 liegen im Mittelfeld, Werte zwischen         Bekämpfung sind diesbezüglich eine Daueraufgabe. Weitere
300 und 400 gelten als hoch und Werte über 400 als sehr           tierische Schädlinge (Läuse, Rote Spinne) sind vor allem bei
hoch.                                                             Jungbäumen zu beachten, damit der Baumaufbau
                                                                  gewährleistet werden kann. Der Apfelwickler muss in vielen
Eine entscheidende Rolle spielt bei der Beurteilung von           Lagen nicht bekämpft werden. In Lagen mit hohem
Säften zusätzlich zum Geschmack das Aroma. Ein Apfelsaft          Befallsdruck ist eine Behandlung zu Beginn des Auftretens
sollte sich durch typisches, fruchtiges Apfelaroma                sinnvoll, um die Rohstoffqualität und somit Saftqualität nicht
auszeichnen. Aufgrund der sensorischen Beurteilung können         zu gefährden.
                                                        4
Säfte nach der Totalpunktzahl wie folgt klassiert werden :
                                                                  2.2.1. Feuerbrand-Management
      16.5 – 18.0:   vorzüglich
                                                                  Ein nachhaltiges Management des Feuerbrandes setzt die
      15.0 – 16.0:   sehr gute Handelsware
                                                                  Beachtung und Umsetzung vieler Einzelmassnahmen voraus.
      13.5 – 14.5:   gute Handelsware
                                                                  Die Wahl von Sorten, die bezüglich Feuerbrand robust sind,
      12.0 – 13.0:   genügend
                                                                  ist in Gebieten, wo der produzierende Feldobstbau aufrecht-
      10.5 – 11.5:   ungenügend
                                                                  erhalten werden soll, eine der wichtigsten Massnahmen.
      9.0 – 10.0:    unbrauchbar
                                                                  Die Wahl von feuerbrandrobusten Sorten entbindet nicht von
      unter 9:       zuwider, verdorben
                                                                  einer fachgerechten Baumerziehung und -pflege. Wie
                                                                  verschiedene Untersuchungen zeigen, kann das Bakterium
Dabei werden „Klarheit und Farbe“ (3 Punkte), der Geruch
                                                                  auch bei robusten Sorten in symptomlosen Pflanzenteilen
(Aroma, 5 Punkte), der Geschmack (5 Punkte) und der
                                                                  befallener    Bäume        nachgewiesen       werden.    Diverse
Gesamteindruck (5 Punkte) benotet. Unverzichtbar für eine
                                                                  Untersuchungen zeigen jedoch, dass sich die Wahl robuster
komplette Beurteilung der Säfte ist die Erfassung der
                                                                  Sorten in Kombination mit Kulturmassnahmen lohnt.
mündlichen Bemerkungen, erreichen doch vor allem
                                                                  Wenn zur Blütezeit eine hohe Infektionsgefahr herrscht,
säurereiche Säfte meistens tiefere Punktzahlen. Gerade
                                                                  können grundsätzlich alle Kernobstsorten befallen werden.
solche Sorten können jedoch in Mischung als hervorragende
                                                                  Dies gilt umso mehr in Regionen mit sehr starkem
Säurelieferanten dienen, zum Beispiel bei der Verwertung von
                                                                  Infektionsdruck, bedingt durch Befall in den Vorjahren. Bei
Tafelobstabgang, welcher meist säurearm ist und zu geringe
                                                                  robusten Sorten breitet sich jedoch nach einem Befall das
Gehalte an Gerbstoffen und geschmackswirksame Inhalts-
                                                                  Bakterium in der Wirtspflanze weniger schnell aus
Stoffen aufweist.
                                                                  (Befallsfortschritt). Daher ist bei diesen Sorten eine Sanierung
                                                                  durch geeignete Kulturmassnahmen am aussichtsreichsten.
                                                                  Somit ist es sehr wichtig bei Remontierung und
2.2. Robustheit gegenüber Krankheiten                             Neupflanzungen feuerbrandrobuste Sorten zu verwenden. Je
und Schädlinge                                                    älter und ruhiger (d.h. weniger wüchsig) ein Baum ist, desto
                                                                  geringer der Befallsfortschritt.
Mostapfelsorten sollen robust gegen Befall durch Pilz-            Feuerbrand       ist    eine     meldepflichtige     Quarantäne-
Krankheiten sein, die zu empfindlichen Ertragsreduktionen         Pflanzenkrankheit (Gemeindeverwaltung oder Kantonale
führen können. Der Befall und der Zeitpunkt des Auftretens        Fachstelle).    Die möglichen,          bzw.   vorgeschriebenen
von Krankheiten und Schädlingen ist abhängig vom Klima und        Sanierungsmassnahmen sind der BLW Richtlinie Nr. 3
von der gerade herrschenden Witterung. Im Feldobstbau sind        «Bekämpfung         des    Feuerbrandes»       zu    entnehmen.
Pflanzenschutz-Massnahmen nur soweit notwendig, damit             Verantwortlich für den Vollzug sind die Kantone. Nach
kein wesentlicher Minderertrag oder eine stärkere Schädigung      Direktzahlungsverordnung (DZV) Artikel 54, Absatz 1 sind
                                                                                                                           bis

des    Blattwerkes    resultiert.   Bei  dieser    extensiven     phytosanitäre Massnahmen gemäss Anordnung der Kantone
Produktionsart      kommt         dem     Gedanken        des     umzusetzen.
Landschaftsschutzes und der Erhaltung des Lebensraums
verschiedener Insekten, Vögel und anderer Tiere eine              Fachgerechte Baumerziehung
besondere Bedeutung zu. Durch die Wahl von robusten               Ziel des Baumschnittes ist, ein tragfähiges, gut belichtetes
Sorten kann der Einsatz von Hilfsstoffen weitgehend reduziert     Kronengerüst zu erziehen, das auch im fortschreitenden
werden und noch gezielter sowie Nützlings- und                    Lebensalter des Baumes gute Ernten bei guter Fruchtqualität
umweltschonender erfolgen. Mit einer minimalen, unter             bringt. Fehlerhaft erzogene und vernachlässigte Bäume
Berücksichtigung der Infektionsbedingungen und den                bringen quantitativ und qualitativ unbefriedigende Erträge und
entsprechenden Verhältnissen angepassten Bekämpfungs-             sind keine Zierde des Landschaftsbildes. Gepflegte
Strategie können die Krankheiten in der Regel so eigedämmt        Baumbestände von robusten Sorten können zudem bei
werden, dass eine normale Entwicklung der Bäume                   allfälligen Feuerbrandbefall besser überwacht und saniert
gewährleistet ist.                                                werden.
Bei starkem Schorfinfektionspotential ist jedoch auch bei
schorfresistenten     Sorten      zur   Vermeidung      eines
Resistenzdurchbruchs ein minimaler, gezielter Fungizid-
Einsatz nötig (Resistenzmanagement).

4
    18-Punkte Bewertungsschema des Schweizer Obstverbandes SOV.

                                                                                                  Flugschrift Nr. 129 | 2011   7
Beschreibung wertvoller Mostapfelsorten - swissfruit
2. Sortenbewertung

2.3. Agronomische Eigenschaften                                  2.3.3. Befruchtung
                                                                 Alle Apfelsorten sind auf einen fremden Pollenspender
2.3.1. Wuchsstärke                                               angewiesen, um einen genügenden Fruchtansatz zu erzielen.
Hochstammbäume werden bei stark wachsenden Sorten                Angaben zur Befruchtung befinden sich in Tabelle 2, Seite 9.
meistens direkt auf die Unterlage veredelt. Schwach              Gute Pollenspender sind diploide Sorten, bei triploiden Sorten
wachsende Sorten eignen sich für den Aufbau eines stabilen,      muss hingegen darauf geachtet werden, dass genügend
grossen Kronengerüstes (Oeschbergkrone) weniger. Hier ist        diploide Befruchtersorten mit geeigneter Blütezeit vorhanden
die Verwendung von Stammbildnern vorteilhaft, zum Beispiel       sind.
durch Kopfveredlung. Als Stammbildner besonders zu
empfehlen ist dank ihrer allgemeinen Robustheit und Vitalität
die Sorte Schneiderapfel. Vielversprechende Sorten aus dem
SOFEM-Projektes werden diesbezüglich in Pilotanlagen
weiter beobachtet.

2.3.2. Ertrag
Die Ertragsleistung einer Sorte muss in Beziehung zur
Wüchsigkeit des Baumes gesetzt werden: eine sehr
ertragreiche Sorte mit schwachem Wuchs hat einen geringen
absoluten, jedoch einen sehr hohen relativen Ertrag. Für die
Praxis bedeutet dies, dass diese Sorte, um einen hohen
Flächenertrag zu erzielen, enger gepflanzt werden muss,
damit sie den zur Verfügung stehenden Standraum ausnutzen
kann. Je nach den angestrebten Produktionszielen und der
Anbauform (Hochstamm Traditionell oder Spindel, in
Kombination     mit    der   Ökoqualitätsverordnung,     bzw.
Niederstamm) ist dies bei der Sortenwahl zu berücksichtigen.

Ernte
Damit die Mostobstproduktion rentabel gestaltet werden kann,
muss die Ernte möglichst rationell abgewickelt werden
können, zum Beispiel durch den Einsatz von Schüttel- und
Auflesemaschinen. Zur Sicherstellung der Mostobstqualität
soll das Obst ausgereift, aber noch festfleischig geerntet und
rasch abgeliefert werden, damit die Früchte möglichst schnell
verarbeitet werden können. Auch qualitativ hochwertiges
Mostobst wird nach langen Standzeiten unter dem Baum oder
bei der Mosterei minderwertig.

                             August      September   Oktober
                      30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43
Reglindis
Rubinola
Reanda
Remo
Spartan
Florina
Liberty
Rewena
Enterprise
Boskoop
Empire
Schneiderapfel
Heimenhofer
Ingol
Sauergrauech
Grauer Hordapfel
Bohnapfel
Tab. 1: Reifezeiten der beschriebenen Apfelsorten.

   8      Flugschrift Nr. 129 | 2011
Beschreibung wertvoller Mostapfelsorten - swissfruit
2. Sortenbewertung

                         Blütezeit      Pollen               geeignete Pollenspender (Auswahl)

 Bohnapfel               mf-m           triploid, Pollen     Ananas Reinette, Glockenapfel, Sauergrauech
                                        schlecht
 Boskoop                 mf             triploid, Pollen     Alkmene, Ananas Reinette, Danziger Kantapfel, Empire, Florina,
                                        schlecht             Glockenapfel, McIntosh, Schneiderapfel, Schweizer Orangenapfel,
                                                             Spartan, Summered
 Empire                  mf             diploid,    Pollen   Julyred, McIntosh, Spartan, Summerred
                                        gut
 Enterprise              s              diploid,    Pollen   keine Angaben
                                        gut
 Florina                 mf-m           diploid,    Pollen   Liberty, Rubinette
                                        gut
 Grauer Hordapfel        ms             diploid,    Pollen   Heimenhofer, Sauergrauech
                                        gut
 Heimenhofer             ms             diploid,    Pollen   Grauer Hordapfel, Spartan
                                        gut
 Ingol                   mf-m           diploid,    Pollen   Glockenapfel
                                        gut
 Liberty                 mf             diploid,    Pollen   Alkmene, McIntosh, Primerouge = Akane
                                        gut
 Reanda                  mf             diploid,    Pollen   Reglindis, Retina, Rewena
                                        gut
 Reglindis               mf-m           diploid,    Pollen   Alkmene, Florina, Reanda, Retina
                                        gut
 Remo                    mf             diploid,    Pollen   Reanda, Rewena
                                        gut
 Rewena                  s              diploid,    Pollen   Reanda, Reglindis, Retina
                                        gut
 Rubinola                ms             diploid,    Pollen   Retina
                                        gut
 Sauergrauech            m              diploid,    Pollen   Ananas Reinette, Danziger Kantapfel, Glockenapfel, Grauer Hordapfel,
                                        gut                  McIntosh
 Schneiderapfel          ms             triploid,   Pollen   keine Angaben
                                        schlecht
 Spartan                 ms             diploid,    Pollen   Empire, Glockenapfel, Julyred, Kidd‘s Orange, Maigold, McIntosh,
                                        gut                  Rubinette
Tab. 2: Befruchtung der beschriebenen Apfelsorten. f = früh, mf = mittelfrüh, m = mittel, ms = mittelspät, s = spät

                                                                                                               Flugschrift Nr. 129 | 2011   9
Beschreibung wertvoller Mostapfelsorten - swissfruit
3. Sortenblätter

                                                                          insbesondere als feuerbrandrobuster         Pollenspender     für
3. Sortenblätter                                                          spätere Sorten empfohlen werden kann.

In den nachfolgenden Sortenblättern sind 17 aufgrund der
Ergebnisse aus dem SOFEM-Projekt für den Schweizer                        3.2. Nicht zu empfehlende Sorten
Mostobstanbau wertvolle Sorten beschrieben. Die Sorten sind
in alphabetischer Reihenfolge aufgeführt.                                 Gegen Feuerbrand hoch anfällige Sorten (Tabelle 4, siehe
Es gibt keine Sorte, die in allen Eigenschaften die höchsten              auch ACW-Merkblatt Nr. 732 „Feuerbrandanfälligkeit von
Ansprüche erfüllt. Aus Sicht der Mostereien ist die Saftqualität          Kernobstsorten“) sollen im Feld- und Gartenobstbau nicht
das wichtigste Kriterium, gemessen am Geschmack und                       mehr gepflanzt werden, weil das Risiko von starkem
Aroma sowie Zucker-, Säure- und Gerbstoffgehalt. Als                      Feuerbrandbefall bereits vor dem Ertragsalter zu gross ist.
minimale Anforderungen gelten >45 °Oe, >5 g Säure und
>77 % Ausbeute. Zudem ist eine Staffelung des Ernte-                       Berlepsch                       Jakob Lebel
zeitpunktes von Vorteil. Als Leitlinie dienen im Weiteren                  Berner Rosen                    Jonagold-Gruppe
folgende Kriterien: möglichst hohe und regelmässige Erträge,               Blauacher                       Leuenapfel
Feuerbrandrobustheit und nicht zu hohe Schorf-, Mehltau-,                  Champagner Reinette             Menznauer Jäger
Krebs- sowie Moniliaanfälligkeit. Bei der Anbauform                        Damason Reinette                Tobiässler
Hochstamm (Traditionell oder Spindel) sollte der Fokus                     Engishofer                      Topaz
vermehrt auf die Anbaurobustheit gelegt werden und je nach                 Fraurotacher                    Weinapfel, Thurgauer
Baumform ist die Wuchsstärke und Kronenstabilität zu                       Goldparmäne
berücksichtigen.                                                          Tab.4: Gegen Feuerbrand hoch anfällige Sorten sollen für Neu- und
                                                                          Ersatzpflanzungen nicht empfohlen werden. Aufgelistet sind
3.1. Wichtige Hinweise                                                    Mostapfelsorten, es gibt weit mehr anfälligen Sorten als die
                                                                          aufgeführten (siehe auch ACW-Merkblatt Nr. 732).
Diese    Flugschrift   soll   Sorten    für   verschiedene
Produktionsrichtungen    aufzeigen,    vom     extensiveren
Hochstamm, der nebst Mostobstproduktion auch den Zielen                   3.3. Erläuterungen zum Gebrauch der
Landschaftsbild und Ökologie gerecht wird, bis zu                         Sortenblätter
hauptsächlich produktionsorientierten Mostobstanlagen. Auf
eine zu starke Spezifizierung (z.B. Anbaueignung) wurde                   Die Sortenblätter können auch einzeln abgerufen werden
bewusst verzichtet. Die genauen Sortenbeschreibungen                      unter www.obstsorten.ch → Bewertungen und Ergebnisse
sollen der Beratung und Produktion die Grundlagen für
diese Entscheide liefern. Um Fehlinvestitionen zu                         Spezialmostäpfel
vermeiden und je nach angestrebtem Ziel eine geeignete                    Gilt die Sorte als Spezialmostapfel (SOV, Stand 2011), so ist
Sortenwahl zu treffen, sollen Abnehmer (Obstverarbeiter)                  dies unter dem Sortennamen erwähnt.
und Beratung unbedingt mit einbezogen werden.
                                                                          Herkunft
Die in der Flugschrift aufgeführten und als „Spezialmostäpfel“            Hier werden Herkunftsland und Abstammung angegeben. Die
geltenden Sorten sind in Tabelle 3 aufgelistet (SOV, Stand                Muttersorte steht dabei an erster Stelle. Ebenso wird das
2011). Eine zukünftige Anpassung der Liste ist nicht                      Züchtungsinstitut erwähnt.
ausgeschlossen. Für „Spezialmostäpfel“ gelten höhere                      Erfahrungswerte in der Schweiz
Richtpreise im Vergleich zu „Gewöhnlichen Mostäpfel“.                     Diese Information gibt an, wie viel Erfahrung über die
Angaben       über      die     Qualitätsanforderungen     an             Eigenschaften der jeweiligen Sorten in der Schweiz bereits
Spezialmostäpfel sind im Abschnitt 2.1.1. auf Seite 6 zu                  vorhanden ist:
finden.                                                                      Hoch: die Sorte ist im Schweizer (Most)-Apfelanbau
 Bohnapfel               Sauergrauech           Remo                          bereits (lokal) verbreitet. Die Angaben können sich somit
 Boskoop                 Schneiderapfel         Rewena                        auf langjährige Beobachtungen und Erfahrungen stützen.
                                                                             Mittel: dabei handelt es sich meist um neuere Sorten, die
 Grauer Hordapfel        Spartan
                                                                              lokal zurzeit bereits angepflanzt werden.
 Heimenhofer             Reanda
                                                                             Gering: die Sorte ist vielversprechend, für die Schweiz
Tab. 3: Liste der in der Flugschrift beschriebenen Apfelsorten, die als
                                                                              sind jedoch noch wenige bis keine Erfahrungswerte
Spezialmostäpfel gelten (SOV, Stand 2011).
                                                                              vorhanden. Hier ist noch eine gewisse Vorsicht geboten.

Bei den Sorten Reglindis und Sauergrauech besteht noch
                                                                          3.3.1. Safteigenschaften
eine gewisse Unsicherheit bei der Beurteilung der
Feuerbrandanfälligkeit. Diese Sorten können deshalb in                    Ernte
Lagen mit hohem Feuerbranddruck nicht ohne weiteres                       Erntezeitfenster dargestellt als Monatseinteilung (Zahl):
empfohlen werden.                                                         A = Anfang, M = Mitte, E = Ende des jeweiligen Monats.
Reglindis ist eine frühreifende Sorte und kann in Absprache
                                                                          Ausbeute
mit dem Abnehmer zum Anbau in Betracht gezogen werden,
                                                                          Der Gewichtsanteil gewonnener Saft aus den Früchten (kg
um eine frühe und schnelle Verarbeitung sicherzustellen.
                                                                          bzw. Liter gewonnener Saft in Prozent aus 100 kg Obst).
Spartan ist trotz mässiger Saftqualität erwähnt, da sie

  10     Flugschrift Nr. 129 | 2011
3. Sortenblätter

Ergebnisse aus sortenreinen Pressversuchen mit mindestens         3.3.3. Baum und Produktion
250 kg Früchten. Diese Menge ist in Bezug auf Pressleistung       Mit den Sterndiagrammen werden die wichtigsten Baum- und
und Saftausbeute mit den Werten vergleichbar, welche bei          Produktionseigenschaften für Mostapfelsorten dargestellt. Die
industrieller Verarbeitung erreicht werden. Es wurde kein         Beurteilung dieser Kriterien erfolgt ebenfalls auf der
Gebrauch von Enzymen, Klärungs- oder anderen                      „Notenskala“ 1 bis 9 (Tabelle 5, Seite 12).
Zusatzstoffen gemacht. Die Methodik der Pressversuche zur         Zusätzlich wird das Gesamtbild der Sorte mit der
Prüfung der Eignung der Sorten für die Verarbeitungsindustrie     Beschreibung weiterer bekannter Faktoren ergänzt, so zum
und die Saftherstellung ist eingehend im SOFEM-                   Beispiel:
Projektbericht beschrieben.                                           Blütezeit und Polleneigenschaften
                                                                      Eignung für die mechanische Ernte
Analytik im Labor
                                                                      Ertragseintritt und Erntefester
Die Werte zu den Zucker-, Säure- und Gesamtphenolgehalten
                                                                      Wuchsform
wurden in den Labors der Forschungsanstalt ACW in
                                                                      Besondere Anbaueignung
Wädenswil an sortenreinen Apfelsäften gemessen (für die
angewandten Analysenmethoden siehe Projektbericht).
Die Zuordnung der Messwerte 1 bis 5 (sehr niedrig bis sehr
hoch) für die Darstellung mittels Sterndiagrammen erfolgte
gemäss folgender Einteilung:

 Einstufung        1        2         3        4         5
 °Brix           13.2
                          10.8      12.1     13.2
 Apfelsäure      9.0
 (g/l)                     5.0       6.0      9.0
 Saccharose      49
 (g/l)
 Glucose         24
 (g/l)
 Fructose        74
 (g/l)
 Sorbit          5.4
 (g/l)                      3.4      4.4       5.4
 Phenole         399
 (Folin, mg/l)             199      299       399

Sensorische Bewertung
Degustationsergebnis       anhand        des        18-Punkte
Bewertungsschemas des Panels Marktkontrolle SOV mit 10
Degustatoren (Mitglieder der gewerblichen Mostereien sowie
Vertreter des SOFEM-Projektes). Wichtig für eine genaue
Charakterisierung der Säfte ist neben der erzielten Punktzahl
die Erfassung der mündlichen Bemerkungen, erreichen doch
vor allem säurereiche Säfte meistens tiefere Noten. Gerade
solche    Sorten    sind    in    Mischung     hervorragende
Säurelieferanten, zum Beispiel bei der Verwertung von
Tafelobst-Abgang.

3.3.2. Anfälligkeit
Mit den Sterndiagrammen wird die Anfälligkeit der Sorten
gegenüber den Hauptkrankheiten Feuerbrand, Schorf,
Mehltau, Krebs und Monilia dargestellt. Die Beurteilung erfolgt
auf der „Notenskala“ 1 bis 9:
    1 = die Sorte ist gegenüber dem Erreger resistent
    3 = die Sorte zeigt gegenüber dem Erreger eine
         schwache Anfälligkeit
    5 = eine mittlere Anfälligkeit
    7 = eine hohe Anfälligkeit
    9 = eine sehr hohe Anfälligkeit

Die zusätzlich erwähnten Angaben und die Bemerkungen
dienen dazu, das Gesamtbild der Sorte zu vervollständigen.

                                                                                                Flugschrift Nr. 129 | 2011   11
Dank

                                        1                     3                    5                       7         9
 Ertrag                           sehr schwach           ungenügend             genügend                 hoch    sehr hoch
 Alternanz                           fehlend               gering                mässig                  stark   sehr stark
 Vorerntefruchtfall                  fehlend               gering                mässig                  hoch    sehr hoch
 Wuchsstärke                      sehr schwach            schwach                 mittel                 stark   sehr hoch
 Kronengrösse                       sehr klein              klein                 mittel                 gross   sehr gross
 Kronenstabilität                 sehr schlecht          ungenügend             genügend                  gut     sehr gut
 Garnierung                       sehr schwach            schwach                 mittel                 stark   sehr stark
Tab. 5: Beurteilung der wichtigsten Baum- und Produktionseigenschaften basierend auf der „Notenskala“ 1 bis 9.

Dank
Ein grosser Dank gilt der SOFEM-Projektgruppe für die gute
und erfolgreiche Zusammenarbeit:
   Centralgenossenschaft für Alkoholfreie Verwertung
    Schweizer Obstprodukte CAVO
   Jardin Suisse, Gruppe der Obstbaumschulen
   Kanton Luzern, Fachstelle für Spezialkulturen
   Kanton Zürich, Strickhof Fachstelle Obst
   Kanton Bern, Fachstelle für Pflanzenschutz
   Kanton St.Gallen, Fachstelle für Obstbau
   Kanton Thurgau, Fachstelle für Pflanzenschutz
   Schweizer Obstverband SOV

Vielen Dank an Ernst Möhl, Robert Brunner, Oliver Gerber,
Joseph Popp, Beat Felder, David Szalatnay, Klaus Gersbach,
Michel Gygax, Richard Hollenstein, Urs Müller, Erich
Dickenmann, Josiane Enggasser. Ein grossen Dank an Rolf
Blapp für die vielen und qualitativ hervorragenden
Veredlungen für die Versuche und an Reto Leumann, Leiter
Versuchsbetrieb Obstbau ACW.

Herzlichen Dank auch an den Produzenten, die wertvolle
Hinweise über die Sorten gegeben haben und an die ACW-
Mitarbeiter, die durch ihre Mitarbeit und Ratschläge das
Projekt unterstützt haben.

Bei der Kommission für Technologie und Innovation KTI des
Bundes bedanken wir uns für die finanzielle Unterstützung
des SOFEM-Projektes.

  12     Flugschrift Nr. 129 | 2011
Bohnapfel

Bohnapfel

            Flugschrift Nr. 129 | 2011   13
Boskoop

Boskoop

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Empire

Empire

         Flugschrift Nr. 129 | 2011     15
Enterprise

Enterprise

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Florina

Florina

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Grauer Hordapfel

Grauer Hordapfel

  18    Flugschrift Nr. 129 | 2011
Heimenhofer

Heimenhofer

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Ingol

Ingol

  20    Flugschrift Nr. 129 | 2011
Liberty

Liberty

          Flugschrift Nr. 129 | 2011     21
Reanda

Reanda

 22      Flugschrift Nr. 129 | 2011
Reglindis

Reglindis

            Flugschrift Nr. 129 | 2011   23
Remo

Remo

 24    Flugschrift Nr. 129 | 2011
Rewena

Rewena

         Flugschrift Nr. 129 | 2011   25
Rubinola

Rubinola

  26       Flugschrift Nr. 129 | 2011
Sauergrauech

Sauergrauech

               Flugschrift Nr. 129 | 2011   27
Schneiderapfel

Schneiderapfel

  28    Flugschrift Nr. 129 | 2011
Spartan

Spartan

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Anhang A – Saftqualität von sortenreinen Apfelsäften

Anhang A – Saftqualität von
sortenreinen Apfelsäften
Nachfolgend sind die Ergebnisse aller im Rahmen des
SOFEM-Projektes untersuchten Saftmuster aufgeführt,
ergänzt mit jenen der Mostapfel-Sortenempfehlung aus dem
Jahr 2005. Diese Zusammenstellung soll auch dazu dienen,
verschiedene Versuchsjahre miteinander zu vergleichen und
die Vielfalt der Sorten aufzuzeigen. Diese erweiterte Liste ist
aber nicht als Empfehlung zu verstehen.
Die Sorten sind in alphabetischer Reihenfolge und nach
Versuchsjahr sortiert.

  30     Flugschrift Nr. 129 | 2011
Anhang A – Saftqualität von sortenreinen Apfelsäften

                   Flugschrift Nr. 129 | 2011   31
Anhang A – Saftqualität von sortenreinen Apfelsäften

  32     Flugschrift Nr. 129 | 2011
Anhang A – Saftqualität von sortenreinen Apfelsäften

                   Flugschrift Nr. 129 | 2011   33
Anhang A – Saftqualität von sortenreinen Apfelsäften

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Anhang A – Saftqualität von sortenreinen Apfelsäften

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Anhang B – Projekt SOFEM

                                                               2) Verarbeitung und Saftqualität
Anhang B – Projekt SOFEM                                          Pressversuche mit Früchten robuster Sorten im
                                                                   industriellen Massstab bzw. mit Kleinpresse für kleinere
Ausgangslage                                                       Mengen.
                                                                  Evaluation von Pressleistung, Saftausbeute und
Aufgrund des generellen Rückgangs der Mostapfelbestände,           Saftqualität.
in einigen Teilen der Schweiz verschärft durch starke             Chemische Saftanalysen im Labor und sensorische
Feuerbrandjahre wie 2000 und 2007, ist die Versorgung der          Qualitätsprüfung im Panel.
Obst verarbeitenden Industrie mit qualitativ hochwertigen
Schweizer Mostäpfeln zunehmend gefährdet. Mehr als 15‘000      3) Wuchs und Produktion
Hochstammbäume sind seit 2000 dem Feuerbrand zum Opfer            Anlage von Testpflanzungen und Kronenveredlung auf
gefallen, zudem sind 30 bis 50 % der angebauten Mostapfel-         Hochstamm.
sorten mittel bis stark feuerbrandanfällig; weitere Bäume         Felderhebungen, Zusammentragen von Ergebnissen in-
werden der Bakterienkrankheit zum Opfer fallen. Experten           und ausländischer Anbauregionen und Versuchs-
schätzen, dass ohne Trendwende bis 2020 jährlich 5‘000 bis         stationen.
10‘000 t Mostäpfel fehlen werden. Feuerbrandrobuste Sorten        Baumschule: Veredlung und Anzucht.
sind zentraler Bestandteil eines nachhaltigen Feuerbrand-         Testen von feuerbrandrobuster Veredlungsunterlagen.
Managements und helfen mit die Versorgung mit
hochwertigem Schweizer Mostobst sicherzustellen sowie den      4) Synthese, Kommunikation und Implementierung
landschaftsprägenden und ökologisch wichtigen Feldobstbau
                                                                  Wissensaustausch mit in- und ausländischen Partnern
langfristig zu erhalten. In einem zunehmend liberalisierten
                                                                   und Projekten.
Markumfeld sind hohe Saftqualität und kurze Transportwege
                                                                  Gesamtsicht      und    Bewertung     aller     relevanten
dank einheimischer Produktion wichtige Trümpfe der
                                                                   Informationen.
Schweizer Obstverarbeiter. Eine hohe Saftqualität wird als
                                                                  Aktualisierung der Feuerbrandanfälligkeitsliste von
Chance gegen die Preiskonkurrenz ausländischer Ware
                                                                   Kernobstsorten (ACW-Merkblatt Nr. 732).
gewertet.     Es   braucht    zuverlässige  Entscheidungs-
                                                                  Verbreitung der Ergebnisse über Publikationsorgane und
Grundlagen, die eine geeignete Sortenauswahl ermöglichen
                                                                   Beratung (wissenschaftlich und praxisorientiert).
und Fehlinvestitionen vermeiden helfen.
                                                                  Flugschrift Beschreibung von Mostapfelsorten.
                                                                  Bereitstellen von sauberem Ausgangsmaterial.
                                                                  Umsetzungsplan mit der Mostobstbranche und Konzept
Das Projekt                                                        für die Baumschulvermehrung.
                                                                  Kommunikation mit NGO’s.
Das von der Forschungsanstalt Agroscope ACW zusammen
mit den Mostereien durchgeführte Projekt „Sortenwahl für       Das dreijährige Forschungsprojekt wurde von der
eine nachhaltige Feuerbrandstrategie im Schweizer              Kommission für Technologie und Innovation (KTI) des Bundes
Mostapfelanbau“ (SOFEM) hat im Sommer 2008 begonnen.           finanziell       unterstützt.       Auftraggeber        und
Ziel war es, feuerbrandrobuste Mostapfelsorten zu finden, zu   Hauptfinanzierungspartner war die CAVO-Stiftung in
testen und in den Mostobstanbau einführen zu helfen, die den   Bischofszell. Als Projektpartner haben die Fachstellen Obst
hohen     Anforderungen     bezüglich    Saftqualität    und   der Kantone BE, LU, TG, SG und ZH aktiv am Projekt
technologischer Eigenschaften genügen. Dies sowohl für die     mitgearbeitet, ebenso wie Jardin Suisse und der Schweizer
Erhaltung und Erneuerung der für die Mostobstproduktion        Obstverband SOV.
sowie     ökologisch     und    landschaftlich     wichtigen
Hochstammanbau       als   auch    für   enger    gepflanzte
Mostobstanlagen. Die Ergebnisse dienen auch als
                                                               Weitere Informationen
Entscheidungsgrundlage für Beratung, Baumschulen und
Naturschutzkreise.
                                                               Weitere Informationen zum SOFEM-Projekt sind zu finden
                                                               unten www.obstsorten.ch → Bewertungen und Ergebnisse:
Die Umsetzung fokussierte auf vier Hauptaspekte:
                                                                  Projektbericht 2008 - 2011
                                                                  Zwischenbericht 2009/2010
1) Feuerbrand
                                                                  Zwischenbericht 2008/2009
   Erhebung der Trieb- und Blütenanfälligkeit mittels
    künstlicher Inokulation im Quarantänegewächshaus und
    im Feld (Deutschland).
   Felderhebungen, Mitberücksichtigung von klimatischen
    Daten, Blühverlauf und Befallsdruck (Prognosemodell
                 TM
    MARYBLYT ).
   Tests zum asymptomatischen Befallsfortschritt.
   Screening mit genetischen Markern.

                                                                                              Flugschrift Nr. 129 | 2011   77
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