BESSER SCHEITERN - STUDIUM FUNDAMENTALE SEMESTERZEITUNG SOSE 19 - UNI WITTEN/HERDECKE
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Fakultät für Kulturreflexion 01.04.2019 BIS 30.09.2019 STUDIUM FUNDAMENTALE Semesterzeitung SoSe 19 SCHWERPUNKTTHEMA Besser scheitern GESUNDHEIT WIRTSCHAFT KULTUR
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SoSe 19 003 INHALT GRUSSWORT DES DEKANS S. 005 KULTURREFLEXION REFLEKTIERT S. 007 SCHWERPUNKTTHEMA: BESSER SCHEITERN With care never worse failed: Beckett gegen seine Liebhaber Christian Grüny S. 012 verteidigt „Ever tried? Ever failed? No matter. Try again. Fail again. Fail Jeremy Stockwell S. 014 better“ Die Freiheit zu scheitern Michael Kiedaisch S. 017 AUS FAKULTÄT UND STUDIUM Kommen & Gehen Claus Volkenandt, Matthias S. 020 Kettner, Martin Butzlaff Witten und dann? Wiebke Gronemeyer S. 023 Zur KARL-KOLLE-Ringvorlesung „Alternative Technologien der Alina Ballhorn S. 024 Mobilität“ Im jahrhundertealten Echo sprechen Andrea Kreisel S. 025 Wirklichkeit ist nichts Gegebenes. Entdeckungsreisen mit den Andrea Kreisel S. 026 Augen Wer rechnet schneller? Algorithmen und ihre gesellschaftliche Maximilian Locher S. 028 Überwachung – ein Rückblick auf den 6. Digitalen Salon 2018 ÖFFENTLICHE VERANSTALTUNGEN & VORTRAGSREIHEN Kalender öffentliche Veranstaltungen im Sommersemester 2019 S. 030 STUDENTISCHE INITIATIVEN DER UNIVERSITÄT WITTEN/HERDECKE S. 035 SPRACHKURSE Lernen Sie doch einfach mal... Chinesisch! S. 042 Sprachkurse an der RUB im Sommersemester 2019 S. 042
004 LEHRVERANSTALTUNGEN / COURSES S. 043 DIE FAKULTÄT FÜR KULTURREFLEXION – STUDIUM FUNDAMENTALE Wer wir sind und wen wir wollen! S. 076 Unser Studienangebot S. 077 Köpfe S. 078 Dozent*innen im Sommersemester 2019 S. 079 Impressum S. 082 Förderer der Fakultät ›› Deutsche Gesellschaft für Philosophie e.V. ›› Stiftung Die Christengemeinschaft in Deutschland ›› Friedrich Wilhelm Moll-Stiftung ›› Stiftung Private Universität Witten/Herdecke ›› GLS Gemeinschaftsbank eG ›› Universitätsverein Witten/Herdecke e.V. ›› HB-Stiftung ›› Werner Richard-Dr. Carl Dörken Stiftung ›› Dr. Wolfgang Klemt ›› Willner Stiftung ›› Dr. Marcel Mangen ›› Wittener Universitätsgesellschaft e.V. ›› Stadtwerke Witten GmbH ›› Dr. Walter Wübben ›› Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft ›› KARL-KOLLE Stiftung ›› Stiftung Dr. Ausbüttel
SoSe 19 005 Grußwort des Dekans Nichts ist schwieriger, als den Bildungsbegriff zu fassen. Humboldt-Zitate ziehen schon deswegen nicht mehr, weil die Vorstellung einer „freien Wechselwirkung“ zwischen Mensch und Welt heutigen Lesern sowohl zu pathetisch als auch zu abstrakt erscheint. Dirk Baecker Folgend ein Text, der exemplarisch komplett über 4 Seiten gesetzt ist. Dekan Folgend ein Text, der exemplarisch komplett über 4 Seiten gesetzt ist. Niemand assoziiert die freie Wechselwirkung mit einem Ein Alumnus dieser Universität und späterer Universitäts- kritischen Anspruch à la Immanuel Kant, der das Verhält- gründer Stephan A. Jansen hat nun ein Buch vorgelegt, nis von Mensch und Welt nicht als ein statisches, sondern das an Humboldt anschließt und über dessen Rezeption als ein dynamisches verstanden hat. In dieser Dynamik gilt hinausführt. Das Buch trägt den Titel „Die Befreiung der es, die Freiheit der Wechselwirkung immer wieder neu zu Bildung“ (Nicolai Verlag, 2018) und erinnert damit nicht zu- gewinnen. Bildung heißt, mit der Welt ebenso wie mit dem fällig an die Programmatik, die bereits Konrad Schily in sei- Menschen in freier Variation umzugehen, das heißt immer nem Buch „Der staatlich bewirtschaftete Geist: Wege aus wieder neu zu schauen, wie Unabhängigkeit aus der Abhän- der Bildungskrise“ (Econ Verlag, 1993) verfolgt hat. Bildung gigkeit gewonnen werden kann und wie diese Unabhängig- ohne Freiheit ist keine Bildung. Doch aus welcher Unfreiheit keit dafür gewonnen werden kann, sich auf neue und un- ist sie zu befreien? Für Schily war die Antwort klar: Es muss- vermeidliche Abhängigkeiten zwischen Welt und Mensch te eine Alternative zur politischen Verwaltung der Bildung einzulassen. Bildung ist ein Programm der Erkundung von in staatlichen Universitäten geben. Freiheit, inklusive der Mensch und Welt, kein Programm der Pflege überlieferter Freiheit zur Politik, beginnt genau dort, wo zugleich der Ab- Bildungsgüter. stand von Politik und Staat gewahrt werden kann. Nachdem private Universitäten nicht nur weltweit, sondern auch in Anzeige
006 Deutschland in wesentlich größerer Zahl existieren, als dies sie ihren Ausgang nahmen, nur verstellen. Die Neugier in den 1980er Jahren, abgesehen von kirchlichen Univer- muss dem gelten, was man noch nicht weiß, noch nicht sitäten, noch vorstellbar schien, ist die Freiheit vom Staat gemacht hat, noch nicht der Bewährungsprobe ausgesetzt nicht die primäre Zielsetzung. Die Konfliktsituation von hat. Nichts Geringeres schlägt Jansen mit seinem Plädoyer einst hat sich entspannt und hat vielfältigen „private-pu- für die Neugier vor, als den Gedanken der Bildung von der blic-partnerships“ in Lehre, Forschung und Beratung Platz Vergangenheitsorientierung auf die Zukunftsorientierung gemacht. In der Lehre herrschen die Vorgaben von Bolog- umzustellen. Die Neugier hat es mit einer unbekannten Zu- na, auch wenn diese, daran ist immer wieder zu erinnern, kunft zu tun. Bildung, die sich dieser Neugier stellt und aus mehr Spielraum lassen, als vielfach wahrgenommen wird. dieser Neugier folgt, ist Fragen, Wissen und Gestalten in In der Forschung stehen staatliche Förderungen neben pri- der Auseinandersetzung mit einer noch nicht abgeschlos- vaten. Und in der Beratung gelten Parteien, Behörden und senen Gegenwart. Mich erinnert das an die Umstellung des politische Bewegungen als ebenso interessante Kooperati- Gemeinschaftsbegriffs, die Giorgio Agamben vorgeschla- onspartner wie industrielle, gesundheitliche oder kulturelle. gen hat („Die kommende Gemeinschaft“, Merve Verlag, Die Lage hat sich so sehr entspannt beziehungsweise in so 2003). Es gibt die vergangenheitsorientierte Gemeinschaft, vielfältige neue Konfliktfelder entfaltet, dass das Stichwort die sich auf Blut, Boden, Rasse und Religion beruft, und es der Bildungsorientierung weitgehend an Brisanz verloren gibt eine zukunftsorientierte Gemeinschaft, angelsächsisch hat. Forschungsorientierung steht im Mittelpunkt neuer community genannte, die Leute versammelt, die in der Problemstellungen und Auseinandersetzungen. Man den- Lage sind, mit den Ungewissheiten der Zukunft umzuge- ke nur an die jüngere Diskussion um eine transformative, hen. Man denke an die Gemeinschaft der Forschenden, an sich den Herausforderungen des Klimawandels stellende die Gemeinschaft der Start-Up-Unternehmer, an eine lokale Wissenschaft. Gemeinschaft, die sich in regionalen oder globalen Zusam- menhängen erst noch bewähren muss. Zu dieser Gemein- Jansens Buch ist denn auch nicht in erster Linie den Uni- schaft gehört, wer mit einem ähnlichen mindset ausgestat- versitäten gewidmet. Er denkt vielmehr an Kindergärten, tet ist, nach Bedarf erkennbar an Kleidung, Benehmen, Schulen, wenn nicht sogar an die frühkindliche Erziehung Redeweise, Nahrungsgewohnheiten, um Rückschläge hin- durch Eltern und Freunde. Für diesen Bereich macht er ei- nehmen, Ressourcen umwidmen und eigene Zielsetzungen nen Definitionsvorschlag, der allerdings auch für Universi- variieren zu können. täten gilt. Bildung heißt, die natürliche, in der Erregbarkeit des Organismus angelegte Bereitschaft zur Neugier auf- Jansens befreite Bildung wäre in diesem Sinne zukunfts- zugreifen und die Fähigkeit zur Neugier zu fördern. Dem orientiert. Sie hat es mit nicht-trivialen Fragen zu tun, auf würde der traditionsorientierte Humboldtleser zustimmen. die die Antworten nicht bekannt sind. Sie beschäftigt sich Was kann dieser Neugier Besseres widerfahren als mit den mit Experimenten, deren Ausgang ungewiss ist. Sie lässt wunderbaren Bildungsgütern der Tradition einem würdigen sich auf Projekte ein, deren Partner und Ressourcen erst im Gegenstand ihrer selbst zu begegnen? Welch besseres Ziel weiteren Verlauf an Profil gewinnen. Diese Bildung bewährt kann man dieser Neugier setzen, als Cervantes, Shakespe- sich, indem die Neugier, mit der alles anfängt, nie versiegt. are und Goethe, Balthasar Gracián, René Descartes und Sie bewährt sich allerdings auch, indem die Neugier nicht Gottfried Wilhelm Leibniz kennenzulernen, in die Malerei, unbedingt aufs immer wieder Neue zielt, sondern auch das Musik, Geschichte, Mathematik und Technik, in die Politik, Alte und Bewährte ins Visier nimmt. Zeig mir, wie das funk- Ökonomie und das Recht der Vergangenheit eingeführt zu tioniert. Zeig mir, warum und wie sich das bewährt hat. Zeig werden? Muss man nicht Freiheit gewinnen, wenn eine so mir, welche Neugier dahinter liegt. Was muss man können, umfassende Begegnung mit den Abenteuern des mensch- um sich dieser Bildung würdig zu erweisen? In der Sache lichen Geistes ermöglicht und gefördert wird? ein ungläubiges Staunen, in der Zeit eine Leidenschaft für den jederzeitigen Neuanfang und in der Gemeinschaft ei- Nein, sagt Jansen, das ist es nicht, was die Neugier fördert. nen offenen Sinn für die Neugier aller anderen. Die Neugier kann und darf nicht in die Vergangenheit zu- rückgebogen werden. Sie darf nicht dem gelten, was man Bildung kommt ohne Pathos nicht aus. Sie kommt auch schon weiß, zumal hier die Resultate des Gestaltungs- ohne Empathie nicht aus, für die Welt wie für die Menschen. drangs, Wissensdursts und Erfindungsreichtums die Moti- Aber schon der nächste Schritt ist Forschung, ist harte Ar- ve und widerständigen Prozesse der Neugier, von denen beit, wird unter Umständen sogar: Wissenschaft.
008 KULTURREFLEXION REFLEKTIERT Statements von Freunden und Förderern der Fakultät für Kulturreflexion – Studium fundamentale "Alle Bildung zielt darauf, sich von außen sehen zu lernen." (Hans Blumenberg, Zu den Sachen und zurück, 2002, S. 171) Gesche Joost Designforscherin, Universität der Künste Berlin, Digital Champion der Bundesrepublik Deutschland Dass Wissenschaft und Forschung sich selbst ständig neu Art des Forschens – transdisziplinär, experimentierfreudig, erfinden müssen, ist nicht neu – jedoch wird genau dieser engagiert und politisch. Hier können die Künste, die Ge- Erfindergeist heute besonders herausgefordert, wenn wir staltung, die Kulturwissenschaften gemeinsam eine große die großen Umbrüche unserer Zeit betrachten. Angesichts Rolle spielen, wenn sie den Tanz mit den Natur- und Ingeni- digitaler Transformation, Globalisierung, Klimawandel eurswissenschaften wagen. In Reallaboren und Open Labs, oder der zunehmenden gesellschaftlichen Spaltung müs- in künstlerischen Experimenten und gestalteten Prototypen sen wir uns als Wissenschaftler*innen fragen, welche Rolle einer zukünftigen Gesellschaft den Diskurs zu entfachen – wir spielen können und wollen. Ich plädiere für eine neue das ist ein fröhliches Forschen, wie ich es mir wünsche. Christian Demand Herausgeber des MERKUR Ein zentrales Ziel jedes Universitätsstudiums, gleich welcher heit und Bedingtheit jeglichen Wissens und Könnens zu Disziplin, war und ist die Stärkung der Urteilskraft, also des entwickeln. Dazu aber gelangt nur, wer mit möglichst vielen Vermögens „das Besondere unter dem Allgemeinen […] zu unterschiedlichen Wirklichkeitszugängen, methodischen subsumieren“ und „auch umgekehrt, zu dem Besonderen Praxen und Modi des Begründens nicht nur bekannt, son- das Allgemeine zu finden.“ (I. Kant) Voraussetzung dafür dern durch intensiven, aktiven Umgang vertraut gemacht ist zum einen die Vermittlung von profundem Wissen und worden ist. Dass das im Rahmen eines herkömmlichen Können, denn nur wer ein Erkenntnis- bzw. Tätigkeitsfeld Fachstudiums nur sehr bedingt zu leisten ist, sondern nach einigermaßen überblickt, ist in der Lage, verlässliche Ver- eigenen, disziplinenübergreifenden, programmatisch re- gleiche anzustellen. Mindestens ebenso wichtig jedoch ist, flexiv verfassten Studienangeboten verlangt, scheint mir dabei zugleich ein Bewusstsein für die vielfältige Begrenzt- auf der Hand zu liegen. Christoph Backes Kulturpilot, Kompetenzzentrum Kultur- und Kreativwirtschaft des Bundes Besser scheitern mit Doppel-KI (Künstlerische und Künst- Möglichkeiten des Verweilens, aber ich weiß natürlich, dass liche Intelligenz): „Ich behaupte mal, dass ich von Ahnung nicht sehr viele Menschen gierig auf Pannen sind.“ keine Kunst habe“ (Thomas Kapielski: „Davor kommt noch. Statt über den Tellerrand zu schauen, lohnt es auch, die Gottesbeweise IX-XIII“): Je mehr künstliche Intelligenz un- Pannen einer gesellschaftlichen Hochgeschwindigkeitslo- sere Gesellschaft in Zukunft formt, desto stärker werden gik in aller Ruhe zu betrachten. Nicht nur das Theater kann die Spielräume der künstlerischen Intelligenz, die nicht nur als Institution mit künstlerischer Forschung und Praxis un- etwas von Kunst versteht. Denn wer nur etwas von Kunst gewohnte Perspektivwechsel und Fehlerfreundlichkeit auf versteht, versteht nichts von Kunst! (Frei nach Hans Eisler.) den unterschiedlichsten Vorder-Hinter-Seiten und Unter- Von dem Schriftsteller Peter Turrini gibt es das wunderba- bühnen stimulieren. Universitäten, Bürokratien, Parteien, re Zitat: „Das Theater ist heute so wichtig wie eine Reifen- Verbände, Krankenhäuser, Altersheime und Fitnessstudios panne auf der Autobahn. Nur bei einer Reifenpanne nimmt ... eigentlich alle Organisationen sind zu Reallaboren ge- man wahr, dass es einen Straßenrand, eine Wiese und ei- worden, in denen besseres Scheitern mal besser und mal nen Wald gibt. Das Theater und die Pannen sind die letzten schlechter gelingt! Bachelor, Master, Promotion – alles
Kulturreflexion reflektiert 009 Murx! Oder um es mit Peter Brook zu sagen: „Die Kultur ist Eine Uni des Scheiterns wäre einfach der bessere Hub, Geschwätz, die Politik ist Geschwätz, die Theorie, die Kon- das bessere Innovationslabor und der win-win schlechthin! zepte, die Kunst – alles Geschwätz. Nur eines zählt: Wenn „Scheitern als Chance! – das generationsübergreifende eine Gruppe von Menschen gemeinsam ein Klima herstellt, Motto für Disziplinlosigkeit, ewiges Leben und Wasser in das erlaubt, die Probleme im Leben zu erkennen und zu Wein zu verwandeln!“ ertragen, ihnen zu trotzen, wenn sie dabei alle ein bisschen erwachsener werden, dann ist das ein Gewinn." TippiToppidorf Uni Witten/Herdecke – Huk! Matthias Lilienthal Intendant Münchner Kammerspiele Unsere Welt ändert sich schnell. Wird in 5 Jahren vielleicht Mein Sohn interessiert sich sehr für Mathematik. Nein, er die letzte Tageszeitung gedruckt? Wissen unsere Kinder quatscht mich voll mit mathematischer Philosophie. In der überhaupt noch, was eine Zeitung ist? Gibt es in 15 Jahren Mathematik ist scheinbar alles wahr, in der Philosophie ist noch Stadttheater? Muss man Zuschauer noch 4 Stunden einiges Spekulation. In normalen Studiengängen ist das in Geiselhaft nehmen und sie zwingen Theater zu sehen? Zusammenbringen von Mathematik und Philosophie unüb- Vielleicht dann besser gleich 10 Stunden? Habe ich viel- lich. Ich freue mich, dass die Kulturreflexion in Witten/Her- leicht Lust aus den Münchner Kammerspielen eine Galerie decke einiges durcheinander- und zusammenbringt. zu machen? Stephan Detjen Leiter des Hauptstadtstudios des Deutschlandradios Anzeige Besser Scheitern als scheiternde Beobachter scheiternder Politik: Politische Journalisten sind Chronisten des geord- neten Scheiterns. Jedenfalls in der rechtsstaatlichen Demo- kratie sind Wahlen, Gesetzgebungsverfahren und Prozesse vor dem Bundesverfassungsgericht auch Rituale von Sieg und Niederlage – Erfolg für die einen, Scheitern für die an- deren. Das macht Politik als Drama erzählbar. Wie aber ge- hen wir als Beobachter mit dem eigenen Scheitern bei der Beobachtung von Politik um, das wir in den letzten Jahren so oft erlebt haben? Was haben wir vor der Wahl Trumps in den USA, vor dem Brexit-Votum in Großbritannien und was im eigenen Land übersehen oder falsch eingeschätzt? Warum wird unsere eigene Rolle nicht nur durch den tech- nischen und ökonomischen Medienwandel verändert, son- dern grundsätzlich und so aggressiv in Frage gestellt? Wir können eine Kulturreflexion gut gebrauchen, die uns dabei hilft, uns in diesen Zeiten selbst zu beobachten. Hortensia Völckers LIPPENSTIFT ? Leiterin der Kulturstiftung des Bundes Finden Sie zum günstigen Dauerpreis in Ihren dm-Märkten in Witten: Wie leicht sich das sagt: Dass wir „erfolgreich scheitern“ • Bahnhofstraße 11–13 wollen und „Scheitern als Chance“ gilt! Die Kulturstiftung des Bundes gründet auf diese Fehlerfreundlichkeit sogar • Herbeder Straße 14 ihr Geschäftsmodell. Dauerförderung gibt es nicht. Statt- dessen Projektarbeit und also den ganzen Mut zusammen
010 nehmen und alle Kräfte ballen für die temporäre Setzung, geht es um ein Gelingen oder Scheitern zweiter Ordnung: für den Selbstentwurf in den kernfremden Systemzustand, Wenn die Perkussionen der Projekte verklungen sind, klingt der die Diskurse entzünden und die Fragezeichen vibrie- dann noch der beat nach, der die Institutionen weiter in ren lässt: Kommt etwas Neues in die Welt? Ändern sich die Atem und einen Transformationswillen aufrecht halten Spielregeln? Und falls ja: Für wen und für wie lange? Ob kann? Und der nachwirkt bis dahin, wo es um die Funda- es um Transformation im ländlichen Raum, Kolonialismus, mente dessen geht, wie Institutionen arbeiten und welche Kulturelle Bildung oder Migration geht – wir nennen unsere gesellschaftliche Rolle sie spielen werden? Kann sein: Man Projekte gern Reallabore. In Wirklichkeit haben wir es da- muss in seinen Projektlaboren erfolgreich gescheitert sein, bei mit Institutionen zu tun. Deren Bewegungsgesetze sind um für die Zukunft im Reallabor der Institutionen gute Kar- geprägt von der long durée etablierter Strukturen, festge- ten zu haben. fügter Mauern und Rechtsvorschriften. In den Institutionen Dr. Michael Rautenberg Unternehmensberater und Gründer der Firma Pelargos Essential Advisory Besonders gefällt mir die Möglichkeit, Seminare zu an- frisch. Ein interdisziplinärer, offener und wacher Forscher- spruchsvollen und gleichzeitig kreativen Theorie-Praxis-Er- geist prägt die Atmosphäre an der Uni. In der Zusammenar- kundungen zu gestalten. Dabei machen Interesse, Engage- beit mit Lehrstuhlinhabern kann ich mich auf ein menschlich ment und Reflexionsstärke der Wittener Studenten richtig sympathisches und geistig reizvolles Miteinander verlassen. Freude. Die Bereitschaft zu gemeinsamem Denken und ge- Kurz: Es ist ein freudvolles Arbeiten auf hohem Niveau. meinsamer Konzentration hält den intellektuellen Reiz stets Dr. Christian Esch NRW KULTURsekretariat, Direktor Die Transformation ist zwar in aller Munde, doch noch im- tigsten Arbeiten handeln. Was aus der gesicherten Warte mer scheint vielerorts eher die Bestandssicherung im Mit- der Bewahrung als vermeidbares Wagnis erscheinen mag, telpunkt zu stehen. Gleichzeitig wissen wir längst, dass ist längst eine Frage der Relevanz. Abseits der Gewohnhei- es um viel mehr geht, befindet sich doch unsere von so ten von Curricula und Credit Points, die bisweilen zur Be- komplexen Prozessen wie Digitalisierung und Migration schränkung auf das vordergründig Notwendige verleiten, geprägte Kultur- und Wissensgesellschaft in einem fun- lohnt es sich gerade für fokussierte Studierende, ihren Blick damentalen Wandel. Deshalb muss es um die Suche nach kritisch dorthin zu wenden, wo sich die Gegenwart in ihrer neuen, vielfältigen Antworten gehen, auch mithilfe der Tatsächlichkeit ereignet, gesellschaftlich, ökonomisch oder verstärkten Verbindung von Reflexion und Praxis, statt sich künstlerisch. Mit der notwendigen Verbindlichkeit kann dies der verbreiteten Vereinfachung und dem Rückzug in alte erheblich mehr sein als der bloße Beifang und Zugewinn Gewissheiten zu ergeben. Vielmehr scheint, mit Blick auf eines Fachstudiums. Gerade in der Kunst wird der auch für die Bildung, gerade in der Erweiterung und Verknüpfung das erfolgreiche Studium nötige Perspektivwechsel sinnfäl- von Wissensgebieten und Handlungsfeldern die Chance lig. Sich dem auszusetzen, Gewissheiten zu befragen und zu liegen, über den Wandel in Lehre und Forschung nicht Antworten in Handlungen zu übersetzen, kann dazu beitra- nur zu sprechen, sondern ihn im Studium zu gestalten. Ein gen, die Veränderung als Chance zu erfahren. Mit der not- Weg dorthin: Der zugewandte Dialog und die Interaktion wendigen Verbindlichkeit wird dann aus der Erweiterung der Künste und Wissenschaften. Dabei müssen sich zualler- der Kenntnisse und Fähigkeiten mehr als nur Beifang und erst beide Seiten selbst genau die Veränderungen zumu- Zugewinn, sondern eine wesentliche Voraussetzung für die ten, von der, mit Bezug auf unsere Gegenwart, ihre wich- kompetente und kreative Gestaltung der Zukunft.
SCHWERPUNKTTHEMA Besser scheitern
012 With care never worse failed: BECKETT GEGEN SEINE LIEBHABER VERTEIDIGT Es gibt eine bestimmte Kategorie von Sätzen, die irgendwo zwischen Poesiealbum, Kalenderspruch und Managementratgeber situiert ist: Kurz und prägnant, vielleicht mit einer überraschenden Wendung, kommen sie als Weisheiten für die innere Hosen- tasche daher. PD. Dr. Christian Grüny Fakultät für Kulturreflexion – Studium fundamentale Als natürlicher Ort solcher Sätze hat sich der Facebookpost des frühen 20. Jahrhunderts. Heute ist wahrscheinlich Al- herausgestellt, wo sie zwischen Tagesmeldungen und Kat- bert Einstein der beste Kandidat, dem vom Frieden bis zu zenvideos eingestreut auftauchen und so gut funktionieren, den Bienen alles Mögliche zugeschrieben wird und bei dem weil sie genau die richtige Balance zwischen unmittelbarer sich die Weltweisheit zur Abwechslung an wissenschaftliche Konsumierbarkeit und tiefer Wahrheit verkörpern. Wer sie Verdienste knüpft. Insgesamt ist der Name, der unter dem liest, nickt mit dem Kopf, wird in seiner Weltsicht sanft her- Satz steht, genauso wichtig wie der Satz selbst; idealerwei- ausgefordert, um sie schließlich voll und ganz bestätigt zu se ist er eine Marke, die den Nimbus kultureller Respekta- finden. Diese Mischung ist unwiderstehlich, und sie wird es bilität mit dem von Weisheit und Tiefe verbindet. Im Falle vollends, wenn der Leser1 sich tief berührt findet. Man liest Einsteins dürfte allerdings auch das ikonische Foto mit der es und wird diffus angefasst im Inneren, dort, wo das Org- herausgestreckten Zunge, überhaupt das Erscheinungsbild an des tiefen Berührtseins sitzt (früher hätte man es „Herz“ mit den wirren weißen Haaren und dem Schnurrbart mitent- genannt), und denkt Ach! und Das ist so wahr! Und fühlt scheidend gewesen sein. sich gestärkt für das Leben in dieser harten, falschen, aber nun doch irgendwie wiederverzauberten Welt. Nach kurzer Es war eigentlich nur eine Frage der Zeit, wann Samuel Be- Zeit ist der Satz vergessen, auch wenn das Gefühl noch ein ckett in diesem Kontext auftauchen würde. Auch hier war es wenig zurückbleibt; vielleicht merkt man ihn sich auch oder zuerst das Gesicht, das zu einer Währung für sich geworden schreibt ihn auf, um ihn immer zur Hand zu haben. Oder ist, vor allem in dem Stadium, als der tendenziell bedroh- man besorgt ihn sich als Kühlschrankmagneten, so dass liche Adlerblick mehr und mehr durch melancholische Al- man immer, wenn der Blick ihn streift, denken kann: Ach! tersweisheit gemildert zu werden schien. Und dann irgend- wann kam der Satz bzw. die Sätze... Nämlich diese hier: „All Der Urvater solcher kompakten und doch tiefen Senti- of old. Nothing else ever. Ever tried. Ever failed. No matter. mentalität ist zweifellos Hermann Hesse, und früher wären Try again. Fail again. Fail better.“2 Wetten, dass dem einen auch Rabindranath Tagore und eigenartigerweise Friedrich oder anderen Leser jetzt ein von einem innerlichen Nicken Nietzsche gern genommen worden, letzterer gefiltert durch begleiteter Schauer über den Rücken gelaufen ist? den esoterisch-lebensphilosophischen intellektuellen Brei
Schwerpunktthema Besser scheitern 013 Mir sind diese Sätze, genau diese, zum ersten Mal Anfang len aufhören zu reden, zu handeln, letztlich zu sein, aber es der neunziger Jahre in einer Rezension in den Irish Times gelingt ihnen nicht, auch wenn sie nicht mehr können. Nur begegnet, ich las sie und war, nun ja, angerührt. Und zwar Malone darf sterben, aber auch er redet, bis ihm der Tod tief und nachhaltig. Ich ging in eine Buchhandlung und ins Wort fällt und seine Versuche abschneidet, sich, seine besorgte mir ein Buch von Beckett, und zwar wirklich ir- Geschichten und seine wenigen Habseligkeiten zu sortie- gendeins, da ich außer dem unvermeidlichen Godot nichts ren. Noch der letzte publizierte Text Becketts, Stirrings Still, von ihm kannte, schon gar keine Prosa. Es war Watt, ein endet nicht mit einem Aufhören, sondern mit dem Wunsch sperriger, unfertiger, maßlos irritierender Roman, und ich danach: „Oh all to end.“4 bin dankbar über den Zufall, der mir ausgerechnet diesen Eintritt ins Beckett-Universum verschaffte. Watt ist bis heute Nun klingen die zitierten Sätze aber tatsächlich ein wenig für mich eins der wichtigsten Bücher. Das Gleiche gilt für anders. Sie sind ein Beispiel für etwas, das sich in Becketts Worstward Ho, dem die zitierten Sätze entstammen und Prosatexten immer wieder findet, nämlich Stellen, die dun- das ich mir kurz darauf besorgte. Ihm folgten so viele ande- kel zu leuchten scheinen und so aus dem dornigen Grau re, dass Beckett heute anderthalb Regalbretter einnimmt. hervorstechen. Sie sind nicht immer positiv oder hoffnungs- voll, aber, man kann es nicht anders sagen, schön. Es gibt Und dann, Jahre später, sehe ich sie wieder, diese Sätze, einen Satz in Adornos Negativer Dialektik, der wie eine ge- im Hesseformat, und bin, nach einem kurzen Moment naue Charakterisierung von Becketts Schreiben klingt: „Be- der Freude, befremdet. Das heißt, beim ersten Mal geht wußtsein könnte gar nicht über das Grau verzweifeln, hegte es noch. Aber dann kommen Postkarten, und schließlich, es nicht den Begriff von einer verschiedenen Farbe, deren unvermeidlicher Weise, der erste Facebookpost, und dann versprengte Spur im negativen Ganzen nicht fehlt.“5 „Fail weitere. Kühlschrankmagneten habe ich noch keine gese- better“ ist eine solche versprengte Spur, die deutlich dazu hen, aber es gibt sie sicher. Dass bei Beckett die Sätze nicht neigt, sich in Kitsch zu verwandeln, wenn man sie isoliert nur mit dem Namen, sondern auch noch mit dem Gesicht und aufbläst. Sie ist nicht der Hinweis darauf, dass eigent- beglaubigt werden können, macht die Sache noch schlim- lich alles doch nur halb so schlimm ist, kein versöhnlicher mer. Es nimmt dabei ebenfalls poesiealbumhafte Züge an Einschuss, der die grimmige Härte der beschriebenen Welt und wird sentimentalisiert, und ich denke nicht mehr Ach! erträglich macht. Man muss nur ein Stück weiter lesen: „All und Ja!, sondern Nein! Nicht Beckett! of old. Nothing else ever. But never so failed. Worse failed. With care never worse failed.“6 I dare you to put that on a Dabei ist es natürlich kein Zufall, dass es hier um das Schei- refrigerator magnet! tern geht, denn auf der einen Seite gibt es kaum ein Motiv, das in den letzten Jahren derart konsequent mobilisiert, Nein, mit Beckett lässt sich einfach nichts anfangen, alles romantisiert und instrumentalisiert worden ist, und zwar tat- geht schief. Allerdings genauso wenig wieder aufhören. All sächlich vom Poesiealbum bis zum Managementratgeber – of old. wobei man feststellen durfte, dass Romantisierung und Ins- trumentalisierung bisweilen gut zusammen passen. Auf der anderen Seite zieht es sich durch Becketts gesamtes Werk, 1 dass es sich dort im Grunde beiden Operationen entzieht. Ich benutze an dieser Stelle ausschließlich die männliche Form, nicht, weil ich noch an das generische Maskulinum glaube, sondern weil alles ande- Das Scheitern von Becketts Figuren lässt sich weder verklä- re entweder scheußlich wäre oder unannehmbare Konsequenzen hätte. ren noch produktiv ausbeuten, es ist nicht einmal traurig, „Der Leser/die Leserin“ geht nicht, finde ich, und normalerweise benut- sondern eher trist und oft grotesk. Sie alle machen weiter, ze ich in solchen Fällen immer einfach das Femininum, damit der Leser (ha!) dann eben gezwungen ist, generisch zu verstehen, auch wenn es unvermeidlich, aber dieses Weitermachen hat nichts Hero- ihm widerstrebt. Da es hier aber darum geht, die angesprochene Gruppe isches und ist denkbar weit entfernt vom Pathos des sich als sentimentale Wichte zu charakterisieren (mich selbst eingeschlossen, nicht Unterkriegenlassens, das am Ende auf einen Kult des kommt noch), empfände ich das als wirklich unangemessen, weil es in die- sem Fall beinahe unweigerlich eben nicht generisch gelesen würde und Erfolgs, letztlich des Unternehmertums hinausläuft. Nicht, so als Verunglimpfung tatsächlicher Leserinnen erschiene. Wer also hier dass es nach der Katastrophe weitergeht, sondern dass es „der Leser“ liest und sich denkt, damit seien doch nun wirklich die Frauen weitergeht, das ist die Katastrophe. ausgeblendet und die generische Person, auf die man sich früher damit beziehen zu können glaubte, sei offensichtlich ein Mann, dem sei gesagt: genau. Ist auch so gemeint. Das berühmte Ende des Unnamable lautet: „I can’t go on, 2 Samuel Beckett: Worstward Ho, London 1983, S. 7. I’ll go on.“3 Man könnte das in der Tat als Essenz des mittle- 3 Samuel Beckett: The Unnamable, in: ders.: The Beckett Trilogy, London ren und späten Beckett verstehen, und es ist entscheidend, 1979, S. 265-382, hier 382. Das ist Becketts Übersetzung des eigenen fran- wie die beiden Sätze miteinander verbunden sind. Die blo- zösischen Originals. In der deutschen Übersetzung fehlt bizarrerweise der Satz „I can’t go on“ (vgl. Samuel Beckett: Der Namenlose, Frankfurt a.M. ße Aneinanderreihung unternimmt keinen Versuch, den Wi- 1959, S. 271). derspruch zu mildern, zu erklären oder in eine Geschichte 4 Samuel Beckett: Stirrings Still, in: ders., As the Story Was Told. Uncollec- einzubauen. Es ist nicht das trotzige Aufbegehren oder gar ted and Late Prose, London 1990, S. 113-128, hier 128. die Unerschütterlichkeit des unternehmerischen Geistes, 5 Theodor W. Adorno: Negative Dialektik, Frankfurt a.M. 1966, S. 370. die weitermachen lässt, es ist die reine Verkettung, der jede 6 Beckett: Worstward Ho, a.a.O., S. 9. Spannung und Tragik abhanden gekommen ist. Alle wol-
014 Ever tried? Ever failed? No matter. TRY AGAIN. FAIL AGAIN. FAIL BETTER That Samuel Beckett line may never have been as relevant as it is today. Isn’t it curious how, in these fast-paced, proactive times we live in, failure and the risk of failure have come to be regarded with negative connotations. Failure is somehow something to be embarrassed by or ashamed of. But perhaps we might want to take a moment to reconsider. Jeremy Stockwell Fakultät für Kulturreflexion – Studium fundamentale Our Western Education and Business systems are strongly we will fall down. But isn’t the chance to fly high and unfet- and strictly geared towards success. But, in my opinion, this tered worth the risk of a fall? inclination is much to the detriment and disregard of the most wild, glorious and exhilarating possibilities offered In my experience, nothing great has been achieved without to us by the risk and experience of failure. It’s quite a buzz some degree of risk. to risk it all for the sake of who knows what. That’s where We take a leap of faith. We fall in love. In other words, we the fun starts. And once you get a taste for this sort of risk, let go of how we think things ought to be, and deliberately watch out; the results can be most exciting and surprising. and wholeheartedly embrace, get in tune, and dance along And it can be quite addictive too. with ,What Really Is‘. And by doing so we move on to new and greater discoveries of ourselves, our world, and others. Do we really want to know what’s going to happen? What if we knew the outcome of a relationship, a party, or a football Generally speaking, fear of failure is about holding onto match? Would it really be worth engaging with? Wouldn’t the status quo. Fear of failure is being risk averse. Fear of it just be a little bit dull? I suppose the same is true of Life. failure can also be considered to be fear of success. I’ve met people from all walks of life who cannot bear to fail at I’ve fallen on my arse that many times – both professionally anything, or to get even the tiniest thing wrong. They feel and personally – but I don’t regret one minute of it. We embarrassed or foolish to not know something, or to mess live and learn. And any knowledge or wisdom I may have up in an attempt to complete a task. And, as a result, they acquired in this lifetime has been through letting go, not stay where they are: within their area of comfort and securi- holding on. The word ,knowledge‘ just about sums it up. ty. That’s not a bad thing. Playing safe can be fine. But can’t ,Know-ledge‘. „I’m on my Ledge of Know, and I don’t want it also be a little limiting? to fall off!“ But, as the Persian poet Rumi puts it, „In falling Of course there are some things we expect certain people we are given wings“. Of course, sometimes we are not, and to get right and not fail at. Brain surgery, piloting an aircraft
Schwerpunktthema Besser scheitern 015 and, indeed, running the country are just three examples of seems be their failure. Those in the news can be praised the sort of jobs which carry with them a great deal of res- one day, and blamed the next. Under these circumstances, ponsibility. They also carry with them a good degree of risk, is it any wonder that many people prefer to stay where they and therefore a possibility of failure. are, keep their heads down and try to fit in, rather than stand out and not risk even the merest modicum of failure? But, for most of us less responsible souls who don’t have In many institutions and organizations, boring, bland, and the life of others in our hands on a daily basis, it may be beige have become the norm. Furthermore, a recent report worth entertaining the rather unfashionable notion that fai- in the UK suggested that the government/business/media lure is really not a bad thing. Failure is natural and healthy, triumvirate historically like to keep the public in a condition and very helpful too. From failure we discover. From failure of mild anxiety and fear. Are we not easier to control, mani- we grow. So why have folk grown so fearful of it? Perhaps it’s pulate and sell things to in that condition? And, as you may a symptom of living in a dualistic society. Let me explain... know, fear is the opposite of love. Take a moment, if you will, to stop. Stop reading this article Opting out of a dualistic mindset is not easy. Being non-du- and take a look around you. Go on. Get your eyes off these alistic isn’t saying ,I don’t give a damn‘. On the contrary, it words and, just for a moment, look around you. What do is actually giving much more of a damn. With an open mind you see? Books, a table, a chair, a plant? What else? What we may become less judgmental of ourselves and others, do you see most of? The floor, the ceiling, people? Pen- and we may find a certain balance, or equanimity. This way guins? we are able to not simply react to our circumstance, but to actually respond to them. And by doing so we may become When I ask this question no one ever says what they see more responsible, or response-able; more able to respond most of, and that is Space. There is space between objects authentically, appropriately, and honestly to the conditions and people. There is space between our thoughts, words and situations we find ourselves in. and deeds. In fact there is more space in our entire universe than there is matter. So when people ask, „what’s the mat- You see, once you’ve eliminated the notions of good or ter?“, you might reply, „not very much!“ bad, right or wrong, success or failure, you are free from judgement and much more likely to flow with circumstan- The thing is, our 21st Century Western society tends to ces, not against them, thereby unlocking your creative po- value objects more than the space around them. In the tential with which to maximize your success. same way, we are encouraged to value the ,up‘ more than the ,down‘, the ,in‘ more than the ,out‘, the ,on‘ more than A lot of what I’m saying here has its roots in Tao. What can ,off‘. And, likewise, the ,success‘ more than the ,failure‘. I tell you about Tao? Tao is an ancient Chinese philoso- phy that encourages us to remain non-judgmental in the But the plain fact is, we need both. Everything needs its ever-preset now. Mind you, it’s probably best if you com- opposite to be complete. In music, the space between the pletely ignore that last remark, for as Tao master Lau Tzu chords are as valuable and necessary as the chords. Wi- put it in about 500BC, „The Tao that can be defined as the thout silence we wouldn’t have sound, and music wouldn’t Tao in not the Tao“. Some of you may recall a course I ran exist. The dancer knows that their stillness is as important here last term, ,Tao, The Watercourse Way‘, based on the as their movement. Valuing a ,positive‘ more than a ,nega- (unfinished) book of the same name, by British philosopher tive‘ is seeing only half the picture. We might, therefore, Alan Watts. I have been a devotee of Watts work for many surmise that giving opposites equal value and understanding is a balanced, more Anzeige rational way of looking at the world, and, perhaps, a more holistic, non-judgmental way of going about things. I’m not saying it’s easy, but it might be worth a try, just for the sake of it, just to experiment, just to see what happens. Rather than „ac- centuate the positive, and illuminate the negative“, as the old song has it, perhaps we could stop all that and watch without prejudice, conditioning, desire, need, or judgement, and firstly act in accordance with our instinct, not always our intellect. As I’m sure we’re all aware, we live in a culture of praise and blame. This doesn’t help us to be less judgmental. In fact, it actively encourages us to be more so. From Facebook to the tabloids, politics to TV, people are praised for their so-called success, or blamed and derided for what
016 years and I would recommend anything by him if you would around? Why not act on impulse rather than intellect? Why like to investigate this subject more fully. ,The Wisdom of not risk it all for the sake of discovering something else, Insecurity‘, and ,The Book on the Taboo Against Knowing something new, something wonderful, curious, stupid or Who You Are‘ are somewhere near the top of my reading strange? list for students. You see, fear of failure is fear of all the above. And, as I men- In the meantime, why not go out and risk failure today? tioned earlier, fear is the opposite of love. Right now. Why not go and ask that person you fancy out on a date? Why not write what you really feel about your Jeremy would welcome your thoughts and discourse on subject, rather than what you think about it? Why not write this subject. He can be contacted via from your heart and edit from your head, not the other way www.jeremystockwellcoaching.com. Anzeige Einfach bequem & kinderleicht: unser Online-Kundencenter. Immer für Sie da. Natürlich. www.awidea.de Jetzt registrieren unter service.stadtwerke-witten.de
Schwerpunktthema Besser scheitern 017 DIE FREIHEIT ZU SCHEITERN Was auf dem Gebiet des sportlichen Wettbewerbs gilt, wird meist ebenso auf musi- kalischem Terrain gehandhabt: Ein kleiner Fehler kann ein generelles Scheitern be- deuten! Wie gehen Musiker*innen damit um? Michael Kiedaisch Honorarprofessor Musik unserer Zeit, Studium Fundamentale In einem immer wieder in Variationen von mir geträumten tes Husten im Publikum die Konzentration und schon ist es (Alb)Traum stehe ich am Bühneneingang eines voll besetz- passiert! ten Saals und weiß, ich werde gleich auftreten müssen. Nur – das Instrument, das ich in der Hand halte, kann ich gar Manche Musiker*innen treten wegen diesen Unsicherhei- nicht spielen! Glücklicherweise bewahrt mich das Erwachen ten nicht gerne öffentlich auf, arbeiten lieber im Studio, wo vor einer Blamage. man Fehler korrigieren kann. Andere setzt die Erwartung an Perfektion so unter Druck, dass sie nur mit Hilfe von Beru- Keine Musikerin, kein Musiker geht gerne mit einer Unsi- higungsmitteln auftreten können. Die leichte Form dieses cherheit auf die Bühne. Dennoch kennen wir Situationen, Erwartungsdruckes und der Angst vor Fehlern nennt man wo das so ist, und müssen uns damit professionell arran- charmant „Lampenfieber“. gieren. Sei es, dass man aus irgendeinem Grund nicht gut vorbereitet ist, oder dass man einen verdammt schwierigen Die Gefahr des Scheiterns steht also immer mit auf der Büh- Part zu spielen hat. Vielleicht hat man den auch gut im Griff, ne. Wenn sich das schon nicht vermeiden lässt, kann man aber das Zusammenspiel klappt nicht so richtig. Oder die dann damit nicht irgendwie positiv umgehen? Denn, haben leitende Hand am Dirigierpult fährt eher einen Schlinger- wir nicht alle schon mal erlebt, dass Fehler nicht zwangsläu- kurs, als dass sie sicher durch das Stück führt. Möglicher- fig nur unerwünschte Folgen haben müssen, sondern sich weise bemerkt das Publikum am Ende von alldem nichts dadurch auch ungeahnte neue Perspektiven auftun kön- und applaudiert begeistert. In die Dankbarkeit, weil man nen? Dass nach einem gescheiterten Plan plötzlich andere, die Situation gerade noch ganz gut hat meistern können, möglicherweise sogar viel Bessere zur Wahl stehen? Kann mischt sich dennoch eine Unzufriedenheit. Schließlich war man das latente kreative Potential des Scheiterns nicht nut- man das ganze Konzert lang eher darauf konzentriert, keine zen? Man kann! – Sofern man genügend Spielraum hat, Fehler anstatt mit Freude Musik zu machen. spontan zu reagieren. Dann braucht es nur noch den Mut zur Improvisation und natürlich etwas Übung darin. Aber auch wenn man sich sicher fühlt, kann es einen uner- wartet treffen. Man hat ausgiebig geübt und geprobt, geht Leider hat man diesen benötigten Spielraum nicht immer. mit Selbstbewusstsein auf die Bühne, da stört ein penetran- Beim Spielen einer durchkomponierten Partitur hat man
018 wenig Chancen. Sollte man sich da verspielen, kann man umgegangen, damit gespielt wird. Jede/jeder Spieler*in aber immerhin noch versuchen, mit Mut improvisierend da- kann jederzeit überraschende, unerwartete Impulse geben rüber hinweg zu kommen, bis man sich wieder gefangen und Reaktionen provozieren, die den musikalischen Fluss hat. Sehr routinierten Musiker*innen kann das gelingen, in Gang halten. Das ist aber immer auch riskant, denn es ohne, dass das Publikum etwas bemerkt. Manchmal kommt kann sein, dass ein solcher Impuls nicht aufgegriffen wird man von vornherein überhaupt nicht um Improvisation he- und die Improvisation kläglich versandet. Es bleibt so bis rum. Die Noten werden z.B. von der/dem Komponistin/ zum Schluss offen, ob es gelingt eine spannende Musik zu Komponisten zu knapp vor der Uraufführung eines neuen machen. Dennoch nimmt die Bereitschaft zum Risiko und Stückes abgeliefert, es bleibt nicht genügend Zeit zum das bewusste Einbeziehen von Überraschungen den Spie- Üben und man muss stellenweise improvisierend durch das ler*innen die Angst vor einem eventuellen Scheitern. Stück kommen. Solist*innen und Ensembles mit Erfahrung in Improvisation haben so schon manches Stück gerettet. Im übertragenen Sinne wäre zu wünschen, dass in einer Zeit, Beispiele dieser Art haben oft genug gezeigt, dass es bei in der wir in allen Lebensbereichen einen Hang zur fehlerlo- der Musik nicht in erster Linie auf Fehlerlosigkeit ankommt, sen Perfektion erleben, mehr Spielraum im besten Sinn des sondern, dass man einen musikalischen Prozess im Moment Wortes gelassen wird. Um zu erfahren, dass ein Fehler, ein lebendig gestalten kann. nicht Erfüllen des, von wem auch immer gesetzten Maßsta- bes, nicht zwangsläufig ein generelles Scheitern bedeutet. Geht man gleich improvisierend ans Werk, kann man der Mehr Spielraum würde anderen Optionen mit ungeahntem Angst vor Fehlern den Wind aus den Segeln nehmen. und ungenutztem Potential erlauben, sich weiter zu entwi- Nicht, dass eine Improvisation immer gelingt. Sie kann auch ckeln. Ich plädiere für die Freiheit Fehler machen zu dürfen spannungslos, ideenlos, langweilig verlaufen, kann zu lange – für die Freiheit zu scheitern! dauern, mit keiner oder zu wenig Interaktion zwischen den Musiker*innen geschehen, kann sich in zu vielen Klischees Ich wüsste gerne mal, wie mein anfangs geschilderter Traum verlieren, mit zu viel Virtuosität überladen sein, et cetera. weitergehen würde. Was würde ich tun mit dem Instrument, Aber die Musiker*innen können jederzeit auf eine uner- das ich gar nicht spielen kann? Würde ich so vorgehen wie wartet eintretende Situation spontan reagieren. Und das der italienische Komponist Giacinto Scelsi (1905–1988)? Der im Glücksfall mit musikalischem Gewinn! Zuhörer*innen nahm eine Gitarre, die er sicher nicht auf die übliche Weise erleben diese Spontaneität mit und haben ihre Freude da- spielen konnte, legte sie vor sich auf die Knie und begann ran. Die Geistesgegenwart, die bei improvisierenden Mu- darauf mit den Händen auf dem Korpus und auf den Sai- siker*innen besonders gefordert ist, überträgt sich auf das ten zu trommeln. Aus dieser spontanen Improvisation, die Publikum und bindet es so in das musikalische Geschehen er aufzeichnete und transkribieren ließ, entwickelte er eine unmittelbar mit ein. seiner meistgespielten Kompositionen, „Ko-Tha (Tre Dance Di Shiva)“.* Vor allem in der Freien Improvisation ist das so. Auf die- sem musikalischen Experimentierfeld, das alle möglichen Das wäre vielleicht eine interessante Idee für ein zukünfti- Klänge gleichberechtigt behandelt – harmonische wie ges Konzert an der UW/H? Jede/jeder Musiker*in muss ein dissonante, wohlklingende wie geräuschhafte – wird jedes Instrument spielen, dass sie/er gar nicht beherrscht… klangliche Ereignis als gegeben genommen und nicht als richtig oder falsch, passend oder unpassend gewertet. Es wird in seiner jeweiligen Qualität bedingungslos akzeptiert, * Zu hören auf „Suono rotondo“ (Michael Kiedaisch, Stefano Scodanibbio, Mike Svoboda) Wergo (WER 66722). egal ob Geräusch oder Ton. Entscheidend ist, wie damit Anzeige Entdecken Sie die inspirierende Viel- falt unseres wechselnden Sortiments. Die GenussGalerie Hafer als Trend- scout und Anbieter erlesener und innovativer Produkte bietet immer Bahnhofstraße 31, 58452 Witten wieder Überraschendes. Tel. 02302/2051665 www.genussgalerie-hafer.de Damit Sie sich und anderen eine Freude bereiten können. Kommilitonen PRÜFUNGSBELOHNUNGEN WEINE PASTA PESTO PRÄSENT-IDEEN Das Team der GenussGalerie Hafer ÜBERRASCHER GENUSSMOMENTE LEBENSFREUDE freut sich auf Ihren Besuch.
Fakultät Studium AUS UND
020 KOMMEN Claus Volkenandt Matthias Kettner Prodekan Lehre Fakultät für Kulturreflexion Lehrstuhl für Praktische Philosophie der Fakultät für Kulturreflexion DALIA AJDINOVIC KIRSTEN KÖTTING Mit Dalia Ajdinovic konnte die Stelle im Sekretariat des Stu- Der Lehrstuhl für Praktische Philosophie sowie der Bereich dium fundamentale kompetent neu besetzt werden. Seit Digitale Medien hat seit 15. November 2018 endlich wieder dem 15. Oktober 2018 ist Frau Ajdinovic dort vor allem für ein voll funktionsfähiges, auch die Lehrplanung unterstüt- die Koordination der verschiedenen Seminare und Veranstal- zendes Sekretariat: herzlich willkommen, Kirsten Kötting! tungen nach Räumen und Zeiten zuständig. Ebenso ist sie Frau Kötting wurde bei der Firma Nordwest Handel AG in erste Ansprechpartnerin für die Lehrenden im Bereich Studi- Hagen zur Bürokauffrau ausgebildet und nach erfolgrei- um fundamentale. chem Abschluss im Betrieb als Sachbearbeiterin übernom- men. Später wechselte sie zu einem regionalen Kabelfern- Frau Ajdinovic hat zunächst eine Ausbildung zur Rechtsan- sehanbieter in Aachen als Großkundenbetreuerin. Als sich waltsfachangestellten für Sport- und Wirtschaftsrecht in der ihr die Chance bot, Juniorverkäuferin im Außendienst für Kanzlei Wieschemann, die in Bochum ansässig ist, absolviert. die Firma Seiko zu werden, ergriff sie diese. Nach einer Er- Im Anschluss war sie mehrere Jahre als Personalsachbear- ziehungspause – formale Arbeit ist ja bestenfalls das halbe beiterin tätig, in der sie ihr Organisationstalent unter Beweis Leben! – bildete sich Frau Kötting zur Office Managerin fort. stellen konnte – und von dem wir jetzt profitieren. Bevor Frau Mit diesem reichen und diversen Erfahrungshintergrund ist Ajdinovic zu uns kam, war sie als Projektassistentin in einer sie bestens gerüstet, die neuen Herausforderungen an der Full-Service-Agentur im Bereich BTL-Marketing tätig. Universität Witten/Herdecke und an einer Fakultät im Um- bau zu meistern. Als gebürtige Wittenerin hatte sie schon lange den Wunsch, für die Universität Witten/Herdecke tätig zu werden. In ihrer Freizeit schlägt ihr Herz für den Pferdesport. Wir freuen uns sehr, mit Frau Ajdinovic eine hoch engagierte und humorvolle Mitarbeiterin für das Stufu-Sekretariat ge- wonnen zu haben. Anzeige
Aus Fakultät und Studium 021 Claus Volkenandt Prodekan Lehre Fakultät für Kulturreflexion REBECCA BURKE Frau Dr. Burke freut sich hier in einer Fakultät zu arbeiten, die die vielen Aspekte von unterschiedlichen Bereichen der Tēnā koutou katoa. Kultur-Arbeit vereint, weil sie ihre zahlreichen Erfahrungen Ko Ruhr te awa. in unterschiedlichen Bereichen wie Museumspädagogik, Ko tiamana tōku iwi. Lehre oder Forschung, nutzbringend anwenden kann. Ko Te Herenga Waka Marae tōku marae. Ko Otis Apirana e Lotta Hineteāio tōku whānua. Privat ist sie alleinerziehende Mama von zwei kleinen Kin- Ko Rebecca Burke tōku ingua. dern, geht gerne zu kulturellen Veranstaltungen und tankt Tēnā koutou, tēnā koutou, tēnā koutou katoa. Kraft beim Kochen und Haka. (Rebecca Burkes Pepeha - Traditionelle, respektvolle Vor- stellung und Begrüßung in der Maori Sprache, Te Reo Māori) Als neues Gesicht begrüßen wir Frau Dr. Rebecca Burke in der Lehrplanung. Ihre Tätigkeiten umfassen seit dem 15. Oktober 2018 die Organisation und Planung der Lehrange- bote des Studium fundamentale sowie die Evaluation der Lehre. Frau Dr. Burke studierte in Bochum an der Ruhr-Universität Geschichte und Kunstgeschichte, um dann letztendlich in Anzeige Neuseeland an der Victoria University Wellington ihren PhD im Bereich Māori-Kultur und Neuseeländische Geschichte zu machen. Nachdem sie 10 Jahre in Neuseeland gelebt hat, verschlug es sie vor knapp 3 Jahren wieder nach Deutschland. Sie gilt als einzige Expertin im deutschsprachigen Raum im Gebiet Māori-Kultur. Eines ihrer Nebenprojekte ist deshalb auch das Schreiben eines Kulturführers über Māori für den deutschen Markt, so- wie die Arbeit für Haka One und Iwi Global Consulting, wo sie im Bereich Cultural Consulting Leadership Training und Team Building tätig ist und Haka (ritueller Tanz der Māori) nach Deutschland bringt.
022 GEHEN VERABSCHIEDUNG PROF. DR. REINHARD LOSKE Professur für Politik, Nachhaltigkeit und Transformationsdynamik Martin Butzlaff Präsident der Universität Witten/Herdecke PROF. DR. REINHARD LOSKE Ob im Fachstudium oder im Studium fundamentale – es haben. Weil er dabei immer wieder spannende Partner*in- gibt wohl nur wenige Studierende der Fakultäten für Wirt- nen aus Politik und Wissenschaft einlud, bereicherte seine schaftswissenschaft, Gesundheit und Kulturreflexion, die Seminare um vielfältige und interdisziplinäre Perspektiven. die UW/H verlassen, ohne wenigstens ein politisches Semi- nar bei Prof. Loske besucht zu haben. „Forschung an der UW/H ist kein Selbstzweck, sondern folgt dem gesellschaftlichen Nutzen“ – diesen Leitgedan- Als Reinhard Loske nach Witten kam, verabschiedete er ken verfolgt Prof. Loske konsequent und beherzt. Seine Pu- sich aus der aktiven Politik, um sich wieder der Lehre und blikationen erreichen ein breites Publikum und verknüpfen Forschung zu widmen. Die Perspektive des erfahrenen die unterschiedlichsten politischen „Wenden“ zu einer um- Politikers und des Wirtschafts- und Politikwissenschaftlers fassenden Reformagenda. Nun ruft ihn eine neue Möglich- zugleich verlieh seinen Seminaren Praxisnähe und Popula- keit der Gesellschaftsgestaltung von der ältesten Privatuni- rität: Die hohen Teilnehmer*innenzahlen seiner Lehrveran- versität Deutschlands an eine noch sehr junge Hochschule, staltungen sprechen für sich. um dort als Präsident zu wirken. Stets nah dran an den studentischen Biografien und den Die Verbindung zu Reinhard Loske wird gewiss bleiben: brennenden politischen Fragen, die unsere Gesellschaft persönlich, thematisch und ggf. auch institutionell zwischen zurzeit umtreiben, griff er die zentralen Themen rund um zwei akademischen „Gründer-Zentren“, die mit kräftigen die sozial-ökologische Transformation der Gesellschaft auf: Reformimpulsen wirken wollen. Von der Energiewende über die „Sustainable Development Goals“ der UN bis hin zum Umgang mit Lobbyismus und Im Namen der UW/H: Herzlichen Dank für das Engagement Populismus – Prof. Loske sorgte dafür, dass diese aktuell der vergangenen Jahre – und für die neue Aufgabe gutes wichtigen politischen Herausforderungen einer zukunfts- Gelingen! fähigen Gesellschaft im Lehrangebot einen festen Platz
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