BESSER SCHEITERN - STUDIUM FUNDAMENTALE SEMESTERZEITUNG SOSE 19 - UNI WITTEN/HERDECKE

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BESSER SCHEITERN - STUDIUM FUNDAMENTALE SEMESTERZEITUNG SOSE 19 - UNI WITTEN/HERDECKE
Fakultät für Kulturreflexion   01.04.2019 BIS 30.09.2019

STUDIUM FUNDAMENTALE
                            Semesterzeitung SoSe 19

                          SCHWERPUNKTTHEMA

                    Besser scheitern

GESUNDHEIT   WIRTSCHAFT   KULTUR
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SoSe 19     003

INHALT
GRUSSWORT DES DEKANS                                                                                      S. 005

KULTURREFLEXION REFLEKTIERT                                                                               S. 007

SCHWERPUNKTTHEMA: BESSER SCHEITERN
With care never worse failed: Beckett gegen seine Liebhaber        Christian Grüny                        S. 012

verteidigt

„Ever tried? Ever failed? No matter. Try again. Fail again. Fail   Jeremy Stockwell                       S. 014

better“

Die Freiheit zu scheitern                                          Michael Kiedaisch                      S. 017

AUS FAKULTÄT UND STUDIUM
Kommen & Gehen                                                     Claus Volkenandt, Matthias             S. 020

                                                                   Kettner, Martin Butzlaff

Witten und dann?                                                   Wiebke Gronemeyer                      S. 023

Zur KARL-KOLLE-Ringvorlesung „Alternative Technologien der         Alina Ballhorn                         S. 024

Mobilität“

Im jahrhundertealten Echo sprechen                                 Andrea Kreisel                         S. 025

Wirklichkeit ist nichts Gegebenes. Entdeckungsreisen mit den       Andrea Kreisel                         S. 026

Augen

Wer rechnet schneller? Algorithmen und ihre gesellschaftliche      Maximilian Locher                      S. 028

Überwachung – ein Rückblick auf den 6. Digitalen Salon 2018

ÖFFENTLICHE VERANSTALTUNGEN & VORTRAGSREIHEN
Kalender öffentliche Veranstaltungen im Sommersemester 2019                                               S. 030

STUDENTISCHE INITIATIVEN DER UNIVERSITÄT WITTEN/HERDECKE                                                  S. 035

SPRACHKURSE
Lernen Sie doch einfach mal... Chinesisch!                                                                S. 042

Sprachkurse an der RUB im Sommersemester 2019                                                             S. 042
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004

LEHRVERANSTALTUNGEN / COURSES                                                                       S. 043

DIE FAKULTÄT FÜR KULTURREFLEXION – STUDIUM FUNDAMENTALE
Wer wir sind und wen wir wollen!                                                                    S. 076

Unser Studienangebot                                                                                S. 077

Köpfe                                                                                               S. 078

Dozent*innen im Sommersemester 2019                                                                 S. 079

Impressum                                                                                           S. 082

Förderer der Fakultät

›› Deutsche Gesellschaft für Philosophie e.V.     ›› Stiftung Die Christengemeinschaft in Deutschland

›› Friedrich Wilhelm Moll-Stiftung                ›› Stiftung Private Universität Witten/Herdecke

›› GLS Gemeinschaftsbank eG                       ›› Universitätsverein Witten/Herdecke e.V.

›› HB-Stiftung                                    ›› Werner Richard-Dr. Carl Dörken Stiftung

›› Dr. Wolfgang Klemt                             ›› Willner Stiftung

›› Dr. Marcel Mangen                              ›› Wittener Universitätsgesellschaft e.V.

›› Stadtwerke Witten GmbH                         ›› Dr. Walter Wübben

›› Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft   ›› KARL-KOLLE Stiftung

›› Stiftung Dr. Ausbüttel
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SoSe 19     005

Grußwort des Dekans
          Nichts ist schwieriger, als den Bildungsbegriff zu fassen. Humboldt-Zitate ziehen
          schon deswegen nicht mehr, weil die Vorstellung einer „freien Wechselwirkung“
          zwischen Mensch und Welt heutigen Lesern sowohl zu pathetisch als auch zu abstrakt
          erscheint.

          Dirk Baecker
          Folgend ein Text, der exemplarisch komplett über 4 Seiten gesetzt ist.
          Dekan

          Folgend ein Text, der exemplarisch komplett über 4 Seiten gesetzt ist.

Niemand assoziiert die freie Wechselwirkung mit einem        Ein Alumnus dieser Universität und späterer Universitäts-
kritischen Anspruch à la Immanuel Kant, der das Verhält-     gründer Stephan A. Jansen hat nun ein Buch vorgelegt,
nis von Mensch und Welt nicht als ein statisches, sondern    das an Humboldt anschließt und über dessen Rezeption
als ein dynamisches verstanden hat. In dieser Dynamik gilt   hinausführt. Das Buch trägt den Titel „Die Befreiung der
es, die Freiheit der Wechselwirkung immer wieder neu zu      Bildung“ (Nicolai Verlag, 2018) und erinnert damit nicht zu-
gewinnen. Bildung heißt, mit der Welt ebenso wie mit dem     fällig an die Programmatik, die bereits Konrad Schily in sei-
Menschen in freier Variation umzugehen, das heißt immer      nem Buch „Der staatlich bewirtschaftete Geist: Wege aus
wieder neu zu schauen, wie Unabhängigkeit aus der Abhän-     der Bildungskrise“ (Econ Verlag, 1993) verfolgt hat. Bildung
gigkeit gewonnen werden kann und wie diese Unabhängig-       ohne Freiheit ist keine Bildung. Doch aus welcher Unfreiheit
keit dafür gewonnen werden kann, sich auf neue und un-       ist sie zu befreien? Für Schily war die Antwort klar: Es muss-
vermeidliche Abhängigkeiten zwischen Welt und Mensch         te eine Alternative zur politischen Verwaltung der Bildung
einzulassen. Bildung ist ein Programm der Erkundung von      in staatlichen Universitäten geben. Freiheit, inklusive der
Mensch und Welt, kein Programm der Pflege überlieferter      Freiheit zur Politik, beginnt genau dort, wo zugleich der Ab-
Bildungsgüter.                                               stand von Politik und Staat gewahrt werden kann. Nachdem
                                                             private Universitäten nicht nur weltweit, sondern auch in

                                                                                                                     Anzeige
BESSER SCHEITERN - STUDIUM FUNDAMENTALE SEMESTERZEITUNG SOSE 19 - UNI WITTEN/HERDECKE
006

Deutschland in wesentlich größerer Zahl existieren, als dies     sie ihren Ausgang nahmen, nur verstellen. Die Neugier
in den 1980er Jahren, abgesehen von kirchlichen Univer-          muss dem gelten, was man noch nicht weiß, noch nicht
sitäten, noch vorstellbar schien, ist die Freiheit vom Staat     gemacht hat, noch nicht der Bewährungsprobe ausgesetzt
nicht die primäre Zielsetzung. Die Konfliktsituation von         hat. Nichts Geringeres schlägt Jansen mit seinem Plädoyer
einst hat sich entspannt und hat vielfältigen „private-pu-       für die Neugier vor, als den Gedanken der Bildung von der
blic-partnerships“ in Lehre, Forschung und Beratung Platz        Vergangenheitsorientierung auf die Zukunftsorientierung
gemacht. In der Lehre herrschen die Vorgaben von Bolog-          umzustellen. Die Neugier hat es mit einer unbekannten Zu-
na, auch wenn diese, daran ist immer wieder zu erinnern,         kunft zu tun. Bildung, die sich dieser Neugier stellt und aus
mehr Spielraum lassen, als vielfach wahrgenommen wird.           dieser Neugier folgt, ist Fragen, Wissen und Gestalten in
In der Forschung stehen staatliche Förderungen neben pri-        der Auseinandersetzung mit einer noch nicht abgeschlos-
vaten. Und in der Beratung gelten Parteien, Behörden und         senen Gegenwart. Mich erinnert das an die Umstellung des
politische Bewegungen als ebenso interessante Kooperati-         Gemeinschaftsbegriffs, die Giorgio Agamben vorgeschla-
onspartner wie industrielle, gesundheitliche oder kulturelle.    gen hat („Die kommende Gemeinschaft“, Merve Verlag,
Die Lage hat sich so sehr entspannt beziehungsweise in so        2003). Es gibt die vergangenheitsorientierte Gemeinschaft,
vielfältige neue Konfliktfelder entfaltet, dass das Stichwort    die sich auf Blut, Boden, Rasse und Religion beruft, und es
der Bildungsorientierung weitgehend an Brisanz verloren          gibt eine zukunftsorientierte Gemeinschaft, angelsächsisch
hat. Forschungsorientierung steht im Mittelpunkt neuer           community genannte, die Leute versammelt, die in der
Problemstellungen und Auseinandersetzungen. Man den-             Lage sind, mit den Ungewissheiten der Zukunft umzuge-
ke nur an die jüngere Diskussion um eine transformative,         hen. Man denke an die Gemeinschaft der Forschenden, an
sich den Herausforderungen des Klimawandels stellende            die Gemeinschaft der Start-Up-Unternehmer, an eine lokale
Wissenschaft.                                                    Gemeinschaft, die sich in regionalen oder globalen Zusam-
                                                                 menhängen erst noch bewähren muss. Zu dieser Gemein-
Jansens Buch ist denn auch nicht in erster Linie den Uni-        schaft gehört, wer mit einem ähnlichen mindset ausgestat-
versitäten gewidmet. Er denkt vielmehr an Kindergärten,          tet ist, nach Bedarf erkennbar an Kleidung, Benehmen,
Schulen, wenn nicht sogar an die frühkindliche Erziehung         Redeweise, Nahrungsgewohnheiten, um Rückschläge hin-
durch Eltern und Freunde. Für diesen Bereich macht er ei-        nehmen, Ressourcen umwidmen und eigene Zielsetzungen
nen Definitionsvorschlag, der allerdings auch für Universi-      variieren zu können.
täten gilt. Bildung heißt, die natürliche, in der Erregbarkeit
des Organismus angelegte Bereitschaft zur Neugier auf-           Jansens befreite Bildung wäre in diesem Sinne zukunfts-
zugreifen und die Fähigkeit zur Neugier zu fördern. Dem          orientiert. Sie hat es mit nicht-trivialen Fragen zu tun, auf
würde der traditionsorientierte Humboldtleser zustimmen.         die die Antworten nicht bekannt sind. Sie beschäftigt sich
Was kann dieser Neugier Besseres widerfahren als mit den         mit Experimenten, deren Ausgang ungewiss ist. Sie lässt
wunderbaren Bildungsgütern der Tradition einem würdigen          sich auf Projekte ein, deren Partner und Ressourcen erst im
Gegenstand ihrer selbst zu begegnen? Welch besseres Ziel         weiteren Verlauf an Profil gewinnen. Diese Bildung bewährt
kann man dieser Neugier setzen, als Cervantes, Shakespe-         sich, indem die Neugier, mit der alles anfängt, nie versiegt.
are und Goethe, Balthasar Gracián, René Descartes und            Sie bewährt sich allerdings auch, indem die Neugier nicht
Gottfried Wilhelm Leibniz kennenzulernen, in die Malerei,        unbedingt aufs immer wieder Neue zielt, sondern auch das
Musik, Geschichte, Mathematik und Technik, in die Politik,       Alte und Bewährte ins Visier nimmt. Zeig mir, wie das funk-
Ökonomie und das Recht der Vergangenheit eingeführt zu           tioniert. Zeig mir, warum und wie sich das bewährt hat. Zeig
werden? Muss man nicht Freiheit gewinnen, wenn eine so           mir, welche Neugier dahinter liegt. Was muss man können,
umfassende Begegnung mit den Abenteuern des mensch-              um sich dieser Bildung würdig zu erweisen? In der Sache
lichen Geistes ermöglicht und gefördert wird?                    ein ungläubiges Staunen, in der Zeit eine Leidenschaft für
                                                                 den jederzeitigen Neuanfang und in der Gemeinschaft ei-
Nein, sagt Jansen, das ist es nicht, was die Neugier fördert.    nen offenen Sinn für die Neugier aller anderen.
Die Neugier kann und darf nicht in die Vergangenheit zu-
rückgebogen werden. Sie darf nicht dem gelten, was man           Bildung kommt ohne Pathos nicht aus. Sie kommt auch
schon weiß, zumal hier die Resultate des Gestaltungs-            ohne Empathie nicht aus, für die Welt wie für die Menschen.
drangs, Wissensdursts und Erfindungsreichtums die Moti-          Aber schon der nächste Schritt ist Forschung, ist harte Ar-
ve und widerständigen Prozesse der Neugier, von denen            beit, wird unter Umständen sogar: Wissenschaft.
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reflektiert
  KULTURREFLEXION
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008

KULTURREFLEXION REFLEKTIERT
Statements von Freunden und Förderern der Fakultät für Kulturreflexion – Studium fundamentale

             "Alle Bildung zielt darauf, sich von außen sehen zu lernen."
                                        (Hans Blumenberg, Zu den Sachen und zurück, 2002, S. 171)

             Gesche Joost
             Designforscherin, Universität der Künste Berlin, Digital Champion der Bundesrepublik Deutschland

Dass Wissenschaft und Forschung sich selbst ständig neu                      Art des Forschens – transdisziplinär, experimentierfreudig,
erfinden müssen, ist nicht neu – jedoch wird genau dieser                    engagiert und politisch. Hier können die Künste, die Ge-
Erfindergeist heute besonders herausgefordert, wenn wir                      staltung, die Kulturwissenschaften gemeinsam eine große
die großen Umbrüche unserer Zeit betrachten. Angesichts                      Rolle spielen, wenn sie den Tanz mit den Natur- und Ingeni-
digitaler Transformation, Globalisierung, Klimawandel                        eurswissenschaften wagen. In Reallaboren und Open Labs,
oder der zunehmenden gesellschaftlichen Spaltung müs-                        in künstlerischen Experimenten und gestalteten Prototypen
sen wir uns als Wissenschaftler*innen fragen, welche Rolle                   einer zukünftigen Gesellschaft den Diskurs zu entfachen –
wir spielen können und wollen. Ich plädiere für eine neue                    das ist ein fröhliches Forschen, wie ich es mir wünsche.

             Christian Demand
             Herausgeber des MERKUR

Ein zentrales Ziel jedes Universitätsstudiums, gleich welcher                heit und Bedingtheit jeglichen Wissens und Könnens zu
Disziplin, war und ist die Stärkung der Urteilskraft, also des               entwickeln. Dazu aber gelangt nur, wer mit möglichst vielen
Vermögens „das Besondere unter dem Allgemeinen […] zu                        unterschiedlichen Wirklichkeitszugängen, methodischen
subsumieren“ und „auch umgekehrt, zu dem Besonderen                          Praxen und Modi des Begründens nicht nur bekannt, son-
das Allgemeine zu finden.“ (I. Kant) Voraussetzung dafür                     dern durch intensiven, aktiven Umgang vertraut gemacht
ist zum einen die Vermittlung von profundem Wissen und                       worden ist. Dass das im Rahmen eines herkömmlichen
Können, denn nur wer ein Erkenntnis- bzw. Tätigkeitsfeld                     Fachstudiums nur sehr bedingt zu leisten ist, sondern nach
einigermaßen überblickt, ist in der Lage, verlässliche Ver-                  eigenen, disziplinenübergreifenden, programmatisch re-
gleiche anzustellen. Mindestens ebenso wichtig jedoch ist,                   flexiv verfassten Studienangeboten verlangt, scheint mir
dabei zugleich ein Bewusstsein für die vielfältige Begrenzt-                 auf der Hand zu liegen.

             Christoph Backes
             Kulturpilot, Kompetenzzentrum Kultur- und Kreativwirtschaft des Bundes

Besser scheitern mit Doppel-KI (Künstlerische und Künst-                     Möglichkeiten des Verweilens, aber ich weiß natürlich, dass
liche Intelligenz): „Ich behaupte mal, dass ich von Ahnung                   nicht sehr viele Menschen gierig auf Pannen sind.“
keine Kunst habe“ (Thomas Kapielski: „Davor kommt noch.                      Statt über den Tellerrand zu schauen, lohnt es auch, die
Gottesbeweise IX-XIII“): Je mehr künstliche Intelligenz un-                  Pannen einer gesellschaftlichen Hochgeschwindigkeitslo-
sere Gesellschaft in Zukunft formt, desto stärker werden                     gik in aller Ruhe zu betrachten. Nicht nur das Theater kann
die Spielräume der künstlerischen Intelligenz, die nicht nur                 als Institution mit künstlerischer Forschung und Praxis un-
etwas von Kunst versteht. Denn wer nur etwas von Kunst                       gewohnte Perspektivwechsel und Fehlerfreundlichkeit auf
versteht, versteht nichts von Kunst! (Frei nach Hans Eisler.)                den unterschiedlichsten Vorder-Hinter-Seiten und Unter-
Von dem Schriftsteller Peter Turrini gibt es das wunderba-                   bühnen stimulieren. Universitäten, Bürokratien, Parteien,
re Zitat: „Das Theater ist heute so wichtig wie eine Reifen-                 Verbände, Krankenhäuser, Altersheime und Fitnessstudios
panne auf der Autobahn. Nur bei einer Reifenpanne nimmt                      ... eigentlich alle Organisationen sind zu Reallaboren ge-
man wahr, dass es einen Straßenrand, eine Wiese und ei-                      worden, in denen besseres Scheitern mal besser und mal
nen Wald gibt. Das Theater und die Pannen sind die letzten                   schlechter gelingt! Bachelor, Master, Promotion – alles
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Kulturreflexion reflektiert   009

Murx! Oder um es mit Peter Brook zu sagen: „Die Kultur ist                Eine Uni des Scheiterns wäre einfach der bessere Hub,
Geschwätz, die Politik ist Geschwätz, die Theorie, die Kon-               das bessere Innovationslabor und der win-win schlechthin!
zepte, die Kunst – alles Geschwätz. Nur eines zählt: Wenn                 „Scheitern als Chance! – das generationsübergreifende
eine Gruppe von Menschen gemeinsam ein Klima herstellt,                   Motto für Disziplinlosigkeit, ewiges Leben und Wasser in
das erlaubt, die Probleme im Leben zu erkennen und zu                     Wein zu verwandeln!“
ertragen, ihnen zu trotzen, wenn sie dabei alle ein bisschen
erwachsener werden, dann ist das ein Gewinn."                             TippiToppidorf Uni Witten/Herdecke – Huk!

           Matthias Lilienthal
           Intendant Münchner Kammerspiele

Unsere Welt ändert sich schnell. Wird in 5 Jahren vielleicht              Mein Sohn interessiert sich sehr für Mathematik. Nein, er
die letzte Tageszeitung gedruckt? Wissen unsere Kinder                    quatscht mich voll mit mathematischer Philosophie. In der
überhaupt noch, was eine Zeitung ist? Gibt es in 15 Jahren                Mathematik ist scheinbar alles wahr, in der Philosophie ist
noch Stadttheater? Muss man Zuschauer noch 4 Stunden                      einiges Spekulation. In normalen Studiengängen ist das
in Geiselhaft nehmen und sie zwingen Theater zu sehen?                    Zusammenbringen von Mathematik und Philosophie unüb-
Vielleicht dann besser gleich 10 Stunden? Habe ich viel-                  lich. Ich freue mich, dass die Kulturreflexion in Witten/Her-
leicht Lust aus den Münchner Kammerspielen eine Galerie                   decke einiges durcheinander- und zusammenbringt.
zu machen?

           Stephan Detjen
           Leiter des Hauptstadtstudios des Deutschlandradios   Anzeige

Besser Scheitern als scheiternde Beobachter scheiternder
Politik: Politische Journalisten sind Chronisten des geord-
neten Scheiterns. Jedenfalls in der rechtsstaatlichen Demo-
kratie sind Wahlen, Gesetzgebungsverfahren und Prozesse
vor dem Bundesverfassungsgericht auch Rituale von Sieg
und Niederlage – Erfolg für die einen, Scheitern für die an-
deren. Das macht Politik als Drama erzählbar. Wie aber ge-
hen wir als Beobachter mit dem eigenen Scheitern bei der
Beobachtung von Politik um, das wir in den letzten Jahren
so oft erlebt haben? Was haben wir vor der Wahl Trumps
in den USA, vor dem Brexit-Votum in Großbritannien und
was im eigenen Land übersehen oder falsch eingeschätzt?
Warum wird unsere eigene Rolle nicht nur durch den tech-
nischen und ökonomischen Medienwandel verändert, son-
dern grundsätzlich und so aggressiv in Frage gestellt? Wir
können eine Kulturreflexion gut gebrauchen, die uns dabei
hilft, uns in diesen Zeiten selbst zu beobachten.

           Hortensia Völckers
                                                                      LIPPENSTIFT ?
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Wie leicht sich das sagt: Dass wir „erfolgreich scheitern“                • Bahnhofstraße 11–13
wollen und „Scheitern als Chance“ gilt! Die Kulturstiftung
des Bundes gründet auf diese Fehlerfreundlichkeit sogar
                                                                          • Herbeder Straße 14
ihr Geschäftsmodell. Dauerförderung gibt es nicht. Statt-
dessen Projektarbeit und also den ganzen Mut zusammen
BESSER SCHEITERN - STUDIUM FUNDAMENTALE SEMESTERZEITUNG SOSE 19 - UNI WITTEN/HERDECKE
010

nehmen und alle Kräfte ballen für die temporäre Setzung,                  geht es um ein Gelingen oder Scheitern zweiter Ordnung:
für den Selbstentwurf in den kernfremden Systemzustand,                   Wenn die Perkussionen der Projekte verklungen sind, klingt
der die Diskurse entzünden und die Fragezeichen vibrie-                   dann noch der beat nach, der die Institutionen weiter in
ren lässt: Kommt etwas Neues in die Welt? Ändern sich die                 Atem und einen Transformationswillen aufrecht halten
Spielregeln? Und falls ja: Für wen und für wie lange? Ob                  kann? Und der nachwirkt bis dahin, wo es um die Funda-
es um Transformation im ländlichen Raum, Kolonialismus,                   mente dessen geht, wie Institutionen arbeiten und welche
Kulturelle Bildung oder Migration geht – wir nennen unsere                gesellschaftliche Rolle sie spielen werden? Kann sein: Man
Projekte gern Reallabore. In Wirklichkeit haben wir es da-                muss in seinen Projektlaboren erfolgreich gescheitert sein,
bei mit Institutionen zu tun. Deren Bewegungsgesetze sind                 um für die Zukunft im Reallabor der Institutionen gute Kar-
geprägt von der long durée etablierter Strukturen, festge-                ten zu haben.
fügter Mauern und Rechtsvorschriften. In den Institutionen

            Dr. Michael Rautenberg
            Unternehmensberater und Gründer der Firma Pelargos Essential Advisory

Besonders gefällt mir die Möglichkeit, Seminare zu an-                    frisch. Ein interdisziplinärer, offener und wacher Forscher-
spruchsvollen und gleichzeitig kreativen Theorie-Praxis-Er-               geist prägt die Atmosphäre an der Uni. In der Zusammenar-
kundungen zu gestalten. Dabei machen Interesse, Engage-                   beit mit Lehrstuhlinhabern kann ich mich auf ein menschlich
ment und Reflexionsstärke der Wittener Studenten richtig                  sympathisches und geistig reizvolles Miteinander verlassen.
Freude. Die Bereitschaft zu gemeinsamem Denken und ge-                    Kurz: Es ist ein freudvolles Arbeiten auf hohem Niveau.
meinsamer Konzentration hält den intellektuellen Reiz stets

            Dr. Christian Esch
            NRW KULTURsekretariat, Direktor

Die Transformation ist zwar in aller Munde, doch noch im-                 tigsten Arbeiten handeln. Was aus der gesicherten Warte
mer scheint vielerorts eher die Bestandssicherung im Mit-                 der Bewahrung als vermeidbares Wagnis erscheinen mag,
telpunkt zu stehen. Gleichzeitig wissen wir längst, dass                  ist längst eine Frage der Relevanz. Abseits der Gewohnhei-
es um viel mehr geht, befindet sich doch unsere von so                    ten von Curricula und Credit Points, die bisweilen zur Be-
komplexen Prozessen wie Digitalisierung und Migration                     schränkung auf das vordergründig Notwendige verleiten,
geprägte Kultur- und Wissensgesellschaft in einem fun-                    lohnt es sich gerade für fokussierte Studierende, ihren Blick
damentalen Wandel. Deshalb muss es um die Suche nach                      kritisch dorthin zu wenden, wo sich die Gegenwart in ihrer
neuen, vielfältigen Antworten gehen, auch mithilfe der                    Tatsächlichkeit ereignet, gesellschaftlich, ökonomisch oder
verstärkten Verbindung von Reflexion und Praxis, statt sich               künstlerisch. Mit der notwendigen Verbindlichkeit kann dies
der verbreiteten Vereinfachung und dem Rückzug in alte                    erheblich mehr sein als der bloße Beifang und Zugewinn
Gewissheiten zu ergeben. Vielmehr scheint, mit Blick auf                  eines Fachstudiums. Gerade in der Kunst wird der auch für
die Bildung, gerade in der Erweiterung und Verknüpfung                    das erfolgreiche Studium nötige Perspektivwechsel sinnfäl-
von Wissensgebieten und Handlungsfeldern die Chance                       lig. Sich dem auszusetzen, Gewissheiten zu befragen und
zu liegen, über den Wandel in Lehre und Forschung nicht                   Antworten in Handlungen zu übersetzen, kann dazu beitra-
nur zu sprechen, sondern ihn im Studium zu gestalten. Ein                 gen, die Veränderung als Chance zu erfahren. Mit der not-
Weg dorthin: Der zugewandte Dialog und die Interaktion                    wendigen Verbindlichkeit wird dann aus der Erweiterung
der Künste und Wissenschaften. Dabei müssen sich zualler-                 der Kenntnisse und Fähigkeiten mehr als nur Beifang und
erst beide Seiten selbst genau die Veränderungen zumu-                    Zugewinn, sondern eine wesentliche Voraussetzung für die
ten, von der, mit Bezug auf unsere Gegenwart, ihre wich-                  kompetente und kreative Gestaltung der Zukunft.
SCHWERPUNKTTHEMA

 Besser
scheitern
012

With care never worse failed:

BECKETT GEGEN SEINE
­LIEBHABER VERTEIDIGT

             Es gibt eine bestimmte Kategorie von Sätzen, die irgendwo zwischen Poesiealbum,
             Kalenderspruch und Managementratgeber situiert ist: Kurz und prägnant, vielleicht
             mit einer überraschenden Wendung, kommen sie als Weisheiten für die innere Hosen-
             tasche daher.

             PD. Dr. Christian Grüny
             Fakultät für Kulturreflexion – Studium fundamentale

Als natürlicher Ort solcher Sätze hat sich der Facebookpost        des frühen 20. Jahrhunderts. Heute ist wahrscheinlich Al-
herausgestellt, wo sie zwischen Tagesmeldungen und Kat-            bert Einstein der beste Kandidat, dem vom Frieden bis zu
zenvideos eingestreut auftauchen und so gut funktionieren,         den Bienen alles Mögliche zugeschrieben wird und bei dem
weil sie genau die richtige Balance zwischen unmittelbarer         sich die Weltweisheit zur Abwechslung an wissenschaftliche
Konsumierbarkeit und tiefer Wahrheit verkörpern. Wer sie           Verdienste knüpft. Insgesamt ist der Name, der unter dem
liest, nickt mit dem Kopf, wird in seiner Weltsicht sanft her-     Satz steht, genauso wichtig wie der Satz selbst; idealerwei-
ausgefordert, um sie schließlich voll und ganz bestätigt zu        se ist er eine Marke, die den Nimbus kultureller Respekta-
finden. Diese Mischung ist unwiderstehlich, und sie wird es        bilität mit dem von Weisheit und Tiefe verbindet. Im Falle
vollends, wenn der Leser1 sich tief berührt findet. Man liest      Einsteins dürfte allerdings auch das ikonische Foto mit der
es und wird diffus angefasst im Inneren, dort, wo das Org-         herausgestreckten Zunge, überhaupt das Erscheinungsbild
an des tiefen Berührtseins sitzt (früher hätte man es „Herz“       mit den wirren weißen Haaren und dem Schnurrbart mitent-
genannt), und denkt Ach! und Das ist so wahr! Und fühlt            scheidend gewesen sein.
sich gestärkt für das Leben in dieser harten, falschen, aber
nun doch irgendwie wiederverzauberten Welt. Nach kurzer            Es war eigentlich nur eine Frage der Zeit, wann Samuel Be-
Zeit ist der Satz vergessen, auch wenn das Gefühl noch ein         ckett in diesem Kontext auftauchen würde. Auch hier war es
wenig zurückbleibt; vielleicht merkt man ihn sich auch oder        zuerst das Gesicht, das zu einer Währung für sich geworden
schreibt ihn auf, um ihn immer zur Hand zu haben. Oder             ist, vor allem in dem Stadium, als der tendenziell bedroh-
man besorgt ihn sich als Kühlschrankmagneten, so dass              liche Adlerblick mehr und mehr durch melancholische Al-
man immer, wenn der Blick ihn streift, denken kann: Ach!           tersweisheit gemildert zu werden schien. Und dann irgend-
                                                                   wann kam der Satz bzw. die Sätze... Nämlich diese hier: „All
Der Urvater solcher kompakten und doch tiefen Senti-               of old. Nothing else ever. Ever tried. Ever failed. No matter.
mentalität ist zweifellos Hermann Hesse, und früher wären          Try again. Fail again. Fail better.“2 Wetten, dass dem einen
auch Rabindranath Tagore und eigenartigerweise Friedrich           oder anderen Leser jetzt ein von einem innerlichen Nicken
Nietzsche gern genommen worden, letzterer gefiltert durch          begleiteter Schauer über den Rücken gelaufen ist?
den esoterisch-lebensphilosophischen intellektuellen Brei
Schwerpunktthema Besser scheitern            013

Mir sind diese Sätze, genau diese, zum ersten Mal Anfang         len aufhören zu reden, zu handeln, letztlich zu sein, aber es
der neunziger Jahre in einer Rezension in den Irish Times        gelingt ihnen nicht, auch wenn sie nicht mehr können. Nur
begegnet, ich las sie und war, nun ja, angerührt. Und zwar       Malone darf sterben, aber auch er redet, bis ihm der Tod
tief und nachhaltig. Ich ging in eine Buchhandlung und           ins Wort fällt und seine Versuche abschneidet, sich, seine
besorgte mir ein Buch von Beckett, und zwar wirklich ir-         Geschichten und seine wenigen Habseligkeiten zu sortie-
gendeins, da ich außer dem unvermeidlichen Godot nichts          ren. Noch der letzte publizierte Text Becketts, Stirrings Still,
von ihm kannte, schon gar keine Prosa. Es war Watt, ein          endet nicht mit einem Aufhören, sondern mit dem Wunsch
sperriger, unfertiger, maßlos irritierender Roman, und ich       danach: „Oh all to end.“4
bin dankbar über den Zufall, der mir ausgerechnet diesen
Eintritt ins Beckett-Universum verschaffte. Watt ist bis heute   Nun klingen die zitierten Sätze aber tatsächlich ein wenig
für mich eins der wichtigsten Bücher. Das Gleiche gilt für       anders. Sie sind ein Beispiel für etwas, das sich in Becketts
Worstward Ho, dem die zitierten Sätze entstammen und             Prosatexten immer wieder findet, nämlich Stellen, die dun-
das ich mir kurz darauf besorgte. Ihm folgten so viele ande-     kel zu leuchten scheinen und so aus dem dornigen Grau
re, dass Beckett heute anderthalb Regalbretter einnimmt.         hervorstechen. Sie sind nicht immer positiv oder hoffnungs-
                                                                 voll, aber, man kann es nicht anders sagen, schön. Es gibt
Und dann, Jahre später, sehe ich sie wieder, diese Sätze,        einen Satz in Adornos Negativer Dialektik, der wie eine ge-
im Hesseformat, und bin, nach einem kurzen Moment                naue Charakterisierung von Becketts Schreiben klingt: „Be-
der Freude, befremdet. Das heißt, beim ersten Mal geht           wußtsein könnte gar nicht über das Grau verzweifeln, hegte
es noch. Aber dann kommen Postkarten, und schließlich,           es nicht den Begriff von einer verschiedenen Farbe, deren
unvermeidlicher Weise, der erste Facebookpost, und dann          versprengte Spur im negativen Ganzen nicht fehlt.“5 „Fail
weitere. Kühlschrankmagneten habe ich noch keine gese-           better“ ist eine solche versprengte Spur, die deutlich dazu
hen, aber es gibt sie sicher. Dass bei Beckett die Sätze nicht   neigt, sich in Kitsch zu verwandeln, wenn man sie isoliert
nur mit dem Namen, sondern auch noch mit dem Gesicht             und aufbläst. Sie ist nicht der Hinweis darauf, dass eigent-
beglaubigt werden können, macht die Sache noch schlim-           lich alles doch nur halb so schlimm ist, kein versöhnlicher
mer. Es nimmt dabei ebenfalls poesiealbumhafte Züge an           Einschuss, der die grimmige Härte der beschriebenen Welt
und wird sentimentalisiert, und ich denke nicht mehr Ach!        erträglich macht. Man muss nur ein Stück weiter lesen: „All
und Ja!, sondern Nein! Nicht Beckett!                            of old. Nothing else ever. But never so failed. Worse failed.
                                                                 With care never worse failed.“6 I dare you to put that on a
Dabei ist es natürlich kein Zufall, dass es hier um das Schei-   refrigerator magnet!
tern geht, denn auf der einen Seite gibt es kaum ein Motiv,
das in den letzten Jahren derart konsequent mobilisiert,         Nein, mit Beckett lässt sich einfach nichts anfangen, alles
romantisiert und instrumentalisiert worden ist, und zwar tat-    geht schief. Allerdings genauso wenig wieder aufhören. All
sächlich vom Poesiealbum bis zum Managementratgeber –            of old.
wobei man feststellen durfte, dass Romantisierung und Ins-
trumentalisierung bisweilen gut zusammen passen. Auf der
anderen Seite zieht es sich durch Becketts gesamtes Werk,
                                                                 1
dass es sich dort im Grunde beiden Operationen entzieht.             Ich benutze an dieser Stelle ausschließlich die männliche Form, nicht, weil
                                                                     ich noch an das generische Maskulinum glaube, sondern weil alles ande-
Das Scheitern von Becketts Figuren lässt sich weder verklä-          re entweder scheußlich wäre oder unannehmbare Konsequenzen hätte.
ren noch produktiv ausbeuten, es ist nicht einmal traurig,           „Der Leser/die Leserin“ geht nicht, finde ich, und normalerweise benut-
sondern eher trist und oft grotesk. Sie alle machen weiter,          ze ich in solchen Fällen immer einfach das Femininum, damit der Leser
                                                                     (ha!) dann eben gezwungen ist, generisch zu verstehen, auch wenn es
unvermeidlich, aber dieses Weitermachen hat nichts Hero-             ihm widerstrebt. Da es hier aber darum geht, die angesprochene Gruppe
isches und ist denkbar weit entfernt vom Pathos des sich             als sentimentale Wichte zu charakterisieren (mich selbst eingeschlossen,
nicht Unterkriegenlassens, das am Ende auf einen Kult des            kommt noch), empfände ich das als wirklich unangemessen, weil es in die-
                                                                     sem Fall beinahe unweigerlich eben nicht generisch gelesen würde und
Erfolgs, letztlich des Unternehmertums hinausläuft. Nicht,           so als Verunglimpfung tatsächlicher Leserinnen erschiene. Wer also hier
dass es nach der Katastrophe weitergeht, sondern dass es             „der Leser“ liest und sich denkt, damit seien doch nun wirklich die Frauen
weitergeht, das ist die Katastrophe.                                 ausgeblendet und die generische Person, auf die man sich früher damit
                                                                     beziehen zu können glaubte, sei offensichtlich ein Mann, dem sei gesagt:
                                                                     genau. Ist auch so gemeint.
Das berühmte Ende des Unnamable lautet: „I can’t go on,          2
                                                                     Samuel Beckett: Worstward Ho, London 1983, S. 7.
I’ll go on.“3 Man könnte das in der Tat als Essenz des mittle-   3
                                                                     Samuel Beckett: The Unnamable, in: ders.: The Beckett Trilogy, London
ren und späten Beckett verstehen, und es ist entscheidend,           1979, S. 265-382, hier 382. Das ist Becketts Übersetzung des eigenen fran-
wie die beiden Sätze miteinander verbunden sind. Die blo-            zösischen Originals. In der deutschen Übersetzung fehlt bizarrerweise der
                                                                     Satz „I can’t go on“ (vgl. Samuel Beckett: Der Namenlose, Frankfurt a.M.
ße Aneinanderreihung unternimmt keinen Versuch, den Wi-
                                                                     1959, S. 271).
derspruch zu mildern, zu erklären oder in eine Geschichte        4
                                                                     Samuel Beckett: Stirrings Still, in: ders., As the Story Was Told. Uncollec-
einzubauen. Es ist nicht das trotzige Aufbegehren oder gar           ted and Late Prose, London 1990, S. 113-128, hier 128.
die Unerschütterlichkeit des unternehmerischen Geistes,          5
                                                                     Theodor W. Adorno: Negative Dialektik, Frankfurt a.M. 1966, S. 370.
die weitermachen lässt, es ist die reine Verkettung, der jede    6
                                                                     Beckett: Worstward Ho, a.a.O., S. 9.
Spannung und Tragik abhanden gekommen ist. Alle wol-
014

Ever tried? Ever failed? No matter.

TRY AGAIN. FAIL AGAIN.
FAIL BETTER

             That Samuel Beckett line may never have been as relevant as it is today. Isn’t it
             curious how, in these fast-paced, proactive times we live in, failure and the risk of
             failure have come to be regarded with negative connotations. Failure is somehow
             something to be embarrassed by or ashamed of. But perhaps we might want to take
             a moment to reconsider.

             Jeremy Stockwell
             Fakultät für Kulturreflexion – Studium fundamentale

Our Western Education and Business systems are strongly             we will fall down. But isn’t the chance to fly high and unfet-
and strictly geared towards success. But, in my opinion, this       tered worth the risk of a fall?
inclination is much to the detriment and disregard of the
most wild, glorious and exhilarating possibilities offered          In my experience, nothing great has been achieved without
to us by the risk and experience of failure. It’s quite a buzz      some degree of risk.
to risk it all for the sake of who knows what. That’s where         We take a leap of faith. We fall in love. In other words, we
the fun starts. And once you get a taste for this sort of risk,     let go of how we think things ought to be, and deliberately
watch out; the results can be most exciting and surprising.         and wholeheartedly embrace, get in tune, and dance along
And it can be quite addictive too.                                  with ,What Really Is‘. And by doing so we move on to new
                                                                    and greater discoveries of ourselves, our world, and others.
Do we really want to know what’s going to happen? What if
we knew the outcome of a relationship, a party, or a football       Generally speaking, fear of failure is about holding onto
match? Would it really be worth engaging with? Wouldn’t             the status quo. Fear of failure is being risk averse. Fear of
it just be a little bit dull? I suppose the same is true of Life.   failure can also be considered to be fear of success. I’ve
                                                                    met people from all walks of life who cannot bear to fail at
I’ve fallen on my arse that many times – both professionally        anything, or to get even the tiniest thing wrong. They feel
and personally – but I don’t regret one minute of it. We            embarrassed or foolish to not know something, or to mess
live and learn. And any knowledge or wisdom I may have              up in an attempt to complete a task. And, as a result, they
acquired in this lifetime has been through letting go, not          stay where they are: within their area of comfort and securi-
holding on. The word ,knowledge‘ just about sums it up.             ty. That’s not a bad thing. Playing safe can be fine. But can’t
,Know-ledge‘. „I’m on my Ledge of Know, and I don’t want            it also be a little limiting?
to fall off!“ But, as the Persian poet Rumi puts it, „In falling    Of course there are some things we expect certain people
we are given wings“. Of course, sometimes we are not, and           to get right and not fail at. Brain surgery, piloting an aircraft
Schwerpunktthema Besser scheitern     015

and, indeed, running the country are just three examples of       seems be their failure. Those in the news can be praised
the sort of jobs which carry with them a great deal of res-       one day, and blamed the next. Under these circumstances,
ponsibility. They also carry with them a good degree of risk,     is it any wonder that many people prefer to stay where they
and therefore a possibility of failure.                           are, keep their heads down and try to fit in, rather than
                                                                  stand out and not risk even the merest modicum of failure?
But, for most of us less responsible souls who don’t have         In many institutions and organizations, boring, bland, and
the life of others in our hands on a daily basis, it may be       beige have become the norm. Furthermore, a recent report
worth entertaining the rather unfashionable notion that fai-      in the UK suggested that the government/business/media
lure is really not a bad thing. Failure is natural and healthy,   triumvirate historically like to keep the public in a condition
and very helpful too. From failure we discover. From failure      of mild anxiety and fear. Are we not easier to control, mani-
we grow. So why have folk grown so fearful of it? Perhaps it’s    pulate and sell things to in that condition? And, as you may
a symptom of living in a dualistic society. Let me explain...     know, fear is the opposite of love.

Take a moment, if you will, to stop. Stop reading this article    Opting out of a dualistic mindset is not easy. Being non-du-
and take a look around you. Go on. Get your eyes off these        alistic isn’t saying ,I don’t give a damn‘. On the contrary, it
words and, just for a moment, look around you. What do            is actually giving much more of a damn. With an open mind
you see? Books, a table, a chair, a plant? What else? What        we may become less judgmental of ourselves and others,
do you see most of? The floor, the ceiling, people? Pen-          and we may find a certain balance, or equanimity. This way
guins?                                                            we are able to not simply react to our circumstance, but to
                                                                  actually respond to them. And by doing so we may become
When I ask this question no one ever says what they see           more responsible, or response-able; more able to respond
most of, and that is Space. There is space between objects        authentically, appropriately, and honestly to the conditions
and people. There is space between our thoughts, words            and situations we find ourselves in.
and deeds. In fact there is more space in our entire universe
than there is matter. So when people ask, „what’s the mat-        You see, once you’ve eliminated the notions of good or
ter?“, you might reply, „not very much!“                          bad, right or wrong, success or failure, you are free from
                                                                  judgement and much more likely to flow with circumstan-
The thing is, our 21st Century Western society tends to           ces, not against them, thereby unlocking your creative po-
value objects more than the space around them. In the             tential with which to maximize your success.
same way, we are encouraged to value the ,up‘ more than
the ,down‘, the ,in‘ more than the ,out‘, the ,on‘ more than      A lot of what I’m saying here has its roots in Tao. What can
,off‘. And, likewise, the ,success‘ more than the ,failure‘.      I tell you about Tao? Tao is an ancient Chinese philoso-
                                                                  phy that encourages us to remain non-judgmental in the
But the plain fact is, we need both. Everything needs its         ever-preset now. Mind you, it’s probably best if you com-
opposite to be complete. In music, the space between the          pletely ignore that last remark, for as Tao master Lau Tzu
chords are as valuable and necessary as the chords. Wi-           put it in about 500BC, „The Tao that can be defined as the
thout silence we wouldn’t have sound, and music wouldn’t          Tao in not the Tao“. Some of you may recall a course I ran
exist. The dancer knows that their stillness is as important      here last term, ,Tao, The Watercourse Way‘, based on the
as their movement. Valuing a ,positive‘ more than a ,nega-        (unfinished) book of the same name, by British philosopher
tive‘ is seeing only half the picture. We might, therefore,       Alan Watts. I have been a devotee of Watts work for many
surmise that giving opposites equal value
and understanding is a balanced, more
                                                                                                                             Anzeige
rational way of looking at the world, and,
perhaps, a more holistic, non-judgmental
way of going about things. I’m not saying
it’s easy, but it might be worth a try, just
for the sake of it, just to experiment, just
to see what happens. Rather than „ac-
centuate the positive, and illuminate the
negative“, as the old song has it, perhaps
we could stop all that and watch without
prejudice, conditioning, desire, need, or
judgement, and firstly act in accordance
with our instinct, not always our intellect.

As I’m sure we’re all aware, we live in a
culture of praise and blame. This doesn’t
help us to be less judgmental. In fact, it
actively encourages us to be more so.
From Facebook to the tabloids, politics to
TV, people are praised for their so-called
success, or blamed and derided for what
016

                years and I would recommend anything by him if you would      around? Why not act on impulse rather than intellect? Why
                like to investigate this subject more fully. ,The Wisdom of   not risk it all for the sake of discovering something else,
                Insecurity‘, and ,The Book on the Taboo Against Knowing       something new, something wonderful, curious, stupid or
                Who You Are‘ are somewhere near the top of my reading         strange?
                list for students.
                                                                              You see, fear of failure is fear of all the above. And, as I men-
                In the meantime, why not go out and risk failure today?       tioned earlier, fear is the opposite of love.
                Right now. Why not go and ask that person you fancy out
                on a date? Why not write what you really feel about your      Jeremy would welcome your thoughts and discourse on
                subject, rather than what you think about it? Why not write   this subject. He can be contacted via
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Schwerpunktthema Besser scheitern   017

DIE FREIHEIT ZU SCHEITERN

           Was auf dem Gebiet des sportlichen Wettbewerbs gilt, wird meist ebenso auf musi-
           kalischem Terrain gehandhabt: Ein kleiner Fehler kann ein generelles Scheitern be-
           deuten! Wie gehen Musiker*innen damit um?

           Michael Kiedaisch
           Honorarprofessor Musik unserer Zeit, Studium Fundamentale

In einem immer wieder in Variationen von mir geträumten                tes Husten im Publikum die Konzentration und schon ist es
(Alb)Traum stehe ich am Bühneneingang eines voll besetz-               passiert!
ten Saals und weiß, ich werde gleich auftreten müssen. Nur
– das Instrument, das ich in der Hand halte, kann ich gar              Manche Musiker*innen treten wegen diesen Unsicherhei-
nicht spielen! Glücklicherweise bewahrt mich das Erwachen              ten nicht gerne öffentlich auf, arbeiten lieber im Studio, wo
vor einer Blamage.                                                     man Fehler korrigieren kann. Andere setzt die Erwartung an
                                                                       Perfektion so unter Druck, dass sie nur mit Hilfe von Beru-
Keine Musikerin, kein Musiker geht gerne mit einer Unsi-               higungsmitteln auftreten können. Die leichte Form dieses
cherheit auf die Bühne. Dennoch kennen wir Situationen,                Erwartungsdruckes und der Angst vor Fehlern nennt man
wo das so ist, und müssen uns damit professionell arran-               charmant „Lampenfieber“.
gieren. Sei es, dass man aus irgendeinem Grund nicht gut
vorbereitet ist, oder dass man einen verdammt schwierigen              Die Gefahr des Scheiterns steht also immer mit auf der Büh-
Part zu spielen hat. Vielleicht hat man den auch gut im Griff,         ne. Wenn sich das schon nicht vermeiden lässt, kann man
aber das Zusammenspiel klappt nicht so richtig. Oder die               dann damit nicht irgendwie positiv umgehen? Denn, haben
leitende Hand am Dirigierpult fährt eher einen Schlinger-              wir nicht alle schon mal erlebt, dass Fehler nicht zwangsläu-
kurs, als dass sie sicher durch das Stück führt. Möglicher-            fig nur unerwünschte Folgen haben müssen, sondern sich
weise bemerkt das Publikum am Ende von alldem nichts                   dadurch auch ungeahnte neue Perspektiven auftun kön-
und applaudiert begeistert. In die Dankbarkeit, weil man               nen? Dass nach einem gescheiterten Plan plötzlich andere,
die Situation gerade noch ganz gut hat meistern können,                möglicherweise sogar viel Bessere zur Wahl stehen? Kann
mischt sich dennoch eine Unzufriedenheit. Schließlich war              man das latente kreative Potential des Scheiterns nicht nut-
man das ganze Konzert lang eher darauf konzentriert, keine             zen? Man kann! – Sofern man genügend Spielraum hat,
Fehler anstatt mit Freude Musik zu machen.                             spontan zu reagieren. Dann braucht es nur noch den Mut
                                                                       zur Improvisation und natürlich etwas Übung darin.
Aber auch wenn man sich sicher fühlt, kann es einen uner-
wartet treffen. Man hat ausgiebig geübt und geprobt, geht              Leider hat man diesen benötigten Spielraum nicht immer.
mit Selbstbewusstsein auf die Bühne, da stört ein penetran-            Beim Spielen einer durchkomponierten Partitur hat man
018

wenig Chancen. Sollte man sich da verspielen, kann man            umgegangen, damit gespielt wird. Jede/jeder Spieler*in
aber immerhin noch versuchen, mit Mut improvisierend da-          kann jederzeit überraschende, unerwartete Impulse geben
rüber hinweg zu kommen, bis man sich wieder gefangen              und Reaktionen provozieren, die den musikalischen Fluss
hat. Sehr routinierten Musiker*innen kann das gelingen,           in Gang halten. Das ist aber immer auch riskant, denn es
ohne, dass das Publikum etwas bemerkt. Manchmal kommt             kann sein, dass ein solcher Impuls nicht aufgegriffen wird
man von vornherein überhaupt nicht um Improvisation he-           und die Improvisation kläglich versandet. Es bleibt so bis
rum. Die Noten werden z.B. von der/dem Komponistin/               zum Schluss offen, ob es gelingt eine spannende Musik zu
Komponisten zu knapp vor der Uraufführung eines neuen             machen. Dennoch nimmt die Bereitschaft zum Risiko und
Stückes abgeliefert, es bleibt nicht genügend Zeit zum            das bewusste Einbeziehen von Überraschungen den Spie-
Üben und man muss stellenweise improvisierend durch das           ler*innen die Angst vor einem eventuellen Scheitern.
Stück kommen. Solist*innen und Ensembles mit Erfahrung
in Improvisation haben so schon manches Stück gerettet.           Im übertragenen Sinne wäre zu wünschen, dass in einer Zeit,
Beispiele dieser Art haben oft genug gezeigt, dass es bei         in der wir in allen Lebensbereichen einen Hang zur fehlerlo-
der Musik nicht in erster Linie auf Fehlerlosigkeit ankommt,      sen Perfektion erleben, mehr Spielraum im besten Sinn des
sondern, dass man einen musikalischen Prozess im Moment           Wortes gelassen wird. Um zu erfahren, dass ein Fehler, ein
lebendig gestalten kann.                                          nicht Erfüllen des, von wem auch immer gesetzten Maßsta-
                                                                  bes, nicht zwangsläufig ein generelles Scheitern bedeutet.
Geht man gleich improvisierend ans Werk, kann man der             Mehr Spielraum würde anderen Optionen mit ungeahntem
Angst vor Fehlern den Wind aus den Segeln nehmen.                 und ungenutztem Potential erlauben, sich weiter zu entwi-
Nicht, dass eine Improvisation immer gelingt. Sie kann auch       ckeln. Ich plädiere für die Freiheit Fehler machen zu dürfen
spannungslos, ideenlos, langweilig verlaufen, kann zu lange       – für die Freiheit zu scheitern!
dauern, mit keiner oder zu wenig Interaktion zwischen den
Musiker*innen geschehen, kann sich in zu vielen Klischees         Ich wüsste gerne mal, wie mein anfangs geschilderter Traum
verlieren, mit zu viel Virtuosität überladen sein, et cetera.     weitergehen würde. Was würde ich tun mit dem Instrument,
Aber die Musiker*innen können jederzeit auf eine uner-            das ich gar nicht spielen kann? Würde ich so vorgehen wie
wartet eintretende Situation spontan reagieren. Und das           der italienische Komponist Giacinto Scelsi (1905–1988)? Der
im Glücksfall mit musikalischem Gewinn! Zuhörer*innen             nahm eine Gitarre, die er sicher nicht auf die übliche Weise
erleben diese Spontaneität mit und haben ihre Freude da-          spielen konnte, legte sie vor sich auf die Knie und begann
ran. Die Geistesgegenwart, die bei improvisierenden Mu-           darauf mit den Händen auf dem Korpus und auf den Sai-
siker*innen besonders gefordert ist, überträgt sich auf das       ten zu trommeln. Aus dieser spontanen Improvisation, die
Publikum und bindet es so in das musikalische Geschehen           er aufzeichnete und transkribieren ließ, entwickelte er eine
unmittelbar mit ein.                                              seiner meistgespielten Kompositionen, „Ko-Tha (Tre Dance
                                                                  Di Shiva)“.*
Vor allem in der Freien Improvisation ist das so. Auf die-
sem musikalischen Experimentierfeld, das alle möglichen           Das wäre vielleicht eine interessante Idee für ein zukünfti-
Klänge gleichberechtigt behandelt – harmonische wie               ges Konzert an der UW/H? Jede/jeder Musiker*in muss ein
dissonante, wohlklingende wie geräuschhafte – wird jedes          Instrument spielen, dass sie/er gar nicht beherrscht…
klangliche Ereignis als gegeben genommen und nicht als
richtig oder falsch, passend oder unpassend gewertet. Es
wird in seiner jeweiligen Qualität bedingungslos akzeptiert,      * Zu hören auf „Suono rotondo“ (Michael Kiedaisch, Stefano Scodanibbio,
                                                                    Mike Svoboda) Wergo (WER 66722).
egal ob Geräusch oder Ton. Entscheidend ist, wie damit

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Fakultät
  Studium
AUS      UND
020

KOMMEN

                Claus Volkenandt                                             Matthias Kettner
                Prodekan Lehre Fakultät für Kulturreflexion                  Lehrstuhl für Praktische Philosophie der
                                                                             Fakultät für Kulturreflexion

DALIA AJDINOVIC                                                   KIRSTEN KÖTTING

Mit Dalia Ajdinovic konnte die Stelle im Sekretariat des Stu-     Der Lehrstuhl für Praktische Philosophie sowie der Bereich
dium fundamentale kompetent neu besetzt werden. Seit              Digitale Medien hat seit 15. November 2018 endlich wieder
dem 15. Oktober 2018 ist Frau Ajdinovic dort vor allem für        ein voll funktionsfähiges, auch die Lehrplanung unterstüt-
die Koordination der verschiedenen Seminare und Veranstal-        zendes Sekretariat: herzlich willkommen, Kirsten Kötting!
tungen nach Räumen und Zeiten zuständig. Ebenso ist sie           Frau Kötting wurde bei der Firma Nordwest Handel AG in
erste Ansprechpartnerin für die Lehrenden im Bereich Studi-       Hagen zur Bürokauffrau ausgebildet und nach erfolgrei-
um fundamentale.                                                  chem Abschluss im Betrieb als Sachbearbeiterin übernom-
                                                                  men. Später wechselte sie zu einem regionalen Kabelfern-
Frau Ajdinovic hat zunächst eine Ausbildung zur Rechtsan-         sehanbieter in Aachen als Großkundenbetreuerin. Als sich
waltsfachangestellten für Sport- und Wirtschaftsrecht in der      ihr die Chance bot, Juniorverkäuferin im Außendienst für
Kanzlei Wieschemann, die in Bochum ansässig ist, absolviert.      die Firma Seiko zu werden, ergriff sie diese. Nach einer Er-
Im Anschluss war sie mehrere Jahre als Personalsachbear-          ziehungspause – formale Arbeit ist ja bestenfalls das halbe
beiterin tätig, in der sie ihr Organisationstalent unter Beweis   Leben! – bildete sich Frau Kötting zur Office Managerin fort.
stellen konnte – und von dem wir jetzt profitieren. Bevor Frau    Mit diesem reichen und diversen Erfahrungshintergrund ist
Ajdinovic zu uns kam, war sie als Projektassistentin in einer     sie bestens gerüstet, die neuen Herausforderungen an der
Full-Service-Agentur im Bereich BTL-Marketing tätig.              Universität Witten/Herdecke und an einer Fakultät im Um-
                                                                  bau zu meistern.
Als gebürtige Wittenerin hatte sie schon lange den Wunsch,
für die Universität Witten/Herdecke tätig zu werden. In ihrer
Freizeit schlägt ihr Herz für den Pferdesport.

Wir freuen uns sehr, mit Frau Ajdinovic eine hoch engagierte
und humorvolle Mitarbeiterin für das Stufu-Sekretariat ge-
wonnen zu haben.

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Aus Fakultät und Studium     021

          Claus Volkenandt
          Prodekan Lehre Fakultät für Kulturreflexion

REBECCA BURKE                                                 Frau Dr. Burke freut sich hier in einer Fakultät zu arbeiten,
                                                              die die vielen Aspekte von unterschiedlichen Bereichen der
Tēnā koutou katoa.                                            Kultur-Arbeit vereint, weil sie ihre zahlreichen Erfahrungen
Ko Ruhr te awa.                                               in unterschiedlichen Bereichen wie Museumspädagogik,
Ko tiamana tōku iwi.                                          Lehre oder Forschung, nutzbringend anwenden kann.
Ko Te Herenga Waka Marae tōku marae.
Ko Otis Apirana e Lotta Hineteāio tōku whānua.                Privat ist sie alleinerziehende Mama von zwei kleinen Kin-
Ko Rebecca Burke tōku ingua.                                  dern, geht gerne zu kulturellen Veranstaltungen und tankt
Tēnā koutou, tēnā koutou, tēnā koutou katoa.                  Kraft beim Kochen und Haka.

(Rebecca Burkes Pepeha - Traditionelle, respektvolle Vor-
stellung und Begrüßung in der Maori Sprache, Te Reo
Māori)

Als neues Gesicht begrüßen wir Frau Dr. Rebecca Burke in
der Lehrplanung. Ihre Tätigkeiten umfassen seit dem 15.
Oktober 2018 die Organisation und Planung der Lehrange-
bote des Studium fundamentale sowie die Evaluation der
Lehre.

Frau Dr. Burke studierte in Bochum an der Ruhr-Universität
Geschichte und Kunstgeschichte, um dann letztendlich in
                                                                                                                       Anzeige
Neuseeland an der Victoria University Wellington ihren PhD
im Bereich Māori-Kultur und Neuseeländische Geschichte
zu machen.

Nachdem sie 10 Jahre in Neuseeland gelebt hat, verschlug
es sie vor knapp 3 Jahren wieder nach Deutschland. Sie gilt
als einzige Expertin im deutschsprachigen Raum im Gebiet
Māori-Kultur.

Eines ihrer Nebenprojekte ist deshalb auch das Schreiben
eines Kulturführers über Māori für den deutschen Markt, so-
wie die Arbeit für Haka One und Iwi Global Consulting, wo
sie im Bereich Cultural Consulting Leadership Training und
Team Building tätig ist und Haka (ritueller Tanz der Māori)
nach Deutschland bringt.
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GEHEN

                                                              VERABSCHIEDUNG
                                                              PROF. DR. REINHARD LOSKE
                                                              Professur für Politik, Nachhaltigkeit und
                                                              Transformationsdynamik

                                                                         Martin Butzlaff
                                                                         Präsident der Universität Witten/Herdecke

PROF. DR. REINHARD LOSKE

Ob im Fachstudium oder im Studium fundamentale – es           haben. Weil er dabei immer wieder spannende Partner*in-
gibt wohl nur wenige Studierende der Fakultäten für Wirt-     nen aus Politik und Wissenschaft einlud, bereicherte seine
schaftswissenschaft, Gesundheit und Kulturreflexion, die      Seminare um vielfältige und interdisziplinäre Perspektiven.
die UW/H verlassen, ohne wenigstens ein politisches Semi-
nar bei Prof. Loske besucht zu haben.                         „Forschung an der UW/H ist kein Selbstzweck, sondern
                                                              folgt dem gesellschaftlichen Nutzen“ – diesen Leitgedan-
Als Reinhard Loske nach Witten kam, verabschiedete er         ken verfolgt Prof. Loske konsequent und beherzt. Seine Pu-
sich aus der aktiven Politik, um sich wieder der Lehre und    blikationen erreichen ein breites Publikum und verknüpfen
Forschung zu widmen. Die Perspektive des erfahrenen           die unterschiedlichsten politischen „Wenden“ zu einer um-
Politikers und des Wirtschafts- und Politikwissenschaftlers   fassenden Reformagenda. Nun ruft ihn eine neue Möglich-
zugleich verlieh seinen Seminaren Praxisnähe und Popula-      keit der Gesellschaftsgestaltung von der ältesten Privatuni-
rität: Die hohen Teilnehmer*innenzahlen seiner Lehrveran-     versität Deutschlands an eine noch sehr junge Hochschule,
staltungen sprechen für sich.                                 um dort als Präsident zu wirken.

Stets nah dran an den studentischen Biografien und den        Die Verbindung zu Reinhard Loske wird gewiss bleiben:
brennenden politischen Fragen, die unsere Gesellschaft        persönlich, thematisch und ggf. auch institutionell zwischen
zurzeit umtreiben, griff er die zentralen Themen rund um      zwei akademischen „Gründer-Zentren“, die mit kräftigen
die sozial-ökologische Transformation der Gesellschaft auf:   Reformimpulsen wirken wollen.
Von der Energiewende über die „Sustainable Development
Goals“ der UN bis hin zum Umgang mit Lobbyismus und           Im Namen der UW/H: Herzlichen Dank für das Engagement
Populismus – Prof. Loske sorgte dafür, dass diese aktuell     der vergangenen Jahre – und für die neue Aufgabe gutes
wichtigen politischen Herausforderungen einer zukunfts-       Gelingen!
fähigen Gesellschaft im Lehrangebot einen festen Platz
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