Besteuerung der digitalen Wirtschaft - Prof. Dr. Stefan Bendlinger ICON Wirtschaftstreuhand GmbH
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Inhaltsübersicht 1. Ansätze der OECD zur Besteuerung der DE – OECD Policy Note vom 23.1.2019 – Arbeitsprogramm der OECD vom 21.5.2019 – Die „Zwei-Säulen-Strategie“ 2. Ansätze er EU zur Besteuerung der DE − Signifikante digitale Präsenz − Digitalsteuer und kritische Würdigung 3. Schlussfolgerung 2 ©ICON Wirtschaftstreuhand GmbH, Stahlstraße 14, 4020 Linz, Austria | icon.at
Was bisher geschah! Ansätze der OECD ➢ September 2014 OECD/G20 BEPS-Project: Addressing the Tax Challenges of the Digital Economy, Action 1: 2014 Deliverable ➢ October 2015 OECD/G20 BEPS-Project: 2015 Final Report ➢ September 2017 OECD, Request for Input on Work regarding the Tax Challenges of the Digitalised Economy ➢ October 2017 Public Comments received on the tax challenges of the digitalization (veröffentlicht) ➢ November 2017 Public Consultaton on the tax challenges of the digitalization, School of Law the University of California, Berkeley, 1.11.2017 3 ©ICON Wirtschaftstreuhand GmbH, Stahlstraße 14, 4020 Linz, Austria | icon.at
Was bisher geschah! Ansätze der OECD ➢ März 2018 OECD/G20 BEPS-Project: Tax Challenges Arising from the Digialisation – Interim Report 2018 3 Merkmale 1. Scale without mass 2. Heavy reliance on intangible assets 3. Importance of data, user participation and synergies with intangible assets ➢ Jänner 2019 OECD/G20 BEPS-Project: Addressing the Tax Challenges of the Digitalisation of the Economy – Policy Note Policy Note v. 23.1.2019 − Vorschläge „without prejudice“ 4 ©ICON Wirtschaftstreuhand GmbH, Stahlstraße 14, 4020 Linz, Austria | icon.at
Was bisher geschah! Ansätze der OECD ➢ Februar 2019 OECD BEPS-Project, Public Consultation Document, Addressing the Tax Challenges of the Digitalisation of the Economy, 13 February – March 2019 – 2-Säulen-Modell ➢ Säule I: Profit Allocation and Nexus ➢ Säule II: Minimum Taxation − Stellungnahmen im Umfang von 2000 Seiten ➢ März 2019 OECD, Public Consultation on the Tax Challenges of Digitalisation, 13./14.3.2019 OECD Conference Center − 400 Teilnehmer https://www.oecd.org/ctp/beps-actions.htm 5 ©ICON Wirtschaftstreuhand GmbH, Stahlstraße 14, 4020 Linz, Austria | icon.at
Was bisher geschah! OECD Policy Note vom 23.1.2019 • Analyse der Wertschöpfungskette verschiedener digitaler Geschäftsmodelle und deren Merkmale – Keine Notwendigkeit physischer Präsenz – Erhebliche Bedeutung von IWG – Relevanz von Daten, Nutzerbeteiligung, Netzwerkeffekten und Beschaffung nutzergenerierter Inhalte • BEPS-Risiken durch Möglichkeit der Gewinnverlagerung in Niedrigsteuerländer • Suche nach einer globalen Lösung • Neue internationale Gewinnaufteilung • „Two Pillars“-Approch – I: Neuverteilung von Besteuerungsrechten/Nexus – II: Mindestgewinnbesteuerung 6 ©ICON Wirtschaftstreuhand GmbH, Stahlstraße 14, 4020 Linz, Austria | icon.at
Was bisher geschah! Arbeitsprogramm der OECD v. 31.5.2019 • Treffen des Inclusive Framework (129 Staaten) am 28.5.2019 • Entwicklung eines Arbeitsprogramms zwecks Präsentation eines finalen Berichts bis Ende 2020 • Unkoordinierten steuerlichen Alleingänge • Unzufriedenheit einzelner Staaten mit dem Funktionieren des internationalen Steuersystems – Versuch der Neuinterpretation bestehender Regelungen – Erhöhung des administrativen Aufwandes, Rechtsunsicherheit – Doppelbesteuerung – Negative Auswirkungen auf globale Investitionen und Wachstum 7 ©ICON Wirtschaftstreuhand GmbH, Stahlstraße 14, 4020 Linz, Austria | icon.at
Arbeitsprogramm der OECD Inclusive Framework on BEPS -Work Plan v. 31.5.2019 Zielsetzung: Final Report Ende 2020 • Reduzierung der in Säule I vorgeschlagenen Optionen • Wechselwirkungen zwischen Säule I und Säule II – Entwicklung von „common global anti-base erosion rules“ • Ausgewogenes Verhältnis zwischen Exaktheit und Administrierbarkeit • Keine Besteuerung bei Verlusten • Vermeidung von DB ➢ Einigkeit über die Architektur des Systems bis Jänner 2020 8 ©ICON Wirtschaftstreuhand GmbH, Stahlstraße 14, 4020 Linz, Austria | icon.at
Arbeitsprogramm der OECD Inclusive Framework on BEPS -Work Plan v. 31.5.2019 9 ©ICON Wirtschaftstreuhand GmbH, Stahlstraße 14, 4020 Linz, Austria | icon.at
Arbeitsprogramm der OECD Inclusive Framework on BEPS -Work Plan v. 31.5.2019 10 ©ICON Wirtschaftstreuhand GmbH, Stahlstraße 14, 4020 Linz, Austria | icon.at
Arbeitsprogramm der OECD Die „Zwei-Säulen-Strategie“ Säule I Revised Nexus and Profit Allocation Rules i. Modified Residual Profit Split Method (MRPS) ii. Fractionnal Apportionment Method iii. Distribution Based Approach Säule II Global Anti-Base Erosion Proposal Entwicklung eines globalen Vorschlags zur Vermeidung von Gewinnverkürzungen („global anti-base erosion“) – Anpassung nationaler Steuergesetze und der DBA mit Möglichkeit der Nachbesteuerung („tax back“), wenn Staaten von ihren vorrangigen Besteuerungsrechten keinen Gebrauch machen oder Einkünfte einer effektiven Niedrigbesteuerung unterliegen 11 ©ICON Wirtschaftstreuhand GmbH, Stahlstraße 14, 4020 Linz, Austria | icon.at
Arbeitsprogramm der OECD Gemeinsamkeiten der 3 Optionen • Definition “Nexus” ohne physische Präsenz • “total business profit” als Ausgangspunkt • Einfache Form der Ergebniszuordnung (Abweichend vom Fremdverhaltensgrundsatz) • Anwendung • 3 Bausteine zur Lösung technischer Probleme – Neue Methode der Gewinnaufteilung – Neuer “Nexus” ohne Notwendigkeit physischer Präsenz – Mechanismus zur internationalen Umsetzung (Vermeidung von DB, Streitbeilegung) 12 ©ICON Wirtschaftstreuhand GmbH, Stahlstraße 14, 4020 Linz, Austria | icon.at
Arbeitsprogramm der OECD Säule I - Modified Residual Profit Split Method T(MRPS) • Zuordnung des Besteuerungsrechtes an einem Teil der (nicht auf Routinetätigkeiten entfallenden) Gewinne an den Marktstaat*, um den bislang nicht erfassten Wertschöpfungsbeitrag besteuern zu können (Übereinstimmung mit bestehenden VP-Regelungen) • Vier Schritte zur Umsetzung i. Ermittlung der “total profits” eines Unternehmens ii. Eliminierung von “Routinegewinnen” iii. Bestimmung der aufzuteilenden, nicht auf Routinetätigkeiten entfallenden Gewinne iv. Gewinnzuordnung an den Marktstaat auf Grundlage eines Verteilungsschlüssels *) Marktstaat = Ansässigkeitsstaat des Kunden Ansässigkeitsstaat des Nutzers 13 ©ICON Wirtschaftstreuhand GmbH, Stahlstraße 14, 4020 Linz, Austria | icon.at
Arbeitsprogramm der OECD Säule I - Modified Residual Profit Split Method (MRPS) • “Technical Issues” im Rahmen des Arbeitsprogramms – Vorschriften zur Ermittlung der “total profits” – Bemessung der “total profits” (Konzernergebnis, konsolidiert, Steuersubjektbezogen?) – Aufteilung der “total profits” auf Routine- und Nicht- Routine Tätigkeiten (Anpassung von VP-Regeln) 14 ©ICON Wirtschaftstreuhand GmbH, Stahlstraße 14, 4020 Linz, Austria | icon.at
Arbeitsprogramm der OECD Säule I - Fractional Apportionement Method • Vermeidet die Aufteilung von Gewinnen auf Rountine- und Nicht- Routine-Tätigkeiten durch Allokation der “overall profits” (oder jener einer “Business Line” • Drei Schritte zur Umsetzung: (i) Ermittlung der aufzuteilenden Gewinne (ii) Auswahl eines Aufteilungsschlüssels (iii) Gewinnzuordnung zu den Marktstaaten durch Formelzerlegung • “Technical Issues” im Rahmen des Arbeitsprogramms – Gewinnermittlung von Steuerausländern (“overall profitability”?) – Gewinnermittlungsvorschriften – Aufteilungsfaktoren (zB Arbeitnehmer, Vermögen, Umsätze, Nutzer) – Entwicklung von Regelungen um das bestehende 15 Verrechnungspreissystem entsprechend anzupassen ©ICON Wirtschaftstreuhand GmbH, Stahlstraße 14, 4020 Linz, Austria | icon.at
Arbeitsprogramm der OECD Säule I - Distribution based approach • Vereinfachter Ansatz mit dem Ziel, Marktstaaten mehr Gewinne zur Besteuerung zuzuordnen und gleichzeitig Konflikte iZm der angemessenen Vergütung für Marketing und Vertriebsaktivitäten zu vermeiden • Definition eines im Marktstaat zu versteuernden “baseline profit”, für Marketing, Vertrieb und “user related activities” – Allenfalls erhöht um einen am Konzernergebnis zu bemessenden Faktor (“Final allocation”?) 16 ©ICON Wirtschaftstreuhand GmbH, Stahlstraße 14, 4020 Linz, Austria | icon.at
Arbeitsprogramm der OECD Säule I - Distribution based approach • “Technical Issues” im Rahmen des Arbeitsprogramms – Entwicklung von Regelungen zur Bestimmung des auf Marketing/Vertrieb/Nutzer zu verteilenden “Baseline Profit” – Notwendige Anpassungen an die “overall group profitability” – Soll die “Baseline” als Maximal-/Minimalansatz gelten? – Wie geht man mit Unternehmen ohne jegliche physische Präsenz in Marktstaaten um? – Wie ist dieser Ansatz mit bestehenden VP-Grundsätzen in Einklang zu bringen? 17 ©ICON Wirtschaftstreuhand GmbH, Stahlstraße 14, 4020 Linz, Austria | icon.at
Arbeitsprogramm der OECD Säule I - Neuer „Nexus“ • Neudefinition des Betriebsstättenbegriffs in Art. 5 OECD-MA (“remote taxble presence”) iVm Art. 7 OECD-MA ohne das Erfordernis physischer Präsenz – iVm einer Neudefinition des Quellenstaatprinzips (“taxable income sourced”, “derived from”) • Eigener Tatbestand (“standalone rule”) aufgrund nachhaltiger und signifikante Teilnahme am Wirtschaftsleben eins Staates? (“new non-physical taxable presence separate from PE-concept”) – Neues “Quellenstaatsprinzip” unabhängig vom BS-Konzept – Verhinderung von echter/unechter Doppelbesteuerung – Einfache Administrierbarkeit – Anpassung bestehender Doppelbesteuerung (durch MLI?) – Multilaterale Mechanismen – Steuereinhebung und Vollstreckung (Quellensteuern?) – Diskriminierungsverbote 18 ©ICON Wirtschaftstreuhand GmbH, Stahlstraße 14, 4020 Linz, Austria | icon.at
Arbeitsprogramm der OECD Säule I – Weitere Fragestellungen • Umgang mit Verlusten – Regeln der Gewinnaufteilung sollen symmetrisch sowohl für Gewinne als auch für Verluste gelten – Müssen Unternehmen in Verlustsituation im Marktstaat Steuererklärungen abgeben? – Umgang mit Verlustvorträgen, regionalen Verlusten, Verlusten in bestimmten Business Lines? • Vermeidung von Doppelbesteuerung – Sind die bestehenden Methoden zur Vermeidung von DB ausreichend? – Analyse der Effizienz bilaeraler/nationale Entlastungsmechanismen – Überprüfung bestehender Mechanismen zur Streitbeilegung – Multilateral koordiniertes “risk assessment” (FTA, ICAP) 19 ©ICON Wirtschaftstreuhand GmbH, Stahlstraße 14, 4020 Linz, Austria | icon.at
Arbeitsprogramm der OECD Säule I – Weitere Fragestellungen • Verfahrensrechtliche Aspekte – Form der Steuereinhebung, Erklärungspflichten, Informationsaustausch? – Registrierungspflicht von Steuerausländern? – Erhebung von Quellensteuern? – Data Points: “total profit”, “total profit per business line”, “sales”, “users”…Erweiterung des CbC-Report? 20 ©ICON Wirtschaftstreuhand GmbH, Stahlstraße 14, 4020 Linz, Austria | icon.at
Arbeitsprogramm der OECD Säule I – Weitere Fragestellungen • DBA-Anpassungen – DBA-Anpassungen durch Einführung eines neuen “Nexus” und neuer Regelungen der Gewinnzuordnung • Durch Erweiterung des MLI • Eine neues MLI 21 ©ICON Wirtschaftstreuhand GmbH, Stahlstraße 14, 4020 Linz, Austria | icon.at
Arbeitsprogramm der OECD Säule II – Global Anti-Base Erosion (GloBE) • Berechtigung eines Staates steuerlich “zuzugreifen”, – wenn die Besteuerung der Einkünfte ein bestimmtes Mindestbesteuerungsniveau unterschreitet – Ziel: Mindestbesteuerung international tätiger Unternehmen – Income Inclusion Component • “Top-up” oder “fixed percentage approach” – Anti-Base-Erosion payment rule (undertaxed payment rule, subject-to-tax-rule) • Beendigung des “race to the bottom” • Keine Besteuerung bei Verlusten • Keine Doppelbesteuerung 22 ©ICON Wirtschaftstreuhand GmbH, Stahlstraße 14, 4020 Linz, Austria | icon.at
Arbeitsprogramm der OECD Säule II –GloBE – 2 Ansätze 1. Income Inclusion Rule Besteuerung ausländischer Einkünfte von BS oder CFC’s, wenn diese einer effektiven Besteuerung unterliegen, die eine bestimmte Schwelle unterschreitet (ergänzend zu CFC) “Top-up to a minimum rate” Festlegung eines Mindestbesteuerungsniveaus ungeachtet der Ansässigkeit des Headquarters – “Fixed percentage” Einfach umzusetzen, bietet Transparenz un ermöglicht international Koordination – “Swith over rule” Steueranrechnung statt Ergebnisfreistellung, wenn im Quellenstaat unter dem Mindeststeuersatz besteuert wird 23 ©ICON Wirtschaftstreuhand GmbH, Stahlstraße 14, 4020 Linz, Austria | icon.at
Arbeitsprogramm der OECD Säule II –GloBE – 2 Ansätze 2. Tax on base eroding payments: – Ergänzend zur “Income Inclusion” a) Undertaxed Payment Rule Niedrig besteuerte Einkünfte werden nicht als Betriebsausgabe anerkannt, wenn diese keener Mindestbesteuerung unterlegen haben, iVm Quellensteuern b) Subject-to-tax rule Aufnahme von “subject-to-tax”-Regeln in DBA’s, Verweigerung der DBA-Anwendung bei Niedrigbesteuerung im andern Staat 24 ©ICON Wirtschaftstreuhand GmbH, Stahlstraße 14, 4020 Linz, Austria | icon.at
Arbeitsprogramm der OECD Planung der „Steering Group“ Wirtschaftliche Analyse und Folgenabschätzung Dezember 2019 Anfang 2020 Ende 2020 Progress Report Steering Group Final Report Political Agreement Abstimmung der Steering Group des Inclusive Einheitlicher Ansatz für Kernelemente einer Framework erarbeitet eine die Säulen I und II langfristigen Lösung mit Konsensfähige, langfristige Fortschrittsbericht Inclusive Framework globale Lösung 25 ©ICON Wirtschaftstreuhand GmbH, Stahlstraße 14, 4020 Linz, Austria | icon.at
Arbeitsprogramm der OECD Die beteiligten Stellen • OECD-WP1 (zuständig für OECD-MA) – Pillar I: Nexus, (neue) Methoden zur Vermeidung von DB, Konfliktvermeidung, DBA-Anpassung – Pillar II: switch-over, subject-to-tax-rules • OECD-WP 2 (zuständig für Statistiken) – Pillars I/II: Wirtschaftliche Analyse und Folgenabschätzung • OECD-WP 6 (Verrechnungspreise) – Pillar I: Betriebsstätten-Ergebnisabgrenzung • OECD-WP 11 (Aggressive Steuerplanung) • Task Force on Digital Economy • Forum on Tax Administration (FTA) –MAP Forum – Streitbeilegung 26 ©ICON Wirtschaftstreuhand GmbH, Stahlstraße 14, 4020 Linz, Austria | icon.at
Arbeitsprogramm der OECD Arbeitsteilung zwischen den WP‘s des 27 ©ICON Wirtschaftstreuhand GmbH, Stahlstraße 14, 4020 Linz, Austria | icon.at
Arbeitsprogramm der OECD Arbeitsteilung zwischen den WP‘s des 28 ©ICON Wirtschaftstreuhand GmbH, Stahlstraße 14, 4020 Linz, Austria | icon.at
Was bisher geschah! Ansätze der EU ➢ 29. September 2017 EU-Gipfel in Tallin („Tallin Digital Summit) ➢ 19. Oktober 2017 Erste Vorschläge der EU-Kommission zur Besteuerung der digitalen Wirtschaft ➢ Konzept der „virtuellen“ Betriebsstätte ➢ iVm Anpassung der Verrechnungspreisgrundsätze und der Regelungen zur Betriebsstätten-Gewinnabgrenzung ➢ 21. März 2018 EU-Kommission präsentiert zwei Richtlinienvorschläge 1. Vorschlag für eine RL zur Festlegung von Vorschriften für die Unternehmensbesteuerung einer signifikanten digitalen Präsenz, COM (2018), 147 final 2. Vorschlag für eine Richtlinie des Rates zum gemeinsamen System einer Digitalsteuer auf Erträge aus der Erbringung bestimmter digitaler Dienstleistungen v. 21.3.2018, COM(2018), 148 final 29 ©ICON Wirtschaftstreuhand GmbH, Stahlstraße 14, 4020 Linz, Austria | icon.at
EU-Richtlinienentwürfe Signifikante digitale Präsenz • Erweiterung des Betriebsstättenbegriffs – Digitale Dienstleistung über digitale Schnittstelle – Weite Fassung des Begriffs der „digitalen Dienstleistung“ – Erträge > 7 Mio in einem MS, > 100.000 Nutzer, Abschluss von > 3.000 Geschäftsverträgen (B2B) • Kein Konsens zwischen den MS – Notwendiger Paradigmenwechsel im IStR 30 ©ICON Wirtschaftstreuhand GmbH, Stahlstraße 14, 4020 Linz, Austria | icon.at
Was bisher geschah! Ansätze der EU ➢ 23. Mai 2018 Digital Taxation Roadmap unter bulgarischer Präsidentschaft ➢ 6. November 2018 „Policy Debate“ zur Einführung einer „digital services tax“ − Umfang der zu erfassenden digitalen Leistungen − Sunset Clause (Auslaufen der Richtlinie, nach Erzielung einer umfassenden Lösung zur Besteurung der digitalisierten Wirtschaft) ➢ 4. Dezember 2018 EU-Kommission diskutiert einen engeren Anwendungsbereich einer Digitalsteuer – Ablehnung im ECOFIN ❖ Von den EU-MS nicht angenommen 31 ©ICON Wirtschaftstreuhand GmbH, Stahlstraße 14, 4020 Linz, Austria | icon.at
EU-Richtlinienentwürfe Digital Service/Advertising Tax • Digitalsteuer – 3 % auf Umsätze aus digitalen Dienstleistungen – Online-Werbung, digitale Vermittlungsgeschäfte, Verkauf von Nutzerdaten – Konzernumsatz > 750 Mio, innerhalb der EU > 50 Mio • Ablehnung der DST im ECOFIN am 4.12.2018 – Einseitige EU-Maßnahme, keine globale Lösung – Risiko umfangreicher Kollateralschäden • Deutsch-französischer Kompromiss – Begrenzung der DST auf Online-Werbung („Digital Advertising Tax“) – Ab 1.1.2021 wenn bis dahin keine OECD-Lösung – Freibrief für nationale Lösungen • 32 ©ICON Wirtschaftstreuhand GmbH, Stahlstraße 14, 4020 Linz, Austria | icon.at
EU-Richtlinienentwürfe Digital Service/Advertising Tax • RL-Vorschlag der Kommission v. 12. März 2019 Proposal for a Council Directive on the common system of a digital advertising tax on revenues resulting from the provision od digital advertising services ➢ Von den EU-MS nicht angenommen • Österreichischer Alleingang durch die Einführung einer digitalen Werbesteuer 33 ©ICON Wirtschaftstreuhand GmbH, Stahlstraße 14, 4020 Linz, Austria | icon.at
Digitalsteuer Die Ziele der EU • Anpassung der internationalen Steuerrechtsordnung zwecks Erfassung der DE ist eine große Herausforderung – Ansässigkeits- und Quellenstaatsprinzip sind nicht mehr geeignet um DE zu besteuern – verlieren an Bedeutung • Wettbewerbsvorteile großer internationale operierender Konzerne sollen abgeschöpft werden 34 ©ICON Wirtschaftstreuhand GmbH, Stahlstraße 14, 4020 Linz, Austria | icon.at
Digitalsteuer Kompetenzgrundlage im AEUV • Kompetenzgrundlage – Art. 113 AEUV für indirekte Steuern – Art. 115 AEUV für direkte Steuern (Binnenmarktkompetenz) • EU-Vorschlag einer Digitalsteuer – Digitalsteuer-RL auf Grundlage von Art. 113 AEUV – Obwohl der RL-Entwurf einer Digitalsteuer ausdrücklich auf die Besteuerung der „Erträge aus der Erbringung bestimmter digitaler Dienstleistungen“ abstellt • Müssen die Voraussetzungen des Art. 115 AEUV erfüllt sein? 35 ©ICON Wirtschaftstreuhand GmbH, Stahlstraße 14, 4020 Linz, Austria | icon.at
Digitalsteuer Rechtfertigung für eine Besteuerung im Marktstaat? • Nicht-/Niedrigbesteuerung durch einen Staat begründen als solche keine Anknüpfung für eine Besteuerungshoheit des anderen Staates – Kein Verbot der Doppelbesteuerung, kein Gebot der Einmalbesteuerung (nur Ziele) • Digitalsteuer als Maßnahme gegen die Missbrauchsabwehr? – BEPS (PPT), ATAD I, § 22 BAO 36 ©ICON Wirtschaftstreuhand GmbH, Stahlstraße 14, 4020 Linz, Austria | icon.at
Digitalsteuer Rechtfertigung für eine Besteuerung im Marktstaat • Nexus-Ansatz („genuine link“) – Nutzer (IP-Adresse) als Anknüpfungspunkt – Wertschöpfung durch Nutzerbeiträge ➢ Nutzung, Verkauf, Konsum sind jedoch keine Anknüpfungspunkte für direkte, sondern für indirekte Steuern ➢ US Supreme Court 21.6.2018, South Dakota v Wafair, Inc. – Für Sales Tax-Zwecke ist die digitale Präsenz eine ausreichende territoriale Anknüpfung für die Besteuerung von Online-Händlern (Bezugnahme auf Wettbewerbsverzerrung durch nicht besteuerten Online-Handel) 37 ©ICON Wirtschaftstreuhand GmbH, Stahlstraße 14, 4020 Linz, Austria | icon.at
Digitalsteuer Rechtfertigung für eine Besteuerung im Marktstaat • Nexus-Ansatz („genuine link“) – Ertragsteuern knüpfen an „Gewinne“ bzw die Wertsteigerung des Unternehmens zwischen zwei Stichtagen • Wertsteigerung am Ort des Konsums? • Wie ist der Input des Nutzers zu bewerten? • Durchsetzung von Besteuerungsansprüchen? – Ertragsteuern knüpfen bislang an das Ursprungsland und nicht an das Bestimmungsland an • Digitalsteuer auf einen am Bruttoumsatz bemessene pauschale Ertragsteuer? („Hybride Steuer“) 38 ©ICON Wirtschaftstreuhand GmbH, Stahlstraße 14, 4020 Linz, Austria | icon.at
Digitalsteuer Wettbewerbsverzerrung durch Digitalsteuer • Digitalsteuer betriff nur umsatzstarke Unternehmen – „Schutz“ von Start-ups und KMU‘s – Inländergleichbehandlung, Diskriminierung, Beihilfe? • zB Vorabentscheidungsverfahren C-75/18, Vodafone betreffend ungarische Sondersteuer auf Telcom-Unternehmen (Begünstigung für kleine, ungarische Unternehmen, Diskriminierung ausl. Unternehmen?) – Mögliche Rechtfertigung: Erhebung einer „Equalisation Levy“ • Digitalsteuer wird auf Bruttobasis erhoben – Begünstigung von großen Unternehmen mit hohen Gewinnen? – Verletzung des Leistungsfähigkeitsprinzips? – Substanzbesteuerung bei Verlusten? 39 ©ICON Wirtschaftstreuhand GmbH, Stahlstraße 14, 4020 Linz, Austria | icon.at
Digitalsteuer Doppelbesteuerung durch Digitalsteuer • (Ertragsteuerliches) Ansässigkeitsprinzip • Verhinderung von DB ist ein Ziel der EU • Digitalsteuer als Betriebsausgabe – Warum soll Staat A auf Besteuerungssubstrat verzichten, weil Staat B eine Digitalsteuer erhebt? • Ist die Digitalsteuer tatsächlich eine Ertragsteuer? – (Derzeit) kein DBA-rechtlicher Anknüpfungspunkt (Betriebsstättenprinzip) – Art. 2 Abs. 2 OECD-MA autonom auszulegen – Mögliche Besteuerungsgrundlage: Art. 12A UN-MA idF Update 2017 40 ©ICON Wirtschaftstreuhand GmbH, Stahlstraße 14, 4020 Linz, Austria | icon.at
Digitalsteuer Schlussfolgerung • Besteuerungsversuche anhand traditioneller Steuerrechtssysteme (Ansässigkeits-/Quellenprinzip) scheitern – Die Verlagerung von Besteuerungsrechten in den Marktstaat („Bestimmungsland“) erfordert im innerstaatlichen und im DBA-Recht neue Tatbestandsmerkmale (Liefergewinnbesteuerung?) – Bewertung der Wertschöpfung, die Nutzer/Konsumenten generieren • „Dealing at arm‘s length“ und AOA sind also Maßstab grenzüberschreitender Gewinnabgrenzung ungeeignet • „Profit-Split“/Formelzerlegung gewinnt an Boden (Welche BMGrdl, welche Zerlegungsfaktoren?) 41 ©ICON Wirtschaftstreuhand GmbH, Stahlstraße 14, 4020 Linz, Austria | icon.at
Digitalsteuer Schlussfolgerung • Eine Lösung auf EU-Ebene ist nicht ausreichend • Eine Digitalsteuer kann nur ein Zwischenschritt sein • Nationales und DBA-Recht muss angepasst werden – Neues MLI? – „Direkte Methoden“ der BS-Ergebnisabgrenzung ungeeignet – Globaler „Profit-Split“ • Der Endbericht des OECD Inclusive Framework on BEPS (Ende 2020) ist mit Spannung zu erwarten 42 ©ICON Wirtschaftstreuhand GmbH, Stahlstraße 14, 4020 Linz, Austria | icon.at
ICON Wirtschaftstreuhand GmbH Danke dafür, dass Sie mir zugehört haben Prof. Dr. Stefan Bendlinger ICON Wirtschaftstreuhand GmbH 4020 Linz, Stahlstraße 14 stefan.bendlinger@icon.at Tel. +43/732/69412-9274, Fax +43732/6980-9279 Mobil +43/664 144 89 88 ©ICON Wirtschaftstreuhand GmbH, Stahlstraße 14, 4020 Linz, Austria | icon.at
Sie können auch lesen