Beurteilung im Leistungsraum - subjektive Fehlerquellen - Studienseminar Koblenz

 
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Beurteilung im Leistungsraum - subjektive Fehlerquellen - Studienseminar Koblenz
Studienseminar Koblenz
Berufspraktisches Seminar   Teildienststelle Altenkirchen

                    Diagnose und Rückmeldung III

          Beurteilung im Leistungsraum –
             subjektive Fehlerquellen

                                  02.09.2019

                                                            1
Modell des Lehr-Lern-Prozesses
     Lehren                Kompetenzen
                                                              Lernen
                         Lernumgebung
                       Im Lernkontext ankommen

Aufgabenstellungen      Vorstellungen entwickeln               Moderation

                          Lernprodukt erstellen

                        Lernprodukt diskutieren
Materialien/Methoden                                          Rückmeldung
                         Lernzugewinn erproben

                       Vernetzen und transferieren

 materiale
 Steuerung             Kompetenzen

                                                     © Studienseminar Koblenz 2
Neulich im Lehrerzimmer…
                             Mir sollen Fehler
                             beim Korrigieren
                             unterlaufen ???
Ich benote immer korrekt.    Im Leben nicht!
Wenn ich Klassenarbeiten
korrigiere, habe ich immer
die ÜSchO aufgeschlagen.                     Irgendwie bin ich mir
                                            gerade unsicher, da war
                                             doch mal was im Ref
                                              wegen „subjektiver
                                                Fehlerquellen“.
Arbeitsauftrag
Erinnern Sie sich an Ihre eigene Schulzeit und tragen
Sie Situationen zusammen, in denen Ihre Lehrer
„subjektiven Fehlerquellen“ unterlegen sind.

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Unbewusste Fehlerquellen

                    Wissen, Fakten,
 sichtbar                Daten                   bewusst

                   Fehlerquellen
              Gefühle
                                Voreinstellung
unsichtbar   neg. Erfahrung                      unbewusst

              subjektive Interpretation

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Vermeidung durch
             Bewusstmachung

                     Wissen, Fakten,
 sichtbar                 Daten                   bewusst

 Kenntnis
                    Fehlerquellen
               Gefühle
                                 Voreinstellung
unsichtbar    neg. Erfahrung                      unbewusst

               subjektive Interpretation

                                                              6
Arbeitsaufträge zu
              „Subjektive Fehlerquellen“
Einzelarbeit:
1.   Erschließen Sie sich die einzelnen „subjektiven Fehlerquellen“.
2.   Ordnen Sie die von Ihnen beschriebenen Situationen aus Ihrer
     Schulzeit den subjektiven Fehlerquellen zu.
3.   Reflektieren Sie kritisch, in welchen Situationen Sie vielleicht
     schon diesen Fehlerquellen erlegen sind.
Gruppenarbeit:
1.   Tauschen Sie Ihre Erkenntnisse aus der Einzelarbeit aus.
2.   Entwickeln Sie Strategien, mit denen sich einzelne dieser
     Fehlerquellen vermindern oder ausschließen lassen.
3.   Entscheiden Sie gemeinsam, wie Sie Ihre Ergebnisse darstellen
     wollen, um sie zu präsentieren (z.B. Schaubild,
     Moderationsstreifen, Cluster, …).
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Subjektive Fehlerquellen
Aus vielen empirischen Untersuchungen sind subjektive
Fehlerquellen bekannt:
 1. Effekt der Zusatzinformation
 2. Sympathie-Effekt
 3. Effekt des ersten Eindrucks (primacy effect)
 4. Voreinstellungs-Effekt
 5. Reihenfolge-Effekt
 6. Effekt der stabilen Urteilstendenzen
 7. Halo-Effekt
 8. Akteur-Beobachter-Effekt
 9. Matthäus-Effekt
 10. Biografie-Effekt
 11. Beziehungs-Effekt
 12. Macht-Effekt
Bewusstheit und Vermeidung:
        Diagnostikfehler aus der Praxis

• Die Benotung der Klassenarbeiten wird nach hinten hin
  immer strenger (oder milder).
• Veränderung des Erwartungshorizonts während der
  Korrektur.
• Man gibt dem Schüler noch den Punkt, weil man sich nicht
  vorstellen kann, dass der so etwas Einfaches nicht weiß. Er
  hat es doch wohl bloß vergessen.
• Man ist von dem ersten Teil der Bearbeitung so überrascht,
  dass der positive Eindruck die anderen Teile überstrahlt.
• Man gibt dem Schüler eine Vier in der Epochalnote, weil er
  die „doch immer“ hatte.
• Eine gute schriftliche Leistung eines Schülers beeinflusst
  die Notengebung der mündlichen Beteiligung.
• […]
Der pädagogische Freiraum
§ 50 Abs. 1 der Schulordnung:
 „Leistungsfeststellung und Leistungsbeurteilung werden gemäß § 25 Abs. 1
  SchulG durch die pädagogische Verantwortung und die Freiheit der
  Lehrkraft bestimmt. Leistungen der Schülerinnen und Schüler sind als
  Schritte und Resultate im Lernprozess zu sehen.“

§ 25 Abs. 1 des Schulgesetzes:
 „Die Lehrkräfte gestalten Erziehung und Unterricht der Schülerinnen und
  Schüler frei und in eigener pädagogischer Verantwortung im Rahmen der für
  die Schule geltenden Rechts- und Verwaltungsvorschriften, der
  Anordnungen der Schulaufsicht und der Beschlüsse der Konferenzen. …“

   Der pädagogische Freiraum ist keine Willkür!
Wie denn nun?

Eine angemessene Leistungsbewertung erfolgt …
• in Übereinstimmung mit den formalen Vorgaben der
 Schulordnung und des Schulgesetzes sowie unter
 Berücksichtigung weiterer Absprachen
• sozial, individuell und kriterienorientiert
• pädagogisch kompetent und souverän, in
 „pädagogisch günstiger Voreingenommenheit“
• unter Reduzierung der subjektiven Fehlerquellen
• im Bewusstsein, dass Unschärfen reduziert werden
 müssen, aber nicht nivelliert werden können
Gütekriterien

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Wir erinnern uns…
Pädagogisch ungünstige
        Voreingenommenheit

• Überschätzung von Leistungsdifferenzen in der
  Klasse
• Unterschätzung der individuellen Lernmöglichkeiten
• subjektive Erklärung von Misserfolgen durch
  mangelnde Begabung und von Erfolgen durch Zufall
  oder besondere Anstrengung
Pädagogisch günstige
         Voreingenommenheit
• mäßige Unterschätzung von Leistungsdifferenzen in
  der Klasse
• leichte Überschätzung der individuellen
  Lernmöglichkeiten
• subjektive Erklärung von Erfolgen durch Begabung
  und von Misserfolgen durch mangelnde Anstrengung
  oder ineffektiven Unterricht
Grundlagen der Leistungsfeststellung und
   Leistungsbeurteilung
ÜSchO § 50 Grundlagen der Leistungsfeststellung und
  Leistungsbeurteilung
(1) … Leistungen von Schülerinnen und Schülern sind als Schritte und
  Resultate im Lernprozess zu sehen.
(2) Bei der Leistungsfeststellung und der Leistungsbeurteilung sind
  vielfältige mündliche, schriftliche und praktische Beiträge zu
  berücksichtigen. Alle zur Leistungsfeststellung herangezogenen
  Arbeitsformen müssen im Unterricht geübt worden sein.
(3) Die Leistungsbeurteilung erfolgt punktuell oder epochal. Die
  Anzahl der Leistungsbeurteilungen kann bei den einzelnen
  Schülerinnen und Schülern unterschiedlich sein.
Beiträge zur Leistungsmessung
         mündlich            schriftlich                   praktisch

Referat              Lernplakat                   Modell
Präsentation         Protokoll                    Standbild
Diskussionsrunde     Heft                         Experiment
Diskussionsleitung   Facharbeit                   Szenisches Spiel
Moderation           Besondere Lernleistung       Rollenspiel
Expertenrunde        Stationen-Wochenplanarbeit
                     Praktikumsberichte
Arbeitsaufträge

1. Reflektieren Sie rückblickend, inwiefern Sie die
   Maßgaben von ÜSchO § 50 in Ihrem Unterricht
   erfüllt haben.
2. Modifizieren bzw. optimieren Sie im Hinblick auf
   das laufende Halbjahr Ihr Vorgehen zur
   Leistungsfeststellung.

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