BFS-INFO - Bank für Sozialwirtschaft

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BFS-INFO

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Informationen für Kunden und Freunde

Relaunch der BFS-Website                                           BFS-Umfrage zu alternativen Finanzierungs-
                                                                   formen in der Sozialwirtschaft
Moderner, innovativer und enger an den Bedürfnissen unserer
Kunden orientiert: Die neue Website der Bank für Sozialwirt-       Im September 2015 hat die BFS unter ausgewählten Füh-
schaft ist seit einigen Tagen online! Struktur, Funktionalitäten   rungskräften von Verbänden, Einrichtungen und Unterneh-
und Inhalte wurden den aktuellen Anforderungen angepasst;          men der Sozial- und Gesundheitswirtschaft – überwiegend
Services wie der Zugriff auf Daten und Dokumente haben wir         aus der Freien Wohlfahrtspflege – eine Online-Befragung zum
verbessert. Auf der neuen Website können Sie jetzt leichter        Thema Alternative Finanzierungsformen für die Sozial-
navigieren und kommen schneller zum Ziel.                          wirtschaft durchgeführt.

Der größten Usergruppe der Website, den Nutzern des BFS-           Ziel der nicht repräsentativen Umfrage war es, einen ersten
Net.Bankings, steht bereits seit dem 1. November 2015 eine         Überblick über den Bekanntheitsgrad und den Einsatz alter-
neue Version mit verbesserten Funktionalitäten zur Verfü-          nativer Finanzierungsinstrumente in der Sozialwirtschaft zu
gung. Künftig wird das BFS-Net.Banking stärker als bisher mit      gewinnen. Zudem sollten Schwerpunkte künftiger Finanzie-
den anderen Inhalten der BFS-Website verbunden sein.               rungsanlässe und Anforderungen an alternative Finanzie-
                                                                   rungsinstrumente sichtbar werden. Über die Ergebnisse der
Unsere neue Website möchten wir zum lebendigen Kommu-              Umfrage berichten wir auf den Seiten 6 und 7.
nikationsmedium machen und sie mit den Social-Media-Ak-
tivitäten der Bank auf Twitter, XING und kununu verknüpfen.
Geblieben ist unsere Webadresse: www.sozialbank.de
Zentrale

50668 Köln
Wörthstraße 15 ‒ 17
Telefon 0221 97356-0
bfs@sozialbank.de

10178 Berlin                 04109 Leipzig                              Impressum
Telefon 030 28402-0          Telefon 0341 98286-0
                                                                        Verlag/Herausgeber:
bfsberlin@sozialbank.de      bfsleipzig@sozialbank.de
                                                                        Bank für Sozialwirtschaft AG
B-1040 Brüssel               39106 Magdeburg                            Wörthstraße 15-17
Telefon 0032 2280277-6       Telefon 0391 59416-0                       50668 Köln
bfsbruessel@sozialbank.de    bfsmagdeburg@sozialbank.de                 Vorstand:
01097 Dresden                55116 Mainz                                Prof. Dr. Harald Schmitz
Telefon 0351 89939-0         Telefon 06131 20490-0                      (Vorsitzender)

bfsdresden@sozialbank.de     bfsmainz@sozialbank.de                     Thomas Kahleis
                                                                        Oliver Luckner
99084 Erfurt                 80335 München
Telefon 0361 55517-0         Telefon 089 982933-0                       Aufsichtsratsvorsitzender:

bfserfurt@sozialbank.de                                                 Dr. Matthias Berger
                             bfsmuenchen@sozialbank.de
                                                                        Redaktion (v. i. S. d. P.):
45128 Essen                  90402 Nürnberg
                                                                        Stephanie Rüth
Telefon 0201 24580-0         Telefon 0911 433300-611
                                                                        Telefon 0221 97356-210
bfsessen@sozialbank.de       bfsnuernberg@sozialbank.de
                                                                        Telefax 0221 97356-479
22297 Hamburg                18055 Rostock                              s.rueth@sozialbank.de
Telefon 040 253326-6         Telefon 0381 1283739-860
                                                                        Satz/Druck:
bfshamburg@sozialbank.de     bfsrostock@sozialbank.de
                                                                        Theissen Medien Gruppe
30177 Hannover               70174 Stuttgart                            GmbH & Co. KG
Telefon 0511 34023-0         Telefon 0711 62902-0                       Am Kieswerk 3
bfshannover@sozialbank.de    bfsstuttgart@sozialbank.de                 40789 Monheim

76131 Karlsruhe              www.sozialbank.de                          ISSN 2196-3711
Telefon 0721 98134-0
bfskarlsruhe@sozialbank.de

34117 Kassel
Telefon 0561 510916-0
bfskassel@sozialbank.de

50678 Köln                   Die BFS-Information ist eine monatlich erscheinende, kostenlose Infor­mationsschrift für Kunden und Freunde der
Telefon 0221 97356-0         Bank für Sozialwirtschaft AG. Nachdruck, auch auszugsweise, mit Quellenangabe gestattet; zwei Belegexemplare
bfskoeln@sozialbank.de       werden erbeten an: BFS Köln, Redaktion BFS-Info.
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                                                                                                                    Inhalt

Aktuelle wirtschaftliche Entwicklungen                       Tagungsbericht
•	Deutsche Wirtschaft auf Wachstumskurs                4   •	Social Talk 2015: Am Wendepunkt? Innenperspektiven
                                                                der Sozialwirtschaft                                    10
Immobilien-Service GmbH
•	Neu: Bedarfsanalyse und Quick Check                       Europa und Sozialwirtschaft
   für Betreutes Wohnen                                 5   •	EU-Konferenz zur Förderung von Sozialunternehmen        11

BFS Aktuell                                                  BFS Service GmbH
•	BFS-Umfrage zu alternativen Finanzierungsformen in der    •	Seminar: Leistungserbringung in der Kinder- und
   Sozialwirtschaft6                                           Jugendhilfe (SGB VIII) – Heimaufsichtsrecht und
                                                                Vereinbarungen nach § 78 b SGB VIII                     12
Mit uns                                                      •	Workshop: Leistungsorientierte Entgeltgestaltung        13
•	Deutscher Sozialpreis 2015                           8   •	Seminar: Flexibilisierung der Beschäftigungsverhältnisse14
•	Managementtagung: Herausforderungen und                   •	Seminarthemen und -termine                              15
   Perspektiven der Sozialwirtschaft                    8
                                                             Aktueller Fachbeitrag
Hinweise                                                     •	
                                                               Hightech für eine humane Pflege!?
•	
  Sozialhilfeausgaben im Jahr 2014 um 5,9 % gestiegen   9     Autor: Dr. Stefan Arend,
•	
  DIFU: Online-Wegweiser zu Flüchtlingen und Asyl       9     Vorstand, Kuratorium Wohnen im Alter gAG16
•	
  Deutscher Fundraising-Preis 2016                      9

                                                                                                 Die Bank für Wesentliches    3
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    Aktuelle wirtschaftliche Entwicklungen

    Deutsche Wirtschaft auf Wachstumskurs                           2,63 Millionen gefallen (Arbeitslosenquote 6,0 Prozent). Nie-
                                                                    ­driger war die Arbeitslosenzahl zuletzt im Juni 1991 mit damals
    Der konjunkturelle Aufschwung in Deutschland setzt sich fort.    2,44 Millionen Erwerbslosen. Auch die Erwerbstätigkeit
    Nach einem Anstieg des Bruttoinlandsprodukts im zweiten          und die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung haben
    Quartal 2015 um 0,4 Prozent, konnte die gesamtwirtschaft-        ihren positiven Trend fortgesetzt. So hat beispielsweise die
    liche Produktion im dritten Quartal 2015 um 0,3 Prozent          sozialversicherungspflichtige Beschäftigung im September
    gegenüber dem Vorquartal gesteigert werden. Wachstums-           2015 gegenüber dem Vorjahr um 688.000 auf 31,35 Millionen
    hemmend wirkte die schwache Entwicklung des Außenhan-            zugenommen (+ 2,2 Prozent). Eine treibende Kraft für diese
    dels aufgrund einer rückläufigen Nachfrage aus den Schwel-       positive Entwicklung war das Gesundheits- und Sozialwesen.
    lenländern. Demgegenüber kamen von der Binnennachfrage           Hier lag die Anzahl der sozialversicherungspflichtig Beschäf-
    positive Impulse, die im Wesentlichen auf der günstigen          tigten im September 2015 um rund 139.000 bzw. 3,1 Prozent
    Arbeitsmarktlage und den kräftigen realen Einkommensan-          über dem Stand des Vorjahres. Die weiterhin hohe Nachfrage
    stiegen der privaten Haushalte basieren.                         nach Arbeitskräften deutet darauf hin, dass in den nächsten
                                                                     Monaten mit einem weiteren Beschäftigungswachstum zu
    Positive Prognose für 2016                                       rechnen ist.

    Für das Jahr 2016 zeichnet sich eine Fortsetzung des konjunk-   Gute Finanzierungsbedingungen für Unternehmen
    turellen Aufschwungs mit unverändertem Tempo ab. Hierauf
    deuten sowohl die realwirtschaftlichen Indikatoren als auch     Die Finanzierungsbedingungen für Unternehmen sind aktuell
    die Ergebnisse von Frühindikatoren hin. Wesentliche Stütze      sehr günstig. Ein Indiz hierfür ist die vom ifo Institut für Wirt-
    wird voraussichtlich die Inlandsnachfrage bleiben, da u. a.     schaftsforschung ermittelte Kredithürde. Bei der Befragung
    die Kaufkraft der privaten Haushalte durch Steuersenkungen      im November 2015 gaben nur 14,5 Prozent der Unternehmen
    gestärkt wird. Auch der staatliche Konsum wird aufgrund         aus der gewerblichen Wirtschaft an, dass die Bereitschaft der
    der erwarteten Aufwendungen für die Unterbringung und           Banken, Kredite zu vergeben, eher restriktiv ist. Ein weiterer
    die Migration der Flüchtlinge signifikant zunehmen. Nach        Anhaltspunkt sind die niedrigen Finanzierungskosten. Der
    aktuellen Prognosen wird für das Jahr 2016 ein Wachstum         durchschnittliche Zinssatz für mittel- und langfristige Unter-
    der deutschen Wirtschaft von rund 1,8 Prozent erwartet.         nehmenskredite ist in den vergangenen Monaten erneut ge-
    Dies setzt aber voraus, dass die bestehenden Risiken nicht      sunken. So lag beispielsweise der durchschnittliche Zinssatz
    schlagend werden. Zu nennen ist in diesem Zusammenhang          für neu abgeschlossene Kredite mit einem Volumen von über
    insbesondere das schwache Wirtschaftswachstum in einigen        1 Millionen Euro und einer anfänglichen Zinsbindung zwischen
    Schwellenländern.                                               1 und 5 Jahren im September 2015 bei 1,69 Prozent. Gegen­
                                                                    über dem Vorjahr bedeutet dies einen Rückgang um 66
    Arbeitslosigkeit auf Rekordtief                                 Basis­punkte. In den nächsten Monaten ist nicht mit einer
                                                                    signifikanten Verschlechterung der Finanzierungsbedingun-
    Der Arbeitsmarkt zeigt sich nach wie vor in einer guten Ver-    gen zu rechnen.
    fassung. Die Zahl der Arbeitslosen ist im November 2015 auf

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                                                                                                Immobilien-Service GmbH

Neu: Bedarfsanalyse und Quick Check für                          an, mit dessen Hilfe Finanzierungsvorhaben im Rahmen einer
                                                                 Desktop-Analyse auf ihre Marktfähigkeit geprüft werden können.
Betreutes Wohnen
Bereits heute bilden Betreute Wohnanlagen einen wesentlichen     Bedarfsquantifizierung: Methodisches Vorgehen
Anteil am Altenpflegemarkt. Sich wandelnde Wohnpräferenzen
älterer Menschen werden künftig noch verstärkt dazu führen,      Die Entwicklung des Modells zur Quantifizierung des Bedarfs
dass ambulante Wohnformen und Betreutes Wohnen gegen-            erfolgte in drei Schritten. An erster Stelle stand eine Litera-
über dem Umzug ins Pflegeheim präferiert werden. Diese           turanalyse des aktuellen Forschungsstands. Dabei wurden
Entwicklung wird von Seiten der Politik unterstützt.             verschiedene Einflussgrößen für den Bedarf an Betreutem
                                                                 Wohnen recherchiert. Waren diese für den Modellkontext
Hintergrund und Zielsetzung                                      relevant und als Daten auf regionaler Ebene verfügbar, wurden
                                                                 diese auf Signifikanz geprüft.
Für die Quantifizierung des Bedarfs von Betreutem Wohnen
stand bisher keine moderne Methodik zur Verfügung. Daher         Hierfür wurde im zweiten Schritt ein Pilot-Modell für 18 ausge-
wurde er u. a. auf Basis einer Schätzung von Empirica aus dem    wählte Kreise entwickelt, die hinsichtlich ihrer Siedlungsdichte
Jahr 2003 abgeleitet (ca. 1,6 % Betreute Wohneinheiten bei       und -struktur eine möglichst repräsentative Grundgesamtheit
Personen über 65 Jahren). Diese berücksichtigt jedoch weder      für Deutschland bilden. Für diese Kreise wurde der tatsäch-
aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen noch Veränderungen      liche Bestand an Betreuten Wohneinheiten recherchiert, so
im Pflegemarkt und ist inzwischen veraltet.                      dass die Einflussvariablen der regionalen Unterschiede empi-
                                                                 risch bestimmt und eine Kalibrierung erfolgen konnte. Nach
Da in der BFS die Finanzierungsanfragen für Einrichtungen des    mehrfacher Optimierung der Modellrechnungen wurde das
Betreuten Wohnens stetig zunehmen, hat unser Tochterunter-       Pilot-Modell auf ganz Deutschland übertragen. Im Ergebnis
nehmen Immobilien-Service GmbH in Kooperation mit der            lässt sich der Bedarf für ein beliebig definiertes Einzugsge-
Prognos AG nun ein Modell zur Berechnung des Bedarfs an          biet ermitteln und bis 2030 prognostizieren. Darüber hinaus
Betreuten Wohneinheiten entwickelt, das erstmals eine statis-    können die Dynamiken der Bedarfswerte im Einzugsgebiet,
tisch und methodisch valide Basis herstellt. Auf der Grundlage   Postleitzahlenbereich, Landkreis und Bundesland abgelesen
aktueller Trends und Entwicklungen im Pflegemarkt (Makro­        und verglichen werden.
ebene) und der Nachfrage der Bevölkerung (Mikroebene) kann
damit der Bedarf an Betreutem Wohnen in einer Region im          Die Studie Bedarfsanalyse für Betreutes Wohnen in
Status Quo sowie in seiner Entwicklung bis zum Jahr 2030         Deutsch­land auf regionaler Ebene finden Sie in Kürze auf un-
abgeschätzt werden.                                              serer Website. Wenn Sie Interesse an einer Bedarfs­ermittlung
                                                                 oder einem Quick Check für Betreutes Wohnen haben, spre-
Auf der Basis dieser Bedarfsanalyse bietet die Immobilien-       chen Sie uns bitte an: Ulrich Schartow, Tel. 0221.97356-491,
Service ab sofort einen Quick Check für Betreutes Wohnen         Fax – 249, E-Mail: u.schartow@sozialbank.de

                                                                                                      Die Bank für Wesentliches     5
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    BFS Aktuell

    BFS-Umfrage zu alternativen Finanzierungs-                        Welche Finanzierungsanlässe werden in der Sozial- und
                                                                      Gesundheitswirtschaft zukünftig im Fokus stehen?
    formen in der Sozialwirtschaft
                                                                        93 %
    Im September 2015 hat die BFS unter Führungskräften von
    Verbänden, Einrichtungen und Unternehmen der Sozial- und                          68 %
    Gesundheitswirtschaft – überwiegend aus der Freien Wohl-
    fahrtspflege – eine Online-Befragung zum Thema Alternative                                  43 %
                                                                                                              39 %
    Finanzierungsformen für die Sozialwirtschaft durchgeführt.                                                             32 %

                                                                                                                                          14 %
    Ziel der nicht repräsentativen Umfrage war es, einen ersten
    Überblick über den Bekanntheitsgrad und den Einsatz alter-      Modernisierung/   Neubau   Inovation       Weiter­  Unternehmens- Skalierung
                                                                    Instandsetzung                          entwicklung     käufe/    erfolgreicher
    nativer Finanzierungsinstrumente in der Sozialwirtschaft zu                                            Versorgungs-    Fusionen     Projekte
                                                                                                             strukturen
    gewinnen. Zudem sollten Schwerpunkte künftiger Finanzie-
    rungsanlässe und Anforderungen an alternative Finanzie-
    rungsinstrumente sichtbar werden.
                                                                    Bekanntheitsgrad und Verbreitung
    Teilnehmerstruktur und Rücklaufquote                            alternativer Finanzierungsinstrumente

    Befragt wurden insgesamt 74 Personen mit einem überwie-         Der Bekanntheitsgrad der abgefragten alternativen Finanzie-
    gend engen Bezug zur BFS: die Vertreter/innen des Aufsichts-    rungsinstrumente (Genossenschaftskapital, gemeinnütziges
    rates und des Zentralbeirates der Bank, die Vertreter/innen     Aktienkapital, Private Equity, Mezzanine-Kapital, Schuld-
    der Finanzkommission sowie der AG »Private Finanzierung«        scheindarlehen, Anleihen, Genussrechte, Factoring, Leasing,
    der Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege       Social Venture Capital, Venture Philantropy) erwies sich als
    (BAGFW) und einige Kreditkunden der Bank. Die Rücklauf-         sehr heterogen: Während Genossenschaftskapital (82 %),
    quote lag bei 28 Personen (38 %). Davon kamen insgesamt         Crowdfunding (68 %) und Factoring (64 %) der Mehrheit der
    82 % aus der Freien Wohlfahrtspflege (61 % Einrichtungsträ-     Befragten bekannt sind, wusste weniger als die Hälfte mit den
    ger, 21% Spitzenverband).                                       Begriffen Mezzanine-Kapital (39 %), Genussrechte (25 %)
                                                                    oder gar Social Venture Capital (21 %) und Venture Philantro-
    Kernergebnisse                                                  py (18 %) etwas anzufangen.

    Fast alle Teilnehmer/innen sahen den Hauptfinanzierungs-        Wenig überraschend war daraufhin das Ergebnis, dass fast
    bedarf im Bereich der Immobilien-Investitionen, und zwar so-    alle der genannten alternativen Finanzierungsinstrumente
    wohl für Modernisierung und Instandhaltung (93 %) als auch      von den Befragten wenig (maximal 11 %) eingesetzt werden.
    für Neubauvorhaben (68 %). Die Finanzierung von Innovatio-      Weit verbreitet sind nach wie vor die klassischen Finanzie-
    nen – die in der Fachdebatte der letzten Jahre im Vordergrund   rungsformen Bank- und Förderdarlehen sowie Spenden.
    stand – wurde von 43 % der Befragten genannt.

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                                                                                                                                                   BFS Aktuell

  Welche Finanzierungsinstrumente                                                               werden sollte. Dabei wurden sowohl neue Instrumente des
  werden von Ihnen eingesetzt?                                                                  Kredit- und Kapitalmarktes gewünscht – unter anderem
                                                                                                durch Einbringen privaten Kapitals natürlicher Personen und
    93 %
                                                                                                institutioneller Anleger (86 %) – als auch neue Förderpro-
                   68 %
                                                                                                gramme der öffentlichen Hand (79 %), insbesondere für Inno-
                                                                                                vationen. Die Anforderungen, die alternative Finanzierungsin-
                                  43 %                                                          strumente erfüllen müssen, um für die Befragten interessant
                                                39 %
                                                              32 %                              zu sein, erwiesen sich jedoch als sehr heterogen.

                                                                            .................
                                                                                                Eindeutig der Herkunft der Befragten zuzuordnen war die
 Bankdarlehen Förderdarlehen    Spenden        Leasing      Investor/
                                                           Betreiber/...                        Frage danach, ob auch Finanzierungsinstrumente in Betracht
                                                                                                kommen, die eine immaterielle Einflussnahme (z. B. Mitspra-
                                                                                                cherecht) des Kapitalgebers zulassen: Sie wurde von 82 %
Heterogene Anforderungen an                                                                     der Befragten verneint.
alternative Finanzierungsinstrumente
                                                                                                Möchten Sie mehr zur BFS-Umfrage wissen? Dann wenden
Zwar waren sich die Befragten einig, dass das Finanzierungs-                                    Sie sich bitte an Jens Hayer, Referent Research, E-Mail:
spektrum der Sozial- und Gesundheitswirtschaft erweitert                                        j.hayer@sozialbank.de, Tel 0221/ 97356-246.

  Welche Anforderungen müssen alternative Finazierungsinstrumente erfüllen,
  damit sie für Sie interessant sind?

                                Vereinbarkeit mit dem Gemeinnützigkeitsrecht                                                                            89 %

                                    Kapitalgeber halten ethische Standards ein                                                  57 %

                               Sozialer Abschlag auf die marktübliche Zinshöhe                                           50 %

   Geeignet für risikoreichere Projekte, d.h. es können z.B. vom Kapitalnehmer
                                                                                                                      46 %
                                              keine Sicherheiten gestellt werden

                                           Geeignet für kleinvolumige Projekte
                                                                                                                  43 %
                                                   (Volumen ≤ 100.000 Euro)

                           Stärkung der Eigenkapitalbasis des Kapitalnehmers                                      43 %

                               Kapitalvergabe ist an eine überprüfbare positive
                                                                                                               39 %
                          soziale/ökologische Wirkung (Social Impac) geknüpft

                                                                                                                                       Die Bank für Wesentliches   7
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    Mit uns

    Deutscher Sozialpreis 2015                                       titution unter Zwang« ausgezeichnet. Er greift auf eindrucks-
                                                                     volle Weise das Thema Menschenhandel und Zwangsprostitu-
    Am 24. November 2015 hat die Bundesarbeitsgemeinschaft           tion mit rumänischen Frauen auf.
    der Freien Wohlfahrtspflege (BAGFW) im Rahmen des BAG-
    FW-Politikforums in Berlin den Deutschen Sozialpreis 2015        Die Veranstaltung mit rund 200 Gästen vorrangig aus der
    verliehen. Ausgezeichnet wurden drei Journalistinnen und         Politik und der Freien Wohlfahrtspflege wurde von der
    ein Journalist, die im Jahr 2014 außergewöhnliche Veröffent-     Bank für Sozialwirtschaft gesponsert. Weitere Informatio-
    lichungen zu gesellschaftlich relevanten Themen realisiert       nen: www.bagfw.de
    haben. Das Grußwort sprach Andrea Nahles, Bundesministe-
    rin für Arbeit und Soziales.
                                                                     Managementtagung: Herausforderungen
    Der Medienpreis der Freien Wohlfahrtspflege wird in den          und Perspektiven der Sozialwirtschaft
    Sparten Print, Hörfunk und Fernsehen vergeben. Er ist
    mit insgesamt 15.000 Euro dotiert. In einem mehrstufigen         Die im Jahr 2016 anstehenden betriebswirtschaftlichen und
    Auswahlverfahren wurden mehr als 340 Arbeiten von einer          rechtlichen Fragestellungen der Sozialwirtschaft stellt die 21.
    Fachjury bewertet. Mit der Brisanz der Themen und ihrer her-     Sozialwirtschaftliche Managementtagung, die am 2. März
    ausragenden Machart überzeugten folgende Beiträge:               2016 in Mainz stattfindet, in den Mittelpunkt ihrer Vorträge
                                                                     und Diskussionsrunden. Vorstände, Geschäftsführer und an-
    In der Sparte Print Nataly Bleuel mit »Herzenssache«, einer      dere Persönlichkeiten der Leitungsebene sind angesprochen,
    Reportage zum Thema Organspende im »ZEIT Magazin«. Sie           sich mit Themen wie moderner Steuerung von Komplexun-
    hat eine Familie in ihrer Entscheidung begleitet, nach dem Un-   ternehmen, den Konsequenzen der »Webisierung« und der
    falltod ihrer Tochter deren Organe zu spenden. Die entschei-     Nachhaltigkeit der Finanzierung auseinanderzusetzen.
    denden Fragen ihrer Geschichte: »Wann ist der Mensch tot?
    Und wie kann Abschied gelungen?« Allein die Hirntoddiagnos-      Den spannenden Rahmen setzen die Keynote »Im Blickpunkt
    tik kann zwischen 12 und 72 Stunden dauern.                      der Gesellschaft: Sozialwirtschaft 2020« (Tobias Allkemper,
                                                                     Curacon) und die Diskussionsrunde »Soziale Dienstleistungen
    In der Sparte Hörfunk erhielt Margot Overath den Deutschen       4.0 – Entwicklungen, die die Branche verändern werden«.
    Sozialpreis 2015 für ihr Feature »Oury Jalloh. Die wider-        Diskutant hier ist unter anderem Ulf Hartmann, Markt-
    sprüchlichen Wahrheiten eines Todesfalls« im MDR FIGARO,         bereichsleiter Nord/Ost der Bank für Sozialwirtschaft
    zum Tod des Asylbewerbers Oury Jalloh. »Die Autorin hat          AG, die die Tagung – wie seit vielen Jahren – auch 2016
    bei der Erarbeitung ihres Features Recherchen geführt, die       unterstützt.
    eigentlich die Staatsanwaltschaft hätte führen müssen, um
    diesen Fall wirklich aufzuklären«, heißt es in der Begründung.   Die Sozialwirtschaftliche Managementtagung wird veranstal-
                                                                     tet von Prof. Dr. Hans-Christoph Reiss, Hochschule Mainz.
    In der Sparte Fernsehen wurden Nadya Luer und Jo Goll für        Nähere Informationen: http://www.swmt.org/
    ihren im rbb-Fernsehen gezeigten Film »Ware Mädchen. Pros-

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                                                                                                                         Hinweise

Difu: Online-Wegweiser zu                                           die Hilfen zur Gesundheit, die Hilfe zur Überwindung beson-
Flüchtlingen und Asyl                                               derer sozialer Schwierigkeiten sowie die Hilfe in anderen
                                                                    Lebenslagen zusammen 1,2 Milliarden Euro (+ 3,3 %).
Das Deutsche Institut für Urbanistik (Difu) hat einen Online-Weg-
weiser zum Thema »Flüchtlinge und Asylsuchende in Kommu-            Damit entfiel der überwiegende Anteil der Nettoausgaben für
nen« veröffentlicht. Er stellt gesammelte Links zu Internetsei-     Sozialhilfe mit 57 % auf die Eingliederungshilfe für Menschen
ten zur Verfügung, die wichtige Informationen bereitstellen.        mit Behinderung. 21 % der Ausgaben wurden für die Grundsi-
Die Links sind in verschiedene Themengebiete gegliedert,            cherung im Alter und bei Erwerbsminderung aufgewendet, 13 %
z. B. Unterbringung, Mobilität, Bildung oder Arbeitsmarkt-          für die Hilfe zur Pflege. Jeweils 5 % der Ausgaben flossen in die
integration. Es werden auch Informationsmöglichkeiten von           Hilfe zum Lebensunterhalt und in sonstige Leistungen.
Kommunen für bestimmte Zielgruppen aufgelistet, die für die
Kommunikation mit Flüchtlingen und Bürger/innen genutzt             Basisdaten und lange Zeitreihen können über die Tabellen
werden können. Hinweise auf Veranstaltungen, Publikationen          »Ausgaben und Einnahmen der Sozialhilfe« (22111) in der
und Forschungsprojekte des Difu zum Thema Flüchtlinge und           Datenbank GENESIS-Online abgerufen werden: https://
Integration runden die Publikation ab. Das Angebot wird fort-       www-genesis.destatis.de/genesis/online/logon
laufend aktualisiert und erweitert. Anregungen sind unter der
E-Mail-Adresse fluechtlinge@difu.de willkommen! Die jeweils
aktuelle Version ist unter folgender Internet-Adresse abrufbar:     Deutscher Fundraising-Preis 2016
http://www.difu.de/fluechtlinge/online-wegweiser.
                                                                    Noch bis zum 10. Januar 2016 läuft die Bewerbungsfrist für
                                                                    den Deutschen Fundraising-Preis 2016. Sowohl die Einrei-
Sozialhilfeausgaben im Jahr 2014                                    chung von Kampagnen und Aktionen als auch Vorschläge von
um 5,9 % gestiegen                                                  Fundraiserinnen und Fundraisern, die herausragend gearbei-
                                                                    tet haben, sind möglich. Zudem hat der Deutsche Fundraising
Im Jahr 2014 wurden in Deutschland 26,5 Mrd. Euro netto für         Verband (DFRV) für 2016 mehrere neue Kategorien eingeführt:
Sozialhilfeleistungen nach dem Zwölften Buch Sozialgesetzbuch
(SGB XII) ausgegeben. Wie das Statistische Bundesamt mitteilt,      Ausgezeichnet werden das beste Mailing, die beste One-to-
entsprach dies einer Steigerung um 5,9 % gegenüber 2013.            One Aktion, die beste Aktion aus dem Bereich Crossmedia/
                                                                    Online, die beste Awareness-Kampagne, die beste Großspen-
Von den insgesamt 26,5 Mrd. Euro entfielen 15,0 Milliarden          denkampagne, die beste Unternehmenskooperation sowie
Euro auf die Eingliederungshilfe für Menschen mit Behinde-          die beste Kampagne aus dem Bereich »kleines Budget, große
rung. Gegenüber 2013 stiegen sie um 6,6 %. Für die Grund-           Wirkung«. Bestehen bleibt zusätzlich die Auszeichnung einer
sicherung im Alter und bei Erwerbsminderung wurden 5,5              herausragenden Fundraising-Persönlichkeit, der Hauptkate-
Milliarden Euro ausgegeben (+ 5,2 % zum Vorjahr), für die           gorie des Deutschen Fundraising-Preises. Die Bewerbungsfor-
Hilfe zur Pflege 3,5 Milliarden Euro (+ 4,9 %). In die Hilfe zum    mulare für die jeweiligen Kategorien können im Internet unter
Lebensunterhalt flossen 1,3 Milliarden Euro (+ 4,6 %) und in        www.fundraising-preis.de heruntergeladen werden.

                                                                                                          Die Bank für Wesentliches     9
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     Kongressbericht

     Social Talk 2015: Am Wendepunkt?                                  Szenarien zur Zukunft des Wohlfahrtsstaates
     Innenperspektiven der Sozialwirtschaft
                                                                       Für einen Umbau des Sozialstaates gebe es gute Gründe: Auf
     »Nachdem es in den 1990er Jahren intensive Debatten um            neue Probleme könnten nicht die alten Antworten gegeben
     die Zukunft des Sozialstaates gab, sind diese in den letzten      werden. Neue soziale Risiken im postindustriellen Wohl-
     Jahren deutlich abgeklungen. Ist also bereits alles gesagt? Die   fahrtsstaat erforderten neue Wege. So sei in Bezug auf das
     zahlreichen gegenwärtigen sozialpolitischen Herausforderun-       verfügbare Geld eine zentrale Frage, ob eine höhere Umvertei-
     gen, nicht zuletzt die aktuellen Flüchtlingsströme, zeichnen      lungsquote gewollt sei.
     ein anderes Bild. Es ist also Zeit, erneut einen Blick auf die
     Rahmenbedingungen sozialer Organisationen zu werfen und           Schmid zeigte anhand von drei Szenarien mögliche Optionen
     ihren möglichen Konsequenzen nachzugehen.« Mit diesem             für die Zukunft und ihren Zusammenhang mit der jeweiligen
     Ziel startete am 2. Dezember 2015 der »Social Talk 2015« der      politischen Ausrichtung der treibenden Akteure auf. Sie
     Evangelischen Hochschule Darmstadt zum Thema »Am Wen-             behandelten 1. den Wohlfahrtsstaat als Risikomanager durch
     depunkt? Innenperspektiven der Sozialwirtschaft«. Er wurde        Infrastruktur und Aktivierung, 2. die Dominanz des Sozialver-
     zeitgleich und inhaltlich überschneidend mit dem »Fachtag         sicherungsstaates und 3. den Abbau des Sozialstaates. Zu-
     Diakonisches Unternehmertum« durchgeführt.                        gleich wies er darauf hin, dass für alle Aktivitäten ausreichen-
                                                                       de politische Mehrheiten erforderlich seien. Es gebe mehrere
     In seiner Keynote zum Thema »Die Zukunft des sozialen Sek-        Zukünfte für den Wohlfahrtsstaat: Es müsse gewählt werden.
     tors« verwies Prof. Dr. Josef Schmid, Eberhard Karls Univer-
     sität Tübingen, gleich zu Beginn darauf, dass in Deutschland      Nach einer Phase von Parallelveranstaltungen zu dem The-
     zahlreiche Akteure an der Wohlfahrtsproduktion beteiligt          menfeldern »Komplexität und Mensch«, »Struktur und Finan-
     seien. Eine Leitfrage sei daher: »Was passiert in den anderen     zierung« sowie »Social Innovation« hätte sich die anschließen-
     Sektoren, wenn sich wohlfahrtsstaatliche Politiken ändern?«       de Podiumsdiskussion »Sozialpolitik im Wandel. Was kommt in
                                                                       den nächsten 20 Jahren auf uns zu?« erneut der Zukunft des
     Es gebe, so Schmid, große Unterschiede im Verständnis von         Sozialstaates widmen sollen. Nicht zuletzt durch die Anwe-
     »Wohlfahrtsstaat«: Der enge Blick konzentriere sich vorrangig     senheit des hessischen Ministers für Soziales und Integration,
     auf Aspekte der sozialen Sicherung, der weitere beziehe unter     Stefan Grüttner, dominierten hier jedoch die aktuellen und
     anderem Aspekte des Arbeitsmarktes und der Bildung ein.           für die nächsten Jahre absehbaren Fragen der Aufnahme und
     Auch vor methodischen Tücken müsse man sich hüten. So             Integration von Flüchtlingen.
     werde in Publikationen oft nicht zwischen Makro- und Mikro-
     ebene unterschieden. Auch sollte berücksichtigt werden, dass      Unter den zahlreichen Kooperationspartnern und Unter-
     die Welt in der Lage sei, ähnliche Probleme unterschiedlich zu    stützern der Veranstaltung war auch die Bank für Sozi-
     lösen. Die Freie Wohlfahrtspflege sei ein deutsches Unikat.       alwirtschaft AG. Nähere Informationen: https://www.eh-
                                                                       darmstadt.de/hochschule/aktuell/tagungen/social-talk/

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                                                                                                   Europa und Sozialwirtschaft

EU-Konferenz zur Förderung                                           Beim Thema Finanzierungsquellen für die Sozialwirtschaft wur-
von Sozialunternehmen                                                den die Schwierigkeiten für Sozialunternehmen verdeutlicht, da
                                                                     deren Geschäftsmodelle oftmals nicht zu den gängigen Finanz-
Am 3. und 4. Dezember 2015 veranstaltete Luxemburg, das              marktinstrumenten passten. Daher müsse ein adäquates Finan-
im zweiten Halbjahr 2015 den EU-Ratsvorsitz innehatte, eine          zierungsumfeld für Sozialunternehmen geschaffen werden, um
Konferenz zur Förderung von Sozialunternehmen in Europa.             das Wachstum des Sektors zu fördern. Wichtige Elemente seien
Die Konferenz fügt sich in die im Jahr 2011 von der EU-Kommis-       dabei u.a. der Einsatz von Hybridkapital und langfristige Finan-
sion gestartete Initiative für soziales Unternehmertum ein, die      zierungen, die häufig von sozialwirtschaftlich ausgerichteten
eine Reihe von Maßnahmen zur Stärkung der Sozialwirtschaft           Finanzinstituten geleistet würden. Ein weiterer Programmpunkt
vorsah.                                                              war die Aktivierung von privaten Ersparnissen für Investitionen
                                                                     in die Sozialwirtschaft. Dazu stellten verschiedene Akteure, z. B.
Der Teilnehmerkreis setzte sich aus Experten der EU-Institutio-      eine spanische Crowdfunding-Plattform für Sozialunternehmen,
nen und Akteuren der Sozialwirtschaft zusammen. Angesichts           ihre Geschäftsmodelle vor.
eines Anteils von EU-weit rund 10 % des Bruttoinlandsprodukts
wurde die Bedeutung der Sozialwirtschaft herausgestellt. Sozi-       Die Konferenz schloss mit einer politischen Erklärung, der
alunternehmer böten Lösungen für drängende Probleme wie Ar-          »Deklaration von Luxemburg«. Diese fordert, dass die EU
beitslosigkeit oder die Herausforderungen des demografischen         die Bedeutung und Vielfältigkeit der Sozialwirtschaft in den
Wandels. Daher müsse der Förderung der Sozialwirtschaft              Mitgliedstaaten anerkennt und nachhaltig unterstützt. Dazu
höchste Priorität eingeräumt werden, um das soziale Gefüge in        sei eine stärkere Einbeziehung der Sozialwirtschaft auf allen
Europa im Gleichgewicht zu halten.                                   Ebenen in EU-Förderinstrumente und die Binnenmarktstrategie
                                                                     sowie insbesondere die Entwicklung eines Finanzökosystems für
Vor diesem Hintergrund fokussierte die Konferenz auf Aspekte         Sozialunternehmen, das eine effektive Förderung der Sozialwirt-
der sozialen Innovation als Garant für eine sozial und wirtschaft-   schaft ermöglicht, erforderlich.
lich nachhaltige Entwicklung und die Erschließung von Finanz-
quellen für Sozialunternehmen. Einige Kernaussagen:                  Das Thema wird auch zukünftig auf der europäischen Agenda
                                                                     bleiben. So hat die Slowakei, die den EU-Ratsvorsitz in der zwei-
Soziale Innovation müsse stets als laufender Prozess begriffen       ten Jahreshälfte 2016 innehaben wird, angekündigt, die Arbeiten
werden und von sozialen Bedürfnissen ausgehen. Dabei dürfe           mit hoher Priorität fortzusetzen.
Innovation nicht mit Kosteneinsparungen gleichgesetzt werden,
sondern die innovative Lösung könne im Gegenteil teurer sein.        Haben Sie Fragen? Dann wenden Sie sich bitte an Henning
Zudem müssten diese Ausgaben nicht als Kosten, sondern als           Braem, BFS-Europa-Service, Rue de Pascale 4-6, 1040 Brüssel,
Investitionen in die Zukunft verstanden werden. Als Beispiel         bfseu@eufis.eu. Der BFS-Europa Service in Brüssel betreut den
wurde das »Magdas Hotel« in Wien vorgestellt, das Flüchtlingen       Fachinformationsservice EUFIS. Wir informieren auf www.eufis.
aus 14 Ländern beschäftigt. Dies sei ein Modell für die Integ-       eu täglich über die politischen Entwicklungen im europäischen
ration von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt, das sich auch auf       Gesundheits- und Sozialbereich, über aktuelle Förderausschrei-
andere Staaten übertragen lasse.                                     bungen sowie über interessante Veranstaltungen in ganz Europa.

                                                                                                            Die Bank für Wesentliches     11
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     Seminar

     Leistungserbringung in der Kinder- und Jugendhilfe (SGB VIII) –
     Heimaufsichtsrecht und Vereinbarungen nach § 78 b SGB VIII
     Das Seminar beleuchtet jeweils systematisch die Rechtsbe-         •	Vereinbarungen nach § 78 b SGB VIII
     ziehungen des Anbieters von Leistungen der Jugendhilfe zu            – Abgrenzung zu den Vorgaben der Betriebserlaubnis
     den für die Heimaufsicht nach §§ 45 ff. SGB VIII zuständigen         – Landesrahmenverträge
     Behörden und die vertraglichen Beziehungen der Beteiligten           – Vereinbarungsinhalte/Verwaltungsvorgaben
     im sozialrechtlichen Dreiecksverhältnis.                             – Entgeltkalkulation nach den Maßstäben des BVerwG
                                                                          – Schiedsverfahren/Rechtsschutzmöglichkeiten
     Behandelt wird zunächst das Recht der Aufsicht über Einrich-
     tungen der Kinder- und Jugendhilfe nach §§ 45 ff. SGB VIII mit    Das Seminar richtet sich an etablierte und zukünftige Träger
     den Schwerpunkten der örtlichen und sachlichen Zuständig-         von Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe.
     keit der Aufsichtsbehörden, den Voraussetzungen der Ertei-
     lung und des Anspruchs auf Erteilung einer Betriebserlaubnis      Der Referent ist Rechtsanwalt in der Praxis DORNHEIM
     und der Bedeutung von landesrechtlichen und behördlichen          Rechtsanwälte & Steuerberater, Hamburg, und berät bundes-
     Vorgaben (»Heimrichtlinien« etc.).                                weit Einrichtungen und Dienste der Kinder- und Jugendhilfe.
                                                                       
     Im zweiten Themenschwerpunkt werden die Rechtsbeziehun-           Referent:				     Rüdiger Meier
     gen im sozialrechtlichen Dreiecksverhältnis erörtert, insbeson-                      Rechtsanwalt
     dere die Abgrenzung der Inhalte der Vereinbarungen nach                              DORNHEIM
     § 78 b SGB VIII von den Vorgaben der Betriebserlaubnis und die                       Rechtsanwälte & Steuerberater
     Bedeutung von Landesrahmenverträgen nach § 78 f SGB VIII.                            Hamburg

                                                                       Termine & Orte:	22.02.2016 in Köln
     Auszüge aus dem Inhalt                                                             12.09.2016 in Berlin
                                                                       Seminardauer:		 10:00 bis 17:00 Uhr | 1 Tag
     •	Heimaufsichtsrecht nach §§ 45 ff SGB VIII, insbesondere        Seminargebühr: Euro 300,00 zzgl. MwSt.
        – Betriebserlaubnis
        – Verwaltungsvorgaben (»Heimrichtlinien«)
        – Örtliche Prüfung
        – Auflagen zur Betriebserlaubnis
        – Meldepflichten
        – Rechtsschutzmöglichkeiten

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                                                                                                                     Seminar

Workshop Leistungsorientierte Entgeltgestaltung

Entgeltsysteme mit Leistungs- und Erfolgsorientierung set-         Praktische Umsetzung
                                                                 •	
zen sich in der Sozial- und Gesundheitswirtschaft immer stär-      –	Beispiele und Erfahrungen aus der Sozialwirtschaft mit
ker durch bzw. werden durch neue Tarifverträge gefordert.             Schwerpunkt der stationären Altenhilfe
                                                                   Herausforderungen und Erfolgsfaktoren
                                                                 •	
Das relativ kleine Ausgangsbudget im TVÖD und der AVR im           – Erfolgsfaktoren in Konzeption
kirchlichen Bereich treffen in der Praxis auf vielfältige the-     – Kommunikation und Praxistipps zur Umsetzung
oretische Ansätze zur Gestaltung der leistungsorientierten
Entgeltsysteme. In diesem Praxisworkshop werden wir des-         Das Seminar richtet sich an Personal- und Verwaltungsleiter,
halb zunächst die betrieblichen Wirkungsziele und Gestal-        Personaldirektoren, Geschäftsführer und Vorstände in Ein-
tungszusammenhänge aus Praktikersicht diskutieren und            richtungen der Sozialwirtschaft.
anschließend die Gestaltungsoptionen in ihrer Umsetzbarkeit
bewerten und Lösungen aufzeigen.                                 Referenten:			
                                                                               Boris Vering
                                                                               Krankenhausbetriebswirt (VKD)
Im Zusammenspiel mit einer klaren Ausrichtung und straf-                       Inhaber der
fen Projektdurchführung lassen sich mit diesem bewährten                       Imendo Unternehmensberatung
Ansatz praxisgerechte Lösungen mit hoher Akzeptanz                             Drensteinfurt
erreichen.
                                                                                   Christoph Noelke
Auszüge aus dem Inhalt                                                             Rechtsanwalt, Betriebswirt
                                                                                   LIBRAPECT
  Überblick über rechtliche Rahmenbedingungen
•	                                                                                Lüdenscheid
  –	Leistungsorientierte Entgeltsysteme am Beispiel des
     § 18 TVöD und nach den Anlagen 30 bis 33 AVRCaritas         Termin & Ort:		23.02.2016 in Köln
  Architektur eines innovativen Entgeltsystems
•	                                                              Seminardauer:		 10:00 bis 17:00 Uhr | 1 Tag
  –	Zielsetzung und Wirkungszusammenhänge von der               Seminargebühr: Euro 300,00 zzgl. MwSt.
     Budget­findung zu Verteilungssystemen wie Zielverein-
     barungen
  – Beurteilungssysteme und Sozialkomponenten

                                                                                                     Die Bank für Wesentliches   13
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     Seminar

     Flexibilisierung der Beschäftigungsverhältnisse
     Flexibilität im Personaleinsatz ist gefordert, um einerseits auf   Flexibilisierung der Arbeitszeit
     Belegungs- und Auslastungsschwankungen zu reagieren und            Formel für die Arbeitszeit: 80/20
     andererseits bei steigenden Fehlzeiten eine kontinuierliche
     Besetzung zu ermöglichen. Die oftmals aus der Vergangen-           20 % der vertraglich vereinbarten Bruttoarbeitszeit wird für
     heit fortgeschriebenen Stellenpläne verhindern eine optimale       den Ersatz von Ausfallzeiten benötigt. Lösungen zur Arbeits-
     und flexible Personaleinsatzplanung. Hier sind neben Quali-        zeitflexibilisierung:
     täts- insbesondere wirtschaftliche Potenziale zu heben, da
     die Personalkosten häufig nicht durch entsprechende Erlöse         •	
                                                                          Arbeitszeit
     gedeckt sind.                                                      •	
                                                                          Arbeitszeitkonten, Mobilzeit, Gleitzeit
                                                                        •	
                                                                          Langzeitkonten
     Dabei gibt es zahlreiche Möglichkeiten, die bestehenden            •	
                                                                          Lösungsmatrix für kurzfristige Ausfallzeiten
     Strukturen zeitgemäß zu flexibilisieren und an den jeweils
     aktuellen Personalbedarf anzupassen.                               Das Seminar richtet sich an die Geschäftsführung, Einrich-
                                                                        tungsleitung, Pflegedienstleitung usw. aus Einrichtungen in
     Aus Sicht eines Arbeitsrechtlers und eines Personalmanagers        der Sozialwirtschaft.
     sowie in deren Zusammenspiel zeigen Ihnen die Referenten
     in diesem Seminar konkrete Lösungsmöglichkeiten auf, um            Referenten:			
                                                                                      Boris Vering
     diesen Anforderung gerecht zu werden.                                            Krankenhausbetriebswirt (VKD)
                                                                                      Inhaber der
     Auszüge aus dem Inhalt                                                           Imendo Unternehmensberatung
                                                                                      Drensteinfurt
     Flexibilisierung & Reduzierung des Stellenumfangs
     Formel für die Personalstruktur: 90/10                                               Christoph Noelke
                                                                                          Rechtsanwalt, Betriebswirt
     10 % des Soll-Stellenplans und damit der Personalkosten sind                         LIBRAPECT
     flexibel zu gestalten. Rechtliche Möglichkeiten der Umsetzung:                       Lüdenscheid

     •	Arbeitnehmerüberlassung                                         Termin & Ort:		24.02.2016 in Köln
     •	Reduzierung der Wochenarbeitszeit/Teilzeit/GfB                  Seminardauer:		10:00 bis 17:00 Uhr | 1 Tag
     •	kapazitätsorientierte variable Arbeitszeit (KAPOVAZ)            Seminargebühr: Euro 300,00 zzgl. MwSt.
     •	Versetzung & Umsetzung/organisationsübergreifender
        Personaleinsatz

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                                                                                                                                                      Seminare

Aktuelle Seminarthemen und -termine der BFS Service GmbH
Ihr Weg zum Ende der Überstunden –                         Der beste ambulante Pflegedienst                     Führung und Persönlichkeit
Der effektive Personaleinsatz in stationären               Dauer: 1 Tag, Gebühr: € 300,00                       Dauer: 2 Tage, Gebühr: € 575,00
Pflege- und Betreuungseinrichtungen                        22.02.2016 – Köln                                    01./02.03.2016 – Köln
Dauer: 1 Tag, Gebühr: € 300,00                             06.04.2016 – Berlin
26.01.2016 – Köln                                                                                               Professionelle Fördermittelakquise für
                                                           Kostenrechnung für                                   Organisationen der Sozialwirtschaft
Betriebsprüfungen optimal vorbereiten,                     ambulante Pflegedienste                              Dauer: 1 Tag, Gebühr: € 300,00
professionell begleiten, Nachzahlungen                     Dauer: 1 Tag, Gebühr: € 300,00                       02.03.2016 – Berlin
vermeiden                                                  23.02.2016 – Köln
Dauer: 1 Tag, Gebühr: € 300,00                             07.04.2016 – Berlin                                  Der dritte Weg – Aktuelle Rechtsprechung
26.01.2016 – Köln                                                                                               und arbeitsrechtliche Entwicklungen
                                                           Finanz- und Liquiditätsplanung                       Dauer: 1 Tag, Gebühr: € 300,00
Auswirkungen des Mindestlohngesetzes                       in sozialwirtschaftlichen Einrichtungen              02.03.2016 – Berlin
auf Unternehmen der Sozialwirtschaft                       Dauer: 1 Tag, Gebühr: € 300,00
Dauer: 1 Tag, Gebühr: € 300,00                             23.02.2016 – Hamburg                                 Arbeitnehmerüberlassung
27.01.2016 – Köln                                                                                               in der Sozialwirtschaft
                                                           Europa vor Ort: EU-Fördermittel für
                                                                                                                Dauer: 1 Tag, Gebühr: € 300,00
Kennzahlen für Entscheidungsträger                         sozialwirtschaftliche Projekte
                                                                                                                03.03.2016 – Berlin
Dauer: 1 Tag, Gebühr: € 300,00                             Dauer: 2 Tage, Gebühr: € 475,00
28.01.2016 – Köln                                          24./25.02.2016 – Köln                                Gemeinnützigkeit und Umsatzsteuerrecht
                                                                                                                sozialer Betriebe
Ambulant betreute Wohngemeinschaften                       Crash-Kurs Europäische Fördermittel
                                                                                                                Dauer: 1 Tag, Gebühr: € 300,00
Dauer: 1 Tag, Gebühr: € 300,00                             für die Sozialwirtschaft
                                                                                                                10.03.2016 – Köln
28.01.2016 – Köln                                          Dauer: 1 Tag, Gebühr: € 300,00
17.03.2016 – Berlin                                        26.02.2016 – Köln                                    Anlass-Spenden –
Bauherrenaufgaben bei der Vorbereitung                     Spendenrecht und Rechnungslegung                     Eine praktische Handreichung
und Durchführung von Bauvorhaben                           für Fundraiser/Spendensammler                        Dauer: 1 Tag, Gebühr: € 300,00
Dauer: 1 Tag, Gebühr: € 300,00                             Dauer: 1 Tag, Gebühr: € 300,00                       14.03.2016 – Berlin
15.02.2016 – Hamburg                                       29.02.2016 – Berlin                                  Professionelles Selbstmanagement
Baukosten-Controlling                                      Planspiel Balanced Scorecard                         für Führungskräfte
Dauer: 1 Tag, Gebühr: € 300,00                             Dauer: 2 Tage, Gebühr: € 475,00                      Dauer: 1 Tag, Gebühr: € 300,00
16.02.2016 – Hamburg                                       29.02./01.03.2016 – Berlin                           15.03.2016 – Berlin

Leistungserbringung                                        Quartierskonzepte –                                  Professionelles Belegungsmanagement
in der Kinder- und Jugendhilfe                             Die Zukunft der Altenhilfe                           in der stationären Altenhilfe
Dauer: 1 Tag, Gebühr: € 300,00                             Dauer: 1 Tag, Gebühr: € 300,00                       Dauer: 1 Tag, Gebühr: € 300,00
22.02.2016 – Köln                                          01.03.2016 – Berlin                                  15.03.2016 – Berlin

Weitere Informationen: BFS Service GmbH, Im Zollhafen 5 (Halle 11), 50678 Köln,    Sie erreichen uns auch über E-Mail. Unsere Adresse: bfs-service@sozialbank.de.
Telefon 0221 97356-159 und -160, Telefax 0221 97356-164.                           Die angegebenen Seminargebühren verstehen sich zuzüglich
Das komplette, aktuelle Seminarangebot finden Sie unter www.bfs-service.de.        der gesetzlichen Mehrwertsteuer und sind für Non-Profit-Orga­nisationen gültig.

                                                                                                                                    Die Bank für Wesentliches        15
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     Aktueller Fachbeitrag

     Hightech für eine humane Pflege!?                                Herausforderungen und Chancen
     Pflegeroboter, smart Home, digital Rescue und AAL – Ambi-        Seit einigen Jahren werden technische Systeme in vollstatio-
     ent Assisted Living: Angesichts des Fachkräftemangels und        nären Einrichtungen, in Pflegeheimen, vor allem aber im priva-
     der zunehmenden Probleme, Mitarbeiter zu gewinnen, aber          ten Wohnumfeld eingesetzt und erprobt. Manche technische
     auch mit Blick auf die Herausforderungen einer Gesellschaft      Innovationen der vergangenen Jahre sind uns mittlerweile
     des langen Lebens wird immer intensiver über den Einsatz         schon alltägliche Begleiter geworden: Der Rasenmäher-Ro-
     von technischen Hilfsmitteln bei der Begleitung und Pflege       boter, der fleißig sein Werk vollführt und sich selbständig in
     von Menschen diskutiert.                                         seine Ladestation zurückzieht, um Kraft (sprich Strom) für
                                                                      den nächsten Einsatz zu sammeln, oder der automatische,
     Das »KWA Kuratorium Wohnen im Alter« als deutschland-            nimmermüde digitale Staubsauger im Haushalt erstaunen nur
     weiter Träger von Senioreneinrichtungen befasst sich seit        noch wenige. Und selbst den rechnergestützten Fensterschei-
     vielen Jahren intensiv mit der Thematik des Technikeinsatzes     benwischer gibt es schon seit gut einem Jahrzehnt.
     in der Pflege und hat bereits 2010 ein mehrtägiges Forum
     mit allen Führungskräften zum Thema »Innovationen für die        Faszinierend zu beobachten bleibt, was heutzutage Technik
     Zukunft« veranstaltet. Die dabei gewonnenen Informationen        alles kann (und noch alles könnte), vor allem welche Perspek-
     und Erkenntnisse in Sachen technische und digitale Zukunft       tiven die digitalen Systeme bei der Wohnraumkontrolle und
     wurden im »KWA Rahmenkonzept Begleitung und Pflege«              der körpernahen Datenaufnahme und Vitalwertverarbeitung
     vom August 2011, das die Grundlagen für die inhaltliche Arbeit   aufweisen. Schon heute kann Technik vor Sturzgefährdung
     in den KWA Stiften bildet, berücksichtigt. Zum Technikeinsatz    und einem drohenden Infarkt warnen oder dann Alarm
     in den Einrichtungen wurde formuliert:                           schlagen, wenn wir – gegen alle Gewohnheiten – die Kaffee-
                                                                      maschine nicht in Betrieb nehmen: als deutliches Zeichen von
     »KWA verfolgt technologische Entwicklung an der Schnitt-         eingeschränkter Alltagsaktivität. Und nicht nur künstliche
     stelle von Produkten und Dienstleistungen, die im Kontext von    Kuschel-Robben aus Japan oder digitale Therapie-Katzen aus
     Telemedizin und Ambient Assisted Living erprobt werden, vor      Bayern (!), selbst die ersten humanoiden Roboter sind schon
     dem Hintergrund des demographischen Wandels mit hohem            heute – probeweise – für die Begleitung und Pflege im Ein-
     Interesse. Der Konzern beteiligt sich an der Erprobung sol-      satz. Bei ihnen wird bereits mit Blick auf die Funktionen und
     cher Entwicklungen, wenn sie geeignet sind, Lebensqualität       Applikationen zwischen Servicerobotern und Sozialrobotern
     zu fördern und ethisch unbedenklich sind.«                       unterschieden. Schöne neue Welt?!

     Auch das KWA Symposium 2015 unter dem Titel »Lebens-             Trotz aller Vorurteile und Mythen: Eine Technik-Akzeptanz ist
     dienliche Sicherheit durch Hightech« wurde dem Thema ge-         grundsätzlich – auch bei älteren Befragten und bei Pflegen-
     widmet. Diese Informationssammlung erlaubt nunmehr einen         den – durchaus gegeben. Sie variiert allerdings, wenn es um
     (weiterhin vorläufigen, wenn auch immer mehr) differenzier-      den Umfang und den konkreten Einsatz von Technik geht.
     ten Blick auf die Herausforderungen, aber auch die Chancen       Sibylle Meyer vom SIBIS Institut für Sozialforschung, die sich
     und die Zwänge in Sachen Pflege und Technik.                     intensiv mit technischen Assistenzsystemen für ältere und /

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                                                                                                       Aktueller Fachbeitrag

oder pflegebedürftige Menschen beschäftigt hat, kommt bei         Auf was es beim Technikeinsatz zur Unterstützung von älte-
ihren Untersuchungen zu dem Schluss:                              ren und / oder auf Pflege angewiesenen Menschen ankommt,
                                                                  darauf weisen einschlägige Untersuchungen hin. So haben
»Senioren [sind] offen für Assistenzroboter, wenn dadurch         Mona Frommelt und Thomas Klie in ihrer umfassenden Unter-
ein konkreter Nutzen entsteht, vor allem für die selbständige     suchung »Herausforderung Pflege – Modelle und Strategien
Lebensführung, die persönliche Autonomie und die Mobilität.       zur Stärkung des Berufsfeldes Altenpflege« von 2013 darauf
Die Pflegekräfte wollen keine Technik, die sie vom Patienten      aufmerksam gemacht, dass
ablenkt und ältere Menschen sind nicht bereit, sich auf kom-
plizierte Bedienungsprozeduren einzulassen.«                      »in der Versorgung von auf Hilfe angewiesenen Personen der
                                                                  Einsatz von Ambient Assisted Living (AAL)-Technik (Info- und
Ganz ähnlich die Ergebnisse von Tracey Mitzner vom Georgia        Telematik, Gebäudetechnik und Robotik) eine zunehmend
Institute of Technology; sie veröffentlichte im Juni 2013 im      wichtige Rolle spielen wird«
Technology Review ihre Forschungsergebnisse, die aussagen,
dass 61 % ihrer Befragten sich bei Pflegebedürftigkeit eher ei-   und der Erhalt der Selbständigkeit durch den Einsatz von
nen Roboter als einen menschlichen Assistenten wünschen.1         AAL-Technik durchaus positiv beeinflusst werden kann.
                                                                  Zudem können
Aber wie viel und vor allem welche Technik wollen wir einset-
zen? Was wird zwangsläufig mit Blick auf schwindende Res-         »assistierende technische Systeme […] zu einer zeitlichen
sourcen notwendig werden? Auf was wollen wir verzichten,          Entlastung von Pflegekräften beitragen und entsprechend
auf was sollten wir unbedingt verzichten?                         auch ökonomisch interessante Lösungen bieten. Berück-
                                                                  sichtigt werden sollte dabei jedoch immer das Selbstbestim-
Die Meinungen und Stimmungen changieren von absoluter             mungsrecht der auf Hilfe angewiesenen Personen.«
Technikbegeisterung und -verliebtheit auf der einen Seite bis
hin zu einer Weltuntergangstimmung mit Äußerungen, die die        Kooperation zur Forschung und Entwicklung
Gefahr eines Verlustes allen menschlichen Seins sehen. So ist
einerseits festzustellen, dass es immer mehr Menschen gibt,       Neben der theoretischen, konzeptionellen Auseinandersetzung
die bereit sind, im immerwährenden Wettkampf mit dem eige-        mit der Thematik sammelt KWA auch ganz praktische Erfah-
nen »inneren Schweinehund« oder im Benchmark mit dem Ar-          rungen beim Einsatz und der Erforschung von technischen
beitskollegen oder dem Nachbarn selbst ihre hochsensiblen         Systemen in und für die Pflege. KWA und der Lehrstuhl für Mik-
Vitaldaten einem Smartphone anzuvertrauen, ohne zu wis-           rotechnik und Medizingerätetechnik (MiMed) der Technischen
sen, wo und bei wem diese Daten tatsächlich landen. Anderer-      Universität (TU) München haben bereits vor einigen Jahren eine
seits erfahren die künftigen Regeln im neuen E-Health-Gesetz      langfristige Kooperation zur Erforschung und Entwicklung von
datenschutzrechtlich äußerst kritische Begleitung; ganz zu
schweigen von den öffentlichen Auseinandersetzungen bei-          1  Zitiert nach http://www.heise-gruppe.de/presse/Technology-
spielsweise um die digitale Krankenkassenkarte.                       Review-mit-Interview-ueber-Roboter-in-der-Pflege-1873352.
                                                                                                        html (Abruf am 15.12.2015)

                                                                                                       Die Bank für Wesentliches     17
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     Aktueller Fachbeitrag

     Geräten bzw. Verfahren unterstützender Technik für die Pflege      Patienten vom Rollstuhl in das Bett erleichtern. Ausgangslage
     geschlossen: »Ingenieurwissenschaftliche Grundlagen für Be-        für den Transfer soll der im Rollstuhl sitzende Bewohner sein.
     gleitung und Pflege – Embedded Research for Human Ageing«2,        Rückenlehne, Sitzpfanne und Beinablage sollen sich bei jeder
     so der Titel. Durchgeführt werden die Forschungsarbeiten im        Kinematik miteinander gekoppelt bewegen.
     KWA Luise-Kiesselbach-Haus, einer vollstationären Pflegeein-
     richtung mit 150 Plätzen in München-Riem.                          Die bisherigen Erfahrungen stimmen recht positiv. Der Leiter
                                                                        des KWA Luise-Kiesselbach-Hauses, Michael Pfitzer, erklärt:
     Bei dem Projekt geht es um die Untersuchung verschiedener
     Möglichkeiten zur Unterstützung einzelner Phasen im Pflegepro-     »Auch wenn einige der Mitarbeiter des Hauses anfangs Sorge
     zess – sowohl für die Pflegemitarbeiter als auch für die Bewoh-    hatten, die technischen Innovationen könnten sie am Ende
     ner selbst. Das heißt konkret: Die beteiligten Wissen¬schaftler    ersetzen, so ist jetzt Akzeptanz da. Wir wollen ja niemanden
     der TU führen ihre Forschungsarbeit zusammen mit Studenten         wegrationalisieren, sondern den Mitarbeitern mittels techni-
     nicht im Labor, sondern im Pflegeheim durch, begleiten die KWA     scher Hilfen mehr Freiräume und eine Arbeitserleichterung
     Mitarbeiter bei unterschiedlichen Tätigkeiten, führen Gespräche    schaffen, damit sie sich künftig noch besser um die Bewohner
     mit allen Beteiligten – vom Bewohner bis zum Therapeuten.          kümmern können.«
     »Diese Forschung vor Ort ermöglicht eine differenziertere
     Sichtweise eines bestimmten Problems und damit auch unter-         Blick in die Zukunft
     schiedliche Lösungsansätze«, erklärte Prof. Dr. Tim C. Lueth,
     Ordinarius des Lehrstuhls MiMed und Leiter des Projekts beim       Blicken wir in die Zukunft – was könnte uns in Sachen Technik-
     Start der Kooperation. Um die Aufgabenstellungen in der Pflege     einsatz noch erwarten? Der Nestor der katholischen Soziallehre
     gut erfassen zu können, absolvieren die Ingenieure der TU auch     Oswald von Nell-Breuning (1890 – 1991) hat bereits vor 50 Jah-
     ein mehrwöchiges Pflegepraktikum im Haus.                          ren in seiner Schrift über das Alter darauf hingewiesen, dass

     Aktuell wird mit finanzieller Unterstützung der Alfried Krupp      »die wachsende Zahl der pflegebedürftigen Menschen […] eine
     von Bohlen und Halbach-Stiftung das so genannte HydroWarn          entsprechend wachsende Zahl von Kräften, die in pflegerischen
     System entwickelt. HydroWarn3 bietet eine automatisierte           Berufen wirken [erfordert]. In dem, was diesem beruflichen
     Erfassung der Flüssigkeitsaufnahme der Bewohner und erinnert       Wirken eigen ist und seinen Kerngehalt ausmacht, gibt es keinen
     daran zu trinken, bevor es zu Dehydratation kommt. Erste Pro-      Ersatz des menschlichen Faktors durch die Technik, denn hier
     totypen sind testweise im Einsatz. Ein anderer Schwerpunkt der
     Forschung, ebenfalls mit Unterstützung der Alfried Krupp von       2 h
                                                                           ttp://www.mimed.mw.tum.de/fileadmin/w00bhh/www/PDF_Archive/
     Bohlen und Halbach-Stiftung, beschäftigt sich mit dem Thema         Flyer/2014-02-24_Flyer_AgeTech.pdf. (Abruf am 3.07.2015)
     der Mobilität in der Senioren­einrichtung: So werden gegenwärtig   3 http://www.mimed.mw.tum.de/research/technology-for-an-aging-
     Rollstuhlmechanismen entwickelt, die körperliche Belastungen        society/prevention-of-dehydration-hydrowarn/ (Abruf am 3.07.2015)
     für Pfleger und älterer Menschen verringern sollen.4 Die AgeTech   4 http://www.mimed.mw.tum.de/research/technology-for-an-aging-
     Gruppe forscht an zwei Arten von Kinematiken, die für Rollstüh-     society/kraftverstaerkung-menschlicher-gliedmasse-weroarm/
     le entwickelt werden und einer Pflegekraft den Transfer eines       (Abruf am 3.07.2015)

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BFS-INFO 1/16

                                                                                                         Aktueller Fachbeitrag

geht es ja gerade darum, daß der Mensch dem Mitmenschen,          mit Pflege auch künftig human bleiben kann und wir persönliche
dem verlassenen, müden, traurigen, entmutigten, Rat und Hilfe     Zuwendung erhalten.
suchenden Mitmenschen seine Person und seine Zeit schenkt.
Unterhalten kann ihn auch das Radio, aber ihm das Bewußtsein      Wir werden aber auch einen intensiven gesellschaftlichen Dialog
geben, daß er nicht nur immer noch Glied der menschlichen Ge-     darüber führen müssen, welche Daten wer erhält und wie wir
sellschaft ist, sondern auch als solches gewertet und behandelt   unsere Daten – und damit uns selbst – vor Missbrauch schüt-
wird, das kann nur der andere Mensch.«                            zen. Diese gesellschaftliche Auseinandersetzung wird nötig sein,
                                                                  damit das Schreckensszenario von Reimer Gronemeyer nicht
Diesem Entwurf (s)eines Menschenbildes ist nichts hinzuzu-        (gänzlich) Wirklichkeit wird, das er in seinem aktuellen Buch »Alt
fügen, vielmehr findet sich diese Haltung glücklicherweise        werden ist das Schönste und Dümmste, was einem passieren
auch heute bei der Auseinandersetzung um das Wertvolle des        kann« uns allen warnend vors Gesicht hält:
Menschen, auch wenn er von Krankheit oder Pflegebedürftigkeit
betroffen ist. Was allerdings von Nell-Breuning nicht ermessen    »Ein Worldstream wird die Alten irgendwann unterhalten und kon-
konnte, sind die umfassenden Herausforderungen, mit denen         trollieren, das heißt rundum managen – ob alle Werte in Ordnung
wir 2015 durch den demografischen Wandel konfrontiert sind        sind, ob sich das Verhalten im grünen Bereich bewegt, ob die
und die uns in den kommenden Jahren voll treffen werden.          präventiven Medikamente genommen werden, ob Bewegungs-
                                                                  einheiten absolviert werden, ob die Ernährung richtig abgestimmt
Denn wir können aufgrund der uns zugänglichen Zahlen schon        ist, ob Untersuchungstermine eingehalten werden […]. Sanktio-
recht gut die Zukunft der Pflege und Betreuung in den Jahren      nen lassen sich leicht ausmalen: Da klopft nicht unbedingt der
2020, 2025 oder 2030 erahnen: Aufgrund des enormen Rück-          Digital-Kommissar an die Tür, aber man kann sich eine Erhöhung
gangs der Geburtenraten seit der Zeit, als von Nell-Breuning      der Krankenkassenbeiträge für jene vorstellen, die nicht zu
seinen Text schrieb, werden »humane Ressourcen«, das so           Vorsorgeuntersuchungen gehen und sich nicht checken lassen.
genannte Pflegepotenzial, sprich helfende, pflegende Hände        SMS und E-Mails, in denen zu gesundheitsbewusstem Verhalten
immer knapper. Und wir können recht gut voraussagen, wie viele    ermahnt wird, könnten die Vorstufe sein: Mit Ihrem BMI, dem
Menschen bei uns in den kommenden Jahren auf Hilfe und Un-        Body-Mass-Index, stimmt etwas nicht! […] Das ganze wird dann
terstützung angewiesen sein werden. Zudem wissen wir um die       natürlich auch noch abgeglichen mit meinem genetischen Code,
gesellschaftlichen Veränderungen durch immer mehr Einper-         der im Worldstream mitfließt. Da werde ich kontinuierlich darüber
sonenhaushalte und zeitlebens kinderlos bleibende Paare. Von      informiert, welche Risiken wann auf mich warten, welcher Krebs
daher wird der Wunsch des Soziallehrers von Nell-Breuning wohl    mich wahrscheinlich dahinraffen wird oder ob ich bald einen
nicht (ganz) in Erfüllung gehen.                                  Schlaganfall zu gewärtigen habe. […] Desertieren aus der digita-
                                                                  len Welt: Das dürfte schwerer und schwerer werden. Nicht nur für
Wir werden eben auch Technik brauchen, um Menschen be-            die Alten. Die Macher von Big Data, von Timeline oder Worldstre-
gleiten und pflegen zu können. Wir werden Technik brauchen,       am lachen über die Versuche, sich aus dem Netz zu befreien.«
die dem Pflegebedürftigen dient, den Pflegenden entlastet und
ihnen so Zeit für erfahrbare Beziehung ermöglicht. Auch wenn      Autor: Dr. Stefan Arend, Vorstand, Kuratorium Wohnen im Alter
es überraschend klingen mag: Wir werden Technik brauchen, da-     gAG, Unterhaching, Kontakt: arend-stefan@kwa.de, www.kwa.de

                                                                                                         Die Bank für Wesentliches     19
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