Bibliotheksforum Bayern - Bibliotheksverbünde in Bayern
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Heft 1 – 8. Jahrgang – Februar 2014 – ISSN 0340-000X Bibliotheksforum Bayern Bibliotheksverbünde in Bayern Schwerpunkt Das bayerische Kulturportal bavarikon Digital, vernetzt, spartenübergreifend Treffpunkt Bibliothek Sechste Runde der bundesweiten Aktionswoche
Editorial Liebe Leserin, lieber Leser! G emeinsam sind wir stark“ ist ein Bei- trag im aktuellen Heft überschrieben. In der Tat zeichnet sich wohl kaum ein Be- rufsstand so sehr durch seinen Willen zur Zusammenarbeit aus wie der des Biblio- thekars. Die Beispiele hierfür sind Legion. So verwundert es auch nicht, dass ein Schwerpunkt des aktuellen Heftes den Bibliotheksverbünden gewidmet ist. Gemein- sam für das Wohl unserer Nutzer zu streiten, hat Tradition. Bereits im 14. Jahrhun- dert gab es etwa in Regensburg Bemühungen, einen gemeinsamen Katalog sämtli- cher Männerklöster zu schaffen, um so in einer Art Vorläufer des Verbundkataloges zusammenzustellen, welche Literatur in der Reichsstadt an der Donau verfügbar war. Sie sehen also, unsere Kooperationsbereitschaft hat weit zurückreichende historische Wurzeln. Heute lohnt sich insbesondere bei der Erwerbung von E-Medien der Zusam- menschluss; was die wissenschaftlichen Bibliotheken mit den Konsortien schon seit vielen Jahren praktizieren, setzt sich nun zunehmend auch bei den öffentlichen Büche- reien durch. Sicherlich ein nachahmenswertes Modell! Ein Blick in die Zukunft nicht nur von Bibliotheken, sondern generell der Welt, wie wir sie heute kennen, wurde im November im Apple Store in Berlin gewagt. Was passiert etwa, wenn die Erzeugung und Vermittlung von Wissen ausschließlich digital stattfin- den? Sicherlich eine spannende Frage. Generell gilt: Um im rasanten technologischen Wandel nicht den Anschluss zu verlieren, sind immer wieder Neuerungen gefragt. Seit vielen Jahren ist das Anbieten innovativer Dienste ein Thema, das unsere Zeit- schrift immer wieder beschäftigt und begleitet. Auch in diesem Heft informieren wir Sie über die vielversprechenden Ergebnisse teils langwieriger Bemühungen. So können Bayerns Kunst- und Kulturschätze in bavarikon, dem neuen Kulturportal für den Frei- staat, bewundert werden, viele davon sogar in 3-D! Ein Libretto-Portal ist ebenso ver- fügbar wie eine Jean-Paul-App. An Innovationen also kein Mangel! Man könnte die eingangs zitierte Überschrift also leicht abwandeln in: Gemeinsam sind wir stark und innovativ, alles zum Wohle unserer Benutzer. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine vergnügliche und anregende Lektüre! Ihr 3 Dr. Bernhard Lübbers Leiter der Staatlichen Bibliothek Regensburg Bibliotheksforum Bayern 08 (2014)
Inhalt Bibliotheksverbünde 6 Das Forum Spezialbibliotheken im Bibliotheks- verbund Bayern (Rolf Griebel, Helmut Hilz, Jutta Reusch und Daniel Schlögl) 8 Das siebte Jahr auf hoher See Strategische Allianz zwischen BVB und KOBV (Matthias Groß) 12 E-Medien-Verbünde in Bayern Der Boom beginnt (Ute Palmer-Horn) 14 Gemeinsam sind wir stark Regionalverbünde öffentlicher Bibliotheken in Franken (Sibylle Ebner) 18 Onleihe: ein rotes Tuch mit sieben Siegeln? Das siebte Jahr auf hoher See Strategische Allianz zwischen BVB und KOBV 8 Ein Praxisbericht aus der Stadtbibliothek Weißenburg (Paul Theisen) Digitale Bibliothek 20 Das bayerische Kulturportal bavarikon Digital, vernetzt, spartenübergreifend (Klaus Ceynowa und Stephan Kellner) 26 Eine neue Virtuelle Bibliothek für Libretti Das Libretto-Portal der Bayerischen Staatsbibliothek (Franz Jürgen Götz) 30 Open Access und Geisteswissenschaften Widerspruch oder Zukunft? (Brigitte Doß, Christoph Janello und Peter Thiessen) 20 34 Der Mensch ist der große Gedankenstrich im Buche der Natur Jean Paul, Die unsichtbare Loge (Katrin Schuster) Das bayerische Kulturportal bavarikon Digital, vernetzt, spartenübergreifend; Portal „bavarikon – 37 Wissen im digitalen Zeitalter – Nonlinearität, Kultur und Wissensschätze Bayerns“ geht online Multimedialität, Medienkonvergenz Veranstaltung im Apple Store in Berlin (Martin 45 Hermann und Andrea Pia Kölbl) Bibliotheken in Bayern 40 Treffpunkt Bibliothek Sechste Runde der bundesweiten Aktionswoche „Treffpunkt Bibliothek. Information hat viele Gesichter“ (Sabine Teigelkämper) TITELBILD: KOVALENKO INNA/FOTOLIA.COM 45 Gegen das Vergessen Zwei Veranstaltungen mit Holocaust-Überlebenden in der Stadtbibliothek Erlangen (Anne Grimmer) Management 46 Wissensmanagement in Bibliotheken. Gegen das Vergessen Theoretische Grundlagen und die praktische Um- Zwei Veranstaltungen mit Holocaust-Überlebenden setzung. Teil 1 (Anja Flicker) in der Stadtbibliothek Erlangen Bibliotheksforum Bayern 08 (2014)
Inhalt Benutzung 51 Zwei Bibliotheken, ein Ausweis Serviceverbesserung durch die Einführung des IDM- Connectors (Stephan Schwarz und Thomas Stöber) Bibliotheksgeschichte 53 NS-Raubgutforschung an der BSB Die Büchersammlung der Münchner Freimaurerloge „Zum aufgehenden Licht an der Isar“ (Stephan Kellner und Susanne Wanninger) 56 NS-Raubgut: Vorbesitzer in ganz Europa ausfindig gemacht Stadtbibliothek Nürnberg veröffentlicht Liste von gestohlenen Büchern aus der NS-Zeit 53 NS-Raubgutforschung an der BSB Die Büchersammlung der Münchner Freimaurerloge Öffentlichkeitsarbeit „Zum aufgehenden Licht an der Isar“ 57 Wir öffnen Welten Markenkommunikationskonzept für die Stadt- bibliothek Nürnberg (Rita Kamm-Schuberth) Bibliothek und Schule 62 Das Lernatelier Schulbibliothek.neu.definiert (Jochen Diel) 66 Willkommen in der Zukunft 3. Bayerischer Schulbibliothekstag in Nürnberg (Mirjam Liebel) 57 Wir öffnen Welten Lese- und Literaturförderung Markenkommuni- 68 Rekordverdächtig kationskonzept für Der Sommerferien-Leseclub in Bayern die Stadt- (Norbert Hellinger) bibliothek Nürn- berg 70 Lesestart Drei Meilensteine für das Lesen (Norbert Hellinger) Personalia 72 Dr. Wolfgang Slaby in den Ruhestand verabschiedet (Rolf Griebel) Rubriken 3 Editorial 73 Termine 74 Kurz notiert 88 90 Abstracts Impressum 62 91 Autorinnen und Autoren Das Lernatelier Schulbibliothek des Johann-Schöner-Gymnasiums in Karlstadt am Main Bibliotheksforum Bayern 08 (2014)
Forum Bibliotheksverbünde an der Universität München e.V. FÜR KUNSTGESCHICHTE Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Institut ZENTRALINSTITUT Einige Logos beteiligter W ie ein Blick in die Deutsche Bibliothekssta- tistik oder in das Verzeichnis der über 500 insti- tur erkennbar vor Schwierigkeiten, sofern sie über die beiden Kriterien einer – unterschiedlich stark Institutionen tutionellen Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft der ausgeprägten – fachlichen Spezialisierung des Be- Spezialbibliotheken (ASpB) zeigt, werden unter standes und einer Einbindung in eine übergeord- dem Bibliothekstyp „Spezialbibliothek“ höchst nete Einrichtung hinausgeht. unterschiedliche Bibliotheken subsumiert. Die Heterogenität manifestiert sich in der Bestands- Betrachtet man den Bibliotheksverbund Bayern größe (von wenigen tausend Bänden bis hin zu und schließt die eindeutig definierbaren ca. 40 Uni- mehreren hunderttausend Bänden) und der Per- versitätsbibliotheken, Bibliotheken der Hochschu- sonalausstattung (von der nebenamtlichen Lei- len für Angewandte Wissenschaften sowie regiona- tung und der One-Person-Library bis hin zu meh- len Staatlichen Bibliotheken aus, so verbleiben ca. reren wissenschaftlichen Bibliothekaren und einer 120 Bibliotheken, die im weiteren Sinne als Spezi- deutlich zweistelligen Personalkapazität) ebenso albibliotheken klassifiziert werden können: hierunter wie in unterschiedlichsten Trägern oder Träger- vor allem Bibliotheken von Ministerien, Behörden einrichtungen. Demzufolge steht angesichts der und Gerichten, von Forschungsinstituten und -an- herrschenden Vielfalt auch die Definition des Bi- stalten, von Museen, Archiven und kirchlichen Insti- bliothekstyps „Spezialbibliothek“ in der Fachlitera- tutionen, bis hin zu Bibliotheken von Vereinen. 6 Das Forum Spezialbibliotheken im Bibliotheksverbund Bayern Von Rolf Griebel, Helmut Hilz, Jutta Reusch und Daniel Schlögl Bibliotheksforum Bayern 08 (2014)
Forum Bibliotheksverbünde Aus der besonderen Situation der Spezialbi- Staatsbibliothek unterstützt und dauerhaft be- bliotheken heraus besteht gerade bei diesen in gleitet wird. Dieses Fundament ermöglicht einen Anbetracht großer Herausforderungen wie der intensiven Informationstransfer und Austausch Retrokonversion und der Bestandserhaltung, der der teilnehmenden Bibliotheken über neuere Ent- Digitalisierung und der elektronischen Medien wicklungen im Verbund und eröffnet die Gelegen- Bedarf an kollegialem Austausch und Informati- heit, Anregungen und Fragestellungen von allge- onstransfer. Um ein institutionell verankertes Fo- meinem Interesse gemeinsam zu diskutieren. Es rum zu schaffen, das auch eine entsprechende hat sich dabei bewährt, dass in den bisherigen Vernetzung der Spezialbibliotheken gewährleistet, vier Sitzungen von Kolleginnen und Kollegen aus formierte sich 2010 aus den Reihen der Spezialbi- der Bayerischen Staatsbibliothek Schwerpunkt- bliotheken eine Initiativgruppe, der Helmut Hilz (Bi- themen in grundlegenden Referaten vorgestellt bliothek des Deutschen Museums), Jutta Reusch wurden. Ergänzt wurden die Vorträge durch Er- (Internationale Jugendbibliothek) und Daniel fahrungsberichte aus dem Teilnehmerkreis des Schlögl (Bibliothek des Instituts für Zeitgeschich- Forums sowie anschließende Diskussionen über te) angehörten. Die Initiativgruppe wandte sich mit die „best practice“ unter den Rahmenbedingun- ihrer Idee an die Bayerische Staatsbibliothek als gen kleinerer Bibliotheken und Möglichkeiten zur zuständiger Fachbehörde für das Bibliothekswe- weiteren gemeinsamen Arbeit an diesen Themen. sen in Bayern. Die Bayerische Staatsbibliothek hat Die bisherigen inhaltlichen Schwerpunkte reichen diese Anregung aufgegriffen und umgehend in in- von der Retrodigitalisierung und der Langzeitarchi- tensivem Dialog mit der Initiativgruppe gemeinsam vierung über die Retrokonversion der Altkataloge eine Konzeption entwickelt. und die Integration digitaler Medien in das Ange- botsspektrum bis hin zur Bestandserhaltung und Im Hinblick auf die Zielsetzung – primär den Katastrophenprävention. Gerade kleinere Spezial- wechselseitigen, kollegialen Austausch und den bibliotheken stellen diese Themen finanziell, orga- Informationstransfer seitens der Bayerischen nisatorisch und personell vor große Herausforde- Staatsbibliothek, darüber hinaus auch die stärke- rungen. Gleichzeitig wird von allen teilnehmenden re Sichtbarkeit der Spezialbibliotheken im Biblio- Einrichtungen aber auch die enorme Bedeutung theksverbund Bayern – galt es, eine organisatori- dieser Fragen für die Zukunftsfähigkeit jeder ein- sche Form zu finden und ein Veranstaltungsformat zelnen Bibliothek deutlich gesehen. zu entwickeln. Das Forum Spezialbibliotheken versteht sich in Angesichts der Vielzahl und Heterogenität der keiner Weise als eine „Konkurrenzveranstaltung“ Spezialbibliotheken war es auch erforderlich, Kri- zur traditionsreichen und wesentlich größeren Ar- terien für die Teilnahme an dem Forum festzule- beitsgemeinschaft der Spezialbibliotheken (ASpB). gen. Dabei stand von vorneherein fest, dass in der Das zeigt sich schon darin, dass die meisten Teil- DIE AUTOREN Anfangsphase zwar eine relativ enge Begrenzung nehmereinrichtungen des Forums auch in der Dr. Rolf Griebel ist der Teilnehmerzahl zielführend sein würde, dass ASpB Mitglied sind und dort zum Teil aktiv mit- Generaldirektor der aber nach einer Erprobungs- und Konsolidie- wirken. Vielmehr ist das Forum Spezialbibliothe- Bayerischen rungsphase unbedingt eine Öffnung für weitere in- ken ein Diskussions- und Informationsforum auf Staatsbibliothek. teressierte Spezialbibliotheken angestrebt werden Landesebene innerhalb des Bibliotheksverbundes sollte. Nach eingehender Diskussion wurden für Bayern. Dr. Helmut Hilz ist die Teilnahme zunächst folgende Mindestkriterien Leiter der Biblio- definiert: hauptamtliche Leitung und ein Bestand Zweieinhalb Jahre nach der konstituierenden thek des Deutschen von wenigstens 50.000 Bänden. Sitzung darf festgestellt werden, dass sich das Fo- Museums. rum Spezialbibliotheken bewährt hat. Die Zusam- Die konstituierende Sitzung des Forums Spezi- menarbeit soll daher in gleicher Weise fortgesetzt Jutta Reusch ist albibliotheken fand im Mai 2011 unter Vorsitz von werden und sich weiterentwickeln. Dabei ist der Leiterin der Abtei- Generaldirektor Rolf Griebel in der Bayerischen Teilnehmerkreis offen für weitere Interessenten. ILLUSTRATION: TAUSENDBLAUWERK lung Bibliotheka- Staatsbibliothek statt. Zwei weitere Veranstaltun- Auch Einrichtungen, die bislang noch keine Kennt- rische Dienste der 7 gen in der Bayerischen Staatsbibliothek und eine nis über das Forum Spezialbibliotheken erlangt Internationalen im Collegium Carolinum, die alle unter einem bi- haben, aber die genannten Mindestkriterien erfül- Jugendbibliothek. bliotheksfachlichen Schwerpunktthema standen, len, sind herzlich zur Mitarbeit eingeladen. folgten seither, die letzte im Juli 2013. Der Teil- Dr. Daniel Schlögl nehmerkreis umfasst aktuell rund zwanzig Bib- ist Leiter der Biblio- liotheken ganz unterschiedlicher Ausrichtung. Im thek des Instituts Hinblick auf die Zielsetzung des Forums ist von für Zeitgeschichte großer Bedeutung, dass es von der Bayerischen München-Berlin. Bibliotheksforum Bayern 08 (2014)
Forum Bibliotheksverbünde Das Gebäude des ZIB (Teilansicht) Das siebte Jahr auf hoher See Strategische Allianz zwischen BVB und KOBV Die strategische Allianz zwischen dem Bibliotheks- verbund Bayern (BVB) und dem Kooperativen Biblio- theksverbund Berlin-Brandenburg (KOBV), die Ende Dezember 2007 geschlossen wurde, ist inzwischen in ihr „verflixtes siebtes Jahr“ eingetreten. Das ist bei jeder Partnerschaft eine numerologische Ein- 8 ladung zu Rückschau und Ausblick, um so mehr, wenn es sich um eine Verbindung zwischen Bayern und Preußen handelt. Von Matthias Groß Bibliotheksforum Bayern 08 (2014)
Forum Bibliotheksverbünde D ie beiden Partner sind der vom Freistaat Bayern getragene BVB einerseits mit seiner in tige Nutzung von bestehenden Diensten. Sie um- fasst bisher drei Bereiche: der Bayerischen Staatsbibliothek angesiedelten Verbundzentrale und andererseits der KOBV, der (1) Die gemeinsame kooperative Katalogisierung gemeinsam von den Ländern Berlin (mit teilweiser im gemeinsamen Verbundkatalog B3Kat. Sie war Refinanzierung durch die Hochschulen) und Bran- ein maßgeblicher Auslöser für die Partnersuche denburg getragen wird, mit der KOBV-Zentrale, auf Seiten des KOBV, um seinen Bibliotheken die die der Abteilung „Wissenschaftliche Information“ Teilnahme an der kooperativen Katalogisierung zu des Zuse-Instituts Berlin (ZIB), einem Forschungs- ermöglichen. Die Struktur des KOBV sah ja zuvor institut für anwendungsorientierte Mathematik und die lokale Primärkatalogisierung, unterstützt durch Informatik, zugeordnet ist. einen gemeinsamen Fremd- und Normdatenpool, mit einem Recherchenachweis im KOBV-Index Der „Ehevertrag“, um im Bild zu bleiben, sieht vor. Insbesondere mit dem Aufkommen großer Gütertrennung vor: Beide Verbünde wahren ihre Fremddateneinspielungen von E-Book-Paketen organisatorische Eigenständigkeit. Sie machen verschärfte sich die Problematik des jeweils lokal auch vom neuen Namensrecht Gebrauch und zu leistenden Aufwandes. Die Lösung, die zudem führen keinen gemeinsamen Ehenamen. Sie wa- durch hohe Wirtschaftlichkeit überzeugte, war ren jedoch zu der Einsicht gekommen, dass sich letztlich die Mitnutzung des durch den BVB be- durch eine intensivere Zusammenarbeit in ver- triebenen Verbundkatalogs. Neben technischen schiedenen Bereichen insgesamt deutlich mehr Aspekten wie der Anbindung der Aleph- und erreichen lässt, eine solche Intensivierung der SISIS-Bibliothekssysteme an das Verbundsystem Beziehungen aber nicht mehr als „wilde Ehe“ (bi- ging es auch darum, die vorliegenden Daten mög- oder multilaterale Zweckbündnisse im Einzelfall) lichst gut vorzubereiten, damit die Erkennung von angeht. Man wollte auch nicht warten, bis man Dubletten und auch die Anreicherung der Daten- irgendwie zwangsverheiratet wird – eine Evaluie- sätze um zusätzliche Erschlie- rung der deutschen Verbundsysteme durch den ßungselemente aus den neu hinzukommenden Biblio- theken möglichst gut ge- lingen konnte. An diesen Vorarbeiten war und ist auch jeweils die KOBV-Zentra- le wesentlich beteiligt. Mit der Bibliothek der Europa-Univer- sität Viadrina in Frankfurt (Oder) als Pilotbibliothek startete die Katalogmi- gration, die Einspielung ihrer Daten erfolgte bereits im No- vember 2008, es folgten eine Reihe Wissenschaftsrat wurde schon damals erwartet. von Fachhochschulbibliotheken sowie die drei So wurde der Segen der Unterhaltsträger und großen Aleph-Systeme der Berliner Universitäten: Verbundgremien eingeholt und man begab sich zunächst das der Technischen Universität zusam- auf eine längere gemeinsame Reise; lassen wir es men mit der Universität der Künste (2009), gefolgt für die drei Binnenländer im Gedanken ruhig eine von der Humboldt-Universität Berlin (2010) und Kreuzfahrt sein, auf der bisher auch bei gelegent- schließlich der Freien Universität Berlin (2011). lichem Wind und Wetter alle gefährlichen Klippen Insgesamt wurden bis April 2011 über 9 Millionen umschifft worden sind, und betrachten wir nach- Titelsätze von 14 Hochschulbibliotheken mit ca. folgend die bisherigen Hauptsehenswürdigkeiten. 18 Millionen Daten der bayerischen Bibliotheken 9 zusammengeführt. Die durchschnittliche Über- Dienstleistungspartnerschaft schneidungsrate betrug dabei 60 %. Vor unserem Blick ragen zwei mächtige Säulen auf, die beiden tragenden Eckpfeiler der strate- FOTOS: ZIB gischen Allianz. Die erste ist die Dienstleistungs- partnerschaft. Ihr Zweck ist die Effizienzsteigerung für beide Verbundregionen durch die wechselsei- Bibliotheksforum Bayern 08 (2014)
Forum Bibliotheksverbünde Unter den oben genannten Prämis- sen des „Ehevertrags“ war schnell klar, dass für den bisherigen „Baye- rischen Verbundkatalog“ oder „BVB- Verbundkatalog“ ein neuer Name gefunden werden musste. Bei einem Ideenwettbewerb gingen dazu über 100 Vorschläge ein, aus denen im Einvernehmen unter den Allianzpart- nern der Vorschlag „B3Kat“ gekürt wurde. Die „Taufe“ erfolgte Anfang 2011. In der Kommission für Erschlie- ßung und Metadaten (KEM) des BVB sowie ihren Arbeitsgruppen für For- mal- wie für Sacherschließung (AGFE und AGSE) sind jeweils Vertreter des KOBV mit Sitz und Stimme sowie wei- tere Gäste vertreten, um auch an der künftigen Ausgestaltung des gemein- Die Websites der samen Katalogs verantwortlich mitzu- Kooperations- wirken. Dank der Dateneinspielungen aus Berlin die Universitätsbibliothek Regensburg, die früher partner: BVB links und Brandenburg (bisher insgesamt ca. 4,3 Mil- regionale Dienste für OPUS übernommen hatte, und rechts KOBV lionen Datensätze) ist der B3Kat inzwischen zum für ein anderes System entschieden hatte, stell- zweitgrößten deutschsprachigen Verbundkatalog te sich die Frage nach dem künftigen Betrieb. Im mit über 25 Millionen Titeldatensätzen geworden Kontext der strategischen Allianz bot sich eine und erfreut sich hoher Attraktivität für den Ein- Inanspruchnahme des OPUS-Hosting-Dienstes stieg weiterer Bibliotheken. Ende 2011 wurden der KOBV-Zentrale an, hierzu wurde 2010 eine die Daten des B3Kat als Linked Open Data frei- Servicevereinbarung geschlossen und im Herbst gegeben, sie stehen seitdem zur allgemeinen 2010 die Übernahme fast aller bayerischer OPUS- Nachnutzung zur Verfügung. Server durchgeführt. Der Dienst wird inzwischen von 13 bayerischen Bibliotheken genutzt. (2) Die Dienstleistungen für SISIS-Lokalsysteme werden im BVB, ursprünglich aus der Not klei- Entwicklungspartnerschaft nerer Bibliotheken geboren und dank des Erfolgs bei der Umsetzung ausgeweitet auf immer mehr Bei der zweiten Säule handelt es sich um die Ent- und immer größere Systeme, inzwischen für fast wicklungspartnerschaft. Man war sich von Anfang alle solchen Systeme im Verbund erbracht und an einig, dass man sich sozusagen nicht nur bei beinhalten den Serverbetrieb, das Einspielen von der Hausarbeit zur Hand gehen, sondern auch Softwareupdates und weitgehende sonstige Un- über die klassischen katalogorientierten Hand- terstützung. Die Abkürzung ASP steht dabei für lungsfelder hinaus gemeinsam voranschreiten will. „Application Service Providing“. Da sich SISIS- Zur Stärkung des kreativen Potentials wurde eine Systeme auch einer hohen Verbreitung im Raum Form der institutionalisierten Entwicklungspartner- Berlin-Brandenburg erfreuen, war es ein weiterer schaft gewählt, bei der zwei bei der KOBV-Zen- Bestandteil der strategischen Allianz, interessier- trale angesiedelte Stellen mit Entwicklern besetzt ten Bibliotheken eine Nutzungsmöglichkeit zu sind, möglichst so, dass sowohl der Schwerpunkt transparenten Bedingungen zu geben. Inzwischen Bibliothekswesen als auch der Schwerpunkt Infor- wird der ASP-Dienst von zehn Bibliotheken aus matik mit jeweils einer Person vertreten sind. Die Berlin und Brandenburg genutzt. Finanzierung erfolgt paritätisch durch die beiden 10 Verbundpartner, ebenso erfolgt die Festlegung (3) Der Hochschulschriftenserver OPUS ist im und Steuerung der Entwicklungsprojekte durch ei- BVB zwar nicht flächendeckend im Einsatz, stellt aber nach wie vor das verbreitetste System sei- ner Art im Freistaat Bayern dar. Nachdem sich Bibliotheksforum Bayern 08 (2014)
Forum Bibliotheksverbünde nen paritätisch besetzten Fachbeirat mit Vertretern Bibliotheksumfeld für mobile Endgeräte näher der Universitäts-, der Fachhochschulbibliotheken, untersucht, um den Handlungsbedarf in diesem der Wissenschaft sowie der Verbundzentralen, die Bereich zu bestimmen. mit den jeweiligen Fach- und Entscheidungsgre- mien ihres Verbundes eng vernetzt sind. Die Kom- Die kleineren markanten Punkte auf der gemein- ponente der Entwicklungspartnerschaft ist ganz samen Kreuzfahrt bestehen aus wechselseitigen wesentlich ein strategisches Element der Allianz. Beiträgen zur BVB-Verbundkonferenz und dem KOBV-Forum sowie weiteren Veranstaltungen so- Ende 2008 konnte das erste gemeinsame wie zahlreichen Aktionen am gemeinsamen Stand Entwicklungsprojekt planmäßig abgeschlossen im Rahmen des Deutschen Bibliothekartags. Be- werden, dessen Ziel es war, den Datenaus- suchen Sie uns doch Anfang Juni 2014 in Bremen! DER AUTOR tausch zwischen Bibliotheks- und Verbundkata- Matthias Groß ist logen aus beiden Regionen mit Literaturverwal- Rück- und Ausblick Leiter des Referats tungsprogrammen zu optimieren. Im nächsten Virtuelle Biblio- Entwicklungsprojekt „Rechtemanagement mit Die Rückschau auf die bisherige Reise zeigt, thek Bayern in der Shibboleth“ wurden wichtige Vorarbeiten für den dass im Bereich der Dienstleistungspartnerschaft Verbundzentrale Einsatz dieses Protokolls geleistet und eine Pi- die vorgesehenen Ziele fast durchweg erreicht, des Bibliotheksver- lotbibliothek bei ihrer Aufnahme in die DFN-AAI in einigen Punkten sogar übertroffen werden bunds Bayern. (Authentifizierung- und Autorisierungs-Infrastruk- konnten, auch wenn sicher noch nicht alle Fra- gen des optimalen Zusammenlebens als gelöst bezeichnet werden können. Aus der Entwicklungspartnerschaft sind zahlreiche nützliche und interes- sante Ergebnisse hervorgegangen, aber – in der Sprache der Foto-Safari ausgedrückt – die Giraffe bei Sonnen- untergang war noch nicht dabei; hier gilt es, die Chancen noch besser aus- zuschöpfen. Befürchtungen der Art, dass Bayern und Preußen überhaupt nicht zueinander passen, konnten je- denfalls entkräftet werden. Die künftige Reiseroute der strategi- schen Allianz wird maßgeblich geprägt werden durch das gemeinsame DFG- geförderte Projekt „Cloudbasierte Inf- rastruktur für Bibliotheksdaten (CIB)“ mit dem Hessischen Bibliotheksin- tur des Deutschen Forschungsnetzes) begleitet. formationssystem (HeBIS) als weiterem Partner, Nach Konzeptstudien zur Visualisierung von Bib- das zum 1. September 2013 gestartet ist und liothekscontent, die je nach Bedarf und Potential den Neustrukturierungsprozess der Verbundland- für konkrete Umsetzungen angegangen werden schaft in Deutschland aktiv vorantreiben und ge- können, sowie zu Web-2.0-Anwendungen wur- stalten wird. Dass sich hieraus zwangsläufig Än- de mit Mable+ ein Java-gestütztes Softwaretool derungen für die Dienstleistungspartnerschaft und zur automatischen Daten- und Fehleranalyse von neue Impulse für die Entwicklungspartnerschaft Bibliothekskatalogen umgesetzt und als Open- ergeben werden, ist nicht schwer vorherzusagen – Source-Software bereitgestellt, das nun suk- wohl aber, welche genau. Die Sache bleibt daher zessive für Anwendungen im Umfeld des B3Kat spannend. 11 eingesetzt und ausgebaut wird. 2013 wurde ein Arbeitspaket für die Weiterentwicklung von OPUS aus Ressourcen der Entwicklungspartnerschaft bestritten. Aktuell werden existierende Apps im Bibliotheksforum Bayern 08 (2014)
Forum Bibliotheksverbünde Werbeflyer für die Onleihe D ie Bibliotheken reagierten anfangs zurück- haltend, wofür es augenscheinlich gute Gründe gab. Zum einen blieben die Ausleihzahlen der E-Medien weit hinter denen der Printmedien zu- rück und zum anderen war man noch immer skep- tisch, ob die E-Medien wirklich eine Zukunft haben würden. Spätestens seit Weihnachten 2011 ist dieser Zweifel behoben: Es waren die E-Book- Reader, die Schenkfreude und Kauflust aufkom- men ließen. Inzwischen schließen sich immer mehr Bibliotheken zu Verbünden zusammen, um einen DIE AUTORIN ausreichenden Pool an downloadbaren Lizenzen Ute Palmer-Horn ist ihren Lesern zur Verfügung zu stellen. Auch kleine Leiterin der Fach- Bibliotheken möchten einsteigen – dafür wird mo- stelle München der mentan nach einer Lösung gesucht. Landesfachstelle für das öffentliche Was ist das Besondere an den E-Medien? Die Bibliothekswesen. Pressemeldung der Stadtbücherei Penzberg zum Start des Verbundes netBIB24 bringt es auf den Punkt: „Lesehunger um Mitternacht? Erziehungsstress am Sonntag? Fitnesstraining nach Feierabend? Dicke Wälzer im Fluggepäck? Oder Wissens- durst schon zu frühester Stunde … all dies ist ab sofort kein Problem mehr. Vom aktuellen Spie- gel bis zum Mittelalter-Roman, vom Hörbuch mit dem kleinen Drachen Kokosnuss bis zum Nordic Pilates Video stehen mehr als 2.250 Medien im Rahmen der ‚Onleihe‘ zur Verfügung und können unterwegs oder vom heimischen Computer aus Die Onleihe steckt noch in den Kinderschuhen entliehen werden. Zwischen wenigen Stunden – vieles ist für die Leser unbefriedigend: lange bei Zeitungen und 21 Tagen bei Büchern dauert Wartezeiten, bis ein Medium zum Download zur die Leihfrist, an deren Ende sich aber niemand Verfügung steht. Ist es dann auf dem Tablet oder erinnern muss. Nach Ablauf können die Dateien dem Reader ausleihbar, ist es vielleicht nicht der nicht mehr genutzt werden. Mahngebühren sindgeeignete Zeitpunkt. Außerdem sind die Lizenzen somit für Onleihe-Nutzer kein Thema.“ gegenwärtig weder verlängerbar noch vor dem Ende der Leihfrist zurückzugeben. Je- E-Medien-Verbünde in Bayern – doch: Der Bibliothekskunde hat kos- tenlos die Möglichkeit, sich mit dem FOTOS: E-MEDIEN-VERBÜNDE neuen Medium vertraut zu machen. Er 12 der Boom beginnt bekommt Tipps und Infos von den Bib- liotheksmitarbeitern, die weit über das Procedere des eigentlichen Angebots hinausgehen. Beide Seiten – Kunden Nachdem das Angebot an ausleihbaren E-Medien in und Bibliotheksteam – machen sich Bayern nach dem Start des ersten Verbundes „Onlei- somit fit für die Zukunft. he Niederbayern/Oberpfalz“ 2008 erst einmal sta- gnierte, scheint inzwischen ein Boom auszubrechen. Von Ute Palmer-Horn Bibliotheksforum Bayern 08 (2014)
Forum Bibliotheksverbünde E-Medien-Verbünde in Bayern Bibliotheksverbünde in Bayern Was eine einzelne Bibliothek allein nicht stemmen kann, soll gemein- sam im Verbund erreicht werden. So wurden im Laufe der Zeit immer mehr Kooperationen zwischen den bayerischen Bibliotheken einge- richtet. Zu Zeiten der elektronischen Medien, in denen finanzielle, personelle Kapazitäten und Wissen noch stärker gefordert werden, sind auch immer mehr Zusammenschlüsse zwischen Bibliotheken für die Errichtung von E-Medien-Portalen entstanden. Mit dieser Liste www.onleihe.de/niederbayern- erhalten Sie einen Überblick über die vielfältigen Gemeinschaften. oberpfalz Teilnehmer: E-Medien-Verbünde Amberg, Deggendorf, Landshut, Re- gensburg, Straubing, Weiden Bestand: ca. 14.000 eME Gründung: 2008 www.biblioload.de Teilnehmer: Bad Aibling, Burghausen, Mühldorf, www.emu.ciando.com Prien, Traunreut, Vaterstetten Teilnehmer: www.onleihe-schwaben.de Bestand: ca. 6.000 eME Bergrheinfeld, Grafenrheinfeld, Ham- Teilnehmer: Gründung: März 2012 melburg, Karlstadt, Marktheidenfeld, Bobingen, Dillingen, Donauwörth, Niederwerrn, Veitshöchheim, Wildfle- Gersthofen, Kaufbeuren, Kempten, cken Marktoberdorf, Meitingen, Memmin- Bestand: ca. 2.800 eME gen, Mindelheim, Neu-Ulm, Neuburg, www.biblioplus-digital.de Gründung: Juli 2013 Nördlingen, Stadtbergen, Weißenhorn Teilnehmer: Bestand: ca. 6.500 eME Bad Tölz, Geretsried, Miesbach, Murn- Gründung: Juli 2012 au am Staffelsee, Peißenberg, Starn- berg, Weilheim www.franken-onleihe.de Bestand: ca. 3.000 eME Teilnehmer: Gründung: Juli 2013 Alzenau, Bad Neustadt, Bamberg, www.onleihe24ostbayern.de Bayreuth, Coburg, Erlangen, Forch- Teilnehmer: heim, Gerolzhofen, Haßfurt, Her- Cham, Dingolfing, Freyung, Kelheim, zogenaurach, Hösbach, Karlstein, Lappersdorf, Mainburg, Nittendorf, www.digibobb.de Kitzingen, Lichtenfels, Lohr am Main, Passau, Schwandorf, Sulzbach-Rosen- Teilnehmer: Marktredwitz, Ochsenfurt, Selb, berg Eichenau, Fürstenfeldbruck, Gauting, Wunsiedel Bestand: ca. 5.000 eME Germering, Gräfelfing, Neubiberg, Bestand: ca. 14.000 eME Gründung: Juni 2012, Erweiterung im Oberhaching, Ottobrunn, Puchheim, Gründung: Februar 2012 Juli 2013 Unterhaching Bestand: ca. 5.000 eME Im Dezember 2013 existierten somit Gründung: Oktober 2012 zehn Verbünde mit ca. 115 Bibliothe- www.netbib24.de ken in kommunal-öffentlicher Träger- Teilnehmer: schaft, die E-Medien anbieten. 15 öf- Garching b. München, Karlsfeld, fentliche Bibliotheken in kirchlicher und www.e-medien-franken.de Krailling, Neufahrn, Penzberg, Pullach kommunaler Trägerschaft gründeten im Teilnehmer: i. Isartal, Unterföhring, Waldkraiburg, Frühjahr 2013 in Südbayern unter Fe- 13 Bad Kissingen, Dettelbach, Dinkelsbühl, Wartenberg derführung des Sankt Michaelsbundes Eckental, Elsenfeld, Erlenbach a. Main, Bestand: ca. 3.000 eME mit LEO-SUED ihren ersten E-Medien- Feucht, Feuchtwangen, Fürth, Hers- Gründung: Juli 2013 Verbund, im Oktober kamen weitere bruck, Höchberg, Kahl a. Main, Kulm- fünf hinzu. Der Start von LEO-NORD ist bach, Lauf a.d. Pegnitz, Mellrichstadt, für Februar 2014 geplant. Alle E-Medi- Neustadt bei Coburg, Röthenbach a.d. en-Verbünde arbeiten mit der Firma Di- Pegnitz, Roth, Rothenburg ob der Tau- ViBib zusammen, emu hat sich für den ber, Schwanstetten, Schwaig, Weißen- Wettbewerber ciando entschieden. burg, Wendelstein, Würzburg Bestand: ca. 22.500 eME Gründung: November 2012 Bibliotheksforum Bayern 08 (2014)
Forum Bibliotheksverbünde Gruppenfoto bei einem Arbeitstreffen der 24 Mitgliedsbibliotheken des Verbundes e-medien-franken D ie Idee, dass öffentliche Bibliotheken gemein- sam mehr erreichen können, geht bis in das Jahr 2001 zurück. Sieben unterfränkische Bibliotheken, die schon seit einigen Jahren in einem Arbeitskreis zusammengearbeitet hatten, beabsichtigten mit Unterstützung der Landesfachstelle Würzburg und des Augsburger Bibliothekssoftware-Herstellers datronic einen gemeinsamen Internet- katalog auf Basis der Software „Fin- Gemeinsam sind wir stark – dus“ ins Leben zu rufen. Regionalverbünde öffentlicher Welche Überlegungen hatten im Vorfeld bei den Beteiligten dazu ge- führt, den Bibliothekskunden einen Bibliotheken in Franken Mehrwert mit einem für die Bibliothe- ken vertretbaren finanziellen Aufwand bieten zu wollen? 14 Im Oktober 2013 sind weitere 15 öffentliche Biblio- Von der Landesfachstelle gab es fol- theken unterschiedlicher Größe in Bayern mit einem gende Beobachtungen: digitalen Angebot für ihre Leser gestartet – diese • Ein breites Medienspektrum war in Bibliotheken haben alle gemeinsam, dass sie das den Beständen der Bibliotheken an- nicht als „Einzelanbieter“ tun, sondern sich zu Ver- gekommen. bünden zusammengeschlossen haben. • Die Vielfalt der Medien (Bücher, Zeitschriften, CDs, DVDs, Spiele, Von Sibylle Ebner Hörbücher, CDROMs – und mittler- weile auch noch Konsolenspiele und E-Medien) verursachte Druck in den Erwerbungsetats. Bibliotheksforum Bayern 08 (2014)
Forum Bibliotheksverbünde • Die Etats entwickelten sich in vielen Orten nicht 4. Der digitale Verbund E-Medien-Franken (www.e- parallel zu den gestiegenen Ausleihen. medien-franken.de): die meisten Mitgliedsbiblio- • Im Flächenstaat Bayern mit über 600 Biblio- theken und der größte Bestand theken in kommunaler Trägerschaft sollte das breite Medienspektrum auch im ländlichen Das Grundkonzept der Katalogverbünde Raum verfügbar sein. (ca. 125 beteiligte Bibliotheken in ganz Bayern, • Einige Bibliotheken verfügten bereits über einen s. Grafik unten) ist überall gleich: Web-OPAC und auch die eigene Website ge- Über einen gemeinsamen Web-OPAC erhalten hörte für manche bereits zum Alltag. die Leser jeder beteiligten Bibliothek Zugriff auf (fast) alle Medien. Ausgenommen sind in den meis- Was benötigten die Bibliotheken an technischen ten Verbünden Neuerwerbungen in den ersten 30 Voraussetzungen (Stand 2001)? Tagen, Spiele oder DVDs, weitere Einschränkun- • Bibliothekssoftware gen gibt es nicht. Also können vom Reiseführer bis • Web-OPAC zum Bastelbuch, vom Hörbuch bis zur Musik-CD • Zuverlässigen und schnellen Internetzugang alle Medien bestellt werden. • E-Mail-Account Aufgegeben wird die Bestellung online im Ka- Und an anderen Voraussetzungen: talog (die Leser müssen sich hierzu mit ihrer Le- • Bereitschaft zur Kooperation mit anderen Biblio- sernummer und ihrem Password anmelden), diese theken löst dann zwei E-Mails aus: einmal an die Biblio- • Überwinden des „Kirchturmdenkens“ – „meine“ thek, die das gewünschte Medium besitzt, und Medien auch für Leser aus anderen Bibliotheken einmal an die „Heimatbibliothek“ der Besteller. Die zur Verfügung zu stellen Versandkosten trägt jeweils die besitzende Bib- liothek, die Gebühren für die Bestellung (je nach Was sind die Vorteile der Katalogverbünde? Verbund zwischen 1 und 3 Euro) erhält die Hei- • Für die Bibliotheken fallen nur geringe Kosten matbibliothek – eine Verrechnung zwischen den an, da der Online-Katalog wie ein einzelner Web- Bibliotheken erfolgt nicht. OPAC funktioniert. Allerdings weisen die verzeichneten Medien nicht den Katalogverbünde bayerischer ÖB Bestand einer Bibliothek, sondern die Bestände aller beteiligten Biblio- theken nach. • Den Lesern steht dadurch ein we- sentlich breiteres Angebot zur Verfü- gung. • Regionale Kooperation ist eine krea- tive Antwort auf Ressourcenbegren- zung. • Interkommunale Zusammenarbeit hat sich in einigen Bereichen bereits als erfolgreiches Zukunftsmodell er- wiesen. Im Folgenden werden drei unter- fränkische Katalogverbünde vorgestellt sowie ein In den meisten Fällen kann der Besteller das Me- digitaler Verbund, dem Bibliotheken aus allen drei dium in seiner Bibliothek vor Ort innerhalb von drei FOTO: LANDESFACHSTELLE fränkischen Regierungsbezirken angehören. bis fünf Werktagen abholen, die Leihfrist wird von 1. Die Finduthek (www.finduthek.de): der erste der verleihenden Bibliothek festgelegt und beinhal- bayerische Katalogverbund tet auch einen „Transport-Puffer“. Verbucht wird 15 2. Bibliofranken (www.bibliofranken.de): der Ver- das bestellte Medium auf das Konto der Heimatbi- bund mit den meisten Mitgliedern bliothek der Besteller, die Bibliotheken haben sich 3. Hassberge-Moewe (www.hassberge-moewe. gegenseitig Benutzerausweise ausgestellt. de): der Verbund mit dem besonderen Konzept Insgesamt haben sich die Katalogverbünde für die beteiligten Bibliotheken als sinnvolle Ergän- zung ihres lokalen Bestandes erwiesen, nach dem Motto: wir haben nicht alles, aber wir können fast alles besorgen! Die mit dem gemeinsamen Web- Bibliotheksforum Bayern 08 (2014)
Forum Bibliotheksverbünde Angebot begonnene Zusammenarbeit führte öfter auch zu weiteren Koopera- tionen, z. B . der Erweiterung zum Por- tal oder die Entwicklung einer gemein- samen Klartext-Systematik (finduthek), der Möglichkeit, Online-Angebote auch in kleinen Bibliotheken vorzuhalten (Munzinger bei bibliofranken) oder der Wahrnehmung von zentralen Aufga- ben in einem Landkreis (BIZ Haßfurt bei Hassberge-Moewe). 1. Die Finduthek: 2. Der Verbund Bibliofranken: www.finduthek.de www.bibliofranken.de Die Finduthek wurde 2001 von sieben besonders Im Jahr 2006 gründeten acht unterfränkische Bi- aktiven unterfränkischen Bibliotheken gegründet, bliotheken diesen Verbund: Bad Kissingen, Bad mit den bereits geschilderten Bestellfunktionen Brückenau, Erlenbach, Marktbreit, Ochsenfurt, und dem Medienaustausch zwischen den Betei- Schöllkrippen, Schwanfeld und Waldbüttelbrunn. ligten. Aber schon 2003 erfolgte der Ausbau zum Die Angebote und Modalitäten sind ähnlich wie Web-Portal, so dass mittlerweile das zehnjährige bei den anderen Verbünden. Erstaunlich war aber Jubiläum gefeiert werden konnte. Im Vorfeld wur- von Anfang an, dass in Bezug auf Größe und Leis- den Regeln für die Zusammenarbeit erarbeitet: So tungsfähigkeit sehr unterschiedliche Bibliotheken legte man fest, welche Bibliotheken teilnehmen zusammengefunden haben, nicht alle sind fachlich können, wie die Kosten verteilt werden und wie oder hauptamtlich geleitet und auch unterschied- das gemeinsame Angebot weiterentwickelt wer- liche EDV-Systeme mussten unter der gemein- den sollte. samen Portalsoftware verknüpft werden. Für das Katalogangebot reichte die Web-OPAC- In nur zwei Arbeitssitzungen, die von der Lan- Software, aber das geplante Portal, das einen desfachstelle organisiert und moderiert wurden, deutlichen Mehrwert für die Leser bringt, benö- einigte man sich auf den Verbundnamen, legte die tigt ein Content Management System. Dieses Ausleihmodalitäten fest, vereinbarte, offen gegen- wird überwiegend von der Leiterin der Gemein- über Neueinsteigern zu sein, und entwarf einen debibliothek Wildflecken betreut. Neben der Ka- Werbeflyer. Da sich die Zusammenarbeit im Ver- talogsuche ermöglicht es auch den Zugriff auf die bund angenehm und erfolgreich gestaltete, gab angebotenen Munzinger-Datenbanken sowie Ser- es mittlerweile zwei Erweiterungsrunden. Dadurch vice-Angebote für LehrerInnen und ErzieherInnen: verdoppelte sich die Teilnehmerzahl auf 16 Biblio- Informationen über maßgeschneiderte Führungen, theken, wodurch dieser Verbund der größte seiner Links zu relevanten Websites oder ein umfang- Art in Bayern ist. reiches Verzeichnis von Klassensätzen, das allen Schulen in den beteiligten Bibliotheksorten zur 2010 schließlich erweiterten elf Bibliotheken ihr Verfügung steht. virtuelles Angebot um einige Munzinger-Daten- banken. Freigeschaltet wurde das Angebot mit Wenn man sich die Struktur der beteiligten Bi- einer Feierstunde in der kleinsten teilnehmenden bliotheken anschaut, stellt man fest, dass es sich Bibliothek, Marktbreit (ca. 3.600 Einwohner). Ge- um eine recht homogene Gruppe handelt. Alle sind rade für die kleinen am Projekt beteiligten Biblio- in eher kleinen Orten angesiedelt (die Einwohner- theken wäre es ohne Verbund nicht möglich, ihren zahlen der Bibliotheksorte liegen zwischen 3.000 Kunden ein Online-Angebot zu machen. Im Herbst 16 und 20.000), viele der Bibliotheken erreichen Spit- 2013 haben die Bibliotheken für eine Fortsetzung zenplätze im Bibliotheksindex BIX oder haben den des Munzinger-Angebots für drei weitere Jahre Leistungsvergleich in ihrer Größenordnung sogar votiert, Projektbeginn war der 1.1.2014. gewonnen. 3. Der Verbund Hassberge: www.hassberge-moewe.de Der Verbund Hassberge-Moewe (Moewe = Medi- en öffnen Welten) wurde im Februar 2007 von den Bibliotheken in Haßfurt und Zeil am Main gegrün- Bibliotheksforum Bayern 08 (2014)
Forum Bibliotheksverbünde det, seitdem sind noch die Bibliotheken in Knetz- (ca. 130.000 Einwohner) angehören, war im No- gau, Untermerzbach, Ebern und als „Außenstel- vember 2012. Die Stadtbücherei Würzburg, die len“ die Dorfläden in Riedbach (OT Kleinsteinach) bereits seit 2007 als eine der vier ersten Bibliothe- und Aidhausen hinzugekommen (siehe dazu den ken bundesweit (Würzburg, München, Köln und Beitrag in BFB 2013, Heft 3, S. 183-184). Hamburg) eine eigene Onleihe angeboten hat, beschloss, Mitglied im neuen Verbund zu werden Das Besondere an diesem Verbund ist die zen- und die über 10.000 digitalen Medien in den Ver- trale Funktion, die das Bibliotheksinformations- bund mit einzubringen. zentrum (BIZ) Haßfurt für die anderen Bibliotheken übernimmt: Das BIZ (Träger sind der Landkreis Schon im Februar 2013 folgte die erste Erwei- Haßberge und die Stadt Haßfurt) stellt mehr als terungsrunde. Mit Fürth ist nun eine weitere Groß- DIE AUTORIN 50 % der verfügbaren Medien und koordiniert stadtbibliothek dabei, und zum 1. Oktober kamen Sibylle Ebner ist den Verbund. Alle beteiligten Bibliotheken sind im elf weitere Bibliotheken dazu. Der Verbund zählt Mitarbeiterin der Landkreis Haßberge beheimatet, die Bestellungen nun 24 Mitglieder mit einem Gesamtbestand von Außenstelle Würz- sind für die Leser kostenlos und die Medien wer- ca. 22.500 Medien. burg der Landes- den nicht verschickt, sondern durch einen Boten- fachstelle für das dienst des Landkreises zwischen den Büchereien Koordiniert wird der Verbund mit den Teilneh- öffentliche Biblio- transportiert. merbibliotheken aus allen drei fränkischen Bezirken thekswesen. von der Landesfachstelle in Würzburg. Die „prakti- sche“ Arbeit wird in unterschiedlichen Arbeitsgrup- pen geleistet, die z. B. den Bestandsaufbau, den Support, die Social-Media Angebote, die Aufbe- Die „Außenstellen“ in den beiden Dorfläden (siehe reitung der statistischen Daten über die Nutzung dazu auch den Beitrag in BFB 2013, Heft 3) verfü- und die Rechnungslegung und Kontoverwaltung gen über ein stationäres Angebot (mehrere Regale), des gemeinsamen Kontos regeln und organisieren. die aus Beständen des BIZ bestückt (regelmäßiger Absprachen und Vereinbarungen werden kollegial Austausch der Medien) werden. Über den gemein- und problemlos per E-Mail-Verteiler geregelt. samen Web-Katalog des Verbundes können die Dorfbewohner somit auf einen Gesamtbestand von Zweimal im Jahr finden Verbundtreffen statt, mehr als 100.000 Medien zugreifen. bei denen grundsätzliche Entscheidungen getrof- fen werden, wie die Verteilung des gemeinsamen 4. Der Verbund e-medien-franken.de Etats auf die Sachgruppen und Medien-Arten, die Höhe des in den gemeinsamen Topf zu zahlenden Seit im Oktober 2008 der erste digitale baye- Erwerbungsetat-Anteils oder Aufnahme neuer Ver- rische Verbund von den Bibliotheken in Deggen- bundbibliotheken und die Kriterien für die Aufnah- dorf, Straubing, Landshut und Weiden gegrün- me von Neumitgliedern (Größe, Leistungsfähig- det wurde, hat sich das Projekt, digitale Medien keit, Etat, Personal). gemeinsam anzubieten, zu einem Erfolgsmodell entwickelt. Von den derzeit ca. 140 Bibliotheken Resümee (Dezember 2013), die E-Medien anbieten, tun dies fast alle in Verbünden. Besonders im digitalen Bereich führt für die meis- ten Bibliotheken der Weg zu einem attraktiven Exemplarisch vorgestellt wird der fränkische Ver- Angebot nur über die aktive Teilnahme in einem bund e-medien-franken, da dieser derzeit die meis- Verbund – diese ist für die Bibliotheken preiswerter ten Mitgliedsbibliotheken aufweisen kann und auch als ein Einzelangebot (sowohl Einstiegskosten als das größte Angebot an digitalen Medien bereithält. auch laufende Kosten sind niedriger). Ebenso las- sen sich die anfallenden Arbeiten vom Bestands- Dienstleistungspartner des Verbundes ist die aufbau bis zur Beantwortung von Benutzerfragen DiViBib GmbH, die mit der Onleihe bundesweit über gemeinsam leichter bewältigen. 17 1.400 Bibliotheken in Deutschland deren Benutzern die Ausleihe von digitalen Medien, E-Books, E-Au- Eine Herausforderung in den nächsten Jah- dios, E-Videos und E-Papers, ermöglicht. ren wird sein, auch den Leserinnen und Lesern kleiner, nebenamtlich geleiteter Bibliotheken den Start des Verbundes, dem als Gründungsmit- Zugang zu digitalen Medien zu ermöglichen und glieder so unterschiedlich große Bibliotheken wie diese Bibliotheken entweder in Verbünde mit leis- Dettelbach (ca. 7.000 Einwohner) und Würzburg tungsstarken Bibliotheken zu integrieren oder sie in einem bayernweiten Verbund der „Kleinen“ zu bündeln. Bibliotheksforum Bayern 08 (2014)
Forum Bibliotheksverbünde Viele Fragen zur Onleihe lassen B etrachtet man die effektiven Aus- leihzahlen, scheint die Onleihe eigent- sich gleich an der lich überbewertet. Mit nicht unerheb- Ausleihtheke beant- lichem finanziellen Aufwand erreichen worten. wir derzeit in Weißenburg (18.000 Einwohner, 43.000 Medien) monatlich 90 Leser mit 400 Entleihungen. Aber kommt man als öffentliche Bücherei heute und in näherer Zukunft an der Onleihe vorbei? Diese Frage stellte sich in ähnlicher Form bereits bei DVDs oder Konso- lenspielen und ist deshalb mit etwas Abstand betrachtet also gar nicht so neu. In der Regel hat der Träger ein Wörtchen dabei mitzureden, vor allem wenn es der Würzburger Außenstelle der Landesfachstelle um einen gesonderten Etat geht. wurden wir eingebunden in den neuen Verbund e- medien-franken. Bei einigen Verbundpartnern von e-medien- franken ging der Weg vom Rathaus zur Bibliothek: Meine Vorstellung war: wir zahlen einen Grund- Onleihe wurde kommunalpolitisch ausdrücklich betrag, die Betriebskosten und einen laufenden gewünscht, von Lesern sowieso. Die Konditio- Beitrag, den Rest erledigt der Anbieter. Das war nen der Landesfachstelle für das öffentliche Bib- schlichtweg naiv. Schon beim ersten Treffen des liothekswesen zur Befürwortung einer staatlichen Verbundes wurde klar, dass wir den Verbund Förderung haben in einzelnen Bibliotheken zur selber gestalten und die Arbeit unter uns auftei- Verbesserung ihrer Position beigetragen. Also hat len – vom Bestandsaufbau bis zum Support. Das die Onleihe bei vielen Kommunalpolitikern ein ho- hörte sich nach Arbeit an. Anfangs war nicht zu hes Image. Das sollte Mut machen! überschauen, wie aufwändig das Ganze sein und wieviel Spaß es machen würde. In Weißenburg bot die hiesige Sparkassenkul- turstiftung vor knapp zwei Jahren eine großzügi- Im Verlauf der Vorbereitungstreffen sind wir als ge Spende an, um eine Innovation in der Stadt- Gruppe zusammengewachsen, Kolleginnen und bibliothek zu unterstützen. Mir fiel dazu sofort die Kollegen, mit denen man sonst wenig Kontakt hat Onleihe ein. Die Stadt als Träger konnte da kaum und die ähnlich „ticken“; jede(r) mit seinen Fertig- noch nein sagen, obwohl nach Verbrauch der ein- keiten und teils speziellem Wissen, das sich ge- maligen Spende laufende Folgekosten zu tragen genseitig ergänzt. Außerhalb der Treffen verstän- FOTOS: STADTBIBLIOTHEK WEISSENBURG sind. Durch die Vermittlung von Sibylle Ebner von digen wir uns per Mail. Auf diesem Wege werden Neuigkeiten ausgetauscht und – wenn Onleihe: ein rotes Tuch nötig – eilige Beschlüsse gefasst. Der Termin für den Startschuss fiel 18 mit sieben Siegeln? in Weißenburg auf die Zeit der Bücher- schau, die wir alljährlich mit den beiden örtlichen Buchhändlern veranstalten. Diese waren aber nicht einverstanden, Ein Praxisbericht aus der Stadtbibliothek Weißenburg eine Eröffnungsveranstaltung zu inte- (Mittelfranken) grieren: „Das E-Book-Geschäft geht Von Paul Theisen Bibliotheksforum Bayern 08 (2014)
Forum Bibliotheksverbünde völlig an uns vorbei, warum sollen wir da Werbung gut die Leser mit der Technik zurechtkommen, machen?“ Bei einer Buchhandelskette, die offen- merken wir auch im Verbund-Support. Wir mein- siv Reader verkauft, reagierte die Weißenburger ten zunächst, über ein Ticket-System nachden- Filialleiterin ganz anders: Sie war erfreut, dass es ken zu müssen, um den Andrang zu bewältigen, eine Onleihe in Weißenburg geben würde. Bereit- doch sind es in der Woche vielleicht fünf Mails, die willig legte sie unsere Flyer aus. eingehen. Einige lassen sich leicht beantworten, einige mit Recherchen lösen, einzelne gehen als Also knallte der Startschuss gar nicht so laut, Supportanfrage an DiViBib weiter. lediglich durch die lokale Presse einschließlich der Anzeigenblättchen. Wir erwarteten trotzdem einen Generell gibt es immer wieder technische Pro- Ansturm an Fragen und waren durch eine Anbie- bleme, welche alle Onleihen betreffen. Über eine DER AUTOR terschulung darauf vorbereitet. Der Ansturm blieb Austauschliste bekommen wir auch dieses mit. Paul Theisen ist aus. Die Onleihe lief einfach an, unsere Kunden ka- Als Leiter einer kleineren anwendenden Bibliothek Leiter der Stadt- men damit – meistens – schlicht zurecht. Als sehr habe ich nicht den Anspruch, dabei mitreden zu bibliothek Weißen- hilfreich erwies sich der Flyer, der die Grundschrit- wollen. Verbesserungswünsche diskutieren wir im burg. te erklärt. Inzwischen ist die Onleihe vielen geläu- Verbund und geben sie von dort aus weiter. fig, durch Hörensagen bekannt oder es werden Leser darauf aufmerksam, nachdem sie in unse- Gleich nach dem Start bot ich einen Einfüh- rem OPAC auf die dort verzeichneten Onleihe-Titel rungsvortrag für unsere Leser an. Es kamen gut gestoßen sind. ein Dutzend Leute, zum großen Teil Senioren vom Bürgernetzverein, die sich bestens auskannten und meine Ausführungen Gerade ältere Leser weise ergänzten oder korrigierten. sind begeistert vom Umfang des Ange- Von den Nutzern der Onleihe, viele bots an E-Medien. davon unsere Stammleser, bekom- men wir sehr positive Rückmeldungen: Die Technik ist einfach zu bewältigen, das Medienangebot sehr gut. Es gibt zudem Neuanmeldungen, ausgespro- chen gezielt für die Nutzung der Onlei- he. Wir sehen außer der Anzahl nicht, wer das Angebot nutzt. Unserem Ein- druck nach überwiegt die mittlere und ältere Generation. Es kann aber auch sein, dass die Jüngeren einfach kein Feedback ge- ben. Beruhigend ist es, in einem Wag- gon im Pendelverkehr der Bahn den Blick schweifen zu lassen, wieviele dort lesen: ob elektronisch oder auf Papier. Es kommen von Lesern durchaus technische Leider kann man bei den E-Books nun nicht mehr Fragen. Daher ist es ist gut, wenn sich eine/r in am Cover erkennen, wer was liest. Das nur ne- der Bibliothek damit etwas gründlicher auskennt benbei. und auf eigene Erfahrungen zurückgreifen kann. Doch lässt sich nicht alles beantworten, dafür ist Fazit der Markt an Geräten und Betriebssystemen zu komplex. Wie meinte doch einer meiner Dozenten Die Onleihe ist für uns ein großer Imagegewinn, 19 vor vielen Jahren: „Ein Bibliothekar muss auf einer nach außen und für die vorhandenen Leser. Ein Glatze Locken drehen können.“ Ernsthaft: Stehen Zeitaufwand im Arbeitsalltag ist da, doch ist er wir zu diesem schier unausweichlichen Halbwis- geringer als erwartet. Für die Arbeit und für den sen! eigenen Horizont stellt sie eine klare Bereiche- rung dar. Unsere Kunst ist ja zu wissen, wo man etwas nachschauen kann. Sich mit allen heutigen Gerä- ten auszukennen, ist praktisch nicht möglich. Wie Bibliotheksforum Bayern 08 (2014)
Forum Digitale Bibliothek Die Startseite von bavarikon b avarikon ist die neue digitale Plattform zu Kunst, Kultur und Landeskunde Bayerns und zugleich von Archivalien, Handschriften, Büchern, Gemäl- den, Fotografien, Karten und Museumsobjekten eine Art Dachmarke für zukünftige Aktivitäten im sowie Informationen zu bayerischen Schlössern Umfeld digitaler Kultur des Freistaats. bavarikon und Burgen, Klöstern und Kirchen, Denkmälern präsentiert spartenübergreifend und vernetzt di- und Orten, Institutionen und Personen. Ausgangs- gitalisierte Kultur- und Wissensschätze aus baye- punkt und Nukleus von bavarikon ist die bereits rischen Kulturinstitutionen. Bereits jetzt enthält ba- seit 2002 existierende Bayerische Landesbiblio- varikon über 200.000 Objekte, darunter Digitalisate thek Online (BLO). Von der Bayerischen Landesbi- Das bayerische Kulturportal bliothek Online zu bavarikon bavarikon – digital, vernetzt, Die BLO war und ist ein wesentlich von Bibliotheken getragenes Angebot mit deutlich landesgeschichtlicher Aus- spartenübergreifend richtung. Ein Hindernis der verstärkten Einbeziehung der Archive und Museen war sicherlich auch die Tatsache, dass sich das Portal schon von seinem Na- Am 16. April 2013 ging das Portal „bavarikon – men her explizit als „Bibliothek“ prä- Kultur und Wissensschätze Bayerns“ 20 unter www.bavarikon.de als beta-Version online. sentierte. Gemeinsam mit dem Vorsit- zenden des wissenschaftlichen Beirats der BLO, Herrn Prof. Dr. Ferdinand Von Klaus Ceynowa und Stephan Kellner Kramer, hat die Bayerische Staatsbi- bliothek die Projektidee eines sparten- FOTOS: BSB übergreifenden digitalen Kulturportals Bayern entwickelt. In einer Reihe von Gesprächen mit dem Wissenschafts- Bibliotheksforum Bayern 08 (2014)
Sie können auch lesen