Immobilienmarkt bayern 2015 | 2016 - Wirtschaftliche rahmenbedingungen sorgen für gute immobilienkonjunktur - DZ HYP

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Immobilienmarkt bayern 2015 | 2016 - Wirtschaftliche rahmenbedingungen sorgen für gute immobilienkonjunktur - DZ HYP
immobilienmarkt
bayern 2015 | 2016
Wirtschaftliche Rahmenbedingungen sorgen
für gute Immobilienkonjunktur

                 EINE FACHTHEMENREIHE DER DG HYP | Dezember 2015
Immobilienmarkt bayern 2015 | 2016 - Wirtschaftliche rahmenbedingungen sorgen für gute immobilienkonjunktur - DZ HYP
Immobilienmarkt bayern 2015 | 2016 - Wirtschaftliche rahmenbedingungen sorgen für gute immobilienkonjunktur - DZ HYP
Immobilienmarkt Bayern 2015 | 2016

Inhalt

Grußwort ___________________________________________________________________     2

Gewerbliche Immobilien in Bayern ___________________________________________     3

      Bayern als Immobilienstandort ________________________________________     3

      Standorte im Überblick ________________________________________________    5

      Demografische Entwicklung in Bayern _ ________________________________     7

      Handel – Marktsituation und Prognose_ ________________________________    11

      Büro – Marktsituation und Prognose ___________________________________    16

      Wohnimmobilien – Marktsituation und Prognose _______________________      21

      Mietpreisbremse in Bayern ____________________________________________    25

München – ungebrochene Wachstumsdynamik________________________________         26

      Immobilienstandort München__________________________________________      26

      Büro- und Wohnimmobilien im Landkreis München _____________________       30

Ballungsraum Nürnberg-Fürth-Erlangen ______________________________________     33

      Immobilienstandort Nürnberg _________________________________________     33

      Immobilienstandort Fürth _____________________________________________    38

      Immobilienstandort Erlangen __________________________________________    42

Fuggerstadt Augsburg_______________________________________________________     46

Autos und High-Tech – Ingolstadt und Regensburg ____________________________    50

      Immobilienstandort Ingolstadt _ _______________________________________   50

      Immobilienstandort Regensburg _______________________________________     54

Universitätsstadt Würzburg __________________________________________________   58

Standorte im Überblick ______________________________________________________   62

Impressum __________________________________________________________________    64

Disclaimer __________________________________________________________________   64

Ansprechpartner DG HYP/VR WERT___________________________________________       65

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Immobilienmarkt Bayern 2015 | 2016

grusswort

Sehr geehrte Damen und Herren,

als gewerbliche Immobilienbank der Genossenschaftlichen FinanzGruppe ­Volksbanken
Raiffeisenbanken untersuchen wir regelmäßig die Märkte, in denen wir aktiv sind,
um Chancen und Risiken besser beurteilen zu können. Die Ergebnisse der Analysen
veröffent­lichen wir in Immobilienmarktberichten. Diese richten sich an Kunden ­sowie
unsere Partner in der FinanzGruppe, die Volksbanken und Raiffeisenbanken, mit ­denen
wir in den Regionen erfolgreich gemeinsame Finanzierungen realisieren.

Bayern zeichnet sich durch seine hohe Wirtschaftsleistung und Innovationskraft, eine
gute Arbeitsmarktsituation sowie die im bundesweiten Vergleich überdurchschnitt-
liche demografische Entwicklung aus. Von den erfreulichen Rahmenbedingungen
profitiert auch der bayerische Immobilienmarkt. Angesichts steigender Einwohnerzah-
len, einer wachsenden Bürobeschäftigung und hoch frequentierter Einkaufsmeilen ist
die Nachfrage nach Wohnungen sowie Büro- und Einzelhandelsflächen an den in der
­Studie untersuchten Standorten – das sind München mit angrenzendem Landkreis,
Nürnberg, Fürth, Erlangen, Augsburg, Ingolstadt, Regensburg und Würzburg – anhal-
tend hoch. Dabei dürfte es auch vorerst bleiben, wenngleich die Mietdynamik in den
drei betrachteten Segmenten aufgrund des erreichten Niveaus voraussichtlich leicht
nachlassen wird.

Einen detaillierten Überblick bietet Ihnen die vorliegende Publikation, die ­unsere
­Fachthemenreihe „Regionale Immobilienzentren“ und den „Immobilienmarkt Deutsch­
land“, die wir jeweils im Frühjahr und im Herbst veröffentlichen, ergänzt. Seit ­einigen
Jahren analysieren wir zudem die gewerblichen Immobilienmärkte in einzelnen
Bundes­ländern.

Alle bislang veröffentlichten Marktberichte der DG HYP stehen Ihnen im Internet ­unter
www.dghyp.de/unternehmen/markt-research zum Download zur Verfügung oder
können bei uns angefordert werden.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. René Beckert
Leiter Immobilienzentrum München
DG HYP

Dezember 2015

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Immobilienmarkt Bayern 2015 | 2016

GEWERBLICHE IMMOBILIEN IN BAYERN

Bayern als Immobilienstandort

„Bayern ist eine Erfolgsgeschichte. Die bayerische Volkswirtschaft zählt zu den
stärksten in Europa. Das Bundesland gilt als Sehnsuchtsort für Deutsche und Zu-
wanderer gleichermaßen – Bayern bietet ein Mehr an Lebensqualität.“ Mit diesen
einleitenden Worten beginnt die Studie „Bayern 2025: Alte Stärke, neuer Mut“. Die
von McKinsey durchgeführte Analyse stellt aber auch fest, dass zum Erhalt der wirt-
schaftlichen Stärke noch einige Hausaufgaben zu erledigen sind, weil die Zukunfts-
fähigkeit Bayerns im internationalen Vergleich nicht im Spitzen-, sondern im Mittel-
feld anzusiedeln ist. So finden beispielsweise große Projekte, die für die Zukunft des
Bundeslandes durchaus von Bedeutung sind, immer weniger die Unterstützung der
bayerischen Bürger. Dadurch scheiterte bereits die Bewerbung für die Olympischen
Winterspiele 2022. Dieser Widerstand könnte auch den Bau der dritten Landebahn
am Münchener Flughafen oder neue Stromtrassen verhindern. Letztlich haben es
die Bayern selber in der Hand, ob sie auch in der Zukunft im Spitzenfeld angesiedelt
sind. Die Basis dafür ist auf jeden Fall vorhanden.

Denn heute glänzt Bayern auf praktisch allen erdenklichen Handlungsfeldern mit
Bestnoten. Die Wirtschaftsleistung ist hoch. Der Arbeitsmarkt weist weitgehend Voll-
beschäftigung auf, hier mangelt es allenfalls an Fachkräften, nicht aber an Arbeits-
plätzen. Die Verschuldung je Einwohner ist die niedrigste unter den 16 Bundeslän-
dern. In den Länderfinanzausgleich zahlt Bayern in etwa so viel ein, wie Baden-
Württemberg und Hessen zusammen. Die demografische Entwicklung ist dank
Zuwanderung besser als in den anderen Flächenländern, wenngleich Geburten-
mangel und Überalterung auch vor Bayerns Landesgrenzen nicht Halt machen. Das
Bildungssystem wird oft als Referenz herangezogen. Das internationale Image ist
hervorragend, was im Wettbewerb um Investoren durchaus von Vorteil sein kann.

Die Perspektiven für den bayerischen Immobilienmarkt sind angesichts dieser
Rahmenbedingungen günstig. Entsprechend positiv haben sich die drei in diesem
Marktbericht untersuchten Segmente Handel, Büro und Wohnen entwickelt.

DIE DYNAMIK AM BAYERISCHEN IMMOBILIENMARKT IST GUT …                … ABER AUCH NICHT AUFFÄLLIG HOCH

      Mietanstieg kumuliert über 5 Jahre in %                            Mietanstieg kumuliert über 5 Jahre in %
 30                                                                 30
           München                                                           Bayerische Großstädte ohne München
 25        Top-Standorte Deutschland (Top-7)                        25       Deutsche Oberzentren (Regional-12)

 20                                                                 20

 15                                                                 15

 10                                                                 10

  5                                                                  5

  0                                                                  0
             Handel                   Büro           Wohnen                     Handel                   Büro      Wohnen

Quelle: BulwienGesa                                                 Quelle: BulwienGesa

                                                                3
Immobilienmarkt Bayern 2015 | 2016

Bayern im Bundeslandvergleich

 BAYERN: ÜBERDURCHSCHNITTLICHER EINWOHNERZUWACHS                                 FLÄCHENLAND MIT DEM HÖCHSTEN BRUTTOINLANDSPRODUKT JE
                                                                                 EINWOHER

       Einwohnerzahl 1994 = 100
 108                                                                                        Hamburg
                                                                                             Bremen
 106                                                                                          Bayern
                                                                                             Hessen
 104                                                                             Baden-Württemberg
                                                                                        Deutschland
 102                                                                               Nordrhein-Westf.
                                                                                            Saarland
 100                                                                                           Berlin
                                                                                      Niedersachsen
  98                                                                                 Rheinland-Pfalz
                                                                                    Schleswig-Holst.
  96                                                                                        Sachsen
                 Bayern                                                                 Brandenburg
  94             Deutschland                                                         Sachsen-Anhalt
                 West                                                                      Thüringen
  92                                                                              Mecklenburg-Vorp.
                 Ost (mit Berlin)
  90                                                                                                  0     10 20      30      40 50 60 70 80 90
    1994            1998         2002      2006         2010   2014                    BIP je Einwohner in Tsd. Euro        BIP je Erwerbstätigen in Tsd. Euro
                                                                                                                                                Tausende

 Quelle: Feri                                                                    Quelle: Statistisches Bundesamt / VGR der Länder

 BAYERN: KRÄFTIGER BESCHÄFTIGUNGSANSTIEG                                         ARBEITSMARKT AUF VOLLBESCHÄFTIGUNGSNIVEAU

       Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte 2000 = 100                            Arbeitslosenquote in %
 125                                                                              20
                    Bayern                                                                                                                 Bayern
 120                                                                              18                                                       Deutschland
                    Deutschland
                    West                                                                                                                   West
                                                                                  16
 115                                                                                                                                       Ost (mit Berlin)
                    Ost (mit Berlin)
                                                                                  14
 110
                                                                                  12
 105
                                                                                  10
 100
                                                                                   8
  95
                                                                                   6
  90                                                                               4

  85                                                                               2
    2000            2003         2006      2009        2012    2015                 2000         2003           2006         2009         2012          2015

 Quelle: Bundesagentur für Arbeit                                                Quelle: Bundesagentur für Arbeit

KONJUNKTURPROGNOSE DEUTSCHLAND

in % ggü. Vorjahr                                                 2013                            2014                          2015                           2016
Bruttoinlandsprodukt                                                  0,3                           1,6                             1,8                          1,6
 Privater Konsum                                                      0,6                           0,9                             1,8                          1,3
 Staatskonsum                                                         0,6                           1,6                             1,9                          1,0
 Investitionen                                                        -1,5                          3,6                             3,0                          2,8
 Ausfuhren                                                            1,6                           4,0                             6,4                          5,5
 Einfuhren                                                            3,1                           3,7                             6,2                          5,6
Arbeitslosenquote (in %)                                              6,9                           6,7                             6,4                          6,4
Inflationsrate (HVPI)                                                 1,6                           0,8                             0,1                          1,0
Budgetsaldo (in % des BIP)                                            0,1                           0,7                             0,6                          0,4

Quelle: DZ BANK AG

                                                                             4
Immobilienmarkt Bayern 2015 | 2016

Die wirtschaftliche Stärke Bayerns sorgt für eine wachsende Bürobeschäftigung,
volle Shopping-Center und Einkaufsmeilen sowie steigende Einwohnerzahlen. Da-
raus resultiert eine hohe Nachfrage nach gewerblichen Flächen und Wohnungen.

Besonders dynamisch zeigt sich die Region Oberbayern mit der Landeshauptstadt          München ist der unangefochtene
München. Es ist kein Zufall, dass die in Bayern seit dem 1. August 2015 geltende       Hotspot des deutschen Immobilien-
Mietpreisbremse weit überwiegend Städte und Gemeinden in diesem Regierungs-            markts
bezirk betrifft. Münchens Immobilienmarkt ist der unangefochtene Hotspot des deut-
schen Immobilienmarkts, Mieten und Kaufpreise weisen Spitzenwerte auf. Allerdings
sind hier auch die Mieten am höchsten. Ein weiterer Wachstumsmotor sind die drei
Städte Nürnberg, Fürth und Erlangen, ohne dass hier überdurchschnittlich hohe
Mieten zu beobachten wären.

Das lässt sich aber auch für die in diesem Marktbericht betrachteten bayerischen       Beste Rahmenbedingungen:
Großstädte insgesamt festhalten: Trotz der guten Vorgaben ist die Entwicklung am       Trotzdem ist die Mietdynamik in
Immobilienmarkt nicht signifikant besser als im bundesdeutschen Durchschnitt. Das      Bayern im deutschen Vergleich
legt zumindest der auf Seite 3 dargestellte Mietvergleich nahe. In den zurückliegen-   nicht signifikant höher
den fünf Jahren konnten die Mieten für Handel, Büro und Wohnen sowohl in
München als auch in den anderen bayerischen Großstädten ordentlich zulegen. Da-
bei ist das Mietplus mal höher und mal niedriger als bei unseren bundesweiten Ver-
gleichsindizes ausgefallen. Die Referenz bilden die sieben deutschen Top-Standorte
sowie zwölf bundesweite Oberzentren. Aber nicht nur die Mietdynamik, auch die
Höhe der Mieten selbst – München ausgenommen – ist insbesondere bei Einzel-
handels- und Büroflächen nicht überdurchschnittlich hoch. Insofern sind es weniger
rekordhohe Mieten, die den bayerischen Immobilienmarkt in der Breite attraktiv ma-
chen, sondern eher das wirtschaftliche Zukunftspotenzial des Bundeslandes.

Standorte im Überblick

In diesem Marktbericht betrachten wir die Marktsegmente Handel, Büro und Woh-          Standorte im Marktbericht:
nen in den acht bayerischen Großstädten. Das sind neben der Landeshauptstadt           München plus Landkreis und sieben
München die Städte Augsburg, Erlangen, Fürth, Ingolstadt, Nürnberg, Regensburg         weitere bayerische Großstädte
und Würzburg. Außerdem haben wir den Landkreis München, der die Metropole
weitgehend umschließt, berücksichtigt. Zusammen leben dort 3,1 Millionen
Menschen und damit etwa ein Viertel der bayerischen Bevölkerung. Der Anteil
dieser Wirtschaftszentren an den knapp über fünf Millionen sozialversicherungs-
pflichtig Beschäftigten in Bayern ist mit 36 Prozent erwartungsgemäß deutlich höher.
Noch etwas größer ist die Relation bezogen auf die Wirtschaftsleistung, die fast
40 Prozent des bayerischen Bruttoinlandsprodukts erreicht. Das Verhältnis der Ein-
zelhandelsflächen und der Wohnungen am bayerischen Gesamtbestand entspricht
wiederum in etwa dem Bevölkerungsanteil. Dagegen befindet sich in den acht
Städten und dem Landkreis München aufgrund der hier konzentrierten Verwaltungs-
aufgaben die Hälfte der bayerischen Büroflächen.

In der folgenden Tabelle werden die Standorte mit wesentlichen Kennzahlen charak-      Aufbau des Marktberichts
terisiert. Das danach folgende Kapitel ab Seite 7 betrachtet die demografische Ent-
wicklung in Bayern. Die Entwicklung der Segmente Handel, Büro und Wohnen
haben wir in jeweils einem eigenen Abschnitt ab Seite 11, 16 und 21 zusammenge-
fasst. Daran schließen sich ab Seite 26 die Immobilienmarktprofile der einzelnen
Standorte, beginnend mit München, an.

                                                              5
Immobilienmarkt Bayern 2015 | 2016

 ANALYSIERTE IMMOBILIENSTANDORTE

 Quelle: DZ BANK AG

PROFIL DER STANDORTE IM BERICHT (DATEN FÜR 2014)

                           Ein-  Haus-  Verfügb.   Arbeits-             BIP pro                          Verarbeiten-   Einzelhan-    Büro-      Wohnungs-
Regionen / Städte         wohner halte Einkommen losenquote              Kopf          Beschäftigte      des Gewerbe    delsfläche    fläche      bestand
                           in Tau- in Tau-    mtl. in                               in Tau-    in % der Anteil Beschäf- in Tausend in Tausend
                            send    send      Euro *)        in %      in Euro *)    send     Einwohner   tigte in %        m²         m²         in Tausend
München                    1.417     837       1.869         5,2         52.900      776         55           13          2.054       13.279         773
Landkreis München           331      169       2.018         3,0         82.300      203         61           19           532        4.335          157

Nürnberg                    499      281       1.492         7,6         45.900      285         57           18          1.269       3.900          271
Fürth                       120       61       1.659         6,7         38.300       42         35           29           344         549            62
Erlangen                    106       58       1.527         4,1         55.400       89         84           33           300        1.117           62
Augsburg                    278      148       1.325         6,7         41.100      136         49           21           915        1.713          149
Ingolstand                  130      63        1.452         3,6         56.100       95         74           45           448         582            64
Regensburg                  141       85       1.479         4,4         71.100      109         78           27           697        1.214           87
Würzburg                    124       78       1.488         4,5         46.600       84         68           10           512        1.183           76

Städte ohne München        1.398     774       1.467         5,9         49.400      840         60           24          4.486       10.259         770
Alle Standorte             3.145    1.780      1.625         5,5         54.090     1.819        58           19          7.073       27.873        1.700

Bayern                     12.560   5.990      1.617         3,8         35.200     5.060        40           21         29.364       55.000        6.292
Anteil Bayern in %           25      30                                               36                                   24           51            27

Regional-12                4.737    2.685      1.396         7,4         40.304     2.365        49           15         10.084       35.256        2.580
Top-7                      9.564    5.621      1.503         8,7         43.602     4.734        47           12         16.392       79.154        5.152
Regional-12 (Oberzentren): Augsburg, Bremen, Darmstadt, Dresden, Essen, Hannover, Karlsruhe, Leipzig, Mainz, Mannheim, Münster, Nürnberg
Top-7 (Top-Standorte): Berlin, Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg, Köln, München, Stuttgart

Quelle: BA, BulwienGesa, Destatis, Feri, Städte Dresden und Leipzig, eigene Berechnungen                                          *) in Preisen von 2000

                                                                             6
Immobilienmarkt Bayern 2015 | 2016

Demografische Entwicklung in Bayern

Immobilien sind generell stärker als andere Güter von demografischen Trends be-                                  Immobilien sind von
troffen, weil sich Lage, Größe und Struktur der Objekte nicht kurzfristig oder nur mit                           demografischen Trends stärker
hohem Aufwand an den Bedarf vor Ort anpassen lassen. Mit Blick auf die bei Immo-                                 betroffen
bilien hohen Investitionen resultiert daraus ein erhebliches wirtschaftliches Risiko,
wenn etwa die Mieterlöse wegen demografischer Verschiebungen hinter den Erwar-
tungen zum Kaufzeitpunkt zurückbleiben. Deshalb ist es für Immobilieninvestoren
unabdingbar, die demografischen Gegebenheiten an den relevanten Standorten ge-
nau „unter die Lupe“ zu nehmen. Die langen Prognosezeiträume bringen allerdings
eine erhebliche Unschärfe mit sich, weil sich auch kleinere Prognosefehler über
viele Jahre zu einer erheblichen Abweichung kumulieren können.

RELATIV GERINGER BEVÖLKERUNGSSCHWUND BIS 2060: AUS DEMOGRAFISCHER SICHT STEHT BAYERN LANGFRISTIG AM BESTEN DA

  Prognostizierte Bevölkerungsentwicklung von 2015 bis 2060 in % für die Flächenländer

         -2          -3
                                  -5

   -11         -11
                            -13               -12
                                                          -15          -15         -15
                                        -19
                                                    -20          -21                           -20
                                                                             -21
                                                                                         -24                             -25
                                                                                                           -25
                                                                                                                                     -28         -28
                                                                                                     -29           -30
                                                                                                                               -32         -32
                                                                                                                                                            -34
                                                                                                                                                       -37
    Bayern      Baden-       Hessen    Nordrhein-   Nieder-     Schleswig- Rheinland-    Sachsen     Branden-     Saarland Mecklenburg- Thüringen      Sachsen-
              Württemberg              Westfalen    sachsen      Holstein    Pfalz                     burg                Vorpommern                   Anhalt

                          Variante 1 (Nettomigration 100.000 Menschen)                         Variante 2 (Nettomigration 200.000 Menschen)

Quelle: Statistisches Bundesamt

In Bayern wird sich das demografische Gefüge allerdings weniger verschieben als in                               Bayern steht demografisch unter
den meisten anderen Bundesländern. Lediglich Baden-Württemberg und Hessen                                        den deutschen Flächenländern am
können noch einigermaßen mithalten. Das ist das Ergebnis der 2015 veröffentlichten                               besten da
13. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung des Statistischen Bundesamts.
Die Alterung der Gesellschaft, die aus der anhaltend niedrigen Geburtenrate resul-
tiert, und das damit zusammenhängende rückläufige Arbeitskräftepotenzial machen
wie auch die aller Voraussicht nach anhaltende Landflucht nicht vor den bayerischen
Landesgrenzen Halt. Die Auswirkungen werden aber erheblich gedämpft, weil die
Bevölkerung langfristig – die Prognose reicht bis 2060 – nur relativ gering schrump-
fen soll. In der Variante 1 mit einer jährlichen Nettomigration von 100.000 Menschen
sinkt sie um 11 Prozent, in der Variante 2 mit einer doppelt so hohen Nettomigration
geht sie dahingegen mit 2 Prozent kaum merklich zurück. Auf dem Weg dahin wird
die Einwohnerzahl nach der Prognose bis zum Ende des kommenden Jahrzehnts in
beiden Varianten sogar noch minimal auf rund 13 Millionen Einwohner zulegen.

Allerdings gibt es auch in Bayern große regionale Unterschiede. Getragen wird die                                Allerdings gibt es regionale Unter-
vergleichsweise gute demografische Prognose vor allem durch die Region Ober-                                     schiede, die sich grob als Nord-Süd-
bayern sowie den angrenzenden Landstrichen. Die in der umseitigen Karte darge-                                   Gefälle charakterisieren lassen
stellten Berechnungen des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung zei-
gen, dass keine andere deutsche Region dieser Größe eine ähnlich gute demografi-

                                                                               7
Immobilienmarkt Bayern 2015 | 2016

sche Entwicklung aufweist. Dadurch kann die Abwanderung aus strukturschwäche-
ren Gebieten, vor allem in Unter- und Oberfranken, ausgeglichen werden. Verein-
facht resultiert daraus – bezogen auf die demografische Entwicklung – ein
bayerisches Nord-Süd-Gefälle.

ENTWICKLUNG DER BEVÖLKERUNG UND DER HAUSHALTE VON 2015 BIS 2030

Quelle: BBSR Bonn 2015                                                   Datenbasis: BBSR-Bevölkerungs- und Haushaltsprognose 2035

Die demografischen Prognosen können allerdings erheblich von der tatsächlichen       Unsicherheitsfaktor Zuwanderung
Entwicklung in der Zukunft abweichen. Der große Unsicherheitsfaktor heißt Zuwan-
derung. Diese ist sowohl für die Bundesrepublik insgesamt, aber auch für die Bun-
desländer sowie die jeweiligen Städte und Gemeinden im Zeitablauf erheblichen

                                                            8
Immobilienmarkt Bayern 2015 | 2016

Schwankungen ausgesetzt. Für Deutschland insgesamt zeigt die folgende linke
Abbildung, dass die relativ stabile natürliche Bevölkerungsentwicklung von den an-
gesprochenen Schwankungen aus Zu- und Abwanderung überlagert wird. Klar ist
lediglich, dass die Bevölkerung durch den negativen Saldo aus Geburten und
Sterbefällen derzeit jährlich um rund 200.000 Menschen schrumpft. Dagegen hat die
hohe Zuwanderung seit 2011, vor allem aus den krisengeschüttelten europäischen
Peripheriestaaten, dafür gesorgt, dass die deutsche Einwohnerzahl seitdem jährlich
in zunehmendem Umfang gestiegen ist. 2014 kam es so zum stärksten
Bevölkerungszuwachs seit 20 Jahren.

ZUWANDERUNG IST DER GROSSE UNSICHERHEITSFAKTOR FÜR DIE                      REKORDWERT BEI DEN ASYLBEWERBERZAHLEN ERWARTET
ZUKÜNFTIGE BEVÖLKERUNGSENTWICKLUNG

  1.000                                                                             Asylbewerber in Tausend
                                                                            900
                             Nettozuwanderung in Tausend
   800                       Saldo Geburten/Sterbefälle in Tausend          800
                             Bevölkerungsveränderung in Tausend
   600                                                                      700

                                                                            600
   400
                                                                            500
   200                                                                      400

                                                                            300
     0
                                                                            200
   -200
                                                                            100

   -400                                                                        0
          1989    1994        1999        2004         2009      2014              1990       1995        2000         2005   2010   2015e

Quelle: Statistisches Bundesamt, eigene Berechnungen                        Quelle: Bundesamt für Migration und Flüchtlinge

Solche Trends können aber kurzlebig sein. Während die Zuwanderung aus den                             Asylbewerberzahl wird 2015 einen
südeuropäischen Ländern im Zuge des wirtschaftlichen Aufschwungs der Eurozone                         historischen Rekordwert erreichen
wieder nachlassen dürfte, strömen derzeit in weit größerer Zahl Menschen nach
Deutschland, darunter viele Kriegsflüchtlinge aus Syrien, aber auch viele Afrikaner,
Afghanen oder Kosovaren. Im August hat das Bundesamt für Migration und Flücht-
linge bis zu 800.000 Asylbewerber erwartet. Inzwischen werden aber auch noch
höhere Zahlen gehandelt. Wie groß die Anzahl derer ist, die in diesem und den
folgenden Jahren noch kommen werden und wie viele Menschen davon dauerhaft
oder zumindest für längere Zeit bleiben werden, ist völlig unklar.

Ein großer Teil der eintreffenden Flüchtlinge ist noch relativ jung. Das kann für den                 Arbeitskräfte werden knapp,
deutschen Arbeitsmarkt sehr vorteilhaft sein, wenn die Integration in den Arbeits-                    wenn 2025 bis 2035 die Babyboomer
markt gut gelingt. Denn der Fachkräftemangel, über den die Wirtschaft schon seit                      in Rente gehen
geraumer Zeit klagt, könnte in der Zukunft noch weit brisanter werden. Der Alte-
rungseffekt wird vor allem in den Jahren von 2025 bis 2035 kräftig ausfallen, wenn
die Babyboomer, also die geburtenstarken Jahrgänge von 1960 bis 1970, das
Rentenalter erreichen. Dann wird die Zahl der über 65-jährigen gegenüber heute um
ein Fünftel zulegen. Der Wirtschaft gehen im Gegenzug entsprechend viele Arbeits-
kräfte verloren. Bis 2060 könnte die Zahl der beruflich potenziell Aktiven – die
Altersgruppe der 20- bis 65-jährigen – von heute 49 Millionen auf 34 Millionen
sinken.

                                                                        9
Immobilienmarkt Bayern 2015 | 2016

Doch welche Auswirkungen ergeben sich aus den demografischen Überlegungen             Demografische Auswirkungen auf
für den bayerischen Immobilienmarkt?                                                  den Immobilienmarkt

»   Wohnen: Weil die Personenzahl je Haushalt sinkt, nimmt die Wohnungsnach-
    frage auch bei konstanter Einwohnerzahl zu. Das wirkt sich in Regionen mit sin-
    kender Einwohnerzahl stabilisierend auf die Wohnungsnachfrage aus, während
    in Wachstumsregionen der Wohnraumbedarf, der sich aus der zunehmenden
    Einwohnerzahl ergibt, noch vergrößert wird. Daher kann für Oberbayern und die
    angrenzenden Regionen eine anhaltend hohe Wohnungsnachfrage erwartet
    werden. Angesichts des relativ hohen Mietniveaus sollte der Wohnungsbau hier
    für Investoren ausreichend attraktiv sein, sodass das Wohnungsangebot
    sukzessive steigen wird. Dagegen besteht vor allem für Teile von Franken
    abseits der Städte ein zunehmendes Risiko von Angebotsüberhängen am
    Wohnungsmarkt.

»   Büro: Die Büronachfrage könnte auch an den bayerischen Bürostandorten un-
    ter demografischen Trends leiden. Das dürfte vor allem dann der Fall sein,
    wenn die Beschäftigtenzahl aufgrund der Alterung der Gesellschaft zurückgeht.

»   Handel: Auch im Handel könnten sich demografische Entwicklungen negativ
    auswirken. Insgesamt bleiben die Einwohnerzahl und die daraus abgeleitete
    Konsumnachfrage zwar voraussichtlich weitgehend stabil. Aber regional dürfte
    es zu Verschiebungen kommen: ein Plus im Süden aufgrund der Zuwanderung
    sowie ein abwanderungsbedingtes Minus an der nördlichen Landesgrenze. Die
    zunehmende Alterung könnte die Nachfrage insgesamt schwächen. Tendenziell
    geht mit dem Eintritt in den Ruhestand das Einkommen zurück. Steigt der
    Seniorenanteil, geht ceteris paribus der Konsum zurück. Die abnehmende
    Mobilität im Alter könnte sich negativ auf die Kundenfrequenz im stationären
    Handel auswirken.

                                                             10
Immobilienmarkt Bayern 2015 | 2016

Handel – Marktsituation und Prognose

Die Vorgaben für den Einzelhandel sind so gut wie lange nicht mehr. Die Löhne zie-                                        Die Stimmung im Handel ist so gut
hen kräftig an, in Bayern sogar noch etwas stärker als in Deutschland insgesamt.                                          wie lange nicht mehr
Und die Rentner, die in der Vergangenheit oft mit Nullrunden oder winzigen Anhe-
bungen zurechtkommen mussten, dürfen sich nach der schon 2015 ordentlichen Er-
höhung ihrer Bezüge im kommenden Jahr auf das höchste Plus seit 1993 freuen: Im
westdeutschen Bundesland Bayern sind es 4,35 Prozent. Zudem wird das hohe no-
minale Plus dank der niedrigen Inflation nur geringfügig von Preissteigerungen auf-
gezehrt und steht den Haushalten in hohem Maße auch tatsächlich für zusätzlichen
Konsum zur Verfügung. Vor allem der niedrige Ölpreis wirkt Preissteigerungen bei
anderen Gütern entgegen. Weiter erhöht wird die Spendierfreude der Deutschen
noch von den niedrigen Zinsen, die das Sparen unattraktiv machen. Zudem dürften
die guten Bedingungen für den Handel auch weiterhin Bestand haben: Die Wachs-
tumsaussichten für die deutsche Wirtschaft sind positiv, die Beschäftigungslage
bleibt gut und das niedrige Zinsniveau wird vorerst weiter Bestand haben.

KRÄFTIGES EINKOMMENSPLUS, SOWOHL BEI ARBEITNEHMERN …                                      … ALS AUCH BEI RENTNERN

      Arbeitnehmerentgelt je Arbeitnehmer                                                        Jährliche Rentenerhöhung in % (Westdeutschland)
      (links in % gegenüber Vorjahr, rechts in Euro)                                       5
 6                                                                          42.000                4,4                                                                  4,4
                  Bayern ggü. Vorjahr in % (links)
 5                Deutschland ggü. Vorjahr in % (links)                     40.000         4
                  Bayern in Euro (rechts)
                                                                                                      3,4
                  Deutschland in Euro (rechts)
 4                                                                          38.000
                                                                                               2,9
                                                                                           3
 3                                                                          36.000                                                                2,4
                                                                                                                              2,2                         2,2       2,1
                                                                                                                           1,9
 2                                                                          34.000         2                  1,7                                                1,7
                                                                                                                     1,3
 1                                                                          32.000                                              1,0           1,1       1,0
                                                                                                            1,0
                                                                                           1                             0,6
                                                                                                        0,5        0,4                      0,5
 0                                                                          30.000                                                                            0,3
                                                                                                                                      0,0           0,0
 -1                                                                         28.000         0
      1994       1998          2002      2006          2010          2014                      1992         1996         2000       2004     2008         2012         2016

Quelle: Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder                                  Quelle: Deutsche Rentenversicherung

DAS KONSUMKLIMA IST ZULETZT ETWAS GEFALLEN, DAS NIVEAU                                    GUT FÜR DEN EINZELHANDEL: DER TOURISMUS IN BAYERN IST AUF
IST ABER NACH WIE VOR HOCH                                                                WACHSTUMSKURS

 18                                                                                       36
                                                       GfK Konsumklima
 16                                                                                       34
 14                                                                                       32
 12                                                                                       30
 10                                                                                       28
  8                                                                                       26
  6                                                                                       24
  4                                                                                       22
  2                                                                                       20
  0                                                                                       18
 -2                                                                                       16
 -4                                                                                         1993 1995 1997 1999 2001 2003 2005 2007 2009 2011 2013 2015
   2001       2003      2005     2007     2009     2011       2013      2015                             Jährliche Besucherankünfte in Bayern in Millionen

Quelle: GfK                                                                               Quelle: Statistische Bundesamt

                                                                                     11
Immobilienmarkt Bayern 2015 | 2016

Dementsprechend ist die Konsumneigung, das zeigen die hohen Werte des GfK-                                 Hohe Konsumneigung und immer
Konsumklimabarometers, derzeit weitaus höher als in den vergangenen Jahren. Das                            mehr Touristen sorgen für steigende
ist aber noch nicht alles. Dazu kommen noch Touristen, die in steigendem Maße                              Umsätze
und in nicht zu unterschätzender Höhe zu den Verkaufsumsätzen beitragen. Denn
der seit jeher bedeutende Tourismus im mit Naturschönheiten und attraktiven
Städten gut ausgestatteten Bayern weist seit langem einen kräftigen Wachstums-
kurs auf. Binnen 20 Jahren sind die jährlichen Besucherankünfte um zwei Drittel von
20 Millionen auf über 33 Millionen Gäste gestiegen. Diese guten Vorgaben schlagen
sich auch deutlich in den Statistiken nieder. Der 2009 nach langer Stagnation einge-
setzte Trend steigender Umsätze hält an. Im laufenden Jahr hat sich die Dynamik
zudem sichtlich gegenüber den Vorjahren beschleunigt. In den ersten acht Monaten
des laufenden Jahres legten die Umsätze mit einer durchschnittlichen Jahresrate
von 2,6 Prozent zu, deutlich schneller als 2013 und 2014 mit Wachstumsraten von
1,7 beziehungsweise 1,9 Prozent. Im „Vollbeschäftigungsland“ Bayern waren die                              Der bayerische Einzelhandel
Verbraucher noch großzügiger, hier konnte sich der Einzelhandel im aktuellen Jahr                          wächst schneller als im bundes-
über ein Plus von 3,2 Prozent freuen.                                                                      weiten Durchschnitt

POSTIVE UMSATZENTWICKLUNG IM EINZELHANDEL                                         WEITER STARKES WACHSTUM VON E-COMMERCE

      Umsatzentwicklung im deutschen Einzelhandel (ohne Kfz)                           Umsatzentwicklung von E-commerce in Deutschland
 4                                                                     120        50                                                                      10
 3                                                                     115
 2                                                                     110        40                                                                      8

 1                                                                     105
                                                                                  30                                                                      6
 0                                                                     100
 -1                                                                    95         20                                                                      4

 -2                                                                    90
                                                                                  10                                                                      2
 -3                                                                    85
 -4                                                                    80          0                                                                      0
                                                                                       2000       2003       2006        2009         2012        2015e
 -5                                                                    75
   2000        2003         2006       2009       2012          2015                                E-commerce-Umsatz in Mrd. Euro (links)
          Nominal ggü. Vorjahr in %       2000 = 100 in jeweiligen Preisen                          Anteil am Einzelhandelsumsatz in % (rechts)

Quelle: Statistisches Bundesamt                                                   Quelle: HDE

Der Trend der weit überdurchschnittlichen E-Commerce-Zuwachsraten trifft auch auf                          Trotz weiterhin starkem
Bayern zu. So konnte der Versand- und Internet-Einzelhandel hier 2015 von Januar                           E-Commerce kann auch der
bis August ein Umsatzplus von fast 11 Prozent gegenüber dem Vorjahr verbuchen.                             stationäre Einzelhandel
Weil das überproportionale Wachstum des Online-Handels zulasten des stationären                            spürbar zulegen
Handels geht, ist dessen Umsatzanteil seit der Jahrtausendwende von fast 100 Pro-
zent auf gegenwärtig rund 90 Prozent gesunken. Das führte in den zurückliegenden
Jahren immer wieder zu rückläufigen beziehungsweise stagnierenden Umsätzen im
stationären Handel. Das ist derzeit dank des insgesamt kräftigen Wachstums aber
anders. So konnte sich im laufenden Jahr auch der stationäre Einzelhandel ein
ordentliches Stück vom größer werdenden Kuchen abschneiden. In den bayerischen
Ladengeschäften legte der Umsatz mit 3 Prozent nur marginal langsamer als das
Gesamtaggregat zu.

Für den in diesem Marktbericht betrachteten innerstädtischen Einzelhandel sieht es                         Städte sind „in“: Steigende
noch besser aus. Städte sind „in“, ob zum Wohnen oder als Reiseziel, die Einwoh-                           Einwohner- und Besucherzahlen
nerzahlen zeigen in vielen Großstädten genauso wie die Besucherstatistiken deut-                           weiten das Kundenpotenzial aus

                                                                             12
Immobilienmarkt Bayern 2015 | 2016

lich nach oben. Damit wird die Käuferbasis an den meisten der betrachteten
Standorte breiter, sodass das Interesse der Retailer an attraktiven Verkaufsflächen
entsprechend groß ausfällt. Das betrifft insbesondere die Städte mit einem beson-
ders ausgeprägten Einwohnerzuwachs wie München, Ingolstadt oder Regensburg.

Ein günstiger Trend lässt sich auch bei der Entwicklung der Verkaufsfläche je Ein-                  Die Flächenproduktivität hat sich
wohner und der sich stabilisierenden Flächenproduktivität erkennen. Letztere sank                   nach langem Rückgang stabilisiert
seit den 1990er Jahren bis etwa Mitte des vergangenen Jahrzehnts fast kontinuier-
lich ab. Dazu trugen verschiedene Faktoren bei: Der Ausweitung der Verkaufsfläche
stand eine rückläufige bis stagnierende Einwohnerzahl gegenüber. Hinzu kam die
nur verhaltene Umsatzentwicklung. Seit einigen Jahren hat sich das Bild aber ge-
wandelt. Der Einwohnerzuwachs sorgt dafür, dass sich die Verkaufsfläche je Ein-
wohner stabiler entwickelt. Das gilt auch für die Flächenproduktivität, dem Verkaufs-
umsatz je Quadratmeter Einzelhandelsfläche. Mit Blick auf den Aufschwung, den die
meisten Innenstädte in den vergangenen Jahren erfahren haben, dürfte die Lage
hier sogar noch besser sein, als im Einzelhandel insgesamt. Das bedeutet aber im
Umkehrschluss, dass sich periphere Einkaufslagen negativer als der Durchschnitt
entwickeln und weit weniger von der insgesamt guten Stimmung im Einzelhandel
profitieren können.

DIE VERKAUFSFLÄCHE JE EINWOHNER STEIGT NICHT MEHR                         DER RÜCKGANG DER FLÄCHENPRODUKTIVITÄT IST GESTOPPT

       Verkaufsfläche je Einwohner in Quadratmetern                               Umsatz in Euro je Quadratmeter (in Preisen von 2000)
 4,0                                                                      5.000

 3,5                                                                      4.500
 3,0
                                                                          4.000
 2,5
                                                                          3.500
 2,0
                                                                          3.000
 1,5

 1,0                                                                      2.500

 0,5                                                                      2.000
    1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006 2008 2010 2012 2014                        1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006 2008 2010 2012 2014
             Städte ohne München        Regional-12                                        Städte ohne München        Regional-12
             München                    Top-7                                              München                    Top-7

Quelle: Feri                                                              Quelle: Feri

Die hohe Flächennachfrage schlägt sich in einer anhaltend steigenden Spitzenmiete                   Spitzenmiete im Einzelhandel
in den 1A-Lagen nieder. Vor allem in München geht es seit fast zwei Jahrzehnten                     ist im Aufwind
kontinuierlich aufwärts, die Marke von 350 Euro für einen Quadratmeter Verkaufsflä-
che dürfte bei anhaltender Mietdynamik bald erreicht sein. Etwas verhaltener geht
es dagegen in den bayerischen Oberzentren bergauf. Denn während die Münchener
Spitzenmiete heute fast 70 Prozent höher ist als vor 20 Jahren, konnten die Mieten
in den Oberzentren in dieser Zeit lediglich um 10 Prozent steigen. Der Grund ist die
von 2000 und 2006 zu beobachtende gegenläufige Mietentwicklung zwischen Top-
Standorten und Oberzentren. Die Schere hat sich in Bayern sogar noch weiter als im
bundesweiten Vergleich geöffnet. Danach konnten die bayerischen Oberzentren im
Durchschnitt aber wieder etwas aufholen. Das niedrigere Mietniveau gegenüber
dem bundesweiten Vergleichswert ist im Wesentlichen der vergleichsweise hohen
Einwohnerzahl der im Index „Regional-12“ enthaltenen Oberzentren geschuldet.

                                                                     13
Immobilienmarkt Bayern 2015 | 2016

DIE SPITZENMIETE IM BAYERISCHEN EINZELHANDEL STEIGT …                                 … IN ETWA SO SCHNELL WIE IM BUNDESWEITEN DURCHSCHNITT

       Spitzenmiete in Euro je Quadratmeter                                                   Spitzenmiete 1995 = 100
 350                                                                                  170
                                                                                      160
 300
                                                                                      150
                                                                                      140
 250
                                                                                      130
 200                                                                                  120
                                                                                      110
 150
                                                                                      100
                                                                                       90
 100
                                                                                       80
  50                                                                                   70
    1995 1997 1999 2001 2003 2005 2007 2009 2011 2013 2015e                              1995 1997 1999 2001 2003 2005 2007 2009 2011 2013 2015e
                 Städte ohne München                   Regional-12                                Städte ohne München        Regional-12
                 München                               Top-7                                           München                                Top-7

Quelle: BulwienGesa, Prognose DZ BANK AG                                              Quelle: BulwienGesa, Prognose DZ BANK AG

Die Spanne der Spitzenmieten in den bayerischen Oberzentren ist groß. Sie reichte                                 Spitzenmiete weist große Spanne in
2014 von 35 Euro je Quadratmeter in Fürth bis zu 140 Euro in Nürnberg, Bayerns                                    der absoluten Höhe, aber auch in der
führendem Einzelhandelsstandort nach München. Der Durchschnitt der bayerischen                                    Mietdynamik auf
Oberzentren liegt bei 105 Euro, rund einem Drittel des Münchener Niveaus. Eben-
falls groß sind die Unterschiede in der Mietdynamik. Die Spitzenmiete stieg von
2004 bis 2014 um weniger als 20 Prozent in Augsburg, Fürth und Ingolstadt bis zu
über 50 Prozent in Erlangen. In München und Nürnberg zog sie jeweils um ein Drit-
tel an, in Regensburg und Würzburg waren es noch ein paar Prozentpunkte mehr.
Neben Einflussfaktoren wie der wirtschaftlichen Entwicklung der Stadt oder dem
Einwohnerwachstum sind zwei Faktoren bedeutsam: Das ist zum einen die Konkur-
renzsituation, die von einem nahegelegenen attraktiven Standort oder auch von
peripheren Einkaufszentren herrührt. Ersteres trifft auf Fürth zu, dessen Einzelhan-
del unter dem benachbarten Nürnberg leidet. Letzteres ist in Ingolstadt zu finden.
Der zweite Faktor ist die Verkaufsflächenentwicklung. Vor allem die Eröffnung groß-
flächiger Shopping-Center kann die Mietentwicklung über einen längeren Zeitraum –
wie in Regensburg mit den 2002 eröffneten Regensburg Arcaden – dämpfen.

GROSSE SPANNWEITE BEI DEN EINZELHANDELSMIETEN (2014)

                                 56%                                                                                                                    320

                                                    36%                                                                     39%
                                                                                                                                               33%            33%
                                                                                      28%

               17%                                                                                        16%
                                                                       13%
                                                                                                                                        140
                                                                                                                      125
                                                                                105                 110
                                                                  90
                           75                  75
        35

       Fürth           Erlangen           Regensburg           Ingolstadt    Städte ohne          Augsburg         Würzburg          Nürnberg         München
                                                                              München
                                Spitzenmiete 2014 in Euro je m²                             Anstieg der Spitzenmiete von 2004 bis 2014 in %

Quelle: BulwienGesa

                                                                                14
Immobilienmarkt Bayern 2015 | 2016

Die guten Vorgaben für den bayerischen Einzelhandel in den Innenstadtlagen der                              Prognose: Die positive
Großstädte dürften in diesem Jahr und auch 2016 für eine insgesamt steigende                                Entwicklung im Einzelhandel hält
Spitzenmiete sorgen. Wir gehen allerdings davon aus, dass sich das Tempo des                                an, das Tempo des Mietanstiegs
Mietanstiegs verlangsamen wird. Nach der spürbaren Aufwärtsbewegung der ver-                                sollte aber nachlassen
gangenen Jahre sind die Mieten schon kräftig gestiegen, sodass das Potenzial für
weitere Mieterhöhungen geringer geworden ist. Außerdem stoßen Investitionen in
Einzelhandelslagen auf ein großes Interesse bei Anlegern, was zu mehr Projektent-
wicklungen und somit zu einer steigenden Verkaufsfläche führt. Insgesamt bleibt die
Aussicht für den innerstädtischen Einzelhandel aber positiv. So dürfte sich auch der
starke Flüchtlingszustrom in einem steigenden Kundenpotenzial und einem entspre-
chenden Plus der Einzelhandelsumsätze niederschlagen.

PROGNOSE HANDEL

                                                                                         2014                    2015e                      2016e
München                     Spitzenmiete in Euro je m² (in % ggü. Vorjahr)         320           (1,6)         335          (4,7)         340         (1,5)
Nürnberg                    Spitzenmiete in Euro je m² (in % ggü. Vorjahr)         140           (3,7)         143          (2,1)         145         (1,4)
Fürth                       Spitzenmiete in Euro je m² (in % ggü. Vorjahr)         35            (0,0)          35          (0,0)         36          (2,9)
Erlangen                    Spitzenmiete in Euro je m² (in % ggü. Vorjahr)         75            (0,0)          77          (2,0)         78          (2,0)
Augsburg                    Spitzenmiete in Euro je m² (in % ggü. Vorjahr)         110           (0,0)         110          (0,0)         112         (1,8)
Ingolstadt                  Spitzenmiete in Euro je m² (in % ggü. Vorjahr)         90            (0,0)          91          (1,1)         91          (0,0)
Regensburg                  Spitzenmiete in Euro je m² (in % ggü. Vorjahr)         75            (7,1)          77          (2,7)         79          (2,6)
Würzburg                    Spitzenmiete in Euro je m² (in % ggü. Vorjahr)         125           (4,2)         127          (1,6)         130         (2,4)
Standorte ohne München      Spitzenmiete in Euro je m² (in % ggü. Vorjahr)         105           (2,7)         106          (1,4)         108         (1,6)

Die Spitzenmiete repräsentiert einen Mittelwert aus den obersten 3 bis 5 Prozent der Vermietungen des Marktes, sodass der angegebene Wert nicht der
absoluten Top-Miete entspricht.
Quelle: BulwienGesa, Feri, Prognose DZ BANK AG

                                                                             15
Immobilienmarkt Bayern 2015 | 2016

Büro – Marktsituation und Prognose

Die Erfolge von Bayern als Wirtschaftsstandort sind in der schon beschriebenen                                 Die gute wirtschaftliche Entwicklung
günstigen Lage auf dem Arbeitsmarkt des Bundeslandes deutlich sichtbar. Damit                                  sorgt für einen kräftigen Anstieg der
einhergehend hat sich die Zahl der Bürobeschäftigten in den zurückliegenden                                    Bürobeschäftigung
Jahren stetig nach oben entwickelt. In München – Stadt plus Landkreis – und den
sieben Oberzentren hat sich deren Zahl von 2004 bis 2014 von rund 700.000 auf
etwa 800.000 ausgeweitet. Diesem Plus von rund 14 Prozent steht eine Ausweitung
der Büroflächen von 11 Prozent gegenüber. Denn während Finanzmarkt- und Euro-
schuldenkrise den Arbeitsmarkt weitgehend unbeeindruckt gelassen haben, ist die
Entwicklung von neuen Büroprojekten merklich ins Stocken geraten.

DANK DER GUTEN BESCHÄFTIGUNGSLAGE WERDEN IN MÜNCHEN …                              … UND IN DEN OBERZENTREN MEHR BÜROFLÄCHEN BENÖTIGT

 19,0                                                                   480        11,0                                                                      330

 18,0                                                                   460        10,5                                                                      320

 17,0                                                                   440        10,0                                                                      310

 16,0                                                                   420         9,5                                                                      300

 15,0                                                                   400         9,0                                                                      290

 14,0                                                                   380         8,5                                                                      280

 13,0                                                                   360         8,0                                                                      270

 12,0                                                                   340         7,5                                                                      260

 11,0                                                                   320         7,0                                                                      250
     1994         1998        2002      2006         2010        2014                  1994           1998        2002        2006       2010        2014
               Bürofläche München+Landkreis in Mio. m² (links)                                    Bürofläche Städte ohne München in Mio. m² (links)
               Bürobeschäftigte München+Landkreis in Tausend (rechts)                             Bürobeschäftigte Städte ohne München in Tausend (rechts)

Quelle: Feri                                                                       Quelle: Feri

Die Schere zwischen der Entwicklung der Bürobeschäftigung und der Bürofläche,                                  In den letzten Jahren hat sich die
die sich bis etwa 2012 weiter geöffnet hat, wird inzwischen aber wieder kleiner.                               Flächenausweitung beschleunigt
Denn während sich der Beschäftigungsaufbau etwas verlangsamt hat, hat die                                      und der Beschäftigtenzuwachs
Fertigstellung neuer Büroflächen wieder Fahrt aufgenommen. Schließlich ist das                                 abgebremst
Investoreninteresse an Büroobjekten in attraktiven Lagen groß. Dazu haben sowohl
der Trend steigender Büromieten als auch der deutlich gewachsene Renditeabstand
zum Anleihemarkt beigetragen.

Damit ist der einige Jahre anhaltende Trend einer im Durchschnitt rückläufigen                                 Die Leerstandsquote ist vor allem in
Bürofläche je Bürobeschäftigten zum Halten gekommen, seit 2012 sinken die Werte                                München kräftig gesunken
nicht mehr. Die Leerstandsquote hat sich dagegen bis zuletzt rückläufig entwickelt.
Sie ist, wie die umseitige rechte Grafik zeigt, vor allem in München von in der Spitze
10 Prozent auf aktuell etwa 6 Prozent stark gefallen. Damit hat sich der große
Abstand im Leerstandsniveau zwischen den bayerischen Oberzentren und der
Landeshauptstadt stark eingeengt. Allerdings dürfte sich aufgrund der beschriebe-
nen gegenläufigen Entwicklung von Büroflächen und -beschäftigung auch der Abbau
leer stehender Büroflächen spürbar verlangsamen. Möglich ist aber auch, dass das
mit Blick auf den Flüchtlingszustrom immer drängender werdende Wohnungs-
problem in den Großstädten dazu führt, dass die Umwandlung von nicht mehr zeit-
gemäßen Büroflächen in Wohnraum stärker vorangetrieben wird.

                                                                              16
Immobilienmarkt Bayern 2015 | 2016

DIE RECHNERISCHE BÜROFLÄCHE JE BÜROBESCHÄFTIGTEN IST                              DER ANTEIL LEER STEHENDER BÜROFLÄCHEN HAT SICH VOR ALLEM
ZURÜCKGEGANGEN                                                                    IN MÜNCHEN SPÜRBAR VERKLEINERT

          Bürofläche je Bürobeschäftigten in m²                                         Leerstandsquote in %
 40                                                                               12

                                                                                  10
 38

                                                                                   8
 36
                                                                                   6
 34
                                                                                   4

 32
                                                                                   2

 30                                                                                0
   1994             1998       2002           2006        2010     2014             1994             1998       2002     2006           2010            2014
                München                              Top-7                                       München                           Top-7
                Städte ohne München                  Regional-12                                 Städte ohne München               Regional-12

Quelle: Feri                                                                      Quelle: Feri

Infolge der guten wirtschaftliche Lage und der steigenden Mieten ist der Büroneubau                           Der Büroneubau zieht wieder an
wieder in Schwung gekommen. Das ist sowohl in München als auch in den Ober-
zentren am gestiegenen Flächenneuzugang ersichtlich, der allerdings zuvor
– bis 2012 – stark eingebrochen war. Damit ist der starke relative Anstieg des Flä-
chenneuzugangs vor allem den niedrigen Werten von 2012 geschuldet, nicht aber
einem besonders hohen Bauvolumen im vergangenen Jahr. Denn sowohl in Mün-
chen als auch in den bayerischen Oberzentren lag der Büroflächenneuzugang 2014
ein gutes Stück unter dem Mittelwert der vorangegangenen 20 Jahre. Angesichts
der anziehenden Aktivitäten im Bürobau dürfte dieser Mittelwert im laufenden Jahr
aber wieder erreicht beziehungsweise leicht überschritten werden.

ES WERDEN WIEDER MEHR BÜROFLÄCHEN GEBAUT                                          IN RELATION ZUM FLÄCHENBESTAND WEIST DAS NEUBAUVOLUMEN
                                                                                  EINE GROSSE BANDBREITE AUF

          Büroflächenneuzugang in Tausend Quadratmetern
 500                                                                   400             Ingolstadt                                                1,39

 400                                                                   320         Regensburg                                                 1,36

                                                                                           Fürth                                    1,10
 300                                                                   240
                                                                                       München                                      1,09
 200                                                                   160
                                                                                       Erlangen                                  1,02

 100                                                                   80              Nürnberg                        0,80

                                                                                       Augsburg               0,44            Jährlicher Büroflächenneu-
      0                                                                0                                                      zugang in % des Flächen-
          1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006 2008 2010 2012 2014                                                              bestandes (Durchschnitt von
                  München (links)       Städte ohne München (rechts)                   Würzburg             0,41
                                                                                                                              2010 bis 2014)

Quelle: BulwienGesa                                                               Quelle: BulwienGesa, Feri

Dabei ist das Ausmaß neuer Büroflächen an den einzelnen Standorten höchst un-                                 Der Büroflächenneuzugang weist
terschiedlich. Das zeigt die obige rechte Grafik, die den Flächenneuzugang in Rela-                           eine relativ große Bandbreite auf
tion zur gesamten Bürofläche des Standorts setzt. Ganz vorne liegen die beiden

                                                                             17
Immobilienmarkt Bayern 2015 | 2016

dynamisch wachsenden Städte Ingolstadt und Regensburg. Hier sind im Durch-
schnitt von 2010 bis 2014 pro Jahr rund 1,4 Prozent des Flächenbestands neu hin-
zugekommen. Am unteren Ende der Skala rangieren Augsburg und Würzburg, die
bei der relativen Betrachtung der Büroneubauaktivitäten nur etwa ein Drittel der bei-
den führenden Städte erreichen. Insgesamt addierte sich der Flächenneuzugang in
München und den sieben Oberzentren im vergangenen Jahr auf 265.000 Quadrat-
meter. Das ist rund 1 Prozent des Büroflächenbestands von rund 28 Millionen Qua-
dratmetern. Der höchste Wert wurde 2001 mit 3 Prozent erreicht. Am niedrigsten
war der relative Flächenneuzugang 2006 und 2012 mit jeweils 0,45 Prozent.

Dagegen lässt sich beim Büroflächenumsatz keine Zunahme beobachten. In                                     Der rückläufige Büroflächenumsatz
München war die Vermietungsaktivität 2014 zwar gegenüber dem Vorjahr stabil, lag                           in München signalisiert keine Markt-
aber ein gutes Stück unter dem hohen Wert von 2011. Dagegen konnten die Ober-                              schwäche
zentren im Vergleich mit 2013 ein Plus verbuchen. Ohnehin ist beim Flächenumsatz
der weitgehende Gleichlauf zwischen dem Top-Standort München und den regiona-
len Oberzentren seit dem Ausbruch der Finanzmarktkrise kaum noch zu erkennen.
Die gegenläufige Entwicklung der letzten Jahre dürfte im Wesentlichen auf zwei
Ursachen fußen. Das sind zum einen die gute Beschäftigungslage und ein entspre-
chend hoher Büroflächenbedarf, der für einen aktiven Büromarkt spricht. Allerdings
– das betrifft vor allem München – ließen sich Wunsch und Wirklichkeit zuletzt
immer weniger in Einklang bringen, weil das Angebot an den nachgefragten attrakti-
ven größeren Flächen immer weiter zurückgegangen ist. Das zeigt auch die in
München kräftig gesunkene Leerstandsquote. Somit kam es seltener zu Großab-
schlüssen. Außerdem wurden bestehende Mietverträge häufiger prolongiert.

DER BÜROFLÄCHENUMSATZ ZWISCHEN DEM TOP-STANDORT MÜN-                           DIE SPANNWEITE BEI DER RELATIVEN MARKTAKTIVITÄT IST
CHEN UND DEN OBERZENTREN ENTWICKELT SICH GEGENLÄUFIG                           SEHR GROSS

       Büroflächenumsatz in Tausend Quadratmetern
 800                                                                240            München                                                   3,92
 700                                                                210
                                                                                   Ingolstadt                                    2,88
 600                                                                180
                                                                                       Fürth                             2,33
 500                                                                150

 400                                                                120         Regensburg                             2,07

 300                                                                90             Nürnberg                     1,68
 200                                                                60
                                                                                   Augsburg              1,30
 100                                                                30
                                                                                   Erlangen       0,91
   0                                                                0                                                           Büroflächenumsatz in % des
       1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006 2008 2010 2012 2014                                                                   Flächenbestandes (Durchschnitt
                                                                                   Würzburg      0,81                           von 2010 bis 2014)
               München (links)       Städte ohne München (rechts)

Quelle: BulwienGesa                                                            Quelle: BulwienGesa, Feri

Die Spanne bei der relativen Marktaktivität, gemessen als Flächenumsatz im Ver-                            In München als Top-Standort ist der
hältnis zum Flächenbestand, ist größer als beim Flächenneuzugang. Der liquide                              Büromarkt liquider als in den Ober-
Markt des Top-Standorts München führt das Feld an. Bei den Oberzentren wird die                            zentren
Rangfolge neben der Büromarktaktivität stark vom Flächenbestand des Standorts
beeinflusst. So sind die hohen relativen Werte von Fürth und Ingolstadt vor allem auf
die geringe Größe dieser beiden Büromärkte zurückzuführen.

                                                                          18
Immobilienmarkt Bayern 2015 | 2016

Die steigende Bürobeschäftigtenzahl und das zunehmend begrenzte Angebot an                              Das begrenzte Angebot an
attraktiven Büroflächen ließ die Spitzenmieten an den bayerischen Standorten kräf-                      attraktiven Büroflächen unterstützt
tig steigen. Verglichen mit den bundesweiten Vergleichsindizes ist der Mietanstieg                      den kräftigen Mietanstieg
stärker ausgefallen. Vor allem in München haben die Büromieten spürbar zugelegt.
Dagegen war die Entwicklung an den Oberzentren sichtlich stabiler. Während es in
München 2009 zu einem rezessionsbedingten Rückgang kam, weisen die bayeri-
schen Oberzentren seit 2005 einen kontinuierlichen Mietanstieg auf.

DIE BAYERISCHEN BÜROMIETEN SIND ÜBERDURCHSCHNITTLICH …                         … STARK ANGESTIEGEN

      Spitzenmiete in Euro je Quadratmeter                                           Spitzenmiete 1995 = 100
 36                                                                            150
 32                                                                            140
 28                                                                            130
 24                                                                            120
 20                                                                            110
 16                                                                            100
 12                                                                             90
  8                                                                             80
  4                                                                             70
   1995         1999         2003            2007        2011     2015e           1995         1999        2003     2007        2011     2015e
            Städte ohne München                     Regional-12                            Städte ohne München             Regional-12
            München                                 Top-7                                  München                         Top-7

Quelle: BulwienGesa, Prognose DZ BANK AG                                       Quelle: BulwienGesa, Prognose DZ BANK AG

Interessant ist der Vergleich der Mietentwicklung zwischen dem Büro- und dem Ein-                       Vergleich mit dem
zelhandelsmarkt. Denn während sich die Spitzenmiete für Büro- und Einzelhandels-                        Einzelhandelsmarkt
flächen in den Oberzentren relativ ähnlich entwickelt hat, klafft der Mietanstieg bei
den Münchener Büro- und Einzelhandelsflächen weit auseinander. So liegt die
Spitzenmiete in den Oberzenten im Einzelhandel heute 12 Prozent über dem Niveau
von 1995, bei Büroflächen sind es 15 Prozent. Dagegen haben sich Einzelhandels-
flächen in München seit 1995 um fast 70 Prozent verteuert, wohingegen das Plus
bei den Büroflächen mit 30 Prozent deutlich moderater ausgefallen ist.

Interessant ist auch der Vergleich mit dem Einzelhandel hinsichtlich der Spreizung                      Die Bürovermietung weist
der Miethöhe. Denn während die Spitzenmiete im Einzelhandel beim teuersten                              nicht die große Mietspreizung
Oberzentrum rund viermal so hoch ist wie beim günstigsten, erreicht die Bandbreite                      des Einzelhandels auf
bei den Büroflächen nur das 1,4-fache. Fürth ist mit rund 9 Euro je Quadratmeter am
günstigsten. Nürnberg nimmt mit 13 Euro je Quadratmeter den Spitzenplatz unter
den bayerischen Oberzenten ein. Der relative Abstand der Oberzentren zur bayeri-
schen Landeshauptstadt ist dagegen mit dem dreifachen Mietniveau in München im
Einzelhandel und im Bürobereich etwa gleich groß.

Ein recht homogenes Bild zeigt sich bei der Mietdynamik der Oberzentren. In Mün-                        Homogenes Bild beim Mietanstieg
chen und in den meisten Oberzentren lag der Mietanstieg von 2004 bis 2014
zwischen 26 und 41 Prozent. Nur in Würzburg und Fürth ging es mit 10 bezie-
hungsweise 14 Prozent deutlich langsamer bergauf. In Würzburg dürfte die Domi-
nanz der vom öffentlichen Bereich geprägten Nachfrage für den schwächeren
Anstieg verantwortlich sein. Dagegen ist in Fürth die Beschäftigtenentwicklung deut-
lich hinter der Dynamik der anderen betrachteten Städte zurückgeblieben.

                                                                          19
Immobilienmarkt Bayern 2015 | 2016

 HOMOGENES BILD: MIETDYNAMIK UND MIETHÖHE DER OBERZENTREN LIEGEN RELATIV DICHT ZUSAMMEN (SPITZENMIETE FÜR 2014)

                                                                                                                                                               33,5
                                                  41%
                                                                     35%            33%
                                                                                                         29%                                    32%
                                                                                                                           28%                                        26%

                14%
                                10%
                                                              12,0           12,0                 12,1              12,5                 13,0
                         11,0              11,3
         9,1

        Fürth          Würzburg        Regensburg          Erlangen        Augsburg            Städte ohne        Ingolstadt        Nürnberg                München
                                                                                                München
                            Spitzenmiete 2014 in Euro je m²                               Anstieg der Spitzenmiete von 2004 bis 2014 in %

 Quelle: BulwienGesa

Die folgende Übersicht zeigt unsere Prognose für die Entwicklung von Spitzenmiete                               Prognose für Spitzenmiete und
und Leerstandsquote bis 2016. Wir erwarten eine grundsätzlich weiter anziehende                                 Leerstandsquote bis 2016
Mietentwicklung, allerdings in einem gegenüber den vergangenen Jahren abge-
schwächten Umfang. Die Ursachen sind insbesondere das schon kräftig gestiegene
Niveau der Spitzenmiete, ein steigender Flächenneuzugang und eine Verlangsa-
mung beim Zuwachs der Bürobeschäftigung. Aber auch der abnehmende Optimis-
mus der Unternehmen, den der seit dem Frühjahr spürbar gefallene ZEW-Index
widerspiegelt, könnte sich dämpfend auswirken. Für das Leerstandsniveau erwarten
wir eine weitestgehend stabile Entwicklung.

PROGNOSE BÜRO

                                                                                           2014                      2015e                             2016e
München                         Spitzenmiete in Euro (ggü. Vorjahr in %)            33,5            (6,3)          33,5          (0,0)            34,0                (1,5)
                                Leerstandsquote in %                                 6,3                            6,0                               6,0
Nürnberg                        Spitzenmiete in Euro (ggü. Vorjahr in %)            13,2            (1,5)          13,4          (1,5)            13,6                (1,5)
                                Leerstandsquote in %                                 5,6                            5,6                               5,6
Fürth                           Spitzenmiete in Euro (ggü. Vorjahr in %)             9,1            (3,4)           9,2          (1,1)                9,3             (1,1)
                                Leerstandsquote in %                                 3,9                            3,8                               3,8
Erlangen                        Spitzenmiete in Euro (ggü. Vorjahr in %)            12,0            (6,2)          12,2          (1,7)            12,4                (1,6)
                                Leerstandsquote in %                                 3,9                            3,8                               3,8
Augsburg                        Spitzenmiete in Euro (ggü. Vorjahr in %)            12,0            (1,7)          12,2          (1,7)            12,4                (1,6)
                                Leerstandsquote in %                                 5,2                            5,2                               5,1
Ingolstadt                      Spitzenmiete in Euro (ggü. Vorjahr in %)            12,5            (5,9)          12,5          (0,0)            12,5                (0,0)
                                Leerstandsquote in %                                 3,9                            3,8                               3,8
Regensburg                      Spitzenmiete in Euro (ggü. Vorjahr in %)            11,3            (8,2)          11,5          (1,8)            11,7                (1,7)
                                Leerstandsquote in %                                 4,8                            4,8                               4,7
Würzburg                        Spitzenmiete in Euro (ggü. Vorjahr in %)            11,0            (6,8)          11,1          (1,3)            11,3                (1,3)
                                Leerstandsquote in %                                 3,5                            3,4                               3,3
Städte ohne München             Spitzenmiete in Euro (ggü. Vorjahr in %)            12,1            (3,6)          12,3          (1,5)            12,5                (1,4)
                                Leerstandsquote in %                                 4,8                            4,8                               4,8

Die Spitzenmiete repräsentiert einen Mittelwert aus den obersten 3 bis 5 Prozent der Vermietungen des Marktes, sodass der angegebene Wert nicht der
absoluten Top-Miete entspricht.
Quelle: BulwienGesa, Feri, Prognose DZ BANK AG

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Immobilienmarkt Bayern 2015 | 2016

Wohnimmobilien – Marktsituation und Prognose

In Süddeutschland, insbesondere in Bayern, ist Wohnen zumeist teurer als in den                          Im Süden Deutschlands ist das
meisten anderen Regionen Deutschlands. Die gute wirtschaftliche Lage, ein hohes                          Wohnen relativ teuer
Beschäftigungs- und Einkommensniveau, eine aus Zuwanderung gespeiste Ein-
wohnerentwicklung und gute Zukunftsperspektiven tragen dazu bei. Das wird bei-
spielsweise bei den hohen Kaufpreisen für Eigentumswohnungen deutlich. So sind
neu gebaute Wohnungen in den betrachteten bayerischen Oberzentren gut ein Vier-
tel teurer als im Durchschnitt von vergleichbar großen deutschen Städten. In
München ist der Preisaufschlag gegenüber dem Mittelwert der Top-Standorte mit
40 Prozent sogar noch höher.

Der hohe Bedarf für Wohnraum in vielen bayerischen Städten resultiert aus dem                            Die Zahl der privaten Haushalte
kräftigen Einwohnerzuwachs und dem noch ausgeprägteren Anstieg der Zahl der                              steigt schneller …
privaten Haushalte, die letztlich für die Wohnungsnachfrage entscheidend ist. Inner-
halb von 20 Jahren legte die Anzahl der Haushalte in den Oberzentren um 14 Pro-
zent, in München sogar um 23 Prozent zu. Das korrespondierende Einwohner-
wachstum fiel mit 7 Prozent beziehungsweise 16 Prozent zwar auch kräftig, aber bei
weitem nicht so dynamisch aus. Woraus resultiert der überproportionale Anstieg?
Hier kommt neben dem Einwohneranstieg ein zweiter Effekt zum Tragen, die seit
langem kontinuierlich abnehmende Personenanzahl je Haushalt. In Bayern sank die
durchschnittliche Haushaltsgröße binnen 20 Jahren von 2,3 auf 2,1 Personen je
Haushalt. Grund ist die abnehmende Kinderzahl, insbesondere aber die stark wach-
sende Anzahl der Einpersonenhaushalte, in denen meistens jüngere Leute oder
Senioren leben. Inzwischen liegt der Anteil dieser Haushalte in den bayerischen
Großstädten bei über 50 Prozent.

GEGENÜBER DEM SCHON KRÄFTIGEN EINWOHNERPLUS …                                … IST DIE ZAHL DER HAUSHALTE NOCH STÄRKER GESTIEGEN

         Einwohner in Tausend                                                        Haushalte in Tausend
 1.900                                                                       1.050

 1.800                                                                       1.000
                                         +237 / +16%                                                                 +190 / +23%
 1.700                                                                         950

 1.600                                                                         900

 1.500                                                                         850
                                           +90 / +7%
 1.400                                                                         800
                                                                                                                     +98 / +14%
 1.300                                                                         750

 1.200                                                                         700

 1.100                                                                         650
         1994         1998       2002    2006          2010      2014                1994         1998       2002      2006         2010       2014
                München plus Landkreis          Städte ohne München                         München plus Landkreis            Städte ohne München

Quelle: Feri                                                                 Quelle: Feri

Der Wohnungsbau kann mit dem zusätzlichen Bedarf aber nicht Schritt halten. Das                          … als das Wohnungsangebot
betrifft insbesondere München. Hier lassen sich zwar auch zunehmende Woh-
nungsbauaktivitäten beobachten, das Plus ist aber nicht allzu hoch. Zwei Hemmnis-
se dürften dabei wesentlich sein. Zum einen ist München die am dichtesten besie-
delte Großstadt – siehe auch Seite 29 – in Deutschland, wodurch verfügbare Bau-
grundstücke hier noch knapper sind als in anderen Ballungsräumen. Zum anderen

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