DAS IMAGE AUFPOLIEREN! - BUB " FORUM BIBLIOTHEK UND INFORMATION

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DAS IMAGE AUFPOLIEREN! - BUB " FORUM BIBLIOTHEK UND INFORMATION
EDITORIAL

Das Image aufpolieren!
Es ist erneut eine Veranstaltung der Superlative: Zum 107. Deut-
schen Bibliothekartag in Berlin, dem größten bibliothekarischen
Fachkongress Europas, werden rund 4 000 Besucher erwartet. Die
Zahl der Vorträge stieg gegenüber dem Vorjahr noch mal um gut
20 Prozent auf knapp 400 Einzelveranstaltungen, darunter zahl-
reiche neue Formate im digitalen und analogen Bereich, die zum
Mitmachen einladen. Dazu kommt eine Firmenmesse auf 2 600
Quadratmetern mit über 130 Ausstellern.
   Es läuft also alles rund? Keineswegs. Denn während die akti-
ven Bibliothekare in Scharen zu ihrer größten Fortbildungsveran-
staltung strömen, entscheiden sich immer weniger junge Men-
schen für einen Arbeitsplatz in der Bibliothek. Die Branche leidet
unter massivem Nachwuchsmangel. Die Folge sind Probleme bei
der Stellenbesetzung in Bibliotheken und fehlende Bewerber für
die bibliothekarischen Studien- und Ausbildungsgänge. Die Situ-
ation spiegelt sich nicht zuletzt im Bibliothekartagsprogramm:
Allein drei Podiumsdiskussionen befassen sich mit dem Thema
Nachwuchsmangel. Der Berufsverband Information Bibliothek
(BIB) greift die Herausforderung als aktuelles Jahresthema auf.
Die Misere ist so groß, dass der bibliothekarische Dachverband
BID sogar eine eigene Arbeitsgemeinschaft zur Personalgewin-
nung einsetzt. BID-Präsident Heinz-Jürgen Lorenzen mahnt im
BuB-Interview (siehe Seite 314): »Wir haben ein Imageproblem.«
Wichtig sei, so Lorenzen, die Bedeutung der Bibliotheken für die
Gesellschaft selbstbewusst nach außen zu tragen und dort ein
realistisches Bild von Bibliotheken zu vermitteln.
   Dazu trägt nicht zuletzt BuB als auflagenstärkste spartenüber-
greifende bibliothekarische Fachzeitschrift im deutschsprachigen
Raum zuverlässig bei – und das seit 70 Jahren. Dieses stattliche Ju-
biläum wird mit einer kleinen Feierstunde im Rahmen des Bibliothe-
kartags am Donnerstag, 14. Juni, ab 16 Uhr am Podium der Verbände
gewürdigt. Doch BuB ist inzwischen weit mehr als ein gedrucktes
Magazin und auch im elektronischen Bereich gut aufgestellt. Der
Online-Auftritt unter www.b-u-b.de verzeichnet im Durchschnitt
mehr als 500 unterschiedliche Besucher pro Tag. Die BuB-App, die
seit Juli 2016 auf dem Markt ist und zusätzliche Informationen in
Form von Videos, Foto-Galerien und interaktiven Grafiken bietet, hat
bereits über 1 000 regelmäßige Nutzer. Rechtzeitig zum Jubiläum
beim Bibliothekartag in Berlin wird BuB zudem mit einem eigenen
Twitter-Kanal an den Start gehen. Schauen Sie einfach mal rein!

                               Bernd Schleh, Leitender Redakteur

BuB 70 06/2018                                                         297
DAS IMAGE AUFPOLIEREN! - BUB " FORUM BIBLIOTHEK UND INFORMATION
BuB
                              Forum Bibliothek
                              und Information

                              06 / 2018

                                              FOYER                                    LESESAAL

                                                   INTEGRATION                              SCHWERPUNKT:
                                                                                            BIBLIOTHEKARTAG BERLIN
                                              301 Land der Kulturen
                                                  Eine interaktive Ausstellung für     314 »Bibliothekartag und
                                                  Menschen ohne Fluchterfahrung            Bibliothekskongress sind
                                                  (Margareta Lindner)                      ideale Fortbildungsformate«
                                                                                           Trotz aller Veränderungen in mehr
  SCHWERPUNKT                                                                              als 35 Jahren Einsatz für Biblio-
                                                   LESEFÖRDERUNG                           theken hält Heinz-Jürgen Lorenzen
                                                                                           im BuB-Interview an den biblio-
  BIBLIOTHEKARTAG                             302 »Welche Lesefähigkeiten brauchen
                                                  Kinder und Jugendliche heute und
                                                                                           thekarischen Großveranstaltun-

       BERLIN                                     wie können wir sie fördern?«
                                                                                           gen fest / Ein Rück- und Ausblick
                                                                                           (Bernd Schleh)
                                                  Eine Diskussion zum Welttag des
  Bereits zum 107. Mal wird                       Buches in der Amerika-Gedenkbib-
  der Deutsche Bibliothekartag                    liothek (Patrick Wildermann)

  veranstaltet – und noch im-
  mer fallen den Organisatoren                     ANWENDERBERICHTE
  interessante Neuerungen ein.                304 Mehr Dienstleistungen in besserer
  Welche genau, das können Sie                    Qualität
  in unserem Themenschwer-                        Anwenderbericht aus dem Service-
  punkt ab Seite 314 lesen.                       zentrum Digitalisierung und Foto-
                                                  dokumentation der UB Mainz zum
  Außerdem gibt es jede Menge                     Scan Master 1 (Klaus T. Weber)       320 Was gibt es dieses Jahr an
                                                                                           Neuerungen beim 107. Deutschen
  Programmtipps, vom Work-                    306 In Zeiten wie diesen – wohin steu-
                                                                                           Bibliothekartag?
  shop bis zum World-Café. Der                    ert die elektronische Medienver-
                                                                                           (Kerstin Mordhorst)
                                                  sorgung in der Wissenschaft?
  Präsident des bibliotheka-
                                                  Ein Anwenderbericht aus der
  rischen Dachverbands BID,                       Staats- und Universitätsbibliothek
                                                                                            PROGRAMM-TIPPS
  Heinz-Jürgen Lorenzen, stellt                   Bremen zur Nomos eLibrary
  im Interview die Bedeutung                      (Ulf Kemmer)                         322 Gemeinsam mit den Auszubilden-
                                                                                           den fischen gehen
  des größten Fortbildungstref-
                                                                                           Coachen Sie schon? Oder bilden
  fens der Branche heraus. Und                     WISSEN FRAGT ... ?                      Sie noch aus?
  wir blicken auch übers reine                                                             (Sabine Wolf)
                                              308 Recherchieren – Glauben –
  Fachprogramm hinaus: mit                        Beobachten
  Empfehlungen für exotische                      Auf einen Espresso mit der
                                                                                       324 Lebendiger Treffpunkt für
  Bibliotheksbesuche oder                         Journalistin Hatice Akyün zur
                                                                                           Wissens- und Fantasiereisen –
  weniger bekannte Berliner                       »Atmosphäre von Bibliotheken«
                                                                                           auch am Sonntag
                                                  (Dirk Wissen)
  Sehenswürdigkeiten.                                                                      Sonntagsöffnung in der Amerika-
                                                                                           Gedenkbibliothek / Positive Rück-
  Foto: Oceancetaceen Alice Chodura
                                                                                           meldungen (Anna Jacobi,
  (https://commons.wikimedia.org/wiki/        310 NACHRICHTEN
                                                                                           Marion Lais)
  File:Estrel_Berlin.jpg), „Estrel Berlin“,
  https://creativecommons.org/licen-
  ses/by/3.0/legalcode                        312 MARKT
                                                                                       328 Ziemlich beste Feinde?
                                                                                           GeSIG – Netzwerk Fachinformati-
Foto Titelseite: JFL Photography / Fotolia
                                                                                           on diskutiert über die Beziehung
Fotos Inhaltsverzeichnis: Leitwerk Jens                                                    von Bibliotheken und Verlagen
Sauerbrey; pict rider – stock.adobe /                                                      (Thomas Mutschler)
Fotolia,

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AUS DEM
                                                                                   BERUFSVERBAND
329 Freitag, 15. Juni, 10 bis 12 Uhr:     342 AUSFLUG- UND AUSGEHTIPPS
    Welt retten!                              (Jana Haase, Hella Klauser,          364 Konsolidierung nach innen –
    Bibliotheken auf dem Weg zur              Vesna Steyer)                            Profilbildung und Interessen­
    ökologischen und sozialen                                                          vertretung nach außen
    Nachhaltigkeit (Petra Hauke)                                                       Bundesvorstandsbericht 2015
                                               SERIE: WISSENSCHAFTSPOLITIK             bis 2018
                                               IM WANDEL                           367 VorgeMERKT
330 »Schau mir in die Augen«
                                          348 Der politische Blick auf die
    Mobile Videoproduktion am Bei-
                                              Wissenschaft                         368 Aus den Landesgruppen
    spiel von Interviews (Jens Kösters)
                                              Neue BuB-Serie / Teil 1 – Das
                                              Wissenschaftssystem und die
                                              Hochschulen (Haike Meinhardt)        370 Aus den Kommissionen
331 Rechte Verlage und ihre Produkte
    Sollten Bücher aus rechten Verla-
    gen im Bestand geführt werden?             GESCHICHTE                          372 BIB-Veranstaltungen beim
    (Jörg Sundermeier)                                                                 Bibliothekartag in Berlin
                                          352 Die Spur von 1968
                                              Wie das Gedankengut der 1968er
                                              in die Bibliothek kam
     BESONDERE BIBLIOTHEKEN
                                              (Birgit Dankert)
     IN BERLIN                                                                     297 EDITORIAL
334 Bibliothek der Freien                                                          371 IMPRESSUM /
    Anarchistische Bibliothek im Haus
    der Demokratie Berlin                                                          374 SUMMARY / RESUME
    (Wolfgang Eckhardt)                                                            376 KLEINANZEIGEN

336 Eine Zimelie unter den Bibliotheken
    Die Lipperheidesche Kostüm-
    bibliothek der Kunstbibliothek,
    Staatliche Museen zu Berlin                SCHULBIBLIOTHEK
    (Britta Bommert)
                                          358 Braucht eine Schulbibliothek                    AB IN DIE APP!
                                              Freunde?
                                              Anregungen zum Thema Partizi-        342 Ausgehtipps für die Hauptstadt
338 Die Bibliothek des Schwulen
                                              pation anhand von Beispielen der         Eine Fotogalerie führt an attraktive
    Museums
                                              schulbibliothekarischen Arbeit des       Orte abseits des großen Bibliothe-
    Eine Fachbibliothek zur
                                              Friedrich-Wöhler-Gymnasiums in           kartagsrummels
    LGBTIQ*-Geschichte
                                              Singen am Hohentwiel
    (Wolfgang Cortjaens)
                                              (Lieselotte Banhardt)

339 Anlauf- und Austauschpunkt für
    Comic-Interessierte aus der
    ganzen Welt
    Die Comicbibliothek »Renate«
    (Peter Lorenz)
                                          MAGAZIN

                                               FACHLITERATUR                                   WWW...
340 Alles rund um Bier und Brauerei
                                          362 Vom Fachbericht zur Norm
    Schultze-Berndt-Bibliothek und
                                              Inhaltlich hat sich viel verändert   Nachrichten und Fortbildungen
    Axel-Simon-Bibliothek
                                              (Jens Ilg)                           tagesaktuell auf www.b-u-b.de
    (Michaela Knör)

BuB 70 06/2018                                                                                                            299
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 US-ARMY USAG BAVARIA TOWER BARRACKS LIBRARY GRAFENWÖHR

                                                   Grafenwöhr liegt inmitten eines landschaftlich sehr reizvollen Gebietes. Wenn man durch die-
                                                   ses Gebiet fährt, assoziiert man automatisch die Umgebung mit Rittern und Burgen. So hat es
                                                   sich förmlich aufgedrängt, dieses Thema auch in der Kinderbibliothek des US Stützpunktes in
                                    dem            Grafenwöhr aufzugreifen. Es ist ein sehr international geprägter Stützpunkt und die Bibliothek
                           s auf
                   ie un                   tag     ist für die auf dem Stützpunkt wohnenden Familien ein wichtiger Aufenthaltsort. Die Einrich-
       u c hen S                o th  ekar
  Be s                  Bib  li
              ch  e n                              tung wird mit Begeisterung genutzt und bereitet allen Besuchern große Freude.
     Deuts                 n
107.                Berli               018
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FOYER INTEGRATION

Die Ausstellung »Land der Kulturen« wurde in der Münchner Stadtbibliothek gezeigt und kann nun deutschlandweit von Bibliotheken
ausgeliehen werden. Foto: wirWerk gGmbH

                      Land der Kulturen
                       Eine interaktive Ausstellung für Menschen ohne Fluchterfahrung

Wir befinden uns in einem fremden             der auf spielerische Weise die alltägli-       da man dort auch »unvorbereitetes Lauf-
Land, dessen Sprache und Schrift wir          chen Schwierigkeiten erfahrbar macht,          publikum« erreichen kann: »Das Gros
nicht kennen. Die Reise dorthin war           die Neuzugewanderte hier erleben. Die          des dortigen Publikums bringt die nö-
nicht ganz freiwilliger Natur, aber nun       einzelnen Stationen bestehen aus aus           tige Zeit und Muße mit, um in aller Ruhe
sind wir da und müssen uns zurecht-           Holz gefertigten, ästhetisch anspre-           alle Stationen unseres Parcours durch-
finden. Als Neuankömmling müssen              chenden Elementen. Gespielt wird ana-          zuspielen, sich mit den Fragestellungen
wir zunächst zu einer Behörde, um             log oder digital an Tablets.                   auseinanderzusetzen und sich mit unse-
uns anzumelden. Die Behörde ist in                Vom 13. bis 24. März 2018 wurde            ren Teammitgliedern auszutauschen.«
der Poccistraße. Doch wie kommen              die Ausstellung in der Münchner Stadt-         Die Teammitglieder, die die Ausstellung
wir dorthin? Der öffentliche Nahver-          bibliothek zum ersten Mal der Öffent-          während der Öffnungszeiten betreuen,
kehr ist gut organisiert. Es gibt einen       lichkeit präsentiert. Für Nadja Maki und       sind die Ausstellungsmacherinnen und
schönen Übersichtsplan mit allen Ver-         Christine Stenzer, die Projektleiterin-        -macher, junge Geflüchtete, die gedul-
kehrslinien und Haltestellen. Aber lei-       nen der gemeinnützigen wirWerk gG-             dig helfen und erläutern. So wird ne-
der können wir die Schrift nicht lesen.       mbH, ist die Bibliothek ein idealer Ort,       ben dem Perspektivenwechsel auch ein
Schaffen wir es trotzdem, an der rich-                                                       weiteres Ziel des Projekts erreicht – das
tigen Haltestelle auszusteigen?                                                              Entstehen eines Dialogs zwischen Men-
                                                                                             schen mit und ohne Fluchterfahrung.
Dies ist eine von neun Herausforde-              Die Ausstellung kann von Bibliothe-
rungen in der interaktiven Ausstellung           ken deutschlandweit gebucht wer-
»Land der Kulturen«, einem Projekt von           den. Kontakt: Nadja Maki, nadja.                                 Margareta Lindner,
und mit jugendlichen Geflüchteten. Aus-          maki@wir-werk.org, und Christine              Direktionsstab Programm & Öffentlich­
gehend von ihren eigenen Erfahrungen             Stenzer, christine.stenzer@wir-             keitsarbeit der Münchner Stadtbibliothek
in Deutschland haben sie einen Aufga-            werk.org                                         mit dem Schwerpunkt interkulturelle
ben-Parcours konzipiert und gestaltet,                                                                              Programmarbeit

BuB 70 06/2018                                                                                                                    301
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Zum Welttag des Buches veranstaltete der Deutsche Bibliotheksverband in Berlin eine Podiumsdiskussion zum Thema Leseförderung. Foto: dbv

  »Welche Lesefähigkeiten brauchen Kinder
  und Jugendliche heute und wie können wir
                sie fördern?«
                       
                Eine Diskussion zum Welttag des Buches in der Amerika-Gedenkbibliothek

Womöglich könnte ein Held von Harry            Freilich gibt es dafür keine simple Er-        gekommen sind. Und das meint nicht
Potters Format die Krise mildern.              folgsformel. Populäre Kinder- und Ju-          die Abwanderung zum elektronischen
Klaus Humann, von 1997 bis 2012                gendbuch-Reihen wie »Gregs Tage-               Buch. Drohen Analphabetismus und Bil-
Leiter des Carlsen Verlags in Ham-             buch«, »Die Tribute von Panem« oder            dungsferne auf breiter Front?
burg und somit Experte auf diesem              »Lotta-Leben« bleiben die Ausnahme in
Gebiet, weiß von einer Umfrage zu be-          einem insgesamt schwächelnden Markt-
richten, die im Publikationszeitraum           segment. Und die Begeisterung fürs Le-         Ist digital besser?
der sagenhaft erfolgreichen Reihe in           sen insgesamt lässt nach.
Deutschland unternommen wurde:                     Die jüngste Ausgabe der IGLU-Studie        Der Deutsche Bibliotheksverband (dbv)
Ein Drittel der Käuferinnen und Käu-           (Internationale Grundschul-Lese-Unter-         hat vor diesem Hintergrund, pünktlich
fer des vierten Bandes hatte in den            suchung) hat besorgniserregende Ergeb-         zum Welttag des Buches am 23. April, zu
zwei Jahren zuvor kein Buch gelesen.           nisse gebracht: Jeder fünfte Viertkläss-       einer Podiumsdiskussion in die Kreuz-
Ein großer Teil von ihnen verfolgte            ler in Deutschland lässt grundlegende          berger Amerika-Gedenkbibliothek gela-
die Abenteuer des Zauberschülers               Lesefähigkeiten vermissen. Ein Stand           den. »Welche Lesefähigkeiten brauchen
aus Hogwarts nun aber weiter. Es sei           wie etwa auch in Kasachstan. Und gene-         Kinder und Jugendliche heute und wie
Aufgabe der Verleger, schlussfolgert           rell nimmt die Zahl der Leser gerade in        können wir sie fördern?«, lauten die Ti-
Humann, »Ereignisse zu schaf-                  der Altersgruppe der 14- bis 29-Jährigen       telfragen. Ein komplexes Feld.
fen«. Bücher aufzulegen, die Schul-            rapide ab. Der Börsenverein des Deut-              Sascha Schroeder, der seit 2012 am
hofthema werden und somit die jun-             schen Buchhandels geht von insgesamt           Max-Planck-Institut die Forschungs-
gen Leserinnen und Leser hoffentlich           bis zu sechs Millionen Lesern aus, die         gruppe REaD (Reading Education and
nachhaltig in den Bann ziehen.                 in den vergangenen Jahren abhanden             Development) leitet, schärft daher

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FOYER LESEFÖRDERUNG

 eingangs zu Recht dessen existenzielle       »die Bibliothek als Ort präsentieren, der     Angebote es für Kinder und Jugendliche
 Dimension:                                   Erlebnisse schafft«. Ihrer Erfahrung nach     aus Familien nichtdeutscher Herkunft
     Der Stellenwert des Lesens als Kul­      halte sich gerade bei vielen Erwachse-        braucht. Auch die IGLU-Studie kommt
 turtechnik werde in einer zunehmend          nen, – auch Lehrern und Erziehern – das       ja zu dem Schluss, die »größte Heraus-
 informationsvermittelnden Gesellschaft       Vorurteil, die Bibliothek sei ein verstaub-   forderung« sei »der Umgang mit der He-
 in Zukunft noch wachsen – zu differen-       ter Ort. Umso wichtiger sei es, mit einem     terogenität der Schülerschaft«. Zwei-
 zieren sei freilich, ob das Lesen in Buch-   modernen Auftritt attraktiv zu werden.        sprachige Bücher, etwa in Deutsch und
 form erfolgen müsse.                         Schließlich finden Kinder und Jugendli-       Arabisch, sind aber noch immer Mangel-
     Sicher, die neuen Medien sind den        che nur selten allein den Weg in die Bib-     ware. »Offenbar wird nicht wahrgenom-
 jungen Digital Natives im Zweifelsfall       liothek – oder überhaupt zum Buch.            men, dass unsere Gesellschaft sich fun-
 vertrauter als Papier und längst auch aus        »Die Schule hat den Auftrag zur Le-       damental verändert hat«, befindet auch
 Bibliotheken nicht mehr wegzudenken.         seerziehung, aber der Grundstein wird         Verleger Humann.
 Aber schaufeln sich die Einrichtungen        in der Kita und im Elternhaus gelegt«,            Überhaupt dominierten grade in
 damit nicht letztlich ihr eigenes Grab?      unterstreicht auch Udo Beckmann, Mit-         Kinderbüchern die Geschichten mit
 Führen all die iPad-Ralleys und E-Lear-      glied im Verband Bildung und Erziehung        weißen Menschen aus dem westlichen
 ning-Kurse am Ende wirklich zum Buch?        (VBE) und bis 2017 dessen Landesvor-          Kulturkreis, bemängelt Sarah Wildei-
     Barbara Lison, Leiterin der Stadtbib-    sitzender in Nordrhein-Westfalen. Je          sen. Was die Frage aufwirft, ob Kinder
 liothek Bremen und Bundesvorsitzende         früher hier Anreize geschaffen würden,        in erster Linie sich selbst gespiegelt se-
 des dbv, ist der Überzeugung. Die Trans-     desto besser – was auch Barbara Lison         hen oder an die Elternkultur andocken
 formation der Gesellschaft durch die Di-     mit dem Verweis auf Babykurse in Bib-         wollen – oder ob nicht ein Mix der Kul-
 gitalisierung ließe sich schlichtweg nicht   liotheken unterstreicht. Vor allem aber,      turen, wie er vor allem in der diversen
 ignorieren, betont sie. Und führt als Bei-   so Beckmann, brauche es ein Zusam-            Stadtgesellschaft Realität ist, abbildens-
 spiel ein Projekt wie »Lesen macht stark«    menwirken der verschiedenen Bildungs-         wert wäre? Ein Thema, das nach Vertie-
 an, das auf die Verlinkung von Buch und      träger – Schulen, Kitas und Bibliotheken      fung verlangt.
 digitalen Medien setzt – auf der Basis ei-   –, was wiederum geschultes Personal
 ner gelesenen Geschichte wird mittels        und ausreichende Mittel voraussetze.
 Geo-Cashing, Gaming oder Social Media                                                      Leseförderung durch Spaß
 die eigene Lebenswelt erkundet.
                                              Bücher für die heterogene Gegenwart           Volker Heller, Leiter der Stiftung Zent-
                                                                                            ral- und Landesbibliothek, ruft jeden-
 Ein Ort für Erlebnisse                       Und die Inhalte? Was nützt die mo-            falls noch einmal in Erinnerung, dass
                                              dernste Bibliothek, was der größte Le-        alle Didaktik ihre Grenzen hat, wenn
 Auch Sarah Wildeisen – Koordinatorin der     sehunger, wenn die Bücher nicht zu be-        nicht das sinnliche Erlebnis im Vorder-
 Kinder-, Jugend- und Schulbibliotheks-       geistern vermögen – oder den Kindern          grund steht: »Es geht um Leseförderung
 arbeit der Stadtbibliothek Berlin-Mitte –    verschlossen bleiben? Spannend ist hier       durch Spaß«.
 glaubt an die digitalen Angebote. Weil sie   die aufkommende Diskussion, welche                           dbv / Patrick Wildermann

                                                                                                                               ANZEIGE

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                                                                                                                       .ne
                                                                                                                   net
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                                                                                                             w.b

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                                                                                                            ww

 BuB 70 06/2018
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FOYER ANWENDERBERICHTE

Mehr Dienstleistungen in besserer Qualität

Anwenderbericht aus dem Servicezentrum Digitalisierung und Fotodokumentation der UB Mainz
zum Scan Master 1

Im Servicezentrum Digitalisierung                sodass sich während der ersten Ar-         besser sind, als an anderen, mit Kunst-
und Fotodokumentation (SDF) der                  beitsphase ein optimaler Standort im       licht beleuchteten im SDF.
Universitätsbibliothek an der Johan-             Werkstattraum entwickeln lies. Durch           Der Scan Master hat eine schlichte,
nes Gutenberg-Universität in Mainz               die Kombination mit einem motorisier-      kompakte und solide Erscheinung, was
wurde zu Beginn des Jahrs 2018 ein               ten Arbeitstisch konnte ein auf den An-    eine gute Haptik und Nutzung erlaubt,
Scan Master 1 von SMA aufgestellt.               wender bezogener, anpassungsfähiger        da fragile, diffizile Elemente vermieden
Die Entscheidung für das Gerät ist ge-           Arbeitsplatz erstellt werden. Auch künf-   wurden. Praktisch ist eine obere Abde-
prägt durch verschiedene Faktoren.               tig kann diese Aufstellung je nach Be-     ckung durch eine Plexiglasscheibe, so-
                                                 darf ohne großen Aufwand verändert         dass eine unabsichtliche Berührung
Hierzu gehört, dass das Gerät ein in-            werden. Damit muss man sich nicht mit      des Scannkopfes verhindert wird, der
zwischen in die Jahre gekommenes Ge-             einem einmal entwickelten Arbeitsplatz     Scannprozess dennoch beobachtet wer-
rät von ProServ ersetzen sollte. Einsatz-        arrangieren, sondern kann diesen situa-    den kann und die Scheibe zugleich auch
möglichkeit und Arbeitsbedingungen,              tionsbedingt organisieren.                 für die kurzzeitige Ablage von Objekten
die an diesem Gerät möglich sind, soll-              Im Hinblick auf die Aufstellung und    nutzbar ist.
ten nach Möglichkeit erhalten bleiben.           Arbeitsergonomie im SDF ist erfreulich,
Eine Qualität sollte erreicht werden, die        dass das Gerät weitgehend umgebungs-
die Arbeit für Forschung und Lehre an            lichtunempfindlich arbeitet und keiner     Leichtere Positionierung der
der Johannes Gutenberg-Universität in            gesonderten Raumlichtkontrolle bezie-      Scanobjekte
Hinblick auf die DFG-Praxisregeln »Di-           hungsweise einer kontrollierten künst-
gitalisierung« ermöglicht. Diese Grund-          lichen Raumausleuchtung bedarf. Das        Gegenüber dem älteren Buchscanner,
bedingungen sind erfüllt.                        Gerät befindet sich in einem nach Nor-     hat das neu angeschaffte Gerät auch
    Beim Einsatz im SDF ist von Vorteil,         den ausgerichteten Werkstattraum, der      den Vorteil, dass die Buchwippe vorge-
dass der Scan Master flexibel in der Auf-        wie ein Tageslichtbüro genutzt werden      zogen werden kann, sodass leichter die
stellung ist. Er ist auf Rollen beweglich,       kann, wodurch die Arbeitsbedingungen       zu scannenden Objekte positioniert wer-
                                                                                            den können. Das erste Projekt, das wir
                                                                                            verwirklichen, ist die Digitalisierung
                                                                                            von Schallplatten. Diese dürfen die Glas-
                                                                                            scheibe, die sich zwischen Objekt und
                                                                                            Scannkopf befindet, nicht berühren, da-
                                                                                            mit durch den Anpressdruck, der bei ei-
                                                                                            ner Buchdigitalisierung sinnvoll sein
                                                                                            kann, die Platte nicht beschädigt wird.
                                                                                            Für dieses Projekt hilfreich ist daher der
                                                                                            eingebaute horizontal verlaufende La-
                                                                                            ser, der verhindert, dass die Vorlage die
                                                                                            Glasplatte berührt.
                                                                                                Der Schärfepunkt wurde für die
                                                                                            neue Scannhöhe speziell angepasst,
                                                                                            damit die Tiefenschärfe im vollen Um-
                                                                                            fang genutzt werden kann. Eine weitere
                                                                                            Anpassung ist hier je nach Objekt bezie-
                                                                                            hungsweise Materialvorlage möglich.
                                                                                            Durch eine steuerbare Beleuchtung
                                                                                            kann das Plattenrelief so ausgeleuch-
                                                                                            tet werden, dass ein optimales Abbil-
                                                                                            dungsergebnis der dreidimensionalen
Das erste Projekt, das mit dem neuen Gerät gestartet wird, ist die Digitalisierung von      Vorlage entsteht. Eine besondere Qua-
Schallplatten. Fotos: UB Mainz                                                              lität, die bei Buchscannern bisher nicht

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FOYER ANWENDERBERICHTE

berücksichtigt wurde, aber auch für die
Buchvorlagen nicht gefordert wird.
    In Hinblick auf die Objekterfassung
bietet dies jedoch deutliche Vorteile, die
auch für künftige SDF-Projektvorhaben
(Digitalisierung von geprägten Einbän-
den, Druckgrafiken, Münzen, Druck-
platten, Stoffen, organische Materia-
lien wie Blätter und anderes) die Flach-
reliefs digitalisieren, sehr von Nutzen
sein wird, um einen digitalen Repräsen-
tanten zu erstellen, der über die zwei-
dimensionale Erfassung hinaus, Qua-
litätsmerkmale der dreidimensionalen
Scannvorlage abbildet.                                                   Durch die Kombination mit einem motorisierten Arbeitstisch konnte ein auf den Anwender
    Die von ImageAccess kommende                                         bezogener, anpassungsfähiger Arbeitsplatz erstellt werden.
Scannsoftware überzeugt durch eine
anwenderorientierte Einsetzbarkeit und                                   Digitalisierung und Fotodokumenta-            die Anforderungen an Arbeitsergonomie
verfügt erfreulicherweise über ein eng-                                  tion an der Mainzer Universitätsbiblio-       aus den Augen zu verlieren.
lischsprachiges Handbuch, wodurch die                                    thek einen hervorragenden Ersatz für                        Klaus T. Weber, Leitung des
wesentlichen Arbeitsabläufe erschlossen                                  die veraltete Scannstation. Er ermög-              Servicezentrums Digitalisierung und
werden können.                                                           licht dem Servicezentrum ein erweiter-            Fotodokumentation der Universitäts­
    Zusammenfassung: Der Scan Mas-                                       tes Dienstleistungsspektrum und in bes-                     bibliothek an der Johannes
ter 1 bietet für das Servicezentrum                                      serer Qualität anbieten zu können ohne                 Gutenberg-Universität in Mainz

                                                                                                                                                        ANZEIGE

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BuB 70 06/2018                                                                                                                                                305
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FOYER ANWENDERBERICHTE

In Zeiten wie diesen – wohin steuert
die elektronische Medienversorgung in
der Wissenschaft?

Ein Anwenderbericht aus der Staats- und Universitätsbibliothek Bremen zur Nomos eLibrary

Blick in das Juridicum, die juristi-            Wie kommt der Bibliothekskunde an        Vor- und Zurückblätterns und des »an-
sche Abteilung der Staats- und Uni-         diese Inhalte? Zunächst muss die Biblio-     deren Lesens« als nur am Computer-
versitätsbibliothek Bremen: Auf den         thek sie erwerben. Dabei wird der Kauf       bildschirm, noch sehr gefragt. Diese Ti-
Arbeitstischen der Bibliothek liegen        des elektronischen Produkts gegen den        tel werden meist nicht so stark genutzt
mehrere Bücher aufgeschlagen ne-            des Printprodukts abgewogen. In Zeiten       wie Studienliteratur, beanspruchen aber
ben- und übereinander, Gesetzestexte,       knapper Ressourcen ist ein vielleicht        viel Stellplatz der knapp bemessenen
Kommentare, Zeitschriftenbände und          wünschenswertes Sowohl-als-auch              Regalkapazitäten. Es hat im Fachbe-
Monografien. Es ist offensichtlich: Bei     meist nicht finanzierbar.                    reich Rechtswissenschaft einiger Dis-
der Bearbeitung rechtswissenschaft-                                                      kussionen mit den Hochschullehrern be-
licher Fragen müssen meist mehrere                                                       durft, um das Einverständnis zum »Ex-
Literaturstellen parallel bearbeitet        Gedruckte oder elektronische                 periment« mit einem grundsätzlichen
werden. Durch die schnelle Zugriffs-        Zeitschrift?                                 Nur-E-Book-Angebot für die Nomos-
möglichkeit ist effizientes Arbeiten                                                     Forschungsliteratur mit vereinzelten
möglich. Allerdings sind die Studie-        Bei Zeitschriften ist in allen Wissen-       Ausnahmen auszuhandeln. Auch mit
renden wegen des Präsenzcharakters          schaftsfächern inzwischen anerkannt,         den anderen betroffenen Wissenschafts-
der Bibliothek, aus der grundsätzlich       dass der mögliche elektronische Zugriff      fächern – Politik-, Wirtschafts- und Sozi-
keine Medien ausgeliehen werden             das Arbeiten mit der gedruckten Zeit-        alwissenschaft – konnte Einvernehmen
können, auf den Gang in die Biblio-         schrift adäquat ersetzt. Selbst längere      hergestellt werden. Seit 2013 hat die Bi-
thek angewiesen. Und Bücher, die nur        Aufsätze haben einen Umfang von meist        bliothek das Wissenschaftsgesamtpaket
in Einzelexemplaren vorhanden sind,         nicht mehr als 10 bis 15 Seiten. Bei Be-     der Nomos E-Books mit jährlich etwa
aber von vielen Studierenden benötigt       darf ist da der Ausdruck eines Zeitschrif-   800 neuen Titeln erworben.
werden, sind nur zur kurzzeitigen Be-       tenbeitrags kein großer Aufwand. Bei             Lohnt sich das? Vorher wurde von
nutzung am Auskunftsplatz der Bib-          vielen Zeitschriften steuert die Staats-     der Bibliothek ein großer Teil dieser
liothek erhältlich.                         und Universitätsbibliothek Bremen da-        Wissenschaftstitel in gedruckter Form
                                            her auf e-only-Bezug um.                     gekauft. Der Nomos Verlag bietet Biblio-
Angesichts der stetig steigenden Anzahl         Das neue Angebot des Nomos Ver-          theken die Möglichkeit, die elektroni-
elektronisch verfügbarer Medien wirkt       lags von Zeitschriftenpaketen in digita-     schen Medien in Paketen zu kaufen, die
diese Arbeitsweise etwas antiquiert.        ler Form ab dem Jahr 2018 passt gut in       aufgrund des reduzierten Verwaltungs-
Wichtig für die Bibliothek ist daher, ob    dieses Konzept. Die Staats- und Univer-      aufwands und der Erwerbsabwicklung
und wie sich das Arbeitsverhalten der       sitätsbibliothek konnte durch den Kauf       über Bibliothekskonsortien rabattiert
Bibliothekskunden durch die Digitali-       des digitalen Zeitschriftengesamtpakets      sind. Dazu werden die wissenschaftli-
sierung verändert und wie die Biblio-       das Zeitschriftenangebot der Bibliothek      chen E-Books des Nomos Verlags seit
thek hier unterstützend und steuernd        ausweiten und gleichzeitig die Kosten        2016 im Rahmen eines nationalen, von
tätig werden kann. In den vergangenen       durch den Umstieg auf e-only in diesem       der DFG geförderten Allianz-Konsorti-
Jahren hat es bei den wissenschaftlichen    Segment sogar leicht reduzieren.             ums angeboten. Der dadurch gewährte
Fachverlagen eine signifikante Verände-                                                  zusätzliche Rabatt von 25 Prozent zeigt
rung hin zu (auch) elektronischen Publi-                                                 uns als Wissenschaftsbibliothek, dass
kationen gegeben. Der Nomos Verlag hat      Gedrucktes oder elektronisches               sich hier der Umstieg auf E-Book-Pakete
im Jahr 2012 mit der Nomos eLibrary         wissenschaftliches Buch?                     finanziell lohnt.
ein eigenes Portal für die Bereitstellung                                                    Für die Bibliothek bedeutet die kon-
der elektronischen Verlagsangebote ge-      Bei wissenschaftlicher Buchliteratur ist     sequente, nun bereits über mehr als
schaffen. Von dort aus ist der Zugang zu    das Handling im Vergleich zum Zeit-          fünf Jahre andauernde breite Verfüg-
den zurzeit etwa 8 000 elektronischen       schriftenaufsatz anders. In den Geis-        barmachung der Nomos-Forschungs-
Büchern und über 40 Zeitschriften des       teswissenschaften ist das gedruckte          literatur als E-Books einen deutlichen
Verlags möglich.                            Buch‚ mit der Möglichkeit des schnellen      Schritt in Richtung hybride Bibliothek.

306
FOYER ANWENDERBERICHTE

Die angespannte Platzsituation in den       die die elektronische Ressource zur           Verwiesen wird auf wissenschaftliche
Bücherregalen im Freihandbereich der        Verfügung stellt. In Verbindung mit           Erkenntnisse der Leseforschung, denen
Bibliothek wird entlastet. Die umfas-       dem Angebot des Gesamt-PDF-Aufrufs            zufolge das Lernen mit Printmedien ef-
sende Verfügbarkeit der wissenschaft-       kann ohne lästige Gängelung geforscht         fektiver ist.1
lichen E-Books hat nach ursprünglicher      werden.
Skepsis der Wissenschaftler zu mehr Ak-         Nicht nur die E-Medien selbst, son-
zeptanz der elektronischen Literatur ge-    dern auch den Zugang dazu bietet der          Wohin führt uns die umfassendere
führt. Gespräche mit Mitgliedern des        Verlag offensiv an. So ist der Zugriff        elektronische Medienversorgung?
Fachbereichs Rechtswissenschaft bele-       von außerhalb der Universität über
gen das. Die schnelle Verfügbarkeit am      Remote Access möglich. Studierende            Schon heute arbeiten einige Wissen-
Arbeitsplatz des Wissenschaftlers steht     und Wissenschaftler können also               schaftler mit zwei Computerbildschir-
zwar in Konkurrenz zum oft als ange-        auch von zu Hause auf die Inhalte der         men am Arbeitsplatz, um mehr digi-
nehmer empfundenen vertieften Lesen         eLibrary zugreifen.                           tale Inhalte parallel verfügbar zu haben,
im gedruckten Werk. Die Skepsis dem             Auf der Nomos eLibrary-Plattform          so auch an der Uni Bremen. Verein-
E-Book-Angebot gegenüber hat aber           kann der Nutzer nach weiteren Titeln re-      zelt stellen Bibliotheken an Arbeits-
abgenommen.                                 cherchieren. Das ist allerdings nur dann      plätzen einen Bildschirm bereit, der
                                            attraktiv, wenn die Titel auch eingese-       von der Kundschaft am eigenen Note-
                                            hen werden können. Dafür müssen sie in        book angeschlossen und als zusätzli-
Benutzung der digitalen Titel               den erworbenen Paketen enthalten sein.        che Arbeitsoberfläche genutzt werden
                                            Aber auch von nicht erworbenen Titeln         kann. Die eingangs beschriebene Fülle
Wie kommt der Kunde an das Nomos            können Abstract und Inhaltsverzeichnis        von Printmedien an den Arbeitsplätzen
E-Book und wie kann er es nutzen? Im        angesehen werden.                             der Bibliothek kann so reduziert wer-
bibliothekseigenen Discovery-System                                                       den. Auch die Nutzung mobiler Endge-
E-LIB, in dem die Staats- und Universi-                                                   räte wie Handy und Tablet zum wissen-
tätsbibliothek Bremen die in der Biblio-    Gedrucktes oder elektronisches Studi-         schaftlichen Arbeiten in Bibliotheken
thek verfügbaren Medien unabhängig          enbuch: Einstieg in eine Diskussion?          bietet eine ähnliche Möglichkeit. Die von
von der Mediengattung nachweist und                                                       Nomos angekündigte Anpassung der
recherchierbar macht, sind auch die         Studierende kann man glücklich machen,        Bildschirmdarstellung über Responsive
E-Books enthalten. Von der E-LIB wird       wenn man die stark genutzte Studienlite-      Design kann Anwendern mit mobilen
auf die Nomos eLibrary verlinkt und das     ratur als elektronische Lehrbücher bereit-    Endgeräten einen schnellen gut nutzba-
gewünschte E-Book sofort angezeigt.         stellt. Bietet die Bibliothek E-Lehrbücher    ren Zugriff auf die eLibrary bieten.
Ein kurzer Abstract erläutert den Inhalt,   an, kaufen die Studierenden aber oft das
der schnelle Weg ins Buch ist hier vor-     gedruckte Lehrbuch nicht mehr im La-
gegeben. Die Suche mit Stichwörtern         den. Den Preis dafür müssen die Biblio-       Fazit
im Buch ist möglich, seit 2017 bei allen    theken zahlen. So benannt wurde das auf
neuen Wissenschaftstiteln sogar der di-     einer E-Book-Veranstaltung in Bremen          Die Inhalte der Nomos eLibrary werden
rekte Weg zum Gesamt-PDF des Werks.         vor zwei Jahren. Es ist aber auch offen-      von der Kundschaft der Staats- und Uni-
In diesem Punkt wurde ein oft geäußer-      sichtlich: Der zehnfache Printpreis je Ti-    versitätsbibliothek Bremen als wichtige
ter Wunsch der Forschenden vom Verlag       tel bei Nomos-Studienbüchern stellt für       wissenschaftliche Forschungsliteratur
positiv aufgenommen und umgesetzt.          viele Bibliotheken eine erhebliche finan-     im Buch- und Zeitschriftenbereich wahr-
Der Verlag hat angekündigt, dass auch       zielle Belastung dar. Bei der Vielzahl an     genommen. Im Hinblick auf die elektro-
für Wissenschaftstitel der früheren Jahr-   Lehrbüchern macht es sich dann schnell        nische Studienliteratur des Verlags ist
gänge die Nutzung als Gesamt-PDF er-        bemerkbar, ob bei jährlich oder zweijähr-     dieses Angebot für die Bibliothek zurzeit
möglicht werden soll.                       lich aktualisierten Auflagen ein, zwei oder   noch Neuland. Hier muss sich noch zei-
    Aus Sicht der Bibliothek ist es äu-     drei Printexemplare in den Bibliotheksbe-     gen, wohin die Entwicklung geht.
ßerst erfreulich, dass der Nomos Verlag     stand eingestellt werden. Ob es für die
bei der Präsentation der E-Books offen-     digitale Studienliteratur zu finanzierba-                     Ulf Kemmer, Fachreferent
siv verfährt und die Nutzung möglichst      ren Modellen kommt, bleibt abzuwarten.                  Rechtswissenschaft, Staats- und
ohne Beschränkungen ermöglichen             Auch sie werden von Nomos in Paketen                     Universitätsbibliothek Bremen
möchte. So gibt es für die Anwender         angeboten. Allerdings ist es für Bezieher
keine Nutzungsbeschränkungen beim           anderer E-Book-Pakete möglich, Studien-       1 Vgl. die Diskussion zum Thema in der
Digital Rights Management, sie kön-         literatur auch als Einzeltitel im Pick-and-     Frankfurter Allgemeinen Zeitung, zum
nen die in PDF-Dateien abrufbaren Titel     Choose-Verfahren zu erwerben.                   Beispiel FAZ vom 9.10.2017, Nr. 234, S.9,
                                                                                            online abrufbar unter: http://ereadcost.
ohne Einschränkungen drucken, kopie-             Aus dem Bereich der Hochschul-             eu/wp-content/uploads/2017/10/F.A.Z.-
ren und speichern. Es wird lediglich ein    lehrer gibt es zum Teil didaktische Vor-        2017-10-09-EREAD-VILNIUS.pdf, zuletzt
Wasserzeichen der Institution angezeigt,    behalte gegenüber dem E-Lehrbuch.               aufgerufen am 20.4.2018.

BuB 70 06/2018                                                                                                                    307
FOYER WISSEN FRAGT ...?

                                                                                          Wi
                                                                                                  ss
                                                                                                       ?
                                                                                                              ?          ?
Recherchieren – Glauben –                                                                 ?            en            ?
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                                                                                                             fra         ?

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Beobachten                                                                                   ?        ?

Auf einen Espresso mit der Journalistin Hatice Akyün zur
»Atmosphäre von Bibliotheken«
                                                                                                  ?          ? ? ...?
                                                                                         Stadtbibliothek Stuttgart

Die 1969 in Anatolien geboren Hatice         Ausbildungsphase sehr von den Biblio-       in einer Bibliothek öffentlich beten zu
Akyün wuchs in den 1970er-Jahren in          theken, wie zum Beispiel der Stadtbib-      dürfen?
Duisburg auf. Nach ihrer Ausbildung          liothek Duisburg oder der Universitäts-          Es kommt natürlich darauf an, wel-
zur Justizangestellten beim Amtsge-          und Landesbibliothek Düsseldorf, pro-       che Riten dem Betenden wichtig sind. Es
richt Duisburg studierte sie BWL an der      fitiert. Sie waren der Ort, an dem ich      gibt viele Orte, an denen ich bete, aber
Heinrich-Heine-Universität in Düssel-        über die Themen recherchieren konnte.       dafür packe ich nicht meinen Gebetstep-
dorf. Seit Ende der 1990er-Jahre arbei-      Ob es Fachliteratur war zum Mieter-         pich aus. Beten, wie überhaupt Religion,
tet sie als freie Journalistin unter ande-   schutz oder aber auch Reportagen von        ist für mich etwas zutiefst Persönliches,
rem für die Westdeutsche Allgemeine          internationalen Journalisten. Ich habe      etwas zwischen mir und dem Schöpfer.
Zeitung, den Tagesspiegel und für die        immer etwas gefunden, was mich in           Ich mag es nicht, wenn Menschen ihre
Bild. Seit 2003 ist sie auch als Schrift-    meiner Recherche weitergebracht hat.        Religion in der Öffentlichkeit vor sich
stellerin, Drehbuchautorin, Redne-           Freie Journalisten können sich nicht        hertragen. Meinen Glauben sieht man
rin tätig und moderiert Podiumsdis-          oft auf ein Thema fokussieren, sie müs-     mir nicht an, das ist mir sehr wichtig.
kussionen, Workshops und Events zu           sen in der Lage sein, sich schnell in an-
den Themen Integration, Migration            dere Themen einzuarbeiten. Und wer          Und welche Erfahrung haben Sie, wie
und Diversity. Für ihren Blog »Neulich       hat schon zu Hause die perfekt sortierte    Bibliotheken mit gesellschaftlichen He-
in der Parallelwelt« wurde sie für den       Bibliothek? Und die finanziellen Mittel     rausforderungen umgehen?
»Grimme-Online-Award« nominiert.             sind bei freien Journalisten auch sehr         Vor einigen Wochen war ich mit
Sie erhielt den »Berliner Integrations-      begrenzt. Viele meiner freien Kollegen      meiner Tochter in der Stadtbibliothek
preis« und den »Sonderpreis für Tole-        nutzten die Bibliotheken, um ihre Arbeit    meiner Heimatstadt Duisburg. Im Kin-
ranz und Integration«. Im vergange-          machen zu können.                           derbuch-Bereich waren viele syrische
nen Jahr wurde ihr der »Helmut-Son-
tag-Preis« verliehen. In diesem Jahr         Bieten Bibliotheken Ihnen genügend
hält sie auf dem Bibliothekartag in Ber-     mehrsprachige Angebote, damit Sie
lin die Laudatio für den aktuellen Preis-    ihre Arbeit machen können?
träger Reto U. Schneider.                        Es kommt natürlich immer darauf
                                             an, in welcher man danach sucht. Hier-
                                             bei ist der Neubau in Stuttgart meine
                                             Lieblingsbibliothek mit einer besonde-
                                             ren Atmosphäre, und in Berlin gehe ich
                                             sehr oft in die Staatsbibliothek am Pots-
                                             damer Platz. Und meine Tochter hat zu-      In der Staatsbibliothek am Potsdamer Platz
                                             dem einen Ausweis in der Zentralbiblio-     ist Hatice Akyün oft anzutreffen.
                                             thek Charlottenburg seit sie sechs Jahre
                                             alt ist. Und eine Stadtteilbibliothek hat
                                             sicherlich nicht die größte Auswahl.
                                             Aber wer suchet, der findet. Wenn man
                                             wirklich ein bestimmtes Angebot sucht,
Auf einen Espresso mit Hatice Akyün.         findet man es auch. Zumindest habe ich
                                             die Erfahrung gemacht.
Dirk Wissen: Wie können Bibliotheken
den freien Journalismus unterstützen?        Die Redewendung »wer da sucht, der
   Hatice Akyün: Oh, das tun sie             findet« stammt aus der Bibel. Sollte es
längst. Zumindest haben sie es in mei-       möglich sein, ob mit der Bibel, dem Ko-     Die Bibliothek in Berlin-Charlottenburg. Hier
nem Fall getan. Ich habe in meiner           ran oder einem anderen Gebetbuch,           ist Hatice Akyün gerne mit ihrer Tochter.

308
Das Holocaust-Mahnmal nahe des Brandenburger Tors in Berlin.

Geflüchtete mit ihren Kindern. Es hat                  in der es keine Stol-
mich sehr berührt, wie sehr die Kinder                 persteine von ermor-
es genießen konnten, ihrem anstrengen-                 deten Juden gibt. Je-
den Alltag hier ein wenig zu entkom-                   den Tag wird man an
men. »Unsere Kinder – unsere Zukunft«                  diese grausamste Zeit     Das Mahnmal zur Bücherverbrennung am Bebelplatz in Berlin.
heißt ein Projekt und umfasst rund                     der deutschen Ge-
3 000 Medien, die meisten davon mehr-                  schichte erinnert und
sprachig. Die multilingualen Medien-                   dennoch passieren Dinge, die einem den     in den Medien stehen. Die meisten in
angebote helfen Geflüchteten bei der                   Atem nehmen. Heute bin ich mit meiner      diesem Stadtteil leben friedlich nebenei-
Sozialisation ihrer Kinder und der bes-                Tochter zum Holocaust-Mahnmal ge-          nander. Ein Miteinander wäre natürlich
seren Vermittlung der deutschen Spra-                  gangen und wir haben gemeinsam Blu-        schöner, aber der Fokus liegt auf fried-
che. Neben der internationalen Kinder-                 men hingelegt und der Toten gedacht.       lich. Und wenn Ihre Kollegen ein ande-
bibliothek, werden auch spezielle Füh-                 Anschauen ist wohl nicht das passende      res Gesicht von Neukölln kennenlernen
rungen für Geflüchtete angeboten. Ich                  Wort, wenn es darum geht. Aber ein Be-     möchten, als das, was in den Medien
bin so stolz auf »meine« Stadtbibliothek               such richtet den Blick wieder auf das      immer wieder in Dauerschleife gezeigt
in Duisburg.                                           Wesentliche. Das Denkmal für die er-       wird, sollten sie nach Britz fahren. Ein
                                                       mordeten Juden ist einer der wichtigs-     Teil von Neukölln, der so rein gar nicht
Von Ihrer Heimatstadt Duisburg zu-                     ten Orte in dieser Stadt.                  in das Klischee des Ghettos passt.
rück zur Stadt, in der Sie derzeit le-
ben. In Berlin werden dieses Jahr circa                An der Sonnenallee, wo der Biblio-          Frau Akyün, ich danke Ihnen.
4 000 Fachkolleg/-innen den Biblio-                    thekartag stattfindet, zeigt sich gele-
thekartag besuchen. Was hat Sie aktu-                  gentlich offener Antisemitismus: Mal
ell in Berlin so sehr berührt, dass Sie                werden Juden auf offener Straße be-
sagen, das sollten sich alle anschauen?                leidigt, mal sind es offene Löcher im                      Und was meinen Sie als
    Diese Stadt ist eine einzige Berüh-                Bürgersteig, wo Stolpersteine entwen-                    Künstlerin, Frau Schütt, wie
                                                                                                               wichtig ist das soziale Umfeld/
rung. Seit ich vor 20 Jahren hierhergezo-              det wurden. Wenn die Fachkollegen
                                                                                                               Klischee für die Bibliothek als
gen bin, berührt sie mich jeden Tag. Im                mit Neukölln in Berührung kommen,                                Arbeitsplatz?
Moment beschäftigt mich der offene An-                 welchem Ort werden sie begegnen?
tisemitismus in den Straßen von Berlin.                    Neukölln ist besser als sein Ruf. Da-
Es macht mich unendlich traurig, dass                  mit möchte ich die Probleme dort nicht
es in dieser Stadt kaum eine Straße gibt,              kleinreden. Aber ich wünsche mir von
                                                       den Fachkollegen, dass sie ohne Vorur-
                                                       teile durch Neukölln laufen. Beobachten
Ihre Meinung: Wie wichtig ist das soziale Umfeld für   Sie die Menschen, jene, die nicht mit Ge-         Mehr dazu in der nächsten Folge von
die Bibliothek? Schreiben Sie an: bub@bib-info.de      schichten von misslungener Integration          »Wissen fragt …?«. Selfies: Dirk Wissen

BuB 70 06/2018                                                                                                                               309
FOYER NACHRICHTEN

Nachrichten                                    Ausgezeichnet werden seine Beiträge
                                               »Besuch bei der alten Dame« und »Letzte
                                               Mahnung« aus der Sonderausgabe von
                                                                                           von Medien und Verlagen, ausgewählt.
                                                                                           In der Jurybegründung heißt es: »Dass
                                                                                           eine international bekannte Zeitung wie
                                               NZZ-Folio zum Thema Bibliotheken (Au-       die ›Neue Zürcher Zeitung‹ ihr auch im
                                               gust 2017). Die Preisverleihung durch       Ausland vielgelesenes Magazin ›NZZ Fo-
                                               den Deutschen Bibliotheksverband            lio‹ vollständig dem Thema Bibliotheken
Publizistenpreis der Bibliotheken              (dbv) und die Wissenschaftliche Buchge-     widmet, dürfte eine absolute Ausnahme
geht an Reto U. Schneider                      sellschaft (wbg) wird am 15. Juni 2018      sein. Im Zentrum des August-Hefts von
                                               im Rahmen der Abschlussveranstaltung        NZZ Folio stand im letzten Jahr eine Bi-
Berlin. Der mit 5 000 Euro dotierte            des Bibliothekartages in Berlin stattfin-   bliothek, die 100-jährige Zentralbib-
Publizistenpreis der deutschen Biblio-         den. Schneiders Einreichung wurde von       liothek Zürich. Unentbehrlich seien Bi-
theken (Helmut-Sontag-Preis) geht in           einer unabhängigen Jury, bestehend aus      bliotheken, titelte das Editorial. Der
diesem Jahr an den Schweizer Wissen-           VertreterInnen der bibliothekarischen       bekannte Schweizer Wissenschaftsjour-
schaftsjournalisten Reto U. Schneider.         Verbände (BIB, dbv und VDB) sowie           nalist Reto U. Schneider zeigt in seinem
                                                                                           Beitrag ›Besuch bei der alten Dame‹, wa-
                                                                                           rum. Ihm ist es mit seinem ebenso um-
                                                                                           fangreichen wie spannend geschriebe-
                                                                                           nen Artikel gelungen, Bibliotheken ein
                                                                                           ganz besonderes Denkmal zu setzen, das
                                                                                           überregional wahrgenommen wurde.
                                                                                           Schneiders Reportage zeigt: Bibliothe-
                                                                                           ken sind wichtig. Sie erfinden sich neu,
                                                                                           öffnen sich für neue Nutzergruppen und
                                                                                           zugleich bleibt die Grundidee der Bib-
                                                                                           liotheken bestehen: Informationen sol-
                                                                                           len gesichert und auch in hundert oder
                                                                                           tausend Jahren noch lesbar sein.«

   »Avenidas« in der Teilbibliothek Kunst und Gestaltung der Bauhaus-Universität Weimar.   Handreichung zur Daten-
   Foto: Jens Hauspurg                                                                     schutz-Grundverordnung

  Die Bibliothek als Verteidi-                                                             Berlin. Was hat sich mit Inkrafttreten
                                                                                           der Datenschutz-Grundverordnung

  gerin der Kunstfreiheit                                                                  (DSGVO) der EU am 25. Mai für Biblio-
                                                                                           theken geändert? Eine aktuelle Handrei-
                                                                                           chung zu dieser Verordnung für Biblio-
                                                                                           theken von der Rechtskommission des
  Ein klares Bekenntnis zur Kunst- und Meinungsfreiheit gibt die Bauhaus-Univer-           Deutschen Bibliotheksverbands (dbv)
  sität Weimar mit der Anbringung des Gedichts »Avenidas« des Schweizer Lyrikers           – Elke Brehm (TIB Hannover), Karin
  Eugen Gomringer an der Stirnseite eines Regals in seiner Teilbibliothek Kunst            Knaf (Bayerische Staatsbibliothek)
  und Gestaltung ab – im Gegensatz zur Berliner Alice-Salomon-Hochschule. Dort             und Armin Talke (Staatsbibliothek zu
  war das spanischsprachige Gedicht nach Sexismusvorwürfen aus der Studenten-              Berlin ) – gibt darüber Auskunft. Die
  schaft von der Fassade des Hochschulgebäudes entfernt worden, was bundes-                Handreichung gibt es auf der dbv-Web-
  weit zu einer kontroversen Debatte führte. In einem Brief informierte der Direk-         seite unter: http://www.bibliotheks
  tor der Bauhaus-Universität Weimar, Frank Simon-Ritz, seine MitarbeiterInnen             verband.de/fileadmin/user_upload/
  über die Entscheidung, das Gedicht in der Bibliothek öffentlich zu präsentieren:         Kommissionen/Kom_Recht/Publikati
      »Für mich ist diese Debatte ziemlich beklemmend, weil sie zu der Tendenz             onen_Allgemeines/DSGVO_Handrei
  passt, nicht nur die Geschichte (wie schon in George Orwells Roman ›1984‹), son-         chung_28032018_final.pdf
  dern auch Werke der Kunst (in diesem Fall der Poesie) ›umzuschreiben‹ bezie-
  hungsweise zu entfernen, wenn sie sich dieser Umschreibung entziehen. Nach
  meiner Überzeugung sollten Bibliotheken ein ›Bollwerk‹ gegen diese Form von              Positionspapier zu Kinder- und
  Umschreibung oder Überschreibung sein. Bei uns haben die Werke in der Form,              Jugendbibliotheksarbeit
  in der sie entstanden sind, ihren Platz – auch das Gedicht ›Avenidas‹ von Eugen
  Gomringer.«                                                                              Berlin. »Bibliotheken schaffen Zukunft«
                                                                                           – unter diesem Titel hat der Deutsche

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FOYER NACHRICHTEN

                                                                                                                 ANZEIGE

Bibliotheksverband (dbv) am Welttag         statt. Bibliotheken sind vielerorts be-          www.elfi.info
des Buches ein Positionspapier zu Kin-      reits aktive Kooperationspartner: Von
der- und Jugendbibliotheksarbeit ver-       der Grundschule bis hin zum Seminar-
öffentlicht (https://bit.ly/2HW02EU).       kurs bieten Öffentliche und Wissen-
Das Papier macht deutlich, welch wich-      schaftliche Bibliotheken ein gestuftes
tigen Beitrag Stadt- und Gemeindebib-       Programm für die Vermittlung und För-
liotheken für die Entwicklung von Bil-      derung von Informations-, Recherche-
dungs- und Teilhabegerechtigkeit von        und Medienkompetenz. Ein ausführli-
Kindern und Jugendlichen in der Gesell-     cher Tagungsbericht folgt.
schaft leisten. Als außerschulische Part-
ner von Kitas und Schulen in den Berei-
chen Sprach- und Leseförderung, Litera-     Doppelspitze der ZB MED komplett
tur- und Medienkompetenzvermittlung
genauso wie als nichtkommerzielle           Köln. Seit dem 1. Mai ist Prof. Dietrich
»Dritte Orte«, die Kindern und Jugend-      Rebholz-Schuhmann Wissenschaftli-
lichen neben dem Lernort Freiräume zur      cher Leiter von ZB MED – Informati-
Entfaltung und Angebote für kreativen       onszentrum Lebenswissenschaften.
Ausdruck bieten.                            Zugleich hat er seine Tätigkeit als Pro-
                                            fessor für Informationserschließung,
                                            -aufbereitung und -versorgung an der
Handbuch »Bibliotheken und die              Medizinischen Fakultät der Univer-
Nachhaltigkeitsziele«                       sität zu Köln aufgenommen. Mit die-
                                                                                        Preise,Stipendi
                                            ser gemeinsamen Berufung wird die           eisekosten,Tagu
Den Haag (Niederlande). In der IFLA         Kooperation zwischen ZB MED und
Library Map of the World (LMW) sol-         der Universität Köln sichtbar. Reb-
                                                                                        Doktorandenförd
len Geschichten veröffentlicht wer-         holz-Schuhmann bildet zusammen              Postdoktoranden
den, die den Beitrag der Bibliotheken       mit Gabriele Herrmann-Krotz, seit
zur Erreichung der UN-Nachhaltig-           Mitte Februar diesen Jahres Kauf-
                                                                                        pendium,Druckko
keitsziele 2030 veranschaulichen. Die       männisch-Administrative Leiterin            Anschubfinanzie
IFLA hat dazu ein Online-Handbuch           von ZB MED, die Doppelspitze des
inklusive Eingabeformular veröffent-        Informationszentrums.
                                                                                        Verbundprojekt,
licht und ruft alle Interessierten dazu                                                 Tagungsorganisa
auf, ihre Geschichten über diese Platt-
form einzureichen. Weitere Informati-       Leitungswechsel in der
                                                                                        Studie,Reisekos
onen zu diesem Projekt gibt es auf der      Büchereizentrale Niedersachsen              ommerschule,Exi
IFLA-Webseite unter: https://www.ifla.
org/node/36272                              Lüneburg. Nach über 20 Jahren als Lei-
                                                                                        Essay-Wettbewer
                                            ter der Büchereizentrale Niedersach-        Dissertationspr
                                            sen und Geschäftsführer des Büche-
Wie Schule und Bibliothek Medi-             reiverbandes Lüneburg-Stade wurde
                                                                                        Studienförderun
enkompetenz fördern können                  Günter Bassen (63) in den Ruhestand         ation,Auslandsf
                                            verabschiedet. Am 1. Mai übernahm
Karlsruhe. Vor vollem Haus fand Mitte       Angelika Brauns (50) seine Nachfolge.
                                                                                        osten,bilateral
April der 1. Bibliothekspädagogische        Bassen kam am 1. Oktober 1997 nach
Tag Baden-Württemberg statt. Unter der      Lüneburg. Unter seiner Leitung wurden        In unserer Datenbank
Überschrift »Gemeinsame Sache: Medi-        die Angebote der Büchereizentrale kon-
enbildung – Wie Schule & Bibliothek         tinuierlich ausgebaut und professionali-         finden Sie die
Medienkompetenz fördern können«             siert. Mit Gespür für aktuelle Trends hat
hatte die Fachkommission des dbv-Lan-       er die rund 1 000 niedersächsischen Öf-
                                                                                            Finanzierung für
desverbandes in Kooperation mit der         fentlichen Bibliotheken in den letzten      Ihr Forschungsprojekt!
ekz.bibliotheksservice GmbH Biblio-         beiden Jahrzehnten vorangebracht. An-
thekarInnen und LehrerInnen aus ganz        gelika Brauns möchte, nach beruflichen      ELFI Gesellschaft für
Baden-Württemberg eingeladen. Me-           Stationen in Öffentlichen und Wissen-       Forschungsdienstleistungen mbH
dienbildung durch Bibliotheken findet       schaftlichen Bibliotheken in Lüneburg,      Postfach 25 02 07
an baden-württembergischen Schulen          Hannover und Hamburg, diese erfolg-         D-44740 Bochum
                                                                                        Tel. +49 (0)234 / 32-22940
nicht erst seit dem Bildungsplan 2016       reiche Arbeit fortsetzen.

BuB 70 06/2018                                                                                                           311
FOYER NACHRICHTEN / MARKT / ANZEIGE

  Ausschreibung des Dieter                                                         Markt
  Baacke Preises
                                                                                  divibib
  Bundesweite Auszeichnung für medienpädagogische Projekte
                                                                                   »Onleihe« in den Duden
                                                                                   aufgenommen

  Mit dem Dieter Baacke Preis zeich-      digitaler Medien in einer inklusiven     Pr. – Zwei schöne Geschenke bekam
  nen die Gesellschaft für Medien-        Gesellschaft fördern)                    die Onleihe im vergangenen Jahr zu ih-
  pädagogik und Kommunikations-               e.    Projekte mit besonderem        rem zehnten Geburtstag: Die Stiftung
  kultur (GMK) und das Bundesmi-          Netzwerkcharakter (modellhafte, in-      Warentest kürte sie beim Vergleich von
  nisterium für Familie, Senioren,        novative medienpädagogische Zu-          E-Book-Angeboten zum »Preis-Leis-
  Frauen und Jugend (BMFSFJ) bun-         sammenarbeit von verschiedenen Ins-      tungs-Sieger«. Und den sprachlichen
  desweit beispielhafte Projekte der      titutionen, Trägern oder medienpäda-     Ritterschlag erhielt sie obendrein: Die
  Bildungs-, Sozial- und Kulturar-        gogisch engagierten Einzelpersonen)      »Onleihe« wurde in den Duden aufge-
  beit in Deutschland aus. Ziel ist es,       f.    Sonderpreis 2018 (jährlich     nommen. Damit hat sie mittlerweile
  herausragende medienpädagogi-           wechselndes Thema): Kinderrechte         einen festen Platz in der Bibliotheks-
  sche Projekte und Methoden akti-        in der digitalen Welt                    welt und in der Öffentlichkeit.
  ver Medienarbeit zu würdigen und            Für den Sonderpreis »Kinder-
  bekannt zu machen, die Kindern,         rechte in der digitalen Welt« können     Das spiegelt sich auch in ihrer Verbrei-
  Jugendlichen und Familien einen         vielfältige Projekte der kreativen,      tung: Den digitalen Service bieten der-
  kreativen, kritischen Umgang mit        kritikfördernden Medienpädagogik         zeit bereits über 3 100 Bibliotheken in
  Medien vermitteln und damit Me-         eingereicht werden: zum Beispiel         Deutschland, Österreich, Italien, Belgien,
  diennutzung und die Ausgestaltung       dazu, Kindern einen Zugang sowie         Frankreich und in der Schweiz. Die immer
  der Medienkompetenz fördern.            einen risikoarmen Umgang mit al-         größere Abdeckung führte in den letz-
                                          tersgerechten sozialen Netzwerken        ten Jahren naturgemäß zum Abflachen
  Der Dieter Baacke Preis 2018 wird       zu ermöglichen, ihnen einen spiele-      der jährlichen Beitrittskurve: Kamen im
  in sechs Kategorien vergeben, die je-   rischen Einstieg in die Aspekte wie      stärksten Jahr 2013 noch 856 Bibliothe-
  weils mit 2 000 Euro dotiert sind:      Datenschutz und Privatsphäre zu bie-     ken zur Onleihe, begrüßte die divibib im
      a.   Projekte von und mit           ten oder Kindern Teilhabe durch Mei-     vergangenen Jahr 158 neue Mitglieder.
  Kindern                                 nungsäußerung und kreativ-künst-         Im deutschsprachigen Raum schon
      b.   Projekte von und mit           lerische Umsetzung ihrer Themen in       lange führend, startet die Onleihe in
  Jugendlichen                            der digitalen Welt zu vermitteln.        Frankreich gerade erst durch: Ende 2016
      c.   Interkulturelle und interna-       Bewerben können sich Instituti-      richtete die divibib mit »l@ppli Books«
  tionale Projekte (zum Beispiel gren-    onen, Initiativen oder Einzelperso-      in Straßburg die erste E-Ausleihe einer
  züberschreitende medienpädagogi-        nen mit innovativen, originellen oder    französischen Öffentlichen Bibliothek
  sche Projekte und Projekte, welche      mutigen Projekten zur Förderung ei-      ein. Die zweite Onleihe »Villagesmedia«
  den interkulturellen Austausch för-     ner pädagogisch orientierten Medi-       steht nun bereits in den Startlöchern.
  dern oder die Situation von Kindern,    enkompetenz. Der Wettbewerb rich-        Bei der Nutzung legte die Onleihe 2017
  Jugendlichen, Familien mit Migra-       tet sich an Projekte außerschulischer    auch im deutschsprachigen Raum wei-
  tionshintergrund berücksichtigen,       Träger (zum Beispiel Jugendzentren,      ter zu. Sie verzeichnete circa 820 000 ak-
  deren Teilhabe fördern, auch in der     Kindergärten, Träger der Jugendhilfe     tive Nutzer, das sind 160 000 mehr als
  Zusammenarbeit mit Geflüchteten/        oder Familienbildung, Medienzent-        im Vorjahr, eine Steigerung von 24 Pro-
  Refugees)                               ren und Medieninitiativen) und Ko-       zent. Parallel dazu wuchs 2017 auch die
      d.   Intergenerative und integra-   operationsprojekte zwischen schuli-      Zahl der Ausleihen im Vergleich zu 2016
  tive Medienprojekte (medienpädago-      schen und außerschulischen Trägern.      um rund ein Viertel auf circa 27,5 Milli-
  gische Zusammenarbeit, Austausch        Die Projekte sollten im Vorjahr ent-     onen. Um für die wachsende Beliebtheit
  zwischen den Generationen, famili-      standen sein oder im laufenden Jahr      der Onleihe gerüstet zu sein, optimiert
  enorientierte Medienarbeit , medien-    bis zur Bewerbungsfrist beendet sein.    die divibib derzeit die Performance ih-
  pädagogische Projekte mit inklusivem        Bewerbungsschluss ist der 31. Juli   rer IT-Infrastruktur: Virtualisierte Ser-
  und integrativem Ansatz, welche zum     2018. Die Anmeldung erfolgt unter:       ver sorgen ab Juli 2018 dafür, dass die
  Beispiel die Nutzungsmöglichkeiten      www.dieter-baacke-preis.de               Onleihe ausbaufähiger, flexibler und
                                                                                   leichter zu warten sein wird.

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