Biochemie I für Studierende in den Bachelorstudiengängen Biologie und Molekulare Biotechnologie - B CUBE Dresden
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Biochemie I für Studierende in den Bachelorstudiengängen Biologie und Molekulare Biotechnologie “Anything found to be true of E. coli must also be true of elephants” (Jaques Monod) 1
Themen Biochemie I (SoSe 2018) Themen Datum Lehrbuch Seiten 1. Biologische, chemische und physikalische 12.4/19.4. 1-69 Grundlagen der Biochemie 2. Aminosäuren und Proteine 26.4./3.5. 75-89/96-102 3. Strukturen und Faltung von Proteinen 17.5./31.5. 115-151 4. Enzyme 7.6.*/14.6./21.6. 189-205/214-223/226-232 5. Kohlenhydrate 28.6. 243-268 6. Lipide und Biomembranen 5.7./12.7. 357-377, 385-399 7. Nukleinsäuren 19.7. 281-290, 297-306 * Ersatztermin wird noch bekannt gegeben Strukturen und Eigenschaften biologischer Makromoleküle und Membranen Proteine (Struktur, Faltung, Katalyse) 2
Themen Biochemie II (WiSe 2018/19) Prinzipien des Stoffwechsels (Metabolismus) Stoffwechselwege der Kohlenhydrate, Lipide, Aminosäuren und Nukleinsäuren 3
Lehrbuch Lehninger - Principles of Biochemistry Nelson & Cox, 6th edition, Freeman, 2013 ISBN-13: 978-1-4641-0962-1 4
Was müssen Sie tun? Regelmäßige, aktive Teilnahme an der Vorlesung - Stellen und Beantworten von Verständnisfragen Regelmäßiges aktives Lesen des Lehrbuchs - Abgleich mit den Volesungsunterlagen - kritisches Hinterfragen des eigenen Verständnisses Regelmäßige aktive Teilnahme am wöchentlichen Tutorium: Anika Jürß, Anne Henka, und Elisabeth Steiner 5
Wie unterstütze ich Sie? Alle Folien und Vorlesungsunterlagen zeitnah im Netz http://www.bcube-dresden.de/research-groups/kroeger/teaching/ Gesprächszeiten direkt nach der VL oder nach Vereinbarung Kontakt: nils.kroeger@tu-dresden.de Fragestunde in Plenum 1-2 Wochen vor Klausur 6
1.1. Biologische Grundlagen Es gibt nur 2 strukturelle Typen biologischer Zellen prokaryontisch eukaryontisch 1 Genom (zyklisch) 1 Genom (linear) +1-2 Genome (zyklisch) keine Organellen Organellen obligate Einzeller Einzeller (Protisten) + Vielzeller Es gibt 3 evolutionäre Typen von Organismen: Bakterien, Archeen und Eukaryonten Endiosymbiontentheorie (ET): erklärt Entstehung von Mitochondrien und Plastiden Befunde, welche die ET stützen: Mitochondrien und Plastide haben bakterielle - Genome (zyklisch) - Membranben (Cardiolipin) - Ribosomen (70S) Noch unklar: wie ist der erste Organelll-freie Ur-Eukaryont entstanden 8
Funktionen zellulärer Kompartimente Zellkern DNA Synthese und Speicherung; RNA Synthese; Synthese der ribosomalen Untereinheiten Mitochondrium Synthese von ATP; Citrat-Zyklus, β-Oxidation der Fettsäuren; Synthese von Fe-S Enzymen Endoplasmatisches Retikulum Synthese von Transmembranproteinen und sekretorischen Proteinen; Lipidsynthese Golgi Apparat Bildung sekreorischer Vesikel; Glykosylierung von Proteinen Lysosom (nur bei Tieren) Hydrolyse von Proteinen, Nukleinsauren, Polysacchariden, und Lipiden Vakuole (nur bei Pflanzen) Speicher für Proteine, organische und anorganische Ionen, Pigmente; Abbau von Biomakromolekülen (vgl. Lysosom) Peroxisom Oxidativer Abbau von langkettigen und verzweigten Lipiden, und anderen kleinen organischen Molekülen Chloroplast/Plastid (nur bei Pflanzen) Synthese von Monosacchariden aus CO2 und H2O durch Photosynthese 11
1.2. Chemische Grundlagen 14
1.2. Chemische Grundlagen Die Hauptgruppen von Biomolekülen und Herkunft ihrer atomaren Bestandteile: CO2 N2 O2 H2O SO42- Aminosäuren aromatische Basen Monosaccharide Fettsäuren und Glycerin (C, H, O, N, S) (C, H, O, N) (C, H, O) (C, H, O) PO43- Nukleotide Proteine Nukleinsäuren Polysaccharide Phospholipide Triacylglyceride Lipide 15
Funktionelle Gruppen von Biomolekülen (I) (amino group) (ammonium group) 16
Funktionelle Gruppen von Biomolekülen (II) 17
1.2.1. Wichtigste Typen Chemischer Reaktionen von Biomolekülen Säure-Base Reaktionen: _ _ I I _ H-A + B A + H B I Säure Base konjugierte konjugierte Base Säure Beispiele: Reduktions-Oxidationsreaktionen (Redox): _ _ _ H A + B A + H B I I Reduktions- Oxidations- Oxidations- Reduktions- mittel mittel mittel mittel Beispiel: 18
Eliminierungs-Additionsreaktionen: X Y I X Y + A B II I I I A B Beispiele: Substitutionsreaktionen: A X + H Y A Y + H X I I I I Beispiel: 19
1.2.2. Säure-Base Gleichgewicht und pH-Wert Definition: pH = - lg[H3O+] - In reinem H2O ist [H3O+] = [OH-] = 10-7 M (M = mol/l = moll-1) - Säuren erhöhen [H3O+] → pH Wert der Lösung < 7 - Basen erniedrigen [H3O+] → pH Wert der Lösung > 7 Definition: starke Säuren dissoziieren vollständig in wäßriger Lösung _ _ I _ (z.B. HCl, HNO3): H-X + H2O X + H3O _ _ _ verkürzte Schreibweise: HA X + H → pH = -lg[HX] Definition: schwache Säuren dissoziieren unvollständig in wäßriger Lösung (z.B. Essigsäure, H2PO4-, NH4+): I _ _ _ H-A + H2O A + H3O _ _ _ HA A + H Die schwache Säure ist umso stärker je höher das Ausmaß ihrer Dissoziation _ _ im Gleichgewicht ist, da dann eine höhere H Konzentration vorhanden ist. 20
Wie kann man die Stärken von schwachen Säuren quantitativ miteinander vergleichen? Definition: Dissoziationskonstante schwacher Säuren [H+][A-] [X] : Konzentration der Substanz X Ks = [HA] im Gleichgewicht (in M) Nach mathematische Umformung (mit Definition: –lgKs = pKs) folgt: [A-] Henderson-Hasselbalch Gleichung -lg[H+] = pH = pKs + lg (“Puffergleichung”) [HA] Lösungen schwacher Säuren (und schwacher Basen) wirken als pH Puffer, d.h. die Zugabe einer starken Säure oder Base führt nur zur geringen Änderung des pH Wertes der Lösung. Grund: Der pH Puffer wandelt die zugegebene starke Säure/Base in eine schwache Säure/Base um. 21
Wie funktionieren pH Puffer? _ _ I _ H-A H + A I +B + H-X Zugabe starker Base Zugabe starker Säure _ _ _ I I _ H-B + A H-A + X dissoziiert nicht, da starke Base; dissoziiert nicht vollständig, Verbrauch von HA zur Neutralisation der starken da schwache Säure Base (Störung des HA H++A- Gleichgewichts) → nur geringfügige Erhöhung führt zu verstärkter Reaktion H++A- → HA, aber der H+ Konzentration neu gebildetes HA dissoziiert wieder teilweise → nur geringfügige Verringerung der H+ Konzentration 22
Beispiele: (a) Änderung des pH Werts von reinem H2O (pH 7), nach der Zugabe von 10 mM HCl (Endkonzentration; Volumenänderung ist vernachlässigbar): pH = -lg[HCl] = -lg(10-2) = -(-2) = 2 → der pH Wert verringert sich um 4 Einheiten (105 = 100 000-fach saurer!) (b) Änderung des pH Werts einer Lösung mit 100 mM Phosphatpuffer pH 7.0 (60 mM Na2HPO4 + 40 mM NaH2PO4) nach Zugabe von 10 mM HCl (Endkonzen- trationen; Volumenänderung ist vernachlässigbar): - pH Wert des Phosphatpuffers: [HPO42-] [0,06] pH = pKs+ lg = 6,82 + lg = 6,996 7.0 [H2PO4-] [0,04] - nach Zugabe der HCl fällt [HPO42-] auf 50 mM und [H2PO4-] steigt auf 50 mM an [0,05] der neue pH Wert beträgt somit pH = 6,82 + lg = 6,82 [0,05] → der pH Wert verringert sich um 0,18 Einheiten (nur 100,18 1,5-fach saurer!) 23
Säure-Base Gleichgewichte (I) 24
Säure-Base Gleichgewichte (II) 25
Säure-Base Gleichgewichte (III) + 26
1.3. Physikalische Grundlagen 27
1.3.1. Thermodynamik Lehre vom Energieumsatz bei Prozessen Es können nur solche Prozesse freiwillig ablaufen, bei denen die freie Enthalpe G (engl. Gibbs free energy) abnimmt: GEnde – GAnfang = DG < 0 Für Prozessen, die bei konstantem Druck und konstanter Temperatur stattfinden (z. B. chemische Reaktionen) gilt: DG = DH - TDS DH: Änderung der Enthalpie = Wärmeaustausch zwischen Reaktionsansatz und Umgebung DH < 0, wenn Reaktionsansatz Wärme an die Umgebung abgibt DS: Änderung der Entropie = Änderung des Ordnungsgrades im Reaktionsansatz DS > 0, wenn Ordnungsgrad im Reaktionssansatz abnimmt T: absolute Temperatur in Kelvin (absoluter Nullpunkt: 0 K = -273,15 °C) Prozesse mit DG = 0 sind im thermodynamischen Gleichgewicht, d.h. es existiert keine thermodynamische Triebkraft für den Ablauf des Prozesses 28
Thermodynamik 29
1.3.1. Thermodynamik Bei chemischen Reaktionen gibt die Gleichgewichtskostante K an in welchem Verhältnis Edukte und Produkte vorliegen nachdem die Reaktion zum Stillstand gekommen ist (d.h. nachdem thermodynamisches Gleichgewicht erreicht wurde) aA + bB yY + zZ [Y]y [Z]z [A] : Konzentration der Substanz A (in M) K= im Gleichgewicht [A]a [B]b a, b, y, z: stöchiometrische Koeffizienten Die Gleichgewichtskostante einer chemischen Reaktion ist umso größer, je größer die thermodynamische Triebkraft für die Reaktion ist. Es gilt: DG = DG°’ + RTlnK DG°’: freie Enthalpie der Reaktion unter Standardbedingungen, d.h. alle Reaktanden liegen am Beginn der Reaktion in einer Konzentration von 1 M vor, (Ausnahme: [H+] = 10-7 M) und die Reaktion findet bei 298,15 K und 1 bar statt; R: Gaskonstante 8,314 JK-1mol-1 30
Im Gleichgewicht gilt: DG = 0 = DG°’ + RTlnK → DG°’ = - RTlnK -DG°’ → K = e RT Der mathematische Zusammenghang zwischen DG°’ und K ermöglicht quantitative Vorhersagen über die Ausbeuten chemischer Reaktionen: A B bei 310,15 K (37 oC) DGo‘ (kJ/mol) Verhältnis [B] : [A] -30 113 202 -20 2 340 -10 48 -5 7 0 1 +5 0,14 +10 0,02 +20 0,0004 +30 0,000009 31
1.3.2. Nicht-kovalente Bindungen sind 5-100-fach schwächer als kovalente Bindungen: 32
Molekulare Dipole (Partialladungen) entstehen durch Ungleichverteilung der Bindungselektronen innerhalb der Moleküls aufgrund unterschiedlicher Elektronegativitäten der an der Bindung beteiligten Atome. H
Wechselwirkung von permanentem Dipol mit permanentem Dipol permantetem Dipol mit induziertem Dipol induziertem Dipol mit induziertem Dipol (London Dispersions- wechselwirkungen) 34
Wasserstoffbrückenbindung: besonders starke Dipol-Dipol Wechselwirkung zwischen funktionellen Gruppen, die H-Atome enthalten 1,20 Å 1,52 Å H O 1,77 Å 2,72 Å 0,96 Å Van-der-Waals Radius: Abstand gemessen vom Zentrum eines Atoms, bis zu dem sich dieses Atom einem anderen Atom nähern kann, ohne dass sich die Elektronenorbitale durchdringen → Wasserstoffbrückenbindung sind partiell kovalent, da sich die Elektronenorbitale von H und O (bzw. N oder S) teilweise durchdringen 35
Wassersoffbrückenbindung (I) Eiswasser flüssiges Wasser 36
Wassersoffbrückenbindung (II) zwischen Wasser und anderen Molekülen alkoholische Aldehyde/Ketone OH Gruppen Ammonium- Gruppen Carboxylate 37
Hydrophobe Interaktion/ Hydrophober Effekt Durch die Aggregation der Öltropfchen wird Die Wasserstruktur an der Gesamtzahl der Wassermoleküle an der Oberfläche des Öltropfen ist Öltröpfchenenoberfläche reduziert geordnet Zunahme der Entropie (DS > 0) 38
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