Biovision - Gemeinsam unterwegs gegen Malaria - Stiftung für ökologische Entwicklung
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Magazin Nr. 73, Dezember 2022 Biovision Stiftung für ökologische Entwicklung Gemeinsam unterwegs gegen Malaria Wie sich in Kenia Dorfbewohnerinnen und Dorfbewohner aktiv an der Entwicklung einer innovativen Lösung beteiligen
Liebe Leserin, lieber Leser Für Dr. Margaret Mendi Njoroge, Forscherin bei unserem Projektpartner icipe in Kenia, gibt es keinen Zweifel: «Partizipation ist der Weg der Zukunft.» Sie leitet ein pionier haftes Forschungsprojekt, unterstützt von Biovision, in welchem ein für Afrika neu- artiger Ansatz zur Reduktion von potenziell tödlichen Krankheiten wie Malaria oder Dengue-Fieber in der Realität getestet wird. Der Clou: Die Menschen, die von der Lösung profitieren sollen, werden nicht nur regelmässig informiert und um Rück meldungen und Inputs gebeten, sondern auch gleich direkt in die Arbeit mitein bezogen. Lesen Sie in unserer Reportage aus dem Süden Kenias, wie das funktioniert – und wie auf diese Weise Dorfbewoh ner:innen und Forschende gleichermassen profitieren. Pionierhaft und partizipativ ist auch das Projekt Bürger:innenrat in der Schweiz, an dessen Planung und Durchführung Biovision massgeblich beteiligt war. Dabei haben zufällig ausgewählte Menschen aus der Schweiz gemeinsam Massnahmen für ein Ernährungssystem mit Zukunft erarbeitet. Nach einem halben Jahr intensiver Auseinandersetzung mit dem Thema liegen nun die Vorschläge zuhanden der Politik vor. Lesen Sie auf den Seiten 8 und 9, wie Teilnehmende den Prozess erlebt und Gesunde Tiere – welche Erkenntnisse sie gewonnen haben. Auf Seite 11 schliesslich erfahren Sie, gesunde Menschen wie Sie selbst mit einer Prise Pioniergeist Im südlichen Kenia wird ein neuer Ansatz zur Reduktion von Malaria bei Ihrem Weihnachtsessen einen und anderen Tropenkrankheiten getestet, unter starkem Einbezug Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit leisten der Dorfbevölkerung. Die ersten Erkenntnisse sind vielversprechend. können. Von Florian Blumer, Biovision (Text) und Al-Amin Mutunga (Bilder) Prost! Und gute Lektüre, Blütenweisse Sandstrände gesäumt von Lehmhaus, die drei Monate alte Tochter auf Kokospalmen, Lehmhüttensiedlungen in dem Schoss. Jeder Stich und jeder Biss birgt mitten üppiger tropischer Vegetation – die das Risiko einer Infektion. Insbesondere für Szenerie in Kwale am südlichsten Zipfel von Kinder und ältere Menschen stellen Tropen Kenia ist atemberaubend. Doch die Idylle krankheiten wie Malaria, Rift-Valley- oder trügt: Das Bundesland ist eine der ärmsten Dengue-Fieber eine tödliche Gefahr dar. Regionen des Landes. Verdienstmöglich keiten sind rar für die Dorfbewohner:innen, Mehrstündiger Marsch ins Spital Florian Blumer Redaktor Biovision der Zugang zu Gesundheitsdiensten ist Hinzu kommt ein ökonomisches Risiko für beschränkt, die Fallzahlen von Malaria und die Menschen, die derzeit mit der ausser anderen von Vektoren – Insekten und Zecken gewöhnlichen Trockenheit und den gestiege – übertragenen Krankheiten sind hoch. nen Lebensmittelpreisen zu kämpfen haben. Asha Ali, 68, zum Beispiel lebt vom Mais und «Wir werden jeden Tag gestochen», sagt den Cassava-Wurzeln, die sie anbaut, sowie Mariam Shee Mwabami. Sie sitzt vor ihrem dem kargen Einkommen, das sie mit Korb- 2
Innovative Krankheits prävention für Mensch und Tier In den kenianischen Bundesländern Kwale im Süden sowie Busia am Viktoriasee führt die Biovision-Partnerorganisation icipe ein partizipatives Forschungsprojekt durch. Dabei wird ein neu entwickeltes Bio-Pestizid in der Anwendung auf Kühen getestet, das nachhaltig Mücken, Stech fliegen und Zecken eliminiert, die Krank heiten wie Malaria, Schlafkrankheit oder Gewusst wie: Dengue-Fieber übertragen. Zusammen Fatuma Suleiman Hamisi wurde instruiert, mit weiteren Massnahmen (Integrated wie sie die biologische Pilzlösung Vector Management) soll so die Anste mischt und ihre Kühe damit besprayt – ckungsgefahr für Menschen verringert und macht es nun selbständig. werden. Wirkung • Mehr als 450 Menschen (32 % Frauen) flechten erwirtschaftet. Als sie letztes Jahr anzugehen, nennt sich «One Health» – ein in 32 Dörfern nehmen aktiv an der an Malaria erkrankte, geriet ihr Haushalt Ansatz, den Biovision in immer mehr Projekten Durchführung der Studie und der aus dem Gleichgewicht: Die Behandlung von verfolgt. Entwicklung der Lösung teil. 500 Kenianischen Schilling KES (4 Fr.) pro • 26 CORP (Forschungsassistent:innen Tag überstieg ihr Budget, den mehrstündigen Forschende aus dem Dorf aus den Dorfgemeinschaften) wurden Weg ins Spital nahm sie zu Fuss auf sich. «Bis Montagmorgen früh vor Mariam Shee Mwaba angestellt. ich wieder zu Hause war, war der Tag um», mis Lehmhütte. Zwei junge Männer in beigen • 16 Dorfoberhäupter und vier lokale erzählt sie. «Und danach dauerte es noch Westen mit icipe-Schriftzug und Biovision- Regierungsvertreter wurden als aktive mehrere Tage, bis ich wieder arbeiten konnte.» Logo untersuchen eine Insektenfalle hinter Unterstützer:innen gewonnen. dem Haus. Akiba Bakari Mvumoni, 23, tropft Eine zusätzliche Ansteckungsgefahr stellen eine Lösung auf eine Mücke, die auf der Projektbudget 2022 die Kühe dar, mit denen die Menschen eng Klebfalle gefangen ist, sein Partner Majaliwa 310 618 Franken zusammenleben, denn sie ziehen Vektoren Bakari Zengwa, 26, löst sie vorsichtig mit an. Genau hier setzt das Insektenforschungs einer Pinzette ab. Danach lässt er sie in ein institut icipe, langjähriger Projektpartner von Plastikfläschchen fallen, das mit Watte und Biovision in Kenia, mit einem innovativen einer Lösung gefüllt ist, welche die Insekten Lösungsansatz an: Die Tiere ziehen als eine in Sekundenschnelle tötet und konserviert. Art Lockvogel die Insekten auf sich, wo sie mithilfe eines neu entwickelten Bio-Pestizids Mvumoni und Zengwa sind sogenannte CORP eliminiert werden – zum Nutzen von Tier und – «Community-own Resource Persons». Sie Mensch. sind dafür zuständig, die verschiedenen Fallen aufzustellen und die Insekten zu sammeln, Das Projekt leistet Beiträge u. a. zu folgen Weniger Vektoren bedeutet ein geringeres die dann im Labor von icipe-Insektenforscher den UNO-Nachhaltigkeitszielen: Ansteckungsrisiko für die Menschen. Und dass Paul Ouma bestimmt und gezählt werden. die Tiere gesünder sind, wirkt sich wiederum So soll sich nach Abschluss der Studie im positiv auf das Einkommen der Kleinbauern Frühling 2023 zeigen, ob das Besprühen der familien aus. Das Prinzip, Mensch-, Tier-, Kühe mit dem Bio-Pestizid tatsächlich zu Pflanzen- und Umweltgesundheit in einem einer Abnahme der Vektoren führt. 3
Vierbeiniger Lockvogel: Das Rind wird die Nacht unter dem Netz verbringen. Seine Mission: Insekten anziehen, die im Netz gefangen werden. Im Labor: icipe-Forscher Paul Ouma zählt, wie viele Überträgerinsekten in der Falle waren. Auf Augenhöhe: «Intervention Attendant» Rizik Athuman Muaganyama befragt das Wissenschaftlicher Mitarbeiter: Ehepaar Hamisi Swaleke Hamisi Dorfbewohner Salim Athman Mwinyihaji und Mariam Chikuzi Athumani zum sammelt die Insekten ein, die Besprayen ihrer Kühe. über Nacht ins Netz gegangen sind. 4
Dass die Studie von Menschen aus den Dorf Mücken im Frühstadium handelt – und nicht gemeinschaften selbst – also denjenigen, etwa, wie einige meinten, um eine andere die von der Massnahme profitieren sollen – Insektenart, von der kein Ansteckungsrisiko durchgeführt wird, ist Teil eines neuen parti ausgehe. zipativen Ansatzes. Das icipe wendet ihn hier zum ersten Mal in grossem Rahmen an, wie Pestizid ohne Nebenwirkungen Projektleiterin Dr. Margaret Mendi Njoroge Einen weiteren zentralen Job in der Studie betont. Sie ist begeistert von der Reaktion der übernehmen die sogenannten «Intervention Dr. Margaret Mendi Njoroge, Dorfbewohner:innen und deren Engagement attendants»: Sie unterstützen die Viehhalter: Projektverantwortliche beim icipe und zieht schon jetzt den Schluss: «Partizi innen dabei, Kühe und Rinder korrekt zu pative Forschung ist der Weg der Zukunft.» besprühen. Dies geschieht mit einer pilz (siehe Interview rechts) basierten Lösung, die von einer kenianischen Firma in Zusammenarbeit mit dem icipe Drei Fragen an Dr. Margaret Mendi Njoroge Einkommen und Wissen entwickelt und hergestellt wurde. Sie hat Auch Salim Athman Mwinyihaji ist begeistert. gegenüber synthetischen Pestiziden mehrere Wie sind Ihre Erfahrungen Der 32-Jährige ist Vater zweier Kinder und entscheidende Vorteile: Die Vektoren entwi mit der partizipativen Ernährer eines siebenköpfigen Haushalts, ckeln kaum Resistenzen, sie sind unschädlich Forschung? inklusive seiner Mutter und jüngeren Ver für Mensch, Tier und Umwelt und bieten dazu wandten. Der Job als CORP, für den er vom die Aussicht, die Vektorpopulationen nach Eng mit den Dorfgemeinschaften Dorfoberhaupt vorschlagen wurde und den haltig zu dezimieren (siehe Hintergrund S. 6). zusammenzuarbeiten bedeutete zuerst er nach einem Bewerbungsgespräch bekam, einmal, dass wir besser kommunizieren bedeutet ihm viel. Er erzählt, dass er ihn Wie gut funktioniert die im Labor erfolgreiche lernen mussten. Die involvierten Menschen erhalten habe, obwohl er – im Gegensatz zu Krankheits-Prophylaxe also in der Praxis? haben noch nie in ihrem Leben Wissen anderen aus dem Dorf – nur die Grundschule Margaret Mendi Njoroge ist optimistisch schaft betrieben, dennoch erwarten absolvieren konnte, weil zu Hause das Geld aufgrund der bisherigen Erfahrungen im wir von ihnen, dass sie zentrale Aufgaben fehlte. Der Job, das betont auch seine Mutter, Projekt, verweist aber für ein abschliessendes in einem Forschungsprojekt ausführen. verleiht ihm Stolz und Würde. Dazu verdient Urteil auf die Veröffentlichung der Resultate Überraschenderweise tun sie das er damit mehr als mit seinem vorigen Job nächsten Frühling. Auch CORP Salim Athman aber viel besser, als ich je für möglich Motorradtaxi-Fahren. Mwinyihaji, ganz Wissenschaftler, sagt das gehalten hätte. selbe, wenn ihn Dorfbewohner:innen danach Ganz ähnlich klingt es beim 23-jährigen fragen. Wer aber Bäuerinnen und Bauern Wie profitieren die involvierten Mohammed Rashid. Auch für ihn ist das Ein fragt, die ihre Tiere besprühen, bekommt Menschen vom Projekt? kommen durch den Assistenzjob im Projekt eine eindeutige Antwort: Nach einigen Tagen wichtig. Er ist Waise und baut an seinem fallen die Zecken von den Kühen ab. Und Zuallererst in Form von Bildung: Sie lernen, eigenen Haus, in dem er auch schon wohnt. der Befall beginnt auch nicht – wie beim was es alles braucht, um eine Lösung Das Dach besteht erst in Ansätzen, wenn es Besprühen mit Gift – nach kurzer Zeit wieder zu finden. Zweitens fühlen sie sich gehört. regnet, drückt er sich in eine Ecke des Hauses, von Neuem. Das klingt vielleicht nach einem abstrakten in die der Regen nicht hinkommt. Wie für Gewinn, aber er ist wichtig. Und schliesslich Salim Athman Mwinyihaji ist der Job auch Die Zuversicht ist also gross, dass das icipe- schafft das Projekt dringend benötigte für ihn aber noch auf einer anderen Ebene Team hier als Forschungspioniere tatsächlich Jobs. Ich würde diesen Punkt aber weniger wichtig. Das wird am Community Meeting in eine Lösung entdeckt haben, die das Leben stark gewichten als die Bildung, weil Zigira deutlich – einer Zusammenkunft der der Menschen im landschaftlich paradie diese die Menschen mehr stärkt. Geld ist Bewohnenden seines Dorfs mit den Projekt sischen Kwale County – und anderswo – flüchtig, Wissen aber bleibt, fürs Leben. verantwortlichen von icipe. nachhaltig verbessern wird. Wie blicken Sie in die Rashid steht in einer Reihe mit den Forschen den und beantwortet gemeinsam mit ihnen Zukunft? Die abschliessenden Ergebnisse des die Fragen der Dorfbewohner:innen. Wie Forschungsprojekts werden im Frühling Für die Forschung ist der partizipative funktioniert diese Falle, wie jene? Entsteht 2023 publiziert, wir werden über unsere Ansatz schlicht der Weg der Zukunft. Dass Malaria in den Mücken selbst oder sind sie Kanäle informieren. Folgen Sie uns auf die betroffenen Menschen stark einge nur Überträgerinnen? Die Menschen haben LinkedIn, Instagram und Facebook, bunden werden, wird von ihnen einerseits viele Fragen. Projektleiterin Margaret Mendi besuchen Sie unsere Website oder sehr geschätzt, andererseits ist es Njoroge sagt deshalb: «Ganz zentral im abonnieren Sie unseren Newsletter auf für den Erfolg einer erarbeiteten Lösung Projekt ist der Bildungsaspekt. Wir vermit biovision.ch/newsletter. zentral. Denn sie sind es, die sie am teln den Projektteilnehmenden elementares Schluss anwenden werden. Wissen über durch Vektoren übertragene Mehr Bilder und Informa Krankheiten.» So hätten sie an einem Commu tionen zum Projekt finden nity Meeting Dorfbewohner:innen darüber Sie auf biovision.ch/kwale aufgeklärt, dass es sich bei Larven um 5
Mit Pilzen gegen Insekten Synthetische Pestizide stellen eine Gefahr für Mensch, Tier und Umwelt dar – und ihre Wirkung nimmt immer mehr ab. Eine auf Pilzen basierende Lösung verspricht, beide Probleme zu lösen. Von Dr. Margaret Mendi Njoroge, icipe Krankheiten, die von Vektoren wie Insekten zu verwenden, das spezifisch und schon Wirkungsweise relativ langsam, da sie nicht und Zecken übertragen werden, sind in Ost bei sehr niedrigen Dosierungen wirksam ist unmittelbar zu toxischen Effekten führt, afrika – wie in allen tropischen und sub und es erschwert bis verunmöglicht, dass sodass die Endnutzer nicht in der Lage sind, tropischen Ländern – nach wie vor ein grosses die Zielinsekten eine Resistenz entwickeln die Auswirkungen auf Insekten und Zecken Problem für die öffentliche Gesundheit können. sofort zu beobachten. von Mensch und Vieh. Dazu stellen sie eine konstante Bedrohung für die Wirtschaft dar. Als erfolgsversprechender Lösungsansatz – Da es sich um ein biologisches Bekämpfungs in Rahmen einer integrierten Strategie, mittel mit langsamer Wirkungsweise handelt, Zur Bekämpfung von Schädlingen, ob sie nun also zusammen mit weiteren Massnahmen wirkt es sich nur dann auf die Populations Krankheiten übertragen oder Nutzpflanzen (siehe auch Infografik) – werden zunehmend dichte von Insektenvektoren aus, wenn es befallen, werden in aller Regel synthetische entomopathogene Pilze gesehen, also Pilze, regelmässig, flächendeckend und über einen Insektizide eingesetzt, deren Wirkmecha die spezifisch Insekten infizieren und schä längeren Zeitraum angewendet wird. Die nismus hauptsächlich auf das Nervengewebe digen. Während der Infektion eines Insekts Produktion ist zwar relativ einfach, doch der Insekten abzielt. Wir sehen uns heute produzieren sie verschiedene Toxine, die müssten kosteneffiziente Wege gefunden aber mit dem Problem konfrontiert, dass die für die Zielinsekten tödlich sind und den werden, um die Wirksamkeit und die Wirksamkeit synthetischer Pestizide immer Selektionsdruck für Resistenzen im Vergleich Dauerhaftigkeit weiter zu verbessern und mehr nachgelassen hat, da die Insekten zu den schnell abtötenden, synthetischen gleichzeitig die Empfindlichkeit gegenüber zunehmend Resistenzen entwickelten. Dies Insektiziden gering halten. Temperaturschwankungen und ultravioletter geschieht, wenn ein kleiner Teil der Popula Strahlung in den Griff zu bekommen. tion in der Lage ist, ein schnell wirkendes Die Pilze infizieren ihre Wirte wie Stech Insektizid zu überleben, sich dann vermehrt mücken, Zecken und Tsetsefliegen, indem Wirksamkeit im Labor bewiesen und seine Resistenz an die Nachkommen sich die Sporen an der Kutikula, also der Rinder sind Wirte sowohl für viele blut weitergibt. Aussenhaut, des Insekts festsetzen. Nach saugende Insekten wie Stechmücken, die der Anheftung erfolgen die Keimung und das Malaria und Dengue-Fieber verbreiten, sowie Darüber hinaus wurde in Studien gezeigt, Wachstum des Pilzes im Insekt, indem dieser Tsetsefliegen und andere Stechfliegen, die dass der hohe Einsatz von Insektiziden zur artspezifische Proteine produziert, um die Schlafkrankheit übertragen, als auch für Bekämpfung von Krankheitsüberträgern und Kutikula zu verdauen und abzubauen. Der viele Zeckenarten, die eine Vielzahl von Schädlingen zu negativen Auswirkungen Pilz unterdrückt dann die Immunreaktionen Zoonosekrankheiten übertragen. In wissen auf die Gesundheit von Mensch und Tier des Wirts und beginnt ein schnelles Wachs schaftlichen Arbeiten wurde verschiedentlich führt und die Umwelt durch die Zunahme von tum im Inneren des Insekts, das schliesslich darauf hingewiesen, dass Massnahmen, Pestizidrückständen und die Anhäufung zu dessen Tod führt. Interessanterweise die auf Rinder abzielen, erhebliche Aus giftiger Chemikalien beeinträchtigt. kommen entomopathogene Pilzarten in der wirkungen auf die Übertragung von Malaria Natur in einer grossen Anzahl von Stämmen haben und die Kontrolle verbessern könnten. Umweltfreundlicher – und wirkungsvoller vor – einige davon sind Generalisten, das Im Rahmen des Projekts, welches das In den letzten Jahren ist das Interesse – heisst, sie töten ein breites Spektrum von Forschungsinstitut icipe in Zusammenarbeit von Geldgebern, Forscherinnen, politischen Insektenwirten, andere wiederum sind mit Biovision in Kenia durchführt (siehe Entscheidungsträgern wie Endverbrauche Spezialisten mit engem Wirtsspektrum, die Reportage S. 2–5), wird dieser Ansatz nun rinnen – an der Entwicklung wirksamer, sich ideal für eine gezielte Vektorkontrolle zum ersten Mal im Rahmen einer Feldstudie umweltfreundlicher Lösungen gestiegen, eignen. in Afrika getestet. die an unterschiedliche lokale Ökosysteme angepasst werden können und sich gleich Grosse Vorteile, kleine Einschränkungen zeitig gegen die für Menschen und für Nutz Bio-Pestizide auf Pilzbasis sind sicher und tiere relevanten Vektoren richten. Solche stellen ein minimales Risiko für den Menschen Ansätze zielen darauf ab, die Menge der und andere Wirbeltiere sowie für die Umwelt eingesetzten Insektizide zu reduzieren und dar, wie in verschiedenen Studien gezeigt die potenziellen toxischen Auswirkungen auf werden konnte. Die Vorteile des Einsatzes Mensch, Tier und Umwelt zu verringern. Die entomopathogener Pilze sind gross, es Idee ist, ein Schädlingsbekämpfungsmittel gibt aber auch Einschränkungen. So ist die 6
IVM: Umfassende Krankheitsprävention Das Projekt «Innovative Krankheitsprävention für Mensch und Tier» setzt auf Integriertes Vektormanagement (IVM), also verschiedene, sich ergänzende Massnahmen zur Reduktion von Überträgerinsekten und -zecken (Vektoren) – denn weniger Überträger bedeutet weniger Ansteckungen mit potenziell tödlichen Krankheiten wie Malaria oder Dengue-Fieber. Toilettenhaus und Küche extern: Verbesserung der Hygiene und Krankheitserreger (Vektoren): Reduktion der Mücken im Wohnhaus Stechmücken Stechfliegen Zecken übertragen Malaria übertragen die übertragen und Denguefieber Schlafkrankheit Zoonosekrankheiten Keine Lücke zwischen Dach und Wänden: Sicherstellung Insekten schutz und gute Durchlüftung Pilzbefall: Nach drei bis vier Tagen sterben die infizierten Insekten und Zecken ab. Glatte Wände: Keine Möglich keit für Larven, sich einzunisten Vergitterte Fenster und Tür: Hindert Insekten am Eindringen Versiegelter Boden: Schützt vor Parasiten und Bakterien Bekämpfung von Vektoren mit pilzbasierter Lösung Modellhaus «Healthy Home» Prinzip «One Health»: Beim Kontakt mit besprayten Kühen Zusammen mit einem lokalen Hausbauer wurde ein Modellhaus infizieren sich Krankheitsüberträger mit Pilzen, die für erstellt, mit lokal erhältlichen, erschwinglichen Materialien. sie tödlich, für Mensch und Umwelt aber unbedenklich sind. Das Haus enthält zahlreiche Optimierungen, mit denen Dies vermindert das Ansteckungsrisiko nicht nur für Kühe, die Zahl der Krankheitserreger im Haus deutlich minimiert sondern auch für die in der Nähe lebenden Menschen. werden kann – davon profitieren insbesondere die Risiko gruppen Kleinkinder und ältere Personen. Ausbildung Politik Bei regelmässigen Treffen werden Dorfbewohner:innen Durch das aktive Einbinden von Polikter:innen vom Dorf über Zusammenhänge und Risiken bei Infektionskrankheiten oberhaupt bis zum Distriktleiter wird Akzeptanz, aufgeklärt und ihre Fragen beantwortet. Sie werden so Breite und Nachhaltigkeit der Massnahmen sichergestellt. befähigt, sich selber besser zu schützen. Infografik: Michael Stünzi, infografik.ch Quellen: Biovision 7
Empfehlungen für die Ernährungszukunft – aus der Mitte der Gesellschaft Im Rahmen des Projekts Bürger:innenrat, von Biovision mitinitiiert, haben zufällig ausgewählte Menschen in der Schweiz Lösungen für ein zukunftsfähiges Ernährungssystem entwickelt. Und, so zeigen Stimmen nach Abschluss des Projekts: Sie haben dabei viel gelernt. Von Martin Grossenbacher, Redaktor (Text) und Filippo «Sketchy» Buzzini, Collaboratio Helvetica (Grafik) Am Sonntag, 6. November, nach zwei letzten der Massentierhaltungsinitiative auf Hoch Die Empfehlungen für ein nachhaltiges intensiven Arbeitstagen mit lebhaften Diskus touren. Mit dem Bürger:innenrat wollten Schweizer Ernährungssystem haben die sionen und Beratungen, war es endlich soweit: wir deshalb von der Bevölkerung wissen, was 80 Mitglieder des Rats von Juni bis Novem In einer demokratischen Abstimmung gefolgt es aus ihrer Sicht für ein nachhaltigeres ber gemeinsam erarbeitet. An den von von lang anhaltendem Applaus verabschie Ernährungssystem braucht.» der Organisation «Collaboratio Helvetica» deten die Mitglieder des ersten nationalen organisierten und durchgeführten Anlässen Bürger:innenrats in Zürich ihre Empfehlungen Komplexe Materie – vielfältige erhielten die Teilnehmenden Informationen an die Politik für ein nachhaltiges Ernährungs Herangehensweise von führenden Wissenschaftlern und lernten system. Mit den Empfehlungen des Bürger:innenrats Standpunkte von verschiedenen Akteurinnen liegt die Antwort jetzt auf dem Tisch. Diese im Ernährungssystem kennen wie etwa «Wir haben in der Schweiz ein grundsätz beinhaltet Massnahmen, die auf unterschied dem Schweizer Bauernverband (SBV), der liches Interesse daran herauszufinden, wie lichen Ebenen ansetzen: bei der Aufklärung IG Detailhandel oder der Umweltallianz. In die Transformation unserer Ernährungs der Konsumierenden, bei Veränderungen in Arbeitsgruppen zu den Themen Umwelt, systeme hin zu mehr Nachhaltigkeit gelingen der Preispolitik, beim Detailhandel sowie Gesundheit, Soziales, Wirtschaft und Pro kann», sagt Daniel Langmeier, Leiter des beim Schaffen von Kostenwahrheit bei den duktion vertieften sich die Mitglieder in Projekts «Ernährungszukunft Schweiz» von unterschiedlichen Produktionsmethoden die Materie und tauschten sich acht Mal Biovision. «Die Diskussionen dazu laufen in oder einer verstärkten Förderung nachhaltiger an Online-Sitzungen dazu aus. Die Praxis der Schweiz nicht erst seit der Pestizid- oder Landwirtschaft. lernten sie an Ort und Stelle auf Lernreisen 8
kennen, wo sie Einblick in funktionierende Daniel Langmeier hat es ähnlich erlebt: «Im Kommentar nachhaltige Modelle erhielten: vom parti Laufe der Treffen wurde aus der anfänglich zipativem Bauernsupermarkt La Fève in losen Versammlung aus bunt zusammen Für die Transformation Meyrin (GE) bis zur Solidarischen Berg gewürfelten Einzelpersonen eine Gruppe, die braucht es alle landwirtschaft in Sumvitg (GR), vom Lebens nun zum Schluss als Schweizer Bürger:innen mittelhersteller Tigusto in Cugnasco-Gerra rat für Ernährungspolitik ihre gemeinsamen Seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs ist (TI) bis zum mehr als regionalen Restaurant Ideen und Empfehlungen verabschiedet und es gelungen, mehr Menschen als je zuvor Werkhof in Köniz (BE). an die Politik gerichtet hat.» zu ernähren, obwohl sich die Welt bevölkerung verdreifacht hat. Dies ist eine Während des ganzen Prozesses wurde beson Der Ball liegt bei der Politik grosse Errungenschaft der Ernährungs ders darauf geachtet, dass alle Teilnehmen Entsprechend klar sind die Erwartungen der systeme. Gleichzeitig leiden heute so viele Menschen an Fehlernährung wie nie den zu Wort kommen, sie unterschiedliche Mitglieder des Bürger:innenrats jetzt auch zuvor. Die Ernährungssysteme, und Ansätze und Sichtweisen kennenlernen an die Politik. Sie wollen, dass ihre Stimme mit ihnen die Landwirtschaft, sind auch und sich unabhängig eine Meinung bilden gehört und ihre Arbeit wahrgenommen wird: von der globalen Erwärmung, dem Verlust konnten. «Ich erlebte den Austausch im «Ich finde, unsere Empfehlungen richten sich der biologischen Vielfalt, der Wasser Bürger:innenrat als sehr interessiert, lebhaft nicht ausschliesslich an die nationale Politik, knappheit und der Bodendegradation und inspirierend. Es kamen die unterschied sie sollten auf allen Ebenen Gehör finden, betroffen, deren Mitverursacher und Opfer lichsten Meinungen zu Wort und man hörte auch bei den Kantonen und Gemeinden sowie sie zugleich sind. einander aufmerksam zu. Die Gespräche bei öffentlichen Institutionen», meint dazu wurden sehr tolerant und respektvoll geführt», Jasmin Fischer. Im Juni 2021 hat der Bundesrat die blickt etwa Fabrice Kaspar (45) aus Petit- Schweizer Strategie für nachhaltige Lancy GE auf die Zusammenarbeit mit den Bei einem Treffen mit National- und Stände Entwicklung 2030 verabschiedet. Darin anderen Mitgliedern im Rat zurück. rät:innen während der Wintersession der wird die Transformation der Ernährungs Eidgenössischen Räte wurden die Empfeh systeme als einer der wichtigen Wege «Die Diskussionen an unseren Treffen fand lungen des Bürger:innenrats ein erstes Mal in eine nachhaltigere Zukunft bezeichnet. ich immer sehr lebhaft und offen – aber auch präsentiert und besprochen. Die offizielle Um die Strategie umzusetzen, kündigte sehr menschlich», schildert Jasmin Fischer Übergabe an die Politik und Verwaltung der Bundesrat an, diese Transformation mit (23) aus Wallisellen ZH ihre Eindrücke. «Bei sowie weitere Akteure im Ernährungssystem Dialogen begleiten zu wollen. Im Rahmen den Gesprächen in den Arbeitsgruppen, in aus Produktion, Verarbeitung oder Handel, der Vorbereitung des UN-Ernährungs den Kaffeepausen oder bei den gemeinsamen die den Prozess begleitet haben, findet dann systemgipfels organisierte die Bundes Essen erfuhren wir nicht nur die Sichtweisen am 2. Februar 2023 anlässlich des ersten verwaltung bereits Dialoge auf nationaler der anderen Mitglieder, sondern lernten uns nationalen Ernährungssystemgipfels in Bern und lokaler Ebene. Diese brachten auch auf der persönlichen Ebene näher statt. Dieser wird gleichzeitig Höhepunkt Akteur:innen aus der Schweizer Land- und kennen und sind zusammengewachsen.» und Abschluss des Projekts «Ernährungs Ernährungswirtschaft zusammen. Der zukunft Schweiz» sein. Bürger:innenrat führte jetzt diese Dialoge in anderer Form und Beteiligung weiter. Die Transformation der Ernährungs Der Schweizer Bürger:innen Wie soll eine Ernährungspolitik für die systeme kann nur gelingen, wenn Schweiz aussehen, die bis 2030 allen rat für Ernährungspolitik Menschen gesunde, nachhaltige, tierfreund alle Akteur:innen beteiligt sind. Deshalb begrüssen wir diesen Dialog unter Die 80 Mitglieder des ersten Schweizer liche und fair produzierte Lebensmittel zur Bürger:innen und schätzen die geleistete Bürger:innenrats für Ernährungspolitik Verfügung stellt? Arbeit sehr. wurden nach einem Zufallsverfahren gesucht und anhand von repräsentativen Die Empfehlungen Kriterien ausgewählt. Der Rat ist Teil des Das finale Dokument mit den Empfehlungen Projekts «Ernährungszukunft Schweiz», wurde erst nach Redaktionsschluss dieser das von der Stiftung Biovision, dem Netz Ausgabe fertiggestellt. Sie finden die werk für Nachhaltigkeitslösungen (SDSN Empfehlungen des Schweizer Bürger:in Schweiz) und Landwirtschaft mit Zukunft nenrats für Ernährungspolitik auf dessen getragen und unter anderem vom Bundes Website auf Deutsch, Französisch und amt für Landwirtschaft begleitet und unter Italienisch: stützt wird. Alwin Kopše buergerinnenrat.ch/empfehlungen Fachbereichsleiter Internationales und Ernährungssysteme im Eidg. Bundesamt Die Teilnehmenden erarbeiteten Empfeh für Landwirtschaft (BLW) lungen zu folgender Leitfrage: 9
Biovision-News Organic Now! – mehr Bio für Tansania Von der Sensibilisierung Schweiz über die Entwicklungsprojekte bis zur politischen Arbeit – Aktuelles aus der Welt von Biovision. Um die Konsument:innen für Nachhal tigkeit zu begeistern, braucht es mehr Bioprodukte in den Lebensmittelläden. Gemäss dieser Erkenntnis lancierte unser ABCD: Das Glas ist halb voll für «Asset-based community-driven langjähriger Projektpartner SAT (Sustain Development». Das Prinzip dahinter: Die able Agriculture Tanzania) gemeinsam mit Teilnehmenden finden heraus, wo sie über zwei weiteren tansanischen Organisatio Ressourcen verfügen und wie sie diese aus nen die Initiative «Organic Now!». Die bauen können – ohne auf weitere externe Idee: KMUs im Land zusammenzubringen Unterstützung angewiesen zu sein. Zum und zu schulen, um so das Bio-Angebot in Beispiel Jennifer Atieno, Kleinbäuerin und Tansania zu vergrössern. Die drei Grün Mitglied einer Frauengruppe in Homa Bay der:innen sind sich sicher: Das Angebot an County, Westkenia: Aus der Not, dass auf attraktiven, gut gelabelten Bioprodukten ihrem Land viele Steine liegen, machte zu steigern, ist der überzeugendere Weg, Das Projekt ABCD unseres Projektpartners sie eine Tugend. Sie begann, die Steine als eine aufwendige Kampagne zu führen. CIFOR-ICRAF, einer internationalen Orga einzusammeln und zu verkaufen. Weitere nisation für Forschung und Entwicklung Beispiele finden Sie in einem Video über spezialisiert auf Agroforstwirtschaft, zielt das Projekt (in Englisch): auf die Ressourcen von Kleinbäuerinnen und Kleinbauern. Die Abkürzung steht bit.ly/abcd-ke Tage der Agrarökologie Dass Agrarökologie längst kein Nischen 2022 mit Rekordbeteiligung phänomen mehr ist, zeigte die zweite Durch Impressum führung der «Tage der Agrarökologie» im Biovision Magazin 73, Dezember 2022, 22. Jahrgang Oktober 2022 eindrücklich: Sie fanden mit Das Magazin erscheint 4 Mal jährlich und ist in einer Rekordbeteiligung von fast 90 Organi Spenden ab 5 Franken als Abonnement enthalten. sationen und mehr als 75 Veranstaltungen Auflage (WEMF-beglaubigt) 32 400 statt. Das waren mehr als doppelt so viele (Deutsch und Französisch) Anlässe als im Vorjahr, die neu nicht nur in © Stiftung Biovision, Heinrichstrasse 147, der Deutschschweiz, sondern auch in der 8005 Zürich Romandie und im Tessin stattfanden. Einen Rückblick finden Sie unter: Redaktion Florian Blumer agroecologyworks.ch Produktion Florian Blumer und Sabrina Wüthrich Bilder Titelbild: CORP Akiba Bakari Mvumoni (links) und Majaliwa Bakari Zengwa unterwegs, um Insekten in den Fallen einzusammeln. Symposium 22 nacherleben Freiwillige gesucht! Bilder S. 1–5: Al-Amin Mutunga; S. 2 unten links: Laura Angelstorf / Biovision. Infografik S. 7: Die Teilnehmer:innen unseres diesjäh Möchten Sie in Form von freiwilliger Michael Stünzi / infografik.ch; S. 8: Filippo rigen Jahresanlasses unter dem Titel Mitarbeit zum Erfolg von Biovision bei «Sketchy» Buzzini, Collaboratio Helvetica; S. 9 «Ernährung bewegt!» haben ermutigende tragen und für eine befristete Zeit Teil unten: Mike Muzurakis / IISD/ENB; S. 11; S. 10 oben Initiativen und Lösungen für ein Ernäh unseres Teams werden? Anlässlich unse links: CIFOR-ICRAF, S. 10 mitte links: ZGV, S. 10 rungssystem der Zukunft in Ostafrika res 25-Jahr-Jubiläums vom nächsten Jahr mitte rechts: Florian Blumer / Biovision; S. 11 oben links: iStock; S. 11 oben rechts: Laura Angelstorf / und der Schweiz kennen gelernt, von suchen wir motivierte Menschen, die für Biovision; S. 12: Christophe Carisey. einem Ausbildungszentrum in Malawi bis und mit uns das Biovision-Archiv nach zum Bürger:innenrat in der Schweiz. Sie Perlen durchforsten. Gestaltung Binkert Partnerinnen, Zürich konnten nicht dabei sein? Kein Problem! Druck Koprint AG, Alpnach Auf unserer Website können Sie das Interessiert? Melden Sie sich auf Papier Nautilus Classic (100 % Recycling) Biovision Symposium 2022 in Bildern community@biovsion.ch. Wir freuen uns, Ihnen in einem Gespräch mehr über die Biovision ist offizielle Partnerorganisation der und Filmen nacherleben. Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit Aufgabe zu verraten. DEZA, Eidgenössisches Departement für aus biovision.ch/symposium22 wärtige Angelegenheiten EDA. Die internationalen Projekte von Biovision werden von der DEZA finanziell unterstützt. 10
Anna Schöpfer Programmverantwortliche Nachhaltiger Konsum bei Biovision Mein Lieblingswein: der Naturaplan Nussbaumer, ein Ostschweizer Bio-Wein aus pilzresistenten Reb Zum Fest ein PIWI statt sorten. Dieser Cuvée Barrique ist unter anderem bei Coop erhältlich. ein gespritzter Weisser? Aber auch die Bio-Weine von Roland Lenz in Iselisberg sind preis gekrönt und zu empfehlen. Mein Bei der Wahl des Weins lohnt es sich, die Nachhaltigkeit einzubeziehen. Motto beim Weintrinken: im Denn beim konventionellen Rebbau werden grosse Mengen an Pestiziden Zweifelsfall ein Gläschen weniger, eingesetzt. dafür bewusst geniessen! Von Anna Schöpfer, Biovision Gespritzer Weisser? Kaum jemand wird Zahlen und Fakten dabei an Pestizide denken. Doch im Nur gerade 1 % des Schweizer Klima Weinbau werden hierzulande neben dem Obstbau, pro Fläche gerechnet, deutlich Lebens- Weins wird exportiert. grundlage Verschmutzung am meisten Fungizide, Herbizide und In der Schweiz werden rund Pestizide eingesetzt. 250 Rebsorten angebaut. Die grossen Mengen an chemisch-synthe 60 % der verkauften Weine tischen Pestiziden und Düngemitteln kom in der Schweiz werden importiert, vorwie men durch das Regenwasser in den Boden gend aus Italien, Frankreich und Spanien. und reichern sich dort an. Auch im Wein sind Sozialver- Ressourcen- Schweizer:innen trinken im Schnitt die Pestizide nachweisbar, die Auswirkun träglichkeit und verbrauch gen auf den Menschen sind jedoch noch Tierhaltung 35 Liter Wein im Jahr. nicht ausreichend erforscht. Untersuchun Auf 2 % der Fläche werden Biodiversität gen der Eawag, des Wasserforschungs PIWI-Sorten angebaut. Bio-PIWI-Weisswein instituts der ETH, zeigen aber, dass unter (KOO KUU Edelweiss, Delinat) anderem die sensiblen Wasserorganismen Konventioneller Weisswein (Compleo Weinreben werden in allen unter der Pestizidbelastung leiden. Cuvée Blanc, Chardonnay, Mövenpick) Regionen der Schweiz Je grösser die Fläche, angebaut, am grössten ist die Anbaufläche Besonders nachhaltig sind pilzresistente desto besser schneidet das Produkt ab. im Kanton Wallis. Traubensorten (PIWI), die kaum oder gar nicht gespritzt werden müssen – beim Bio-Anbau ist immer noch das Versprühen Vergleich Bio-PIWI- und konventioneller Weisswein aus der Schweiz einer geringen Menge Kupfer erlaubt (siehe Boxtext). Noch vor ein paar Jahren wegen Bio-Wein wird ohne chemisch-syntheti vorgeschriebene aktive Förderung der Bio ihres oft vom Gewohnten abweichenden sche Pflanzenschutzmittel und Kunstdünger diversität, z. B. durch Blühstreifen zwischen Geschmacks verpönt, gelten diese heute hergestellt. Insbesondere die Düngerpro den Reben. Auch im Bio-Anbau wird aber auch bei Weinkenner:innen als echte duktion ist CO2-intensiv in der Herstellung noch immer Kupfer gegen den falschen Alternative zu Beaujolais, Dôle und Co. wie in der Anwendung, die synthetischen und den echten Mehltau eingesetzt, jedoch Pestizide belasten Böden und Grundwasser. in geringen Mengen, Tendenz abnehmend. Mehr clevere Tipps: Ein weiterer Vorteil von Bio-Wein ist die biovision.ch/konsum 11
«An den Pflanzen liebe ich, wie verschieden sie von uns Menschen sind. Wir brauchen sie – sie brauchen uns nicht», sagt sie. «Wir reissen sie aus, schneiden sie in Stücke, essen sie – sie lassen es mit sich geschehen.» Im Garten des Hauses, in dem ihr Partner lebt, hat sie sich ein kleines Paradies erschaffen. «Ich würde nicht so weit gehen und für Pflanzen das Wort glücklich verwenden», sagt sie. «Aber ich schaue, dass ich ein diverses, gutes Umfeld schaffen kann, in welchem sie gedeihen können.» Und doch sieht sie die Lebewesen in ihnen: «Wenn ich Pflanzen porträtiere, stelle ich sie dar, wie ich Menschen darstelle: in ihrer Individualität, um ihren wahren Charakter zu zeigen.» Die Klimakrise und ihre Folgen für Mensch und Umwelt beschäftigen Françoise Sergy «Wir brauchen die Pflanzen stark. Eines Tages beschloss sie, die keine eigenen Nachkommen hat und auch kein Vermögen, ihr Haus in der Schweiz in Form – sie brauchen uns nicht.» eines Legats einer NGO zu vermachen. Im Internet stiess sie auf Biovision und fand gleich eine zentrale Gemeinsamkeit zu ihrer Arbeit: «Auch ich nähere mich Pflanzen in Françoise Sergy ist Künstlerin und Gärtnerin, Pflanzen sind ihre Passion. meiner Arbeit auf eine ganzheitliche Art.» Alles, was sie besitzt, ist ein Haus im jurassischen Sainte-Croix. Sie hat beschlossen, dass sie es Biovision vermachen wird. Sie schätze, so Sergy, dass Biovision sowohl Projekte in Subsahara-Afrika unterhält wie Von Florian Blumer, Biovision (Text) und Christophe Carisey (Bild) auch hier ansetzt, bei unserem Konsum. «Ich bin voll und ganz überzeugt vom Ansatz der «In meinem Berufsleben habe ich mich zwei Die zweite Liebe traf sie dann mit 40. «Als Agrarökologie, wie ihn Biovision propagiert. mal so richtig verliebt», sagt Françoise Sergy. Tänzerin bekommst du mit dem Älterwerden Denn es ist offensichtlich: Wir müssen unser Dafür, dass sie kurz vor der Pensionierung immer mehr Verletzungen», sagt sie. «In Ernährungsverhalten ändern.» steht, versprüht sie noch viel jugendliche diesem Alter musst du dir etwas überlegen.» Energie – dazu eine grosse Portion britischen Fotografie und Kunst hatte sie bereits für Über ihre Kunst wird Françoise Sergy weiter Charme. sich entdeckt als eine alternative Ausdrucks schon zu Lebzeiten ihren Teil beitragen, form zum Tanz. Doch damit konnte sie ihre die Transformation der Ernährungssysteme Geboren wurde die Künstlerin und Gärtnerin Rechnungen nicht bezahlen. voranzutreiben. Daneben wird sie auch nach in der Schweiz, in Sainte-Croix im Waadtländer ihrer Pensionierung einen Tag die Woche Jura. Dort besitzt sie ein Häuschen, das sie Sie hatte bemerkt, dass viele in ihrem Um als Gärtnerin arbeiten, denn die Pension einst dank einer Erbschaft kaufen konnte. feld einen Garten besassen, aber keine Zeit reicht nicht zum Leben. Doch, so sagt sie Bereits mit 18 ist sie von zu Hause wegge hatten, ihn zu unterhalten. Also bot sie sich gut gelaunt: «Es fühlt sich ja nicht wie eine zogen, nach London, zu ihrer ersten grossen als Gärtnerin an. Sie realisierte jedoch: «Ich Pflicht an – eher wie Liebe.» Liebe: dem Tanz. Sie absolvierte die London weiss nichts über Pflanzen.» Also begann sie School of Contemporary Dance. In der eng eine Ausbildung in Gartenbau. Und je mehr Mehr über Françoise Sergys Kunst: lischen Hauptstadt lebt sie noch heute. sie lernte, desto mehr verliebte sie sich. francoisesergy.uk Stiftung für ökologische Entwicklung www.biovision.ch, www.facebook.com/biovision Fondation pour un développement écologique Spenden an: PC 87-193093-4 Foundation for ecological development
Sie können auch lesen