BLS BASIC-LIFE-SUPPORT - BEGLEITSKRIPTUM ZU DEN PRAKTISCHEN ÜBUNGEN IN BLS nach den Leitlinien des ERC (European Resuscitation Council)

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BLS BASIC-LIFE-SUPPORT - BEGLEITSKRIPTUM ZU DEN PRAKTISCHEN ÜBUNGEN IN BLS nach den Leitlinien des ERC (European Resuscitation Council)
BLS BASIC-LIFE-SUPPORT
BEGLEITSKRIPTUM ZU DEN
PRAKTISCHEN ÜBUNGEN IN BLS
nach den Leitlinien des ERC (European Resuscitation Council)

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BLS BASIC-LIFE-SUPPORT - BEGLEITSKRIPTUM ZU DEN PRAKTISCHEN ÜBUNGEN IN BLS nach den Leitlinien des ERC (European Resuscitation Council)
SCHON DIE ÄGYPTER kannten vor 5000 Jahren die Atespende als wichtige Methode,
um Menschen wiederzubeleben.
Trotz intensiver Forschung gibt es aber bis heute nur wenige überzeugende Maßnahmen,
die gesichert die Überlebenschancen eines Patienten mit Kreislaufstillstand verbessern, wie
etwa die Kombination von Herzdruckmassage mit der Atemspende, die Gabe von Sauerstoff
und die Defibrillation.
Fachgesellschaften veröffentlichen regelmäßig aktuelle Empfehlungen bezüglich des erforder-
lichen Vorgehens bei einer Reanimation, die sich auf wissenschaftliche Erkenntnisse, aber auch
auf empirische Daten stützen. 1992 wurden erstmals internationale Leitlinien erstellt, die von
allen Fachgesellschaften übernommen wurden.
Für Europa werden die Anwenderleitlinien des European Resuscitation Council (ERC)
als verbindlich angesehen. Die ERC-Leitlinien 2021 stellen die auf Europa übertragene
praktische Umsetzung der Ergebnisse der durch die ILCOR (International Liaison
Commitee on Resuscitation) veranstalteten Konsensuskonferenz dar. Diese Leitlinien
basieren auf einer wissenschaftlichen Übereinkunft (Consensus of Science). Sie werden
alle fünf Jahre neu veröffentlicht, zwischenzeitlich können „Advisory Statements“ über neue
Therapien informieren, die unter Umständen das Outcome signifikant beeinflussen können.

In Österreich versucht nur in der Minderzahl aller Notfälle ein Zeuge, Basisreanimation zu
leisten. Der Kreislaufstillstand ist ein Notfall, dessen zeitliche Dynamik den leistungsfähigsten
Rettungsdienst überfordert. Das Gehirn stirbt – ohne Herzdruckmassage – nach ca. 5 Minuten,
Hilfe naht günstigstenfalls nach ca. 10 Minuten. Diese zeitliche Lücke muss durch Laienreani-
mation geschlossen werden. Daher wird neben dem Hinweis auf die Erfordernis von Erste-
Hilfe-Leistung durch Laien sowie der Wissensvermittlung, wie man richtig wiederbelebt, auch
die Telefonreanimation (telefonische Anweisung zur Basisreanimation durch den Dispatcher)
besonders betont.

Das ERC empfiehlt zudem Strukturen bezüglich des Trainings in der Wiederbelebung:
dieses Skriptum stellt eine verkürzte Zusammenfassung der ERC-BLS-Kursinhalte dar und kann
nicht die vollständige offizielle Übersetzung der ERC-Leitlinien, die im Springer-Medizin-Verlag
erschienen sind (Notfall+Rettungsmedizin), ersetzen.

Das Skriptum ist ein unentgeltlich zu verteilender Lernbehelf für
Wiederbelebungskurse.

 Literatur:
„Kardiopulmonale Reanimation; aktuelle Leitlinien des European Resuscitation Council“,
Notfall+Rettungsmedizin, Springer Medizin Verlag.
Für den Inhalt verantwortlich:
Rainer Schmid, Abt. für Anästhesie und Intensivmedizin, Toxikologische Intensivstation,
Klinik Ottakring, Gesundheitsverbund, 1160 Wien, Montleartstraße 37,
rainer.schmid@gesundheitsverbund.at
Alle Grafiken mit freundlicher Genehmigung des Springer-Medizin-Verlages, Heidelberg
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E R W A C H S E N E

BASIC-LIFE-SUPPORT
ABLAUF BEI ERWACHSENEN
Basic-Life-Support (BLS) umfasst einfache
Wiederbelebungsmaßnahmen, die jeder Erst-                   Im klinischen Bereich sind Kreislaufstill-
helfer (ungeachtet, ob medizinischer Laie oder              stände häufiger durch andere Rhythmus-
Fachpersonal) können soll. In der Zusammen-                 störungen als Kammerflimmern bedingt;
arbeit von Ärzten in Klinik und Praxis, Rettungs-           trotzdem ist die Frühdefibrillation mit Hilfe
dienst- und Krankenpflegepersonal ist es aus                von AED’s auch im innerklinischen Bereich
Gründen der optimalen Zusammenarbeit zwin-                  fester Bestandteil des Herzalarm-Manage-
gend notwendig, einheitliche Handlungs-                     mentes.
abläufe vorzugeben.                                         Die Besonderheit der inhomogenen Erst-
                                                            helfergruppe im Krankenhaus („ob Portier
Der Kreislaufstillstand eines Patienten                     oder Primar: jeder kann Leben retten!“),
ist definitionsgemäß gleichbedeutend                        erfordert daher neben den allgemeinen
mit dem Begriff „klinischer Tod“. Diese                     Leitlinien für Basic Life Support auch be-
Menschen erfolgreich wiederzubeleben                        sondere Hinweise auf spezielle Situatio-
ist auch bei raschestem und korrektem                       nen im Krankenhaus. Diese Hinweise sind
Vorgehen nicht immer möglich.                               im folgenden Text entsprechend markiert.

Beim außerklinischen Kreislaufstillstand resul-
tiert der plötzliche Herztod meist aus einem              Die lebensrettenden Basismaßnahmen (Basic-
Herzproblem mit Kammerflimmern. In dieser                 Life-Support, BLS) beziehen sich auf die
Situation ist neben der Thoraxkompression                 Aufrechterhaltung freier Atemwege sowie die
auch die ehest mögliche Defibrillation entschei-          Unterstützung von Atmung und Kreislauf unter
dend für eine erfolgreiche Wiederbelebung.                Verwendung eines (allenfalls vorhandenen)
Daher ist die Defibrillation mit automatisierten          automatisierten Defibrillators.
externen Defibrillatoren (AED) auch durch nicht
medizinisches Personal als Basic-Life-Support
Maßnahme etabliert worden.

Dieser Text wurde der Einfachheit halber in männlicher Anrede formuliert.
Aus der Sicht des Verfassers sollen sich jedoch Frauen wie Männer gleichberechtigt angesprochen fühlen.

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1.   Vergewissern Sie sich, dass der              3b. Wenn er nicht reagiert (also be-
     Patient und Anwesende nicht ge-                 wusstlos ist):
     fährdet sind.                                ➜ Rufen Sie um Hilfe (falls der Hilferuf gehört
                                                     wird, bitten Sie den 2. Helfer, sofort die
2.   Prüfen Sie, ob der Patient reagiert.            Rettung (das Notrufteam im Krankenhaus)
     Schütteln Sie ihn an den Schultern, fragen      zu verständigen.
     Sie laut: „Ist alles in Ordnung?“

3a. Wenn er reagiert (also nicht be-              ➜ Drehen Sie den Patienten auf den Rücken
    wusstlos ist):                                    und machen Sie dann den Atemweg durch
➜ Lassen Sie ihn in der Lage, in der Sie ihn          Überstrecken des Halses und Anheben
    aufgefunden haben, vorausgesetzt, dass            des Kinns frei.
    keine weitere Gefahr droht.
➜ Versuchen Sie herauszufinden, was mit                 Besonders im Krankenhaus soll durch
    ihm los ist, und holen Sie Hilfe, falls             Fachpersonal die Mundhöhle auf
    erforderlich.                                       Fremdkörper (verrutschtes Gebiss,
➜ Überprüfen Sie ihn erneut regelmäßig.                 Essensreste) untersucht werden.
                                                        Das blinde Auswischen des Mundes
                                                        mit dem Finger soll vermieden wer-
                                                        den; entfernen Sie feste Fremdkörper
                                                        manuell nur dann, wenn sie sichtbar
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P R Ü F U N G

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                                                 korbes und des Bauches.
                                               ➜ Hören Sie am Mund des Patienten nach
                                                 Atemgeräuschen.
                                               ➜ Fühlen Sie einen Atemstrom an Ihrer
                                                 Wange.
                                                 Während der ersten Minuten eines Kreis-
                                                 laufstillstandes ist es möglich, dass ein
                                                 Patient kaum atmet oder nur vereinzel-
                                                 te, geräuschvolle Atemzüge macht. Ver-
                                                 wechseln Sie diese nicht mit nor-
                                                 maler Atmung. Sehen, hören und fühlen
                                                 Sie nicht länger als 10 sec, um festzustel-
                                                 len, ob der Patient normal atmet.

                                                     Zeichen insuffizienter Atmung: bläu-
                                                     liche Hautfarbe (Zyanose), schneller
➜ Legen Sie nun Ihre Hand auf seine Stirn            oder zu langsamer Herzschlag (Tachy-
  und ziehen Sie seinen Kopf leicht nach             kardie, Bradykardie), weite Pupillen
  hinten.                                            (Mydriasis), Schwitzen, Unruhe. Ge-
➜ Heben Sie mit Ihren Fingerspitzen das Kinn         gebenenfalls assistierte Beatmung
  des Patienten an, um den Atemweg frei zu           durchführen!
  machen.                                            Denken Sie an zu langsame Atmung
                                                     (Bradypnoe) z.B.: bei Opiatüberdosie-
4. Während Sie den Atemweg offen                     rung.
   halten, sehen, hören und fühlen Sie               Wenn vorhanden, sollen durch me-
   nach normaler Atmung:                             dizinisches Fachpersonal Hilfsmittel
                                                     verwendet werden: Absaugpumpe,
                                                     Guedeltubus, sowie, wenn in der
                                                     Handhabung geübt, der Larynxtubus.
                                                     Die endotracheale Intubation soll nur
                                                     von erfahrenen und in der Technik ge-
                                                     übten Ärzten durchgeführt werden.
                                                     Auch für Ärzte mit weniger Erfahrung
                                                     in der Technik der endotrachealen
                                                     Intubation bietet sich der Larynxtubus
                                                     als alternative Atemwegssicherung an.

                                                     Bei Verdacht auf Halswirbelsäulen-
                                                     Trauma: v. a. Kopfbeugung vermeiden!

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      Kopf manuell stabilisieren (2. Helfer),
      Unterkiefer vorziehen („Esmarch Hand-
      griff“). Falls erforderlich, Kopf auch
      vorsichtig überstrecken (unter Zug)!

5a. Falls der Patient normal atmet, wird
    er, da er ja bewusstlos ist, in die
➜ stabile Seitenlage gebracht (siehe Kapitel
    „Stabile Seitenlage“)
➜ Spätestens jetzt muss der Notruf abgesetzt
    werden: 144 oder 112 (europäische
    Notrufnummer)

      Hauseigene Notrufnummer:                  ➜ Legen Sie den Ballen Ihrer anderen Hand
                                                   auf die erste Hand.
      ..........................

➜ Der Patient wird durch den Ersthelfer
    weiter versorgt (beengende Kleidungs-
    stücke öffnen, zudecken) und beobachtet
    (Atmungskontrolle).

5b. Falls der Patient nicht (normal)
    atmet:
➜ Spätestens jetzt muss der Notruf abge-
    setzt werden.

      Ausgebildete und erfahrene Mitarbei-
      ter im Krankenhaus können versuchen,
      den Herzschlagaderpuls an der Art.
      carotis zu tasten und gleichzeitig nach
      Lebenszeichen (Bewegungen, Hus-
      ten) zu suchen, allerdings ebenfalls
      nicht länger als 10 sec!

➜ Beginnen Sie mit der Herzdruckmassage:
➜ Knien Sie seitlich am Patienten.
➜ Legen Sie den Ballen einer Hand auf die
    Mitte der Brust des Patienten.

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H E R Z D R U C K M A S S A G E          /   B E A T M U N G

➜ Verschränken Sie die Finger Ihrer Hände      ➜ Entlasten Sie nach jeder Kompression den
   und vergewissern Sie sich, dass der Druck     ganzen Druck auf den Brustkorb, ohne je-
   nicht auf die Rippen, sondern das Brust-      doch den Kontakt zwischen Ihren Händen
   bein des Patienten ausgeübt wird. Üben        und dem Brustbein zu verlieren. Lehnen
   Sie auch keinen Druck auf den Oberbauch       Sie sich nicht auf die Brust des Patienten.
   oder das untere Ende des Brustbeines        ➜ Wiederholen Sie dies 100-120 x/min
   aus.                                          (zb „Radetzkymarsch“).
                                               ➜ Druck und Entlastungsphase sollen gleich
                                                 lang sein.

                                               6a. Kombinieren Sie die Herzdruckmas-
                                                   sage mit künstlicher Beatmung:
                                               ➜ Machen Sie nach 30 Kompressionen
                                                   wieder den Atemweg durch Überstrecken
                                                   des Halses und Anheben des Kinns frei.
                                               ➜ Verschließen Sie mit Daumen und Zeige-
                                                   finger Ihrer auf der Stirn liegenden Hand
                                                   die Nase.
                                               ➜ Erlauben Sie, dass sich der Mund öffnet,
                                                   aber heben Sie weiterhin das Kinn an.
                                               ➜ Atmen Sie normal ein und legen Sie Ihre
                                                   Lippen um den Mund des Patienten, wobei
                                                   Sie auf eine gute Abdichtung achten.
➜ Bringen Sie sich senkrecht über den          ➜ Blasen Sie gleichmäßig in den Mund,
   Brustkorb des Patienten und drücken Sie         achten Sie währenddessen darauf, dass
   mit gestreckten Armen das Brustbein um          sich der Brustkorb wie bei der normalen
   ca. 5-6 cm nach unten.                          Atmung hebt: dies ist eine effektive künst-
                                                   liche Beatmung.

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➜ Während Sie den Hals überstreckt und
    das Kinn angehoben halten, nehmen Sie            Mund-zu-Mund und Beutel-Maske-
    Ihren Mund von dem des Patienten und             Beatmung mit oder ohne zusätzlichen
    beobachten, wie sich der Brustkorb beim          Sauerstoff.
    Entweichen der Luft wieder senkt.
                                                     Die Durchführung der Beutel-Maske-
                                                     Beatumung erfordert vom Anwender
                                                     beträchtliche Übung und Geschick-
                                                     lichkeit. Sie kann von geschulten und
                                                     erfahrenen Ersthelfern angewendet
                                                     werden, die eine Wiederbelebung zu
                                                     zweit durchführen.

                                               ➜ Legen Sie dann ohne Verzögerung Ihre
                                                 Hände auf die korrekte Stelle auf dem
                                                 Brustbein und führen Sie weitere 30 Thorax-
                                                 kompressionen durch;
                                               ➜ Fahren Sie mit Thoraxkompressionen und
                                                 Beatmungen im Verhältnis 30:2 fort;
➜ Atmen Sie erneut normal ein und blasen       ➜ Unterbrechen Sie nur, um den Patienten
    Sie noch einmal in den Mund des Patien-      erneut zu untersuchen, falls er wieder normal
    ten, um insgesamt 2 effektive Beatmungen     zu atmen beginnt; unterbrechen Sie sonst
    zu erzielen.                                 die Reanimation nicht!

      Beatmung:                                Falls sich bei der ersten Beatmung der Brust-
      Jede Beatmung soll in etwa 1 sec         korb nicht wie bei einer normalen Atmung hebt,
      durchgeführt werden. Dabei ist auf       gehen Sie vor dem nächsten Versuch wie folgt
      ausreichendes Volumen zu achten          vor:
      (so, dass der Brustkorb des Pati-        ➜ Überprüfen Sie den Mund des Patienten
      enten sich hebt – das entspricht ca.          und entfernen Sie mögliche Behinde-
      500 ml Atemzugvolumen). Es sollen             rungen.
      zu schnelle oder kräftige Beatmungen     ➜ Vergewissern Sie sich, dass der Hals aus-
      vermieden werden.                             reichend überstreckt und das Kinn ange-
                                                    hoben ist.
      Eine Hyperventilation ist schädlich,
      weil sie den Druck im Brustraum
      erhöht und dadurch der venöse Rück-
      strom zum Herzen sowie dessen
      Auswurfleistung reduziert wird.

      Diese Empfehlungen betreffen alle
      Formen der Beatmung im Rahmen der
      Wiederbelebung, einschließlich der

8
BLS BASIC-LIFE-SUPPORT - BEGLEITSKRIPTUM ZU DEN PRAKTISCHEN ÜBUNGEN IN BLS nach den Leitlinien des ERC (European Resuscitation Council)
R I S I K E N

6b. Eine Reanimation mit ausschließ-
   licher Herzdruckmassage soll nur
                                                    RISIKEN
   dann durchgeführt werden, wenn Laien             FÜR DEN PATIENTEN
   ohne Ausbildung zur Wiederbelebung
   angeleitet werden (Telefonreanimation),          Maßnahmen zur Wiederbelebung an Patienten,
   oder wenn Ersthelfer nicht willens sind,         die letztendlich gar keinen Kreislaufstillstand
   Beatmungen durchzuführen. Für profes-            haben, führen äußerst selten zu ernsthaften
   sionelle Helfer, aber auch ausgebildete          Schädigungen. Ersthelfer sollen daher nicht
   Laienhelfer gilt weiterhin die Kombination       aus Sorge um eventuelle Schäden zögern,
   von Herzdruckmassagen mit Beatmungen             Wiederbelebungsmaßnahmen einzuleiten.
   als die Methode der Wahl.

7.Fahren Sie mit der Reanimation
  fort, bis
➜ qualifizierte Hilfe eintrifft und den Patienten
  übernimmt;
➜ der Patient normal zu atmen beginnt;
➜ Sie wegen Erschöpfung aufhören müssen.

8.   Wiederbelebung          in    beengten
     Räumen:
     in diesem Fall kann bei einem einzel-
     nen Helfer die Über-Kopf-Wiederbelebung,
     bei zwei Helfern die Wiederbelebung in
     Grätschstellung erwogen werden.

                                                                                                 9
BLS BASIC-LIFE-SUPPORT - BEGLEITSKRIPTUM ZU DEN PRAKTISCHEN ÜBUNGEN IN BLS nach den Leitlinien des ERC (European Resuscitation Council)
S E I T E N L A G E

STABILE SEITENLAGE (nach ERC)
In stabiler Seitenlage kann der Patient Atem-    ➜ Greifen Sie mit Ihrer anderen Hand das
exkursionen ungehindert durchführen (kein zu-        entfernt liegende Bein knapp über dem
rück fallen der Zunge möglich); der Mund des         Knie und ziehen Sie es hoch, wobei der
Patienten stellt den tiefsten Punkt des Kopfes       Fuß auf dem Boden bleibt.
dar, daher kann evtl. Erbrochenes ausfließen.

Vorgehen:
➜ Nehmen Sie dem Patienten, falls vorhanden
   die Brille ab.
➜ Knien Sie sich neben den Patienten und
   vergewissern Sie sich, dass beide Beine
   ausgestreckt sind.
➜ Legen Sie den Arm, der Ihnen am nächsten
   ist, rechtwinkelig zum Körper, den Ellen-
   bogenangewinkelt und mit der Handfläche
   nach oben.
                                                 ➜ Während Sie die Hand des Patienten wei-
                                                   terhin gegen die Wange gedrückt halten,
                                                   ziehen Sie am entfernt liegenden Bein, um
                                                   die Person zu Ihnen heran auf die Seite zu
                                                   rollen.
                                                 ➜ Richten Sie das oben liegende Bein so
                                                   aus, dass Hüfte und Knie jeweils recht-
                                                   winkelig abgewinkelt sind.
                                                 ➜ Wenden Sie den Kopf nach hinten, um
                                                   sicherzustellen, dass der Atemweg frei
➜ Legen Sie den entfernt liegenden Arm             bleibt.
     über den Brustkorb und halten Sie den       ➜ Richten Sie die Hand unter der Wange
     Handrücken gegen die Ihnen zugewandte         wenn nötig so aus, dass der Hals über-
     Wange des Patienten.                          streckt bleibt.

                                                 ➜ Überprüfen Sie regelmäßig die Atmung.

10
E R S T I C K E N

ATEMWEGSVERLEGUNG
DURCH FREMDKÖRPER (ERSTICKEN)

Die Verlegung der Atemwege durch einen           ➜ Greifen Sie diese Hand mit Ihrer anderen
Fremdkörper ist eine seltene, aber potenziell      Hand und ziehen Sie kräftig nach innen
behandelbare Todesursache. Zur Unterschei-         und oben („Heimlich-Manöver“).
dung, ob eine leichte oder schwere Atemwegs-     ➜ Wiederholen Sie dies bis zu 5 mal.
verlegung vorliegt, wird der Patient explizit    ➜ Falls die Verlegung noch immer nicht be-
gefragt: „Bekommen Sie schlecht Luft?“             seitigt ist, fahren Sie abwechselnd mit
Kann der Patient sprechen und antworten,           5 Rückenschlägen und 5 abdominellen
hustet er stark, liegt eine leichte Atemwegs-      Kompressionen (nicht bei Kindern < 1a) fort.
verlegung vor. In diesem Fall ermuntern Sie
ihn, mit Husten fortzufahren, tun aber sonst     2.Patient ist bewusstlos oder wird
nichts!                                            trotz Bemühungen, den Fremd-
Kann der Patient nicht sprechen, oder nur          körper zu entfernen, bewusstlos:
durch Nicken antworten und hat er keinen         ➜ Notruf!
starken Hustenstoß, liegt eine schwere           ➜ Beginnen Sie mit Herzdruckmassage.
Atemwegsverlegung vor.                             Durch den Druck der Thoraxkompressionen
Gehen Sie dann wie folgt vor:                      wird der Fremdkörper möglicherweise aus-
                                                   den Atemwegen herausgedrückt.
1.Patient bei Bewusstsein:
➜ Wenn der Patient noch bei Bewusstsein                 Spitalspersonal und professionelle
  ist, soll der Ersthelfer die Hustversuche             Helfer, die im Tasten des Karotispulses
  des Patienten (synchron) durch 5 Schläge              ausgebildet und erfahren sind, sollten
  auf den Rücken unterstützen. Die Schläge              selbst dann mit Thoraxkompressionen
  erfolgen mit der flachen Hand zwischen                beginnen, wenn beim bewusstlosen
  die Schulterblätter. Prüfen Sie nach jedem            Erstickungsopfer evtl. noch ein Puls
  Schlag, ob die Atemwegsverlegung be-                  vorhanden ist!
  seitigt ist, um nicht unnötig alle 5 Schläge
  zu geben.                                      ➜ Vor der Beatmung soll nachgesehen
➜ Dabei soll sich der Patient nach Möglich-           werden, ob sich der Fremdkörper bereits
  keit nach vorne beugen (Abstützen an                im Mund befindet und dieser entfernt
  einer Tischkante, über eine Sessellehne             werden kann.
  beugen).
➜ Falls die Verlegung noch immer nicht be-
  seitigt ist, stellen Sie sich hinter den Pa-
  tienten und legen beide Arme um seinen
  Oberbauch; lehnen Sie den Patienten
  nach vorne, ballen Sie mit einer Hand eine
  Faust und legen Sie sie zwischen Nabel
  und Brustbein-Ende.

                                                                                                  11
K I N D E R     /   E R T R I N K U N G S O P F E R         /   D E F I B R I L L A T O R

REANIMATION VON KINDERN
Für Neugeborene, Säuglinge und Kinder gibt          Für Ersthelfer, welche diese speziellen
es eigene spezielle Empfehlungen zur Wieder-        Vorgangsweisen bei Kindern nicht beherr-
belebung (siehe PLS-Skriptum).                      schen, gilt: den BLS-Ablauf für Erwach-
                                                    sene anwenden.

VERWENDUNG EINES AUTOMATISIERTEN
EXTERNEN DEFIBRILLATORS (AED)

                                                  Automatisierte externe Defibrillatoren sind si-
                                                  cher und wirksam und können auch von Laien
                                                  eingesetzt werden. Hierdurch kann eine Defib-
                                                  rillation bereits viele Minuten vor Eintreffen pro-
                                                  fessioneller Hilfe ermöglicht werden. Ersthelfer
                                                  sollen, bis ein AED herbei geholt ist, Wieder-
                                                  belebungsmaßnahmen durchführen und die
                                                  Herzdruckmassagen während der Anwendung
                                                  des AED nur minimal unterbrechen. Ersthelfer
                                                  sollen die Sprachanweisungen des AED genau
                                                  und unverzüglich befolgen und insbesondere
                                                  jeweils rasch mit den Wiederbelebungsmaß-
                                                  nahmen beginnen, wenn sie dazu aufgefordert
                                                  werden. Automatisierte externe Defibrillatoren
                                                  vom Standardtyp sind auch für den Einsatz bei
                                                  Kindern ab 8 Jahren geeignet. Falls Sie Kinder
Wenn ein Kollaps eintritt und ein AED schnell     zwischen 1 und 8 Jahren zu behandeln haben
gefunden werden muss, sind einfache und ein-      und keine entsprechenden pädiatrischen
deutige Hinweisschilder mit Angaben zur Posi-     selbstklebenden Pads zur Verfügung stehen,
tionierung des AED und zum schnellsten Weg        benutzen Sie den AED, wie er ist. Bei Kindern
dorthin wichtig. Daher wurde ein weltweit aner-   unter 1 Jahr wird die Anwendung vom AED
kanntes AED-Zeichen entworfen (siehe Abbil-       nicht empfohlen.
dung), um die Position eines AED anzuzeigen.

12
D E F I B R I L L A T O R

Ablauf beim Gebrauch eines AED:                      ACHTUNG: Sauerstoffquellen (O2 Bril-
➜ Vergewissern Sie sich, dass niemand durch          len, Beatmungsbeutel, etc.) sollen
   die Anwendung des AED gefährdet ist.              bei Defibrillation mindestens 1 Meter
➜ So bald Sie festgestellt haben, dass der           von der Brust des Patienten entfernt
   Patient nicht ansprechbar ist und nicht           werden!
   normal atmet, schicken Sie jemanden, den
   AED zu holen und den Rettungsdienst               Bei Patienten mit ausgeprägter Brustbehaarung
   (das Notfallteam) zu alarmieren.                  kommt es unter der Elektrode zu Luftein-
➜ Beginnen Sie entsprechend den BLS-                 schlüssen und folglich zu schlechtem elektri-
   Leitlinien mit den Wiederbelebungsmaß-            schem Kontakt zwischen Elektrode und Haut.
   nahmen.                                           Daher sollten Brusthaare abrasiert werden
➜ Schalten Sie den AED ein, sobald er ver-           (Einmalrasierer sind dem AED beizupacken),
   fügbar ist.                                       diese Maßnahme soll aber zu keiner maßgebli-
➜ Folgen Sie den Anweisungen des AED, bis            chen Verzögerung der Defibrillation führen.
   qualifizierte Hilfe eintrifft und den Patienten
   übernimmt oder der Patient wieder normal          POSITION DER
   zu atmen beginnt.                                 DEFIBRILLATORELEKTRODEN:
                                                     Die optimale Elektrodenposition bedeutet,
Die Defibrillation nimmt eine Schlüssel-             dass der größtmögliche Stromfluss durch den
position in der Rettungskette ein. Sie               Herzmuskel erzielt werden soll. Daher soll der
ist eine der wenigen Maßnahmen                       flimmernde Teil des Herzens (bei Kammer-
bei einem durch Kammerflimmern                       flimmern die Herzkammern) direkt zwischen
oder Kammertachykardie verursachten                  den Elektroden zu liegen kommen. Es empfiehlt
Kreislaufstillstand, für die eine Verbes-            sich daher, die Elektroden – wie von den meis-
serung des Outcomes für den Patienten                ten Herstellern auch optisch gekennzeichnet –
bewiesen ist.                                        der Abbildung entsprechend anzulegen. Falls
                                                     der Patient implantierte Geräte erkenntlich trägt
  Da Rettungssysteme, aber auch Notfall-             (ICD, Schrittmacher), sollen die Elektroden
  teams in Krankenhäusern in der Regel               im Abstand von min. 8 cm vom
  nicht in der Lage sind, innerhalb weniger          implantierten Gerät         aufgesetzt,     oder
  Minuten nach Alarmierung eine Defibril-            überhaupt eine andere Elektrodenposition
  lation durchzuführen, soll die umgehen-            gewählt          werden.           Transdermale
  de Schockabgabe durch den Ersthelfer               Medikamentenpflaster sollen vor der Defi-
  erfolgen.                                          brillation entfernt werden.
  Mittlerweile liegen Studien vor, welche
  auch im Krankenhaus höhere Überlebens-
  raten bis zur Krankenhausentlassung bei
  Defibrillation im Rahmen eines AED-Pro-
  gramms im Vergleich zur manuellen Defi-
  brillation ergeben. Ziel muss es sein, eine
  mögliche Schockabgabe innerhalb von
  3 min nach Kollaps an jedem Ort des
  Krankenhauses zu erreichen.

                                                                                                   13
R I S I K E N    F Ü R    D E N    H E L F E R

RISIKEN FÜR DEN HELFER
Eine Verletzung der Helfer durch Defibrillatio-   eine schwerwiegende Infektion haben (z.B.
nen ist extrem selten. Dennoch sollen Helfer      HIV, TBC, Hepatitis oder SARS), sollen vom
während der Schockabgabe die Herzdruck-           Ersthelfer geeignete Sicherheitsvorkehrungen
massage nicht fortsetzen. Bei einer Defibrilla-   getroffen werden.
tion in nasser Umgebung soll direkter Kontakt
zwischen dem Helfer und dem Patienten ver-
mieden werden.Verwenden Sie immer Ein-
malhandschuhe und wenn möglich Schutzvor-           Die absolut      schwerwiegendste
kehrungen beim Beatmen wie etwa spezielle           „Komplikation“ einer Reanimation
Bakterienfilter oder Beatmungsfolien.               besteht, wenn der Ersthelfer sich
                                                    nicht zutraut, mit den Wiederbe-
Übertragung von Krankheiten                         lebungsmaßnahmen zu        beginnen
Das Risiko einer Krankheitsübertragung wäh-         und stattdessen sich dafür ent-
rend des Trainings oder der tatsächlich durch-      scheidet, auf das Eintreffen kompe-
geführten Wiederbelebung ist extrem niedrig.        tenterer Hilfe zu warten.
Bei Patienten, von denen bekannt ist, dass sie

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