Open-door-Laminoplastie bei zervikaler Myelopathie mithilfe eines Titan-Miniplättchensystems (Arch-Laminoplastie): Erste klinische Erfahrungen

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Open-door-Laminoplastie bei zervikaler Myelopathie mithilfe eines Titan-Miniplättchensystems (Arch-Laminoplastie): Erste klinische Erfahrungen
Journal für

 Neurologie, Neurochirurgie
 und Psychiatrie
             www.kup.at/
 JNeurolNeurochirPsychiatr   Zeitschrift für Erkrankungen des Nervensystems

Open-door-Laminoplastie bei
                                                                               Homepage:
zervikaler Myelopathie mithilfe
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eines Titan-Miniplättchensystems                                JNeurolNeurochirPsychiatr

(Arch-Laminoplastie): Erste                                          Online-Datenbank
                                                                       mit Autoren-
klinische Erfahrungen
                                                                    und Stichwortsuche
Burtscher J
Journal für Neurologie
Neurochirurgie und Psychiatrie
2009; 10 (2), 63-66

                                                                                           Indexed in
                                                              EMBASE/Excerpta Medica/BIOBASE/SCOPUS

 Krause & Pachernegg GmbH • Verlag für Medizin und Wirtschaft • A-3003 Gablitz
 P.b.b. 02Z031117M,              Verlagsor t : 3003 Gablitz, Mozar tgasse 10               Preis : EUR 10,–
Open-door-Laminoplastie bei zervikaler Myelopathie mithilfe eines Titan-Miniplättchensystems (Arch-Laminoplastie): Erste klinische Erfahrungen
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Open-door-Laminoplastie bei zervikaler Myelopathie mithilfe eines Titan-Miniplättchensystems (Arch-Laminoplastie): Erste klinische Erfahrungen
Open-door-Laminoplastie bei zervikaler Myelopathie mithilfe eines Titan-Miniplättchensystems (Arch-Laminoplastie): Erste klinische Erfahrungen
Arch-Laminoplastie

Open-door-Laminoplastie bei zervikaler Myelopathie
 mithilfe eines Titan-Miniplättchensystems (Arch-
   Laminoplastie): Erste klinische Erfahrungen
                                                                              J. Burtscher

 Kurzfassung: Der Autor berichtet von ersten              allen Patienten nachgewiesen werden. Die Ver-       follow-up time was 9 months, average patient
 klinischen Erfahrungen mit einer speziellen              besserung der Klinik schwankt zwischen 2 (Mini-     age 63 years. A total of 68 levels of cervical
 Laminoplastietechnik bei Patienten, die an               mum) und 7 Score-Punkten (Maximum). Die             laminoplasty was performed. The neurological
 spondylogener zervikaler Myelopathie leiden.             durchschnittliche klinische Verbesserung liegt      outcome was evaluated using the Modified
    Zwischen Juni 2007 und Februar 2009 wur-              bei 4,3 Score-Punkten pro Patient. Vier Patien-     Japanese Orthopedic Association functional
 den 20 Patienten mit zervikaler Myelopathie              ten erholten sich vollständig. Ein Patient aus      score. Assessment of CSM was performed be-
 aufgrund einer mehrsegmentalen zervikalen                Gruppe 1 beklagte nach Laminoplastie verstärk-      fore and after surgery as well as three and six
 Spondylose und Spinalkanalstenose mithilfe ei-           te Nackenschmerzen. In Gruppe 1 sind im post-       months postoperatively. Two patient groups
 ner speziellen Open-door-Laminoplastietechnik            operativen Beobachtungszeitraum keine klini-        were treated. Group one (14 patients) with CSM
 operiert. Diese Technik nützt ein Titan-Miniplätt-       schen und/oder radiologischen Hinweise für In-      but without clinical and/or radiological signs of
 chensystem, um die aufgeklappten Wirbelbögen             stabilität und Fehlstellungen (Kyphosierung)        instability, normal cervical lordosis and/or rela-
 zu fixieren. Der durchschnittliche postoperative         aufgetreten.                                        tively straight cervical spine but without kypho-
 Beobachtungszeitraum beträgt 9 Monate, das                  Die Verwendung des Titan-Miniplättchen-          sis. Group two (6 patients) was treated using a
 durchschnittliche Patientenalter 63 Jahre. Ins-          systems zur Fixierung der aufgeklappten Wirbel-     combined approach with the open-door lamino-
 gesamt wurden 68 Etagen laminoplastiert. Die             bögen erwies sich an unserer Abteilung bisher       plasty technique prior to anterior interspace de-
 Klinik der Patienten wurde mithilfe der modifi-          als eine sichere und effektive Methode in der       compression and fusion performed in a second
 zierten JOA-Skala beurteilt. Die klinische Evalu-        Behandlung von bestimmten Patienten mit zervi-      step.
 ierung der zervikalen Myelopathie erfolgte vor           kaler Myelopathie.                                     During follow-up none of the titanium mini-
 sowie drei und sechs Monate nach der Opera-                                                                  plate constructs failed out of 68 levels in 20 pa-
 tion. Insgesamt sind zwei Patientengruppen mit                                                               tients. In all patients, different levels of clinical
 oben beschriebener Technik chirurgisch versorgt          Abstract: Open-Door Expansile Cervical              improvement were demonstrated, ranging be-
 worden. Gruppe 1 umfasst 14 Patienten mit zer-           Laminoplasty Using Titanium Miniplates:             tween 2 (minimum) and 7 score points (maxi-
 vikaler Myelopathie ohne klinische und/oder ra-          Early Clinical Experiences. The author re-          mum). Average improvement: 4.3 score points/
 diologische Zeichen der Instabilität, normaler           ports early clinical experiences using a special    patient. Four fully recovered. One patient from
 zervikaler Lordose oder nur relativer Streckstel-        technique for cervical open-door laminoplasty in    group 1 suffered from aggravated neck pain af-
 lung der Halswirbelsäule (HWS), aber ohne                patients with cervical spondylotic myelopathy       ter open-door laminoplasty. In group 1, no signs
 Kyphose. Gruppe 2 umfasst 6 Patienten, die im            (CSM).                                              of clinical and or radiological instability occurred
 Rahmen einer geplanten ventro-dorsalen Opera-               Between June 2007 and February 2009, 20          postoperatively.
 tion zuerst laminoplastiert wurden.                      patients with cervical myelopathy secondary to         The use of titanium miniplates to stabilize the
    Im Beobachtungszeitraum ist von den 68 ope-           multilevel cervical spondylosis and spinal steno-   posterior elements after open-door laminoplasty
 rierten Etagen bei 20 Patienten keines der ver-          sis were treated with an expansile open-door        proved in our institution to be an effective surgi-
 wendeten Titan-Miniplättchensysteme dislo-               laminoplasty technique using titanium mini-         cal technique in patients with CSM. J Neurol
 ziert. Klinische Verbesserungen konnten bei              plates to stabilize the posterior elements. Mean    Neurochir Psychiatr 2009; 10 (2): 63–6.

„ Einleitung                                                                          bereits bei 55 pro 100.000 Einwohnern [2]. Ziel der chirurgi-
                                                                                      schen Verfahren ist, das Halsmark durch Zugänge von ventral
In der modernen Gesellschaft zählen Wirbelsäulenleiden zu                             oder dorsal zu dekomprimieren, ohne die Stabilität der Hals-
den häufigsten Beschwerdebildern. Sie können auf einen all-                           wirbelsäule negativ zu beeinflussen beziehungsweise diese
gemeinen Abnützungsprozess der Bandscheiben (Disko-                                   wieder herzustellen. Die ersten dekompressiven Eingriffe an
pathie) und der angrenzenden Wirbelkörper (Spondylose) zu-                            der Halswirbelsäule bei Patienten mit zervikaler Myelopathie
rückgeführt werden. So konnten bei 26 % eines asymptomati-                            erfolgten von dorsal. Sir Victor Horsley wird zugeschrieben,
schen Patientenkollektives fortgeschrittenen Alters im Kern-                          mithilfe einer multisegmentalen Laminektomie als erster
spintomogramm Affektionen des zervikalen Rückenmarkes                                 Neurochirurg das Halsmark von dorsal dekomprimiert zu
gefunden werden [1]. Wenn diese Patienten symptomatisch                               haben [3]. Die mehrsegmentale Laminektomie birgt jedoch
werden, ist eine medizinisch-therapeutische Entscheidung                              die Gefahr, einer später auftretenden kyphotischen Fehl-
notwendig. Aufgrund der medizinischen Fortschritte der ver-                           stellung der Halswirbelsäule (Schwanenhalsdeformität) Vor-
gangenen Jahre, speziell auf dem Gebiet der perioperativen                            schub zu leisten. Eine zusätzliche Stabilisierung mithilfe
Versorgung, wird immer häufiger die therapeutische Ent-                               eines Fixateur-interne-Systems kann diese Entwicklung ver-
scheidung pro Chirurgie getroffen. So lag die Operations-                             hindern. Dadurch wird jedoch die Operation invasiver und die
häufigkeit an der Halswirbelsäule in den USA im Jahr 2000                             Gefahr perioperativer Komplikationen steigt. Als Alternative
                                                                                      wurde aus diesem Grund die Laminoplastie entwickelt, die
                                                                                      vor allem im ostasiatischen Raum verstärkt zur Anwendung
Aus der Abteilung für Neurochirurgie, Landesklinikum Wiener Neustadt
Korrespondenzadresse: Prim. Univ.-Doz. Dr. med. Johannes Burtscher, Abteilung         kommt. Bei dieser Technik werden die Wirbelbögen nicht
Neurochirurgie, Landesklinikum Wr. Neustadt, A-2700 Wr. Neustadt, Corvinusring 3–5;   reseziert, sondern aufgeklappt und in dieser Stellung fixiert.
E-Mail: johannes.burtscher@wienerneustadt.lknoe.at                                    Die Bewegungssegmente sollen so erhalten bleiben und die

                                                                                                              J NEUROL NEUROCHIR PSYCHIATR 2009; 10 (2)          63
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Open-door-Laminoplastie bei zervikaler Myelopathie mithilfe eines Titan-Miniplättchensystems (Arch-Laminoplastie): Erste klinische Erfahrungen
Arch-Laminoplastie

Gefahr einer möglichen kyphotischen Fehlstellung reduziert        „ Operationstechnik
werden. Voraussetzung für die Anwendung dieser Technik ist
jedoch, dass die Halswirbelsäule vor der Operation keine          Die Freilegung der Wirbelbögen erfolgt in typischer subperi-
kyphotische Fehlstellung aufweist und der Patient keine wei-      ostaler Weichteilpräparationstechnik. Die Bögen werden an-
teren klinischen oder radiologischen Zeichen der Instabilität     schließend auf einer Seite median von den Wirbelgelenken
bietet. In Wiener Neustadt wurden seit 2007 Erfahrungen mit       mithilfe einer kleinen Diamantfräse durchtrennt und das Liga-
einer speziellen Laminoplastietechnik gemacht, von denen in       mentum Flavum wird mit einer 1 mm Stanze eröffnet. Die
weiterer Folge berichtet wird.                                    gegenüberliegenden Laminae werden median der Gelenke
                                                                  angefräst und die Laminae können anschließend aufgeklappt
„ Patienten und Methoden                                          und in dieser Position mit den Titanplättchen und Schrauben
                                                                  fixiert werden (Abb. 1). Die Fixation erfolgt in den Massae
Zwischen Juni 2007 und Februar 2009 wurden 20 Patienten           laterales sowie in den Laminae. Miniplättchen und Schrauben
mit zervikaler Myelopathie aufgrund einer mehrsegmentalen         aus Titan stehen in unterschiedlichen Größen und Formen zur
zervikalen Spondylose und Spinalkanalstenose mithilfe einer       Verfügung. Die aufgeklappten Wirbelbögen werden mithilfe
speziellen Open-door-Laminoplastietechnik operiert. Die so        des Systems rigide fixiert. Die interspinösen Bänder und das
genannte Arch-Laminoplastietechnik nützt ein Titan-Mini-          zentral verlaufende Ligamentum Flavum bleiben erhalten.
plättchensystem (Fa. Synthes), um die aufgeklappten Wirbel-
bögen zu fixieren [4]. Der durchschnittliche postoperative        „ Ergebnisse
Beobachtungszeitraum beträgt 9 Monate, das durchschnittli-
che Patientenalter 63 Jahre. Insgesamt wurden 68 Etagen           Im durchschnittlichen Beobachtungszeitraum von 9 Monaten
laminoplastiert. Die Klinik der Patienten wurde mithilfe der      ist von den 68 operierten Etagen bei 20 Patienten keines der
modifizierten JOA-Skala beurteilt [5]. Die klinische Evaluie-     verwendeten Titan-Miniplättchensysteme disloziert. Keiner
rung der zervikalen Myelopathie erfolgte vor, sowie drei und      der angehobenen Wirbelbögen ist eingesunken. Klinische
sechs Monate nach der Operation. Insgesamt sind zwei Pati-        Verbesserungen konnten bei allen Patienten nachgewiesen
entengruppen mit oben beschriebener Technik chirurgisch           werden. Die Verbesserung der Klinik schwankt zwischen
versorgt worden. Gruppe 1 umfasst 14 Patienten mit zervika-       2 (Minimum) und 7 Score-Punkten (Maximum). Die durch-
ler Myelopathie ohne klinische und/oder radiologische Zei-        schnittliche klinische Verbesserung liegt bei 4,3 Score-Punk-
chen der Instabilität, normaler zervikaler Lordose oder nur       ten pro Patient. Vier Patienten erholten sich vollständig (18
relativer Streckstellung der Halswirbelsäule (HWS), aber          Punkte Maximum). Die durchschnittliche maximale Verbes-
ohne Kyphose. Gruppe 2 umfasst 6 Patienten, die im Rahmen         serung beträgt 15,5 Punkte. Der durchschnittliche Ausgangs-
einer geplanten ventro-dorsalen Operation zuerst laminoplas-      wert beträgt 12 Punkte.
tiert wurden.
                                                                  Gruppe 1: Der durchschnittliche Ausgangswert beträgt 11
Gruppe 1 umfasst jene Patienten, die in typischer Weise für       Score-Punkte, der durchschnittlich erreichte maximale Wert
dieses chirurgische Verfahren als einzeitige chirurgische         beträgt 15 Score-Punkte. Ein Patient erholte sich vollständig
Technik in Frage kommen. Sie leiden an einer multisegmen-         auf einen maximalen Wert von 18 Score-Punkten. Ein Patient
talen zervikalen Spinalkanalstenose und einer zervikalen          beklagte nach Laminoplastie verstärkte Nackenschmerzen.
Myelopathie, weisen jedoch keine axiale Schmerzsymptoma-          In Gruppe 1 sind im postoperativen Beobachtungszeitraum
tik auf. Sie haben also keine Instabilitätszeichen. Das Durch-    keine klinischen und/oder radiologischen Hinweise für Insta-
schnittsalter in dieser Gruppe beträgt 70 Jahre, sie setzt sich   bilität und Fehlstellungen (Kyphosierung) aufgetreten. Es
aus 9 Männern und 5 Frauen zusammen.                              kam zu einer perioperativen Komplikation im Sinne einer

In Gruppe 2 finden sich 6 Patienten: 2 Männer und 4 Frauen.
Das Durchschnittsalter beträgt 54 Jahre. Diese Patienten lei-
den an einer Spinalkanalstenose von 2–3 Segmenten. Zusätz-
lich zur zervikalen Myelopathie weisen diese Patienten Zei-
chen der zervikalen Instabilität mit axialen Schmerzen auf.
Die Halswirbelsäule kann kyphotisch fehlgestellt sein und die
wesentliche Bedrängung des Myelons erfolgt von ventral.
Ziel der Therapie ist, die Raumforderung von ventral zu behe-
ben. Vorher soll mithilfe der Laminoplastie von dorsal Reser-
veraum gewonnen werden, um im Rahmen der ventralen
Dekompression eine mögliche Dekompensation der Myelo-
pathie zu verhindern.

Die Patienten wurden präoperativ mit Standard- und Funk-
tionsröntgen der HWS sowie mit einer Magnetresonanzunter-
suchung abgeklärt. Postoperative radiologische Untersuchun-
gen erfolgten noch während des stationären Aufenthaltes so-       Abbildung 1: Schematische Darstellung der Operationstechnik: Mit einer kleinen
                                                                  Diamantfräse (rechts) werden die Laminae median der Facetten durchgefräst und ge-
wie nach 6 und 12 Monaten mittels Röntgen sowie Computer-         genüber nur angefräst (roter Pfeil). Anschließend kann der Bogen aufgeklappt und in
und/oder Magnetresonanztomographie.                               dieser Position rigide mit den Plättchen und Schrauben fixiert werden (links). © Synthes

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Open-door-Laminoplastie bei zervikaler Myelopathie mithilfe eines Titan-Miniplättchensystems (Arch-Laminoplastie): Erste klinische Erfahrungen
Arch-Laminoplastie

Wundheilungsstörung. Diese wurde konservativ behandelt,
die Implantate mussten nicht entfernt werden.

Gruppe 2: Von den insgesamt 6 laminoplastierten Patienten
sind bisher 3 auch von ventral dekomprimiert und stabilisiert
worden. Ein Patient ist für die Operation terminisiert, 2 Pati-
enten sind nach Laminoplastie bisher beschwerdefrei und
wurden deshalb noch nicht wie geplant von ventral dekompri-
miert. Der durchschnittliche Ausgangswert im Myelopathie-
Score beträgt 14 Score-Punkte. Der durchschnittlich maxi-
male postoperative Score beträgt 17 Score-Punkte. Drei Pati-
enten erholten sich vollständig und erreichten somit 18 Score-
Punkte.

„ Diskussion
Leider liegen bis heute keine prospektiv randomisierten Stu-
dien vor, die den Vor- oder auch Nachteil der chirurgischen
Therapie im Vergleich zu einem möglichen konservativen
Vorgehen bei zervikaler Myelopathie belegen könnten. Der
Spontanverlauf der zervikalen Myelopathie ist variabel. Bei
der Mehrzahl der Patienten muss jedoch mit einer schleichen-
den klinischen Verschlechterung gerechnet werden. Die chir-
urgische Therapie kann aber die Erkrankung zum Stillstand
bringen und in vielen Fällen sogar eine Verbesserung er-
zielen. Diese Erfahrung berichten bereits Autoren aus den         Abbildung 2: Sagittales präoperatives MRT der Halswirbelsäule. Patient (73 Jahre)
1950er- und 1960er-Jahren [6–8]. Die Laminektomie war das         mit Spinalkanalstenose C3–C6 und zervikaler Myelopathie. Präoperativer Myelopa-
                                                                  thie-Score: 8 Punkte.
erste dekompressive chirurgische Verfahren. Neben den Vor-
teilen, die in einer effizienten Dekompression des Myelons
liegen, sind aber schon bald die Nachteile dieser Technik be-
schrieben worden. Diese liegen in einer möglichen Destabili-
sierung der Halswirbelsäule mit konsekutiver Schwanenhals-
deformierung [9, 10]. Die Laminoplastie, welche im ostasiati-
schen Raum entwickelt wurde, sollte die Vorteile der Lamin-
ektomie, die in einer guten Dekompression des Spinalkanals
liegen, aufweisen, ohne die Halswirbelsäule zu destabilisieren
[11, 12]. Die Vorteile der Laminoplastie, die in verschiedenen
technischen Varianten durchführbar ist, sind umfangreich
beschrieben worden [13–15]. Der erfolgreiche Einsatz der
Laminoplastie setzt aber voraus, dass beim Patienten keine
radiologischen oder klinischen Instabilitätszeichen vorhan-
den sind. Ebenso darf keine Fehlstellung der Halswirbelsäule
vorliegen. Diese Kriterien scheinen nicht immer klar prä-
operativ definierbar zu sein und so erklären sich auch die
Berichte, die mögliche Nachteile dieser Operationstechnik
beschreiben [16, 17]. Es ist vor allem von verstärkten oder neu
aufgetretenen Nackenschmerzen die Rede, also einer axialen
Schmerzsymptomatik als Ausdruck der Instabilität, welche in
weiterer Folge auch zu einer kyphotischen Fehlstellung der
Halswirbelsäule führen kann. Die Laminoplastie ist kein sta-      Abbildung 3: MRT in transversaler Schnittführung (Pat. aus Abb. 2) durch die Zwi-
bilisierendes Verfahren, sollte aber durch Erhalt der segmen-     schenwirbelräume C3/4–C6/7. Darstellung der Spinalkanalstenose mit Myelonkom-
                                                                  pression.
talen Beweglichkeit, wenn auch in eingeschränkter Form, das
im Vergleich zur Laminektomie effektivere Verfahren im
Hinblick auf eine sich möglicherweise entwickelnde Kypho-         genüberliegende Lamina versehentlich ebenfalls ganz durch-
sierung sein.                                                     trennt wird, kann sie mit einem zweiten Plättchen fixiert wer-
                                                                  den. Dieses Segment ginge somit für die Laminoplastie nicht
Die hier dargestellte Technik der Arch-Laminoplastie hat im       im Sinne einer Laminektomie verloren. Die Operationstech-
Vergleich zu anderen Laminoplastieverfahren mehrere Vor-          nik ist einfach und schonend. Für die knöcherne Dekompres-
teile. Mithilfe des Plättchensystems werden die aufgeklappten     sion wird lediglich ein Diamantdrill verwendet. Das Myelon
Wirbelbögen rigide fixiert (Abb. 2–4). Dem möglichen Ein-         wird im Rahmen der chirurgischen Manipulation nicht kom-
sinken der Laminae wird dadurch vorgebeugt. Wenn die ge-          primiert. Die interspinösen Bänder und das zentral verlau-

                                                                                             J NEUROL NEUROCHIR PSYCHIATR 2009; 10 (2)         65
Arch-Laminoplastie

                                                                                       Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass sich die
                                                                                       Arch-Laminoplastie bisher als sichere und effektive Opera-
                                                                                       tionsmethode bei bestimmten Patienten mit zervikaler Myelo-
                                                                                       pathie zur Dekompression des Myelons als einzeitiges oder
                                                                                       kombiniertes Verfahren erwiesen hat.

                                                                                         „ Relevanz für die Praxis
                                                                                         Die Arch-Laminoplastie ist eine einfache chirurgische
                                                                                         Operationstechnik von dorsal bei Patienten mit zervikaler
                                                                                         Myelopathie aufgrund einer multisegmentalen zervikalen
                                                                                         Spinalkanalstenose. Die aufgeklappten Wirbelbögen wer-
                                                                                         den rigide und sicher mithilfe des Titan-Miniplättchen-
                                                                                         systems fixiert. Für die Indikation ist wichtig: Die Patien-
                                                                                         ten dürfen keine klinischen und/oder radiologischen Insta-
                                                                                         bilitätszeichen aufweisen und die Halswirbelsäule darf
                                                                                         keine kyphotische Fehlstellung zeigen.

                                                                                       Literatur:                                        in cervical spondylosis. Folia Psychiatr Neurol
                                                                                                                                         Jpn 1974; 28: 35–44.
                                                                                       1. Teresi LM, Lufkin RB, Reicher MA, Moffit BJ,   10. Sim FH, Svien HJ, Bickel WH, Janes JM.
Abbildung 4: Postoperatives sagittales Computertomogramm der Halswirbelsäule           Vinuela FV, Wilson GM, Bentson JR, Hanafee        Swan-neck deformity following extensive
                                                                                       WN. Asymptomatic degenerative disc disease
(Pat. aus Abb. 2 und 3). Gute Erweiterung des Spinalkanals. Plättchen bzw. Schrauben                                                     cervical laminectomy. A review of twenty-one
                                                                                       and spondylosis of the cervical spine: MR im-     cases. J Bone Joint Surg Am 1974; 56: 564–
in den aufgeklappten Laminae C3–C6 abgebildet.                                         aging. Radiology 1987; 164: 83–8.                 80.
                                                                                       2. Patil PG, Turner DA, Pietrobon R. National     11. Hirabayashi K. Expansive open door lamino-
                                                                                       trends in surgical procedures for degenerative    plasty for cervical spondylotic myelopathy.
                                                                                       cervical disc disease: 1990–2000. Neurosurgery    Shujutsu 1978; 32: 1159–63.
                                                                                       2005; 57: 753–8.
                                                                                                                                         12. Hirabayashi K, Watanabe K, Wakano K,
                                                                                       3. Theodore N, Sonntag VK. Spinal surgery:        Suzuki N, Satomi K, Ishii Y. Expansive open
                                                                                       The past century and the next. Neurosurgery       door laminoplasty for cervical spondylotic
                                                                                       2000; 46: 767–77.                                 myelopathy. Spine 1983; 8: 693–9.
                                                                                       4. O’Brien MF, Peterson D, Casey AT, Crockard     13. Satomi K, Nishu Y, Kohno T, Hirabayashi
                                                                                       HA. A novel technique for laminoplasty aug-       K. Long-term follow-up studies of open-door
                                                                                       mentation of spinal canal area using titanium     expansive laminoplasty for cervical stenotic
                                                                                       miniplate stabilization: A computerized mor-      myelopathy. Spine 1994; 19: 507–10.
                                                                                       phometric analysis. Spine 1996; 21: 474–83.       14. Tomita K, Kawahara N, Toribatake Y, Heller
                                                                                       5. Benzel EC, Lancon J, Kesterson L, Haden T.     JG. Expansive midline T-saw laminoplasty
                                                                                       Cervical laminectomy and dentate ligament         (modified spinous process-splitting) for the
                                                                                       section for cervical spondylotic myelopathy.      management of cervical myelopathy. Spine
                                                                                       J Spinal Disord 1991; 4: 286–95.                  1998; 23: 32–7.
                                                                                       6. Clarke E, Robinson PK. Cervical myelopathy:    15. Tadashi Y, Tetsuya Y, Tomohiro N, Shinji
                                                                                       a complication of cervical spondylosis. Brain     M, Ichiro N, Satoru M, Takayoshi R, Fuminori
                                                                                       1956; 79: 483–510.                                K. Comparison of spinous process splitting
                                                                                                                                         laminoplasty and en-bloc open door lamino-
                                                                                       7. Symon L, Lavender P. The surgical treatment    plasty. Orthoped Traumatol 2004; 53: 725–8.
                                                                                       of cervical spondylotic myelopathy. Neurology
                                                                                       1967; 17: 117–27.                                 16. Hosono N, Yonenobu K, Ono K. Neck and
                                                                                                                                         shoulder pain after laminoplasty. A noticeable
                                                                                       8. Philips DB. Surgical treatment of myelopathy   complication. Spine 1996; 21: 1969–73.
                                                                                       with cervical stenosis. J Neurol Neurosurg
                                                                                                                                         17. Yoshida M, Tamaki T, Kawakami M,
                                                                                       Psychiatry 1973; 49: 353–67.
                                                                                                                                         Nakatani N, Ando M, Yamada H, Hayashi N.
                                                                                       9. Higashi H, Yabuki S, Hayabara T, Ikeda H.      Does reconstruction of posterior ligamentous
                                                                                       Study on pathogenesis of cervical spondylotic     complex with extensor musculature decrease
                                                                                       myelopathy: sagittal diameter of the spinal       axial symptoms after cervical laminoplasty?
Abbildung 5: Patient aus Abb. 2–4. Transversale CT-Schichtung durch die Zwi-           canal and cerebrospinal fluid characteristics     Spine 2002; 27: 1414–8.
schenwirbelräume C3/4–C6/7 nach Laminoplastie. Titan-Miniplättchen und Schrau-
ben in situ bei suffizient erweitertem Wirbelkanal (vgl. Abb. 3). Absprengung der
inneren Lamelle in Höhe C3/4 ohne klinische Relevanz (weißer Pfeil). Postoperativer
Myelopathie-Score nach 6 Monaten: 15 Punkte.

fende Ligamentum Flavum bleiben erhalten. Im Vergleich zur                               Prim. Univ.-Doz. Dr. med. Johannes
Laminektomie entsteht kein „Totraum“ dorsal des Rücken-                                  Burtscher
marks und des Duralsacks, in welchem eine mögliche Nach-                                 Geboren 1966. Studium in Innsbruck,
                                                                                         neurochirurgische Ausbildung in Feldkirch,
blutung raumfordernd und rückenmarksschädigend auftreten
                                                                                         Innsbruck und München. 2003 Habilita-
könnte. Ein möglicher Nachteil der Technik könnte sein, dass                             tion, seit 2005 Primariat in Wr. Neustadt.
ein Absplittern der inneren Lamelle beim Aufklappen der
Bögen intraoperativ unentdeckt bleibt. Postoperativ wird die-
ser Befund im CT sichtbar (Abb. 5). Dieses Problem ist bei
den beschriebenen Patienten in einem Segment bisher ent-
deckt worden und war bis jetzt ohne klinische Relevanz.

66     J NEUROL NEUROCHIR PSYCHIATR 2009; 10 (2)
Mitteilungen aus der Redaktion

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