"Branche kompakt" Frankreich - Windenergie, 2015 02.10.2015 - Erneuerbare Energien

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02.10.2015

"Branche kompakt" Frankreich - Windenergie, 2015

Verfasser: Dr. Marcus Knupp, Paris (September 2015)
Paris (gtai) - Nach drei Jahren zurückgehender Neuinstallationen hat es in Frankreich 2014 wieder
deutliches Wachstum bei Windkraftanlagen gegeben. Über 1.000 MW wurden in Betrieb
genommen. Erleichterungen im Genehmigungsverfahren zeigen hier offenbar Wirkung. An der
nationalen Elektrizitätsversorgung hatte Windenergie mit deutlich über 9.000 MW installierter
Leistung einen Anteil von rund 3,5%. Investitionen in Offshore-Anlagen werden den Ausbau in den
kommenden Jahren beschleunigen.

Energie- und Umweltdaten
Umwelt- und energiepolitische Zielvorgaben

Im Juli 2015 hat die französische Nationalversammlung nach langen Beratungen ein
Energiewendegesetz für grünes Wachstum (Projet de loi de programmation pour la transition
énergétique pour la croissance verte) verabschiedet. Der Anteil erneuerbarer Energien am
Endenergieverbrauch soll demnach bis 2030 auf 32% steigen, was einem Anteil von rund 40% an
der Stromerzeugung entspräche. Der Verbrauch an fossilen Energieträgern soll um 30% sinken
(Basis 2012). Zudem wurde an dem Ziel festgehalten, den Anteil der Kernkraft an der
Stromerzeugung bis 2025 von heute circa 75% auf 50% zu senken.

Zwischenziel bis 2020 ist ein Anteil der Erneuerbaren am Energieverbrauch von 23%. Nach
Angaben des französischen Umweltministeriums wurden 2013 erst 14,2% erreicht, die größten
Teile davon entfielen auf den Energieträger Holz und auf die Wasserkraft. Windenergie kam auf
1,4%. Eine weitere Maßgabe des Energiewendegesetzes ist die Steigerung der Energieeffizienz.
Bis 2030 soll der Endenergieverbrauch um 20%, bis 2050 um 50% reduziert werden. Ziel ist, den
Ausstoß von Treibhausgasen bis 2050 gegenüber 1990 auf ein Viertel zu verringern.

Die wesentlichen Vorgaben für die Windenergie wurden in dem 2010 in Kraft getretenen
Gesetzespaket Grenelle de l'Environnement festgelegt. Die gesamte Erzeugungskapazität soll
demnach bis 2020 auf 25.000 MW steigen, davon 6.000 MW im Offshore-Bereich. Beide Ziele
erscheinen mit dem derzeitigen Ausbautempo - im Durchschnitt der Jahre 2009 bis 2014 waren es
rund 830 MW - kaum erreichbar.

An Land versucht die Regierung, den Zubau mittels Vereinfachung der Genehmigungsverfahren
zu beschleunigen - ein konzentriertes Genehmigungsverfahren mit einer einheitlichen Zulassung
(permis unique) für Windenergie-, Biogas- und Wasserkraftanlagen gehört zu den zentralen
Elementen des Energiewendegesetzes. Bisher vergehen oft sechs bis acht Jahre, bis sich die
Windräder drehen. Die ersten vier vergebenen Offshore-Windparks sollen ab 2018 in Betrieb
gehen, erbringen zusammen aber nur eine Leistung von rund 2.000 MW.

Energiedaten Frankreich
                                                                                           Wert

 Primärenergieverbrauch (2013 in Mio. toe)                                                 259,6
.davon erneuerbare Energien (2013 in %)                                                    9,5

 Wachstum des Primärenergieverbrauchs 2013/12 (in %)                                        -0,5

 Energieimporte, netto (2013 in Mtoe)                                                     153,4

 Stromproduktion, netto (2014 in TWh)                                                     540,6

 .Kohle/Öl/Gas (in %)                                                                       5,0

 .Atomkraft (in %)                                                                         77,0

 .erneuerbare Energien (in %)                                                              17,7

 ..Wasserkraft (in %)                                                                      12,6

 ..Wind (in %)                                                                              3,1

 ..Solar (in %)                                                                             1,1

 ..sonstige (in %)                                                                          1,2

 Wachstum der Stromproduktion 2014/2013 (in %)                                              -1,8

 Stromerzeugungskapazitäten (2014 in GW)                                                  128,9

 .Kohle/Öl/Gas                                                                             24,4

 .Atomkraft                                                                                63,1

 .erneuerbare Energien                                                                     41,4

 Endpreis für Industriestrom (2014 in Euro-Cent pro kWh)                                   7,43

 Endpreis für Haushaltsstrom (2014 in Euro-Cent pro kWh)                                  15,85

 CO2-Emissionen (2012 in Mio. t CO2)                                                        334

Quellen: Insee; RTE, französisches Umweltministerium

Energie- und Umweltindikatoren 2013 im Vergleich
 Indikatoren                                               Frankreich    OECD       Deutschland

 Primärenergieangebot/Kopf (in toe/Kopf)                         3,86      4,19            3,82

 Primärenergieangebot/BIP (in toe/1.000 US$, Jahr)               0,11      0,13            0,10

 Stromverbrauch/Kopf (in kWh/Kopf)                              7.367     8.089           7.138

 CO2/Kopf (in t CO2/Kopf)                                        5,10      9,68            9,22

 CO2/BIP (in kg CO2/US$, Jahr)                                   0,15      0,31            0,25

Quelle: IEA Key World Energy Statistics 2014

Energiemarktprognosen

Die meisten Energiemarktprognosen der letzten Jahre gehen von einer insgesamt wenig
veränderten oder nur leicht sinkenden Stromnachfrage bis 2030 in Frankreich aus. Der Bedarf soll
zwischen 450 und 550 Twh pro Jahr liegen. Fortschritte in der Energieeffizienz werden demnach
zu großen Teilen aufgezehrt durch die weiter steigende Anzahl von Verbrauchern. Einen jährlich
aktualisierten Überblick über die Entwicklungstendenzen gibt der Netzbetreiber RTE in seiner
"Bilan prévisionnel" ( http://www.rte-france.com/fr/article/bilan-previsionnel)
Der darin enthaltene mittelfristige Ausblick bis 2019 sieht eine jährliche Veränderung des
Verbrauchs zwischen +0,8% und -0,3% je nach Szenario. Das Referenzszenario geht von einer
Zunahme von 0,3% pro Jahr und einem Verbrauch von 488 Twh aus, an der alle
Verbrauchergruppen (also private Haushalte, Industrie, tertiäre Einrichtungen, Verkehr und
Landwirtschaft) gleichermaßen beteiligt sind. Das längerfristige Szenario D, das die Vorgaben des
Energiewendegesetzes aufgreift, nimmt bis 2030 einen Verbrauch von 480 TWh sowie eine
Gesamtnachfrage einschließlich Energieexporten von rund 516 TWh an.

Natürliche Rahmenbedingungen für die Windenergienutzung

Nach Angaben der französischen Umweltagentur Ademe verfügt Frankreich in Europa über das
zweitgrößte Potenzial für die Nutzung der Windenergie nach dem Vereinigten Königreich. Die
höchsten durchschnittlichen Windgeschwindigkeiten werden an der zentralen Mittelmeerküste,
entlang des Ärmelkanals und in der Bretagne gemessen. Die Regionen im Hinterland der Küste im
Nordwesten Frankreichs weisen ebenfalls noch relativ hohe Windgeschwindigkeiten auf. Die
südliche Zone starker Winde zieht sich vom Mittelmeer bis in das mittlere Rhônetal. Eine
kartographische Darstellung des Windenergiepotenzials findet sich in den Informationsmaterialien
von Ademe:     http://www.ademe.fr/sites/default/files/assets/documents/guide-pratique-energie-eolienne.pdf.

Lange Küstenlinien bieten Frankreich auch zahlreiche Standorte für Offshorewindparks. Hinzu
kommen die Überseedépartements und -territorien, deren Insellagen oftmals gute
Voraussetzungen für die Windkraftnutzung darstellen.

Gesetzliche und administrative Rahmenbedingungen
Organisation des Strommarkts

Der französische Strommarkt wurde 2010 neu geordnet mit dem Gesetz NOME (Nouvelle
Organisation du Marché de l'Electricité), das zum 1.7.11 in Kraft getreten ist. Es verpflichtet den
nationalen Stromkonzern Electricité de France (EDF) für 15 Jahre zum Verkauf von jährlich bis zu
25% des erzeugten Atomstroms an die Konkurrenten (Engie - bisher: GDF Suez, Direct Energie
etc.).

Seither gibt es neben den staatlich festgelegten sogenannten regulierten Preisen (tarif réglementé)
auch die Möglichkeit, Strom und Gas zu Marktpreisen (offres de marché) einzukaufen. Im Jahr
2014 bezogen rund 90% der Konsumenten ihre Elektrizität weiterhin von den traditionellen
Anbietern EDF beziehungsweise den lokalen Stromversorgern (entreprises locales de distribution,
ELD) zum reglementierten Preis. Dieser wird von der Regulierungsstelle CRE festgelegt und per
Ministerialerlass verfügt. Neben unabhängigen Anbietern haben auch EDF und Engie Markttarife
in ihr Programm aufgenommen. Eine Besonderheit der Markttarife besteht darin, dass explizit der
Bezug von "grünem" Strom vereinbart werden kann.

In der Diskussion ist insbesondere mit Blick auf den sich ändernden Mix der Energieträger die
Schaffung eines Kapazitätsmarktes. Ein am 25.1.15 veröffentlichter Erlass des französischen
Umweltministerium sieht die Schaffung eines ersten Kapazitätsmechanismus für den Strommarkt
zum 1.1.17 vor. Die genauen Regelungen wurden von RTE ausgearbeitet ( http://www.rte-france.com/fr/article/march
).

Das Übertragungsnetz mit Leitungen zwischen 63 und 400 kV und einer Gesamtlänge von circa
100.000 km wird von der EDF-Tochter RTE betrieben. Die Mittelspannungs- und
Niederspannungsleitungen mit 20 kV beziehungsweise 230 bis 400 V haben eine Gesamtlänge
von circa 1.300.000 km. Bei diesen Verteilnetzen gibt es erste Schritte zu einer Marktöffnung. Die
Gemeinden vergeben vermehrt Konzessionen an lokale Gesellschaften (ELD), die zum Teil
Genossenschaften, kommunale Unternehmen oder öffentlich-private Partnerschaften (Société
d'économie mixte, SEM) sind. Diese 160 ELDs teilen sich mittlerweile 5% des Marktes, für 95%
der Verteilnetze ist die staatliche Gesellschaft ERDF zuständig, ebenfalls Teil der EDF.

Genehmigungsfragen und regulatorischer Rahmen

Bis zur Inbetriebnahme einer Windkraftanlage vergehen in Frankreich durchschnittlich sechs bis
acht Jahre. Ursache sind neben den umständlichen Genehmigungsverfahren auch die
umfangreichen Einspruchsrechte und sich daran anknüpfende Gerichtsverfahren. Zwar werden die
meisten davon letztlich zurückgewiesen. Die Verfahren können Projekte jedoch für bis zu sechs
Jahre aufhalten.

Hinderlich sind zudem die häufigen Änderungen hinsichtlich der Anforderungen und Verfahren. So
wurde der gesetzliche Rahmen von 2003 in den Jahren 2005, 2010 und 2013 zum Teil erheblich
abgeändert. Das Energiewendegesetz von 2015 sieht in diesem Zusammenhang unter anderem
die Schaffung eines konzentrierten Genehmigungsverfahrens vor. Mehrere Verfahren werden in
einem Vorgang zusammengefasst (permis unique), so dass die bisher häufigen
Fristüberschneidungen künftig entfallen sollen.

Seit August 2015 läuft, in den fünf Regionen Basse-Normandie, Bretagne, Midi-Pyrénées, Nord-
Pas-de-Calais und Picardie testweise ein einheitliches Genehmigungsverfahren. Dieses enthält
neben der Umweltverträglichkeitsprüfung (autorisation ICPE) auch die Baugenehmigung, eine
Rodungserlaubnis, eine Ausnahme vom Verbot der Zerstörung geschützter Arten und eine
Genehmigung zur Energieerzeugung.

Wichtige gesetzliche Grundlagen für den Bau von Windkraftanlagen in Frankreich
 Jahr                        Gesetz                                                                   Regelungen

                                          Baugenehmigung für Anlagen von mehr als 12 m, Umweltfolgestudie,
 2003         Urbanisme et habitat
                                                                           finanzielle Garantien für den Rückbau

              Programme fixant les                                   Zones de Développement de l'Eolien (ZDE;
 2005    orientations de la politique              Windenergieentwicklungszonen); Kriterien: Windverhältnisse,
               énergétique(POPE)                                  Netzanschlusskapazitäten, Landschaftsschutz

                                          Schémas régionaux Eoliens (SRE; regionale Windentwicklungspläne);
                                                mindestens fünf Windtürme für Einspeisung; Verschärfung ZDE:
                                               zusätzliche Kriterien öffentliche Sicherheit, Artenvielfalt, Nähe zu
 2010    Grenelle 2 (Umweltgesetz)
                                        kulturellen Einrichtungen; Klassifizierung von Windkraftanlagen als ICPE
                                          (Installation classée pour la protection de l'environnement), damit UVP
                                                                                                        notwendig

                Änderungsgesetze;       Abschaffung der ZDE; Aufhebung der fünf-Türme-Regel; Ausnahme der
 2013
              beschlossen 11.3.13            DOM-TOM*) vom Loi Litoral (Küstenschutzgesetz) wegen Insellage

                                                   Ausweitung des konzentrierten Genehmigungsverfahrens zur
 2015         Energiewendegesetz             grundsätzlichen Anwendung; Mindestabstand von 500 m zwischen
                                                        Windkraftanlagen und Wohnbebauung wird beibehalten

*) DOM = Départements outre Mer (Überseedepartements), TOM = Territoires outre Mer
(Überseeterritorien)

Bis 2012 mussten alle 22 Regionen Frankreichs regionale Pläne für die Windkraft (Schéma
régional éolien, SRE) aufstellen. Diese enthalten neben einem Ausbauziel bis 2020 die
Ausweisung von geeigneten Zonen für die Windkraftnutzung. Bei der Betriebsgenehmigung für
eine Windkraftanlage als für den Umweltschutz relevante Anlage (ICPE) wird nun auf die Lage in
einem geeigneten Gebiet gemäß des SRE geachtet. Bei Anlagen mit einer Masthöhe von über 50
m muss eine Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) durchgeführt werden, um die
Betriebsgenehmigung zu erhalten.

Neben der ICPE-Autorisierung seitens der Regionaldirektion für Umwelt, Raumordnung und
Wohnungsbau (Direction régionale de l'environnement, de l'aménagement et du logement,
DREAL) muss auf der Ebene des Départements (Direction départementale des territoires, DDT)
bei Anlagen von mehr als 12 m eine Baugenehmigung eingeholt werden. Die Gültigkeitsfristen
dafür liegen bei drei Jahren für die ICPE und zwei Jahren für die Baugenehmigung.

Anlagen mit einer Höchstleistung von mehr als 12 MW werden in der Regel an das
Übertragungsnetz angeschlossen, solche mit geringerer Leistung an das Verteilnetz. Der
Netzzugangsvertrag (Contrat d'Accès au Réseau de Distribution en Injection, CARD-I) ist
unabhängig von einem Einspeisevertrag abzuschließen. Kosten für Ausbaumaßnahmen für den
Netzanschluss sind vom Projektentwickler zu tragen. Eine detaillierte Darstellung des Verfahrens
ist beim Deutsch-französischen Büro für Erneuerbare Energien erhältlich.

Fördermaßnahmen und Sonderregelungen für Windenergie

Das wesentliche Förderelement für Windenergie in Frankreich ist eine Einspeisevergütung.
Nachdem der europäische Gerichtshof im Dezember 2013 festgestellt hatte, dass diese eine
staatliche Beihilfe darstellt, teilte die EU-Kommission im März 2014 mit, dass die Förderung mit
europäischem Recht vereinbar ist. Ein Erlass der französischen Regierung vom 17.6.14 ersetzte
mit Wirkung vom 1.7.14 den durch das Verfahren in Frage gestellten Vorgängererlass von 2008
und bestätigt im Wesentlichen die bisherigen Regelungen. Demnach gilt die garantierte Vergütung
für 15 Jahre, für die ersten zehn Jahre zu einem Basistarif von 8,2 Euro-Cent/kWh. Für die
folgenden Jahre ist eine stufenweise geringere Vergütung vorgesehen, wenn die Laufzeit 2.400
Stunden im Jahr überschreitet.

Diskutiert wird der Übergang zu einer Direktvermarktung erneuerbarer Energien. Das
Energiewendegesetz sieht hierzu zunächst für neue Großanlagen die Förderung durch eine
gleitende Marktprämie ähnlich dem in Deutschland gewählten Modell vor. Der genaue Termin für
die Einführung ist allerdings noch offen. Der Fachverband der Windenergiebranche France
Energie Eolienne (FEE) kritisiert daher die mangelnde Klarheit bezüglich der zukünftigen
Ausgestaltung der Regelungen.

Marktentwicklung/-bedarf
Das Ende der Rechtsunsicherheit bezüglich der Einspeisevergütung und die erfolgten
Vereinfachungen im Genehmigungsverfahren haben den Zubau an Windkraftanlagen in
Frankreich 2014 erstmals nach einem dreijährigen Rückgang wieder steigen lassen. Der
Gesamtpark nahm nach Angaben des Umweltministeriums um 99 Anlagen mit zusammen 1.173
MW auf nunmehr 1.316 Windparks mit insgesamt 9.376 MW zu. Im Jahr 2013 waren lediglich 77
Anlagen mit zusammen 582 MW in Betrieb genommen worden. Für 2015 rechnet FEE erneut mit
zusätzlichen Installationen mit einer Leistung von deutlich über 1.000 MW.

Insgesamt ist der Bestand an Windkraftanlagen noch deutlich geringer als in Deutschland. Da der
Ausbau erst in den letzten zehn Jahren an Schwung gewonnen hat, sind die Anlagen zudem in
der Regel noch recht jung. Waren 2000 erst 61 MW vorhanden und hatte sich der Bestand bis
2005 auf 757 MW erweitert, so begann ab 2006 eine Folge von Jahren mit jeweils über 1.000 MW
Zubau. Ab 2011 verlangsamte sich das Tempo. Im 1. Halbjahr 2015 hatte die Windkraft einen
Anteil von 4,1% am Stromverbrauch in Frankreich. Soll das Ziel von 25.000 MW bis 2020 erreicht
werden und werden die 6.000 MW Offshore-Leistung abgezogen, müssten an Land jährlich rund
1.700 MW neu installiert werden.

Entwicklung des Windenergiemarkts in Frankreich (Installationen in MW; Wachstum in %)
                                                                     2013       2014       2015 *)

 Kapazitätszubau (netto)                                              582      1.173        1.200

 Wachstum des Zubaus im Vergleich zum Vorjahr                                  102%           2%

 Gesamtkapazität am Jahresende                                      8.203      9.376       10.576

*) Schätzung

Quelle: Commissariat général au développement durable - Service de l'observation et des
statistiques (Umweltministerium), France Energie Eolienne

Im Offshore-Bereich lautet das Ziel, bis 2020 Kapazitäten von 6.000 MW zu installieren. Im
Rahmen einer ersten Ausschreibung wurden 2012 vier Projekte vergeben. Drei davon,
Courseulles-sur-Mer (Region Basse-Normandie, 450 MW), Fécamp (Haute-Normandie, 498 MW)
und Saint-Nazaire (Pays de la Loire, 480 MW) gingen an ein Konsortium mit EDF, Dong Energy
sowie Nass & Wind beziehungsweise Wpd. Lieferant der Turbinen ist Alstom. Das verbleibende
Vorhaben in Saint-Brieuc (Bretagne, 500 MW) sicherten sich Iberdola, Eole-Res und Areva.

Die zweite Ausschreibung umfasste zwei Projekte mit je 500 MW in Le Tréport (Haute-Normandie)
und Ile d'Yeu/Ile de Noirmoutier (Pays de la Loire). Den Zuschlag für beide erhielt im Mai 2014
GDF Suez (heute Engie) zusammen mit EDP Renewables, Neoen Marine und Areva. Eine dritte
Runde wurde für Ende 2015 angekündigt. In den tieferen Gewässern vor der französischen
Mittelmeerküste und der Bretagne ist der Einsatz schwimmender Windkraftanlagen geplant. Eine
erste Ausschreibung für vier Projektgebiete erfolgte im August 2015.

Die Windparks der ersten Runde sollen ab 2018 fertig werden, jene der zweiten Phase zwischen
2021 und 2023. Die ersten schwimmenden Anlagen könnten 2018/19 installiert werden. Bis 2020
werden also lediglich etwa 2.000 MW verwirklicht sein. Der Fachverband FEE geht aber von
steigender Aktivität in der Offshorewindkraft in den kommenden Jahren aus, sodass die installierte
Kapazität bis 2030 auf rund 15.000 MW steigen könnte, davon 6.000 MW in schwimmenden
Anlagen.

Produktion/Branchenstruktur
Für den marktbeherrschenden Energiekonzern EDF mit seinem großen Bestand von
Kernkraftwerken stellt die Windkraft eher einen Nebenschauplatz dar. Nichtsdestotrotz widmet sich
die Sparte EDF Energies Nouvelles auch dem Feld der Erneuerbaren Energien. Nach
Firmeninformationen verfügte EDF Mitte 2015 über 6.842 MW Windkraftanlagen, davon 996,4 MW
in Frankreich und lag damit an zweiter Stelle hinter dem Konkurrenten Engie (ehemals GDF Suez)
mit 1.255 MW. Größter unabhängiger Betreiber ist das kanadische Unternehmen Boralex mit 455
MW.

Die französische Wirtschaftspolitik ist bestrebt, die Windenergiebranche als exportstarke Sparte im
eigenen Land auszubauen. Die rasche Expansion des Zubaus nach 2006 hat aber auch Raum für
ausländische Unternehmen geschaffen. Diese verfügen oftmals über mehr Projekterfahrung. An
den Ausschreibungen für große Vorhaben haben sich ausländische Firmen im Rahmen von
Bieterkonsortien beteiligt.
Die noch vergleichsweise geringe Marktreife in Frankreich und die wieder anziehenden
Neuinstallationen lässt auf allen Ebenen der Wertschöpfungskette Spielraum für das Engagement
deutscher Unternehmen. Die wichtigsten Anlagenlieferanten waren im 1. Halbjahr 2015 nach
Informationen von FEE Nordex (Anteil an der installierten Leistung 28%), Vestas (26%), Enercon
(18%), Senvion (16%) sowie Siemens und GE Wind mit jeweils 6%.

Zentrale Spieler sind die Technologieanbieter Alstom und Areva, die in mehreren Werken die
Produktion von Windkraftanlagen speziell für den Offshorebereich aufbauen. Deutsche
Unternehmen wie Enercon, Nordex oder Siemens sind mit mehreren Wartungszentren und zum
Teil mit eigenen Werken in Frankreich vertreten. Die Verbände Syndicat des Energies
Renouvables (SER) und Windustry France veröffentlichen jährlich einen Branchenführer, der alle
in Frankreich aktiven Produzenten und Zulieferer verzeichnet (Annuaire des fabricants et
fournisseurs de l'industrie éolienne française,  http://www.enr.fr/userfiles/files/Annuaires/Windustry-France-Annuaire-

).

Kontaktadressen

     Bezeichnung                                   Internetadresse                                  Anmerkungen

     AHK Frankreich                         http://frankreich.ahk.de      Anlaufstelle für deutsche Unternehmen

                                                                                    Portal der Exportinitiative des
     Exportinitiative Erneuerbare                http://www.export-
                                                                           Bundesministeriums für Wirtschaft und
     Energien                                       erneuerbare.de
                                                                                                          Energie

     Deutsche Energie-Agentur                                                 Markt- und Länderinformationen zu
                                               http://www.dena.de
     (dena)                                                                               erneuerbaren Energien

     Deutsch-französisches Büro für                                                 binationale Informations- und
                                            http://www.enr-ee.com
     erneuerbare Energien                                                                     Koordinationsstelle

     Ministère de l'Ecologie, du
                                        http://www.developpement-
     Développement durable et de                                                 Umwelt- und Energieministerium
                                                    durable.gouv.fr
     l'Energie

     Commission de Régulation de
                                                   http://www.cre.fr            Regulierungsbehörde für Energie
     l'Energie (CRE)

     Agence de l'Environnement et
     de la Maîtrise de l'Energie               http://www.ademe.fr                                Umweltagentur
     (ADEME)

     Syndicat des énergies
                                                   http://www.enr.fr      Dachverband für erneuerbare Energien
     renouvelables (SER)

     France Energie Eolienne (FFE)           http://www.fee.asso.fr                Verband der Windkraftbranche

     Windustry France                       http://www.windustry.fr            Vereinigung der Windkraftindustrie

     Union Française de l'Electricité   http://www.ufe-electricite.fr                Verband der Stromwirtschaft

     Salon des Energies                      http://www.bepositive-     Fachmesse; zweijährlich in Lyon, dort Teil
     Renouvelables                                     events.com       der Mehrbranchenmesse BE+; März 2017

                                              http://www.energaia-          Fachmesse; nächster Termin: 25. bis
     EnerGaïa
                                                         expo.com                          26.11.15 in Montpellier

                                              http://www.colloque-                 Konferenz mit Ausstellung zur
     Collque national Eolien
                                                  national-eolien.fr                                 Windenergie
Le Journal des Energies                http://www.energies-
                                                                        zweijährliche Sonderhefte
 Renouvelables                             renouvelables.org

 EurObserv'ER                    http://www.eurobserv-er.org                   Informationsportal

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Strom-, Energieerzeugung, allgemein, Strom-/ Energieerzeugung, Wind, alternative Energien

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windenergie-2015,did=1324136.html
Datum: 02.10.2015
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