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Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen Branchenprofil Maschinenbau in Hessen Herausgeber: Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen Kaiser-Friedrich-Ring 75 65185 Wiesbaden www.wirtschaft.hessen.de
IMPRESSUM HERAUSGEBER Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen BEARBEITUNG HA Hessen Agentur GmbH KONTAKT HA Hessen Agentur GmbH Konradinerallee 9 65189 Wiesbaden Tel +49 611 95017-80 /-85 Fax +49 611 95017-8466 info@hessen-agentur.de VERFASSER Dr. Claus Bauer, Gergana Petkova STAND Juli 2021 BILDNACHWEIS Titelbild: nikkytok / Fotolia HINWEISE ZUR VERWENDUNG Diese Druckschrift wird im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit der Hessischen Landesregierung herausgege- ben. Sie darf weder von Parteien noch von Wahlbewerbern oder Wahlhelfern während eines Wahlkampfes zum Zwecke der Wahlwerbung verwendet werden. Dies gilt für Landtags-, Bundestags- und Kommunalwah- len. Missbräuchlich ist insbesondere die Verteilung auf Wahlkampfveranstaltungen, an Informationsständen der Parteien sowie das Einlegen, Aufdrucken oder Aufkleben parteipolitischer Informationen oder Werbe- mittel. Untersagt ist gleichfalls die Weitergabe an Dritte zum Zwecke der Wahlwerbung. Auch ohne zeitlichen Bezug zu einer bevorstehenden Wahl darf die Druckschrift nicht in einer Weise verwendet werden, die als Parteinahme der Landesregierung zugunsten einzelner politischer Gruppen verstanden werden könnte. Die genannten Beschränkungen gelten unabhängig davon, wann, auf welchem Weg und in welcher Anzahl die Druckschrift dem Empfänger zugegangen ist. Den Parteien ist es jedoch gestattet, die Druckschrift zur Un- terrichtung ihrer eigenen Mitglieder zu verwenden. Aus Gründen der leichteren Lesbarkeit wird auf eine geschlechtsspezifische Differenzierung von Funktions- bzw. personenbezogenen Bezeichnungen, wie zum Beispiel Teilnehmer/Innen, verzichtet. Entsprechende Begriffe gelten im Sinne der Gleichbehandlung für beide Geschlechter. Nachdruck – auch auszugsweise – ist nur mit Quellenangabe gestattet. Belegexemplar erbeten. DRUCK Hessisches Statistisches Landesamt BESTELLUNG Download unter www.hessen-agentur.de/publikationen
Maschinenbau in Hessen INHALT VORWORT....................................................................................................................... I MASCHINENBAU IN HESSEN IM ÜBERBLICK ........................................................... 1 BESCHÄFTIGTE ............................................................................................................ 3 UNTERNEHMENSLANDSCHAFT ................................................................................. 4 UMSATZ........................................................................................................................ 11 PRODUKTPALETTE UND PRODUKTIONSSCHWERPUNKTE ................................. 12 INTERNATIONALES .................................................................................................... 13 FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG .......................................................................... 17 INVESTITIONEN ........................................................................................................... 18 ENERGIEVERBRAUCH ............................................................................................... 21 CLUSTER UND NETZWERKE ..................................................................................... 22 FACHKRÄFTENACHWUCHS ...................................................................................... 22 AKTUELLE ENTWICKLUNGEN UND AUSBLICK ...................................................... 23
Maschinenbau in Hessen Vorwort Liebe Leserin, lieber Leser, die hessische Wirtschaft ist nicht nur durch einen starken Dienst- leistungssektor geprägt, sondern unser Land ist auch ein wichtiger Industriestandort. Das Branchenprofil zum „Ma- schinenbau in Hessen“, das die Hessen Agentur im Auftrag meines Hauses erstellt hat, zeigt eindrucksvoll die Bedeutung, Vielfalt und Leistungsfähigkeit dieses Wirtschaftszweigs. Großunternehmen wie ABB, Bosch und Siemens, aber auch zahlreiche Mittelständler beschäftigen hessenweit rund 46.000 Menschen. Steht auch im Maschinenbau aktuell noch die Bewältigung der wirtschaftlichen Auswir- kungen der weltweiten Corona-Pandemie im Vordergrund, so bleibt die Klimaerwärmung doch die größte gesamtgesellschaftliche Herausforderung. Innovative Produkte und Her- stellungsverfahren, die darauf Antworten geben, sind darum weltweit gefragt und eröff- nen Unternehmen neue Geschäftsfelder und Absatzmärkte. Ressourceneffiziente Pro- duktion stärkt die Wettbewerbsfähigkeit. Das zeigt, dass ökologisches Denken sich auch ökonomisch auszahlt. Weitere Beispiele dafür finden Sie auch in den übrigen Branchenprofilen, mit denen wir unsere wichtigsten Industriezweige vorstellen. Sie wurden ebenfalls von der Hessen Agentur erstellt und stehen unter www.hessen-agentur.de/publikationen zum Download zur Verfügung. Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre. Ihr Tarek Al-Wazir, Hessischer Minister für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen I
Maschinenbau in Hessen Maschinenbau in Hessen im Überblick Beschäftigte 2020 zählte der hessische Maschinenbau 45.951 Beschäftigte.1 Dies entspricht 11,5 % der Beschäftigten der hessischen Industrie. Im Vor- jahresvergleich ging die Zahl der Mitarbeiter um 2,5 % zurück. Unternehmenslandschaft In Hessen sind zahlreiche bedeutende Unternehmen des Maschinen- baus tätig. Hierzu gehören z.B. ABB, Bosch, Federal-Mogul, die Karl Mayer Textilmaschinenfabrik, Manroland Sheetfed, die Rothenberger Gruppe und Viessmann. Besonders viele Betriebe der stark mittelstän- disch strukturierten Branche haben ihren Standort im Lahn-Dill-Kreis. Umsatz Der hessische Maschinenbau erwirtschafte 2020 einen Umsatz von 9,3 Mrd. Euro. Die Branche musste damit einen pandemiebedingten Umsatzrückgang um 10,6 % im Vergleich zu 2019 hinnehmen. Der überwiegende Teil des Umsatzes wird mit der Produktion von nicht wirtschaftszweigspezifischen Maschinen generiert, deren Bandbreite von Pumpen, Getrieben, Aufzügen über Öfen und Brenner bis zur Käl- tetechnik reicht. Internationales Die Exportquote der Branche wird für 2020 mit 58,9 % angegeben – höher als im Durchschnitt der hessischen Industrie (53,4 %). Der Di- rektinvestitionsbestand ausländischer Investoren im hessischen Ma- schinenbau belief sich Ende 2018 auf insgesamt 650 Mio. Euro. Im Zuge der Pandemie sind 2020 sowohl der Export (6,3 Mrd. Euro) als auch der Import von Maschinen (5,7 Mrd. Euro) gegenüber dem Vor- jahr (7,3 Mrd. Euro bzw. 6,9 Mrd. Euro) deutlich zurückgegangen. Forschung und Die internen Aufwendungen für Forschung und Entwicklung des hes- Entwicklung sischen Maschinenbaus addierten sich 2017 auf 379 Mio. Euro. Die vielfältigen Aktivitäten der Hochschulen und Forschungseinrichtungen ergänzen die hessische Forschungslandschaft dieser Branche. Investitionen Die Bruttoanlageinvestitionen des hessischen Maschinenbaus sum- mierten sich im Jahr 2019 auf 254 Mio. Euro, die Umweltschutzinves- titionen betrugen 3,0 Mio. Euro (2018). Energie Die Branche hatte im Jahr 2019 einen Energieverbrauch von lediglich 0,8 Mio. MWh, was einem Anteil von nur 2,3 % am gesamten Ver- brauch der hessischen Industrie entspricht. Fachkräftenachwuchs In Hessen waren im WS 2019/20 im Studienbereich Maschinen- bau / Verfahrenstechnik 16.660 Studierende eingeschrieben. Die heimi- schen Maschinenbaubetriebe bildeten im Jahr 2019 insgesamt 2.811 junge Menschen aus. 1 Die Daten der amtlichen Statistik zu Beschäftigten, Betrieben, Umsätzen, Investitionen und Energie- verbrauch im vorliegenden Branchenprofil beziehen sich – soweit nicht anders angegeben – auf Be- triebe von Unternehmen mit mindestens 20 Beschäftigten. Informationen zu einzelnen Unternehmen (z.B. Zahl der Mitarbeiter, Produktpalette, Eigentumsverhältnisse) beruhen auf Recherchen der Hes- sen Agentur. 1
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung Maschinenbau in Hessen 2020: Wichtige Indikatoren der Branche im Vergleich mit anderen hessi- schen Industriebranchen Zum Vergleich: Maschinenbau Automobil Chemie u. Elektro Ernährung Gummi- u. Metall Pharma Kunststoff Beschäftigte 45.951 47.988 63.330 49.249 37.697 33.344 47.486 Betriebe1 397 65 181 313 342 216 421 Umsatz (in Mrd. Euro) 9.297 16.423 28.137 10.204 8.687 6.300 19.609 Auslandsumsatz (in Mrd. Euro) 5.477 10.742 18.752 5.274 2.380 2.484 10.390 1 Angaben für 2019. Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt, Berechnungen der Hessen Agentur. Maschinenbau in Hessen 2020: Bedeutung für die hessische Industrie und für die Branche auf Bundesebene – gemessen am Anteil an Umsatz und Beschäftigung Anteil am Umsatz der Anteil am Umsatz der Branche hessischen Industrie in % auf Bundesebene in % 30,0 20,0 25,0 Chemie / Pharma Chemie / 15,0 Pharma 20,0 Metall 15,0 10,0 Metall Auto Gummi / Maschinen- Elektro Kunststoff 10,0 bau Ernährung Elektro 5,0 Gummi / Auto 5,0 Kunststoff Maschinen- Ernährung bau 0,0 0,0 0,0 5,0 10,0 15,0 20,0 25,0 30,0 0,0 5,0 10,0 15,0 20,0 Anteil an der Beschäftigung Anteil an der Beschäftigung der der hessischen Industrie in % Branche auf Bundesebene in % Quelle: Statistisches Bundesamt, Hessisches Statistisches Landesamt, Berechnungen der Hessen Agentur. 2
Maschinenbau in Hessen Beschäftigte 45.951 Personen hatten 2020 ihren Arbeitsplatz im hessischen Maschinenbau, was 11,5 % aller Beschäftigten der hessischen Industrie entspricht. Damit sind 4,4 % der Be- schäftigten der Branche bundesweit in hessischen Maschinenbaubetrieben tätig. Entwicklung der Beschäftigung im Maschinenbau sowie im Verarbeitenden Gewerbe in Hessen und Deutschland 2015 bis 20201 Maschinenbau Verarbeitendes Gewerbe in % zum Vorjahr in % zum Vorjahr bzw. Vorjahresquartal bzw. Vorjahresquartal 5 5 Beschäftigte 2020 Beschäftigte 2020 4 (in 1.000): 4 (in 1.000): Hessen 45,9 Hessen 399,1 3 Deutschland 1.041,3 3 Deutschland 6.253,5 2 2 1 1 0 0 -1 -1 -2 -2 -3 -3 -4 -4 -5 -5 15 16 17 18 19 20 1/20 2/20 3/20 4/20 15 16 17 18 19 20 1/20 2/20 3/20 4/20 1 Die Quartalswerte sind nur eingeschränkt mit den Jahresangaben vergleichbar, da Erstere u.a. auf einem kleineren Berichtskreis basieren (Betriebe ab 50 versus ab 20 Beschäftigte). Quelle: Statistisches Bundesamt, Hessisches Statistisches Landesamt, Berechnungen der Hessen Agentur. Von 2015 bis 2018 hat die Beschäftigung im hessischen Maschinenbau jedes Jahr zu- genommen – zumeist in der Größenordnung des Arbeitsplatzaufbaus in der Branche bundesweit und zumeist stärker als im Durchschnitt der hessischen Industrie. Im Zuge der vor allem in der Industrie schwächelnden Konjunktur ging die Beschäftigung im hes- sischen Maschinenbau im Jahr 2019 geringfügig um 0,2 % zurück (Deutschland: +0,4 %). Der Beschäftigungsanstieg im hessischen Maschinenbau ist also bereits vor dem Aus- bruch der Covid19-Pandemie zum Erliegen gekommen. Für das Corona-Jahr 2020 wird für den hessischen Maschinenbau ein um 2,5 % niedriger Beschäftigungsstand ausge- wiesen. Erfreulicherweise stellt sich der Rückgang weniger ausgeprägt als in der Bran- che bundesweit (-4,4 %) und im Durchschnitt der hessischen Industrie (-3,3 %) dar. Der Blick auf den Konjunkturverlauf des Jahres 2020 anhand der Quartalswerte unterstreicht, dass die Auswirkungen der Krise auf die Beschäftigung im hessischen Maschinenbau im Jahr 2020 unterdurchschnittlich stark ausgefallen sind. 3
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung Unternehmenslandschaft: Betriebe und bedeutende Unternehmen 397 Betriebe umfasste der hessische Maschinenbau im Jahr 2019 (2018: 395). Der hes- sische Maschinenbau ist traditionell durch eine Vielzahl kleinerer und mittelgroßer Be- triebe geprägt, weshalb der heimische Maschinenbau bisweilen als Beispiel für eine mit- telständisch strukturierte Branche herangezogen wird. Der Vergleich mit der hessischen Industrie hinsichtlich der Bedeutung der Großbetriebe (250 und mehr Beschäftigte) un- terstreicht dies: So entfallen auf die 38 hessischen Maschinenbaugroßbetriebe 41,4 % der Beschäftigten der Branche und 47,9 % des Umsatzes. Damit liegt die Konzentration der Branche erheblich unter den Vergleichswerten für die hessische Industrie insgesamt, aber auch unter denen des Maschinenbaus auf Bundesebene. Anteil der Großbetriebe1 im Maschinenbau an Zahl der Betriebe, Beschäftigten und Umsatz im Jahr 2019 9,6 Maschinenbau in Hessen Betriebe 15,3 Maschinenbau in Deutschland 10,9 Verarbeitendes Gewerbe in Hessen 41,4 Beschäftigte 63,4 61,3 47,9 Umsatz 71,3 73,6 0 20 40 60 80 100 Anteil in % 1 Betriebe mit 250 und mehr Beschäftigten. Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt, Berechnungen der Hessen Agentur. Wie sieht die Unternehmenslandschaft des Maschinenbaus in Hessen aus, d.h. wo ha- ben z.B. große Unternehmen der Branche ihren Sitz? Was sind die Tätigkeitsschwer- punkte der hessischen Anbieter? Gibt es regionale Schwerpunkte? Zur Beantwortung dieser Fragen zeigt die umseitige Karte zunächst die regionale Verteilung der Zahl der Betriebe und Beschäftigten auf Basis der amtlichen Statistik. Die Größenstruktur der Branche trägt dazu bei, dass der Maschinenbau deutlich weniger regional konzentriert ist als z.B. die Chemie- oder die Automobilindustrie, wie aus der Karte hervorgeht: In jedem hessischen Kreis und in jeder kreisfreien Stadt befinden sich zumindest einige Maschinenbaubetriebe. Südhessen weist 184 Betriebe mit insgesamt rund 23.200 Beschäftigten auf, im Maschinenbau in Mittelhessen beträgt die Zahl der 4
Maschinenbau in Hessen Beschäftigten der Branche über 13.300 Personen in 112 Betrieben. Für Nordhessen wer- den 101 Betriebe mit rund 10.600 Beschäftigten ausgewiesen. Regionale Verteilung des Maschinenbaus in Hessen im Jahr 2019 Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt, Hessen Agentur auf Kartengrundlage der GfK Geomarketing GmbH. 5
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung Die nachfolgend dargestellten Rechercheergebnisse der Hessen Agentur zu bedeuten- den Unternehmen und Betrieben sowie deren Produkte und Beschäftigten werden nach den drei hessischen Regierungsbezirken gegliedert. 2 Die für die Branche relevanten Standorte dieser Unternehmen und Betriebe sind in drei weiteren Karten getrennt nach Süd-, Mittel- und Nordhessen visualisiert. Südhessen Die Region Offenbach beheimatet einige große Unternehmen des Maschinenbaus. Im Landkreis Offenbach – und zwar in Obertshausen – sind für das Stammwerk der Karl Mayer Textilmaschinenfabrik GmbH rund 1.100 Personen tätig. Weitere Standorte des Unternehmens in Südhessen sind Frankfurt und Büdingen. Über 800 Mitarbeiter sind in Offenbach und im benachbarten Mühlheim für den Offsetdruckmaschinenhersteller Man- roland Sheetfed GmbH tätig. Die Dematic GmbH, ein Anbieter für Logistikautomatisie- rung, beschäftigt in Offenbach und in Heusenstamm insgesamt rund 500 Mitarbeiter. In Frankfurt hat die Siemens AG mehrere Standorte und zudem befindet sich in Langen ein Entwicklungsstandort von Siemens Power Control für die Planung und Automatisie- rung von Kraftwerksanlagen. Auch in der Landeshauptstadt sind eine Reihe bedeutender Maschinenbauunternehmen ansässig. So ist Wiesbaden ein wichtiger Standort des Automobilzulieferers Tenneco / Federal-Mogul, der dort vor allem Gleitlager und Buchsen für die Automobilindustrie und für Industrieanwendungen herstellt (Federal-Mogul Wiesbaden GmbH). Für Federal- Mogul sind hessenweit über 1.500 Personen tätig – weitere Standorte sind Bad Camberg und Stadtallendorf in Mittelhessen. Die VITRONIC Dr.-Ing. Stein Bildverarbeitungs- systeme GmbH, ein Unternehmen der industriellen Bildverarbeitung in den Kernberei- chen Industrie, Logistik und Verkehrstechnik, beschäftigt die meisten der über 1.000 Mit- arbeiter am Stammsitz in Wiesbaden. Zudem stellt in Wiesbaden die Smiths Detection Germany GmbH mit rund 600 Beschäftigten Röntgenprüfsysteme (z.B. für Flughäfen) her. Die ITT RHEINHÜTTE Pumpen GmbH fertigt in Wiesbaden seit über 150 Jahren. Über 200 Mitarbeiter erstellen dort Pumpen in Serien und individuelle Pumpenkonstruk- tionen. Darüber hinaus sind weitere namhafte Maschinenbauunternehmen in Südhessen tätig: So beschäftigt der Technologiekonzern ABB im Geschäftsbereich Robotik und Ferti- gungsautomation über 500 Mitarbeiter am Standort Friedberg. Ein weiterer hessischer Standort des Unternehmens ist Frankfurt. In Bad Homburg stellt der Automobilzulieferer Hanon Systems (ehemals Magna Powertrain) mit rund 700 Mitarbeitern Pumpen- und Klimakompressoren her. Weitere Maschinenbauunternehmen sind die Hofheimer POLAR-Mohr Maschinenvertriebsgesellschaft GmbH & Co. KG / Adolf Mohr 2 Ein unmittelbarer Vergleich der vorangegangenen Karte, die auf Angaben der amtlichen Statistik be- ruht, mit den nachfolgenden Rechercheergebnissen ist nicht möglich. Dies vor allem aus zwei Grün- den: Erstens liegt den Daten der amtlichen Statistik die Betriebsebene zugrunde, während sich die Angaben im Text weitgehend auf (größere) Unternehmen beziehen. Zweitens ist z.B. bei breitem Produktspektrum nicht immer klar erkennbar, zu welcher Branche die Zuordnung erfolgen soll (z.B. Maschinenbau oder Elektrotechnik). 6
Maschinenbau in Hessen Maschinenfabrik GmbH & Co. KG als Hersteller von Papierschneidemaschinen für die Druckindustrie mit der Tochtergesellschaft Dienst Verpackungstechnik GmbH in Hoch- heim und insgesamt rund 500 Mitarbeitern. Die Aqseptence Group GmbH mit weltweit 1.500 Mitarbeitern ist ebenfalls in Südhessen ansässig – mit Standorten in Aarbergen (Hauptsitz) und Hanau. Von Kelkheim aus wird Rothenberger gesteuert, eine internati- onal tätige Unternehmensgruppe. In Kelkheim sitzt nicht nur die Zentrale, sondern es werden dort und in Hessisch-Lichtenau Rohrwerkzeuge und -maschinen für die Sanitär-, Heizungs-, Klima-, Kälte-, Gas- und Umwelttechnik hergestellt. Eine weitere Unterneh- menszentrale ist in Eschborn zu finden: die Europazentrale des japanischen Spezialisten für Antriebstechnik, Industrieautomatisierung und Robotik Yaskawa Europe GmbH. In den nächsten Jahren findet der Umzug ins benachbarte Hattersheim statt, wo das Un- ternehmen zurzeit eine neue Europazentrale errichtet. Bedeutende Unternehmen und Betriebe des Maschinenbaus in Südhessen Quelle: Recherchen Hessen Agentur (2020/2021), Hessen Agentur auf Kartengrundlage GfK Geomarketing GmbH. 7
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung Zu nennen sind ebenfalls die ALD Vacuum Technologies GmbH mit rund 500 Mitarbei- tern in Hanau, Spezialist für Vakuumprozesstechnik, und die Schenck RoTec GmbH (ebenfalls rund 500 Mitarbeiter in Darmstadt), Anbieter von Auswucht- und Diagnose- technik. Die Zentrale des Unternehmens für Gabelstapler und Lagertechnikgeräte, KION Group AG, sowie einige Service-Tochtergesellschaften befinden sich in Frankfurt. In Rödermark ist die Zeppelin Systems GmbH tätig, die Komponenten und Anlagen für die Ernährungsindustrie produziert. Ebenfalls für die Lebensmittelindustrie stellt die He- benstreit GmbH in Mörfelden-Waldorf – und einem weiteren Standort im sächsischen Radebeul – mit rund 180 Mitarbeitern vollautomatische Produktionsanlagen für Waffeln her. Aus dem Rheingau-Taunus-Kreis sind die ALGI Alfred Giehl GmbH & Co. KG Ma- schinen und Hydraulikbau in Eltville und Kiedrich sowie die Moog GAT GmbH mit knapp 200 Mitarbeitern in Geisenheim anzuführen. In Dietzenbach befindet sich die Kon- zernzentrale der DVS Technology Group sowie verschiedene Tochterunternehmen wie die Diskus Werke Schleiftechnik GmbH und die Pittler T & S GmbH, die dort Werkzeug- maschinen produzieren. Auch die Bosch Gruppe ist in Südhessen vertreten. Neben mehreren Service- und Vertriebsstandorten im Rhein-Main-Gebiet werden am Standort Erbach in Odenwald Antriebe und Steuerungen sowie komplette Systemlösungen für das Widerstandsschweißen entwickelt und produziert. Mittelhessen Im Lahn-Dill-Kreis ist eine Reihe großer Unternehmen der Branche tätig. In Herborn ist das Stammwerk sowie eine weitere Produktionsstätte der Safran Cabin Germany GmbH, die dort mit zuletzt rund 1.000 Mitarbeitern Bordküchen und Flugzeugbordaus- rüstung herstellt. In Aßlar sind die Pfeiffer Vacuum GmbH – Anbieter für Vakuumtechnik, Vakuumpumpen und Vakuumlösungen mit insgesamt rund 850 Beschäftigten vor Ort – und die Buderus Schleiftechnik GmbH, Werkzeugmaschinenhersteller mit rund 200 Mitarbeitern, ansässig. Im rund 500 Mitarbeiter zählenden Stammwerk in Haiger stellt die Carl Cloos Schweißtechnik GmbH Schweiß- und Schneidtechnik her. Ebenfalls in Haiger ist der Sitz der SIEMAG TECBERG GmbH, Anbieter im Maschinen- und Anla- genbau für die Schacht- und Schwerlastfördertechnik. Haiger ist auch der Hauptstandort der VETTER-Gruppe (vormals: Siegen). Die VETTER Krantechnik GmbH fertigt mit über 200 Beschäftigen in Haiger Schwenkkrane und Kransysteme. In Wetzlar stellt die Satisloh GmbH mit rund 250 Beschäftigten vor Ort Optikmaschinen her. Wetzlar ist auch der Hauptsitz (rund 1.000 Beschäftigte) der Bosch Thermotechnik GmbH, Lollar der des Schwesterunternehmens Robert Bosch Lollar Guss GmbH. In der Produktions- stätte in Eschenburg-Eibelshausen und den Werken in Lollar (rund 1.500 Beschäftigte) werden u.a. Heizkessel und Speicher hergestellt. In Wetzlar sind zentrale Funktionen für den Geschäftsbereich Thermotechnik angesiedelt. Von Wetzlar aus erfolgt zudem die Vertriebssteuerung für die Marke Buderus in Deutschland. 8
Maschinenbau in Hessen Bedeutende Unternehmen und Betriebe des Maschinenbaus in Mittelhessen Quelle: Recherchen Hessen Agentur (2020/2021), Hessen Agentur auf Kartengrundlage GfK Geomarketing GmbH. Weitere mittelhessische Unternehmen sind u.a. die Roth Industries Gruppe mit Sitz in Dautphetal, die weltweit über 1.300 Mitarbeiter zählt. Am Standort werden im größten Unternehmen der Gruppe, der Roth Werke GmbH (rund 500 Mitarbeiter), Produkte aus dem Bereich der Erzeugung, Speicherung und Nutzung von Wasser und Energie – von Heiz- und Kühlsystemen über Komplettduschen bis hin zu Behältersystemen – produ- ziert. Weitere Standorte der Roth-Gruppe befinden sich in Biedenkopf und Steffenberg. Zu nennen sind auch die GEA Food Solutions Germany GmbH – ein Hersteller von Maschinen für die Nahrungsmittelindustrie – mit rund 400 Beschäftigten in Biedenkopf, die Weber Maschinenbau GmbH Breidenbach (Spezialist für Schneidemaschinen mit über 600 Mitarbeitern in Breidenbach), die ebenfalls für die Nahrungsmittelindustrie tätig ist, und die Schneider GmbH & Co. KG aus Fronhausen, die dort und an den anderen drei hessischen Standorten (Steffenberg sowie in Südhessen Dreieich und Reichels- heim) mit über 300 Mitarbeitern Maschinen für die Brillen- und Präzisionsoptikindustrie entwickelt und produziert. Ebenfalls in Mittelhessen tätig sind Unternehmen der Gruppe Weiss Technik mit insgesamt über 1.000 Beschäftigten in Reiskirchen, die eine breite Produktpalette von Umweltsimulationsanlagen, Wärmetechnik, Klimatechnik und Phar- matechnik anbieten. Aktuell investiert der Mutterkonzern Schunk Group u.a. 9 Mio. Euro in ein „Innovation Center“ vor Ort. Nicht weit davon entfernt, in Mücke, befindet sich der 9
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung Stammsitz mit rund 400 Mitarbeitern der inzwischen in Fulda ansässigen FFT Produkti- onssysteme GmbH & Co KG. Ein weiteres mittelhessisches Unternehmen ist der Ver- packungsmaschinenhersteller Rovema GmbH mit rund 500 Mitarbeitern in Fernwald. Nordhessen Zu den bedeutendsten Unternehmen der Branche in Hessen zählt die Viessmann Werke GmbH & Co. KG in Allendorf/Eder – Hersteller von Systemen der Heiz-, Kälte- und Klimatechnik für alle Anwendungen und alle Energieträger. Die Viessmann Group beschäftigt in Allendorf rund 4.700 Mitarbeiter. Der Solaranlagenspezialist SMA Solar Technology AG mit Stammsitz in Niestetal im Landkreis Kassel gehört mit seinen über 2.000 Mitarbeitern ebenfalls zu den größten Arbeitgebern in Nordhessen. Bedeutende Unternehmen und Betriebe des Maschinenbaus in Nordhessen Quelle: Recherchen Hessen Agentur (2020/2021), Hessen Agentur auf Kartengrundlage GfK Geomarketing GmbH. 10
Maschinenbau in Hessen Weit im Norden Hessens, in Hofgeismar, stellt die AKG Gruppe mit rund 800 Beschäf- tigten Kühler und Kühlsysteme (nicht nur) für die Automobilindustrie her und ebenfalls in Hofgeismar ist der Sitz der Siebenhaar Antriebstechnik GmbH, Spezialist für Antriebs- technik mit dem Fokus auf Planetengetrieben und Seilwinden. In Fulda und in Mücke im Vogelsbergkreis beschäftigt die FFT Produktionssysteme GmbH & Co. KG, System- anbieter von automatisierten und flexiblen Fertigungseinrichtungen, rund 1.200 Mitarbei- ter. In der Nähe von Fulda – und zwar in Eichenzell – ist die WASSERMANN TECHNO- LOGIE GmbH tätig, die u.a. Werkzeug- und Werkstückwechsler produziert und vor Ort über 200 Personen beschäftigt. Eschwege ist der Sitz der Pacoma GmbH mit rund 200 Beschäftigten vor Ort, einem Produzenten von Hydraulikzylindern für Baumaschinen. Ebenfalls mit rund 200 Mitarbei- tern vor Ort produziert die zur bereits erwähnten DVS Technology Group gehörende Präwema Antriebstechnik GmbH Präzisionswerkzeugmaschinen. Nicht weit davon entfernt, in Schwalmstadt, ist ein weiteres Maschinenbauunternehmen der DVS Tech- nology Group (Werkzeugmaschinenbau Ziegenhain GmbH) tätig und in Hessisch Lich- tenau existiert ein weiterer Standort des Mutterkonzerns Rothenberger Gruppe. In Die- melsee (Landkreis Waldeck-Frankenberg) ist die Weidemann GmbH (über 400 Beschäf- tigte) ansässig, die in ihrem Werk in Korbach landwirtschaftliche Maschinen vom Hofla- der bis zum Teleskoplader herstellt. Siemens unterhält in Kassel eine Niederlassung, die u.a. im Bereich Automatisierungs- und Antriebstechnik, Industrie- und Infrastrukturanla- gen, Energieversorgung und -verteilung tätig ist. In Kassel befindet sich auch ein Stand- ort der Mixing Technologies-Sparte der bereits erwähnten Zeppelin Systems GmbH. Umsatz Der Umsatz des hessischen Maschinenbaus wird für das Jahr 2020 mit 9,3 Mrd. Euro angegeben. Damit steuerte der Maschinenbau in Hessen 4,1 % zum Umsatz der Bran- che in Deutschland und 8,0 % zum Umsatz der gesamten hessischen Industrie bei. Wie entwickelte sich der Umsatz des hessischen Maschinenbaus in der Vergangenheit? In den Jahren 2015 bis 2017 veränderte sich der Umsatz nur in relativ geringem Maße. 2018 ging der Umsatz im hessischen Maschinenbau entgegen der Entwicklung auf Bun- desebene und in der hessischen Industrie insgesamt aufgrund des unbefriedigenden Auslandsgeschäfts zurück. Auch für das Jahr 2019 steht für den hessischen Maschinen- bau ein – wenn auch geringfügiges – Minus von 0,2 % zu Buche, für die Branche bun- desweit wird ein Umsatzrückgang von 1,9 % ausgewiesen. Die zunehmende Ausbreitung des Covid19-Virus hat somit nicht etwa eine in den letzten Jahren dynamisch wachsende Industriebranche getroffen. Und die Auswirkungen der Pandemie waren massiv, denn der Umsatz im hessischen Maschinenbau nahm 2020 um 10,6 %, in der Branche bundesweit um 11,1 % ab – und damit jeweils stärker als im Durchschnitt der Industrie (Hessen: -6,2 %, Deutschland: -8,5 %). Der Blick auf den Kon- junkturverlauf des Krisenjahres 2020 anhand der Quartalswerte zeigt, dass der Umsatz im hessischen Maschinenbau bereits im 1. Quartal 2020, d.h. vor dem regelrechten Um- 11
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung satzeinbruch im 2. Quartal, niedriger als im Jahr zuvor lag. Hingegen präsentierte sich der Umsatz in der hessischen Industrie insgesamt im 1. Quartal 2020, d.h. unmittelbar vor Ausbruch der Pandemie in Deutschland, noch weitgehend konstant (-0,7 %). Umsatzentwicklung im Maschinenbau sowie im Verarbeitenden Gewerbe in Hessen und Deutsch- land 2015 bis 20201 Maschinenbau Verarbeitendes Gewerbe in % zum Vorjahr in % zum Vorjahr bzw. Vorjahresquartal bzw. Vorjahresquartal 10 10 5 5 0 0 -5 -5 -10 -10 -15 -15 Umsatz 2020 Umsatz 2020 (in Mrd. Euro): (in Mrd. Euro): -20 -20 Hessen 9,3 Hessen 116,0 Deutschland 228,4 Deutschland 1.774,3 -25 -25 15 16 17 18 19 20 1/20 2/20 3/20 4/20 15 16 17 18 19 20 1/20 2/20 3/20 4/20 1 Die Quartalswerte sind nur eingeschränkt mit den Jahresangaben vergleichbar, da Erstere u.a. auf einem kleineren Berichtskreis basieren (Betriebe ab 50 versus ab 20 Beschäftigte). Quelle: Statistisches Bundesamt, Hessisches Statistisches Landesamt, Berechnungen der Hessen Agentur. Produktpalette und Produktionsschwerpunkte Die Palette der vom hessischen Maschinenbau hergestellten Maschinen und Anlagen ist ausgesprochen umfangreich. Die Erzeugnisse der Branche sind größtenteils Investiti- onsgüter – sei es etwa für die Automobil-, Elektro- oder Chemieindustrie oder auch für den Maschinenbau selbst. Lediglich ein kleiner Teil wird als Gebrauchsgüter in Privaten Haushalten (z.B. Heimwerkerbedarf) genutzt. Die Vielfalt der Erzeugnisse in Verbindung mit den unterschiedlichsten Verwendungszwecken erschwert eine Systematisierung. Die amtliche Statistik unterscheidet – wenig aussagekräftig – zwischen der Herstellung von so genannten nicht wirtschaftszweigspezifischen Maschinen (in zwei Kategorien) einer- seits und der Herstellung von Spezialmaschinen für bestimmte einzelne oder eine kleine Gruppe von Wirtschaftszweigen andererseits. 12
Maschinenbau in Hessen 24,5 % des Umsatzes des hessischen Maschinenbaus 2019 wurde mit der „Herstellung von nicht wirtschaftszweigspezifischen Maschinen“ und 33,9 % mit der „Herstellung von sonstigen nicht wirtschaftszweigspezifischen Maschinen“ erzielt. Die Bandbreite der Ma- schinen und Anlagen, die der ersten Kategorie zugeordnet werden, reicht von Verbren- nungsmotoren und Turbinen (ohne Motoren für Luft- und Straßenfahrzeuge), Hydraulik, Pneumatik, Pumpen und Kompressoren über Armaturen bis hin zu Lagern, Getrieben, Zahnrädern und Antriebselementen. Zur zweiten Kategorie zählen z.B. Öfen und Brenner, Aufzüge, Kräne, Sägen und Erzeugnisse der Kältetechnik. Maschinenbau: Umsatz nach Sparten in Hessen und Deutschland im Jahr 2019 Hessen Deutschland Herstellung von … in Mio. Euro in % in Mio. Euro in % nicht wirtschaftszweigspezifischen Maschinen 2.553 24,5 81.547 31,7 sonstigen nicht wirtschaftszweigspezifischen Maschinen 3.530 33,9 74.455 28,6 land- und forstwirtschaftlichen Maschinen n.a. n.a. 11.907 4,6 Werkzeugmaschinen n.a. n.a. 25.130 9,8 Maschinen für sonstige bestimmte Wirtschaftszweige 3.119 30,0 64.846 25,2 Insgesamt 10.404 100,0 256.884 100,0 Quelle: Statistisches Bundesamt, Hessisches Statistisches Landesamt, Berechnungen der Hessen Agentur. Die „Herstellung von Maschinen für sonstige bestimmte Wirtschaftszweige“ steuerte 30,0 % zum hessischen Maschinenbauumsatz des Jahres 2019 bei. Das Angebot dieser Spezialmaschinen umfasst z.B. Baumaschinen, Textilmaschinen, Maschinen für die Kunststoffverarbeitung, Maschinen für die Nahrungsmittelindustrie und Druckmaschinen. Der Herstellung von Werkzeugmaschinen (z.B. Fräsen, Laser- und Plasmaschneidema- schinen) sowie von land- und forstwirtschaftlichen Maschinen kommt demgegenüber ein deutlich geringerer Stellenwert zu. Der Vergleich der Spartenstruktur des hessischen Maschinenbaus mit den entsprechenden Anteilswerten auf Bundesebene weist auf die- sem notwendigerweise hohen Aggregationsniveau keine größeren Unterschiede auf. Internationales: Außenhandel, Direktinvestitionen und Eigentumsverhältnisse Für den hessischen Maschinenbau steht 2020 ein Umsatz in Höhe von 9,3 Mrd. Euro zu Buche. Hiervon entfallen 5,5 Mrd. Euro auf den Umsatz mit dem Ausland, was einer Ex- portquote von 58,9 % (Deutschland: 61,4 %) entspricht. Im Vergleich zum Verarbeiten- den Gewerbe, bei dem die Exportquote in Hessen 53,4 % (Deutschland: 48,0 %) beträgt, ist die Exportorientierung beim Maschinenbau somit merklich ausgeprägter. 13
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung Hessischer Außenhandel1 mit Maschinen2 im Jahr 2020: Export- und Importvolumen3 sowie wichtigste Handelspartner 1 Die Angaben beziehen sich auf Fertigwaren. 2 Ohne Büromaschinen und automatische Datenverarbeitungsmaschinen. Wenngleich diese bisweilen den Maschinen zugeordnet werden, sind es nur zu einem geringen Teil (z.B. Schreibmaschinen) Erzeugnisse des Maschinenbaus. 3 Eine Saldierung der Ein- und Ausfuhrwerte ist aufgrund unterschiedlicher Erfassungskonzepte nicht statthaft. Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt, Berechnungen der Hessen Agentur. Der Wert der im Jahr 2020 exportierten Maschinen und Anlagen aller Art belief sich auf 6,3 Mrd. Euro, womit der Export im Zuge der Pandemie im Vergleich zum Vorjahr (7,3 Mrd. Euro) deutlich abgenommen hat. Nahezu gleichauf sind die Weltmächte China und USA die wichtigsten ausländischen Kunden des heimischen Maschinenbaus, die zusammen für fast ein Viertel des Exports stehen. In der Volksrepublik erfreuen sich vor allem Werkzeugmaschinen aus Hessen einer großen Beliebtheit. Insgesamt betrachtet waren 12,1 % aller hessischen Fertigwarenexporte des Jahres 2020 Erzeugnisse des Maschinenbaus. Im Jahr 2020 importierte Hessen Maschinen und Anlagen für 5,7 Mrd. Euro. Damit sind die Importe dieser Warengruppe aufgrund der Krise beträchtlich zurückgegangen, denn 2019 wurden noch Importe in Höhe von 6,9 Mrd. Euro verzeichnet. Die USA waren 2020 mit Abstand das bedeutendste Bezugsland vor Frankreich auf dem zweiten Rang. Ins- gesamt gesehen stellten Erzeugnisse des Maschinenbaus 7,2 % der gesamten hessi- schen Einfuhr von Fertigwaren des Jahres 2020. Aus beiden Ländern wurden unter- schiedlichste Maschinen und Anlagen nach Hessen eingeführt – ein Schwerpunkt ist nicht erkennbar. 14
Maschinenbau in Hessen Neben dem Außenhandel stehen auch die Direktinvestitionen3 für die Integration einer Branche in das weltwirtschaftliche Geschehen. Die Motive für derartige Investitionen im Ausland – bzw. umgekehrt für ausländische Investoren in Hessen – sind vielfältig. Sozu- sagen die klassischen Motive für Direktinvestitionen sind die Erschließung eines neuen Absatzmarkts durch den Aufbau eines Vertriebsnetzes vor Ort oder die Gründung einer Auslandsniederlassung (ggf. als Joint-Venture), um marktnah produzieren zu können. Aber auch z.B. die Übernahme eines Konkurrenten im Ausland oder die Beteiligung ei- nes ausländischen Finanzinvestors an einem hessischen Unternehmen sind Direktinves- titionen. Der Direktinvestitionsbestand des hessischen Maschinenbaus im Ausland belief sich zum Jahresende 2018 auf 710 Mio. Euro, wobei jeweils rund ein Drittel in Europa, Amerika und Asien investiert ist. Die ausländischen Direktinvestitionen im hessischen Maschinenbau liegen mit 650 Mio. Euro in ähnlicher Größenordnung, hiervon ist über die Hälfte asiatischen Investoren zuzurechnen. Die Eigentumsverhältnisse bedeutender Unternehmen des Maschinenbaus in Hessen geben ebenfalls einen Einblick in die Internationalität der Branche am Standort Hessen. Die der Tabelle vorangestellten Flaggen vermitteln einen ersten optischen Eindruck des zahlenmäßigen Verhältnisses zwischen deutschem und ausländischem Eigentum an den nachfolgend einzeln aufgeführten Unternehmen. Unter den ausländischen Investo- ren ist die VR China am häufigsten vertreten. Die zum Teil komplexen Verflechtungen – z.B. werden Beteiligungen zum Teil über Drittländer gehalten oder ein Unternehmen be- findet sich im Eigentum mehrerer anderer Unternehmen – erschweren allerdings biswei- len eine eindeutige Aussage. Zur Perspektive des investiven Engagements in Hessen tritt naturgemäß noch die Gegenrichtung: Zahlreiche Unternehmen des heimischen Ma- schinenbaus sind im Ausland aktiv und betreiben dort z.B. Produktionsstätten oder sind mit Vertriebseinrichtungen präsent. Eigentumsverhältnisse bedeutender Unternehmen des Maschinenbaus in Hessen Sitz Unternehmen bzw. Unternehmen Konzernmutter Sitz Konzernmutter ABB Gruppe ABB Ltd. Schweiz AKG Gruppe Familienbesitz Deutschland ALD Vacuum Technologies GmbH AMG Advanced Metallurgical Group N.V. Niederlande 3 Als Direktinvestitionen gelten grenzüberschreitende Beteiligungen am Kapital oder an Stimmrechten eines Unternehmens von 10 % oder mehr. Die Direktinvestitionsbestände werden – grob vereinfacht – aus dem Beteiligungskapital unter Berücksichtigung der wechselseitigen Kreditbeziehungen be- rechnet. Aufgrund einer Meldefreigrenze werden Direktinvestitionsobjekte erst ab einer Bilanzsumme von über drei Mio. Euro erfasst. Datenquelle der (vorläufigen) Angaben ist die Deutsche Bundesbank. 15
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung Sitz Unternehmen bzw. Unternehmen Konzernmutter Sitz Konzernmutter ALGI Alfred Giehl GmbH & Co. KG Maschi- Familienbesitz Deutschland nen- und Hydraulikbau Chengdue ZhongdeTechcent Environment Co. Aqseptence Group GmbH VR China Ltd. Bosch Thermotechnik GmbH Robert Bosch Stiftung Deutschland Buderus Schleiftechnik GmbH Rothenberger-Gruppe Österreich Carl Cloos Schweißtechnik GmbH Estun Automation Co. Ltd VR China Dematic GmbH KION Group AG (börsennotiert) VR China DVS-Technology-Group Rothenberger-Gruppe Österreich Federal-Mogul Wiesbaden GmbH Tenneco Inc. USA FFT Produktionssysteme GmbH & Co. KG Fosun International Limited VR China GEA Food Solutions Germany GmbH GEA Group AG (börsennotiert) Deutschland Hanon Systems EFP Deutschland GmbH Hanon Systems EFP Corp. Republik Korea Hebenstreit GmbH mehrheitlich IIH-Interinvest Holding AG Schweiz ITT RHEINHÜTTE Pumpen GmbH ITT Inc. USA Karl Mayer Textilmaschinenfabrik GmbH Familienbesitz Deutschland börsennotiert, größter Aktionär Weichai Power KION Group AG VR China Company Ltd. Manroland sheetfed GmbH Langley Holdings plc Vereinigtes Königreich Moog GAT mbH Moog Inc USA Pacoma International Ltd / Jiantou Investment Vereinigtes Königreich / Pacoma GmbH Ltd. VR China Pfeiffer Vacuum GmbH Pfeiffer Vacuum Technology AG (börsennotiert) Deutschland Polar-Mohr Maschinenvertriebsgesellschaft mbH & Co. KG, Adolf Mohr Maschinenfabrik Familienbesitz Deutschland GmbH & Co. KG, Dienst Verpackungstechnik GmbH Präwema Antriebstechnik GmbH DVS Technology AG, börsennotiert Deutschland Robert Bosch Lollar Guss GmbH Robert Bosch Stiftung Deutschland Roth Industries Gruppe Familienbesitz Deutschland Rothenberger Gruppe Dr. Helmut Rothenberger-Privatstiftung Österreich 16
Maschinenbau in Hessen Sitz Unternehmen bzw. Unternehmen Konzernmutter Sitz Konzernmutter Rovema GmbH Franz Haniel & Cie. GmbH Deutschland Safran Cabin Germany GmbH Safran S.A. Frankreich Satisloh GmbH Satisloh AG Schweiz Schenck RoTec GmbH Dürr AG (börsennotiert) Deutschland Schneider GmbH & Co.KG Familienbesitz Deutschland Siebenhaar Antriebstechnik GmbH Familienbesitz Deutschland SIEMAG TECBERG GmbH Familienbesitz Deutschland Siemens AG börsennotiert, überwiegend Streubesitz Deutschland SMA Solar Technology AG börsennotiert, mehrheitlich Familienbesitz Deutschland Smiths Detection Germany GmbH Smiths Group plc Vereinigtes Königreich VETTER Krantechnik GmbH Familienbesitz Deutschland Viessmann Werke GmbH & Co. KG Familienbesitz Deutschland VITRONIC Dr.-Ing. Stein Bildverarbeitungs- Familienbesitz Deutschland systeme GmbH WASSERMANN TECHNOLOGIE GmbH Familienbesitz Deutschland Weber Maschinenbau GmbH Breidenbach Familienbesitz Deutschland Weidemann GmbH Wacker Neuson SE (börsennotiert) Deutschland Weiss Technik Schunk-Group (Ludwig Schunk-Stiftung e.V.) Deutschland Yaskawa Europe GmbH Yaskawa Electric Corp. Japan ZF Friedrichshafen AG (mehrheitlich Zeppelin- Zeppelin Systems GmbH Deutschland Stiftung der Stadt Friedrichshafen) Quelle: Recherchen der Hessen Agentur (2020/2021). Forschung und Entwicklung Da Innovationen – seien es Produkt- oder Prozessinnovationen – für die Wettbewerbs- fähigkeit des Maschinenbaus von essentieller Bedeutung sind, wird ein entsprechend hoher Stellenwert der Forschung und Entwicklung (FuE) zugemessen. Dies unterstrei- chen die nachfolgenden Angaben zum Innovationsgeschehen. Der jährlichen Innova- 17
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung tionserhebung des ZEW4 zufolge wurden 2019 16 % des Branchenumsatzes des Ma- schinenbaus deutschlandweit mit Produktinnovationen erwirtschaftet. Dabei konnten 49 % der deutschen Unternehmen erfolgreich neue Produkte und 64 % Prozessinnova- tionen einführen, woraus eine Innovatorenquote von 73 % resultiert – weit über dem Durchschnitt der Wirtschaft (55 %) liegend. Der Maschinenbau zählt damit zu den inno- vativsten Industriebranchen. Gemäß den aktuellen Angaben der zweijährlichen Umfrage des Stifterverbandes Wis- senschaftsstatistik, der Daten für Bundesländer erhebt, wurden 2017 in Forschungsstät- ten des Maschinenbaus in Hessen 379 Mio. Euro für FuE aufgewendet.5 Damit entfallen 7 % der FuE-Aufwendungen der hessischen Industrie insgesamt – die in hohem Maße durch die Automobilindustrie und die Pharmazeutische Industrie geprägt werden – auf den Maschinenbau. Doch nicht nur in der Wirtschaft – ob in Großunternehmen oder beim mittelständischen Maschinenbauer – wird geforscht und entwickelt, sondern selbstverständlich auch an den hessischen Hochschulen und weiteren Institutionen.6 Hierzu gehören – der Fachbereich Maschinenbau der Technischen Universität Darmstadt mit über 25 Fachgebieten und Forschungsgruppen, – der Fachbereich Maschinenbau der Universität Kassel mit gut 25 Fachgebieten (z.B. Strömungsmaschinen, Technische Thermodynamik und Gießereitechnik) in sieben Instituten, – der Fachbereich Maschinenbau und Kunststofftechnik an der Hochschule Darmstadt, – die Fachbereiche Maschinenbau und Energietechnik (Campus Gießen) sowie Ma- schinenbau, Mechatronik und Materialtechnologie (Campus Friedberg) der Techni- schen Hochschule Mittelhessen, – der Fachbereich Ingenieurwissenschaften der Hochschule RheinMain und – das Fraunhofer-Institut für Betriebsfestigkeit und Systemzuverlässigkeit LBF in Darmstadt. Investitionen Ohne Investitionen können Produktionskapazitäten weder erhalten noch modernisiert werden – geschweige denn erweitert. Investitionen sind somit wesentlich für Wachstum und Schaffung von Arbeitsplätzen. Nachfolgend werden zum einen die Bruttoanlage- 4 Vgl. ZEW (Hrsg.): ZEW Branchenreport Innovationen – Maschinenbau, Mannheim 2021. 5 Hierbei handelt es sich um die so genannten internen FuE-Aufwendungen, die den überwiegenden Teil der gesamten FuE-Aufwendungen ausmachen. Externe FuE-Aufwendungen sind Aufträge an andere Forschungsinstitutionen. 6 Einige Forschungseinrichtungen und Forschungsprojekte des Maschinenbaus sind auch im Bran- chenprofil zur Automobilindustrie enthalten. Vgl. Bauer, C., Petkova, G.: Automobilindustrie in Hes- sen, HA-Report 1034, Wiesbaden 2021. 18
Maschinenbau in Hessen investitionen, eine wichtige Kennziffer für die Investitionstätigkeit, des hessischen Ma- schinenbaus thematisiert. Zum anderen wird auf die Investitionsausgaben für Umwelt- schutzmaßnahmen – eine spezielle Kategorie der Bruttoanlageinvestitionen – eingegan- gen.7 Bruttoanlageinvestitionen des Maschinenbaus in Hessen 2015 bis 2019 Bruttoanlage- Bruttoanlage- investitionen investitionen im in Mio. Euro Verhältnis zum Umsatz in % 600 4,0 2,6 450 2,4 3,0 2,1 1,7 1,8 300 2,0 250 254 150 223 199 1,0 179 0 0,0 2015 2016 2017 2018 2019 Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt, Berechnungen der Hessen Agentur. Die Bruttoanlageinvestitionen8 des hessischen Maschinenbaus summierten sich 2019 auf 254 Mio. Euro. Damit liegen die Investitionen auf Vorjahresniveau. Der Blick auf die letzten Jahre zeigt keine großen Schwankungen, sondern im Wesentlichen eine stabile Investitionstätigkeit. Die Bruttoanlageinvestitionen 2019 entsprechen einer Investitions- quote – definiert als Bruttoanlageinvestitionen in Relation zum Umsatz – von 2,6 %, wo- mit die Quote niedriger ist als im Durchschnitt des hessischen Verarbeitenden Gewerbes (3,2 %), was auch auf Bundesebene zutrifft. Mit 78 % entfällt der überwiegende Teil der Bruttoanlageinvestitionen der Branche im Jahr 2019 auf Ausrüstungsinvestitionen. Ma- schinen und maschinelle Anlagen sowie die Betriebs- und Geschäftsausstattung, die vom Werkzeug über die Telefonanlage bis zum Fuhrpark reicht, bilden den Schwerpunkt. Allerdings wurden in beachtlichem Ausmaß (56 Mio. Euro bzw. Anteil von 22 %) auch Investitionen in Gebäude (z.B. Produktions- und Geschäftsgebäude) und Grundstücke getätigt. 7 Die Angaben zu den Umweltschutzinvestitionen (Berichtsjahr 2018) sind im Vergleich zu den Brutto- anlageinvestitionen (Berichtsjahr 2019) erst später verfügbar. Somit ist der Vergleich der jeweils ak- tuellen Daten nur eingeschränkt möglich. 8 Erfasst wird der Wert der im Geschäftsjahr aktivierten Bruttozugänge an Sachanlagen, d.h. Ersatz- und Neuinvestitionen. Aktivierte Großreparaturen und geringwertige Wirtschaftsgüter sind ebenso einbezogen wie selbst erstellte oder in Bau befindliche Anlagen sowie Leasing-Güter, die beim Lea- sing-Nehmer zu aktivieren sind. Nicht berücksichtigt werden insbesondere Investitionen in Zweignie- derlassungen im Ausland, Zugänge durch den Kauf ganzer Betriebe oder Unternehmen, der Erwerb von Finanzanlagen sowie der Erwerb von immateriellen Vermögensgegenständen (z.B. Patente). 19
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung Ein wichtiger Indikator für das Engagement einer Branche in Sachen Umweltschutz sind die Investitionsausgaben für Umweltschutzmaßnahmen. 9 Diese Investitionen sind allerdings nicht nur aus dem Blickwinkel eines verantwortungsvollen Umgangs mit der Umwelt zu sehen, sondern ein nachhaltiges Wirtschaften steht auch zunehmend für die Leistungs- und Zukunftsfähigkeit einer Branche. So schonen etwa Investitionen zur Ener- gieeffizienzsteigerung nicht nur die Umwelt, sondern stellen über die Kostenseite auch einen Wettbewerbsfaktor dar. Umweltschutzinvestitionen des Maschinenbaus in Hessen 2014 bis 2018 Umweltschutz- Anteil der Umwelt- investitionen schutzinvestitionen an in 1.000 Euro den Bruttoanlage- investitionen in % 20.000 17.625 10,0 16.000 8,0 12.000 6,0 8.000 4.524 4,0 3.400 2.976 3.033 4.000 2,0 0 0,0 2014 2015 2016 2017 2018 Abfallwirtschaft Abwasserwirtschaft Luftreinhaltung Klimaschutz Sonstige Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt, Berechnungen der Hessen Agentur. Im Jahr 2018 summierten sich die Investitionsausgaben für Umweltschutzmaßnahmen in der Branche auf 3,0 Mio. Euro, was einem Anteil von 1,2 % der gesamten Bruttoanla- geinvestitionen des heimischen Maschinenbaus 2018 entspricht. Damit liegt der Anteil im hessischen Maschinenbau auch 2018 unter der Vergleichsquote für das hessische Verarbeitende Gewerbe (4,4 %). Die relative geringe Umweltschutzinvestitionsquote steht im Einklang mit den Produktionsverhältnissen, denn von größerer Relevanz sind Emissionen – deren Vermeidung oder Verminderung entsprechende Investitionen erfor- dern – in vorgelagerten Teilen der Wertschöpfungskette (z.B. in der Metallindustrie). Das Jahr 2015 stellt insofern eine Ausnahme dar, als sich – möglicherweise im Rahmen eines Großprojekts – die Umweltschutzinvestitionen der Branche gegenüber dem Vorjahr ver- vielfachten. 9 Zu den Umweltschutzinvestitionen gehören alle Investitionen in Sachanlagen, die eine Verringerung oder Vermeidung von schädlichen Emissionen in die Umwelt bewirken bzw. den Einsatz von Res- sourcen reduzieren. Es kann sich hierbei zum einen um additive Maßnahmen handeln, d.h. in der Regel separate, vom übrigen Produktionsprozess getrennte Anlagen, die dem Produktionsprozess vor- oder nachgeschaltet sind (z.B. Kläranlage). Zum anderen werden integrierte Maßnahmen er- fasst, die dadurch charakterisiert sind, dass die Umweltbelastung direkt im Produktionsprozess redu- ziert wird (z.B. durch geschlossene Prozess- und Kühlwasserkreisläufe oder durch Maschinen mit niedrigen Lärmemissionen). 20
Maschinenbau in Hessen Bei den Investitionen des Jahres 2018 ist kein Schwerpunkt erkennbar. In gewisserma- ßen klassische Bereiche des Umweltschutzes wie Abfall- und Abwasserwirtschaft sowie Luftreinhaltung, wurde ebenso investiert wie in Maßnahmen des Klimaschutzes, d.h. in Maßnahmen zur Vermeidung und Verminderung der Emission von Kyoto-Treibhausga- sen, in Maßnahmen zur Nutzung erneuerbarer Energien sowie in energieeffizienzstei- gernde Maßnahmen und Energiesparmaßnahmen. Selbstverständlich erschöpft sich das Engagement des Maschinenbaus für den Umwelt- schutz nicht in diesen Investitionen in Sachanlagen. Der weitaus größere Beitrag der Branche ist in verbesserten bzw. neuen Produkten zu sehen, mit deren Einsatz z.B. Ener- gie eingespart werden kann (etwa durch energieeffizientere Maschinen). Energieverbrauch Wie stellt sich der Energieverbrauch 10 des hessischen Maschinenbaus dar? Im Jahr 2019 wurde Energie in Höhe von 2,9 Mio. Gigajoule (GJ) bzw. rund 0,8 Mio. Megawatt- stunden (MWh) verbraucht, womit auf die Branche lediglich 2,3 % des gesamten Ener- gieverbrauchs der hessischen Industrie entfallen. Wichtigster Energieträger der Branche ist Strom. 50,5 % des Energieverbrauchs 2019 wurden durch Strom gedeckt; gefolgt von Erdgas mit einem Anteil von 39,7 %. Die übrigen Energieträger (z.B. Fernwärme) sind für den Maschinenbau in Hessen von nachgeordneter Bedeutung (9,8 %). Energieverbrauch des Maschinenbaus in Hessen im Jahr 2019 differenziert nach Energieträgern 9,8% Strom Erdgas 50,5% 39,7% Sonstige Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt, Berechnungen der Hessen Agentur. 10 Soweit Energieträger als Brennstoffe zur Stromerzeugung in eigenen Anlagen eingesetzt werden, enthält der Gesamtenergieverbrauch Doppelzählungen, die sowohl den Energiegehalt der eingesetz- ten Brennstoffe als auch des erzeugten Stroms umfassen. Der Gesamtenergieverbrauch enthält ebenfalls den nichtenergetischen Verbrauch von Energieträgern, wobei diesem in den meisten Bran- chen (Ausnahme: Chemische Industrie) keine Bedeutung zukommt. 21
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung Die Kennziffer Energieverbrauch je Beschäftigten als Indikator der Energieintensität der Branche erlaubt einen Vergleich des hessischen Maschinenbaus mit anderen hessi- schen Industriezweigen und mit dem Maschinenbau auf Bundesebene. In Hessen ver- brauchte die Branche im Jahr 2019 je Beschäftigten 60 GJ Energie (Deutschland: 70 GJ). Damit beträgt die Energieintensität lediglich ein Fünftel des Durchschnittswertes in der hessischen Industrie (annähernd 310 GJ). Sozusagen den Gegenpol in puncto Energie- intensität verkörpert die Chemische und Pharmazeutische Industrie (gut 780 GJ je Be- schäftigten). Cluster und Netzwerke Die Cluster und Netzwerke in Hessen11 zeichnen sich durch die Zusammenarbeit von Unternehmen, wirtschaftsnahen Einrichtungen, Forschungsinstituten und Hochschulen sowie sonstigen Bildungsstätten aus. Zum Leistungsspektrum der Cluster und Netz- werke gehören u.a. die regionale und überregionale Vernetzung, der Informations- und Erfahrungsaustausch untereinander, die gemeinsame Marktbearbeitung, die kollabora- tive Technologieentwicklung und der Technologietransfer, Maßnahmen zur Fachkräftesi- cherung sowie (Standort-)Marketing und Öffentlichkeitsarbeit. Zahlreiche Unternehmen – darunter in hohem Maße Mittelständler – profitieren von Synergieeffekten der Zusam- menarbeit, u.a. durch einen erleichterten Zugang zu neuem Wissen und neuen Techno- logien, Ressourcenteilung und verbesserte Chancen der Fachkräftegewinnung sowie durch zusätzliche Möglichkeiten der Akquisition und Umsetzung von Aufträgen. Zu den hessischen Clusternetzwerken im Kontext des Maschinenbaus gehören insbe- sondere die Automatisierungsregion Rhein Main Neckar, der Engineering-High-Tech- Cluster (EHC) Fulda, die SEF Electronic Factory, das deENet Kompetenznetzwerk de- zentrale Energietechnologien sowie speziell im Umweltkontext das KompetenzNetz Um- weltTechnologie KNUT. Fachkräftenachwuchs Nach einigen Jahren rückläufiger Studierendenzahlen im Studiengang Maschinen- bau / Verfahrenstechnik hat sich deren Zahl in den letzten beiden Jahren jeweils erhöht. So studierten im Wintersemester 2019/20 in Hessen 16.660 (Vorjahr: 16.127) junge Men- schen Maschinenbau / Verfahrenstechnik. 2019 absolvierten 2.592 Studierende erfolg- reich ihre Abschlussprüfung als „Maschinenbauer“. Im Zuge der allgemeinen Erweiterung und Ausdifferenzierung des Studienangebotes gilt speziell für den Maschinenbau, dass sich ein vormals – u.a. unter der Bezeichnung Werkstoffkunde – zum Maschinenbaustudium zählendes Fachgebiet an manchen Aus- bildungsstätten zu einem eigenständigen Studiengang entwickelt hat: So waren an den hessischen Hochschulen im Wintersemester 2019/20 insgesamt 676 Studentinnen und 11 Vgl. hierzu das Clusterportal unter www.technologieland-hessen.de/cluster. 22
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