Branchenprofil Ernährungsindustrie in Hessen - Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen - Herausgeber: Hessisches ...
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen Branchenprofil Ernährungsindustrie in Hessen Herausgeber: Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen Kaiser-Friedrich-Ring 75 65185 Wiesbaden www.wirtschaft.hessen.de
BRANCHENPROFIL ERNÄHRUNGSINDUSTRIE IN HESSEN Dr. Claus Bauer Gergana Petkova HA-Report 1037 Wiesbaden 2021
IMPRESSUM HERAUSGEBER Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen BEARBEITUNG HA Hessen Agentur GmbH KONTAKT HA Hessen Agentur GmbH Konradinerallee 9 65189 Wiesbaden Tel +49 611 95017-80 /-85 Fax +49 611 95017-8466 info@hessen-agentur.de VERFASSER Dr. Claus Bauer, Gergana Petkova STAND Juli 2021 BILDNACHWEIS Titelbild: industrieblick / Fotolia HINWEISE ZUR VERWENDUNG Diese Druckschrift wird im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit der Hessischen Landesregierung herausgege- ben. Sie darf weder von Parteien noch von Wahlbewerbern oder Wahlhelfern während eines Wahlkampfes zum Zwecke der Wahlwerbung verwendet werden. Dies gilt für Landtags-, Bundestags- und Kommunalwah- len. Missbräuchlich ist insbesondere die Verteilung auf Wahlkampfveranstaltungen, an Informationsständen der Parteien sowie das Einlegen, Aufdrucken oder Aufkleben parteipolitischer Informationen oder Werbe- mittel. Untersagt ist gleichfalls die Weitergabe an Dritte zum Zwecke der Wahlwerbung. Auch ohne zeitlichen Bezug zu einer bevorstehenden Wahl darf die Druckschrift nicht in einer Weise verwendet werden, die als Parteinahme der Landesregierung zugunsten einzelner politischer Gruppen verstanden werden könnte. Die genannten Beschränkungen gelten unabhängig davon, wann, auf welchem Weg und in welcher Anzahl die Druckschrift dem Empfänger zugegangen ist. Den Parteien ist es jedoch gestattet, die Druckschrift zur Un- terrichtung ihrer eigenen Mitglieder zu verwenden. Aus Gründen der leichteren Lesbarkeit wird auf eine geschlechtsspezifische Differenzierung von Funktions- bzw. personenbezogenen Bezeichnungen, wie zum Beispiel Teilnehmer/Innen, verzichtet. Entsprechende Begriffe gelten im Sinne der Gleichbehandlung für beide Geschlechter. Nachdruck – auch auszugsweise – ist nur mit Quellenangabe gestattet. Belegexemplar erbeten. DRUCK Hessisches Statistisches Landesamt BESTELLUNG Download unter www.hessen-agentur.de/publikationen
Ernährungsindustrie in Hessen INHALT VORWORT....................................................................................................................... I ERNÄHRUNGSINDUSTRIE IN HESSEN IM ÜBERBLICK............................................ 1 BESCHÄFTIGTE ............................................................................................................ 3 UNTERNEHMENSLANDSCHAFT ................................................................................. 4 UMSATZ........................................................................................................................ 11 PRODUKTPALETTE UND PRODUKTIONSSCHWERPUNKTE ................................. 12 INTERNATIONALES .................................................................................................... 14 FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG .......................................................................... 17 INVESTITIONEN ........................................................................................................... 19 ENERGIEVERBRAUCH ............................................................................................... 21 CLUSTER UND NETZWERKE ..................................................................................... 22 FACHKRÄFTENACHWUCHS ...................................................................................... 22 AKTUELLE ENTWICKLUNGEN UND AUSBLICK ...................................................... 23
Ernährungsindustrie in Hessen Vorwort Liebe Leserin, lieber Leser, die hessische Wirtschaft ist nicht nur durch einen starken Dienst- leistungssektor geprägt, sondern unser Land ist auch ein wichtiger Industriestandort. Das Branchenprofil zur „Ernäh- rungsindustrie in Hessen“, das die Hessen Agentur im Auftrag meines Hauses erstellt hat, zeigt eindrucksvoll die Be- deutung, Vielfalt und Leistungsfähigkeit dieses Wirtschaftszweigs. In Großunternehmen wie Ferrero, Nestlé und der Oetker-Gruppe sowie bei zahlreichen Mittelständlern sind hessenweit knapp 38.000 Frauen und Männer mit der Herstellung von Nahrungsmitteln und Getränken aller Art beschäftigt. Steht aktuell auch in der Ernährungsbranche noch die Bewältigung der wirtschaftlichen Auswirkungen der weltweiten Corona-Pandemie im Vordergrund, so bleibt die Klima- erwärmung doch die größte gesamtgesellschaftliche Herausforderung. Innovative Pro- dukte und Herstellungsverfahren, die darauf Antworten geben, sind darum weltweit ge- fragt und eröffnen Unternehmen neue Geschäftsfelder und Absatzmärkte. Die steigende Nachfrage nach Bio-Produkten und Erzeugnissen aus regionalem Anbau ist nur ein Bei- spiel. So wachsen aus ökologischem Denken ökonomische Chancen. Weitere Beispiele dafür finden Sie auch in den übrigen Branchenprofilen, mit denen wir unsere wichtigsten Industriezweige vorstellen. Sie wurden ebenfalls von der Hessen Agentur erstellt und stehen unter www.hessen-agentur.de/publikationen zum Download zur Verfügung. Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre. Ihr Tarek Al-Wazir, Hessischer Minister für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen I
Ernährungsindustrie in Hessen Ernährungsindustrie in Hessen im Überblick Beschäftigte Insgesamt 37.697 Beschäftigte 1 zählte die hessische Ernährungsin- dustrie – bestehend aus den beiden Wirtschaftsabteilungen Herstellung von Nahrungs- und Futtermitteln sowie Getränkeherstellung – im Jahr 2020. Dies sind etwas mehr (+0,2 %) als ein Jahr zuvor. In der Branche haben damit 9,4 % der Beschäftigten der hessischen Industrie ihren Arbeitsplatz. Unternehmenslandschaft Hessen weist zahlreiche bedeutende Unternehmen der Ernährungs- industrie auf. Hierzu zählen z.B. Döhler Group, Ferrero, Hassia, Mi- lupa/Danone, Nestlé, die Oetker-Gruppe (Radeberger, Henkell und Selters), PepsiCo und Coca-Cola, die REWE-Gruppe sowie Unilever. Umsatz Die hessische Ernährungsindustrie erzielte im Krisenjahr 2020 einen Umsatz von 8,7 Mrd. Euro, was einem leichten Rückgang um 1,1 % gegenüber dem Vorjahr entspricht. Knapp zwei Drittel des Branchen- umsatzes entfielen auf das Nahrungsmittelsegment, gut ein Drittel auf die Getränke. Der Getränkeherstellung kommt damit in Hessen eine erheblich höhere Bedeutung zu als auf Bundesebene. Internationales Die Exportquote der hessischen Ernährungsindustrie wird für 2020 mit 27,4 % angegeben – d.h. 2,4 Mrd. des Branchenumsatzes entfallen auf den Auslandsumsatz. Die Quote ist damit nur halb so hoch wie im Durchschnitt der hessischen Industrie (53,4 %). Der Direktinvestitions- bestand ausländischer Investoren in der hessischen Ernährungsin- dustrie summierte sich auf 820 Mio. Euro zum Jahresende 2018. Der Außenhandel mit Erzeugnissen der Ernährungswirtschaft blieb im Corona-Jahr 2020 weitgehend stabil: Die Exporte lagen bei 2,9 Mrd. Euro, die Importe bei 4,4 Mrd. Euro. Investitionen Die Bruttoanlageinvestitionen der hessischen Ernährungsindustrie beliefen sich im Jahr 2019 auf 363 Mio. Euro. Die Umweltschutzinves- titionen betrugen 9,2 Mio. Euro (2018), wobei der Schwerpunkt auf Maßnahmen zum Klimaschutz lag. Energie Der Energieverbrauch der Branche belief sich 2019 auf 2,5 Mio. MWh, das waren 7,0 % des Verbrauchs der hessischen Industrie insgesamt. Fachkräftenachwuchs Im WS 2019/20 waren in Hessen 7.582 Studierende in den Fächern Agrarwissenschaften, Lebensmittel- und Getränketechnologie, Ernäh- rungswissenschaften sowie Lebensmittelchemie immatrikuliert. Die hessischen Betriebe der Ernährungsindustrie bildeten im Jahr 2019 insgesamt 1.785 junge Menschen aus. 1 Die Daten der amtlichen Statistik zu Beschäftigten, Betrieben, Umsätzen, Investitionen und Energie- verbrauch im vorliegenden Branchenprofil beziehen sich – soweit nicht anders angegeben – auf Be- triebe von Unternehmen mit mindestens 20 Beschäftigten. Informationen zu einzelnen Unternehmen (z.B. Zahl der Mitarbeiter, Produktpalette, Eigentumsverhältnisse) beruhen auf Recherchen der Hes- sen Agentur. 1
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung Ernährungsindustrie1 in Hessen 2020: Wichtige Indikatoren der Branche im Vergleich mit anderen hessischen Industriebranchen Zum Vergleich: Ernährungsindustrie Automobil Chemie u. Elektro Gummi- u. Maschinenbau Metall Pharma Kunststoff Beschäftigte 37.697 47.988 63.330 49.249 33.344 45.951 47.486 Betriebe2 342 65 181 313 216 397 421 Umsatz (in Mrd. Euro) 8.687 16.423 28.137 10.204 6.300 9.297 19.609 Auslandsumsatz (in Mrd. Euro) 2.380 10.742 18.752 5.274 2.484 5.477 10.390 1 Unter der Ernährungsindustrie werden im Folgenden die Abteilungen „Herstellung von Nahrungs- und Futtermitteln“ und „Getränkeherstellung“ gemäß der Wirtschaftszweigsystematik WZ 2008 der amtlichen Statistik verstanden. 2 Angaben für 2019. Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt, Berechnungen der Hessen Agentur. Ernährungsindustrie in Hessen 2020: Bedeutung für die hessische Industrie und für die Branche auf Bundesebene – gemessen am Anteil an Umsatz und Beschäftigung Anteil am Umsatz der Anteil am Umsatz der Branche hessischen Industrie in % auf Bundesebene in % 30,0 20,0 25,0 Chemie / Pharma Chemie / 15,0 Pharma 20,0 Metall 15,0 10,0 Metall Auto Gummi / Maschinen- Kunststoff bau 10,0 Elektro Elektro 5,0 Ernährung Ernährung 5,0 Maschinen- Gummi / bau Kunststoff Auto 0,0 0,0 0,0 5,0 10,0 15,0 20,0 25,0 30,0 0,0 5,0 10,0 15,0 20,0 Anteil an der Beschäftigung Anteil an der Beschäftigung der der hessischen Industrie in % Branche auf Bundesebene in % Quelle: Statistisches Bundesamt, Hessisches Statistisches Landesamt, Berechnungen der Hessen Agentur. 2
Ernährungsindustrie in Hessen Beschäftigte 37.697 Beschäftigte zählte die heimische Ernährungsindustrie im Jahr 2020, was 9,4 % aller hessischen Industriebeschäftigten entspricht. 6,1 % der Beschäftigten der Branche bundesweit sind in der hessischen Ernährungsindustrie tätig. Wie stellt sich die Beschäftigungsentwicklung in der hessischen Ernährungsindustrie in den letzten Jahren dar? Im gesamten Berichtszeitraum konnte die Ernährungsindustrie Jahr für Jahr die Zahl ihrer Beschäftigten erhöhen, wenngleich die Dynamik auf Bundes- ebene zumeist kräftiger ausfiel. Für 2019 steht für die hessische Ernährungsindustrie ein um 0,5 % höherer Beschäftigungsstand als im Vorjahr zu Buche. Für das Corona-Jahr 2020 wird für die Branche in Hessen ein geringfügiges Beschäftigungsplus von 0,2 % (Bund: -0,8 %) ausgewiesen. Dies steht im Gegensatz zur Beschäftigungsentwicklung in der hessischen Industrie insgesamt (-3,3 %), denn in zahlreichen anderen Industriebran- chen ist die Beschäftigung – ungeachtet der massiven Ausweitung des Arbeitsmarktin- struments der Kurzarbeit – zurückgegangen. Der ergänzende Blick auf die – aus metho- dischen Gründen nur eingeschränkt mit den Jahresergebnissen vergleichbaren – Quar- talsergebnisse für das Jahr 2020 legt nahe, dass die Beschäftigungsentwicklung bei den kleineren Betrieben (unter 50 Beschäftigte) der Ernährungsindustrie weniger positiv ver- laufen ist. Entwicklung der Beschäftigung in der Ernährungsindustrie sowie im Verarbeitenden Gewerbe in Hessen und Deutschland 2015 bis 20201 Ernährungsindustrie Verarbeitendes Gewerbe in % zum Vorjahr in % zum Vorjahr bzw. Vorjahresquartal bzw. Vorjahresquartal 5 5 Beschäftigte 2020 4 4 (in 1.000): Hessen 399,1 3 3 Deutschland 6.253,5 2 2 1 1 0 0 -1 -1 -2 -2 -3 Beschäftigte 2020 -3 (in 1.000): -4 Hessen 37,7 -4 Deutschland 614,0 -5 -5 15 16 17 18 19 20 1/20 2/20 3/20 4/20 15 16 17 18 19 20 1/20 2/20 3/20 4/20 1 Die Quartalswerte sind nur eingeschränkt mit den Jahresangaben vergleichbar, da Erstere u.a. auf einem kleineren Berichtskreis basieren (Betriebe ab 50 versus ab 20 Beschäftigte). Quelle: Statistisches Bundesamt, Hessisches Statistisches Landesamt, Berechnungen der Hessen Agentur. 3
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung Unternehmenslandschaft: Betriebe und bedeutende Unternehmen Die Ernährungsindustrie zählte im Jahr 2019 hessenweit 342 Betriebe (Vorjahr: 354). In der Nahrungs- und Futtermittelherstellung sind mit 318 die meisten der Betriebe tätig, das Getränkesegment umfasst 36 Betriebe (Vorjahr: 36). Bei 23 Betrieben handelt es sich um Großbetriebe (250 und mehr Beschäftigte), wobei der Anteil der Großbetriebe bei der Getränkeherstellung mit neun Betrieben um ein Vielfaches über dem im Nah- rungsmittelbereich (14 Betriebe) liegt. Anteil der Großbetriebe1 in der Ernährungsindustrie an Zahl der Betriebe, Beschäftig- ten und Umsatz im Jahr 2018 (2016)2 6,3 Ernährungsindustrie in Hessen Betriebe 8,0 Ernährungsindustrie in Deutschland 10,9 Verarbeitendes Gewerbe in Hessen 50,2 Beschäftigte 41,4 61,2 60,0 Umsatz 44,9 72,9 0 20 40 60 80 100 Anteil in % 1 Betriebe mit 250 und mehr Beschäftigten. 2 Aus Gründen der Sperrung von Einzelangaben beziehen sich die Angaben für Hessen auf das Jahr 2018, die für Deutschland auf das Jahr 2016. Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt, Berechnungen der Hessen Agentur. Diese Großbetriebe erzielten im Jahr 2018 mit 50,2 % der Beschäftigten 60,0 % des Branchenumsatzes. Die Konzentration von Beschäftigung und Umsatz in der Ernäh- rungsindustrie in Hessen ist damit gemessen am Industriedurchschnitt (61,2 % bzw. 72,9 %) relativ gering, aber klar höher als auf Bundesebene (41,4 % bzw. 44,9 %). Hier- für zeichnet wesentlich die höhere Konzentration in der heimischen Getränkeindustrie verantwortlich, der in Hessen zudem eine deutlich größere Bedeutung zukommt als auf Bundesebene.2 Wie sieht die Unternehmenslandschaft der Ernährungsindustrie aus, d.h. wo haben z.B. große Unternehmen der Branche ihren Sitz? Gibt es möglicherweise regionale Schwer- 2 Vgl. hierzu ausführlich den Abschnitt Produktpalette und Produktionsschwerpunkte auf S. 13. 4
Ernährungsindustrie in Hessen punkte? Zur Beantwortung dieser Fragen zeigt zunächst nachfolgende Karte die regio- nale Verteilung der Zahl der Betriebe und Beschäftigten auf Basis der amtlichen Statistik. Regionale Verteilung der Herstellung von Nahrungs- und Futtermitteln1 in Hessen im Jahr 2019 1 Da für den Bereich der Getränkeherstellung nur für vereinzelte Kreise Angaben vorliegen, beziehen sich die Angaben in dieser Karte ausschließlich auf die Herstellung von Nahrungs- und Futtermitteln. Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt, Hessen Agentur auf Kartengrundlage der GfK Geomarketing GmbH. 5
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung Die Branche zeichnet sich durch eine eindeutige Konzentration auf Südhessen aus: Al- lein in Frankfurt am Main haben gemäß amtlicher Statistik gut 4.200 Beschäftigte (2019) ihren Arbeitsplatz in der Herstellung von Nahrungs- und Futtermitteln. Im RB Darmstadt insgesamt sind es rund 16.300 Beschäftigte in 153 Betrieben. Für Mittelhessen werden über 7.900 Beschäftigte in 54 Betrieben ausgewiesen. Im Regierungsbezirk Kassel fällt die Zahl der Betriebe mit 99 zwar annähernd doppelt so hoch wie in Mittelhessen aus, die Zahl der Beschäftigten ist mit rund 5.700 Personen allerdings niedriger. Die nachfolgend dargestellten Rechercheergebnisse der Hessen Agentur zu bedeuten- den Unternehmen und Betrieben sowie deren Produkte und Beschäftigten werden nach den drei hessischen Regierungsbezirken gegliedert.3 Die für die Branche relevanten Standorte dieser Unternehmen und Betriebe sind in drei weiteren Karten getrennt nach Süd-, Mittel- und Nordhessen visualisiert. Südhessen An erster Stelle ist der größte Lebensmittelkonzern der Welt, dessen Wurzeln4 sowie die Deutschlandzentrale – Nestlé Deutschland AG – mit über 1.000 Mitarbeitern in Frank- furt liegen, zu nennen. Hier ist auch die Radeberger Gruppe KG (ein Unternehmen der Oetker Gruppe), die mit rund 8.000 Mitarbeitern größte deutsche Brauereigruppe deutschlandweit, ansässig. Zum Produktportfolio der Radeberger Gruppe zählen u.a. auch die regionalen Marken Binding und Henninger, aber auch Schöfferhofer Weizen und Clausthaler Alkoholfrei werden in Frankfurt gebraut. Zur Oetker-Gruppe gehört zu- dem die Henkell & Co. Sektkellerei KG, Anbieter von Sekt, Wein und Spirituosen, die ihre Unternehmenszentrale mit rund 600 Mitarbeitern in Wiesbaden hat. Nach dem Er- werb der spanischen Freixenet im Jahr 2018 ist Henkell zum weltweit größten Sektpro- duzenten aufgestiegen und tritt unter der Marke „Henkell Freixenet“ auf. Ein großer Ar- beitgeber der Ernährungsindustrie in Hessen ist auch die Wilhelm Brandenburg GmbH & Co. oHG mit insgesamt über 1.300 Beschäftigten in Frankfurt und in Dreieich. Das Unternehmen produziert Wurst- und Fleischwaren (u.a. die „Original Frankfurter Würst- chen“), Feinkost und Frischfleisch. Wilhelm Brandenburg plant aktuell einen Neubau in Erlensee im Main-Kinzig-Kreis, wohin nach der Fertigstellung im Jahr 2025 die Verwal- tungsbereiche sowie sämtliche Maschinen und Anlagen umziehen sollen. In Frankfurt befindet sich zudem die mit über 500 Mitarbeitern größte Produktionsstätte der Glocken- brot Bäckerei GmbH & Co. oHG. Backen im weiteren Sinne ist auch das Geschäft der Zeelandia GmbH & Co. KG mit Sitz in Frankfurt und rund 200 Mitarbeitern. Zeelandia produziert Backmittel und Backzutaten. In Frankfurt befindet sich auch die Zentrale der Ferrero Deutschland GmbH, produziert wird jedoch im mittelhessischen Stadtallendorf. Auch der Hauptsitz der Milupa Nutricia GmbH, Hersteller von Säuglings- und Klein- 3 Ein unmittelbarer Vergleich der voranstehenden Karte, die auf Angaben der amtlichen Statistik be- ruht, mit den nachfolgenden Rechercheergebnissen ist nicht möglich. Dies u.a. deshalb, weil den Daten der amtlichen Statistik die Betriebsebene zugrunde liegt, während sich die Angaben im Text weitgehend auf (größere) Unternehmen beziehen. 4 In Frankfurt am Main wurde Heinrich Nestle, der Gründer von Nestlé, geboren. 6
Ernährungsindustrie in Hessen kindernahrung, sowie der Schwestergesellschaft Danone Waters Deutschland GmbH, die Vertriebsgesellschaft von Wassermarken wie Volvic und Evian, befinden sich in Frankfurt. Bedeutende Unternehmen und Betriebe der Ernährungsindustrie in Südhessen Quelle: Recherchen Hessen Agentur (2020/2021), Hessen Agentur auf Kartengrundlage GfK Geomarketing GmbH. Backwaren werden selbstverständlich auch außerhalb von Frankfurt am Main herge- stellt: In Groß-Gerau ist der Sitz der Erlenbacher Backwaren GmbH, die mit rund 600 Mitarbeitern Tiefkühlbackwaren produziert. Und Mühlheim im Landkreis Offenbach ist der Hauptsitz sowie einer der zwei Produktionsstandorte der Wiener Feinbäckerei He- berer GmbH, die ein breites Filialnetz und insgesamt rund 1.300 Mitarbeiter einschließ- lich Franchisebetriebe hat. Unmittelbar bei Heberer arbeiten gut 400 Beschäftigte. Schließlich befindet sich in Neu-Isenburg die Zentrale von The Lorenz Bahlsen Snack- World GmbH & Co KG Germany, einem großen Hersteller u.a. von Kartoffelchips und 7
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung Laugengebäck. Dieser produziert zwar nicht in Hessen, entwickelt in Neu-Isenburg aber neue Knabbereien. Neu-Isenburg ist auch Sitz der PepsiCo Deutschland GmbH (über 400 Mitarbeiter in Hessen) und in Rodgau befindet sich eine Abfüllanlage des Unternehmens. Die Coca- Cola European Partners Deutschland GmbH ist ebenfalls im Rhein-Main-Gebiet ver- treten: In Liederbach im Main-Taunus-Kreis befindet sich noch eine Produktionsanlage mit über 300 Beschäftigten, die allerdings im Herbst 2021 geschlossen werden soll. Das Unternehmen ist – Presseberichten zufolge – aktuell auf der Suche nach einem neuen Standort im Rhein-Main-Gebiet. Zu den großen Getränkeherstellern in Südhessen ge- hört auch die HassiaGruppe, eine der ältesten deutschen Mineralwassermarken und inzwischen einer der stärksten deutschen Markenanbieter von alkoholfreien Getränken, mit Stammhaus in Bad Vilbel und rund 500 Mitarbeitern vor Ort. Im nahegelegenen Kar- ben befindet sich die zur HassiaGruppe gehörende Kelterei Rapp's. In Nordhessen (Cal- den) ist ein weiterer Standort der Unternehmensgruppe zu finden. Ebenfalls im Wetter- aukreis – in Rosbach v. d. Höhe – produziert die Dr. Schär Deutschland GmbH Amino- säuremischungen und eiweißarme Ernährung. Das Unternehmen mit einem weiteren, größeren Standort in Mittelhessen und insgesamt über 200 Mitarbeitern in Hessen hat sich auf Produkte für Menschen mit besonderen Ernährungsbedürfnissen spezialisiert. Auch die Schwälbchen-Gruppe – Bad Schwalbach ist der Sitz der größten hessischen Molkerei Schwälbchen Molkerei Jakob Berz AG – ist anzuführen, die sich mit rund 400 Mitarbeitern im Rhein-Main-Gebiet auf Molkereiprodukte spezialisiert hat. Feinkost – ins- besondere Antipasti – wird in Taunusstein in der Produktionsstätte der Reichold Fein- kost GmbH (Feinkost Dittmann) mit rund 200 Mitarbeitern hergestellt. Noch werden in Walluf von der VAN HEES GmbH, die dort über 250 Mitarbeiter beschäftigt, Produkte für die Fleischwirtschaft hergestellt – so z.B. Gewürze, Gütezusätze, Marinaden und Aro- men. Das Unternehmen plant eine neue Produktionsanlage und die Verlegung des Hauptsitzes nach Hochheim am Main. Nicht weit entfernt in Eltville befindet sich ein Standort der Rotkäppchen-Mumm Sektkellereien GmbH mit rund 300 Beschäftigten. Ein Sektreifelager des Unternehmens ist in Hochheim am Main angesiedelt. Für die Getränke- wie auch für die Lebensmittelindustrie ist die Döhler Group tätig, die in Darmstadt an ihrem Hauptsitz rund 1.700 Mitarbeiter beschäftigt. Das Unternehmen ist ein bedeutender Hersteller u.a. von Fruchtsaftkonzentraten, Fruchtzubereitungen so- wie Aromen und Farben. Weiter südlich, in Heppenheim, befindet sich mit dem Lang- nese-Werk (rund 600 Mitarbeiter) der Unilever Deutschland Produktions GmbH & Co OHG eines der größten Eiskremwerke Europas, in dem auch für andere Unilever- Unternehmen Speiseeis produziert wird. Ebenfalls an der Bergstraße, in Alsbach im Landkreis Darmstadt-Dieburg, betreibt die Intersnack Knabber-Gebäck GmbH & Co. KG die deutschlandweit größte Produktionsstätte der Gruppe für salzige Snacks mit rund 400 Mitarbeitern. Und in Breuberg im Odenwaldkreis stellen rund 200 Beschäftigte der Andros Deutschland GmbH Obstkonserven, Fruchtaufstriche und Konfitüren her. 8
Ernährungsindustrie in Hessen Mittelhessen Der mit Abstand größte Arbeitgeber der Ernährungsindustrie in Hessen ist der Süßwa- renhersteller Ferrero Deutschland GmbH mit über 4.000 Mitarbeitern am weltweit größ- ten Produktionsstandort des Unternehmens in Stadtallendorf. Die Unternehmenszen- trale befindet sich hingegen in Frankfurt. Die bereits erwähnte Dr. Schär Deutschland GmbH stellt in ihrer größten deutschen Niederlassung in Ebsdorfergrund-Dreihausen (Landkreis Marburg-Biedenkopf) glutenfreies Gebäck für den Weltmarkt her. In Hungen im Landkreis Gießen befindet sich ein Werk der Hochwald Foods GmbH, die mit insge- samt mehr als 400 Beschäftigten in Hessen Frischeprodukte (z.B. Milch und Sahne), aber auch Molkenpulver und Magermilchkonzentrat für die Baby- und Kindernahrungs- industrie herstellt. Ein weiteres Werk des Unternehmens befindet sich in Hünfeld (Land- kreis Fulda). In Lich befindet sich die Licher Privatbrauerei Jhring-Melchior GmbH. Bedeutende Unternehmen und Betriebe der Ernährungsindustrie in Mittelhessen Quelle: Recherchen Hessen Agentur (2020/2021), Hessen Agentur auf Kartengrundlage GfK Geomarketing GmbH. Ein sehr bekanntes Unternehmen der Branche in Mittelhessen ist zudem die Selters Mineralquelle Augusta Victoria GmbH in Löhnberg-Selters im Landkreis Limburg-Weil- burg. In Limburg ist auch der Stammsitz der Schäfer Dein Bäcker GmbH & Co. KG. Ein Großteil der rund 1.000 Mitarbeiter der Großbäckerei sind in verschiedenen Backstuben und Fachgeschäften in Hessen beschäftigt. Einen sehr ähnlichen Namen trägt eine wei- tere mittelhessische Großbäckerei: Die Schäfers Backstuben GmbH aus Biedenkopf, die mit 600 Mitarbeitern rund 60 eigene Filialen in Mittelhessen mit Brot und Backwaren versorgt. 9
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung Nordhessen Auch Nordhessen ist Sitz großer Unternehmen der Ernährungsindustrie. So ist Gilser- berg im Schwalm-Eder-Kreis der Sitz der Viehmeier GmbH & Co. KG. Für die Großbä- ckerei (Filialnetz und Produktionsunternehmen vor allem in Nord- und Mittelhessen) sind über 500 Personen tätig. Eine weitere Großbäckerei ist die in Poppenhausen im Land- kreis Fulda beheimatete papperts GmbH & Co. KG mit zahlreichen Verkaufsstellen und insgesamt rund 1.600 Mitarbeitern. Bedeutende Unternehmen und Betriebe der Ernährungsindustrie in Nordhessen Quelle: Recherchen Hessen Agentur (2020/2021), Hessen Agentur auf Kartengrundlage GfK Geomarketing GmbH. Ebenfalls in Landkreis Fulda, und zwar in Hünfeld, befindet sich ein weiteres Werk der bereits erwähnten Hochwald Foods GmbH, in dem Käse hergestellt wird. Im Landkreis Fulda sind auch zwei große Mineralwasseranbieter ansässig – und zwar in Eichenzell 10
Ernährungsindustrie in Hessen die Förstina-Sprudel Mineral- und Heilquelle Erhardt & Sohn GmbH & Co. mit rund 400 Beschäftigten und in Ebersburg die Mineralbrunnen Rhön-Sprudel Egon Schindel GmbH mit 300 Mitarbeitern. Fleisch- und Wurstwaren sind das Geschäft der Fleisch- werk Hessengut GmbH in Melsungen mit knapp 400 Beschäftigten. Geflügel- und Con- venienceprodukte sind die Spezialitäten der Plukon Gudensberg GmbH mit über 300 Mitarbeitern ebenfalls im Schwalm-Eder-Kreis. Für die Milupa GmbH und ihr Schwes- terunternehmen Milupa Nutricia GmbH, Hersteller von Säuglings- und Kleinkindernah- rung, sind rund 700 Mitarbeiter in Fulda tätig. Die Niederlassung in Fulda ist europaweit das strategisch wichtigste Werk des Konzerns für Säuglings- und Kleinkindernahrung. Schließlich sind auch die Vitaqua GmbH, Wasser- und Mischgetränkeabfüller im Gewer- begebiet Breuna / Wolfhagen mit rund 200 Beschäftigten sowie der zur Hassia Gruppe gehörende Wilhelmsthaler Mineralbrunnen in Calden zu nennen. Umsatz 8,7 Mrd. Euro Umsatz konnte die hessische Ernährungsindustrie im Jahr 2020 erwirt- schaften – 7,5 % des Umsatzes des hessischen Verarbeitenden Gewerbes insgesamt. 4,7 % des Branchenumsatzes 2020 deutschlandweit wurden von der hessischen Ernäh- rungsindustrie erzielt. Die Umsatzentwicklung der letzten Jahre zeigt, dass die hessische Ernährungsindustrie 2015 und 2016 rückläufige Umsätze hinnehmen musste, wobei für den außergewöhnlich hohen Rückgang 2015 maßgeblich der Nahrungsmittelbereich verantwortlich zeichnete. Erfreulicherweise konnte die Branche in den Folgejahren den Umsatz jeweils steigern, wobei das Plus in den Jahren 2018 und 2019 über dem Durchschnitt der hessischen Industrie bzw. über dem Zuwachs der Branche bundesweit lag. Im Jahr 2019 erwirtschaf- tete die hessische Ernährungsindustrie einen Umsatzzuwachs in Höhe von 4,9 %, wäh- rend in der Branche bundesweit der Umsatz um 3,2 % und in der hessischen Industrie um 1,9 % zunahm. Sowohl vom Inlandsumsatz (+4,6 %) als auch vom Umsatz mit dem Ausland (+5,9 %) gingen expansive Impulse für die heimische Branche aus. Und im Jahr 2020, d.h. in Zeiten der Corona-Pandemie? Für 2020 wird für die hessische Ernährungsindustrie ein Umsatzrückgang von 1,1 % (Bund: ±0 %) ausgewiesen, womit das Minus deutlich geringer ausfällt als im Durchschnitt der hessischen Industrie (-6,2 %). Der Inlandsumsatz der Ernährungsindustrie gab um 1,0 % nach, der Umsatz mit dem Ausland um 1,3 %. Auch im Hinblick auf die beiden Segmente der Branche verlief die Entwicklung weitestgehend gleich: Mit der Herstellung von Nahrungsmitteln wurde 2020 1,1 % weniger Umsatz als im Vorjahr erwirtschaftet, bei der Getränkeindustrie war der Umsatz um 1,0 % geringer. Damit ist die Ernährungsindustrie – im Gegensatz etwa zur Automobilindustrie, in der die Fertigung in einigen Produktionsstätten für mehrere Wo- chen komplett eingestellt wurde – vergleichsweise gut durch die Corona-Krise gekom- men ist. Und so manches Unternehmen hat vielleicht sogar von „Hamsterkäufen“ im Ein- zelhandel profitiert, wenn es im Gegensatz zu den Wettbewerbern lieferfähig war und ggf. sogar die Produktionskapazitäten noch ausweiten konnte. So war denn auch der März 2020 ein ausgesprochen umsatzstarker Monat für die Branche, was sich auch im Konjunkturverlauf des Jahres 2020 anhand der Quartalswerte widerspiegelt. Gesamt- 11
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung wirtschaftlich betrachtet stehen derartigen Vorzieheffekten jedoch in der Regel Umsatz- einbußen zu einem späteren Zeitpunkt gegenüber. Umsatzentwicklung in der Ernährungsindustrie sowie im Verarbeitenden Gewerbe in Hessen und Deutschland 2015 bis 20201 Ernährungsindustrie Verarbeitendes Gewerbe in % zum Vorjahr in % zum Vorjahr bzw. Vorjahresquartal bzw. Vorjahresquartal 10 10 5 5 0 0 -5 -5 -10 -10 -15 -15 Umsatz 2020 Umsatz 2020 (in Mrd. Euro): (in Mrd. Euro): -20 -20 Hessen 8,7 Hessen 116,0 Deutschland 185,3 Deutschland 1.774,3 -25 -25 15 16 17 18 19 20 1/20 2/20 3/20 4/20 15 16 17 18 19 20 1/20 2/20 3/20 4/20 1 Die Quartalswerte sind nur eingeschränkt mit den Jahresangaben vergleichbar, da Erstere u.a. auf einem kleineren Berichtskreis basieren (Betriebe ab 50 versus ab 20 Beschäftigte). Quelle: Statistisches Bundesamt, Hessisches Statistisches Landesamt, Berechnungen der Hessen Agentur. Produktpalette und Produktionsschwerpunkte Die Ernährungsindustrie kann grob in zwei Segmente untergliedert werden – und zwar in die Herstellung von Nahrungs- und Futtermitteln einerseits sowie in die Getränkeher- stellung andererseits. Die vielfältigen Erzeugnisse der heimischen Ernährungsindustrie werden entweder – in der Regel über den Groß- und Einzelhandel – an die Endverbrau- cher verkauft oder sie stellen Vorprodukte dar, d.h. sie werden von anderen Unterneh- men der Branche weiterverarbeitet. Für die hessische Ernährungsindustrie ist die große Bedeutung der Getränkeherstellung charakteristisch. Diese trug 2019 36,1 % zum Branchenumsatz bei, während der ent- sprechende Anteil auf Bundesebene nur bei 12,1 % liegt. Die Bandbreite der Getränke aus Hessen reicht von Bier, Wein (inkl. Apfelwein) und Sekt über Erfrischungsgetränke aller Art bis hin zu den zahlreichen Mineralwasserquellen. Ungeachtet der Biertradition, der Weinanbaugebiete und der bekannten Sektmarken liegt der Schwerpunkt der heimi- schen Getränkeindustrie auf nichtalkoholischen Getränken. 12
Ernährungsindustrie in Hessen Ernährungsindustrie: Umsatz nach Sparten in Hessen und Deutschland im Jahr 2019 Hessen Deutschland in Mio. Euro in % in Mio. Euro in % Herstellung von Nahrungs- und Futtermitteln 5.611 63,9 162.936 87,9 Schlachten und Fleischverarbeitung 1.005 11,4 45.707 24,7 Fischverarbeitung 0 0 2.438 1,3 Obst- und Gemüseverarbeitung 524 6,0 11.214 6,1 Herstellung von pflanzlichen u. tierischen Ölen u. Fetten 0 0 5.648 3,0 Milchverarbeitung 705 8,0 29.019 15,7 Mahl- und Schälmühlen, Herstellung von Stärke n.a. n.a. 6.437 3,5 und Stärkeerzeugnissen Herstellung von Back- und Teigwaren 1.341 15,3 21.255 11,5 Herstellung von sonstigen Nahrungsmitteln 1.883 21,4 30.613 16,5 Herstellung von Futtermitteln n.a. n.a. 10.605 5,7 Getränkeherstellung 3.168 36,1 22.367 12,1 Herstellung von Spirituosen n.a. n.a. 2.217 1,2 Herstellung von Traubenwein 770 8,8 n.a. n.a Herstellung von Apfelwein, anderen Fruchtweinen, n.a. n.a. n.a. n.a. Wermutwein und sonstigen aromatisierten Weinen Herstellung von Bier 234 2,7 8.347 4,5 Herstellung von Malz n.a. n.a. 698 0,4 Herstellung von Erfrischungsgetränken; Gewinnung 2.089 23,8 8.524 4,6 natürlicher Mineralwässer Insgesamt 8.779 100,0 185.302 100,0 n.a.: Zahlenwert geheim zu halten. Quelle: Statistisches Bundesamt, Hessisches Statistisches Landesamt, Berechnungen der Hessen Agentur. Im Gegenzug fällt der Umsatzanteil der Nahrungs- und Futtermittelherstellung in Hessen mit 63,9 % klar geringer aus als im Bundesdurchschnitt (87,9 %). Die größte Bedeutung innerhalb dieses Bereichs der Ernährungsindustrie kommt in Hessen der Herstellung von sonstigen Nahrungsmitteln (Umsatzanteil: 21,4 %) zu. Hierbei handelt es sich um eine ausgesprochen heterogene zusammengesetzte Warengruppe, deren Produkte z.B. Sü- ßigkeiten (u.a. Schokolade aller Art), Würzmittel und Soßen, Fertiggerichte und Lebens- mittel für eine besondere Ernährung (z.B. Nahrung für Babys und Kleinkinder, glutenfreie 13
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung Lebensmittel) umfassen. Zwar wird auch in Hessen Nutzvieh gehalten – bei weitem jedoch nicht in den Dimensionen wie etwa in Niedersachsen oder in Bayern. Dies spiegelt sich u.a. im Bereich Schlachten und Fleischverarbeitung (11,4 %) wider, dem auf Bundesebene ein nahezu doppelt so hoher Anteil von 24,7 % gegenübersteht. Internationales: Außenhandel, Direktinvestitionen und Eigentumsverhältnisse Für die hessische Ernährungsindustrie steht 2020 ein Umsatz von 8,7 Mrd. Euro zu Bu- che. 2,4 Mrd. Euro dieses Umsatzes wurden mit dem Ausland erwirtschaftet, woraus sich eine Exportquote von 27,4 % (Deutschland: 21,5 %) ergibt. Zwar ist die Bedeutung der Exportmärkte für die Branche im Laufe der letzten Jahre tendenziell gestiegen, die Ex- portquote fällt jedoch nach wie vor erheblich geringer als im Durchschnitt der hessischen Industrie (53,4 %) aus. Die Verderblichkeit vieler Nahrungsmittel sowie das oftmals un- günstige Verhältnis von Gewicht zu Warenwert – und damit anteilig hohe Transportkos- ten – limitieren die Handelbarkeit. Hinzu kommen tarifäre und nicht tarifäre Handels- hemmnisse. Hessischer Außenhandel mit Erzeugnissen der Ernährungsindustrie1 im Jahr 2020: Export- und Im- portvolumen2 sowie wichtigste Handelspartner 1 Ohne lebende Pflanzen und Erzeugnisse von Ziergärtnereien. 2 Eine Saldierung der Ein- und Ausfuhrwerte ist aufgrund unterschiedlicher Erfassungskonzepte nicht statthaft. Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt, Berechnungen der Hessen Agentur. 14
Ernährungsindustrie in Hessen Die Ausfuhr von Waren der Ernährungswirtschaft summierte sich 2020 auf 2,9 Mrd. Euro – fast so viel wie im Vorjahr (3,0 Mrd. Euro). Größter Abnehmer der hessischen Ernährungsindustrie war Frankreich mit Abstand vor der VR China, Österreich, dem Ver- einigten Königreich und den Niederlanden. Wie in so vielen anderen Ländern weltweit, so erfreuen sich auch in vier der genannten Staaten aus Hessen eingeführte Kakaoer- zeugnisse – d.h. im Wesentlichen Süßwaren aus bzw. mit Schokolade – einer regen Nachfrage. Ganz anders hingegen bei der VR China, die noch vor wenigen Jahren nicht unter den TOP5 rangierte: Drei Viertel der 2020 dorthin exportierten Nahrungsmittel sind der Gruppe „Backwaren und andere Zubereitungen aus Getreide“ zuzuordnen, wozu auch Zubereitungen zur Ernährung von Säuglingen und Kleinkindern zählen. Insgesamt gesehen waren 4,7 % der hessischen Exporte des Jahres 2020 Erzeugnisse der Ernäh- rungsindustrie. Im Jahr 2020 importierte Hessen Erzeugnisse der Ernährungswirtschaft – von verzehr- fertigen Nahrungsmitteln über Grundstoffe zur Weiterverarbeitung sowie Zutaten bis hin zu lebenden Tieren – für 4,4 Mrd. Euro, d.h. etwas mehr als im Vorjahr. Damit hat sich weder der Wert der Ausfuhr noch der der Einfuhr im Corona-Jahr wesentlich geändert – im Gegensatz zu vielen anderen Gütergruppen. Bedeutendster Lieferant 2020 war Italien (wichtigste Importgüter: Nudeln aller Art) vor den Niederlanden (Fleisch und Fleischwa- ren), Belgien (Kakaoerzeugnisse), Polen (Backwaren) und Frankreich (Wein). Insgesamt gesehen stellten die Erzeugnisse der Ernährungsindustrie 4,3 % der gesamten hessi- schen Einfuhr des Jahres 2020. Nicht nur der Im- und Export, sondern auch die Direktinvestitionsverflechtungen5 sind ein wichtiger Indikator für die internationale Ausrichtung der hessischen Ernährungsin- dustrie. In Zeiten der Globalisierung gibt es kaum eine Branche, die nicht grenzüber- schreitend investiert. Die Motive für derartige Investitionen im Ausland – bzw. umgekehrt für ausländische Investoren in Hessen – sind zahlreich. Sozusagen die klassischen Mo- tive für Direktinvestitionen sind die Erschließung eines neuen Absatzmarkts durch den Aufbau eines Vertriebsnetzes vor Ort oder die Gründung einer Auslandsniederlassung (ggf. als Joint-Venture), um marktnah produzieren zu können. Aber auch z.B. die Über- nahme eines Konkurrenten im Ausland oder die Beteiligung eines ausländischen Finanz- investors an einem Unternehmen in Hessen sind Direktinvestitionen. Das Ausland – genauer gesagt: Investoren fast ausschließlich aus Europa – hatte zum Jahresende 2018 ein Volumen von 820 Mio. Euro in der hessischen Ernährungsindustrie investiert, wobei der Fokus eindeutig auf dem Nahrungsmittelsegment liegt. Für die um- gekehrte Richtung, d.h. für die hessischen Investitionen im Ausland, liegen für die Ernäh- rungsindustrie keine Angaben vor. 5 Als Direktinvestitionen grenzüberschreitende Beteiligungen am Kapital oder an den Stimmrechten eines Unternehmens von 10 % oder mehr. Die Direktinvestitionsbestände werden – grob vereinfacht – aus dem Beteiligungskapital unter Berücksichtigung der wechselseitigen Kreditbeziehungen be- rechnet. Aufgrund einer Meldefreigrenze werden Direktinvestitionsobjekte erst ab einer Bilanzsumme von über drei Mio. Euro erfasst. Datenquelle der (vorläufigen) Angaben ist die Deutsche Bundesbank. 15
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung Die Eigentumsverhältnisse bedeutender Unternehmen der Ernährungsindustrie eröff- nen ebenfalls einen Einblick in die Internationalität der Branche am Standort Hessen. Die der nachfolgenden Tabelle vorangestellten Flaggen geben einen ersten optischen Ein- druck über das zahlenmäßige Verhältnis zwischen deutschem und ausländischem Ei- gentum an den nachfolgend einzeln aufgeführten Unternehmen. Die zum Teil komplexen Verflechtungen – so z.B. werden Beteiligungen zum Teil über Drittländer gehalten oder ein Unternehmen befindet sich im Eigentum mehrerer anderer Unternehmen – erschwe- ren allerdings bisweilen eine eindeutige Aussage. Zur Perspektive des investiven Enga- gements in Hessen tritt naturgemäß noch die Gegenrichtung: Zahlreiche Unternehmen der Ernährungsindustrie sind im Ausland aktiv und unterhalten dort z.B. Produktionsstät- ten. Eigentumsverhältnisse bedeutender Unternehmen der Ernährungsindustrie in Hessen Unternehmen Konzernmutter Sitz Unternehmen bzw. Sitz Konzernmutter Andros Deutschland GmbH Andros et Cie Frankreich Coca-Cola European Partners Deutschland GmbH The Coca-Cola Company Inc. USA Danone Waters Deutschland GmbH Danone S.A. Frankreich Döhler Group Familienbesitz Deutschland Dr. Schär Deutschland GmbH Dr. Schär SPA Italien Froneri Ltd. (Gemeinschaftsunternehmen von Erlenbacher Backwaren GmbH UK Nestlé S.A. und R&R Ice cream plc) Ferrero Deutschland GmbH Ferrero International S.A. Italien EDEKA-Hessenring eG (50%), EDEKA Zentral- Fleischwerk Hessengut GmbH Deutschland handelsgesellschaft mbH (50%) Förstina-Sprudel Mineral- und Heilquelle Erhardt & Familienbesitz Deutschland Sohn GmbH & Co. Glockenbrot Bäckerei GmbH & Co. oHG REWE-Zentralfinanz eG Deutschland HassiaGruppe Familienbesitz Deutschland Henkell & Co. Sektkellerei KG Dr. August Oetker KG (Familienbesitz) Deutschland Hochwald Foods GmbH Hochwald Milch eG Deutschland Intersnack Knabber-Gebäck GmbH & Co. KG Pfeifer & Langen Gruppe (Familienbesitz) Deutschland Läderach (Deutschland) GmbH Läderach (Schweiz) AG Schweiz 16
Ernährungsindustrie in Hessen Sitz Unternehmen bzw. Unternehmen Konzernmutter Sitz Konzernmutter Licher Privatbrauerei Jhring-Melchior GmbH Bitburger Braugruppe GmbH (Familienbesitz) Deutschland Milupa GmbH, Milupa Nutricia GmbH Danone S.A. Frankreich MineralBrunnen RhönSprudel Egon Schindel Familienbesitz Deutschland GmbH Nestlé Deutschland AG Nestlé S.A. Schweiz papperts GmbH & Co. KG Familienbesitz Deutschland PepsiCo Deutschland GmbH PepsiCo Inc. USA Plukon Gudensberg GmbH Bankiva B.V. Niederlande Radeberger Gruppe KG Dr. August Oetker KG (Familienbesitz) Deutschland Reichold Feinkost GmbH Familienbesitz Deutschland Rotkäppchen-Mumm Sektkellereien GmbH Rotkäppchen GmbH (Familienbesitz) Deutschland Schäfer Dein Bäcker GmbH & Co. KG Familienbesitz Deutschland Schäfers Backstuben GmbH Familienbesitz Deutschland Schwälbchen Molkerei Jakob Berz AG börsennotiert, mehrheitlich Familienbesitz Deutschland Selters Mineralquelle Augusta Victoria GmbH Dr. August Oetker KG (Familienbesitz) Deutschland The Lorenz Bahlsen Snack-World GmbH & Co. KG Familienbesitz Österreich Unilever Deutschland Produktions GmbH & Co Niederlande / Unilever N.V. / Unilever plc OHG Vereinigtes Königreich VAN HEES GmbH Familienbesitz Deutschland Viehmeier GmbH & Co. KG Familienbesitz Deutschland Vitaqua GmbH MISIPI SE (Familienbesitz) Deutschland Wiener Feinbäckerei Heberer GmbH Familienbesitz Deutschland Wilhelm Brandenburg GmbH & Co. oHG REWE-Zentralfinanz eG Deutschland Zeelandia GmbH & Co. KG Koninklijke Zeelandia Group B.V. Niederlande Quelle: Recherchen der Hessen Agentur (2020/2021). Forschung und Entwicklung Innovationen – und damit Forschung und Entwicklung (FuE) – sind wesentliche Grund- lage für die Wettbewerbsfähigkeit aller Branchen. Bei der Ernährungsindustrie stellen sich die Rahmenbedingungen für Innovationen jedoch anders dar als etwa in der Auto- 17
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung mobilindustrie, da die Verbraucher im Hinblick auf Lebensmittel sensibel reagieren. In- novationen werden deshalb ggf. weniger positiv wahrgenommen. Bestimmte Marktseg- mente der Branche (z.B. Convenience-Produkte, Genussnahrungsmittel und naturge- mäß funktionelle Lebensmittel) sind allerdings stark von Innovationen geprägt. Einen Eindruck von den quantitativen FuE-Aktivitäten der Unternehmen vermitteln die Angaben der jährlichen Erhebung des ZEW,6 nach denen 2019 insgesamt 5 % des Um- satzes der Nahrungsmittelindustrie (ohne Getränkeindustrie) deutschlandweit mit Pro- duktinnovationen erwirtschaftet wurden – einer der niedrigsten Anteilswerte aller Bran- chen. Die so genannte Innovatorenquote belief sich im Jahr 2019 auf 47 %, d.h. knapp die Hälfte der Unternehmen der Branche konnte neue Produkte oder Prozesse einführen. FuE findet naturgemäß nicht nur in der hessischen Wirtschaft statt, sondern zählt auch zu den originären Aufgaben der Hochschulen des Landes, wobei teilweise in Kooperation von Wissenschaft und Wirtschaft geforscht und entwickelt wird. Einige Beispiele aus der breiten Palette der Forschungseinrichtungen bzw. -themen in Hessen sind: – Der Fachbereich Agrarwissenschaften, Ökotrophologie und Umweltmanagement an der Justus-Liebig-Universität Gießen – und hier insbesondere das Institut für Ernäh- rungswirtschaft – beschäftigt sich mit zahlreichen Aspekten der Ernährung wie z.B. mit der ernährungsphysiologischen Bewertung von Lebensmitteln, funktionellen Le- bensmitteln sowie der Sicherheit und gesundheitlichen Unbedenklichkeit von Le- bensmitteln. Bereits der Namensgeber der Gießener Universität hat auf dem weiten Feld der Ernährung geforscht („Liebig Fleischextrakt“). – Das Institut für Lebensmittelchemie und Lebensmittelbiotechnologie des Fachbe- reichs Biologie und Chemie an der Justus-Liebig-Universität Gießen forscht z.B. an neuartigen Biokatalysatoren und biochemischen Methoden der Lebensmittelanalytik. – Der Fachbereich Ökologische Agrarwissenschaften an der Universität Kassel verfügt über rund 20 Fachgebiete, wobei das Forschungsspektrum von der Agrartechnik über den ökologischen Land- und Pflanzenbau sowie den ökologischen Pflanzen- schutz bis hin zum Agrar- und Lebensmittelmarketing reicht. – In den Fachbereichen Oecotrophologie und Lebensmitteltechnologie an der Hoch- schule Fulda wird z.B. zur Optimierung von Hygienemaßnahmen in Fleisch erzeu- genden Betrieben und zur Reduzierung von Lebensmittelverschwendung geforscht. Die Fachbereiche sind auch am Umsetzungsprojekt „Lez‘go Lebensmittel der Zu- kunft – Ernährung 2030 in der Region Fulda“ beteiligt, bei dem es um die stärkere Orientierung der Produktion von Lebensmitteln der Zukunft an ernährungs-, lebens- mittel- und sozialwissenschaftlichen Erkenntnissen geht. – Die knapp 20 Institute der Hochschule Geisenheim University forschen entlang der gesamten Wertschöpfungskette von Sonderkulturen (Reben, Obst, Gemüse, Zier- pflanzen). Der Fokus liegt in pflanzenwissenschaftlichen Themengebieten der Son- derkulturen und deren vielfältigen Produktions- und Verarbeitungsbereichen. Hierzu 6 Vgl. ZEW (Hrsg.): ZEW Branchenreport Innovationen – Nahrungsmittelindustrie, Mannheim 2021. 18
Ernährungsindustrie in Hessen gehören z.B. auch Forschungsansätze zu Aspekten der Getränkewissenschaften sowie der Lebensmittelsicherheit und Lebensmittelanalytik. So hat das dortige Insti- tut für Mikrobiologie und Biochemie die Federführung des LOEWE-Schwerpunkts AROMAplus: von pflanzlichen Rohstoffen zur mikrobiologischen Produktion – Aroma und funktionelle Inhaltsstoffe aus Reben und Obst. Investitionen Ohne Investitionen können Produktionskapazitäten weder erhalten noch optimiert, ge- schweige denn erweitert werden. Investitionen sind somit wesentlich für Wachstum und Schaffung von Arbeitsplätzen. Nachfolgend werden zum einen die Bruttoanlageinvestiti- onen, eine wichtige Kennziffer für die Investitionstätigkeit, der hessischen Ernährungsin- dustrie thematisiert. Zum anderen wird auf die Ausgaben für Umweltschutzmaßnahmen – eine spezielle Kategorie der Bruttoanlageinvestitionen – eingegangen.7 Die Bruttoanlageinvestitionen 8 der Ernährungsindustrie in Hessen beliefen sich im Jahr 2019 auf 363 Mio. Euro – nahezu so viel wie im Vorjahr mit 374 Mio. Euro. Bruttoanlageinvestitionen der Ernährungsindustrie in Hessen 2015 bis 2019 Bruttoanlage- Bruttoanlage- investitionen investitionen im in Mio. Euro Verhältnis zum Umsatz in % 750 7,5 6,2 5,3 5,0 4,5 500 4,2 5,0 485 418 373 374 363 250 2,5 0 0,0 2015 2016 2017 2018 2019 Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt, Berechnungen der Hessen Agentur. Ungeachtet des tendenziellen Rückgangs in den letzten Jahren fällt die Investitionsquote der Branche, d.h. das Verhältnis von Bruttoanlageinvestitionen zum Umsatz, nach wie vor höher als im Durchschnitt der hessischen Industrie aus – und auch höher als in der 7 Die Angaben zu den Umweltschutzinvestitionen (Berichtsjahr 2018) sind im Vergleich zu den Brutto- anlageinvestitionen (Berichtsjahr 2019) erst später verfügbar. Somit ist der Vergleich der jeweils ak- tuellen Daten nur eingeschränkt möglich. 8 Erfasst wird der Wert der im Geschäftsjahr aktivierten Bruttozugänge an Sachanlagen, d.h. Ersatz- und Neuinvestitionen. Aktivierte Großreparaturen und geringwertige Wirtschaftsgüter sind ebenso einbezogen wie selbst erstellte oder in Bau befindliche Anlagen sowie Leasing-Güter, die beim Lea- sing-Nehmer zu aktivieren sind. Nicht berücksichtigt werden insbesondere Investitionen in Zweignie- derlassungen im Ausland, Zugänge durch den Kauf ganzer Betriebe oder Unternehmen, der Erwerb von Finanzanlagen sowie der Erwerb von immateriellen Vermögensgegenständen (z.B. Patente). 19
HA Hessen Agentur GmbH – Wirtschaftsforschung und Landesentwicklung Ernährungsindustrie auf Bundesebene. Für 2019 lauten die Werte 4,2 % (Ernährungsin- dustrie Hessen) zu 3,2 % (Industrie Hessen und Ernährungsindustrie Deutschland). Mit einem Anteil von 93 % stellen die Ausrüstungsinvestitionen den Schwerpunkt des Inves- titionsgeschehens in 2019 dar. Das Spektrum reicht von Maschinen bis zur Betriebs- und Geschäftsausstattung. Einen dementsprechend geringen Stellenwert (7 %) nehmen die Bruttoanlageinvestitionen in Bauten – seien es Produktions-, Lager- oder Geschäftsge- bäude – und Grundstücke (z.B. zur Erweiterung des Betriebsgeländes) ein. Ein wichtiger Indikator für das Engagement einer Branche in Sachen Umweltschutz sind die Investitionsausgaben für Umweltschutzmaßnahmen. 9 Diese Investitionen sind allerdings keineswegs nur unter dem Gesichtspunkt eines verantwortungsvollen Um- gangs mit der Umwelt zu sehen, sondern ein nachhaltiges Wirtschaften steht auch zu- nehmend für die Leistungs- und Zukunftsfähigkeit einer Branche. So schonen etwa In- vestitionen zur Energieeffizienzsteigerung nicht nur die Umwelt, sondern stellen über die Kostenseite auch einen Wettbewerbsfaktor dar. Umweltschutzinvestitionen der Ernährungsindustrie in Hessen 2014 bis 2018 Umweltschutz- Anteil der Umwelt- investitionen schutzinvestitionen an in 1.000 Euro den Bruttoanlage- investitionen in % 20.000 17.760 10,0 15.358 16.000 13.763 8,0 11.586 12.000 9.165 6,0 8.000 4,0 4.000 2,0 0 0,0 2014 2015 2016 2017 2018 Umweltschutzinvestitionen insgesamt Klimaschutz Sonstige ( Luftreinhaltung, Abwasserwirtschaft etc.) Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt, Berechnungen der Hessen Agentur. Nach mehreren Jahren steigender Umweltschutzinvestitionen gingen diese von 2017 auf 2018 stark auf 9,2 Mio. Euro zurück. Damit beträgt der Anteil der Umweltschutzinvestiti- onen an den gesamten Bruttoanlageinvestitionen 2018 der hessischen Ernährungsin- dustrie 2,4 %, für die hessische Industrie insgesamt 4,4 %. 9 Zu den Umweltschutzinvestitionen gehören alle Investitionen in Sachanlagen, die eine Verringerung oder Vermeidung von schädlichen Emissionen in die Umwelt bewirken bzw. den Einsatz von Res- sourcen reduzieren. Es kann sich hierbei zum einen um additive Maßnahmen handeln, d.h. in der Regel separate, vom übrigen Produktionsprozess getrennte Anlagen, die dem Produktionsprozess vor- oder nachgeschaltet sind (z.B. Kläranlage). Zum anderen werden integrierte Maßnahmen er- fasst, die dadurch charakterisiert sind, dass die Umweltbelastung direkt im Produktionsprozess redu- ziert wird (z.B. durch geschlossene Prozess- und Kühlwasserkreisläufe oder durch Maschinen mit niedrigen Lärmemissionen). 20
Ernährungsindustrie in Hessen Wie bereits in den Jahren 2016 und 2017 entfällt mit 6,2 Mio. der größte Anteil auf Inves- titionen zum Schutz des Klimas. Hierunter werden Maßnahmen zur Vermeidung und Ver- minderung der Emission von Kyoto-Treibhausgasen (u.a. CO2), Maßnahmen zur Nut- zung erneuerbarer Energien sowie energieeffizienzsteigernde Maßnahmen und Energie- sparmaßnahmen subsumiert. Der Schwerpunkt der sonstigen Umweltschutzinvestitio- nen (2,9 Mio. Euro) lag 2018 auf der Abwasserwirtschaft, d.h. gewissermaßen auf einem klassischen Umweltschutzbereich, der sich u.a. mit Maßnahmen zur Verminderung der Abwassermenge bzw. Abwasserfracht befasst. Energieverbrauch Wie hoch ist der Energieverbrauch10 der Ernährungsindustrie in Hessen und welches sind die wichtigsten Energieträger? Der Verbrauch für 2019 wird mit fast 8,9 Mio. Gi- gajoule (GJ) angegeben, was 2,5 Mio. Megawattstunden (MWh) entspricht. Auf die Bran- che entfallen damit 7,0 % des gesamten Energieverbrauchs der Industrie in Hessen. Wichtigste Energieträger für die Branche sind Erdgas (58,1 %) und Strom (33,8 %). Ko- chen, Rösten, Trocknen und Eindampfen sind Beispiele für typische Prozesse – die ther- mische Energie steht im Mittelpunkt des Energieeinsatzes in der Branche – bei der Her- stellung von Nahrungsmitteln. Energieverbrauch der Ernährungsindustrie in Hessen im Jahr 2019 differenziert nach Energieträgern 8,1% Erdgas 33,8% Strom 58,1% Sonstige Quelle: Hessisches Statistisches Landesamt, Berechnungen der Hessen Agentur. Die Kennziffer Energieverbrauch je Beschäftigten als Indikator für die Energieintensität ermöglicht den Vergleich der hessischen Ernährungsindustrie mit anderen hessischen Industriezweigen und mit der Branche bundesweit. In Hessen verbrauchte die Branche 10 Soweit Energieträger als Brennstoffe zur Stromerzeugung in eigenen Anlagen eingesetzt werden, enthält der Gesamtenergieverbrauch Doppelzählungen, die sowohl den Energiegehalt der eingesetz- ten Brennstoffe als auch des erzeugten Stroms umfassen. Der Gesamtenergieverbrauch enthält ebenfalls den nichtenergetischen Verbrauch von Energieträgern, wobei diesem in den meisten Bran- chen (Ausnahme: Chemische Industrie) keine Bedeutung zukommt. 21
Sie können auch lesen