BRANCHENREPORT UNIVERSITÄTEN 2021 - Arbeiterkammer Wien
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Kontakt: Abteilung Betriebswirtschaft, AK Wien, +43 1 501 65 DW 12650 Bei Verwendung von Textteilen wird um Quellenangabe und Zusendung eines Belegexemplares an die AK Wien, Abteilung Betriebswirtschaft, ersucht. Impressum Medieninhaber: Kammer für Arbeiter und Angestellte für Wien, Prinz-Eugen-Straße 20–22, 1040 Wien, Telefon: (01) 501 65 0 Offenlegung gem. § 25 MedienG: siehe wien.arbeiterkammer.at/impressum Zulassungsnummer: AK Wien 02Z34648 M AuftraggeberInnen: AK Wien, Betriebswirtschaft Autorin: Mag. Michael Heiling | michael.heiling@akwien.at | +43 1 50165 DW 12665 Bilanzdatenbank: Elisabeth Lugger, Kristina Mijatovic-Simon Beiträge: Kai Biehl, Michael Ertl, Reinhold Russinger Foto: Adobe Stock - ake1150 Grafik Umschlag und Druck: AK Wien Verlags- und Herstellungsort: Wien © 2016 bei AK Wien Stand Oktober 2020 Im Auftrag der Kammer für Arbeiter und Angestellte für Wien
1 Kurzfassung ............................................................................................................. 4 Bilanzkennzahlenvergleich ............................................................................................................................................. 5 2 Sample: 21 öffentliche Universitäten ........................................................................ 6 3 Analyse der Rechnungsabschlüsse ............................................................................ 7 Erträge: Umsatzerlöse und „Betriebsleistung“ steigen 2020 um knapp 2 % ................................................................. 7 Jahresüberschuss: Rückgang in Summe, aber weniger einzelne „Verluste“ .................................................................. 8 Aufwandsstruktur: Sichtbarer Rückgang bei „sonstigen Aufwendungen“ ................................................................... 10 Kennzahlen gemäß Univ. RechnungsabschlussVO: Eher konstant und stabil .............................................................. 11 Liquidität/Mobilitätsgrad: Auf ausreichendem Niveau stabil ...................................................................................... 11 Cash-Flow und fiktive Schuldentilgungsdauer: Geringfügige Verbesserung 2020 ....................................................... 12 Investitionen: 2020 bei Sachanlagen leicht höhere Aktivität als 2019......................................................................... 13 Beschäftigte: Anstieg bei Vollzeitäquivalenten bei Mehrheit der Universitäten ......................................................... 14 Personalaufwand: Anstieg wohl im Zusammenhang mit Beschäftigtenzuwachs ........................................................ 15 Beschäftigte: Pro-VZÄ-Aufwand steigt um 2 %, Pro-VZÄ-Erträge sinken leicht ........................................................... 16 4 Anhang: Gesamtwirtschaftliche Lage ...................................................................... 17 WIFO-Prognose Oktober 2021 für Österreich: Weiter kräftiger Aufschwung ............................................................. 17 Aktueller Prognosenvergleich: IHS bei Aufschwung/Inflation zurückhaltender .......................................................... 19 Inflation: Rohstoffe und Energie treiben Inflation deutlich über 2 %-Ziel ................................................................... 19 Arbeitsmarkt: Positive Signale vor Winter-Lockdown.................................................................................................. 20 Branchenreport.2021 │ 3
1 KURZFASSUNG Aktuelle Wirtschaftslage Österreichs: Industrie 2021 Treiber einer kräftigen Erholung, Inflation derzeit deutlich erhöht Das Wirtschaftsforschungsinstitut (WIFO) erwartet trotz steigenden Infektionsgeschehens weiterhin einen kräftigen Kon- junkturaufschwung für die Jahre 2021 und 2022. Das reale Bruttoinlandsprodukt steigt heuer real um 4,4 % und im Jahr 2022 um 4,8 %. Beschäftigung und Arbeitslosigkeit erholen sich rascher als erwartet und die Arbeitslosenquote soll bereits 2022 das Niveau vor der Covid-19-Krise erreichen – drei Jahre früher als bisher angenommen. Mit dem Anstieg von Rohstoff- preisen und steigender Kapazitätsauslastungen wird die Prognose der Inflationsrate für das ganze Jahr 2021 auf 2,8 % er- höht. Sample: Rechnungsabschlüsse von 21 öffentlichen österreichischen Universitäten von 2018 bis 2020 Der vorliegende AK-Branchenreport ist eine zusammengeführte Analyse von Rechnungsabschlüssen österreichischer Univer- sitäten. Als Quellenmaterial wurden die in den Mitteilungsblättern veröffentlichten Rechnungsabschlüsse von 21 Universitä- ten für die Jahre 2018, 2019 und 2020 herangezogen. Der Rechnungsabschluss ist ein Instrument, mit dem Universitäten aus einer wirtschaftlichen Perspektive abgebildet werden, die sich sehr nahe an das österreichische Unternehmensgesetz- buch (UGB) und damit an die Betrachtung von gewinnorientierten Kapitalgesellschaften anlehnt. Es steht außer Frage, dass eine solche Betrachtung der gesellschaftlichen Funktion von Universitäten nicht Rechnung trägt, sondern nur auf eine Dar- stellung von Erträgen und Aufwendungen und bestimmter wirtschaftlicher Faktoren (etwa Reservenausstattung) abzielt – in diesem Kontext ist auch diese Analyse als „Bildausschnitt“ zu interpretieren. Ertragslage: Leichter Anstieg bei Erlösen, Überschüsse in Summe geringer, aber weniger Verluste – Reisekosten gesunken Die gesamten „Umsatzerlöse“ der Universitäten betrugen in Summe des Jahres 2020 4,38 Mrd. Euro, das war – im zweiten Jahr der aktuellen Leistungsperiode – ein Anstieg um 2,3 % gegenüber dem Vorjahr und somit ein geringeres „Umsatz- wachstum“ als noch 2019. Die Jahresüberschüsse der Universitäten in Summe sind im Jahr 2020 von über 20 Mio. Euro auf knapp 8 Mio. Euro gesunken – bereinigt um außerordentliche Effekte und Einmaleffekte entwickelten sich die Überschüsse jedoch besser, ebenso war die Verteilung „gleichmäßiger“. Während im Jahr 2019 noch elf von 21 Universitäten einen Jah- resfehlbetrag verbuchen mussten, waren dies 2020 lediglich fünf Universitäten. Aufwandseinsparungen gegenüber dem Vorjahr waren im Covid-19-Krisenjahr 2020 vor allem bei „sonstigen betrieblichen Aufwendungen“ (u.a. Reisekosten) zu se- hen. Zahlungsfähigkeit und Reservenausstattung: Im Wesentlichen auf konstantem Niveau, 2020 kein Frühwarnbericht Die Univ. RechnungsabschlussVO sieht vor, dass bei einem Jahresfehlbetrag zwei Kennzahlen im jeweiligen Rechnungsab- schluss geprüft werden müssen – damit kein Frühwarnbericht zu erstellen ist, muss die Eigenmittelquote über 8 % und der Mobilitätsgrad über 100 % liegen. Für die Eigenmittelquote ist das bei 20 von 21 Universitäten der Fall, die Quote selbst ist im Jahr 2020 in Summe jedoch von 40,2 % auf 38,5 % gesunken. Der Mobilitätsgrad ist nicht in allen Rechnungsabschlüssen angegeben – näherungsweise kann für die Liquidität dritten Grades gesagt werden, dass sich diese im Durchschnitt 2020 geringfügig auf 125,8 % verbessert hat und auch für alle Universitäten mit Jahresfehlbetrag die Mobilitätsgrade über dem geforderten Wert von 100 % liegen. Investitionen: Rückgang bei Finanz- und Wertpapierinvestitionen, leicht erhöhte Aktivität bei Sachinvestitionen In Summe ist ein Rückgang der Investitionsquote (von 10,6 % auf 9,6 %) zu erkennen. Es zeigt sich aber, dass gegenüber 2018 und 2019 lediglich die Finanzinvestitionen (im Wesentlichen Wertpapierkäufe bzw. Wertpapierumschichtungen) zu- rückgegangen sind und das Investitionsniveau in Sachinvestitionen gegenüber 2019 leicht gestiegen und gegenüber 2018 im Wesentlichen konstant geblieben ist. Das Investitionsniveau liegt generell im Bereich der Erweiterungsinvestitionen. Beschäftigte: Anstieg auf knapp 38.000 Vollzeitäquivalente, damit verbunden Personalkostenanstieg, pro-Kopf unter 2 % In Summe ist die Anzahl der im Vollzeitäquivalent Beschäftigten im Jahr 2020 um 2,8 % auf 37.954 Personen angestiegen. Die Anzahl der beschäftigten Personen an den Universitäten ist dabei beträchtlich höher. Der Anteil der Branchenreport.2021 │ 4
Personalaufwendungen („brutto-brutto“) macht fast zwei Drittel der Aufwendungen der Universitäten aus und ist zuletzt um 1,7 Prozentpunkte angewachsen. Die Personalaufwendungen pro VZÄ wachsen 2020 um knapp 2 %. Bilanzkennzahlenvergleich Bilanzkennzahlenvergleich Branche 2018 2019 2020 Δ in PP Ertragslage Universitäten 0,5 -0,2 0,6 +0,5 EBIT-Quote in % der Betriebsleistung1 Handel 2,1 2,4 2,0 Industrie 4,5 4,7 4,2 Universitäten 0,6 0,5 0,2 -0,3 Jahresüberschuss in % Betriebsleistung Handel 2,2 2,3 2,2 Industrie 5,3 5,1 5,9 Investitionen Universitäten 6,1 5,5 6,0 +0,5 Sachinvestitionen in % Betriebsleistung Handel 1,9 2,0 2,1 Industrie 4,5 4,6 4,5 Universitäten 132,7 117,3 123,7 +6,4 Investitionsneigung in % Handel 152 157 153 Industrie 154 156 136 Finanzielle Stabilität Universitäten 40,6 40,2 38,5 -1,7 Eigenmittelquote in % Handel 36,3 36,8 36,5 Industrie 40,5 39,9 41,1 Universitäten 132,6 124,1 125,8 +1,7 Liquidität in % (ähnlich dem Mobilitätsgrad) Handel 120,3 118,8 120,4 Industrie 125,1 127,5 136,5 Universitäten 5,0 4,5 4,8 +0,3 Cash-Flow-Quote in % 2 Handel 2,9 2,9 2,7 Industrie 6,7 6,9 6,6 Universitäten 1,1 1,4 1,6 + 0,2 Jahre Fiktive Verschuldungsdauer in Jahren Handel 6,1 6,3 6,8 Industrie 4,8 4,6 5,1 Personal und Wertschöpfung Universitäten 62,4 63,2 64,9 +1,7 Personalaufwandstangente in %3 Handel 10,7 10,9 11,3 Industrie 17,9 17,9 19,3 Universitäten 71.734 73.968 75.441 +2,0% Personalaufwand pro VZÄ, T€ Handel 42.952 43.173 43.457 Industrie 71.222 71.597 70.268 Universitäten 114.927 116.993 116.214 -0,7% „Betriebsleistung“ pro VZÄ, T€ Handel 398.593 396.348 385.510 Industrie 396.989 399.018 363.655 Quelle: AK-Bilanzdatenbank, Industrie (09/2021, 384 Unternehmen), Handel (09/2021, 178 Unternehmen) 1 ordentlicher Betriebserfolg in % der ordentlichen Betriebsleistung; Betriebsleistung = Umsatzerlöse +/- Bestandsveränderungen + Eigen- leistungen + übrige sonstige betriebliche Erträge (Mieterträge etc.) - übrige außerordentliche Erträge (Schadensfälle, Kursgewinne etc.) 2 ordentlicher Cash-Flow nach Zinsen u Steuern in % der ordentlichen Betriebsleistung 3 ordentlicher Personalaufwand in % der ordentlichen Betriebsleistung; Personalaufwand ohne Abfertigungen und Pensionen Branchenreport.2021 │ 5
2 SAMPLE: 21 ÖFFENTLICHE UNIVERSITÄTEN Der vorliegende AK-Branchenreport behandelt die wirtschaftliche Lage der öffentlichen österreichischen Universitäten – ausschließlich auf Basis der in den Mitteilungsblättern veröffentlichten Rechnungsabschlüsse von 21 Universitäten für die Jahre 2018 bis 2020. Es ist vorab darauf hinzuweisen, dass der Rechnungsabschluss ein Instrument ist, mit dem die Universitäten aus einer wirt- schaftlichen Perspektive abgebildet werden, die sich sehr nahe an die Betrachtung von privatwirtschaftlichen und gewinn- orientierten Unternehmen im Sinne des Unternehmensgesetzbuches anlehnt. Es steht außer Frage, dass eine solche Be- trachtung der gesellschaftlichen Funktion von Universitäten nicht ausreichend Rechnung trägt. Es wird daher in dieser Un- terlage lediglich ein enger Blick auf die wirtschaftliche Situation der Universitäten gegeben, die Darstellung von Zahlen sollte keinesfalls als „Ranking“ verstanden werden. In der Summen- und Gesamtbetrachtung kann aber mithilfe der hier aufge- führten Zahlen annäherungsweise ein Bild über die Reservenausstattung, die operativen Ressourcen, die Investitionstätigkeit und die strukturelle Aufteilung der Aufwendungen der österreichischen Universitäten dargestellt werden. Im Anhang wird eine Übersicht über die Einschätzung aktueller makroökonomischer Indikatoren (Inflation, wirtschaftliche Erholung, etc.) aus Sicht der Arbeiterkammer dargestellt. Außerhalb dieses Anhanges wurden keine weiteren Quellen als die Rechnungsabschlüsse der in der folgenden Tabelle angeführten Universitäten herangezogen: Liste der Universitäten Akademie der bildenden Künste Alpen-Adria-Universität Klagenfurt Johannes Kepler Universität Linz Karl-Franzens-Universität Graz Kunstuniversität Linz Universität für künstlerische und industrielle Gestaltung Leopold-Franzens-Universität Innsbruck Medizinische Universität Graz Medizinische Universität Innsbruck Medizinische Universität Wien Montanuniversität Leoben Paris-Lodron-Universität Salzburg Technische Universität Graz Technische Universität Wien Universität für angewandte Kunst Wien Universität für Bodenkultur Universität für Musik und darstellende Kunst Graz Universität für Musik und darstellende Kunst Wien Universität Mozarteum Salzburg Universität Wien Veterinärmedizinische Universität Wien WU (Wirtschaftsuniversität Wien) Quelle: AK Bilanzdatenbank Branchenreport.2021 │ 6
3 ANALYSE DER RECHNUNGSABSCHLÜSSE Erträge: Umsatzerlöse und „Betriebsleistung“ steigen 2020 um knapp 2 % Die „Umsatzerlöse“ der Universität laut Univ. RechnungsabschlussVO bestehen aus Globalbudgetzuweisungen, Studienbei- trägen, universitären Weiterbildungsleistungen, Erlösen gemäß §27 UG, Kostenersätzen gemäß § 26 UG sowie sonstigen Kostenersätzen. Die hier so genannte „ordentliche Betriebsleistung“ besteht aus den ausgewiesenen Umsätzen +/- Be- standsveränderungen + Eigenleistungen + sonstigen betrieblichen Erträgen (z.B. Mieterträgen) bereinigt um außerordent- liche Erträge (wie etwa Schadensfälle oder Rückstellungsauflösungen) in T€ 2018 2019 2020 Δ in % Umsätze 4.131.436 4.283.826 4.380.887 2,27 Ordentliche Betriebsleistung 4.152.374 4.318.110 4.410.761 2,15 Quelle: AK Bilanzdatenbank Die Umsätze der Universitäten betrugen in Summe des Jahres 2020 4,38 Mrd. Euro, das war – im zweiten Jahr der aktuellen Leistungsperiode – ein Anstieg um 2,3 % gegenüber dem Vorjahr und somit ein geringeres „Umsatzwachstum“ als noch 2019. Die ordentlichen Betriebsleistungen unterschieden sich nur geringfügig von den Umsätzen und beliefen sich 2020 auf 4,41 Mrd. Euro, was einem Plus von 2,15 % gegenüber 2019 entspricht. „Umsatzerlöse“ der einzelnen Universitäten Umsätze, in T€ 2018 2019 2020 Summe aller Universitäten 4.131.436 4.283.826 4.380.887 Akademie der bildenden Künste 34.119 36.428 37.011 Alpen-Adria-Universität Klagenfurt 74.465 73.735 80.266 Johannes Kepler Universität Linz 170.744 184.916 191.610 Karl-Franzens-Universität Graz 237.937 251.575 261.003 Kunstuniversität Linz Universität für künstlerische und industrielle Gestaltung 23.348 25.786 25.365 Leopold-Franzens-Universität Innsbruck 290.872 299.984 314.274 Medizinische Universität Graz 277.450 284.859 296.086 Medizinische Universität Innsbruck 238.435 239.483 245.864 Medizinische Universität Wien 569.162 585.214 593.512 Montanuniversität Leoben 89.048 97.041 95.103 Paris-Lodron-Universität Salzburg 169.348 176.589 176.510 Technische Universität Graz 245.628 258.546 264.460 Technische Universität Wien 364.919 376.351 392.999 Universität für angewandte Kunst Wien 48.193 48.710 49.462 Universität für Bodenkultur 182.402 187.775 199.163 Universität für Musik und darstellende Kunst Graz 53.658 53.927 57.031 Universität für Musik und darstellende Kunst Wien 98.760 100.342 105.497 Universität Mozarteum Salzburg 56.004 56.101 60.023 Universität Wien 623.312 629.280 633.603 Veterinärmedizinische Universität Wien 127.859 152.467 135.079 WU (Wirtschaftsuniversität Wien) 155.773 164.717 166.966 Quelle: AK-Bilanzdatenbank Branchenreport.2021 │ 7
Jahresüberschuss: Rückgang in Summe, aber weniger einzelne „Verluste“ Der „Jahresüberschuss“ ist der gesamte „Gewinn oder Verlust“ (inkl. aller Finanz-, Sonder- und Einmaleffekte) eines Rech- nungslegungsjahres und erhöht bzw. vermindert (Jahresfehlbetrag) das Eigenkapital – abgesehen von allfälligen Kapitalzu- führungen oder -abfuhren. Er kann – wenn positiv – als „Ertragsreserve“ interpretiert werden, die zur Bildung von Rücklagen für zukünftige Perioden zur Verfügung steht. Die Jahresüberschüsse der Universitäten in Summe sind im Jahr 2020 von über 20 Mio. Euro auf knapp 8 Mio. Euro gesun- ken. Ein großer Anteil dieses Rückganges ist dabei auf zwei große Wiener Universitäten zurückzuführen, wobei der Rückgang bei der WU Wien auf einen (mutmaßlich einmaligen) Stiftungszuschuss zurückzuführen ist, der als Aufwand verbucht wurde. Die Situation bei jenen Universitäten, die zuletzt nicht in den schwarzen Zahlen bilanzieren konnten, hat sich jedoch gegen- über 2019 verbessert. Während im Jahr 2019 noch elf von 21 Universitäten einen Jahresfehlbetrag verbuchen mussten, waren dies 2020 lediglich fünf Universitäten. Neun Universitäten, die 2019 noch einen Jahresfehlbetrag verbuchen mussten, konnten somit 2020 zumindest wieder ausgeglichen bilanzieren. Alle fünf Universitäten mit Jahresfehlbetrag im Jahr 2020 wiesen eine Eigenmittelquote von über 8 % und einen Mobilitätsgrad von über 100 % auf und lagen damit über den gefor- derten Werten der Univ. RechnungsabschlussVO (wobei hier eine „Oder-Bestimmung“ festgeschrieben ist). Es musste daher – anders als 2019 – auch kein Frühwarnbericht an das Ministerium erstellt werden. Jahresüberschuss, in T€ 2018 2019 2020 Summe aller Universitäten 25.777 20.783 7.979 Akademie der bildenden Künste 388 -98 262 Alpen-Adria-Universität Klagenfurt -529 -4.482 1.468 Johannes Kepler Universität Linz -1.051 -165 197 Karl-Franzens-Universität Graz 5.222 4.162 804 Kunstuniversität Linz Universität für künstlerische und industrielle Gestaltung 22 44 5 Leopold-Franzens-Universität Innsbruck -4.803 -1.923 5.655 Medizinische Universität Graz -1.179 -915 765 Medizinische Universität Innsbruck 240 62 72 Medizinische Universität Wien 4.281 7.874 7.908 Montanuniversität Leoben 10.319 11.598 10.412 Paris-Lodron-Universität Salzburg -1.189 -6.643 -1.727 Technische Universität Graz 7.266 6.624 3.076 Technische Universität Wien 4.628 1.699 -1.052 Universität für angewandte Kunst Wien 237 421 73 Universität für Bodenkultur 605 -7.236 1.908 Universität für Musik und darstellende Kunst Graz -4.168 -4.139 36 Universität für Musik und darstellende Kunst Wien -2.331 -1.614 198 Universität Mozarteum Salzburg 5.090 -545 1.231 Universität Wien 2.938 10.467 -10.569 Veterinärmedizinische Universität Wien -526 -2.836 -556 WU (Wirtschaftsuniversität Wien) 317 8.428 -12.187 Quelle: AK-Bilanzdatenbank In der anteiligen Betrachtung bedeutet dies, dass sich die jährliche gesamte „Ertragsreserve“ (in Form des Jahresüberschus- ses anteilig an der ordentlichen Betriebsleistung) im Jahr 2020 bei 0,18 % bewegt – dies ist im Wesentlichen eine Punkt- landung an der schwarzen Null, jedoch ein Rückgang im Vergleich zu den Vorjahren. Jahresüberschuss, in % 2018 2019 2020 Summenwert aller Universitäten 0,62 0,48 0,18 Quelle: AK-Bilanzdatenbank Branchenreport.2021 │ 8
Der Universitätserfolg ist rechnerisch im Wesentlichen gleichzusetzen mit dem „EBIT“ bei Unternehmen, die gemäß Unter- nehmensgesetzbuch bilanzieren. EBIT bedeutet „Earnings before Interest and Tax“. Der Universitätserfolg ist somit das ope- rative Ergebnis des Rechnungsabschlussjahres vor Finanzergebnissen und allfälligen Steuern. Wird dieser um aperiodische und einmalige Erträge und Aufwendungen bereinigt, ergibt sich der „ordentliche Universitätserfolg“ („ordentliches EBIT“). Die ordentliche EBIT-Quote stellt den prozentuellen Anteil des ordentlichen EBIT an der „ordentlichen Betriebsleistung“ dar. Berechnung: ordentlicher Universitätserfolg/ordentliche Betriebsleistung*100 Die operativen Universitätserfolge sind 2020 in deutlich geringerem Ausmaß gesunken als die auf der vorigen Seite darge- stellten Jahresüberschüsse („Gesamtgewinne“). Bei lediglicher Betrachtung der bereinigten (ordentlichen) Universitätser- folge ist sogar ein Anstieg im Jahr 2020 zu erkennen. Dies ist aber im Wesentlichen auf Einmaleffekte und auf höhere Rück- stellungsauflösungen im Jahr 2019 zurückzuführen. EBIT, in T€ 2018 2019 2020 Δ Δ in % Summe des „EBIT“ laut Rechnungsabschlüssen 47.363 26.109 23.750 -2.359 -9,04 Summe des „ordentlichen EBIT“ 21.402 -9.067 24.442 33.509 - Quelle: AK-Bilanzdatenbank Bei Heranziehung dieser bereinigten Werte ergibt sich für die „ordentliche EBIT-Quote“ – und somit für die operative Reserve im Gegensatz zu 2019 wieder ein Wert knapp über der schwarzen Null. Diese ordentliche EBIT-Quote liegt im Jahr 2020 bei 0,55 % und somit auch geringfügig über dem Wert von 2018. Hierbei ist anzumerken, dass dieser Wert ein Summenwert über die gesamte Betriebsleistung bzw. den gesamten Universitätserfolg aller untersuchten Universitäten darstellt und sich somit die Situation bei den unterschiedlichen einzelnen Universitäten sehr divers darstellen kann. ordentliche EBIT-Quote, in % 2018 2019 2020 Durchschnitt 0,52 -0,21 0,55 Quelle: AK-Bilanzdatenbank "Operative jährliche Reserven" Universitäten, die einen in Prozent an der ordentlichen Jahresfehlbetrag ausweisen Betriebsleistung 9 7 5 3 1 -1 Jahresüberschuss-Quote EBIT-Quote 0 5 10 15 2018 2019 2020 2020 2019 2018 Branchenreport.2021 │ 9
Aufwandsstruktur: Sichtbarer Rückgang bei „sonstigen Aufwendungen“ Aufwandspositionen in Prozent der Betriebsleistung ermöglichen einen Vergleich unabhängig vom absoluten Betrag. Dabei werden außerordentliche Erträge und Aufwendungen herausgerechnet. Materialaufwand sind etwa Material- und Energieverbrauch. Bezogene Leistungen sind etwa Vorleistungen von Dritten und Zeitarbeitskräfte im engeren Sinn. Im Personalaufwand enthalten sind Bruttolöhne und -gehälter (inklusive Überstunden, Zulagen, Sonderzahlungen, Verän- derung Personalrückstellungen), Refundierungen für überlassene Beamte, Sozialabgaben, sonstige Sozialaufwendungen, externe Lehre. Die Abschreibungen sind Wertminderungen von Sachanlagen und immateriellen Vermögen. Sonstiger Betriebsaufwand: z.B. Instandhaltung, Versicherung, Reiseaufwendungen, Rechts- und Beratungskosten, Mietauf- wand, Marketing etc. Aufwandsanteile in % der „ordentlichen Betriebsleistung“ 2018 2019 2020 Betriebsleistung 100,00 100,00 100,00 - Materialaufwand + bezogene Leistungen 1,88 1,90 2,12 - Personalaufwand 64,99 66,19 67,73 - Abschreibungen 4,12 4,06 3,97 - sonstiger Betriebsaufwand 28,49 28,07 25,63 = ordentliche EBIT-Quote 0,52 -0,21 0,55 Quelle: AK-Bilanzdatenbank, *ordentlicher Betriebserfolg in % der ordentlichen Betriebsleistung Die größte Aufwandsposition macht nicht überraschend der Personalaufwand aus, 67,73 % der gesamten ordentlichen Universitätserträge fließen in die Aufwendungen für die Beschäftigten. Dieser Wert ist in den letzten Jahren stetig angestie- gen, zuletzt um etwas mehr als 1,5 Prozentpunkte. Ebenfalls – nicht untypisch für Wissensorganisationen – machen in Summe der Materialaufwand und die bezogenen Leis- tungen einen eher geringen Anteil von 2,12 % an den gesamten ordentlichen Universitätserträgen aus, auch dieser Wert ist allerdings leicht gestiegen. Der Abschreibungsanteil blieb über die letzten Jahre relativ konstant im Bereich von etwa 4 %. Ein deutlicher Rückgang war allerdings im ersten Covid-19-Jahr 2020 bei den sonstigen Betriebsaufwendungen zu bemer- ken, diese machen zwar immer noch etwas mehr als ein Viertel der Gesamtaufwendungen aus, jedoch ist der Anteil zuletzt um knapp 2,5 Prozentpunkte gesunken. Einen beträchtlichen Teil daran machen die in der Covid-19-Krise sichtbar niedrige- ren Aufwendungen für Reisen und Konferenzen aus. Aufwandsarten 2020 in % an der ordentlichen Betriebsleistung/den ordentlichen Erträgen 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 Materialaufwand und bezogenen Leistungen Personalaufwand Abschreibungen sonstiger Betriebsaufwand Branchenreport.2021 │ 10
Kennzahlen gemäß Univ. RechnungsabschlussVO: Eher konstant und stabil Die Eigenmittel bzw. das Eigenkapital gelten als Fundament einer Gesellschaft/einer Körperschaft oder eines Unternehmens und zeigen inwieweit allfällige Verluste durch Reserven abgedeckt werden können. Die Höhe der erforderlichen Eigenmit- tel- /Eigenkapitalquote ist von der Branche, vom Risiko und der Anlagenintensität abhängig. Das Eigenkapital für Kapitalge- sellschaften gemäß § 224 Abs 3 UGB setzt sich aus dem Nennkapital, den Kapitalrücklagen, den Gewinnrücklagen und dem Bilanzgewinn zusammen. Für die an diese Kennzahl angelehnte Eigenmittelquote gem. Univ. RechnungsabschlussVO gilt, dass das Eigenkapital um Bau- und Investitionskostenzuschüsse ergänzt wird. (Hinweis: Die Zuschüsse stellen, formell gese- hen, weder Eigen- noch Fremdkapital dar. Sie werden für die Universitäten aber den Eigenmitteln zugerechnet, weil – bei Einhaltung der Zuerkennungskriterien – normalerweise keine Rückzahlungsverpflichtung besteht.) Die Eigenmittelquote stellt die Eigenmittel anteilig an der Bilanzsumme dar. Die Univ. RechnungsabschlussVO fordert bei einem negativen Jahresüberschuss zumindest eine Eigenmittelquote von 8 %. Eigenmittelquote laut Univ. RechnungsabschlussVO Eigenmittelquote, in % 2018 2019 2020 Durchschnitt 40,60 40,23 38,54 Quelle: AK-Bilanzdatenbank Die Darstellung zeigt, dass der Summenwert zwar im Jahr 2020 um etwa 1,8 Prozentpunkte auf einen Wert von 38,54 % gesunken ist, in der Einzelbetrachtung jedoch nur eine einzige Universität unter den von der Univ. RechnungsabschlussVO geforderten 8 % liegt. Die betroffene Universität konnte durch positive Jahresüberschüsse ihr Eigenkapital bisher aufbauen und in Richtung der 8-Prozent-Marke stärken. Alle anderen Universitäten liegen deutlich über diesem von der Univ. RechnungsabschlussVO ge- forderten Mindestwert. Liquidität/Mobilitätsgrad: Auf ausreichendem Niveau stabil Die Liquidität (Zahlungsfähigkeit) ist für den Unternehmensfortbestand von zentraler Bedeutung. Die Zahlungsfähigkeit gilt als gesichert, wenn fällige kurzfristige Schulden jederzeit getilgt werden können. Dies wird in der Regel dann der Fall sein, wenn das kurzfristige Umlaufvermögen höher ist als das kurzfristige Fremdkapital. Sie zeigt das Verhältnis von kurzfristigem Umlaufvermögen zu kurzfristigem Fremdkapital an. Die Liquidität ist ähnlich dem Mobilitätsgrad, für den Mobilitätsgrad laut Univ. RechnungsabschlussVO ist es jedoch notwendig, die Fristigkeiten der Rückstellungen zu kennen, die in den Rech- nungsabschlüssen nicht explizit ausgewiesen werden, daher ist die hier dargestellte „Liquidität“ ein Näherungswert. Von der Univ. RechnungsabschlussVO wird ein Wert von mindestens 100 % gefordert. Der Durchschnitt der Liquidität dritten Grades (entspricht näherungsweise dem Mobilitätsgrad) liegt im Jahr 2020 bei 125,82 % und somit einerseits deutlich über 100 %, andererseits um etwa 1,75 Prozentpunkte besser als im Vorjahr. Von jenen Universitäten die einen negativen Jahresüberschuss (=Jahresfehlbetrag) ausweisen, hat keine einen ausgewiesenen Mobilitätsgrad von unter 100 %. Bezüglich der Urlaubsrückstellungen wird in einigen Rechnungsabschlüssen auf ein Schrei- ben der Universitätenkonferenz im September 2020 verwiesen, wonach diese – aufgrund des geringen tatsächlichen Inan- spruchnahmegrades – als langfristige Rückstellungen zu betrachten sind, wodurch sich der ausgewiesene Mobilitätsgrad in den Berichten tendenziell höher darstellt als in dieser Analyse. Liquidität, in % 2018 2019 2020 Durchschnitt 132,62 124,05 125,82 Quelle: AK-Bilanzdatenbank Branchenreport.2021 │ 11
Cash-Flow und fiktive Schuldentilgungsdauer: Geringfügige Verbesserung 2020 Der ordentliche Cash-Flow ist der finanzielle Überschuss aus dem operativen Universitätsbetrieb nach Abzug von Zinsen und Steuern und dient zur Beurteilung der Selbstfinanzierungskraft. Im Unterschied zum Jahresüberschuss bleiben bei der Cash-Flow-Rechnung die unbaren Aufwendungen (z.B. Abschreibung, Dotierung langfristiger Rückstellungen) und die unba- ren Erträge (z.B. Auflösung langfristiger Rückstellungen) außer Betrachtung. Weiters bleiben außerordentliche Beträge und ein etwaiges Beteiligungsergebnis unberücksichtigt. Der Cash-Flow steht für Investitionen, Schuldentilgungen oder den Auf- bau von Reserven zur Verfügung. Die Cash-Flow-Quote zeigt das Verhältnis von Cash-Flow und „ordentlicher Betriebsleis- tung“ an. Die „operative Cash-Flow-Quote“ betrug im Durchschnitt aller Universitäten 4,82 %, das ist ein geringfügiger Anstieg gegen- über 2020 – 14 Universitäten konnten höhere Werte aufweisen, bei sieben Universitäten sank dieser Wert 2020. Keine Uni- versität wies im Jahr 2020 einen negativen operativen Cash-Flow auf. In Summe betrug der ordentliche Cash-Flow – der für die Finanzierung notwendiger Investitionen (ausgedrückt durch jährliche Abschreibungen), den Abbau von Schulden oder den Aufbau von Liquidität für in künftigen Perioden zur Verfügung steht – 212 Mio. Euro. Cash-Flow 2018 2019 2020 Cash-Flow-Quote in %, Durchschnitt 5,00 4,48 4,82 Ordentlicher Cash-Flow nach Zinsen und Steuern in Summe (T€) 207.540 193.388 212.466 Die fiktive Entschuldungsdauer zeigt, wie oft der Cash-Flow des Rechnungsabschlussjahres verdient werden müsste, um die Nettoverschuldung (Fremdkapital – liquide Mittel – Wertpapiere) theoretisch abzubauen. Dies unter der Annahme, dass keine Investitionen getätigt werden. Nach § 24 URG Unternehmensreorganisationsgesetz wird – abweichend von der Univ. RechnungsabschlussVO für Kapitalgesellschaften ein Sanierungsbedarf vermutet, wenn die fiktive Schuldentilgungsdauer höher als 15 Jahre und die Eigenkapitalquote unter 8 % ist. in T€ 2018 2019 2020 Nettoverschuldung in Summe 235.041 265.721 339.200 Ordentlicher Cash-Flow nach Zinsen und Steuern in Summe 207.540 193.388 212.466 Fiktive Verschuldungsdauer, in Jahren, AK-Berechnung 2018 2019 2020 Durchschnitt 1,13 1,37 1,60 Quelle: AK-Bilanzdatenbank Aufgrund der etwas höheren Nettoverschuldung (339,2 Mio. Euro in Summe der 21 Universitäten) hat sich die fiktive Schul- dentilgungsdauer geringfügig verschlechtert, wobei 1,6 Jahre einem sehr soliden und geringen Wert entspricht. Branchenreport.2021 │ 12
Fiktive Verschuldungsdauer in Jahren 2018 2019 2020 Nettoverschuldung 235.041 265.721 339.200 Ordentlicher Cash Flow nach Zinsen 207.540 193.388 212.466 und Steuern Investitionen: 2020 bei Sachanlagen leicht höhere Aktivität als 2019 Investitionen sind Zukäufe zum Anlagevermögen. Investitionen in das Sachanlagevermögen betreffen Gebäude, technische Anlagen (Labore), Betriebsausstattung etc. Investitionen in das Finanzanlagevermögen betreffen vor allem Beteiligungen an Tochtergesellschaften und Wertpapiere. Investitionen in % des Umsatzes lassen einen besseren Vergleich zwischen ein- zelnen Jahren zu. Die Investitionsneigung stellt Investitionen und Abschreibungen gegenüber. Werte um 100 lassen auf Ersatzinvestitionen und Werte deutlich über 100 auf Erweiterungsinvestitionen schließen. Unter 100 wurden nicht einmal die Wertminderun- gen der Sachanlagen ersetzt. Berechnung: Investitionen Sachanlagevermögen/Abschreibungen auf Sachanlagen*100 Investitionen in % der Betriebsleistung 2018 2019 2020 Sachinvestitionen 6,06 5,53 5,98 Immaterielle Investitionen 0,52 0,58 0,56 Finanzinvestitionen 5,88 4,52 3,07 Investitionen gesamt 12,46 10,63 9,61 Quelle: AK-Bilanzdatenbank Auf den ersten Blick ist ein Rückgang der gesamten Investitionen in den letzten beiden Jahren zu erkennen. Die Aufschlüsse- lung in einzelne Investitionskategorien zeigt aber, dass gegenüber 2018 und 2019 lediglich die Finanzinvestitionen (im We- sentlichen Wertpapierkäufe bzw. Wertpapierumschichtungen) zurückgegangen sind und das Investitionsniveau in Sachin- vestitionen gegenüber 2019 leicht gestiegen und gegenüber 2018 im Wesentlichen konstant geblieben ist. Branchenreport.2021 │ 13
Investitionen in Prozent der "ordentlichen Betriebsleistung" 14 12 10 8 6 4 2 0 2018 2019 2020 Sachinvestitionen Finanzinvestitionen Immaterielle Investitionen Ähnliches gilt für die Investitionsneigung, diese drückt das Verhältnis von Investitionen in Sachanlagen zu Abschreibungen aus. In den letzten drei Jahren lag dieser Wert im Durchschnitt aller Universitäten bei mehr als 100 %, somit wurde durch- gängig „netto“ investiert, gegenüber 2019 ist dieser Wert um etwas mehr als 6 Prozentpunkte gestiegen, gegenüber 2018 jedoch gesunken. Investitionsneigung, in % 2018 2019 2020 Durchschnitt 132,68 117,32 123,74 Quelle: AK-Bilanzdatenbank Beschäftigte: Anstieg bei Vollzeitäquivalenten bei Mehrheit der Universitäten Beschäftigte 2018 2019 2020 Δ in % Summe - Vollzeitäquivalente 36.130 36.909 37.954 2,83 Technische Universität Graz 2.294 2.357 2.475 5,03 Kunstuniversität Linz Universität für künstlerische und industrielle Ge- 230 235 247 5,33 staltung Medizinische Universität Innsbruck 1.517 1.529 1.560 2,07 Universität Wien 5.516 5.628 5.819 3,40 Medizinische Universität Wien 4.385 4.479 4.554 1,67 Medizinische Universität Graz 1.868 1.889 1.915 1,39 Universität für Musik und darstellende Kunst Graz 488 499 493 -1,20 WU (Wirtschaftsuniversität Wien) 1.381 1.409 1.467 4,06 Montanuniversität Leoben 808 835 865 3,55 Karl-Franzens-Universität Graz 2.382 2.427 2.414 -0,52 Johannes Kepler Universität Linz 1.754 1.837 1.955 6,40 Universität für Musik und darstellende Kunst Wien 902 917 946 3,22 Universität für angewandte Kunst Wien 422 429 460 7,42 Universität für Bodenkultur 1.676 1.717 1.754 2,18 Akademie der bildenden Künste 304 318 326 2,45 Universität Mozarteum Salzburg 485 494 504 1,95 Alpen-Adria-Universität Klagenfurt 849 872 900 3,18 Branchenreport.2021 │ 14
Beschäftigte 2018 2019 2020 Δ in % Veterinärmedizinische Universität Wien 1.166 1.216 1.179 -2,97 Paris-Lodron-Universität Salzburg 1.693 1.734 1.723 -0,64 Technische Universität Wien 3.353 3.348 3.530 5,43 Leopold-Franzens-Universität Innsbruck 2.658 2.741 2.866 4,56 Quelle: AK-Bilanzdatenbank In Summe ist die Anzahl der im Vollzeitäquivalent Beschäftigten im Jahr 2020 um 2,8 % auf 37.954 Personen angestiegen. Die Anzahl der beschäftigten Personen an den Universitäten ist dabei beträchtlich höher, jedoch wird in den Rechnungsab- schlüssen im Sinne der Vergleichbarkeit auf die in Vollzeitäquivalent Beschäftigten im Jahresdurchschnitt abgestellt. Die Dar- stellung zeigt auch, dass grundsätzlich bei etwas mehr als drei Viertel der hier dargestellten Universitäten ein Anstieg der Beschäftigung im Jahr 2020 zu erkennen war. Personalaufwand: Anstieg wohl im Zusammenhang mit Beschäftigtenzuwachs Berechnung: Ordentlicher Personalaufwand /ordentliche Betriebsleistung*100 Der Anteil der Personalaufwendungen an der „ordentlichen“ Betriebsleistung der Universitäten betrug im Durchschnitt zu- letzt 64,92 %, dies ist ein Zuwachs von 1,7 Prozentpunkten. Es ist hier davon auszugehen, dass dies auch im Zusammenhang mit der oben dargestellten Steigerung der Beschäftigtenzahlen steht. Dieser Personalaufwand ist „brutto-brutto“ zu verstehen, darin sind also gesetzliche Sozialabgaben, Aufwendungen für Ex- terne Lehre sowie Aufwendungen für überlassene Beamt:innen ebenso enthalten wie Rückstellungszuführungen. Bereinigt wurde dieser Personalaufwand lediglich um explizit ausgewiesene Aufwendungen für Abfertigungen oder Pensionen. Personalaufwandstangente, in % 2018 2019 2020 Durchschnitt 62,42 63,22 64,92 Quelle: AK-Bilanzdatenbank Branchenreport.2021 │ 15
Beschäftigte: Pro-VZÄ-Aufwand steigt um 2 %, Pro-VZÄ-Erträge sinken leicht Die Veränderungsraten vom Personalaufwand (ohne Abfertigung und Pension), der Wertschöpfung und des Jahresüber- schusses pro Kopf/VZÄ lassen unter Umständen eine bessere Vergleichbarkeit der Personalaufwandsentwicklung und der Budgetentwicklung zu. Pro Beschäftigter, in € 2018 2019 Δ in % 2020 Δ in % Personalaufwand* 71.734 73.968 3,11 75.441 1,99 Betriebsleistung 114.927 116.993 1,80 116.214 -0,67 Jahresüberschuss 713 563 -21,08 210 -62,66 Quelle: AK-Bilanzdatenbank, *Personalaufwand ohne Aufwand für Abfertigungen und Pensionen Die Darstellung der einzelnen Kennzahlen pro Beschäftigter/m (bzw. in diesem Fall aufgrund der Vergleichbarkeit pro Voll- zeitäquivalent) zeigt, dass der Anstieg des Personalaufwandes pro Kopf geringer ausfällt, als in Summe des Personalauf- wandes. Zuletzt sind die Aufwendungen pro VZÄ (wiederum „brutto-brutto“) um 1,99 % auf 75.441 Euro pro Jahr gewachsen. Da für das Jahr 2020 noch ein Kollektivvertragsabschluss zwischen 2,25 % und 3,45 % (ab Februar 2020) erzielt wurde – und dieser somit deutlich höher lag, als das Wachstum des Personalaufwandes – weist das Wachstum von nur 1,99 % auf verhältnismä- ßig hohe Veränderungsraten in der Gesamtbelegschaft hin. Die Betriebsleistung (Gesamterträge) pro VZÄ sind gleichzeitig marginal zurückgegangen. An Jahresüberschuss pro VZÄ blei- ben unter dem Strich 210 Euro, das ist deutlich weniger als noch im Vorjahr. Personalaufwand und Erträge pro VZÄ € 120.000 € 116.993 € 116.214 € 114.927 € 100.000 € 80.000 € 76.968 € 75.441 € 71.734 € 60.000 € 40.000 € 20.000 €- 2018 2019 2020 Personalaufwand Betriebsleistung Branchenreport.2021 │ 16
4 ANHANG: GESAMTWIRTSCHAFTLICHE LAGE Kai Biehl, Michael Ertl, Reinhold Russinger AK Wien, Abteilung Wirtschaftswissenschaften und Statistik WIFO-Prognose Oktober 2021 für Österreich1: Weiter kräftiger Aufschwung Das Wirtschaftsforschungsinstitut (WIFO) erwartet trotz steigenden Infektionsgeschehens weiterhin einen kräftigen Kon- junkturaufschwung für die Jahre 2021 und 2022. Das reale Bruttoinlandsprodukt steigt heuer real um 4,4 % und im Jahr 2022 um 4,8 %. Beschäftigung und Arbeitslosigkeit erholen sich rascher als erwartet und die Arbeitslosenquote soll bereits 2022 das Niveau vor der Covid-19-Krise erreichen – drei Jahre früher als bisher angenommen. Wirtschaftsaktivität vieler Branchen über Vorkrisenniveau Die Wirtschaftsleistung zahlreicher Branchen erreicht oder übertrifft im Jahr 2021 bereits das Niveau von 2019. Die Wert- schöpfung in der Industrie steigt nach einem Einbruch im Krisenjahr (-7,1 %) um +8,0 %. Ähnliches gilt für Bauwirtschaft, Handel und viele andere wirtschaftliche Dienstleistungen. Andere Branchen hatten in der Krise keinen Einbruch und wachsen nun weiter. Die Finanz- und Versicherungsdienstleistungen steigerten ihre Bruttowertschöpfung selbst 2020 um +5,1 % und 2021 um +3 %. Der Optimismus in diesen Branchen spiegelt sich auch in den Unternehmensentscheidungen: Gemäß ersten Einschätzungen erreichen die Dividendenausschüttungen bereits heuer das sehr hohe Niveau von vor der Krise. Beherbergung und Gastronomie erholt sich nur langsam Während exportorientierte Branchen stark von der Erholung der Weltwirtschaft profitieren und sogar kräftig investieren (Ausrüstungsinvestitionen 2020: -6,5 %, 2021: 10,6 %, 2022: 5,3 %), erholt sich der Bereich der Beherbergung und Gastrono- mie nur langsam. Nach einem Einbruch der Wertschöpfung im Jahr 2020 von -40,1 % folgt heuer ein neuerlicher Rückgang von -3 %, um dann am Ende des Prognosezeitraums 2022 wieder um +40 % zu wachsen. Damit bleibt die Wertschöpfung in diesen Wirtschaftsbereichen um etwa ein Fünftel hinter dem Hoch vor der Krise zurück. Privater Konsum hinkt Erholung der Warenexporte deutlich hinterher Die Covid-19-Maßnahmen führten zu einem drastischen Rückgang der privaten Konsumausgaben (2020: -8,5 %). Spiegelbild- lich führten das Zwangssparen und das konjunkturell besonders gefährliche Vorsichtssparen zu einer Verdoppelung der Spar- quote auf 14,4 % des verfügbaren Einkommens, die im heurigen Jahr nur leicht zurückgeht (2021: 10,4 %). Somit entfällt der private Konsum als Stütze der Konjunktur und wird sich erst bis 2022 vollständig erholen (2021: +4,5 % und 2022: +6,0 %). Erfreuliche Entwicklungen bei Beschäftigung und Arbeitslosigkeit Ursprünglich ist das WIFO noch im Sommer davon ausgegangen, dass das Vorkrisenniveau der Arbeitslosenquote erst 2025 erreicht werden wird. Doch sowohl der Einbruch als auch die Erholung sind historisch einzigartig, sodass die nationale Ar- beitslosenquote bereits 2022 auf das Vorkrisenniveau von 7,4 % sinkt. Die Zahl der registrierten Arbeitslosen wird dann mit 308.000 nur noch um wenige Tausend über dem Niveau von 2019 liegen. Die steigende Zahl der Langzeitarbeitslosen darf im Aufschwung nicht zurückgelassen werden. Eine umfassende Unterstützung bei der Arbeitsplatzsuche durch das Arbeits- marktservice könnte dazu beitragen. 1 Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung, 8. Oktober 2021. Branchenreport.2021 │ 17
Bruttoinlandsprodukt (BIP): Gesamtwert aller Güter, die innerhalb eines Jahres in einer Volkswirtschaft hergestellt wurden abzüglich der Vorleistungen. Private Konsumausgaben: Wert der Waren und Dienstleistungen, die inländische Haushalte für den Verbrauch kaufen. Verbraucherpreisindex (VPI): Maßstab für die allgemeine Preisentwicklung (Inflation). Die Grundlage bildet ein Warenkorb, der Waren und Dienstleistungen beinhaltet, die ein durchschnittliches Verbraucherverhalten repräsentieren. Sparquote: Anteil am verfügbaren Einkommen der privaten Haushalte, der gespart wird. Realeinkommen: wird um die Preisentwicklung bereinigt und ist ein Indikator für die Kaufkraft des Einkommens. Verfügbares Einkommen privater Haushalte: Summe der regelmäßigen Einkommen aller Mitglieder eines Haushaltes nach Abzug aller direkten Abgaben (z.B. Lohnsteuer) und Hinzurechnung aller Geldleistungen, die durch den Staat an den Haus- halt gehen (z.B. Arbeitslosengeld). Lohnstückkosten: Hier werden die Arbeitnehmer:innenentgelte dem Bruttoinlandsprodukt gegenübergestellt. WIFO Konjunkturprognose vom Oktober 2021 - Veränderung gegen das Vorjahr in Prozent 2018 2019 2020 2021 2022 Bruttoinlandsprodukt Wirtschaftswachstum Österreich, nominell +4,3 +3,1 -4,6 +6,6 +7,4 Wirtschaftswachstum Österreich, real +2,5 +1,5 -6,7 +4,4 +4,8 Wirtschaftswachstum Deutschland, real +1,1 +1,1 -4,6 +2,7 +5,0 Wirtschaftswachstum EU 27, real +2,1 +1,8 -5,9 +4,9 +4,7 Wirtschaftswachstum Euro-Raum, real +1,9 +1,5 -6,3 +4,8 +4,7 Wirtschaftswachstum USA, real +2,9 +2,3 -3,4 +6,1 +4,0 Stundenproduktivität in der Gesamtwirtschaft +0,5 -0,1 +2,1 -1,9 +0,9 Stundenproduktivität in der Herstellung von Waren +1,9 -0,1 -0,8 +2,1 +3,0 Private Konsumausgaben, real +1,1 +0,7 -8,5 +4,5 +6,0 Bruttoanlageinvestitionen, real +4,4 +4,8 -5,2 +8,2 +4,1 Ausrüstungen +3,4 +5,5 -6,5 +10,6 +5,3 Bauten +5,6 +4,0 -3,7 +5,4 +2,6 Bruttowertschöpfung, real Herstellung von Waren einschließlich Bergbau +4,3 +0,6 -7,0 +8,0 +3,5 Handel; Instandhaltung und Reparatur von Kfz +4,2 +2,0 -4,2 +6,0 +5,0 Warenexporte, fob, real +4,7 +2,7 -7,8 +12,7 +6,0 Warenimporte, fob, real +4,1 -0,0 -6,4 +13,0 +6,0 Leistungsbilanzsaldo Mrd. € 3,49 8,32 7,20 -3,43 -3,11 in % des BIP 0,9 2,1 1,9 -0,8 -0,7 Verbraucherpreise +2,0 +1,5 +1,4 +2,8 +3,0 Arbeitslosenquote Keine Prognose: in % der Erwerbspersonen (laut Eurostat) 4,9 4,5 5,4 Revision der LFS-Methodik in % der unselbständigen Erwerbspersonen 7,7 7,4 9,9 8,2 7,4 Arbeitslosigkeit in 1.000 Personen 312,1 301,3 409,6 337,6 307,6 Unselbständig aktiv Beschäftigte1 +2,5 +1,6 -2,0 +2,3 +1,9 Bruttoverdienste je Arbeitnehmer:in, nominell +2,7 +2,9 +2,0 +1,8 +3,1 Realeinkommen je Arbeitnehmer:in Brutto +0,7 +1,4 +0,6 -1,0 +0,1 Netto +0,2 +1,4 +1,3 -1,1 -0,2 Sparquote exkl. betrieblicher Versorgungsansprüche2 7,0 7,9 13,9 9,8 5,4 Lohnstückkosten, nominell Gesamtwirtschaft +2,4 +2,3 +7,6 -0,4 +0,4 Herstellung von Waren +1,7 +3,3 +6,2 -5,2 +0,0 Finanzierungssaldo des Staates in % des BIP3 0,2 0,6 -8,3 -6,3 -1,9 1 ohne Karenz-/Kinderbetreuungsgeldbezieher:innen, Präsenzdiener und in der Beschäftigungsstatistik erfasste arbeitslose Schulungsteilnehmer:innen, 2 in Prozent des verfügbaren Einkommens – einschließlich Zunahme betrieblicher Versorgungsansprüche 3 gemäß Maastricht-Definition Branchenreport.2021 │ 18
Aktueller Prognosenvergleich: IHS bei Aufschwung/Inflation zurückhaltender Das Österreichische Institut für Wirtschaftsforschung (WIFO) wird unter anderem von Finanzministerium, Österreichischer Nationalbank und Sozialpartnern finanziert. Die WIFO Prognosen gelten de facto als offizielle Prognosen der Bundesregie- rung. In Vorstand und Kuratorium des WIFO sind auch die Spitzen aller Sozialpartner vertreten. Um Auseinandersetzungen über die bei Verhandlungen zugrunde zu legenden Prognosen zu vermeiden, gilt die WIFO Prognose als Konsens der Sozial- partner über die künftige Entwicklung. Die weiteren Prognosen sind somit eher als Zusatzinformation über alternative Sicht- weisen zur Wirtschaftsentwicklung zu sehen. Die rezenteren Prognosen rechnen mehrheitlich mit einem kräftigen Konjunkturaufschwung in den Jahren 2021 und 2022. Mittlerweile sind sich alle Institutionen einig, dass Österreichs Vorkrisenniveau spätestens Ende 2022 erreicht werden wird. Die Unterschiede in den Prognosen sind zum Teil auch unterschiedlichen Prognosezeitpunkten geschuldet, die mit einem unterschiedlichen Wissensstand verbunden sind. Aufgrund steigender Rohstoffpreise (insb. Gas, Strom, aber auch Eisenerze, Eisen und Stahl, usw.) erwarten sowohl das WIFO als auch das IHS einen Preisauftrieb, der das Inflationsziel der EZB von 2 % im Jahr 2021 und 2022 übersteigt. BIP-Wachstumsprognosen in Österreich (in %, real) Inflationsprognose für Österreich (VPI-Anstieg in %) 2020 2021 2022 2020 2021 2022 WIFO (10/2021) -6,7 +4,4 +4,8 +1,4 +2,8 +3,0 IHS (10/2021) -6,7 +4,5 +4,5 +1,4 +2,6 +2,3 OeNB (06/2021) -6,7 +3,9 +4,2 EU (11/2021) -6,7 +4,4 +4,9 OECD (05/2021) -6,7 +2,5 +4,1 Quellen: WIFO-Prognose vom 8. Oktober 2021; IHS-Prognose vom 8. Oktober 2021 (vierteljährliche Revision); OeNB: Prognose vom Juni 2021 (halbjährliche Revision); EU: Herbstprognose der Europäischen Kommission vom November 2021 (vierteljährliche Revision); OECD: Economic Outlook Nr. 109 vom Mai 2021 (halbjährliche Revision). Zahlen in Klammer stellen jeweils das Lockerungsszenario der Institute dar. Inflation: Rohstoffe und Energie treiben Inflation deutlich über 2 %-Ziel Unter Inflation versteht man eine allgemeine und andauernde Erhöhung des Preisniveaus. Das andauernde Sinken des Preis- niveaus nennt man Deflation. Die Inflationsrate für Oktober 2021 lag laut Statistik Austria bei 3,7 % (September 2021: 3,3 %). Der Indexstand des Ver- braucherpreisindex 2020 (VPI 2020) betrug im Oktober 2021 104,1. Gegenüber dem Vormonat September 2021 stieg das durchschnittliche Preisniveau um 0,6 %. Mit 3,7 % erreichte die Inflation im Oktober den höchsten Wert seit 13 Jahren. Hauptverantwortlich dafür waren weitere, markante Preisschübe bei den Treibstoffen und beim Heizöl, gerade im Vergleich zu den niedrigen Preisen von vor zwölf Monaten. Eher moderat entwickelten sich hingegen die Nahrungsmittelpreise. Spezielle Preistreiber, in % Spezielle Preissenker, in % Dieseltreibstoff 34,8 Mobiltelefonie -4,9 Superbenzin 29,3 Nichtärztliche Dienstleistungen -4,9 Elektrischer Strom 10,2 Übernachtung im Ausland -1,2 Heizöl extra leicht, Großabnahme 60,8 Wohnungsmiete -1,7 Profilholz 53,9 Mobiltelefongerät -6,7 Quelle: Statistik Austria Branchenreport.2021 │ 19
Arbeitsmarkt: Positive Signale vor Winter-Lockdown Arbeitsmarktzahlen werden monatlich veröffentlicht – hier sind die letzten verfügbaren Werte aufgeführt: Im Oktober 2021 stieg die Beschäftigung im Vorjahresvergleich um gut 108.000 (+2,9 %). Damit wurde auch im Oktober das Vorkrisenniveau um 63.000 (+1,7 %) übertroffen. Im April 2021 war die Beschäftigung noch um -20.000 oder -0,53 % unter den Wert von 2019 gelegen. Der Beschäftigungsrückgang während des ersten Lockdowns lag im März und April zunächst bei knapp 190.000, um sich dann langsam wieder zu erholen. Seit Oktober 2020 kam es zu einer erneuten Beschäftigungsabnahme im Vorjahres- vergleich aber mit dem Monat März 2021 scheint eine Besserung eingetreten zu sein. Ab dem dritten Quartal dieses Jahres war die Arbeitsmarktentwicklung dann sehr dynamisch zum Besseren hin. Die Zahl der Arbeitslosen lag im Oktober 2021 um 88.900 (-24,8 %) unter dem Vorjahreswert, und auch 18.500 unter dem Wert des Jahres 2019. Die Zahl der Schulungs- teilnehmer:innen lag im August um 6.300 über dem Vorjahresniveau, was den Rückgang der registrierten Arbeitslosen ge- ringfügig relativiert. Die geringfügige Beschäftigung ist gegenüber dem Vorjahr um 11.200 auf gut 334.000 (+3,4 %) gestiegen. Die Zahl der beim AMS gemeldeten offenen Stellen ist gegenüber dem Vorjahresmonat um 47.500 auf gut 112.000 gestie- gen. Damit stellen die drei letzten Monate einen bisher nie erreichten Rekordwert dar. Der Stellenandrang, also die Zahl der Arbeitslosen je offener Stelle ist gegenüber dem Vorjahr deutlich gefallen. Die hier angeführten Zahlen beinhalten bei den Arbeitslosen auch die Schulungsteilnehmer:innen, bei den Beschäftigten werden die Karenz-/Kindergeldbezieher:innen und die Präsenzdiener, deren Beschäftigungsverhältnis aufrecht ist, nicht mit- gezählt. Die hier berechnete Arbeitslosenquote ist daher größer als die vom AMS ausgewiesene (in Klammern), und die Differenz ist bei den Frauen größer als bei den Männern. Die Zahl der Arbeitslosen je offener Stelle ist aus demselben Grund höher als die vom AMS ausgewiesene. Arbeitsmarkt Okt. 2017 Okt. 2018 Okt. 2019 Okt. 2020 Okt. 2021 Frauen 1.631.855 1.664.938 1.688.035 1.672.806 1.722.278 Männer 1.976.572 2.022.372 2.047.898 2.022.407 2.081.984 Unselbständig Beschäftigte ohne Karenzierte und Präsenzdiener ∑ 3.608.427 3.687.310 3.735.933 3.695.213 3.804.262 Δ in % 2,32 % 2,19 % 1,32 % -1,09 % 2,95 % Frauen 1.631.855 1.664.938 1.688.035 1.672.806 1.722.278 Männer 1.976.572 2.022.372 2.047.898 2.022.407 2.081.984 geringfügig Beschäftigte ∑ 3.608.427 3.687.310 3.735.933 3.695.213 3.804.262 Δ in % 2,32 % 2,19 % 1,32 % -1,09 % 2,95 % Frauen 186.311 178.301 172.698 205.919 166.299 Arbeitslose 206.718 187.252 181.328 218.816 174.843 Männer inkl. Schulungsteilnehmer:innen ∑ 393.029 365.553 354.026 424.735 341.142 Frauen 10,2 % (7,9 %) 9,7 % (7,6 %) 9,3 % (7,2 %) 11,0 % (8,9 %) 8,8 % (6,7 %) Arbeitslosenquote inkl. Schulungsteilnehmer:innen Männer 9,5 % (7,8 %) 8,5 % (7,1 %) 8,1 % (6,9 %) 9,8 % (8,5 %) 7,7 % (6,4 %) (lt. AMS) in % ∑ 9,8 % (7,9 %) 9,0 % (7,3 %) 8,7 % (7,0 %) 10,3 % (8,7 %) 8,2 % (6,5 %) Jobandrang, Arbeitslose und Schu- lungsteilnehmer:innen je offener ∑ 6,6 (5,3) 5,0 (4,0) 4,6 (3,8) 7,3 (6,2) 3,0 (2,4) Stelle (lt. AMS) Quelle: BMA-Bali Datenbank, Hauptverband der Sozialversicherungsträger, AMS, eigene Berechnungen Branchenreport.2021 │ 20
GERECHTIGKEIT #FÜRDICH Gesellschaftskritische Wissenschaft: die Studien der AK Wien Alle Studien zum Download: wien.arbeiterkammer.at/service/studien arbeiterkammer.at/rechner facebook.com /arbeiterkammer youtube.com /AKoesterreich @diearbeiterkammer twitter.com /arbeiterkammer tiktok.com/@arbeiterkammer WIEN.ARBEITERKAMMER.AT
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