Briefing Mappe Für die parlamentarische Behandlung des Klimavolksbegehrens - Inhalte, Forderungen & Hintergrundinfos
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Briefing Mappe Für die parlamentarische Behandlung des Klimavolksbegehrens Inhalte, Forderungen & Hintergrundinfos
BRIEFING-MAPPE Sehr geehrte Abgeordnete, welche Erwartungen tragen wir an Sie heran? Das Klimavolksbegehren, stattgefunden Ende Juni 2020, wurde von knapp 400.000 Menschen unterschrieben, trotz erschwerender Bedingungen in der Corona-Zeit. Diese vielen Unterschriften, zusammen mit einer breiten Klima-Al- lianz hinter dem Volksbegehren zeigen: Die Bekämpfung der Klimakrise nimmt einen hohen Stellenwert in der Bevölkerung ein. Wir sind eine ehrenamtliche Bewegung besorgter BürgerInnen aus allen Be- rufsgruppen und verschiedensten politischen Richtungen. Wir sind nun jenen Menschen verpflichtet, die das Volksbegehren unterschrieben und unterstützt haben. Die breite Unterstützung für unsere Anliegen ist erfreulich, allerdings nutzen die besten Forderungen nichts, wenn es dann an der Umsetzung scheitert – und genau dafür sind wir auf Ihre Hilfe angewiesen! Diese Informations-Mappe soll Ihnen breite Informationen über unsere Anliegen und Ziele näher bringen sowie Hintergrundinfos liefern. Natürlich ist uns klar, dass Sie bereits umfangreiche Informationen zur Thematik besitzen. Nutzen Sie Ihren Informationsvorsprung, um mit uns gemeinsam am selben Ziel zu arbeiten: dem Erhalt eines lebenswerten Österreichs. Geben Sie sich und uns die Chance auf einen unvoreingenommenen Austausch von Fakten in der Hoffnung auf eine mehrheitsfähige Lösung. Klären Sie uns sachlich über allfällige Schwächen unserer Argumente auf; wir sind gerne bereit, dazuzulernen. Einige Aktive des Volksbegehrens haben im Bereich der Klimapolitik erhebliches Spezialwissen angesammelt; nutzen Sie dieses für eine verantwortungsvolle Arbeit: gegenüber Ihren Wählerinnen, dem Wirtschaftsstandort Österreich, sowie Mensch und Umwelt. Danke. Das Team des Klimavolksbegehrens 2
BRIEFING-MAPPE I. Briefing-Mappe 1.. Über uns – der Verein Klimavolksbegehren.......................................................................... 7 1.1 Der Verein................................................................................................................................... 7 1.2 Das Volksbegehren............................................................................................................... 7 1.3 Die treibenden Kräfte hinter dem Verein................................................................8 2.. Die Klimakrise – Chance und Herausforderung..................................................................9 2.1 Steigende Temperaturen..................................................................................................9 2.2 Das Pariser Klimaabkommen.........................................................................................9 2.3 Eine mutige Klimapolitik – für Österreichs Zukunft........................................10 3.. Die Bevölkerung will Klimaschutz...............................................................................................12 4.. Forderungen und Ziele des Klimavolksbegehrens..........................................................15 4.1. Einleitung...................................................................................................................................15 4.2. Forderungsübersicht..........................................................................................................15 5.. Hoffnungen und Erwartungen an Sie als politische EntscheidungsträgerInnen..............................................................................................................18 6.. Positive Konsequenzen einer ambitionierten Klimapolitik..........................................19 6.1. Wirtschaft..................................................................................................................................19 6.2. Industrie....................................................................................................................................20 6.3. Soziale Dimensionen...........................................................................................................21 6.4. Wirkung – Europa und weltweit..................................................................................21 6.5. Gesundheit...............................................................................................................................22 6.6. Luftverschmutzung........................................................................................................... 24 6.7. Tourismus..................................................................................................................................25 6.8. Land- und Forstwirtschaft............................................................................................ 26 6.9. Migration...................................................................................................................................27 6.10. Gewalt........................................................................................................................................ 28 6.11. Mensch – Schöpfung – Verantwortung................................................................. 29 7..Verweise...................................................................................................................................................30 3
BRIEFING-MAPPE II. Offizieller Forderungskatalog 1.. Zukunft ermöglichen: Recht auf Klimaschutz in die Verfassung!......................... 33 2.. Zukunft sichern: Stopp klimaschädlicher Treibhausgase!..........................................34 3.. Zukunft fördern: Klimaschutz belohnen und niemanden zurücklassen!.......... 36 4.. Zukunft gestalten: Mobilität und Energie nachhaltig machen!............................... 38 5..Verweise ..................................................................................................................................................40 III. Klimaschutzgesetz für Österreich 1.. Klimaschutz braucht Grundrechtsschutz............................................................................45 1.1 Verfassungsrechtlich verankertes Treibhausgasbudget.............................45 1.2 Grundrecht auf Klimaschutz........................................................................................46 1.3 Verbesserungsgebot.........................................................................................................47 2.. Klimaschutz braucht Aktion.........................................................................................................48 2.1 Zentrale Steuerung durch das Klimaschutzministerium.............................48 2.2 Einbindung der Öffentlichkeit....................................................................................50 2.3 Wirksamkeit der Maßnahmenplanung....................................................................51 2.4 Sektorspezifisches Sofortprogramm bei Zielverfehlungen.......................52 2.5 Regelmäßige Evaluierung des Maßnahmenprogramms............................ 53 2.6 Fortschreibung des Maßnahmenprogramms...................................................54 2.7 Rechtsschutzmöglichkeiten..........................................................................................55 3.. Klimaschutz braucht Kontrolle................................................................................................... 56 3.1 Allgemeines............................................................................................................................ 56 3.2 Organisation des Klimarechnungshofs................................................................. 56 3.3 Aufgaben des Klimarechnungshofs........................................................................ 58 3.4 Kooperation mit der Umweltbundesamt GmbH............................................. 62 4.. Klimaschutz braucht Konsequenz........................................................................................... 63 4.1. Fiskalische Konsequenzen............................................................................................. 63 4.2. Zusätzlicher Sanktionsmechanismus..................................................................... 63 4
BRIEFING-MAPPE IV. Offene Briefe 1.. Offener Brief der Glaubensgemeinschaften......................................................................66 2.. Offener Brief von Wirtschaftstreibenden..............................................................................71 V. UnterstützerInnenliste 1.. Unterstützerinnen und Unterstützer....................................................................................... 79 1.1 Persönlichkeiten................................................................................................................... 79 1.2 Unternehmen........................................................................................................................80 1.3 Organisationen.....................................................................................................................86 5
BRIEFING-MAPPE 1. Über uns – der Verein Klimavolksbegehren 1.1 Der Verein Hinter dem Klimavolksbegehren stehen nicht nur über 1000 motivierte Ehren- amtliche und mittlerweile auch zahlreiche Unternehmen, sondern ebenso NGOs, zivilgesellschaftliche Initiativen und prominente Persönlichkeiten. Gemeinsam setzen wir uns für eine mutige Klimapolitik ein, um ein zukunftsfähiges Österreich zu sichern, in dem jeder und jede ein sozial gerechtes, ökologisch verträgliches und ökonomisch abgesichertes Leben führen kann. Wir verstehen uns als über- parteiliche BürgerInnenplattform. 1.2 Das Volksbegehren Das Klimavolksbegehren wurde im Zeitraum zwischen 22.-29. Juni 2020 abge- halten und von 380.590 Menschen unterzeichnet. Neben den vielen Österreiche- rInnen, die sich mit ihrer Unterschrift hinter die Ziele des Volksbegehrens gestellt haben, hat sich mittlerweile auch eine breite Klima-Allianz gebildet, die mit uns zusammen eine mutige Klimapolitik fordert: Freiwillige Über 1000 ehrenamtliche Freiwillige aus allen Bundesländern Unternehmen Mehr als 200 Unternehmen und CEOs wie z.B. BILLA, ÖBB, VBV-Vorsorgekasse Religionsgemeinschaften In einem noch nie dagewesenen Schulterschluss haben sich die 6 großen Glaubensgemeinschaften Österreichs hinter unsere Ziele gestellt Prominente Über 140 namhafte Persönlichkeiten Organisationen Unzählige ehrenamtliche und Non- Profit Organisationen, z.B. der Alpen- verein, Greenpeace, Volkshilfe, Öst. Rotes Kreuz, WWF Die offenen Briefe der Glaubensgemeinschaften sowie der Wirtschaft befnden sich unter Kapitel IV. Die vollständigen Listen aller UnterstützerInnen befindet sich unter Kapitel V. 7
BRIEFING-MAPPE 1.3 Die treibenden Kräfte hinter dem Verein – Katharina Rogenhofer Sprecherin des Klimavolksbegehrens, 26 Jahre „Meine Eltern und Großeltern konnten immer sagen: alles wird besser. Ich kann das heute wegen der Klimakrise nicht mehr aus vollster Überzeugung. Aber ich möchte dafür kämpfen!“ – Stefan Weiß-Fanzlau Leitung Marketing, 40 Jahre, Marketing Manager & CX Experte „[…], weil Raunzen uns nicht vorwärts bringt!“ – Kathrin Resinger Leitung Presse, 31 Jahre, Digital Marketing Managerin „Weil ich anderen zeigen möchte, dass wir auch als Einzelperso- nen etwas bewirken können – dass wir als Einzelne, aber doch gemeinsam den Weg für eine Zukunft ohne Klimawandel bereiten können.“ – Stephanie Kunisch Teamlead Aktionismus, 27 Jahre, Hortpädagogin & Englisch- und Biologie-Lehrerin „Ich habe lange genug gesagt, dass wir endlich etwas tun müssen – deswegen tu ich es jetzt!“ – Daniela Nikolasch Teamlead Politischer Dialog, 27 Jahre, Technikerin & Masterstudentin Biomedical Engineering „Ich engagiere mich beim Klimavolksbegehren, weil der Zeit- punkt gekommen ist, Krisen als solche zu behandeln und endlich Maßnahmen für eine lebenswerte Zukunft umzusetzen.“ – Susanne Stückler Teamlead Fundraising, 29 Jahre, Biologin „Damit endlich was passiert!“ – Helmut Anka Teamlead IT, 52 Jahre, IT-Berater für CRM und ERP „Nicht nur reden – wir müssen was TUN!“ 8
BRIEFING-MAPPE 2. Die Klimakrise – Chance und Herausforderung 2.1 Steigende Temperaturen Im Zuge der Klimakrise steigen die Temperaturen der Erde seit Beginn der Menschheitsgeschichte in einem noch nie dagewesenen Tempo. Die letzten fünf Jahre waren die wärmsten seit Aufzeichnungsbeginn und die Wissenschaft ist sich dabei einig: die Ursache liegt einzig in von Menschen verursachten Veränderungen der Umwelt und ihrer Atmosphäre. In die Atmosphäre einge- brachte Treibhausgase – CO2 , Methan etc. – hauptsächlich stammend aus der Verbrennung fossiler Rohstoffe wie Kohle, Erdöl und Erdgas – erhöhen den Treibhauseffekt und führen zu einer immer stärkeren Erhitzung des Planeten. Seit der vorindustriellen Zeit hat sich die Atmosphäre global bereits um knapp 1°C erwärmt, mit zuletzt steigender Tendenz. Folgen dieser Veränderung sind bereits heute weltweit spürbar, beispielsweise durch steigende Meeresspiegel, zunehmende Extremwetterereignisse wie Hitzewellen, Überflutungen oder Wirbelstürme und durch ein beginnendes Aussterben von Arten aufgrund ihres Lebensraumverlusts – z.B. durch Waldbrände. Nicht nur die wirtschaftlichen Folgen dieser Auswirkungen sind immens, auch Millionen von Menschen werden aufgrund zunehmender Verluste ihrer Lebensräume zur Flucht gezwungen. Diese Auswirkungen werden bei einer weiteren Temperatur- Erhöhung intensiviert. 2.2 Das Pariser Klimaabkommen – raus aus der fossilen Vergangenheit Obwohl die Ursachen der Erhitzung bereits seit über 30 Jahren genau bekannt waren, sind die CO2 -Emissionen immer weiter gestiegen. Im Jahr 2015 hat sich die internationale Staatengemeinschaft schließlich im Abkommen von Paris darauf geeinigt, die Erhitzung des Planeten auf unter 2°C und mög- lichst 1.5°C zu beschränken. Bei Erreichung dieses Ziels könnte sich das Klima noch stabilisieren und die Schäden auf ein erträgliches Ausmaß beschränkt werden. Um dieses Ziel zu erreichen, steht der Menschheit aber nur noch ein begrenztes Budget (=Gesamtmenge) an Treibhausgasemissionen zur Verfügung, das jedoch bei gleichbleibenden Emissionen innerhalb weniger Jahre aufge- braucht sein wird. 9
BRIEFING-MAPPE Um die Folgen der Klimakrise in Grenzen zu halten und die Ziele des Ab- kommens von Paris zu erreichen, gilt es den Ausstoß von Treibhausgasen so schnell wie möglich zu reduzieren. Sprich: vor allem die Verbrennung fossiler Rohstoffe wie Öl, Kohle und Erdgas zu stoppen. Ziel ist es, möglichst früh Netto-Null Emissionen zu erreichen. Die Menschheit emittiert in diesem Fall nur noch jene Menge an Treibhausgasen in die Atmosphäre, die auch direkt – z.B. im Pflanzenwachstum – gebunden werden kann. 2.3 Eine mutige Klimapolitik – für Österreichs Zukunft Auch in Österreich macht sich die Klimakrise immer stärker bemerkbar. Auf- grund geographischer Gegebenheiten (alpiner Raum, Binnenland) hat sich die Temperatur im globalen Durchschnitt hier bereits doppelt so stark erhöht (2°C). Und das, mit bereits spürbaren Schäden in der Land- und Forstwirtschaft wie z.B. dem Borkenkäfer, zunehmenden und längeren Hitzewellen, Dürreperioden und stärkeren Unwetterereignissen. Die Daten der folgenden Grafik zeigen, dass Österreichs Fortschritte im Bereich Klimaschutz äußerst bescheiden sind. 2018 lagen die Treibhausgas-Emissionen bei 79 Mio. Tonnen. Im Vergleich zum Jahr 1990 ist also keine Eindämmung der Emissionen gelungen. Österreich ist damit eines von nur 5 EU-Ländern, denen keine Reduktion der CO2 Emissionen gelungen ist.1 10
BRIEFING-MAPPE Im internationalen Vergleich hinkt Österreich damit massiv hinterher. Vergleicht man außerdem die konsumbasierten Pro-Kopf-Emissionen verschiedener Länder, wird klar, dass Österreich aktuell alles andere als ein Vorreiter ist (siehe nachfolgende Grafik). Der Konsum eines durchschnittlichen Österreichers ver- ursachte 2017 einen CO2 -Ausstoß von rund 10,7 Tonnen2 jährlich. Der EU-Schnitt liegt allerdings deutlich darunter, bei 8,3 Tonnen CO2. Zum Vergleich: Klimaneu- tralität würde bedeuten, ein jährliches Budget von 1 Tonne pro Person und Jahr nicht zu überschreiten.3 Auch Österreich muss somit seinen Beitrag im Kampf gegen die Klimakrise leisten und möglichst schnell klimaneutral werden. Eine aktuelle Berechnung des Wegener Centers hat ergeben, dass Österreich ab 2020 nur noch ein Treibhausgasbudget von 700 Mt CO2equ. zur Verfügung steht, um seinen Beitrag zur Erfüllung der Pariser Klimaziele zu erfüllen.4 Dies bedeutet nicht weniger, als dass Österreich bis 2030 über 55% seiner Emissionen verringern muss, um letztendlich 2040 die Netto-Null – also Klimaneutralität – zu erreichen. Viele der dafür notwendigen Maßnahmen können dabei nur politisch vorge- geben werden und finden sich daher in den Forderungen des Klimavolks- begehrens wieder (siehe Kapitel 4). Eine konsequente Umsetzung der Forderungen ermöglicht dabei nicht nur die Erfüllung der Klimaziele von Paris, sondern macht Österreich auch zum internationalen Vorreiter im Kli- maschutz, ein starker Wirtschaftsstandort wird gesichert durch Arbeitsplät- ze in Zukunfts-Technologien und heimische, erneuerbare Wertschöpfung. Eine intakte und saubere Umwelt fördert Gesundheit, Lebensqualität und Artenreichtum in der Natur. 11
BRIEFING-MAPPE 3. Die Bevölkerung will Klimaschutz – Wirtschaft und Industrie stehen bereit Die Österreicherinnen und Österreicher wollen Klimaschutz und sind bereit mitzugehen . Das zeigen nicht nur die knapp 400.000 Unterschriften für das Klimavolksbegehren, sondern auch viele aktuelle Umfragen: – Eine große Mehrheit der Wahlberechtigten stimmt zu, dass Österreich eine Vorreiterrolle im Kampf gegen den Klimawandel einnehmen sollte. Nur 20 Prozent der Befragten einer repräsentativen Market-Erhebung stimmen dieser Aussage eher oder gar nicht zu.5 – „Der Klimawandel wird von den Österreichern als größere Krise betrachtet als die Coronavirus-Pandemie und die jüngsten Flüchtlingsströme.“6 – „Laut einer Befragung wünschen sich 60 Prozent den Klimaschutz als Staatsziel in der Verfassung. […] 57 Prozent sind für eine Ökologisierung des Steuersystems.“7 – „Satte 93 Prozent der Befragten denken, die Politik müsse Rahmenbedingungen schaffen, die klimafreundliches und nachhaltiges Handeln einfach und kostengünstig machen.“8 12
BRIEFING-MAPPE – 80 Prozent der Befragten erwarten sich mehr Anstrengungen von der Regierung. Als vordringlich gewünschte Maßnahmen werden genannt: der Ausbau von Ökostrom, die Verdichtung des öffentlichen Verkehrs und eine Umgestaltung des Steuersystems, damit klimafreundliches Verhalten günstiger und klimaschädliches Verhalten teurer wird.9 Auch die heimische Wirtschaft und Industrie stehen in den Startlöchern . Europa und im Speziellen Österreich haben die einmalige Chance, durch frühe politische Weichenstellungen eine weltweite Führungsrolle in zukunftsfähigen Branchen und Technologien zu übernehmen. Laut einer kürzlich durchgeführten Umfrage bereitet der Klimawandel zwei Dritteln der österreichischen Unter- nehmen Sorge und bei betriebswirtschaftlichen Veränderungen wird verstärkt auf Nachhaltigkeit gesetzt. Eine Mehrheit wäre bereit, Mehrabgaben im Ener- giebereich bei gleichzeitiger Senkung der Lohnnebenkosten zu akzeptieren.10 Klimaschutz zahlt sich wirtschaftlich gleich mehrfach aus: Bereits heute kostet uns in Österreich Nicht-Handeln in der Klimakrise jährlich 15 Milliarden Euro11: – 8 Mrd. Euro durch fossile (Netto-)Importe – 4 Mrd. Euro für klimaschädliche Subventionen – 2 Mrd. Euro für Klimaschäden könnten bis 2050 auf 12 Mrd. Euro ansteigen – 1 Mrd. Euro für Klimawandelanpassung mind. Verdopplung bis 2050 Dazu kommen in Zukunft Kosten für EU-Emissionszertifikate bei Klima- ziel-Verfehlungen: gerechnet wird mit Kosten von bis zu vier Milliarden Euro, die bis 2030 auf die Republik zukommen, und das noch ohne der sich abzeich- nenden Verbesserung der EU-Klimaziele.12 Anstatt Milliarden für fossile Importe und Zertifikate auszugeben, sichert eine ambitionierte Klimapolitik heimische Wertschöpfung und unzählige regionale Arbeitsplätze in nachhaltigen Branchen wie Erneuerbare Energien und Kreis- 13
BRIEFING-MAPPE laufwirtschaft oder in Zukunftsindustrien wie z.B. der Elektromobilität und Wasserstoffwirtschaft. So liegen laut Studien in einem ambitionierten Pho- tovoltaik-Ausbau 200.000 Arbeitsplätze13 und in einer umfassenden Sanie- rungs-Offensive 136.000 Arbeitsplätze.14 Eine kürzlich veröffentlichte Studie des Energieinstituts an der JKU Linz zu einer ambitionierten Energiewende beziffert den Netto-Zuwachs an Arbeitsplätzen bis 2030 auf 100.000 – einhergehend mit einem zusätzlichen Wachstum des BIPs von durchschnittlich 9,8 Milliarden Euro pro Jahr.15 Eine kluge und faire Ausgestaltung einer ökosozialen Steuerreform beinhaltet eine direkte Rückverteilung der Einnahmen an die Bevölkerung, beispielsweise in Form eines Öko-Bonus und der Senkung der Arbeitgeberkosten, wie kürzlich vom Ökobüro vorgeschlagen.16 Nach einer Studie des WIFO können dabei insgesamt positive Beschäftigungseffekte erzielt werden, bei gleichzeitiger Nicht-Beeinflussung des gesamtwirtschaftlichen Wachstums.17 Wie eine Anfrage an den Budgetdienst ergeben hat, würde die Mehrheit der Bevölkerung von einer direkten Rückvergütung sogar direkt finanziell profitieren.18 14
BRIEFING-MAPPE 4. Forderungen und Ziele des Klimavolksbegehrens 4.1 Einleitung Unsere Forderungen bilden den notwendigen Rahmen an Maßnahmen, um Österreichs Beitrag zum Klimaabkommen von Paris zu erfüllen und bis spä- testens 2040 Klimaneutralität zu erreichen. Die Forderungen wurden in einem breiten Prozess mit ExpertInnen und WissenschaftlerInnen, sowie Umweltorga- nisationen und NGOs ausgearbeitet. Zusammen mit fachkundigen JuristInnen haben wir für den Kern unserer Forderungen (Grundrecht, Treibhausgasbudget, Reduktionspfad, Klimarechnungshof) auch Gesetzestexte ausgearbeitet, wie die Ausgestaltung in einem Klimaschutzgesetz aussehen könnte. Die aus� - formulierten und detaillierten Forderungen befinden sich in dem Offiziellen Forderungskatalog unter Kapitel II. 4.2 Forderungsübersicht – Ein verbindliches, wissenschaftlich fundier- tes CO2 -Budget im Klimaschutzgesetz Um die Erderwärmung im Sinne des Pariser Klimaschutzabkommens auf 1,5°C zu beschränken, steht Österreich ein begrenztes Treibhausgasbudget zur Verfügung, welches von WissenschaftlerInnen des Wegener Centers kürzlich mit 700 Mt. CO2 -Äquivalenten berechnet wurde.19 Da dieses Budget nicht überschritten werden darf, soll es verbindlich gemacht werden. In Einklang mit dem Treibhausgasbudget soll in einem Klimaschutzgesetz ein Reduktionspfad (siehe nachfolgende Grafik) gesetzlich festgelegt werden, worin Österreich sich verpflichtet, die Emissionen bis 2030 nach wissenschaftlichen Empfehlungen um mindestens 57% zu reduzieren und bis 2040 national klimaneutral zu werden. Die Verantwortung zur Einhaltung des Budgets soll auf Bund, Länder und Sektoren aufgeteilt werden, um die Beiträge auf verschiedenen Ebenen kon- sistent zu machen. Im Klimaschutzgesetz soll ein korrespondierendes Maßnah- menpaket festgeschrieben werden, das die Einhaltung des Reduktionspfades sicherstellt. Zusätzlich zu der gesetzlichen Verankerung des Reduktionspfades samt Treibhausgasbudget, Maßnahmenpaket und Finanzierung müssen bei Zielverfehlung zusätzliche Maßnahmen beschlossen werden. Unsere Vorschläge zur Ausgestaltung dieser Mechanismen finden sich in den juristischen Ausarbeitungen in Kapitel III. 15
BRIEFING-MAPPE – Ein Klimarechnungshof, der die Einhaltung des CO2 -Budgets prüft Ein Klimarechnungshof, institutionell nach dem Vorbild des “Finanz”- Rech- nungshofes, ist im Klimaschutzgesetz verfassungsrechtlich zu verankern, um die Wichtigkeit dieses generationenübergreifenden Themas zu unterstreichen. Regierungen wechseln – die Aufgabe unsere Zukunft zu sichern bleibt. Der Klimarechnungshof soll sich aus einem unabhängigen Gremium universitärer Fachleute und wissenschaftlicher ExpertInnen zusammensetzen und die Ein- haltung des Treibhausgasbudgets prüfen, veröffentlichen und bei Verfehlung Empfehlungen für zusätzliche Maßnahmen aussprechen. Bei allen neuen und bestehenden klimarelevanten Gesetzen, Verordnungen und Projekten soll au- ßerdem eine wissenschaftliche und transparente Folgenabschätzung für Klima-, Umwelt- und Artenschutz durchgeführt werden. Unsere Vorschläge zur Ausgestaltung dieser Institution, sowie detaillierte Aufgaben und Mechanismen finden sich in den juristischen Ausarbeitungen in Kapitel III. – Kostenwahrheit und eine ökosoziale Steuerreform Klimafreundliches Handeln muss allen möglich gemacht werden. Dazu müssen Steuern und Förderungen zukunftsfähig werden. Klimaschädigendes Handeln soll reduziert werden und muss daher den Preis haben, den es auch für die Gesellschaft hat. Den Verbrauchern und Unternehmen sollen so die Kosten für die verursachten Klimafolgen durch ein deutliches Preissignal mitgeteilt werden. Gleichzeitig soll klimafreundliches Handeln günstiger und somit klimafreundliche Energie, Mobilität etc. leistbar für alle werden. Einnahmen aus einer ökosozialen Steuerreform sollen dazu verwendet werden, Menschen mit geringem oder gar 16
BRIEFING-MAPPE keinem Einkommen durch einen Klimabonus zu entlasten und den Faktor Arbeit geringer zu besteuern. Andererseits soll das Geld zweckgebunden in nachhaltige Infrastruktur, Energie und Verkehr investiert und diese für alle zugänglich gemacht werden. Vorschläge für eine detaillierte Ausgestaltung einer ökosozialen Steuerre- form wurden kürzlich beispielsweise vom Ökobüro präsentiert.20 – Eine flächendeckende Versorgung mit klimafreundlicher Mobilität und eine garantierte Finanzierung der Energiewende Es muss allen Menschen möglich sein, nachhaltig zu leben. Deshalb soll in ein gut ausgebautes, breit leistbares öffentliches Nah- und Fernverkehrsnetz und leistbare, regionale erneuerbare Energie für alle investiert werden. Emissions- freie Mobilität braucht viele Lösungen: den Ausbau und die Vergünstigung des öffentlichen Verkehrs, klimafreundliche Fortbewegungsmittel und leistbare Alternativen für alle Regionen. Um den Energiesektor nachhaltig und natur- verträglich zu gestalten, muss der Energieverbrauch zurückgeschraubt, die Energieeffizienz erhöht und der verbleibende Energiebedarf vollständig aus erneuerbaren Quellen gedeckt werden. – Den vollständigen Abbau klimaschädigender Subventionen Derzeit besteht für klimaschädigendes Handeln nicht nur keine Kostenwahrheit, sondern es fließen auch viele Förderungen (Subventionen) in klimaschädigende Wirtschafts- und Handelsweisen. Hinzu kommen marktverzerrende Begünstigun- gen (z.B. fehlende Besteuerung Flugverkehr). Das WIFO hat die Summe dieser Förderungen und Begünstigungen auf jährlich etwa 4 Mrd. € geschätzt.21 Diese Subventionen/Begünstigungen gehören abgeschafft und die so eingesparten bzw. zusätzlich eingenommenen Gelder werden frei für eine Entlastung der Bevölkerung. – Ein Recht auf Klimaschutz in der Verfassung Im Klimaschutzgesetz soll das Grundrecht auf Klimaschutz verfassungsrechtlich festgeschrieben wer-den. Um uns eine nachhaltige Zukunft zu sichern, muss Österreich die Reduktion der Emissionen im Einklang mit dem Pariser Klima- schutzabkommen gewährleisten und Klimaschutz bei allen Regelungsvorhaben bedenken. Damit dieses grundlegende Recht auch eingefordert werden kann und langfristig festgelegt wird, ist es in der Verfassung zu verankern. Unsere Vorschläge, wie ein verfassungsrechtliches Grundrecht auf Klimaschutz ausgestaltet sein könnte, finden sich in den juristischen Ausarbeitungen in Kapitel III. 17
BRIEFING-MAPPE 5. Hoffnungen und Erwartungen an Sie als politische EntscheidungsträgerInnen Wir erhoffen uns, dass Sie sich mit unseren Forderungen vollinhaltlich auseinandersetzen und den ExpertInnen im Zuge der umfangreichen Erörte- rung im Parlament ausreichend Gehör schenken. Der vorliegende Text und die entsprechenden Anhänge bieten viele weitere Unterlagen und Informationen zur Thematik. Wir bitten Sie außerdem, dass Sie: – sich innerhalb Ihrer Fraktion für die Umsetzung unserer Forderungen einsetzen. – gemeinsam mit uns und Ihren UmweltsprecherInnen an einer möglichen Umsetzung arbeiten. – intern auch mit KollegInnen über die Klimakrise und das Klimavolksbegehren sprechen. Weiters bitten wir Sie, die fraktionsübergreifende Zusammenarbeit zu suchen. Die Bekämpfung der Klimakrise sollte über allen parteipolitischen Überlegungen stehen, immerhin ist die gesamte Menschheit betroffen und breite Allianzen aus Wissenschaft, Bevölkerung, Religion und Wirtschaft stehen bereit die ambitio- nierte Umsetzung unserer Forderungen mitzutragen. Die Behandlung des Klimavolksbegehrens im Umweltausschuss bietet nun die einmalige Gelegenheit, einen ambitionierten Klimaschutz in Österreich auf Schie- ne zu bringen. Wir bitten Sie deshalb, mit uns und den UmweltsprecherInnen Ihrer Parteien einen gemeinsamen Entschließungsantrag zu entwerfen, diesen im Parlament zu unterstützen und damit unseren Forderungen zur baldigen Umsetzung zu verhelfen. 18
BRIEFING-MAPPE 6. Positive Konsequenzen einer ambitionierten Klimapolitik Die Klimakrise betrifft so gut wie alle Aspekte unseres Lebens und verursacht Probleme in vielerlei Hinsicht. Die Erfüllung der Forderungen des Klimavolksbe- gehrens und somit eine mutige Klimapolitik zahlen sich damit mehrfach aus und tragen dazu bei, uns ein gutes Leben in Österreich in allen Bereichen zu sichern. Im Folgenden einige Beispiele, welche immensen Vorteile uns Klimaschutz – abgesehen von einer intakten Umwelt und Natur – noch bringen wird. 6.1 Wirtschaft Die volkswirtschaftlichen Kosten der Klimakrise belaufen sich in Österreich auf 15 Mrd. € jährlich. Über 8 Mrd. € werden jedes Jahr (netto) für den Import fossiler Rohstoffe ausgegeben. In den nächsten Jahrzehnten könnte sich die Summe klimawandelbedingter Schäden von 2 Mrd. € jährlich auf bis zu 12 Mrd. € erhöhen.22 Auch im Risikobericht des Weltwirtschaftsforums (WEF) nehmen die Risiken aus der Klimakrise mittlerweile alle fünf Top-Plätze ein: Verfehlt Österreich seine innerhalb der EU vereinbarten Klimaziele, so kommen laut Fiskalrat Milliardenkosten für Zertifikate auf uns zu,23 und das ohne Berück- sichtigung der sich abzeichnenden Verschärfung der EU-Klimaziele. Investitionen in klimafreundliche Technologien und Branchen sichern uns hin- gegen regionale Wertschöpfung, heimische Arbeitsplätze und Unabhängigkeit von Energie-Importen. Wird Österreich zum Klimaschutz-Vorreiter in Europa, können mithilfe der eingesparten Milliarden aus Zertifikatskosten und fossilen Importen innovative heimische Betriebe gefördert werden, die zukunftsträchtige Produkte, Technologien und Dienstleistungen zum Exportschlager machen. 19
BRIEFING-MAPPE Gerade auch staatliche Hilfen, die jetzt in der Coronakrise zur Belebung der Wirtschaft gezahlt werden, sollten den Klimaschutz zentral mitdenken. So hat eine kürzlich erschienene Oxford-Studie ergeben, dass Klima-Konjunkturpakete herkömmlichen Rettungspakten in Bezug auf Schaffung von Arbeitsplätzen, Kosten, und der Generierung von Wertschöpfung deutlich überlegen sind.24 Sich anbietende Maßnahmen beinhalten die verstärkte Förderung erneuerba- rer Energien, eine Sanierungsoffensive, Förderungen von Innovationen in der Industrie, Ausbau der Infrastruktur für umweltfreundliche Mobilität oder die Aus- bildung und Schaffung zukunftsfähiger Jobs (Studien zeigen, dass im Ausbau erneuerbarer Energien25 oder auch in einer großen Sanierungsoffensive26 hunderttausende Jobs geschaffen werden können). 6.2 Industrie Aufgrund langer Investitionszyklen (teilweise mehrere Jahrzehnte) stellt die Umstellung auf Klimaneutralität den Industriesektor vor besondere Herausfor- derungen. Werden jetzt falsche Erneuerungen getätigt, so drohen langfristige “Lock-Ins” die am Ende durch frühzeitige Abschreibung erst recht noch höhere Kosten verursachen, und auch kurzfristig aufgrund von Unsicherheiten zu einem hemmenden Investitionsklima führen.27 Die Industrie benötigt daher passende Rahmenbedingungen, etwa eine klar kommunizierte, gesetzlich verankerte Zielvorgabe der Klimaneutralität 2040 oder eine sinnvolle Bepreisung von CO2 , auch um Alternativen wettbewerbs- fähig zu machen. Nur so können rechtzeitig die richtigen Weichen gestellt werden, um auch den internationalen Anschluss nicht zu verlieren. Klimafreund- liche Technologien sind klar die Zukunft, erneuerbare Energien werden immer wettbewerbsfähiger, sogar gegenüber bereits bestehender fossiler Infrastruktur.28 Österreichische und europäische Betriebe müssen aufpassen, in Bezug auf saubere Industrie und zunehmende Digitalisierung nicht ins Hintertreffen zu gelangen. Dies gilt sowohl für etablierte Branchen wie die Automobilindus- trie,29 als auch für Branchen in der Erneuerbaren Energieerzeugung, wie die Solarindustrie oder Wasserstoffwirtschaft. Ein Vergleich mit der Handybran- che: Das Schicksal von Nokia beispielsweise zeigt, dass ein Verpassen von zukunftsträchtigen Trends einen langfristigen Niedergang einleiten kann.30 Dass sich Pioniergeist im Bereich von erneuerbaren Energien lohnt, zeigt beispielsweise die Erfolgsgeschichte der österreichischen Produzenten von Heizkesseln und Öfen. Der durch den frühen Markteintritt gewonnene Entwick- 20
BRIEFING-MAPPE lungsvorsprung sorgt im Ausland für eine starke Nachfrage nach österreichischen Biomasse-Heizkesseln. Der Exportanteil der österreichischen Kesselhersteller beträgt rund 80%.31 6.3 Soziale Dimensionen Die Klimakrise ist zugleich auch immer eine soziale Krise. Ärmere Bevölkerungs- schichten sind weltweit und auch in Österreich meist stärker von den Folgen der Klimakrise und auch von Luftverschmutzung betroffen. Überschwemmungen, Dürren und heftige Hurrikane bedrohen immer mehr Menschen nicht nur in Ent- wicklungsländern, die zugleich auch am wenigsten zur Klimakrise beigetragen haben.32 Reichere Haushalte hingegen verursachen auch in Österreich doppelt so hohe Emissionen wie Durchschnitts-BürgerInnen.33 Ärmere Menschen können sich eine Umstellung auf klimafreundlichere Le- bensweisen oft nicht leisten (z.B. SeniorInnen mit fossilen Heizungen, Pendler- Innen, die auf ein Auto angewiesen sind). Menschen aus dem untersten Ein- kommens-Quintil benutzen überdurchschnittlich oft kein Auto und sind auf den öffentlichen Verkehr angewiesen.34 Bei der Setzung von Klimaschutz-Maßnah- men ist ein sozialer Ausgleich daher unabdingbar und muss so gestaltet werden, dass im Endeffekt alle davon profitieren können. Ein sozial gerechtes und ökolo- gisches Steuersystem (z.B. CO2 -Bepreisung mit Klimabonus als Rückverteilung) kann mehr Menschen entlasten als belasten.35 Förderungen zur Dämmung und Renovierung von Gebäuden führen langfristig zu sinkenden Energiekosten für die BewohnerInnen, wovon bei ausreichenden Förderungen gerade auch ärmere Haushalte profitieren könnten. Ein ausgebauter, gut getakteter und leistbarer öffentlicher Nah- und Fernverkehr schafft nicht nur viele Arbeitsplätze, er macht es auch allen möglich, auf klimafreundliche Alternativen umzusteigen. 6.4 Wirkung – Europa und weltweit Der Klimawandel zeigt in Europa schon jetzt deutliche Auswirkungen. Ext- reme Wetterereignisse häufen sich. Während Süd- und Mitteleuropa inzwi- schen immer häufiger mit Hitzewellen, Waldbränden und Dürren zu kämpfen haben, ist Nordeuropa eher von starken Regenfällen und Überschwemmungen betroffen.36 In der ganzen EU werden von Jahr zu Jahr immer neue Hitzerekorde erreicht – 2019 war das heißeste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen.37 21
BRIEFING-MAPPE Weltweit zeigen immer mehr Länder Ambitionen, rasch Klimaneutralität zu erreichen. Neben einigen europäischen Vorreitern (z.B. Norwegen, Dänemark, Finnland) hat vor kurzem auch China, der weltweit größte CO2 -Emittent, ange- kündigt, bis 2060 klimaneutral zu werden.38 Auch Kalifornien zeigt Ambitionen und möchte beispielsweise bis 2035 Neuzulassungen von Autos mit Verbren- nungsmotoren verbieten39 – unter einem Präsidenten Biden ist anzunehmen, dass auch die restliche USA solche Ziele formulieren wird. Das offizielle Ziel der EU sieht eine Senkung der Treibhausgasemissionen um 40% bis 2030 vor, allerdings wird dieses Ziel nach Plänen der EU-Kommissi- on und des EU-Parlaments nächstes Jahr auf mindestens 55% angehoben.40 Spätestens bis 2050 soll die gesamte EU laut diesen Plänen Klimaneutralität erreichen. Dazu müssen alle Mitgliedsstaaten mitziehen. Besonders Österreich kann hier mit idealen Voraussetzungen eine Vorreiterrolle einnehmen: Mit einer breiten Akzeptanz zu Klimaschutz in der Bevölkerung, einem bereits jetzt hohen Anteil erneuerbarer Energien und einer stark exportorientierten Wirtschaft. Mit klaren Zielen, wie der vom Klimavolksbegehren geforderten gesetzlich verankerten Klimaneutralität 2040 kann so die Basis gelegt werden, in Zukunfts- branchen und Technologien Marktführerschaft zu übernehmen und diese nicht nur in die EU, sondern in die gesamte Welt zu exportieren. 6.5 Gesundheit Die Klimakrise verursacht zunehmend starke gesundheitliche Risiken in Europa. Vor allem die Hitze kann für Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Atemwegserkrankungen gefährlich werden. Neben der älteren Bevölke- rung sind besonders auch Kinder bei starker Hitze gefährdet, da ihre Wärmere- gulation noch nicht ganz ausgereift ist. Sie produzieren erst später und weniger Schweiß als Erwachsene und neigen dadurch schneller zu einer Überhitzung. Dies zeigt sich auch bei der Säuglingssterblichkeit, die an sehr heißen Tagen um 25% steigt. 2003 führte das Hoch „Michaela“ zu einer Hitzewelle in Europa, das in Westeuropa mehr als 40.000 Todesopfer forderte. In Österreich gibt es schon mehr Hitzetote als Verkehrstote (siehe nachfolgende Grafik der AGES)41. Im Durchschnitt sterben pro Jahr 529 Menschen in Österreich an der Hitze im Sommer. 22
BRIEFING-MAPPE Allergien, Asthma sowie Atemwegserkrankungen haben in den west-eu- ropäischen Ländern in den letzten Jahrzehnten deutlich zugenommen – mitverantwortlich waren die steigenden Temperaturen, welche das Wachstum allergieauslösender Pflanzen fördern und gleichzeitig die Intensität von Sympto- men verstärken und deren Häufigkeit erhöhen.42 Hinzu kommen starke gesund- heitliche Auswirkungen durch die mit der fossilen Verbrennung einhergehende Luftverschmutzung (siehe Kapitel 6.6). Ebenso wird die Ausbreitung vieler Krankheiten (z.B. Malaria, Dengue-Fie- ber, Borreliose) und ihrer Überträger, wie Stechmücken, Zecken, Flöhe oder Nagetiere, durch die veränderten klimatischen Bedingungen stark beeinflusst. Pathogene Erreger brauchen eine bestimmte Temperatur um zu überleben und Wirkung zu entfalten. Das Japan-Encephalitis-Virus zum Beispiel benötigt eine Temperatur von 25-26°C, um auf einen Wirt wie den Menschen übertragen werden zu können. Steigende Temperaturen können auch die Reproduktionszeit der Erreger verändern; zum Bespiel sinkt sie bei dem Plasmodium falciparum mit steigender Temperatur und ermöglicht damit eine schnellere Vermehrung. Häufigere Regenfälle und Überschwemmungen, wie sie vor allem in Nordeuropa erwartet werden, steigern die Zahl fäkaler Erreger im Wasser, die Infektions- krankheiten auslösen. Der Einfluss des Klimawandels auf die psychische Gesundheit ist ein oft unterschätztes, aber ernstzunehmendes Problem. Die wirtschaftliche Belas- tung durch psychische Erkrankungen in der EU lagen 2010 schon bei 798 Milliarden Euro, mit einer erwarteten Verdoppelung bis 2030.43 Durch den Kli- 23
BRIEFING-MAPPE mawandel steigen extreme Wetterbedingungen, Naturkatastrophen, Migrations- wellen, Hungersnöte und Konflikte. Viele Menschen sind sich der Konsequenzen der Klimaveränderungen bewusst, was eine kürzlich veröffentlichte Studie des Pew Research Center zeigt. Dabei wurde in der EU der Klimawandel als größte globale Bedrohung der heutigen Zeit wahrgenommen.44 Die wachsende Bedro- hung führt bei vielen Menschen zu Angst und Unsicherheit, die das psychische Wohlbefinden stark beeinträchtigen.45 All diese Aspekte zeigen klar, dass mit einer ambitionierten Klimapolitik die gesundheitsschädlichen Auswirkungen durch Folgen wie Hitze und Luftver- schmutzung auf die Bevölkerung deutlich reduziert werden. 6.6 Luftverschmutzung Luftverschmutzung entsteht durch verschiedene vom Menschen verursachte und auch natürliche Quellen. Vor allem die Verbrennung fossiler Brennstoffe für Stromerzeugung, Verkehr, Industrie und in Haushalten, industrielle Prozesse, der Einsatz von Lösungsmitteln, die Landwirtschaft und Abfallbehandlung führen zu Luftschadstoff-Emissionen.46 Somit sind vor allem jene Prozesse, die auch für den Ausstoß klimaschädlicher Treibhausgase verantwortlich sind, gleichzeitig für die meiste Luftverschmutzung verantwortlich. Laut einer neuen Studie der europäischen Umweltagentur stellt Luftverschmut- zung in Europa das größte Risiko für die menschliche Gesundheit dar, mit jährlich mehr als 400 000 vorzeitigen Todesfällen (Stand 2018). Vor allem Menschen die in Armut leben, Kinder, schwangere Frauen, ältere Menschen und Personen mit bereits bestehenden gesundheitlichen Problemen sind von den Gefahren der Luftverschmutzung betroffen.47 Luftschadstoffe wie Feinstaub, Stickstoffdioxid oder bodennahes Ozon wirken sich auf verschiedene Weise auf die menschliche Gesundheit aus: sie können die durchschnittliche Lebensdauer beeinflussen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Kurzzeiteffekte oder Langzeitschädigungen der Atemwege und Husten verursachen, Entzündungsreaktionen auslösen oder die Lungenfunktion beeinträchtigen.48 Doch nicht nur die Gesundheit ist durch Luftschadstoffe gefährdet, auch Ökosys- teme sind betroffen: Schwefel- und Stickstoffverbindungen können durch den Eintrag in die Umwelt zu Versauerung des Bodens und von Gewässern führen, Stickstoffverbindungen überdüngend wirken.49 24
BRIEFING-MAPPE Obwohl die Luftverschmutzung in Österreich und Europa bereits deutlich verringert werden konnte, braucht es weiterhin Maßnahmen. Die Belastung durch manche Luftschadstoffe, besonders Feinstaub, Ozon und Stickoxide, überschreitet oftmals weiterhin entsprechende Grenz- und Zielwerte.50 Die Umsetzung der Forderungen des Klimavolksbegehrens tragen dazu bei, die Luftverschmutzung in vielen dieser Sektoren zu verringern . Die flächen- deckende Versorgung mit klimafreundlicher Mobilität, die garantierte Finanzie- rung der Energiewende und der Abbau klimaschädigender Subventionen führen zu einer Verringerung der Luftschadstoff-Emissionen im Verkehrs-, Energie- und Industriesektor sowie auch in Haushalten. Eine ökosoziale Steuerreform entlastet vor allem sozial Schwache, die mitunter am Häufigsten von den Folgen der Luftverschmutzung betroffen sind. 6.7 Tourismus 6.7.1 Sommertourismus In Österreich muss der Alpintourismus mit Gletscherrückgängen (Attrakti- onsverlust) und Instabilität der Permafrostböden und daraus resultierenden Felsstürzen rechnen. Im Donautourismus sind Niedrigwasserstände im Sommer und Frühherbst zu erwarten.51 Generell besteht eine erhöhte Dürre- und Wald- brandgefahr, Niederschläge werden seltener, dafür umso heftiger und führen zu einer steigenden Gefahr von Hochwasser und Muren.52 Vermehrte und längere Hitzewellen werden zu einer zunehmenden Gefahr für die Gesundheit der Touristen. Der Klimawandel führt u. a. zu einer Verschiebung der Vegetations- zonen, zu einer Veränderung der Artenzusammensetzung und wahrscheinlich auch zu einer Verringerung der Artenvielfalt. Kleinräumig dürften fehlende Niederschläge vorhandene Wasserengpässe verstärke.53 Beispiel Neusiedler See: Die Austrocknung des Sees auf Grund steigender Verdunstung in Folge höherer Temperaturen in den nächsten Jahrzehnten ist äußerst wahrscheinlich.54 Repräsentative Befragungen von Gästen zeigen aber, dass ein ansprechendes Bild des Sees für dessen Funktion als Tourismusmagnet essentiell ist.55 6.7.2 Wintertourismus Für den schneeabhängigen Wintersporttourismus werden die Risiken bzw. Gefahren des Klimawandels als hoch bis sehr hoch eingestuft. Im gesamten Alpenraum gelten heute 609 von 666 Skigebieten bzw. 90% als schneesicher. 25
BRIEFING-MAPPE Bei einer Erwärmung um 1 °C sinkt die Zahl auf 500, bei +2 °C auf 404 und bei +4 °C auf 202, d.h. auf weniger als 30 Prozent.56 Ein Entgegenwirken mit ent- sprechender Beschneiung ist teuer und schmälert somit die Profitabilität des Wintertourismus. Zudem können knapp 30% der Pistenflächen gar nicht künst- lich beschneit werden.57 Eine repräsentative Online-Befragung von über 800 österreichischen Urlaubsrei- senden ergab, dass bei einer Abfolge von mehreren schneearmen Wintern mit schlechten Schneebedingungen 61% das Ski-Fahren reduzieren würden; jeder Zehnte würde mit dem Ski-Fahren sogar aufhören.58 Insgesamt übersteigen Einbußen im Wintertourismus leichte Zunahmen im Sommertourismus deutlich: der jährliche Netto-Schaden liegt bei 35 bis 330 Mio. Euro bis 2030 und bis zu 350 Mio. Euro 2050.59 Es ist im Interesse des österreichischen Fremdenverkehrs, tausender Be- triebe und ArbeitnehmerInnen, den wachsenden Gefahren der Klimakrise entgegenzutreten, um UrlauberInnen unbeschwerte Tage zu ermöglichen – fernab von Hitze, Naturgefahren, Krankheitserregern oder Wassermangel. 6.8 Land- und Forstwirtschaft Land- und Forstwirtschaft gehören ohne Zweifel zu den am stärksten vom Klimawandel betroffenen Sektoren. Extremwetterereignisse, steigende Jahres- durchschnittstemperaturen und ausgeprägte Niederschlagsdefizite treffen die heimischen Betriebe hart. Die nachfolgende Abbildung zeigt, dass Unwetter und Dürren in den letzten fünf Jahren allein in der Landwirtschaft Schäden in der Höhe von 1,16 Mrd. Euro verursachten.60 26
BRIEFING-MAPPE Prognosen für die Forstwirtschaft quantifizieren die jährlichen durchschnittlichen Nettoschäden durch die Klimakrise mit 300 Mio. Euro für 2030 und rechnen mit einem Anstieg auf 470 Mio. Euro im Jahr 2050.61 Zusätzlich begünstigt der Klimawandel die Vermehrung von Schädlingen (z.B. Borkenkäfer, Maikäfer, Rübenderbrüssler, Erdfloh, Feldmaus, etc.) und erhöht die Gefahr von Waldbrän- den massiv. Im Obstbau machen warme Winter und eine damit einhergehende verfrühte Blüte die Kulturen anfälliger für Spätfrostschäden. Mit einer regionalen und nachhaltigen Produktion von Lebensmitteln kann nicht nur die heimische Landwirtschaft und Umwelt gestärkt werden, sondern auch ein relevanter Beitrag fürs Klima geleistet werden. Zusätzlich können Anreize für Aufforstung und Humusaufbau die Bindung von Kohlenstoff erhöhen und damit zu einer Reduktion der Nettoemissionen von CO2 beitragen. Weitere Chancen ergeben sich aus der verstärkten Nutzung von Biomasse als Baustoff und Energiequelle. Holz und Stroh (in Kombination mit Lehm) können energie-intensive Bauprodukte wie Beton und Stahl vielfach ersetzen. 6.9 Migration Die Klimakrise, insbesondere der globale Temperaturanstieg, erhöht das Risiko von Naturkatastrophen wie Dürren, Stürmen und Monsunen.62 Hinzu kommen schleichende Prozesse wie der Meeresspiegelanstieg oder die Wüstenbildung. So werden landwirtschaftliche Flächen oder sogar ganze Lebensräume zerstört.63 Diese Folgen der Klimakrise können regionale, ethnische und soziale Konflikte verstärken und die Wahrscheinlichkeit von Gewaltausbrüchen steigt, vor allem in Staaten, die die Einhaltung von Menschenrechten und sozialer Ordnung nicht sicherstellen können. All diese Umstände können Fluchtbewegungen auslösen.64 Eine Untersuchung des Institute for Economics and Peace prognostiziert, dass im Jahr 2040 mehr als 5 Milliarden Menschen in Ländern leben könnten, die mit Wasserknappheit kämpfen – darunter auch Indien und China. Aufgrund von Wassermangel, einer unsicheren Lebensmittelversorgung, Konflikten, sowie Naturkatastrophen könnte der Lebensraum von mehr als einer Milliarde Men- schen weltweit bedroht sein.65 Nach einer Statistik des Internen Monitoring Center sind von 2008 bis 2019 jährlich im Schnitt 26,4 Millionen Menschen zwangsweise wegen der Klimakrise geflohen, bisher meistens innerhalb der jeweiligen Staatsgrenzen.66 Die Weltbank 27
BRIEFING-MAPPE prognostiziert für 2050, dass über 140 Millionen Menschen innerhalb der eigenen Grenzen werden umsiedeln müssen.67 Betroffen sind vor allem Subsahara-Afrika, Nord-Afrika, Süd-Asien und der Mittlere Osten.68 Die Weltbank geht davon aus, dass in den kommenden Jahren 80 Millionen Menschen vom Afrikanischen Kontinent aufgrund des Klimawandels in den Norden beziehungsweise nach Europa auswandern werden.69 Eine ehrgeizige Klimapolitik ist die beste Hilfe vor Ort und ermöglicht vielen Menschen ihre Heimat nicht verlassen zu müssen. Dadurch kann weiteres Fluchtelend vermieden werden. 6.10 Gewalt Die durch die Klimakrise verursachten höheren Temperaturen können entweder direkte Mitverursacher für Gewalthandlungen sein oder zu Ressourcenknappheit beitragen, die dann ihrerseits aggressive Handlungen auslöst. WissenschaftlerInnen der Princeton University fanden bei einem Temperaturan- stieg von lediglich zwei Grad Celsius in einigen Regionen der Welt bereits einen Anstieg von Gruppenkonflikten (Aufständen oder Bürgerkriegen) um 50 Prozent.70 Eine andere Studie des PIK führt solche bewaffnete Konflikte auf das Auftreten von Extremereignissen wie Hitzewellen oder Dürren, vor allem in ethisch zersplitterten Ländern, zurück. Fast ein Viertel der in der Studie untersuchten Gewaltkonflikte fielen mit dem gleichzeitigen Auftreten von Ex- tremereignissen zusammen, die den Ausbruch der Konflikte zwar nicht direkt auslösten, aber das Risiko deutlich erhöhten.71 Eine Studie unter Mitarbeit der WU und JKU Linz konkretisiert am Beispiel von Syrien: „Langanhaltende Trockenheit und Wasserknappheit führten zum Ausfall der Ernte. Bäuerliche Familien flohen in die Städte, wo eine Überbevölkerung entstand. Viele Menschen waren ohne Arbeit, der Stein für politische Unru- hen und Krieg war gelegt.“Was Mitte der 2000er-Jahre als vom Klimawandel verursachte Dürreperiode losging, setzt sich bis heute in einem verheerenden Bürgerkrieg fort.72 Schon heute haben zwei Milliarden Menschen laut UNO keinen Zugang zu sauberem Wasser, der Klimawandel verschärft die Situation und könnte die Wasserversorgung von vielen weiteren Milliarden Menschen gefährden.73 Ohne 28
BRIEFING-MAPPE eine globale Wasserwende mit neuen Wassermanagement-Methoden drohen gewaltsame Auseinandersetzungen um Wasser, zumindest als zusätzlich ver- stärkende Mechanismen.74 Die Bekämpfung der Klimakrise ist somit auch eine erfolgversprechende Möglichkeit, friedenserhaltend tätig zu werden, Migrationsbewegungen vorzubeugen und Elend zu verhindern. 6.11 Mensch – Schöpfung – Verantwortung “Willst du den Frieden fördern, so bewahre die Schöpfung” – Papst Benedikt XVI zum Weltfriedenstag 1.1.201075 Jeder Mensch entscheidet sich täglich, die Umwelt (positiv oder negativ) zu verändern oder nichts zu tun. Für jede Veränderung (die auch durch die Unter- lassung gebotener Handlungen bewirkt werden kann) ist der Mensch seinen Mitmenschen, und insbesondere seinen Nachkommen gegenüber, verantwortlich. Diese Überlegung ist in allen Weltreligionen anerkannt; nicht zufällig haben sechs in Österreich anerkannte Kirchen und Religionsgemeinschaften die Forderungen des Klimavolksbegehrens unterstützt. Kardinal Schönborn appellier- te dabei an die Verantwortung aller, sich für die Bewahrung der Schöpfung, mehr Klimagerechtigkeit und eine nachhaltige Wirtschaft einzusetzen.76 Für das Christentum formulierte Papst Benedikt XVI diesen Gedanken folgen- dermaßen: Der Mensch sei berufen, eine verantwortungsvolle Herrschaft über die Schöpfung auszuüben, um sie zu schützen, zu nutzen und zu kultivieren und so die notwendigen Ressourcen zu finden, damit alle würdig leben können.77 Die ethisch-religiösen Forderungen, die sich aus der Umweltkrise ergeben, können wir (unter anderem) durch verstärkten Klimaschutz erfüllen. Damit entsprechen wir unserem Selbstverständnis als moralische Wesen; zugleich wird so das Ansehen und auch die Vorbildwirkung Österreichs in der Welt weiter gefördert. 29
Sie können auch lesen