Bulwiengesa - WOHNUNGSMARKTSTUDIE BERLIN im Auftrag des BFW Landesverbandes Berlin/Brandenburg
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bulwiengesa WOHNUNGSMARKTSTUDIE BERLIN im Auftrag des BFW Landesverbandes Berlin/Brandenburg Auftraggeber: BFW Landesverband Berlin/Brandenburg Französische Straße 55 10117 Berlin Berlin, 19. September 2018
WOHNUNGSMARKTSTUDIE BERLIN bulwiengesa IM AUFTRAG DES BFW LANDESVERBANDES BERLIN/BRANDENBURG INHALTSVERZEICHNIS Seite 1 VORBEMERKUNGEN UND METHODIK 1 2 ZUSAMMENFASSUNG 2 3 RAHMENBEDINGUNGEN FÜR DEN WOHNUNGSBAU 4 4 WOHNUNGSMARKTENTWICKLUNG IN BERLIN 8 5 PROJEKTENTWICKLUNGSMARKT IN BERLIN 11 6 AUSBLICK, HERAUSFORDERUNGEN UND EMPFEHLUNGEN 16 URHEBERRECHTLICHER HINWEIS Die in dieser Studie vorgelegten Ermittlungen und Berechnungen sowie doch nur mit Quellenangabe) für die gemäß Angebot/Auftrag vereinbar- die durchgeführten Recherchen wurden nach bestem Wissen und mit te Zweckbestimmung weiterzugeben. Vervielfältigungen, Veröffentli- der nötigen Sorgfalt auf der Grundlage vorhandener oder in der Bear- chungen und Weitergabe von Inhalten an Dritte in jeglicher Form sind beitungszeit zugänglicher Quellen erarbeitet. Eine Gewähr für die sach- grundsätzlich nur mit vorheriger schriftlicher Genehmigung der bulwien- liche Richtigkeit wird nur für selbst ermittelte und erstellte Informationen gesa AG und nur mit Angabe der Originalquelle gestattet. Ausgenom- und Daten im Rahmen der üblichen Sorgfaltspflicht übernommen. Eine men ist die Verwendung der Studie oder Teile davon für Vermarktungs- Gewähr für die sachliche Richtigkeit für Daten und Sachverhalte aus prospekte, hier ist ausnahmslos die vorherige schriftliche Einwilligung dritter Hand wird nicht übernommen. der bulwiengesa AG einzuholen. Die Ausfertigungen dieser Studie bleiben bis zur vollständigen Bezah- Interpretiert und bewertet werden die Ergebnisse vor dem Hintergrund lung des vereinbarten Honorars unser Eigentum. Die Studie ist urheber- der Erfahrungen der bulwiengesa AG in ihrer deutschland- und europa- rechtlich geschützt und bei der bulwiengesa AG registriert. Alleine die weiten Forschungs- und Beratungstätigkeit. Auftraggeber sind berechtigt, die Studie oder Auszüge davon (diese je- bulwiengesa AG Wallstraße 61 Vorstand: Aufsichtsratsvorsitzender: Hauptsitz: Berlin HypoVereinsbank München 10179 Berlin Ralf-Peter Koschny Bernhard H. Hansen Rechtsform: AG BLZ: 70020270, Kto.: 4410433058 Tel. +49 30 27 87 68-0 Thomas Voßkamp info@bulwiengesa.de USt-ID: DE 164508347 BIC: HYVEDEMMXXX Fax +49 30 27 87 68-68 www.bulwiengesa.de Charlottenburg HRB 95407 B IBAN: DE13700202704410433058 © bulwiengesa AG 2018 – P1802-4317
WOHNUNGSMARKTSTUDIE BERLIN bulwiengesa IM AUFTRAG DES BFW LANDESVERBANDES BERLIN/BRANDENBURG 1 VORBEMERKUNGEN UND METHODIK In der Analyse werden daher jeweils Projekte mit Fertigstel- lungszeitraum ab zwei Jahre vor Studienjahr bis einschließlich drei Jahre nach Studienjahr berücksichtigt. Geplante Vorhaben Im Auftrag des BFW Landesverbandes Berlin/Brandenburg fließen in die Untersuchung ein, soweit zumindest eine exakte e. V. untersucht die vorliegende Studie den Wohnungsmarkt in Verortung und eine grobe Wohnungsanzahl bzw. ein Wohnflä- der Hauptstadt. Hierbei werden die aktuellen Strukturen des chenvolumen bekannt und der Baubeginn in absehbarer Zeit Projektentwicklermarktes bis Ende 2021 in qualitativer und möglich ist. quantitativer Hinsicht sowie die Neubautätigkeit analysiert. Zu den Projekten liegen mindestens Informationen zu Entwick- Für die Studie wurden insgesamt 885 Datensätze der firmenei- lungsstatus, Wohnungstyp, Investorenart sowie Flächen- und genen Objektdatenbank ausgewertet. Die Untersuchung be- Wohneinheitenvolumina vor. Liegen das Flächenvolumen so- rücksichtigt alle als Neubauten errichteten wohnungswirtschaft- wie die Wohneinheitenanzahl als Originalinformation nicht vor, lichen Projekte im Geschosswohnungsbau unabhängig von ih- so werden diese Angaben mit etablierten Methoden geschätzt. rer Wohnfläche. Bei der Investorenstruktur wird zwischen privaten Investoren, Für die vorliegende Studie wurde der Zeitraum von 2016 bis kommunalen Wohnungsunternehmen und Wohnungsbauge- 2021 gewählt. Dieser entspricht im Wesentlichen der aktuellen nossenschaften inklusive Baugruppen unterschieden. Legislaturperiode in Berlin. Untersuchungsraum Berlin Quelle: bulwiengesa © bulwiengesa AG 2018 – P1802-4317 Seite 1
MARKTBERICHT bulwiengesa IMMOBILIENINVESTMENTS IN DEUTSCHLAND 2 ZUSAMMENFASSUNG ren und bauen immer mehr kleinere und kompaktere Wohnun- gen. Hochkomplexe Mieten- und Wohnungsbaupolitik in Berlin Insbesondere Familien mit Kindern, aber auch Senioren fällt so Berlin erfährt aktuell eine bisher noch nie vorhandene Dyna- eine Versorgung mit passendem, bezahlbarem Wohnraum im- mik, jedoch herrscht kein konstruktives Bau- und Wachstums- mer schwerer. Die Fortzüge aus Berlin in das Brandenburgi- klima. Hierfür gibt es verschiedene Gründe. Zum einen brem- sche Umland haben sich daher allein in den vergangenen fünf sen die Verknappung von Bauland, steigende Investitionskos- Jahren auf mehr als 10.000 Einwohner jährlich verdoppelt. ten und lange Verfahrensprozesse die Bautätigkeit. Die gegenseitige Beeinflussung der Wohnungsmärkte sollte Außerdem dämpfen viele Auflagen im Rahmen der Planungs- dazu führen, dass eine Berliner Stadtentwicklungspolitik die ge- und Genehmigungsprozesse, Bürgerproteste und knappe Ka- samte Hauptstadtregion im Fokus hat. Aus Sicht von bulwien- pazitäten im Baugewerbe den Wohnungsneubau in der Haupt- gesa wird die positive Einwohner- und Beschäftigungsentwick- stadt deutlich. lung Berlins gebremst. Das wachstumsfördernde Standort- merkmal günstiger und verfügbarer Wohnraum ist kaum noch Diese Entwicklungen führen u. a. dazu, dass sich Planungspro- vorhanden, sodass sich auch die Ansiedlungsbedingungen für zesse im Wohnungsneubau, insbesondere wenn ein Bebau- die Wirtschaft verschlechtern. ungsplan erstellt werden muss, über mehrere Jahre hinziehen. Die aktuelle Bautätigkeit wird daher von Bebauungsplänen der vorherigen Senatoren getragen. Bautätigkeit insbesondere von Mietwohnungen steigt Die Planungsprozesse müssen somit dringend beschleunigt Die stetig wachsende Einwohneranzahl in der Hauptstadt lässt werden, da bereits heute geringere Fertigstellungszahlen in die Wohnungsnachfrage weiter steigen. Auf der Basis der aktu- fünf bis acht Jahren abzusehen sind. ellen bulwiengesa-Daten werden bis 2021 insgesamt über 85.000 Geschosswohnungen realisiert. Die Zielgröße von jähr- lich 20.000 Neubaueinheiten wird vermutlich nicht erreicht, zu- Wohnungsneubau muss Priorität haben mal der Wohnungsmarkt bereits heute angespannt ist. Berlin befindet sich aktuell in einer starken Wachstumsphase. Räumliche Schwerpunkte des Baugeschehens sind die östli- Die positive Bevölkerungsentwicklung wird insbesondere durch chen Stadtteile Mitte, Friedrichshain und Treptow. In Berlin do- Zuzüge getragen und mündet in einer starken Nachfrage nach miniert der Mietwohnungsbau, dessen Bedeutung bis 2021 Wohnraum. Zwar stiegen in den vergangenen Jahren die Ge- weiter steigen wird. In den Außenbezirken werden mehrheitlich nehmigungszahlen unterstützt durch wohnungspolitische Maß- neue Mietwohnungen und in den Berliner Innenbereichen Ei- nahmen deutlich an, aber die Anzahl der Fertigstellungen ist gentums- und Mietwohnungen zu etwa gleich Anteilen entste- bisher nur etwa halb so hoch. Verzögerungen durch lange Pla- hen. nungs- und Genehmigungsprozesse lassen viele Projekte deutlich später starten. Private Akteure bestimmen das Baugeschehen, wobei die kom- munalen Wohnungsgesellschaften ihre Bedeutung erhöhen. Viele Grundstücke werden mit Baurecht weiterverkauft, da sich die Preise im Zeitraum von 2012 bis 2017 versiebenfacht ha- Die Bautätigkeit von preisgedämpftem Mietwohnungsbau ben. Dadurch steigen auch die Miet- und Kaufpreise sehr wächst durch das „Berliner Modell der kooperativen Bauland- schnell, sodass die Erschwinglichkeit von Wohnraum in den entwicklung“. Den Großteil der preisgebundenen Wohneinhei- vergangenen Jahren stetig gesunken ist. Die Entwickler reagie- ten realisieren die kommunalen Wohnungsgesellschaften. Pri- © bulwiengesa AG 2018 – P1802-4317 Seite 2
WOHNUNGSMARKTSTUDIE BERLIN bulwiengesa IM AUFTRAG DES BFW LANDESVERBANDES BERLIN/BRANDENBURG vate Investoren werden über einen städtebaulichen Vertrag Vielfältige Maßnahmen empfehlenswert zum Bau von 30 % als preisgebundenem Mietwohnraum ange- halten. Folgende zehn Empfehlungen und Maßnahmen würden zur Er- höhung der Bautätigkeit aus Sicht von bulwiengesa beitragen: Der Anteil preisgedämpfter Wohneinheiten liegt in Berlin bei insgesamt rund 19 % am Mietwohnungsvolumen und etwa 1. Auf Bezirks- und Landesebene Priorisierung des Woh- 10 % am gesamten Neubaugeschehen. Die Anzahl an geför- nungsneubaus mit Zurückstellung anderer Belange derten Wohneinheiten in Berlin wird weiter zunehmen. 2. Häufiger und großzügiger § 34 BauGB anwenden Die angestrebte Menge reicht jedoch nicht aus und müsste auf 3. Prüfung, welcher und ob B-Plan notwendig ist jährlich 10.000 Wohnungen verdoppelt werden, um die derzeit etwa 75.000 Wohneinheiten, die bis 2027 vollständig aus der 4. Großzügige Erteilung von Abweichungen und Befreiun- Belegungsbindung entfallen, zu ersetzen. gen von B-Plan-Festsetzungen bzw. bei Beurteilung nach § 34 BauGB Wohnungsbedarf höher als von SenStadtWohn angesetzt 5. Vereinfachte Zulässigkeitsprüfung bei Nachverdichtungen wie Innenhofbebauung oder Dachgeschossausbau Laut bulwiengesa-Prognose sollten bis 2030 jährlich mindes- tens 19.000 neue Wohnungen zur Nachfragedeckung entste- 6. Notwendigkeit von ergänzenden Gutachten/Verfahrens- hen. Die von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und schritten für Baugenehmigung individuell hinterfragen Wohnen angesetzten 14.000 neuen Wohnungen sind nicht 7. Einheitliche Entscheidungsstandards und deren durch- ausreichend, um die zuziehende sowie bereits vor Ort lebende gängige Anwendung wünschenswert Bevölkerung mit angemessenem Wohnraum zu versorgen. Bei einer aktuellen Leerstandsrate von 1,6 % sind auch im Bestand 8. Bauverpflichtungen mit Ausreichung einer Baugenehmi- kaum noch Reserven zu heben. gung einführen, wobei nicht durch den Projektentwickler verschuldete Verzögerungen berücksichtigt werden Sollte die Bautätigkeit kurzfristig nicht spürbar anziehen, wird es zu dramatischen Wohnungsengpässen und Marktverzerrun- 9. Nachverdichtung von extensiv genutzten Einzelhandels- gen kommen. Die Politik ist entsprechend in der Pflicht, den und Gewerbearealen mit Wohnungsbau Wohnungsneubau mit umfassenderen Maßnahmen zu fördern, zu vereinfachen und zu beschleunigen. 10. Grundstücksangebot durch Umwandlung von gewerbli- chen Arealen in klassischen Wohnquartieren oder ehe- maligen Infrastrukturflächen zu wohnungswirtschaftlichen Flächen erhöhen © bulwiengesa AG 2018 – P1802-4317 Seite 3
WOHNUNGSMARKTSTUDIE BERLIN bulwiengesa IM AUFTRAG DES BFW LANDESVERBANDES BERLIN/BRANDENBURG 3 RAHMENBEDINGUNGEN FÜR DEN Des Weiteren wurde 2014 das „Berliner Modell der kooperati- ven Baulandentwicklung“ eingeführt. Damit werden berlinweit WOHNUNGSBAU einheitliche Regelungen für den Abschluss städtebaulicher Ver- träge im Rahmen von Bebauungsplanverfahren umgesetzt. Mit Hochkomplexe Miet- und Wohnungsbaupolitik in Berlin Hilfe des Berliner Modells wird die Übernahme von Kosten für Berlin befindet sich aktuell in einer starken Wachstumsphase. soziale und technische Infrastruktur über einen mit dem Um der zunehmenden Wohnungsknappheit durch den Einwoh- Investor zu schließenden städtebaulichen Vertrag geregelt. neranstieg zu begegnen, unterstützt das Land Berlin den Woh- nungsneubau durch stadtentwicklungspolitische Maßnahmen. Die Quote für mietpreis- und belegungsgebundenen Wohn- raum wurde gemäß der „Leitlinie für den Abschluss städtebauli- Ein wichtiger Baustein der Senatsverwaltung für Stadtentwick- cher Verträge“ zum 01.02.2018 auf einen Anteil von 30 % der lung und Wohnen sind beispielsweise die Bündnisse mit woh- Geschossfläche für Wohnnutzung von ehemals 25 % der Woh- nungs- und bauwirtschaftlichen Verbänden, den Bezirken und nungen erhöht. Dabei gab es für den Abschluss von städtebau- den landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften. lichen Verträgen eine Übergangsfrist bis zum 31.07.2018. Außerdem gibt es eine Wohnungsbauleitstelle, die zentrale An- Bis zu diesem Termin wurden seit Einführung des Berliner Mo- laufstelle für alle Akteure ist. Um den Wohnungsneubau zu be- dells 2014 insgesamt 49 städtebauliche Verträge mit rund schleunigen, unterstützt sie die Zusammenarbeit zwischen Be- 20.000 Wohnungen, davon circa 4.000 mietpreis- und bele- hörden, Vorhabenträgern und allen weiteren Beteiligten. gungsgebundene Wohneinheiten, abgeschlossen. Miet- und Wohnungsbaupolitik in Berlin Quelle: Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen © bulwiengesa AG 2018 – P1802-4317 Seite 4
WOHNUNGSMARKTSTUDIE BERLIN bulwiengesa IM AUFTRAG DES BFW LANDESVERBANDES BERLIN/BRANDENBURG Der lange Weg zu einer Neubauwohnung Anzahl der festgesetzten B-Pläne sinkt Zur Realisierung eines Neubauprojekts sind auf der Projektent- In den letzten 20 Jahren wurden insgesamt 1.073 B-Pläne in wicklerseite verschiedene Schritte zu berücksichtigen. Der Pro- Berlin festgesetzt. In den vergangenen fünf Jahren erfolgte die zess beinhaltet die Projektinitiierung und -konzeption sowie die Aufstellung von 222 neuen Bebauungsplänen, welche noch Erstellung und, bei Trading-Developments, die Vermarktung nicht festgesetzt sind. Bei 71 der im Verfahren befindlichen Be- des Gebäudes mit dem Ziel der Gewinnmaximierung. bauungspläne werden Wohnungen realisiert. Für den idealtypischen Ablauf einer Projektentwicklung ohne Festgesetzte Bebauungspläne 1998 - 2018 Aufstellung eines neuen Bebauungsplans wird in der Theorie eine Dauer von drei bis fünf Jahren angesetzt. 350 180 300 160 Ø Bearbeitungsdauer in Monaten Verfahrensprozesse verlangsamen Neubebauung Anzahl festgesetzte B-Pläne 250 140 Eine Projektentwicklung verlängert sich jedoch, sobald für das Grundstück ein neuer Bebauungsplan erstellt werden muss. 200 120 § 9 Baugesetzbuch (BauGB) regelt u. a. die mögliche Nutzung der verschiedenen Flächen, die Bebauungsdichte und -höhe 150 100 aller Grundstücke, die im Geltungsbereich des Bebauungs- plans liegen. Die Regelungen des Bebauungsplans sind 100 80 rechtsverbindlich. 50 60 Das Bebauungsplanverfahren gliedert sich in folgende vier Phasen: 0 40 19 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 1. Phase: Planungsbeginn/Verfahrenseröffnung 98 00 02 04 06 08 10 12 14 16 18 2. Phase: Gestaltung B-Pläne Bearbeitungsdauer 3. Phase: Entscheidung Quelle: bulwiengesa basierend auf Daten der Senatsverwaltung für 4. Phase: Festsetzung Stadtentwicklung und Wohnen Quelle: bulwiengesa © bulwiengesa AG 2018 – P1802-4317 Seite 5
MARKTBERICHT bulwiengesa IMMOBILIENINVESTMENTS IN DEUTSCHLAND Im Jahr 2006 wurden überproportional viele Bebauungspläne 2017er B-Pläne brauchten 12 Jahre festgesetzt. Diese betrafen Gebiete wie die Lehrter Straße und den Hauptbahnhof, die Wasserstadt Spandau sowie Alt Stralau Zur Dauer von Bebauungsplanverfahren gibt es keine Statisti- und die Schöneberger Linse. ken zumal einzelne Verfahrensschritte auch parallel erfolgen bzw. wiederholt werden. Die Stadt Berlin gibt die Dauer für ein vereinfachtes Verfahren nach § 13 BauGB mit etwa 18 Mona- Übersicht Bebauungpläne in Bezirken ten an. Ein normales Verfahren würde etwa die doppelte Zeit in 1998 - 2018 Anspruch nehmen. Anzahl Ø Dauer in Monaten Charlottenburg-Wilmersdorf 75 95 Die Realität zeigt jedoch, dass diese Verfahrenszeiten nicht Friedrichshain-Kreuzberg 67 71 eingehalten und bei weitem überschritten werden. Im Lichtenberg 65 73 gesamten Betrachtungszeitraum 1998 bis 2018 lag die durch- Marzahn-Hellersdorf 88 85 schnittliche Bearbeitungsdauer bei 95 Monaten (7,9 Jahre). Mitte 177 95 Neukölln 72 148 Die im Jahr 2017 festgesetzten Bebauungspläne wiesen sogar Pankow 55 95 eine durchschnittliche Bearbeitungszeit von 145 Monaten (12,1 Jahre) auf. Differenzen bei der Dauer von Bebauungsplanver- Reinickendorf 90 96 fahren zwischen den Bezirken resultieren im Wesentlichen aus Spandau 139 110 der Personalauslastung, den konkreten örtlichen Rahmenbe- Steglitz-Zehlendorf 62 107 dingungen und Regelungsbedarfen sowie aus dem durchge- Tempelhof-Schöneberg 74 73 führten bzw. zulässigen Verfahren selbst. Treptow-Köpenick 109 89 Quelle: bulwiengesa basierend auf Daten der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen Aktuell nur 24 neue B-Pläne pro Jahr festgesetzt In den Bezirken Mitte, Spandau und Treptow-Köpenick wurden Im Jahr 2006, in einer Stagnationsphase Berlins, wurden in der seit 1998 die meisten Bebauungspläne aufgestellt. Amtszeit der Senatorin Ingeborg Junge-Reyer monatlich durch- schnittlich rund sieben Bebauungspläne festgesetzt. Idealtypisches Bebauungsplanverfahren in Berlin Phase Verfahren Akteure Abwägung/Vorlaufsphase/Aufstellungsbeschluss Bezirk/Bezirksverordnetenversammlung (§ 1 Abs. 7 BauGB) Ortsübliche Bekanntmachung des Aufstellungsbeschlusses Bezirk (§ 2 Abs. 1 BauGB) Planungsbeginn Ausarbeitung eines Planentwurfs Bezirk Frühzeitige Öffentlichkeitsbeteiligung Öffentlichkeit (§ 3 Abs. 1 BauGB) Frühzeitige Beteiligung der Träger öffentlicher Belange Behörden (§ 4 Abs. 1 BauGB) Umweltprüfung Behörden Billigungs-/Offenlegungsbeschluss Bezirk Öffentliche Auslegung Gestaltung Öffentlichkeit (§ 3 Abs. 2 BauGB) Förmliche Beteiligung der Behörden und sonstigen Träger öffentlicher Belange Behörden (§ 4 Abs. 2 BauGB) Abwägungsbeschluss Bezirk schei- dung Ent- Rechtsprüfung Senat Beschluss des Bebauungsplans Bezirksverordnetenversammlung Fest- zung set- Festsetzung des Bebauungsplans Bezirk Inkrafttreten des Bebauungsplans Quelle: bulwiengesa basierend auf Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt © bulwiengesa AG 2017 – A13-0165 Seite 6
WOHNUNGSMARKTSTUDIE BERLIN bulwiengesa IM AUFTRAG DES BFW LANDESVERBANDES BERLIN/BRANDENBURG Aktuell werden pro Monat durchschnittlich etwa zwei neue Be- bauungspläne festgesetzt. Zwar sind die Fertigstellungszahlen Fazit aktuell auf einem hohen Niveau, es ist aber davon auszuge- hen, dass diese aus Bebauungsplänen aus den Amtszeiten Berlin erfährt aktuell eine bisher noch nie vorhandene Dyna- von Ingeborg Junge-Reyer, Michael Müller und Andreas Geisel mik, jedoch herrscht kein konstruktives Bau- und Wachs- stammen. tumsklima. Hierfür gibt es verschiedene Gründe. Zum einen bremsen die Verknappung von Bauland, steigende Investiti- Zusätzlich zur durchschnittlichen Bearbeitungsdauer von knapp onskosten und lange Verfahrensprozesse die Bautätigkeit. acht Jahren für die Festsetzung eines Bebauungsplans kom- men für den Projektentwickler Teile der eigentlichen Projektrea- Außerdem dämpfen viele Auflagen im Rahmen der Pla- lisierungsphasen. nungs- und Genehmigungsprozesse, Bürgerproteste und knappe Kapazitäten im Baugewerbe den Wohnungsneubau in der Hauptstadt deutlich. Übersicht festgesetzte Bebauungpläne nach Senatoren ab 1981 Diese Entwicklungen führen u. a. dazu, dass sich Planungs- Gesamt- Anzahl Amts- Amtszeit in prozesse im Wohnungsneubau, insbesondere wenn ein Be- anzahl je Monat jahre Monaten bauungsplan erstellt werden muss, über mehrere Jahre hin- Volker Hassemer 135 2 1991-1996 60 ziehen. Die aktuelle Bautätigkeit wird daher von Bebauungs- Peter Strieder 245 3 1996-2004 98 plänen der vorherigen Senatoren getragen. Ingeborg Junge-Reyer 631 7 2004-2011 91 Michael Müller 111 3 2011-2014 36 Die Planungsprozesse müssen somit dringend beschleunigt Andreas Geisel 79 3 2014-2016 23 werden, da bereits heute geringere Fertigstellungszahlen in fünf bis acht Jahren abzusehen sind. Katrin Lompscher 37 2 im Amt seit 08.12.16 Quelle: bulwiengesa basierend auf Daten der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen Werden alle behördlichen Verfahrens- und Planungsschritte zu- sammengenommen, kann die Entwicklung eines Bauvorha- bens mehr als zehn Jahre betragen. Dies bedeutet, dass aktu- ell im Verfahren befindliche Bebauungspläne und die dort fest- gesetzten Wohneinheiten in rund zehn Jahren am Markt plat- ziert werden und den aktuellen Wohnraummangel nicht akut vermindern können. Somit dämpfen lange Verfahren und Auflagen, wie geforderte Zusatzgutachten, die Einhaltung von Schutzzeiträumen bei Baumfällungen oder die Umsiedlung von Tieren, den Woh- nungsneubau in der Hauptstadt deutlich. Auch Bürgerproteste gegen ein Bauvorhaben oder derzeit knappe Kapazitäten im Baugewerbe lassen in Einzelfällen Projekte und Ausschrei- bungsverfahren scheitern. © bulwiengesa AG 2018 – P1802-4317 Seite 7
WOHNUNGSMARKTSTUDIE BERLIN bulwiengesa IM AUFTRAG DES BFW LANDESVERBANDES BERLIN/BRANDENBURG 4 WOHNUNGSMARKTENTWICKLUNG IN Traditionell entwickeln sich die Fertigstellungen und Baugeneh- migungen zeitlich verzögert. Zusätzlich mündet nicht jede Ge- BERLIN nehmigung in eine Fertigstellung aufgrund von Weiterverkäu- fen der anentwickelten Grundstücke. Diese sind mit Baugeneh- In Berlin nimmt der Wohnungsbau weiter an Fahrt auf migung oft wertvoller als zuvor. Außerdem wird mit dem Durch- handeln von Grundstücken den Baurisiken hinsichtlich Zeit- Die Genehmigungs- und Fertigstellungszahlen in der Haupt- und Kostenaufwand entgangen. Diese Art von Spekulation ist stadt steigen seit 2008 stetig an. Während sich die Neubautä- in Berlin mit einem Anteil von schätzungsweise 10 bis 20 % tigkeit von Ein- und Zweifamilienhäusern auf einem konstant deutlich ausgeprägter als in anderen deutschen Metropolen. geringen Niveau befindet, sind beim Geschosswohnungsbau deutliche Zuwächse aufgrund verstärkter Aktivitäten der kom- In den vergangenen zehn Jahren hat sich ein Genehmigungs- munalen Wohnungsunternehmen insbesondere seit 2014 zu überhang von rund 48.000 Wohneinheiten aufgebaut. Die Rea- verzeichnen. lisierungsquote liegt in Berlin derzeit nur bei rund 54 %. Mit circa 11.400 fertiggestellten Wohneinheiten in Mehrfamilien- Ein hoher Genehmigungsüberhang ist insbesondere in den Be- häusern wurde ein neuer Höchstwert und einem Plus von 26 % zirken Mitte und Treptow-Köpenick festzustellen, wobei im Süd- zum Vorjahr erreicht. Zwar hat sich die Zahl der Fertigstellun- osten ein gewisser Anteil von Bauprojekten auf die Fertigstel- gen deutlich erhöht, reicht aber bei Weitem nicht an die Menge lung des Flughafens BER wartet. In Spandau, Neukölln und der genehmigten Wohnungen heran. Marzahn-Hellersdorf mit dem höchsten Überhang ist die Nach- Fertigstellungen und Genehmigungsüberhang von Wohnungen in Mehrfamilienhäusern in Berliner Bezirken 2009 - 2017 18.000 16.000 14.000 Anzahl Wohneinheiten 12.000 10.000 8.000 6.000 4.000 2.000 0 e ow ck rg g f rf f lln g u rf or or itt er er da do do be ni kö sd nd nk M zb eb an rs en pe n eu er le Pa u te le ön Sp ck ö re h ilm N el ch -K Ze ch ni -K -H -W ow Li ei -S z- in hn R lit rg pt ha of za eg bu e lh hs Tr ar pe St n ic tte M m dr Te rlo ie Fr ha C Fertiggestellte WE in MFH Überhang Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg © bulwiengesa AG 2018 – P1802-4317 Seite 8
WOHNUNGSMARKTSTUDIE BERLIN bulwiengesa IM AUFTRAG DES BFW LANDESVERBANDES BERLIN/BRANDENBURG frage später angesprungen. Dort sind viele Vorhaben erst in Verstärkter Bau kleiner Wohnungen der Bau- oder Planungsphase und die Anzahl der Fertigstellun- gen noch niedrig. Aktuell weisen Pankow sowie die innerstädti- Der Wohnungsbestand in Berlin hat sich zwischen 2011 und schen Bezirke Mitte und Friedrichshain-Kreuzberg die höchs- 2017 um rund 3,2 % bzw. 60.500 Einheiten aufgrund der dyna- ten Fertigstellungszahlen auf. mischeren Bautätigkeit erhöht. Die Anzahl kleiner Wohnungen hat prozentual am stärksten zugelegt. Wohnungsbautätigkeit 2008 - 2017 Mit dem Bau von Mikroapartments wird auf die gestiegene 20.000 Nachfrage durch temporär in Berlin wohnende Menschen rea- giert. Auch die allgemeine Verknappung von Wohnraum, ein- 17.500 hergehend mit steigenden Miet- und Kaufpreisen lässt die Nachfrage nach geringeren Wohnflächen wachsen. 15.000 Anzahl Wohneinheiten 12.500 Wohnungsbestand nach Zimmerkategorien 2011 - 2017 10.000 16,0 14,0 7.500 Entwicklung in Prozent 12,0 5.000 10,0 8,0 2.500 6,0 0 4,0 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 2,0 08 09 10 11 12 13 14 15 16 17 0,0 Genehmigungen MFH Genehmigungen Eigenh. G es 1 2 3 4 5+ am Zi Zi Zi Zi Fertigstellungen MFH Fertigstellungen Eigenh. Zi m m m m t m m m m m m er er er er Genehmigungsüberhang er Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg Die kleineren Wohnungsgrößen werden aufgrund der weiter Neubau konzentriert sich auf Mietwohnungen wachsenden Anzahl von Einpersonenhaushalten derzeit sehr gut nachgefragt. Der Trend der Verringerung der Wohnflächen In den Jahren 2013 bis 2016 war der Anteil von Eigentumswoh- wird sich folglich weiter fortsetzen. nungen am Neubau gleichbleibend hoch. Die politische Forcie- rung des Baus von Mietwohnungen beispielsweise durch das Bündnis mit den kommunalen Wohnungsgesellschaften hat Grundstückskaufpreise explodieren 2017 zu einem Anstieg des Anteils von Mietwohnungen ge- führt. Dies wird sich in den kommenden Jahren fortsetzen. Die Kaufpreise von unbebauten Grundstücken für Mehrfamili- enhäuser haben sich in den vergangenen fünf Jahren fast ver- Anteil Eigentumswohnungen an Baufertigstellungen siebenfacht und sind regelrecht explodiert. Areale in gefragten Stadtteilen Berlins kosten deshalb nicht selten 3.000 Euro pro 100 qm vermarktbarer Wohnfläche und mehr. 80 55 Parallel dazu sank die Anzahl der Verkaufsfälle um 40 %. Anteil in Prozent 59 58 56 66 70 Wichtige Verkäufer der Vergangenheit wie der Berliner Liegen- 60 schaftsfonds, die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben oder 40 das Bundeseisenbahnvermögen, stellen dem Markt kaum noch entwicklungsfähige Areale zur Verfügung. 20 41 45 42 44 34 30 Aber eigentlich gibt es in Berlin noch ausreichend städtische 0 Bauflächen für Wohnungsentwicklungen, die jedoch aufgrund 2012 2013 2014 2015 2016 2017 von beispielsweise Zuständigkeitskonflikten, langen Übertra- ETW Mietwohnungen gungsabläufen oder politischen Gründen ungenutzt bleiben. Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg Für den letzten Punkt kann als Beispiel die Entwicklung der Eli- sabeth-Aue genannt werden. © bulwiengesa AG 2018 – P1802-4317 Seite 9
WOHNUNGSMARKTSTUDIE BERLIN bulwiengesa IM AUFTRAG DES BFW LANDESVERBANDES BERLIN/BRANDENBURG Steigende Miet- und Kaufpreise befördern die Wanderung Transaktionen und Kaufpreise für MFH-Grundstücke 2008 - 2017 Infolge der steigenden Miet- und Kaufpreise hat sich die Anzahl 400 2.000 der Fortzüge aus Berlin in das Brandenburgische Umland allein 350 1.750 in den vergangenen fünf Jahren verdoppelt. Mehr als 10.000 Anzahl Transaktionen Kaufpreis in Euro/qm 300 1.500 Einwohner jährlich, vor allem Familien mit Kindern, ziehen fort. Für Personen im Rentenalter ist das Umland ebenfalls attraktiv. 250 1.250 200 1.000 Dies zeigt die starke Verflechtung und auch gegenseitige Be- 150 750 einflussung der Wohnungsmärkte der Region. Eine Berliner 100 500 Stadtentwicklungspolitik sollte daher die gesamte Hauptstadt- 50 250 region im Fokus haben. 0 0 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 08 09 10 11 12 13 14 15 16 17 Fazit Transaktionen Kaufpreis in Euro/qm Quelle: Gutachterausschuss für Grundstückswerte in Berlin Berlin befindet sich aktuell in einer starken Wachstumspha- se. Die positive Bevölkerungsentwicklung wird insbesondere durch Zuzüge getragen und mündet in eine starke Nachfra- Diese Angebotsverknappung am Markt wird die Grundstücks- ge nach Wohnraum. Zwar stiegen in den vergangenen Jah- preise weiter rasant steigen lassen. ren die Genehmigungszahlen unterstützt durch wohnungs- politische Maßnahmen deutlich an, aber die Anzahl der Fer- tigstellungen ist bisher nur etwa halb so hoch. Verzögerun- Investitionskosten haben sich seit 2009 verdoppelt gen durch lange Planungs- und Genehmigungsprozesse las- sen viele Projekte deutlich später starten. Der teure Einkauf von Bauland und Grundstücken trägt eben- falls zur Erhöhung von Mieten und Kaufpreisen im Neubau bei. Viele Grundstücke werden mit Baurecht weiterverkauft, da Die Investitionskosten pro Quadratmeter Nutzfläche haben sich sich die Preise im Zeitraum von 2012 bis 2017 versieben- im Vergleich zum Jahr 2009 auf rund 4.300 Euro im Jahr 2017 facht haben. Dadurch steigen auch die Miet- und Kaufpreise verdoppelt. sehr schnell, sodass die Erschwinglichkeit von Wohnraum in den vergangenen Jahren stetig gesunken ist. Die Entwickler Neben den Grundstückspreisen sind auch die Bau- und Bau- reagieren und bauen immer mehr kleinere und kompaktere nebenkosten angestiegen. Ein wesentlicher Treiber sind höhe- Wohnungen. re Qualitäts-, Technik- und Komfortanforderungen wie zum Bei- spiel die neue Energieeinsparverordnung sowie die technische Insbesondere Familien mit Kindern, aber auch Senioren fällt Gebäudeausrüstung. Aber auch komplexere und längere Bau- so eine Versorgung mit passendem, bezahlbarem Wohn- und Planungsverfahren haben zur Steigerung der Investitions- raum immer schwerer. Die Fortzüge aus Berlin in das kosten beigetragen. Brandenburgische Umland haben sich daher allein in den vergangenen fünf Jahren auf mehr als 10.000 Einwohner Investitionskosten pro qm Nutzfläche 2009 - 2017 jährlich verdoppelt. 5.000 Die gegenseitige Beeinflussung der Wohnungsmärkte sollte dazu führen, dass eine Berliner Stadtentwicklungspolitik die 4.000 gesamte Hauptstadtregion im Fokus hat. Aus Sicht von bul- 3.000 wiengesa wird die positive Einwohner- und Beschäftigungs- entwicklung Berlins gebremst. Das wachstumsfördernde 2.000 Standortmerkmal günstiger und verfügbarer Wohnraum ist 1.000 kaum noch vorhanden, sodass sich auch die Ansiedlungsbe- dingungen für die Wirtschaft verschlechtern. 0 20 20 20 20 20 20 20 20 20 09 10 11 12 13 14 15 16 17 Quelle: bulwiengesa auf Datenbasis des Amts für Statistik Berlin-Brandenburg © bulwiengesa AG 2018 – P1802-4317 Seite 10
WOHNUNGSMARKTSTUDIE BERLIN bulwiengesa IM AUFTRAG DES BFW LANDESVERBANDES BERLIN/BRANDENBURG 5 PROJEKTENTWICKLUNGSMARKT IN Geschosswohnungsbauvolumen deckt nicht Bedarf BERLIN Auch wenn die Projektpipeline in Berlin sukzessive ansteigen wird, deckt diese nicht den von der Senatsverwaltung für Stadt- Hohe Dynamik auf Berliner Wohnungsmarkt entwicklung und Wohnen im Stadtentwicklungsplan Wohnen bis 2021 jährlich geforderten Bedarf von 20.000 neuen Wohn- Mit wachsender Einwohnerzahl auf über 3,7 Mio. Bewohner einheiten allein im Geschosswohnungsbau. In diesem Jahr 2017 steigt die Nachfrage nach Wohnraum stetig. Um die Be- werden voraussichtlich nur etwa 14.000 neue Miet- und Eigen- völkerung mit genügend Wohnungen zu versorgen, muss die tumswohnungen bzw. Apartments fertiggestellt. Neubautätigkeit zunehmen. Projektpipeline 2016 - 2021 Kennzahlen Berlins Daten Anzahl Fläche in ha 2016 89.122 2021 318 12.359 Einwohner 2017 3.711.930 Einwohner/Quadratkilometer 4.165 2020 2.262 17.050 Wohnungsbestand 2016 1.916.517 Anteil EFH/ZFH an Bestand 11 % Neubauvolumen 2016 - 2021 83.376 WE 2019 8.929 7.549 Neubauvolumen/1.000 Einwohner 22,5 WE davon ETW/1.000 Einwohner 7,7 WE davon MW/1.000 Einwohner 11,7 WE 2018 521 13.392 davon Apartments/1.000 Einwohner 3,1 WE Quelle: bulwiengesa; Statistik: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg 2017 11.667 Im Zeitraum von 2016 bis 2021 entstehen in bereits fertig- gestellten, in Bau befindlichen oder konkret geplanten 885 Pro- 2016 9.307 jekten circa 83.000 Geschosswohnungen in der Hauptstadt. 0 4.000 8.000 12.000 16.000 20.000 Auf der Basis der aktuellen Daten ist der Realisierungshöhe- punkt 2020 zu erwarten, wobei sicherlich ein erheblicher Anteil Wohneinheiten von Projekten für 2021 noch nicht bekannt ist. Fertiggestellt In Bau In Planung Das Neubauvolumen im Betrachtungszeitraum liegt in Berlin Quelle: bulwiengesa bei 22,5 Wohneinheiten/1.000 Einwohner. Die brandenburgi- schen Umlandgemeinden im Verflechtungsraum bauen 10 % pro Kopf mehr. Beim Planungsvolumen in den Folgejahren muss beachtet wer- den, dass schätzungsweise ein Anteil von 10 bis 20 % spekula- tiv ist. Auch Projektverschiebungen auf spätere Jahre finden häufig statt. © bulwiengesa AG 2018 – P1802-4317 Seite 11
WOHNUNGSMARKTSTUDIE BERLIN bulwiengesa IM AUFTRAG DES BFW LANDESVERBANDES BERLIN/BRANDENBURG Mietwohnungsanteil steigt sukzessive Der Anteil der Eigentumswohnungen wird in den kommenden Jahren auch durch politische Maßnahmen des Senats und die In dieser Studie wurde in Miet- und Eigentumswohnungen so- steigende Bautätigkeit der kommunalen Wohnungsbauunter- wie Studenten- und Businessapartments unterschieden. nehmen von 43 % (2016) auf 30 % (2020) zurückgehen. Damit wird das bis 2016 vorhandene Gleichgewicht zwischen Anteil Produkte an geplanten Baufertigstellungen Miet- und Eigentumswohnungen beim Geschosswohnungsbau zu einer Dominanz der zu vermietenden Wohneinheiten ver- 100 2 13 10 13 schoben. Der Anteil der Apartments am Baugeschehen, welche 21 20 mehrheitlich zur Miete angeboten werden, ist im Betrachtungs- 80 zeitraum volatil. 57 Anteil in Prozent 44 60 57 44 56 Der Mietwohnungsbau ist in den Außenbezirken traditionell hö- 50 her, während Apartments vermehrt in den Innenbezirken reali- 40 siert werden. 20 43 41 35 33 31 30 Berlin-Mitte mit Bauschwerpunkt 0 In der Hauptstadt liegt der räumliche Schwerpunkt des Bauge- 2016 2017 2018 2019 2020 2021 schehens innerhalb des S-Bahn-Ringes. Der Stadtteil Mitte ETW MW Apartments sticht besonders hervor. Außerdem hat der gesamte Flughafen- korridor vom Alexanderplatz über Friedrichshain, Lichtenberg Quelle: bulwiengesa und Treptow-Köpenick eine hohe Bau- und Planungsaktivität. Räumliche Verteilung der Neubautätigkeit Quelle: bulwiengesa © bulwiengesa AG 2018 – P1802-4317 Seite 12
WOHNUNGSMARKTSTUDIE BERLIN bulwiengesa IM AUFTRAG DES BFW LANDESVERBANDES BERLIN/BRANDENBURG Räumliche Verteilung nach Produkten und Investoren 35.000 35.000 30.000 30.000 25.000 25.000 Wohneinheiten Wohneinheiten 20.000 20.000 Innenbezirke Außenbezirke 15.000 15.000 10.000 10.000 5.000 5.000 0 0 MW ETW Apartm. Private In- Komm. Woh- Wohnungs- vestoren nungsgesell. baugen. Quelle: bulwiengesa; Innenbezirke sind definiert als die Stadtteile innerhalb des Berliner S-Bahn-Ringes Es wird deutlich, dass sich eine höhere Projektrealisierungsrate Laut Kooperationsvereinbarung mit dem Berliner Senat soll ein entlang von infrastrukturellen Knoten wie S- und U-Bahn-Stre- Großteil des Bestandszuwachses bei den städtischen Woh- cken konzentriert. Positiv wirken auch große Stadtentwick- nungsbaugesellschaften durch Neubau realisiert werden. Min- lungsareale wie die Europacity, das Gebiet um die Mercedes- destens 30.000 Wohneinheiten sind bis 2021 zu errichten. Benz-Arena oder Adlershof. Nach aktuellen Angaben der Senatsverwaltung für Stadtent- wicklung und Wohnen werden im Zeitraum 2017 bis 2021 je- Private Investoren dominieren Wohnungsneubau doch nur rund 26.500 Wohnungen fertiggestellt, sodass das Ziel deutlich unterschritten wird. Bei der Investorenstruktur dominieren in der Hauptstadt private Projektentwickler. Deren Anteil an der Bautätigkeit im Ge- Die kommunalen Gesellschaften haben ihr Realisierungsvolu- schosswohnungsbau liegt in Berlin bei 72 %. Kommunale Woh- men in Berlin etwa verfünffacht und werden in den kommenden nungsunternehmen stehen fast für ein Viertel des Entwick- Jahren regelmäßig zwischen 5.000 und 7.000 Einheiten fer- lungsvolumens. tigstellen. Anteile der Bezirke am Bauvolumen nach Wohneinheiten Abstand o Höhe: 5,5 Mietwohnungen Eigentumswohnungen 5% Charlottenburg-Wilmersdorf 17 % 14 % 12 % 8% Friedrichshain-Kreuzberg Lichtenberg 5% 9% 4% Marzahn-Hellersdorf Mitte 17 % 6% 3% 7% Neukölln 6% Pankow 6% 2% Reinickendorf 3% 2% Spandau 9% Steglitz-Zehlendorf 9% 19 % 15 % Tempelhof-Schöneberg 6% 13 % 4% Treptow-Köpenick Quelle: bulwiengesa Abstand o © bulwiengesa AG 2018 – P1802-4317 Seite 13
WOHNUNGSMARKTSTUDIE BERLIN bulwiengesa IM AUFTRAG DES BFW LANDESVERBANDES BERLIN/BRANDENBURG Circa zwei Drittel des Neubauvolumens werden durch die lan- Nach einer Verschärfung des Berliner Modells mit Erhöhung deseigenen Wohnungsunternehmen selbst errichtet und ein der Förderquote von 25 auf 30 % bzw. 50 % bei Projekten der Drittel wird schlüsselfertig von privaten Akteuren angekauft. kommunalen Wohnungsgesellschaften wird die Bautätigkeit geförderter Einheiten mittelfristig zunehmen. Neubautätigkeit landeseigene Wohnungsgesellschaften Zu vier Fünfteln tragen die kommunalen Wohnungsgesellschaf- 8.000 ten dazu bei, die den Großteil der in Bau und Planung befindli- chen geförderten Wohneinheiten bis 2021 realisieren. 6.000 Investorenanteil an geförderten Wohneinheiten Wohneinheiten 4.000 2% 16 % 2.000 Private Investoren Komm. Wohnungsgesell. 0 Wohnungsbaugen. 2017 2018 2019 2020 2021 82 % Quelle: Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen Zusätzlich zum Wohnungsneubau wurde die Howoge als lan- Quelle: bulwiengesa deseigene Wohnungsbaugesellschaft in das milliardenschwere Schulbauprogramm miteinbezogen. Bis 2026 soll die Howoge Der Anteil preisgedämpfter Wohneinheiten beträgt in Berlin ins- 30 neue Schulen bauen bzw. Großsanierungen durchführen. gesamt rund 19 % am Mietwohnungsvolumen und ca. 10 % am Dadurch werden zusätzliche Bau- und Personalkapazitäten ge- gesamten Neubaugeschehen. In der Mehrheit der in Bau und bunden, die für den ebenfalls dringend benötigten Wohnungs- Planung befindlichen Bauprojekte privater Investoren werden bau fehlen werden. überwiegend weniger als 25 % der Wohnungsanzahl als preis- gedämpfte Einheiten realisiert. Bei Vorhaben der kommunalen Die privaten Entwickler werden in der Spitze 2020 rund 13.500 Wohnungsgesellschaften liegt die Förderquote deutlich höher. Wohnungen bauen, wobei durch Verkauf sicher noch weitere Einheiten auf die städtischen Wohnungsbaugesellschaften übergehen werden. Investorenanteil an Förderquoten im Projekt 100 0 2 1 4 Geförderter Wohnungsbau erlangt steigende Bedeutung 80 44 Die BerlinStrategie 2030 der Senatsverwaltung für Stadtent- Anteil in Prozent wicklung und Wohnen formuliert als wesentliches Ziel die inten- 60 77 83 sivere soziale Mischung der Berliner Quartiere. Hierzu zählt 96 u. a., neue bezahlbare Wohnungen zu schaffen. Daher soll der 40 öffentlich geförderte Wohnungsneubau ausgeweitet werden. 56 Um die gesteckten Ziele zu erreichen, wurde 2014 das „Berli- 20 ner Modell der kooperativen Baulandentwicklung“ eingeführt. 22 Seit 2017 sollen mindestens 3.000 neue geförderte Wohnun- 15 0 0 gen pro Jahr entstehen. weniger 25 % 25 bis 30 % 30 bis 50 % über 50 % Im Jahr 2017 wurden 3.132 geförderte Wohneinheiten durch Private Investoren Wohnungsbaugen. das IBB-Wohnungsneubauprogramm bewilligt. Dies entsprach Komm. Wohnungesell. einer Förderquote von 43 % in den geförderten Projekten. Die meisten geförderten Wohneinheiten werden in den Bezirken Quelle: bulwiengesa Lichtenberg und Tempelhof-Schöneberg entstehen. In den In den derzeit im Verfahren befindlichen Bebauungsplänen, die kommenden Jahren soll die Zahl der durch die Investitionsbank noch eine 25-%-Förderquote ausweisen, könnten insgesamt Berlin geförderten Wohnungen jährlich um 500 Einheiten auf etwa 7.600 mietpreisgebundene Wohneinheiten realisiert wer- 5.000 Wohnungen im Jahr 2021 gesteigert werden. den. © bulwiengesa AG 2018 – P1802-4317 Seite 14
WOHNUNGSMARKTSTUDIE BERLIN bulwiengesa IM AUFTRAG DES BFW LANDESVERBANDES BERLIN/BRANDENBURG Geförderte Wohneinheiten nach Förderquote im Projekt Fazit 2021 Die stetig wachsende Einwohnerzahl in der Hauptstadt lässt die Wohnungsnachfrage weiter steigen. Auf der Basis der 2020 aktuellen bulwiengesa-Daten werden bis 2021 insgesamt über 85.000 Geschosswohnungen realisiert. Die Zielgröße 2019 von jährlich 20.000 Neubaueinheiten wird vermutlich nicht er- reicht, zumal der Wohnungsmarkt bereits heute angespannt 2018 ist. 2017 Räumliche Schwerpunkte des Baugeschehens sind die östli- chen Stadtteile Mitte, Friedrichshain und Treptow. In Berlin 2016 dominiert der Mietwohnungsbau, dessen Bedeutung bis 2021 weiter steigen wird. In den Außenbezirken werden 0 500 1.000 1.500 2.000 2.500 mehrheitlich neue Mietwohnungen und in den Berliner Innen- Wohneinheiten bereichen Eigentums- und Mietwohnungen zu etwa gleich weniger als 25 % 30 bis 50 % Anteilen entstehen. 25 bis 30 % über 50 % Private Akteure bestimmen das Baugeschehen, wobei die Quelle: bulwiengesa kommunalen Wohnungsgesellschaften ihre Bedeutung erhö- hen. Die Bautätigkeit von preisgedämpftem Mietwohnungsbau wächst durch das „Berliner Modell der kooperativen Bauland- entwicklung“. Den Großteil der preisgebundenen Wohnein- heiten realisieren die kommunalen Wohnungsgesellschaften. Private Investoren werden über einen städtebaulichen Ver- trag zum Bau von 30 % als preisgebundenem Mietwohnraum angehalten. Der Anteil preisgedämpfter Wohneinheiten liegt in Berlin bei insgesamt rund 19 % am Mietwohnungsvolumen und etwa 10 % am gesamten Neubaugeschehen. Die Anzahl an geför- derten Wohneinheiten in Berlin wird weiter zunehmen. Die angestrebte Menge reicht jedoch nicht aus und müsste auf jährlich 10.000 Wohnungen verdoppelt werden, um die derzeit etwa 75.000 Wohneinheiten, die bis 2027 vollständig aus der Belegungsbindung entfallen, zu ersetzen. © bulwiengesa AG 2018 – P1802-4317 Seite 15
WOHNUNGSMARKTSTUDIE BERLIN bulwiengesa IM AUFTRAG DES BFW LANDESVERBANDES BERLIN/BRANDENBURG 6 AUSBLICK, HERAUSFORDERUNGEN bei ist die Anzahl leerstehender Wohnungen vermutlich noch niedriger, da seit der Zensuserhebung 2011 keine Vollerhebung UND EMPFEHLUNGEN des Leerstandes durchgeführt wurde. Wohnungsneubaubedarf höher als Bauaktivität Die aktuellen Fertigstellungszahlen verfehlen das Ziel der Se- natsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen. Bis 2021 Lange Verfahren und Kapazitätsengpässe führen u. a. dazu, müssten jährlich 20.000 Wohnungen errichtet werden. Dabei dass das derzeitige Wohnungsangebot die Nachfrage nicht ist dieses Ziel nach Einschätzung von bulwiengesa noch zu ge- deckt, obwohl die höchsten Fertigstellungszahlen seit Ende der ring, um einen ausgeglichenen Markt zu erzeugen. Die bulwi- 1990er Jahren für eine dynamische Bautätigkeit sprechen. Es engesa-Prognose geht bis 2030 von einem jährlichen Neubau- ist zu erwarten, dass die Zahl der Einwohner und Haushalte bedarf für Berlin von rund 19.000 Wohneinheiten aus im Ge- weiterhin schneller steigen wird als die Wohnungsanzahl, die gensatz zu dem Ziel von 14.000 Wohneinheiten der Senatsver- durch Neubau realisiert wird. waltung für Stadtentwicklung und Umwelt. Durch diese Entwicklung ist ein sehr angespannter Wohnungs- Somit sind die aktuellen und die zu erwartenden Fertigstel- markt entstanden, in dem die Leerstandsquote von 1,6 % laut lungszahlen noch deutlich steigerbar, ehe Angebotsüberhänge IBB-Wohnungsmarktbericht 2017 deutlich unter der Fluktuati- entstehen. Die aktuelle Bautätigkeit trägt zu keinen Entlas- onsreserve für einen ausgeglichenen Markt von 3 % liegt. Da- tungseffekten bei. Wohnungsneubaubedarf 25.000 20.000 Anzahl Wohneinheiten 15.000 10.000 5.000 0 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 20 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 SenStadtWohn Bedarf p. a. bulwiengesa Bedarf p. a. bulwiengesa Pipeline Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, bulwiengesa © bulwiengesa AG 2018 – P1802-4317 Seite 16
WOHNUNGSMARKTSTUDIE BERLIN bulwiengesa IM AUFTRAG DES BFW LANDESVERBANDES BERLIN/BRANDENBURG Die Politik ist entsprechend in der Verantwortung, auf breiter Empfehlenswert ist eine großzügigere Erteilung von Abwei- Ebene den Wohnungsneubau mit entsprechenden Maßnah- chungen und Befreiungen von den Festsetzungen der Bebau- men zu fördern, zu vereinfachen und zu beschleunigen. Diese ungspläne bzw. von den Zulässigkeitswerten bei der Beurtei- müssen sowohl auf rechtlicher Ebene hinsichtlich Planungs- lung nach § 34 BauGB (Baumasse, Abstandsflächen, Ge- schossigkeit, Gebäudehöhe etc.). und Genehmigungsverfahren als auch auf politischer Ebene bezüglich der Prioritätensetzung und Zuständigkeitsverteilung sowie bei der Liegenschaftspolitik erfolgen. Im Einzelnen um- Vereinfachte Zulässigkeitsprüfung bei Nachverdichtungen fasst dies: Vor allem in bereits dicht besiedelten und nachgefragten In- nenstadtbereichen können bei Nachverdichtungsmaßnahmen, Bezirks- und Landesebene führen zu Konflikten Innenhofbebauungen oder Dachgeschossaufstockungen zu- sätzliche Wohnungen geschaffen werden Die Forderungen der Senatsverwaltung kollidieren oft mit den Vorstellungen der Stadtbezirke. Diese haben sich zuletzt öfter Empfehlenswert ist eine vereinfachte Zulässigkeitsprüfung der gegen großflächige Bebauungspläne ausgesprochen. Teilweise Nachverdichtungsmaßnahmen. war dies Bürgerprotesten geschuldet oder der nicht kurzfristig realisierbaren Verpflichtung zur Schaffung von sozialer Infra- struktur. Auch verschiedene Senatsverwaltungen untereinander haben bei einigen Projekten unterschiedliche Ziele. Lange Verfahren und Auflagen dämpfen Wohnungsbau Empfehlenswert ist daher eine eindeutige Priorisierung der Politische Maßnahmen wie das „Berliner Modell der kooperati- Notwendigkeit des Wohnungsneubaus und der Zurückstellung ven Baulandentwicklung“ verteuern Bauvorhaben und machen anderer Belange. die Realisierung komplexer. Lange Bebauungsplanverfahren und Genehmigungszeiten in der Hauptstadt, unter anderem aufgrund von Personalmangel, schrecken ebenfalls ab. Auf- grund der ungünstigen Rahmenbedingungen bevorzugen viele Häufiger und großzügiger § 34 BauGB anwenden Investoren mittlerweile Gewerbeimmobilien. Dies schlägt sich in steigenden Projektentwicklungszahlen im Gewerbesegment Baugrundstücke zur Realisierung von Wohnungsneubau, die nieder. ohne Bebauungsplanverfahren entwickelt werden können, sind immer seltener zu finden. Eine Baugenehmigung nach § 34 Empfehlenswert ist, die Notwendigkeit von ergänzenden Gut- BauGB ist schneller und einfacher erteilbar. achten, Schutzmaßnahmen und Verfahrensschritten zur Erlan- gung einer Baugenehmigung individuell zu hinterfragen. Empfehlenswert ist zur Ankurbelung der Bautätigkeit daher die häufigere und großzügigere Anwendung von § 34 BauGB. Einheitliche Entscheidungsstandards wünschenswert Prüfung, welcher und ob B-Plan notwendig ist Aufgrund der Zweistufigkeit von Stadtbezirks- und Senatsebe- ne sind Kommunikations- und Entscheidungsprozesse von Bei innerstädtischen Arealen mit bis zu 2 ha Fläche, auf denen Projekt zu Projekt und von Bezirk zu Bezirk unterschiedlich. mehrheitlich Wohnungsbau entstehen soll, könnte aus Zeit- Einheitliche Standards sind etwa für Verfahrensschritte, Pla- gründen auf Bebauungspläne verzichtet werden. Der freiwillige nungsunterlagen oder Kommunikationsprozesse wünschens- Abschluss von städtebaulichen Verträgen durch Investoren mit wert. Übernahme der Erschließungs- und Folgekosten ist machbar. Empfehlenswert ist die Erarbeitung von allumfänglichen Fach- Empfehlenswert ist eine regelmäßige Prüfung, ob ein Bebau- anweisungen mit Regeln zur Zusammenarbeit der verschiede- ungsplanverfahren notwendig ist. Ggf. können auch ein ver- nen Akteure und deren durchgängige Anwendung. einfachtes Bebauungsplanverfahren oder ein Bebauungsplan der Innenentwicklung zur Anwendung kommen. Bauverpflichtungen einführen Großzügige Erteilung von Abweichungen und Befreiungen Aktuell wird ein erheblicher Anteil von Baugenehmigungen zur „Veredelung und Preissteigerung“ des unbebauten Grundstü- Über die Schaffung von mehr vermietbarer Fläche lässt sich ckes erlangt. Die Verwaltung wird durch diese Spekulation mit mehr Wohnraum realisieren. Diese führt zur Entlastung des Baugrundstücken belastet. Marktes sowie ggf. zu günstigeren Mieten und Kaufpreisen. Empfehlenswert ist mit Ausreichung einer Baugenehmigung eine Verpflichtung zum Baustart innerhalb eines festzulegen- © bulwiengesa AG 2018 – P1802-4317 Seite 17
WOHNUNGSMARKTSTUDIE BERLIN bulwiengesa IM AUFTRAG DES BFW LANDESVERBANDES BERLIN/BRANDENBURG den Zeitraumes. Dies könnten, wie die Gültigkeit der Bauge- nehmigung, drei Jahre sein. Sollte dies nicht geschehen, wird Fazit eine Strafgebühr fällig. Zur Anwendung sollte diese Regelung kommen, wenn die Verzögerungen nicht durch den Projektent- Laut bulwiengesa-Prognose sollten bis 2030 jährlich mindes- wickler verschuldet sind. tens 19.000 neue Wohnungen zur Nachfragedeckung entste- hen. Die von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen angesetzten 14.000 neuen Wohnungen sind nicht Nachverdichtung von Einzelhandels- und Gewerbearealen ausreichend, um die zuziehende sowie bereits vor Ort leben- de Bevölkerung mit angemessenem Wohnraum zu versor- Viele Gewerbegrundstücke, insbesondere von klassischen Ein- gen. Bei einer aktuellen Leerstandsrate von 1,6 % sind auch zelhandelsdiscountern, sind extensiv genutzt und weisen nur eine sehr geringe Bebauungsmasse auf. Sie eignen sich meist im Bestand kaum noch Reserven zu heben. gut für den Mietwohnungsbau. Insbesondere in gefragten In- nenstadtlagen sind Verdichtungsmaßnahmen mit einer Einzel- Sollte die Bautätigkeit kurzfristig nicht spürbar anziehen, wird handelsnutzung im Erdgeschoss und Mietwohnungen in den es zu dramatischen Wohnungsengpässen und Marktverzer- Obergeschossen sinnvoll. rungen kommen. Die Politik ist entsprechend in der Pflicht, den Wohnungsneubau mit umfassenderen Maßnahmen zu Empfehlenswert ist eine aktive Ansprache von Eigentümern fördern, zu vereinfachen und zu beschleunigen. extensiv genutzter Einzelhandels- und Gewerbegrundstücke. Grundstücksangebot erhöhen Wenig genutzte Flächen – insbesondere gewerbliche Areale in Wohnquartieren – und nicht mehr benötigte Flächen – wie Bahnflächen, Krankenhausflächen etc. – könnten zu Wohnbau- flächen umgewandelt werden. Empfehlenswert ist eine Überprüfung aller nicht wohnungswirt- schaftlich genutzten Flächen hinsichtlich einer möglichen Um- nutzung. Die Einführung, eines der Öffentlichkeit zugänglichen Informationssystems zur Aktivierung von Grundstücken, ist sinnvoll. © bulwiengesa AG 2018 – P1802-4317 Seite 18
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