Bulwiengesa - WOHNUNGSMARKTSTUDIE BERLIN im Auftrag des BFW Landesverbandes Berlin/Brandenburg

Die Seite wird erstellt Ulrich Böhme
 
WEITER LESEN
Bulwiengesa - WOHNUNGSMARKTSTUDIE BERLIN im Auftrag des BFW Landesverbandes Berlin/Brandenburg
bulwiengesa

WOHNUNGSMARKTSTUDIE BERLIN
im Auftrag des BFW Landesverbandes Berlin/Brandenburg
Auftraggeber:   BFW Landesverband Berlin/Brandenburg
                Französische Straße 55
                10117 Berlin                           Berlin, 19. September 2018
Bulwiengesa - WOHNUNGSMARKTSTUDIE BERLIN im Auftrag des BFW Landesverbandes Berlin/Brandenburg
WOHNUNGSMARKTSTUDIE BERLIN                                                                                          bulwiengesa
IM AUFTRAG DES BFW LANDESVERBANDES BERLIN/BRANDENBURG

INHALTSVERZEICHNIS
                                                                                                                                                Seite

1        VORBEMERKUNGEN UND METHODIK                                                                                                               1

2        ZUSAMMENFASSUNG                                                                                                                           2

3        RAHMENBEDINGUNGEN FÜR DEN WOHNUNGSBAU                                                                                                     4

4        WOHNUNGSMARKTENTWICKLUNG IN BERLIN                                                                                                        8

5        PROJEKTENTWICKLUNGSMARKT IN BERLIN                                                                                                       11

6        AUSBLICK, HERAUSFORDERUNGEN UND EMPFEHLUNGEN                                                                                             16

URHEBERRECHTLICHER HINWEIS
Die in dieser Studie vorgelegten Ermittlungen und Berechnungen sowie           doch nur mit Quellenangabe) für die gemäß Angebot/Auftrag vereinbar-
die durchgeführten Recherchen wurden nach bestem Wissen und mit                te Zweckbestimmung weiterzugeben. Vervielfältigungen, Veröffentli-
der nötigen Sorgfalt auf der Grundlage vorhandener oder in der Bear-           chungen und Weitergabe von Inhalten an Dritte in jeglicher Form sind
beitungszeit zugänglicher Quellen erarbeitet. Eine Gewähr für die sach-        grundsätzlich nur mit vorheriger schriftlicher Genehmigung der bulwien-
liche Richtigkeit wird nur für selbst ermittelte und erstellte Informationen   gesa AG und nur mit Angabe der Originalquelle gestattet. Ausgenom-
und Daten im Rahmen der üblichen Sorgfaltspflicht übernommen. Eine             men ist die Verwendung der Studie oder Teile davon für Vermarktungs-
Gewähr für die sachliche Richtigkeit für Daten und Sachverhalte aus            prospekte, hier ist ausnahmslos die vorherige schriftliche Einwilligung
dritter Hand wird nicht übernommen.                                            der bulwiengesa AG einzuholen.

Die Ausfertigungen dieser Studie bleiben bis zur vollständigen Bezah-          Interpretiert und bewertet werden die Ergebnisse vor dem Hintergrund
lung des vereinbarten Honorars unser Eigentum. Die Studie ist urheber-         der Erfahrungen der bulwiengesa AG in ihrer deutschland- und europa-
rechtlich geschützt und bei der bulwiengesa AG registriert. Alleine die        weiten Forschungs- und Beratungstätigkeit.
Auftraggeber sind berechtigt, die Studie oder Auszüge davon (diese je-

    bulwiengesa AG

    Wallstraße 61                  Vorstand:             Aufsichtsratsvorsitzender:   Hauptsitz: Berlin            HypoVereinsbank München
    10179 Berlin                   Ralf-Peter Koschny    Bernhard H. Hansen           Rechtsform: AG               BLZ: 70020270, Kto.: 4410433058
    Tel. +49 30 27 87 68-0         Thomas Voßkamp        info@bulwiengesa.de          USt-ID: DE 164508347         BIC: HYVEDEMMXXX
    Fax +49 30 27 87 68-68                               www.bulwiengesa.de           Charlottenburg HRB 95407 B   IBAN: DE13700202704410433058

© bulwiengesa AG 2018 – P1802-4317
Bulwiengesa - WOHNUNGSMARKTSTUDIE BERLIN im Auftrag des BFW Landesverbandes Berlin/Brandenburg
WOHNUNGSMARKTSTUDIE BERLIN                                                                        bulwiengesa
IM AUFTRAG DES BFW LANDESVERBANDES BERLIN/BRANDENBURG

1      VORBEMERKUNGEN UND METHODIK                                In der Analyse werden daher jeweils Projekte mit Fertigstel-
                                                                  lungszeitraum ab zwei Jahre vor Studienjahr bis einschließlich
                                                                  drei Jahre nach Studienjahr berücksichtigt. Geplante Vorhaben
Im Auftrag des BFW Landesverbandes Berlin/Brandenburg
                                                                  fließen in die Untersuchung ein, soweit zumindest eine exakte
e. V. untersucht die vorliegende Studie den Wohnungsmarkt in
                                                                  Verortung und eine grobe Wohnungsanzahl bzw. ein Wohnflä-
der Hauptstadt. Hierbei werden die aktuellen Strukturen des
                                                                  chenvolumen bekannt und der Baubeginn in absehbarer Zeit
Projektentwicklermarktes bis Ende 2021 in qualitativer und
                                                                  möglich ist.
quantitativer Hinsicht sowie die Neubautätigkeit analysiert.

                                                                  Zu den Projekten liegen mindestens Informationen zu Entwick-
Für die Studie wurden insgesamt 885 Datensätze der firmenei-
                                                                  lungsstatus, Wohnungstyp, Investorenart sowie Flächen- und
genen Objektdatenbank ausgewertet. Die Untersuchung be-
                                                                  Wohneinheitenvolumina vor. Liegen das Flächenvolumen so-
rücksichtigt alle als Neubauten errichteten wohnungswirtschaft-
                                                                  wie die Wohneinheitenanzahl als Originalinformation nicht vor,
lichen Projekte im Geschosswohnungsbau unabhängig von ih-
                                                                  so werden diese Angaben mit etablierten Methoden geschätzt.
rer Wohnfläche.

                                                                  Bei der Investorenstruktur wird zwischen privaten Investoren,
Für die vorliegende Studie wurde der Zeitraum von 2016 bis
                                                                  kommunalen Wohnungsunternehmen und Wohnungsbauge-
2021 gewählt. Dieser entspricht im Wesentlichen der aktuellen
                                                                  nossenschaften inklusive Baugruppen unterschieden.
Legislaturperiode in Berlin.

                                       Untersuchungsraum Berlin

Quelle: bulwiengesa

© bulwiengesa AG 2018 – P1802-4317                                                                                        Seite 1
Bulwiengesa - WOHNUNGSMARKTSTUDIE BERLIN im Auftrag des BFW Landesverbandes Berlin/Brandenburg
MARKTBERICHT                                                                                        bulwiengesa
IMMOBILIENINVESTMENTS IN DEUTSCHLAND

2             ZUSAMMENFASSUNG                                    ren und bauen immer mehr kleinere und kompaktere Wohnun-
                                                                 gen.
Hochkomplexe Mieten- und Wohnungsbaupolitik in Berlin
                                                                 Insbesondere Familien mit Kindern, aber auch Senioren fällt so
Berlin erfährt aktuell eine bisher noch nie vorhandene Dyna-     eine Versorgung mit passendem, bezahlbarem Wohnraum im-
mik, jedoch herrscht kein konstruktives Bau- und Wachstums-      mer schwerer. Die Fortzüge aus Berlin in das Brandenburgi-
klima. Hierfür gibt es verschiedene Gründe. Zum einen brem-      sche Umland haben sich daher allein in den vergangenen fünf
sen die Verknappung von Bauland, steigende Investitionskos-      Jahren auf mehr als 10.000 Einwohner jährlich verdoppelt.
ten und lange Verfahrensprozesse die Bautätigkeit.
                                                                 Die gegenseitige Beeinflussung der Wohnungsmärkte sollte
Außerdem dämpfen viele Auflagen im Rahmen der Planungs-          dazu führen, dass eine Berliner Stadtentwicklungspolitik die ge-
und Genehmigungsprozesse, Bürgerproteste und knappe Ka-          samte Hauptstadtregion im Fokus hat. Aus Sicht von bulwien-
pazitäten im Baugewerbe den Wohnungsneubau in der Haupt-         gesa wird die positive Einwohner- und Beschäftigungsentwick-
stadt deutlich.                                                  lung Berlins gebremst. Das wachstumsfördernde Standort-
                                                                 merkmal günstiger und verfügbarer Wohnraum ist kaum noch
Diese Entwicklungen führen u. a. dazu, dass sich Planungspro-    vorhanden, sodass sich auch die Ansiedlungsbedingungen für
zesse im Wohnungsneubau, insbesondere wenn ein Bebau-            die Wirtschaft verschlechtern.
ungsplan erstellt werden muss, über mehrere Jahre hinziehen.
Die aktuelle Bautätigkeit wird daher von Bebauungsplänen der
vorherigen Senatoren getragen.                                   Bautätigkeit insbesondere von Mietwohnungen steigt

Die Planungsprozesse müssen somit dringend beschleunigt          Die stetig wachsende Einwohneranzahl in der Hauptstadt lässt
werden, da bereits heute geringere Fertigstellungszahlen in      die Wohnungsnachfrage weiter steigen. Auf der Basis der aktu-
fünf bis acht Jahren abzusehen sind.                             ellen bulwiengesa-Daten werden bis 2021 insgesamt über
                                                                 85.000 Geschosswohnungen realisiert. Die Zielgröße von jähr-
                                                                 lich 20.000 Neubaueinheiten wird vermutlich nicht erreicht, zu-
Wohnungsneubau muss Priorität haben                              mal der Wohnungsmarkt bereits heute angespannt ist.

Berlin befindet sich aktuell in einer starken Wachstumsphase.    Räumliche Schwerpunkte des Baugeschehens sind die östli-
Die positive Bevölkerungsentwicklung wird insbesondere durch     chen Stadtteile Mitte, Friedrichshain und Treptow. In Berlin do-
Zuzüge getragen und mündet in einer starken Nachfrage nach       miniert der Mietwohnungsbau, dessen Bedeutung bis 2021
Wohnraum. Zwar stiegen in den vergangenen Jahren die Ge-         weiter steigen wird. In den Außenbezirken werden mehrheitlich
nehmigungszahlen unterstützt durch wohnungspolitische Maß-       neue Mietwohnungen und in den Berliner Innenbereichen Ei-
nahmen deutlich an, aber die Anzahl der Fertigstellungen ist     gentums- und Mietwohnungen zu etwa gleich Anteilen entste-
bisher nur etwa halb so hoch. Verzögerungen durch lange Pla-     hen.
nungs- und Genehmigungsprozesse lassen viele Projekte
deutlich später starten.                                         Private Akteure bestimmen das Baugeschehen, wobei die kom-
                                                                 munalen Wohnungsgesellschaften ihre Bedeutung erhöhen.
Viele Grundstücke werden mit Baurecht weiterverkauft, da sich
die Preise im Zeitraum von 2012 bis 2017 versiebenfacht ha-      Die Bautätigkeit       von preisgedämpftem Mietwohnungsbau
ben. Dadurch steigen auch die Miet- und Kaufpreise sehr          wächst durch das      „Berliner Modell der kooperativen Bauland-
schnell, sodass die Erschwinglichkeit von Wohnraum in den        entwicklung“. Den     Großteil der preisgebundenen Wohneinhei-
vergangenen Jahren stetig gesunken ist. Die Entwickler reagie-   ten realisieren die   kommunalen Wohnungsgesellschaften. Pri-

© bulwiengesa AG 2018 – P1802-4317                                                                                         Seite 2
Bulwiengesa - WOHNUNGSMARKTSTUDIE BERLIN im Auftrag des BFW Landesverbandes Berlin/Brandenburg
WOHNUNGSMARKTSTUDIE BERLIN                                                                          bulwiengesa
IM AUFTRAG DES BFW LANDESVERBANDES BERLIN/BRANDENBURG

vate Investoren werden über einen städtebaulichen Vertrag          Vielfältige Maßnahmen empfehlenswert
zum Bau von 30 % als preisgebundenem Mietwohnraum ange-
halten.                                                            Folgende zehn Empfehlungen und Maßnahmen würden zur Er-
                                                                   höhung der Bautätigkeit aus Sicht von bulwiengesa beitragen:
Der Anteil preisgedämpfter Wohneinheiten liegt in Berlin bei
insgesamt rund 19 % am Mietwohnungsvolumen und etwa                1.    Auf Bezirks- und Landesebene Priorisierung des Woh-
10 % am gesamten Neubaugeschehen. Die Anzahl an geför-                   nungsneubaus mit Zurückstellung anderer Belange
derten Wohneinheiten in Berlin wird weiter zunehmen.
                                                                   2.    Häufiger und großzügiger § 34 BauGB anwenden
Die angestrebte Menge reicht jedoch nicht aus und müsste auf
                                                                   3.    Prüfung, welcher und ob B-Plan notwendig ist
jährlich 10.000 Wohnungen verdoppelt werden, um die derzeit
etwa 75.000 Wohneinheiten, die bis 2027 vollständig aus der
                                                                   4.    Großzügige Erteilung von Abweichungen und Befreiun-
Belegungsbindung entfallen, zu ersetzen.                                 gen von B-Plan-Festsetzungen bzw. bei Beurteilung nach
                                                                         § 34 BauGB

Wohnungsbedarf höher als von SenStadtWohn angesetzt                5.    Vereinfachte Zulässigkeitsprüfung bei Nachverdichtungen
                                                                         wie Innenhofbebauung oder Dachgeschossausbau
Laut bulwiengesa-Prognose sollten bis 2030 jährlich mindes-
tens 19.000 neue Wohnungen zur Nachfragedeckung entste-            6.    Notwendigkeit von ergänzenden Gutachten/Verfahrens-
hen. Die von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und               schritten für Baugenehmigung individuell hinterfragen
Wohnen angesetzten 14.000 neuen Wohnungen sind nicht
                                                                   7.    Einheitliche Entscheidungsstandards und deren durch-
ausreichend, um die zuziehende sowie bereits vor Ort lebende
                                                                         gängige Anwendung wünschenswert
Bevölkerung mit angemessenem Wohnraum zu versorgen. Bei
einer aktuellen Leerstandsrate von 1,6 % sind auch im Bestand      8.    Bauverpflichtungen mit Ausreichung einer Baugenehmi-
kaum noch Reserven zu heben.                                             gung einführen, wobei nicht durch den Projektentwickler
                                                                         verschuldete Verzögerungen berücksichtigt werden
Sollte die Bautätigkeit kurzfristig nicht spürbar anziehen, wird
es zu dramatischen Wohnungsengpässen und Marktverzerrun-           9.    Nachverdichtung von extensiv genutzten Einzelhandels-
gen kommen. Die Politik ist entsprechend in der Pflicht, den             und Gewerbearealen mit Wohnungsbau
Wohnungsneubau mit umfassenderen Maßnahmen zu fördern,
zu vereinfachen und zu beschleunigen.                              10.   Grundstücksangebot durch Umwandlung von gewerbli-
                                                                         chen Arealen in klassischen Wohnquartieren oder ehe-
                                                                         maligen Infrastrukturflächen zu wohnungswirtschaftlichen
                                                                         Flächen erhöhen

© bulwiengesa AG 2018 – P1802-4317                                                                                         Seite 3
Bulwiengesa - WOHNUNGSMARKTSTUDIE BERLIN im Auftrag des BFW Landesverbandes Berlin/Brandenburg
WOHNUNGSMARKTSTUDIE BERLIN                                                                       bulwiengesa
IM AUFTRAG DES BFW LANDESVERBANDES BERLIN/BRANDENBURG

3      RAHMENBEDINGUNGEN FÜR DEN                                 Des Weiteren wurde 2014 das „Berliner Modell der kooperati-
                                                                 ven Baulandentwicklung“ eingeführt. Damit werden berlinweit
       WOHNUNGSBAU                                               einheitliche Regelungen für den Abschluss städtebaulicher Ver-
                                                                 träge im Rahmen von Bebauungsplanverfahren umgesetzt. Mit
Hochkomplexe Miet- und Wohnungsbaupolitik in Berlin
                                                                 Hilfe des Berliner Modells wird die Übernahme von Kosten für
Berlin befindet sich aktuell in einer starken Wachstumsphase.    soziale und technische Infrastruktur über einen mit dem
Um der zunehmenden Wohnungsknappheit durch den Einwoh-           Investor zu schließenden städtebaulichen Vertrag geregelt.
neranstieg zu begegnen, unterstützt das Land Berlin den Woh-
nungsneubau durch stadtentwicklungspolitische Maßnahmen.         Die Quote für mietpreis- und belegungsgebundenen Wohn-
                                                                 raum wurde gemäß der „Leitlinie für den Abschluss städtebauli-
Ein wichtiger Baustein der Senatsverwaltung für Stadtentwick-    cher Verträge“ zum 01.02.2018 auf einen Anteil von 30 % der
lung und Wohnen sind beispielsweise die Bündnisse mit woh-       Geschossfläche für Wohnnutzung von ehemals 25 % der Woh-
nungs- und bauwirtschaftlichen Verbänden, den Bezirken und       nungen erhöht. Dabei gab es für den Abschluss von städtebau-
den landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften.                     lichen Verträgen eine Übergangsfrist bis zum 31.07.2018.

Außerdem gibt es eine Wohnungsbauleitstelle, die zentrale An-    Bis zu diesem Termin wurden seit Einführung des Berliner Mo-
laufstelle für alle Akteure ist. Um den Wohnungsneubau zu be-    dells 2014 insgesamt 49 städtebauliche Verträge mit rund
schleunigen, unterstützt sie die Zusammenarbeit zwischen Be-     20.000 Wohnungen, davon circa 4.000 mietpreis- und bele-
hörden, Vorhabenträgern und allen weiteren Beteiligten.          gungsgebundene Wohneinheiten, abgeschlossen.

                                             Miet- und Wohnungsbaupolitik in Berlin

Quelle: Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen

© bulwiengesa AG 2018 – P1802-4317                                                                                       Seite 4
Bulwiengesa - WOHNUNGSMARKTSTUDIE BERLIN im Auftrag des BFW Landesverbandes Berlin/Brandenburg
WOHNUNGSMARKTSTUDIE BERLIN                                                                                                            bulwiengesa
IM AUFTRAG DES BFW LANDESVERBANDES BERLIN/BRANDENBURG

Der lange Weg zu einer Neubauwohnung                               Anzahl der festgesetzten B-Pläne sinkt

Zur Realisierung eines Neubauprojekts sind auf der Projektent-     In den letzten 20 Jahren wurden insgesamt 1.073 B-Pläne in
wicklerseite verschiedene Schritte zu berücksichtigen. Der Pro-    Berlin festgesetzt. In den vergangenen fünf Jahren erfolgte die
zess beinhaltet die Projektinitiierung und -konzeption sowie die   Aufstellung von 222 neuen Bebauungsplänen, welche noch
Erstellung und, bei Trading-Developments, die Vermarktung          nicht festgesetzt sind. Bei 71 der im Verfahren befindlichen Be-
des Gebäudes mit dem Ziel der Gewinnmaximierung.                   bauungspläne werden Wohnungen realisiert.

Für den idealtypischen Ablauf einer Projektentwicklung ohne
                                                                                                        Festgesetzte Bebauungspläne 1998 - 2018
Aufstellung eines neuen Bebauungsplans wird in der Theorie
eine Dauer von drei bis fünf Jahren angesetzt.                                                    350                                                          180

                                                                                                  300                                                          160

                                                                                                                                                                      Ø Bearbeitungsdauer in Monaten
Verfahrensprozesse verlangsamen Neubebauung

                                                                    Anzahl festgesetzte B-Pläne
                                                                                                  250                                                          140
Eine Projektentwicklung verlängert sich jedoch, sobald für das
Grundstück ein neuer Bebauungsplan erstellt werden muss.                                          200                                                          120
§ 9 Baugesetzbuch (BauGB) regelt u. a. die mögliche Nutzung
der verschiedenen Flächen, die Bebauungsdichte und -höhe                                          150                                                          100
aller Grundstücke, die im Geltungsbereich des Bebauungs-
plans liegen. Die Regelungen des Bebauungsplans sind                                              100                                                          80
rechtsverbindlich.
                                                                                                   50                                                          60
Das Bebauungsplanverfahren gliedert sich in folgende vier
Phasen:                                                                                             0                                                          40
                                                                                                        19
                                                                                                             20
                                                                                                                  20
                                                                                                                       20
                                                                                                                            20
                                                                                                                                 20
                                                                                                                                      20
                                                                                                                                           20
                                                                                                                                                20
                                                                                                                                                     20
                                                                                                                                                          20
1. Phase: Planungsbeginn/Verfahrenseröffnung
                                                                                                          98
                                                                                                               00
                                                                                                                    02
                                                                                                                         04
                                                                                                                              06
                                                                                                                                   08
                                                                                                                                        10
                                                                                                                                             12
                                                                                                                                                  14
                                                                                                                                                       16
                                                                                                                                                            18
2. Phase: Gestaltung                                                                                         B-Pläne                         Bearbeitungsdauer
3. Phase: Entscheidung
                                                                    Quelle: bulwiengesa basierend auf Daten der Senatsverwaltung für
4. Phase: Festsetzung                                               Stadtentwicklung und Wohnen

Quelle: bulwiengesa

© bulwiengesa AG 2018 – P1802-4317                                                                                                                                   Seite 5
Bulwiengesa - WOHNUNGSMARKTSTUDIE BERLIN im Auftrag des BFW Landesverbandes Berlin/Brandenburg
MARKTBERICHT                                                                                                     bulwiengesa
IMMOBILIENINVESTMENTS IN DEUTSCHLAND

Im Jahr 2006 wurden überproportional viele Bebauungspläne                       2017er B-Pläne brauchten 12 Jahre
festgesetzt. Diese betrafen Gebiete wie die Lehrter Straße und
den Hauptbahnhof, die Wasserstadt Spandau sowie Alt Stralau                     Zur Dauer von Bebauungsplanverfahren gibt es keine Statisti-
und die Schöneberger Linse.                                                     ken zumal einzelne Verfahrensschritte auch parallel erfolgen
                                                                                bzw. wiederholt werden. Die Stadt Berlin gibt die Dauer für ein
                                                                                vereinfachtes Verfahren nach § 13 BauGB mit etwa 18 Mona-
                 Übersicht Bebauungpläne in Bezirken
                                                                                ten an. Ein normales Verfahren würde etwa die doppelte Zeit in
                             1998 - 2018
                                                                                Anspruch nehmen.
                                         Anzahl     Ø Dauer in Monaten
    Charlottenburg-Wilmersdorf             75                95                 Die Realität zeigt jedoch, dass diese Verfahrenszeiten nicht
    Friedrichshain-Kreuzberg               67                71                 eingehalten und bei weitem überschritten werden. Im
    Lichtenberg                            65                73                 gesamten Betrachtungszeitraum 1998 bis 2018 lag die durch-
    Marzahn-Hellersdorf                    88                85                 schnittliche Bearbeitungsdauer bei 95 Monaten (7,9 Jahre).
    Mitte                                 177                95
    Neukölln                               72               148                 Die im Jahr 2017 festgesetzten Bebauungspläne wiesen sogar
    Pankow                                 55                95                 eine durchschnittliche Bearbeitungszeit von 145 Monaten (12,1
                                                                                Jahre) auf. Differenzen bei der Dauer von Bebauungsplanver-
    Reinickendorf                          90                96
                                                                                fahren zwischen den Bezirken resultieren im Wesentlichen aus
    Spandau                               139               110
                                                                                der Personalauslastung, den konkreten örtlichen Rahmenbe-
    Steglitz-Zehlendorf                    62               107
                                                                                dingungen und Regelungsbedarfen sowie aus dem durchge-
    Tempelhof-Schöneberg                   74                73
                                                                                führten bzw. zulässigen Verfahren selbst.
    Treptow-Köpenick                      109                89
    Quelle: bulwiengesa basierend auf Daten der Senatsverwaltung für
    Stadtentwicklung und Wohnen
                                                                                Aktuell nur 24 neue B-Pläne pro Jahr festgesetzt

In den Bezirken Mitte, Spandau und Treptow-Köpenick wurden                      Im Jahr 2006, in einer Stagnationsphase Berlins, wurden in der
seit 1998 die meisten Bebauungspläne aufgestellt.                               Amtszeit der Senatorin Ingeborg Junge-Reyer monatlich durch-
                                                                                schnittlich rund sieben Bebauungspläne festgesetzt.

                                                Idealtypisches Bebauungsplanverfahren in Berlin
       Phase                                         Verfahren                                                        Akteure
                                  Abwägung/Vorlaufsphase/Aufstellungsbeschluss                          Bezirk/Bezirksverordnetenversammlung
                                              (§ 1 Abs. 7 BauGB)
                           Ortsübliche Bekanntmachung des Aufstellungsbeschlusses                                      Bezirk
                                             (§ 2 Abs. 1 BauGB)
Planungsbeginn

                                         Ausarbeitung eines Planentwurfs                                               Bezirk

                                       Frühzeitige Öffentlichkeitsbeteiligung                                       Öffentlichkeit
                                                (§ 3 Abs. 1 BauGB)
                               Frühzeitige Beteiligung der Träger öffentlicher Belange                               Behörden
                                                 (§ 4 Abs. 1 BauGB)

                                                   Umweltprüfung                                                     Behörden

                                         Billigungs-/Offenlegungsbeschluss                                             Bezirk

                                                Öffentliche Auslegung
Gestaltung

                                                                                                                    Öffentlichkeit
                                                 (§ 3 Abs. 2 BauGB)
                                      Förmliche Beteiligung der Behörden und
                                       sonstigen Träger öffentlicher Belange                                         Behörden
                                                (§ 4 Abs. 2 BauGB)
                                                Abwägungsbeschluss                                                     Bezirk
schei-
dung
 Ent-

                                                   Rechtsprüfung                                                       Senat

                                          Beschluss des Bebauungsplans                                     Bezirksverordnetenversammlung
Fest-

zung
 set-

                                         Festsetzung des Bebauungsplans                                                Bezirk
                                                           Inkrafttreten des Bebauungsplans
Quelle: bulwiengesa basierend auf Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt

© bulwiengesa AG 2017 – A13-0165                                                                                                           Seite 6
Bulwiengesa - WOHNUNGSMARKTSTUDIE BERLIN im Auftrag des BFW Landesverbandes Berlin/Brandenburg
WOHNUNGSMARKTSTUDIE BERLIN                                                                          bulwiengesa
IM AUFTRAG DES BFW LANDESVERBANDES BERLIN/BRANDENBURG

Aktuell werden pro Monat durchschnittlich etwa zwei neue Be-
bauungspläne festgesetzt. Zwar sind die Fertigstellungszahlen        Fazit
aktuell auf einem hohen Niveau, es ist aber davon auszuge-
hen, dass diese aus Bebauungsplänen aus den Amtszeiten               Berlin erfährt aktuell eine bisher noch nie vorhandene Dyna-
von Ingeborg Junge-Reyer, Michael Müller und Andreas Geisel          mik, jedoch herrscht kein konstruktives Bau- und Wachs-
stammen.                                                             tumsklima. Hierfür gibt es verschiedene Gründe. Zum einen
                                                                     bremsen die Verknappung von Bauland, steigende Investiti-
Zusätzlich zur durchschnittlichen Bearbeitungsdauer von knapp        onskosten und lange Verfahrensprozesse die Bautätigkeit.
acht Jahren für die Festsetzung eines Bebauungsplans kom-
men für den Projektentwickler Teile der eigentlichen Projektrea-     Außerdem dämpfen viele Auflagen im Rahmen der Pla-
lisierungsphasen.                                                    nungs- und Genehmigungsprozesse, Bürgerproteste und
                                                                     knappe Kapazitäten im Baugewerbe den Wohnungsneubau
                                                                     in der Hauptstadt deutlich.
           Übersicht festgesetzte Bebauungpläne
                  nach Senatoren ab 1981                             Diese Entwicklungen führen u. a. dazu, dass sich Planungs-
                        Gesamt- Anzahl       Amts-     Amtszeit in   prozesse im Wohnungsneubau, insbesondere wenn ein Be-
                         anzahl je Monat     jahre      Monaten      bauungsplan erstellt werden muss, über mehrere Jahre hin-
 Volker Hassemer          135        2     1991-1996       60        ziehen. Die aktuelle Bautätigkeit wird daher von Bebauungs-
 Peter Strieder           245        3     1996-2004       98        plänen der vorherigen Senatoren getragen.
 Ingeborg Junge-Reyer     631        7     2004-2011       91
 Michael Müller           111        3     2011-2014       36        Die Planungsprozesse müssen somit dringend beschleunigt
 Andreas Geisel            79        3     2014-2016       23        werden, da bereits heute geringere Fertigstellungszahlen in
                                                                     fünf bis acht Jahren abzusehen sind.
 Katrin Lompscher          37        2     im Amt seit 08.12.16
 Quelle: bulwiengesa basierend auf Daten der Senatsverwaltung für
 Stadtentwicklung und Wohnen

Werden alle behördlichen Verfahrens- und Planungsschritte zu-
sammengenommen, kann die Entwicklung eines Bauvorha-
bens mehr als zehn Jahre betragen. Dies bedeutet, dass aktu-
ell im Verfahren befindliche Bebauungspläne und die dort fest-
gesetzten Wohneinheiten in rund zehn Jahren am Markt plat-
ziert werden und den aktuellen Wohnraummangel nicht akut
vermindern können.

Somit dämpfen lange Verfahren und Auflagen, wie geforderte
Zusatzgutachten, die Einhaltung von Schutzzeiträumen bei
Baumfällungen oder die Umsiedlung von Tieren, den Woh-
nungsneubau in der Hauptstadt deutlich. Auch Bürgerproteste
gegen ein Bauvorhaben oder derzeit knappe Kapazitäten im
Baugewerbe lassen in Einzelfällen Projekte und Ausschrei-
bungsverfahren scheitern.

© bulwiengesa AG 2018 – P1802-4317                                                                                          Seite 7
Bulwiengesa - WOHNUNGSMARKTSTUDIE BERLIN im Auftrag des BFW Landesverbandes Berlin/Brandenburg
WOHNUNGSMARKTSTUDIE BERLIN                                                                                                                                        bulwiengesa
IM AUFTRAG DES BFW LANDESVERBANDES BERLIN/BRANDENBURG

4                        WOHNUNGSMARKTENTWICKLUNG IN                                                           Traditionell entwickeln sich die Fertigstellungen und Baugeneh-
                                                                                                               migungen zeitlich verzögert. Zusätzlich mündet nicht jede Ge-
                         BERLIN                                                                                nehmigung in eine Fertigstellung aufgrund von Weiterverkäu-
                                                                                                               fen der anentwickelten Grundstücke. Diese sind mit Baugeneh-
In Berlin nimmt der Wohnungsbau weiter an Fahrt auf
                                                                                                               migung oft wertvoller als zuvor. Außerdem wird mit dem Durch-
                                                                                                               handeln von Grundstücken den Baurisiken hinsichtlich Zeit-
Die Genehmigungs- und Fertigstellungszahlen in der Haupt-
                                                                                                               und Kostenaufwand entgangen. Diese Art von Spekulation ist
stadt steigen seit 2008 stetig an. Während sich die Neubautä-
                                                                                                               in Berlin mit einem Anteil von schätzungsweise 10 bis 20 %
tigkeit von Ein- und Zweifamilienhäusern auf einem konstant
                                                                                                               deutlich ausgeprägter als in anderen deutschen Metropolen.
geringen Niveau befindet, sind beim Geschosswohnungsbau
deutliche Zuwächse aufgrund verstärkter Aktivitäten der kom-
                                                                                                               In den vergangenen zehn Jahren hat sich ein Genehmigungs-
munalen Wohnungsunternehmen insbesondere seit 2014 zu
                                                                                                               überhang von rund 48.000 Wohneinheiten aufgebaut. Die Rea-
verzeichnen.
                                                                                                               lisierungsquote liegt in Berlin derzeit nur bei rund 54 %.

Mit circa 11.400 fertiggestellten Wohneinheiten in Mehrfamilien-
                                                                                                               Ein hoher Genehmigungsüberhang ist insbesondere in den Be-
häusern wurde ein neuer Höchstwert und einem Plus von 26 %
                                                                                                               zirken Mitte und Treptow-Köpenick festzustellen, wobei im Süd-
zum Vorjahr erreicht. Zwar hat sich die Zahl der Fertigstellun-
                                                                                                               osten ein gewisser Anteil von Bauprojekten auf die Fertigstel-
gen deutlich erhöht, reicht aber bei Weitem nicht an die Menge
                                                                                                               lung des Flughafens BER wartet. In Spandau, Neukölln und
der genehmigten Wohnungen heran.
                                                                                                               Marzahn-Hellersdorf mit dem höchsten Überhang ist die Nach-

 Fertigstellungen und Genehmigungsüberhang von Wohnungen in Mehrfamilienhäusern in Berliner Bezirken 2009 - 2017

                        18.000
                        16.000
                        14.000
 Anzahl Wohneinheiten

                        12.000
                        10.000
                         8.000
                         6.000
                         4.000
                         2.000
                            0
                                    e

                                             ow

                                                           ck

                                                                         rg

                                                                                          g

                                                                                                          f

                                                                                                                        rf

                                                                                                                                       f

                                                                                                                                                  lln

                                                                                                                                                                  g

                                                                                                                                                                            u

                                                                                                                                                                                          rf
                                                                                                      or

                                                                                                                                     or
                                 itt

                                                                                          er

                                                                                                                                                                er

                                                                                                                                                                           da
                                                                                                                    do

                                                                                                                                                                                         do
                                                                        be
                                                           ni

                                                                                                                                               kö
                                                                                                     sd

                                                                                                                                 nd
                                         nk
                                 M

                                                                                     zb

                                                                                                                                                             eb

                                                                                                                                                                       an
                                                                                                                   rs

                                                                                                                                                                                     en
                                                      pe

                                                                     n

                                                                                                                                           eu
                                                                                                     er

                                                                                                                                le
                                        Pa

                                                                                      u
                                                                  te

                                                                                                                   le

                                                                                                                                                           ön

                                                                                                                                                                      Sp

                                                                                                                                                                                    ck
                                                       ö

                                                                                   re

                                                                                                                                 h
                                                                                                  ilm

                                                                                                                                           N
                                                                                                               el
                                                                ch
                                                    -K

                                                                                                                              Ze

                                                                                                                                                        ch

                                                                                                                                                                                    ni
                                                                              -K

                                                                                                              -H
                                                                                                -W
                                                 ow

                                                                Li

                                                                                                                                                                                ei
                                                                                                                                                      -S
                                                                                                                            z-
                                                                              in

                                                                                                          hn

                                                                                                                                                                                R
                                                                                                                         lit
                                                                                             rg
                                               pt

                                                                            ha

                                                                                                                                                    of
                                                                                                        za

                                                                                                                      eg
                                                                                          bu
                                                e

                                                                                                                                                  lh
                                                                        hs
                                             Tr

                                                                                                      ar

                                                                                                                                               pe
                                                                                                                    St
                                                                                         n
                                                                       ic

                                                                                     tte

                                                                                                    M

                                                                                                                                              m
                                                                     dr

                                                                                                                                           Te
                                                                                   rlo
                                                                   ie
                                                                Fr

                                                                              ha
                                                                              C

                                                                            Fertiggestellte WE in MFH                        Überhang

Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg

© bulwiengesa AG 2018 – P1802-4317                                                                                                                                                             Seite 8
WOHNUNGSMARKTSTUDIE BERLIN                                                                                                                                           bulwiengesa
IM AUFTRAG DES BFW LANDESVERBANDES BERLIN/BRANDENBURG

frage später angesprungen. Dort sind viele Vorhaben erst in                                            Verstärkter Bau kleiner Wohnungen
der Bau- oder Planungsphase und die Anzahl der Fertigstellun-
gen noch niedrig. Aktuell weisen Pankow sowie die innerstädti-                                         Der Wohnungsbestand in Berlin hat sich zwischen 2011 und
schen Bezirke Mitte und Friedrichshain-Kreuzberg die höchs-                                            2017 um rund 3,2 % bzw. 60.500 Einheiten aufgrund der dyna-
ten Fertigstellungszahlen auf.                                                                         mischeren Bautätigkeit erhöht. Die Anzahl kleiner Wohnungen
                                                                                                       hat prozentual am stärksten zugelegt.

                                    Wohnungsbautätigkeit 2008 - 2017
                                                                                                       Mit dem Bau von Mikroapartments wird auf die gestiegene
                         20.000                                                                        Nachfrage durch temporär in Berlin wohnende Menschen rea-
                                                                                                       giert. Auch die allgemeine Verknappung von Wohnraum, ein-
                         17.500                                                                        hergehend mit steigenden Miet- und Kaufpreisen lässt die
                                                                                                       Nachfrage nach geringeren Wohnflächen wachsen.
                         15.000
  Anzahl Wohneinheiten

                         12.500
                                                                                                         Wohnungsbestand nach Zimmerkategorien 2011 - 2017
                         10.000                                                                                                   16,0
                                                                                                                                  14,0
                          7.500                                                                          Entwicklung in Prozent
                                                                                                                                  12,0
                          5.000                                                                                                   10,0
                                                                                                                                   8,0
                          2.500
                                                                                                                                   6,0
                               0                                                                                                   4,0
                                    20

                                          20

                                                20

                                                         20

                                                               20

                                                                        20

                                                                              20

                                                                                    20

                                                                                          20

                                                                                                20

                                                                                                                                   2,0
                                     08

                                          09

                                                    10

                                                         11

                                                                   12

                                                                        13

                                                                               14

                                                                                    15

                                                                                           16

                                                                                                 17

                                                                                                                                   0,0
                           Genehmigungen MFH                            Genehmigungen Eigenh.                                                                                                     G
                                                                                                                                                                                                   es
                                                                                                                                         1

                                                                                                                                                     2

                                                                                                                                                                 3

                                                                                                                                                                             4

                                                                                                                                                                                         5+
                                                                                                                                                                                                      am
                                                                                                                                         Zi

                                                                                                                                                     Zi

                                                                                                                                                                 Zi

                                                                                                                                                                             Zi
                           Fertigstellungen MFH                         Fertigstellungen Eigenh.

                                                                                                                                                                                          Zi
                                                                                                                                            m

                                                                                                                                                        m

                                                                                                                                                                    m

                                                                                                                                                                                m
                                                                                                                                                                                                         t

                                                                                                                                                                                             m
                                                                                                                                             m

                                                                                                                                                         m

                                                                                                                                                                     m

                                                                                                                                                                                 m

                                                                                                                                                                                              m
                                                                                                                                                er

                                                                                                                                                            er

                                                                                                                                                                        er

                                                                                                                                                                                    er
                           Genehmigungsüberhang

                                                                                                                                                                                                 er
 Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg                                                           Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg

                                                                                                       Die kleineren Wohnungsgrößen werden aufgrund der weiter
Neubau konzentriert sich auf Mietwohnungen                                                             wachsenden Anzahl von Einpersonenhaushalten derzeit sehr
                                                                                                       gut nachgefragt. Der Trend der Verringerung der Wohnflächen
In den Jahren 2013 bis 2016 war der Anteil von Eigentumswoh-                                           wird sich folglich weiter fortsetzen.
nungen am Neubau gleichbleibend hoch. Die politische Forcie-
rung des Baus von Mietwohnungen beispielsweise durch das
Bündnis mit den kommunalen Wohnungsgesellschaften hat                                                  Grundstückskaufpreise explodieren
2017 zu einem Anstieg des Anteils von Mietwohnungen ge-
führt. Dies wird sich in den kommenden Jahren fortsetzen.                                              Die Kaufpreise von unbebauten Grundstücken für Mehrfamili-
                                                                                                       enhäuser haben sich in den vergangenen fünf Jahren fast ver-
               Anteil Eigentumswohnungen an Baufertigstellungen                                        siebenfacht und sind regelrecht explodiert. Areale in gefragten
                                                                                                       Stadtteilen Berlins kosten deshalb nicht selten 3.000 Euro pro
                         100
                                                                                                       qm vermarktbarer Wohnfläche und mehr.
                          80
                                                              55                                       Parallel dazu sank die Anzahl der Verkaufsfälle um 40 %.
  Anteil in Prozent

                                               59                        58          56
                                    66                                                          70     Wichtige Verkäufer der Vergangenheit wie der Berliner Liegen-
                          60
                                                                                                       schaftsfonds, die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben oder
                          40                                                                           das Bundeseisenbahnvermögen, stellen dem Markt kaum noch
                                                                                                       entwicklungsfähige Areale zur Verfügung.
                          20                   41             45         42          44
                                    34                                                          30
                                                                                                       Aber eigentlich gibt es in Berlin noch ausreichend städtische
                           0                                                                           Bauflächen für Wohnungsentwicklungen, die jedoch aufgrund
                                   2012    2013           2014          2015        2016        2017   von beispielsweise Zuständigkeitskonflikten, langen Übertra-
                                          ETW                                Mietwohnungen             gungsabläufen oder politischen Gründen ungenutzt bleiben.
 Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg                                                          Für den letzten Punkt kann als Beispiel die Entwicklung der Eli-
                                                                                                       sabeth-Aue genannt werden.

© bulwiengesa AG 2018 – P1802-4317                                                                                                                                                                      Seite 9
WOHNUNGSMARKTSTUDIE BERLIN                                                                                                                                 bulwiengesa
IM AUFTRAG DES BFW LANDESVERBANDES BERLIN/BRANDENBURG

                                                                                                                          Steigende Miet- und Kaufpreise befördern die Wanderung
                    Transaktionen und Kaufpreise für MFH-Grundstücke
                                       2008 - 2017
                                                                                                                          Infolge der steigenden Miet- und Kaufpreise hat sich die Anzahl
                         400                                                            2.000                             der Fortzüge aus Berlin in das Brandenburgische Umland allein
                         350                                                            1.750                             in den vergangenen fünf Jahren verdoppelt. Mehr als 10.000
 Anzahl Transaktionen

                                                                                                   Kaufpreis in Euro/qm
                         300                                                            1.500                             Einwohner jährlich, vor allem Familien mit Kindern, ziehen fort.
                                                                                                                          Für Personen im Rentenalter ist das Umland ebenfalls attraktiv.
                         250                                                            1.250
                         200                                                            1.000
                                                                                                                          Dies zeigt die starke Verflechtung und auch gegenseitige Be-
                         150                                                            750                               einflussung der Wohnungsmärkte der Region. Eine Berliner
                         100                                                            500                               Stadtentwicklungspolitik sollte daher die gesamte Hauptstadt-
                          50                                                            250                               region im Fokus haben.
                           0                                                            0
                                20
                                     20
                                          20
                                                20
                                                     20
                                                          20
                                                               20
                                                                        20
                                                                             20
                                                                                  20
                                 08
                                      09
                                               10
                                                    11
                                                         12
                                                              13
                                                                   14
                                                                         15
                                                                              16
                                                                                   17

                                                                                                                           Fazit
                                Transaktionen                      Kaufpreis in Euro/qm

 Quelle: Gutachterausschuss für Grundstückswerte in Berlin                                                                 Berlin befindet sich aktuell in einer starken Wachstumspha-
                                                                                                                           se. Die positive Bevölkerungsentwicklung wird insbesondere
                                                                                                                           durch Zuzüge getragen und mündet in eine starke Nachfra-
Diese Angebotsverknappung am Markt wird die Grundstücks-
                                                                                                                           ge nach Wohnraum. Zwar stiegen in den vergangenen Jah-
preise weiter rasant steigen lassen.
                                                                                                                           ren die Genehmigungszahlen unterstützt durch wohnungs-
                                                                                                                           politische Maßnahmen deutlich an, aber die Anzahl der Fer-
                                                                                                                           tigstellungen ist bisher nur etwa halb so hoch. Verzögerun-
Investitionskosten haben sich seit 2009 verdoppelt
                                                                                                                           gen durch lange Planungs- und Genehmigungsprozesse las-
                                                                                                                           sen viele Projekte deutlich später starten.
Der teure Einkauf von Bauland und Grundstücken trägt eben-
falls zur Erhöhung von Mieten und Kaufpreisen im Neubau bei.
                                                                                                                           Viele Grundstücke werden mit Baurecht weiterverkauft, da
Die Investitionskosten pro Quadratmeter Nutzfläche haben sich
                                                                                                                           sich die Preise im Zeitraum von 2012 bis 2017 versieben-
im Vergleich zum Jahr 2009 auf rund 4.300 Euro im Jahr 2017
                                                                                                                           facht haben. Dadurch steigen auch die Miet- und Kaufpreise
verdoppelt.
                                                                                                                           sehr schnell, sodass die Erschwinglichkeit von Wohnraum in
                                                                                                                           den vergangenen Jahren stetig gesunken ist. Die Entwickler
Neben den Grundstückspreisen sind auch die Bau- und Bau-
                                                                                                                           reagieren und bauen immer mehr kleinere und kompaktere
nebenkosten angestiegen. Ein wesentlicher Treiber sind höhe-
                                                                                                                           Wohnungen.
re Qualitäts-, Technik- und Komfortanforderungen wie zum Bei-
spiel die neue Energieeinsparverordnung sowie die technische
                                                                                                                           Insbesondere Familien mit Kindern, aber auch Senioren fällt
Gebäudeausrüstung. Aber auch komplexere und längere Bau-
                                                                                                                           so eine Versorgung mit passendem, bezahlbarem Wohn-
und Planungsverfahren haben zur Steigerung der Investitions-
                                                                                                                           raum immer schwerer. Die Fortzüge aus Berlin in das
kosten beigetragen.
                                                                                                                           Brandenburgische Umland haben sich daher allein in den
                                                                                                                           vergangenen fünf Jahren auf mehr als 10.000 Einwohner
                        Investitionskosten pro qm Nutzfläche 2009 - 2017                                                   jährlich verdoppelt.

                        5.000                                                                                              Die gegenseitige Beeinflussung der Wohnungsmärkte sollte
                                                                                                                           dazu führen, dass eine Berliner Stadtentwicklungspolitik die
                        4.000
                                                                                                                           gesamte Hauptstadtregion im Fokus hat. Aus Sicht von bul-
                        3.000                                                                                              wiengesa wird die positive Einwohner- und Beschäftigungs-
                                                                                                                           entwicklung Berlins gebremst. Das wachstumsfördernde
                        2.000
                                                                                                                           Standortmerkmal günstiger und verfügbarer Wohnraum ist
                        1.000                                                                                              kaum noch vorhanden, sodass sich auch die Ansiedlungsbe-
                                                                                                                           dingungen für die Wirtschaft verschlechtern.
                           0
                                 20

                                          20

                                                20

                                                         20

                                                               20

                                                                        20

                                                                              20

                                                                                       20

                                                                                              20
                                     09

                                           10

                                                    11

                                                          12

                                                                   13

                                                                         14

                                                                                  15

                                                                                        16

                                                                                                17

 Quelle: bulwiengesa auf Datenbasis des Amts für Statistik
 Berlin-Brandenburg

© bulwiengesa AG 2018 – P1802-4317                                                                                                                                                 Seite 10
WOHNUNGSMARKTSTUDIE BERLIN                                                                                       bulwiengesa
IM AUFTRAG DES BFW LANDESVERBANDES BERLIN/BRANDENBURG

5      PROJEKTENTWICKLUNGSMARKT IN                                      Geschosswohnungsbauvolumen deckt nicht Bedarf

       BERLIN                                                           Auch wenn die Projektpipeline in Berlin sukzessive ansteigen
                                                                        wird, deckt diese nicht den von der Senatsverwaltung für Stadt-
Hohe Dynamik auf Berliner Wohnungsmarkt
                                                                        entwicklung und Wohnen im Stadtentwicklungsplan Wohnen
                                                                        bis 2021 jährlich geforderten Bedarf von 20.000 neuen Wohn-
Mit wachsender Einwohnerzahl auf über 3,7 Mio. Bewohner
                                                                        einheiten allein im Geschosswohnungsbau. In diesem Jahr
2017 steigt die Nachfrage nach Wohnraum stetig. Um die Be-
                                                                        werden voraussichtlich nur etwa 14.000 neue Miet- und Eigen-
völkerung mit genügend Wohnungen zu versorgen, muss die
                                                                        tumswohnungen bzw. Apartments fertiggestellt.
Neubautätigkeit zunehmen.

                                                                                               Projektpipeline 2016 - 2021
                       Kennzahlen Berlins
 Daten                                                     Anzahl
 Fläche in ha 2016                                         89.122         2021   318                             12.359
 Einwohner 2017                                          3.711.930
 Einwohner/Quadratkilometer                                 4.165
                                                                          2020        2.262                      17.050
 Wohnungsbestand 2016                                   1.916.517
 Anteil EFH/ZFH an Bestand                                    11 %
 Neubauvolumen 2016 - 2021                              83.376 WE         2019                  8.929            7.549
 Neubauvolumen/1.000 Einwohner                           22,5 WE
 davon ETW/1.000 Einwohner                                 7,7 WE
 davon MW/1.000 Einwohner                                 11,7 WE         2018       521        13.392
 davon Apartments/1.000 Einwohner                          3,1 WE
 Quelle: bulwiengesa; Statistik: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg
                                                                          2017       11.667

Im Zeitraum von 2016 bis 2021 entstehen in bereits fertig-
gestellten, in Bau befindlichen oder konkret geplanten 885 Pro-           2016       9.307
jekten circa 83.000 Geschosswohnungen in der Hauptstadt.

                                                                                 0            4.000      8.000      12.000   16.000   20.000
Auf der Basis der aktuellen Daten ist der Realisierungshöhe-
punkt 2020 zu erwarten, wobei sicherlich ein erheblicher Anteil                                          Wohneinheiten
von Projekten für 2021 noch nicht bekannt ist.
                                                                                      Fertiggestellt       In Bau             In Planung

Das Neubauvolumen im Betrachtungszeitraum liegt in Berlin                Quelle: bulwiengesa
bei 22,5 Wohneinheiten/1.000 Einwohner. Die brandenburgi-
schen Umlandgemeinden im Verflechtungsraum bauen 10 %
pro Kopf mehr.                                                          Beim Planungsvolumen in den Folgejahren muss beachtet wer-
                                                                        den, dass schätzungsweise ein Anteil von 10 bis 20 % spekula-
                                                                        tiv ist. Auch Projektverschiebungen auf spätere Jahre finden
                                                                        häufig statt.

© bulwiengesa AG 2018 – P1802-4317                                                                                                         Seite 11
WOHNUNGSMARKTSTUDIE BERLIN                                                                                      bulwiengesa
IM AUFTRAG DES BFW LANDESVERBANDES BERLIN/BRANDENBURG

Mietwohnungsanteil steigt sukzessive                                            Der Anteil der Eigentumswohnungen wird in den kommenden
                                                                                Jahren auch durch politische Maßnahmen des Senats und die
In dieser Studie wurde in Miet- und Eigentumswohnungen so-                      steigende Bautätigkeit der kommunalen Wohnungsbauunter-
wie Studenten- und Businessapartments unterschieden.                            nehmen von 43 % (2016) auf 30 % (2020) zurückgehen.

                                                                                Damit wird das bis 2016 vorhandene Gleichgewicht zwischen
                      Anteil Produkte an geplanten Baufertigstellungen
                                                                                Miet- und Eigentumswohnungen beim Geschosswohnungsbau
                                                                                zu einer Dominanz der zu vermietenden Wohneinheiten ver-
                       100                                            2
                              13             10     13                          schoben. Der Anteil der Apartments am Baugeschehen, welche
                                     21                       20
                                                                                mehrheitlich zur Miete angeboten werden, ist im Betrachtungs-
                        80
                                                                                zeitraum volatil.
                                                                     57
  Anteil in Prozent

                              44
                        60                   57
                                     44             56                          Der Mietwohnungsbau ist in den Außenbezirken traditionell hö-
                                                              50
                                                                                her, während Apartments vermehrt in den Innenbezirken reali-
                        40                                                      siert werden.

                        20    43                                     41
                                     35      33     31        30                Berlin-Mitte mit Bauschwerpunkt
                         0                                                      In der Hauptstadt liegt der räumliche Schwerpunkt des Bauge-
                             2016    2017   2018   2019      2020   2021        schehens innerhalb des S-Bahn-Ringes. Der Stadtteil Mitte
                               ETW            MW               Apartments       sticht besonders hervor. Außerdem hat der gesamte Flughafen-
                                                                                korridor vom Alexanderplatz über Friedrichshain, Lichtenberg
 Quelle: bulwiengesa
                                                                                und Treptow-Köpenick eine hohe Bau- und Planungsaktivität.

                                                          Räumliche Verteilung der Neubautätigkeit

Quelle: bulwiengesa

© bulwiengesa AG 2018 – P1802-4317                                                                                                    Seite 12
WOHNUNGSMARKTSTUDIE BERLIN                                                                                               bulwiengesa
IM AUFTRAG DES BFW LANDESVERBANDES BERLIN/BRANDENBURG

                                             Räumliche Verteilung nach Produkten und Investoren

                35.000                                                         35.000

                30.000                                                         30.000

                25.000                                                         25.000

                                                              Wohneinheiten
Wohneinheiten

                20.000                                                         20.000                                                   Innenbezirke
                                                                                                                                        Außenbezirke
                15.000                                                         15.000

                10.000                                                         10.000

                 5.000                                                          5.000

                     0                                                               0
                             MW        ETW      Apartm.                                    Private In- Komm. Woh- Wohnungs-
                                                                                            vestoren nungsgesell. baugen.
Quelle: bulwiengesa; Innenbezirke sind definiert als die Stadtteile innerhalb des Berliner S-Bahn-Ringes

Es wird deutlich, dass sich eine höhere Projektrealisierungsrate                         Laut Kooperationsvereinbarung mit dem Berliner Senat soll ein
entlang von infrastrukturellen Knoten wie S- und U-Bahn-Stre-                            Großteil des Bestandszuwachses bei den städtischen Woh-
cken konzentriert. Positiv wirken auch große Stadtentwick-                               nungsbaugesellschaften durch Neubau realisiert werden. Min-
lungsareale wie die Europacity, das Gebiet um die Mercedes-                              destens 30.000 Wohneinheiten sind bis 2021 zu errichten.
Benz-Arena oder Adlershof.
                                                                                         Nach aktuellen Angaben der Senatsverwaltung für Stadtent-
                                                                                         wicklung und Wohnen werden im Zeitraum 2017 bis 2021 je-
Private Investoren dominieren Wohnungsneubau                                             doch nur rund 26.500 Wohnungen fertiggestellt, sodass das
                                                                                         Ziel deutlich unterschritten wird.
Bei der Investorenstruktur dominieren in der Hauptstadt private
Projektentwickler. Deren Anteil an der Bautätigkeit im Ge-                               Die kommunalen Gesellschaften haben ihr Realisierungsvolu-
schosswohnungsbau liegt in Berlin bei 72 %. Kommunale Woh-                               men in Berlin etwa verfünffacht und werden in den kommenden
nungsunternehmen stehen fast für ein Viertel des Entwick-                                Jahren regelmäßig zwischen 5.000 und 7.000 Einheiten fer-
lungsvolumens.                                                                           tigstellen.

                                          Anteile der Bezirke am Bauvolumen nach Wohneinheiten                                                              Abstand o
                                                                                                                                                            Höhe: 5,5
                          Mietwohnungen                                        Eigentumswohnungen

                                  5%                                                                                      Charlottenburg-Wilmersdorf
                      17 %                                                       14 %             12 %
                                        8%                                                                                Friedrichshain-Kreuzberg
                                                                                                                          Lichtenberg
                                                             5%                                          9%
                4%                                                                                                        Marzahn-Hellersdorf
                                                                                                                          Mitte
                                              17 %        6%
                3%                                                                                            7%          Neukölln

                6%                                                                                                        Pankow
                                                          6%                                                  2%
                                                                                                                          Reinickendorf
                3%                                         2%
                                                                                                                          Spandau
                                             9%
                                                                                                                          Steglitz-Zehlendorf
                     9%                                                                               19 %
                                                                              15 %                                        Tempelhof-Schöneberg
                          6%       13 %                                                    4%                             Treptow-Köpenick

Quelle: bulwiengesa                                                                                                                                         Abstand o

© bulwiengesa AG 2018 – P1802-4317                                                                                                               Seite 13
WOHNUNGSMARKTSTUDIE BERLIN                                                                                            bulwiengesa
IM AUFTRAG DES BFW LANDESVERBANDES BERLIN/BRANDENBURG

Circa zwei Drittel des Neubauvolumens werden durch die lan-       Nach einer Verschärfung des Berliner Modells mit Erhöhung
deseigenen Wohnungsunternehmen selbst errichtet und ein           der Förderquote von 25 auf 30 % bzw. 50 % bei Projekten der
Drittel wird schlüsselfertig von privaten Akteuren angekauft.     kommunalen Wohnungsgesellschaften wird die Bautätigkeit
                                                                  geförderter Einheiten mittelfristig zunehmen.

  Neubautätigkeit landeseigene Wohnungsgesellschaften
                                                                  Zu vier Fünfteln tragen die kommunalen Wohnungsgesellschaf-
                   8.000                                          ten dazu bei, die den Großteil der in Bau und Planung befindli-
                                                                  chen geförderten Wohneinheiten bis 2021 realisieren.

                   6.000
                                                                                        Investorenanteil an geförderten Wohneinheiten
   Wohneinheiten

                   4.000
                                                                                                 2%
                                                                                                          16 %

                   2.000
                                                                                                                          Private Investoren
                                                                                                                          Komm. Wohnungsgesell.
                      0                                                                                                   Wohnungsbaugen.
                           2017   2018   2019   2020   2021
                                                                                              82 %
 Quelle: Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen

Zusätzlich zum Wohnungsneubau wurde die Howoge als lan-            Quelle: bulwiengesa
deseigene Wohnungsbaugesellschaft in das milliardenschwere
Schulbauprogramm miteinbezogen. Bis 2026 soll die Howoge          Der Anteil preisgedämpfter Wohneinheiten beträgt in Berlin ins-
30 neue Schulen bauen bzw. Großsanierungen durchführen.           gesamt rund 19 % am Mietwohnungsvolumen und ca. 10 % am
Dadurch werden zusätzliche Bau- und Personalkapazitäten ge-       gesamten Neubaugeschehen. In der Mehrheit der in Bau und
bunden, die für den ebenfalls dringend benötigten Wohnungs-       Planung befindlichen Bauprojekte privater Investoren werden
bau fehlen werden.                                                überwiegend weniger als 25 % der Wohnungsanzahl als preis-
                                                                  gedämpfte Einheiten realisiert. Bei Vorhaben der kommunalen
Die privaten Entwickler werden in der Spitze 2020 rund 13.500     Wohnungsgesellschaften liegt die Förderquote deutlich höher.
Wohnungen bauen, wobei durch Verkauf sicher noch weitere
Einheiten auf die städtischen Wohnungsbaugesellschaften
übergehen werden.                                                                        Investorenanteil an Förderquoten im Projekt

                                                                                        100          0            2          1            4
Geförderter Wohnungsbau erlangt steigende Bedeutung
                                                                                         80          44
Die BerlinStrategie 2030 der Senatsverwaltung für Stadtent-
                                                                    Anteil in Prozent

wicklung und Wohnen formuliert als wesentliches Ziel die inten-                          60                                 77
                                                                                                                 83
sivere soziale Mischung der Berliner Quartiere. Hierzu zählt                                                                              96
u. a., neue bezahlbare Wohnungen zu schaffen. Daher soll der                             40
öffentlich geförderte Wohnungsneubau ausgeweitet werden.
                                                                                                     56
Um die gesteckten Ziele zu erreichen, wurde 2014 das „Berli-
                                                                                         20
ner Modell der kooperativen Baulandentwicklung“ eingeführt.
                                                                                                                            22
Seit 2017 sollen mindestens 3.000 neue geförderte Wohnun-                                                        15
                                                                                          0                                               0
gen pro Jahr entstehen.
                                                                                               weniger 25 % 25 bis 30 % 30 bis 50 %   über 50 %

Im Jahr 2017 wurden 3.132 geförderte Wohneinheiten durch                                         Private Investoren         Wohnungsbaugen.
das IBB-Wohnungsneubauprogramm bewilligt. Dies entsprach                                         Komm. Wohnungesell.
einer Förderquote von 43 % in den geförderten Projekten. Die
meisten geförderten Wohneinheiten werden in den Bezirken           Quelle: bulwiengesa
Lichtenberg und Tempelhof-Schöneberg entstehen. In den            In den derzeit im Verfahren befindlichen Bebauungsplänen, die
kommenden Jahren soll die Zahl der durch die Investitionsbank     noch eine 25-%-Förderquote ausweisen, könnten insgesamt
Berlin geförderten Wohnungen jährlich um 500 Einheiten auf        etwa 7.600 mietpreisgebundene Wohneinheiten realisiert wer-
5.000 Wohnungen im Jahr 2021 gesteigert werden.                   den.

© bulwiengesa AG 2018 – P1802-4317                                                                                                             Seite 14
WOHNUNGSMARKTSTUDIE BERLIN                                                                     bulwiengesa
IM AUFTRAG DES BFW LANDESVERBANDES BERLIN/BRANDENBURG

  Geförderte Wohneinheiten nach Förderquote im Projekt         Fazit

    2021                                                       Die stetig wachsende Einwohnerzahl in der Hauptstadt lässt
                                                               die Wohnungsnachfrage weiter steigen. Auf der Basis der
    2020                                                       aktuellen bulwiengesa-Daten werden bis 2021 insgesamt
                                                               über 85.000 Geschosswohnungen realisiert. Die Zielgröße
    2019                                                       von jährlich 20.000 Neubaueinheiten wird vermutlich nicht er-
                                                               reicht, zumal der Wohnungsmarkt bereits heute angespannt
    2018                                                       ist.

    2017                                                       Räumliche Schwerpunkte des Baugeschehens sind die östli-
                                                               chen Stadtteile Mitte, Friedrichshain und Treptow. In Berlin
    2016                                                       dominiert der Mietwohnungsbau, dessen Bedeutung bis
                                                               2021 weiter steigen wird. In den Außenbezirken werden
           0      500     1.000      1.500   2.000     2.500
                                                               mehrheitlich neue Mietwohnungen und in den Berliner Innen-
                          Wohneinheiten                        bereichen Eigentums- und Mietwohnungen zu etwa gleich
                 weniger als 25 %        30 bis 50 %           Anteilen entstehen.
                 25 bis 30 %             über 50 %
                                                               Private Akteure bestimmen das Baugeschehen, wobei die
 Quelle: bulwiengesa                                           kommunalen Wohnungsgesellschaften ihre Bedeutung erhö-
                                                               hen.

                                                               Die Bautätigkeit von preisgedämpftem Mietwohnungsbau
                                                               wächst durch das „Berliner Modell der kooperativen Bauland-
                                                               entwicklung“. Den Großteil der preisgebundenen Wohnein-
                                                               heiten realisieren die kommunalen Wohnungsgesellschaften.
                                                               Private Investoren werden über einen städtebaulichen Ver-
                                                               trag zum Bau von 30 % als preisgebundenem Mietwohnraum
                                                               angehalten.

                                                               Der Anteil preisgedämpfter Wohneinheiten liegt in Berlin bei
                                                               insgesamt rund 19 % am Mietwohnungsvolumen und etwa
                                                               10 % am gesamten Neubaugeschehen. Die Anzahl an geför-
                                                               derten Wohneinheiten in Berlin wird weiter zunehmen.

                                                               Die angestrebte Menge reicht jedoch nicht aus und müsste
                                                               auf jährlich 10.000 Wohnungen verdoppelt werden, um die
                                                               derzeit etwa 75.000 Wohneinheiten, die bis 2027 vollständig
                                                               aus der Belegungsbindung entfallen, zu ersetzen.

© bulwiengesa AG 2018 – P1802-4317                                                                                    Seite 15
WOHNUNGSMARKTSTUDIE BERLIN                                                                                            bulwiengesa
IM AUFTRAG DES BFW LANDESVERBANDES BERLIN/BRANDENBURG

6                           AUSBLICK, HERAUSFORDERUNGEN                             bei ist die Anzahl leerstehender Wohnungen vermutlich noch
                                                                                    niedriger, da seit der Zensuserhebung 2011 keine Vollerhebung
                            UND EMPFEHLUNGEN                                        des Leerstandes durchgeführt wurde.

Wohnungsneubaubedarf höher als Bauaktivität
                                                                                    Die aktuellen Fertigstellungszahlen verfehlen das Ziel der Se-
                                                                                    natsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen. Bis 2021
Lange Verfahren und Kapazitätsengpässe führen u. a. dazu,
                                                                                    müssten jährlich 20.000 Wohnungen errichtet werden. Dabei
dass das derzeitige Wohnungsangebot die Nachfrage nicht
                                                                                    ist dieses Ziel nach Einschätzung von bulwiengesa noch zu ge-
deckt, obwohl die höchsten Fertigstellungszahlen seit Ende der
                                                                                    ring, um einen ausgeglichenen Markt zu erzeugen. Die bulwi-
1990er Jahren für eine dynamische Bautätigkeit sprechen. Es
                                                                                    engesa-Prognose geht bis 2030 von einem jährlichen Neubau-
ist zu erwarten, dass die Zahl der Einwohner und Haushalte
                                                                                    bedarf für Berlin von rund 19.000 Wohneinheiten aus im Ge-
weiterhin schneller steigen wird als die Wohnungsanzahl, die
                                                                                    gensatz zu dem Ziel von 14.000 Wohneinheiten der Senatsver-
durch Neubau realisiert wird.
                                                                                    waltung für Stadtentwicklung und Umwelt.

Durch diese Entwicklung ist ein sehr angespannter Wohnungs-
                                                                                    Somit sind die aktuellen und die zu erwartenden Fertigstel-
markt entstanden, in dem die Leerstandsquote von 1,6 % laut
                                                                                    lungszahlen noch deutlich steigerbar, ehe Angebotsüberhänge
IBB-Wohnungsmarktbericht 2017 deutlich unter der Fluktuati-
                                                                                    entstehen. Die aktuelle Bautätigkeit trägt zu keinen Entlas-
onsreserve für einen ausgeglichenen Markt von 3 % liegt. Da-
                                                                                    tungseffekten bei.

                                                                      Wohnungsneubaubedarf

                           25.000

                           20.000
    Anzahl Wohneinheiten

                           15.000

                           10.000

                            5.000

                               0
                                    20

                                         20

                                                 20

                                                         20

                                                                  20

                                                                           20

                                                                                    20

                                                                                              20

                                                                                                      20

                                                                                                             20

                                                                                                                      20

                                                                                                                                  20

                                                                                                                                       20
                                    18

                                         19

                                                  20

                                                           21

                                                                      22

                                                                            23

                                                                                      24

                                                                                               25

                                                                                                      26

                                                                                                              27

                                                                                                                       28

                                                                                                                                  29

                                                                                                                                       30

                                          SenStadtWohn Bedarf p. a.        bulwiengesa Bedarf p. a.        bulwiengesa Pipeline

Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, bulwiengesa

© bulwiengesa AG 2018 – P1802-4317                                                                                                          Seite 16
WOHNUNGSMARKTSTUDIE BERLIN                                                                       bulwiengesa
IM AUFTRAG DES BFW LANDESVERBANDES BERLIN/BRANDENBURG

Die Politik ist entsprechend in der Verantwortung, auf breiter   Empfehlenswert ist eine großzügigere Erteilung von Abwei-
Ebene den Wohnungsneubau mit entsprechenden Maßnah-              chungen und Befreiungen von den Festsetzungen der Bebau-
men zu fördern, zu vereinfachen und zu beschleunigen. Diese      ungspläne bzw. von den Zulässigkeitswerten bei der Beurtei-
müssen sowohl auf rechtlicher Ebene hinsichtlich Planungs-       lung nach § 34 BauGB (Baumasse, Abstandsflächen, Ge-
                                                                 schossigkeit, Gebäudehöhe etc.).
und Genehmigungsverfahren als auch auf politischer Ebene
bezüglich der Prioritätensetzung und Zuständigkeitsverteilung
sowie bei der Liegenschaftspolitik erfolgen. Im Einzelnen um-    Vereinfachte Zulässigkeitsprüfung bei Nachverdichtungen
fasst dies:
                                                                 Vor allem in bereits dicht besiedelten und nachgefragten In-
                                                                 nenstadtbereichen können bei Nachverdichtungsmaßnahmen,
Bezirks- und Landesebene führen zu Konflikten                    Innenhofbebauungen oder Dachgeschossaufstockungen zu-
                                                                 sätzliche Wohnungen geschaffen werden
Die Forderungen der Senatsverwaltung kollidieren oft mit den
Vorstellungen der Stadtbezirke. Diese haben sich zuletzt öfter   Empfehlenswert ist eine vereinfachte Zulässigkeitsprüfung der
gegen großflächige Bebauungspläne ausgesprochen. Teilweise       Nachverdichtungsmaßnahmen.
war dies Bürgerprotesten geschuldet oder der nicht kurzfristig
realisierbaren Verpflichtung zur Schaffung von sozialer Infra-
struktur. Auch verschiedene Senatsverwaltungen untereinander
haben bei einigen Projekten unterschiedliche Ziele.              Lange Verfahren und Auflagen dämpfen Wohnungsbau

Empfehlenswert ist daher eine eindeutige Priorisierung der       Politische Maßnahmen wie das „Berliner Modell der kooperati-
Notwendigkeit des Wohnungsneubaus und der Zurückstellung         ven Baulandentwicklung“ verteuern Bauvorhaben und machen
anderer Belange.                                                 die Realisierung komplexer. Lange Bebauungsplanverfahren
                                                                 und Genehmigungszeiten in der Hauptstadt, unter anderem
                                                                 aufgrund von Personalmangel, schrecken ebenfalls ab. Auf-
                                                                 grund der ungünstigen Rahmenbedingungen bevorzugen viele
Häufiger und großzügiger § 34 BauGB anwenden                     Investoren mittlerweile Gewerbeimmobilien. Dies schlägt sich
                                                                 in steigenden Projektentwicklungszahlen im Gewerbesegment
Baugrundstücke zur Realisierung von Wohnungsneubau, die          nieder.
ohne Bebauungsplanverfahren entwickelt werden können, sind
immer seltener zu finden. Eine Baugenehmigung nach § 34          Empfehlenswert ist, die Notwendigkeit von ergänzenden Gut-
BauGB ist schneller und einfacher erteilbar.                     achten, Schutzmaßnahmen und Verfahrensschritten zur Erlan-
                                                                 gung einer Baugenehmigung individuell zu hinterfragen.
Empfehlenswert ist zur Ankurbelung der Bautätigkeit daher
die häufigere und großzügigere Anwendung von § 34 BauGB.

                                                                 Einheitliche Entscheidungsstandards wünschenswert

Prüfung, welcher und ob B-Plan notwendig ist                     Aufgrund der Zweistufigkeit von Stadtbezirks- und Senatsebe-
                                                                 ne sind Kommunikations- und Entscheidungsprozesse von
Bei innerstädtischen Arealen mit bis zu 2 ha Fläche, auf denen   Projekt zu Projekt und von Bezirk zu Bezirk unterschiedlich.
mehrheitlich Wohnungsbau entstehen soll, könnte aus Zeit-        Einheitliche Standards sind etwa für Verfahrensschritte, Pla-
gründen auf Bebauungspläne verzichtet werden. Der freiwillige    nungsunterlagen oder Kommunikationsprozesse wünschens-
Abschluss von städtebaulichen Verträgen durch Investoren mit     wert.
Übernahme der Erschließungs- und Folgekosten ist machbar.
                                                                 Empfehlenswert ist die Erarbeitung von allumfänglichen Fach-
Empfehlenswert ist eine regelmäßige Prüfung, ob ein Bebau-       anweisungen mit Regeln zur Zusammenarbeit der verschiede-
ungsplanverfahren notwendig ist. Ggf. können auch ein ver-       nen Akteure und deren durchgängige Anwendung.
einfachtes Bebauungsplanverfahren oder ein Bebauungsplan
der Innenentwicklung zur Anwendung kommen.

                                                                 Bauverpflichtungen einführen

Großzügige Erteilung von Abweichungen und Befreiungen            Aktuell wird ein erheblicher Anteil von Baugenehmigungen zur
                                                                 „Veredelung und Preissteigerung“ des unbebauten Grundstü-
Über die Schaffung von mehr vermietbarer Fläche lässt sich       ckes erlangt. Die Verwaltung wird durch diese Spekulation mit
mehr Wohnraum realisieren. Diese führt zur Entlastung des        Baugrundstücken belastet.
Marktes sowie ggf. zu günstigeren Mieten und Kaufpreisen.
                                                                 Empfehlenswert ist mit Ausreichung einer Baugenehmigung
                                                                 eine Verpflichtung zum Baustart innerhalb eines festzulegen-

© bulwiengesa AG 2018 – P1802-4317                                                                                     Seite 17
WOHNUNGSMARKTSTUDIE BERLIN                                                                        bulwiengesa
IM AUFTRAG DES BFW LANDESVERBANDES BERLIN/BRANDENBURG

den Zeitraumes. Dies könnten, wie die Gültigkeit der Bauge-
nehmigung, drei Jahre sein. Sollte dies nicht geschehen, wird    Fazit
eine Strafgebühr fällig. Zur Anwendung sollte diese Regelung
kommen, wenn die Verzögerungen nicht durch den Projektent-       Laut bulwiengesa-Prognose sollten bis 2030 jährlich mindes-
wickler verschuldet sind.                                        tens 19.000 neue Wohnungen zur Nachfragedeckung entste-
                                                                 hen. Die von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und
                                                                 Wohnen angesetzten 14.000 neuen Wohnungen sind nicht
Nachverdichtung von Einzelhandels- und Gewerbearealen            ausreichend, um die zuziehende sowie bereits vor Ort leben-
                                                                 de Bevölkerung mit angemessenem Wohnraum zu versor-
Viele Gewerbegrundstücke, insbesondere von klassischen Ein-
                                                                 gen. Bei einer aktuellen Leerstandsrate von 1,6 % sind auch
zelhandelsdiscountern, sind extensiv genutzt und weisen nur
eine sehr geringe Bebauungsmasse auf. Sie eignen sich meist      im Bestand kaum noch Reserven zu heben.
gut für den Mietwohnungsbau. Insbesondere in gefragten In-
nenstadtlagen sind Verdichtungsmaßnahmen mit einer Einzel-       Sollte die Bautätigkeit kurzfristig nicht spürbar anziehen, wird
handelsnutzung im Erdgeschoss und Mietwohnungen in den           es zu dramatischen Wohnungsengpässen und Marktverzer-
Obergeschossen sinnvoll.                                         rungen kommen. Die Politik ist entsprechend in der Pflicht,
                                                                 den Wohnungsneubau mit umfassenderen Maßnahmen zu
Empfehlenswert ist eine aktive Ansprache von Eigentümern         fördern, zu vereinfachen und zu beschleunigen.
extensiv genutzter Einzelhandels- und Gewerbegrundstücke.

Grundstücksangebot erhöhen

Wenig genutzte Flächen – insbesondere gewerbliche Areale in
Wohnquartieren – und nicht mehr benötigte Flächen – wie
Bahnflächen, Krankenhausflächen etc. – könnten zu Wohnbau-
flächen umgewandelt werden.

Empfehlenswert ist eine Überprüfung aller nicht wohnungswirt-
schaftlich genutzten Flächen hinsichtlich einer möglichen Um-
nutzung. Die Einführung, eines der Öffentlichkeit zugänglichen
Informationssystems zur Aktivierung von Grundstücken, ist
sinnvoll.

© bulwiengesa AG 2018 – P1802-4317                                                                                        Seite 18
Sie können auch lesen