BURNOUT ALS MODEDIAGNOSE - DIFFERENTIALDIAGNOSTISCHE SCHWIERIGKEITEN ALEXIANER ETHIKFORUM 2014

 
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BURNOUT ALS MODEDIAGNOSE -
DIFFERENTIALDIAGNOSTISCHE SCHWIERIGKEITEN

ALEXIANER ETHIKFORUM 2014
           Markus R. Pawelzik – EOS-KLINIK, Münster
BURNOUT ALS MODEDIAGNOSE - DIFFERENTIALDIAGNOSTISCHE SCHWIERIGKEITEN ALEXIANER ETHIKFORUM 2014
www.sueddeutsche.de
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    ¨   Burn-out: Wenn Arbeit krank macht
    ¨   Stress, der sich in die Seele frisst
    ¨   Firmen sollen Burn-out bekämpfen
    ¨   Psychische Probleme schränken jeden vierten Angestellten ein
    ¨   Warum der „Morbus iPhone“so gefährlich ist
    ¨   Stress am Arbeitsplatz: Mitarbeiter leiden unter inkompetenten
        Chefs
    ¨   Wie man dem Pendelstress entkommt
    ¨   ...

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Wie kommt es zu Erschöpfung?
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                Gesundheit        Lebensstil

       Arbeit                                  Identitätspolitik
                                                 Ansprüche
                        Erschöpfung

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Einige Fragen zur medialen „Burnout“-Epidemie
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    ¨   Wer ist wie sehr erschöpft?
        ¤   Alte / Junge
        ¤   Berufstätige / Nicht-Arbeitende
    ¨   Ist unsere Arbeitswelt belastender als früher?
        ¤   Quantitativ (37,4 Stunden/Woche, rund 30 Urlaubstage)
        ¤   Qualitativ (Erreichbarkeit & Multitasking dank Informationstechnologie)
    ¨   Diagnosestellung „Burnout“
        ¤   Subjektive „symptoms“/ objektive „signs“
    ¨   Warum sind viele Viel-Arbeiter so wenig erschöpft?
        ¤   Erschöpfende Arbeit / Quellen der Vitalität
    ¨   Warum werden Gesundheit, Lebens- und Interaktionsstil sowie persönliche
        Einstellungen in der Burnout-Diskussion nicht erwähnt?
        ¤   Weil sonst das Ziel moralischer Entlastung verfehlt wird!
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Eine Fallbeispiel
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    ¨   55-jähriger Abteilungsleiter beklagt „Burnout“
    ¨   BMI > 35 (114kg/(1,80m)2 = 35)
        ¤   „metabolisches Syndrom“mit Bluthochdruck, Insulinrezeptorresistenz,
            HPA-Erschöpfung etc.
        ¤   Obstruktive Schlafapnoe
        ¤   Mehr als „mittelschweres“depressives Syndrom infolge von
            Demoralisierung und „entrapment“
    ¨   Interpersonelles Verhalten: „Ich lass mich von niemandem
        unterkriegen!“, „Das haben wir hier noch nie so gemacht!“
        ¤   Beklagt „Mobbing am Arbeitsplatz“(neuer Chef, Reorganisation)
        ¤   Beziehungen unbefriedigend: keine Freunde, Frau verachtet ihn

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Fallbeispiel (Forts.)
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    ¨   Subjektives Beschwerdebild: „schwere Erschöpfung“
    ¨   Starres Attributionsmuster: external
    ¨   Problem: Selbsttäuschung
        ¤   verkennt Depression und deren distale und proximale bio-
            psycho-soziale Ursachen
    ¨   Frage 1: In welcher Arbeitswelt ist dieser Mann gut
        aufgehoben?
    ¨   Frage 2: Welche Rolle spielt der „Burnout“-Diskurs?
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INHALT
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    ¨   Was ist Burnout?
        ¤ Dubioses    Konzept
    ¨   Stress- bzw. Erschöpfungskarrieren
        ¤ Allostatische   Last
    ¨   Soziale Diskurse
        ¤ „illness   behavior“
    ¨   Fazit

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„to burn out“ist ein junger Begriff
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Was ist „Burnout“?
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    §   „Burnout“bedeutet „Ausgebranntsein“(Englisch: „to burn out“)
    §   Burnout bezeichnet einen Zustand anhaltender körperlicher, emotionaler
        und geistiger E-r-s-c-h-ö-p-f-u-n-g, der insbesondere im beruflichen
        Umfeld auftreten soll.
    §   Der Begriff „Burnout“wurde von dem Psychoanalytiker Herbert
        Freudenberger 1973 in die Diskussion eingeführt.
        ü   Freudenberger beobachtete damals die Entwicklung von Erschöpfung,
            Resignation und Zynismus bei Laienhelfern einer „Free Clinic“für
            Opiatabhängige in New York.
        ü   Opiatabhängige bezeichnen den Wirkungsverlust als „burnout“.
    §   „Burnout“ist in die deutsche Alltagsprache übergegangen und wird von
        Laien, Ärzten und Krankenversicherungen zunehmend häufiger verwendet.

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Was ist Burnout?
     Entwicklung von Christina Maslachs Burnout-Definition
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         ¨        „Burnout is a syndrome of emotional exhaustion, depersonalization, and
                  reduced personal accomplishment that can occur among individuals that
                  work with people in some capacity.“(Maslach, 1976)
              ²         „Helfersyndrom“
         ¨        „... a state of exhaustion in which one is cynical about the value of one‘s
                  occupation and doubtful of one‘s capacity to perform.“(Maslach, 1996)
              ²         kein reines „Helfersyndrom“mehr, sondern ein unspezifischer Resignationszustand
              ²         „manager burnout“, „athlete‘s burnout“, „parent burnout“, ...
         ¨        W.B. Schaufeli, M.P. Leiter, C. Maslach. 2008. Burnout: 35 years of
                  research and practice
              ²         „The burnout phenomenon has grown from a specialized occupational
                        hazard to a pervasive workplace hazard.“
              ²         „Burnout is increasingly considered as an erosion of a positive
                        psychological state.“

                                                                                             www.markus-pawelzik.de
Wie wird Burnout definiert & gemessen?

     Der Maslach Burnout Inventory
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     •       > 90% der mehr als 6000 empirischen Studien zum Burnout
     •       Drei Skalen:
         –      Emotionale Erschöpfung (9 items)
         –      Depersonalisation (5 items)
         –      Persönliche Leistungsfähigkeit (8 items)
     •       Laut MBI-Manual: MBI ist kein Diagnosetool, kein Indikator
             für Interventionen und beinhaltet keinen berufs- &
             kontextübergreifenden Cutoff-Wert
     •       Gleichwohl werden in den meisten Studien Cutoff-Werte
             anhand der Summenverteilung der Skalenwerte der
             Stichprobe in Terzilen genutzt:
         –      Oberste Terzile = „schweres Burnout“
         –      Mittlere Terzile = „mittleres Burnout“
         –      Unterste Terzile = „geringes Burnout“

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Der Maslach Burnout Inventory
         (von „0 = nie“bis „6 = täglich“)
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     Emotionale Erschöpfung (9 Items)
     ¨       Ich fühle mich durch meine Arbeit emotional erschöpft.
     ¨       Am Ende eines Arbeitstages fühle ich mich verbraucht.
     Depersonalisation (5 Items)
     ¨       Ich habe das Gefühl, dass Patienten mir die Schuld für einige ihrer
             Probleme geben.
     ¨       Es macht mir nicht wirklich viel aus, was mit manchen meiner Patienten
             passiert.
     Persönliche Erfüllung (8 Items)
     ¨       Ich bin guter Stimmung, wenn ich intensiv mit meinen Patienten gearbeitet
             habe.
     ¨       Ich gehe ziemlich erfolgreich mit den Problemen meiner Patienten um.

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„Burnout“als Syndrom?
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     ¨   Dubiose nosologische Entitäten
           n Lykanthropie
           n Drapetomania    (S.A. Cartwright, 1851)

     ¨   Evidenzbasiertes Krankheitsverständnis
         ¤ Phänomenologische  bzw. deskriptive
          Alleinstellungsmerkmale
           n Syndromdefinition:   spez. Form der Erschöpfung?
         ¤ Ätiologische    bzw. pathogenetische Besonderheiten
           n Arbeit   als Störungsursache?
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Deskriptive Spezifität?
     Burnout-Opfer beklagen Depressionssymptome
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      Körperliche Erschöpfung (vgl. MBI)
         Ø   Müdigkeit (nicht erholsamer Schlaf)
         Ø   Kraft- & Antriebslosigkeit
      Emotionale Erschöpfung
         Ø   Lust-, Initiative- & Freudlosigkeit; Reizbarkeit
         Ø   Sinn-, Hoffnungs- & Perspektivenverlust
      Geistige Erschöpfung
         Ø   Konzentrationsstörungen
         Ø   Mentalisierungs- & Reflektionsdefizite
      Soziale Konsequenzen (vgl. MBI)
         Ø   Konfrontation, Rückzug
         Ø   Vermeidungstendenzen, „nur noch das Nötigste“
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Ätiologische Spezifität?
     Unterschied zu anderen stressassoziierten Gesundheitsstörungen?
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                                                         Situation
                                  Disposition

                                                                                            „entrapment“

                                                  Reaktion

                             Stressassoziierte Beeinträchtigungen:
                        z. B.: Depression, akute Belastungsstörung, Neurasthenie etc.

                                                                                        www.markus-pawelzik.de
Stresskarrieren bzw. Erschöpfungsrisiken entwickeln sich
     unter vielen Bedingungen
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         Frühe Entwicklung:   Spätere Entwicklung:
           Bindungs- bzw.         Einstellungen         Kritische Situation:
           Interaktionsstil       Erwartungen        Situation x Verhalten =
           Kompetenzen          Identitätspolitik    Scheitern/Erschöpfung
          Vulnerabilitäten          Lebensstil

                                                                www.markus-pawelzik.de
Beziehung zwischen Arbeitssituation und
     psychischer Gesundheit (Rau & Henkel, 2013)
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     ¨   Je höher die objektive und subjektive
         Arbeitsintensität,
     ¨   je geringer der wahrgenommene Gestaltungs- und
         Handlungsspielraum,
     ¨   je geringer die erlebte berufliche Anerkennung bei
         gleichzeitig hohen Anforderungen und
     ¨   je geringer die erlebte soziale Unterstützung ist,

     Ø   desto größer ist das Risiko einer psychischen Störung.
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Erlernte Hilflosigkeit
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Wie steht es um die kausale Beziehung zwischen
     Arbeitssituation und chronischer Erschöpfung?
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     Zwei kontrastive Beispiele:
     ¨ US-Jugendliche (Lamers et al, 2013):

         ¤ 3%  leiden an schwerer chronischer Erschöpfung
         ¤ davon leiden > 60% an manifesten psychischen
           Störungen und/oder schlechter körperlicher Gesundheit
     ¨   Repräsentative Umfrage in Deutschland (2013, unveröf.
         Daten):
         ¤ Hausfrauen, Arbeitslose und Alte sind signifikant
           erschöpfter als Arbeitnehmer

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„Burnout“ist keine Krankheit
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     Internationale Klassifikation psychischer Störungen
     (WHO, 1991: ICD-10, Kapitel V)

     ¨   Z 00 – Z 99 Faktoren, die den Gesundheitszustand
         beeinflussen und zur Inanspruchnahme des
         Gesundheitswesens führen
         v   Z 73 Probleme verbunden mit Schwierigkeiten bei der
             Lebensbewältigung
             -   Z 73.0 Erschöpfungssyndrom (Burn-out-Syndrom)

                                                                   www.markus-pawelzik.de
1. Zwischenergebnis
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     ¨   „Burnout“ist dubios: Es lässt sich weder syndromal
         noch pathogenetisch von etablierten
         Gesundheitsstörungen abgrenzen.
           n   Vgl. Korczak et al. 2010. Differentialdiagnose des Burnout-
               Syndroms
     ¨   Mangels deskriptiver Angemessenheit stellt sich die
         Frage, wer mit welchem Interesse für die
         publizistische/diskursive „Burnout“
                                           -Epidemie
         verantwortlich ist.
         ¤ Beispiel:   dggpn-Pressekonferenz „Burnout“2012
                                                                 www.markus-pawelzik.de
INHALT
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     ¨   Was ist Burnout?
     ¨   Stress- bzw. Erschöpfungskarrieren
         ¤ Allostatische   Last
     ¨   Soziale Diskurse
         ¤ „illness   behavior“
     ¨   Fazit

                                              www.markus-pawelzik.de
„Erschöpfung kommt vom Stress!“
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     ¨   Was spricht gegen Stress?
         ¤ Stress   ist unser Lebenselexier.
     ¨   Stressreaktion & -regulation sollte adaptiv sein!
         ¤ Die Stresssysteme werden früh im Leben programmiert -
           und lebenslang re-programmiert.
         ¤ Das durchschnittliche Stressniveau hat großen Einfluss auf
           Lernen und Anpassungsstrategien und damit auf die
           weitere Stresskarriere.

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Was ist Stress?
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     Situation, Stressor
       („stress“)

     Stressreaktion
         („strain“)

                           STRESS-KARRIERE

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Situationsbewältigung:
effektiv/ineffektiv

¨   Akute, regulierte    ¨   Chronische,
    Stressreaktion           unregulierte
¨   Effektiv!                Stressreaktion
                         ¨   Ineffektiv!
                                25       www.markus-pawelzik.de
Die unausweichliche „allostatische Last“(B. McEwen)
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      ¨   Homöostase: internes Milieu muss konstant bleiben
      ¨   Allostase: kontinuierliche, dynamische Anpassung diverser Körpersysteme
          an sich ändernde Umweltanforderungen, um das „interne Milieu“konstant
          zu halten
          ¤ „keine Homöostase ohne Allostase“
          ¤ reguliert und konzertiert durch das Gehirn (Lernen!)

      ¨   Allostatische Last: kumulativer, physiologischer Preis selbst
          kleinster Anpassungsleistungen: fortschreitende Dysregulation
          diverser Systeme
          ¤   „daily wear and tear“
          ¤   Allostatische Last = Gesamtsumme physiologischer Fehlregulierungen
              aller beteiligten Systeme

                                                                      www.markus-pawelzik.de
Bedingungen der allostatischen Last
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     ¨   Alter
         ü   kontinuierliche Funktionseinbußen der Systeme
     ¨   Genom
         ü   Vulnerabilitäts- & Resilienz-Polymorphismen, Epigenetik
     ¨   Lebensstil / Verhalten
         ü   Essen, Trinken, Rauchen, ... Sport, Meditation, ...
         ü   Ansprüche, Ziele
     ¨   Psychologische Einflüsse
         ü   Bindungsstil, Zutrauen, Selbstwert, Bewältigungsressourcen, ...
     ¨   Interpersonelle, soziale Einflüsse
         ü   Beziehungen, soziale Integration, soziales Netzwerk, ...
     ¨   Anhaltende Belastungen
         ü   „high levels of background stress“: Slum ODER gutbürgerliches Viertel
         ü   sozio-ökonomische Status: „social conditions get under the skin“
         ü   „urbanicity“

                                                                                     www.markus-pawelzik.de
„Soziales Gehirn“
                                (Pawelzik, 2013a, b)
28

     „We need strokes as much as the air we breathe,
     the water we drink, and the food we eat.“
     John Bowlby, 1933

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Frühe Erfahrungen & Stress-Reagibilität
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J.M. Twenge & W.K. Campbell. 2009.
     The Narcissism Epidemic
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                                                   TOLL!
                                                   Ich!!!

                          www.markus-pawelzik.de
Denk-, Bewältigungs- und Lebensweisen, die das
     Erschöpfungsrisiko erhöhen
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     ¨   DISPOSITION
         ¨   Geringe Mentalisierungs- & Reflektionsfähigkeit
         ¨   Eingeschränkte Regulations- & Handlungsfähigkeit (Inflexibilität)
         ¨   Einseitige Lebensorientierung („Identitätspolitik“): hohe Erwartungen
             & Ansprüche

     ¨   SITUATION
         ¨   Unlösbare Aufgaben bzw. Dilemmata („entrapment“    )
             ¤ „erlernte Hilflosigkeit“
         ¨   Fehlende Teilhabe, Unterstützung und Anerkennung (sozialer
             Ausschluss, Isolation)
         ¨   Ungesunder Lebensstil, ausbleibende Anpassung

                                                                      www.markus-pawelzik.de
Und die Quellen der Vitalität?
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     ¨   Intrinsisch motiviertes Handeln (Ryan & Decy: self-determination theory)
         ¤ Befriedigung      grundlegender Bedürfnisse
         ¤ Flow

     ¨   „hive psychology“
         ¤ Selbsttranszendenz

     ¨   Gelingende dyadische Erfahrungen
         ¤ Zusammensein,  Singen, Tanzen
         ¤ „Musikalität der primären Dyade“

                                                                      www.markus-pawelzik.de
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2. Zwischenergebnis
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     ¨   Allostatische Last: Wir werden zwangsläufig immer
         erschöpfungsanfälliger.
     ¨   Selbstprogrammierungs & Selbstselektionsprozesse von der
         Wiege bis zur Bahre haben erhebliche Konsequenzen.
         ¤   Selbstkonstitution zwischen Zielbindung und Ziellösung
     ¨   Gesellschaftlicher Wandel
         ¤   Hohe Ansprüche in Bezug auf individuelle Selbstverwirklichung +
             unrealistische Erwartungen und Einschätzungen erhöhen das Risiko, in
             eine „Lebensfalle“zu geraten.

                                                                      www.markus-pawelzik.de
INHALT
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     ¨   Was ist Burnout?
         ¤ Dubioses    Konzept
     ¨   Stress- bzw. Erschöpfungskarrieren
         ¤ Allostatische   Last
     ¨   Soziale Diskurse
         ¤ „illness   behavior“
     ¨   Fazit

                                              www.markus-pawelzik.de
Warum ist „Burnout“so beliebt?
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     ¨   „Nur wer brennt, kann auch ausbrennen.“
         ¤ „Burnout-Opfer  haben sich für den Betrieb, den Chef,
           die „gute Sache“etc. aufgeopfert.“
         ¤ „Burnout-Opfer sind keine Weicheier, Versager oder
           Schwächlinge, sondern Helden der Arbeit.“
           n (Burnout ist ein Leiden, von dem durchaus stolz berichtet
             wird. Prominente BO-Opfer schreiben BO-Autobiographien.)
     ¨   Burnout ist nicht stigmatisierend (im Gegensatz zur
         Depression).

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„illness behavior“(D. Mechanik)
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     ¨   Soziokulturelle Deutungsmuster morbider Phänomene
         ¤   Selbstwahrnehmung („Bin ich krank?“ )
         ¤   Problemdeutung („Ist es ernst?“)
         ¤   Inanspruchnahmeverhalten („Ich muss wohl zum Arzt!“)
         ¤   Compliance („Ich schluck das Zeug nicht mehr!“)

                                                                    www.markus-pawelzik.de
These
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     ¨           “ist ein neues „illness behavior“
         „Burnout“                               “?
         ¤   Entlastet von Selbstverantwortung
         ¤   Beschuldigt die Arbeitssituation
         ¤   Passt zur allgemeinen Denke: Hohe Ansprüche + Unachtsamkeit +
             „mehr, mehr, mehr“+ „Maschinen- & Reperatur-Mentalität“+ ...
         ¤   Wunsch nach Medikalisierung von Lebensproblemen

         ¤   Dazu passt: Ca. ¾ der Gesamtmorbidität ist verhaltensbedingt.

                                                                  www.markus-pawelzik.de
Soziale Diskurse: Es    geht um Interessen!
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     Stakeholder-Analyse
     ¨   Betroffene/Arbeitnehmer
         ¤ Moralische  Entlastung potentiell Betroffener („Opfer-
           Rolle“, „quick fix“-Medikalisierung)
     ¨   Ärzte/Leistungsanbieter
         ¤ Neues   Geschäftsfeld für Leistungsanbieter
     ¨   Gesundheitssystem/Politik/Medien
         ¤ Opportunismus   der Kostenträger, Politiker und Medien

                                                         www.markus-pawelzik.de
Wie aus sozialen Konstruktionen „natürliche
     Arten“werden
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                          Leistungsanbieter,
                               Forscher

                              BURNOUT

           „mental health“-                     Gesellschaft,
               Kunde                           Politik, Medien

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3. Zwischenergebnis
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     ¨   „Burnout“ist ein Stereotyp / eine Metapher.
     ¨   Die „Burnout“-Epidemie unserer Tage ist eine „gefühlte
         Epidemie“(Selbstdiagnose = Diagnose).
     ¨   Die „Burnout“-Epidemie wird durch soziale Diskurse bestimmt.
     ¨   Funktionalität dieser Entwicklung?
         ¤ Günstig, weil sie das Gesundheitsbewusstsein erhöht

         ¤ Ungünstig, weil sie in die Irre führt

     ¨   Soziale Reifikation definiert die Realität: Wenn wir alle dran
         glauben, dann gibt es „Burnout“.

                                                          www.markus-pawelzik.de
INHALT
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     ¨   Was ist Burnout?
     ¨   Stress- bzw. Erschöpfungskarrieren
         ¤ Allostatische   Last
     ¨   Soziale Diskurse
         ¤ „illness   behavior“
     ¨   Fazit

                                              www.markus-pawelzik.de
Fazit 1: Selbstverantwortung
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     ¨   Wer ist für Ihre Gesundheit verantwortlich?
         ¤ Wie reagieren Sie, wenn es richtig w-e-h tut?
         ¤ Wird sich etwas ändern, wenn Sie nicht Verantwortung für
           ihr Gesundheitsverhalten übernehmen?
     ¨   Welche Vorstellungen haben Sie von den
         Bedingungen Ihrer Gesundheit und Funktionsfähigkeit?
         ¤   „Körper als Maschine“
             n   Gadamer: „Verborgenheit der Gesundheit“
         ¤   „Vollkasko-Mentalität von der Wiege bis zur
             Bahre“(Sozialstaatsideologie)

                                                           www.markus-pawelzik.de
Fazit 2: Lebenskunst
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     ¨   Wissen Sie, was für Sie gut ist, was Sie brauchen, wann Sie Ihre
         Lebensbedingungen verändern müssen etc.?
         ¤ Wir leben in Zeiten eines endemischen bio-psycho-sozialen
           Gesundheits-Analphabetismus.
     ¨   Sind Sie sich Ihrer Identitätspolitik bewusst?
         ¤ „innere Antreiber“   , „unbewusste Konflikte“, „ambivalentes
            Selbst“
         ¤ „hohe, nicht verhandelbare Ansprüche“      , „Orientierung an
            den Peers“
     ¨   Wir brauchen eine Kultur des „Guten Lebens“.
         ¤ Für Versuch-und-Irrtum-Lernen ist das Leben zu kurz.
                                                              www.markus-pawelzik.de
Wenn Sie mehr wissen wollen
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     ¨   DIE ZEIT, 04.12.2011:
         Gefühlte Epidemie
     ¨   MERKUR 02/2012, Nr. 753:
         Wie erschöpft sind wir wirklich?
     ¨   ärztliches journal neurologie / psychiatrie 2/2012:
         Das Burnout-Syndrom aus psychiatrischer Sicht
     ¨   INDES. Zeitschrift für Politik und Gesellschaft 1/2013
         Ausgebrannt! Warum wir nicht leisten können, was wir
         uns selbst abverlagen.
                                                     www.markus-pawelzik.de
Zum Schluss
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     Vielen
     Dank
     für
     Ihre
     Aufmerksamkeit!

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