CD-Seed - Capacity Building in Äthiopien - BDP

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CD-Seed - Capacity Building in Äthiopien - BDP
CD-Seed - Capacity Building in Äthiopien

Quelle: http://www.upglobal
network.org/ethiopia/

Der ostafrikanische Binnenstaat mit etwa 109 Millionen. Einwohnern ist in vielen Belangen
ein typisches Entwicklungsland. Die Armut und Ernährungsunsicherheit sind hoch;
ein Großteil der Bevölkerung arbeitet in der Landwirtschaft, die mit 37 Prozent zum
Bruttoinlandsprodukt beiträgt (FAO; World Bank). Gleichzeitig verfügt das Land über gut
ausgebildete Nachwuchskräfte in Wissenschaft und Forschung und eine Regierung, die die
industrielle Entwicklung des Landes vorantreiben will. Um qualifiziertes Personal im Land zu
halten und den Fortschritt zu stärken, müssen Institutionen und Strukturen für eine effiziente
Landwirtschaft etabliert werden.

Projektbeschreibung
Äthiopien und Deutschland verfolgen das langfristige Ziel, die Verfügbarkeit von
pflanzengenetischen Ressourcen (PGR) für Landwirtschaft und Ernährung sicherzustellen.
Beide Länder haben sich als Vertragsparteien im Internationalen Vertrag über PGR für
Ernährung und Landwirtschaft (ITPGR) der Erhaltung und nachhaltigen Nutzung von PGR
verpflichtet.

Als Maßnahme, um die Ziele des ITPGR zu erreichen, haben GFPi, KWS und das BMEL
die Projektidee zu CD-Seed entwickelt. Im Fokus des Projektes stehen die Aus- und
Fortbildung äthiopischer Pflanzenzüchter und Landwirte sowie die Unterstützung regionaler
Züchtungsprogramme. Das übergeordnete Ziel des Projektes ist es, ein funktionierendes
System zu etablieren, das die Versorgung äthiopischer Landwirte mit hochwertigem Saatgut
ermöglicht.

Die Bereitstellung leistungsfähiger, in Äthiopien gezüchteter Sorten ist eine Maßnahme,
die nicht kurzfristig umzusetzen ist. Die Etablierung eines funktionstüchtigen Systems
zur Versorgung der äthiopischen Landwirtschaft mit standortangepassten Sorten bedarf

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einer langfristigen Planung. Die Laufzeit des Projektes wird daher auf 15 Jahre festgelegt,
unterteilt in 5 Projektphasen à drei Jahren. Die Schwerpunkte des Projektes sind die
Evaluierung und Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen, die Stärkung der Züchtung von
Weizen und Gerste sowie die Saatgutversorgung im kleinbäuerlichen Bereich.

1. Projektphase 2012 - 2014
2012
Das Kooperationsprojekt von GFPi, KWS, BMEL und GIZ startete im Januar 2012.
In Äthiopien sind v. a. die Kulturarten Weizen und Gerste von Bedeutung. Zunächst
fokussierten sich die Aktivitäten im Projekt also auf diese beiden Getreidearten.

Zwischen den Genbanken auf deutscher und äthiopischer Seite wurde ein
Kooperationsvertrag geschlossen. Dieser Vertrag soll den wissenschaftlichen Austausch
zwischen den Projektpartnern zur Bewertung und Nutzung pflanzengenetischer Ressourcen
erleichtern.

Dr. Gemedo Dalle, Director, Ethiopian Institute of Biodiversity Conservation (1. v. r.) unterzeichnete gemeinsam mit seiner
Stellvertreterin Dr. Alganesh Tesema (2. v. l.) den Kooperationsvertrag zur länderübergreifenden Zusammenarbeit beider
Genbanken.

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2013

Handkreuzung im Rahmen einer Schulung in Holetta.

Es wurden verschiedene Schulungen äthiopischer Pflanzenzüchter und Wissenschaftler in
Äthiopien durchgeführt. Inhalte waren die Selbstbefruchter-Züchtung, ein Kreuzungstraining
an Weizen und Gerste, der Einsatz einer Parzellendrillmaschine sowie eine Schulung im
Bereich Bioinformatik, in der die Verwendung des Statistik-Programms R trainiert wurde.
Zusätzlich wurden in der äthiopischen Genbank Schulungen zu Erhaltung, Charakterisierung
und Evaluierung von PGR durchgeführt.

Nutzung einer Parzellendrillmaschine im Rahmen einer Schulung in Kulumsa.

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Hochwertiges Saatgut wurde an 230 äthiopische Kleinbauern verteilt. Sie ernteten im Schnitt
10 – 20 % mehr als mit ihrem üblich verwendeten Saatgut. Die erhaltene Menge Saatgut
wurde nach der Ernte zurückgegeben und der Überschuss an Nachbarn und kleinbäuerliche
Kooperativen verteilt.

2014
Kreuzungsarbeiten v. a. an Gerste wurden mit dem Fokus auf Qualität und
Krankheitsresistenz durchgeführt. Dazu wurde auch von deutscher Seite zur Verfügung
gestelltes Sortenmaterial intensiv genutzt. In diesem Jahr begann die Ausbildung von
sechs äthiopischen Trainees in Deutschland an verschiedenen Standorten, um moderne
Methoden zum Einsatz der Marker gestützten Selektion, Genbankmanagement und die
Doppelhaploid-Technologie zu erlernen.

Die Aktivitäten zur Verteilung von Saatgut in 2013 wurden 2014 ausgedehnt.
Hochwertiges Saatgut wurde an 700 Landwirte verteilt. Zusätzlich wurden Trainings und
Beratungseinheiten zur Erzeugung von Qualitätssaatgut durchgeführt.

Die Projektfortschrittskontrolle im Auftrag des BMEL verlief positiv, sodass das BMEL
die weitere Förderung bewilligte. Das Projekt CD-Seed wird als Teil der Initiative „Beitrag
zur Förderung nachhaltiger landwirtschaftlicher Produktivität in Äthiopien“ (Supporting
Sustainable Agricultural Production – SSAP) fortgeführt. Der Zusammenschluss von drei
bisher unabhängigen Teilprojekten zu dieser Initiative ermöglicht eine Bündelung der
Kompetenzen in verschiedenen Bereichen.

2. Projektphase 2015 – 2017
2015
Das Aus- und Fortbildungskonzept im Rahmen des CD-Seed Projektes wurde weiterhin
gut angenommen. Äthiopische Wissenschaftler und Pflanzenzüchter wurden u. a. in den
Bereichen Zuchtmethodik, Datenverarbeitung und Feldversuchswesen geschult.

Auf der Basis des zu Beginn des Projektes geschlossenen Kooperationsvertrages zwischen
der deutschen und äthiopischen Genbank konnten mehr als 7.000 Genbankakzessionen
nach Äthiopien repatriiert werden.

Die Verteilung von hochwertigem Saatgut an äthiopische Landwirte wurde auf 1.000
Kleinbauern ausgeweitet. Die Ernteerträge lagen im Vergleich zur Verwendung des üblichen
Saatgutes bis zu 30 % höher. Durch die sich an die Ernte anschließende Verteilung des

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überschüssigen Saatgutes an Nachbarn konnten etwa 10.000 Landwirte von dem Anbau des
hochwertigen Saatgutes profitieren.

2016
Das Schulungskonzept wurde weitergeführt. Äthiopische und deutsche Pflanzenzüchter- und
forscher tauschen sich regelmäßig aus und erweitern ihr Wissen z. B. in den Genbanken
beider Länder.

Neben der Aus- und Weiterbildung der Menschen in der Pflanzenzüchtung ist auch die
Ausstattung mit hochwertiger Technik von großer Bedeutung für eine qualitativ hochwertige
Pflanzenzüchtung. Im Rahmen des Projektes wurden den Projektpartnern in Äthiopien ein
Kjeldahl-Automat sowie ein NIR-Analyse-Gerät bereitgestellt.

Die Verteilung von Saatgut an die äthiopischen Landwirte wurde in diesem Jahr das erste
Mal an drei Saatgutkooperativen übertragen. Diese verkauften das Saatgut an die Landwirte.
Als eine zukünftige Aufgabe wurde die Unterstützung der Saatgutkooperativen bei der
fachgerechten Saatgutlagerung, -aufbereitung und -verteilung identifiziert

2017
Durch die Finanzierung des Baus einer neuen Kühlkammer wird ein wichtiger Beitrag zur
Aufbewahrung, zum Schutz und zur Nutzung von autochthonen Landrassen geleistet.

Im Rahmen des Projektes CD-Seed wird der Fokus ab 2017 auf die Züchtung von Gerste als
Brau- und Speisegerste gelegt.

Anfang des Jahres wurde im Auftrag des BMEL eine Evaluierung des SSAP-Programms
durchgeführt. Die Gutachter empfehlen dem BMEL, die Förderung für eine weitere
dreijährige Phase fortzusetzen. Neben inhaltlichen Schwerpunkten wird auch empfohlen,
die bisher beteiligten Partner in Wissenschaft und Wirtschaft weiter in die Planung und
Durchführung der nächsten Förderphase einzubinden.

3. Projektphase 2018 – 2020
2018
Mit dem Bau einer Kühlkammer ist das Ethiopian Biodiversity Institute (EBI) erstmals in der
Lage die Langzeiteinlagerung der pflanzengenetischen Ressourcen entsprechend dem
internationalen Standard bei -20°C zu gewährleisten.

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Dr. Gemedo, Botschafterin Wagener, Hr. Wacker & Dr. Melesse (von links) bei der Einweihung der Kühlkammer im Ethiopian
Biodiversity Institute am 3.7.2018.

Zwei junge Gerstenzüchter des Ethiopian Institute of Agricultural Research (EIAR)
konnten ihre neu erworbenen Kompetenzen im Rahmen mehrmonatiger Praktika in der
Sommergerstenzüchtung in Deutschland festigen.

In Äthiopien wurde 2018 ein neues Sortenschutzgesetz verabschiedet, das staatliche, aber
insbesondere auch kommerzielle Saatgutproduktion stimulieren wird.

2019
Im April reiste Dr. Peer Wilde (Senior Breeding Advisor KWS) nach Äthiopien, um dort ein
viertägiges Seminar zu Züchtungsmethodik und -management durchzuführen. Lesen Sie im
Folgenden seinen Reisebericht.

Reisebericht zum CD-SEED Seminar 8-12 April 2019 in Addis und Holetta
Von: Dr. Peer Wilde, Senior Breeding Advisor KWS

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Dr. Peer Wilde studierte Agrarwissenschaften an der Universität Bonn. 1987 wurde er an
der Universität Stuttgart-Hohenheim promoviert, wo er als wissenschaftlicher Mitarbeiter
der Landessaatzuchtanstalt über mehrere Jahre tätig war. Von 1988 bis 2017 leitete er das
Hybridroggen-Züchtungsprogramm der KWS Lochow GmbH. Seit 2017 ist er als Senior
Breeding Advisor für verschiedene Aufgabengebiete, unter diesen das CD-Seed Projekt,
tätig.

CD-SEED ist ein von BMEL, der KWS SAAT SE und der GFPi gefördertes Projekt, in
dessen Rahmen in Zusammenarbeit mit der GIZ, der Saatgutsektor in Äthiopien weiter
aufgebaut werden soll. Ein wichtiges Arbeitsfeld in diesem Projekt ist die Unterstützung
des Gerstenzüchtungsprogrammes, das das staatliche Ethiopian Institute of Agricultural
Research (EIAR) betreibt.

Rund 8 Stunden dauert der Flug von Frankfurt nach Addis, den man am besten
möglichst weitgehend im Schlaf verbringt. Denn gleich nach der Ankunft frühmorgens
auf dem Flughafen Addis Bole, kurzer Fahrt ins Hotel und Duschen geht es in die erste
Besprechungsrunde im GIZ-Büro. Berhane Lakew, Chef des EIAR-Gerstenzüchterteams,
GIZ-Komponenten-Managerin Andrea Rüdiger, ihre Kollegin Rebeka Gebretsadik und ich
legen gemeinsam die letzten Details zu unserem nachfolgenden viertägigen Seminar zu
Züchtungsmethodik und -management fest.

Das Seminar wird auf der Zuchtstation Holetta, rund 40 km nordwestlich von Addis
stattfinden. Addis und das umgebende Hochland verfügen zwar über stattliche 1.200
mm Jahresniederschlag, aber in den Monaten Oktober bis Januar ist es trocken. Auch

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die nachfolgenden Monate der sogenannten Belg-Saison Februar bis Juni verfügen
über weniger Wasser. Im Rahmen von CD-SEED wurde daher in Holetta in eine
Beregnungsanlage und ein Wasserbassin investiert, mit denen alle Zwischengenerationen
des Zuchtprogrammes und erste Saatgutvermehrungen abgesichert werden.
Damit sind beste Voraussetzungen gegeben, um die Meher-Saison, die eigentliche
Hauptvegetationsperiode von Juni bis November, mit Prüfmaterial zu versorgen, das dann in
Form von Einzelpflanzen, Beobachtungsreihen oder Ertragsparzellen angebaut wird.

Dr. Wilde (1. v. rechts) und Dr. Rüdiger (3. v. rechts) mit den Teilnehmern des Seminars.

Zu unserem Seminar sind Züchter aus allen wichtigen Stationen des Landes angereist, auf
denen Speise- aber auch Braugerste gezüchtet wird. In Äthiopien ist Gerste ein besonders
interessantes Getreide, weil es einerseits „das Brot des armen Mannes“ ist, andererseits
aber den Kleinbauern mit der Produktion von Braugerste auch ganz neue Möglichkeiten der
Wertschöpfung eröffnet.

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Dr. Rüdiger und Dr. Wilde diskutieren mit den Gerstenzüchtern im Zuchtgarten

Wie bei ordentlichen Züchtern nicht anders zu erwarten, wollten alle natürlich zuerst die
Feld-Experimente sehen. Zu besichtigen war u. a. der Durchkreuzungsblock mit allen im
Jahr 2018 selektierten Elternlinien, F2-Populationen, die zur F3-Generation fortgesetzt
werden und eine große Saatgutproduktion mit äthiopischen Landrassen, die in einem
wissenschaftlichen Experiment näher charakterisiert werden.

Vorzüglich entwickelte Pflanzen beweisen, dass die äthiopischen Kollegen
Zwischengenerationen als Chance für schnelle Züchtungszyklen begreifen und diese auch
professionell nutzen.

Unter den Züchtern sind etliche „young talents“, die ihr Wissen aus Bachelor- oder
Masterstudium erweitern wollen und zu diesem Zweck Vorträge für unser Seminar
vorbereitet hatten. So wurden z. B. die Verteilung von 240.000 F3-Einzelpflanzen für die
Selektion auf verschiedenen Standorten oder die häufig noch unzureichende Qualität von
Leistungsprüfungen in den fortgeschrittenen Generationen intensiv diskutiert.

Weitere Vorträge beschrieben das Datenmanagement beginnend bei der
Merkmalsaufnahme mit Tablets im Feld bis zum fertigen Analyse-Dokument, das
„user-friendly“ dem Züchter vor der neuen Belg-Saison im Januar vorliegen sollte. Die

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Rekalibration von Qualitätsmerkmalen wie z. B. Protein-, Extrakt- oder Betaglucan-Gehalt für
das aus Projektmitteln finanzierte NIRS-Gerät wurde als entscheidend für die Selektion auf
diese Merkmale erkannt.

Hilfreich waren diese Vorträge nicht zuletzt auch für die Jury, die über die Praktikumsplätze
in Deutschland für das Jahr 2019 zu entscheiden hatte. Schließlich konnten drei sehr
gute junge Züchter identifiziert werden. Als Projektkoordinator freue ich mich natürlich
ganz besonders, dass wir für diese Praktika so qualifizierte Ausbilder wie Elke Hilscher,
Chemie-AG Leiterin KWS in Einbeck, und Eberhard Laubach, Gerstenzüchter der Nordsaat
Saatzucht GmbH auf der Zuchtstation Gudow, gewinnen konnten. Ihnen und ihren Teams
sei schon jetzt ein herzlicher Dank für ihre Mitwirkung ausgesprochen!

Statusbericht zum Entwicklungsstand der Saatgutkooperativen
Von Dr. Andrea Rüdiger, Projektkoordinatorin GIZ

Dr. Andrea Rüdiger ist studierte Sozialwissenschaftlerin und promovierte an der Universität
Oxford zur Nutzung von biologischer Vielfalt und zu Saatgutsicherheit in der kleinbäuerlichen
Landwirtschaft in Äthiopien. Zudem war sie von 2013-15 als Forschungsbeauftragte für
Bioversity International tätig. Seit Ende 2018 verantwortet Dr. Rüdiger die Komponente
CD-Seed im Programm zur Förderung nachhaltiger Produktivität in Äthiopien der GIZ.

Im Rahmen des Programms Supporting Sustainable Agricultural Production (SSAP) werden
seit 2016 gezielt neun Genossenschaften in den Regionen Tigray, Amhara und Oromia
dabei unterstützt, die Saatgutvermehrung als Geschäft zu professionalisieren. Kleinbauern,
die bestimmte Mindestkriterien erfüllen, z. B. bezogen auf Landbesitz und Erfahrung,
haben sich freiwillig in so genannten Primärkooperativen zusammengeschlossen, um
gemeinschaftliche zertifiziertes Saatgut zu produzieren.

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Damit kann die sehr hohe Nachfrage nach Saatgut bedient werden. Erst seit 2012
liberalisiert sich der Saatgutmarkt in Äthiopien langsam, ist aber weiterhin von staatlichen
Unternehmen mit begrenzten Kapazitäten dominiert. Darüber hinaus können Kleinbauern
somit ein sicheres Einkommen erlangen. Das ist für eines der Länder mit dem weltweit
niedrigsten Jahreseinkommen pro Kopf von $783 (2017, World Bank) von zentraler
Bedeutung.

Neben Organisations- und Managementberatung, unterstützt SSAP die genossenschaftlich
organisierten Kleinbauern auch mit Trainings zur Verbesserung der Produktionsmethoden
und damit zur Steigerung der Erträge. Gute landwirtschaftliche Praktiken, wie die
Reihensaat, die korrekte Nutzung von Dünger sowie das Jäten zum richtigen Zeitpunkt
verbessern die Produktion.

Im laufenden Jahr werden die Vorstände der Genossenschaften u. a. mit Trainingseinheiten
befähigt, sowohl ein solides Finanzmanagement sowie eine Managementstruktur mit
klaren Verantwortlichkeiten und Kontrollen aufzubauen. Mittlerweile liegen von allen
Genossenschaften eigenständig überarbeitete Geschäftspläne vor.

Trainingseinheit zu Reihensaat mit Ochsenpflug im Rahmen der Trainings zu guten landwirtschaftlichen Praktiken mit
Vorstehern verschiedener SSAP unterstützter Kooperativen, Forschungsstation Holetta.

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Nach besonders guten Verkaufspreisen in der vergangenen Saison 2018, konnten alle
Genossenschaften im Vergleich zum Vorjahr hohe Gewinne erzielen und profitabel
wirtschaften. 2018 vermehrten die neun Kooperativen 994 Tonnen Gersten- und
Weizensaatgut. Die Menge reicht aus, um 28.400 Haushalte mit Saatgut zu versorgen.

Unterstützungsbedarf besteht weiterhin dabei, die Kooperativen auf dem Weg zur Erlangung
eines Zertifikates zu begleiten, das ihnen erlaubt zertifiziertes Saatgut direkt zu vermarkten.
Dafür müssen bestimmte Kriterien, wie z. B. adäquate Lagermöglichkeiten sowie eine
interne Qualitätskontrolle, erfüllt werden. SSAP hält dabei engen Kontakt zu den staatlichen
Kontrollbehörden, um diesen Prozess effektiv begleiten zu können. Darüber hinaus hilft
SSAP den Genossenschaften dabei, verlässliche Quellen für das knappe Vorstufensaatgut
zu erschließen. Das Saatgut wird dann von den Kleinbauern selbst bezahlt.
Da das Mandat zur Bereitstellung von Basissaatgut momentan ausschließlich in den
Händen der staatlichen, landwirtschaftlichen Forschungsinstitutionen liegt und diese nur
begrenzt über Land verfügen, herrscht Jahr für Jahr Knappheit. Deshalb setzt sich SSAP
mit den guten Verbindungen in die relevanten Institutionen dafür ein, dass die Kooperativen
ausreichend Basissaatgut zur Vermehrung erhalten.

Bis zum Ende der aktuellen Programmphase sollen alle neun Genossenschaften die
offizielle Genehmigung erhalten, zertifiziertes Saatgut nicht nur vermehren, sondern es
auch direkt vermarkten zu können. Aktuell erfüllt nur eine Kooperative die Kriterien, wie z.
B. angemessene Lagerräume sowie eine interne Qualitätskontrolle durch entsprechend
qualifiziertes Personal. Die anderen acht Genossenschaften vermarkten das Saatgut bisher
durch das genossenschaftliche System, wobei der Einfluss auf die Verkaufspreise sowie die
Wertschöpfung geringer ist.

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