CFP: MIGRATIONS, TRANSCULTURALITY & THE IDEA OF LATIN AMERICA (ZURICH,6-7 MAR 20) - ArtHist.net

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CFP: MIGRATIONS, TRANSCULTURALITY & THE IDEA OF LATIN AMERICA (ZURICH,6-7 MAR 20) - ArtHist.net
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             CFP: MIGRATIONS, TRANSCULTURALITY & THE IDEA OF
             LATIN AMERICA (ZURICH,6-7 MAR 20)
             Universität Zürich / Lateinamerika-Zentrum Zürich, 06. - 07.03.2020
             Eingabeschluss: 30.11.2019

Art/Histories: Migrations, Transculturality & The Idea of Latin America
Internationale Tagung
der AG Kunstproduktion und Kunsttheorie im Zeichen globaler Migration

- please scroll down for English version -

Migration hat im lateinamerikanischen Kontext jüngst wieder für weltweite Auf-
merksamkeit gesorgt. Die medial vermittelten Bilder mittelamerikanischer (Trans)-
Migrant*innen – die auf dem Weg in den Norden mit Drogenkartellen, Menschen-
händlern und der oft korrupten Polizei konfrontiert, und schließlich am häufig tra-
gischen Kulminationspunkt der Reise, der US-amerikanisch-mexikanischen Grenze
immobilisiert werden – werden durch eine wachsende Zahl künstlerischer Prakti-
ken, die sich sowohl nördlich wie auch südlich des "political equator" (Teddy Cruz)
mit der Thematik befassen, kontrastiert. So ist die Grenze geradezu zu einem Bild
der aktuellen Migrationsbewegungen avanciert und Ausgangspunkt sowohl realer
Politiken als auch künstlerischer Auseinandersetzung mit den Ein- und Ausschlüs-
sen von Latein-/Amerika.

Trotz des wirkmächtigen Mauerbauprojekts an der US-mexikanischen Grenze ist
Transkulturalität in beiden Amerikas als historische Tatsache zu denken – die in
den Bild- wie Kunstpraktiken zum Ausdruck kommt. Im heutigen Lateinamerika
sind Transkulturalität und Migration seit präkolonialer Zeit existente Formen des
kulturellen Austauschs, von Machtverhältnissen und Aneignungsprozessen. So wur-
den Ikonografien der Moche-Kultur beispielsweise von den dominanten Inka kultu-
rell angeeignet, der Codex Mendoza zeigt den Ursprungsmythos der Azteken als
Wanderbewegung, sicht-bar gemacht im Bild kleiner Fußabdrücke.

Mit der 'Entdeckung' und kolonialen Unterwerfung des südlichen Amerika beka-
men migratorische Bildpraktiken eine neue Dimension. Der durch die Ausbeutung
der Kolonien initiierte Akkumulationsschub setzte einen "Kreislauf aus Geld und
Kunst" in Gang, der – neben und mit den erzwungenen interkontinentalen Reisen
der Sklav*innen – auch einen globalen Handel mit massenhaft hergestellten baro-
cken, sakralen Gemälden umfasste (Das Potosí-Prinzip. Koloniale Bildproduktion in
der glo-balen Ökonomie. Ausst.-Kat. Haus der Kulturen der Welt, Köln 2010).
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Im 19. und frühen 20. Jahrhundert war Lateinamerika Ziel europäischer Auswande-
rungsbewegungen und Exilort für Künstler*innen, die einen intensiven künstleri-
schen Austausch anstießen. Gegenwärtig ist der Kontinent durch zahlreiche Binnen-
migrationsbewegungen, ausgelöst etwa durch politische Konflikte wie in Venezuela
und Kolumbien oder wirtschaftsbedingte Migration innerhalb Lateinamerikas,
geprägt, die zunehmend in der künstlerischen Praxis thematisiert werden. Fred
Ramos fotografiert die jungen Männer des migrant track in verstörend ästhetischen
Aufnahmen und Christa Cowrie hatte zu Beginn der 1980er Jahre fotografische Por-
traits der vor der Diktatur in Guatemala nach Südmexiko Geflüchteten angefertigt.
Auch die Konzeptionsformen von Kunstprojekten reflektieren dabei diese transkul-
turell verflochtenen Migrationsbewegungen, so stellen Burcu Dogramaci und Hele-
ne Roth die Fotografie als das Medium der Migration heraus (Dogramaci/Roth
2019), und das Estudio Teddy Cruz + Fonna Forman erarbeitet künstlerisch zu fassen-
de Architekturen für das Grenzgebiet San Diego-Tijuana.
Eine kritische Auseinandersetzung mit der modernen (und zeitgenössischen) Kon-
zeption von Kunst als okzidentalistische Verlängerung kolonialer Machtbeziehun-
gen, wie sie etwa die "aesthesis decolonial" (Vasquez Barrera 2015) beschreibt,
nimmt die Wanderung von Konzepten und Ideen über Kunst in den Blick (vgl. Bal
2002). Migration ist demnach als eine Praxis zu verstehen, die Transkulturalität pro-
duziert – die vielgestaltigen Konzepte von Migration und Transkulturalität sollen
für die Konferenz daher als aufeinander bezogen gedacht werden. Transkulturalität
im Zusammenhang mit Migration verstehen wir als eine Perspektive, die Konflikte,
Inkommensurabilitäten und spezifische Formen der Aneignung in transkulturellen
Austauschprozessen sowie die sie begleitenden Machtverhältnisse adressiert.

Die Migrationen von Menschen als Träger*innen von Ideen, sowie von Formen oder
Ikonografien sollen fokussiert, kritisch aufgearbeitet und theoretisiert werden. 'Bil-
derwanderungen', verstanden als Kontinuitäten von ästhetischen Formeln und
'anthropologischen Bild-Konstanten' über weite Zeit- und Raumspannen hinweg,
sollen in den Beiträgen der Tagung für den spezifischen Kontext Lateinamerikas
anhand von case studies thematisiert und hinterfragt werden. Die "Idea of Latin
America" (Mignolo 2005) soll dabei für das Feld der Kunst historisiert und aus der
Perspektive eines Konzeptes von Transkulturalität und Migration kritisch befragt
werden. Gerade auch trans-historische Perspektiven sollen dabei berücksichtigt wer-
den.

Wir freuen uns über die Einsendung kurzer Exposés (max. 500 Wörter) für einen 20--
minütigen Vortrag auf Deutsch oder Englisch und einen kurzen Lebenslauf (max.
1000 Zeichen) bis zum 30. November 2019 an:

oesterreich@mode.tu-darmstadt.de und pauline.bachmann@uzh.ch

Mögliche Themen für Vorträge (u.a.):
- Migration als Thema lateinamerikanischer Kunstproduktion
- Transkulturalität und Kunstbegriff im Kontext Lateinamerikas
- Kunst-Geschichte der Migration in Lateinamerika
- Terminologien von Transkulturalität und Migration im Kontext Lateinamerikas

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- Interpretationen von Migration in Bildern, Performances, Installationen, etc.
- 'Migratorische' Kunstpraktiken
- Transkulturelle Bild- und Objektpraktiken
- Kunstgeschichtsschreibung und Lateinamerika
- Das Migratorische als Konzept der Kunst

Konzeption und Leitung:
Dr. Pauline Bachmann, Universität Zürich
Dr. Miriam Oesterreich, Technische Universität Darmstadt

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Art/Histories: Migrations, Transculturality & The Idea of Latin America
International Conference
of the Research Group "Art Production and Art Theory in the Age of Global Migrati-
on"

Recently, migration in a Latin American context has drawn a lot of international
attention. Central American 'transmigrants' on their way up north are often con-
fronted with drug cartels, human traffickers, and corrupt police forces immobili-
zing them at what frequently becomes a tragic turning point on their voyage – the
Mexico-United States border. The pictures conveyed by the media coverage of their
struggles are contrasted and broadened by an increasing number of artistic modes
of expression ad-dressing the subject both north and south of the "political equa-
tor" (Teddy Cruz). The 'border' has become emblematic of contemporary migrant
movements, and a source of both real politics and artistic positions concerning the
inclusion or exclusion of Latin-/America.

In spite of the impactful US-Mexico wall project, transculturality remains a histori-
cal fact in both Americas represented in image and art practices. Since pre-colonial
times, transculturality and migration in Latin America have been forms of cultural
exchange reflecting power relations and processes of appropriation. Moche culture
iconographies, for example, were culturally assimilated by the dominant Inka, and
the Codex Mendoza shows the Aztec myth of origin as a travel movement symboli-
zed by small foot prints.
With the 'discovery' and colonial submission of the South American continent,
migrant image practices acquired a new dimension. The colonial exploitation pro-
cess triggered a "cycle of money and art" involving intercontinental slave traffi-
cking, and a global trade with mass produced baroque and sacral paintings (Das
Potosí-Prinzip. Koloniale Bildproduktion in der globalen Ökonomie. Exh.-Cat. Haus
der Kulturen der Welt, Cologne 2010).

In the 19th and early 20th centuries, Latin America was a main destination of Euro-
pean emigration and exile for artists who initiated an intensive transatlantic artistic
exchange. Today, the continent is marked by innumerous internal migration move-
ments caused by political conflict as in Venezuela and Colombia, or by economic
recessions. These movements are increasingly becoming the subject of artistic

                                                                  arthist.net - netzwerk für kunstgeschichte
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expression. Fred Ramos has captured caravans of young migrants in aesthetically
appealing and disquieting photographs, and Christa Cowrie has portrayed Guate-
malan migrants in southern Mexico fleeing their country's dictatorship in the
1980s. The ways art projects are conceived today often reflect transculturally entan-
gled migratory movements: Burcu Dogramaci and Helene Roth identify photogra-
phy as the medium of migration (Dogramaci/Roth 2019), and Studio Teddy Cruz +
Fonna Forman develops artistic architecture in the border region of San Diego-Tijua-
na. A critical discussion of modern and contemporary conceptions of art as an occi-
dentalist extension of colonial power relations as described in "aesthesis decolo-
nial" (Vasquez Barrera 2015) casts a light on the migration of concepts and ideas
about art (Bal 2002).

Migration should therefore be understood as an activity that generates transcultura-
lity. In this vein, the conference suggests a perspective on the various concepts of
migration and transculturality that stresses the obvious and complex relationship
between both phenomena. In the context of migration, we understand transcultura-
lity as a vantage point to address conflict, incommensurability, and specific forms of
appropriation in transcultural processes of exchange, including the power relations
that accompany such processes.

The conference seeks to critically discuss and theoretically question human migrati-
on as a mode of travel for ideas, forms, and iconographies. Based on case studies, we
aim to examine the 'migration of images' – the recognizable continuity of aesthetic
formulas and 'anthropological imagery constants' across time and space – and its
applicability in the Latin American context. The conference seeks to historicize the
"Idea of Latin America" (Mignolo 2005) in art, and critically question it from a per-
spective informed by transculturality and migration. We will put a special focus on
trans-historical perspectives.
Short proposals (500 words max) for 20-minute talks in German or English and short
biographies (1000 characters max) should be submitted by 30 November 2019 to:

oesterreich@mode.tu-darmstadt.de and pauline.bachmann@uzh.ch

Possible topics include but are not limited to:
- Migration as an artistic subject in Latin American art production
- Transculturality and the concept of art in the context of Latin America
- Art/History of migration in Latin America
- Terminology of transculturality and migration in the Latin American context
- Interpretation of images, performances, installations etc.
- Migratory art practices
- Transcultural practices in terms of images and objects
- Writing art history in Latin America
- Migration as an artistic concept

Conception and Organization:
Dr. Pauline Bachmann, Universität Zürich
Dr. Miriam Oesterreich, Technische Universität Darmstadt

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QUELLENNACHWEIS:
CFP: Migrations, Transculturality & The Idea of Latin America (Zurich,6-7 Mar 20). In: ArtHist.net, 30.10.2019.
Letzter Zugriff 11.11.2019. .

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