Chat- und Mailberatung: www.telefonseelsorge.de - Woche ...
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INHALT WAS ALLES GEHT, WENN (FAST) NICHTS Leitungsteam der MEHR GEHT ... TelefonSeelsorge (v. links): Bernhard Berchtenbreiter 3 Editorial (Dienststelle Bad Reichen- hall), Andrea Fürnrohr Liebe Leserin, lieber Leser, 4 Unsere Zahlen I: Haushalt und Förderer (Dienststelle Mühldorf am Inn), Alexander Fischhold manchmal können wir es nicht mehr hören, und doch ist Co- (Einrichtungsleitung und 5 Unsere Zahlen II: Statistik 2020 rona Realität. Dass wir aktuell ein wenig aufatmen können an- Dienststelle München) und gesichts der sinkenden Infektionszahlen und der steigenden Ulrike Dahme (Stellvertrete- Impfraten, kann vielleicht den Blick dafür schärfen, was trotz rin des Einrichtungsleiters). 10 Corona schafft uns? – Wir schaffen Corona! Corona alles gelungen ist. Und das war eine ganze Menge! Eindrücke des Einrichtungsleiters Denn neben Lockdowns, Homeschooling, Corona-Leugnern Eindrücke der Ehrenamtssprecher*innen und -Verwirrten, gab es auch jede Menge Solidarität, Kreativität Eindrücke eines Supervisors und Zusammenhalt. Davon erzählt auch dieser Jahresbericht. Eindrücke einer Interviewpartnerin in den Medien Die TelefonSeelsorge war für diese kontaktarme Zeit wie Und wir waren auch präsent wie nie – kaum eine Telefonschicht geschaffen, denn von Telefon und Internet geht nun einmal blieb unbesetzt, die Onlineberatung kam nochmals kräftig in 18 Neue Entwicklungen Schwung. ... am Telefon keine Ansteckungsgefahr aus. Wir waren gefragt wie nie – von ... bei Chat und Mail Ratsuchenden ebenso wie von Medien und Öffentlichkeit, die sich für unseren 24/7-Dienst interessierten. Corona konnte uns nicht schaffen – wir schaffen Corona! Machen Sie sich auf den kommenden Seiten einen Eindruck 22 Wir trauern Wir haben uns wertgeschätzt gefühlt wie nie – schon in den davon, wie wir das getan und umgesetzt haben: Nah bei den ersten Anzeigen der Erzdiözese zu geistlich-seelsorgerischen Menschen, klar im (Seelsorge-)Auftrag, engagiert im Handeln. Angeboten während des ersten Lockdowns war die Nummer 24 Aus den Dienststellen der TelefonSeelsorge abgedruckt. Mehrfach haben kirch- liche wie politische Vertreter*innen ihre Wertschätzung zum p a ß b e i m L e s e n ! 26 Fortbildungen 2020 Ausdruck gebracht. Das tut gerade unseren ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen gut, die auch in dieser herausfordernden Zeit Viel S ihren Dienst zusätzlich zu zahlreichen anderen Aufgaben und Belastungen stemmten. Alexander Fischhold Tobias Lehner Leiter der TelefonSeelsorge 28 Supervision Redaktion in der Erzdiözese München und Freising 29 Hauptamtlichen-Team 3
HAUSHALT & FÖRDERER STATISTIK 2020 30 % aller Telefonate sind zwischen 15 und 30 Minuten lang, nur etwas mehr als 10 % der Gespräche weist eine Dauer von mehr als 45 Minuten auf. Die Anrufe verteilen sich gleichmäßig über alle sieben Wochentage bzw. über das ganze Jahr. Einbrüche oder besondere Spitzen bei den Anrufen kann man auch in Be- Ob am Telefon, per Chat oder Mail – die Wir arbeiten an drei Dienststellen in München, Mühldorf am Inn Zahl der Anrufenden auf konstant hohem Niveau zug auf hohe Feiertage, Urlaubszeiten oder bezüglich der Coro- TelefonSeelsorge in der Erzdiözese München und Bad Reichenhall mit 14 hauptberuflichen und 111 ehren- na-Shutdowns kaum erkennen. Das hat damit zu tun, dass die und Freising ist eine feste Größe im sozialen amtlichen Mitarbeiter*innen. Organisatorisch gehören wir zum Im Jahr 2020 haben 34.411 Ratsuchende die TelefonSeelsorge Leitungen das ganze Jahr über gleichbleibend besetzt sind und Versorgungsnetz in Oberbayern. Ressort „Caritas und Beratung“ im Erzbischöflichen Ordinariat. in München, Mühldorf und Bad Reichenhall kontaktiert, knapp das Anrufendenaufkommen auch in „ereignisärmeren“ Zeiten 2,5 % mehr als im Vorjahr. hoch ist. Im Schnitt müssen Anrufende fünf- bis sechsmal die Mit unserem Angebot schließen wir die Lücke zwischen den Nummer der TelefonSeelsorge wählen, bis sie durchkommen. psychosozialen Diensten und den kirchlichen Seelsorgeange- Rückläufig ist der Anteil der Anrufe, die in die Rubrik „Aufleger/ boten. Telefonisch erreichen uns die Ratsuchenden rund um verwählt“ fallen. 2019 lag hier der Anteil noch bei 25 %, nun Erreichbarkeit auch nachts sehr gefragt die Uhr; auch per Chat und Mail stehen beinahe täglich Be- sind es nur mehr 22 %, was bedeutet, dass mehr qualitative rater*innen bereit. Unsere Dienste sind kostenlos und richten Gespräche von den TS-Mitarbeiter*innen geführt wurden. Die meisten Anrufe im Jahr 2020 waren in der Schicht von 15 sich an alle Menschen, die Trost, Unterstützung oder Orientie- bis 19 Uhr zu verzeichnen. In diesem Zeitraum melden sich rung suchen, unabhängig von ihrer religiösen Ausrichtung und 25 % der Ratsuchenden, gleich gefolgt von der Abendschicht Weltanschauung. Wir sind offen für alle Themen und Problem- 19 bis 23 Uhr mit einem Anteil von 22 %. Wie wichtig die Beset- lagen. zung der Nachtschicht ist, zeigt sich im Telefonaufkommen: Im Rund 95 Prozent unserer Kosten wurden im Jahr 2020 aus Art der Telefonkontakte 2020 ersten Teil der Nacht (23 bis 3 Uhr) melden sich stattliche 13 % Kirchensteuermitteln bezahlt. Den Rest gaben die Stadt und in München, Bad Reichenhall und Mühldorf der Anrufer*innen, im zweiten Teil der Nacht (3 bis 7 Uhr) rufen der Landkreis München sowie der Landkreis Berchtesgadener Haushalt 2020 immerhin noch 7 % an und benötigen Beistand. 962.000 EUR Land. Mit den Mitteln des Erzbistums können wir den Ehren- – Sachkosten: 18 amtlichen eine Aufwandsentschädigung zahlen. 5.000 EUR Schweigeanruf Im Vergleich zu den beiden Vorjahren ist der Anteil der Ratsu- – Personalkosten : 777.000 EUR 1% chenden, die sich wiederholt an die TelefonSeelsorge wenden, im Pandemie-Jahr weiter angestiegen, aber auch „neue“ An- Aufleger / Kirchensteuerm rufer*innen sind dazugekommen. ittel ca. 913.805 EUR verwählt 22% Zuschüsse 48.195 EUR – Landeshauptsta dt München: 36.7 – Landkreis Mün 95 EUR nicht Auftrag chen: 3.900 EUR Förderer: Seelsorge-/ – Landkreis Berch der TS tesgadener Land Beratungsgespräch : 7.500 EUR 2% 75% 4 5
5.833 Einsamkeit / Isolation nicht zuzuordnen Körperliches Befinden Familiäre Beziehungen Ängste Anrufhäufigkeit im 3.269 Erstanrufer 2020 Jahresvergleich 16.540 Depressive Stimmung Wiederholt Alltagsbeziehungen Sonstiges seelisches Befinden Ärger, Agression Stress, emotionale Erschöpfung Hauptthema Einsamkeit 8.339 nicht zuzuordnen Betreuung, Pflege, Behandlung, Therapie Das Corona-Jahr 2020 hat zum Teil starke Verlagerungen im Bereich der Themen mit sich gebracht, die von den Ratsuchen- Corona den an die TelefonSeelsorger*innen herangetragen wurden. 2019 Leben in Partnerschaft Hauptthemen der Seelsorgegespräche Das in den Vorjahren zweithäufigste Thema „Einsamkeit/Iso- lation“ führte 2020 die Themenliste an und war in 20 % aller 15.632 in München, Mühldorf und Bad Reichenhall Wiederholt Arbeitssituation Anrufe Gesprächsgegenstand. 2.889 Erstanrufer Alltagsgestaltung 2018 2019 2020 Weiter an Bedeutung gewonnen haben die Themen „Ängs- te“ (14 %), „Sonstiges seelisches Befinden“ (9 %), „Wohnung/ Wohnung / Wohnumfeld Wohnumfeld“ (4 %), „Alltagsgestaltung“ (4 %) und leider auch Partnersuche / Partnerwahl „Suizidalität – Suizid des Anrufenden“ (3 %). Selbstbild „Corona“ als Thema wurde „nur“ in etwa 6 % aller Gespräche 8.050 nicht zuzuordnen explizit thematisiert. Die Pandemie und ihre Folgen dürfte aber Trauer in wesentlich mehr Gesprächen indirekt eine Rolle gespielt ha- ben und für die Zunahme der oben genannten Themen verant- Suizidalität – Suizid des Anrufenden wortlich sein. Sinn, Glaube, Werte 2018 14.097 Wiederholt Finanzfragen 2.408 Erstanrufer 0 500 1000 1500 2000 2500 3000 3500 4000 4500 5000 6 7
Entwicklung der Mail- bzw. Chat-Beratung Mail-Beratung im Jahresvergleich (München, Mühldorf und 2018 Bad Reichenhall) 2019 2020 4 beurlaubt 0 1000 2000 3000 4000 Chat-Beratung Rund 80 Prozent Steigerung bei den 4 männlich Chatberatungen 69 11 2018 Ehrenamtliche 43 weiblich Ehrenamtliche 2019 München 22 männlich Mühldorf Auch der Online-Bereich, der inzwischen 17% des gesamten 7 weiblich Beratungsangebots ausmacht, konnte im Jahr 2020 ausgebaut 2020 werden. Zwar war die Mail-Beratung mit 2.734 Mails leicht 0 1000 2000 3000 4000 rückläufig, dafür wurden jedoch 1.054 mehr Chats durchge- führt als 2019. Das ist ein sattes Plus von gut 80 Prozent. Besonders interessant ist die Altersstruktur der Ratsuchen- den, die sich online an die TelefonSeelsorge wenden. Während telefonischer Rat besonders beliebt ist bei Ratsuchenden im mittleren und höheren Alter, sind die Ratsuchenden in den On- 125 Mitarbeiter*innen line-Kanälen eher im Teenager-Alter (21 %) bzw. unter den 20- 2 beurlaubt bis 30-Jährigen (32 %) zu finden. Das alles wurde von insgesamt 111 ehrenamtlich tätigen Mit- arbeiterinnen und Mitarbeitern und 14 Hauptamtlichen ge- bis 9 stemmt, die über die Dienststellen München, Mühldorf am Inn 7 männlich und Bad Reichenhall verteilt ihre Dienste tun. Leider konnte 10-14 2020, aufgrund der Pandemie, der neue Ausbildungskurs nicht 31 Alter der Ratsuchenden 15-19 wie geplant starten und musste auf das Jahr 2021 verschoben Ehrenamtliche in der Online-Beratung 2020 20-29 werden. Bad Reichenhall 22 weiblich 30-39 Mail Chat 40-49 50-59 60-69 70-79 80 und älter 0 100 200 300 400 500 600 700 800 8 9
EINDRÜCKE DES EINRICHTUNGSLEITERS Auch wenn die Arbeit in der TelefonSeelsorge sehr abwechs- Das wirklich Gute im Schlechten: So gut wie im Jahr 2020 wa- lungsreich ist und kaum ein Tag dem anderen gleicht, hatte ren die Dienste bei der TelefonSeelsorge noch nie besetzt! Die ich nach fast zehn Jahren als Stellen- und Einrichtungsleiter Haupt- und vor allem die Ehrenamtlichen haben die plötzliche schon das Gefühl, dass ich im Großen und Ganzen alles ein- „Freizeit“ eifrig für die Telefon- oder Onlineberatung genutzt. mal gesehen habe, was diese Arbeit mit sich bringt – aber ich musste mich eines Besseren belehren lassen. Hohe Flexibilität der Ehrenamtlichen Am 10. März 2020 haben wir noch, wenn auch bereits mit einem mulmigen Gefühl, den Ausbildungskurs 2019/2020 im Rahmen Dank der Unterstützung der Katholischen Stiftungshochschu- eines kleinen Festabends in den aktiven Dienst übernommen. le München konnten wir innerhalb kürzester Zeit die Super- Schon eine Woche später stand die Welt Kopf und ich stand vor visionsgruppen auf Zoom umstellen. Obwohl die meisten Kol- einer nahezu unübersehbaren Anzahl von Herausforderungen. leg*innen noch nie etwas mit Videokonferenzen zu tun hatten, hat das schnell und mit intensivem Zusammenhelfen überwie- Dabei war unser oberstes Ziel, die Telefon-, Chat- und Mailbe- gend geklappt. Ich bewundere die Flexibilität unserer Ehren- ratung auf jeden Fall aufrecht zu erhalten bzw. auszuweiten, amtlichen in allen Altersgruppen! gerade weil innerhalb kürzester Zeit viele ambulante und sta- tionäre Beratungsangebote weggefallen waren. Mit am schwersten hat uns getroffen, dass wir den Ausbil- dungskurs 2020/2021 absagen bzw. um ein Jahr verschieben mussten. Aber eine Ausbildung, die so sehr vom Miteinander Zwei Ausweichstandorte „über Nacht“ eingerichtet lebt, komplett virtuell durchzuführen, konnten und können wir uns nicht vorstellen. CORONA SCHAFFT UNS? – Um die Anzahl der Kolleg*innen an den Dienststellen möglichst gering zu halten, konnten wir in einer buchstäblichen Nacht- Anders im Bereich Fortbildungen: Natürlich mussten wir auch und Nebelaktion zwei Außenstandorte in Poing und in Tutzing unser Fortbildungsprogramm komplett neu gestalten. Aber im WIR SCHAFFEN CORONA! eröffnen. Dort konnten unsere Ehrenamtlichen während der Laufe des Jahres ist es uns gelungen, auch virtuelle Fortbil- Lockdown-Phasen im Frühjahr und im Winter ihren Beratungs- dungsabende anzubieten, die sehr gut angenommen wurden. dienst ausüben. Zudem wurde bundesweit die Regel aufgehoben, dass die Chat- beratung nur in den Räumen der Dienststellen stattfinden darf. Deshalb ist es derzeit auch möglich, diese Beratung im „Ho- meoffice“ zu machen. 11
Viele digitale Experimente – mit Erfolg! EINDRÜCKE DER Wird Corona Ihrer Meinung die TS-Arbeit bleibend verändern, selbst wenn irgendwann Schmerzhaft für uns war und ist natürlich auch, dass kaum EHRENAMTSSPRECHER*INNEN unser Leben wieder „normal“ läuft? mehr Begegnung untereinander möglich war und ist. In die- Interview mit Hedi Schütze und sem Bereich haben wir viel mit Ersatzlösungen experimentiert, Die neuen digitalen Vernetzungsmöglichkeiten haben durch Co- Bernhard Höppner, Ehrenamtssprecher auch wenn diese natürlich nie an das Original herankommen: rona einen großen Schub erlebt. Das kann nicht mehr zurück- an der Dienststelle München gedreht werden. Die neu gewonnenen und intensiv genutzten — Mitarbeiter*innen-Treffen auf Zoom digitalen Plattformen führen zu besseren Vernetzungsmöglich- — Regelmäßige virtuelle spirituelle Impulse und keiten zwischen den Dienststellen unserer Organisationsein- Wenn Sie Ihre Eindrücke bei der TS während Wortgottesdienste heit, auf Bayern- und Bundesebene. Man spart einfach Zeit, der Corona-Pandemie in Stichworten — Viele Einzelgespräche auf Distanz in den Dienststellen wenn man nicht für ein Treffen weit fahren oder aufwendig zusammenfassen müssten, welche wären das? planen muss. Erfreulich war auch, dass wir eine hohe mediale Aufmerksam- Sorge füreinander; Gespräche mit Maske im Türrahmen der keit bekommen haben und uns zeitweise vor Presseanfragen Das bundesweit große mediale Interesse an der TS ist erfreu- Dienstzimmer; Flexibilität in Anpassung an die immer wieder kaum retten konnten. lich, wirft aber auch Fragen auf: Können wir die in uns gesetz- wechselnden Bedingungen (Präsenz- oder Online-Veranstal- ten Erwartungen erfüllen? Wie kann sich die TS das Interesse tungen). Ein herzliches Dankeschön zum einen an alle ehrenamtlichen nutzbar machen, zum Beispiel in der Öffentlichkeitarbeit oder Mitarbeiter*innen der TelefonSeelsorge: Ihr habt wirklich Un- gegenüber den kirchlichen Trägern? glaubliches geleistet; zum anderen an die hauptberuflichen Was vermissen Sie in Ihrem Ehrenamt während Was hat Sie vielleicht überrascht, was trotz Mitarbeiter*innen: das hat nur funktioniert, weil wir als Team der Corona-Zeit am meisten? oder wegen Corona möglich ist? so gut waren! Heidi Am meisten fehlt uns die Mimik und Gestik der Kolleg*innen, Es war beeindruckend, wie gut die Dienstpläne besonders Schütze der Supervisor*innen sowie die nonverbale „Atmosphäre“ bei während der Lockdown-Phasen gefüllt waren. Alle Beteiligten den monatlichen Supervisionstreffen, die immer sehr dichte zeigten eine große Solidarität, um den Dienst aufrechtzuer- Begegnungen sind. Auch der zwischenmenschliche und per- halten oder sogar aufzustocken. sönliche Kontakt bei Ereignissen wie Ehrungen, Fortbildun- gen oder Verabschiedungen fehlt sehr, das können Online- Bei den Zoom-Veranstaltungen haben sehr viele Kolleg*innen Alexander Bernhard veranstaltungen nicht ersetzen. Und die leckeren Büffets bei teilgenommen und intensiv inhaltlich gearbeitet. Für manche Fischhold Höppner den Mitarbeitendentreffen einschließlich der Fingerfood-Ge- war der Umgang mit der Technik ungewohnt und anstrengend, spräche gibt es halt online auch nicht! Gesellige Ereignisse wie aber sie haben das konstruktiv mitgetragen. das Sommerfest, unser Betriebsausflug oder der traditionelle Hausweiheabend im Januar mit gemeinsamer Segnung al- ler Räumlichkeiten sind ausgefallen bzw. konnten nur einge- schränkt stattfinden. 12 13
EINDRÜCKE EINES Was wünschen Sie sich persönlich für SUPERVISORS Supervisionen in der Zukunft? Interview mit Norbert Plößer, Wir müssen vermutlich noch eine Weile so weiter machen und Supervisor in der Dienststelle München schauen, ob und wie wir neue oder weitere technische Möglich- keiten nutzen können. Aber ganz persönlich würde ich meine beiden Supervisionsgruppen gern wieder persönlich treffen, Was fällt Ihnen als erstes ein, wenn Sie an Ihre Haben die Rahmenbedingungen den Ablauf oder eine Kerze in die Mitte stellen, mich neben jemand stellen, die Supervisionen im „Corona-Jahr“ denken? die Methodik der Supervision noch in anderer Energie der Anwesenden aufnehmen und zusammen Brezen Weise verändert? essen. Zunächst denke ich an das Engagement von Alexander Fisch- hold und Ulrike Dahme bei der Umstellung auf die virtuelle Su- Ja, wir sind nicht mehr „der Kreis, der mehr weiß“, wie es ein pervision. Es hat mich beeindruckt, mit welcher Kraft, Ausdau- Freund ausdrückt. Eine Teilnehmerin hat einmal festgestellt, er und Zähigkeit sie das vollbracht haben. Ich selbst war erst als wir ein Thema nicht auflösen konnten, dass uns das in einer einmal mit der Frage beschäftigt, wie ich die TS-Berater*innen Präsenzsitzung nicht passiert wäre. Bestimmte Methoden, wie weiterhin gut begleiten kann. Ich bin nun kein „digital Native“ systemische Aufstellungsarbeit und Rollenspiele, stehen für und habe mich gefragt, ob ein guter Face-to-Face-Supervisor die Fallbearbeitung im virtuellen Raum nicht zu Verfügung oder auch automatisch ein guter Online-Supervisor ist. Es gab na- sind noch nicht an das neue Format angepasst. Technisch mög- türlich auch im Bereich der Supervision schon früher Online- lich wäre sicher vieles. Die Tools dafür entwickeln sich gerade. Formate, aber keine wissenschaftlichen Ausarbeitungen, auf Wie weit hat die Pandemie selbst in den Sitzungen Wie ich gelesen habe, bieten jetzt erste Institutionen sogar eine die ich hätte zurückgreifen können. eine Rolle gespielt? Ausbildung zum Online-Supervisor an. Soweit ich mich erinnere, hat niemand einen speziellen Co- rona-Fall vorgestellt. Besprochen wurde vielmehr der eigene Was hat sich in den virtuellen Supervisionen Umgang mit der Situation. Auch das Vermissen der Begeg- gut entwickelt? nung, des realen Kontaktes wurde thematisiert. Dabei kam auch Abwehr gegen das virtuelle Format zur Sprache. Das ist Supervisionsrunde Überraschenderweise ist doch so etwas wie ein Gruppenge- woanders auch so. Aber bei der TS hatten die Sitzungen vor Ort fühl entstanden. Die meisten Teilnehmer*innen empfinden mit immer eine besondere Bedeutung. Es war wichtig, dass man Erstaunen, dass sie sich trotz der physischen Distanz einan- eine Brezen zusammen essen oder in der Pause miteinander der angenähert haben. Und das, obwohl man ja nur den Kopf ratschen konnte. Das fiel von heute auf morgen weg. des anderen sieht. Ich sehe auch noch einen anderen Aspekt, nämlich, dass wir mit dem Umstand, räumlich voneinander ge- trennt zu sein, ein wenig in die Rolle des Ratsuchenden versetzt sind, der seinen Berater nicht sieht bzw. beim Chat/Mail nicht einmal hört. 14 15
EINDRÜCKE EINER INTERVIEWPARTNERIN IN DEN MEDIEN Die TelefonSeelsorge-Arbeit zeichnet sich eigentlich durch ihre Ich habe immer wieder versucht, aus der Haltung eines – na- unaufgeregte Verlässlichkeit und in diesem Sinne Alltäglichkeit türlich idealisierten – „TelefonSeelsorge-Wirs“ zu schreiben aus. Wir begleiten Menschen konstant. Das ist nach außen für und Beispiele zu verfremden bzw. zu abstrahieren. Ganz sicher die Medien oft nicht spektakulär. Im Jahr 2020 war das auf ein- hat mich diese Arbeit dazu gezwungen, am Anfang beim Ein- mal ganz anders. Plötzlich interessierten sich verschiedenste finden in den Krisenmodus innezuhalten. Das hätte ich sonst Medien für unsere Beratung, angefangen von Bayern3, dem nicht getan. ZDF und dem Deutschlandfunk bis über die Printmedien Bild, Süddeutsche Zeitung, Abendzeitung, Münchner Merkur, viele Viele Medien haben im Coronajahr düstere Kathastrophen- lokale Tageszeitungen und andere mehr. szenarien an die Wand gemalt. In den Berichten über die Tele- fonSeelsorge dagegen wurde, meine ich, unsere Haltung in der Auch viele ehrenamtliche Mitarbeiter*innen erklärten sich be- Beratung deutlich, die der „stellvertretenden Hoffnung“ oder reit, persönlich greifbar und dennoch die Vertraulichkeit ge- wie es Hilde Domin formuliert: „Ich setzte einen Fuß in die Luft genüber den Ratsuchenden schützend, von ihrem Engagement und sie trug.“ bei der TelefonSeelsorge zu erzählen – berührend zu lesen und gleichzeitig ein schmaler Grat. Wir haben eine hohe Verantwortung gegenüber Ratsuchenden, was immer ein wenig im Konflikt mit dem nachvollziehbaren Interesse von Ulrike Journalisten nach konkreten Beispielen steht. Dahme Mir selbst erging es ganz ähnlich, als ich im Frühjahr über mehrere Wochen hinweg eine Art Tagebuch im Onlineportal der Süddeutschen Zeitung veröffentlichte. Ein Tagebuch ist ja eigentlich ein fiktiver innerer Dialog mit dem eigenen ich – hier war es zunächst einmal ein offenes und teilweise persönlich geführtes Gespräch mit dem SZ-Journalisten Patrick Bauer. 16 17
NEUE ENTWICKLUNGEN Letztendlich haben wir uns aus mehreren Gründen dagegen entschieden: Zum einen sprechen sowohl datenschutzrecht- bisher noch nie erlebt hatten. Diese wurden als „bedrohlich, gängelnd, angsterregend oder unangenehm“ erlebt. Beson- schränkungen nicht mehr durch und es häuften sich Informa- tionsfragen, wie zum Beispiel in dieser Zeit Beerdigungen ab- … AM TELEFON liche als auch technische Bedenken dagegen, zum anderen ders ältere Menschen schilderten auch eine Angst vor Ver- laufen können. Zunehmend fragten Anrufer*innen während der scheint es auch aus Gründen der Psychohygiene sinnvoll, den sorgungsengpässen bei Dingen des täglichen Gebrauchs, aber Pandemie nach Gebeten und geistlichen Impulsen. Dienst nur von der Dienststelle aus zu leisten. Bei der Telefon- auch davor, nötige Medikamente nicht mehr zu erhalten. Die Seelsorge im Erzbistum München und Freising haben wir uns tatsächliche „Ausgangssperre“ beschäftigte viele Anrufer*in- Im April waren die Themen „Einsamkeit/berufliche Folgen“ der für einen Kompromiss zwischen Dienststelle und Homeoffice nen stark (20%). Pandemie akut. Viele hatten bereits finanzielle Probleme durch entschieden: Wir haben während der Pandemie provisorische beispielsweise Kurzarbeit. Hinzu kam das ungewohnte Tragen Telefonzimmer in Poing und Tutzing eingerichtet. Das verkürzt Corona hat viele Einsame noch einsamer gemacht der Alltags- und später FFP2-Masken, das gerade auch für für einige Mitarbeiter*innen den Weg zum Dienst doch erheb- kranke Menschen schwer erträglich war (und ist). lich und entzerrt die Zahl der Personen an den herkömmlichen Bereits Ende März war ein leichter Rückgang des Corona-The- Dienstorten. mas zu verzeichnen (38%). Im Vordergrund stand nun häufig Im Mai beschäftigte noch ca. 14% der Anrufer*innen das das Thema „Einsamkeit und Isolation“. Die ohnehin Einsamen Thema „Corona“ bei unseren Beratungen: Menschen berich- Corona wirkt als Verstärker für bestehende wurden noch einsamer. Teilweise erschienen Helfer nicht mehr teten, dass sie es vermeiden, zum Arzt zu gehen aus Angst vor Probleme bei erkrankten Personen, die selbst kaum noch das Haus ver- Ansteckung. Andere befürchteten in diesem Zusammen- Alles beim Alten - und doch alles ganz anders. So lassen können. Vielen anderen „fiel die Decke auf den Kopf“. Ei- hang zu schnelle Lockerungen. Immer deutlicher wurde die lässt sich die Entwicklung am Telefon im „Corona- Themenschwerpunkt während der Pandemie waren: nige ärgerten sich über Mitmenschen, die sich nicht ordentlich Überforderung in Familien und besonders auch bei Alleinerzie- Jahr“ 2020 am besten beschreiben. an die Auflagen hielten. Aber es erreichten uns auch Stimmen, henden. Die Lebensbedingungen in Zeiten von Corona führten — Corona wirkt als Verstärker für vorher schon die fragten, wie sie vielleicht helfen könnten. zu einem Höchstmaß an Stress. Neues Thema war die Angst Bedingt durch die Pandemie war 2020 auf der einen Seite ein bestehende Themen wie Einsamkeit, psychische vor einer Impfpflicht. Jahr, das in unserem Kernprozess Telefon keine großarti- Erkrankungen, Suizidalität, Ängste … Immer öfter trat nun das Thema „Aggression“ auf. Durch das gen neuen Entwicklungen gebracht hat. Auf der anderen Sei- — Familiäre Themen: Streit, Aggression, Zuhausebleiben, Homeoffice, Homeschooling entstand eine Beruhigung beim Thema Corona, aber Belastung te war es doch ganz anders als die Jahre zuvor, weil es über Zusammenleben Enge, sowohl physisch als auch psychisch, die in einigen Fa- und Folgen bleiben weite Strecken nur sehr begrenzt analoge Beratungsangebote — Vermehrte Nachfrage nach Gebeten und milien zu enormen Problemen führte. Dazu steigerten sich gab und auch viele stationäre Angebote für psychisch kranke geistlichen Impulsen Sorgen: Eltern machen sich Sorgen um die schulischen Be- Über den Sommer bis in den Herbst beruhigte sich das Thema Menschen eingeschränkt zur Verfügung standen. Das hatte lange ihrer Kinder, mancher Jugendliche bewältigte die „Corona“ (7%), auch die Anrufendenzahlen ließen wieder etwas zur Folge, dass wir phasenweise ein hohes Anrufaufkommen Erwartungsgemäß veränderten sich die Themenschwerpunk- Anforderungen im Online-Unterricht nicht. Immer öfter wur- nach. Bei den chronisch und psychisch Kranken blieb und bleibt zu verzeichnen hatten. Dennoch war die TelefonSeelsorge bun- te durch die Pandemie nach und nach, am Anfang sogar von de „Existenzangst“ genannt, Menschen in der Probezeit wurde jedoch die hohe Belastung bestehen, eine Gefahr vor einer An- desweit besser zu erreichen als in den Jahren zuvor. Das lag Woche zu Woche. Wir begannen, dies explizit zu verfolgen, gekündigt, andere konnten einen neuen Job erst gar nicht an- steckung ist noch nicht gebannt. Auch die beruflichen Folgen daran, dass wirklich nahezu alle Telefonschichten besetzt wa- indem wir die Protokolle von Telefon-, Chat- und Mailberatun- treten. Die Sorge um ältere Angehörige nahm zu, um die man und finanziellen Sorgen sind nicht gelöst. ren bzw. viele Dienststellen auch zusätzliche Leitungen öffnen gen dahingehend durchforsteten. Mitte März war ca. 50% der sich nicht kümmern durfte. konnten. Anrufer*innen das Thema „Corona“ neben anderen persön- Wir schauen auf ein sehr besonderes Jahr in der TelefonSeel- lichen Themen wichtig. Am Häufigsten wurden „Ängste“ ge- Gesteigerte Nachfrage nach Gebet und sorge zurück und wollen uns an dieser Stelle auch herzlich bei Telefonberatung im „Homeoffice“? nannt: diffuse Ängste vor der Corona-Gefahr, die niemand so geistlichen Impulsen unseren überaus engagierten ehrenamtlichen Berater*innen richtig einschätzen konnte, aber natürlich auch die Angst vor bedanken, die stetig, geduldig und professionell auf die Ängste Ein Thema hat bundesweit wieder an Fahrt aufgenommen. Es einer eigenen Ansteckung. Zu Ostern reduzierte sich das Thema „Corona“ erneut auf etwa und Sorgen unserer Anrufer*innen eingegangen sind. geht um die Frage, ob wir nicht auch die Telefonberatung von zu 21%, was aber nicht bedeutet, dass es viele Menschen nicht Hause aus anbieten sollen. Am zweithäufigsten war die Rede von „Einschränkungen“, die mehr enorm belastete. Wir hörten immer öfter: „Ich halte viele Anrufer*innen - mit Ausnahme der Kriegsgeneration - so das nicht mehr aus!“ Andere blickten beim Wirrwarr der Ein- 18 19
NEUE ENTWICKLUNGEN Corona beeinflusst ganze Lebensentwürfe und Zukunftspläne … BEI CHAT UND MAIL Die vorherrschenden Themen in der Onlineberatung waren (neben der unmittelbaren Belastung oder Ängsten im Zusam- menhang mit Corona): Fast 80 Prozent mehr Chatberatungen - Schwere Depressionen bis hin zum Suizidwunsch als im Vorjahr - Einsamkeit - Selbstunsicherheit in Bezug auf die eigene Person Wir „können auch online“ und sind sicherlich eine tragende oder die Zukunftspläne Säule dieser Beratungsform auf Bundesebene, da die Chat- - Selbstverletzendes Verhalten und Mailanfragen bundesweit zugeteilt werden. Und unser - Soziale Probleme daheim (viele Studierende personeller Schub war gerade während der Lockdowns sehr mussten wegen der Pandemie wieder zu ihren gefragt. Besonders die Gruppe der 15- bis 30-Jährigen nimmt Eltern zurück) Kollegialer Austausch über die Dienststellen immer mehr die Onlineberatung in Anspruch und greift nicht hinweg mehr zum Telefon. Außerdem wurde gerade zu Beginn der Einmal mehr zeigte sich wie auch am Telefon: Corona ist Ver- Corona-Krise in den Medien viel Werbung für unser Angebot stärker für viele Probleme und Herausforderungen. Auch wenn Manche Berater*innen wurden – gerade im Chat – mit einer gemacht. die Corona-Zahlen sinken: Die emotionalen und psychischen Welle an Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit regelrecht über- Corona hat natürlich auch im Chat- und Mail- Folgen bleiben und überschatten oft ganze Lebensabschnitte. flutet. Um hier neben der regulären Supervision Entlastung bereich manche Pläne durcheinander gewirbelt. Den erhöhten Zulauf haben wir gespürt – und reagiert: Über zu schaffen, haben wir vier digitale Intervisionen angeboten. 2.300 Chats haben Mitarbeiter*innen unserer drei TS-Stel- Neben der Begegnung und dem Austausch über allgemeine Im Februar konnte die Einführung neuer Mitarbeiter*innen in len geführt, meistens im Homeoffice, da dies während der Entwicklungen in der Onlineberatung standen dabei auch fach- die Mailberatung noch stattfinden. Bewährter und geschätzter Pandemie erstmals ermöglicht wurde (und hoffentlich auch liche Themen auf dem Programm, zum Beispiel der Umgang Referent war wieder Stefan Kühne aus Wien. Diese Veranstal- möglich bleibt). Manche Berater*innen kamen aber auch treu mit selbstverletzendem Verhalten oder herausfordernde Ge- tung hat sich in ökumenischer Verbundenheit mit unseren Kol- und furchtlos an die Dienststelle, obwohl sie selbst der Risiko- sprächssituationen (ausuferndes Jammern, Aggression). leg*innen der Evangelischen TelefonSeelosrge etabliert; das gruppe angehören. wissen wir sehr zu schätzen! Diese digitale Form des Austauschs wird bleiben, da sich so Insgesamt haben wir 1.000 Chats mehr geführt als im Vorjahr – Onlineberater*innen aller drei Dienststellen einfach und ohne Insgesamt konnten wir 12 neue Mitarbeiter*innen für die Mail- ein Plus von satten 80 %. Die Mails waren mit 2.700 etwas rück- großen Mehraufwand vernetzen und begegnen können. Ein kla- beratung gewinnen. Damit beraten jetzt 32 Kolleg*innen per läufig, ca. 500 weniger als noch 2019. Das war vor allem durch rer Gewinn der Corona-Zeit! Mail, 35 per Chat und viele auf beiden Kanälen – meist zusätz- den Tod einer Kollegin bedingt, die eine der tragenden Säulen lich zum Telefondienst. Das heißt: Mehr als ein Viertel der Eh- der Onlineberatung war. Den Corona-Ausfällen zum Opfer fiel Ieider auch die Tagung renamtlichen bei der TelefonSeelsorge im Erzbistum München zum 25-jährigen Jubiläum der Onlineberatung auf Bundesebe- und Freising ist auch in der Onlineberatung aktiv. ne. Diese soll nun im Herbst 2021 im Format „25+1“ in Dort- mund nachgeholt werden. Wir sind dabei! 20 21
Schwester Ogmunda Gabler † 25.02.2020 Bereits als er die Ausbildung an der KTS begann, sprach er offen von seiner schweren neuronalen Erkrankung, die ihn – Am 25. Februar starb Schwester Ogmunda Gabler, die aufgrund den passionierten Bergsteiger und Skifahrer — immer mehr ihrer Krankheit schon vor zwei Jahren ihren Dienst in der Tele- begrenzte. Er war sich seiner physischen und psychischen fonSeelsorge aufgeben musste. Oft ist sie spontan in den Früh- Einschränkungen in jeder Hinsicht bewusst und hat darunter dienst eingesprungen und man konnte mit ihr zwischen den sehr gelitten. Sein Abschied voller Würde beim Hausweihe- Diensten immer ein wunderbares Pläuschchen halten. Unsere abend 2019 hat uns alle sehr bewegt. Ehrenamtssprecherin Hedwig Schütze brachte es bei der Beer- digung von Schwester Ogmunda im Kloster Mallersdorf auf den Punkt: „Ihr Denken und ihre Antworten waren gekennzeichnet Dr. Christine Kaniak-Urban † 31.07.2020 von Direktheit, Einfachheit und Klarheit und ehrlicher Herz- lichkeit. Sie selbst bezeichnete sich oft als „einfache Frau“. Sie Völlig überraschend starb am 31. Juli Dr. Christine Kaniak-Ur- hat jedoch mit großer Feinfühligkeit und seelischer Tiefe viel ban, für viele von uns einfach „Tine“. Wie wir hinterher sehen hinterfragt, hat sich selbst hinterfragt und sich meist klare und konnten, war wohl ihre letzte Handlung eine Mail an einen ihrer pragmatische Lösungen überlegt. So oft hat sie dann den Nagel vielen Ratsuchenden, die sie täglich begleitete, ja teilweise auf den Kopf getroffen. Beseelt war ihr Denken und Handeln durchs Leben trug. Sie ermutigte beharrlich und voller Warm- von ihrer ganz tiefen Verwurzelung im Glauben. „Mei, es is net herzigkeit unzählige Menschen, die sich als „austherapiert“ bei ois guat in der Kirch; aber der Herr Jesus und I, mir san guat ihr meldeten. So stand auf unserer Todesanzeige ein Gedicht mitanand.“ Für uns alle war sie ein Mensch, der die Liebe Got- von Hilde Domin: „Nicht müde werden, sondern dem Wunder tes in ganz menschlicher Form ausdrücken konnte.“ leise wie einem Vogel die Hand hinhalten“. Unermüdlich be- mühte sich Tine, noch die winzigste Ressource zu heben und kleinste Hoffnungsfünkchen zu entfachen. Das tat sie mit fröhli- Thomas Reitberger † 09.03.2020 cher Entschlossenheit. Ganz ähnlich war es im Chat. Hier tippte sie blitzschnell ihre Antworten und erzählte bei der Hospitation WIR TRAUERN „Alles wirkliche Leben ist Begegnung“ war der Text, den wir für parallel, warum sie wie reagierte. Denn auch Tine hatte lange die Traueranzeige von Thomas Reitberger ausgewählt hatten, Jahre als Jugendpsychologin gearbeitet. Ihre große Erfahrung der am 9. März starb. „Was macht es aus, was wir von Tho- und ihr reiches Wissen teilte sie gern. Als die KTS 2012 mit der mas in Erinnerung behalten werden“, fragte sein Freund und Onlineberatung begann, stürzte sie sich mit Begeisterung in Kollege im Ehrenamt Andreas Ulber. „War es seine leise Art, dieses neue Feld und baute es mit auf. Obwohl sie schon den 2020 mussten wir uns von drei langjährigen und sich zu Wort zu melden? War es die Art, wie er Fragen stellte? 80. Geburtstag gefeiert hatte, war Tine voller Lebensenergie. sehr engagierten ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen War es die Art der Fragen, die er stellte?“ Unendlich freundlich Und sie konnte aus vollem Herzen lachen. verabschieden. und einladend konnte Thomas als Berater am Telefon Kontakt zu Anrufenden aufbauen, unaufgeregt und wie nebenbei zog er Stellte ich mir ganz kindlich den Himmel wie beim Brandner sie ins Gespräch und begleitete sie behutsam. Immer wieder Kaspar vor, stellte ich mir vor, wie diese Drei umgehend eine organisierte er gemeinsame Besuche von den unterschied- Supervisionsgruppe gründen würden und dort säßen, vertieft lichsten Beratungsstellen, indem er alte berufliche Kontakte im Austausch über ihre vielen Begegnungen mit Menschen. Ich als Psychologe spielen ließ. säße gern in ihrer Mitte. Ulrike Dahme 23
Dienststelle Bad Reichenhall Dienststelle Mühldorf am Inn Unsere Pläne, den spätsommerlichen Betriebsausflug Die Startphase der Dienststelle Mühldorf ist vorüber. Sie hat Corona-tauglich zu gestalten, wurden immer wieder verwor- sich in die Gemeinschaft der TS-Dienststellen der Erzdiözese fen. Schlussendlich wurde das Sommerfest durch einen groß- München und Freising eingelebt. Viele Dienste werden von den zügigen Gutschein in einer Eisdiele für alle Mitarbeiter*innen Mühldorfer Mitarbeiter*innen übernommen, so dass immer kompensiert. öfter zwei von den drei zur Verfügung stehenden Telefonen pa- AUS DEN Im Rahmen der Unterstützungskampagne der einheimischen rallel besetzt werden können. Das genießen die Mitarbeiter*in- nen, da so der Kontakt zu den Kolleg*innen noch besser ge- DIENSTSTELLEN Gastronomie wurde dann auch für alle Mitarbeiter*innen ein Geschenkgutschein erworben und somit die Gestaltung des halten werden kann. jährlichen Weihnachtsfestes gelöst. Und nicht nur in einen Eine andere Möglichkeit zum direkten Austausch sind die zwei Briefumschlag, sondern sehr liebevoll in einem Weihnachts- Mitarbeitendentreffen. Im Februar fand das Erste noch unter paket versteckt; dies wurde alles von unserer geschätzten den „Nicht-Corona-Bedingungen“ statt. Dieses Treffen stand Team-Assistentin Maria ermöglicht. So bekam jede*r eine ganz im Zeichen von Vorstellungen: Frau Langstein präsen- vorweihnachtliche Überraschung, passend zum Nikolaus. tierte ihre Organisation „Donum Vitae“, ein ehrenamtlicher Zum Gutschein Weihnachtsgebäck und selber gebastelten Kollege machte seine Kolleg*innen mit dem Arbeitskreis Dienststelle München Schmuck, den traditionellen Adventskalender und vieles mehr; Öffentlichkeitsarbeit (ÖAK) bekannt und zu guter Letzt gab die vielen Dank dafür. Dienststellenleiterin Andrea Fürnrohr eine Einweisung in das Mit dem gewohnten Hausweiheabend begann das Jahr 2020 in neue Programm TSI auf welches kurz darauf auch umgestellt der Dienststelle der Telefonseelsorge in München. Schon we- wurde. nige Wochen später beim ersten Treffen der Mitarbeiter*innen hing die „Corona-Wolke“ über uns. Wir waren froh, unsere neu- Im März wurde ein neuer Kollege mit einem Übernahmefest in en Kolleg*innen noch stilvoll begrüßt und in den aktiven Dienst die Dienstgemeinschaft übernommen (er war der einzige Kan- übernommen zu haben. Dann ging alles sehr schnell. didat für Mühldorf in diesem Jahr). Der Sommer brachte neben einer kleinen Erholung von den Restriktionen durch Covid-19, (Fast) alle Mitarbeiter*innen richteten sich erfolgreich On- kleine Geschenke zum Sommerfest und einen Betriebsausflug linemöglichkeiten auf dem heimischen PC ein. Konferenzen, in das Kloster Raitenhaslach mit anschließendem Besuch des Arbeitskreise, Supervisionen, Fortbildungen, Chat und Mail- Klosterbiergartens. angebote fanden im Homeoffice statt. Es wurde still in der Dienststelle! Von Hospitationen und Tan- Im Oktober fand das zweite Mitarbeitendentreffen statt. Herr dem-Diensten war keine Rede mehr. Und still und leise haben Schass stellte den Krisendienst Psychiatrie vor und die jährli- sich im Laufe des Jahres auch Kolleg*innen verabschiedet. che Unterweisung in Arbeitssicherheit musste erledigt werden. Erfreulicher war da schon das nette und liebevoll verpackte Ad- Einige der neuen virtuellen Möglichkeiten werden uns bleiben. ventsgeschenk, das die Mühldorfer*innen erhielten. Manchmal fällt es schwer, sich daran zu gewöhnen. Wir freuen uns auf persönliche Begegnungen, sobald sie wieder möglich Ulrike Dahme und Alexander Fischhold auf der sind. Suche nach neuen Ehrenamtlichen
FORTBILDUNGSPROGRAMM 2020 10.-12.01.2020 Provokative Systemarbeit Kognitiver Rahmen zum provokativen Ansatz, Live Demonstrationen 13.-14.11.2020 Nachtdienstfortbildung Bedeutung von Schlaf; Erkenntnisse der Chronobiologie und der St. Ulrich, am Telefon und Übungen zum Einsatz provokativer Elemente in Gesprächen Zoom-Meeting Alexander Fischhold, Schlafmedizin Augsburg Dr. Charlotte Cordes Ullrike Zeller 31.01. –01.02. Krisenintervention mit Frühe Hilfe nach hochbelastenden Lebenserfahrungen; 08.12.2020 Vorstellung der Arbeit Ehe-, Familien- und Lebensberatung als Angebot an Paare in 2020 Kindern und Jugendlichen praxisbezogene, hilfreiche Techniken und Kriseninterventionsansätze Zoom-Meeting der Ehe-, Familien- und schwierigen Situationen Kloster Armstorf Simon Finkeldei Lebensberatung (EFL) und der Kurse für Paare „KEK“ und „EPL“ 14.-15.02.2020 Maileinführung Besonderheiten, Methoden, Möglichkeiten und Grenzen der Pastoralreferent Robert Benkert KTS München Stefan Kühne Mailberatung mit praktischen Übungen für Mailneueinsteiger 15.12.2020 Austausch Weihnachten – Austausch über die Erwartungen an diese besondere Zeit 16.02.2020 Mailfortbildung Spielen mit Stilen – Kreativität in der Mailberatung Zoom-Meeting Wie begegnen wir und Ideensammlung zu erfolgreichem Trösten oder Verstehen KTS München Stefan Kühne Sehnsüchten, Ängsten und Einsamkeit in der Beratung? 14.07.2020 Seelsorge im Kontext Bericht aus der Praxis über die Arbeit der Einsatzgruppe Seelsorge, Ulrike Dahme, Zoom-Meeting von Corona die Menschen besucht, die an Covid-19 erkrankt oder in Quarantäne sind. Tobias Lehner, Pfarrer Daniel Lerch Ulrike Zeller 17.10.2020 Suizidprävention Umgang mit Hilflosigkeit in der Beratungssituation Zoom-Meeting „In Übung bleiben“ wurde das rona-Pandemie Dipl.-Psychologe Michael Martinz Aufgrund der Co arbeitet rt bi ld un gs prog ramm 2020 über Fo ten. taltungen angebo und neue Verans 24.10.2020 Suchtprävention – Einführung und sicherer Umgang im Kontakt mit Suchtgefährdeten ungen geplante Fortbild Zoom-Meeting Einblicke in „Motivational und Abhängigen Weitere, bereits n. Interviewing“ st en au f 20 21 verschoben werde m us Christoph Teich 26 27
SUPERVISOR*INNEN HAUPTAMTLICHEN-TEAM 2020 DIENSTSTELLE MÜNCHEN DIENSTSTELLE BAD REICHENHALL SUPERVISION DIENSTSTELLE MÜNCHEN Alexander Fischhold, Dipl. Theologe, Supervisor DGSv Bernhard Berchtenbreiter, Dipl. Sozialpädagoge Elke Sofie Frohn Einrichtungsleiter, Dienststellenleiter München Dienststellenleiter Bad Reichenhall Michaela Kuen verantwortlich für den Kernprozess Telefon und das Ausbildungsleiter Patrick Künstler Projekt Krisentelefon Die Beratungsarbeit der 111 ehrenamtlichen und 14 hauptbe- Maria Köllerer, Verwaltungskraft ruflichen Mitarbeiter*innen der TelefonSeelsorge im Erzbistum Norbert Plößer Ulrike Dahme, Dipl. Theologin München und Freising wird von einem Team aus erfahrenen Christian Präg Abwesenheitsvertreterin des Einrichtungsleiters Supervisor*innen unterstützt. Sie kommen aus den Bereichen Volker Zumkeller verantwortlich für die Kernprozesse Chat und Mail Psychologie, (Psycho-)Therapie und psychosoziale Versorgung. Ausbildungsverantwortliche für München DIENSTSTELLE MÜHLDORF Die Supervisor*innen bieten i.d.R. einmal pro Monat Fallbe- DIENSTSTELLE Rupert Fischer, Dipl. Sozialpädagoge sprechungen an und ermöglichen so die Reflexion der Bera- BAD REICHENHALL Andrea Fürnrohr, Dipl. Psychologin tungsarbeit, Entlastung nach beanspruchenden Gesprächen Tobias Lehner, Dipl. Theologe (nebenamtlich) Dienststellenleiterin Mühldorf und eine Vertiefung der beraterischen Fähigkeiten. Während Dieter Manas Mitarbeit in den Kernprozessen Chat und Mail Ausbildungsleiterin der Corona-Pandemie fanden die Supervisionen ausschließlich Kathi Mühler verantwortlich für die Öffentlichkeitsarbeit virtuell statt. Rosa Wlader Andrea Bernhard, Verwaltungskraft Ulrike Zeller, Dipl. Sozialpädagogin verantwortlich für das Querschnittsthema Fortbildung DIENSTSTELLE Christine Campinge, Verwaltungskraft MÜHLDORF AM INN Sabine Hesse, Verwaltungskraft Gabi Dölzer Rosmarie Spiegelsberger, Verwaltungskraft HAUPTAMTLICHEN-TEAM Marion Albert, Arbeitsplatzassistentin Bernadetta Wilk, Arbeitsplatzassistentin (in Elternzeit) Viola Gruber Markus Plischke (Organisationsentwicklung) 28
NEUE HOMEPAGE Wir haben unsere Homepage überarbeitet. IMPRESSUM Dort finden Sie alles Wissenswerte zu unserer Arbeit und zum ehrenamtlichen Engagement bei der TelefonSeelsorge. Erzdiözese München und Freising (KdöR) Gestaltung vertreten durch das Erzbischöfliche Ordinariat München tsew. Tiefschwarz und Edelweiß, www.tsew.de Generalvikar Christoph Klingan Kapellenstraße 4, 80333 München Druck www.sasdruck.de Verantwortlich für den Inhalt Ressort Caritas und Beratung, Hauptabteilung Beratung, Papier: enviro®ahead, hergestellt aus 100 % Altpapier, TelefonSeelsorge München, Alexander Fischhold FSC®-zertifiziert Redaktion Die Kompensation der CO2-Emissionen erfolgt über Tobias Lehner, Arbeitskreis für Öffentlichkeitsarbeit Klimaschutzprojekte des kirchlichen Kompensationsfonds Klima-Kollekte gGmbH Realisation des Produkts in Zusammenarbeit mit der Stabsstelle Kommunikation, Medienmanagement UID-Nummer DE811510756 Bildnachweis unsplash.com (Markus Spiske) unsplash.com (Clement Falize) Schauen Sie vorb unsplash.com (Anastasiia Chepinska) ei! www.erzbistum unsplash.com (Roman Kraft) -muenchen.de/t unsplash.com (Florencia Viadana) elefonseelsorge Fotostudio Felikss Francer, München Tobias Lehner (privat)
0800-1110222 Chat- und Mailberatung: www.telefonseelsorge.de TelefonSeelsorge in der Erzdiözese München und Freising Postfach 33 03 60 80063 München Tel. (Büro): 089 2137-2098 Fax: 089 2137-2099 Mail: telefonseelsorge@eomuc.de Web: www.erzbistum-muenchen.de/telefonseelsorge
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