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Proklima Cool bleiben. Das Spannungsfeld zwischen Wachstum, Kühlung und Klimawandel GIZ Proklima: Mit natürlichen Kältemitteln und besserer Technik die Umwelt schützen und Entwicklung fördern Im Auftrag von
Inhalt Steigender Energiebedarf und ein Recht auf Kühlung? Darf es ihn geben, den Anspruch auf eine Klimaanlage und einen Kühlschrank – ähnlich wie das Recht auf eine Heizung? Seite 3 Kühle Kette für eine gesunde Versorgung Nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) verderben durchschnittlich 30 Prozent, in tropischen Ländern sogar 50 Prozent der Lebensmittel mangels angemessener Lagerung. Seite 4 Grüne Technik und Wertschöpfung Das Zauberwort heißt Ressourceneffizienz. Der Schlüssel in der Kältetechnik dafür sind natürliche Gase. Seite 7 Mehrwert für Klima und Wirtschaft Mit ihren umweltfreundlichen Kühlgeräten sind Unternehmen in Entwicklungsländern wettbewerbsfähig geworden. Neue Arbeitsplätze entstehen. Seite 10 Energieeffizienz im Kampf gegen Armut Allein mit Strom ist es nicht getan: Der Betrieb von Kühlschränken muss bezahlbar sein, damit er wirtschaftlichen und sozialen Nutzen bringt. Seite 12 Kühle Gebäude: Lokal handeln, global wirken Die Umstellung auf natürliche Kältemittel bei den größten asiatischen Exporteuren für Klimageräte wirkt sich weltweit aus. Seite 14 Nachhaltige Politikgestaltung Eine nachhaltige Kühlung und Klimatisierung brauchen Mitstreiter in Industrie und Politik. Seite 16
Steigender Energie- bedarf und ein Recht auf Kühlung? Kühlschränke und Klimaanlagen – sie stehen ganz oben auf der Wunschliste in heißen Ländern. Wer dort einen Stromanschluss hat, will nicht nur Licht und einen Fernseher haben, sondern auch seine Wohnung, das Büro und die Lebensmittel kühlen. Gibt es ihn, den Anspruch auf eine Klimaanlage und lichen Gasen sowie des Ressourcen- und Energiever- einen Kühlschrank – ähnlich wie das Recht auf eine brauchs können nachhaltig nur mit einem Wechsel zu Heizung? Vor allem in den Subtropen und Tropen hat natürlichen Kältemitteln sowie mit einer Entkopplung der Ausbau von Kühlung und Klimatisierung heute den von Energie- und Ressourcenverbrauch gelöst werden. gleichen Stellenwert wie das Heizen im Norden erreicht. Hier setzt das Programm Proklima an und fördert den Klimaanlagen und Kühlschränke verbrauchen weltweit Übergang zu ozon- und klimafreundlichen Technologien bereits 20 Prozent der elektrischen Energie – mit steigen- für Kühlung, Klimatisierung und Isolierung in Entwick- der Tendenz. Allein der Energiebedarf für Klimatisierung lungs- und Schwellenländern. Im Auftrag des deutschen wächst mit durchschnittlich 7 Prozent jährlich bis ins Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit Jahr 2050 in den Entwicklungsländern.1 und Entwicklung (BMZ) und der Internationalen Klimaschutzinitiative (IKI) des Bundesministeriums für Alte und schlecht ausgerüstete Geräte verschwenden Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) wertvolle Energie. Ihre Kältemittelverluste erhöhen den unterstützt die Deutsche Gesellschaft für Internationale Treibhaus-Effekt und tragen zur Zerstörung der Ozon- Zusammenarbeit (GIZ) GmbH mit Proklima die Part- schicht bei. Doch Kühlung und Klimatisierung sind in nerländer technisch und strategisch bei der Umsetzung vielen Entwicklungsländern die Voraussetzung dafür, von Bestimmungen aus dem Montreal Protokoll* und an- eine wachsende Bevölkerung mit Nahrungsmitteln zu derer internationaler Konventionen. Gefördert wird das versorgen. Kälte und Kühlung sind auch nötig, damit der Programm ebenfalls von Mitstreitern und Vordenkern in Aufbau wettbewerbsfähiger Industrien und Dienstleistun- Industrie und Politik, die gemeinsam mit Proklima und gen voran kommt. Die Elektrogeräte-Industrie und das seinen Projekten die Ziele der Nachhaltigkeit angehen Kältehandwerk haben in vielen Ländern eine beachtliche wollen. wirtschafts- und beschäftigungspolitische Bedeutung erreicht. * Das Montreal Protokoll ist im September 1987 von 24 Re- gierungen und der Kommission der Europäischen Gemeinschaft unterzeichnet worden. Mit dem Abkommen wurden chlor- und Der Ansatz von Proklima bromhaltige Chemikalien wie Fluorchlorkohlenwasserstoffe Die sich immer schneller entwickelnde Nachfrage (FCKW) weltweit verboten. Sie führen in der Atmosphäre zu nach Kühlung und Kälte und die damit einhergehende chemischen Prozessen, die die Ozonschicht abbauen. Bis heute Problematik von Emissionen an ozon- und klimaschäd- haben 196 Vertragsstaaten das Montreal Protokoll ratifiziert. 1 IEA, 2010 3
Kühle Kette für eine gesunde Versorgung Nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) verderben durchschnittlich 30 Prozent, in tropischen Ländern sogar 50 Prozent der Lebensmittel mangels angemessener Lagerung. Aufgrund der Landflucht gibt es immer weniger Selbst- ankommen. Der Einsatz zuverlässiger Kühlgeräte in Ge- versorger – und immer mehr Menschen sind für ihre werbe und Haushalt ist deshalb nötig, um die Versorgung Ernährung auf gut funktionierende Kühlketten angewie- und Gesundheit zu gewährleisten. sen. Mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung lebt schon in Städten, und im Jahr 2030 sollen es bereits drei von Jedoch fehlt es noch an zuverlässigen Kühlketten in den fünf Menschen sein.2 Die meisten kaufen ihre Lebens- Entwicklungsländern, auch zur Verarbeitung und für den mittel ein. Transport. Mit angemessener Kühlung könnten Fischer und Landwirte einen besseren Absatz und mehr Einkom- Nach Schätzungen der WHO verderben durchschnittlich men für ihre Erzeugnisse erzielen. Sogar in abgelegenen 30 Prozent3, in tropischen Ländern sogar 50 Prozent4 Gegenden ohne Stromanschluss könnten mittels solarbe- der Lebensmittel mangels angemessener Lagerung und triebener Systeme ihre Produkte wirtschaftlich gelagert Kühlung. Ebenso müssen lebenswichtige Medikamente und so der Verdienst erhöht werden. und Impfstoffe lückenlos gekühlt bei den Menschen 4
Aus der Praxis Südafrika: Umstellung von Kühlgeräten in Supermärkten: Natürliche Kältemittel statt fluorierter Gase (F-Gase)* (2008 bis 2011) Innovation: Ammoniak-Kälteanlage, zentrale Kälteversorgung Finanzierung: IKI/BMU: ca. 1,6 Mio. Euro Partner: Umweltministerium Südafrika Beteiligte Unternehmen: Pick n Pay (südafrikanische Supermarktkette) Wirkungen: Einsparung von 2.000 t CO2äq pro Jahr (bei zwei Supermärkten) • höher qualifizierte Techniker bei Pick n Pay • Effizienz: Energie- und Kosteneinsparung durch den Einsatz effizienter Kühlgeräte mit natürlichen Kühlmitteln • Beispiel für andere: Eine weitere Supermarktkette hat mit der Umstellung auf natürliche Kühlmittel Verteilerzentren für Supermärkte: Eine Station der begonnen Lebensmittel beim Transport zum Verbraucher Auf dem Weg vom Erzeuger zum Verbraucher werden für * Fluorierte Kohlenwasserstoffe (F-Gase) sind leicht flüch- Frischwaren benötigt: tige Chemikalien. Dazu zählen vollfluorierte Kohlenwasser- stoffe (FKW) und teilfluorierte Kohlenwasserstoffe (HFKW). • beim Erzeuger: Kühlung für Lebensmittel wie Fisch, F-Gase bleiben von einem Jahr bis zu mehreren hundert Milchprodukte, Fleisch, Gemüse und Obst Jahren in der Atmosphäre und tragen dort zur Verstär- • in den Erzeugergenossenschaften: Kühlhäuser, Eis- kung des Treibhauseffektes bei. Aufgrund ihrer Funktion als maschinen für kommunale Sammlung, Verarbeitung Ersatzstoffe für FCKW und HFCKW ist es weltweit zu einem und Verpackung Anstieg ihrer Verwendung gekommen. • beim Transport: Anlagen für Transportkälte in Last- wagen und auf Schiffen • beim Großhandel: Zentrale Kühlungen in Verteiler- zentren • im Einzelhandel: Verkaufskühlung auf Märkten, im Laden oder Supermarkt • beim Verbraucher: Kühlgeräte in Haushalten und Gastronomie 2 UN World Urbanization Prospects 2007 3 WHO 2000 4 FAO 1989, Aworth 2008 5
Zum Beispiel Fisch Was für den Kunden selbstverständlich ist, zum Beispiel einen Fisch von gleichbleibend Frisch soll Fisch auf den Tisch, damit er hoher Qualität im Supermarkt zu kaufen, den Menschen nährt und nicht im Abfall erfordert daher im Hintergrund ein umfas- landet. Doch gefangener Fisch verdirbt oft sendes Netz an Infrastruktur sowie In- schon bei der Weiterverarbeitung wegen standhaltungs- und Versorgungsleistungen, fehlender Kühlketten und schlechter hy- bis am Ende die Ware beim Verbraucher gienischer Bedingungen. Der vermeidbare ankommt. Doch so ein Netz kann Schwach- Verlust seines wertvollen tierischen Proteins stellen haben: Wird die Kühlkette unter- wird auf etwa 40 Prozent der jährlichen brochen, verlieren die Waren an Qualität. Fangmenge weltweit geschätzt. Sie verkaufen sich schlecht und mindern die Einkommen von den Erzeugern und dem Handel. Die Kühlkette - ein Weg mit Hindernissen TRANSPORT LOGISTIK SUPERMARKT Die Kühlung der Ladung Oft übernehmen große Die Zuverlässigkeit der während des Transports ist Verteilerzentren die Aufgabe, Kühlung hat für Supermärkte energieintensiv und teuer, Waren für die lokale Ver- oberste Priorität – doch sie denn in manchen Ländern teilung oder den Export zu ist nicht immer gewähr- sind die Behältnisse nicht gut lagern, zu verarbeiten oder leistet. Hinzu kommen hohe isoliert und werden ineffizient zu verpacken. Sie werden mit Ausgaben für Energie, Wartung mit Diesel betrieben. Trotz zentralen Kälteanlagen betrie- und Kältemittel: 70 Prozent hoher Temperaturen und ben, aus denen große Mengen der Energiekosten in einem großer Luftfeuchtigkeit werden klimaschädlicher Gase ent- durchschnittlichen Supermarkt Frischwaren schlecht gekühlt weichen. werden von der Klimatisierung über lange Strecken zu zent- und der Kälteerzeugung ver- ralen Märkten transportiert. ursacht. 6
Grüne Technik und Wertschöpfung Das Zauberwort heißt Ressourceneffizienz. Der Schlüssel in der Kältetechnik dafür sind natürliche Gase. In den Entwicklungsländern gibt es noch zu wenige Aus Sicht des Klimaschutzes sind bei der Kälteerzeugung Kühlkapazitäten für Erzeuger, Transporteure, Veredler folgende Aspekte von Bedeutung: und Händler. Viele Anlagen sind veraltet, ineffizient und werden mit hoch klimaschädlichen Kältemitteln • die Vermeidung von Kälteverlusten (Isolierung) sowie betrieben. Auch für neue Geräte nutzten Hersteller in die Effizienz der Kälteerzeugung und der Wärmeüber- Entwicklungsländern klimaschädliche Kältemittel, etwa tragung die in Europa verbotene Chemikalie HFCKW und das • die Klimawirkung von gerätespezifischen Kälte- und auch in Europa noch eingeschränkt erlaubte HFKW. Treibmittel-Emissionen • der Anteil fossiler Energien an der elektrischen Versor- gung der Geräte • die Qualität der Wartung, Reparatur und Installation von Geräten und Anlagen 7
Emissionen entstehen auch während der Herstellung und Die Energieeffizienz der Geräte spart Strom und erhöht vor allem bei der Entsorgung von Kühlgeräten. Proklima die Wirtschaftlichkeit für die Nutzer. Der Einsatz von unterstützt deshalb die Entwicklung von Geräten, die recycelten und abbaubaren Materialen schont zugleich in ihrer Bauweise das Konzept der Kreislaufwirtschaft die Umwelt: Denn Recycling ist weniger energieintensiv berücksichtigen. als der Abbau von neuen Rohstoffen. Bei Kühlgeräten betrifft dies sowohl den Einsatz von natürlichen Gasen als auch den Einsatz von Kunststoffen und Metallen aus Grünes Wachstum und Ressourceneffizienz wieder gewonnenen Materialien. Dafür müssen die Ge- Eine nachhaltige Alternative ist die unmittelbare Um- räte so gestaltet sein, dass sie unter den Bedingungen der stellung der Geräte und Anlagen auf natürliche Kältegase Entwicklungsländer zu recyceln sind, ohne dass klima- wie Kohlenwasserstoffe, Ammoniak oder CO2: Damit schädliche oder toxische Substanzen freigesetzt werden. wird die Leckage, der Austritt hoch klimaschädlicher F-Gase, in die Umwelt vermieden.* Die alternative Zudem unterstützen die Geräte einen Übergang hin zu Nutzung natürlicher Gase verhindert überdies die Aus- einer regenerativen Energiewirtschaft und die schrittwei- beutung der weltweit raren Vorkommen an Fluor für die se Entkopplung von der fossilen Energieerzeugung. Mit Herstellung von F-Gasen. neuen Techniken zur Isolierung werden Kälteverluste verringert. In Verbindung mit Kältespeichern ist eine Stromaufnahme flexibel und entsprechend der Verfüg- barkeit möglich. 400 Marktvolumen der Kälte-, Klimaan- lagen- und Schaumstoffindustrien in 350 den Entwicklungs- und Schwellen- ländern 300 Das Marktvolumen der Kälteindustrie lag 2010 in den Entwicklungs- und Schwellenländern bereits Marktvolumen in Mrd. Euro bei mehr als 100 Milliarden Euro. Bis 2030 soll 250 sich dieser Wert mehr als verdreifachen. 200 Stationäre Klimatisierung 150 Industriekälte Quelle: eigene Recherche, HEAT GmbH 100 Transportkälte Gewerbliche Kälte 50 Haushaltskälte Mobile Kälte 0 2010 2015 2020 2025 2030 8
Solch ein Wandel hin zu einer grünen Technologie Aus der Praxis fordert Investitionen von den Unternehmen. Doch er eröffnet den Herstellern auch eine Chance im Sinne Swasiland: des Green Growth-Konzeptes. Das Konzept verbindet Ozon- und Klimaschutz bei Kühlgeräten: Natürliche nachhaltiges Wirtschaften mit Wachstum, wenn sich die Kältemittel statt F-Gase für die Herstellung Industrie angesprochen und verpflichtet sieht, die dafür (2008 bis 2011) technisch notwendigen Komponenten zu entwickeln, zu Innovation: erzeugen und bessere Standards zu setzen. Verwendung von natürlichen Kältemitteln wie Isobutan (R600a) und Propan (R290) Angepasste Technologie Finanzierung: Zur Einführung ozon- und klimafreundlicher Kühlge- IKI/BMU: 1,4 Mio. Euro räte in Swasiland hat Proklima ein Projekt verwirklicht, Partner: gemeinsam mit der Firma „The Fridge Factory“, ehemals Umweltministerium Swasiland Palfridge. Gefördert wurde es vom deutschen Bundes- Beteiligte Unternehmen: ministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktor- Kühlgerätehersteller „The Fridge Factory“, ehemals sicherheit (BMU) im Zuge der Internationalen Klima- Palfridge, Swasiland schutzinitiative (IKI). In seinem Verlauf hat die Firma Wirkungen: zunächst ihre Produktionsanlage für Kühlgeräte um- • In 10 Jahren werden 1,5 Mio. t CO2äq eingespart gestellt. Bei der Fertigung erlaubt sie jetzt den Einsatz (direkt und indirekt) natürlicher Gase wie Isobutan und Propan im Kältekreis- lauf statt der bislang verwendeten klima- und ozonschäd- • 500 höher qualifizierte Mitarbeiter und lichen F-Gase. Der Einsatz natürlicher Gase wie Pentan Servicekräfte bei „The Fridge Factory“ in der Isolierung wurde gemäß dem Montreal Protokoll • Effizienz: Kostensenkung für den Produzenten unterstützt. sowie Energieeinsparungen für den Verbraucher durch den Einsatz effizienter Kühlgeräte Die Firma „The Fridge Factory“ hat vier Modelle ihrer Haushaltskühlgeräte auf natürliche Kältemittel umge- stellt, ebenso einen Getränkekühler und eine Gefriertru- he für Supermärkte. Weil die natürlichen Mittel Isobutan Anpassung an den Klimawandel und Propan brennbar sind, haben die Entwicklungsin- Die steigenden Durchschnitts- und Spitzentemperaturen genieure gemeinsam mit deutschen Experten das Design in subtropischen und tropischen Gebieten erfordern der Geräte hinsichtlich der Sicherheit angepasst. Die eine Anpassung der Leistungsfähigkeit von Kühl- und Geräte sparen knapp ein Viertel der Energie im Vergleich Kältevorrichtungen. Sie sind ebenso unverzichtbar für zu herkömmlichen Modellen ein. Zudem hat die Firma kontrollierte Bedingungen während der Verarbeitung im Projekt eine Qualitätskontrolle für jedes Gerät nach und Verpackung in der Industrie. Ihr Einsatz fördert den europäischen Standards IEC 60335-2-89 und unmittelbar die Produktivität und den Lebensstandard EN 378 aufgebaut. in einem Land – wenn die Kühlgeräte und ihre Bauweise dafür den örtlichen Gegebenheiten angepasst sind. Auch das Wissen zur Wartung und Reparatur der Geräte und * F-Gase tragen stark zum Klimawandel bei. Ihre Wirkung Anlagen muss vorhanden sein. ist bis zu 15.000 Mal höher als die von CO2. Hingegen ist CO2 als natürliches Kältemittel geeignet, weil mit der richtigen Kältetechnik der Umwelt nicht mehr CO2 zugeführt wird als ihr zuvor entnommen worden ist. Auch Ammoniak und Kohlenwasserstoffe wie Isobutan zählen zu den natürlichen Kältemitteln. Sie sind hocheffizient und klimafreundlich. 9
Mehrwert für Klima Energieeffizienz im Kampf und gegen Armut Wirtschaft Mit ihren umweltfreundlichen Kühlgeräten sind Unternehmen in Entwicklungsländern wettbewerbsfähig geworden. Neue Arbeitsplätze entstehen. Komponenten, Technologien und Patente für eine solche kosten zahlen. Hier zeigt sich, dass solche Hürden wie Umstellung von Produktion und Produkten kommen der gezielte Ausgleich schutzbedürftiger Interessen aus Deutschland und anderen Industrieländern. Nach zwischen Technologiegebern und dem Hersteller zu der Umstellung der Kühlschrank-Fertigung bei der überwinden sind. Sie lassen sich anhand existierender Firma „The Fridge Factory“ in Swasiland, die Proklima Bestimmungen zum Vorteil des Herstellers lösen. Mit im Auftrag von IKI/BMU in den Jahren 2008 bis 2011 umweltfreundlichen Kühlgeräten können die Unterneh- durchführte, liegen die Rechte des Gerätebaus indes men in Entwicklungsländern im internationalen Wettbe- beim afrikanischen Hersteller: Er muss keine Lizenz- werb aufschließen. 10
Aus der Praxis Süd- und Ostafrika: Regionales Training in 16 afrikanischen Ländern von 5.000 Kältemechanikern im Wartungssektor (1998 bis 2010) Innovation: Recycling-Geräte für Kältemittel (Best Practice) Finanzierung: BMZ: rund 7 Mio. Euro Partner: Umweltministerien Beteiligte Unternehmen: Kleinst- und Kleinunternehmen, informeller Sektor Wirkungen: • Emissionseinsparungen bei Wartung und Gebrauch • Wiedergewinnung von Kältemitteln • Abdichtung von Anlagen • bessere Energieeffizienz der Kälteanlagen Kältemechaniker lernen, alte Geräte zu warten und mit natürlichen Kältemitteln umzugehen. Entstehung und Erhalt qualifizierter Arbeitsplätze im Dienstleistungssektor Mit den Proklima-Maßnahmen sind neue Arbeitsplätze Die geschulten Kräfte erbringen eine bessere Leistung in für die Wartung und Installation der Geräte sowie für die der Wartung. Das verringert den Austritt von Kältemit- Rückgewinnung von Kältemitteln in tausenden Betrieben teln um bis zu 50 Prozent, macht die Geräte sicherer und in Afrika, Asien und Lateinamerika entstanden. Zugleich verlängert deren Lebensdauer. Auch verbessert sich die erhalten die Zulieferer in Deutschland und Europa neue Energieeffizienz der Anlagen und Geräte deutlich. Die Aufträge für ihre Komponenten und einen Anreiz, ange- Steigerung liegt noch über den 15 Prozent, die in der passte Produkte für ihre Kunden in südlichen Ländern zu EU aufgrund guter Wartungspraktiken erzielt werden.5 entwickeln sowie Fachkräfte aus- und weiterzubilden. Die Kosteneinsparungen lassen sich für eine bessere Entlohnung der Mechaniker nutzen. Ihr Fachwissen ist In den vergangenen 15 Jahren hat Proklima mit BMZ- gefragt, denn grünes Wirtschaften setzt eine örtliche finanzierten Programmen in mehr als 30 Ländern Infrastruktur für die qualifizierte Wartung und Reparatur Qualifizierungs- und Zertifizierungsmaßnahmen im voraus. Kältesektor durchgeführt. Bis 2010 wurden in Latein- amerika und Asien jeweils rund 30.000 und in Afrika rund 5.000 Kältetechniker ausgebildet. In den Part- nerländern erzielen die Wartungstechniker inzwischen sichere Einkommen für ihre Familien. 5 Vorbereitende Studie der EU zur Neufassung der Ecodesign Richtlinie, 2009 11
Energieeffizienz im Kampf gegen Armut Allein mit Strom ist es nicht getan: Der Betrieb von Kühlschränken muss bezahlbar sein, damit er wirtschaftlichen und sozialen Nutzen bringt. In lateinamerikanischen Ländern haben rund 90 Prozent undicht, so dass ständig Klima schädigende Gase austre- der Haushalte einen Kühlschrank. Er wird nicht nur ten können. Die in einem Alt-Gerät enthaltenen FCKW zum Aufbewahren von Lebensmitteln gebraucht. Wie die entsprechen in ihrer Treibhaus-Wirkung dem jährlichen Klimaanlage ist er auch ein Symbol für einen modernen CO2-Ausstoß eines Kleinwagens bei durchschnittlicher Lebensstandard. Mit dem Besitz der Geräte ist es aber Kilometer-Nutzung. nicht getan: Die elektrische Energie für den Betrieb muss erzeugt werden und verfügbar sein. Weltweit haben 1,6 Milliarden Menschen keinen Zugang zu Strom und eine Entwicklung der Energieversorgung weitere Milliarde nur wenige Stunden am Tag6, was die Um einem überhöhten Stromverbrauch zu begegnen, elektrische Versorgung zu einem der Schlüsselindikatoren müssen die brasilianischen Stromversorger seit 1999 laut von Armut macht.7 Gesetz ein halbes Prozent ihrer Nettoerlöse in Energieef- fizienz investieren: Die Hälfte davon muss ihren Kunden Ineffiziente Kühlgeräte verbrauchen hingegen bis zu in den ärmeren Bevölkerungsschichten Nutzen bringen. 80 Prozent der wertvollen Energie in einkommensschwa- Für sie kaufen die Stromversorger seither energiesparende, chen Haushalten und ruinieren Familien mit knappen mit Isobutan betriebene Kühlschränke, denen 188 kWh Einkommen. Die Alt-Geräte sind wahre Preistreiber für im Jahr genügen – im Vergleich zu rund 800 kWh der ihre Stromrechnung und lassen manche Kunden in die Altgeräte. Um wirtschaftliche Anreize für den Aus- illegale Stromversorgung abwandern. tausch zu setzen, hat Proklima im Auftrag des BMZ eine Entwicklungspartnerschaft mit der Bosch und Siemens Zum Beispiel in Brasilien: Dort gibt es rund 30 Milli- Hausgeräte GmbH (BSH) in Brasilien umgesetzt. onen Alt-Kühlschränke.8 Viele haben ein Alter von 16 Die Kunden der Stromversorger in armen Haushalten Jahren und mehr. Sie haben eine schlechte Kühlleistung. bekommen die Spar-Modelle meist kostenlos zur Verfü- Die meisten Alt-Geräte verwenden noch FCKW als gung gestellt – im Tausch gegen deren Alt-Geräte. Bisher Kältemittel und sind aufgrund vielfacher Reparaturen wurden rund 620.000 Haushalte begünstigt. Die neuen 12
Geräte verbrauchen im Vergleich bloß ein knappes Viertel des Stroms ihrer Vorgänger. Das rechnet sich mittel- und langfristig auch für den Nutzer: Die Stromrechnung sinkt und wird bezahlbar. Für die ärmeren Leute hat das noch einen Vorteil – sie werden kreditwürdig. Wer seine Strom- rechnung begleichen kann und im Supermarkt oder an der Tankstelle vorzeigt, darf in Brasilien anschreiben lassen. Rückgewinnung und Wiederverwertung Damit eine günstige Umwelt-Bilanz des Austauschs entsteht, ist es nötig, dass in Brasilien die alten Geräte mit FCKW fachgerecht entsorgt werden. Bislang haben Müll- und Metallsammler die Geräte in den Straßen aufgelesen und in Einzelteile zerlegt. Doch das unsachge- mäße Zerlegen setzt die Treibhausgase des Kühlsystems und aus der Isolierung in die Atmosphäre frei. Es fehlen Recycling-Anlagen, womit alte Kühlschränke in einer hohen Qualität und Ausbeute an Wertstoffen vernichtet werden können. Die Recyclinganlage für Kühlschränke in den Landesfarben Brasiliens Deshalb hat das IKI/BMU-Projekt eine der ersten um- weltsicheren, automatischen Recyclinganlagen in Latein- amerika bei der Firma Revert im brasilianischen Bundes- Aus der Praxis staat Minas Gerais gefördert. In der Anlage können bis Brasilien: zu 400.000 Kühlschränke vollständig recycelt sowie das Training von 30.000 Kühlgeräte-Mechanikern Austreten von FCKW und HFKW verhindert werden. (2004 bis 2011) Mit jedem ausgetauschten und recycelten Gerät wird ein Freisetzen von Treibhausgasen verhindert, das zwei bis Innovation: drei Tonnen CO2 entspricht. Training zu Recycling, Best Practice und der Verwendung neuer Kältemittel Dafür gewinnt die Anlage Kältemittel zurück, saugt die Finanzierung: im Isolierschaum verwendeten Treibhausgase ab und BMZ: rund 4 Mio. Euro lagert sie bis zur Verbrennung. Das Kühlgehäuse wird Partner: geschreddert, und seine zurück gewonnenen Metalle Umweltministerium Brasilien und Kunststoffe werden an die Industrie verkauft. Ihre Wiederverwertung unterstützt den Fortschritt hin zu Beteiligte Unternehmen: einer modernen Kreislaufwirtschaft in Brasilien. Mit Techniker und Mechaniker am Berufsbildungsinstitut Blick darauf hat der Staat die Produzentenhaftung ein- SENAI geführt und Standards für das Recycling beschlossen. Wirkungen: • Vermeidung von FCKW-Verlust bei Wartung, Überdies sind Qualifizierungsmaßnahmen zur Bedienung Reparatur und Recycling von alten Kühlgeräten und Wartung der Anlage für die Mitarbeiter erfolgt. • qualifizierte Techniker, ausgebildet im Umgang Auch neue Arbeitsplätze werden mit dem Austausch mit modernen, F-Gas-freien Kühlgeräten der Alt-Geräte geschaffen und eine lokale Infrastruktur • Techniker und Unternehmen sichern ihre für die Abfallwirtschaft aufgebaut: So unterstützt das Einkommen durch Qualifizierung und Zertifizierung Projekt das brasilianische Bundesland in der Schulung von ehemaligen Straßensammlern. Sie lernen, alte Geräte sachgerecht in Haushalten abzuholen, zurückzunehmen und zu lagern. 6 IEA, 2011 7 UNDP, 2010 8 Statistisches Bundesamt Brasilien IBGE, 2009 13
Kühle Gebäude: Lokal handeln, global wirken Die Umstellung auf natürliche Kältemittel bei den größten asiatischen Exporteuren für Klimageräte wirkt sich weltweit aus. Klimatisierung und Kühlung sind in vielen warmen Gebäudeeffizienz: Beispiel China Ländern die Voraussetzung für den Aufbau wettbe- Sinnvolle Investitionen in Architektur, Baustoffe und werbsfähiger Industrien. Ohne Klimatisierung könn- Isolierung eines Gebäudes sorgen für ein angenehmes ten etwa die wachsenden Industrienationen Südost- Raumklima trotz hoher Außentemperaturen. Doch auch asiens und Lateinamerikas ihr Wachstumstempo nicht die Isolierung von Gebäuden kann ihre Tücken haben: durchhalten. Daraus ergeben sich jedoch Probleme Pro Kubikmeter geschäumter Kunststoffisolierung wer- wie sehr hohe Energiekosten und Überlastungen der den etwa in China Emissionen freigesetzt, die 5 Tonnen Energieversorger. Die Abwärme von Klimaanlagen CO2 entsprechen. Dies kommt dem jährlichen Ausstoß führt zu Veränderungen des Klimas in den Ballungs- beim Heizen eines modernen deutschen Einfamilien- räumen, den so genannten Hitzeinseln. hauses nahe. Für die Abdichtung eines mehrstöckigen Bürogebäudes mit Isolierschäumen entstehen oft Emis- In Entwicklungs- und Schwellenländern wächst sionen, die mit dem jährlichen Ausstoß einer deutschen zudem stetig der Bedarf an Büro-, Wohn- und Kleinstadt zu vergleichen sind. Hotelgebäuden. Verkaufszahlen von Klimageräten nehmen gar mit zweistelligen Raten zu und werden Überdies werden viele Arbeits-, Schul- oder Wohnhäuser weiter steigen. Hinzu kommt der wachsende Bedarf mit möglichst geringem Kostenaufwand errichtet, so dass an Klimatisierung in der industriellen Produktion ihre Bewohner oder Nutzer auf die Klimaanlage zurück- und im Dienstleistungsgewerbe. Welche zentrale greifen müssen. Das hat dramatische Folgen für den Rolle sie für den wirtschaftlichen Erfolg spielt, wird Stromverbrauch und die HFCKW-Emissionen in China. häufig übersehen. Vor allem für die Mitarbeiter: Wer Zugleich ist das Land der weltweit größte Exporteur in Gebäuden mit angenehmem Raumklima arbeitet, von Klimageräten mit HFCKW-Technik: Chinesische ist leistungsfähiger.9 Hersteller verkaufen etwa 105 Millionen davon pro Jahr. 14
Mehr als eine Milliarde solcher Geräte sind weltweit Mittlerweile folgen weitere große Klimagerätehersteller bereits installiert und müssen regelmäßig gewartet und in China dem technologischen Fortschritt und wollen nachgefüllt werden. 18 Produktionsanlagen entsprechend neu gestalten. Die Umstellung ihrer Klimageräte-Produktion hilft China, seine Auflagen gemäß dem angepassten Montreal Pro- Aus der Praxis tokoll einzuhalten und ist Teil des nationalen HFCKW- China: Ausstiegsplans. Da viele Klimaanlagen von chinesischen Klimafreundliche Dämmstoffe für die Gebäude- Anbietern für den Export bestimmt sind, wirkt sich die isolierung: Umstellung der Schaumproduktion auf Verwendung natürlicher Kältemittel weltweit aus. natürliche Kältemittel (2008 bis 2012) Die Klimaanlage im Hotel Innovation: In südlichen Ländern gehört eine Klimaanlage zum CO2-getriebene, extrudierte Polystyrenschäume (XPS) Hotelzimmer dazu. Damit sie auf der Insel Bali künftig Finanzierung: mit umweltfreundlicher Technik läuft, ist Proklima im IKI/BMU: ca. 3 Mio. Euro Auftrag des BMZ eine Entwicklungspartnerschaft mit dem indonesischen Unternehmen AICOOL eingegangen: Partner: Bei der Kooperation wurde nach einer Lösung gesucht, Umweltministerium China mit der zentrale Klimaanlagen in Hotels weniger Strom Beteiligte Unternehmen: verbrauchen und leistungsfähiger werden. Den Schlüssel Beijing Beipeng New Building Materials Co. Ltd.; dazu liefert der Einsatz des natürlichen Kältemittels Pro- weitere Hersteller von XPS-Isolierschaum; Verbände, pan (R290) in solchen Anlagen. Eine erste Anlage wird Fachschulen, Normenausschüsse mit AICOOL derzeit in einem Hotel auf Bali installiert Wirkungen: und demnächst in Betrieb genommen. Sie bessert die • Einsparung von rund 5 Mio. t CO2äq (direkt) Energieeffizienz um mehr als 15 Prozent und senkt die • bessere Arbeitsplatzsicherheit Betriebskosten spürbar. Dabei ersetzt Propan die Verwen- dung des knappen Rohstoffs Fluor in den Kältemitteln. • niedrigere Betriebskosten • weniger Abfälle Aus der Praxis Indonesien: Zentrale Klimatisierung einer Hotelanlage Gerüstet für den Ausstieg (2012 bis 2013) Im Auftrag von IKI/BMU hat Proklima den größten chinesischen Klima-Gerätehersteller, die Firma Gree Innovation: Electric Appliances, unterstützt, eine Produktionslinie Propan-Kaltwassersatz zur zentralen Klimatisierung mit HFCKW-Technik durch natürliche Kältemittel zu Finanzierung: ersetzen und so die Machbarkeit zu zeigen. Im Jahr 2011 BMZ, Entwicklungspartnerschaft mit der Wirtschaft ist der Prototyp TÜV-zertifiziert worden. Er kann nun Partner: in Serie produziert und weltweit auf den Markt gebracht Entwicklungspartner: indonesischer Kälteanlagen- werden. Das Gerät mindert die Klima schädigenden Hersteller AICOOL Kältemittel-Emissionen um 98 Prozent und spart bis zu 15 Prozent Energie im Vergleich zu herkömmlichen Wirkungen: Modellen ein. Zunächst ist die Produktion von 100.000 • Einsparung von rund 2.500 t CO2äq (direkt) Geräten geplant. • niedrigere Betriebskosten • geschulte Wartungskräfte • höhere Betriebssicherheit 9 Laut Arbeitsstätten-Richtlinie Raumtemperatur (ASR 6) soll die Temperatur an Büroarbeitsplätzen deshalb 26 Grad Celsius nicht übersteigen 15
Nachhaltige Politikgestaltung Eine nachhaltige Kühlung und Klimatisierung brauchen Mitstreiter in Industrie und Politik. Den Zielen einer umweltfreundlichen Kühlung und Ozonzerstörung um mehr als 90 Prozent im Vergleich Klimatisierung ist gemein, dass sie weltweit Mitstreiter in zum Jahr 1987 gesenkt.10 Ozonschädigende Substanzen Industrie und Politik brauchen. Nur gemeinsam können wie FCKW, Halone und Methylbromid wurden durch sie dafür sorgen, dass auf erneuerbare Energien sowie auf natürliche Substanzen ersetzt. Dabei beläuft sich die natürliche Gase bei der Kälteerzeugung zurückgegriffen durchschnittliche Kosteneffizienz auf einen Euro pro wird. Wie die internationale Zusammenarbeit solche Tonne CO2äq – das heißt, es kostet durchschnittlich Umweltfragen lösen kann, zeigt das Montreal Protokoll: einen Euro, Treibhausgase einzusparen, die der Wirkung Bis heute haben die 196 Vertragsstaaten das Potenzial an einer Tonne CO2 entsprechen. 16
Aus der Praxis Gemäß dem Montreal Protokoll hat Proklima mehr als 40 Regierungen dabei beraten und den Austausch darü- Afghanistan, Brasilien, Bolivien, China, ber befördert, wie langfristig eine nachhaltige Technolo- Iran, Liberia, Lesotho, Mauritius, giepolitik im Kältesektor umgesetzt werden kann. Ebenso Namibia, Papua-Neuguinea, Seychellen, hat das Programm Firmen und Führungskräfte unter- Simbabwe: stützt, die den Fortschritt gestalten wollen: Grundlage Nationale Strategieentwicklung für den Ausstieg aus für alle Projekte war, dass die öffentliche Verwaltung und den HFCKW die Privatwirtschaft bereits die Initiative ergriffen und (2012 bis 2020) eigene Investitionen getätigt hatten. Mittelfristig hat die Förderung der nachhaltigen Kältetechnik neue Arbeits- Innovation: plätze in den Partnerländern geschaffen und zum Aufbau Nationale Register, Dokumentationssysteme in der von Fachwissen beigetragen. In Deutschland regt sie den Wirtschaft, Policy Beratung, Best Practice Training Außenhandel mit Herstellungstechniken, Komponenten Finanzierung: und Dienstleistungen an. Zugleich stärken solche Han- BMZ: rund 20 Mio. Euro dels- und Technologiekooperationen die internationale Partner: Zusammenarbeit gemäß der multilateralen Abkommen Umweltministerien der Partnerländer und ihrer Finanzierungsmechanismen. Wirkungen: • Einsparungen von bis zu 10 Mio. t CO2äq bis 2020 Für die schnellere Verbreitung der grünen Kälte-Techno- • klimafreundlichere Produktion von Kunststoffen logie braucht es jedoch noch mehr Vorbilder für einen und Kühlgeräten erfolgreichen Austausch von Technologiegebern und -nehmern wie jene in Swasiland, China oder Brasilien. • dichte Anlagen Der Ausbau von Innovationsnetzwerken gewinnt an • geringere Betriebskosten Bedeutung, über die Vordenker aus Industrie, Wirtschaft und Politik ihre Ideen rasch verwirklichen können. Gefördert von IKI/BMU, hat Proklima deshalb die inter- nationale „Green Cooling Initiative“ ins Leben gerufen. Ein solcher Erfolg verlangt auf staatlicher Ebene Maß- Sie soll die nachhaltige Entwicklung von Kälte- und nahmen und Gesetze, die das Klima und die Umwelt Kühlgeräten sowie von Klimaanlagen in den Partner- schützen und den Fortschritt grüner Technologien för- ländern beschleunigen: Damit „ökologisch verträglich“, dern. Das beginnt mit Regelungen zur Verwendung der „wirtschaftlich profitabel“ und „sozial förderlich“ in Rohstoffe bei der Produktion, geht über die Vorschriften Einklang zu bringen sind – und die Ziele von Rio+20 für die Produktqualität bis zu den Vorgaben für den Um- verwirklicht werden. gang mit Altgeräten und Abfällen. Bestes Beispiel dafür auf nationaler Ebene: Der Entsorgungssektor. Sind die Hersteller nicht zur Haftung für ihre Produkte verpflich- tet, werden sie vom Handel nicht zurückgenommen. Auch viele Entwicklungsländer sind bereit, eine solche Politik anzugehen, wie die Einführung von Mindeststan- dards für die Energieeffizienz von Kühl- und Kältegeräten in vielen Ländern zeigt. Ein Schlüssel für eine höhere Umweltsicherheit ist deshalb, weltweit mehr Fachwissen zum Thema Kälte und Nachhaltigkeit in Politik, Verwal- tung und Wirtschaft auszubilden. 10 Ozonsekretariat der UN, 2010 17
Impressum Herausgeber Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH Sitz der Gesellschaft Bonn und Eschborn Proklima Dag-Hammarskjöld-Weg 1-5 65760 Eschborn Telefon: +49 61 96 79-1022 Fax: +49 61 96 79-80 1022 proklima@giz.de www.giz.de/proklima Verantwortlich Bernhard Siegele, Programmleiter Proklima bernhard.siegele@giz.de Marion Geiss, Proklima marion.geiss@giz.de Redaktion Uta Jungmann, Jürgen Usinger HEAT GmbH uta.jungmann@proklima.net, juergen.usinger@proklima.net Produktion Claudia Becker HEAT GmbH claudia.becker@proklima.net Fotos Titelseite: Katarzyna Krawiec - Fotolia.com; S. 3: Sergey Khackimullin - Fotolia.com; S. 6 oben: GIZ/Dirk Ostermeier; S. 6 unten v.l.n.r.: blondsteve - Fotolia.com, Butch - Fotolia.com, GIZ Proklima; S. 10: gunnar3000 - Fotolia.com; S. 4, 5, 7, 11, 12, 13, 14: GIZ Proklima; S. 16: GIZ/Dirk Ostermeier Grafik Jeanette Geppert, www.jeanette-geppert.de Druck Druckerei Lokay, Reinheim Gedruckt auf 100% Recyclingpapier Dieses Heft wurde in einem klimaneutralen Druckprozess mit Farben aus nachwach- senden Rohstoffen hergestellt (EMAS-zertifiziert). Eschborn, Mai 2012 18
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