Corona-Report Juni 2020 - Stadt Ahlen
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Corona-Report Juni 2020 Die Lage im Regierungsbezirk Daten und Fakten ermöglichen Einblicke in die Die Themen Auswirkungen der Pandemie auf Wirtschaft und Beschäftigung in Münsterland und Emscher-Lippe Epidemiologie Neuinfektionen 2 Sehr geehrte Damen und Herren, erforderlichen Weitblick für zukunftsfähi- Kapazitäten der Krankenhäuser 3 ge Entscheidungen zu erhalten. die Corona-Pandemie hat in den vergan- genen Monaten unser soziales, gesell- Ein erstes Ergebnis der Zusammenarbeit Wirtschaft schaftliches und wirtschaftliches Leben ist dieser Report eine exklusive Zusam- vollständig auf den Kopf gestellt. Und menstellung der Informationen aller be- Industrie und Handel 4 auch nach dem Abschwächen der Infek- teiligten Mitglieder des Forums, die wir Handwerk 10 tionszahlen befinden wir uns zunächst zukünftig stetig aktualisieren werden. Im Landwirtschaft 12 auf dem Weg in eine „neue verantwor- ersten Teil des Reports stellen wir Ihnen tungsvolle Normalität“: Abstandsgebote, aktuelle Zahlen und Fakten zur Epidemio- Mund-Nase-Schutz und weitere Hygie- logie, zur Situation der Wirtschaft und Beschäftigung nemaßnahmen werden auch weiterhin des Arbeitsmarktes vor. In einem zweiten unser gesellschaftliches Miteinander be- Teil beleuchten wir tiefergehende Trends Erwerbstätigkeit 14 stimmen. und Entwicklungen im Regierungsbezirk Kurzarbeit 16 und wagen Ausblicke in die Zukunft. Den Ausbildung 17 Besonders einschneidend sind dabei die Auftakt macht hier ein aktuelles Stim- Veränderungen für den Wirtschaftssek- mungsbild aus dem Gastgewerbe mit tor. Der „Lockdown“ bedeutete für viele einem perspektivischen Blick auf die He- Trends und Entwicklungen Unternehmen und Selbstständige mas- rausforderungen der nächsten Monate. sive Umsatzeinbußen; das tatsächliche Heute im Fokus: Auswirkungen Ausmaß wird mit jeder Woche sichtbarer; Der Report ist ein lebendiges Format, das auf das Gastgewerbe 18 die Langzeitfolgen sind noch nicht end- wir gerne weiterentwickeln und fortlau- gültig absehbar. Und über allem schwebt fend an neue Situationen anpassen wol- die Sorge vor einer weiteren Infektions- len. Anregungen und Vorschläge nehmen welle. wir daher gerne entgegen. Anfang Mai habe ich daher das „Re- Lassen Sie uns gemeinsam die besonde- gionale Corona-Forum“ für unseren ren Herausforderungen dieser Tage an- Regierungsbezirk ins Leben gerufen; gehen. ein Forum, das vorrangig dem Informa- tionsaustausch der regionalen Entschei- Mit freundlichen Grüßen dungsträger aus Wirtschaft, Politik und Verwaltung dient. Ziel ist es, ein umfas- senderes Verständnis der wirtschaftli- chen Situation in Münsterland und in der Dorothee Feller Emscher-Lippe-Region zu gewinnen und Regierungspräsidentin auf Grundlage dieser Informationen den
2 Epidemiologie Epidemiologie 1 Neuinfektionen Die Dynamik der Infektionen schwächt sich auch im Regierungsbezirk Münster erfreulicherweise ab. Anfang Mai zeigt sich in den Zahlen das lokale Infektionsgeschehen in den Schlachtbetrieben. Auch hier haben sich die Raten der Neuinfektionen wieder reduziert. Derzeit werden in allen Kreisen und kreisfreien Städten Neuinfektionen weit unterhalb der von Bundes- und Landesregierungen festgelegten Obergrenze beobachtet. Bestätigte Infektionen (pro 100.000 Einwohner) 300,0 250,0 200,0 150,0 100,0 50,0 0,0 Regierungsbezirk Münsterland Emscher-Lippe 1 Quelle soweit nicht anders genannt: Lageberichte der Bezirksregierung Münster
3 Corona-Report der Bezirksregierung Münster – Epidemiologie Kumulative Neuinfektionen (pro 100.000) in den letzten 7 Tagen 120,0 100,0 80,0 60,0 40,0 20,0 0,0 Stadt BOT Stadt GE Stadt MS Kr BOR Kr COE Kr RE Kr ST Kr WAF Schwellenwert Kapazitäten der Krankenhäuser Gegenüber dem 1. März gibt es etwa 20% zusätzliche Kapazitäten bei den Intensivbetten. Diese Zahl war zwischenzeitlich deutlich höher. Entsprechend der Lageveränderung findet seit April ein angepasster „Rückbau“ statt. Derzeit ist nur etwa 1% der Intensivbetten im Regierungsbezirk mit einem Corona-Patienten belegt (10 von insg. 1012 Betten, am 04.06.). Weitere Betten sind zunehmend durch „reguläre“ Intensivpatienten belegt seit elektive Eingriffe wieder ermöglicht wurden. Jedes dritte Intensivbett mit Beatmung ist aktuell frei. Quelle: Meldungen IG NRW, 04.06.2020 09:49 Uhr
4 Wirtschaft Industrie und Handel Auftragseingänge und Umsatz Die Lage in der regionalen Wirtschaft verschärft sich. Mittlerweile rechnen 60 Prozent der Unternehmen im Münsterland und der Emscher-Lippe-Region mit Umsatzrückgängen von mehr als 10 Prozent für dieses Jahr. 23 Prozent bewerten die Entwicklung als existenzbedrohend. Das sind zentrale Ergebnisse einer Blitzumfrage der IHK Nord Westfalen vom 14. bis 16. April 2020. Quelle: IHK Nord Westfalen, Ergebnisse einer Blitzumfrage unter etwa 500 IHK-Ausschussmitgliedern am 17. April 2020
5 Corona-Report der Bezirksregierung Münster – Wirtschaft: Industrie und Handel Außenhandel: Exporte ab Beginn der Coronakrise und der Finanzmarktkrise Veränderung zum Vormonat (%), NRW 20 15 10 5 0 -4 -2 0 2 4 6 8 10 12 14 -5 -10 -15 -20 Corona-Pandemie (0 = Januar 2020) Finanzkrise (0 = April 2008) Quelle: IT.NRW, Außenhandelsstatistik, eigene Berechnungen Wie bereits nach der Veröffentlichung des bundesweiten Ifo Geschäftsklima Indexes zu erwarten war, ist die Stimmung in NRW allgemein ähnlich schlecht. Einzig im Bau liegt die Kapazitätsauslastung noch über dem langjährigen Schnitt. Das Verarbeitende Gewerbe in NRW ist insgesamt nur zu 72 Prozent ausgelastet, üblich sind sonst durchschnittlich über 83 Prozent. Die aktuell verfügbaren Auftragseingänge in NRW bestätigen die Stimmung. Relativ gut ausgelastet sind nach wie vor der Maschinenbau, Herstellung von DV-Geräten etc., Verarbeitung von Steinen und Erden sowie die Chemieindustrie. Durch die komplette Schließung ganzer Produktionslinien der Autohersteller in Deutschland liegt die Auslastung bei KfZ-Zulieferern bei unter 50 Prozent. Hauptgrund der schwachen Auslastung ist durchgehend der Auftragsmangel. Das deckt sich mit jüngsten Veröffentlichungen der Bundesbank für Deutschland und NRW: Vor allem Investitionsgüterproduzenten müssen bereits im März massive Einbrüche im Auftragseingang schultern, bei Vorleistungsgütern ist der Einbruch geringer und bei Konsumgütern im März gegenüber dem Vormonat marginal. Hersteller von chemischen und pharmazeutischen Erzeugnissen erreichen derzeit fast das Auftragsvolumen von Mitte 2018. Das Hauptgewicht liegt wahrscheinlich bei Pharmazeutika, die weniger in Nord-Westfalen als im Großraum Köln hergestellt werden.
6 Corona-Report der Bezirksregierung Münster – Wirtschaft: Industrie und Handel Für das erste Quartal konnte die Chemische Produktion deutschlandweit eine Output-Steigerung von 3,6 Prozent in Deutschland verzeichnen. Der für unsere Region wichtige Maschinenbau büßte deutschlandweit seit Januar über zehn Prozent ein. Auftrafgseingangsindex Verarbeitendes Gewerbe Veränderung zum Vormonat (%), NRW 30,00 25,00 20,00 15,00 10,00 5,00 0,00 -4 -2 -5,00 0 2 4 6 8 10 12 14 -10,00 -15,00 -20,00 Finanzmarktkrise (0 = April 2008) Corona-Pandemie (0 = Januar 2020) Quelle: IT.NRW Für die Umsatzentwicklung im April 2020 gibt das Statistische Bundesamt auf Grundlage der Umsatzsteuervoranmeldungen einen Umsatzeinbruch von 13,8 Prozent zum Vormonat an. Bereits im März 2020 war ein Rückgang um 7,5 Prozent zum Vormonat zu verzeichnen. Der Umsatz der Industrie im IHK-Bezirk Nord-Westfalen entwickelt sich im ersten Quartal in Summe negativ. Allerdings sind die Inlandsumsätze im ersten Quartal sogar gewachsen; gegen den Landestrend. Industrieumsätze im ersten Quartal 2020 (Gesamtumsatz):
7 Corona-Report der Bezirksregierung Münster – Wirtschaft: Industrie und Handel • IHK-Bezirk Nord Westfalen: 9,5 Milliarden Euro (- 5,6 Prozent) • Münsterland: 6,9 Milliarden Euro (-7,4 Prozent) • Emscher-Lippe-Region: 2,6 Milliarden Euro (-0,3 Prozent)
8 Corona-Report der Bezirksregierung Münster – Wirtschaft: Industrie und Handel Produktion Die Industrie insgesamt hat ihre Produktion im ersten Quartal zurückgefahren; der Januar startete sehr stark, wahrscheinlich um Rückgänge im Dezember 2019 wegen der „arbeitnehmerfreundlich“ liegenden Feiertage nachzuholen. Allein im März ging die Produktion deutschlandweit im Vergleich zum Vormonat um über 9 Prozent zurück. Die Entwicklung für April bleibt abzuwarten. Quelle: IHK Nord Westfalen, Ergebnisse einer Blitzumfrage unter etwa 500 IHK-Ausschussmitgliedern am 17. April 2020 Produktionsindex Verarbeitendes Gewerbe Veränderung zum Vormonat (%), NRW 15 10 5 0 -4 -2 0 2 4 6 8 10 12 -5 -10 -15 -20 Monate seit Krisenbeginn Finanzmarktkrise (0 = April 2008) Corona-Pandemie (0 = Januar 2020) Quelle: IT.NRW, Datenstand Mai 2020
9 Corona-Report der Bezirksregierung Münster – Wirtschaft: Industrie und Handel Einzelhandel Ein Vergleich zwischen dem Jahresbeginn 2020 und dem Vorjahr zeigt deutlich, wie unterschiedlich die Branchen des Einzelhandels von der Corona-Krise getroffen wurden. Auch eine Verschiebung aus dem stationären zum Online-Handel wird bereits im März sichtbar. Hinweis: Die Daten können erst mit mehrwöchigem Nachlauf veröffentlicht werden. Es ist anzunehmen, dass insbesondere der Einzelhandel mit Verkaufsräumen maßgeblich von den Ende März beginnenden Kontaktbeschränkungen beeinflusst wurde. Umsatz und Beschäftigte im Einzelhandel (EH) Nordrhein-Westfalens 1 März 2020 (vorläufige Ergebnisse) Umsatz Beschäftigte Nominal Real Ingesamt Davon Wirtschaftszweig (in jew. (in Preisen Vollzeit Teilzeit Preisen) von 2015 Veränderung gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum in Prozent Einzelhandel (ohne Handel mit Kfz) - 0,4 - 1,8 - - 1,0 + 0,7 darunter Einzelhandel in - 1,5 - 3,2 - 0,1 - 1,2 + 0,7 Verkaufsräumen davon Einzelhandel … mit Waren + 12,2 + 9,3 + 1,1 - 1,3 + 2,3 verschiedener Art … mit Nahrungs- und Genussmitteln, Getränken und + 1,1 - 1,9 - 0,1 - 1,3 + 0,4 Tabakwaren … mit Motorenkraftstoffen + 1,7 + 4,1 + 1,6 + 2,3 + 1,2 … mit Geräten der Informations- und - 19,6 - 14,8 - 2,7 - 4,3 + 2,8 Kommunikationstechnik … mit sonstigen Haushaltsgeräten, Textilien, Heimwerker- - 8,7 - 9,6 + 0,7 - 0,2 + 2,0 und Einrichtungsbedarf … mit Verlagsprodukten, Sportausrüstungen und - 32,7 - 33,4 -3,5 - 0,1 - 6,3 Spielwaren … mit sonstigen Gütern - 12,3 - 13,3 - 1,1 - 1,3 - 0,9 EH an Verkaufsständen und auf Märkten - 13,1 - 16,0 - 4,6 - 1,2 - 6,2 Versand- und Internet-EH + 17 + 16,7 + 1,9 + 2,1 + 1,6 Sondersummen EH ohne Brennstoff-EH und + 3,4 + 2,0 + 0,3 - 0,6 + 1,0 ohne Tankstellen EH mit Textilien, Bekleidung und Schuhen - 18,7 - 19,9 - 2,1 - 3,1 - 1,6 Apotheken; EH mit medizinischen, orthopädischen und + 5,6 + 4,4 + 0,3 - 1,3 + 1,4 kosmetischen Artikeln Quelle: IT.NRW (Monatserhebung im Einzelhandel), zur Verfügung gestellt von der IHK Nord Westfalen; Details: www.it.nrw.de/statistik/l/daten/Textdateien/r521Text_einzelhandel.html 1 Die Ergebnisse enthalten Schätzungen für nicht rechtzeitig eingehende Unternehmensmeldungen und sind deshalb als vorläufig anzusehen.
10 Corona-Report der Bezirksregierung Münster – Wirtschaft: Handwerk Handwerk 86 Prozent der Handwerksbetriebe merken weiterhin Ende Mai eine zurückhaltende Kundennachfrage und 83 Prozent sinkende Umsätze. Nach den Lockerungen habe es einen Besserungsschub gegeben, der inzwischen aber ins Stocken geraten sei. Die Handwerkskammer hat einen Corona-Effekt-Index gebildet, der die Situation des Handwerks beleuchtet und subjektive Einschätzungen abbildet, die mit regelmäßigen Blitzumfragen unter den Betrieben im Handwerksbezirk Münster abgefragt werden. Er setzt sich zusammen aus Bewertungen von Aufträgen, Beschaffungsproblemen, Lieferfähigkeit, Leistungspreisen, Umsatz, Personalbestand, Liquiditätsengpässen, Kreditbedarf, Kurzarbeit und Personalabbau. Die folgenden Grafiken bilden diese Index-Daten ab – ein höherer Wert bedeutet eine stärkere Betroffenheit. Unter den Handwerksgruppen bleibt das Gesundheitsgewerbe am stärksten betroffen (Index: 28,6 Prozentpunkte). Am wenigsten beeinträchtigt sind weiterhin die Baugewerke. Leichte Zunahmen an negativen Auswirkungen merken die Nahrungsmittelgewerke und der Ausbau. Die Emscher-Lippe-Region ist stärker als das Münsterland von den Folgen betroffen. In beiden Teilgebieten des Kammerbezirks stehen die Betriebe in den Landkreisen besser da als in den kreisfreien Städten. Die regionalen Corona-Effekt-Indexwerte: Kreis Coesfeld (17,8 Prozentpunkte), Kreis Borken (20,3), Kreis Steinfurt (21,2), Kreis Warendorf (21,5), Münster (24,3), Kreis Recklinghausen (26,9) Gelsenkirchen (29,3) und Bottrop (30,3).
11 Corona-Report der Bezirksregierung Münster – Wirtschaft: Handwerk Ausbildung im Handwerk im Mai im Mai Veränd. % 2019 2020 Neue Lehrverträge (bereinigt um vorzeitige Löschungen, incl. 538 338 -37,2% vorläufige Verträge) Quelle: Handwerkskammer Münster, Daten für den Handwerkskammerbezirk
12 Corona-Report der Bezirksregierung Münster – Wirtschaft: Landwirtschaft Landwirtschaft Am heimischen Kassamarkt bewegen sich die Erzeugerpreise relativ stabil auf ihrem bisherigen Niveau. Nur ganz vereinzelt werden noch Restpartien der Ernte 2019 gehandelt. In erster Linie werden bestehende Lieferkontrakte abgewickelt. Die Mühlen scheinen im vorderen Bereich gut mit Ware versorgt zu sein. Die deutsche und niederländische Mischfutterindustrie fragt kontinuierlich Futtergetreide – wenn auch in überschaubaren Mengen – nach. Im Vergleich zu den Vorjahren haben die Landwirte weniger Vorkontrakte für Weizen abgeschlossen. Aktuell bietet der Handel für Weizen, neue Ernte, in marktfernen Regionen rund 164 €/t, an günstigen Marktstandorten bis zu 178 €/t. Die zuletzt gefallenen Niederschläge reichen für eine weitere gute Entwicklung der Getreidebestände noch nicht aus. Schon jetzt wird von einem dritten Dürrejahr in Folge gesprochen. Der Deutsche Raiffeisenverband prognostiziert für Deutschland in seiner Mai-Schätzung nur eine Weizenernte in Höhe von 22 Mio. t, rund 3% unter dem Ergebnis des Vorjahres. Auch die anderen Getreidearten schneiden nur durchschnittlich ab. Der Getreidemarkt wird in diesem Jahr von fünf wichtigen Faktoren beeinflusst: den Auswirkungen der Corona-Pandemie, den wieder zunehmenden Handelsstreitigkeiten der Vereinigten Staaten mit China, der zunehmenden Trockenheit, der Entwicklung des Rohölpreises und der aktuellen Diskussion über die von der EU-Kommission vorgestellten „Farm-to-Fork-Strategie“. Hierbei soll der Ökolandbau auf 25 % erhöht, der Pflanzenschutzmitteleinsatz um 50 % und die ausgebrachte Menge an Düngemitteln um 20 % - jeweils bis 2030 – vermindert werden.
13 Corona-Report der Bezirksregierung Münster – Wirtschaft: Landwirtschaft Es besteht in der Landwirtschaft ein erhebliches Problem aufgrund des Wegfalls der Absatzwege, insbesondere der Gastronomie. Industrieware – insb. für die Herstellung von Pommes frites – fließt aufgrund des Nachfragerückgangs in der Gastronomie verstärkt in den Futtersektor und Biogasanlagen; Fabriken fragen nur wenig Verarbeitungskartoffeln nach. Diese Veränderungen verursachen in einigen Bereichen einen massiven Preisdruck, sodass für die Landwirtschaft erneut ein schwieriges Jahr bevorsteht. Quelle: Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen
14 Beschäftigung Erwerbstätigkeit Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte Nach einem Anstieg in der Mitte des Jahres lässt sich ab Ende 2019 ein saisontypischer Rückgang der Beschäftigung für Nordrhein-Westfalen feststellen. In Hinblick auf die aktuelle Corona-Pandemie und die bereits für den Monat April bekannten Arbeitslosenzahlen kann für die Monate März und April erwartet werden, dass es zu einen weiteren, jedoch saisonuntypischen, Rückgang der Beschäftigtenzahlen kommen wird. Arbeitslose Die Arbeitslosigkeit ist im April durch den Coronalockdown deutlich um 10,5% angestiegen. Der Anstieg war absolut im SGB II (+4.537) und relativ im SGB III (+16,6%) stärker. Diese Effekte setzten sich im Mai abgeschwächt fort: Die Arbeitslosigkeit stieg erneut um 5,1%. Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit, Datenstand Mai 2020
15 Corona-Report der Bezirksregierung Münster – Beschäftigung: Erwerbstätigkeit Stellenzugänge bei der Agentur für Arbeit Bereits die konjunkturelle Eintrübung zum Ende des Jahres 2019 ließ die Stellenmeldungen zurückgehen. Der Zugang sank im April stark um 2.277 Stellen im Vergleich zum März, da Neueinstellungen bei vielen Arbeitgebern nicht erfolgten. Im Mai wurden zwar wieder mehr Stellen gemeldet, die Auswirkungen der Corona-Pandemie sind jedoch auch weiterhin spürbar. Im Vergleich mit der Finanzmarktkrise 2008/09 Interessant ist auch der Vergleich zur Finanzkrise 2008/2009: Seit etwa Oktober 2008 – also nach Einsetzen der Krise im September – war ein Rückgang der offenen Stellen für Westdeutschland und für Nordrhein-Westfalen zu beobachten, dessen Tiefstwert im Januar 2009 erreicht wurde. Danach nahm der Zugang an offenen Stellen wieder leicht zu, ohne allerdings das frühere Ausgangsniveau im betrachteten Zeitraum zu erreichen. Interessant ist hierbei allerdings, dass der Rückgang an neu angebotenen Stellen in der Finanzkrise nicht so deutlich und so schnell ausfiel wie in der Corona- Krise. Der teilweise angeordnete, teilweise aufgrund zusammengebrochener Liefer- und Absatzketten erfolgte ökonomische Shutdown wirkte sich alleine im ersten Krisenmonat deutlich stärker auf die Wirtschaft aus als die Finanzkrise 2008/2009. Unterbeschäftigte Zu den Unterbeschäftigten zählen arbeitslos Gemeldete, Teilnehmende an einer Maßnahme der Arbeitsmarktpolitik und Personen in einem arbeitsmarktbedingten Sonderstatus (z. B. kurzfristige Arbeitsunfähigkeit, Sonderregelungen für Ältere). Diesen Personen fehlt ein reguläres Beschäftigungsverhältnis. Das Konzept der Unterbeschäftigung gibt damit ein umfassenderes Bild von Beschäftigungsdefiziten wieder als der isolierte Blick auf die Arbeitslosenzahlen. Die Unterbeschäftigung ist, ebenso wie in gesamt Nordrhein-Westfalen, auch im Münsterland und in etwas schwächerer Form auch in der Emscher-Lippe-Region seit Januar 2019 bereits konjunkturbedingt angestiegen. Auch hier lässt sich durch die Corona-Pandemie ein weiter verstärkender Effekt auf den Anstieg der Unterbeschäftigung für die kommenden Monate erwarten. Entwicklung der Unterbeschäftigung 2019 - aktuell 107,00 106,00 105,00 104,00 Index Jan. 2019 = 100 103,00 102,00 101,00 100,00 99,00 98,00 97,00 96,00 95,00 94,00 93,00 92,00 91,00 2019/01 2019/02 2019/03 2019/04 2019/05 2019/06 2019/07 2019/08 2019/09 2019/10 2019/11 2019/12 2020/01 2020/02 2020/03 2020/04 Monate Nordrhein-Westfalen Emscher-Lippe-Region Münsterland Quelle: Bundesagentur für Arbeit: Statistik – Frühindikatoren für den Arbeitsmarkt.
16 Corona-Report der Bezirksregierung Münster – Beschäftigung: Kurzarbeit Kurzarbeit Die KUG-Anzeigen und damit auch die angezeigten Personen stiegen zu Jahresbeginn sprunghaft an, deutlich stärker als in der Finanzmarktkrise 2008/09, da nahezu alle Wirtschaftszweige von den Auswirkungen der jetzigen Pandemie betroffen sind. In NRW ist die Zahl der Anzeigen ca. 360-mal höher als im Vorjahreszeitraum, die in den Anzeigen genannte Personenzahl fast 300-mal höher. Der stärkste Anstieg der KUG-Anzeigen erfolgte im April; der Höhepunkt der Neuanzeigen sollte jedoch vorerst erreicht sein. Wie viele Personen tatsächlich in Kurzarbeit gegangen sind wird erst im Jahresverlauf feststellbar sein („realisierte Kurzarbeit“). Auch die Insolvenzen steigen deutlich an als eine weitere Auswirkung der Pandemie, gingen im April jedoch leicht zurück im Vergleich zum Vormonat. KUG-Anzeigen, angezeigte Personen und Anträge Insolvenzgeld 217.587 535 498 323 351 53.494 18.198 2.614 1.014 587 68 31 Januar Februar März April 2020 KUG-Anzeigen Angezeigte Personen Gestellte Anträge Insolvenzgeld Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit, Darstellung der Agentur für Arbeit Regionaldirektion Nordrhein-Westfalen für den Regierungsbezirk Münster, Datenstand April 2020
17 Corona-Report der Bezirksregierung Münster – Beschäftigung: Ausbildung Ausbildung Gemeldete Ausbildungsstellen / Stellenzugänge Der Ausbildungsmarkt war von März bis April nahezu eingefroren, konnte von April auf Mai jedoch wieder etwas Fahrt aufnehmen. Die Arbeitgeber meldeten nur rund halb so viele Stellen wie im Vorjahreszeitraum. Auch dieser Markt steht im Kontext der konjunkturellen Eintrübung zum Ende des Jahres 2019, welche die Stellenmeldungen bereits leicht zurückgehen ließ. Ausbildungsstellen 15.919 16.440 15.351 14.789 15.133 14.600 14.589 13.41812.914 13.884 Januar Februar März April Mai Ausbildungsstellen BJ 18/19 Ausbildungsstellen BJ 19/20 Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit, Darstellung der Agentur für Arbeit Regionaldirektion Nordrhein-Westfalen, Datenstand Mai 2020 Unversorgte Bewerber / Unbesetzte Stellen Vor allem in der Emscher-Lippe-Region bleiben derzeit mehr Bewerberinnen und Bewerber als Anteil aller Bewerberinnen und Bewerber unversorgt als das noch im Vorjahr der Fall war (+4,6 % ggü. 2019). Freie Stellen können zudem nicht in dem Maß besetzt werden wie noch in 2019: Insbesondere in den kreisfreien Städten des Regierungsbezirks bleiben im Verhältnis zu den gemeldeten Stellen mehr Stellen unbesetzt als im Vorjahreszeitraum.
18 Trends und Entwicklungen Trends und Entwicklungen Heute im Fokus: Auswirkungen auf das Gastgewerbe Monatserhebung im Tourismus für den Regierungsbezirk Münster Geöffnete Durchschnitt- Auslastungs Beher- Angebotene liche Ankünfte Übernachtungen grad der bergungs- Betten Aufenthalts- Jahr Betten betriebe dauer Monate Veränderung Veränderung Anzahl Anzahl Anzahl zum Vorjahr Anzahl zum Vorjahr Anzahl Prozent (%) (%) 2019 Oktober 663 33123 207.119 -0,1 485.564 0,9 2,3 45 November 655 33430 196.775 1,9 434.263 3,2 2,2 42,7 Dezember 648 33143 158.604 1,5 340.393 0 2,1 33,8 2020 Januar 638 32839 141.903 7,5 341.067 5,9 2,4 33,9 Februar 637 32883 148.849 1,3 349.762 5,4 2,3 36,2 März 639 32984 72.623 -58,6 195.665 -49,2 2,7 22,8 Quelle: IT.NRW, Monatserhebung im Tourismus, Datenabruf vom 08.06.2020.1 Das Gastgewerbe ist sehr klein- und mittelständisch strukturiert und es gibt viele verschiedene Betriebsarten. Es wird zwischen Hotelbetrieben und gastronomischen Betrieben unterschieden. Die gastronomischen Betriebe teilen sich auf in Speisen- und Getränkeorientierte Betriebe, wobei die Speise-orientierten Betriebe als Restaurants, Imbisse, Kantinen, Cafés und dergleichen bekannt sind. Die Getränke-orientierten Betriebe sind neben der reinen Schankwirtschaft (Viertel- oder Dorfgaststätte) auch Bistros, Clubs und Bars. Im gesamten Münsterland gibt es, Stand 30.06.2020, insgesamt 387 Hotels, Hotel garnis, Pensionen und Gasthöfe sowie 4.398 Gastronomiebetriebe, also insgesamt 4.785 gastgewerbliche Betriebe, mit insgesamt 14.686 sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten. Hinzu gerechnet werden müssen 1 Daten für 2019 und 2020 sind vorläufige Meldungen.
19 Newsletter der Bezirksregierung Münster – Trends und Entwicklungen noch die tätigen Inhaber, mithelfende Familienangehörige und 450,--€-Kräfte, so dass im Münsterland insgesamt ca. 30.000 Beschäftigte im Gastgewerbe tätig sind. Alle Betriebe des Gastgewerbes sind durch die Coronakrise sehr stark betroffen. Die ersten Betriebe, die geschlossen wurden und auch weiterhin geschlossen sind, sind Bars, Clubs und Diskotheken. Die weiteren gastronomischen Betriebe sind dann am 18. Mai geschlossen worden. Bei den Hotelbetrieben waren die touristischen Übernachtungen grundsätzlich nicht gestattet, allerdings konnten Geschäftsreisende während der gesamten Zeit übernachten. Alle gastgewerblichen Betriebe haben bei dem Shutdown ihre frischen, bereits eingekauften Lebensmittel und auch nicht längerfristig haltbare Getränke entweder an Bedürftige, z.B. an Tafeln, verschenkt oder sie mussten vernichtet werden. Für alle Mitarbeiter wurde, soweit dies möglich und machbar war, Kurzarbeit angemeldet. Die Mitarbeiterstruktur im Gastgewerbe ist aufgrund des sehr unterschiedlichen und auch nicht zu kalkulierenden Geschäfts durch viele Teilzeitmitarbeiter geprägt. Aufgrund der gesetzlichen Regelungen zum Kurzarbeitergeld erhalten 450,--€ Kräfte jedoch kein Kurzarbeitergeld. Auszubildende erhalten erst nach 6 Wochen Kurzarbeitergeld. Die Soforthilfe ist von fast allen Betriebsinhabern beantragt und auch bewilligt worden. Diese Hilfe war für die gastgewerblichen Betriebe zur Finanzierung der laufenden Kosten eine große Hilfe, reichte aber nicht aus. Einige Betriebe haben eine Betriebsschließungsversicherung abgeschlossen, nur leider sind viele Versicherungsgesellschaften nicht bereit, den gesamten versicherten Schaden zu übernehmen und bieten als Vergleich geringe Summen an. Da es zu diesem gesamten Komplex keinerlei Rechtsprechung gibt, ist der Ausgang eines Rechtsstreits ungewiss, so dass viele Betriebsinhaber diesen Vorschlag der Versicherungsgesellschaften akzeptieren. Um zumindest einige Einnahmen während der corona-bedingten Schließungszeit zu erhalten, haben viele Betriebe einen Außer-Hausverkauf oder Lieferdienst angeboten. Diese Angebote sind mehr oder weniger gut angenommen worden, waren aber nur der berühmte Tropfen auf den heißen Stein. Die Öffnung der gastronomischen Betriebe ist seit dem 11. Mai 2020 unter Anwendung von strengen Abstands- und Hygieneregeln möglich, wobei allerdings Bars, Clubs und Diskotheken weiterhin geschlossen sind. Auch Familienfeiern und/oder sonstige gesellige Veranstaltungen sind weiterhin verboten. Die erlassenen Abstands- und Hygieneregeln sind zur Eindämmung der Pandemie unerlässlich und werden von den Betrieben auch strikt befolgt. Die Folge ist jedoch, dass sich ein Öffnen der gastronomischen Betriebe unter betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten nicht kostendeckend durchführen lässt. Mit maximal 50 % der gesamten Kapazität an Sitzplätzen werden nach ersten Rückmeldungen der Betriebe lediglich zwischen 15 % bis maximal 30 % der Umsätze aus Vor-Corona-Zeit erwirtschaftet. Die durchgeführte Umfrage, an der sich über 70 % der gastgewerblichen Betriebe beteiligten, werden gerade mal 25 % des in „normalen Zeiten“ erwirtschafteten Umsatzes erreicht. Für das Zusammenleben in den Kommunen ist das Öffnen der gastronomischen Betriebe jedoch von großer Wichtigkeit, dienen sie doch dem Treffen der Menschen zum Austausch und der Begegnung, prägen sie doch das Bild einer Kommune und sind für das gesellschaftliche Leben von Bedeutung, sie bilden die Wohnzimmer der lokalen Gemeinschaft. Die Gefahr, dass viele Betriebe diese Krise nicht unbeschadet überstehen, ist riesengroß. Aus den Rückmeldungen der Betriebe lässt sich folgern, dass sicherlich 30 % der jetzt am Markt bestehenden gastronomischen Betriebe nach der Krise für immer geschlossen bleiben werden. Gerade im Münsterland, das durch häufig seit Jahrhunderten geführten Familienbetriebe geprägt ist, bedeutet dies ein Wegfall von Kulturgeschichte und lang gelebter Tradition, der sich auf Jahre gesehen auch nicht wiederaufbauen lässt.
20 Newsletter der Bezirksregierung Münster – Trends und Entwicklungen Für die Hotelbetriebe gilt etwas Ähnliches. Die Betriebe konnten, sofern es unter betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten sinnvoll war, für Geschäftsreisende während des Shutdown geöffnet bleiben. Seit dem 18. Mai sind in Hotelbetrieben wieder touristisch veranlasste Übernachtungen unter Beachtung strenger Abstands- und Hygieneregeln möglich. Allerdings ist das Buchungsverhalten der Gäste sehr zurückhaltend. An den „Langen Wochenenden“ zu Christi Himmelfahrt und zu Pfingsten waren die Hotelbetriebe in der Region des Münsterlandes zwischen 50 % und 70 % ausgebucht, an den Tagen in der Woche jedoch nur zu 10 % bis 20 %. Die Hotelbetriebe in den Zentren der größeren Städte, wie z.B. Münster, Rheine, Bocholt oder Ibbenbüren waren nicht so gut gebucht, da diese eher von Geschäftsreisenden in der Woche aufgesucht werden. Aber auch hier sind die Buchungen noch sehr verhalten, da Tagungen und dergleichen erst seit dem 30. Mai wieder möglich sind. Für den Monat März liegen die ersten Zahlen für die Hotellerie im Münsterland vor. Demnach hat es in den gesamten 544 Beherbergungsbetrieben incl. Schulungsheime, Jugendherbergen, Vorsorge- und Reha-Kliniken sowie Campingplätzen, 271.881 Ankünfte mit insgesamt 679.688 Übernachtungen geben. Im Vergleich zum Vorjahr sind die Gästeankünfte um 20,1 % und die Übernachtungen um 14,5 % im Vergleich der Monate Januar bis März 2019 und 2020 zurückgegangen. Die Hotellerie im Münsterland setzt ihre Hoffnung auf den Deutschlandtourismus in diesem Jahr, da wahrscheinlich viele Menschen ihren Urlaub nicht im Ausland verbringen werden. Jetzt müssen gemeinsame Aktivitäten im Münsterland erfolgen, um auf die vielen Möglichkeiten für den Urlaub, wie Radfahren, Reiten, Kanufahren etc. zu verweisen, denn durch den Tourismus profitieren nicht nur Hotellerie und Gastronomie, sondern auch der Einzelhandel, der Personennahverkehr und viele mehr. Alle gastgewerblichen Betriebe hoffen auf eine Unterstützung durch das Land NRW und die Bundesregierung, um langfristig ein gastfreundliches Münsterland zu gewährleisten. Quelle: DEHOGA Westfalen e.V., Geschäftsstelle Münsterland
21 Der Corona-Report für den Regierungsbezirk Münster ist eine Gemeinschafts- produktion unter Federführung der Bezirksregierung Münster. Wir danken allen Partnerinnen und Partnern für die gute Zusammenarbeit: • Agentur für Arbeit Recklinghausen • Agentur für Arbeit Rheine • DEHOGA Westfalen • Geschäftsstelle Münsterland • DGB Region Emscher-Lippe • DGB Region Münsterland • Handelsverband NRW Westfalen-Münsterland e.V. • Handwerkskammer Münster • IHK Nord Westfalen • Landwirtschaftskammer NRW • Münsterland e.V. • WiN Emscher-Lippe GmbH • Wirtschaftsförderung Münster GmbH Herausgeber: Bezirksregierung Münster | Domplatz 1 – 3 | 48143 Münster Telefon: 0251 411-0 | Telefax: 0251 411-2525 | E-Mail: poststelle@brms.nrw.de | Internet: www.brms.nrw.de www.twitter.com/bezregmuenster www.instagram.com/bezregmuenster © Bezirksregierung Münster, Münster 2020
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