Wie verändert die Corona-Pandemie das Mobilitätsverhalten? Ergebnisse einer empirischen Längsschnittstudie - Frühjahrstagung des ...
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Wie verändert die Corona-Pandemie das Mobilitätsverhalten? Ergebnisse einer empirischen Längsschnittstudie Frühjahrstagung des VDV-Niedersachsen/Bremen Teil 5 5. Mai 2021 Dr. Claudia Nobis DLR, Institut für Verkehrsforschung
DLR.de • Folie 2 > Frühjahrstagung des VDV-Niedersachsen > Dr. Claudia Nobis > 05.05.2021 Auswertung von Mobilfunkdaten zeigen, dass die Mobilität in der Corona- Pandemie abgenommen hat, aber sie zeigen nicht, wie und warum Änderung des Verkehrsaufkommens im Vergleich zu 2019 (Mobilfunkdaten) Quelle: Robert Koch Institut & HU Berlin: https://www.covid-19-mobility.org/current-mobility/
DLR.de • Folie 3 > Frühjahrstagung des VDV-Niedersachsen > Dr. Claudia Nobis > 05.05.2021 Am DLR wurde eine Mobilitätserhebung durchgeführt, um das „Wie“ und „Warum“ besser zu verstehen • Stichprobe: • Erste Erhebung (6.-10.4.): 1.000 Personen • Zweite Erhebung (29.6.-8.7.): 1.000 Personen (davon: 566 WiederholerInnen) • Dritte Erhebung (25.11.-4.12.): 1.000 Personen (davon: 751 WiederholerInnen) • Vierte Erhebung: aktuell im Feld • Erhebungsinhalt: • Mobilität in Zusammenhang mit Arbeiten, Einkaufen, Freizeit und Reiseverhalten • Verkehrsmittelnutzung vor und während der Krise • Persönlicher Umgang mit der momentanen Situation , Strategien und Einstellungen • Methode: Online-Erhebung • Erhebungsinstitut: KANTAR GmbH
DLR.de • Folie 4 > Frühjahrstagung des VDV-Niedersachsen > Dr. Claudia Nobis > 05.05.2021 Die Gesellschaft zeigt sich in Zeiten der Pandemie zweigeteilt Die Gruppe der Besorgten und der Sorglosen fällt ungefähr gleich groß aus Unterschiede in der Wahrnehmung der momentanen Situation 88 Ich werde auch längerfristig Orte mit vielen Menschen meiden. 36 70 Ich halte die in den letzten Wochen eingeführten Lockerungen für sehr riskant. 14 56 Ich informiere mich mehrmals täglich über die aktuelle Lage zum Corona-Virus. 16 40 Gruppeneinteilung Ich halte mein persönliches Corona-Ansteckungsrisiko aktuell für gering. 69 auf Basis einer In meinem Alltag fehlt mir Abwechslung. 36 Clusteranalyse: 37 Ich fühle mich persönlich in meinem Alltag durch Corona sehr stark eingeschränkt. 28 Die Besorgten (54%) 24 28 Die Sorglosen (46%) Mir fällt es immer noch schwer, mich an die neue Situation zu gewöhnen. 31 Ich habe meinen gewohnten Alltag, so, wie vor dem Corona-Virus, wieder 18 aufgenommen. 45 16 Ich kann die Berichterstattungen zu Corona nicht mehr hören. 53 0 20 40 60 80 100 Prozent Angaben für trifft (voll und ganz) zu; Basis fünfstufige Skala 2. DLR-Befragung zur Mobilität in Krisenzeiten, Personen ab 18
DLR.de • Folie 5 > Frühjahrstagung des VDV-Niedersachsen > Dr. Claudia Nobis > 05.05.2021 Selbsteinschätzung der Mobilität im Vergleich zur Zeit vor Corona Eigene Mobilität wird als reduziert empfunden Selbsteinschätzung des Verkehrsaufkommens im Juni/Juli und Nov./Dez. im Vergleich zu der Zeit vor der Ausbreitung des Corona- 100 15 28 viel weniger Wege 80 29 60 weniger Wege 28 40 genauso viele 49 36 20 mehr Wege 5 2 5 3 0 viel mehr Wege Juni/Juli Nov/Dez Anzahl Wege 2. und 3. DLR-Befragung zur Mobilität in Krisenzeiten, über 18 Jahre, Angaben in Prozent
DLR.de • Folie 6 > Frühjahrstagung des VDV-Niedersachsen > Dr. Claudia Nobis > 05.05.2021 Selbsteinschätzung der Nutzungshäufigkeit von Verkehrsmittel Die Verkehrsmittel sind vom Rückgang der Mobilität sehr unterschiedlich betroffen Selbsteinschätzung der Nutzungshäufigkeit der Verkehrsmittel Juni/Juli und Nov/Dez im Vergleich zu der Zeit vor der Ausbreitung des Corona-Virus 100 4 5 6 13 15 10 Viel seltener 9 9 9 18 32 80 16 37 12 Seltener 60 17 Genauso oft 65 62 16 64 62 56 40 59 Häufiger 45 41 Viel häufiger 20 15 18 9 9 11 9 7 6 6 4 5 6 4 3 0 2 3 Juni/Juli Nov/Dez Juni/Juli Nov/Dez Juni/Juli Nov/Dez Juni/Juli Nov/Dez zu Fuß Fahrrad Auto als Fahrer öffentliche Verkehrsmittel 2. und 3. DLR-Befragung zur Mobilität in Krisenzeiten, Personen ab 18 Jahren, Angaben in Prozent
DLR.de • Folie 7 > Frühjahrstagung des VDV-Niedersachsen > Dr. Claudia Nobis > 05.05.2021 Anteil der Modalgruppen vor Corona und im Verlauf der Pandemie Zunahme monomodaler Nutzung des Pkw Änderung der Verkehrsmittelpräferenzen 100 Im Verlauf einer Multi- Multi- Woche genutzte 17 Multi- modal modal 24 Verkehrsmittel 31 29 modal 80 9 6 8 7 Mix aus Auto, Rad und ÖV 6 8 60 9 13 Rad Mono- Mono- Mono- 40 modal modal modal 66 61 55 ÖV 50 20 Auto 0 vor Corona Apr 20 Juni/Juli 2020 Nov/Dez 2020 1., 2. und 3. DLR-Befragung zur Mobilität in Krisenzeiten, Personen ab 18 Jahren, Angaben in Prozent
DLR.de • Folie 8 > Frühjahrstagung des VDV-Niedersachsen > Dr. Claudia Nobis > 05.05.2021 Verkehrsmittelnutzung während des 1. Lockdowns nach Modalgruppen Multimodale werden in Krise monomodal und nutzen vor allem das Auto Änderung der Verkehrsmittelpräferenzen während des Lockdowns im Vergleich zu der Zeit vor der Ausbreitung des Corona-Virus Modalgruppe während Modalgruppe vor dem Lockdown des Lockdowns Auto 90 1 5 4 identisch nur Auto ÖV 46 4 4 5 40 nur ÖV Fahrrad 59 6 20 15 nur Fahrrad multimodal: Mix aus (andere) multimodale 36 42 3 12 8 Gruppe Auto, Rad, ÖV keines der VM 0 20 40 60 80 100 1. DLR-Befragung zur Mobilität in Krisenzeiten, Personen ab 18 Jahren, Angaben in Prozent
DLR.de • Folie 9 > Frühjahrstagung des VDV-Niedersachsen > Dr. Claudia Nobis > 05.05.2021 Subjektives Empfinden bei Verkehrsmittelnutzung Unbehagen in öffentlichen Verkehrsmitteln hält auch nach Lockdown an Wie fühlen Sie sich aktuell wenn Sie die folgenden Verkehrsmittel nutzen/nutzen würden? 100 2 3 2 2 3 33 4 4 8 5 8 2 5 2 2 3 3 2 2 7 7 7 4 11 11 14 80 34 37 41 39 40 40 46 46 49 58 55 60 64 77 79 78 27 25 19 76 79 24 17 40 72 22 25 24 16 18 20 20 13 36 36 33 38 37 31 26 31 9 21 25 5 6 16 18 5 5 4 4 2 4 0 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 1 2 3 Fahrrad Auto Carsharing ÖPNV Bahn Flugzeug Deutlich unwohler als zuvor Unwohler als zuvor Keine Veränderung 1: April 2020 2: Juni/Juli 2020 Wohler als zuvor Deutlich wohler als zuvor 3: November/ Dezember 2020 1., 2. und 3. DLR-Befragung zur Mobilität in Krisenzeiten, Personen ab 18 Jahren, Angaben in Prozent
DLR.de • Folie 10 > Frühjahrstagung des VDV-Niedersachsen > Dr. Claudia Nobis > 05.05.2021 Subjektives Empfinden bei ÖPNV-Nutzung Personen mit ÖPNV-Nutzung zum Erhebungszeitpunkt fühlen sich weniger unwohl Wie fühlen Sie sich aktuell wenn Sie die folgenden Verkehrsmittel nutzen/nutzen würden? 100% 3 6 90% 80% 29 Deutlich wohler als zuvor 39 47 43 Wohler als zuvor 70% 53 51 60% Keine Veränderung 50% 36 Unwohler als zuvor 21 40% 22 36 Deutlich unwohler als zuvor 30% 26 29 20% 36 32 28 10% 16 15 14 0% nein ja nein ja nein ja ÖPNV-Nutzung in der letzten Woche alle alle ÖPNV-Nutzung vor Krise Juni/Juli 2020 Nov/Dez 2020 2. und 3. DLR-Befragung zur Mobilität in Krisenzeiten, Personen ohne Pkw im Haushalt, Angaben in Prozent
DLR.de • Folie 11 > Frühjahrstagung des VDV-Niedersachsen > Dr. Claudia Nobis > 05.05.2021 Positive Bewertung aller Vorschläge zur Verbesserung der Situation im ÖPNV Desinfektion und Maskenpflicht stehen an erster Stelle Einschätzung verschiedener Maßnahmen im Öffentlichen Verkehr (ÖV) Regelmäßige Desinfektion der Fahrzeuge 38 35 18 5 4 Maskenpflicht 37 31 18 5 9 Einsatz von mehr Fahrzeugen, um die Anzahl der Fahrgäste in einem Fahrzeug zu vermindern 27 39 24 6 4 Einsatz von Personal an Bahnhöfen/Haltestellen, die z.B. auf das Einhalten von Abstandsregeln achten 22 34 28 10 5 Kontaktloser Ticketkauf, z.B. mit dem Smartphone 23 32 30 7 8 Einsatz von Personal in den Verkehrsmitteln, die z.B. auf das Einhalten von Abstandsregeln achten 23 32 31 10 5 Information zu der aktuellen Auslastung der Fahrzeuge über das Smartphone 16 32 31 11 9 0 20 40 60 80 100 Sehr hilfreich Hilfreich Teils/teils Nicht hilfreich Gar nicht hilfreich 2. DLR-Befragung zur Mobilität in Krisenzeiten, Personen ab 18 Jahren unabhängig davon ob die Person den ÖV nutzt, Angaben in Prozent
DLR.de • Folie 12 > Frühjahrstagung des VDV-Niedersachsen > Dr. Claudia Nobis > 05.05.2021 Einschätzung der aktuellen Situation im ÖPNV durch ÖV-Nutzer Die Nichteinhaltung der Hygienevorschriften ist ein großes Problem Einschätzung der aktuellen Situation in öffentlichen Verkehrsmitteln Mich stört es, wenn Menschen in öffentl. VM die Masken nicht richtig tragen (...). 51 25 11 8 6 Es sollte in den öffentl. VM mehr kontrolliert werden, ob Masken richtig getragen 45 27 15 6 7 werden (…) Ich sehe immer wieder Menschen, die Masken in öffentl. VM nicht oder nicht 32 32 21 12 3 richtig tragen. Ich versuche öffentl. VM, wenn möglich, aktuell zu meiden. 36 21 19 14 10 Ich finde es in Bussen und Bahnen aktuell zu voll. 30 24 32 9 5 Ich habe Angst, mich in öffentl. VM mit dem Coronavirus anzustecken. 24 25 26 16 9 Mir ist es auf Bahnsteigen aktuell zu voll. 20 21 31 23 5 Ich trage in öffentl. VM bewusst gute Masken (FFP2 Masken). 20 19 17 26 18 Die Hygienemaßnahmen (…) in öffentl. VM sind ausreichend. 11 24 27 25 13 Ich schätze das Risiko, sich in öffentlichen Verkehrsmitteln anzustecken, als niedrig 6 17 26 27 24 ein. 0 20 40 60 80 100 Trifft voll und ganz zu Trifft eher zu Teils/teils Trifft eher nicht zu Trifft überhaupt nicht zu 3. DLR-Befragung zur Mobilität in Krisenzeiten, Personen ab 18 Jahren die den ÖPNV vor Corona an mindestens ein bis drei Tagen pro Monat genutzt haben, Angaben in Prozent
DLR.de • Folie 13 > Frühjahrstagung des VDV-Niedersachsen > Dr. Claudia Nobis > 05.05.2021 Selbsteinschätzung der zukünftigen Nutzung der Verkehrsmittel Im Saldo gewinnen zu Fuß, Auto und Rad dazu, der ÖV verliert Selbsteinschätzung der langfristigen Nutzungshäufigkeit der Verkehrsmittel im Vergleich zu der Zeit vor Corona 100 3 6 6 5 11 7 8 20 80 11 Viel seltener 15 60 Seltener 67 67 63 61 Genauso oft 40 49 Häufiger 20 20 13 18 Viel häufiger 12 13 6 6 5 4 3 0 zu Fuß Fahrrad Auto als Fahrer Auto als Mitfahrer Öffentliche Verkehrsmittel 3. DLR-Befragung zur Mobilität in Krisenzeiten, Personen ab 18 Jahren, Angaben in Prozent
DLR.de • Folie 14 > Frühjahrstagung des VDV-Niedersachsen > Dr. Claudia Nobis > 05.05.2021 Selbsteinschätzung der zukünftigen Nutzung des ÖPNV von ÖV-Nutzern 50% nutzen den ÖPNV aktuell seltener, nur 25% gehen auch langfristig davon aus Ich werde öffentliche Verkehrsmittel wahrscheinlich... 3 12 22 häufiger als vor der Krise nutzen genauso oft wie vor der Krise nutzen seltener als vor der Krise nutzen überhaupt nicht mehr nutzen 63 3. DLR-Befragung zur Mobilität in Krisenzeiten, Personen ab 18 Jahren die den ÖPNV vor Corona an mindestens ein bis drei Tagen pro Monat genutzt haben, Angaben in Prozent
DLR.de • Folie 15 > Frühjahrstagung des VDV-Niedersachsen > Dr. Claudia Nobis > 05.05.2021 Arbeiten während der Corona-Pandemie Im ersten Lockdown haben mehr Menschen ganz im Homeoffice gearbeitet Arbeiten Sie derzeit im Homeoffice bzw. von zu Hause? 100 nicht im Homeoffice 80 Leichter Rückgang bei Zufriedenheit 65 60 59 67 60 63 59 mit Homeoffice 73 68 60 teilweise im ▪ Im Sommer waren 75% sind mit Homeoffice Homeoffice zufrieden; im Nov/Dez 40 7 66% 22 21 6 23 20 4 18 27 21 immer im Homeoffice ▪ Im Sommer konnten sich 70% 28 20 22 26 vorstellen im Homeoffice zu 17 16 13 17 17 0 arbeiten; im Nov/Dez 64% April Juni/Juli Nov/Dez April Juni/Juli Nov/Dez April Juni/Juli Nov/Dez Stadtregion Ländliche Region Gesamt 2. und 3. DLR-Befragung zur Mobilität in Krisenzeiten, berufstätige Personen differenziert nach Wohnort, Angaben in Prozent
DLR.de • Folie 16 > Frühjahrstagung des VDV-Niedersachsen > Dr. Claudia Nobis > 05.05.2021 Einkaufen während der Corona-Pandemie Onlinehandel gewinnt an Bedeutung Anteil der Personen, die in den letzten vier Wochen Produkte über das Internet eingekauft haben 100 Ein Drittel der Befragten geht davon aus, auch in 80 einem Jahr mehr online einzukaufen als vor der Pandemie. 60 40 82 86 42 49 20 0 MiD 2017 vor Corona Juni 2020 Nov/Dez 2020 MiD 2017 und 2. DLR-Befragung zur Mobilität in Krisenzeiten, Personen differenziert nach Alter, Angaben in Prozent
DLR.de • Folie 17 > Frühjahrstagung des VDV-Niedersachsen > Dr. Claudia Nobis > 05.05.2021 Schlussfolgerungen • Wir befinden uns in einem großen „Reallabor wider Willen“ • Die Menschen fangen in der Krise nicht an neue Verkehrsmittel zu nutzen; sie variieren vielmehr bestehendes Verhalten • Die Bedeutung individueller Verkehrsmittel nimmt zu, der Öffentliche Verkehr verliert an Boden • Auswirkungen auf den Öffentlichen Verkehr hängen maßgeblich von weiterer Entwicklung der Pandemie ab • kurz- und mittelfristig: Vertrauen in den Öffentlichen Verkehr zurückgeben • Langfristig: Förderung multimodalen Verhaltens auf individueller Ebene • Stärkung des Öffentlichen Verkehr ist unabdingbar für das Gelingen der Verkehrswende Grafiken: Juliane Lücke
DLR.de • Folie 18 > Frühjahrstagung des VDV-Niedersachsen > Dr. Claudia Nobis > 05.05.2021 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt Institut für Verkehrsforschung Dr. Claudia Nobis Claudia.Nobis@dlr.de Rudower Chaussee 7 12489 Berlin
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