NETZWERKTREFFEN "GEFLÜCHTETE UND SPORT" AM 21. APRIL - DOSB
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● Ab 09:30 Anmeldung ● 10:00 Begrüßung und Einführung in den Tag - Heike Kübler (DOSB, stellv. Ressortleiterin Chancengleichheit und Diversity) - Peter Lautenbach (dsj, Ressortleiter Jugendarbeit im Sport) ● 10:15 Ergebnisse aus der Gesamtevaluation der Flüchtlingsprojekte der Beauftragten der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration (Ramboll Management Consulting) ● 10:45 Pause ● 11:00 Workshop mit Impulsen für die weitere Arbeit… - Gewaltprävention - Kultursensibler Kinderschutz - Umgang mit Islamfeindlichkeit / Antimuslimischer Rassismus ● 12:30 Mittagspause ● 13:30 Austauschphase - Wissensaustausch in Dreier Gruppen ● 14:45 Weiterentwicklung der Projekte - Zukunftsorientierung - Außendarstellung „Ich erwarte von der - Zusammentragen der Ergebnisse ● 15:15 Veranstaltung..“ Pause ● 16:00 Fazit – Zusammenfassung des Tages ● 16:30 Ende
Begrüßung und Einführung in den Tag „Ein brillianter Moment in unserem Projekt war / ist..“ „Eine Baustelle in unserem Projekt war / ist..“ Teilnehmende lernen sich kennen „Ich erwarte von der Veranstaltung..“
Ergebnisse aus der Wissenschaft ● Ein Teil der Ergebnisse aus der Gesamtevaluation der Beauftragten der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration wurde von Kristina Broens, Ramboll Management Consulting, per Videobotschaft präsentiert. Hierbei wurden die Stärken und Potentiale für die weitere Integrationsarbeit mit Geflüchteten aufgezeigt. Fragen an die Evaluation wurden aufgenommen und werden im Folgenden „Ich erwarte von der beantwortet Veranstaltung..“
● Drei Workshops mit Impulsen zu den Themen „Gewaltprävention“, „Kultursensibler Kinderschutz“ und „Umgang mit Fremdenfeindlichkeit / Anti-Muslimischer Rassismus“ vermittelten den Projektverantwortlichen und Engagierten praxisnahe und wichtige Informationen, die sie in der Arbeit mit Geflüchteten vor Ort einsetzen können. „Ich erwarte von der Veranstaltung..“
Workshop Gewaltprävention ● Ursachen erkennen und bearbeiten ● Individuelle Konfliktlösungskompetenzen - Interessensbezogene Konfliktlösung - Kulturwissen - Gewaltfreie Kommunikation - Kommunikation auf Augenhöhe ● Öffnen der Strukturen auf organisatorischer Ebene - Fairness & Gleichbehandlung - Zugang zu Zielgruppen - Weiterentwicklung & Know-how Aufbau - Ermöglichen von interkulturellem Lernen „Ich erwarte von der Veranstaltung..“
Workshop Kultursensibler Kinderschutz ● Immens diverse kulturelle Hintergründe - Hohe Diversität kultureller Regelwerke! ● Das eigene „Normalitätsverständnis“ prägt das eigene Verhalten - Wie verstehen sie es, wenn ein Vater Ihre zum Gruß ausgestreckte Hand nicht annimmt oder nicht mit ihnen spricht? ● Interesse und Einfühlungsvermögen wichtig - Achtsamkeit und Beziehungsaufnahme ● Aufstellen von Regeln bringt Sicherheit ● Brückenfunktion einer verwandten Ethnie möglich Austausch über Erfahrungen und Gedanken unabdingbar!
Workshop Kultursensibler Kinderschutz ● Motivation / Wünsche - Tipps zur Implementierung des Kinderschutzes - Hintergründe und Tipps für die praktische Arbeit - Elternkommunikation - Für Verständnis werben - Was wird vor Ort in den Vereinen benötigt? ● Was ist schwierig? - Immobilität der Familien - Ich werde als Frau oft nicht ernst genommen - Unverbindlichkeit - Minijobkräfte als Schlüsselpersonen - Verhalten von Erwachsenen mutet oft wie das von 13 Jährigen an
● Was ist gut? - Kinder mit Fluchthintergrund kommen mit deutschen Kindern zusammen - Geselligkeit auf Festen - Trainer holt Kinder ab - Kinder erklären Erwachsenen das System in Deutschland - Kinderschutzkonzept entwickeln „Ich erwarte von der Veranstaltung..“
Workshop Islamfeindlichkeit / Antimuslimischer Rassismus ● Unterschiedliche Menschen treffen aufeinander ● Potenziell leichtere und unkompliziertere Erstbegegnungen und Kennenlernen über Sport ● Chance zur Wahrnehmung als Sportler_innen und Individuen statt als Muslime ● Es geht im Verein um die Individuen, nicht um abstrakte Fragen, ob der Islam zu Deutschland gehört ● Sanktionsmöglichkeiten gegen die Gegner_innen von Teilhabe und Akzeptanz
Workshop Islamfeindlichkeit / Antimuslimischer Rassismus ● Nur Anpassungsdruck auf die Neuen oder Neuaushandlung des Zusammenlebens? ● Inklusive Haltung? ● Begegnungen zwischen Menschen ermöglichen ● Gelingende Beispiele für Integration und Teilhabe ● Wahrnehmung aller Menschen als Einzelpersonen in ihrer Unterschiedlichkeit und Individualität
In dreier Gruppen 1. Wo hast du eine Situation erlebt, in der für Dich sichtbar wurde, dass sich Euer Projekt gut entwickelt hat? 2. Suche dir einen Titel für diese positive Erfahrung aus (orangene Moderationskarte) 3. Was hat zum Gelingen beigetragen? (blau) 4. Was wünschst du dir für ein Weiter in der Integrationsarbeit? (grün) Positiver Austausch unter Kollegen „Unsere Arbeit hat Konturen und Farbe bekommen“
Zusammentragen der Ergebnisse „9 er Gruppen finden sich zusammen“ 1. Suche dir einen Titel für diese positive Erfahrung • Positive externe Rückmeldung • Entwicklung miterleben • Von Teilnahme zur Teilhabe • Verantwortungsübernahme von Geflüchteten • Hilfe zur Selbsthilfe • Fußball als Brücke • Pressearbeit • Pragmatismus • Erfolgreiches Pilotprojekt „Ich erwarte von der (Fairplay Turnier) Veranstaltung..“
Zusammentragen der Ergebnisse „9 er Gruppen finden sich zusammen“ 2. Was hat zum Gelingen beigetragen? • Kooperationen / Netzwerke • Engagement • Wertschätzung • Eigeninitiative der Teilnehmenden • Interkulturelle Kommunikation • Teamwork • Durchhaltevermögen • Zufriedenheit der Teilnehmenden „Ich erwarte von der Veranstaltung..“
Zusammentragen der Ergebnisse „9 er Gruppen finden sich zusammen“ 3. Was wünschst Du dir für ein Weiter in der Integrationsarbeit? • Qualifizierung • Zielgruppe noch stärker einbinden • Mehr Wertschätzung • Nachhaltigkeit und dauerhafte Strukturen • Mehr niedrigschwellige Fördermöglichkeiten • Intensivere Kommunikation aller Akteure • Mehr Vernetzung aller Akteure „Ich erwarte von der Veranstaltung..“
Plenumsdiskussion „Ich bin dankbar, dass es so viele positive Menschen gibt, die sich, wie ich, tagtäglich der Integrationsarbeit widmen.“ „Ich erwarte von der Veranstaltung..“
PowerPoint Präsentation der einzelnen Workshops
Interkulturelle Gewaltprävention Netzwerktreffen DOSB Maurice Martsch Frankfurt, 21.04.2018 +49 221 25961651 maurice@martsch.co
Interessensbezogene Konfliktlösung 23 Copyright 2018 MARTSCH
Was ist Gewalt? • Definition 1 • Gewalt bezeichnet körperlich oder psychisch wirkenden Zwang, der durch Kraft oder sonstiges Verhalten ausgeübt wird. Durch diesen Zwang wird die Freiheit der Willensentschließung oder Willensbetätigung eines anderen aufgehoben oder beeinträchtigt. Gewalt kann danach sowohl gegen Sachen, wie auch gegen Personen angewendet werden. • Definition 2 • Unter den Begriff Gewalt (von althochdeutsch waltan – stark sein, beherrschen) fallen Handlungen, Vorgänge und Szenarien, in denen bzw. durch die auf M enschen, Tiere oder Gegenstände beeinflussend, verändernd und/oder schädigend eingewirkt wird. Gemeint ist das Vermögen zur Durchführung einer Handlung, die den inneren bzw. wesentlichen Kern einer Angelegenheit oder Struktur (be)trifft. 24 Copyright 2018 MARTSCH
Einflussfaktoren G ewalt • Individuelle Faktoren (z. B. frühes gewalttätiges Verhalten) • Familiäre Faktoren (z. B. körperliche Züchtigung und M isshandlung), • Organisatorische Faktoren (z. B. in Arbeit, Schule, Verein) • Einflüsse aus dem sozialen Umfeld 25 Copyright 2018 MARTSCH
Die G eschichte mit dem Hammer Ein Mann will ein Bild aufhängen. Den Nagel hat er, nicht aber den Hammer. Der Nachbar hat einen. Also beschließt der Mann, hinüberzugehen und ihn auszuborgen. Doch da kommt ihm ein Zweifel: Was, wenn der Nachbar mir den Hammer nicht leihen will? Gestern schon grüßte er mich nur flüchtig. Vielleicht war er in Eile. Aber vielleicht hat er die Eile nur vorgetäuscht, und er hat etwas gegen mich. Und was? Ich habe ihm nichts angetan; der bildet sich da etwas ein. Wenn jemand von mir ein Werkzeug borgen wollte, ich gäbe es ihm sofort. Und warum er nicht? Wie kann man einem M itmenschen einen so einfachen Gefallen abschlagen? Leute wie dieser Kerl vergiften einem das Leben. Und dann bildet er sich noch ein, ich sei auf ihn angewiesen. Bloß weil er einen Hammer hat. Jetzt reicht’s wirklich. Und so stürmt er hinaus, läutet, der Nachbar öffnet, doch noch bevor er „Guten Tag" sagen kann, schreit ihn unser M ann an: „Behalten Sie sich Ihren Hammer, Sie Rüpel!“ (aus: Paul Watzlawick: „Anleitung zum Unglücklichsein“) 26 Copyright 2018 MARTSCH
Einstellung zu Konflikten 27 Copyright 2018 MARTSCH
Eisbergmodell S. Freud 28 Copyright 2018 MARTSCH
Eisbergmodell der Konfliktlösung 29 Copyright 2018 MARTSCH
Wer bekommt die O range? 30 Copyright 2018 MARTSCH
Wer bekommt die O range? 10 Copyright 2018 MARTSCH
Kulturdimensionen nach E.T. Hall 32 Copyright 2018 MARTSCH
Kulturdimensionen E.T. Hall Zeit Raum Kontext 33 Copyright 2018 MARTSCH
Zeit als Kulturdimension • Monochrone Kulturen: • Feste Zeitplanung, Leben nach der Uhr, große Bedeutung von Pünktlichkeit, Aufgaben werden nacheinander erledigt. • Polychrone Kulturen: • Flexibles Zeitverständnis, Improvisation spielt eine große Rolle, Aufgaben werden Parallel erledigt. 34 Copyright 2018 MARTSCH
Zeit als Kulturdimension 35 Copyright 2018 MARTSCH
Zeitempfinden 36 Copyright 2018 MARTSCH
Interkulturelles Zeitempfinden einzeitige Kulturen vielzeitige Kulturen Nord- und Mitteleuropa Süd- und Osteuropa (Deutschland) (Russland) Mittel- Nordamerika (USA, Mittel- und Südamerika Kanada) Japan, China Naher Osten, Afrika, (Indien) 37 Copyright 2018 MARTSCH
Raum als Kulturdimension Kulturelle Unterschiede drücken sich auch im Raumverhalten und Distanzzonen Raumverhalten, der Distanz und dem Körperkontakt aus. Körperhaltung Es gibt kulturell spezifische Lautstärke Orientierung Regeln für das Raumverhalten (Gesprächsabstand oder Sitzordnung). Geruch Proxemik Abstand Wärme Berührung Blick 38 Copyright 2018 MARTSCH
Raum als Kulturdimension 39 Copyright 2018 MARTSCH
Distanzzonen in M itteleuropa 40 Copyright 2018 MARTSCH
Abstand und O rientierung beim G espräch • In Westeuropa beträgt der Abstand eine Armlänge • Halten Sie auch in China deutlich Abstand zum Gesprächspartner (rücken Sie nicht nach) • In Osteuropa lässt sich der Gesprächspartner mit dem Handgelenk berühren • In M ittelmeerländern beträgt der Abstand gerade noch eine halbe Armlänge (Ellenbogen) • Bleiben Sie auch in Indien auf Tuchfühlung 20 Copyright 2018 MARTSCH
Interkulturelles Raumempfinden Kontaktreiche Kulturen Kontaktarme Kulturen Araber, Griechen, Türken Nord- und Mitteleuropäer Mittel- und Südamerikaner US-Amerikaner, Kanadier Süd- und Osteuropäer Asiaten (Russen) Zahlreiche afrikanische Kulturen, Inder 42 Copyright 2018 MARTSCH
Kontext als Kulturdimension 43 Copyright 2018 MARTSCH
Konfrontationen 44 Copyright 2018 MARTSCH
High- und Low Context Kulturen Copeland und Griggs (1985) High C ontext Japaner Chinesen Araber Inder Griechen Mexikaner Russen Spanier Italiener Franzosen Kanadier (frz.) Engländer Kanadier (engl.) US-Amerikaner Skandinavier Deutsche Schweizer 45 Copyright 2018 MARTSCH
Deutsche Kulturstandards Schroll-Machl (2002) • Sachorientierung • Wertschätzung von Regeln und Strukturen • Regelorientierte, internalisierte Kontrolle • Zeitplanung • Trennung von Persönlichkeits- und Lebensbereichen • Direkte Kommunikation • Individualismus 46 Copyright 2018 MARTSCH
Werte- und Entwicklungsquadrat Großzügigkeit Sparsamkeit Verschwendung Geiz 47 Copyright 2018 MARTSCH
Obelix-Verzerrungen 48 Copyright 2018 MARTSCH
Kritischer Verlauf einer interkult. Begegnung 49 Copyright 2018 MARTSCH
Gewaltfreie Kommunikation nach Dr. Marshall B. Rosenberg 50 Copyright 2018 MARTSCH
Vier innere Einstellungen / Lebenshaltungen Autoritär Wertschätzend win/loose win/win durchsetzen wertschätzen Laissez-faire Anti-Autoritär loose/loose loose/win aufgeben nachgeben 30 Copyright 2018 MARTSCH
4 Schritte der G fK „Wenn du zur Tür reinkommst ohne anzuklopfen… …dann bin ich sauer… …weil mir Privatsphäre wichtig ist… …wärst du bereit anzuklopfen, bevor du eintrittst?“ 52 Copyright 2018 MARTSCH
1. Schritt - Beobachtung Beschreibung der objektiven Fakten ohne zu bewerten. Beobachtung: „Wir waren um 16.00h verabredet, jetzt ist es 16.30h.“ Bewertung: „Du bist schon wieder zu spät!“ 53 Copyright 2018 MARTSCH
2. Schritt - Gefühl Ich fühle mich wohl – Ich bin glücklich Bedürfnis befriedigt Ich fühle mich unwohl – Ich bin traurig Bedürfnis unbefriedigt 54 Copyright 2018 MARTSCH
3. Schritt - Bedürfnis 55 Copyright 2018 MARTSCH
4. Schritt - Bitte • positiv formuliert • machbar • konkret „Bitte machen Sie nicht so lange Mittagspause.“ „Bitte seien Sie um 13h wieder da.“ „Verstehe mich doch.“ „Kannst du mir bitte sagen, was du verstanden hast?“ „Sei bitte rücksichtsvoll.“ „Kannst du bitte an die Tür klopfen, bevor du 56 Copyright 2018 MARTSCH
Übung 57 Copyright 2018 MARTSCH
Ablauf einer Eskalation nach Glasl 58 Copyright 2018 MARTSCH
Fazit - Präventionsmaßnahmen • Individuelle Konfliktlösungskompetenzen • Interessensbezogene Konfliktlösung • Kulturwissen • Gewaltfreie Kommunikation • Kommunikation auf Augenhöhe • Organisation • Fairness & Gleichbehandlung • Zugang zu Zielgruppen • Weiterentwicklung & Know-how Aufbau 38 Copyright 2018 MARTSCH
Das Hauptgewicht bei der Vermittlung von reflexiver interkultureller Kompetenz liegt „nicht auf dem Erwerb des Wissens über die kulturellen Hintergründe der M igrantInnenklientel, sondern auf der Auseinandersetzung mit den eigenen unhinterfragten Wahrnehmungs- Deutungs- und Verhaltensmuster.“ Stefan Gaitanides (erimitierter Sozialwissenschaftler des Instituts für Migrationsstudien und interkulturelle Kommunikation der Fachhochschule Frankfurt am M ain, *1944): 39 CCoypryig op rih gth2 t0 21 08 18 7MM AARR TTSS CCHH
Kultursensibler Kinderschutz mit Geflüchteten im Sport Manfred Menzel, Frankfurt | 21.04.2018
Agenda 1 | Vorstellung und erster Austausch 2 | Einführung zur kulturellen Vielfalt 3 | Vertiefender kollegialer Austausch 4 | Abschluss und Feed Back 18.05.18 © Manfred Menzel, 2018 2
Gegenseitiges Kennenlernen: Referent Beruflicher Hintergrund Manfred Menzel Dipl.-Sozialarbeiter Fortbildner und Supervisor für dsj und hsj Paar- und Sexualtherapeut aktuell: Projektleiter „Gewaltschutz für Kinder, Jugendliche und Frauen in Gemeinschaftsunterkünften für Geflüchtete“ Heilpraktiker (Psychotherapie) 25 Jahre Berufserfahrung als Sexualpädagoge Geschäftsführer pro familia, eigene psychologische Praxis Kreisverband Offenbach e.V. 18.05.18 3 © Manfred Menzel, 2018
Gegenseitiges Kennenlernen: Teilnehmende Die Teilnehmenden stellen sich vor Mein Name woher komme ich? Meine Motivation zur Wünsche an den Workshop Teilnahme an diesem Workshop 18.05.18 4 © Manfred Menzel, 2018
Input: Einige Gedanken zu ‚Kultur‘ Kulturelle Sensibilität und Kinderschutz sind zwei sehr große Begriffskontexte 18.05.18 6 © Manfred Menzel, 2018 5
Einige Gedanken zu ‚Kultur‘ Kinderschutz dient ganz generell der Wahrung kindlicher Entfaltungs- und Entwicklungs- möglichkeiten und dem Schutz vor Bedrohungen derselben und zwar unabhängig von der Herkunft, dem Glauben o.ä. 18.05.18 6 © Manfred Menzel, 2018 6
Einige Gedanken Kinderschutz zu ‚Kultur‘ hat in jedem Fall eine Wächterfunktion. D.h. es muss ggf. entscheidend interveniert werden auch zu Lasten des Verständnisses für ethnische/religiöse Ausrichtungen. 18.05.18 6 © Manfred Menzel, 2018 7
Einige Gedanken zu ‚Kultur‘ Kulturelle Sensibilität hingegen ist einfühlsam, rücksichtsvoll, kommunikativ, verstehend, Unterschiede akzeptierend und ist nur behutsam intervenierend. 18.05.18 6 © Manfred Menzel, 2018 8
Einige Gedanken zu ‚Kultur‘ Kulturelle Sensibilität weiß um Besonderheiten von Ethnien und entwickelt ein Gefühl für diesbezügliche Grenzüberschreitungen. 18.05.18 6 © Manfred Menzel, 2018 9
Einige Gedanken zu ‚Kultur‘ Heute haben wir es bei Geflüchteten mit einer solchen Diversität von kulturellen Hintergründen zu tun, dass man unmöglich alle kennen kann. 18.05.18 10 © Manfred Menzel, 2018
Einige Gedanken zu ‚Kultur‘ Bsp. Afghanistan: bei manchen Afghanen gilt es als grob unhöflich, wenn man gleich zur Sache kommt und sich vorher nicht ausgiebig nach dem Befinden der Familie erkundigt und ausgetauscht hat. Ethnien: Paschtunen, Tadschiken, Hazara (die dort diskriminiert, verfolgt und sogar getötet werden), Usbeken und ein Vielzahl zahlenmäßig sehr kleiner Ethnien mit z.T. voneinander abweichenden Moralvorstellungen. In hiesigen GUs leben afghanische Frauen, deren Männer es ihnen verbieten, das Zimmer zu verlassen. Manfred Menzel, 2018 18.05.18 11 ©
Einige Gedanken zu ‚Kultur‘ Bsp. Somalia: Dort werden Frauen heute noch wegen vorgeblichem Ehebruch gesteinigt. Somalische Mädchen wird immer noch die Klitoris beschnitten, z.T. verbotenerweise auch in Deutschland. 18.05.18 12 © Manfred Menzel, 2018
Einige Gedanken zu ‚Kultur‘ Bsp. Syrien: Sunniten, Schiiten, Christen, Aleviten. Letztere erkennen in der Mehrheit die für Sunniten geltenden Verbote und Gebote aus dem Koran nicht an und befolgen sie nicht. Vom IS werden sie deshalb zusammen mit den 15% Christen verfolgt, unterdrückt, gepeinigt und gefoltert. Sie kommen daher oft schwerst traumatisiert bei uns an. Koptische Christinnen werden zudem z.T. nach Vergewaltigung durch den IS immer noch von ihrer eigenen Ethnie verstoßen. 18.05.18 13 © Manfred Menzel, 2018
Einige Gedanken zu ‚Kultur‘ Bsp. Äthiopien: über 80 Ethnien Bsp. Eritrea: 9 Ethnien 18.05.18 © Manfred Menzel, 2018 14 © Manfred Menzel, 2018
• „Kinder aus Migrantenfamilien haben die Erwartungen ihrer Eltern in einem hohen Maße an8zipiert und zeigen entsprechende Bereitscha=, diese zu erfüllen.“ • „Im direkten Vergleich zeigt sich, dass die Gruppen stark unterschiedliche Auffassungen zum Rollen- verständnis in der Familie und zur sexuellen Freiheit haben“ 18.05.18 © Manfred Menzel, 2018 15
Einige Gedanken zu ‚Kultur‘ Bsp. UMA*: Sie leben hier ohne familiäre Anbindung, sind oft traumatisiert und in einer emotional schlechten Verfassung. Ich habe Kinder erlebt, die bei Erschießungen zugegen waren, einmal bei der des eigenen Vaters. D.h. wir benötigen im Umgang mit geflüchteten Kindern und Jugendlichen nicht nur eine kulturelle Sensibilität, sondern auch eine solche im Hinblick auf Belastbarkeit und Frustrationstoleranz der Kinder. Da bietet der Sport mit seinen klaren Regeln und mit der Erfahrung von Gemeinschaft und dem körperlichen Erleben eigenen Kompetenzzuwachses und den damit verbundenen Erfolgserlebnissen gute Gelegenheiten für Wachstum, Kompensation und vielleicht sogar in Ansätzen Heilung. * UMA: Unbegleitete Minderjährige Asylsuchende 18.05.18 © Manfred Menzel, 2018 76 © Manfred Menzel, 2018
Einige Gedanken zu ‚Kultur‘ Andererseits sind gerade Jugendliche selbst auch übergriffig, etwa wenn sie deutsche Mädchen, die im Sommer schulterfrei gekleidet in die Schule kommen übel beschimpfen und sie auffordern, sich ‚anständig‘ zu kleiden. Oder Eltern betonen in Sprachkursen vehement, wie entschieden sie ein Schulsystem komplett ablehnen, in dem Jungen und Mädchen gemeinsam unterrichtet werden. Oder im Kinderschutzfall schaltet der Täter vermittels der globalen Vernetzung die Familien im Herkunftsland ein, welche ihrerseits das Opfer unter Druck setzen, indem sie ihnen vorwerfen, ‚Schande‘ über die Familie zu bringen. 18.05.18 © Manfred Menzel, 2018 77 © Manfred Menzel, 2018
Was folgt daraus? • Der Kulturbegriff, mit dem wir uns heute beschäftigen, ist geprägt von einer immensen Diversität ‚kulturell‘ bedingter Regelwerke, die ihresgleichen sucht und konnte hier nur scherenschnittartig skizziert werden. 18.05.18 78 © Manfred Menzel, 2018
Was folgt daraus? • Das eigene „Normalitätsverständnis“ beeinflusst das eigene Verhalten • Bsp.: wie verstehen sie es, wenn ein Vater Ihre zum Gruß ausgestreckte Hand nicht annimmt oder nicht mit ihnen spricht? • Oder was denken / empfinden Sie, wenn sich ein Kind / ein(e) Jgdl. nach dem Sport nicht umziehen mag/nicht duscht? 18.05.18 79 © Manfred Menzel, 2018
Was folgt daraus? Einige Basics: • Im Umgang mit den Menschen ist Interesse an ihnen wesentlich! Einfühlungsvermögen ist von Vorteil. • Die direkte Beziehungsaufnahme und Achtsamkeit sind unersetzlich. • Vermittlung von Regeln und die Beachtung ihrer Einhaltung stiftet Sicherheit • Brückenfunktion von Erwachsenen einer verwandten Ethnie vorhanden oder perspektivisch möglich? 18.05.18 20 © Manfred Menzel, 2018
Was folgt daraus? Daher ist es am wichtigsten, sich immer wieder mit anderen über die eigenen Erfahrungen, Gedanken und Fragen auszutauschen - Und genau das machen wir jetzt hier 18.05.18 21 © Manfred Menzel, 2018
Austausch in der Runde: Welche konkreten Erfahrungen mache ich in der Arbeit mit Geflüchteten: Was ist schwierig? Wozu benötige ich Anregungen? Aber auch Best Practice: Was läuft gut? Womit bin ich zufrieden! J 18.05.18 © Manfred Menzel, 2018 82
Austausch in der Runde: Und was jetzt im Bedarfsfall fehlt, das sollten Sie später im Verein fortsetzen. Oder nehmen Sie die Kompetenz der Anlaufstellen in Anspruch. 18.05.18 Vielen Dank © Manfred Menzel, 2018 83
IDA e. V. 3. Netzwerktreffen „Geflüchtete und Sport“ Deutsche Sportjugend/DOSB am 21.04.2018 in Frankfurt/Main Ansgar Drücker, Geschäftsführer des Informations- und Dokumentationszentrums für Antirassismusarbeit e. V. 22.05.2018 IDA e. V. 84
IDA e. V. Dienstleistungszentrum der Jugendverbände für die Themen: - Rassismuskritik - Rechtsextremismus - Migrationsgesellschaft - Diversität - Flucht und Asyl Bundesweit tätig, Sitz: Düsseldorf 22.05.2018 IDA e. V. 85
Publikationen 22.05.2018 IDA e. V.
Antimuslimischer Rassismus Der Begriff Islamfeindlichkeit blendet eher aus, dass Menschen davon betroffen sind. Der Begriff Muslimfeindlichkeit blendet aus, dass auch Atheist_innen und Angehörige anderer Religionen mit z. B. türkischer oder arabischer Herkunft davon betroffen sind. Der Bezug zu Rassismus weist darauf hin, dass es nicht um Religionskritik, sondern um kulturelle Homogenisierung von Menschengruppen geht. 22.05.2018 IDA e. V.
Rahmenbedingungen Polarisierung der gesellschaftlichen Stimmung Offene Gesellschaft vs. Ausgrenzung von Muslimen Höhere Sichtbarkeit von Muslimen, deutliche Überschätzung des muslimischen Bevölkerungsanteils Muslimischen Männern wird eine frauenfeindliche, sexistische Grundhaltung zugewiesen, muslimische Frauen werden als unterdrückt wahrgenommen Dies übergeht Fluchtgründe Aushandeln des Umgangs im Alltag 22.05.2018 IDA e. V.
Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit Etabliertenvorrechte: „Wer irgendwo neu ist, sollte sich erst mal mit weniger zufrieden geben“ (60,8% Zustimmung) Islamfeindlichkeit: „Muslimen sollte die Zuwanderung nach Deutschland untersagt werden“ (18,2% Zustimmung) Fremdenfeindlichkeit: „Es leben zu viele Ausländer in Deutschland“ (37,1% Zustimmung) Abwertung asylsuchender Menschen: „Die meisten Asylbewerber werden in ihrem Heimatland gar nicht verfolgt.“ (42,1%) 22.05.2018 IDA e. V.
Erscheinungsformen von antimuslimischem Rassismus Diskriminierung am Arbeits- und Wohnungsmarkt Diskriminierung in der Freizeit Nicht-Beachtung, Nicht-Mitdenken Die Selbstverständlichkeit des Ramadans? Zerrbilder einer vermeintlichen Islamisierung Zuweisung sexueller Übergriffe auf Geflüchtete Engagement gegen Rassismus UND Sexismus 22.05.2018 IDA e. V.
Potenziale im Sport Unterschiedliche Menschen treffen aufeinander Potenziell leichtere und unkompliziertere Erstbegegnungen und Kennenlernen über Sport Chance zur Wahrnehmung als Sportler_innen und Individuen statt als Muslime Es geht im Verein um die Individuen, nicht um abstrakte Fragen, ob der Islam zu Deutschland gehört Sanktionsmöglichkeiten gegen die Gegner_innen von Teilhabe und Akzeptanz 22.05.2018 IDA e. V.
Fazit Nur Anpassungsdruck auf die Neuen oder Neuaushandlung des Zusammenlebens? Inklusive Haltung? Begegnungen zwischen Menschen ermöglichen Gelingende Beispiele für Integration und Teilhabe Wahrnehmung aller Menschen als Einzelpersonen in ihrer Unterschiedlichkeit und Individualität 22.05.2018 IDA e. V.
Vielen Dank für Eure Aufmerksamkeit! IDA e. V. Ansgar Drücker, Geschäftsführer Volmerswerther Str. 20 40221 Düsseldorf Tel: 02 11 / 15 92 55-61 Fax: 02 11 / 15 92 55-69 Info@IDAeV.de, Ansgar.Druecker@IDAeV.de www.IDAeV.de 22.05.2018 IDA e. V.
Wir danken allen Teilnehmenden für den regen und wertvollen Austausch
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