Das energieeffiziente Büro. Trends zum Stromsparen am Arbeitsplatz.
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Das energieeffiziente Büro. Trends zum Stromsparen am Arbeitsplatz. www.klimaschutz.nrw.de Cluster Nordrhein-Westfalen
Die Bürowelt 2.0 Ein Mitarbeiter, zwei Drittel Schreibtisch, sechs Endgeräte: Neue Zielgröße: Energiekosten Der Arbeitsplatz der Zukunft wird nach Prognosen von Bis vor wenigen Jahren noch spielte die Energiebilanz Trendforschern flexibel und mobil sein. Bis zum Jahr 2020 von Bürotechnik keine große Rolle. Das hat sich geändert. werden Unternehmen weltweit ihre Büroflächen reduzie- Zunehmend gelangen die ökologischen Aspekte von ren und der herkömmliche Büroarbeitsplatz wird nur noch Büroarbeit in den Fokus der gesellschaftlichen Diskussion. eine Option unter vielen sein. Immer mehr Menschen wer- Denn der Anteil des Stromverbrauchs an den IT-Kosten den nicht mehr im eigenen Büro, sondern an verschiedenen ist von fünf auf teilweise über 20 Prozent angewachsen. Orten im Unternehmen, zu Hause im „Home Office“, im Steigende Energiepreise, eine stetig zunehmende Zahl Co-Working-Space um die Ecke oder unterwegs arbeiten. an Servern und hohe Ansprüche an die Verfügbarkeit der Diese Tendenz in der Arbeitsorganisation von Büro- und IT werden dafür sorgen, dass sich dieser Trend fortsetzt. Wissensarbeitern zeichnet sich heute schon ab und wird Marktforscher gehen sogar davon aus, dass der Anteil sich künftig weiter verstärken. Unverändert hoch wird der Stromkosten innerhalb der IT-Kosten langfristig auf dagegen die Anzahl der genutzten Kommunikations- und 50 Prozent steigen wird. Der Faktor Energieverbrauch Bürogeräte bleiben: Im Schnitt verwenden Arbeitnehmer gewinnt deshalb schon heute wirtschaftlich zunehmend in Deutschland heute schon rund sechs unterschiedliche an Bedeutung. Auf dem schnelllebigen technologischen Geräte täglich - vom PC über den Drucker bis zum Smart- Markt, der mit immer anwenderfreundlicheren Designs phone. und schnelleren prozessoptimierenden Lösungen wirbt, werden Effizienzkriterien bei der Ausstattung von Büro- Bürogeräte verbrauchen etwa drei Prozent des gesamten arbeitsplätzen ein wichtiger Trend für Einkäufer und Stroms in Deutschland. Nimmt man den Energiebedarf IT-Verantwortliche in Unternehmen und Verwaltung. für Serverleistungen und Rechenzentren mit hinzu, ent- fallen mehr als 10 Prozent des deutschen Strombedarfs auf Informations- und Kommunikationstechnologien. Allein die Server in Europa verbrauchen heute schon die Energiemenge, die der jährlichen Produktion von 3,5 Kern- kraftwerken entspricht. Die mobilen Arbeitswelten von morgen werfen ihre Schatten bereits voraus: Der ständige Zugriff auf Firmendaten von allen Orten, die Virtualisie- rung von Geschäftsprozessen und die entsprechende Ausweitung der Netze, lassen den Stromverbrauch weiter steigen. Der Trend in der Gestaltung von Bürokommunika- tion geht deshalb zu energiesparender Bürotechnik und ressourceneffizienten IT-Strukturen. Sie sind zugleich ein Symbol dafür, dass sich wirtschaftlicher und nachhaltiger Nutzen kombinieren lassen.
3 Energieeffizienz im Büro von morgen Energie sparen, Kosten senken, Prozesse optimieren Imagefaktor Nachhaltigkeit und damit Umwelt und Ressourcen schonen: Was sich Stromsparende Bürotechnik ist im Kommen. Branchen- viele produzierende Unternehmen unter dem Stichwort analysen zeigen, dass entsprechende Produkte und inno- Unternehmensverantwortung längst ins Pflichtenheft vative Lösungskonzepte zunehmend gefragt sein werden: geschrieben haben, wird in Zukunft auch die Bürowelt Der Markt für energieeffiziente Informations- und Kom- bewegen. Dass Büroarbeit ebenfalls Ressourcen und munikationstechnologie wird in den nächsten Jahren Rohstoffe millionenfach in Anspruch nimmt und damit mit durchschnittlich 51 Prozent steigen. Weil der Dienst- die Umwelt enorm belastet, richtet einen neuen Fokus leistungssektor künftig an ökonomischer Bedeutung auf die Bereiche Einkauf und IT-Beschaffung. Der Trend, gewinnen wird, Branchen mit bisher geringer Computer- die langfristigen Folgen der Beschaffungspolitik in den ausstattung wie etwa Handel oder Handwerk zunehmend Blick zu nehmen, wird in der Arbeitsplatzausstattung computerisiert werden und der Gerätepark in Bildungs- von morgen neben Gesundheits- und Arbeitsschutz- institutionen sowie Behörden mittelfristig aufgerüstet aspekten einen weit größeren Stellenwert haben. Weil werden soll, wird der Gerätebestand in Deutschland stetig Unternehmen, öffentliche Einrichtungen und Behörden wachsen. Aktuelle Untersuchungen zeigen aber gleich- in Zukunft immer mehr an ihrer CO2 -Bilanz gemessen zeitig, dass im Beschaffungsprozess Umweltaspekte werden und in allen Bereichen Wert auf ressourcen- und nach wie vor wenig Berücksichtigung finden: Zwar wollen energieschonendes Wirtschaften legen müssen, werden Unternehmen und Organisationen laut einer Umfrage des Energieeffizienz- und Klimaschutzkriterien bei der techni- Fraunhofer Instituts Energie- und Umweltschutzkriterien schen Einrichtung von Arbeitsumgebungen immer mehr in der Bürobeschaffung in den kommenden Jahren stark Beachtung gewinnen. Die Optimierungserfolge wirken berücksichtigen. 90 Prozent der Befragten erklärten sich sich nicht nur spürbar auf die Wirtschaftlichkeit aus. demnach sogar bereit, für „grüne“ Informations- und Sie steigern nebenbei auch die Motivation der Mitarbeiter Kommunikationstechnologien höhere Investitionen in und unterstreichen vor allem das unternehmerische Kauf zu nehmen als für konventionelle Produkte. Aller- Image in der Öffentlichkeit. dings wurde über die Hälfte der geplanten Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz nicht umgesetzt. Welches sind die beiden wichtigsten Hemmnisse bei der Einführung von ökologisch nachhaltigen Informations- und Kommunikationstechnologien in den Büros Ihres Unternehmens? Teilnehmer 0% 5% 10% 15% 20% 25% 30 % 35% 40 % Mangelndes Know-how in der Entwicklung 29% von ökologisch nachhaltigen IuK-Lösungen/-infrastrukturen Unsicherheit über den Investitionsaufwand 36% Unsicherheit über die Akzeptanz der Maßnahmen 13% Unsicherheit über den ökologischen Nutzen 20% Unsicherheit über die ökonomischen Folgeeffekte 20% Sonstige 8% Keine 8% n=164 Green Office Survey 2009 – Office 21 ®/Frauenhofer IAO
4 Es besteht eine offensichtliche Diskrepanz zwischen Im Fokus: Grüne Beschaffung dem bekundeten Stellenwert von ökologischen Kriterien Bislang steht vor allem der öffentliche Sektor – wegen der und dem tatsächlichen Handeln. Die Gründe dafür sind besonderen gesetzlichen Anforderungen an die öffentliche nach Ansicht von Experten vielschichtig: Häufig liegen Beschaffung – im Fokus von Initiativen, die eine „grüne“ Verantwortlichkeiten in Unternehmen für die IT-Betreuung Beschaffung fördern. Bund, Länder und Kommunen besit- und die Bürogeräteausstattung nicht in einer Hand. Viele zen mit jährlichen Ausgaben von 18,7 Milliarden Euro für IT-Verantwortliche kennen die konkreten Energiekosten Informations- und Kommunikationstechnologie ein enor- oder den genauen Stromverbrauch der Bürogeräte nicht, mes Marktpotenzial. Allein durch eine umweltfreundliche während Einkäufer häufig die Metrik für Abschätzung Beschaffung der öffentlichen Hand könnten bis 2020 von Investitionsaufwand und Energieeinsparpotenzialen mehr als 12 Megatonnen Kohlendioxid eingespart werden nicht kennen. Ähnlich sieht es bei der öffentlichen Hand – so viel, wie 1,25 Millionen Bundesbürger pro Jahr verur- aus: Nach einer Umfrage der Deutschen Energieagentur sachen. Zugleich sind Kosteneinsparungen in Höhe von erachtet lediglich ein Viertel der kommunalen IT-Be- 700 Millionen Euro – bezogen auf das Gesamtvolumen schaffer Energieeffizienz als sehr wichtiges – und damit der Beschaffung von 260 Milliarden Euro – möglich. unter allen Beschaffungskriterien seltenstes – Kriterium. Diese Einsparpotenziale sind angesichts steigender Strom- 58 Prozent der Befragten halten den Anschaffungspreis preise auch Vorbild für Unternehmen, Organisationen für ausschlaggebend, während 44 Prozent Energieeffi- und „Smart Buyer“. zienz „schwer nachprüfbar“ finden, weil keine objektiv vergleichbaren Informationen über den tatsächlichen Energiebedarf von Bürogeräten zur Verfügung stehen.
5 Potenziale erkennen – Energie sparen Im Büro der Zukunft werden PC, Tastatur, Maus und Unterschätzte Ressourcen: Energieverbräuche im Büro Bildschirm verschwunden sein, prognostizieren Exper- Aktuelle Schätzungen gehen davon aus, dass der Be- ten. Es wird nur noch ein persönliches, Smartphone-ähnli- stand an Arbeitsplatzcomputern in Deutschland bis zum ches Gerät geben, das Sprache und Gesten interpretiert, Jahr 2020 auf rund 37,5 Millionen Geräte anwachsen Hologramme erzeugt, Termine verwaltet und Kontakt wird. Der Energiebedarf von klassischen Standgeräten zu Kollegen hält. Im Stuttgarter Office Innovation Center, hat sich in den vergangenen Jahren verändert, bedingt dem Testlabor des Fraunhofer-Instituts für modernes durch Einzelkomponenten wie etwa Hauptprozessor und Arbeiten von morgen, sind erste Trends dahin schon zu Laufwerke. Ein durchschnittlicher PC-Arbeitsplatz ver- sehen: Große Touchscreens auf der Arbeitsfläche erset- braucht nach Angaben des Verbandes BITKOM pro Jahr zen den Schreibtisch, Kameras digitalisieren Papierun- 201 Kilowattstunden (KWh) Strom. Ein Mini-PC benötigt terlagen auf Knopfdruck, gläserne Projektionsflächen nur 74 KWh und damit weniger als die Hälfte. Dabei ist laden zur virtuellen Konferenz mit Kollegen. Noch sind er für die üblichen Büroanwendungen ebenso geeignet das Zukunftsvisionen. wie ein herkömmlicher PC. Noch energiesparender sind Notebooks mit 65 KWh Jahresverbrauch. Am besten schneiden mit 43 KWh sogenannte Thin Clients ab, auf denen sich keine Programme mehr befinden. Bei einem Gewerbestrompreis von rund 21 Cent wird schnell deut- lich: Schon bei 100 KWh Unterschied im Stromverbrauch sparen Unternehmen pro Arbeitsplatz und Jahr rund 21 Euro. Bei 50 Mitarbeitern sind 1.050 Euro, bei 500 Mitarbeitern schon 10.500 Euro. Beschaffung bedarfsgerecht auslegen Vor einer Neuanschaffung sollten Beschaffungsentschei- der den Energieverbrauch der vorhandenen Bürogeräte ermitteln und in ihrer Entscheidung funktional vergleich- bare, sparsamere Geräte wie Mini-PCs oder Notebooks berücksichtigen. Weitere Einsparmöglichkeiten bieten die technischen Komponenten eines Computers: Prozessor, Grafikkarte und Mainboard machen zusammen rund 75 Prozent des Stromverbrauchs aus. Ferner sollten Neu- 250 geräte über ein Energiemanagement -System verfügen. Damit lassen sich einzelne Komponenten automatisch abschalten, wenn sie nicht benötigt werden – zum Bei- 200 spiel Bildschirm oder Festplatte. Jedes Gerät lässt sich 201 so auf einen Energiesparmodus konfigurieren. KWh / Jahr 150 Hilfen bieten Beschaffungsleitfäden und Vorlagen für die Berechnung von Produktlebenszykluskosten – also der 100 Gesamtschau von Anschaffungs-, Nutzungs-, Wartungs- und Entsorgungskosten. Voraussetzung für eine Bedarfs- 74 50 65 analyse ist eine transparente Aufschlüsselung der vor- 43 handenen Geräteauslastung sowie eine Erfassung des 0 Energieverbrauchs an den einzelnen Büroarbeitsplätzen PC Mini-PC Notebook Thin Client und im Rechenzentrum.
6 Mythen, Tipps und Trends Mythos Neukauf: Die längere Nutzung eines Alt-Geräts sparsamer, müsste es – je nach Datengrundlage – ist umweltfreundlicher zwischen 33 und 89 Jahre lang genutzt werden, um die Ob PC oder Notebook – der Trend auf dem IT-Markt Klimabelastung im Vergleich zur Weiternutzung eines geht zu energieeffizienteren Geräten. Eine neue Geräte- Altgeräts zu amortisieren. Demnach liegt der Schluss generation ist stets sparsamer im Stromverbrauch als nahe: Ökologisch sinnvoll verhält sich nur, wer ein einmal ihre Vorgängermodelle – zumindest bezüglich der pro erworbenes Gerät so lange und so intensiv wie möglich Rechenschritt beanspruchten Energie. Lange galt deshalb nutzt. die Empfehlung, dass es ratsamer ist, ein altes Gerät zeit- nah gegen ein neues sparsames Gerät auszutauschen. Die langlebige Nutzung eines Geräts nimmt vor allem Die geringere Klimabelastung durch die Energie effizien- die Hersteller in die Pflicht: Sie sollen den Austausch und tere Nutzung würde die Klimabelastung von Produktion, die Aufrüstbarkeit einzelner wichtiger Komponenten Transport und schließlich Recycling kompensieren. Diese – wie zum Beispiel des Prozessors oder der Grafikkarte – gängige Meinung wurde jedoch jüngst durch eine Studie ermöglichen, damit ein Gerät den technologischem Wandel zur Ökobilanz von Notebooks im Auftrag des Umweltbun- mitgehen kann. Dafür sind nicht nur längere Garantie- desamtes relativiert: Die Modellrechnungen zeigen näm- zeiten nötig, sondern vor allem ein modularer Aufbau lich, dass der anteilige CO2 -Wert für die Produktion des mit standardisierten Komponenten, der eine Reparatur Notebooks höher ist als für die eigentliche Gebrauchs- erleichtert. Häufigstes Problem sind beispielsweise nicht phase: Über die Hälfte der klimabelastenden Treibhausgase austauschbare Akkus. (knapp 56 %) fallen bei der Fertigung eines Notebooks an. Nur 36 Prozent entstehen bei seiner eigentlichen Bisher gibt es keine Elektronikgeräte, die alle ressourcen- Nutzung. Der Herstellungsaufwand, folgern die Autoren, schonenden Ansprüche – von der klimafreundlichen wurde bisher in der Ökobilanz eines Notebooks systema- Herstellung bis zur energieeffizienten und langlebigen tisch unterbewertet. Nutzung – umfassen. Einzelne Hersteller beginnen vermehrt, einzelne Aspekte nach und nach umzusetzen. Ein neues Notebook müsste demnach allein im Energie- Welcher Anbieter hier Vorreiter ist und wer noch Nach- verbrauch um rund 70 Prozent sparsamer sein als sein holbedarf hat, zeigen unter anderem die CSR-Tests Vorgänger und länger als sechs Jahre genutzt werden. der Stiftung Warentest und der Elektronikführer von Ist das neue Gerät aber – wie heute üblich – nur 10 % Greenpeace.
7 Groß-Lösungen: Sparen im Schwarm Virtualisierung und Cloud-Computing In jedem Unternehmen laufen Computer, Laptops, Dru- Sie sind die Fabriken des 21. Jahrhunderts: Rechenzentren cker, Telefone, Fax- und Kopiergeräte. Sie alle ziehen im bestehen aus hunderten oder tausenden von Computern. Bereitschafts- und Aus-Zustand kleine Mengen Strom. Sie speichern, verwalten und verarbeiten im großen Maß- Die sogenannten Leerlaufverluste summieren sich nach stab Daten und Dienste. Sie sind pausenlos rund um die Schätzungen in Deutschland auf 22 Milliarden Kilowatt- Uhr am Netz und machen Informationen von jedem Ort aus stunden pro Jahr – das sind knapp vier Milliarden Euro zugänglich. Der Strombedarf einzelner Rechenzentren für Energiekosten. In kleinen Büros helfen ausschaltbare Betrieb und Kühlung kann leicht dem einer ganzen Klein- Steckerleisten, um Geräte ganz vom Stromkreislauf zu stadt entsprechen. Ob kleiner Serverraum oder großes trennen und Leerlaufverluste zu vermeiden. In großen Rechenzentrum – der Energieverbrauch kann durch eine Unternehmen oder Konzernen können es jedoch leicht Konsolidierung der genutzten Geräte und Systemres- hunderttausend Geräte sein. Würden diese Geräte zent- sourcen erheblich reduziert werden. Anwendungen und ral gesteuert, ließe sich der Energieverbrauch optimieren Datenbestände werden vereinheitlicht und auf eine gerin- und tatsächliche Stromeinsparungen erreichen. gere Anzahl von Servern verteilt. Um die Auslastung der vorhandenen Hardware zu verbessern, setzt sich zuneh- Ein Münchener Startup-Unternehmen hat vor vier Jahren mend der Trend zur Virtualisierung durch. Damit werden eine Software entwickelt, die alle IP-fähigen Endgeräte physische Server auf virtuelle Server umgestellt. Auf diese – von Telefonen und Routern über PCs und Druckern bis Weise lässt sich pro Anwendung der Energieverbrauch zu Netzwerkkomponenten – über das firmeneigene Netz- um 15 bis 20 Prozent gegen dem Betrieb auf dem eigenen werk abschaltet, wenn sie nicht in Gebrauch sind. Über- Server senken. dies liefert sie genaue Reports und Statistiken über die tatsächlichen Energiekosten. Die Energiemanagement- Für kleinere Unternehmen kann es sich lohnen, sofern Software läuft heute weltweit in über 100 Großunter- die Sicherheitsregeln dies zulassen, auf Cloud Computing nehmen. Der Effekt: Die Firmen reduzieren ihren Strom- zu setzen und die benötigte Rechenleistung, Speicher- verbrauch um bis zu 60 Prozent. Eine Hochrechnung des kapazitäten und Software über das Internet zu beziehen. PC Energy Report für die USA hat ergeben, dass sich Das Konzept halten Fürsprecher vom Prinzip her für rund 2,8 Milliarden Dollar an Energiekosten sparen ließen, energie- und ressourceneffizient, weil die durch die da- wenn alle Unternehmenscomputer in den USA auf diese hinterstehende Technologie die Rechenkraft unter vielen Weise gesteuert würden. Nutzern aufgeteilt und erst auf Abruf genutzt wird.
8 Die in Studien genannten Einspargrößen von 30 und In vielen Büroetagen führt ein unkoordinierter Zukauf 90 Prozent an Energiekosten werden allerdings kritisch von Peripheriegeräten wie Drucker, Scanner und Kopierer diskutiert, weil über die Ökobilanz der einzelnen Anbieter an Energieeinsparungszielen vorbei. Überdimensionierte noch zu wenig bekannt ist. Nach einer Untersuchung Gerätelandschaften binden nicht nur Kapital, sondern der TU Dresden könnte das Internet 2030 so viel Strom schlagen mit Folgekosten für Verbrauchsmaterialien wie verbrauchen wie heute die gesamte Weltbevölkerung. Toner und Druckerkartuschen zu Buche. Immer mehr Bereits jetzt stößt es so viel CO2 aus wie der gesamte Unternehmen setzen deshalb auf die Automatisierung Flugverkehr, hat das Freiburger Öko-Institut errechnet. von dokumentenintensiven Geschäftsprozessen und auf Neben der Energieeffizienz stehen derzeit vor allem Dokumenten-Managementsysteme. Mit elektronischen Sicherheitsfragen wie Datensicherung und Vertraulich- Formularen, der Archivierung, Digitalisierung und Weiter- keitsschutz der bei der Suche nach neuen Lösungen für leitung von Dokumenten sowie dem zentralisierten energieintensive Rechenzentren im Vordergrund. Massendruck in Druckzentren können nicht nur Druck- kosten gesenkt, sondern die Kommunikationsprozesse Verbräuche reduzieren: zwischen Abteilungen und Geschäftsbereichen effizien- Der Traum vom papierlosen Büro ter gestaltet werden. Eine zentrale optimierte Steuerung Ingenieure und Designer träumen seit der Erfindung derartiger Abläufe setzt sich Marktforschern zufolge des PCs in den Achtzigerjahren vom papierlosen Büro. immer mehr durch. Tatsächlich ist der Papierverbrauch entgegen vieler Trendszenarien stetig gestiegen: Trotz der digitalisierten Kommunikation verbrauchen Büroangestellte in Deutsch- land täglich im Schnitt 40 bis 50 Blatt Papier. Fast jeder zweite industriell gefällte Baum weltweit wird zu Papier verarbeitet. Die Verbrauchsmengen von Papier, aber auch Tonern und Druckerkartuschen stellen daher die Druckinfrastruktur zunehmend auf den Prüfstand.
9 Einsparpotenziale bieten zudem die Druckergeräte Zudem erweisen sich auch „weiche“ Faktoren wie die selbst. Die Wahl der passenden Drucktechnologie senkt Häufigkeit bestimmter Druckaufträge in verschiedenen den Stromverbrauch deutlich. Eine Vergleichsstudie des Fachabteilungen von Unternehmen und Institutionen als Polytechnischen Instituts an der Universität Mailand relevant für die Energiebilanz. So haben sich beispiels- kommt zu dem Ergebnis, dass Tintenstrahldrucker bis zu weise Excel-Dokumente, die viel in Controlling-Abteilun- 80 Prozent weniger Strom verbrauchen als Laserdrucker. gen genutzt werden, als wahre „Stromfresser“ erwiesen: Verbrauchsmessungen bei 28 Druckern aus sieben Kate- Ihr Druck verbraucht gut 20 Prozent mehr Strom als der gorien haben ergeben, dass der Druck der ersten Doku- Ausdruck von Broschüren – unabhängig von der genutz- mentenseite bei einem Laserdrucker überproportional ten Drucktechnologie. Grund dafür ist die tendenziell viel mehr Strom kostet als bei einem Tintenstrahlgerät, höhere Seitendeckung durch vollflächige Grafiken und weil sich das Druckwerk erst aufheizen muss. Dieser eng gestaffelte Tabellen. Nachteil kommt besonders bei kurzen Dokumenten zum Tragen: für ein kurzes zwei-seitiges Word -Dokument Klima schonen und Kosten sparen fließen 1.137 Milliwattstunden (mWh) Strom pro Seite Mobiles Arbeiten, virtuelles Zugreifen auf relevante durch den Laserdrucker, während sich dieser Wert auf Daten von allen Orten, Digitalisierung von Schriftverkehr 421 mWh pro Seite für ein langes 30-seitiges Dokument und Präsentationsunterlagen – das Büro der Zukunft verbessert. Ein vergleichbarer Tintenstrahldrucker ver- wird unser Bild von Büro- und Wissensarbeit verändern. braucht nur 163 mWh für kurze und 82 mWh für lange Energieeffizienz wird neben Anwenderfreundlichkeit und Dokumente pro Seite. Mitarbeitermotivation zu den wichtigen Kriterien der Arbeitsplatzgestaltung gehören. Dabei greift eine rein Auch die bekannte Energiesparregel, Papiere beidseitig Material-bezogene Betrachtungsweise einzelner Büro- zu bedrucken, mussten die italienischen Tester revidieren: bereiche zu kurz. Die wichtigsten ökologischen und Beide Drucktechnologien verbrauchen für den Druck der wirtschaftlichen Einsparungspotenziale liegen neben Rückseite eines Blattes deutlich mehr Energie als für die der „grünen“ Beschaffung und intelligenten Nutzungs- Vorderseite. Der Unterschied liegt bei 43 Prozent (Tinten- konzepten von Büroflächen vor allem im Verhalten der strahl) und 34 Prozent (Laser). Grund für den Mehrver- Nutzer selbst: eine kluge, energiebewusste Nutzung von brauch ist der zusätzliche Motor der Duplex-Einheit. Weil endlichen Ressourcen birgt große Einsparmöglichkeiten. der Duplexdruck jedoch Papier spart, übersteigt das Sparpotenzial an Druckpapier nach Ansicht der Tester dennoch den höheren Stromverbrauch: Der Duplexdruck spart im Vergleich zum Einzelseitenausdruck bis zu 48 Prozent an CO2 -Emissionen.
10 Datenbanken: Relevante Energie- und Umweltlabel Office Top Ten für die Beschaffung im Bürobereich: Das Angebot der „Initiative EnergieEffizienz“ der Energy Star Deutschen Energie Agentur (dena) bietet eine Online- Das Energy Star-Programm wurde 1992 von der Auswahlhilfe der wirtschaftlichsten Bürogeräte mit den US-amerikanischen Umweltbehörde EPA ins Leben ge- geringsten Betriebskosten (PCs, Notebooks, Monitore, rufen. Auf Basis eines Abkommens mit der US-Regierung Drucker, Kopierer, Multifunktionsgeräte und Scanner). nimmt die EU am Energy-Star-Programm teil. In der EU Die Datenbank ermöglicht einen Detailvergleich einzel- wird der Energy Star gegenwärtig ausschließlich zur ner Geräte nach eigenen Suchkriterien. Kennzeichnung energieeffizienter Bürogeräte verwendet. www.stromeffizienz.de Für die Zertifizierung mit dem Energy Star müssen die Bürogeräte je nach Gerätekategorie bestimmte Mindest- Eco Top Ten kriterien in Hinblick auf ihren Stromverbrauch einhalten. Ein Angebot des Freiburger Öko-Instituts, das unter www.eu-energystar.org, www.energystar.gov anderem Grundlagenerhebungen für das Umweltbundes- amt durchführt. Das Portal gibt keine konkreten Produkt- Blauer Engel empfehlungen, sondern bietet einen Überblick über Der Blaue Engel wird für besonders umweltgerechte mögliche Nutzungsanforderungen je nach Anwendertyp Produkte durch die Jury Umweltzeichen vergeben. Der und Gebrauchsvolumen für den privaten wie für den Energieeffizienz-Aspekt ist dabei eines von mehreren professionellen Gebrauch von PCs und Notebooks, ökologischen Bewertungskriterien. Weitere Kriterien sind Druckern und Monitoren. z. B. die Vermeidung von Schadstoffen, Emissionen und www.ecotopten.de Abfall, eine lange Lebensdauer sowie die Verwertbarkeit zu entsorgender Produkte. www.blauer-engel.de Informationsplattformen für Beschaffer: Nachhaltige Beschaffung Umweltblume (Eco-Label) der EU Seit Mai 2013 stellt der Bund aktuelle Informationen Seit 1992 können Produkte, die über den gesamten rund um das Thema nachhaltige Beschaffung auf einer Lebenszyklus geringere Umwelteinwirkungen haben zentralen Interplattform zur Verfügung. Die umfassende als vergleichbare Produkte, mit der Umweltblume Informationssammlung bietet neben Handlungshilfen, gekennzeichnet werden. Das Label wird in den EU-Mit- Leitfäden und Praxisbeispiele an. Ein Newsletter, sowie gliedsstaaten sowie weiteren europäischen Staaten ein Diskussionsforum laden zum aktiven Dialog ein. vergeben. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt wird das Label www.nachhaltige-beschaffung.de für 23 Produkt- und Dienstleistungsgruppen vergeben. www.eco-label.com ITK Beschaffung Das Beschaffungsportal wurde vom Bundesverband TCO Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Das TCO-Label des schwedischen Gewerkschafts- Medien e.V. (BITKOM) und dem Umweltbundesamt verbands ist mittlerweile weit verbreitet und wird für gemeinsam entwickelt. Es bietet als unabhängiges Portal Geräte der Informationstechnik nach folgenden Kriterien Informationen und Leitfäden zur produktneutralen vergeben: niedriger Energieverbrauch, Ergonomie, IT-Ausschreibung. Umweltverträglichkeit und Wiederverwertbarkeit. www.itk-beschaffung.de www.tcodevelopment.com
Literaturliste Berliner Energieagentur: Epson: Beschaffung und Klimaschutz. Studie der Polytechnischen Stiftung Mailand Leitfaden zur Beschaffung energieeffizienter Produkte zeigt klare Einsparpotenziale in Unternehmen auf. und Dienstleistungen. Bürogeräte. 2012 PM 24.04.2012 BINE Informationsdienst: Forum Ökologie & Papier (FÖP), Umweltbundesamt: Geräte effizienter mit Strom versorgen. Papier. Wald und Klima schützen. 2012 Optimierte Hochfrequenzlitzen und Wicklungen vermindern Verluste in Transformation und Drosseln. Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Projektinfo 12/2013 Organisation (IAO): Arbeitswelten 4.0. Wie wir morgen arbeiten und leben. Bundesverband Informationswirtschaft, Stuttgart 2012 Telekommunikation und neue Medien e.V. (BITKOM), Umweltbundesamt (UBA), Beschaffungsamt des Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Bundesministeriums des Inneren: Organisation (IAO): Empfehlungen für die umweltfreundliche Beschaffung Studie Green Office. Motive, Erwartungen und von Desktop-PCs. Leitfaden Version 2.0. 2013 Hemmnisse bei der Einführung ökologisch wirksamer Maßnahmen in den Bereichen Gebäude, Raum, Bundesverband Informationswirtschaft, Informations- und Kommunikationstechnologie sowie Telekommunikation und neue Medien e.V. (BITKOM), Nutzerverhalten. Stuttgart 2010 Umweltbundesamt (UBA), Beschaffungsamt des Bundesministeriums des Inneren: IDC: Empfehlungen für die umweltfreundliche Beschaffung IDC-Studie - Deutsche Unternehmen verlassen von Notebooks. Leitfaden Version 2.0. 2013 sich auf IT Service Management für die Cloud. PM 24.04.2013 Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e.V. (BITKOM): IDC: Roadmap „Ressourceneffiziente Arbeitsplatz- Der deutsche Mittelstand entdeckt Print Management Computerlösungen 2020“. Entwicklungen eines und Document Solutions für sich. PM 07.05.2013 Leitmarktes für Green Office Computing. IDC: Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND): IDC-Studie – Cloud Computing in Deutschland 2012. Studie Top-Runner für Deutschland. Evolution der Revolution. PM 29.06.2012 Mit nationalen Top-Runner-Instrumenten zum Strom- sparziel der Bundesregierung. 2012 Kyocera Whitepaper: Bürowelten der Zukunft. Studie 2011 Deutsche Energieagentur: Energieeffiziente Bürogeräte professionell beschaffen. PrimeEnergyIT Projektkonsortium, Beschaffungskriterien, Vergaberecht, Wirtschaftlichkeit. Berliner Energieagentur: 2012 Energieeffiziente IT und Infrastruktur für Rechen- zentren und Serverräume. 2011 Deutscher Bundestag. Enquete-Kommission Internet und digitale Gesellschaft: Umweltbundesamt (UBA): Gutachten zum Thema „Green IT – Nachhaltigkeit“. Zeitlich optimierter Ersatz eines Notebooks unter Ausschussdrucksache 17(24)058 ökologischen Gesichtspunkten, Studie durchgeführt von Öko-Institut e.V. und Fraunhofer IZM. 2012 Epson: Stromfresser in Büros. Forsa-Studie: Fehlendes Wissen Umweltbundesamt (UBA): zum Stromverbrauch im Unternehmen verhindert Produktwegweiser Blauer Engel. energieeffiziente Anschaffung von IT. PM 04.03.2013 Umweltfreundliches Büro. 2012
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