GLEICHSTELLUNG: INFORMATIONSBULLETIN DER GRÜNEN SCHWEIZ MAI '18 / NR. 2 - GRÜNE SCHWEIZ

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GLEICHSTELLUNG: INFORMATIONSBULLETIN DER GRÜNEN SCHWEIZ MAI '18 / NR. 2 - GRÜNE SCHWEIZ
mai ’18 / NR. 2

 gre e n f o              Grünen Schweiz
                        r
    ormationsbulletin de
 Inf

> Gleichstellung: Grünes Engagement ist zentral 3
> Fair-Food-Initiative ist nötiger denn je 5
> Grüne gegen Versicherungsspione 6

            s t e l lu n g :
G l e i c h
j e t z t!
GLEICHSTELLUNG: INFORMATIONSBULLETIN DER GRÜNEN SCHWEIZ MAI '18 / NR. 2 - GRÜNE SCHWEIZ
An der Delegiertenversammlung vom
                                                                                                                 5. Mai wurde die Geschäftsleitung erneu-
                                                                                                                 ert und ergänzt. V.l.n.r.: Vize-Präsident
                                                                                                                 Thomas Schwager, Generalsekretärin
                                                                                                                 Regula Tschanz, Fraktionspräsident
                                                                                                                 Balthasar Glättli, Vize-Präsidentin Lisa
                                                                                                                 Mazzone, Vize-Präsident Gerhard Andrey,
                                                                                                                 Präsidentin Regula Rytz, Vize-Präsident
                                                                                                                 Luzian Franzini, Vize-Präsidentin Céline
                                                                                                                 Vara. Nicht auf dem Bild ist die ebenfalls
                                                                                                                 neue Vize-Präsidentin Florence Brenzi-
                                                                                                                 kofer. Unser herzlicher Dank geht an
                                                                                                                 die abtretende Vize-Präsidentin Gina
                                                                                                                 Rüetschi und an die abtretenden Vize-
                                                                                                                 Präsidenten Bastien Girod und
                                                                                                                 Luca Maggi!

                                                      Grün ist die Farbe
                                                      der Innovation!
               Die Grünen haben die Schweiz als Impuls-         Welt verloren und den Willen, sie zu errei-   Regierungsrätin: Das ist die Frühlingsbi-
               geberin geprägt und vorangebracht. Doch          chen, aufgegeben haben». («Die Zeit»)         lanz in diesem Jahr. Mit der erneuerten
               wir können uns nicht zurücklehnen. Die           Ich gebe zu: Der Rechtsrutsch in Kanto-       Geschäftsleitung und einem starken
               Welt, in der wir uns bewegen, verändert          nen und auf Bundesebene verlangt uns          Sekretariat will ich diesen Schwung in die
               sich rasant. Wir brauchen neue Antwor-           alles ab. Überall sind wir heute gegen        nationalen Wahlen 2019 tragen. Bleiben
               ten für neue Zeiten. Digitale Bürgerrech-        Abbau und Entsolidarisierung unterwegs.       wir in Bewegung: für Würde, für Freiheit,
               te. Neue Formen der Grundsicherung. Die          Doch gleichzeitig ist die Dynamik gross:      für die Natur!
               Besteuerung globaler Internetkonzerne.           Die Menschen glauben wieder daran, dass
                                                                                                              Regula Rytz, Präsidentin Grüne Schweiz
               Mehr Pioniergeist in der Umweltpolitik.          es sich lohnt, für grüne Anliegen auf die     Nationalrätin BE
               Über all das wurde letzten Herbst im             Strasse zu gehen. Gemeinsam haben wir         @RegulaRytz
               Projekt #GrüneDebatte17 (S. 6) lustvoll          die Unternehmenssteuerreform III, das
               gestritten. Die Auswertung zeigt: Die            Energie-Referendum, die No-Billag-Initia-     PS zum Titelbild: Die Grünen haben 1986
               Grünen stehen mit beiden Beinen auf              tive gebodigt. Diese Kraft wollen wir nun     als erste nationale Partei in der Schweiz
               dem Boden der Realität. Sie setzen sich          auch für die Fair-Food-Initiative nutzen.     eine Frau an die Spitze gewählt. Mit
               aber auch für progressive Wege jenseits          Auch bei den Wahlen spüren wir                meiner Bestätigung als Präsidentin 2018-
               von Mainstream und alten Rezepten ein.           Rückenwind. Fünf zusätzliche Parla-           2020 schreiben wir diese Geschichte fort.
               Damit widerlegen wir die Behauptung,             mentssitze im Kanton Genf, Erfolge in         Gleichstellungspionierin Iris von Roten –
               dass grüne und linke Parteien «die Ima-          den Zürcher Städten und Gemeinden,            auf dem Bild mit Mitgliedern der Grünen
               gination einer anderen, einer besseren           die Wahl von Christine Häsler zur Berner      Fraktion – hätte ihre Freude an uns!

                                                       #Enough! Nationale Kundgebung für die Gleichstellung
    Impressum
    Greenfo – Informationsbulletin der                   Jetzt Termin vormerken: Am 22. September        Verhinderungstaktiken im Parlament
    Grünen Schweiz, Waisenhausplatz 21,
                                                         setzen die Grünen an einer breit abgestütz-     zu versanden. Zudem sind Frauen in der
    3011 Bern, Tel.: 031 326 66 00,
                                                         ten Kundgebung ein deutliches Zeichen           Politik und den Führungsgremien der Wirt-
    www.gruene.ch, gruene@gruene.ch,
    PC 80-26747-3; Auflage: 5500 Exemplare;              gegen das Schneckentempo der Schweiz bei        schaft immer noch stark untervertreten.
    Redaktion: Natalina Töndury                          der Gleichstellung von Frauen und Männern.      Jetzt muss endlich etwas gehen!
    Grafik: muellerluetolf.ch,                           Denn ohne Druck geht es auch 2018 nicht:        Seien Sie dabei und fordern Sie gemein-
    Druck: Bubenberg Druck; Fotos: Brigitte
                                                         Frauen verdienen für gleichwertige Arbeit       sam mit uns: Schluss mit Aussitzen –
    Marti (1,2,3,4,6,8), Joseph Strauch
                                                         im Durchschnitt monatlich immer noch 600        Lohngleichheit jetzt!
    (6, Porträt Sibylle Berg), Pascal Staedeli (7),
    Jutta Vogel (8, Porträt Michael Töngi)               Franken weniger als Männer. Verbindliche        22. September, Nachmittag,
                                                         Massnahmen für die Lohngleichheit sind          Bundesplatz Bern
    Titelbild: Mitglieder der Grünen Fraktion            längst überfällig, doch sie drohen wegen        Weitere Infos folgen auf www.gruene.ch.
    mit Iris von Roten

2                                                                                                                                        GReenfo 02 / 2018
GLEICHSTELLUNG: INFORMATIONSBULLETIN DER GRÜNEN SCHWEIZ MAI '18 / NR. 2 - GRÜNE SCHWEIZ
Gleichstellung

 Von Kühen, Männern
 und Frauen
Kühe haben es einfacher als Frauen. Bei den Kühen fliesst das Geld und bei Kühen soll sich der Staat
einmischen, damit alles richtig läuft. Ganz anders sieht es bei den Frauen aus.

Der Nationalrat hat beschlossen, dass
Anbindeställe für Kühe gegenüber
Freilaufsystemen bezüglich Subventio-
nen nicht mehr benachteiligt werden.
Der Bund soll sich bei der Steuerung
der Milchmenge einschalten. Bei der
Bekämpfung von Lohnungleichheit bei
Unternehmen hingegen will sich der
Bund nicht die Finger verbrennen:
Der Ständerat nimmt lieber weiterhin
eine frappante Lohnungleichheit zwi-
schen Männern und Frauen in Kauf,
als Unternehmen zu Lohnkontrollen
zu verpflichten. Er hat sich in der ver-
gangenen Frühjahrssession erfolgreich
gegen obligatorische Lohnkontrollen
für Unternehmen mit mehr als 100 Ar-
beitnehmenden gewehrt. Begründung:
zu viel bürokratischer Aufwand. Alle
vier Jahre einen Tag «bürokratischen»
Aufwand für das Analysieren von
Lohnunterschieden ist also des Guten
zu viel – und dies, obwohl keine Sank-     Die grünen Nationalrätinnen Lisa Mazzone, Sibel Arslan und Irène Kälin (v.l.n.r.)
tionen und keine Bussen gedroht            demonstrieren am Internationalen Frauentag 2018 für die Lohngleichheit.
hätten? Ein Tag (alle vier Jahre) sei
eine unzumutbare Belastung für die         gemessene Repräsentation der Frauen              stellung nicht nur Schneckentempo
Wirtschaft, hiess es von Seiten der        im Bundesrat, die Maya Graf von den              wie bisher, sondern im schlimmsten
männlichen, bürgerlichen Mehrheit im       Grünen bereits Ende 2017 mit einer               Fall Stillstand oder gar Rückschritt.
Ständerat.                                 parlamentarischen Initiative gefor-              Das können wir nicht riskieren.
Die schreiende Ungerechtigkeit, dass       dert und dafür müdes Kopfschütteln               Für die Grünen ist und bleibt das The-
Frauen auch im Jahr 2018 noch 18           oder tobendes Unverständnis geerntet             ma Gleichstellung prioritär, denn wie
Prozent weniger verdienen als Männer       hatte, soll nun also doch umgesetzt              die vergangene Session wieder einmal
und 40 Prozent dieses Lohnunter-           werden. Dies ist zum grössten Teil dem           deutlich gezeigt hat, gibt es noch viel
schieds unerklärbar bleiben, scheint       öffentlichen und parlamentarischen               zu tun, damit unsere Enkeltöchter und
hingegen zumutbar zu sein. Das ist ein     Druck zu verdanken, der auf die Ent-             Enkelsöhne dereinst gleichberechtigt
Schlag ins Gesicht jeder Frau. Denn        scheidung des Ständerats folgte, die             aufwachsen können. Und damit der
Lohngleichheit ist kein Extra, keine       Lohngleichheit auf die lange Bank zu             Bund die Devise «der Markt wird es
Gnade und schon gar kein «Zückerli».       schieben. Diese Tatsache zeigt einer-            regeln» bei der Lohngleichheit nicht
Lohngleichheit ist ein Verfassungsauf-     seits, wie wichtig der öffentliche Pro-          mehr gelten lässt. Bei den Kühen tut
trag, und dies seit 37 Jahren.             test von engagierten Aktivistinnen und           er dies ja auch nicht.
                                           Aktivisten – sowohl online als auch
Grünes Gleichstellungs-                    offline – ist, um bei der Gleichstellung
engagement ist zentral                     endlich vorwärtszukommen. Anderer-
Immerhin hat sich der Ständerat nach       seits führt sie vor Augen, wie entschei-
diesem beschämenden Entscheid zur          dend die Parlamentswahlen 2019 auch
Lohngleichheit doch noch für eine          für die Situation der Frauen sein wer-                               Irène Kälin
angemessene Vertretung der Frauen          den: Sollte ein erneuter Rechtsrutsch                                Nationalrätin AG
im Bundesrat ausgesprochen. Die an-        erfolgen, bedeutet dies für die Gleich-                              @KaelinIrene

GReenfo 02 / 2018                                                                                                                               3
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Abstimmungen vom 10. Juni

            Vollgeld-Initiative:
            Grüne beschliessen Stimmfreigabe
           An der Delegiertenversammlung wurde klar: Aus grüner Sicht gibt es sowohl Argumente für als auch
           gegen die Vollgeld-Initiative, über die am 10. Juni abgestimmt wird.

           Welche Institutionen schöpfen neues      notwendig, sich vertieft mit dem An-      Probleme der Finanzwelt auch mit der
           Geld und dies nach welchen Massstä-      liegen auseinanderzusetzen. Denn aus      Initiative weiterhin bestehen bleiben:
           ben? Was ist der realwirtschaftliche     Sicht der Grünen ist klar, dass es eine   Das Hantieren mit nicht nachhalti-
           Einfluss der aktuellen Praxis? Können    gesunde, der Gesellschaft dienliche Fi-   gen und risikohaften Geschäften, zu
           Verwerfungen auf dem Finanzmarkt,        nanzwirtschaft braucht.                   niedrige Eigenmittelvorschriften und
           wie wir sie in der Krise von 2008 er-    Das Anliegen der InitiantInnen trifft     der fehlende Nutzen für die Realwirt-
           lebt haben, mit Vollgeld verhindert      bei den Grünen auf Sympathie. Das         schaft. Die KritikerInnen monieren,
           werden? Die Fragen, die die Voll-        Geldschöpfen einer staatlichen Behör-     dass an diesen Missständen auch das
           geld-Initiative aufwirft, machen es      de zu überlassen und damit, aus der       Vollgeld nichts ändern würde und dass
                                                    Sicht der BürgerInnen, die Kontrolle      die Nationalbank ihre Unabhängigkeit
                                                    dieser wichtigen Aufgabe nicht aus der    verlieren und zum politischen Spielball
                                                    Hand zu geben, scheint einleuchtend.      werden könnte.
                                                    Auch die Gewinne der neuen Geld-          Die Grünen haben an der Delegierten-
                                                    schöpfung würden so an die Bevölke-       versammlung vom 5. Mai die Stimm-
                                                    rung zurückfliessen und nicht in den      freigabe beschlossen.
                                                    Töpfen privater Finanzinstitutionen
                                                    versickern.                                                 Gerhard Andrey
                                                    Dennoch gibt es auch grüne Stim-                            Vizepräsident Grüne
                                                    men, die vor der Initiative warnen:                         Schweiz
                                                    Sie bemängeln, dass die eigentlichen                        @anderageru

            Geldspielgesetz bedroht
            die Internetfreiheit
           Das neue Geldspielgesetz öffnet der Internetzensur Tür und Tor und schützt gefährdete Spielerin-
           nen und Spieler ungenügend. Die Grünen empfehlen am 10. Juni deswegen ein Nein.

           Geldspiele bergen ein Suchtpotenzi-      internationaler Online-Angebote hin-      Franken zu versteuern). Dank dem
           al. Deswegen sollen sie, genauso wie     gegen würde einerseits den Schwarz-       Einfluss der Casino-Lobby blieben Mil-
           Alkohol oder Tabak, durch den Staat      markt regulieren und andererseits         lionengewinne aus Casinos steuerfrei.
           begleitet werden, namentlich mittels     zahlreiche Anbieter zu Abgaben ans        Von Prävention kann hier also nicht
           Präventionsmassnahmen. Das Geld-         Gemeinwohl, also an die AHV und IV        die Rede sein, vielmehr kommt diese
           spielgesetz schützt suchtgefährdete      sowie Sport und Kultur, verpflichten.     Massnahme einem neuen Anreiz zum
           SpielerInnen aber leider ungenügend      Mit dem neuen Geldspielgesetz verpas-     Spielen gleich, der sich zusätzlich noch
           und stellt zusätzlich eine Bedrohung     sen wir diese Chance.                     negativ auf die Einnahmen der öffent-
           für die Internetfreiheit dar: Es sieht                                             lichen Hand auswirkt. Die Argumente
           Zugangssperren vor, welche SpielerIn-    Mehr Anreiz als Prävention                für ein Nein zum Geldspielgesetz über-
           nen davon abhalten sollen, auf Seiten    Das Geldspielgesetz sieht zudem vor,      wiegen also klar.
           von Online-Anbietern aus dem Ausland     dass Glücksspielgewinne neu weitge-
           zu spielen. Faktisch sind diese Netz-    hend steuerbefreit sein sollen: Lotto-
           sperren eine Internetzensur und ein      und Online-Gewinne würden künftig                           Sibel Arslan
           Verstoss gegen die Wirtschafts- und      erst ab einer Million Franken steuer-                       Nationalrätin BS
           Informationsfreiheit. Der Miteinbezug    pflichtig (heute sind sie ab 10 000                         @sibelarslanbs

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GLEICHSTELLUNG: INFORMATIONSBULLETIN DER GRÜNEN SCHWEIZ MAI '18 / NR. 2 - GRÜNE SCHWEIZ
Aktuelles

Grüne engagieren sich
gegen «Sion 2026»
Die Grünen Wallis engagieren sich an vorderster Front im Komitee «Nein zu Sion 2026». Denn von
Nachhaltigkeit kann bei olympischen Winterspielen in der heutigen Form nicht die Rede sein.

Am 10. Juni stimmt das Wallis über         nicht die Rede sein, geschweige
die Kandidatur für die olympischen         denn von Nachhaltigkeit: Auch
Winterspiele «Sion 2026» ab. Die Grü-      wenn vor allem bestehende In-
nen Wallis sind überzeugt, dass das        frastrukturen genutzt werden,
Gesamtbudget dieser Riesenveranstal-       müssen diese olympiatauglich
tung mit 2,4 Milliarden Franken viel       gemacht werden. Die Anfor-
zu tief angesetzt ist: Die Winterspiele,   derungen des Internationalen
die seit 1960 durchgeführt wurden,         Olympischen Komitees an Ski-
kosteten im Schnitt nämlich 2,5 Mal        pisten, Beschneiungsanlagen,
so viel wie anfänglich budgetiert. Für     Sportstadien, Beförderungsan-
ein allfälliges Defizit von «Sion 2026»    lagen, Zufahrtsstrassen und Parkplät-    zur Kasse der Promotoren ist unser
müssten die Kantone und Gemeinden          ze sind derart hoch, dass dies für die   Budget sehr bescheiden. Aber wir
geradestehen – dieses Risiko ist nicht     Alpenregionen schlicht nicht verkraft-   haben gute Argumente gegen die
tragbar. Aber auch aus Sicht der Nach-     bar wäre.                                Olympia und ich spüre grosse Skepsis
haltigkeit lehnen die Grünen «Sion         Zudem führt «Sion 2026» zu einem         und Widerstand gegenüber olympi-
2026» vehement ab.                         enormen Verkehrsaufkommen und es         schen Winterspielen in der Bevölke-
                                           ist davon auszugehen, dass einzelne      rung. Ich hoffe, dass die Walliserinnen
Von Nachhaltigkeit keine Spur              Austragungsorte wie St. Moritz und       und Walliser am 10. Juni ein Zeichen
Die Olympia-Promotoren werden              Engelberg auf dem Luftweg an die         für die Nachhaltigkeit setzen und ein
nicht müde, die Bescheidenheit und         Host City und die restlichen Austra-     Nein in die Urne legen.
Nachhaltigkeit von «Sion 2026» zu be-      gungsorte angebunden würden.
tonen. «Sion 2026» bedeutet aber 100       Gemeinsam mit Laura Schmid vom                             Brigitte Wolf
Disziplinen, 2800 AthletInnen, 11 000      WWF Oberwallis und einem engagier-                         Präsidentin Grüne Oberwallis und
Medienleute, 190 000 Polizei-Einsatz-      ten Team aus dem Unterwallis leite ich                     Co-Leiterin Kampagne «Nein zu
tage – von Bescheidenheit kann hier        die Walliser Kampagne. Im Vergleich                        Sion 2026», www.olympia-2026.ch

Fair-Food-Initiative                                                                von Gentech-Mais und Gentech-Soja
                                                                                    für die gigantische industrielle Mas-

ist nötiger denn je
                                                                                    sentierhaltung Vorschub leistet und
                                                                                    die Bauernfamilien in der Schweiz mit
                                                                                    Grenzschutzabbau bedroht.
                                                                                    Die Fair-Food-Initiative zeigt den Weg
Die aktuellen Mercosur-Verhandlungen zeigen, dass die                               aus dieser Misere auf. Sie skizziert den
Fair-Food-Initiative für eine nachhaltige Land- und Ernährungs-                     Mittelweg zwischen abschottendem
wirtschaft unverzichtbar ist.                                                       Protektionismus und schrankenlosem
                                                                                    Freihandel. Und sie sorgt dafür, dass
Die Fair-Food-Initiative, über die wir     nämlich nicht die Rede sein: Der         Handelsabkommen zu mehr Nachhal-
am 23. September abstimmen, will           Bundesrat ignoriert den neuen Ver-       tigkeit beitragen und bei uns die regi-
Lebensmittel aus einer nachhaltigen,       fassungsartikel 104a komplett, der       onale, ökologische Landwirtschaft und
naturnahen und tierfreundlichen            besagt, dass Handelsbeziehungen          nachhaltig produzierte Lebensmittel
Landwirtschaft mit fairen Arbeitsbe-       zur nachhaltigen Entwicklung der         gestärkt werden.
dingungen fördern – in der Schweiz         Land- und Ernährungswirtschaft bei-
und bei Importprodukten. Dass dies         tragen sollen. Er forciert stattdessen
nötiger ist denn je, zeigen die aktuel-    ein Freihandelsabkommen mit den                            Maya Graf
len Verhandlungen zum Freihandels-         Mercosur-Staaten Brasilien, Argenti-                       Nationalrätin Grüne BL und
abkommen mit den Mercosur-Staaten.         nien, Paraguay und Uruguay, das der                        Co-Präsidentin Fair-Food Initiative
Bei diesen kann von Nachhaltigkeit         Regenwaldzerstörung und dem Anbau                          @nr_mayagraf

GReenfo 02 / 2018                                                                                                                            5
GLEICHSTELLUNG: INFORMATIONSBULLETIN DER GRÜNEN SCHWEIZ MAI '18 / NR. 2 - GRÜNE SCHWEIZ
Delegiertenversammlung

               Versicherungsspione:
               Handeln statt posten
                                                            Dass das Gesetz zur Überwachung von        chungsgesetz klaglos hinnehmen. Ein
                                                            Versicherten im Eiltempo verabschie-       Freipass für die Privatwirtschaft, uns
                                                            det wurde, hat mich nervös werden          mit von ihnen eingesetzten Detektiven
                                                            lassen. Denn es ist ein weiterer Schritt   auszuspionieren. Also: fast jede und
                                                            im Versuch, die Grundwerte des             jeden von uns. Denn das Gesetz umfasst
                                                            schweizerischen Zusammenlebens, das        alle Formen der Sozialleistungen, vom
                                                            ein Solidarisches ist, auszuhebeln.        Krankengeld bis zur IV.
                                                            Wann immer sich eine Gesellschaft auf      Wir, die inzwischen gewachsene
                                                            einen neoliberalen Kurs begibt, wer-       Gruppe des Referendums, verurteilen
                                                            den, um davon abzulenken, Stellver-        Sozialbetrug so wie jede andere Form
                                                            treterkriege initiiert, und die Spaltung   von Kriminalität – Diebstahl, Gewalt,
                                                            der Gesellschaft forciert. Wenn die        Steuerbetrug. Aber wir haben einen
                                                            BürgerInnen damit beschäftigt sind,        gut funktionierenden Rechtsstaat und
                                                            einander abzuwerten, sind sie uneinig      brauchen keine von der Wirtschaft
                                                            und zu geschwächt, um sich gegen           eingesetzten Detektive und keine
                                                            die Verschärfung des Klassenkampfes        Privatpolizei, die mit mehr Rechten
                                                            zu wehren. Dieser äussert sich heute       ausgestattet werden als die Vertrete-
                                                            nicht mehr im Kampf der ArbeiterIn-        rinnen und Vertreter des Schweizer
                                                            nen gegen die InhaberInnen, sondern        Rechtssystems.
     Die Grünen unterstützen das Referendum gegen           in einem Kampf der Masse gegen ein         Das sind die Gründe, warum sich un-
     Versicherungsspione. Helfen Sie mit und unter-         kleines Prozent von Superreichen. Wie      sere Gruppe fand. Weil wir nicht nur
     schreiben Sie jetzt auf www.bit.ly/2IanQaj             immer wird diese Spaltung auf dem          etwas auf Twitter posten, sondern uns
                                                            Rücken der Einkommensschwächeren           für die Demokratie und die Zukunft
              Liebe Grüne, vielen Dank für eure Unter-      ausgetragen. Im Fall des ATSG auf          des Zusammenlebens in unserem Land
              stützung. Wir freuen uns über jede Hilfe      dem Buckel aller Normalverdienenden,       engagieren wollen.
              im Kampf gegen das neue Gesetz zur            Angestellten, Kranken, Rentnerinnen
              Überwachung von Versicherten (ATSG).          und Rentner. Also auf dem Buckel von
              Denn egal wie eine eventuelle Abstim-         fast 90 Prozent der Bevölkerung.
              mung ausgehen würde, dass einzelne            Das neue Gesetz hat traurige Aus-
                                                                                                                         Sibylle Berg, Schriftstellerin,
              Bürgerinnen und Bürger ihre Stimme            wirkungen: zunehmende Abwertung
                                                                                                                         Co-Initiantin des
              gegen gefühltes Unrecht erheben kön-          von Bevölkerungsgruppen – und                                Referendums gegen
              nen, ist ein wichtiges Signal für die poli-   Misstrauen. Andererseits würden wir                          Versicherungsspione
              tischen Prozesse in unserem Land.             nach dem BÜPF ein weiteres Überwa-                           @SibylleBerg

               Weichenstellungen
               an der #GrüneDebatte17
              An der Delegiertenversammlung der             Menschen im Zeitalter von Digitali-        werden. Das Referendum zu den Versi-
              Grünen vom 5. Mai haben die Dele-             sierung und Globalisierung aus? Wie        cherungsspionen (siehe Text oben) ist
              gierten den Zwischenbericht zur               schaffen wir den Durchbruch in der         ein wichtiger Schritt in diese Richtung.
              #GrüneDebatte17 verabschiedet. An             Klima- und Ressourcenpolitik?              Zudem wollen die Grünen eine lokal,
              zwei Debattentagen im 2017 diskutier-         Mit den Ergebnissen aus diesem             global und sozial nachhaltige Kreis-
              ten rund 300 Basismitglieder die Kern-        partizipativen Prozess werden die in-      laufwirtschaft im Sinne einer Grünen
              fragen, welche die Zukunft der grünen         haltlichen Schwerpunkte der Grünen         Wirtschaft 2.0 vorantreiben und die
              Politik prägen werden: Wie stärken            für die kommenden Jahre gelegt: Die        Digitalisierung sozial und ökologisch
              wir Demokratie, Grundrechte, Frieden,         Grundrechte und die Solidarität, die       gestalten.
              Freiheit und gesellschaftliche Offenheit      in der Schweiz mit dem Rechtsrutsch        Hier können Sie den vollständigen
              im Zeitalter des Rechtspopulismus?            massiv unter Druck kommen, sollen          Zwischenbericht zur #GrüneDebatte17
              Wie sieht eine Wirtschaft für die             auch zukünftig konsequent verteidigt       lesen: www.bit.ly/2rdBhwq

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GLEICHSTELLUNG: INFORMATIONSBULLETIN DER GRÜNEN SCHWEIZ MAI '18 / NR. 2 - GRÜNE SCHWEIZ
Aktuelles

Beznau-Skandal: Grüne machen
Druck für Stilllegung
Das Uralt-AKW Beznau I ist wieder in Betrieb. Die Grünen setzen                       Die Grünen setzen alle Hebel in Bewe-
                                                                                      gung, um dieses Experiment mit der
alle Hebel in Bewegung, um diesem Experiment mit der Sicherheit
                                                                                      Sicherheit der Bevölkerung zu stop-
der Bevölkerung ein Ende zu setzen.                                                   pen. Im Rahmen der Vernehmlassung
                                                                                      und der im Februar eingereichten
                                            Atomausstiegsinitiative der Grünen        Motion «Keine Lex Beznau» wehren
                                            ausgesprochen. Während des Abstim-        sie sich gegen eine Erhöhung der
                                            mungskampfs argumentierten näm-           Strahlengrenzwerte und gegen eine
                                            lich viele GegnerInnen der Initiative,    Abschwächung der Anforderungen an
                                            dass Beznau I, das älteste AKW der        die nukleare Sicherheit. Sollten die An-
                                            Welt, sowieso abgeschaltet würde.         forderungen dennoch zu Gunsten der
                                            Das Gegenteil ist nun eingetreten: Die    Axpo geändert werden, sind die Grü-
                                            Axpo hat Beznau I wieder in Betrieb       nen bereit, Beznau notfalls per Volks-
                                            genommen und will es mit dem Segen        initiative stillzulegen. Hierzu führen
                                            des ENSI noch bis mindestens 2030         wir Gespräche mit unseren Partnern
Demonstration gegen die Wiederinbetrieb-    weiterbetreiben. Das ist nicht nur un-    der Atomausstiegsallianz und prüfen
nahme von Beznau I im März 2018.            verantwortlich, sondern illegal, denn     verschiedene Vorgehensoptionen und
                                            Beznau überschreitet den geltenden        Varianten eines Initiativtexts.
Hätte die Stimmbevölkerung Ende             Strahlengrenzwert. Dass der Bundes-
2016 bereits gewusst, dass das Ur-          rat nun plötzlich die Strahlengrenz-
alt-AKW Beznau I von der Axpo               werte anpassen will, damit Beznau                           Bastien Girod
wieder in Betrieb genommen würde,           weiterbetrieben werden kann, ist ein                        Nationalrat ZH
hätte sie sich vielleicht doch für die      weiterer Skandal.                                           @bastiengirod

Friedenspolitik                                                                       Vermittlung von friedlichen Lösungen

statt Waffenexporte!
                                                                                      ihre Guten Dienste anzubieten. Welche
                                                                                      Partei aber wird in einem bewaffneten
                                                                                      Konflikt einen Vermittler akzeptieren,
                                                                                      welcher der Gegenseite Waffen gelie-
Wenn’s nach Ignazio Cassis geht, soll die Schweiz künftig auch                        fert hat? Wir Grünen fordern: Friedens-
Waffen in Bürgerkriegsländer exportieren dürfen.                                      politik statt Waffenexporte!

Wenn wir Grünen eine menschlichere          dreht sich mit Ignazio Cassis nun der
                                                                                                        Balthasar Glättli
Flüchtlingspolitik fordern, dann schallt    Wind. Bald sollen auch Waffenlieferun-
                                                                                                        Fraktionspräsident Grüne,
uns von rechts immer die gleiche Leier      gen in Bürgerkriegsländer erlaubt sein.
                                                                                                        Nationalrat ZH
entgegen: Statt Leute in die Schweiz        Das ist nicht nur ein Irrsinn, sondern                      @bglaettli
zu holen, solle man doch lieber vor Ort     zusätzlich ein erneuter Wortbruch: Um
helfen. Als hätten wir Grünen es je ab-     die Initiative für ein Verbot von Rüs-
gelehnt, die Hilfe vor Ort zu verstärken!   tungsexporten abzuwehren, hatte der       Demonstration anlässlich
Leider exportiert die Schweiz «dank»        Bundesrat 2009 eine restriktive Praxis    des nationalen Flüchtlingstags
unseren Waffenexporten aber nicht           versprochen. Bereits 2013 wurde diese
nur Hilfe. Sondern auch Krieg und           aber wieder gelockert. Die Folgen kön-      Die Kundgebung am nationalen Flüchtlingstag verlangt
Elend. Und wenn es nach der Rechts-         nen wir nun von der aktuellen Waffen-       unter anderem auch eine solidarische Politik mit den
rutsch-Mehrheit geht, soll man hier         exportstatistik ablesen: Schweizer          Ländern des Südens. Das bedeutet nicht nur, dass die in
sogar noch zulegen: Während sich            Waffenexporte nahmen von 2016 bis
                                                                                        der Schweiz ansässigen Konzerne ihre Verantwortung
                                                                                        wahrnehmen müssen. Sondern auch, dass die Schweiz
Didier Burkhalter noch gegen die er-        2017 um 8 Prozent zu.
                                                                                        ihre Rüstungsexporte massiv zurückfährt – oder sie am
neute Aufweichung der Waffenexport-         Die Politik des Bundesrats raubt uns
                                                                                        besten gleich ganz verbietet.
bestimmungen gewehrt hatte (sein Dis-       friedenspolitischen Handlungsspiel-
                                                                                        Kundgebung «Zwischen uns keine Grenzen», 16. Juni, ab
sens mit dem Bundesrat diesbezüglich        raum. Die Schweiz als neutrales Land
                                                                                        14 Uhr, Schützenmatte Bern. Weitere Infos: www.sosf.ch
war einer seiner Rücktrittsgründe),         hätte eine besondere Chance, für die

GReenfo 02 / 2018                                                                                                                            7
GLEICHSTELLUNG: INFORMATIONSBULLETIN DER GRÜNEN SCHWEIZ MAI '18 / NR. 2 - GRÜNE SCHWEIZ
Wir sind Grün!

             Frischer Wind
             für die Grüne Fraktion
            Michael Töngi ist in der vergangenen Frühjahrssession in die Fussstapfen von Louis Schelbert
            getreten, Aline Trede rückt im Juni für Christine Häsler nach, die im Kanton Bern in den
            Regierungsrat gewählt wurde. Wir freuen uns, heissen beide herzlich willkommen und lassen
            sie hier gleich selber zu Wort kommen.

                                              Erstens kommt es anders. Zweitens als     ins Bundeshaus einziehen und freue
                                              frau denkt.                               mich mittlerweile ein weiteres Mal da-
                                              Nach meiner Abwahl 2015 dachte ich,       rauf. Ich stelle mich erneut der gros-
                                              dass ich mit der nationalen Parlaments-   sen und ständigen Herausforderung,
                                              politik endgültig abgeschlossen hätte.    mein Leben, mit allem was dazugehört
                                              Die Jobsuche war schwierig, sind wir      – Familie, Politik, Firma, meine ganz
                                              doch heute immer noch an dem Punkt,       persönlichen Projekte – unter einen
                                              dass die politische Einstellung über      Hut zu bringen.
                                              Anstellungen entscheidet.                 Im Parlament werde ich mich ganz
                                              Im 2016 habe ich mein zweites Kind        klar für die Grundrechte, auch im
                                              bekommen und eine Weiterbildung in        digitalen Raum, einsetzen, für die Ver-
                                              BWL absolviert. Im April 2017 feierte     einbarkeit von Familie und Beruf und
                                              ich dann das einjährige Bestehen mei-     für den Klimaschutz, welcher meines
                                              nes eigenen KMU – der Kampagnerei.        Erachtens wieder vermehrt auf die po-
                                              Und gerade, als alles wieder seine        litische Agenda gehört.
                                              Ordnung hatte, kamen im Kanton Bern       Schauen wir, was die Zukunft bringt.
                                              wieder Wahlen. Immer diese Wahlen.        Ich bin bereit.
                                              Danach ist meistens nichts mehr wie

                       aline
                                                                                                                         Aline Trede
                                              davor, zumindest bei mir.                               Nationalrätin BE (ab Juni 2018)
                                              Ich werde also im Juni ein zweites Mal                                    @alinetrede

                       trede

michael
töngi                                         Anfang der 80er Jahre haben mich als      meines Wohnkantons Luzern auch
                                              Jugendlicher Fragen der weltweiten        Finanz- und Steuerfragen hinzu – viele
                                              Solidarität und der Raubbau an der        Menschen sind von der desaströsen
                                              Natur zur Politik gebracht. Etwas tun     rechtsbürgerlichen Politik betroffen.
                                              statt zuschauen – dieses Motto zieht      Eine Woche habe ich bereits im Na-
                                              sich als roter Faden durch mein bishe-    tionalrat verbracht und die Abstim-
                                              riges Leben.                              mungsresultate bei Sozialfragen waren
                                              Noch kurz eine Antwort auf das Ge-        bisher leider nicht wirklich erfreuli-
                                              nossenschafts-«Bashing» in der NZZ        cher als im Luzerner Parlament. Das
                                              schreiben und für den VCS Tempo 30        gibt meinem Elan aber keinen Knick.
                                              auf einer Ortsdurchfahrt fordern: Mein    Ich freue mich über meine gute Auf-
                                              Alltag und meine politischen Ziele        nahme in der Fraktion und über die
                                              sind geprägt von meiner langjährigen      tolle Unterstützung durch meine Kan-
                                              Arbeit beim Mieterinnen-und Mieter-       tonalpartei. Herzlichen Dank!
                                              verband und von der Umweltbewe-                                         Michael Töngi
                                              gung. In den letzten Jahren kamen                                      Nationalrat LU
                                              dann «dank» der Tiefsteuerstrategie                                         @mtoengi

8                                                                                                                GReenfo 02 / 2018
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