Das große Ziel vor Augen - Deutscher Fechter-Bund
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Offizielles Organ des Deutschen Fechter-Bundes e. V. 24. Jahrgang • Nr.4 • 2005 5273 Das große Ziel vor Augen
INHALT EDITORIAL Inhalt Heim-WM ein Heimvorteil? Editorial ______________________3 Warum sollen die Fechterinnen und Fechter der deut- schen Nationalmannschaft gerade bei der Heim-WM Fechtforum ____________________4 im Oktober in Leipzig besonders gute Ergebnisse erzielen? Weil weitaus mehr deutsche Medienvertreter vor Ort sein werden und umfangreicher als sonst berichten? WM 2005 _____________________6 Oder mehr deutsche Fechtanhänger als sonst die Wettkämpfe ver- folgen werden? Mit den angestrebten Erfolgen der deutschen Das längste Gefecht____________10 Athleten kann das Interesse an und der Marktwert für den Fecht- sport in Deutschland sowie für den einzelnen Sportler möglicher- weise gesteigert werden. Es wäre aber auch ein schöner Lohn für Im Focus Imke Duplitzer ________11 den immensen organisatorische Aufwand, der für eine perfekte Durchführung der WM betrieben wird. Europameisterschaft ____________12 Und warum wollen die Fechter der deutschen Nationalmann- schaft gerade bei der Heim-WM in Leipzig besonders gute Ergebnisse erzielen? Weil genau dieses gestiegene Interesse für Serie: Nachwuchstrainer_________16 die Titelkämpfe auch ihnen eine Ausnahmestellung einräumt. Seit der Fecht-Weltmeisterschaft 1993 in Essen hatte eine WM nicht mehr die Bedeutung für deutsche Aktive. Sie wurde nur übertrof- Dokumentation _______________18 fen von den Olympischen Spielen 1996, 2000 und 2004, wäh- rend die Weltcup-Turniere unser „normales Geschäft” sind. Landesverbände ______________20 Und so gilt - wie in anderen Sportarten auch - eine Hierarchie unter den Großereignissen: Ein Olympiasieg steht über allem. Danach kommt der Sieg bei einer Heim-WM und schließlich der Termine & Impressum _________34 Gewinn einer Europameisterschaft oder eines Weltcups. Wir Athleten, und mit uns die Trainer und Betreuer, sehen uns im nacholympischen Jahr deshalb erneut mit besonderen Leistungs- erwartungen konfrontiert. Es liegt an uns, diesen Heimvorteil als Ansporn und nicht als hemmenden Nachteil zu empfinden. Und welchen Beitrag von den Besuchern wünschen sich die Aktiven gerade bei der Heim-WM in Leipzig? Dass Begeisterung für das Geschehen und auf der Planche überspringen. Dass mit unvermeidlichen Schwächen nachsichtig umgegangen wird. Und dass das Coaching den Trainern überlassen bleibt. Wir wünschen uns, dass die WM in Leipzig für alle Beteiligten ein schönes Erlebnis wird, damit die Erwartungen zum Heimvorteil werden - und den werden wir dann schon zu nutzen wissen! Auf Wiedersehen in Leipzig! Daniel Strigel Daniel Strigel, DFB-Aktivensprecher 3
FECHTFORUM Leitungsstab in TBB geschaffen Olympischen Spielen in Athen einzige Goldene Hochzeit deutsche Starterin. Sie kam über Platz 14 Im Olympiastützpunkt Tauberbischofs- nicht hinaus. Simone Bauer war 1993 bei Vor 50 Jahren, im Februar 1955, haben heim ist ein Leitungsstab eingerichtet wor- der Weltmeisterschaft in Essen das sich Laki und Anna Maria Dobridis in den. Das neue Gremium soll die organisa- Nesthäkchen der deutschen Damenflorett- Frankfurt kennen gelernt. Noch im glei- torischen Abläufe und Strukturen optimie- Mannschaft, mit der sie gleich den Titel chen Jahre am 16. Juli, wurde in Wien ren sowie die konzeptionelle Arbeit voran- gewann. Den größten Einzelerfolg feierte geheiratet. In diesem Jahr feierte das Paar treiben, koordinieren und steuern. Dem sie ebenfalls bei der WM in Essen mit dem nun goldene Hochzeit - und zwar in Wien, Leitungsstab gehört mit Sportdirektor Gewinn von Bronze. Anders als ihre wo die Ehe ihren Anfang nahm und die Claus Janka auch ein Vertreter des Cousine, Anja Fichtel, Zita Funkenhauser Jubilarin geboren ist. Ein halbes Deutschen Fechter-Bundes (DFB) an. oder Sabine Bau konnte sie keine weiteren Jahrhundert ist eine lange Zeit, aber das in großen Meriten als Fechterkreisen gut bekannte Paar hat es Solistin mehr sammeln, geschafft, mit positiver Einstellung zu den gehörte aber mehr als 15 Dingen des Lebens und mit viel Jahre der nationalen, Verständnis für das Hobby des jeweiligen viele Jahre auch der inter- Partners zu einer harmonischen Einheit nationalen Spitze an. zusammenzuwachsen. Denn was der Schließlich schaffte sie Fechtsport für Laki Dobridis, den langjähri- schon als 15-Jährige den gen DFB-Seniorensprecher und seit 15 Sprung unter die Top ten Jahren amtierenden Präsidenten des der Weltrangliste. Europäischen Seniorenfechtkomitees bedeutet, das findet Anna Maria Dobridis in der Ölmalerei. Nominierung für Universiade Dagmar Lück Die 23. Universiade gewinnt Vierkampf-EM findet vom 8. bis 22. Dagmar Lück hat bei der August in Izmir statt. Wie Europameisterschaft im modernen 2003 steht auch in die- Vierkampf in Tallinn erneut den Titel Ingo Grausam hat drei Wochen nach seinem dritten Platz bei den deutschen sem Jahr die erste Degenmeisterschaften in Esslingen geheiratet. Zur Ehefrau wählte sich der Mannschaft wegen der im Athlet vom TSF Ditzingen die Tochter des Oberbürgermeisters von Kirch- Oktober stattfindenden heim unter Teck. Nach der kirchlichen Trauung standen Fechter zu Ehren des frisch vermählten Paares mit dem Degen Spalier. Darunter auch Degenass WM in Leipzig nicht zur Michael Flegler, der allerdings seine Fechthose vergessen hatte. Verfügung. Deshalb sind für die Studentenwelt- meisterschaften in der Béla Rerrich gestorben Türkei folgende Fechter nominiert worden: Beate Christmann, Katrin Holz, Lisa Béla Rerrich, schwedischer Exilungar, Wollinsky (alle Damendegen) , Tillmann starb 87-jährig am 24. Juni in Stockholm. Fetzer (Herrendegen), Amelie Zerfass Rerrich hat wie kein anderer Fechtmeister (Damensäbel) und Harald Stehr (Herren- das schwedische Fechten geprägt. Seine säbel). Betreut wird das Team von Trainer bekannteste Schülerin neben diversen Istvan Javor aus Heidenheim. Als Kampf- Degenmannschaften war wohl Kerstin richter wurde Jens Böker berufen. Palm, Florett-Juniorenweltmeisterin 1966 in Wien. Musketiere bei WM-Eröffnung Simone Bauer hört auf Darsteller des Musicals „Die drei Musketiere” werden bei der Eröffnungsfeier Die Tauberbischofsheimerin Simone der Weltmeisterschaft in Leipzig auftreten. Bauer hat ihre Karriere im Florettfechten Sie werden ausgewählte Szenen aus dem beendet. Zahlreiche Verletzungen haben Stück nach dem Roman von Alexander gewonnen. Zum Vierkampf gehören die die Entscheidung gefördert. Die 31-Jährige Dumas, das in Berlin im Theater des Disziplinen Laufen, Schwimmen, Schießen war im vergangenen Jahr bei den Westens läut, zeigen. und Fechten. Da unter den 49 Teilneh- 4
FECHTFORUM mern zu wenig Frauen für die Mannschafts- EN GARDE wettkämpfe waren, kam die 43-Jährige sogar in die Vierkampf-Männer- Mannschaftswertung und holte zusammen Toni Hampp mit Peter Baneth und Horst Bebber eine weitere Goldmedaille vor den Gastgebern Toni Hampp wird Trainer aus Estland und den Ukrainern. Eine unan- des Jahres an der Saar genehme Begegnung hatte Dagmar Lück beim abschließenden Geländelauf: Es wäre In St. Ingbert kennt ihn vielleicht noch etwas mehr als 9:24 fast jeder. Wenn er durch die Fußgängerzone geht, tönt Minuten auf dem hügeligen Sandgelände drin gewesen, wenn nicht nach 500 m ein ihm von allen Seiten ein freund- herumstreunender Kampfhund sie gestoppt liches „Hallo Toni” entgegen, in und sich sprungbereit vor sie gestellt hätte. den letzten Monaten mehr denn „Es blieb mir keine Wahl. Ich blieb stehen je begleitet von einem „Herz- und schrie ihn so laut an, wie ich konnte", lichen Glückwunsch” oder einem berichtete Dagmar Lück, „und ich hatte rie- „Gudd gemach”. siges Glück, denn er trollte sich dann.“ Toni Hampp ist seit 50 Jahren Fechter, seit rund 30 Jahren trai- Altinternationale bei WM niert er den Nachwuchs. Viele seiner Entdeckungen haben es zu herausragenden Erfolgen gebracht und es ist Die GFF, Gemeinnützige Gesellschaft zur nicht vermessen zu sagen, dass der kleine Toni Hampp gemeinsam mit seinen Förderung des deutschen Fechtsports, wird Trainerkollegen Franz Baumann, Robert Gries und Stefan Henke die aus Anlaß der WM in Leipzig seine Fechtabteilung der TG Rohrbach groß gemacht hat, wohl zur erfolgreichsten im „Altinternationalen“ des DFB/DFV zu Saar-/Lor-/Lux-/RPf-Raum. einem Treffen am 8. Oktober einladen. Der Zuspruch bei der WM in Essen 1993 und 2004 und 2005 sind zwei Jahre, die Toni Hampp wohl nie vergessen wird. EM in Koblenz 2001 war ausreichend Zunächst wird sein Schüler Josua Wagner deutscher Meister im Friesenkampf Motivation, den Empfang auch in Leipzig und das bereits zum dritten Mal. Am Barbaratag lässt Emanuel Flierl alle zu organisieren und auch den Senioren- Degenfechter seiner Altersklasse weit hinter sich und wird Deutscher A- bereich einzubeziehen. Die Teilnehmer Jugendmeister, das Tüpfelchen auf dem „i”, nachdem er bereits die gesamte erhalten von der GFF für diesen Tag eine Saison die deutsche Rangliste angeführt hatte und als WM-Teilnehmer vorzeitig Eintrittskarte und können am Nachmittag qualifiziert war. Am folgenden Tag musste sich die Mannschaft der TG Rohrbach von früheren Zeiten schwelgen. dem Heidenheimer SB geschlagen geben und wurde deutscher Vizemeister. Nach Ehrungen durch den LSVS, den Saarländischen Turner-Bund, dem OB der Fahrdienst Mittelstadt und die Saarländische Sportjugend machte der Fechterbund Saar Toni Hampp anlässlich des saarländischen Fechtertages zum Trainer des Jahres Bei der WM in der Messestadt werden zahl- 2004. reiche Ehrengäste aus Politik, Sport und Wirtschaft erwartet. Für sie wird es einen Den vorläufigen Höhepunkt seiner Karriere erlebte der 69-Jährige schließlich am VIP-Transportservice geben, für den die Osterwochenende in Linz, als sein langjähriger Schüler Emanuel Flierl Volkswagen AG Fahrzeuge zur Verfügung Kadettenweltmeister im Herrendegen wurde. stellt. Am 9. August wird Toni Hampp 70 Jahre alt. Die Fechtmeisterjacke und den Lektionsärmel aus Leder wird er sicherlich nicht zur Seite legen, denn nach der Samaranch kommt Goldmedaille ist vor der Goldmedaille. Der ehemalige Präsident des Internat- ionalen Olympischen Komitees (IOC), Juan Antonio Samaranch, wird die WM in Leipzig besuchen. Der Spanier hat seine Visite zugesagt und will drei Tage das Fechtgeschehen verfolgen. 5
WM 2005 WM-AUFGEBOT NOMINIERT Gut aufgestellt D Die Würfel sind gefallen, 24 Fechter für die Weltmeisterschaften vom 8. bis 15. Oktober in Leipzig ausgewählt. „Die Mannschaft ist gut aufgestellt, ihr kann man einiges zutrauen”, urteilte Claus Janka, Sportdirektor des Deutschen Fecht-Verbandes (DFB), nach der Nominierung durch das DFB- Präsidium am 9./10. Juli in der Messestadt. Auch in Leipzig ist bereits alles gut präpariert für das große Ereignis. „Wir sind voll im Plan und es könnte schon losgehen.”, stellte DFB-Präsident Gordon Rapp nach der letzten „WM-Inspektion” fest. Die WM-Starter hatten nach der Weltcupsaison, die bessere Abschneiden der beiden Florettmannschaften bei der WM Ergebnisse zeitigte als die vor den Olympischen Spielen 2004 in schwer: „Sie können den Titel gewinnen, aber auch auf Platz acht Athen, eine kleine Verschnaufpause, bevor die unmittelbare landen.” Vorbereitung auf Leipzig Ende Juli begann. Um schon einmal die Atmosphäre in der WM-Stadt zu schnuppern, absolvierten die WM-Gold ist für die Degendamen das Ziel, Rang acht wäre eine Degenherren ihren Konditionslehrgang sogar in Leipzig. herbe Enttäuschung für sie. Schließlich haben Britta Heidemann, Monika Sozanska und Claudia Bokel mit Imke Duplitzer eine Das Damenflorettteam besteht mit Anja Müller, Katja Wächter, Athletin in ihrer Mitte, die wie keine andere auf der Welt in die- Carolin Neckermann und Sandra Bingenheimer nur aus ser Saison dominierte. „Die sind gut besattelt, die haben etwas Fechterinnen des FC TBB. Nicht dabei sind Simone Bauer, die drauf”, urteilte Janka. Auch die Gesamtweltcupsiegerin Duplitzer nach einer Reihe von Verletzungen die Karriere benedete und dürfte nach ihrer Mandeloperation rechtzeitig wieder fit sein. Carolin Wutz, die am Pfeiferschen Drüsenfieber erkrankte und den Anschluss nicht mehr schaffte. “Das nominierte Quartett hat Im Herrendegen konnte sich Norman Ackermann mit seinem den Mannschaftsweltcup in Las Vegas gewonnen. Dies war eine Weltcupsieg in Lissabon Anfang Juni in der Endphase der WM- tolle Sache und sollte den Fechterinnen Mumm geben”, sagte Qualifikation noch von Platz sechs auf die erste Stelle der deut- Janka. schen Rangliste katapultieren und Jörg Fiedler verdrängen. Weiter gehören dem Team Daniel Strigel, Sven Schmid und Bei den Florettherren konnte sich Ex-Weltmeister André Weßels Martin Schmitt an. „Wir stehen mit der Mannschaft auf Platz überraschend nicht qualifizieren. „Von Haus aus ist er nicht der zwei der Weltrangliste, so gut wie noch nie - und zu recht”, mein- Fleißigste”, stellte Janka fest. Doch viel Ehrgeiz und Einsatz wäre te Strigel, „wir haben deshalb ganz rosige Aussichten. ”Die notwendig gewesen, um sich auf die Regel- und Meldeumstel- Konzentration auf den Teamerfolg habe aber auch einen lungen (kürzere Blockadezeiten etc.) einzustellen. Aber auch Nachteil: „Mit dem Einzel habe ich mich noch gar nicht so andere Spitzenfechter wie Simon Senft und Richard Breutner hat- beschäftigt, das ist auch problematisch. ten Probleme, die Neuerungen effektiv umzusetzen. So fochten sich am Ende Aufsteiger Benjamin Kleibrink, Ex-Weltmeister ”Eine neue Zeit ist im Herrensäbel angebrochen. Die verpasste Peter Joppich, Routinier Ralf Bißdorf und Dominik Behr in das Olympiaqualifikation hat frustriert, aber auch motiviert. Neben Fotos: Greiner Leipzip-Quartett. „Jeder von ihnen hat ein Weltcupfinale erreicht, Dennis Bauer und Christian Kraus stehen mit Nicolas Limbach was zeigt, dass sie vorne mitmischen können”, so Janka. und Björn Hübner zwei Vertreter einer neuen Generation im Allerdings fällt ihm eine eindeutige Prognose für das Team. 6
WM 2005 DAS DEUTSCHE AUFGEBOT FÜR: Die WM vom 8.-15. Oktober Damenflorett Anja Müller Katja Wächter Carolin Neckermann Sandra Bingenheimer Ersatz: Melanie Wolgast (alle FC TBB) Herrenflorett Benjamin Kleibrink (OFC Bonn) Peter Joppich (KSC Koblenz) Sven Schmid gehört zu den 24 nominierten WM-Startern. Dominik Behr (FC TBB) Ralf Bißdorf (Heidenheimer SB) Ersatz: Lars Schache (FC TBB) „Es könnte wieder eine neue Welle geben wie vor fünf, sechs Jahren, als Wiradech Kothny und Bauer eine Ära prägten”, sagte Damendegen Janka und fügte optimistisch hinzu: „Die Mannschaft kann eine Imke Duplitzer (OFC Bonn) Medaille holen. ”Diese Perspektive gibt es für den Damensäbel Britta Heidemann (Bayer 04 Leverkusen) und Sybille Klemm, Susanne König, Stefanie Kubissa und Sandra Monika Sozanska (Heidenheimer SB) Benad, die nach einer Knieoperation für längere Zeit ausfiel, Claudia Bokel (FC TBB) nicht. „Da sind wir relativ schwach”, so Janka. Ersatz: Beate Christmann (FC TBB) Dennoch stehen die Säbeldamen unter Zugzwang, da für die wei- Herrendegen tere Finanzierung durch die öffentliche Hand gute Resultate unabdingbar sind: Bis 2006 muss bei einer WM im Einzel das Norman Ackermann Erreichen von Platz 1-8 und durch die Mannschaft von minde- Sven Schmid stens Rang fünf nachgewiesen werden. Daniel Strigel Martin Schmitt Andreas Schirmer Jörg Fiedler (alle FC TBB) Damensäbel Sybille Klemm (TSG Eislingen) Susanne König (FC TBB) Stefanie Kubissa (Bayer Dormagen) Sandra Benad (TSG Eislingen) Ersatz: Amelie Zerfass (TSG Eislingen) Herrensäbel Christian Kraus (TSG Eislingen) Nicolas Limbach (Bayer Dormagen) Björn Hübner (TC TBB) Dennis Bauer (Koblenz) Ersatz: Martin Kindt (FC TBB) Chef d'Equipe Wilfried Wolfgarten (Bonn) André Weßels hat die Umstellung auf den neuen Fechtstil noch nicht geschafft. 7
WM 2005 WM 1993 IN ESSEN Neuer Glanz nach Medaillenregen D ie Weltmeisterschaften 1993 in Essen waren für den Deutschen Fechter-Bund (DFB) eine Rehabilitation für wenig glückliche Olympische Spiele ein Jahr zuvor in Barcelona und zugleich ein wohl bis in die Ewigkeit unerreichbarer Meilenstein. 3 x Gold, 2 x Silber und 6 x Bronze - summa summarum 11 Medaillen für den Gastgeber der Titelkämpfe in der Essener Grugahalle. „Ich bin total happy”, resümierte vor 12 Jahren die damalige DFB-Präsidentin Erika Dienstl. Bis heute ist die WM von 1993 die Vorzeigeveranstaltung für den DFB schlechthin. Sie markierte zudem den Höhepunkt einer Ära, die mit dem Namen Emil Beck verbunden ist. „Wir haben 44 % unser Chancen genutzt”, bilanzierte der ehemalige Cheftrainer aus Tauberbischofsheim und fügte hinzu: „Das ist einmalig.” Die Deutschen gewannen nach diesem Medaillen- regen auch die Nationenwertung deutlich vor Italien und Ungarn. Und dass die Gastgeber in fast allen Finals die Hauptrolle spielten, mobilisierte rund 30.000 WM-Besucher. Weltmeister Alexander Koch (2. v. l.) und der WM-Dritte Uwe Nachdenkliches hatte ihnen und den Athleten bei der Römer (3. v. l.) Eröffnungsfeier des damalige nordrhein-westfälische Ministerpräsident und spätere Bundespräsident Johannes Rau Teamkolleginnen für einen Coup landen konnte. Im Finalduell mit auf den Weg gegeben: „Fühlen Sie sich wohl, gewinnen Sie, mit Rumänien schien schon alles bei einem 4:7-Rückstand und wenn nicht, freuen Sie sich an der fairen Auseinander- gelaufen zu sein, als ein Ruck durch das deutsche Kollektiv ging setzung.” und der WM-Triumph noch mit 8:8 und 64:63-Treffern gelang. Die Degendamen konnten im Einzel nicht so glänzen, wurden Im Einzel konnte sich am meisten Alexander Koch freuen, der nach 1989 „Besser eine knappe Niederlage einstecken ..., als zum zweiten Mal deutlich und langweilig geschlagen zu werden.” Weltmeister mit dem Florett wurde. Der damals 24 Jahre alte Lokalmatador vom aber angeführt von der erfahrenen Eva-Maria Ittner, Vizewelt- ETUF Essen schlug im Finale den Russen Sergej Goloubitski mit meister. Für Claudia Bokel begann in Essen die Karriere mit 4:6, 5:2, 5:2. „Alles muss stimmen, um zu gewinnen, und heute einem 34. Platz - zwei Positionen besser als Imke Duplitzer. hat alles gestimmt”, jubelte er. Dass Uwe Römer auch noch Dagegen konnte bei den Degenherren Arnd Schmitt, der 1998 Platz drei belegte und das deutsche Herrenflorettteam im Olympiasieger geworden war, bis in den Goldkampf vordringen. Goldkampf den Erzrivalen Italien mit 9:3 deklassierte, komplet- Dort unterlag er nur um einen Treffer dem Russen Sergej tierte die Herrlichkeit in dieser Disziplin. Kolobkov, haderte aber mit seinem Schicksal nicht: „Besser eine knappe Niederlage einstecken und ein spannendes Gefecht zu Im Damenflorett saß der Stachel der Enttäuschung nach den haben, als deutlich und für alle langweilig geschlagen zu wer- Olympischen Spielen 1992 in Barcelona, wo sie leer ausgingen, den.” Mit der Mannschaft konnte er noch Bronze holen. Ein Jahr besonders tief. Schließlich hatten Anja Fichtel, Zita Funken- nach dem Rücktritt von Säbelpionier Jürgen Nolte schlug die hauser und Sabine Bau 1988 noch mit Gold, Silber und Bronze Stunde für Steffen Wiesinger, der bis ins Halbfinale vordringen für eine olympische Sternstunde gesorgt. In Essen holten konnte und erst dort dem Ungarn Bence Szabo unterlag. Am Funkenhauser und die damals erst 19-jährige Simone Bauer Ende war er „happy” mit Platz drei. Zusammen mit seinen zwei Bronzemedaillen. Anja Fichtel hatte im Finale keine Mitstreitern erreichte er auch mit dem Team Bronze hinter Chance gegen die Ungarin Aida Mohamed, deren Stern bei der Italien und Frankreich. WM aufging. Unvergessen ist aber, was sie gemeinsam mit ihren Andreas Schirmer 8
WM 2005 INTERVIEW MIT DFB-PRÄSIDENT RAPP „Rhythmus von EM und WM nicht richtig” D ie Vorbereitungen für die Weltmeisterschaft vom 8. bis 15. Oktober in Leipzig laufen optimal. „Wir sind voll im Plan. Es könnte schon losgehen”, sagte DFB-Präsident Gordon Rapp in einem Gespräch mit dem fechtsport- Magazin. Darin plädiert er auch für einen Rhythmuswechsel von WM und EM. fechtsport: Die deutschen Fechter sind mit zahlreichen guten men. Deshalb wird fast nur die zweite Reihe der Fechter dort hin- Ergebnissen für die Weltmeisterschaft in Leipzig in Vorlage getre- fahren. Grundsätzlich ist es aber problematisch, dass jedes Jahr EM ten. Was erwarten Sie von den Assen bei der WM? und WM stattfinden und die EM auch noch in der Phase stattfin- Rapp: „Es geht nicht darum, det, in der die WM vorbereitet wird. Ein Wechsel im Zwei-Jahres- was der Präsident erwartet, Rhythmus wäre eine Überlegung.” sondern was die Athleten aus der Situation machen. fs: Beim Kongress des Europäischen Fecht-Verbands (EFC/CEE) Entscheidend ist, dass sie jenes wurde mit Alisher Usmanov ein neuer Präsident gewählt. Welche Leuchten in den Augen haben, Bedeutung hat die CEE in der Vergangenheit? von dem ich schon einmal im Rapp: „Bisher hatte die CEE keine Bedeutung und dies ist das fechtsport-Editorial schrieb. Ergebnis der Politik des bisherigen Präsidenten Jenö Kamuti. Sie Wenn sie dies haben, dann könnte aber ein Motor in der Fechtentwicklung sein, da viele wird es auch positiv verlaufen.” Innovationen aus den europäischen Verbänden kommen. Vom neuen Präsidium erwartet ich in dieser Hinsicht ein deutliches fs: Gibt die Heim-WM einen Zeichen.” zusätzlichen Ruck für die deutschen Fechter? fs: Welche Rolle spielt der DFB im Weltverband FIE, nachdem Rapp: „Ich denke ja. Es wird beim vergangenen Kongress nicht alle Kandidaturen für FIE- gut gearbeitet und es geht voran, wie im Herrenflorett beispiels- Gremien erfolgreich waren? weise zu sehen ist. Die WM gibt einige Impulse.” Rapp: „In den entscheidenden Kommissionen sind wir vertreten. Wichtig ist vor allem, dass unser Sportdirektor in der Kampfrichter- fs: Degenass und Gesamtweltcupsiegerin Imke Duplitzer ist die kommission ist. Das Exekutivkommitee der FIE ist derzeit aber nur herausragende Athletin dieser Saison. Doch es gab häufiger das ein Vollzugsorgan der Entscheidungen des Präsidenten René Roch.” Phänomen, dass Dominanz im Weltcup nicht zwangsläufig den Erfolg bei der WM garantiert! fs: Wie ist der Stand der Vorbereitungen auf die WM in Leipzig? Rapp: „Dies ist eine These und Spekulation. Imke hat eine tolle Rapp: „Wir sind voll im Plan und es könnte schon losgehen.Wir wer- Entwicklung genommen und wird diesen Weg fortführen.” den in der Arena Leipzig eine große Begeiterung erleben und der Welt zeigen, dass Deutschland eine große Fechtnation ist.” fs: Es gibt auch Disziplinen, in denen es nicht so optimal läuft - siehe Damensäbel! fs: Es gibt Überlegungen, das olympische Programm zu verän- Rapp: „Im Damensäbel muss noch einiges getan werden, doch es dern. Ist das Fechten erneut in Gefahr, ins olympischen Abseits zu geht auch dort voran. Der neue Bundestrainer Eero Lehmann geraten? macht eine tolle Arbeit und an der Basis tut sich was.” Rapp: „Die olympischen Verbände haben wohl vereinbart, sich nicht gegenseitig rausschmeißen zu wollen. Deshalb wird sich auch fs: Bei der Junioren- und Kadetten-WM in Linz spielte der deut- nicht viel ändern. Die Fechter sind vom Stellenwert her im olympi- sche Nachwuchs wieder eine sehr gute Rolle in der Weltspitze. schen Programm in einem gesunden Mittelfeld platziert.” Hat das Talent- und Nachwuchskonzept des DFB schon gegrif- fen? fs: In der DFB-Zentrale in Bonn ist die Position des Geschäfts- Rapp: „Es hat sich zum ersten Mal gezeigt, dass wir auf dem richti- führers nach dem Ausscheiden von Stephan Jacoby nicht besetzt. gen Weg sind. Die Herausforderung wird sein, die Junioren mit Wird ein neuer Mann kommen? Erfolg in den Aktivenbereich hinüberzuführen. Dies ist ein Problem, Rapp: „Wir sind auf der Suche. Die momentane Situation ist eine das auch andere Verbände haben und das wir lösen wollen.” Interimslösung. Wir brauchen einen Geschäftsführer und es sollte am besten jemand aus unseren Reihen sein. Bisher war die Position fs: Welchen Stellenwert haben die Europameisterschaften für den sehr bürokratisch orientiert. Bei der neuen Stellenbeschreibung sol- DFB? len Aufgaben wie Marketing und Kommunikation hinzukommen. Rapp: „Die werden vorläufig ein Nebenschauplatz bleiben, weil wir Damit wird der Job auch attraktiver.” die Teilnahme an nur einen Höhepunkt pro Jahr bezahlt bekom- Andreas Schirmer 9
LÄNGSTE GEFECHT WM-BREITENSPORTAKTION GESTARTET Das Längste Gefecht der Welt auf dem Weg nach Leipzig A m Anfang hat es zwar noch ein bisschen „gerum- pelt“, bis in Trier die ersten Fechter ihre Masken aufsetzten und mit dem Fechtergruß den ersten Angriff des längsten Gefechts der Welt eröffnen konn- ten – aber jetzt laufen sie, die sieben Stafetten kreuz und quer durch Deutschland unaufhaltsam auf dem Weg nach Leipzig, der Stadt der Weltmeisterschaft im Oktober 2005. Anfang Juli haben bereits knapp 100 Fechtvereine aus ganz Deutschland ihre Teil- nahme zugesagt, mit noch steigender Tendenz. „Wir nehmen Meldungen an, solange die Truhe und der Degen an Ihrem Verein auf dem Weg nach Leipzig noch nicht vorbeigekommen ist“, schreibt Mike Bunke, im OK des längsten Gefechts für die Kommunikation unter den Vereinen zuständig und Webmaster der zugehörigen Internetseite allen Vereinen ins „Stammbuch“. Der Startort Trier war Zu- und Glücksfall gleichzeitig. Die Trierer Fechter um Careen Grünhäuser hatten sich, unabhängig vom Vorhaben des Deutschen Fechter-Bunds (DFB) bereits zu einem Ost-West-Treffen mit dem Saalfeldern verabredet – und „adel- Eemanuel Flierl im Gespräch mit ten“ diese Veranstaltung kurz und bündig durch die Teilnahme einem Teil- am längsten Gefecht. Durch diese Initiative wurde sozusagen nehmer am läng- schon zum Start die Klammer quer über die deutschen Länder sten Gefecht nach Mitteldeutschland gebildet. 165:180-Treffer verzeichnet die erste Eintragung auf der während der zwei Tage in insgesamt 104 Einzelbegegnungen gesetzt. Unter den Akteuren war auch Kadettenweltmeister Emanuel Flierl. Wie im Saarland hatten sich auch die Berliner Vereine zu einer großen Runde zusammengetan, um in der Bundeshauptstadt auf die WM aufmerksam zu machen. Der nördlichste Fecht- verein Deutschlands (FC Flensburg) startete in einer Begeg- nung mit dem Schleswiger FC eine weitere Stafette, die sich über Hamburg an der Elbe entlang auf Leipzig zubewegen Präsentation im wird. Im Süden setzte der ESV München-Neuabing den Start- Einkaufscenter im Saarland ºpunkt einer weiteren Stafette. Die Reaktionen aus den Veranstaltungsorten sind ähnlich begeistert wie vor zwei Jahren bei „Fechten tut Deutschland Dokumentationsrolle, die anschließend samt weiteren Insignien gut“. Der aktuelle Stand der Stafette und alle zugesandten ins Saarland geholt wurde. Dort hatten sich die Klubs des klei- Berichte sind auf der Internetseite www.laengstes-gefecht.de nen Landesverbandes zusammengetan und in einer groß ange- zu finden. legten Aktion in einem Einkaufszentrum dem längsten Gefecht einen vorläufigen Höhepunkt verschafft: 1.728 Treffer wurden Hans-Herbert Bents 10
IM FOCUS PERSÖNLICHKEITEN Die neue Imke Duplitzer D ie neue, alte Imke Duplitzer nach Gesamtwelt- Athen ohne Verein an. Im Einzel nur cupsieg und vor der Weltmeisterschafte im um einen Treffer das Halbfinale ver- Oktober in Leipzig: „Nach Olympia bin ich passt, schlug im Mannschaftshalb- ein ganzes Stück erwachsener geworden.” finale gegen Frankreich Duplitzers große Stunde. Gegen Degen-Ikone Laura Für ein Gespräch mit Imke Duplitzer sind Ausdauer Flessel holte sie binnen sechs Sekunden und Geduld nötig. Die 31-Jährige hält mit ihrer zwei Treffer auf und setzte in der Meinung nie hinter dem Berg und hat dabei Verlängerung den entscheidenden Stich. viel zu erzählen. Schon ihr erster Satz lässt Dem Gefühlsausbruch ohnegleichen auf der aufhorchen: „Mir geht es eigentlich richtig Planche folgte eine enttäuschte Miene bei der gut.” Was bei den meisten als Floskel ent- Siegerehrung - trotz Silbermedaille. Das Energiebündel wertet ist, kommt bei ihr im Brustton haderte mehr mit sich, als sich über das der Überzeugung rüber. Kunststück, Erreichte zu freuen. denken sich Degeninteressierte: Warum soll es auch einer Doch Athen war auch ein Wendepunkt Olympiazweiten, die mit einer bisher - nicht nur wegen der ersten olympi- nie da gewesenen Dominanz und vier schen Medaille. „Ich habe dort mit vielen Saisonsiegen zum zweiten Mal den Leuten gesprochen und erkannt: Die haben Gesamtweltcup gewonnen und sich überall dieselben Probleme.” Gelassener geht sie damit zur Medaillenfavoritin für die nun mit den Dingen um, will nicht mehr immer mit WM in Leipzig gemacht hat, anders dem Kopf durch die Wand. als „gut” gehen? Doch wer allein im vergangenen Jahr den sportlichen Ist mit sich und dem Umfeld im reinen Weg von Imke Duplitzer verfolgt hat, dem fällt auf, dass diese Frau mit sich In Bonn fühlt sie sich im privaten und sportlichen und ihrem Umfeld im Reinen ist. Umfeld bestens aufgehoben. „Hier bin ich viel- schichtig im Einsatz: Kummerkasten, Kranken- Statt 430 km von ihrem ehemaligen schwester, Ersatzmutter, Hausmeister”, berich- Klub Heidenheim zu ihrem tet sie lachend. Besonders das Kindertraining Hauptwohnort nach Bonn zu pendeln, macht Imke Duplitzer Spaß, „weil auch etwas fährt sie nun 4 km ins Leistungs- zurückkommt.” zentrum zu Bundestrainer Manfred Kaspar. „Ich kann hier so sein, wie Dass sie sowohl im Einzel als auch in der ich bin. Ein nettes Gefühl nach 10 Mannschaft mit dem Druck der Me- Jahren”, sagt die Vizeweltmeisterin daillenfavoritin bei der WM in Leipzig im Einzel von 2002 über ihren fertig werden muss, nimmt sie gelassen neuen Verein OFC Bonn. „Das hin - wie auch sonst? „Ich habe verstan- Umfeld hier ist einfach netter. Ich den, wie das System läuft und weiß, bin befreiter. Ich renne nicht mehr dass alle auf mich sehen werden”, sagt mit dem Druck herum, jedem sie und will Druck erst gar nicht auf- gefallen zu müssen.” kommen lassen. „Das klingt jetzt überheblich, aber das, was da pas- Das war nicht immer so. Vor siert, ist mir egal. Für mich ist nicht den Olympischen Spielen 2004 eine Medaille das Ziel, sondern der in Athen erfolgte der De-facto- Weg dahin.” Rauswurf in Heidenheim. Das Eigengewächs hatte während Marc Zeilhofer einer Sponsorenfeier zu deut- liche Worte der öffentlichen Sie fühlt sich in Bonn wohl: die neue Imke Duplitzer. Kritik gefunden und trat in 11
EUROPAMEISTERSCHAFT EM VOM 28. JUNI BIS 3. JULI IN ZALAEGERSZEG EM Kalkuliertes Mittelmaß - unerwartetes Glück ZALAEGERSZEG Steven Bauer Britta Heidemann E in Medaillenregen war von den deutschen Fechtern Florett und Britta Heidemann im Degen der Einzug ins Finale. bei der Europameisterschaft in Zalaegerszeg nicht Monika Sozanska scheiterte knapp und wurde Neunte. Unter den erwartet worden. Aber ein bisschen mehr als eine besten 16 landeten außerdem Susanne König im Säbel und Anja Bronzemedaille hätte für das DFB-Team in Ungarn schon Müller im Florett. Die Florettfechterinnen waren als Fünfte beste herausspringen können. Zwar hatten die Deutschen auf Mannschaft, gefolgt von den Degenfechterinnen (7. Platz) und Grund der Weltmeisterschaft vom 8. bis 15. Oktober in den beiden Säbelteams (9.). Hinter den Erwartungen blieben die Leipzig auf die Entsendung der ersten Garde verzichtet. Florett- und Degenfechter als 11. zurück. Überragende Nation Aber mit den Olympia-Medaillengewinnern Jens Fiedler war Russland mit 12 Medaillen (4-7-1), wobei die Russen wie die und Britta Heidemann sowie Ex-Weltmeister André Polen und Ungarn mit ihren besten Fechtern antraten. Die neue Weßels und Titelverteidiger Richard Breutner waren Prämienregelung in Russland - für ihren Olympiasieg in Athen erfahrene Athleten im Aufgebot. Doch wie vor einem erhielten die Russinnen jeweils eine Viertelmillion Dollar, Jahr in Kopenhagen, als Breutner mit dem Florett Gold Nationalfechter werden mit monatlich 5.000 US$ unterstützt - gewann, konnte nur ein Deutscher aufs Treppchen sprin- sorgt dort für eine Riesenmotivation. Italien (4-0-4) kam auf den gen: Steven Bauer aus Koblenz sicherte sich die Bronze- zweiten Platz vor Polen (3-2-1). medaille im Säbel. Damendegen Für Claus Janka war das Abschneiden nicht überraschend. „Mit Die mit Medaillenhoffnungen angetretenen Damen hatten Pech der Besetzung, mit der wir zur EM gefahren sind, konnten wir mit dem Setzen. Bereits im Viertelfinale war Russland der nicht besonders glänzen. Einige junge Leute haben Lehrgeld Gegner. Beate Christmann (Tauberbischofsheim), die Olympia- bezahlt”, sagte der Sportdirektor des Deutschen Fechter-Bundes dritte Britta Heidemann, Marijana Markovic (beide Leverkusen) (DFB). „Wir haben die EM deshalb emotional nicht so hoch und die Aufsteigerin Monika Sozanska (Heidenheim) unterlagen gehängt. Für uns steht die WM ganz klar im Mittelpunkt”, fügte er hinzu. Bei der Heim-WM in Britta Heidemann war nicht so erfolgreich Leipzig wollen die Deutschen, wie wie Steven Bauer, der sich Bronze sicherte 1993 in Essen, ordentlich abräu- men und das Resultat von den Olympischen Spielen in Athen - dem Olympiasieger mit 33:45 Treffern. Das Quartett belegte Silber für die Degendamen, Bronze für die Degenherren - verbes- nach einem 32:35 gegen Estland und dem 45:39 über die sern. Auch Teamchef Jochen Behr war mit dem Auftreten der Schweiz Platz sieben. Auch im Einzel klebte Pech an den Degen- DFB-Teilnehmer in Ungarn nicht unzufrieden. Bewusst habe man spitzen: Britta Heidemann verpasste eine Medaille nur um einen auf eine Mischung von erfahrenen und jungen Fechtern gesetzt. Treffer. Die Leverkusenerin unterlag im Viertelfinale gegen die spätere Siegerin Jana Schemjakina (Ukraine) nach 14:13- „Die erste internationale Bewährungsprobe für unsere zweite Führung mit 14:15. Auch Monika Sozanska gelang es nicht, den Garde ist auch teilweise gelungen”, bilanzierte Behr. Manche entscheidenden Treffer zu setzen. Die Heidenheimerin verlor im Nachwuchsfechter seien an der Aufgabe gewachsen. „Ich finde Achtelfinale gegen die Polin Magdalena Grabowska mit 14:15 das Abschneiden nicht negativ”, sagte Behr, der mit Janka die im „Sudden Death”. „Im entscheidenden Moment hat etwas die Ergebnisse jetzt in Ruhe analysieren möchte. „Wenn wir die rich- Konzentration gefehlt. Hoffen wir, dass es bei der WM dann tigen Schlüsse daraus ziehen, war die EM sogar ein wichtige anders läuft”, sagte Vater und Trainer Piotr Sozanski. Im Finale Zwischenstation auf dem Weg nach Peking 2008.” Außer Bauer setzte sich Schemjakina gegen die Ungarin Hajnalka Toth 15:9 gelangen nur noch der deutschen Meisterin Katja Wächter im durch. 12
EUROPAMEISTERSCHAFT Damenflorett Deutschland nach. Allerdings unterlag das Damensäbelteam Ohne Fortune waren auch die Florettfechterinnen. Katja Wächter, unerwartet früh im Achtelfinale. Gegen Großbritannien gab es Carolin Neckermann und Sandra Bingenheimer trafen bereits im ein 38:45. Susanne König, Amelie Zerfass, Sybille Klemm und Viertelfinale auf die favorisierten Italienerinnen und zogen trotz Stefanie Kubissa besiegten im Gefecht um Platz neun Spanien beherztem Kampf mit 17:23 gegen den späteren Europameister mit 45:28. EM-Gold sicherte sich Frankreich durch ein 45:40 (35:24 gegen Russland) den Kürzeren. Nach einem 45:31 über gegen Russland. Ungarn sicherte sich das deutsche Team mit 40:26 gegen die Ukraine noch Platz fünf. Im Einzel war Katja Wächter unter die Herrendegen letzten Acht vorgedrungen. Dort unterlag sie allerdings klar mit Im Degen ruhten die Hoffnungen auf Jörg Fiedler, der bis zum 6:15 der späteren Europameisterin Sylwia Gruchala (Polen). Anja letzten Ranglistenturnier noch die deutsche Nummer eins war, Müller fand gegen Edina Knapek keine Einstellung und verlor in dann jedoch auf den fünften Platz abrutschte. Der deutsche der Runde der letzten 16 gegen die Ungarin deutlich mit 7:15. Vizemeister gewann in der Direktausscheidung auch gegen Grigori Beskin (Israel) problemlos mit 15:6, bekam danach Damensäbel Kszysztof Mokolaiczak nicht in den Griff und verlor gegen den Verletzungs- und Lospech hatten die Säbeldamen. Sandra Benad Polen mit 10:15 und wurde 27. aus Eislingen konnte wegen einer Knieverletzung erst gar nicht in Zalaegerszeg auf die Planche, sodass aus dem DFB-Quartett Dessen Landsmann Tomasz Motyka wurde Europameister mit ein Trio wurde. Zu allem Unglück trafen Susanne König und 15:10 gegen Routinier Pawel Kolobkow (Russland). Dass der Stefanie Kubissa bereits in der Runde der letzten 32 aufeinander. Tauberbischofsheimer für die WM-Mannschaft jederzeit eine Nach einem 15:9 zog König ins Achtelfinale ein und unterlag Alternative darstellt, zeigte er im Teamwettbewerb. Zwar besaß dort der an Nummer zwei gesetzten Rumänin Andrea Pelei mit das deutsche Quartett gegen Olympiasieger Frankreich (29:40) 7:15. Sybille Klemm (Eislingen) war bereits in der Vorrunde im Achtelfinale keine Siegeschance, aber der 45:28-Erfolg über gescheitert. Jekaterina Fedorkina besiegte ihre russische Team- Weltmeister Russland im Kampf um den 11. Platz war doch sehr kollegin Sophia Welikaja im Finalkampf mit 15:13. beachtlich für das junge deutsche Team. Europameister wurde Für die Mannschaftskämpfe reiste Amelie Zerfass (Eislingen) aus Polen mit 42:37 gegen die Ukraine. Milliardär Usmanov neuer Präsident KONGRESS DES EUROPÄISCHEN FECHT-VERBANDS (EFC/CEE) $ B im Kongress der Europäischen Fecht-Föderation McGarritty (IRL), Kamuti (HUN), Sener (TUR), Grigoryan (ARM). (EFC/CEE) anlässlich der Europameisterschaften am Auf der Strecke blieben die Kandidaten Zidaru (ROM), Boisse 2. Juli im ungarischen Zalaegerszeg gab es einen (FRA), Lisewski (POL), Jörgensen (DEN), Shklar (ISR) und Notter Führungswechsel. Den wollten sich die europäischen (SUI). Das Exekutivkomitee wählte anschließend sein Büro wie Fechtverbände nicht entgehen lassen und sorgten für folgt: 1. Vizepräsident: Jenö Kamuti, 2. Vizepräsident Keith ein Novum: erstmals waren alle 44 Verbände mit Smith, Generalsekretär Max Geuter, Schatzmeister Bert van de Delegierten angereist. Keiner wollte sich entgehen las- Flier. sen, ob der russische Milliardär Alisher Usmanov es diesmal schaffen würde, die Präsidentschaft der EFC Für die einzelnen Kommissionen, für die von den europäischen nach Moskau zu holen, nachdem er beim FIE-Kongress Verbänden bis zum 1. September Anwärter benannt werden gegen seinen Widersacher René Roch noch den Kürzeren müssen, wurden die folgenden Vorsitzenden bestimmt: im Weltverband gezogen hatte. Wettbewerbe/Turniere: Sandro Cuomo; Veteranen: Max Geuter; Promotion: Maxim Paramonov; Kampfrichter: Keith Smith; Von den drei Kandidaten Usmanov (RUS), Keith Smith (GBR) Training und Fechtmeister: Jenö Kamuti. und Jenö Kamuti (HUN) zog der ungarische Amtsinhaber seine Kandidatur zu Gunsten des Russen zurück. Die Kampfabstim- Weiter Informationen: mung gegen Smith gewann Usmanov mit 25:18 Stimmen. Bei www.eurofencing.info der Wahl der Exekutive wurden in die neun zu vergebenden Positionen folgende Personen gewählt: Paramonov (UKR), Cuomo (ITA), Smith (GBR), Geuter (GER), van de Flier (NED), Max Geuter 13
EUROPAMEISTERSCHAFT Herrenflorett BERICHT DER IOC-PROGRAMMKOMMISSION: Titelverteidiger Richard Breutner und Boris Zorc unterlagen jeweils in der Runde der letzten 32. Zorc verlor gegen den Italiener Andrea Baldini 4:15, Breutner zog mit 10:15 gegen Maxim Bobok (Russland) den Kürzeren. Für eine Riesenent- Gutes Zeugnis für täuschung sorgte André Weßels. Er scheiterte bereits in den Vorrundengefechten sang- und klanglos (1:5) und auf eine Art und Weise, die jeglichen Kampfgeist vermissen ließ. Weßels das Fechten D ie Programmkommission des Internationalen Abschneiden bei der DM - Dritter - war wohl doch nur eine Olympischen Komitees (IOC) hat einen Bericht veröf- Eintagsfliege. Der 23-Jährige steckt in einer Krise. fentlicht, der zahlreiche statistische Aussagen über die 28 olympischen Sportarten enthält und fünf, die sich Junior Sebastian Bachmann erwies sich dagegen als Lichtblick: um Aufnahme in das olympische Programm bewerben. Die Der Tauberbischofsheim kämpfte sich entschlossen ins Aussagen beziehen sich unter anderen auf Geschichte und Achtelfinale vor, wo allerdings der Italiener Marco Ramacci beim Tradition, Universalität, Popularität, Medienakzeptanz, 15:3 noch zu stark war. Bachmanns 15. Platz aber lässt für die Athletenfreundlichkeit oder Kosten der jeweiligen nächsten Jahre hoffen. Andrea Cassara (Italien) wurde Sportart. Der Report diente der IOC-Session Anfang Juli in Europameister. Bereits in der Runde der letzten 16 kam für die Singapur als Hintergrund für mögliche Entscheidungen Florettasse im Kollektiv das Aus. Gegen Israel gab es eine (ver- über Änderungen des olympischen Programms, die nun meidbare) und deswegen umso schmerzhaftere 36:45- von dem obersten Gremium des IOC getroffen wurden. Für Niederlage. So belegten Bachmann, Zorc, Weßels sowie Breutner die Aufnahme und den Ausschluss einer Sportart ist eine nur Platz 11. Nach einem 40:45 gegen Ungarn, besiegte Zwei-Drittel-Mehrheit der IOC-Session vorgeschrieben. Deutschland die Ukraine 45:29. Der EM-Titel ging an Italien. Baseball und Softball wurden aus dem Olympiaprogramm herausgewählt - neue Sportarten aber nicht aufgenom- Herrensäbel men. Steven Bauer gelang im Säbeleinzel die große Überraschung. Erst der Olympiazweite Zsolt Nemcsik (Ungarn) stoppte im Halbfinale Immer wieder galt auch das Fechten als eine umstrittene olympi- den Siegeszug des Koblenzers, der bisher immer etwas im sche Sportart, die aus dem Programm fallen könnte. „Die interna- Schatten seines Bruders Dennis stand. Nemcsik gewann 15:8, tionalen Fachverbände wollen sich nicht gegenseitig rauswerfen. Bauer freute sich dennoch diebisch über Bronze. „Damit hätte Und Fechten liegt bei der Bewertung im guten Mittelfeld”, sagte ich nie gerechnet. Ich bin ganz locker ins Turnier gegangen”, Gordon Rapp, Präsident des Deutschen Fechter-Bundes (DFB), sagte er. Bauer war erst kurz vor den Titelkämpfen für Philipp schon vor der IOC-Session. Der Bericht der IOC-Programmkommis- Kruck nachgerückt. Im Viertelfinale hatte Bauer den hochfavori- sion stellt dem Fechten, das seit 1896 dabei ist, zudem ein gutes sierten Olympiadritten Wladislaw Tretjak (Ukraine) mit 15:14 Zeugnis aus. Es entspricht der Forderung nach Universalität. ausgeschaltet. „Ich lag immer zurück, aber ich habe mich durch- gebissen”, sagte er. In einer Neuauflage des Finales von Athen Der Fecht-Weltverband FIE hat 115 Mitgliedsverbände, ist aber in 2004 gewann Olympiasieger Aldo Montano (Italien) den EM- Afrika und Ozeanien noch schwach repräsentiert. Von den FIE- Titel durch ein 15:11 über Nemcsik. Leider gab es auch im Säbel Mitgliedern haben in der Saison 2003/2004 95 Prozent nationa- ein deutsch-deutsches Duell. Sebastian Flegler verlor gegen Franz le Meisterschaften veranstaltet. Dagegen könnte die Popularität Boghicev mit 5:15, danach war jedoch Montano beim 15:8 für des Fechtens weltweit noch gesteigert werden. So stellt der IOC- den jungen Koblenzer noch eine Nummer zu groß. Dass klang- Bericht fest, dass sowohl die Übertragungszeit als auch die TV-Ein- volle Namen auch bei einer EM die Kampfrichter beeindrucken, schaltquoten von den Gefechten der Olympischen Spiele 2004 in bestätigte das Duell der Deutschen im Mannschaftswettbewerb Athen gering waren. Dafür die Produktionskosten von Fechtüber- gegen Polen. tragungen mit 93.000 US-Dollar pro olympischen Wettkampftag recht niedrig. Die Website der FIE wurde 2003 täglich von 1.358 Das deutsche Team unterlag im Achtelfinale mit 40:45, wobei Interessierten angeklickt, während der WM in dem Jahr stieg die einige Obmannentscheidungen haarsträubende Fehler waren. Zahl auf 2007. Auf der Website des IOC besuchten zwischen 1. „Die Chance war geboten”, urteilte Teamchef Jochen Behr. Dass Januar 2004 und 11. Februar 2005 immerhin 105.659 Online- der Videobeweis erst bei der Weltmeisterschaft in Leipzig einge- nutzer die spezifische Fechtseite. setzt wird, ist für die Deutschen kein Trost. Polen jedenfalls focht sich bis ins Finale durch, wo allerdings Russland beim 45:34 Ein großes Lob bekommt das Schiedsrichterwesen im Fechten. Das nicht zu schlagen war. Das DFB-Team besiegte Aserbaidschan Jurieren stehe auf einem hohen Niveau. „Durch die Anstreng- mit 45:20 und wurde am Ende Neunter. ungen der FIE hat sich die Qualität und Kreditwürdigkeit verbes- sert”, heißt es im IOC-Report. Die Fairness wird zudem dadurch sicher gestellt, dass nur jeweils ein Obmann pro Land bei Wolf Günthner Weltmeisterschaften oder bei Olympia eingesetzt wird. Dass es für die drei Waffengattungen allerdings unterschiedliche Regeln gebe, 14
EUROPAMEISTERSCHAFT wie man Treffer setzen dürfe, erschwere das Verständnis für die waren es mit 1.494 Tests knapp 100 weniger. Im Jahr 2003 gab erzielten Ergebnisse. Gewürdigt wird auch, dass die FIE das Image es zwei Dopingverstöße im Fechten. des Fechtsports durch eine Reihe von Initiativen, wie die transpa- rente Maske und die kabellose Trefferanzeige, das Pistendesign, AS die Reduzierung der Passivität im Degenfechten oder das Format der Mannschaftswettbewerbe verbessert hat. Zur Bewertung Bericht im Internet: gehören auch die Antidopingmaßnahmen des Verbandes. Laut http:/multimedia.olympic.org/pdf/en_report_953.pdf Bericht wurden 2004 1.580 Kontrollen veranlasst, ein Jahr zuvor INTERVIEW MIT AKTIVENSPRECHER DANIEL STRIGEL: „Ein-Höhepunkt-Strategie beibehalten” D er neue Athletensprecher und Olympiadritte mit der Nun liegen zwischen Ende der Qualiaaison und WM kaum mehr Degenmannschaft, Daniel Strigel, hat sich in einem als drei Monate. Es ist also gerade so eine Pause mit anschlie- fechtsport-Gespräch Gedanken zur „Ein-Höhepunkt- ßender WM-Vorbereitung zu realisieren. Jeder Wettkampf in der Strategie” der deutschen Spitzenfechter gemacht. Zwischenzeit stört hier eigentlich diejenigen, die zur WM fahren sollen. Deswegen schickt man andere Sportler auf EM und Was halten Sie davon, sich in der Wettkampfsaison auf einen Universiade, konsequenterweise müsste man auch auf diese bei- Höhepunkt zu konzentrieren? den potenziellen Höhepunkte jeweils verschiedene Sportler schik- Strigel: „Ich kann nur Topleistung erreichen, wenn ich ausrei- ken.” chend erholt in den Wettkampf gehe. Dies wird auch in den meisten Trainingslehreansätzen mit dem „Grundsatz von Also Leipzig hat die Priorität? Belastung und Erholung” vertreten. Und auch der DFB vertritt Strigel: „Für die nominierten Sportler ist der jeweilige Wettkampf diese Ansicht. Konkret heißt das, dass 6-8 Wochen vor einem dann der absolute Saisonhöhepunkt Natürlich ist die Bestrei- Wettkampf traininert werden sollte, davor aber 3-5 Wochen nur tung internationaler Höhepunkte immer ein Meilenstein in der athletisches Training in geringem Umfang sowie am besten keine persönlichen Karriere, sei es EM, WM, OS oder Universiade. Ob Interaktion mit Trainingspartnern oder Trainern - als echte das Ergebnis als Erfolg oder Frust verarbeitet wird, hängt vom Erholung eben - angesetzt werden sollte. Dies ist übrigens nicht Einzelnen ab, aber beide Erfahrungen bringen einen weiter. Dies nur für die Leistung in einem Jahr wichtig: Wenn nie richtig gilt nicht nur für junge Sportler.” Pause gemacht wird, verläuft die Leistungssteigerung über die Jahre deutlich flacher. Ganz zu schweigen von der steigenden Nun gibt es Stimmen, die fordern, immer mit den besten Teams Verletzungsgefahr.” anzutreten. Strigel: „Wären zwischen EM, WM und Universiade jeweils min- Aber dieses System ist doch durch den Wettkampfkalender im destens drei Monate Zeit, könnte man immer die A-Mannschaft Fechten nur schwer realisierbar? schicken, aber diese Möglichkeit gibt der FIE-Kalender einfach Strigel: „Mit Blick auf die Weltcups ist dieses Prinzip nicht durch- nicht her. Die Ein-Höhepunkt-Strategie ist im Grunde also eine zuhalten, weil viel weniger als drei Monate zwischen den Reaktion auf die Gestaltung des Wettkampfkalenders. Ausnah- Weltcups liegen. Deswegen zeigen wir in der Regel auf den men von dieser Regel werden, wie dieses Jahr bei der EM-Nomi- Qualifikationsturnieren auch nicht unsere Topform. Wir versu- nierung, gemacht, weil es gerade im Fechten und hier gerade im chen aber - auf Kosten unserer Weltranglisten-Positionen und im Mannschaftswettbewerb eben noch andere, nämlich kognitive Einklang mit dem DFB - trotzdem, wenige Weltcups zu besuchen Leistungsfaktoren gibt wie Erfahrung, Teamintegration oder und Abstände dazwischen zu halten.” Stressbewältigung. Der DFB sollte aber trotzdem darauf achten, dass es der Regelfall bleibt, nur einen Höhepunkt zu beschicken.” In diesem Jahr steht die Heim-WM im Oktober in Leipzig natürlich ganz im Mittelpunkt. Strigel: „Das wichtigste Turnier für den DFB ist die WM. WG Wenigstens hier sollte, wenn möglich, der Grundsatz von Belastung und Erholung beachtet werden. 15
NACHWUCHSTRAINER SERIE: NACHWUCHSTRAINER Zur „pädagogischen Führungsqualität“ von Nachwuchstrainern Teil 2: Förderung der Zielbildung „Wer Leistung verlangt, kann sie nicht einfach anordnen, wie das früher üblich war. Er muss seine Anweisung erklären. Ein Trainer, der Entscheidungen nicht begründen kann, läuft Gefahr zu scheitern.“ Das ist eine Aussage von Alexander Christiani bei einem Damit dieses Widerspruchserleben zu klaren Lern- und Trainings- Bundestrainergroßseminar, an dem die Bundestrainer aller zielen führt, ist zweierlei nötig: Sportarten teilgenommen haben. * Erstens müssen die in der Aufgabe, Situation oder Frage enthalte- Um den Faden des letzten Beitrags zu dieser Thematik wieder auf- nen Anforderungen analysiert werden (Was soll erreicht werden?). zunehmen: Nur derjenige, der sehr viel übt, wird im Laufe der Zeit * Zweitens müssen im Hinblick auf diese Anforderungen die eige- sehr gut. Untersuchungen haben aber auch ergeben, dass das frei- nen Voraussetzungen daraufhin bewertet werden, wie sie zur willige Üben, ohne Druck und auch ohne einen Trainer, der dane- Bewältigung der Anforderungen eingesetzt werden können und ben steht, am besten vorhersagt, wie gut sein Fechter oder seine welche „Leerstellen“ es in den eigenen Leistungsvoraussetzungen Fechterin in einem Bereich wird oder welchen Platz sie beim nächs- gibt. ten Wettkampf erreichen sollen. Ange- Beispiel: messene und motivierende Trainings- und Was soll erreicht werden? Wettkampfziele sollten sich die Fechter Ein Fechter (13 Jahre) hat Probleme mit möglichst selbst stellen. seiner Parade gegen unvorhergesehene Ziele bilden vorweggenommene Resultate Angriffe des Gegners. Er hat festgestellt, oder Ergebnisse des Handelns und der dass die Parade in solchen Reflexsitua- Tätigkeit. Wer also aktiv und bewusst tätig tionen nicht begrenzen kann und dadurch sein will, braucht Ziele. Man fragt: „Was der Weg für die Riposte zu lang ist. will ich mit meinem Tun erreichen?“ Oder, um im Bild zu bleiben:„Wie komme Der erlebte Widerspruch, die „Leerstelle“: ich zum Ziel und erfülle mir dadurch meine Ich muss die begrenzte Endposition der Wünsche ?“ Quart mehr üben. Da dies dann nicht gut Die Ausbildung der Lern- und klappt, wenn ich erschrecke, kann das auch Trainingsziele wird manchmal mit der Zielorientierung durch den daran liegen, dass ich nicht immer ausreichend konzentriert bin und Trainer gleichgesetzt. Sie stellt zwar eine wichtige Voraussetzung den Angriff des Gegners nicht rechtzeitig erkenne. dar, aber ihre Funktion ist nur erreicht, wenn der Lernende oder Trainierende tatsächlich selbst entsprechende Lern- oder Die Konsequenz Trainingsziele bildet. Training der Quart-Parade-Riposte durch viele Übungen und Ein solch hohes Niveau der Zielbildungsprozesse ist natürlich noch Wiederholungen vor dem Spiegel, bei Partnerübungen mit verschie- nicht bei sechs- oder siebenjährigen Kindern zu erwarten. Es ent- denen Partnern und im Trainingsassaut. Vor dem Spiegel und mit wickelt sich auch nicht von allein, sondern bedarf differenzierter einem gedachten Gegner kann ich das auch zu Hause. und geduldiger pädagogischer Führung vom ersten Übungstag an. Die systematische Ausbildung der Lerntätigkeit beginnt also mit der Eine solche Analyse und Bewertung können die Fechter zunächst Ausbildung ihrer Ziele, und das wiederum ist nur im Prozess der noch nicht allein vornehmen. Dazu bedarf es differenzierter Übungs- oder Trainingstätigkeit selbst möglich. Hinweise und Anregungen durch den Trainer. So wird den Fechtern bewusst, was sie sich eigentlich aneignen müssen, in welcher Lern- und Trainingsziele entstehen in Anforderungssituationen, wenn Hinsicht sie vorankommen, sich verändern müssen, um die neuen die Fechter einen Widerspruch zwischen ihren Anforderungen erfolgreich zu bewältigen. Als Vorwegnahme künfti- Leistungsmöglichkeiten und darüber hinausgehenden ger Tätigkeitsergebnisse bilden die Ziele also selbst bereits das Anforderungen feststellen und diesen bei entsprechender Motivation Ergebnis von Tätigkeit, nämlich aktiver geistiger Auseinander- bewältigen wollen. setzung mit den Anforderungen von Lernsituationen, wie sie in den 16
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