Diakonal N - Gastfrei zu sein vergesst nicht; denn dadurch haben einige ohne ihr Wissen Engel beherbergt. (Hebr. 13,2)

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Diakonal N - Gastfrei zu sein vergesst nicht; denn dadurch haben einige ohne ihr Wissen Engel beherbergt. (Hebr. 13,2)
Diakonal
    Journal der Diakoniegemeinschaft Stephansstift e.V.

                                                                         Nr. 3 / November 2021

Engel                            Gastfrei zu sein vergesst nicht;

beherbergen                      denn dadurch haben einige ohne ihr
                                 Wissen Engel beherbergt. (Hebr. 13,2)
Diakonal N - Gastfrei zu sein vergesst nicht; denn dadurch haben einige ohne ihr Wissen Engel beherbergt. (Hebr. 13,2)
Aus der Gemeinschaft

    Inhalt
    02 Editorial
    03 Andacht
                                             Editorial
    04 Zum Geleit

    Aus der Gemeinschaft
    05 Aus dem Vorstand
    08 Bericht des Beauftragten                               Liebe Geschwister der Diakoniegemeinschaft,
    08 Webmaster gesucht                                      liebe Leserinnen und liebe Leser
    10 Zu Advent und Weihnachten
    15 Ein Brief zur Jahreslosung                             Wenn Sie dieses Heft des Diakonals in Händen halten neigt sich
    16 Eine Gegenüberstellung:                                das Jahr mit dem Beginn der Adventszeit bereits dem Ende zu.
       Diakon – alt-jung
    18 Christus aus dem Ozean                Die Redaktion hat wieder versucht ein Heft zusammenzustellen, das einen the-
       – Eine Geschichte                     matischen Bezug zur Vor-Weihnachtszeit herstellt und außerdem das Leben in
    20 Eine Fortbildung auf Spiekeroog       unserer Gemeinschaft widerspiegelt.
    22 Ein Interview zum Arbeitsfeld
    23 Anschriften-Hinweis                   So hatten wir im Vorfeld einige Geschwister gebeten, uns kleine Beiträge aus
    24 Beitrag: Du machst mir Mut            ihrem Wirkungskreis zur Verfügung zu stellen. Die Texte sollten im weitesten
    25 Josef sieht mehr                      Sinne im Zusammenhang mit der Adventszeit und all seinen Ankunfts- Erwar-
    26 Bericht: Die ausgeliehene Diakonin    tungs- oder Hoffnungsgedanken stehen, es war aber auch eine inhaltliche Nähe
    28 Beitrag Diakon:innen-Gesetz           zu unserem aktuellen Jahresthema (Vieles ist möglich) oder zur Jahreslosung
    29 Seniorentreffen Ü 65                  für das neue Jahr 2022 denkbar. Einige Verfasser:innen haben sich in ihren Bei-
    34 Ein Bericht aus dem Arbeitsfeld       trägen auch schon auf das nächste Jahresthema der Diakoniegemeinschaft be-
       Kirchenkreis                          zogen, wenn sie es denn schon erfahren hatten. Aber lesen Sie selbst ab Seite 10.
    34 Vorankündigung Jahrestreffen 2022
    35 Besuch in der Redaktionskonferenz     Mit seiner Klausurtagung im Oktober hat sich der neue Vorstand endgültig eta-
                                             bliert und also bekommen Sie auf den nächsten Seiten die wichtigsten Informa-
    Buchbesprechung                          tionen und Ergebnisse aus den Beratungen. Nicht nur das Jahresthema 2022 (En-
    35 Ungleiche Freunde                     gel beherbergen) mit seinen vielfältigen einladenden Interpretationen will uns
                                             ansprechen, sondern auch die Aussicht auf ein neues Jahrestreffen und die Vor-
    Gesucht – Gefunden
                                             haben und Ideen des Vorstands für die nächsten Monate. Die Redaktion, die sich
    36 Gedicht zu Psalm 86
                                             in ihrer Besetzung ja auch immer etwas verändert, drückt jedenfalls alle Daumen
    Archiv                                   für gutes Gelingen. Und alle anderen Rubriken in unserem Diakonal haben wir
    37 Informationen und Zahlen              auch „nach Kräften“ mit Fakten, Daten und anderem Material bedient.

    Aus dem Stephansstift                    Die Hinweise auf die sehr verschiedenen und bunten Beiträge in diesem Heft
    und der Dachstiftung                     entnehmen Sie bitte der nebenstehenden Inhaltsangabe. Wir wollen hier
    38 Beitrag: Phillipinische               nichts herausheben, denn alle Texte sprechen für sich. Viel Freude oder Vergnü-
       Mitarbeiter:innen                     gen beim Lesen und Stöbern. Die Redaktion hofft, dass Sie das zurückliegende
                                             Jahr trotz aller Einschränkungen und verringerten Kontaktmöglichkeiten gut
    Aus den Konventen                        und wohlbehalten gestalten konnten. Wir hoffen mit Ihnen auf ein baldiges
    40 Konvent Ostfriesland                  stabiles Ende der Pandemie-Bedrohungen.
    42 Konventstermine
                                             Wir wünschen allen einen guten, zufriedenstellenden Ausklang des „alten“ Jah-
    43 Kontakte, Impressum, Bildnachweise,
                                             res und einen gesunden, erfolgreichen Weg in das neue Jahr. Ihr Wirken und Tun
       Redaktionsschluss, Tabellen
                                             möge Gottes mit seinem Segen begleiten. Vielleicht gelingt es uns allen geschwi-
    Die letzte Seite                         sterlich Engel zu beherbergen, vielleicht werden auch wir beherbergt? Alles Gute.
    Bildbetrachtung zum Jahresthema 2022
                                             Gerhard Dahle
    Beilage:
    Nachrichten und Veränderungen            Das Titelbild dieser Ausgabe entstand aus der Zusammenarbeit von Mitgliedern des Vor-
    Ereigniskalender                         stands und unserem Grafiker Heinz Hopfeld im Oktober 2021

2                                                                                 Journal 3/2021 · Diakoniegemeinschaft Stephansstift e.V.
Diakonal N - Gastfrei zu sein vergesst nicht; denn dadurch haben einige ohne ihr Wissen Engel beherbergt. (Hebr. 13,2)
Andacht

                                                 Der Weg ist das Ziel
                                                       Grundlage: Matthäus 21, 1-9

So kennen wir dich ja gar nicht.                                                               manchen Parteiauftritt gesehen.
So kennen wir Jesus ja gar nicht.                                                              Vermeintlich Mächtige, die einen
                                                                                               Anspruch auf Bedeutung erhe-
Er inszeniert seinen Einzug in die                                                             ben, wollen nicht ohne Einzug
Stadt. Schickt seine Jünger zu ei-                                                             auskommen.
nem Fremden, den Esel zu holen.
Toll, Jesus schickt immer mehrere                                                              Warum ist die Geste von Jesus an-
Jünger los. Niemand muss eine                                                                  gekommen? Er muss ja einen Nerv
Solo-Mutprobe machen. Auch wir                                                                 ihrer Hoffnungen und Erwartun-
nicht! – auch ein Vorstand der                                                                 gen getroffen haben. Was hoffen
Diakoniegemeinschaft nicht. Also:                                                              sie/Sie/ihr? Dass sich Barmherzig-
Und dann zieht er los – Jesus – das                                                            keit gegen Gesetzlichkeit durch-
kleine Stück vom Ölberg.                                                                       setzt? Liebe gegen Dogmatik? Got-
                                                                                               tesherrschaft gegen den Macht-
Jesus bedient sich des Mittels des                                                             erhalt der Menschen? Matthäus
Einzugs, obwohl er hätte einfach                                                               vergegenwärtigt den Einzug für
durchs Stadttor hereinspazieren                                                                seine Zeit.
können. Und der Erzähler über-
spitzt die Inszenierung durch eine                                                           „Er ist gekommen“ rufen freudig
Überarbeitung wie ein Regisseur                                                              die Menschen. Aber wir haben ihn
und bringt sie in Verbindung zu ei-                                                          uns noch nicht zu eigen gemacht.
nem Prophetenwort.                                                                           Darum müssen wir unsere Hoff-
                                                                                             nungen einüben. Wir haben die
Er hatte aus seiner Tradition (welch eine großartige Tradi-          Worte Jesu und probieren sie aus. Mit Argumenten können
tion haben wir doch) mehrere Bilder zur Auswahl. Stolze              wir unsere Hoffnungen nicht aufbauen. Oder doch? Oder
Krieger auf hohem Ross. Oder den Armenkönig auf dem                  nur ab und zu spürbar?!
Esel, dem jungen Esel. Er wählt den jungen Esel und macht
sich keinen Kopf, ob der Eselbesitzer die Jünger für Eseldie-        Viele Ereignisse haben wir erlebt; Bilder der Hoffnungen
be halten könnte, kümmert sich auch nicht um einen Über-             bleiben; manches ist erfüllt worden. Leben geht nur, wenn
setzungs fehler, der aus einem Esel, dem Füllen gleich einen         ich rede und handle, als wenn das Leben gelingen könnte.
Esel und ein Füllen macht. Ihn kümmert nicht, dass Jesus
nicht auf zwei Tieren gleichzeitig reiten kann. Nein, auf die        Wer seine bedrohte Zukunft erkannt hat, kann sich nicht da-
große Geste kommt es dem Schreiber an. Der Armenkönig                mit aufhalten, sich selber ständig seine Zukunftslosigkeit zu
zieht in die große Stadt ein, sanftmütig, nicht herrisch. Und        beschreiben. Hoffnung ist, sich in Widerspruch zu sich selbst
die Leute, die in der Stadt geschäftig in den Straßen umher-         zu stellen.
gehen, erkennen die Geste. Sie huldigen dem König auf dem
Lasttier der armen Leute.                                            Unsere Perspektiven sind leicht eng und ängstlich. Darum
                                                                     sollten seine Verheißungen eingeübt werden. Handeln und
Erinnern wir uns unserem Auftrag! Und sie würdigen ihn               reden, als ob das Leben gelingen kann. Ja, so kenne ich Dich
mit Symbolen, mit denen sie Ihren König im Schloss zu ver-           Jesus: das sagst Du uns: wenn Gott kommt, will er nichts für
ehren pflegen: Palmen, Kleider und Tücher. Mit welcher Wir-          sich:
kung sind wir heute unterwegs? Jede und jeder von uns –
da lässt sich schon etwas bewegen. Manchmal dürfen wir               Er muss immer neu bei mir einziehen. So sei es.
die Früchte (Ergebnisse) unserer Arbeit miterleben. Vieles
entzieht sich aber unserem Blick. Vor kurzem haben wir so            Erhard Stahl

Journal 3/2021 · Diakoniegemeinschaft Stephansstift e.V.                                                                             3
Diakonal N - Gastfrei zu sein vergesst nicht; denn dadurch haben einige ohne ihr Wissen Engel beherbergt. (Hebr. 13,2)
Zum Geleit

    Liebe Schwestern, liebe Brüder,
    liebe Leserinnen und Leser!

                  In dem letzten Diakonal       im Konvent „Im Haus“ hier in Hanno-          Und auf einem Wege gehn.
                  hat unser Vorsitzender        ver konnten wir uns gerade wieder            Gut, dass wir nicht uns nur haben,
                  Henning Schulze-Drude         über ein richtiges Treffen freuen.           Dass der Kreis sich niemals schließt
                  unter dieser Rubrik ge-                                                    Und dass Gott, von dem wir reden,
                  schrieben: „Mein Wunsch       Aber Corona ist ja nun mal auch nicht        Hier in unsrer Mitte ist.
                  ist, dass nicht nur ich       das einzige Thema, dass unsere Schwe-
                  diese Rubrik fülle, son-      stern und Brüder bewegt. Freudiges,          Keiner, der nur immer jubelt;
    dern auch andere Vorstandsmitglieder,       Bewegendes und Trauriges hat sich            Keiner, der nur immer weint.
    denn wir verstehen uns als Team.“           ereignet und ist (mit-) geteilt worden.      Oft schon hat uns Gott in unsrer
                                                                                             Freude, unsrem Schmerz vereint.
    So sitze jetzt ich hier und schreibe        Manchmal wundere ich mich darüber,           Keiner trägt nur immer andre;
    „Zum Geleit“.                               dass die „ganz normalen“ Krankheiten         Keiner ist nur immer Last.
                                                immer noch existieren (und nicht jede        Jedem wurde schon geholfen;
    Während der Termin des Redaktions-          Erkältung gleich ein Zeichen von Coro-       Jeder hat schon angefasst.
    schlusses immer näher rückt, bereiten       na ist).
    die Mitglieder des Vorstandes sich auf                                                   Keiner ist nur immer schwach,
    die erste Klausurtagung vor. Ja, wir kön-   Und so ist es gut, dass viele von uns        Und keiner hat für alles Kraft.
    nen wieder eine Klausurtagung durch-        Kontakt gehalten haben und sich ge-          Jeder kann mit Gottes Gaben das tun,
    führen. Darüber freuen wir uns sehr!        genseitig unterstützen konnten.              Was kein anderer schafft.
                                                                                             Keiner, der noch alles braucht,
    Überhaupt hat Corona uns zwar im-           Oft fällt mir das Lied von Manfred           Und keiner, der schon alles hat.
    mer noch in den Fängen und wir alle         Siebald ein:                                 Jeder lebt von allen andern;
    müssen uns immer wieder neu darauf                                                       Jeder macht die andern satt.
    einstellen, was wie geht und wie wir        Gut, dass wir einander haben, gut,
    uns und unsere Mitmenschen schüt-           Dass wir einander sehn,                      Für mich ist das auch ein Lied über die
    zen können. Aber Vieles ist doch dank       Sorgen, Freuden, Kräfte teilen               Diakoniegemeinschaft. Gut zu wissen,
    der Impfung wieder möglich. Interes-        Und auf einem Wege gehn.                     dass ich nicht alleine bin, dass da eine
    santerweise muss zumindest ich mich         Gut, dass wir nicht uns nur haben,           Gemeinschaft ist.
    an manches auch erst wieder „rück-          Dass der Kreis sich niemals schließt
    gewöhnen“. Jetzt sollten wir darüber        Und dass Gott, von dem wir reden,            Und auch der neue Vorstand wird im-
    nachdenken, was wir aus dieser Zeit         Hier in unsrer Mitte ist.                    mer weiter zusammenrücken und sich
    lernen können, was wir beherzt über                                                      aufeinander einspielen. So eine Klau-
    Bord werfen werden und was wir viel-        Keiner, der nur immer redet;                 surtagung kann da gute Unterstüt-
    leicht auch behalten wollen.                Keiner, der nur immer hört.                  zung sein.
                                                Jedes Schweigen
    Zoom-Konferenzen (also per Video!)          Jedes Hören,                                 Jetzt gehen wir in die neue Vorweih-
    sparen Zeit für die An- und Abreise –       Jedes Wort hat seinen Wert.                  nachtszeit hinein.
    und damit natürlich auch Geld. Ande-        Keiner wider spricht nur immer,
    rerseits tut es auch gut, sich leibhaftig   Keiner passt sich immer an.                  Ich wünsche Euch und Ihnen eine ge-
    zu begegnen, ohne dass der Computer         Und wir lernen                               segnete Advents- und Weihnachtszeit!
    abstürzt oder das W-Lan-Netz zusam-         Wie man streiten
    menbricht.                                  Und sich dennoch lieben kann.                Bleiben Sie behütet und gesund!

    Zwischen diesen beiden Möglichkeiten        Gut, dass wir einander haben, gut,           Mit herzlichen Grüßen,
    haben inzwischen so manche Konven-          Dass wir einander sehn,                      Katharina Thiel
    te und Sitzungen stattgefunden. Auch        Sorgen, Freuden, Kräfte teilen

4                                                                                      Journal 3/2021 · Diakoniegemeinschaft Stephansstift e.V.
Diakonal N - Gastfrei zu sein vergesst nicht; denn dadurch haben einige ohne ihr Wissen Engel beherbergt. (Hebr. 13,2)
Aus der Gemeinschaft

Erste Vorstandsklausur
– ein Bericht

Zu einer ersten Klausur traf sich der neue Vorstand vom 15.
bis 17. Oktober im Hanns-Lilie-Haus in Hannover. Eine Vorbe-
sprechung mit dem Festlegen eines Programms hatte schon
Anfang Oktober per Zoom (Videokonferenz) stattgefunden.

Freitag, 15. Oktober:
Es begann am Abend mit einer intensiven Runde über die
Frage, was denn für die einzelnen Vorstandsmitglieder die
wichtigsten Themen und Aufgaben des Vorstandes in den
nächsten vier Jahren sind. Unter Anderem wurden dabei fol-
gende Stichworte genannt: attraktive Jahrestreffen, studen-
tisches Wohnen, berufspolitische Kompetenz, Konvente und
geistliche Nähe von Alt und Jung, studentische Nachfolge . . .

Danach wurde festgelegt, dass es im nächsten Jahr keine
neue Ausschreibung des ILSE & KARL-RIECK-PREISES geben
wird. Der Preis soll in Zukunft nur noch alle zwei Jahre ver-
geben werden, um durch ein erhöhtes Preisgeld die Attrak-
tivität zu steigern. Bei der nächsten Jahreskonferenz der DG
sollen die Preisträger dieses Jahres gewürdigt werden. Die
nächste Ausschreibung erfolgt dann 2023.

Der Rest des Abends war den „Regularien“ gewidmet. So
wurden die Termine des Vorstands vereinbart, eine weitere,
zweitägige „kleine Klausur“ für Februar avisiert und der Ter-
min des Leitungsteamtreffens für Samstag, dem 17. Septem-        zu hoffen, dass sich die Landeskirche an Projekten, die die
ber 2022 festgelegt.                                             DG satzungsmäßig durchführen will, mit zu beantragenden
                                                                 Sonderzuschüssen beteiligt. Henning Schulze-Drude wird
Samstag, 16. Oktober:                                            diesbezüglich noch einmal Kontakt mit der Landeskirche
Der Vormittag stand ganz im Zeichen der Finanzen. Per            aufnehmen.
Zoomkonferenz wurden unser Steuerberater Klaus Denker
und unsere Buchhalterin Hanna Dahle mit in die Runde             In diesem Zusammenhang berichtet er auch davon, dass es
genommen. Für die neuen Vorstandsmitglieder waren na-            in nächster Zeit wieder ein Gespräch mit der Dachstiftung
türlich viele Informationen in den Finanzfragen neu. Da-         bezüglich der Aktualisierung der seit 2010 bestehenden
her war diese Runde mit den beiden Fachleuten sehr auf-          Vereinbarung über eine Zuwendung an die DG geben wird.
schlussreich. Herr Denker betonte noch einmal, dass es in        Magret Marten und Henning Schulze-Drude werden seitens
den Finanzen der DG keine ausgewiesene Kostenposition            der DG an diesem Gespräch teilnehmen. Pastor Friedhelm
gibt, in der objektiv falsch gewirtschaftet wurde. Im Hinblick   Feldkamp (Direktor der Theologischen Unternehmensent-
auf die kontinuierlich schwindenden Einnahmen muss al-           wicklung) wird seitens der Dachstiftung dabei sein. Gegen-
lerdings weiterhin beurteilt werden, welche Ausgaben not-        stand des Gespräches wird unter anderem sein, herauszu-
wendig sind und welche nicht? Die Vorstandsmitglieder wa-        finden, welche Möglichkeiten die DG in den nächsten drei
ren sich darin einig, dass die Finanzen der DG bei Frau Dahle    Jahren hat, im Sinne der traditionell bestehenden Koopera-
und Herrn Denker in guten Händen sind.                           tion, für die Dachstiftung tätig zu werden.

Bedenklich ist allerdings, dass die Landeskirche den finanzi-    Danach stellte Christine Oppermann-Zapf anhand einer
ellen Zuschuss für die DG ab dem Jahr 2022 einstellt. Es ist     Vorlage die aktuellen Zahlen und Fakten zur Mitglieder-

Journal 3/2021 · Diakoniegemeinschaft Stephansstift e.V.                                                                       5
Diakonal N - Gastfrei zu sein vergesst nicht; denn dadurch haben einige ohne ihr Wissen Engel beherbergt. (Hebr. 13,2)
Aus der Gemeinschaft

    entwicklung vor. Roger Walter ergänzte dies durch ein Dia-       Sonntag, 17. Oktober:
    gramm zur aktuellen Altersstruktur in der Diakoniegemein-        Der Vorstand diskutiert verschiedene Ideen zu einem Jah-
    schaft (siehe auf Seite 7). Es ergab sich daraus eine lebhafte   resthema 2022: Entsprechend der Interpretation der Jah-
    Diskussion mit ersten Überlegungen zu einer Verbesserung         reslosung 2022 und einer thematischen Verbindung zu He-
    der Mitgliederstruktur, die nun konkretisiert und auf ihre       bräer 13,2 hat sich der Vorstand einstimmig für das Jahres-
    Praktikabilität geprüft werden müssen.                           thema „Engel beherbergen“ entschieden. Das Thema soll im
                                                                     Jahr 2022 fortlaufend weiter bedacht werden (z. B. Diakonal,
    Pastorin Kristina Wollnik-Hagen (von der Dachstiftung be-        Thementag, Konvente).
    nanntes Mitglied im Vorstand der DG) und Christine Opper-
    mann-Zapf stellten danach erste Überlegungen zur Zusam-          Darüber hinaus wurde eine Reihe weiterer Themen ange-
    menarbeit zwischen DG und Diakonie-Kolleg vor.                   sprochen, die hier stichwortartig aufgeführt werden:
                                                                     • Der Satzungsausschuss soll im nächsten Jahr seine Arbeit
    Der Vorstand unterstützt diesen Weg der Kontaktaufnahme            wieder aufnehmen.
    bezüglich einer Zusammenarbeit mit dem Diakonie-Kolleg           • Es wird angestrebt, zum Jahrestreffen 2022 ein neues Mit-
    und beschloss, einen Arbeitskreis für die Ausarbeitung der         gliederverzeichnis zu erstellen. Dabei muss ausgelotet
    konkreten Veranstaltungen zur Zusammenarbeit zwischen              werden, ob das bis dahin zeitlich leistbar ist.
    DG und Diakonie-Kolleg zu bilden.                                • Zur Frage, welche Konvente noch aktiv sind schloss sich
                                                                       ein Check mithilfe des Mitgliederverzeichnisses an. Fazit:
    Eine wichtige Aufgabe der DG ist der Kontakt zur Fakultät          viele Konvente sind inzwischen inaktiv.
    V der Hochschule Hannover. Tom Weber zeichnet für diese          • Henning Schulze-Drude schlägt vor, einen regelmäßigen
    Kontakte verantwortlich und berichtete über die Aktivitä-          Newsletter per Mail zu versenden. Er will das Thema wei-
    ten in diesem Bereich. Die Studentischen Vertreterinnen er-        ter konkretisieren.
    gänzten diesen Punkt. Der Vorstand ist sich darin einig, dass    • Der Mietvertrag mit der Dachstiftung läuft im Dezember
    dieser Kontakt ein wichtiger Baustein für die Begegnungen          2024 aus. Eine Neuverhandlung wurde vertraglich für
    mit den Studierenden und somit auch zur Mitgliedergewin-           Herbst 2022 festgelegt. Es müssen sehr rechtzeitig Ver-
    nung ist.                                                          handlungen geführt und ein neuer Mietvertrag verein-
                                                                       bart werden.
    Die Homepage der DG ist zurzeit statisch. Sie enthält grund-
    sätzliche Informationen, aber keine aktuellen Beiträge. Der      Die Anwesenden teilten abschließend kurz ihre Eindrücke
    Vorstand würde es begrüßen, wenn die Homepage aktuel-            über die Vorstandsklausur mit und gingen mit einer guten
    ler gestaltet werden könnte. Diese Arbeit ist aber von den       Grundstimmung in den angebrochenen Sonntag und an
    Hauptamtlichen nicht zusätzlich leistbar. Daher hat der Vor-     die weitere Arbeit. Mit einem gemeinsamen Mittagessen
    stand beschlossen, nach einer geeigneten Person zu suchen,       endete die Vorstandsklausur.
    die diese Aufgabe ehrenamtlich wahrnehmen könnte. Nä-
    heres dazu steht in der Anzeige auf Seite 8.                     Henning Schulze-Drude

                                     koniegemeinsch
                                 Dia                aft
                                                                             Vieles ist möglich

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Diakonal N - Gastfrei zu sein vergesst nicht; denn dadurch haben einige ohne ihr Wissen Engel beherbergt. (Hebr. 13,2)
Ü80 J.:
                                                                                                                                                                               14%
                                                                                                                                                                                       31-50 J.                        Ü80 J.:
                                                                                                                                 25%                                                                             U3125%
                                                                                                                                                                                                                      J.                                                    U
                                                                                                                                                                                       51-65 J.                                                                             3
                                                                                                                                                                                                                 31-50 J.
                                                                                                                                                                                       65-70 J.                                    Aus der Gemeinschaft
                                                                                                                                                                                                                                                                            5
                                                                                                                                                           51-65 J.:                                             51-65 J.
                                                                                           71-80 J. :                                                        33%
                                                                                             22%                                                                                       71-80 J.                  65-70 J.                                   51-65 J.:       6
                                                                                                                                                                                       51-65 J.:
                                                                                                                                                                                                                 71-80 J. :                                   33%
                                                                                                                          71-80 J. :
                                                                                                                            22% J.:
                                                                                                                                                                                       Ü80 J.
                                                                                                                                                                                         33%
                                                                                                                                                                                                                 71-80
                                                                                                                                                                                                                   22%        J.                                            7
                                                                                                                          65-70
                                                                                                                                5%
                                                                                                                                                                                                                 Ü80 J.                                                     Ü
                                                                                                                                                     65-70 J.:                                                                            65-70 J.:
                                          Thema Mitgliederstruktur und -entwicklung: Vorlage Vorstands-Klausur 16.10.2021                              5%                                                                                   5%

                                                                                           Vorlage OZ 16.10.2021
                                             Abnahme der Mitglieder im Zeitraum von 20
                                                 Altersstruktur DG 2021
                                                                Jahren
                                                            Abnahme
                                                                        in Prozent                    Abnahme der Mitglieder im Zeitraum von 20
                                                                      der Mitglieder im Zeitraum von 20
                                                                       U31 J.:
                                40                                      1%                                             Jahren                                                                                  Jahren
                                35          Die 1 entspricht dem
                                                             40 Jahr 2002 31-50 J.:                                                                    40
                                30          Die 20 entsprechend 2021        14%                                                                        35          Die 1 entspricht dem Jahr 2002
                                             Ü80 J.:              35           Die 1 entspricht dem Jahr 2002
                                                                                                                                                                   Die 20 entsprechend 2021
                                25            25%                 30           Die 20 entsprechend 2021                             U31 J.             30

                                20                                25                                                                                   25
                                                                                                                                    31-50 J.           20
                                15                                20
                                10                                15                                                                51-65 J.           15

                                                                  10                                                                                   10
                                  5
                                                                   5                 51-65 J.:                      5               65-70 J.
                                  0
                                      71-80 J. :                                       33%                          0
                                        1 2 3           4       5 60 7 8 9 10 11 12 13 14 15 1671-80 17 18 J. 19 20
                                        22%
                                                                       1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 1 18 2 19 3 20 4                                                      5   6       7   8       9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20
                                                                       verstorben ausgetreten
                                                                                         verstorben Ü80    J.
                                                                                                    ausgetreten                                                                                    verstorben           ausgetreten
                                                                  65-70 J.:
                                                                    5%

                 PROGNOSE BEIPROGNOSE
                                  WEGFALL BEI
                                            VONWEGFALL VON                                                                                                   PROGNOSE      BEI WEGFALL VON
                                                                                                                                                             Entwicklung Mitgliedsbeiträge
                                                                                                                                                                            Entwicklung Mitgliedsbeiträge                                                    Entwicklung M
                         14  MITGL.  P. A.
nahme der Mitglieder im Zeitraum von 20 14 MITGL.     P. A. dem Jahr 2021
                                           Die 1 entspricht                                                                                                           14  MITGL.     P. A.
                                                                                                                                                                2017 68.111,40 € zum Vorja hr Die 1 entspricht dem Jahr 2021                                     2017   68.111
                                                                                                                        Die 1 entspricht dem Jahr 2021          2017 68.111,40 € zum Vorja hr
                                                                                                     Die 20 entsprechendDie
                                                                                                                         2030                                                     Die 20 entsprechend 2030
                                  Jahren                                                                                    20 entsprechend 20302018 66.857,15 €2018
                                                                                                                                                                  - 1.254,25 € € - 1.254,25 €
                                                                                                                                                                        66.857,15                                                                                2018   66.857
                                                                                                                                                             339
                                      339

                                                                                                                                                                         325
                                                                       339
                                                325

                                                                                                                                                                                 311
                                                                                  283325

                                                                                                                                                                                                                                                                 2019   64.915
                                                        311

                                                                                                                                                                    2019       64.915,65 €2019
                                                                                                                                                                                            - 1.941,50 € € - 1.941,50 €
                                                                                                                                                                                           297
                                                                                            269311

                                                                                                                                                                                                  64.915,65
                                                                   297

                                                                                                                                                                                                       283
                                                                                                        255297

                                                                                                                                                                                                                  269
                                                                                                                 241283

                                                                                                                                                                                                                            255
                                                                                                                           269

                                                                                                                                                                                                                                                                 2020   62.154

                                                                                                                                                                                                                                   241
                                                                                                                                      255

                                                                                                                                                                    2020       62.154,90 €2020
                                                                                                                                                                                            - 2.760,75 € € - 2.760,75 €
                                                                                                                                                                                                  62.154,90

                                                                                                                                                                                                                                            227
                                                                                                                                               241

ntspricht dem Jahr 2002
                                                                                                                            227

                                                                                                                                                                                                                                                      213
                                                                                                                                                       227
                                                                                                                                       213

                                                                                                                                                                   213

                                                                                                                                                                                                                                                              ca 2021   60.448
entsprechend 2021                                                                                                                                             ca 2021          60.448,40
                                                                                                                                                                                      ca €2021
                                                                                                                                                                                            - 1.706,50 € € - 1.706,50 €
                                                                                                                                                                                                  60.448,40

                                                                                                                                                             1           2       3             4           5       6          7       8     9         10
                                                                           1        2         3          4        5         6          7       8       9           10
                                      1          2          3          4           5         6           7         8            9         10

3   4       5   6       7   8     9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20

                        verstorben            ausgetreten

                        . . . noch zum Jahresthema . . .
NOSE BEI Wenn
          WEGFALL    VONwie der Vorstand bei seiner letzten Klausur sowohl das Wort „Engel“ als auch „beherbergen“ im Laufe
                man sich,                              Entwicklung Mitgliedsbeiträge
 14 MITGL.   P. A.
         im Oktober, mit
                    Die     der Frage
                        1 entspricht dem nach   einem Jahresthema
                                         Jahr 2021                     befasst,
                                                           2017 68.111,40 € zum Vorjades
                                                                                       hr Jahres mal inhaltlich „ausleuchten“ kann: Was bedeutet
                    Die 20 entsprechend 2030
         gibt es ganz verschiedene Herangehensweisen.              Nach€ ein-
                                                           2018 66.857,15
                                                                                       eigentlich „Engel“ und „beherbergen“ für die Diakoniege-
                                                                            - 1.254,25 €
    311

                                                           2019 64.915,65 € - 1.941,50 €
         gangs gesammelten Vorschlägen kristallisierte            sich dieses meinschaft und für mich persönlich? Im Laufe dieser Klau-
                297

                            283

                                       269

                                                  255

                                                           2020 62.154,90 € - 2.760,75 €
                                                            241

         Mal bald heraus, dass „Gastfreundschaft“,        „offen für andere“ €
                                                        ca 2021 60.448,40 € - 1.706,50 surtagung   wurde auch deutlich, dass „Engel beherbergen“
                                                                       227

                                                                                  213

         in diesem Jahr mit hineinspielen sollten.                                     auch bedeutet, Menschen ein Zuhause zu bieten.

                        Das geschah auch unter dem Einfluss der Jahreslosung für                                                                     Ein Zuhause ist die Diakoniegemeinschaft noch für viele,
                        2022: „Wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinaussto-                                                                      auch wenn die Mitgliederzahlen stetig sinken. Wir wollen
        3           4       5     6    7     8    9    10
                        ßen“ (Joh 6, 37). Im Laufe des weiteren Gesprächs kamen wir                                                                  daran arbeiten, dass die Diakoniegemeinschaft auch in Zu-
                        dann schließlich bei einem Vers aus dem Hebräerbrief an, in                                                                  kunft ein Zuhause für viele bleiben und werden kann. So ist
                        dem zu Gastfreundschaft aufgerufen wird: „Gastfrei zu sein                                                                   das Jahresthema „Engel beherbergen“ eine Beschreibung
                        vergesst nicht, denn dadurch haben einige ohne ihr Wissen                                                                    der Gegenwart und Auftrag für die Zukunft der Diakonie-
                        Engel beherbergt“ (Hebr. 13, 3). Letztlich war es wohl die Mög-                                                              gemeinschaft. Öffnen wir unsere Türen wie vor Corona und
                        lichkeit, „Gastfreundschaft“ auch als „Engel beherbergen“                                                                    schauen wir mal, was für Überraschungen auf uns warten.
                        beschreiben zu können, die zum Jahresthema „Engel beher-
                        bergen“ geführt hat. Spannend dabei ist, dass man hierbei                                                                    Steffen Eismann

                        Journal 3/2021 · Diakoniegemeinschaft Stephansstift e.V.                                                                                                                                                                                        7
Diakonal N - Gastfrei zu sein vergesst nicht; denn dadurch haben einige ohne ihr Wissen Engel beherbergt. (Hebr. 13,2)
Aus der Gemeinschaft

                                        Treffen der Konventsleitungen
                                          Bericht des Beauftragten

    Am 28. August 2021 trafen sich die Lei-       schwister aneinander denken und             menkünfte der Konvente durchgeführt
    tungen und Sprecher der Konvente,             einander vermissen, aber auch, um           werden konnten: Es ist endlich wieder
    um sich über ihre Situation auszutau-         Mut zu machen. Texte zum Nachden-           möglich, sich geimpft wieder direkt zu
    schen, aber auch, um den neuen Vor-           ken, kleine Basteleien oder Aufgaben        sehen, auszutauschen, zu lachen und
    sitzenden und seine Stellvertreterin          befanden sich in diesen Briefen. Aber       Schweres zu teilen. Eineinhalb Jahre
    kennenzulernen.                               die Geschwister bemühten sich auch,         haben wir darauf gewartet, jetzt darf
                                                  mit dem Telefon Kontakt untereinan-         es wieder sein. Wir freuen uns sehr!
    2020 hat sich diese Runde nicht zu-           der zu halten. Der Vorstand und der
    sammenfinden können und es war                Beauftragte haben dem Aufwand und           Tom Weber
    spannend zu hören, wie die Brüder             den Bemühungen der Geschwister in
    und Schwestern die anderthalb Jahre           den Konventsleitungen großen Respekt
    der Pandemie erlebt und gestaltet ha-         gezollt und haben für die Gemeinschaft
    ben. Persönliche Treffen der Konvente         ein großes Dankeschön ausgesprochen.
    waren nicht möglich. Vielfach haben
    die Leitungen Briefe in die Konvente          Das Treffen fand zu einer Zeit statt, an
    gesendet um zu zeigen, dass wir Ge-           denen schon Planungen für Zusam-

    Webmaster gesucht !
           Diakoniegemeinschaft                                                                    Startseite   Vorstand   Geschäftsstelle   Kontakt
           Stephansstift e.V.

                                                  Der Vorstand der Diakoniegemeinschaft sucht für ihre Internetseite eine
                                                  oder einen ehrenamtlichen Webmaster.

                                                  Ziel ist es, die Internetseite aktueller zu gestalten und dort Nachrichten und
                                                  Themen zeitnah zu veröffentlichen. Der geschätzte Zeitaufwand beträgt ca.
                                                  2 Stunden wöchentlich.

                                                  Der Vorstand verspricht, das nötige „Futter“ für die Webseite zu liefern.
                                                  Der eigenen Kreativität sind aber auch keine Grenzen gesetzt.

                                                  Wer Interesse und schon ein wenig Erfahrung hat,
                                                  melde sich bitte in der Geschäftsstelle (0511 / 5353 300)
                                                  oder bei Henning Schulze-Drude (0170 / 317 45 36).

           Für Studierende         Für                           Unser Journal           ILSE & KARL-RIECK-                      Links
                                   Berufsanfänger*innen            Diakonal                     PREIS

8                                                                                       Journal 3/2021 · Diakoniegemeinschaft Stephansstift e.V.
Diakonal N - Gastfrei zu sein vergesst nicht; denn dadurch haben einige ohne ihr Wissen Engel beherbergt. (Hebr. 13,2)
Aus der Gemeinschaft

„Welle 2.0 – Raus ins weite Mehr!“–
Verkündigungsberufe 2030 Bericht des Beauftragten

Wie gestalten wir Kirche in der Zu-
kunft? Wie können wir beruflich fit
und reif sein, diese Aufgabe, diese
Herausforderung zu bestehen? Diese
Fragen stellten sich Pastorinnen und
Pastoren in unserer Landeskirche und
luden (bereits) im Mai 2018 zu einer
Open-Space-Veranstaltung ins Michae-
liskloster in Hildesheim ein. Unter dem
Motto „Pfarrberuf 2030 – Wir reiten die
Welle“ kamen 200 Theologinnen und
Theologen zusammen. Es folgte 2019
eine Tagung in Loccum, an der auch ich
als Exot, als Diakon teilnahm, und es
wurde erkannt, dass es nicht nur einer
Vergewisserung im Pfarrberuf bedarf,
um die Kirche fit für die Zukunft zu ma-
chen. So sollen zum 7. bis 9. Juni 2022
nicht nur Theologinnen und Theologen,
sondern auch Kirchenmusiker:innen
und Diakon:innen zusammenfinden
und sich auch miteinander austau-
schen, was sie für die Zukunft der Kir-
che benötigen. Nun könnte angemerkt
werden, dass in der Kirche ja noch
mehr Menschen arbeiten: Pfarrsekre-
täre und -Sekretärinnen, Küster:innen,
Sozialarbeiter:innen und viele, viele
Ehrenamtliche. Schritt für Schritt. Die
Pastorinnen und Pastoren weiten Ihren
Horizont, wir kommen miteinander ins
Gespräch und schauen, wie wir diesen
Prozess gestalten können.

Vom 12. bis 13. Oktober trafen sich 26
Pastorinnen und Pastoren und Diako-
ninnen und Diakone und ein Kirchen-
musiker, um die nächste Tagung im
Juni 2022 in Osnabrück vorzubereiten.               Vom 7. bis 9. Juni 2022 findet in Osnabrück die große Welle 2.0 – Tagung
                                                    mit Diakon*innen, Kirchenmusiker*innen und Pastor*innen statt. Rund
Treffen wir uns im Juni 2022 in Osna-
brück? Ich denke, wir können viele ver-             200 Personen werden erwartet. Wir hoffen auf eine große Beteiligung
schiedene Gaben und viele verschie-                 unserer Berufsgruppe, um über die Zukunft der Verkündigungsberufe
dene Gedanken einbringen. Lassen Sie
uns Zukunft gestalten.                              ins Gespräch zu kommen. Anmeldungen sind ab Anfang des kommen-
                                                    den Jahres möglich. Also: Termin schon mal vormerken!
Tom Weber

Journal 3/2021 · Diakoniegemeinschaft Stephansstift e.V.                                                                       9
Diakonal N - Gastfrei zu sein vergesst nicht; denn dadurch haben einige ohne ihr Wissen Engel beherbergt. (Hebr. 13,2)
Aus der Gemeinschaft

                Engelbegegnungen
                                                                                             Ja natürlich gibt es Begegnungen oder
                                                                                             gar Beherbergungen, die sich erst viel
                                                                                             später als segensreich, stimmig und
                                                                                             ungemein wirkungsvoll herausstel-
                                                                                             len, deren Sinn sich mir erst lange Zeit
                                                                                             später erschließt, mich aufrüttelt oder
                                                                                             besänftigt. Begegnen und beherber-
                                                                                             gen heißt also immer: offen sein für
                                                                                             anderes, Türen und Fenster durchlässig
                                                                                             zu gestalten, Grenzen und Zäune zu
                                                                                             hinterfragen, sich auf Neues, vielleicht
                                                                                             Unerwartetes einzulassen – also das
                                                                                             Andere oder den Anderen zu würdigen.
                                                                                             Was mir ja zuweilen auch richtig Mühe
                                                                                             macht! In diesem Sinne hat Beher-
                                                                                             bergen oder Begegnen immer etwas
                                                                                             Tröstliches, etwas Bewegendes, etwas
                                                                                             Weiterführendes, etwas Engelhaftes,
                                                                                             etwas zu tun mit den Angeboten von
                                                                                             Christus an mich. Oder sollte ich lieber
                                                                                             sagen und auch für mich beanspru-
                                                                                             chen, – wer zu mir kommt, den werde
                                                                                             ich nicht zurückweisen (frei nach der
                                                                                             Jahreslosung für 2022).

     Engelbegegnung                              weiß, bunt – das scheint für einen En-      Auf meiner Wanderung merke ich: das
                                                 gel nicht wichtig zu sein. Er ist immer     wünsche ich mir und anderen und viel-
     Auf einem herbstlich-winterlichen           in meiner Nähe, ja sogar ohne Abstand       leicht trägt mein Engel dazu bei. Dann
     Spaziergang in meinem Lieblingswan-         mit mir verbunden. Vermutlich sehe          hat mich die Frohe Botschaft erreicht
     dertal fiel mir das neue Jahresmotto        oder höre ich ihn gar nicht, ob ich ihn     und der Engel hat wieder die Hände
     für 2022 ein, das der Vorstand der Dia-     spüre bleibt mir unklar. Aber er ist da,    frei.
     koniegemeinschaft ja in diesen Tagen        bewegt sich mit mir, erlebt das Gleiche,
     entwickelt hat – Engel beherbergen.         wie ich, sieht meine Welt und meine         Ich bin gespannt, was sich der Künstler
                                                 Momente, sieht durch meine Augen,           in der nächsten Saison einfallen lässt.
     Ein regional sehr bekannter Künstler,       ist nur da, wo ich auch bin.
     der seine wechselnden großen Holz-                                                      Gerhard Dahle
     werke stets an den beliebtesten Wan-        Ja, mein Engel wirft sogar einen grö-
     derwegen in diesem Tal ausstellt, hatte     ßeren und längeren Schatten als ich
     ein ähnliches Thema gewählt Engeln          und verdeckt dabei meine Ecken und
     begegnen. Mein Blick und meine Auf-         Kanten, vielleicht auch meine Zweifel,
     merksamkeit blieben an der Skulptur         mein Unzufrieden-sein, mein Zögern
     hängen (Foto).                              oder Verdrängen, jedenfalls meine
                                                 nicht so netten „Begegnungsseiten“.
     Meine Gedanken dazu entwickelten            Denn beherbergen, wie in dem Motto
     sich: Egal, wer ich bin, wo ich mich auf-   der DG, heißt ja wohl auch, sich vorher
     halte oder lebe, wie ich bin, schwarz,      zu begegnen. Oder nicht?

10                                                                                    Journal 2/2021 · Diakoniegemeinschaft Stephansstift e.V.
Aus der Gemeinschaft

              Engelbegegnungen
Eine Adventsfahrt                                   mag, das helle Licht leuchtet schon. Es           Wisst ihr noch, wie’s
                                                    scheint auf alles, was wir in der Ad-
                                                    ventszeit mit uns tragen mögen. Alles             letztes Jahr . . . alles so
Ein Freitag im Advent. Dieses Jahr tref-            wird etwas heller.                                ganz anders war ?
fen sich mein Bruder, seine Familie und
ich uns schon an einem Adventswo-
                                                    Die Nacht ist vorgedrungen,
chenende bei meinen Eltern.                                                                           Der Herbst hat endgültig Einzug gehal-
                                                    der Tag ist nicht mehr fern.                      ten. Es wird kälter und dunkler draußen.
Weihnachten selbst wird mein Bruder                 So sei nun Lob gesungen
mit seiner Familie bei sich zuhause                                                                   Die Inzidenzzahlen steigen wieder.
feiern. Nachmittags, vor meiner Ab-
                                                    dem hellen Morgenstern!
                                                                                                      Mitten in den Vorbereitungen auf die
fahrt, feiere ich erst noch eine Advent-            Auch wer zur Nacht geweinet,                      Advents-und Weihnachtszeit muss ich
sandacht in einem „meiner“ Senioren-                                                                  an die seltsamen Erfahrungen aus dem
                                                    der stimme froh mit ein.
heime, dann mache ich mich auf den                                                                    letzten Jahr, 2020, denken. Wegen ei-
Weg zu meinen Eltern. Es regnet ein                 Der Morgenstern bescheinet                        ner weltweiten Viruserkrankung durf-
bisschen.                                           auch deine Angst und Pein.                        te nicht gesungen werden – jedenfalls
                                                                                                      nicht in geschlossenen Räumen. Ae-
Gut gelaunt biege ich auf die Au-                                                                     rosole könnten sich so viel zu schnell
tobahn Richtung Hamburg ab. Die                                                                       verbreiten und so auch die Krankheit
Dämmerung ist schon längst herein-                                                                    weitertragen. Schade eigentlich. Sonst
gebrochen, bald wird es dunkel sein.                                                                  haben wir so gerne gesungen in den
Es liegen noch ungefähr zweieinhalb                                                                   Alten- und Pflegeheimen. Und jetzt
Stunden Autofahrt vor mir. Gedenk-                                                                    durften viele liebgewonnene Treffen
gottesdienste, Adventsfeiern in Senio-                                                                und Feiern nicht stattfinden. Manch-
renheimen spielen gerade keine Rolle                                                                  mal mussten sogar alle Bewohnerin-
mehr. Da ist nur noch die Vorfreude auf                                                               nen und Bewohner in den Zimmern
das Wochenende.                                                                                       bleiben. Besuche waren nur sehr ein-
                                                    Lauthals singend fahre ich weiter durch           geschränkt möglich. Noch war die Imp-
Ich freue mich jetzt schon auf die An-              die Abendstunden. Kilometer um Kilo-              fung in weiter Ferne . . . Die Stimmung
kunft. In die kühlen, dunklen Abend-                meter, Abfahrt für Abfahrt komme ich              erreichte immer neue Tiefpunkte. Da
stunden hinein wird warm und hell                   meinem Ziel näher. Schließlich biege              habe ich etwas Besonderes erlebt:
das Licht von zuhause aus den Fen-                  ich noch einmal ab, fahre um die letzte
stern scheinen. Und inmitten der Vor-               Kurve.                                            Irgendetwas war anders an diesem
freude hallt doch noch etwas aus der                                                                  trüben Morgen Ende November. Da –
Andacht im Seniorenheim nach:                       Kurz hinterm Ortsschild leuchtet es               da war es schon wieder: ein Ton. Ganz
                                                    endlich hell aus den Fenstern. Bis Weih-          leise, aber hell und klar drang er an
Dieses Lied von Jochen Klepper beglei-              nachten muss ich noch warten und                  mein Ohr. Seltsam. Ein neuer Tinnitus
tet mich seit meiner Studien-Zeit in                arbeiten – aber hier bin ich erstmal an-          vielleicht?
Bielefeld durch die Adventszeit – auch              gekommen und das Warten auf das Ad-
deshalb, weil eins unserer Studen-                  ventswochenende mit meiner Familie                Im Laufe des Tages vergaß ich diesen
tenwohnheime Jochen-Klepper-Haus                    hat ein Ende.                                     Ton. Die Adventszeit stand kurz bevor.
hieß. Der Text strahlt eine Zuversicht                                                                Vieles musste bedacht und vorberei-
und Vorfreude aus, die mich immer                   Steffen Eismann                                   tet werden. Aber schon am nächsten
wieder neu begeistert. Auch wenn es                                                                   Morgen war er wieder da. „Bing“ . . . Ei-
noch dunkel ist, ist das Licht schon zu             (Jochen Klepper, 1938: Die Nacht ist vorgedrun-   nige Tage später waren es schon 2 Töne.
erahnen. So finster die Nacht auch sein             gen, Evangelisches Gesangbuch Nr. 16)             „Bing Bing“ . . . Merkwürdig . . .

Journal 3/2021 · Diakoniegemeinschaft Stephansstift e.V.                                                                                          11
Aus der Gemeinschaft

                 Engelbegegnungen
     Die Tage vergingen. Inzwischen war es       Ganz verzaubert stand ich vor meinem           Gedankensplitter
     Advent geworden. Weihnachtseinkäu-          Adventskalender. Und dann breite-
     fe, Adventsfeiern in anderer Art, Got-      te sich eine große Freude in mir aus.
     tesdienste und ihre Vorbereitungen          Ja, es stimmte. Auch in diesem Jahr            Advent. Ankunft. Herzlich willkommen
     füllten die Tage aus. Jeden Tag ein neu-    ist wieder Weihnachten. Gott hat die           im neuen Semester. Herzlich Willkom-
     es Türchen im Adventskalender. Und          Menschen nicht vergessen und nicht             men in Göttingen! Herzlich willkom-
     jeden Morgen dieser Ton, zu dem sich        verlassen. Im Gegenteil: Er kommt als          men im Studium! Das neue Semester
     nach und nach immer mehr Töne dazu          Kind in unsere Welt und steht uns bei.         hat begonnen und die Stadt Göttingen
     gesellten                                   Auch in der Pandemie. Wir dürfen uns           ist wieder voll. Und das auch wortwört-
                                                 freuen! Denn:                                  lich. Die „Neuen“ strömen durch die
     In anderen Jahren wurde viel gesun-                                                        Straßen, raunen, werfen sich aufgeregt
     gen im Advent. Und das gemeinsame           2. Euch ist ein Kindlein heut geborn           und verstohlen Blicke zu. Laute Elektro-
     Singen hat uns Spaß gemacht. Die            von einer Jungfrau auserkorn,                  Musik dröhnt über den Campus und
     Laune wurde besser, wir fühlten uns         ein Kindelein so zart und fein,                durch die Innenstadt. Eine Gruppe
     miteinander verbunden, die Vorfreude        das soll eu’r Freud und Wonne sein.            prostet sich mit Abstand zu. Ein Plakat
     auf Weihnachten stieg. Aber in diesem                                                      verkündet die „O[rientierungs-] Phase
     Jahr war vieles anders. Irgendwie fehl-     3. Es ist der Herr Christ, unser Gott,         und wünscht einen guten Start in das
     te auch mir dieses gemeinsame Sin-          der will euch führn aus aller Not,             Studium. Leise hört man das Läuten
     gen. Aber da war jeden Morgen dieser        er will eu’r Heiland selber sein,              der Kirchenglocken, was sicher nicht so
     Ton, – oder eigentlich diese Töne, die in   von allen Sünden machen rein.                  viele bewusst wahrnehmen.
     wechselnden Kombinationen an mein
     Ohr drangen. Ich merkte, dass ich jeden     6. Des lasst uns alle fröhlich sein            Es fühlt sich ein bisschen komisch an
     Morgen schon auf diese Töne wartete.        und mit den Hirten gehn hinein,                nach dieser langen Zeit. Ich laufe zwi-
     Und ich wurde immer gespannter. Es          zu sehn, was Gott uns hat beschert,            schen den langen Gängen mit ihren
     kam mir vor, als wollten mich diese         mit seinem lieben Sohn verehrt.                zahllosen alten und neuen Büchern.
     Töne auf etwas vorbereiten.                                                                Trotz der Maske rieche ich den staubi-
                                                 8. Sei mir willkommen, edler Gast!             gen Duft von Papier, Druckerschwärze
     Und dann war es soweit: Weihnachten,        Den Sünder nicht verschmähet hast              und Bindeleim. Leise tuscheln zwei
     der 24. Dezember. An diesem Morgen          und kommst ins Elend her zu mir:               Personen im Stillarbeitsbereich mit-
     kein Ton. Schade. Aber dann, als ich das    wie soll ich immer danken dir?                 einander. Die Bibliothek ist trotz Zu-
     Türchen im Adventskalender aufmach-         (EG 24)                                        gangsbeschränkung voller und eine
     te, dann kamen ganz viele Töne. Und                                                        Art gemeinschaftlicher Geist weht in
     sie ergaben zusammen ein Lied:              Katharina Thiel                                den Gängen der Georgia-Augusta. Die
                                                                                                Mensa wurde wiedereröffnet. Das Le-
                                                                                                ben kehrt zurück auf den Campus. Ich
                                                                                                treffe Kommiliton*innen, die ich schon
                                                                                                fast zwei Jahre nicht gesehen habe,
                                                                                                sehe verschiedene neue Gesichter und
                                                                                                bei mancher Person wundere ich mich,
                                                                                                dass sie immer noch da ist.

                                                                                                Was das neue Semester bringen mag?
                                                                                                Vielleicht doch wieder mehr zwischen-
                                                                                                menschliches Licht? Mein Eindruck ist,
                                                                                                dass die Menschen zumindest gerade
                                                                                                mehr aufeinander achten.

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Aus der Gemeinschaft

                Engelbegegnungen
Meine Veranstaltungen werden trotz                  Engel im Überall und
eines Hybridsemesters erneut gesamt
online stattfinden. Es wird wohl für
                                                    Nirgendwo
mich ein weiteres Semester mit kleinen
Widrigkeiten wie schwarzen Kacheln,                 Geflügelte Wort-Gedanken und
Tonproblemen, Serverüberlastungen                   -Gefühle von Diakon Manfred Maria
oder meiner nicht so sicheren Inter-                Büsing – Hannover
netverbindung daheim. Onlinelehre
ist inzwischen allerdings auch Routine.             Engel im Advent. Jetzt haben sie wie-
Dennoch: Wieder Leben auf dem Cam-                  der Hochkonjunktur: Sie flattern durch
pus. Es wird spannend. Es fühlt sich ir-            die Werbung. Sind auf jedem Weih-
gendwie anders an. Es ist ein Semester-             nachtsmarkt käuflich und landen gern,
anfang voller freudiger Erwartungen:                meist mit Kerze in der Hand, in unse-
Hoffnung für die Vielen, die nach drei              ren Wohnzimmern. Und es gibt nichts,
Semestern zum ersten Mal richtig die                was es nicht gibt: Engelkekse – Engel-      Wo in einem sinkenden Boot auf dem
Universität betreten werden, die Er*Sies            karten – Engelmusik – Engelbücher –         Mittelmeer“? Vielleicht bleiben sie
und Studienortwechsler*innen, die                   Engelkerzen . . . In Holz, Porzellan oder   dann lieber einer Angel.egenheit fern.
neuen Mitarbeiter*innen und die alten               Metall. Öko – Bio – vegan und umwelt-       Oder – sie kommen völlig unerwartet
und neuen Studierenden und Lehren-                  freundlich. Engel Fairtrade.                und unerkannt daher. Es müssen nicht
den. Sie alle kommen, dank Impfung,                                                             Lichtgestalten mit Flügeln sein.
wieder an. Eine wirklich schöne Form                Und nun ja auch alle Jahre wieder ver-
des Advents, voller Ankunfts- Erwar-                stärktes Engelsaufkommen im kirch-          Ich ahne, dass Engelbilder, -worte, -ge-
tungs- oder Hoffnungsgedanken. Was                  lichen Raum. Jetzt zu Weihnachten           fühle . . . immer wieder neu buchsta-
er mir – gemäß unserem Jahresmotto –                nehmen auch die „Evangelischen“ die-        biert werden müssen. Sich auf einen
zuhause, vor dem Laptop mitbringt? Ich              se Wesen verstärkt in den Blick. Sonst,     Engel verlassen können - und - sich von
bin gespannt: Vieles ist möglich!                   wenn überhaupt, noch am Michae-             einem Engel verlassen fühlen liegen
                                                    listag am 29. September. Ansonsten          eng beieinander, zumindest scheinbar.
Sascha Weinkauf                                     eher Randerscheinung. Jetzt aber hän-       Das zeichnet Engel aber auch aus und
                                                    gen sie irgendwo mit im Krippenge-          machen sie schon zu etwas Besonde-
                                                    schehen herum. Mit etwas Glück ent-         rem und Außergewöhnlichen. Sie sind
                                                    decken wir in Ihnen eine bedeutsame         nicht menschlich verfügbar oder ver-
                                                    Funktion: Als Mittler zwischen Himmel       planbar. Der Einsatzplan wird an an-
                                                    und Erde, zwischen Mensch und Gott.         derer Stelle gemacht. Ich wünsche mir
                                                    Und ja wohl nicht nur am 24. Dezem-         und uns einen zarten und kräftigen
                                                    ber. Sondern an 365 Tagen rund um die       Engel – im Advent, zu Weihnachten
                                                    Uhr. Pannenhelfer – in Gelb und allen       und
                                                    Farben.                                     zu aller Zeit. Wahrscheinlich steht grad
                                                                                                eine*r neben mir . . .
                                                    Und ich selbst? Nun, ich habe ein so-
                                                    wohl ganz nahes, wie auch ziemlich          PS – Ich freue mich auf Resonanzen, Wider-
                                                    distanziertes Verhältnis zu den Engeln.     sprüche, Vertiefungen:
                                                    Mal erscheinen sie mir als „halbsei-        manfred.buesing@t-online.de
                                                    dene Gestalten“. Und ich möchte sie
                                                    dann gern fragen: „Wo wart ihr denn
                                                    mit Eurem Schutz und Beistand? Wo
                                                    in der Flutkatastrophe? Wo im Suizid?

Journal 3/2021 · Diakoniegemeinschaft Stephansstift e.V.                                                                                     13
Aus der Gemeinschaft

                Engelbegegnungen
                                              Und da waren sie dann, die sogenann-       die Kuh vielleicht ein Elefant – aber
                                              ten Rätsel. Ich konnte sie aus dem Ge-     die Weihnachtsgeschichte ohne das
                                              dränge heraus leicht sehen. Lächerlich     Christkind, nein, das konnte nicht sein.
                                              – bei den sieben Zwergen fehlte einer,     Ich musste meine Tante richtig am
                                              Rotkäppchen hatte eine blaue Strick-       Arm ziehen, damit sie ihren Schritten
                                              mütze auf, der Esel von Tischlein deck     Einhalt gebieten würde. Das musste
                                              dich war ein bunter Papagei, Hans im       ich ihr wirklich zeigen. Und dann sag-
                                              Glück schob ein Fahrrad, Rapunzel          te diese gestanden Dame mit einem
                                              blickte von einem Leuchtturm herun-        Gesichtsausdruck zwischen gutmütig
     Das Märchen von der                      ter und bei den Bremer Stadtmusi-          und geheimnisvoll zu mir: „Na, das ist
     Krippe . . . !                           kanten hatte sich eine Maus hinzuge-       doch das Rätsel – die Leute sollen mer-
                                              schummelt. Das sollten Rätsel sein? Ich    ken, was ihnen fehlt, wenn das Christ-
     Es ist schon Jahrzehnte her.             war ein bisschen empört, fand es aber      kind nicht da ist“ . . . Sprach‘s und schob
                                              dennoch wichtig, meine Erkenntnisse        mich weiter mit den Worten: „so und
     Meine geliebte Groß-Tante hatte mich     rasch meiner Tante mitzuteilen. Die tat    nun zu Karstadt“.
     zu einem weihnachtlichen Stadtbum-       etwas erstaunt, lobte aber meine tolle
     mel eingeladen.                          Beobachtungsgabe. Aber vielleicht war      Bis heute hat sich dieses Rätsel für
                                              es auch nur ihre zugewandte, warm-         mich nicht aufgelöst. Vielleicht waren
     Also fuhr ich als siebenjähriger Jun-    herzige Art, die dabei zum Ausdruck        ja von den Weihnachtsmarktorganisa-
     ge „vom Lande“ mit der Bundesbahn        kam – denn ich meinte damals tat-          toren nur sechs Märchen vorgesehen
     30 Kilometer zum Hauptbahnhof der        sächlich, dass sie diese Fehler noch gar   und diese Bethlehem-Szene gehörte
     Stadt. In meiner angespannten Vor-       nicht bemerkt hatte.                       gar nicht dazu? Auf der anderen Sei-
     freude starrte ich gebannt durch das                                                te, so ein dummer Fehler – die Krippe
     Abteilfenster nach draußen, denn ich     Im Gegensatz zu meiner Tante, die sich     ohne Christkind – das passte schon zu
     musste die Haltestationen der Bahn       nun mit mir nachdrücklich den weih-        den etwas „einfachen“ Fehlern der an-
     zählen, damit ich auch ja nicht das      nachtlichen Überraschungseinkäufen         deren Märchen – und überhaupt: die
     Aussteigen am Hauptbahnhof verpas-       widmen wollte, war für mich die Rät-       Weihnachtsgeschichte – ein Märchen?
     sen würde. Mit dem Lesen war es noch     selei aber noch nicht zu Ende. „Und wo
     nicht so üppig bei mir – aber ich wus-   geht’s weiter?“ wollte ich wissen. Für     Aber der etwas lapidare Satz meiner
     ste, wenn die ziegel-dunkelrote rück-    mich war klar, ein Märchen fehlte ja       Tante „die Leute sollen merken . . .“ –
     wertige Riesenfassade vom Continen-      noch – es waren erst sechs. Ihre Sprach-   also der Hinweis, Christus und seine
     tal-Werk vorbeigleiten würde, war der    losigkeit hat mich damals fast ein we-     Botschaft könnten auch vergessen
     nächste Halt mein Ziel.                  nig erschrocken. „Och – da kommt viel-     werden – dieser Satz prägt mich noch
                                              leicht noch eins“ raunte sie mir zu und    heute und sorgt dafür, dass ich die
     Wir trafen uns wie selbstverständlich    schob mich weiter. Und tatsächlich         Weihnachtsbotschaft für mich immer
     am verabredeten Ort auf dem Bahn-        – nach wenigen Metern, ganz in der         wieder neu aktualisiere.
     hofsvorplatz. Meine Tante, eine immer    Nähe des Kirchenportals, war noch ein
     gut gelaunte, stämmige, weltliche Frau   Märchen aufgebaut: Eine windschie-         Ich bekam übrigens als Geschenk, das
     mit klarer, wohlig-freundlicher Stimme   fe dunkle Hütte, darin eine Kuh und        ich bis Weihnachten „wieder schnell
     war für mich weit über hundert Jahre     ein alter Esel, ein Mann und eine Frau     vergessen sollte“, einen dunkelblauen
     alt, wusste immer, was zu tun war und    an einem Trog mit trockenem Stroh –        Anorak – so war das damals.
     dirigierte mich mit forschen Schritten   unverkennbar für mich: die Geburt in
     zielstrebig zum Weihnachtsmarkt. „Da     Bethlehem. Aber die Krippe war leer.       Gerhard Dahle
     sind sieben Märchenrätsel aufgebaut“     Das fand ich nun gar nicht witzig. Ich
     raunte sie mir geheimnisvoll zu „und     hätte mir vorstellen könne, dass Josef
     da kannst du was gewinnen!“              vielleicht ein Ritter gewesen wäre oder

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Aus der Gemeinschaft

                    Ilse Beichhold                         Gedanken zur
                Gottes Engel                               Jahreslosung 2022

                    Engel haben                            Liebe Schwester, liebe Bruder,
                    keine Flügel,                          das sind meine Gedanken zur Jahreslosung 2022
                 es sind Menschen
                  wie Du und ich,                          Aus dem Johannesevangelium Kapitel 6
                                                           32: Da sprach Jesus zu ihnen; wahrlich , wahrlich
                   aber sie haben                          ich sage euch : nicht Mose hat euch das Brot aus dem
                  in ihren Herzen                          Himmel gegeben; sondern mein Vater gibt euch das
                   Nächstenliebe                           wahre Brot aus dem Himmel.
                für Dich und mich.
                                                           33: Denn das Brot Gottes ist, welches aus dem Himmel
              Manchmal tragen sie                          herabkommt und der Welt Leben gibt.
                 grüne Kittel,
               helfen Traurigen                            35: Jesus sprach zu ihnen: Ich bin das Brot des Lebens,
                  in der Not,                              wer zu mir kommt, wird nicht hungern und wer an
                                                           mich glaubt, wird nimmermehr dürsten .
                 haben für jeden
                 helfende Hände,                           37 (Die Jahreslosung für 2022): Jesus Christus
                 brechen Kranken                           spricht: Wer zu mir kommt, den werde ich nicht
                 das tägliche Brot.                        abweisen“

              Manchmal schenken                            Die Verse 32, 33, 35, als Kontext der Jahreslosung
              sie in Bahnhofshallen
                                                           haben mir geholfen , sie für mich zu erschließen .
                 warmen Tee den
                                                           Jesus wird mich nicht abweisen , sondern annehmen
              Frierenden der Nacht,
                                                           mit meinen
                                                           Hoffnungen ,
              manchmal geben sie
                                                           Befürchtungen ,
                  Obdachlosen
                                                           Verunsicherungen ,
              eine warme Mahlzeit
                                                           Erwartungen
              und ein festes Dach.
                                                           an das Neue Jahr 2022
              Manchmal bringen sie
                                                           Jede Schwester, jeder Bruder kann
                tarurigen Seelen
                                                           - für sich antworten;
                aus ihren Gärten
                                                           - den Text bedenken und auf sich beziehen
               ein Blumenstrauß,
                                                           - für das Neue Jahr 2022, alleine oder gemeinsam,
             manchmal trocknen sie                         - und vielleicht zu Ostern , im Sommer, im Herbst
                  Kindertränen.                              und in der Adventszeit die Gedanken noch einmal
              Sie sind willkommen                            auf diese Worte richten
                 in jedem Haus.
                                                           Dazu ist es vielleicht hilfreich , sie am Anfang des
             Manchmal kann es sein,                        Jahres, aufzuschreiben
              dass aus ihrer Welt
              Dir ein Funken Liebe                         Ich wünsche euch ein gesegnetes Neues Jahr,
                in die Seele fällt.
                                                           euer Hartwig Laack

Journal 3/2021 · Diakoniegemeinschaft Stephansstift e.V.                                                                  15
Aus der Gemeinschaft

                                    Zukunft trifft Vergangenheit
     Auszug aus einer Unterhaltung zwischen Hartwig Laack               stifts. Allerdings keinen staatlich anerkannten. Und da ihm
     (Eintritt 30.09.1961) und mir, Jana Thiel (Eintritt 13.02.2014),   eine Zukunft in einer Kirchengemeinde wie eine Sackgasse
     im Haus der Diakoniegemeinschaft, Ende Oktober 2021.               erschien, studierte er Heilpädagogik, um dann im Stephans-
                                                                        stift in die Jugendarbeit zu gehen.

     Vor einigen Wochen klingelte mein Handy. Eine mir unbe-            Er störte sich sehr daran, dass die Jugendlichen verpflichtet
     kannte Burgdorfer Telefonnummer. Am anderen Ende der               waren am Religionsunterricht teilzunehmen. Unabhängig
     Leitung: Hartwig Laack. Hartwig ist in diesem Jahr 60 Jah-         von eigenem Glauben und Religiosität. Häufig gab es dann
     re Mitglied in der Diakoniegemeinschaft Stephansstift und          „sportlichen Religionsunterricht“. Er war, und ist noch, der
     wünschte sich zu diesem Anlass ein Gespräch über Vergan-           Auffassung, das soziale Arbeit nicht besser wird, nur weil
     genheit und Zukunft der Ausbildung, dem Beruf des Dia-             ein „evangelisch“ davorgesetzt wird. Zu den Konventen hielt
     kons, der Diakonin und dem Leben mit und in der Diakonie-          er zunächst immer eine gewisse Distanz, da sie ihm mit der
     gemeinschaft.                                                      Arbeit zu nahe waren.

     Und so verbrachten wir vor einigen Tagen einen gesprächi-          Nach einigen Jahren kam Hartwig als Seelsorger in den
     gen Vormittag im Haus der Diakoniegemeinschaft.                    Backhausenhof. Neben der Konfiarbeit wurde er Prädikant
                                                                        und verwaltete die Sakramente. Später ging es für ihn zu-
     Mit etwa 50 Jahren Abstand begaben wir uns auf unsere un-          rück nach Kleefeld, an die Heimvolkshochschule. Ein Teil die-
     terschiedlichen Wege in die Jugendarbeit.                          ser Zeit war er auch Vorsitzender der Diakoniegemeinschaft.
                                                                        Wichtige Wegbegleiter für Hartwig waren zum Beispiel Uli
     Hartwig begann zunächst mit einem Praktikum und wurde              Krause, der ihn auch immer zu seinen Geburtstagen anrief
     dann nach einer Weile in den Unterricht berufen. Bei eini-         oder Alfred Ladda, der so unwahrscheinlich handfest war.
     gen Brüdern konnte dies Jahre dauern. Nach 5 Jahren hatte
     er schließlich seinen Abschluss. Und wurde vom passiven            Zur selben Zeit wurde auch das heutige Haus der Diakonie-
     zum aktiven Mitglied in der Brüderschaft des Stephans-             gemeinschaft umgebaut und die DG verließ die Gebäude

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Aus der Gemeinschaft

der Heimvolkshochschule. Für meinen Bruder und mich war          Nachbemerkung:
genau diese Baustelle ein wunderbarer Kinderspielplatz
und Jahre später für eine Weile mein Zuhause. Wenn wir           Beide Geschwister dieses Gespräches haben anschließend
uns langweilten oder nicht mit auf die Baustelle sollten, ver-   darauf hingewiesen, dass es fast unmöglich erscheint diese
brachten wir oft Zeit mit Familie Wöltje.                        zwei-stündige Begegnung und den Gedankenaustausch in
                                                                 einem kurzen Bericht für das Diakonal widerzugeben. Ähnli-
Zu dieser Zeit kreuzten sich auch Hartwigs und meine Wege.       ches und Unterschiedliches schälten sich in dem Gespräch erst
Familie Laack lud alle Helfenden für ein Wochenende ein          nach und nach heraus. Beide empfanden deutlich, wie groß
und übernahm die Kinderbetreuung, damit die Eltern einen         die gesellschaftlichen Unterschiede, die Bedingungen der Aus-
gemeinsamen freien Abend hätten.                                 bildungslandschaft zwischen 1960 und 2020 und vor allem
                                                                 die aktuellen Arbeitsbedingungen sind. Umso erstaunlicher
In meinen ersten 9 Lebensjahren sind wir einige Male um-         sind die verbindenden „Anziehungs- und Bedeutungskräfte“,
gezogen. Was sich für mich nicht änderte war die Diakonie-       die die Diakoniegemeinschaft auch heute noch auf beide Ge-
gemeinschaft. Wir fuhren zu Jahrestreffen, Familienfreizei-      schwister hat.
ten, bekamen Besuch von Geschwistern. Irgendwie wollte
ich schon immer Teil dessen bleiben. Wusste schon lange,         Hartwig Laack hat eine lange Beschäftigungskarriere in und
dass ich einmal Mitglied werden würde. Diakonin werden           mit dem Stephansstift gelebt (siehe auch sein persönlicher
wollte ich jedoch sehr lange nicht. Ich machte zunächst          Beitrag in „VON ZEIT ZU ZEIT), war um das Jahre 2000 mit den
eine vierjährige Ausbildung zur Erzieherin, um dann soziale      damaligen vielen Veränderungen für die Diakoniegemein-
Arbeit zu studieren. Und da es nur ein Jahr länger dauert,       schaft Vorsitzender der Gemeinschaft und arbeitet seit vielen
wählte ich noch Religionspädagogik dazu. Nach weiteren           Jahren in der Redaktion des Diakonal mit.
vier Jahren ging es dann für mich ins Anerkennungsjahr
und anschließend zunächst in die Stephansstift ev. Jugend-       Jana Thiel, wie Sie gelesen haben – ein „Stephansstift-Kind“ –
hilfe gGmbH. Meinen Bachelor schrieb ich übrigens über die       war während ihres integrierten Studiums (SA – Rel.Päd.) an
Frage, ob sich diakonisches Handeln von anderem helfenden        der Hochschule Hannover zunächst studentische Vertreterin
Handeln unterscheidet.                                           und später als gewähltes Mitglied im Vorstand der Diako-
                                                                 niegemeinschaft bis 2021 tätig. Sie arbeitet zurzeit in einem
All die Jahre nahm ich an Konventstreffen und den studen-        Kirchenkreis südlich von Hannover mit dem Auftrag „Jugend-
tischen (später diakonischen) Abenden teil. Hier lernte ich      arbeit an anderen Orten“.
auch Menschen wie Jana Jäger, Sascha Weinkauf und Mitja
Mattutis kennen, die für mich die neue Generation der DG         Die Redaktion dankt beiden für diesen Kurzbericht und kann
abbildeten. 2014, zwischen meinen ersten beiden Semestern        sich vorstellen, dass auch andere „unterschiedliche“ Geschwi-
trat ich schließlich auch in die Diakoniegemeinschaft ein.       ster derart interessante Gespräche miteinander führen und
                                                                 dem Diakonal entsprechende Informationen zur Verfügung
Die Diakoniegemeinschaft bedeutete für mich immer, dass          stellen könnten. Das würde die Redaktion und sicher die
ich ein Zuhause habe, in dem ich angenommen werde und            Leserinnen und Leser sehr freuen.
willkommen bin. Egal wie und wo ich bin und wie lange ich
an diesem Ort bleibe. Für die Zukunft wünschen wir uns           Gerhard Dahle
beide, dass noch viele weitere Menschen ein Zuhause in der
Diakoniegemeinschaft finden können.

Wir hoffen, dass auch Mitarbeitende anderer Berufsgrup-
pen ihren Weg zu uns finden und die Gemeinschaft sich
auch für deren berufliche Belange einsetzen wird.

Jana Thiel

Journal 3/2021 · Diakoniegemeinschaft Stephansstift e.V.                                                                          17
Aus der Gemeinschaft

     Der Christus aus dem Ozean
     Eine Geschichte

     In jenem Jahre ertranken mehrere Schiffer von Saint-Valé-      Tüchtiges zu leisten vermochten. Aber was mich insbeson-
     ry auf offener See. Die Wellen spülten ihre Körper und die     dere freut, ist das: wenn Jesus Christus mit offenen Armen
     Überreste ihrer Boote an den Strand, und während neun          nach Saint-Valery kam, so tat er das, um die hart geprüfte
     Tagen sah man auf dem bergigen Pfad, der zur Kirche hoch-      Gemeinde zu segnen und ihr zu verkünden, dass er Mitleid
     führt, schlichte, von Männern getragene Särge, denen die       habe mit den armen Leuten, die beim Fischfang ihr Leben
     Witwen in ihren schwarzen Kapuzen folgten.                     aufs Spiel setzen. Er ist der Gott, der auf den Wassern wan-
                                                                    delte und die Netze des Cephas segnete.«
     Der Altfischer Johan Lenoel und sein Sohn wurden in dem
     großen Schiff der Kirche aufgebahrt, an dessen Gewölbe         Nachdem der Pfarrer den Christus in der Kirche auf dem
     sie einst ein Schiff mit vollständiger Takelage zu Ehren der   Altartuch hatte niederlegen lassen, begab er sich zu dem
     Mutter Gottes aufgehängt hatten. Es waren rechtschaffene       Tischlermeister der Gemeinde und bestellte ein schönes
     Leute gewesen, die ihren Gott fürchteten, und nachdem der      Kreuz aus Eichenholz. Als es fertig war, befestigte man den
     Pfarrer Truphème die Absolution erteilt hatte, sagte er mit    Heiland mit ganz neuen Nägeln darauf und hing das Kreuz
     tränenerfüllter Stimme:                                        oberhalb der Bank des Kirchenvorstandes auf.

     »Nie werden bravere Leute und bessere Christen, als Johan      Da sah man, dass seine Augen voll Barmherzigkeit waren
     Lenoel und sein Sohn es waren, in die heilige Erde gebettet    und gleichsam feucht von himmlischem Mitleid. �Einer der
     werden, um das Gericht des Allerhöchsten zu erwarten.«         Kirchenvorsteher, der bei der Aufstellung des Kruzifixes zu-
                                                                    gegen war, meinte zu sehen, dass Tränen über das göttliche
     Nicht nur viele Fischerboote mit ihrer Besatzung strande-      Antlitz rannen.
     ten in jener Zeit an der Küste, auch manch großes Fahrzeug
     wurde ein Opfer des Meeres, und es verging kein Tag, wo        Als der Pfarrer am nächsten Morgen mit dem Messknaben
     der Ozean nicht die Überreste eines Wrackes an den Strand      in die Kirche trat, war er sehr erstaunt, das Kreuz oberhalb
     spülte. So sahen mehrere Kinder, die in einem Boote ru-        der Bank des Kirchenvorstandes leer zu finden und den Hei-
     derten, eines Morgens ein Gesicht auf den Wellen. Es war       land auf dem Altartische liegend.
     ein Christus, in Lebensgröße aus Hartholz geschnitzt, mit
     fleischfarbenen Tönen angemalt, anscheinend ein Stück al-      Sobald er das Messopfer verrichtet hatte, ließ er den Tisch-
     ter Kunst. Der Heiland trieb mit ausgebreiteten Armen auf      lermeister kommen und fragte ihn, warum er den Christus
     den Wogen. Die Kinder zogen ihn an Bord und brachten ihn       vom Kreuze losgelöst habe. Aber der Tischler antwortete,
     nach Saint-Valery.                                             dass er ihn nicht berührt habe, und nachdem der Pfarrer
                                                                    noch den Küster und die Kirchenvorsteher befragt hatte, er-
     Seine Stirne war mit einer Dornenkrone umwunden, und           langte er die Gewissheit, dass niemand mehr nach der Auf-
     seine Hände und Füße waren durchbohrt, aber die Nägel          stellung des Kreuzes die Kirche betreten hatte.
     sowohl wie das Kreuz fehlten. Mit den ausgebreiteten, seg-
     nenden Armen erschien er so, wie Joseph von Arimathia und      Da kam er zu der Überzeugung, dass ein Wunder geschehen
     die heiligen Frauen ihn bei der Kreuzesabnahme gesehen         sei, und er sann lange darüber nach. Am darauffolgenden
     hatten.                                                        Sonntage sprach er darüber in der Predigt zu seinen Ge-
                                                                    meindekindern und forderte sie auf, durch milde Gaben zu
     Die Kinder übergaben ihn dem Pfarrer Truphème, der ihnen       der Herstellung eines Kreuzes beizutragen, das schöner sei
     sagte:                                                         als das erste und würdiger, den Erlöser der Welt zu tragen.

     »Dies Bildnis des Heilandes ist ein altes Werk, und derjeni-   Die armen Fischer von Saint-Valéry gaben so viel sie nur
     ge, der es geschaffen hat, ist gewiss längst gestorben. Wenn   konnten, und auch die Witwen brachten jede ihr Scherflein.
     auch die Händler von Amiens und Paris heute für 100 Francs     Es kam so reichlich zusammen, dass der Pfarrer Truphème
     und darüber wundervolle Statuen verkaufen, so muss man         alsbald nach Abbéville gehen konnte, um ein Kreuz aus
     doch anerkennen, dass die Arbeiter in früherer Zeit auch       blankem Ebenholz zu bestellen, das in goldenen Lettern die

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