Das Magazin für NEUGIERIGE - Wissenschaftsjahr 2020

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Das Magazin für NEUGIERIGE - Wissenschaftsjahr 2020
Wissenschaftsjahr 2020 ­– Bioökonomie                   AUSGABE
                                                                  #1   APRIL
                                                                               20
                                 Das Magazin   für NEUGIERIGE
Das Magazin für NEUGIERIGE - Wissenschaftsjahr 2020
INHALTSVERZEICHNIS

HALLO UND                                                                                                       Titelg
                                                                                                                      eschich
                                                                                                                              te
                                                                                                                           roben
                                                                                                                   Was Mik n
HEREINSPAZIERT,
                                                                                                            2      alles kön
                                                                                                                            ne

                                                                                                      Seite
in die Welt der Mikroben! Wo diese Welt zu
finden ist? Überall! Auf unserem Planeten
gibt es keinen Winkel, der nicht von mikro­
skopisch kleinen Lebewesen besiedelt
ist. Allein in und auf deinem Körper leben                                                                                                                   Interview
Billionen von Bakterien. Kein Grund, dich
zu schütteln – die Winzlinge tun dir nichts,                                                                                                                     Unter

                                                                                                                                        14
die allermeisten Mikroben sind für uns Men­
schen überaus nützlich. Mehr dazu liest du in                                                                                                                    unseren

                                                                                                                                   Seite
der Titelgeschichte ab Seite 2. Auf den Seiten                                                                                                                   Füßen
6 und 7 stellen sich sieben der Winzlinge
persönlich vor und zeigen, welch großartige
Talente in ihnen schlummern.

Außerdem im Heft: eine tiefgekühlte Tier­
mumie, die Wissenschaftlern Rätsel aufgibt.

                                                                                                                         16
Ein Bodenforscher, der im Interview verrät,
warum Regenwürmer seine Lieblingstiere
sind. Ein Rezept, mit dem du Bioplastik sel­
                                                                                                                     Seite

ber machen kannst. Und jede Menge weitere
spannende Geschichten, Bilder und Rätsel.                                                                             Rätsel                                               Selber machen
Viel Spaß beim Lesen und Entdecken!
                                                                                                                                   16
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                                                                                                                                                         Seite

Dein forscher-Team                                                                                                                                                          Bioplastik

 Impressum
HERAUSGEBER: Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), Projektteam Wissenschaftsjahr 2020 – Bioökonomie, 10117 Berlin IDEE, REDAKTION UND GESTALTUNG:
Büro Wissenschaftskommunikation/DLR PT, familie redlich AG Agentur für Marken und Kommunikation/KOMPAKTMEDIEN Agentur für Kommunikation GmbH REDAKTIONELLE KONZEPTION
UND UMSETZUNG: Magdalena Hamm, Susan Schädlich, WISSEN FÜR KINDER, mit Unterstützung von Anja Garms und Michael Stang BILDNACHWEISE: ARTIS Micropia (S3); BMBF/ Wissen-
schaftsjahr 2020 (S15); Bundesregierung/Laurence Chaperon (U3); Ed Yong (S2); ETH Zürich/Giulia Marthaler (S9); Gettyimages.de: AndreasReh (S3), Anton Petrus (S10–11), Jeremy Woodhouse
(S1, S12–13), Philip Hart/Stocktrek Images (S5), Radu Bighian/EyeEm (S4), RichLegg (S23), South_agency (S22), Steve Gschmeissner/SPL (S3), subjug (S3), Tambako the Jaguar (S10), YinYang
(S3); Maria Vasilieva/YSIA (S1, S10); istockphoto.com: narvikk (S23); NSO/NSF/AURA (S1, S8), Pete Allibone (S11), Rebecca Konte/Caltech (S9); Rijksmuseum Amsterdam (S4); Shutterstock.com:
Kaspri (S8–S9); Steffen Schlüter (S14); Stock.Adobe.com: Alekss (U2, S15), Aspi13 (S1, S22), chrupka (S10), dule964 (U2, S15), Eigens (S2–5), Elena (S19), Hanna (U1), ii-graphics (S22), kasheev
(S6–S7), kolesnikovserg (S19), Nabiev (S1), peony (S8), peterschreiber.media (S1, S23), Phil Weare (S14), Unclesam (S8), Zdenek Sasek (U2, S2), Андрій Пограничний/Andrij Pogranichnij (S18);
Theis Jensen (S9); Tim van der Loo/mifactori.de (S18–S19) ILLUSTRATION: Daniel Weniger Santillana (U1, U2, S1-7, U4); Cyprian Lothringer (S1, S20–21); Johannes Kretzschmar/blog.beetlebum.de
(S1, S24); Tom Eigenhufe (U2, S16–17) DRUCK: Bonifatius GmbH STAND: April 2020
Diese Publikation wird als Fachinformation des Bundesministeriums für Bildung und Forschung kostenlos herausgegeben. Sie ist nicht zum Verkauf bestimmt und darf nicht zur Wahlwerbung
politischer Parteien oder Gruppen eingesetzt werden.
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INHALTSVERZEICHNIS                        1

          Steckbriefe

      6   Superkleine

                                                                                                          8
          Superhelden
  Seite

                                                                                                                                ?

                                                                                                  Seite
                                Ganz
                                   Seite 12                                                       Stimmt's oder
                                                                                                  stimmt's nicht

                                                       t
                                                   bun
                                   schön

                                                                                                 10           Kleine Mumie
                                                                                             Seite

                   Infografik                                                                                 aus dem Eis

               20
           Seite

          Wie funk-                             6 Fragen, 6 Antworten

                                           22
          tioniert ein                                      Virus auf
          Bioreaktor?
                                                                                                                                       24
                                       Seite

                                                            Weltreise
                                                                                                                               Seite

                                                                                                                                       Comic

Entdeckst du die Forscherausrüstung?           Diese 12 Gegenstände sind im Heft versteckt. Kreuze hier an, welche du gefunden hast.
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                                                                                                  Unter der Lupe:
                                                                                                  Im Mikrobenzoo in Amsterdam
                                                                                                  kann man sich bunte Bakterien-
                                                                                                  kolonien ganz genau angucken.

      GROSSARTIGE                                                                       knapp 100 Billionen. Du bestehst also

       WINZLINGE
                                                                                        aus drei Mal mehr Mikrobenzellen als
                                                                                        aus menschlichen Zellen.

                                                                                        „Eigentlich sind wir mehr Mikrobe als
                                                                                        Mensch“, bestätigt Jasper Buikx. Er ist
          Mikroben sind die heimlichen Herrscher der Welt.                              Mikrobiologe und kennt sich bestens aus
                Und wir können sie für vieles nutzen.                                   mit unseren winzigen Mitbewohnern.
                                                                                        „Die meisten Leute denken, dass Bakte­
                                                                                        rien uns krank machen. Dabei könnten
Du bist nicht allein. Nie. Nicht einmal,    kann. Die bekannteste Gruppe der Mikro­     wir ohne sie gar nicht leben!“, erklärt
wenn du dich in dein Zimmer verkrochen      ben sind die Bakterien. Auch Mikroalgen,    Buikx. Zwar gibt es durchaus Mikroben,
und die Tür geschlossen hast, um ganz in    Mikropilze und ein paar weitere sonder­     die uns schaden, manche verursachen
Ruhe dieses Heft durchzublättern. Winzige   bare Lebewesen zählen dazu.                 zum Beispiel Karies, Durchfall oder auch
Mitbewohner sind überall um dich herum.                                                 schlimme Krankheiten wie Malaria. Die
Sogar auf und in deinem Körper: auf         Die meisten Mikroben bestehen nur aus       allermeisten sind aber richtig nützlich für
deinen Fingerkuppen, in deinen Wimpern      einer einzigen Zelle. Zum Vergleich: Dein   uns. Darmbakterien etwa helfen uns beim
und in deinem Magen und Darm.               Körper setzt sich auch aus Zellen zusam­    Verdauen. Ohne sie könnten wir nicht
                                            men, insgesamt aus etwa 30 Billionen.       genug Nährstoffe wie Vitamine aus unse­
Überall leben Mikroben. Das ist eine        Ausgeschrieben sieht diese Zahl so aus:     rem Essen aufnehmen. Und die Billionen
Abkürzung für das Fachwort Mikroorga­       30.000.000.000.000. Ganz schön viele        Mikroben auf unserer Haut bilden eine Art
nismen. Es bezeichnet eine Unmenge          Nullen. Aber jetzt kommt es: Wenn man       Schutzschild gegen Krankheitserreger.
verschiedenster Lebewesen. Sie alle sind    alle Mikroben zusammenzählt, die du
sehr klein, die meisten so winzig, dass     mit dir herumträgst, kommt man sogar
man sie nur durch ein Mikroskop erkennen    auf eine noch viel größere Zahl, nämlich
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TITELGESCHICHTE                  3

               Zusammen sichtbar:
               Der Boden der Glasschalen ist mit einem
               Gel bedeckt, auf dem Bakterien und Pilze
               gut wachsen können. Jeder Klecks
               besteht aus tausenden Einzelwesen.

                                                                                                                   Jasper Buikx:
                                                                                                                   Mikrobiologe und Zoodirektor

                                                      Mikroben können auch total unterschied­           Gewächse, Flechten genannt, die ganze
Im Mikrobenzoo                                        lich aussehen. Kieselalgen etwa erinnern          Bäume oder Felsen bedecken.
                                                      an kunstvoll geschliffene Glaskristalle.
Mikroben sind echte Überlebenskünstler.               Wimperntierchen sind mit feinen Haaren            Wäre es nicht cool, wenn man sich alle
Ob in der Tiefsee oder auf dem Mount                  übersät, mit denen sie schwimmen                  diese verschiedenen Wesen in einem Zoo
Everest, im Boden, in der Luft, in der                können. Einige Pilze tun sich mit Algen           anschauen könnte?
Antarktis bei minus 30 Grad oder in                   zusammen und bilden farbenprächtige
glühender Vulkanlava: Es gibt keinen
Flecken Erde, der nicht von ihnen besie­
delt ist. Um sich in all den verschiedenen
Lebensräumen zurechtzufinden, haben
die Winzlinge erstaunliche ­Fähigkeiten
                                                          Lecker, Mikroben!
entwickelt. Manche Bakterien zum                          Vieles, was wir täglich essen und trinken, entsteht durch Fermentation. So wird der Prozess
Beispiel können leuchten, viele brauchen                  genannt, wenn Mikroben den Zucker in Lebensmitteln in andere Stoffe umwandeln. Auf der
keinen Sauerstoff zum Leben und einige                    Schale von nahezu allen Früchten siedeln Hefepilze. Wenn man aus dem Obst Saft presst und
ertragen sogar Radioaktivität, also Strah­                ein paar Wochen wartet, zersetzt die Hefe den Fruchtzucker und macht daraus Alkohol – so
lung, die fast jedes andere Lebewesen                     entsteht zum Beispiel Wein aus Trauben. Milchsäurebakterien wandeln Zucker in Säure um,
töten würde.                                              ihnen verdanken wir eingelegtes Gemüse wie saure Gurken. Aber auch
                                                          Butter, Käse und sogar Salami.

                   Würzig:
                   Ein Schimmelpilz
                   verleiht diesem
                   Käse Geschmack.
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4    TITELGESCHICHTE

                                                   einem Glaslabyrinth nach Futter sucht:     Einsatz für
                                                   Der Pilz formt einen knallgelben, zähen

            Farbenfrohe Flechte:
                                                   Schleim, der auch mit bloßem Auge gut      den Menschen
                                                   zu erkennen ist. Ganz langsam schiebt
            Pilze und Algen formen zusammen        sich dieser Schleim auf seine Leibspeise   Außerdem sind Mikroben uralt. Sie leben
            dieses sonnengelbe Gewächs.            zu: Haferflocken.                          seit etwa 3,5 Milliarden Jahren auf der
                                                                                              Erde, wir Menschen vermutlich erst seit
                                                   Jasper Buikx ist der Leiter von „Micro­    etwa 300.000 Jahren. Mikroben waren
                                                   pia“. Er kann nicht verstehen, dass sein   also lange vor uns da und wir haben uns in
Das geht. Denn so einen Zoo gibt es                Mikrobenzoo bisher der einzige auf         ihrer Welt eingerichtet, ohne es zu ahnen.
tatsächlich: Er heißt „Micropia“ und ist           der Welt ist. „Mikroben sind doch die
Teil des normalen Zoos in Amsterdam,               eigentlichen Herrscher der Welt!“, sagt
der Hauptstadt der Niederlande. Hier               er. Damit könnte er Recht haben. Würde
dümpeln Bakterien und Mikroalgen in                man alle Lebewesen unseres Planeten
Wassertropfen auf kleinen Glasplättchen            gemeinsam auf eine Waage setzen und
herum, die man sich durch Mikroskope               die Anzeige würde 100 Kilo zeigen, dann
anschauen kann. Eine Wand hängt voller             gingen 70 Kilo davon auf das Konto von
flacher, runder Glasschälchen, in de­              Mikroben. Sie sind zwar klein, aber
nen bunte, teilweise plüschige Formen              dafür so zahlreich, dass sie insgesamt
gewachsen sind: Kolonien von Schim­                mehr wiegen als alle Menschen, Pflan­
melpilzen und Bakterien. Man kann einen            zen und Tiere zusammen – Elefanten
Schleimpilz dabei beobachten, wie er in            und Wale miteingerechnet!

     Der Entdecker
     Der holländische Hobbyforscher Antoni van Leeuwenhoek gehört
     zu den ersten Menschen, die Mikroben mit eigenen Augen gesehen
     haben. In den 1670er Jahren baute er sich einfache Mikroskope
     aus geschliffenen Glaslinsen und betrachtete dadurch die Spitze
     einer Nadel, die er zuvor in Regenwasser oder seine eigene Spucke
     getaucht hatte. Er sah verschiedene Bakterien und zeichnete sie eifrig
     ab. Andere Wissenschaftler, denen er von seiner Entdeckung erzählte,
     machten sich zunächst über Leeuwenhoek lustig. Später wurde er für
     seine Arbeit geehrt.
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TITELGESCHICHTE                     5

           Lars Blank:
           Er bringt Bakterien bei,
           Plastik zu fressen.

                                                                                                    Blaues Wunder:
Seit tausenden Jahren essen Menschen                                                                Millionen kleine Leuchtmikroben
Brot, Käse und eingelegtes Gemüse wie                                                               lassen das Meer erstrahlen.
Sauerkraut oder Kimchi. Ebenso lange
trinken sie Wein, Bier und Milchgetränke
wie Ayran, Lassi oder Kefir. All diese        An der Technischen Universität in Aachen    Plastikmüll füttert, zerlegen sie ihn
Lebensmittel würde es ohne Milchsäure­        bringt der Mikrobiologe Lars Blank Mi­      in seine Grundbausteine. Aus diesen
bakterien und Hefepilze nicht geben           kroben bei, Plastik zu fressen. „Mikroben   Bausteinen könnten dann neue Plastik­
(siehe Kasten auf S. 3). Dabei wussten        können fast alles zersetzen, auch eine      produkte hergestellt werden. Das wäre
Bäcker, Käsemacher und Bierbrauer über        massive Eiche, wenn diese abgestorben       viel umweltfreundlicher, als Plastik aus
Jahrhunderte gar nichts von ihren kleinen     ist“, erklärt er. „Aber das dauert. Für     Erdöl herzustellen, das erst aus der Erde
Helferlein, sie konnten sie ja nicht sehen.   eine Plastikflasche bräuchten sie in der    geholt werden muss.
Erst vor etwas mehr als 300 Jahren            Natur etwa 400 Jahre, bei uns im Labor
bauten Wissenschaftler erste Mikros­          klappt es schon in vier Tagen.“ Das liegt   Forscherinnen und Forscher haben
kope – und die „Tierchen“, wie sie anfangs    daran, dass Blank und seine Kolleginnen     noch eine Menge anderer Ideen, wie sich
genannt wurden, wurden sichtbar.              die Mikroben immer weiter züchten.          Mikroben künftig nutzen lassen. Über ein
                                                                                          paar davon – und was einige der kleinen
Heutzutage forschen Biotechnologen aus        In Zukunft könnten diese Zuchtmikroben      Helden sonst noch können – liest du auf
aller Welt daran, was Mikroben noch alles     gegen die Plastikverschmutzung unserer      den nächsten Seiten.
für uns tun könnten. Wäsche waschen           Ozeane eingesetzt werden. Wenn man
zum Beispiel. Viele Waschmittel, die wir      sie mit eingesammeltem
heute schon benutzen, lösen Flecken
so gut, weil in ihnen besondere Enzyme
stecken. Gefunden hat man diese in Bak­
terien, die in heißen Quellen leben. Das                                                                    Kleine Kunstwerke:
 Gute daran: Anders als andere Enzyme                                                                       Kieselalgen gibt es in vielen
  gehen sie nicht bei 40 Grad kaputt. Die                                                                   Formen, erst unter dem
    hitzeliebenden Bakterien haben einen                                                                    Mikroskop werden sie sichtbar.
     eingebauten Schutz. Und deswegen
      arbeiten ihre Enzyme auch bei
        60 Grad noch einwandfrei.
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6    STECKBRIEFE
                                                                                               Name: Lactococcus und
                                                                                               Lactobacillus

                       SUPERKLEINE                                                             Spitzname: Coco und Zilli
                                                                                              Aussehen: Coco ist rund

        SUPERHELDEN
                                                                                              und kettet sich gerne an
                                                                                              seine Geschwister, Zilli
                                                                                              ist ein Stäbchen.
                                                                                              Lebensraum: Milch und an­
                                                                                              dere Lebensmittel, auch
                                                                                              im Mund und Darm von
         Bakterien sind winzig klein, haben aber großartige Talente.                          Menschen und Tieren
                 Zeit, ein paar von ihnen kennenzulernen.                                     Besondere Fähigkeiten:
                                                                                              Beide ernähren sich von

                                                       ICH STEH
                                                                                              Milchzucker und machen
                                                                                              daraus Säure.

                                                     UNTER STROM                              Nutzung: Sie sind die
                                                                                              Schöpfer des Käsebrots!
                                                                                             Durch ihre Säure wird
Name: Geobacter                                                                              Milch dick und lässt sich
                                                                                             zu Joghurt, Quark oder
Spitzname: Geo                                      Nutzung: Schon bald
                                                                                             Käse verarbeiten. Coco
                                                    sollen Elektrobak­
Aussehen: Stäbchen mit feinen Haaren,                                                        sorgt außerdem für den
                                                    terien in Klärwerken
die in alle Richtungen abstehen                                                              typischen Geschmack von
                                                    eingesetzt werden, um
Lebensraum: Schlamm, Abwasser, Gartenkompost                                                 Butter. Zilli hilft Bäckern
                                                    aus Abwasser Strom zu
                                                                                             dabei, Sauerteigbrot zu
                                                    machen. Wissenschaft­
Besondere Fähigkeiten: Geobacter frisst Dreck und                                            backen.
                                                    lerinnen interessieren
macht daraus elektrische Energie. Forscher ha­
                                                    sich außerdem für Geos
ben es schon geschafft, mit seiner Hilfe eine Art
                                                    Haare, denn sie sind hauch­
Schlammbatterie zu bauen: Der Strom, den Geo
                                                    dünn und leiten Strom
erzeugt, kann ein Lämpchen leuchten lassen.
                                                    genauso gut wie Metall­
                                                    drähte. In Zukunft könnten
                                                                                             WIR MÖGEN'S
                                                    sie als Kabel in winzig kleinen            LECKER
           ICH                                      Computerteilen verbaut werden.

        MACH DICH
         GESUND

Name: Streptomyces
Spitzname: Doktor Bacter
Aussehen: bildet lange, verzweigte Geflechte
Lebensraum: unter der Erde
Besondere Fähigkeiten: Streptomyces-Arten stellen Antibiotika her, also Stoffe, die andere
Bakterien abtöten. Das tun sie, um sich zu verteidigen. Denn wo sie leben, in Wald­-
böden etwa, müssen sie mit unzähligen anderen Mikroben um Platz und Nahrung kämpfen.
Nutzung: Schlimme Mandelentzündung? Frag Doktor Bacter! Antibiotika helfen nämlich auch
gegen Bakterien, die uns Menschen krank machen. In der Medizin werden deshalb seit
vielen Jahren Streptomyces-Bakterien gezüchtet, um Medikamente herzustellen.
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Name: Spirulina
                                                                                                                                    7
Spitzname: Lina                                                  ICH MACH
Aussehen: formt lange, grüne Spiralen
Lebensraum: Salz- und Süßwasserseen                              GERN BLAU
Besondere Fähigkeiten: Spirulina gehört zu den
Cyanobakterien, auch Blaualgen genannt.
Dieser Bakterienfamilie gelang es als erste,
aus Sonnenlicht, Wasser und CO2 Sauerstoff
herzustellen. Den Vorgang nennt man Foto­
synthese und ohne ihn hätten wir keine Luft       Nutzung: Spirulina bildet einen blauen Farb­
zum Atmen. Später haben auch Algen und            stoff, mit dem Lebensmittel gefärbt werden,
Pflanzen diese Fähigkeit entwickelt.              zum Beispiel Weingummischlümpfe, Eis und
                                                  Schokolinsen.

                             ICH
                         BIN (FAST)
                        UNSTERBLICH                                              ICH WEISS,
                                                                                 WO'S LANG-
                                                                                    GEHT
                          Name: Halobacterium
                         Spitzname: Halo
                       Aussehen: länglich mit einem ­Bündel
                      Schwänzchen, die sich drehen wie
                         eine Schiffsschraube                          Name: Magnetospirillum
                             Lebensraum: Salzseen und                  Spitzname: Magneto
                                 Salinen, also Becken, in
                                                                       Aussehen: länglich, leicht
                                     denen Meerwasser
                                                                       eingedreht, mit zwei be­
                                      verdunstet und Salz
                                                                       weglichen Schwänzchen
                                      zurückbleibt
                                                                       zum Schwimmen
                                      Besondere ­Fähigkeiten:
                                                                       Lebensraum: Teiche, Seen und Tümpel
                                      Halo gehört zu den
                                     Archaeen und damit                Besondere Fähigkeiten: Magneto kann kleine magnetische Kristalle
                                    zu den ältesten Lebe­              herstellen. Es reiht sie in seinem Körper aneinander und benutzt
                                 wesen auf unserem                     sie wie eine Kompassnadel. So weiß es, wo Norden, Süden, Osten
                             Planeten. Diese Urbakterien               und Westen ist und findet sich in schlammigen Tümpeln zurecht.
                       fühlen sich wohl, wo es sonst kaum
                                                                       Nutzung: Mediziner versuchen, Magneto zu einem Miniroboter
                Leben gibt: in Vulkanen, heißen Quellen,
                                                                       umzubauen: Wenn es sich mit einem Magneten fernsteuern ließe,
extrem salzigen oder sauren Gewässern. Halo kann sich
                                                                       könnte es zum Beispiel Medikamente an die richtigen Stellen im
     in einen Salzkristall einschließen lassen und dort
                                                                       Körper von Krebspatienten bringen. Eines Tages könnten mag­
           hunderte Jahre überleben. Außerdem produ­
                                                                       netische Bakterien sogar in den Schaltkreisen von Computern
              ziert es einen roten Farbstoff, der Salzseen
                                                                       eingesetzt werden.
                 rosa färbt.
Das Magazin für NEUGIERIGE - Wissenschaftsjahr 2020
8   NACHGEFORSCHT

STIMMT'S ODER
STIMMT'S NICHT?
Eine der Nachrichten aus der Forschung
ist erfunden. Welche?

                                                                                                                        Copyright Sonnengold: NSO/NSF/AURA
                                                     Sonnengold
                                                     Ist das geschmolzenes Gold? Honig? Oder Karamell-
                                                     Popcorn-Matsch? Alles falsch. Das Bild zeigt die Oberfläche
                                                     der Sonne. Und zwar so nah wie nie zuvor. Aufgenommen wurde
                                                     das Bild von dem größten Sonnenteleskop der Welt. Es
                                                     steht auf der Insel Hawaii auf einem Vulkan. Von dort hat
                                                     es die Aufnahmen der 150 Millionen Kilometer entfernten
                                                     Sonne gemacht. Jedes Körnchen auf dem Bild ist in der
                                                     Wirklichkeit etwa doppelt so groß wie ganz Deutschland.

                                         Tanzende Pflanzen
                                         Pflanzen können tanzen. Diese Entdeckung haben Forscher bei Grün­
                                         lilien gemacht, einer beliebten Zimmerpflanze. Ein Exemplar davon
                                         stand im Labor der Forscher. Als sie dort das Radio laufen ließen, merkten
                                         sie, dass sich die Blätter der Pflanze leicht bewegten. Sie untersuchten das
                                         genauer und stellten fest: Die Pflanze reagierte tatsächlich auf die Mu­
                                         sik. Stellten die Forscher das Radio aus, ließen die Bewegungen nach.
                                         Wie die Pflanze die Musik hört und wie sie ihre Blätter in Bewegung
                                         setzt, ist noch unklar. Das sollen weitere Versuche nun klären.
NACHGEFORSCHT               9

Turbo-Quallen                                              Leuchtende Schokolade
                                                           Schokolade, die in Regenbogenfarben leuchtet, haben
Forscher haben Quallen einen Turbo-Antrieb einge­          Wissenschaftler aus der Schweiz erfunden. Das Geniale
baut. Damit schwimmen die glibberigen Meerestiere etwa     daran: Um die Schokolade zu färben, haben sie weder
zwei bis drei Mal so schnell wie normalerweise. Die Wis­   Lebensmittelfarbe noch chemische Stoffe benutzt. Statt­
senschaftler befestigten dazu einen kleinen elektro­       dessen prägten sie die Oberfläche auf besondere Weise, sie
nischen Regler unter dem Schirm der Tiere. Mit             drückten also ein Muster hinein.
winzigen Stromstößen aktivierte er die Muskeln, mit        Wenn jetzt Licht auf die
denen die Quallen schwimmen. Als Nächstes wollen           Schokolade fällt, werden die
die Forscher versuchen, auch die Schwimmrichtung           Lichtstrahlen gebrochen und
der Quallen zu steuern. Dann könnten sie die Tiere         gestreut. So entstehen
gezielt einsetzen, um die Meere zu erforschen.             unterschiedliche Farb-
                                                           effekte. Auf ganz ähnli­
                                                           che Weise kommen auch
                                                           die schillernden Farb­
                                                           muster auf Schmetter­
                                                           lingsflügeln zustande.

                                                           Steinzeit-Kaugummi
                                                           Schon vor tausenden Jahren kauten Menschen Kaugummi.
                                                           Auf einem 5.700 Jahre alten Stück haben Wissenschaftler
                                                           Zahnabdrücke gefunden – und Reste von Erbgut. Das ist
                                                           das Material, das im Inneren unserer Zellen steckt und das
                                                           unter anderem bestimmt, wie wir aussehen. Die Untersu­
                                                           chung des Erbguts zeigte: Das Kaugummi wurde von einer
                                                           blauäugigen Frau mit dunkler Haut und dunklem Haar
                                                           gekaut. Das Kaugummi ist aus Birkenpech, das aus der Rinde von
                                                           Birken gewonnen wird. Warum die Menschen es kauten, ist
                                                           nicht klar. Vielleicht behandelten sie damit Zahnschmer­
                                                           zen. Oder sie kauten das Material nur weich. Birkenpech
                                                           wurde nämlich als Kleber für
                                                           Steinwerkzeuge genutzt und
                                                           wird leicht hart. Vielleicht
                                                           kauten sie es aber
                                                           auch einfach
                                                           nur zum
                                                           Spaß.

                                                                                                 2,5 cm
10   AUSGEGRABEN

     Steckbrief
        Name: Dogor
        Alter: 2 Monate (aber schon
        seit 18.000 Jahren)                          KLEINE MUMIE
                                                      AUS DEM EIS
        Tierart: Hund, Wolf oder
        irgendetwas dazwischen

                                                                    In Sibirien war der Boden lange tiefgefroren.
                                                                     Jetzt taut er langsam auf und gibt immer wieder
                                                                     Überreste von Tieren frei, die schon seit tausenden
                                                                      Jahren ausgestorben sind. Manche dieser Funde
                                                                      geben Wissenschaftlern Rätsel auf.

                                                                       Wenn russische      So war es auch im Sommer 2018,
                                                                       Jäger in Sibirien   nördlich der Stadt Jakutsk. Dort zog
            Gute Nacht                                                  auf die Pirsch     eine Gruppe Jäger ein kleines, gefro­
            Dieser Welpe schlummerte                                    gehen, ­halten     renes Fellknäuel aus der Erde: eine
            lange im Eis.                                                sie nicht nur     Tiermumie mit vier Beinen, kurzen
                                                                    nach Rehböcken         Ohren und kleinen spitzen Zähnen.
                                                           oder Wild­schweinen Aus­        Auf den ersten Blick konnten die
                                                           schau. Auch Mammuts zählen      Männer nicht erkennen, was sie da
                                                          mittlerweile zu ihrer Beute –    gefunden hatten. Deshalb brachten
                                                          zumindest Teile von ihnen.       sie die Tiermumie an die Universität
                                                         Seit der Permafrostboden          in Jakutsk, wo sie von Wissenschaft­
                                                         durch die Erd­erwärmung an        lern untersucht wurde. Schnell war
                                                        vielen Stellen taut, kommen        klar: Es ist ein Welpe. An den Milch­
                                                        immer wieder Stoßzähne, Kno­       zähnen konnten die Forscher auch
                                                       chen oder auch ganze Kadaver        sein ungefähres Alter ablesen: Knapp
                                                       der Eiszeit­riesen zum Vorschein.   zwei Monate war er jung, als er starb.
                                                       Auch von anderen Tieren.            Aber eine Frage blieb offen: Ist es ein
                                                                                           Wolfs- oder ein Hundewelpe? Wenn
                                                                                           Letzteres zutrifft, wäre es der älteste
                                                                                           Hund, der je gefunden wurde!

                                      Guten Morgen
                                      So sehen Wolfswelpen heute aus.
AUSGEGRABEN               11

                                                        Der Biologe
                                                        Love Dalén erforscht                                               Jakutsk
                                                        ausgestorbene Tiere.
                                                                                                        Russland

                                                                                              Fundort
                                                                                              Nordöstlich der sibirischen Stadt
  Vom Wolf zum Hund                               Normalerweise zerfallen Haare,              Jakutsk lag der Welpe vergraben.
                                                  Haut und Knochen, wenn ein totes
  Für die Antwort interessieren sich              Tier so lange Zeit im Boden liegt.
  Wissenschaftler auf der ganzen Welt.            Bei der Welpenmumie aber ist alles        Das Erbgut ist eine Art Bauplan, der
  Denn bis heute ist ungewiss, wann               noch dran: „Sogar einzelne Wimpern        in allen Körperzellen zu finden ist
  und wie Hunde überhaupt entstanden              und Barthaare sind noch zu sehen.“        und vorgibt, wie ein Tier, ein Mensch
  sind. Sie stammen von Wölfen ab, so                                                       oder eine Pflanze aussieht und zu
  viel ist klar. Aber natürlich war es                                                      welcher Art sie gehören. Seit mehr
  nicht so, dass eine Wölfin plötzlich            Ungelöstes Rätsel                         als einem Jahr arbeiten die schwe­
  Hundewelpen bekommen hat. Ver­                                                            dischen Forscher jetzt schon an der
  mutlich haben Menschen vor 20.000               Trotzdem ist die Aufgabe knifflig: „Al­   Entschlüsselung, trotzdem haben sie
  bis 40.000 Jahren erstmals Wolfsjun­            lein anhand des Aussehens kann man        noch keine Antwort. Das Einzige, was
  gen mit in ihre Lager genommen und              unmöglich sagen, ob der Welpe ein         sie mit Sicherheit sagen können, ist,
  diese bei sich aufgezogen. Nach und             Hund oder ein Wolf ist“, sagt Dalén.      dass der Welpe ein Männchen war
  nach entwickelten sich diese Tiere              Dazu sehen sich die beiden Tierarten      und etwa 18.000 Jahre lang in der
  dann zu treuen Begleitern. Aber wie             viel zu ähnlich. Deshalb haben die        gefrorenen Erde lag. Immerhin hat
  lief das genau ab?                              Forscher ein winziges Stück einer         der Kleine inzwischen einen Namen
                                                  Rippe des Tieres entnommen und mit        bekommen: Dogor. Auf Jakutisch, der
  Der schwedische Biologe Love Dalén              nach Schweden genommen. Dort wol­         Sprache seiner sibirischen Heimat,
  will helfen, dieses Rätsel zu lösen. Als        len sie nun sein Erbgut entschlüsseln.    bedeutet das „Freund“.
  er von dem Fund der Welpenmumie
  hörte, reiste er mit ein paar Kollegin­
  nen nach Jakutsk und schaute sie sich                       Unterschiede zwischen
  an. „Das Tier ist unglaublich“, sagt
  Dalén, „es ist das am besten erhalte­
                                                              Wolf und Schäferhund
  ne Tier aus der Eiszeit, das ich je     Klein, dreieckig,                                               Lang, manchmal hängend,
  gesehen habe.“ Und er hat schon immer aufgestellt
                                                                                Ohren                     teilweise abgeknickt
  viele gesehen, denn Love Dalén
  hat sich auf die Tiere der
  Eiszeit spezialisiert.                                 Immer hell            Schnauze                 Meist dunkel

                                     Gerade                                    Rücken                              Schräg

Recht kurz, buschig, hängt
  meistens gerade runter,                                                      Schwanz                         Lang, gebogen, steht
Spitze fast immer schwarz                                                                                      oft hoch und wedelt

                                        Lang, schlank                           Beine                      Kurz, kräftig
12

  G A NZ
SCHÖN BUNT
Dieses Naturwunder wurde von Menschen gemacht. Aus Versehen.
Im Jahr 1964 bohrten Ingenieure in Nevada, USA, ein Loch in den Boden, um eine heiße Quelle anzuzapfen. Sie wollten das heiße Wasser zur Energiegewinnung nutzen. Leider war es nicht heiß genug.
Enttäuscht gaben die Ingenieure ihren Plan auf. Das Wasser aber sprudelte weiter, ein Geysir entstand. Mit dem Wasser gelangten gelöste Mineralien an die Oberfläche, die sich am Rand der Quelle
                                                                                                                                                                                                    13

ablagerten. Über die Jahrzehnte formten sich daraus meterhohe Kegel. Die bunten Farben stammen von hitzeliebenden Algen und Bakterien, die auf der Oberfläche des Gesteins wachsen.
14   INTERVIEW

                                                                                                                lpflanze
                                                                                                        Kartoffe

                                  UNSER EN

In einer Handvoll Erde tummeln
sich mehr Lebewesen als es
Menschen auf der Welt gibt!
Doch der Untergrund ist in Gefahr,
erklärt der Bodenforscher Steffen
Schlüter im Interview.

Herr Schlüter, Sie sind Bodenforscher –
was gefällt Ihnen besonders an Ihrer
Arbeit?
Ich bin gerne draußen und mag den
Geruch von frisch umgegrabener
Erde. Der entsteht übrigens, weil
Bodenbakterien einen Duftstoff aus­
scheiden, der Geosmin heißt.

Was erforschen Sie genau?                 Was machen Sie stattdessen?
Mich interessiert, wie es unter der       Wir schneiden ein Stück Boden aus.
Erde aussieht: Sind da Gänge von          Dazu schieben wir ein langes Rohr in
Regenwürmern oder Maulwürfen?             die Erde und ziehen es danach wieder
Wie breiten sich die Wurzeln von          nach oben. Im Rohr steckt dann ein
Pflanzen aus? Das ist gar nicht so        vollständiger Bodenkern, den wir mit
leicht zu beantworten, denn wenn          einem Computertomografen durch­
ich einfach anfange von oben zu           leuchten können.
graben, dann mache ich die Boden­                                     Den Boden durchleuchten
struktur ja kaputt.                                        Mit Hilfe von Röntgen- und Computertechnik
                                                           kann man das Wurzelnetzwerk einer Pflanze
                                                        sichtbar machen, ohne den Boden aufzugraben.
INTERVIEW          15

So ein Gerät, in das man kommt, wenn            Der Klimawandel kann das Pro­           Welches Bodenlebewesen
man sich ein Bein gebrochen hat?                blem verstärken, denn durch die         mögen Sie am liebsten?
Genau. Am Computer erzeugen wir                 Erderwärmung trocknen die Böden         Ganz klar den Regenwurm. Er hält
dann 3D-Bilder des Bodens und                   häufiger aus.                           den Boden gesund. In seinen Gängen
können sehen, was sonst unsichtbar                                                      versickert viel Wasser, das hält die
bleibt.                                         Was kann man tun, um den                Erde schön feucht und schützt vor
                                                Boden zu schützen?                      Erosion. Außerdem räumt er auf, frisst
Umweltschützer sagen, unser                     Das Wichtigste ist, dass der Boden      abgestorbene Blätter und hinten raus
Boden sei in Gefahr. Warum?                     von Pflanzen bedeckt ist. In Wäl­       kommt feinster, krümeliger Humus,
Das hat viele Gründe. Einer ist, dass           dern zum Beispiel federn Moose und      auf dem Pflanzen gut wachsen können.
die oberste, fruchtbarste Bodenschicht          Gräser selbst starke Regengüsse ab
immer dünner wird. Das passiert, weil           und leiten das Wasser in den Boden.
der Wind trockene Erde wegweht oder             Auf Maisfeldern dagegen stehen
Regen den Boden fortspült. Das nennt            die Pflanzen in Reihen, dazwischen
man Erosion.                                    ist der Boden meist nackt. Wenn es       Wie geht es
                                                regnet, bilden sich schnell Rinnen,
Warum ist das schlimm?                          in denen das Wasser abfließt und die     unserem Boden?
Wenn die fruchtbare Schicht verloren            oberste Bodenschicht mitreißt.
geht, können wir weniger Getreide,                                                       Findet es heraus!
Gemüse und Obst anbauen. Und auch               Man müsste also andere Pflanzen
weniger Futterpflanzen für Schweine,            zwischen den Mais setzen?                Macht mit bei der Aktion „Expedition
Kühe oder Hühner. Dann werden also              Richtig. Dadurch wird es zwar schwie­    Erdreich“ und erforscht den Boden
auch Fleisch, Milch und Eier knapp.             riger, den Mais zu ernten, für den       in eurem Wohnort, ganz einfach in
                                                Boden wäre es aber besser. Und zwar      eurem Garten oder auf einer Wiese
Wächst der Boden denn nicht nach?               noch aus einem weiteren Grund: Je        im Park. Die Aufgabe: Ihr verbuddelt
Doch, aber sehr langsam. Durch                  mehr verschiedene Pflanzen oben          spezielle Teebeutel und grabt sie
die Erosion verlieren wir etwa einen            wachsen, desto vielfältiger ist das      nach drei Monaten wieder aus. Vor­
Millimeter Boden jedes Jahr, bis                Leben im Untergrund. Und je mehr         her und nachher kommen die Beutel
diese Schicht erneuert ist, braucht es          Springschwänze, Milben, Würmer und       auf die Waage. Anhand des Gewichts­
mindestens zehn Jahre. Da kommt                 Maulwürfe sich durch die Erde wüh­       unterschieds kann man feststellen,
die Natur nicht hinterher.                      len, desto lockerer wird sie.            wie viel Tee von den Lebewesen im
                                                                                         Boden zersetzt wurde. Eure Daten
                                                                                         tragt ihr online in eine Datenbank
                                                                                         ein. Dort findet ihr auch Tipps, wie ihr
                                                                                         eure Ergebnisse selbstständig aus­
                                                                                         werten könnt. Je mehr Daten gesam­

                                Steffen Schlüter                                         melt werden, desto mehr erfahren
                                                                                         wir und die Wissenschaftlerinnen
                                 Alter: 36 Jahre
                                                                                         und Wissenschaftler über unsere
                                 Beruf: Bodenforscher
                                 Arbeitsort: Helmholtz-Zentrum                           Böden – und desto besser können
                                 für Umweltforschung in Halle                            wir sie schützen. Das Aktions-Kit mit
                                 Hobbys: Musik, Serien gucken,                           allen Materialien könnt ihr ab Anfang
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16

     10 RÄTSEL                                 Finde fünf Paare
                                                   mit dem
                                                   gleichen
                                                    Hut!

                                   Finde
                                   fünf
                                Unterschiede
                                  bei den
                                Zwillingen!

      Welcher Schlüssel
      		passt?

                                                                     Finde den
                                                                  Schmetterling
                  Welcher                                          aus dem Buch
                Wasserhahn                                         des Professors!
           führt zum Schlauch
                 im Baum?
Welche Wolke               17
                                        gibt es doppelt?

                                                           Welcher
                                                            Vogel
                                                           isst gern
                                                             Fisch?

                Gestern
              hingen noch
              22 Äpfel
              am Baum.
              Wie viele
               wurden
              geerntet?

                                Finde die
   Finde                        Blume
alle sieben                 der Frau im Beet!
forscher-
 Checker!
18   SELBER MACHEN

                                             B A ST EL DIR
                                             BI O P L A S T I K
                                                  Plastik gilt als Umweltsünde: Es braucht hunderte Jahre, um zu
                                                  verrotten, und wird meist aus Erdöl gemacht. Davon gibt es auf
                                                  der Erde nur noch wenige Vorräte. Weltweit arbeiten Forsche-
                                                  rinnen und Forscher daher an Rezepten für umweltfreundliches
                                                  Bioplastik. Sie verwenden nachwachsende Rohstoffe wie Mais,
                                                  Stroh, Holzspäne oder Orangenschalen. Probiere es selber aus!

                                                    So geht's:

                                                                                     1
 Du brauchst:                                                                                Gib alle Zutaten in den Topf, stell
                                                                                             ihn auf den Herd und erhitze
                                                                                             die Mischung auf mittlerer
 Werkzeuge:                                                                                  Stufe. Rühre vorsichtig um, bis
 - Waage und Messbecher                                                                      eine dickflüssige Masse ohne
 - Topf (einer, der schmutzig werden darf)                                                   Klümpchen entsteht. Dann
                                                                                             nimm den Topf vom Herd.
 - Kochlöffel und Teigspatel
 - Glasscheibe (zum Beispiel aus einem
   Bilderrahmen in DIN-A4-Größe)
 - Backpapier
 - Schere oder Cuttermesser
 - Nähgarn und Nähnadel
 - Ösenzange und Ösen

                                                                                2
                          Außerdem ei                                                  Leg Backpapier unter die Glasscheibe.
 Zutaten:                               n wenig
                          Geduld, wei                                                  Vorsicht: Die Kanten könnten scharf sein!
                                      l die
 - 75 g Maisstärke       Masse ein p                                                   Streiche nun mit dem Teigspatel nach und
                                     aar Ta
 - 400 ml Wasser         tr ocknen muss ge                                             nach die warme Bioplastikmasse auf die
                                         .
 - 10 ml Essigessenz                                                                   Platte. Versuche eine möglichst dünne,
                                                                                       gleichmäßige Schicht zu erzeugen. Du
 - 2 ml Glyzerin (aus der Apotheke)
                                                                                       musst dich etwas beeilen, da die Masse
 - 5 g Gelatine (Blätter oder Pulver)                                                  beim Abkühlen schnell klumpt.
 - 1 Teelöffel Kurkuma (für die Farbe)
SELBER MACHEN                 19

3
    Lege die bestrichene Glasscheibe an einen warmen,
    trockenen Ort, aber nicht direkt auf eine Heizung!
    Sonst trocknet der Biokunststoff zu schnell und wird                      Für den Schlüsselanhänger schneide einen
    brüchig. Nach zwei bis drei Tagen sollte die Masse                        Streifen von 3 cm x 20 cm aus der Folie und
    durchgetrocknet sein. Prüfe, ob die Oberfläche tro-                       falte ihn in der Mitte. Lege die beiden Kanten
    cken ist, und löse dann den Biokunststoff vorsichtig                      aufeinander und fixiere sie mit zwei Ösen. Nun
    von der Glasscheibe. Entstanden ist eine flexible,                        kannst du Schlüsselringe auffädeln.
    durchsichtige Folie, aus der du alles Mögliche
    basteln kannst.

                                                                             4
Für die Geldbörse schneide ein Stück Folie in der
Größe 12 cm x 18 cm zu. Falte es zweimal, so dass

                                                                                                                                        In Zusammenarbeit mit: mifactori.de
drei gleich große Rechtecke entstehen. Klappe
zwei Rechtecke übereinander und nähe die Kanten

                                                                                                                                        Fotos: timvanderloo.com
mit Nadel und Faden zusammen. Schneide das
überstehende Rechteck zu einem Dreieck.

  5                                                                                             6
                                                                                                          Falls du Bioplastik übrig
                                                                                                          hast, kannst du ihn in der
                                                                                                          Biomülltonne oder auf dem
                                                                                                          Kompost entsorgen.

                                                           Für Fortgeschrittene:
                                                      Mit unserem Bioplastik-Rezept kann man prima herumexperimentieren.
                                                      Statt Kurkuma kannst du die Masse auch mit anderen Zutaten färben,
                                                      zum Beispiel mit Kaffeesatz oder dem Saft von roter Bete. Wenn du die
                                                      Gelatine weglässt, wird die Masse dünnflüssiger. Dann kannst du ein
                                                      Stück Stoff damit tränken und zum Beispiel eine Schüssel einschlagen.
                                                      Wenn der Stoff durchgetrocknet ist, behält er die Form der Schüssel.
                                                      Oder du gibst die Masse (ohne Gelatine) mit Altpapier­schnipseln in
                                                      einen Mixer. Dabei entsteht eine Art Knete, aus der du alles Mögliche
                                                      formen kannst.

                                                      Weitere Anregungen findest du hier:
                                                      www.mifactori.de/bioplastik
20      INFOGRAFIK
                                                                                                                                        RÜHRREAKTOR
                                                                                                                                        In einen solchen Tank passen

     WIE FUNKTIONIERT EIN                                                                                                               50 bis 1,5 Mio. Liter Flüssigkeit.

               BIOREAKTOR?
Ob Turnschuh oder Medizin: Mikroben sind wie Mini-Fabriken,
                                                                                                                          Futter ohne Ende
                                                                                                                          Über ein Rohr werden die Mikroben
                                                                                                                          im Tank mit ihrer Leibspeise
     die ganz unterschiedliche Dinge herstellen können.                                                                   gefüttert, zum Beispiel mit
       Gezüchtet werden die Winzlinge im Bioreaktor –                                                                     Traubenzucker.
           und leben dort wie im Schlaraffenland.
                                                                                                           Immer in Bewegung
KÜNSTLICHE SPINNENSEIDE                                                                                    Ein Motor treibt mehrere Rühr-
Spinnenseide ist leicht, dehnbar und super reißfest – ein perfektes Material für Turnschuhe. Leider        blätter an, damit Futter und
lassen sich Seidenspinnen nicht gut züchten. Bakterien dagegen schon. Wenn man ihnen den Seiden-           Mikroben im Tank immer
bauplan aus der Spinne einpflanzt, stellen sie einen Rohstoff her, aus dem Biotechnologen einen dünnen     schön durchmischt werden.
Faden spinnen können. Aus dem Garn kann man dann Schuhe, Jacken oder Sitze für Flugzeuge machen.

                                                                                                         Wohlfühltemperatur
                                                                                                         Mikroben mögen es warm.
                                                        Bauplan                                          E. coli-Bakterien vermehren
                                                        für Seide                                        sich besonders gut bei
                                                        aus dem                                          37 Grad Celsius, dann
                         Seidenspinne                  Erbgut der                                        verdoppelt sich ihre Anzahl
                                                                                                         etwa alle 20 Minuten.
                                                         Spinne

                                                                                       Bakterien
                                                                                          (E. coli)

                                                                         ... werden im
                                                                           Bioreaktor
                                                                            vermehrt

                                                                                                      Turnschuh

… erzeugen                                         Künstliche
                                                                                                                                Ernten
  einen                                           Spinnenseide
                                                                                                                                Über einen Hahn kann Flüssigkeit
 Rohstoff                                                                                                                       aus dem Tank abgezapft werden.
                                                                                                                                Darin schwimmen Mikroben und
                                                                                                                                die gewünschten Stoffe herum und
                                                                                                                                können nun getrennt werden.
Motor                                                                                                             INFOGRAFIK                 21
                                                           AUS HEFE WIRD MEDIZIN
                        Manometer                          Hefen sind einzellige Pilze, wie Bakterien kann man ihnen Baupläne einpflanzen.
                                                           Etwa für den Stoff Insulin aus dem Erbgut von gesunden Menschen. Daraus wird
                                                           dann Medizin für Menschen mit der Krankheit Diabetes.
        Zu sauer?
        Viele Mikroben scheiden Säure aus,
        zu viel davon ist für sie ungesund.
        Hier wird der Säure-Anteil im
        Tank überwacht.                                                                          Insulin

                                                                                                                                  Spritzen
                                                         Hefe                                                                  für Diabetiker
                                                (Saccharomyces cerevisiae)

                                                           AUS SCHIMMEL WIRD LIMO
                                                           Wenn man Schimmelpilze in saurem Wasser züchtet und ihnen viel Zucker zu fressen
                                                           gibt, stellen sie Zitronensäure her. Das ist viel günstiger, als den Saft aus Zitronen
                                                           zu pressen. Aus der Säure kann man Limonade machen oder auch Putzmittel.

                 Frischluft                                                                                                            Limonade
                 Über ein anderes Rohr
                 gelangt Luft in den Tank,
                 immer genau so viel, wie die                                               Zitronensäure
                 Mikroben gerade brauchen.                               Schimmelpilz     (Zusatzstoff E330)
                                                                           (Aspergillus
                                                                              niger)

                                                           AUS ALGEN WIRD TREIBSTOFF?
                                                           Mikro-Algen brauchen Licht zum Wachsen, deshalb werden sie in durchsichtigen
                                                           Röhrenreaktoren gezüchtet. Sie sind sehr nahrhaft und stecken zum Beispiel in
                                 Röhrenreaktor             Vitamintabletten. Forscher versuchen außerdem, Treibstoff aus ihnen zu machen.
                                                           In Zukunft könnten Autos und Flugzeuge mit Algensprit betankt werden.
          Luftfilter

                                                                                             Treibstoff

                                                       Mikro-Algen                                                             Bio-Diesel
                                                           (Chlorella)
22   6 FRAGEN, 6 ANTWORTEN
                             Mit den Menschen um die Welt:
                             Da wir alle viel unterwegs sind, macht das
                             die Verbreitung von Viren einfach.

                                                                              1. Was sind Viren?
                                                                              Wie Bakterien können Viren Krank­

      VIRUS AUF
                                                                              heiten verursachen. Viren sind dabei
                                                                              noch winziger und nur mit Spezialmi­
                                                                              kroskopen überhaupt zu sehen. Das
                                                                              Besondere: Sie sind keine wirklichen

      WELTREISE
                                                                              Lebewesen, denn sie können sich
                                                                              alleine nicht vermehren. Sie brauchen
                                                                              dazu andere Zellen – zum Beispiel von
                                                                              Tieren oder Menschen. In solche Zel­
                                                                              len dringt das Virus ein und zwingt sie,
                                                                              immer neue Virusteilchen herzustel­
    Eine ansteckende Krankheit breitet sich aus und                           len. Schließlich platzt die Zelle auf und
 schreckt in vielen Ländern die Menschen auf: Das neue                        es werden jede Menge neue Viren frei,
                                                                              die weitere Zellen befallen können.
   Coronavirus stellt weltweit das Leben auf den Kopf.
      Was steckt hinter solchen Krankheitswellen?

                                                                              2. Was steckt
                                                                              hinter Corona?
                                                                              Covid-19, wie die Krankheit von
                                                                              Fachleuten genannt wird, tauchte im
                                                                              Winter 2019 erstmals in China auf
                                                                              und wird von einem ganz neuen Virus
                                                                              verursacht. Es gehört zur Familie der
                                                                              Coronaviren, aus der einige Vertreter
                                                                              schon lange bekannt sind. Manche von
                                                                              ihnen können zum Beispiel harmlose
                                     Rund und mit einem Kranz                 Erkältungen oder Durchfall auslösen.
                                     aus Stacheln besetzt:                    Auch das neue Virus sorgt oft nur für
                                     So sehen Coronaviren stark vergrößert    Husten und Fieber. Manche Menschen
                                     aus. Wegen dieses Aussehens haben        bekommen aber auch eine gefährliche
                                     sie ihren Namen bekommen. Denn Corona    Lungenentzündung, die tödlich sein
                                     ist Lateinisch und bedeutet Kranz        kann. Bekannte Medikamente helfen
                                     oder Krone. Mit den Stacheln dockt das   kaum gegen Covid-19. Kinder erkran­
                                     Virus an Zellen im Menschen an.          ken meist leichter.
6 FRAGEN, 6 ANTWORTEN                        23

Gründlich einseifen:
Händewaschen ist das beste Mittel

                                                              4. Was haben Tiere                        6. Wie können
gegen die Viren. Wichtig: Fingernägel und
Handrücken nicht vergessen.

                                                              damit zu tun?                             Forschende helfen?

Checkerwissen
                                                              Auch Tiere tragen Krankheitser­           Nicht nur Reisen geht heute blitz­
                                                              reger in sich. Manche davon sind          schnell. Auch Wissenschaftlerinnen
                                                    en        sehr spezialisiert. Sie befallen zum      und Wissenschaftler können über
                        einem Land oder in wenig
 Wenn eine Krankheit in                          spr echen
                         en Ländern ausbricht,                Beispiel nur Vögel oder nur Reptilien     das Internet weltweit zusammen­
 nah beieinander liegend                         Kra  nk-
                           mie. Breitet sich die              wie Schlangen – aber keine Säuge­         arbeiten. Tritt eine neue Seuche auf,
 Fachleute von einer Epide                       s, wir d
                         nenten gleichzeitig au               tiere wie den Menschen. Aber das          machen sich viele tausend Fachleute
 heit auf mehreren Konti                         he  Sil be
                          genannt. Die griechisc              kann sich ändern. Neue Viren treten       auf der ganzen Welt daran, ihr auf die
  das dagegen Pandemie
  pan steht für alles.                                        oft an Orten auf, wo Menschen eng         Spur zu kommen. Einige untersuchen
                                                              mit Tieren zusammenleben. Das hat         das Erbgut des Virus. So lässt sich

3. Woher kommen                                               2002 dazu geführt, dass in China ein
                                                              anderes Coronavirus auftauchte, das
                                                              die Lungenkrankheit SARS auslöst.
                                                                                                        auch herausfinden, wie der Erreger
                                                                                                        menschliche Zellen austrickst und in
                                                                                                        ihr Inneres gelangt. Andere begin­
neue Krankheiten?                                             Fachleute vermuten, dass es aus           nen, einen Impfstoff zu entwickeln,
                                                              einer Wildkatzenart stammte. Diese        der vielleicht eines Tages vor der
Niemand weiß, wie viele Viren es gibt,                        Tiere werden in manchen Gegenden          Krankheit schützen kann. Ärztinnen
die Menschen krank machen kön­                                in China gegessen.                        und Ärzte untersuchen, welche Medi­
nen. Klar ist aber: Immer mal wieder                                                                    kamente Kranken am besten helfen.
kommt ein neues hinzu. Das liegt an                                                                     Bis man alle Einzelheiten über ein
der Evolution – also der Tatsache,
dass sich Lebewesen ständig verän­
dern und entwickeln. Das tun auch
                                                              5. Wie breiten sich                       neues Virus kennt, dauert es aber oft
                                                                                                        viele Monate oder länger. Es ist ein
                                                                                                        Wettlauf gegen Winzlinge.
Viren. Die Veränderungen sind meist                           Krankheiten über die
nur klein und fallen nicht weiter auf.
Manchmal aber verhelfen sie einem                             ganze Welt aus?                         Dicht an dicht:
Erreger zu einer neuen Eigenschaft.                                                                   Wo viele Menschen eng zusammenleben,
So kann es passieren, dass ein                                Wenn eine Krankheit leicht von          haben es ansteckende Krankheiten oft leicht,
Virus aus einem Tier plötzlich auch                           Mensch zu Mensch übertragbar            sich auszubreiten.
menschliche Zellen befallen kann.                             ist, kann ein einziger Kranker viele
Niemand kann das verhindern, es                               Gesunde anstecken. Und diese geben
gehört sozusagen zur Natur dazu.                              die Krankheit dann ebenfalls weiter.
                                                              Besonders leicht gelingt eine sol­
                                                              che Ausbreitung an Orten, wo viele
                                                              Menschen zusammenkommen: auf
                                                              Konzerten oder Fußballspielen, aber
                                    Stachel                   auch in der Schule, am Arbeitsplatz
                                                              oder in Bussen und Bahnen. Wenn an­
                                                              gesteckte Menschen verreisen, kann
                                                              es passieren, dass sie den Erreger
                                                              von einem Land ins nächste mitneh­
                                                              men. Mit Flugzeugen reisen Viren
                                                              blitzschnell um die ganze Welt.
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     Austausch mal anders
Na, wie hat dir das Heft gefallen?
Ich hoffe, du hattest Spaß beim Le­               der Bioökonomie. Gemeint ist die Idee,
sen. Vielleicht hast du ja sogar etwas            unsere Wirtschaft (Ökonomie) nach­
erfahren, was du noch nicht wuss­                 haltiger und lebendiger zu machen
test. Besonders beeindruckt hat mich              („Bio“ kommt vom griechischen bíos
die Infografik über Bioreaktoren:                 und bedeutet Leben). Wäre es nicht
Zitronensäure aus Schimmelpilzen,                 wunderbar, wenn alles, was wir kau­
Spinnenseide aus Bakterien? Wer                   fen und verbrauchen, aus nachwach­                 Reststoffen hergestellt
hätte das gedacht. Ich bin gespannt,              senden Rohstoffen hergestellt würde?               werden: Taschen aus Obstschalen,
was Forscherinnen und Forscher                    Dann müssten wir bald keine Kohle,                 Geschirr aus Kaffeesatz, Plastik aus
in Zukunft noch alles aus Mikroben                kein Erdöl und keine Metalle mehr aus              Holzspänen. Was uns sonst noch alles
herauskitzeln werden. Denn bisher                 dem Boden holen. Das wäre gut für                  in der Zukunft erwartet, davon liest
ist nur ein winziger Teil des Mikro­              die Umwelt und für das Klima.                      du im nächsten forscher-Magazin.
kosmos überhaupt entdeckt und
verstanden. Jeden Tag werden neue                 Weniger wegwerfen – auch das ist                   Alles Gute bis dahin.
Mikrobenarten gefunden, da warten                 Bioökonomie. In der Natur gibt es
sicher noch viele Überraschungen                  keinen Müll, alles wird verwertet.
auf uns.                                          Selbst Kuhfladen und Pferdeäpfel
                                                  dienen manchen Insekten und Mi­                    Anja Karliczek
Strom aus Bakterien, Treibstoff aus               kroben als Nahrung. Forscherinnen
Algen – das sind tolle Beispiele für              und Forscher lassen sich von solchen               Mitglied des Deutschen Bundestages
das Motto des diesjährigen Wissen­                natürlichen Kreisläufen inspirieren                Bundesministerin für Bildung und
schaftsjahres, denn 2020 ist das Jahr             und tüfteln an Produkten, die aus                  Forschung

                                                                          HEFTBESTELLUNGEN
                                                                          Publikationsversand der Bundesregierung
                                                                          Postfach 48 10 09, 18132 Rostock
                                                                          E-Mail: publikationen@bundesregierung.de
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                                                                          Tel.: 030 18 272 272 1
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Stifte raus!
                                                                                             Unterm Mikroskop sind die meisten von
                                                                                             uns Mikroben farblos. Um uns zu unter-
                                                                                             suchen, färben Wissenschaftler uns ein.
                                                                                             Mach's wie sie und male los!

Auflösung zu „Stimmt‘s oder Stimmt‘s nicht?“: Die Meldung über die tanzenden Pflanzen ist ausgedacht.
Auflösung zu „10 Rätsel“: 1: der 4. Schlüssel, von der Hand gegen Uhrzeigerrichtung gesehen; 2: Kugel auf Hut, Augen, Bart, Fingeranzahl, Fußstellung; 3: der Mittlere; 4: 1. Pilot und Frau rechts unten,
2. die Zwillinge, 3. Mann mit den Schlüsseln und Frau mit der Lupe am Baum, 4. Junge am Schlauch, 5. Mann mit dem Schmetterlingsbuch und Mann im Baumhaus; 5: Schmetterling auf dem Baumhaus-
Dach; 6: hinter dem linken Haus unterm Dach, links neben den Schläuchen, zwei hinter dem kleineren Baum in der Mitte, vor dem Stamm des großen Baums, vor dem Baumhaus auf dem Ast, hinter dem
Baumhaus rechts unten; 7: acht; 8: die Wolke ganz links und die in der Mitte der Doppelseite (links vom Ast); 9: Blume rechts oben; 10: der Pinguin
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