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Joha nnes wer k EIN ORT FÜR NEUE FREUNDSCHAFTEN Auch im Altenheim ist vieles möglich p Seite 10 MAI 2020 DIE PERSPEKTIVE DER PRAKTIKER Neue Lehrpläne für die Heilerziehungspflege p Seite 14
EDI TORIAL Liebe Leserinnen und Leser! Ein Virus beschäftigt die Menschen in vielen Ländern unserer Erde. Durch die Krankheit »Covid-19«, durch den Verlust von Angehörigen und Freunden, durch wirt- schaftliche Sorgen und Existenzängste ist »Corona« für viele mit großem Leid verbunden. Andere sind weiterhin gelassen, noch andere mögen das Thema kaum noch hören. Zudem wird diskutiert, welche Einschränkungen unseres öffentlichen und privaten Lebens angesichts der Pastor Dr. Ingo Habenicht Gefahren durch Corona notwendig und vertretbar sind. Vorsitzender der Geschäfts- führung [Foto: Veit Mette] Mir ist wichtig, dass Sie wissen: Im Johanneswerk ist Hygiene seit langem schon ein wichtiges Thema. Ob die übliche Desinfektion, um die Übertragungsrisiken anste- ckender Krankheiten zu verringern, ob Hygiene bei der Speisenzubereitung und anderes mehr: Das praktizieren wir täglich und haben gute Routine darin. In Zeiten des Coronavirus haben wir das noch einmal verstärkt. Und setzen auch die neuen Vorschriften um, die manchmal anderes Leid mit sich bringen und dann schwerfallen: Insbesondere das Verbot oder die unterschiedlichen Einschränkungen von Kontakten ist für viele unserer Bewohnerinnen, Patienten, Klientinnen sowie für ihre Angehörigen eine große Belastung. So tun wir alles, was an Vorsicht notwendig ist, ohne dabei in Aufgeregtheit zu verfallen. Zugleich wissen wir, dass es eine hundertprozentige Sicherheit nicht geben kann. Und sind vorbereitet, möglichst schnell, umsichtig und passend zu handeln. Auf der anderen Seite soll das Leben für die Menschen, die sich unserer Arbeit anvertrauen, so normal wie mög- lich weitergehen. Dazu zählt alles, was an guter Pflege, Betreuung, Behandlung und Beratung ohnehin bei uns geschieht. Und ebenso die Besonderheiten, die oft dem Alltag seine Würze geben. Dazu lesen Sie wieder Bei- spiele in diesem Heft. Nicht alles davon lässt sich derzeit auch weiter umsetzen – zugleich macht Corona erfinde- risch, neue Wege zu gehen, die möglich sind und gut tun. Ich wünsche Ihnen eine angenehme Lektüre Ihr 2 JOURNAL – EDITORIAL
INHALT WEBPORTAL* FÜR VERBRAUCHER 6 12 6 QUALITÄT DER PFLEGEHEIME Ein Drei-Säulen-Modell hilft Verbrauchern künftig, sich über die Qualität eines Pflege- heims zu informieren. Die Infos werden auf einem Webportal bereit gestellt. 12 TAPETENWECHSEL BRINGT FREUDE Was können Veranstaltungen – wie beispiels- weise eine Bauchtanz-Show – bei Bewohnern einer Einrichtung bewirken? 14 14 EXPERTEN IN EIGENER SACHE Menschen mit Behinderung saßen bei einer Fachtagung mit am Tisch, um ihre Sichtweise einzubringen. KURZINFOS 4 FÜNF FRAGEN AN 5 LIEBE AUF DER LETZTEN ETAPPE 8 ANGEDACHT 11 RÄTSEL 16 WER WAR EIGENTLICH …? 17 UMZUG IM GROSSEN STIL 18 TITELFOTO – Pia Blümig Lernten sich im Altenheim DIE WEICHEN GESTELLT 20 kennen: Elisabeth Kruse und Claus Woköck. IMPRESSUM 22 SPENDERGESCHICHTEN 23 INHALT – JOURNAL 3
KUR ZINF OS SABBATICAL ist die Auszeit vom Job BIELEFELD. Eine zeitlich begrenzte Auszeit während des aktiven Berufs- lebens können Johanneswerk-Mitar- beitende beantragen. Das Sabbatical funktioniert nach dem Prinzip ›Zuerst ansparen – dann Auszeit nehmen‹ und ist für zwei Monate (nach drei Dienst- jahren) oder ein halbes Jahr (nach fünf Dienstjahren) möglich. Das ausgezahl- te Gehalt wird für einen festgelegten Zeitraum reduziert und die angesparte Summe anschließend während der Sab- batical-Zeit ausgezahlt. Die Auszeit kann Motiv aus der Info-Broschüre für die dann genutzt werden, um mehr Zeit für Johanneswerk-Mitarbeitenden. die Familie zu haben, eine Traum-Reise zu unternehmen oder ein persönliches Projekt zu realisieren. VESPERKIRCHE erreicht hohe Besuchszahl GÜTERSLOH / BIELEFELD. Viel Beifall und positive Rückmeldungen gab es für die Aktion ›Vesperkirche‹ in Ostwestfalen. Die Güterslo- her Initiatoren hatten zum dritten Mal die Martin-Luther-Kirche zwei Wochen dafür hergerichtet. 5.500 Menschen nahmen das Angebot wahr, stärkten sich mit einer Mittagsmahlzeit und nutzten das vielfältige Kulturangebot am Abend. Das Angebot ›Vesperkirche‹ gewinnt immer mehr Nutzer und Helfer. [Foto: Christian Weische] Eine Premiere erlebte Bielefeld: Erstmals wur- de die Neustädter Marienkirche am Rand der Altstadt zum Ort der Begegnung während der Die jeweiligen Organisationskreise hatten gute Mittagszeit. In den drei Wochen der Öffnung Vorarbeit geleistet, und eine große Zahl von wuchs die Zahl der Besucher stetig, so dass Helfern sorgte an beiden Orten dafür, dass Projektleiter Marc Korbmacher (Diakonie für alles reibungslos lief. Nun heißt es Bilanz Bielefeld) die stolze Zahl von 10.000 Nutzern ziehen und schauen, ob es im nächsten Jahr nennen konnte. wieder die Vesperaktionen geben wird. 4 JOURNAL – KURZINFOS
5 FR AGEN AN SUSANNE SCHWEIDTMANN Zur Person: Dr. Susanne Schweidtmann leitet seit Oktober 2012 das Personal- management des Ev. Johanneswerks. Mit ihrem Team arbeitet sie unter anderem daran, Mitarbeitende für die Pflege zu gewinnen und den diakonischen Träger [Foto: Hilla Südhaus] als attraktiven Arbeitgeber weiter- zuentwickeln. FRAUEN IN FÜHRUNGSPOSITIONEN – einer Aufgabe mit wachsender Verantwortung IST DAS AUCH IM JOHANNESWERK EIN wird von uns individuell gefördert. Wir haben THEMA? Mitarbeitende, die bei uns die Ausbildung absol- Unsere Branche ist insgesamt ›frauenlastig‹, viert haben und heute hohe Führungspositionen das bemerkt jeder sofort, der eine unserer ausüben. Einrichtungen betritt. Aber ja – das ist für das Unternehmen ein Thema. IST DIE FÖRDERUNG AUF DIE THEORIE AUSGERICHTET? WIE HOCH IST DER ANTEIL WEIBLICHER Theorie kann eine gute Basis sein – aber wir JOHANNESWERKER? bieten einiges mehr. Zum Beispiel ein Trainee- Rund 82 Prozent der 7.000 Mitarbeitenden Programm, bei dem die Teilnehmer mit einer sind weiblich. Aber das ist auch bedingt durch erfahrenen Kraft zusammenarbeiten. Solche unsere Struktur. In der Altenhilfe, dem größten Trainee-Zeiten durchlaufen auch Mitarbeitende, Arbeitsfeld, sind insgesamt 4.300 Menschen die größere Organisationseinheiten – bei uns tätig. Die pflegenden Mitarbeitenden sind sind das Regionen – übernehmen werden. Die überwiegend Frauen. Trainees sind übrigens männlich und weiblich. WIE STEHT ES MIT AUFSTIEGSCHANCEN IST EIN ERFOLG DER PROGRAMME ZU IN DER PFLEGE? ERKENNEN? Im Gefüge einer stationären Einrichtung oder Alle Förderprogramme müssen Teil eines eines ambulanten Dienstes gibt es verschiedene Ganzen sein. Das fängt bei Angeboten für alle Führungsaufgaben. Beispiel Altenheim: Wohn- Mitarbeitende an und reicht bis in die Führungs- bereichs-, Pflegedienst- und schließlich Haus- ebenen. Und jede/jeder Trainee, die/der später leitung müssen fachlich qualifiziert sein und fit mit dem Plus an Verantwortung gut umgehen im Management. Die Weiterentwicklung hin zu und Mitarbeiter führen kann, ist ein Gewinn. [EW] 5 FRAGEN AN – JOURNAL 5
GUTE QUALITÄT RUHT AUF DREI SÄULEN Neues Bewertungssystem für die Pflegeheime BIELEFELD. Sie waren durchaus griffig, aber sehr umstritten: die Pflegenoten für Pflegeheime. Künftig wird die Qualität einer Einrichtung mit einem Drei-Säulen-Modell abgebildet. Wer ein Pflegeheim für einen Angehörigen sucht, bekommt mehr und detailliertere Informationen, muss diese aber auch genauer prüfen. SÄULE 1 BILDEN DIE INFORMA- die Einrichtungen, und sie werden Einen Stichtag, ab wann alle Ergeb- TIONEN ÜBER EIN PFLEGEHEIM: dann in einer zentralen Datenaus- nisse auf den Webportalen der Pflege- Ausstattung, Versorgungsschwer- wertungsstelle zusammengefasst. kassen abzulesen sind, gibt es nicht. punkte, Gruppenangebote, Kontakte Aufgrund der Corona-Epidemie ist der Einrichtung ins Wohnumfeld, SÄULE 3 UMFASST DIE EXTERNE die Einführung bis Ende September Einbeziehung der Angehörigen sind QUALITÄTSPRÜFUNG: ausgesetzt. die Angaben. Sie werden von den Ein- Mitarbeitende des Medizinischen richtungen selbst zusammengestellt Dienstes der Krankenversicherung Die Qualitätsanalyse wird nach Ein- und können bis zu zwölf Kriterien (MDK) oder des Verbandes der Priva- schätzung von Dr. Gero Techtmann, umfassen. ten Krankenversicherung prüfen und Referent der Stabsabteilung Altenhilfe befragen auch eine Gruppe bis zu neun und Wissenschaftlicher Mitarbeiter SÄULE 2 BESTEHT AUS DEN Bewohnern oder Bewohnerinnen. der Johanneswerk-Tochter Alters- ERGEBNISINDIKATOREN: Institut mehr Aussagekraft haben. Drei Bereiche sind vorgegeben, in Zusammengeführt werden diese drei Aber durch das Zusammenführen so denen die Qualität von Mobilitäts- Säulen Auskunft darüber geben, wie unterschiedlicher Kriterien muss sich Förderung, Gesundheitsschutz und es mit der Versorgungsqualität für der Nutzer auch genauer damit befas- Unterstützung bei spezifischen Be- pflegebedürftige Menschen in einer sen. Deshalb rät Dr. Techtmann Inter- darfslagen bewertet wird. Die fünf Einrichtung steht. Verbraucher sollen essenten, sich auch bei einem persön- Bewertungsstufen reichen von ›weit die Ergebnisse künftig bequem über lichen Besuch in der Einrichtung ein über dem Durchschnitt‹ bis zu ›weit die Webportale der Pflegekassen Bild zu machen. Bei dieser Gelegenheit unter dem Durchschnitt‹. Auch die abrufen können. können sie auf die Punkte achten, die Ergebnisse zu den Indikatoren liefern für den Angehörigen wichtig sind. [EW] 6 JOURNAL – ALTENHILFE
WIE GUT WERDEN PFLEGEBEDÜRFTIGE MENSCHEN IN EINRICHTUNGEN VERSORGT? INFORMATIONEN Erfassung von Veröffentlichung von zu strukturellen ERGEBNISINDIKATOREN QUALITÄTSASPEKTEN Merkmalen INTERNE EXTERNE QUALITÄTSPRÜFUNG QUALITÄTSPRÜFUNG S zur Übermittlung an durch den MDK * oder H DA D URC Datenauswertungsstelle Prüfdienst der PKV * EHE M I PFLE G * MDK = Medizinischer Dienst der Krankenversicherung * PKV = Private Krankenversicherung ZUSAMMENFÜHREN ALLER INFORMATIONEN WEBPORTAL* * Webportal: Portal-Adresse erst ab FÜR VERBRAUCHER September 2020 verfügbar Quellenangabe: Grafik basiert auf Informationen der Verbraucherzentrale ALTENHILFE – JOURNAL 7
LIEBE AUF DER LETZTEN ETAPPE HERNE / GÜTERSLOH / BIELEFELD. Besuchern fällt das Paar, das im Foyer des Altenheims so innig beieinander sitzt, sofort ins Auge. Tag für Tag und für alle sichtbar halten sie die Hand des anderen – er im Rollstuhl, sie mit einem Taststock in der freien Hand, weil sie erblindet Wenn die Wellenlänge stimmt, wie bei Kriemhild Riecke (l.) und Hanna Baumjohann, ist. Gemein ist beiden dieser unbeschwerte, fast können sich auch neue Freundschaften entwickeln. [Fotos: Mike-Dennis Müller] schon beseelte Gesichtsausdruck, der vor allem eines verrät: Christel S. (85)* und Hermann B. (89)* haben einander gefunden. Im Altenheim, auf ihrer letzten Lebensetappe. * Namen von der Redaktion geändert D ass sich die Senioren in dieser Phase ihres Lebens noch einmal verlieben würden, damit hatte keiner entstehen. »Hier treffen Menschen aufeinander, die vorher aufgrund ihrer Lebenssituation weniger Kontakt zu regelmäßige Verabredungen bis hin zu sehr emotionalen Bindungen. Solch eine enge Freundschaft hat vor einigen der beiden gerechnet, als sie vor eini- anderen hatten oder sogar einsam Jahren auch zwei Männer im Eva- gen Jahren in die Einrichtung des Ev. waren. Bei uns wird dann wieder von-Tiele-Winckler-Haus verbunden. Johanneswerks zogen. Dabei scheinen möglich, was vorher nicht möglich Sie hatten sich dort kennengelernt, neue Bindungen, Freundschaften und war – einfach, indem Begegnung der eine im Elektro-Rollstuhl, der sogar Liebesgeschichten wie die von erleichtert wird.« Manch einer habe andere im normalen. »Die beiden Christel und Hermann in Altenheimen schon scherzhaft angemerkt, dass haben lange Gespräche geführt, sich gar nicht so selten zu sein. er früher hergekommen wäre, wenn gegenseitig motiviert und ständig er gewusst hätte, dass das Pflege- etwas zusammen unternommen. »Wir alle haben doch das Bedürfnis und Altenheim auch als eine Art Dafür hat sich der Mann ohne nach zwischenmenschlichem Kontakt, Kontaktbörse fungiere. elektronischen Antrieb hinten an Zuneigung und Nähe – und zwar un- seinen Freund drangehängt«, erzählt abhängig davon, wie alt wir sind«, ALS DER EINE STARB, WAR DER Margret Springkämper. Als dann einer betont Margret Springkämper, die in ANDERE UNTRÖSTLICH der Männer nach zwei Jahren starb, Herne das Eva-von-Tiele-Winckler- Im Alltag reiche die Bandbreite der habe sein Freund sehr lange um ihn Haus leitet. In ihrer Einrichtung erlebe Möglichkeiten meist von lockeren getrauert. 3 sie es häufig, dass neue Bindungen Gesprächen beim Essen über 8 JOURNAL – ALTENHILFE
Freundschaftlich Bande wie diese werden auch im Haller Altenzentrum Eggeblick in geknüpft. Hier treffen sich die beiden Freundinnen Kriemhild Riecke und Hanna Baumjohann tagtäglich, um Neuigkeiten auszu- tauschen, zu plauschen und ihren Tag zu planen. »Es ist so schön, hier jemanden zum Reden gefunden zu haben«, betont Riecke, und ihre Freundin ergänzt, sie seien »von Anfang an auf einer Wellenlänge« gewesen. Ähnlich kontaktfreudig geht es in der gut besuchten Cafeteria des Katharina-Luther-Hauses in Gütersloh zu. »Das ist ein beliebter Treffpunkt im Haus, weil es den Menschen wichtig ist, sich auch außerhalb ihrer vier Wände ganz unabhängig und ohne großen Aufwand verabreden zu können«, erklärt Einrichtungsleiter Siegfried Wolff. Er ist seit 42 Jahren in der Pflege tätig und entsprechend erfahren. Neue Freundschaften und Liebesbeziehungen unterstützt der Hausleiter ganz bewusst, weil es etwas mit den Menschen mache und sie viel Lebensfreude dadurch gewinnen würden. 3 Gemeinsam die Frühlingssonne genießen – das ist zu zweit schöner als allein. [Foto: Frank Elschner] ALTENHILFE – JOURNAL 9
Trotzdem müssten Pflegefachkräfte jedes Mal sehr differenziert hin- schauen. »Wir haben unseren Bewoh- nern gegenüber eine Fürsorgepflicht, deshalb ist die erste Frage, die wir uns stellen, immer die, ob alle Beteiligten in der Lage sind, selbst zu entscheiden, was sie wollen«, sagt Wolff. Das sei zum Beispiel bei dementen Bewohnern oft schwer zu erkennen. Kaffeezeit im Altenzentrum Eggeblick – Aber selbst, wenn sich zwei Menschen Zeit für einen entspannten Plausch unter Freundinnen. bewusst füreinander entschieden hätten, sei auch das nicht immer ganz unproblematisch. »Wir haben schon erlebt, dass Angehörige uns auffordern wollten, eine Bezieh- ung zwischen zwei Bewohnern zu unterbinden«, erzählt Wolff. Aber er LIEBE KANN AUCH MEHR könne zwei erwachsenen, mündigen RAUM BEDEUTEN Menschen nun mal nicht verbieten, »Unsere Mitarbeitenden sind ange- einander zu mögen und sich zu treffen. halten, Bewohnerinnen und Bewohner so viel Privatsphäre wie möglich zu erhalten«, erklärt Peter-Christian König, Leiter der Stabsabteilung Altenhilfe im Johanneswerk. Nur so könne gewährleistet werden, dass sich Menschen tatsächlich zuhause fühlen. »Wir sind da in der Tat sehr feinfühlig und versuchen, alles Unterwegs im gleichen Tempo, möglich zu machen«, betont Malika mit den gleichen Vorlieben – das kann den Alltag bereichern. Ferchichi, Leiterin des Bielefelder Marienstifts. Das gelte auch dann, wenn Menschen, die Jahrzehnte lang zusammengewohnt hätten, plötzlich das Bedürfnis äußern würden, mehr Zeit und Raum für sich zu haben. Das Marienstift etwa verfüge über sogenannte Tandembäder. Das bedeu- tet, dass zwei Bewohnerzimmer durch ein Badezimmer in der Mitte verbun- den sind. Paare können dadurch selbst entscheiden, ob sie eins der Zimmer als Wohnraum und das andere als Schlafraum verwenden, oder ob jeder sein eigenes Schlafzimmer erhält. Auch das, so die Hausleiterin, könne schließlich dazu führen, dass eine Beziehung gefestigt wird. [HP] 10 JOURNAL – ALTENHILFE
ANgeDACH T Uwe Appold, Flensburg »Mensch, wo bist du?« Misereor-Hungertuch 2020 »MENSCH, WO BIST DU?« D ieses Bild hat der Flensburger Künstler Uwe Appold als diesjähriges »Hungertuch« der Hilfsorganisation Misereor erstellt. Auf tiefblau- hängt eng zusammen mit sozialer Ungerechtig- keit; beides wiederum, so führt Franziskus aus, hat seine Ursachen darin, dass uns das Loblied em Untergrund hat er Erde verteilt, die aus dem auf den Schöpfer des Himmels und der Erde von Garten Gethsemane in Israel stammt. In diesem den Lippen gewichen ist. Oder umgekehrt: Da, Garten beginnt das Ostergeschehen. Nun weckt wo dieses Loblied erklingt, entsteht sorgsame diese Collage die Assoziation eines Kontinents Aufmerksamkeit sowohl für die Umwelt als auch mit vielen Inseln. Ob sie dem ansteigenden Meer für die Belange der anderen, mit denen wir das standhalten können? Leben auf dem Erdball teilen. In der Mitte befindet sich ein Haus, an der Seite offen oder noch nicht vollendet, umschlossen von einem markanten Ring aus Gold, einem Symbol für die Gegenwart Gottes. Papst Franziskus hat ein Rundschreiben mit dem Titel »Laudato si'« verfasst; er gibt ihm den Untertitel: »Über die Sorge für das gemeinsame Haus«. Gemeint ist diese Erde, Wohnort und Lebensquell für rund acht Milliarden Menschen und nicht mehr zählbare Tiere und Pflanzen. »Our house is on fire«, skandieren die Jungen. Unser nachlässiger Umgang mit diesem Haus Dr. Klaus Hillringhaus, Leiter der Stabsabteilung Theologie und Diakonie und des Pastoralen Dienstes. [Foto: Christian Weische] ANGEDACHT – JOURNAL 11
DIE LEBENSFREUDE GEZIELT WECKEN Tapetenwechsel: Individuelle Angebote können viel bewirken BIELEFELD. Der Kehrreim eines Schla- Und König weist auf eine Herausfor- gers, der Duft von Frischgebackenem, derung für die Pflegekräfte hin: »Wir der Besuch eines Fußballspiels oder bewegen uns an dieser Stelle in einem die Eindrücke beim Tagesausflug – ein Spannungsfeld zwischen ›Kontinuität ›Tapetenwechsel‹ kann auf vielfältige und Beständigkeit‹ und ›Lebensquali- Weise zustande kommen. Das gleich- tät steigernder Abwechslung‹. Dies ist namige Spendenprojekt des Johannes- insbesondere im Umgang mit demen- werks ermöglicht aus Sicht der Fachleu- tiell erkrankten alten Menschen sehr te aber mehr als Freizeitvergnügungen. sorgfältig abzuwägen.« Dabei sei zu überlegen: Was ist zumutbar? Was P eter C. König, Leiter der Fachab- teilung Altenhilfe: »Es geht darum, Sinne anzuregen, Reize zu bieten, die fördert? Was verwirrt? Abwechslung von den Alltags-Rou- Hirntätigkeit herauszufordern. Dies tinen kann nach Überzeugung von wirkt vitalisierend, fördert die Hirntä- Daniel Schuster, Leiter der Stabsabtei- tigkeit und steigert die Lebensfreude.« lung Behindertenhilfe, einiges bewir- Er wählt einen Vergleich zur Veran- ken – unabhängig vom Alter oder dem schaulichung: »Das Hirn ist in diesem Grad einer Einschränkung. Es komme Zusammenhang wie ein Muskel, der darauf an, ob der Einzelne eine Ab- nur durch regelmäßiges Training leis- wechslung wolle und wie diese ausse- tungsfähig bleibt und ohne besondere hen könne. Zwei Beispiele skizzieren Anforderungen verkümmert.« die mögliche Bandbreite: Der Besuch 3 Taptenwechsel bedeutet Vielfalt: Marktbesuch, Aktivity-Board, Kartoffelfest.
Peter C. König, Leiter der Daniel Schuster, Leiter der Stabsabteilung Altenhilfe im Stabsabteilung Behindertenhilfe Ev. Johanneswerk [Fotos: Mike-Dennis Müller] in der Eisdiele um die Ecke kann für »Insbesondere bei Menschen mit einer den Einen ebenso freudebringend und Demenz bitte ich unsere Mitarbeiten- bereichernd sein wie für den Anderen den darum, sehr genau hin zu schau- eine mehrtägige Ferienreise. en.« Kriterium dafür ist beispiels- weise: Passt es in die Biographie und Formell besteht für Menschen mit bisherige Lebensweise? Behinderung mit Inkrafttreten des Bundesteilhabegesetzes ein Anspruch Eine Herausforderung ist es, Wünsche auf Teilhabe am gesellschaftlichen und Träume auszuloten, wenn der Leben, der finanziell abgedeckt ist. Mensch sich selbst nicht oder nur sehr Dennoch gibt es Wünsche, die damit eingeschränkt mitteilen kann. Oder nicht abgedeckt sind. Vielleicht, weil den Zaghaften oder Ängstlichen zu ein Spezial-Fahrzeug für einen schwe- ermutigen, sich auf etwas Neues ein- ren Rollstuhl nötig ist. Oder zusätzli- zulassen. »Auch das kann ein ›Tape- che Begleitpersonen für den Ausflug tenwechsel‹ bewirken: Unbekanntes gebraucht werden. Die Spenden, die auszuprobieren und vielleicht sogar für das Projekt ›Tapetenwechsel‹ ein- über sich herauszuwachsen«, erläutert gehen, machen diese Extras möglich. Daniel Schuster. [EW] Das Gelingen eines Tapetenwechsels ist stets vom Einzelnen und seinen Be- dürfnissen abhängig – da sind sich die Fachleute für Altenhilfe als auch für Behindertenhilfe einig. Und Vorlieben SPENDENKONTO INFO oder Abneigungen spielen dabei eine IBAN: DE09 4805 0161 0066 0126 00 Rolle. BIC: SPBIDE3BXXX DIE WÜNSCHE AUSLOTEN Stichwort: 20JJ01XTapetenwechsel »Nicht jedem alten Menschen gefällt die Teilnahme an einem Volksmusik- ONLINE-SPENDE konzert oder der Besuch eines Strei- l www.johanneswerk.de/tapetenwechsel chelzoos in der Einrichtung«, warnt Peter König vor Verallgemeinerungen. KONTAKT Maria Munzert Telefon 0521 801-26 08 maria.munzert@johanneswerk.de SPENDENPROJEKT TAPETENWECHSEL – JOURNAL 13
Alle an einem Tisch: Fachlehrer, Praxisanleiter, Studierende und die ›Experten in eigener Sache‹ im Gespräch. [Foto: privat] GEFRAGT: EXPERTEN IN EIGENER SACHE NRW-Projekt entwickelt neue Lehrpläne für die Heilerziehungspflege BIELEFELD / MÜNSTER. Was brauchen Menschen mit Beeinträchtigungen, um teilhaben zu können? Um das zu ergründen, haben sich Fachlehrer, Praxisanleiter und Studierende bei einer Tagung in Münster mit den ›Experten in eigener Sache ‹, den Menschen mit Behinderung, zusammengesetzt. 14 JOURNAL – BEHINDERTENHILFE
D as Ziel: Im Rahmen des Projektes ›Lernen für das Leben‹ herauszu- finden, was aus Nutzer-Sicht für eine begleitenden Alters-Instituts. Sie Teilhabe am gesellschaftlichen Leben luden deshalb nicht nur Fachleute relevant ist. Dieses soll in den Praxis- zu der Tagung ein, sondern auch 36 lehrplan für die Ausbildung in der Menschen mit Behinderung – die ›Ex- Heilerziehungspflege einfließen. perten in eigener Sache‹. Vorzuberei- ten waren dafür nicht nur geeignete NEUE PERSPEKTIVE Materialien und Arbeitsmethoden. Die In der Behindertenhilfe ist derzeit interessierten und hochmotivierten einiges in Bewegung, das Bundes- Fachleute mussten sich zum Beispiel teilhabegesetz (BTHG) mit seinen auch auf die Formulierung von Ar- Zielvorgaben fordert alle zuständigen beitsaufträgen in leichter Sprache Berufsgruppen. Das Projekt ›Lernen einstellen. für das Leben‹ finanziell unterstützt durch die Stiftung Wohlfahrtspflege GEMEINSAME WORKSHOPS NRW, sorgt dafür, dass die durch das In gemeinsamen Workshops stan- Gesetz angestoßenen Veränderungen den verschiedene Lebensbereiche im auch bei den Menschen ankommen. Fokus, zum Beispiel Arbeit, Wohnen Dazu kommen fünf Schulen: Das Gelingen soll dies unter anderem, in- oder Partnerschaft. Konzentriert und Berufskolleg Hattingen, das Gertrud- dem die neue Perspektive auch in der intensiv wurde gearbeitet, teilweise Bäumer-Berufskolleg Duisburg, das Heilerziehungspflege in den Mittel- eröffneten sich auch neue Perspek- Berufskolleg Hamm des Landschafts- punkt rückt. Denn Teilhabe erfor- tiven durch die ›Experten in eigener verbandes Westfalen-Lippe, das Mär- dert mehr als Standard-Pflege und Sache‹. kische Berufskolleg in Unna und das wohlwollende Betreuung. Berufskolleg des Ev. Johanneswerks Das Projekt ›Lernen für das Leben‹ in Bochum. Doch wie herausfinden, was für diese läuft insgesamt drei Jahre und wird BTHG-Vorgabe nötig und sinnvoll ist – begleitet und geleitet vom Alters-Insti- Gemeinsam entwickeln sie neue Säu- fragten sich Mitarbeiter des projekt- tut, einer Tochter des Johanneswerks. len der Praxisausbildung, erarbeiten Eingebunden sind vier Träger der prak- auch einen ganz neuen Lehrplan und tischen Ausbildung: Perthes-Stiftung, nutzen dafür moderne didaktische Sozialwerk St. Georg, Lebenshilfe Lehrmethoden. Synergien entstehen Bochum und das Ev. Johanneswerk. zudem zwischen der Heilerziehungs- pflege und der neuen generalistischen Pflegeausbildung, beispielsweise bei der Wissensvermittlung. Die Projekt- ergebnisse von Wissenschaftlern werden abschließend ausgewertet und veröffentlicht. [EW] Ulrike Overkamp, Leiterin der Abteilung Schulen und Bildung im Johanneswerk, gehört zum Projektteam ›Lernen für das Leben‹. [Foto: Christian Weische] BEHINDERTENHILFE – JOURNAL 15
R ÄT SEL Zu gewinnen gibt es drei praktische Gerätegürtel für Hobby-Gärtner und solche, die es werden wollen. Mit handlichen Hilfen zum Säen, Pflanzen und Schneiden. Dazu Samen-Tütchen für den blühenden Schmuck – auf dem Fensterbrett, dem Balkon oder an der Terrasse. Senden Sie das Lösungswort bis zum 17. Juni 2020 an: Ev. Johanneswerk gGmbH • Stichwort »Rätsel Mai « Schildescher Str. 101 • 33611 Bielefeld Aus allen richtigen Einsendungen werden durch Los drei Gewinner ermittelt, die ihren Preis umgehend zugeschickt bekommen. Eine Teilnahme ist nur ab 18 Jahren möglich; der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Die Gewinne sind nicht in Geld einlösbar. Mitarbeitende der JOURNAL-Redaktion sind von der Teilnahme ausgenommen. Namen und Adressen der Teilnehmer darf das Ev. Johanneswerk für eigene Werbezwecke, wie z. B. die Zusendung des JOHANNESWERK JOURNALS oder Spendenaufrufe verwenden. Die Weitergabe der Daten an Dritte ist ausgeschlossen. 16 JOURNAL – RÄTSEL KLINIKEN
WER WAR EIGEN T LICH …? JULIE HAUSMANN Sie war eine tiefreligiöse Frau, die vor allem schlichte und fromme Gedichte sowie Texte für geistliche Andachten schrieb. »So nimm denn meine Hände« wurde nach der Vertonung 1842 zu einem der bekanntesten Kirchenlieder. Im Johanneswerk erinnert das nach ihr benannte Altenheim in Beckum Julie Hausmann (1826 – 1901) schrieb Liedtexte und Texte für an die Dichterin. geistliche Andachten. Ü ber die deutsch-baltische Dichterin Julie Hausmann ist leider nur sehr wenig bekannt. Nach ihrer Geburt in Riga (Lettland) verbrachte sich in einen jungen Pastor verliebte, der auch Missionar war. Das Paar verlobte sich vor seiner Abreise nach Afrika, wo er auf einer Missions- sie zunächst ihre Kindheit und Jugend gemein- station arbeiten sollte. Julie brauchte die nötigen sam mit ihren fünf Schwestern in der Stadt Visa und Papiere und wollte ihm nachreisen. Mitau (lettisch: Jelgava). Ihr Vater war Gymna- Nach mehreren Wochen Schiffsfahrt in Afrika sialoberlehrer Johannes Michael von Hausmann, angekommen, erfuhr sie jedoch, dass ihr Ver- ihre Mutter seine Ehefrau Julie, geb. von Magnus. lobter nur wenige Tage zuvor an einer Seuche verstorben war. Es war ein Pfarrer namens Theodor Neander, der Julie Hausmann den Anstoß für ein bewusstes Aufgrund dieses Schicksalsschlags wandte Leben im christlichen Glauben gab. Die sonst sie sich tief betroffen an Gott und schrieb das eher scheue junge Frau drückte fortan ihren Gedicht »So nimm denn meine Hände«. Es endet Glauben schriftlich, unter anderem in geistlichen mit den Zeilen »Du führst mich doch zum Ziele, Gedichten, aus. auch durch die Nacht: so nimm denn meine Hän- de und führe mich bis an mein selig Ende und Durch ihre Freundin Olga lernte sie Pfarrer Gus- ewiglich!« tav Knak kennen, der ihre Poesie schätzte und im Jahr 1862 unter dem Titel »Maiblumen. Lieder Jahre später, 1899, brachte die zeitlebens unver- einer Stillen im Lande« als Buch veröffentlichte. heiratete Julie ein neues Buch heraus. Rund 700 Ihr wohl berühmtestes Gedicht »So nimm denn Seiten umfasste ihr Werk »Hausbrot. Schlichte meine Hände« war darin enthalten. Morgen- und Abend-Andachten«. Über die Entstehung des bekannten Gedichtes Julie Hausmann starb während eines Urlaubes rankt sich die Geschichte, dass Julie Hausmann im Ostseebad Vösu (Estland). [JK] WER WAR EIGENTLICH …? – JOURNAL 17
UMZUG IM GROSSEN STIL 80 Altenheim-Bewohner sind wohlbehalten im Marswidisstift angekommen BIELEFELD. Der Umzug einer mehrköpfigen Familie kann schon ein Kraftakt sein. Doch wie ist es, wenn 80 hilfe- und pflegebedürftige Personen gemeinsam ihren Altenheim- Standort wechseln? Hausleiterin Ines Weidhase und ihr Team vermeldeten nach drei Umzugstagen: »Wir sind im neuen Marswidisstift gut angekommen.« J ohannesstift-Gelände in Bielefeld: Sitz der Johanneswerk-Hauptver- waltung, Heimat von jeweils zwei ten für Umzüge und Krankentranspor- te«, berichtet Ines Weidhase. Parallel mussten Bewohner und Angehörige Altenheimen und zwei Kindergärten, vorbereitet und informiert werden. sowie Standort von einem Kranken- Die letzte Veranstaltung fand drei haus und angeschlossenen Ausbil- Wochen vor dem Umzug statt – zur dungsstätten. Ganz im Norden liegt Auffrischung. der Neubau Marswidisstift, Ende 2019 fertiggestellt und seit Anfang Februar TRANSPORT VON 800 KISTEN 2020 in Betrieb. Es ist der Ersatzbau Zum großen Teil gab es für das neue für das Dietrich-Bonhoeffer-Haus, Haus – 80 Einzelzimmer verteilt auf das 1974 auf dem Gelände als Alten- sechs Wohnungen – neues Mobiliar. krankenhaus errichtet und dann als Dennoch hatte das Umzugsunterneh- Altenheim genutzt wurde. Den Anfor- men einiges zu stemmen. Erster Tag: derungen an die Altenpflege wurde Transport der Möbel und Besitztümer die Immobilie nun nicht mehr gerecht. der Bewohner in 800 Kisten. Zwei- ter Tag: Umzug von 40 Frauen und Die Handwerker waren am neuen Männern im Krankentransportwagen. Standort noch im Einsatz, als – Luftli- Dritter Tag: Umzug der restlichen nie 500 Meter entfernt – im alten Haus Bewohner. »Während in der Wohnung der Arbeitskreis ›Umzug‹ gegründet im 2. Stock schon die Zimmer bezogen wurde. »Wir hatten uns natürlich um- wurden, wurden, haben im Erdge- gehört, welche Erfahrungen Kollegen schoss die Umzugsleute noch Kisten mit solchen Umzügen gemacht hatten, getragen«, schildert Hausleiterin haben uns beraten lassen von Fachleu- Weidhase die heiße Phase. Tag zwei 3 18 JOURNAL – ALTENHILFE
Das neue Marwidisstift: 80 Einzelzimmer verteilen sich auf sechs Wohnungen. Die ›DankBar‹ ist auch für die Nachbarschaft geöffnet. [Fotos: Mike-Dennis Müller] und drei waren für die Mitarbeitenden hatte es viele Fragen zum neuen Haus eine Herausforderung, weil am alten gegeben und auch von Angehörigen und am neuen Standort der Alltag den Wunsch, das zugedachte Zimmer weitergehen, beziehungsweise schnell vorab zu besichtigen. Einzug halten sollte. Neue Umgebung, neu zusammengesetzte Teams, neues Unterm Strich hat alles gut geklappt. Hauskonzept – alle mussten sich »Die größte Herausforderung ist für darauf einstellen. alle, sich auf die neue Situation einzu- stellen.« Zum Eingewöhnen brauche EINE BLUME ZUR BEGRÜSSUNG es noch etwas Zeit, ergänzt die Haus- Und für die Bewohner war es auf jeden leiterin, mit Blick auf die Neuerungen. Fall aufregend – einschließlich des Zum Beispiel an die ›DankBar‹, den Empfangs am Haupteingang. »Jede großen Raum im Erdgeschoss, gleich Bewohnerin und jeder Bewohner wur- neben dem Eingang. Als KaffeeBar de dort mit einer Blume begrüßt und oder WlanBar zu nutzen; auch als dann in die neue Wohnung begleitet«, ein Angebot für die Nachbarschaft im berichtet Ines Weidhase. Im Vorfeld angrenzenden Wohnquartier. [EW] ALTENHILFE – JOURNAL 19
WEICHEN FÜR DIE ZUKUNFT GESTELLT Jahrestagung: Rückblick auf ein Jahr mit großen Herausforderungen BIELEFELD. Ein sehr positives Fazit zog die Johanneswerk- Geschäftsführung bei der Jahrestagung, zu der Ende vergan- genen Jahres die Führungskräfte aus allen NRW-Standorten in der Ravensberger Spinnerei zusammengekommen waren. Die Herausforderungen wurden tatkräftig und gut gemeistert und die Weichen für die zukünftige Gestaltung des Werks gestellt. Fokus auf das Bundesteilhabegesetz: Geschäftsführer Burkhard Bensiek berichtete über die Anstrengungen, alle Vorgaben umzusetzen. [Fotos: Mike-Dennis Müller] 20 JOURNAL – UNTERNEHMEN
I n seinem umfassenden Jahresbericht rückte Dr. Ingo Habenicht, Vorsitzen- der der Geschäftsführung, die Töchter der Unternehmensgruppe Johan- neswerk in den Fokus, ließ für seine »Porträts« Zahlen sprechen, stellte Besonderheiten vor und erzählte von An einem Beispiel wird die Komplexi- besonderen Projekten oder Aktionen. tät deutlich: Im Johanneswerk haben Begrüßung zur Jahrestagung und zum Gottesdienst: Pastor Dr. Ingo Habenicht, Die Vielfalt in der Unternehmensgrup- Wohnverbund- und Bereichsleitungen, Vorsitzender der Geschäftsführung. pe mit ihren mittlerweile 7.000 Mit- Juristen, Controller, Fachleute der arbeitenden beeindruckt stets auch Leistungsabrechnungen sowie der IT- langjährige Johanneswerker. Bereiche gemeinsam entwickelt, wie die notwendigen 730 Mietverträge ECHTE TEILKASKO-LÖSUNG Mit welcher Vision tritt das Ev. reibungslos bearbeitet werden kön- Unter den sogenannten Kurznach- Johanneswerk als großer diakonischer nen. Für alle anderen Angebote und richten war auch die Problematik der Träger an und welche Mission entsteht Leistungen galt es, ähnlich umfangrei- Pflegeplatz-Finanzierung ein Thema. daraus? Das war eine Kernfrage, die che Abrechnungsprozesse zu regeln. Geschäftsführer Dr. Bodo de Vries, nach und nach an alle Mitarbeitenden Fachmann für den Bereich Altenhilfe, herangetragen und mit ihnen disku- UMFANGREICHE UMBAUTEN wirbt nachdrücklich für eine echte tiert wird. Im vergangenen Jahr erfolg- Neben der Behindertenhilfe vermel- Teilkasko-Lösung. Die Forderung, die te der Start zu diesem umfassenden det auch das Arbeitsfeld Altenhilfe er im Namen des Johanneswerks und Bewusstmachungsprozess; die Hälfte ein bewegtes Jahr. Geradezu eine Flut als Vorsitzender des Deutschen Evan- der Mitarbeiterinnen und Mitarbei- von Bauplanungen, Baumaßnahmen gelischen Verbandes für Altenpflege 3 ter waren bereits in Workshops und und Genehmigungsverfahren war zu Gesprächsrunden eingebunden. bewältigen. 32 Altenheim-Standorte erfüllen – zum Teil nach umfangrei- BTHG: MEHR EIGENSTÄNDIGKEIT chen Umbauten oder Modernisierun- Geschäftsführer Burkhard Bensiek, gen – die Vorgaben des Wohn- und verantwortlich für das Arbeitsfeld Be- Teilhabegesetzes. Zwei Neubauten hindertenhilfe, richtete den Fokus auf sind fertiggestellt: das Marswidisstift das Bundesteilhabegesetz (BTHG). Die auf dem Johannesstift-Gelände in darin verankerte Eigenständigkeit der Bielefeld und das Friederike-Fliedner- Einrichtungsbewohner und Klienten Haus in Bad Berleburg. Zwei weitere bedeutet erhebliche Veränderungen Projekte befinden sich im Bebau- für die Leistungserbringer, also auch ungsplan-Verfahren der zuständigen das Johanneswerk. Jetzt gilt es, Be- Kommunen. treuung und Hilfen einzeln abzustim- men, konkrete Verträge dafür abzu- schließen und dies im Zusammenspiel mit dem Menschen mit Behinderung, seinen Angehörigen oder gesetzlichen Betreuern zu handhaben. Während Fachleistungen weiterhin von den Landschaftsverbänden in NRW geleis- tet werden, liegt die Zuständigkeit für Sozialhilfeleistungen bei den Kommunen. Prominenter Gast: Kabarettist Rainer Schmidt kommentierte heiter- kompetent die Einführung des neuen Bundesteilhabe-Gesetzes. UNTERNEHMEN – JOURNAL 21
Die Band ›Freisenberg Allstars‹ die sich aus Mitarbeitenden zusammensetzt, gestaltete den musikalischen Part des Gottesdienstes. vertritt: Angesichts ständig steigen- der Pflegekosten sollen künftig Be- wohner von Altenheimen oder deren Die Geschäftsführer standen Rede und Antwort: Dr. Ingo Habenicht Angehörige einen festen Sockelbetrag (v. l.), Dr. Bodo de Vries zahlen, während die Pflegekassen und Burkhard Bensiek. übernehmen, was darüber liegt. Im- mer mehr Verbände und Träger schlie- ßen sich dieser Forderung an und Dr. de Vries registriert, dass die Botschaft im zuständigen Bundesministerium und in der Politik ankommt. Bleibt abschließend der Blick auf die wirtschaftlichen Zahlen der Unter- nehmensgruppe Johanneswerk: Die gemeinnützige Gesellschaft mit beschränkter Haftung steigerte 2019 den Umsatz erstmals auf 400 Millio- nen. 28 Millionen wurden in den Geschäftsfeldern Alten- und Behin- dertenarbeit für Investitionen und Instandhaltungen verwendet. [EW] IMPRE SSUM JOHANNESWERK JOURNAL Redaktionsanschrift Chargennummer: 2005.04.117 Magazin der Ev. Johanneswerk gGmbH Evangelisches Johanneswerk gGmbH Postfach 10 15 53 Schildescher Str. 101, 33611 Bielefeld 33515 Bielefeld Telefon: 0521 801-25 61, Fax: 0521 801-25 69 E-Mail: kommunikation@johanneswerk.de Herausgeber Pastor Dr. Ingo Habenicht – v. i. S. d. P. Herstellung Fotos: Pia Blümig, Frank Elschner, Veit Mette, Redaktion Härtl / Misereor, Mike-Dennis Müller, shutterstock, Stabsabteilung Strategisches Marketing Hilla Südhaus, Christian Weische Dr. Claudia Schröder – Leitung Grafik, Illustration und Satz: Verena Wiesemann Elke Wemhöner [EW] – Redaktionsleitung Druck: Die Umwelt-Druckerei, Hannover Hanna Paßlick [HP] – Redakteurin Druckbetreuung: Greif Design, Bielefeld Versand: Studjo | Lettershop, Lüdenscheid Sonstige Papier: Circle Silk Premium White, 100 Prozent Recycling- Julia Krausen [JK] – freie Mitarbeiterin Papier, frei von Schwermetallen, Zertifikate: EU Ecolabel, FSC ® Anzeigen Spendenkonto Johanneswerk Dr. Claudia Schröder IBAN: DE09 4805 0161 0066 0126 00 BIC: SPBIDE3BXXX 22 JOURNAL – UNTERNEHMEN // IMPRESSUM
SPENDERGE SCHICH T EN Freuen sich über das neue Podium: Hausleiterin Edda Bekemeier (l.) und Haustechniker Dieter Meyer. [Foto: Mike-Dennis Müller] MEHR KOMFORT FÜR ZUSCHAUER UND AKTEURE Dank Spende der König Burgunder Stiftung: Johannes-Haus hat eine mobile Bühne HERFORD. Was hat in diesem Saal nicht alles Dank der Spende der Herforder König schon stattgefunden! Und eigentlich war es Burgunder Stiftung in Höhe von 1.500 Euro, immer zur Zufriedenheit aller, die im Johan- wurde das Projekt erfolgreich in Angriff nes-Haus mitfeierten oder eine Veranstaltung genommen. Der passende Tischler war besuchten. Aber verbessern, meint Hausleite- schnell gefunden, da man ein Vorbild in rin Edda Bekemeier lächelnd, lässt sich auch einer anderen Johanneswerk-Einrichtung immer etwas. hatte. Die Eckdaten waren klar benannt: Nicht zu hoch – damit die vorne Sitzenden Die Ausstattung des Saales wurde ergänzt sich nicht den Nacken verrenken. Nicht zu durch eine pfiffige Tischler-Arbeit, die sich groß, damit bei Festen im Saal auch noch stets perfekt anpasst: eine mobile Bühne. Platz bleibt zum Tanzen. Die Tritthöhe Drei Elemente mit je ein Meter mal zwei moderat, damit es keine Sicherheitsproble- Meter Grundfläche ergeben – zusammenge- me gibt. Insgesamt ist es eine komfortable steckt – eine Fläche zum Bespielen, oder ein Konstruktion. Einzelteil eine Erhöhung für das Rednerpult. Die Sonderanfertigung ist auf den Einsatz Der Fachmann baute drei Elemente, die der im Johannes-Haus zugeschnitten. Haustechniker gut handhaben und leicht zusammenstecken kann. Ihre ›Feuertau- fe‹ hat die mobile Bühne bei einer Tagung bestanden. »Sie hat sich schon bewährt«, zieht Edda Bekemeier Bilanz. Zusammen SPENDENKONTO INFO mit ihrem Mitarbeiter-Team freut sich die IBAN: DE09 4805 0161 0066 0126 00 Hausleiterin über die neue Errungenschaft. BIC: SPBIDE3BXXX [EW] KONTAKT Maria Munzert Telefon 0521 801-26 08 maria.munzert@johanneswerk.de SPENDERGESCHICHTEN – JOURNAL 23
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