Das Menschen- und das Weltbild dieses Modellstaats
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1. Einleitung Der Mensch steht absolut im Zentrum dieses Modellstaates. Sie werden sich jetzt fragen: Und? Die Menschen im 21. Jahrhundert halten sich doch ohnehin für den Mittelpunkt des Universums oder die Krone der Schöpfung. Die noch nicht absehbaren Folgen der Finanzkrise oder ökologischen Probleme, stellen Menschen global vor unwahrscheinliche Herausforderungen, denen man sich stellen wird müssen. Der erste Teil dieser Arbeit setzt sich mit dem Menschen als Teil der Natur, Teil der Genetik und Teil der Gesellschaft auseinander. Anschließend wird auf den Begriff „Menschenbild“ eingegangen. Wer ist ein Mensch wer nicht? Es wird das Bild des Menschen im Laufe der Geschichte betrachtet und setzt sich mit der Frage auseinander - Was macht den Menschen aus? Anschließend wird auf einige „Menschenbildkategorisierungen“ oder Sichtweisen von Menschen über Menschen eingegangen. Zum Status Quo des Menschen im 21. Jahrhundert ist zu sagen, dass uns all der Fortschritt oder technischen Errungenschaften, Wohlstand und Freizeit nicht unbedingt glücklicher und zufriedener gemacht haben. Der Psychotherapeut und Sozialwissenschaftler Erich Fromm stellte sich Fragen wie: Gibt es eine Natur des Menschen? Was macht das Wesen des Menschen aus? Seinen diesbezüglichen fundierten Überlegungen, wird würdigend Platz gemacht. Die nächste Frage lautet: Was ist überhaupt ein Weltbild? Welche Weltbilder gibt es? Am 4.Juli 2012 wurde das Higgs-Boson Teilchen – „das Gottesteilchen“ gefunden. Gibt es aufgrund dessen ein geändertes Weltbild? Aufgrund dieser vorab kurz geschilderten Überlegungen wird das Menschen- und Weltbild dieses Modelstaates vorgestellt. 2
Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung ........................................................................................................................................... 1 1. Der Mensch ................................................................................................................................... 5 1.1 Der Mensch als Teil der Natur ................................................................................................ 6 1.2 Der Mensch – Genetik ............................................................................................................. 6 1.3 Menschwerdung ........................................................................................................................ 7 1.4 Der Mensch als Teil der Gesellschaft .................................................................................... 9 2. Zum Begriff „Menschenbild“ ...................................................................................................... 12 2.1 Abgrenzung: Wer ist Mensch und wer nicht? ..................................................................... 12 2.2 Das Bild vom Menschen im Laufe der Geschichte............................................................ 12 2.2.1 Vorzeit................................................................................................................................... 12 2.2.2 Schöpfung ............................................................................................................................ 12 2.2.3 Mensch und Gottheit .......................................................................................................... 13 2.2.4 Mittelalter.............................................................................................................................. 14 2.2.5 Das Menschenbild der Aufklärung ................................................................................... 14 2.2.6 Moderne ............................................................................................................................... 15 2.2.7 Das Menschenbild des Grundgesetzes .......................................................................... 15 2.2.8 Postmoderne ....................................................................................................................... 16 2.3 Was macht den Menschen aus? .......................................................................................... 16 2.3.1 Mensch und Tier ................................................................................................................. 16 2.3.2 Mensch geschlechtsspezifisch ......................................................................................... 18 2.3.3 Entmenschlichung .............................................................................................................. 18 2.3.4 Wann beginnt der Mensch "Mensch zu sein"?............................................................... 19 2.3.5 Wann endet der Mensch? ................................................................................................. 21 2.4 Erbe und Umwelt, Determinismus und freier Wille ............................................................ 21 2.5 Gleichheit oder Ungleichheit? ............................................................................................... 22 2.6 Psychologie der Menschenbilder ......................................................................................... 23 2.6.1 Definition .............................................................................................................................. 23 2.6.2 Psychologie der Menschenbilder ..................................................................................... 23 2.6.3 Menschenbilder und Persönlichkeitstheorien ................................................................. 24 2.6.4 Kritische Psychologie ......................................................................................................... 25 2.6.5 Leitbegriffe oder differentielle Psychologie der Menschenbilder ................................. 25 2.6.6 Erkundung des Menschenbildes ...................................................................................... 26 3
2.6.7 Menschenbilder in der Psychotherapie ........................................................................... 27 3. Beispiele von Menschenbildkategorisierungen ...................................................................... 28 3.1 Zoon Politicon – „Der Mensch als soziales, politisches Wesen“ ..................................... 28 3.2 Homo faber – „Der schaffende Mensch“ ............................................................................. 30 3.3 Homo Ludens – „Der spielende Mensch“ ........................................................................... 31 3.4 Homo Oeconomicus – „Der wirtschaftende Mensch“ ....................................................... 32 3.5 Homo Oecologicus – „Der ökologisch handelnde Mensch“ ............................................. 35 3.6 Homo Sociologicus – „Der soziologische Mensch“ ........................................................... 36 3.7 Homo Superior – „Der Übermensch“ ................................................................................... 37 3.8 Homo Sacer – „Der geheiligte Mensch“ .............................................................................. 38 3.9 Homo Cooperativus – „Der kooperative Mensch“ ............................................................. 39 3.10 Animal Symbolicum ................................................................................................................ 40 3.11 Zusammenfassung einiger Menschenbilder ....................................................................... 41 3.12 Status Quo des Menschen im 21. Jahrhundert.................................................................. 43 4. Die Natur des Menschen ........................................................................................................... 44 4.1 Was macht das Wesen des Menschen aus? ..................................................................... 44 4.2 Das „Universelle Menschenbild“ dieses Modellstaats....................................................... 54 4.2.1 Was ist ein KLISCHEE? .................................................................................................... 56 4.2.2 Persönlicher Zugang .......................................................................................................... 58 4.2.3 Praktische Umlage des universellen Menschenbildes auf das System dieses Modellstaates ...................................................................................................................................... 60 4.3 Grundsätze dieses Modellstaats .......................................................................................... 64 5. Was ist ein „Weltbild“? ............................................................................................................... 70 5.1 Kosmologie des Mittelalters .................................................................................................. 70 5.2 Das Geozentrische Weltbild .................................................................................................. 71 5.3 Das Heliozentrische Weltbild ................................................................................................ 72 5.4 Fund des Higgs-Boson Teilchen am 4.Juli 2012 ............................................................... 72 5.5 Zusammenfassung ................................................................................................................. 73 5.6 Das „Universelle Weltbild“ dieses Modellstaates ............................................................... 74 5.6.1 Wie groß ist unsere Welt wirklich? ................................................................................... 76 5.7 Zusammenfassung ................................................................................................................. 80 4
1. Der Mensch Der Mensch Der Mensch (Homo sapiens) ist innerhalb der biologischen Systematik ein höheres Säugetier aus der Ordnung der Primaten (Primates). Er gehört zur Unterordnung der Trockennasenaffen (Haplorrhini) und dort zur Familie der Menschenaffen (Hominidae). Der Mensch ist die einzige bis heute überlebende Art der Gattung Homo. Er ist in Afrika seit rund 200.000 Jahren fossil belegt und entwickelte sich dort über eine als archaischer Homo sapiens bezeichnete Mosaikform vermutlich aus Homo erectus. Weitere, jedoch deutlich jüngere fossile Belege gibt es für die Art aus allen Kontinenten außer Antarktika. Die Bezeichnung Homo sapiens , nach lat. homo sapiens ‚einsichtsfähiger/weiser Mensch‘) wurde 1758 durch Carl von Linné in Carl von Linné der zehnten Auflage seines Werks Systema Naturae geprägt. Zeitweise wurde der moderne Mensch als Homo sapiens sapiens bezeichnet und der Neandertaler als Homo sapiens neanderthalensis. Diese Einordnung des Neandertalers als Unterart von Homo sapiens gilt jedoch derzeit als veraltet. http://de.wikipedia.org/wiki/Mensch Abbildung 1 Der Mensch Etymologie Das Wort Mensch ist im Althochdeutschen seit dem 8. Jahrhundert in der Schreibung mennisco (Maskulinum) belegt und im Mittelhochdeutschen in der Schreibung mensch(e) (Maskulinum oder Neutrum) mit der Bedeutung „Mensch, Mädchen, Buhlerin, Magd, Knecht“. Das Wort ist eine Substantivierung von althochdeutsch mennisc, mittelhochdeutsch mennisch für „mannhaft“ und wird zurückgeführt auf einen indogermanischen Wortstamm, in dem die Bedeutung Mann und Mensch in eins fiel – heute noch erhalten in man. Das Neutrum (das Mensch) hatte bis ins 17. Jahrhundert keinen abfälligen Beiklang und bezeichnete bis dahin insbesondere Frauen von niederem gesellschaftlichem Rang. http://de.wikipedia.org/wiki/Mensch#Etymologie Abbildung 1.1 5
1.1 Der Mensch als Teil der Natur Der Mensch als Teil der Natur Bis in die späten 1980er Jahre wurden die Orang-Utans,, Gorillas und Schimpansen in der Familie der Menschenaffen (Pongidae) zusammengefasst und der Familie der Echten Menschen (Hominidae) gegenübergestellt. Genetische Vergleiche zeigten, dass Schimpansen und Gorillas näher mit dem Menschen verwandt sind als mit den Orang-Utans; seitdem werden Menschen, Schimpansen und Gorillas nebst all ihren fossilen Vorfahren zu dem gemeinsamen Taxon Homininae und dieses neben das Taxon der Orang-Utans (Ponginae) gestellt. Von den anderen heute noch lebenden Menschenaffen kann Homo sapiens anhand seines Genotyps unterschieden werden, ferner anhand seines Phänotyps, seiner Ontogenie und seines Verhaltens. Hinzu kommen erhebliche Unterschiede in Bezug auf die Dauer bestimmter Lebensabschnitte: die Entwicklung des Säuglings vollzieht sich bei Homo sapiens langsamer als bei den anderen Menschenaffen – mit der Folge, dass der Mensch als einziger Primat die Lebensphasen „Kindheit“‘ sowie „Adoleszen“ besitzt. Dies wiederum hat zur Folge, dass der Mensch erst relativ spät geschlechtsreif wird und der Aufwand der Eltern zugunsten ihrer Kinder sehr hoch ist; zudem ist der Abstand zwischen den Geburten geringer und die Lebenserwartung höher. http://de.wikipedia.org/wiki/Mensch#Der_Mensch_als_Teil_der_Natur Abbildung 1.2 1.2 Der Mensch – Genetik Der Mensch Genetik Die Erbinformation des Menschen ist im Zellkern in der DNA auf 46 Chromosomen, davon zwei Geschlechtschromosmen, gespeichert sowie in der DANN der Mitochondrien. Das menschliche Genom wurde in den Jahren 1998 bis 2005 vollständig sequenziert. Insgesamt enthält das Genom diesem Befund zufolge 3.101.788.170 Basenpaare. Von links nach rechts: Orang-Utans, Gorillas, Menschen, Bonobos und Gemeine Schimpansen Das menschliche Genom enthält (wie das jedes anderen Eukarvoten) sowohl codierende als auch nicht- codierende DANN-Sequenzen, die oftmals denjenigen verwandter Lebewesen homolog sind („gleiches“ Gen) und häufig mit den DNA-Sequenzen sehr nahe verwandter Arten – wie der anderer Menschenaffen – sogar völlig übereinstimmen. Aus der Ähnlichkeit der DNA-Sequenzen unterschiedlicher Arten lässt sich zudem deren Verwandschaftsgrad berechnen: Auf diese Weise bestätigten genetische Analysen, dass Bonobos, Gemeine Schimpansen, Gorillas und Orang-Utans (in dieser Reihenfolge) die nächsten rezenten Verwandten des Menschen sind. Weitere genetische Analysen ergaben, dass die genetische Vielfalt beim Menschen, im Vergleich mit den anderen Menschenaffen, gering ist. Dieser Befund wird erklärt durch eine zeitweise sehr geringe (am Rande des Aussterbens befindliche) Population. Nach einer Studie von R. E. Green (2010) könnten 1 bis 4 Prozent der DNA des nicht-afrikanischen Menschen durch Genfluss vom Neandertaler stammen. http://de.wikipedia.org/wiki/Mensch#Genetik Abbildung 1.3 6
1.3 Menschwerdung Menschwerdung Mit der Entwicklungsgeschichte der Menschheit von ihren Anfängen bis zum Jetzt-Menschen beschäftigen sich • die Palöoanthropologie (Teilgebiet der Anthropologie und der Paläontologie und befasst sich mit dem Entstehen der spezifischen Merkmale des Menschen (mit der Homosiation) und mit der Stammesgeschichte des Menschen, das heißt mit der Rekonstruktion von Verwandtschaftlinien der Art Homo sapiens. • die Archäologie (gr. ἀρχαῖος archaios, ‚alt‘ und lógos ‚Lehre‘; wörtlich also ‚Altertümerkunde‘)-wird, meist in enger Zusammenarbeit mit Naturwissenschaflern, der kulturellen Entwicklung der Menschheit nachgegangen) • die Genetik (Vererbungslehre) Neben der biologischen Evolution war für den Menschen auch seine kulturelle Entwicklung maßgebend, die sich unter anderem im Gebrauch von Werkzeugen und der gesprochenen Sprache manifestiert. Der kulturelle Entwicklungsstand der frühen Vorfahren des modernen Menschen war zunächst über Jahrhunderttausende hinweg nahezu konstant. Erst vor rund 40.000 Jahren beschleunigten sich – nach heutigem Kenntnisstand – die kulturellen Innovationen, und seit Ende der letzten Eiszeit, mit dem Aufkommen von Ackerbau und Viehzucht, greift der Mensch großräumig gestaltend in seine Umgebung ein. Die Entwicklung des Menschen führte vermutlich über Arten, die den nachfolgend aufgeführten Arten zumindest ähnlich gewesen sein dürften, zu Homo sapiens: Adrpithecus ramidus, Australopithecus afarensis, Homo rudolfensis, Homo habilis und Homo ergaster, Homo erectus. http://de.wikipedia.org/wiki/Mensch#Menschwerdung Abbildung 1.4.1 Menschwerdung In Abgrenzung zu mehreren Theorien des archaischen Homo sapiens sind 160.000 Jahre alte Schädelknochen des Homo sapiens idaltu aus Äthiopien der älteste – unbestritten dem biologisch modernen Menschen zugeordnete – fossile Fund. Verstärkt treten solche Relikte ab 100.000 Jahre vor heute auf. Alle heute lebenden Menschen sind sehr nahe miteinander verwandt, näher als andere biologische Arten, wie molekularbiologische Untersuchungen an der ribosomalen RNA der mitochondrialen DANN gezeigt haben. Die größten Unterschiede finden sich innerhalb der afrikanischen Populationen. Die Populationen außerhalb Afrikas sind – mit Ausnahme einiger erst relativ spät aus Afrika ausgewanderter Gruppen – genetisch sehr uniform. Zahlreiche Funde unterstützen die sogenannte Out-of-Africa-Theorie, der zufolge die Ausbreitung des Menschen vom afrikanischen Kontinent aus erfolgte. Lange Zeit lebte die Art Homo sapiens in Afrika parallel zum primär europäisch und vorderasiatisch angesiedelten Neandertaler, der besonders an das Leben in gemäßigten bis arktischen Zonen angepasst war. Zunächst im Vorderen Orient, seit dem frühen Jungpaläolithikum auch in Europa, kamen Neandertaler und Homo sapiens gleichzeitig in derselben Region vor, im Nahen Osten etwa 60.000 Jahre lang, in Mitteleuropa möglicherweise 10.000 Jahre lang. Für die Ausbreitung des Homo sapiens vom Balkan bis zur Iberischen Halbinsel nahm die Forschung bisher etwa 7.000 Jahre an. Paul Melars von der Cambridge University berichtete 2006 in Nature, dass es vermutlich nur 5.000 Jahre dauerte. Abbildung 1.4.2 7
Menschwerdung Einige Gruppen breiteten sich entlang der Po-Ebene in Italien aus, andere wählten den Weg durch das Donautal, wiederum andere drangen fast bis Sibirien vor. Die Ausbreitungsgeschwindigkeit betrug im Schnitt 400 m/Jahr. Die Atlantikküste auf der Iberischen Halbinsel wurde frühestens vor 41.000 Jahren von Homo sapiens erreicht, vielleicht später. Die neuen Erkenntnisse verdanken wir revidierten Ergebnissen der Kohlenstoffdaten (C14-Methode), die auch eine kürzere bis allenfalls sehr kurze Koexistenz-Zeit mit dem Neandertaler in Europa wahrscheinlich machen. Das spekulative Element ist bei all diesen Annahmen jedoch sehr groß, da aus der Zeit vor mehr als 30.000 Jahren bislang nur ein einziger europäischer Knochenfund des Homo sapiens existiert, nämlich ein mit ca. 31.000 Jahren datierter Schädel aus Tschechien, und die vermeintlich bis zu 40.000 Jahre alten Funde aus Cro-Magnon und der Schwäbischen Alb, die sich auf Grund der C14-Datierung als maximal 30.000 Jahre (Cro-Magnon) bzw. maximal 5.000 Jahre alt (Schwaben) erwiesen haben. Manche Kulturgüter wie die äußere Form von Steinwerkzeugen und Höhlenzeichnungen scheinen sich in Regionen der Koexistenz angeglichen zu haben. Es ist nach heutigem Kenntnisstand unwahrscheinlich, dass sich beide Arten in nennenswertem Umfang vermischt haben: Die Mehrzahl der Fossilien weist deutlich erkennbare morphologische Unterschiede auf. Abbildung 1.4.3 Menschwerdung Die alternative, früher verbreitetere Hypothese vom multiregionalen Ursprung des modernen Menschen nimmt an, dass sich der Homo sapiens in mehreren Regionen unabhängig voneinander aus dem Homo erectus entwickelt hat. Nach den molekulargenetischen Untersuchungen der jüngeren Zeit kommt dieser These allerdings nur geringe Wahrscheinlichkeit zu. Anfang 2011 belief sich die Weltbevölkerung auf mehr als 6,9 Milliarden Menschen. http://de.wikipedia.org/wiki/Mensch#Verbreitung_des_modernen_Menschen_.C3.BCber_den_Globus Ausbreitung des modernen Menschen (1) über die Erde und Die ersten Wanderungen gingen in den Nahen Osten und nach vorausgehende Besiedelung durch Neanderthaler (2) und andere Australien. (M 168 und M 130 bezeichnen Marker im Y- Hominiden (3) Chromosom Abbildung 1.4.4 8
1.4 Der Mensch als Teil der Gesellschaft Der Mensch als Teil der Gesellschaft Die Beziehung des Menschen zu anderen Lebewesen ist umstritten: Eine Gruppe sieht den Menschen unter den Lebewesen vor allem durch zahlreiche kognitive Fähigkeiten ausgezeichnet. Diese Eigenschaften konstituieren die menschliche Kultur und Gesellschaft sowie die Fähigkeiten zur Reflexion und Transzendenz.. Das Christentum und das aristotelische Weltbild sprechen von der „Krone der Schöpfung“. Andere Positionen vertreten unter Verweis auf die vielen Lebewesen gemeinsame Fähigkeit zur Antizipation eines zeitunabhängigen Ich-Begriffs eine Kontinuität dieser Eigenschaften und folgern daraus eine Dekonstruktion des Menschbegriffs. In mehreren Eigenschaften unterscheidet der Mensch sich deutlich von den heute bekannten übrigen Arten: Kulturelle Evolution: Die biologische Evolution ist gegenüber der schnelleren „kulturellen Evolution“, die durch die menschliche Sprache sehr gefördert wird, in den Hintergrund getreten. Von einigen Wissenschaftlern wird dieser Prozess unter dem Begriff der Memetik (Evolution von Memen losgelöst von Genen) erforscht. Wissensvermittlung: Die Individuen anderer Arten besitzen nicht im selben Maße wie der Mensch die Fähigkeit, ihr erlerntes Wissen an nachfolgenden Generationen weiterzugeben. Nur der Mensch kann bewusst auf Informationen zurückgreifen, die viele Generationen vor ihm geschaffen haben. Der Mensch besitzt zudem ein historisches Bewusstsein: Er ist in der Lage, Vergangenheit, Gegenwart und Zukunftft in kausale Zusammenhänge zu bringen. Abbildung 1.5 Der Mensch als Teil der Gesellschaft Hierdurch kann er seine Handlungen vergleichen, planen und somit teilweise eine Zukunft entwerfen (Kreativität), die er durch absichtsvolle Handlungen zumindest teilweise erreichen kann. Selbstbewusstsein: Zum Dritten werden nur Menschen sich ihrer Sterblichkeit bewusst. Durch das absehbare Sterben können nur Menschen nach einem Sinn des Lebens und einem leben nach dem Tod fragen. Diese Fragen sind in Philosophie und Religion zentrale und wiederkehrende Themen. Spiegeltests weisen jedoch darauf hin, dass auch anderen Menschenaffen und einigen anderen Tierarten wenigstens ein Selbstbewusstsein zugeschrieben werden kann. Mensch als Teil der Geschichte Der Eintritt der Menschen in die Geschichte im Sinne der Geschichtswissenschaft findet erst mit dem Beginn der Hochkulturen statt. Mit den Abläufen und Folgen des Zusammenlebens handelnder Menschen beschäftigen sich insbesondere die Soziologie und die Anthropologie, ferner die Darstellung von Mann und Frau; Ausschnitt der Plakette der Pioneer- Soziobiologie und die Biosoziologie. Raumsonden Abbildung 1.6 9
Der Mensch als Teil der Gesellschaft Bildung „Der Mensch wird nicht geboren, sondern erzogen! …“, so der Humanist Erasumus von Rotterdamm, der in vielen seiner Bücher den Menschen Bildung vermitteln wollte: „… Nichts ist naturgemäßer als Tugend und Bildung – ohne sie hört der Mensch auf, Mensch zu sein“. Ähnlich argumentierten seit der griechischen Erasmus von Rotterdam Philosophie viele Geisteswissenschaftler und Philosophen, die in den meist „ungebildeten“ Menschen den Homo insipiens eine „Vorstufe“ zu Homo sapiens sahen. Für Friedrich Nietzsche war Homo sapiens allerdings auch nur eine Vorstufe zum idealen Übermenschen. Friedrich Nietzsche Abbildung 1.7 Der Mensch als Teil der Gesellschaft Recht Gemäß Artikel 1 des Grundgesetzes für die Bundesrepublik Deutschland ist jeder Mensch, und damit jedes menschliche Leben, Träger der Menschenwürde. Es gibt Gesellschaften, in denen das nicht jeder Mensch ist: In Stammesgesellschaften beispielsweise kann ein Neugeborenes bis zur Anerkennung durch den Vater ohne Rechtsfähigkeit sein; in Staaten mit Sklaverei galten Sklaven zuweilen als „Sachen“. Die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen soll in jedem Staat einen Grundstatus vorgeben. Gemäß diesem Menschenbild besitzt jeder einzelne Mensch von Geburt an eine besondere, unantastbare und unveräußerliche Würde. Aus diesem Grund hat jeder Einzelne bestimmte Rechte, zum Beispiel das Recht auf Leben, auf körperliche Unversehrtheit, auf Religionsfreiheit und auf Meinungsfreiheit sowie auf einen angemessenen Arbeitslohn. Dieses Ideal ist aber nicht überall verwirklicht, denn in vielen Staaten werden Leute ohne Gerichtsverfahren eingesperrt, Gefangene gefoltert, Frauen und Kinder unterdrückt und Menschen leben in Armut. Ferner wird das Grundrecht auf Leben, obgleich mit dem Begriff der Würde eng verknüpft, in keinem Land als unantastbar angesehen, da eine solche Unantastbarkeit mit jeglicher Bewaffnung (Armee, Polizei usw.) im Widerspruch stünde. Manche Kulturkreise und Religionen kennen keine allgemeingültigen Menschenrechte. Insbesondere im Judentum, Christentum, Islam, der indischen und der chinesischen Kultur gibt es Strömungen, die einen Unterschied zwischen „Gläubigen“ und „Ungläubigen“ oder zwischen den Rechten des Mannes und denen der Frau machen. Abbildung 1.8 10
Der Mensch als Teil der Gesellschaft Religion Religionen und religiöse Motive haben nahezu die gesamte bekannte Geschichte des Menschen begleitet. Der Mensch kann selbst sowohl als glaubendes, betendes und Riten ausübendes Subjekt handeln, als auch Objekt religiöser Riten und Anbetungen sein. http://de.wikipedia.org/wiki/Mensch#Der_Mensch_als_Teil_der_Gesellschaft Abbildung 1.9 11
2. Zum Begriff „Menschenbild“ Menschenbild ist ein in der philosophischen Anthropologie gebräuchlicher Begriff für die Vorstellung oder das Bild, das jemand vom Wesen des Menschen hat. Insofern der Mensch Teil der Welt ist, ist das Menschenbild auch Teil des Weltbildes. Menschenbild wie Weltbild sind Teil einer umfassenden Überzeugung oder Lehre. So gibt es unter anderem ein christliches, ein buddhistisches, ein humanistisches oder ein darwinistisches Menschen- und Weltbild. Dem Einzelnen erscheint das eigene Menschenbild häufig als so selbstverständlich, dass er kaum darüber nachdenkt, dass man den Menschen auch anders betrachten kann. Im Folgenden geht es nicht um die Klärung von Streitfragen, sondern um die Darstellung der Vorstellungen vom Menschen in verschiedenen Kulturen zu unterschiedlichen Zeiten, mit daraus folgenden Implikationen. 2.1 Abgrenzung: Wer ist Mensch und wer nicht? Die Frage, was ein Mensch ist und was nicht, ist sehr grundlegend, aber auch strittig (z.B. die Frage, wann das Leben beginnt, ob eine befruchtete Eizelle oder ein Embryo bereits ein Mensch ist). Die Differenzierung des Menschen erfolgt durch die Annahme, dass der Mensch sowohl Instinkte als auch die Fähigkeit besitzt, über sich selbst zu reflektieren. Dadurch unterscheidet er sich (in seinem Verhalten) von anderen Lebewesen. 2.2 Das Bild vom Menschen im Laufe der Geschichte 2.2.1 Vorzeit Über Menschenbild und Selbstverständnis des Menschen der Vorzeit ist wenig bekannt, allerdings existieren künstlerische, wohl religiöse Zeugnisse wie Abbildungen von Menschen und Göttern. Nachgewiesene Begräbnis-Riten weisen auf Vorstellungen vom Jenseits und Sorge um die Verstorbenen hin. Religiöse Vorstellungen waren wahrscheinlich animistisch inspiriert. Repräsentativ für diese Phase ist der Schamanismus. 2.2.2 Schöpfung In fast allen Gesellschaften existieren Mythen der Schöpfung, die Hinweise auf Weltbild, aber auch auf das Selbstverständnis der Menschen liefern. 12
2.2.3 Mensch und Gottheit In der griechischen und römischen Antike wie auch im Zweistromland existiert eine Vielzahl von Göttern, die den Menschen überlegen sind, aber ihnen auch ähneln. Der Mensch wird im Gegensatz zu den Göttern als sterblich angesehen, weshalb „die Sterblichen“ als Umschreibung für Menschen benutzt wurde. Menschen und Götter pflegen untereinander und miteinander eine Vielzahl von Lieb- oder Feindschaften, und sind gleichermaßen in Leidenschaften verstrickt (z. B. die Sage von Odysseus). Ansonsten ist das Menschenbild der Antike auch durch Sklaverei, Ungerechtigkeit und Ungleichheit geprägt. In Athen, und später auch in Rom finden sich zwar Ansätze der Demokratie. Diese ist jedoch immer auf die sog. Freien (Oberschicht) begrenzt. Die Philosophie erblüht in der Antike, es werden weitreichende Betrachtungen über den Menschen und die Gesellschaft angestellt, auf die man sich teilweise noch heute bezieht. Im Monotheismus ist die Trennung zwischen Mensch und Gott weitaus prägnanter. Der alleinige Gott duldet keine weiteren Götter neben sich und verlangt nach Erfüllung seines Willens z. B. Opfer (Altes Testament). Der Unterschied zwischen Mensch und Gott (Monotheismus)/Göttern wird in religiös geprägten Gesellschaft darin gesehen, dass ein Gott das Überwesen ist, das - selber anderen, keinen oder undurchschaubaren Regeln unterworfen - den Menschen überhaupt erst geschaffen hat, das ihn (wie z. B. im Christentum oder Islam) einst richten wird, und das in der Zwischenzeit jede Macht hat, das Leben des Menschen auch existenziell zu beeinflussen. Der Mensch erscheint - besonders im Monotheismus - als abhängig von Gott. Im Christentum bekommt hierbei der Begriff der Sünde, etwa im Verhältnis zum freien Willen große Bedeutung. In verschiedenen Kulturen konnten Menschen zu Göttern werden und wurden auch als solche verehrt. Weltliche Herrscher wie manche der Pharaonen, oder solche in den mittelamerikanischen Kulturen der Maya oder Azteken beanspruchten, als Menschen gleichzeitig Götter zu sein, Herrscher über Himmel und Erde. Die Konquistadoren aus Europa wurden von den Indianern zunächst als Götter wahrgenommen, die alte Prophezeiungen erfüllten. Bei den Voodoo-Kulten und vergleichbaren Naturreligionen etwa in Afrika oder der Karibik geraten (auch heute) gewöhnliche Menschen in Trance, und Gottheiten ergreifen von ihnen zeitweise Besitz, sprechen durch sie oder drücken sich in Bewegungen und Handlungen aus. 13
Im asiatischen Kulturkreis überwiegt im Unterschied zu christlich geprägten Gesellschaften eine buddhistisch beeinflusste Sicht des Menschen, die dadurch gekennzeichnet ist, dass Gott und Mensch in eins fallen. Schöpfer und Geschöpf existieren nicht unabhängig voneinander. Gott drückt sich als alles durchdringende Lebenskraft in der Schöpfung aus. Aus diesem Grund hat der Begriff „Gott“ im Buddhismus keine Bedeutung, da „Gott“ im Wesentlichen eine Abgrenzung zum Menschen ausdrückt. Für das Menschenbild hat diese Sicht entscheidende Bedeutung, da sie den Menschen auf sich selbst und die ihn umgebende Schöpfung zurückwirft. Er ist keinem außerhalb von sich befindlichen Überwesen Rechenschaft schuldig (wie im Judentum, Christentum und Islam), sondern hat sein Tun und Lassen allein vor sich selbst zu verantworten. Jede Ausübung einer Wirkung auf die Umwelt kommt einer Auswirkung auf das eigene Selbst gleich, da das Schöpferische im Menschen (Gott) und der Mensch als Teil der Welt nicht voneinander verschieden sind (Pantheismus). 2.2.4 Mittelalter Das Mittelalter ist geprägt vom Glauben und vom Aberglauben, von der Hinnahme des eigenen Schicksals, vom Fatalismus und der Furcht vor der Hölle, aber auch von der Wiederentdeckung des Wissens der Antike in den Bibliotheken der Klöster. Handel mit dem Orient bietet die Möglichkeit der Verbreitung von Wissen und Erfindungen. Die Kreuzzüge sollen die Überlegenheit des christlichen Glaubens demonstrieren, weltliche und kirchliche Macht und Rechtsprechung gehen Hand in Hand. Die Herrschaft des Adels wird als gottgewollt dargestellt, Ungleichheit zwischen den Menschen meist hingenommen. 2.2.5 Das Menschenbild der Aufklärung Der Humanismus stellt einen Bruch mit den vormaligen Vorstellungen dar, im Zentrum steht nun der Mensch, das Individuum. Die Philosophie der Aufklärung erreicht eine Synthese von antiken und neueren Vorstellungen vom Menschen. Das Licht der Aufklärung soll dem vernunftbegabten Menschen ermöglichen, alten Aberglauben abzulegen, sich selbst zu erkennen, seine eigenen Belange und die der Gesellschaft vernünftig zu regeln. Das naturwissenschaftlich-rationale Denken hält Einzug. Das Bürgertum überwindet in Folge der französischen Revolution die Herrschaft von Kirche und Adel, und entwickelt ein neues Selbstverständnis, das sich in Kultur und Politik niederschlägt. 14
2.2.6 Moderne Die Industrialisierung mündet in die Moderne. Die Moderne ist (in ihrer Selbstwahrnehmung) geprägt von technischen Erfindungen, kulturellen Revolutionen und Fortschritt, Säkularisierung, politisch von Marxismus, Emanzipation von Frauen und der Arbeiterbewegung, Liberalismus, Faschismus und den Katastrophen der beiden Weltkriege. Max Weber analysiert in „Die protestantische Ethik und der ‚Geist‘ des Kapitalismus“ die ökonomischen Prozesse der Industriegesellschaft, die zeitgenössische Arbeitsethik, ihre Verankerung im Protestantismus. In ihrem berühmten Werk „Dialektik der Aufklärung“ kritisieren die Philosophen Theodor W. Adorno und Max Horkheimer die Unmenschlichkeiten des Nazi-Regimes und anderer Systeme als Folge des überbetont rationalen Denkens der Aufklärung: Die Konzentrationslager funktionierten technisch perfekt organisiert nach rationalen Gesichtspunkten, die den Wert des Menschen auf seinen Materialwert bezifferten. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts entstehen die modernen kapitalistischen westlichen Gesellschaften auf der Grundlage von Demokratie und Menschenrechten. Das Individuum tritt als Bürger und Konsument, als Wähler und als Arbeitnehmer auf. Wohlstand und weitere Rationalisierung halten Einzug. Im konkurrierenden Ostblock soll ein dogmatischer Sozialismus die Lehren von Karl Marx verwirklichen. Die Verfolgung von sog. Abweichlern von der Parteilinie, autoritäre Regimes und Mangel an Freiheit sind jedoch die Folge. 2.2.7 Das Menschenbild des Grundgesetzes Das Menschenbild des Grundgesetzes für die Bundesrepublik Deutschland ist nicht das eines isolierten souveränen Individuums. Das Grundgesetz hat vielmehr die Spannung Individuum - Gemeinschaft im Sinne der Gemeinschaftsbezogenheit und Gemeinschaftsgebundenheit der Person entschieden, ohne dabei deren Eigenwert anzutasten. Das ergibt sich insbesondere aus einer Gesamtsicht der Art. 1, 2, 12, 19 und 20 GG. Dies heißt aber: der Einzelne muss sich diejenigen Schranken seiner Handlungsfreiheit gefallen lassen, die der Gesetzgeber zur Pflege und Förderung des sozialen Zusammenlebens in den Grenzen des bei dem gegebenen Sachverhalt allgemein Zumutbaren zieht, vorausgesetzt, dass dabei die Eigenständigkeit der Person gewahrt bleibt. (BVerfGE 4, 7, 15 f.) 15
2.2.8 Postmoderne Der Existenzialismus als populäre Denkschule der Avantgarde der 50er entwirft ein Bild vom modernen Menschen, der in eine sinnlose Welt geboren ist, Sinn muss von ihm selbst gestiftet werden. Mit der Studentenbewegung von 1968, mit Umbrüchen wie der machtvollen Popkultur hält wiederum ein neues Menschenbild Einzug. Die 68er protestieren gegen eine vermeintlich erstarrte Gesellschaft in West wie Ost, eine Technokratie, die dem Individuum keinen Raum einräumt, sondern angepasstes Verhalten verlangt. Irrationale Seiten des Menschen wie Phantasie werden von den 68ern dagegengehalten, Esoterik, Utopien, aber auch Kunst und Kultur sind dabei Ausdruck dieser Haltung. In der Philosophie entwerfen Philosophen wie Gilles Deleuze oder Jacques Derrida Grundzüge einer neuen Philosophie des Menschen. Sie wenden sich gegen die scheinbar selbstverständlichen Eindeutigkeiten, binären Entscheidungen, Festschreibungen, die das Denken über Mensch und Welt bisher prägten. Die Postmoderne ist gekennzeichnet vom Nebeneinander einer Vielzahl von Ansichten über den Menschen, von divergierenden neuen und alten Lebensstilen. Gemein ist ihnen jedoch zumeist der Wille zu Pluralismus und Toleranz. Die Ökologie-Bewegung entwirft in den 70ern und 80ern ein ganzheitliches Menschenbild, bei dem besonders das Eingebundensein des Menschen in die Natur betont wird. Jugendbewegungen wie Punk oder New Wave propagieren einen melancholischen bis pessimistisch-nihilistischen Blick auf den Menschen. 2.3 Was macht den Menschen aus? 2.3.1 Mensch und Tier Im europäischen Weltbild gibt es eine eindeutige begriffliche Unterscheidung zwischen Mensch und Tier. Diese klare Abgrenzung gibt es nicht in allen Kulturen: In einigen südostasiatischen Sprachen werden die Menschenaffen zu den Menschen gerechnet. Orang Utan ist der Waldmensch und Organg Asli ein Einheimischer - diese alle sind quasi Menschen. Umgekehrt werden gelegentlich Menschen, die von der eigenen Gruppe deutlich 16
abweichen, nicht zu den Menschen gerechnet: In Brasilien werden die dortigen Ureinwohner manchmal als „Waldtiere“ bezeichnet. In der klassischen Philosophie und im christlichen Menschenbild kommt dem Menschen aufgrund seiner geistigen Seele (Geist) eine eindeutig herausgehobene Stellung gegenüber den Tieren zu. Diese Stellung beruht gemäß dem Anfang des Tanach (Heilige Schrift „Bibel“ des Judentums) (Genesis 1 und 2) nicht auf körperlichen Unterschieden, denn die Landtiere entstehen dort ebenso wie der Mensch aus Erde. Dort erhält der Mensch besondere Aufgaben: Er soll den Tieren Namen geben – das setzt komplexe sprachliche Fähigkeiten voraus. Außerdem soll er sich um einen Garten kümmern – das erinnert an die planmäßige Verwertung von Pflanzen (wie etwa beim Ackerbau), und er soll über die Natur herrschen (hier kann man auch an das Halten von Haustieren sowie an die Verwendung von Feuer denken – wichtig für Kochen, Heizen und Metallverarbeitung). Dem Menschen haucht Gott die Seele ein; er wird als sein Abbild geschaffen. Das entspricht der nahezu universalen Verbreitung von Religiosität. Diese Besonderheiten des Menschen sind diesem bewusst, so dass es ein Bemühen gibt, ihre Ausübung als Grundrechte zu verankern: Freiheit der Religion, der Meinungsäußerung, der Wissenschaft und der Kunst. In der neueren wissenschaftlichen Betrachtung beruht die „Sonderstellung des Menschen“ auf seinem Gebrauch einer Symbolsprache und der Schrift, wogegen es bei Tieren nur Ansätze zum Lernen und zur Traditionsbildung gibt. In vielen Kulturen schmücken sich Menschen mit Bezeichnungen von Tieren: Adler, Löwe, Fuchs, Wolf usw. sind beliebte Selbstbezeichnungen, wie auch anhand von Vornamen und Titeln erkennbar ist. Demgegenüber gibt es abwertende Bezeichnungen, wie z. B. Schwein, Sau, Ratte, Hund, Esel. Manche Tiere wie z. B. Kamel werden in einigen Kulturkreisen anerkennend, in anderen abwertend gebraucht. Die Bezeichnungen human (wörtlich: menschlich) und bestialisch (wörtlich: tierisch) unterstellen, dass der Mensch mild wäre, während das Tier roh sei. Häufig werden aber Handlungsweisen des Menschen als bestialisch bezeichnet, die bei Tieren kaum oder gar nicht vorkommen. Umgekehrt wird mit human häufig eine Verhaltensweise bezeichnet, die bei Tieren in analoger Form vorkommt. 17
2.3.2 Mensch geschlechtsspezifisch Noch bis ins 19. Jahrhundert wurde in der Theologie, aber auch in den Wissenschaften und der Politik darüber debattiert, ob Frauen als Menschen zu gelten haben oder nicht und wenn ja, ob sie „vollwertige“ Menschen seien oder nur eine minderwertige Sonderform. 2.3.3 Entmenschlichung Menschen mit Aussehen, Verhalten oder Lebensweisen, die nicht der Norm entsprachen, etwa geistiger Behinderung, wurde gelegentlich das Attribut „Mensch“ abgesprochen, man spricht hierbei von Entmenschlichung. Dies hat z.B. in der „NS-Rassenhygiene“ während der Zeit des Nationalsozialismus zum Begriff des „lebensunwerten Lebens“ geführt: Im Nationalsozialismus wurden psychisch Kranke und geistig und physisch behinderte Menschen mit dieser Begründung ermordet ("Euthanasie" und "Aktion T4"). Der Maßstab von Wert, der dabei zum Ausdruck kam, bezog sich auf einen vermeintlich mangelnden Nutzen (also Leistung für die Gemeinschaft) der Opfer, aber auch auf auszurottendes Erbgut. Auch kulturell fand dieses Denken in anderer Form als Verfolgung etwa der Swing- Jugend oder von Künstlern (Entartete Kunst) Ausdruck: Abweichung vom Normalen wurde nicht geduldet. Ideal war das Gesunde, Saubere, Ordentliche, Heile (wie es sich auch in der Kunst des Nationalsozialismus immer wieder findet) Auch die Kommunisten kannten die Entmenschlichung ihrer Gegner; die Nazis wurden als Unmenschen und als vertiert dargestellt. Im Kalten Krieg galten die Westeuropäer und ganz besonders die Amerikaner als dekadent, bourgeois und im Verfall begriffen. Für eine Umsiedlungsaktion von mehreren tausend DDR-Bürgern aus grenznahen Orten ist der Tarnname „Aktion Ungeziefer“ belegt. Bei Schwerverbrechern wird eine ähnliche Ausgrenzung vorgenommen. In einer Vorform spricht man vom „Unmenschen“ oder von Bestialität. Man „werde zum Tier“, ist ein geflügeltes Wort, wenn man sich selbst oder anderen in bestimmten Phasen Eigenschaften abspricht, die man als „typisch menschlich“ betrachtet. In Kriegen wurden häufig Gegner dämonisiert und verteufelt: Sie sollen dadurch als kollektive Bedrohung, als Masse, als das Böse wahrgenommen werden, nicht als menschliche Individuen, um die eigenen Soldaten zu enthemmen und die Anwendung von militärischer Gewalt zu erleichtern. Dabei wächst die Gefahr von Exzessen und brutalen Entgleisungen, wie etwa im Zweiten Weltkrieg oder im irakischen Gefängnis Abu Ghraib. 18
Neben allen Gesellschaftsgruppen kennt auch die gutbürgerliche Gesellschaft die Ausgrenzung als Folge von Vorurteilen (bisweilen auch die Diskriminierung). Dies betrifft Menschen, die nicht in ihr Weltbild passen, beispielsweise Menschen mit kriminellen Hintergrund, Radikale, Extremisten oder Personen, denen aufgrund ihrer Lebensweise wenig oder keine Akzeptanz entgegengebracht wird, wie dem „Penner”. Eine Erklärung für die Entmenschlichung, neben kalkulierter Propaganda, liefert die Sozialpsychologie mit dem Benjamin-Franklin-Effekt. Benjamin-Franklin-Effekt: Wenn wir jemanden überreden, uns einen Gefallen zu tun, werden wir ihm dadurch sympathischer. Diesen Effekt nannte bereits Benjamin Franklin eine „alte Maxime“. Wenn wir jemandem helfen, wird uns der Hilfeempfänger sympathischer. Franklins Vermutung wurde wissenschaftlich bestätigt (Jecker & Landy, 1969): Nachdem die Versuchspersonen in einem Scheinexperiment einen ansehnlichen Geldbetrag gewonnen hatten, wurde ein Drittel von ihnen um Rückgabe des Geldes gebeten, wobei der Versuchsleiter sagte, sie täten ihm damit einen persönlichen Gefallen. Ein Drittel der Gruppe wurde von der Sekretärin gefragt, ob sie das Geld dem Forschungsenat des Instituts spenden wollten. Das letzte Drittel, die Kontrollgruppe, wurde nicht um Rückgabe gebeten. Anschließend bewerteten alle Versuchspersonen den Versuchsleiter, wobei er bei der ersten Gruppe signifikant besser abschnitt, als bei den beiden anderen.1 2.3.4 Wann beginnt der Mensch "Mensch zu sein"? Seine Rechtsfähigkeit beginnt im Allgemeinen mit der Vollendung der Geburt. Eine Ausnahme ist im Erbrecht zu finden, da bereits ein Ungeborener als Erbe fungieren und somit Rechte übertragen bekommen kann. Dies entspricht jedoch nicht der allgemeinen Vorstellung vom Beginn des Menschseins, sondern ist nur für rechtliche Zwecke recht praktisch, weil im Allgemeinen gut datierbar. Nach römisch-katholischer sowie buddhistischer Lehre beginnt der Mensch mit der Zeugung, da bereits dort das Erbgut vollständig ist sowie die Geist-Seele wirkt und ihm die personale Würde samt allen Menschenrechten verleiht. Andere setzen die Ausbildung mehrerer Zellen an. Wieder andere erkennen keinen Zeitpunkt der Menschwerdung, sondern 1 Siehe: http://de.wikipedia.org/wiki/Benjamin-Franklin-Effekt#Benjamin-Franklin-Effekt 19
eine Entwicklung, in der der Fötus mehr und mehr Mensch wird. Praktische Bedeutung hat diese Frage vor allem bei der Abtreibung. Von den Verfechtern eines frühen Menschen wird daher von Mord gesprochen, während andere keine moralischen Probleme haben, den Fötus abzutöten, weil sie ihn noch nicht als Menschen sehen. Beachtet werden sollte, dass auch das Neugeborene nicht zu allen Zeiten bereits als vollwertiger Mensch galt. Häufig wurde das Kind erst mit der Entwicklung der Sprache als Mensch gezählt. Sehr praktisch wurde diese Diskussion in den Betrachtungen über den sprachlosen Kaspar Hauser. Das Aussetzen eines Kindes war früher weit verbreitet. Findelkinder wurden dem Schicksal überlassen. Kaspar Hauser (angeblich: 1812-1833 in Ansbach) wurde in der Biedermeierzeit als „rätselhafter Findling“ bekannt. Hauser tauchte am 26. Mai 1828 in Nürnberg als etwa 16-jähriger, geistig anscheinend zurückgebliebener und wenig redender Jugendlicher auf. Durch seine späteren Aussagen, dass er, solange er denken könne, bei Wasser und Brot immer ganz allein in einem dunklen Raum gefangen gehalten worden sei, Johann Georg Laminit erregte er internationales Aufsehen. Bei buchstäblichem Verständnis sind (1775-1848) – „Der junge Kaspar Hausers Angaben mit den Kenntnissen der modernen Medizin nicht zu Hauser“ vereinbaren. Ein zeitgenössisches Gerücht kolportierte, Hauser sei der 1812 geborene Erbprinz von Baden, den man gegen einen sterbenden Säugling getauscht und beiseite geschafft habe, um einer Nebenlinie des badischen Fürstenhauses die Thronfolge zu ermöglichen. In der geschichtswissenschaftlichen Literatur gilt diese „Prinzenlegende“ auf Grund später publizierter Dokumente und Augenzeugenberichte über den Tod des Prinzen als widerlegt. Eine wissenschaftlich publizierte Genanalyse aus dem Jahr 1996 zeigte, dass eine Hauser zugeschriebene Blutprobe nicht vom badischen Erbprinzen stammen kann. Eine weitere Genanalyse aus dem Jahr 2002 konnte ob zahlreicher Widersprüche keinen Gegenbeweis erbringen. Am 17. Oktober 1829 wurde Hauser mit einer ungefährlichen Schnittwunde aufgefunden, und am 14. Dezember 1833 kam er mit einer schließlich tödlichen Stichwunde nach Hause. In beiden Fällen behauptete er, Opfer eines Attentäters geworden zu sein. Seine Anhänger vermuteten ein politisch motiviertes Verbrechen; nach kriminalwissenschaftlichen Untersuchungen handelte es sich um Selbstverletzungen, die er sich aus Enttäuschung über das nachlassende öffentliche Interesse an 2 seiner Person beigebracht hatte. 2 Siehe: http://de.wikipedia.org/wiki/Kaspar_Hauser 20
2.3.5 Wann endet der Mensch? Die Frage nach dem Ende des Menschen gewinnt mit zunehmender Medizintechnik an Bedeutung. Herzstillstand muss aber z.B. noch keinen endgültigen Tod bedeuten. Der Eintritt des Hirntods ist eindeutiger, aber schwerer feststellbar. Praktisch wird die Frage, wenn - etwa nach einem Unfall - ein Mensch mit Hilfe von Apparaten im Koma gehalten wird, aber ein Wiedererreichen der vollen Vitalfunktionen ausgeschlossen erscheint. Sehr unterschiedliche Vorstellungen darüber führen dazu, dass alten Menschen eine Patientenverfügung empfohlen wird, in der sie ihre eigenen Vorstellungen darüber niederschreiben und für die behandelnden Ärzte verbindlich machen können. 2.4 Erbe und Umwelt, Determinismus und freier Wille Welche Eigenschaften eines Menschen vererbt sind und welche durch die Umwelt erworben sind, ist von jeher strittig. Neben den extremen Ansichten, die von einer vollständigen Vorbestimmung des Menschen durch sein Erbgut bzw. von einer völligen Erziehbarkeit des Menschen („tabula rasa“) ausgehen, gibt es viele Abstufungen von Meinungen, die den Menschen mehr oder weniger durch das Erbgut vorbestimmt sehen. Beide Seiten können hinreichend Beispiele für die Vererbbarkeit bzw. die Umweltbeeinflussung von menschlichen Eigenschaften vorbringen, so dass die extremen Ansichten heute selten geworden sind. Neben den beiden Extremen gibt es auch noch die Prägung, einer irreversiblen Umweltbeeinflussung. Philosophisch und religiös haben diese Fragen eine sehr große Bedeutung bei der Diskussion über den freien Willen. Wird ein freier Wille postuliert, dann gibt es Bereiche, die weder durch Erbe noch durch Umwelt determiniert sind. Im Gegensatz dazu steht die Auffassung, dass der Mensch völlig determiniert sei. Auch hier gibt es wieder die vermittelnden Auffassungen, dass der Mensch teilweise frei sei und teilweise vorbestimmt. Die Fragen haben sehr praktische Bedeutung. In der Erziehung geht es um die Frage, was Erziehung überhaupt bewirken kann. Geht man von einer sehr starken Vorbestimmung von Fähigkeiten durch das Erbe aus („Begabungen“), dann muss man diese Begabung ermitteln, um sie zu fördern. Die Erziehung zu Fähigkeiten, die nicht angeboren sind, ist danach ausgeschlossen bzw. nur mit sehr großem Aufwand durchzuführen. Früher ging man bei der Frage der Rechtshändigkeit von einer Umweltbeeinflussung aus und versuchte, die Kinder alle zu Rechtshändern zu erziehen. 21
Heute unterstellt man, dass die Händigkeit angeboren ist, und lässt die Kinder mit der Hand schreiben, die für sie die „richtige“ erscheint. Geht man von starken Umwelteinflüssen aus, so neigt staatliche Erziehung dazu, die Unterschiede zwischen den Einflüssen verschiedener Elternhäuser ausgleichen zu wollen. Der Mensch sei „gleich geboren“ und die Ungleichheiten sind nach dieser Auffassung Ungerechtigkeiten, die man in der Schule möglichst ausgleichen muss. Auch in der Kriminalitätspolitik hat das Menschenbild einen erheblichen Einfluss. Menschen mit der Vorstellung, dass Verbrecher zu Verbrechern „gemacht“ werden, neigen zu starker Gewichtung von Resozialisierungsmaßnahmen und lehnen das „Wegsperren“ der Täter ab. Umgekehrt gehen Menschen mit der Vorstellung, dass man „zum Verbrecher geboren“ wird, dazu, Verbrecher wegzusperren. Nach ihrer Vorstellung sind Resozialisierungsbemühungen vertane Liebesmüh’. Weit verbreitet ist auch die Vorstellung, dass beides - erbliche Veranlagung und Umwelteinflüsse zusammenkommen, wenn ein Mensch zum Verbrecher wird. Hier mischen sich dann die Absichten zum Wegsperren mit denen zur Resozialisierung. Werbung beruht auf der Vorstellung der Beeinflussbarkeit der Menschen. Das wiederum setzt voraus, dass man vererbte Gesetzmäßigkeiten des Verhaltens der Menschen unterstellt, die durch Werbung angesprochen werden. Die Grenzen dieser Vorstellung werden bei internationalen Konzernen sichtbar, die gelegentlich ihre Werbekampagnen an die jeweilige Kultur anpassen. 2.5 Gleichheit oder Ungleichheit? Die alte Streitfrage, ob alle Menschen gleich seien oder verschieden, wird ebenfalls durch das Menschenbild bestimmt. Offensichtlich haben alle Menschen äußerlich Gemeinsamkeiten. Auch in ihren Grundbedürfnissen und ihrer emotionalen Grundstruktur gleichen sich die Menschen. Ebenso offensichtlich gibt es auch Unterschiede, so dass wir einzelne Menschen identifizieren können, was ja nicht möglich wäre, wenn alle gleich wären. In der Frage, wie gleich die Menschen sind, scheiden sich die Geister. Noch mehr unterscheiden sich die Vorstellungen, ob die Menschen gleich oder verschieden sein sollen. Darüber, dass alle Menschen die gleichen Grundrechte haben sollen, gibt es seit der Aufklärung einen Konsens in freien Gesellschaftssystemen. 22
2.6 Psychologie der Menschenbilder 2.6.1 Definition Das Menschenbild ist die Gesamtheit der Annahmen und Überzeugungen, was der Mensch von Natur aus ist, wie er in seinem sozialen und materiellen Umfeld lebt und welche Werte und Ziele sein Leben hat oder haben sollte. Es umfasst das Selbstbild und das Bild von anderen Personen oder von den Menschen im Allgemeinen. Dieses Menschenbild wird von jedem Einzelnen entwickelt, enthält jedoch vieles, was auch für die Auffassungen anderer Personen oder größerer Gruppen und Gemeinschaften typisch ist. Es enthält Traditionen der Kultur und Gesellschaft, Wertorientierungen und Antworten auf Grundfragen des Lebens. Viele der Ansichten werden sich wahrscheinlich auf einige fundamentale Überzeugungen zurückführen lassen. Diese Überzeugungen unterscheiden sich von anderen Einstellungen durch ihre systematische Bedeutung, gedanklich den Grund zu legen und durch ihre persönlich empfundene Gültigkeit, durch ihre Gewissheit und Wichtigkeit. Die Annahmen über den Menschen haben viele und unterschiedliche Inhalte und bilden ein individuelles Muster mit Kernthemen und Randthemen. Psychologisch betrachtet ist das Menschenbild eine subjektive Theorie, die einen wesentlichen Teil der persönlichen Alltagstheorien und Weltanschauungen ausmacht. Zu den Grundüberzeugungen gehören oft der religiöse Glaube, der Glaube an Gott und eine geistige Existenz nach dem biologischen Tod (Unsterblichkeit der Seele), die Spiritualität, Willensfreiheit, Prinzipien der Ethik, soziale Verantwortung und andere Werte. Menschenbilder enthalten demnach Überzeugungen, die eine hohe persönliche Gültigkeit haben, sie sind aus der Erziehung und der individuellen Lebenserfahrung entstandene persönliche Konstruktionen und Interpretationen der Welt. 2.6.2 Psychologie der Menschenbilder In der Psychologie existieren mehrere ähnliche oder weitgehend synonyme Fachbegriffe. Alltagstheorien oder subjektive Theorien sind die Auffassungen, welche sich Menschen über ihre Lebenswelt herausgebildet haben. Es sind Begriffe, Zuschreibungen von Eigenschaften (Attributionen), insbesondere von Ursachen (Kausaldeutungen) und andere Konzepte, wie sich Menschen in der Welt orientieren und Zusammenhänge begreifen. Alltagspsychologie hat die wichtige Funktion, das Verhalten anderer Menschen verstehbar, subjektiv voraussagbar und kontrollierbar zu machen. Persönliche Konstrukte eines Menschen bezeichnen – im Unterschied zu den Erklärungshypothesen der Wissenschaftler – Schemata zur Erfassung der Welt. 23
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