Das Menschen- und das Weltbild dieses Modellstaats

 
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Das Menschen- und das Weltbild
      dieses Modellstaats

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Das Menschen- und das Weltbild dieses Modellstaats
1. Einleitung

Der Mensch steht absolut im Zentrum dieses Modellstaates. Sie werden sich jetzt fragen:

                                           Und?

Die Menschen im 21. Jahrhundert halten sich doch ohnehin für den Mittelpunkt des
Universums oder die Krone der Schöpfung. Die noch nicht absehbaren Folgen der
Finanzkrise oder ökologischen Probleme, stellen Menschen global vor unwahrscheinliche
Herausforderungen, denen man sich stellen wird müssen.

Der erste Teil dieser Arbeit setzt sich mit dem Menschen als Teil der Natur, Teil der Genetik
und Teil der Gesellschaft auseinander.

Anschließend wird auf den Begriff „Menschenbild“ eingegangen. Wer ist ein Mensch wer
nicht? Es wird das Bild des Menschen im Laufe der Geschichte betrachtet und setzt sich mit
der Frage auseinander - Was macht den Menschen aus?

Anschließend wird auf einige „Menschenbildkategorisierungen“ oder Sichtweisen von
Menschen über Menschen eingegangen.

Zum Status Quo des Menschen im 21. Jahrhundert ist zu sagen, dass uns all der Fortschritt
oder technischen Errungenschaften, Wohlstand und Freizeit nicht unbedingt glücklicher und
zufriedener gemacht haben.

Der Psychotherapeut und Sozialwissenschaftler Erich Fromm stellte sich Fragen wie:

                             Gibt es eine Natur des Menschen?
                        Was macht das Wesen des Menschen aus?

Seinen diesbezüglichen fundierten Überlegungen, wird würdigend Platz gemacht.

Die nächste Frage lautet: Was ist überhaupt ein Weltbild? Welche Weltbilder gibt es? Am
4.Juli 2012 wurde das Higgs-Boson Teilchen – „das Gottesteilchen“ gefunden. Gibt es
aufgrund dessen ein geändertes Weltbild?

Aufgrund dieser vorab kurz geschilderten Überlegungen wird das Menschen- und Weltbild
dieses Modelstaates vorgestellt.

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Das Menschen- und das Weltbild dieses Modellstaats
Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung ........................................................................................................................................... 1
1.     Der Mensch ................................................................................................................................... 5
1.1        Der Mensch als Teil der Natur ................................................................................................ 6
1.2        Der Mensch – Genetik ............................................................................................................. 6
1.3        Menschwerdung ........................................................................................................................ 7
1.4        Der Mensch als Teil der Gesellschaft .................................................................................... 9
2.     Zum Begriff „Menschenbild“ ...................................................................................................... 12
2.1        Abgrenzung: Wer ist Mensch und wer nicht? ..................................................................... 12
2.2        Das Bild vom Menschen im Laufe der Geschichte............................................................ 12
2.2.1          Vorzeit................................................................................................................................... 12
2.2.2          Schöpfung ............................................................................................................................ 12
2.2.3          Mensch und Gottheit .......................................................................................................... 13
2.2.4          Mittelalter.............................................................................................................................. 14
2.2.5          Das Menschenbild der Aufklärung ................................................................................... 14
2.2.6          Moderne ............................................................................................................................... 15
2.2.7          Das Menschenbild des Grundgesetzes .......................................................................... 15
2.2.8          Postmoderne ....................................................................................................................... 16
2.3        Was macht den Menschen aus? .......................................................................................... 16
2.3.1          Mensch und Tier ................................................................................................................. 16
2.3.2          Mensch geschlechtsspezifisch ......................................................................................... 18
2.3.3          Entmenschlichung .............................................................................................................. 18
2.3.4          Wann beginnt der Mensch "Mensch zu sein"?............................................................... 19
2.3.5          Wann endet der Mensch? ................................................................................................. 21
2.4        Erbe und Umwelt, Determinismus und freier Wille ............................................................ 21
2.5        Gleichheit oder Ungleichheit? ............................................................................................... 22
2.6        Psychologie der Menschenbilder ......................................................................................... 23
2.6.1          Definition .............................................................................................................................. 23
2.6.2          Psychologie der Menschenbilder ..................................................................................... 23
2.6.3          Menschenbilder und Persönlichkeitstheorien ................................................................. 24
2.6.4          Kritische Psychologie ......................................................................................................... 25
2.6.5          Leitbegriffe oder differentielle Psychologie der Menschenbilder ................................. 25
2.6.6          Erkundung des Menschenbildes ...................................................................................... 26

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2.6.7         Menschenbilder in der Psychotherapie ........................................................................... 27
3.     Beispiele von Menschenbildkategorisierungen ...................................................................... 28
3.1       Zoon Politicon – „Der Mensch als soziales, politisches Wesen“ ..................................... 28
3.2       Homo faber – „Der schaffende Mensch“ ............................................................................. 30
3.3       Homo Ludens – „Der spielende Mensch“ ........................................................................... 31
3.4       Homo Oeconomicus – „Der wirtschaftende Mensch“ ....................................................... 32
3.5       Homo Oecologicus – „Der ökologisch handelnde Mensch“ ............................................. 35
3.6       Homo Sociologicus – „Der soziologische Mensch“ ........................................................... 36
3.7       Homo Superior – „Der Übermensch“ ................................................................................... 37
3.8       Homo Sacer – „Der geheiligte Mensch“ .............................................................................. 38
3.9       Homo Cooperativus – „Der kooperative Mensch“ ............................................................. 39
3.10      Animal Symbolicum ................................................................................................................ 40
3.11      Zusammenfassung einiger Menschenbilder ....................................................................... 41
3.12      Status Quo des Menschen im 21. Jahrhundert.................................................................. 43
4.     Die Natur des Menschen ........................................................................................................... 44
4.1       Was macht das Wesen des Menschen aus? ..................................................................... 44
4.2       Das „Universelle Menschenbild“ dieses Modellstaats....................................................... 54
4.2.1         Was ist ein KLISCHEE? .................................................................................................... 56
4.2.2         Persönlicher Zugang .......................................................................................................... 58
4.2.3    Praktische Umlage des universellen Menschenbildes auf das System dieses
Modellstaates ...................................................................................................................................... 60
4.3       Grundsätze dieses Modellstaats .......................................................................................... 64
5.     Was ist ein „Weltbild“? ............................................................................................................... 70
5.1       Kosmologie des Mittelalters .................................................................................................. 70
5.2       Das Geozentrische Weltbild .................................................................................................. 71
5.3       Das Heliozentrische Weltbild ................................................................................................ 72
5.4       Fund des Higgs-Boson Teilchen am 4.Juli 2012 ............................................................... 72
5.5       Zusammenfassung ................................................................................................................. 73
5.6       Das „Universelle Weltbild“ dieses Modellstaates ............................................................... 74
5.6.1         Wie groß ist unsere Welt wirklich? ................................................................................... 76
5.7       Zusammenfassung ................................................................................................................. 80

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1. Der Mensch

                                                         Der
                                                        Mensch

Der Mensch (Homo sapiens) ist innerhalb der biologischen Systematik
ein höheres Säugetier aus der      Ordnung der Primaten (Primates). Er
gehört zur Unterordnung der Trockennasenaffen (Haplorrhini) und dort
zur Familie der Menschenaffen (Hominidae).
Der Mensch ist die einzige bis heute überlebende Art der Gattung Homo.
Er ist in Afrika seit rund 200.000 Jahren fossil belegt und entwickelte sich
dort über eine als archaischer Homo sapiens bezeichnete Mosaikform
vermutlich aus Homo erectus. Weitere, jedoch deutlich jüngere fossile
Belege gibt es für die Art aus allen Kontinenten außer Antarktika.
Die   Bezeichnung     Homo     sapiens    ,    nach    lat.    homo       sapiens
‚einsichtsfähiger/weiser Mensch‘) wurde 1758 durch Carl von Linné in
                                                                                    Carl von Linné
der zehnten Auflage seines Werks Systema Naturae geprägt. Zeitweise
wurde der moderne Mensch als Homo sapiens sapiens bezeichnet und
der Neandertaler als Homo sapiens neanderthalensis. Diese Einordnung
des Neandertalers als Unterart von Homo sapiens gilt jedoch derzeit als
veraltet.
                                              http://de.wikipedia.org/wiki/Mensch

                                                                                                             Abbildung 1

                                                    Der Mensch
                                                    Etymologie

                                              Das Wort Mensch ist im Althochdeutschen seit dem 8.
                                              Jahrhundert in der Schreibung mennisco (Maskulinum) belegt
                                              und im Mittelhochdeutschen in der Schreibung mensch(e)
                                              (Maskulinum oder Neutrum) mit der Bedeutung „Mensch,
                                              Mädchen,        Buhlerin,    Magd,    Knecht“.     Das Wort       ist   eine
                                              Substantivierung von althochdeutsch mennisc, mittelhochdeutsch
                                              mennisch für „mannhaft“ und wird zurückgeführt auf einen
                                              indogermanischen Wortstamm, in dem die Bedeutung Mann und
                                              Mensch in eins fiel – heute noch erhalten in man. Das Neutrum
                                              (das Mensch) hatte bis ins 17. Jahrhundert keinen abfälligen
                                              Beiklang und bezeichnete bis dahin insbesondere Frauen von
                                              niederem gesellschaftlichem Rang.
                                                                            http://de.wikipedia.org/wiki/Mensch#Etymologie

                                                                                                             Abbildung 1.1
                                                                                                                             5
Das Menschen- und das Weltbild dieses Modellstaats
1.1 Der Mensch als Teil der Natur

                                              Der Mensch
                                           als Teil der Natur

Bis in die späten 1980er Jahre wurden die Orang-Utans,, Gorillas und Schimpansen in der Familie der
Menschenaffen (Pongidae) zusammengefasst und der Familie der Echten Menschen (Hominidae)
gegenübergestellt. Genetische Vergleiche zeigten, dass Schimpansen und Gorillas näher mit dem
Menschen verwandt sind als mit den Orang-Utans; seitdem werden Menschen, Schimpansen und Gorillas
nebst all ihren fossilen Vorfahren zu dem gemeinsamen Taxon Homininae und dieses neben das Taxon der
Orang-Utans (Ponginae) gestellt.
Von den anderen heute noch lebenden Menschenaffen kann Homo sapiens anhand seines Genotyps
unterschieden werden, ferner anhand seines Phänotyps, seiner Ontogenie und seines Verhaltens. Hinzu
kommen erhebliche Unterschiede in Bezug auf die Dauer bestimmter Lebensabschnitte: die Entwicklung des
Säuglings vollzieht sich bei Homo sapiens langsamer als bei den anderen Menschenaffen – mit der Folge,
dass der Mensch als einziger Primat die Lebensphasen „Kindheit“‘ sowie „Adoleszen“ besitzt. Dies
wiederum hat zur Folge, dass der Mensch erst relativ spät geschlechtsreif wird und der Aufwand der Eltern
zugunsten ihrer Kinder sehr hoch ist; zudem ist der Abstand zwischen den Geburten geringer und die
Lebenserwartung höher.
                                               http://de.wikipedia.org/wiki/Mensch#Der_Mensch_als_Teil_der_Natur

                                                                                                   Abbildung 1.2
 1.2 Der Mensch – Genetik

                                             Der Mensch
                                              Genetik

Die Erbinformation des Menschen ist im Zellkern in der DNA auf 46 Chromosomen, davon zwei
Geschlechtschromosmen, gespeichert sowie in der DANN der Mitochondrien. Das menschliche Genom
wurde in den Jahren 1998 bis 2005 vollständig sequenziert. Insgesamt enthält das Genom diesem Befund
zufolge 3.101.788.170 Basenpaare.
Von links nach rechts: Orang-Utans, Gorillas, Menschen, Bonobos und Gemeine Schimpansen
Das menschliche Genom enthält (wie das jedes anderen Eukarvoten) sowohl codierende als auch nicht-
codierende DANN-Sequenzen, die oftmals denjenigen verwandter Lebewesen homolog sind („gleiches“
Gen) und häufig mit den DNA-Sequenzen sehr nahe verwandter Arten – wie der anderer Menschenaffen –
sogar völlig übereinstimmen. Aus der Ähnlichkeit der DNA-Sequenzen unterschiedlicher Arten lässt sich
zudem deren Verwandschaftsgrad berechnen: Auf diese Weise bestätigten genetische Analysen, dass
Bonobos, Gemeine Schimpansen, Gorillas und Orang-Utans (in dieser Reihenfolge) die nächsten rezenten
Verwandten des Menschen sind.
Weitere genetische Analysen ergaben, dass die genetische Vielfalt beim Menschen, im Vergleich mit den
anderen Menschenaffen, gering ist. Dieser Befund wird erklärt durch eine zeitweise sehr geringe (am Rande
des Aussterbens befindliche) Population. Nach einer Studie von R. E. Green (2010) könnten 1 bis 4 Prozent
der DNA des nicht-afrikanischen Menschen durch Genfluss vom Neandertaler stammen.
                                                                      http://de.wikipedia.org/wiki/Mensch#Genetik

                                                                                                    Abbildung 1.3
                                                                                                                    6
Das Menschen- und das Weltbild dieses Modellstaats
1.3 Menschwerdung

                                                 Menschwerdung

Mit der Entwicklungsgeschichte der Menschheit von ihren Anfängen bis zum Jetzt-Menschen beschäftigen
sich
• die Palöoanthropologie (Teilgebiet der Anthropologie und der Paläontologie und befasst sich mit dem Entstehen der
spezifischen Merkmale des Menschen (mit der Homosiation) und mit der Stammesgeschichte des Menschen, das heißt mit
der Rekonstruktion von Verwandtschaftlinien der Art Homo sapiens.

• die Archäologie (gr. ἀρχαῖος archaios, ‚alt‘ und lógos ‚Lehre‘; wörtlich also ‚Altertümerkunde‘)-wird, meist in enger
Zusammenarbeit mit Naturwissenschaflern, der kulturellen Entwicklung der Menschheit nachgegangen)

• die Genetik (Vererbungslehre)
Neben der biologischen Evolution war für den Menschen auch seine kulturelle Entwicklung maßgebend,
die sich unter anderem im Gebrauch von Werkzeugen und der gesprochenen Sprache manifestiert. Der
kulturelle Entwicklungsstand der frühen Vorfahren des modernen Menschen war zunächst                              über
Jahrhunderttausende hinweg nahezu konstant. Erst vor rund 40.000 Jahren beschleunigten sich – nach
heutigem Kenntnisstand – die kulturellen Innovationen, und seit Ende der letzten Eiszeit, mit dem
Aufkommen von Ackerbau und Viehzucht, greift der Mensch großräumig gestaltend in seine Umgebung ein.
Die Entwicklung des Menschen führte vermutlich über Arten, die den nachfolgend aufgeführten Arten
zumindest ähnlich gewesen sein dürften, zu Homo sapiens: Adrpithecus ramidus, Australopithecus
afarensis, Homo rudolfensis, Homo habilis und Homo ergaster, Homo erectus.
                                                                     http://de.wikipedia.org/wiki/Mensch#Menschwerdung

                                                                                                       Abbildung 1.4.1

                                                 Menschwerdung

In Abgrenzung zu mehreren Theorien des archaischen Homo sapiens sind 160.000 Jahre alte
Schädelknochen des Homo sapiens idaltu aus Äthiopien der älteste – unbestritten dem biologisch modernen
Menschen zugeordnete – fossile Fund. Verstärkt treten solche Relikte ab 100.000 Jahre vor heute auf. Alle
heute lebenden Menschen sind sehr nahe miteinander verwandt, näher als andere biologische Arten, wie
molekularbiologische Untersuchungen an der ribosomalen RNA der mitochondrialen DANN gezeigt haben.
Die größten Unterschiede finden sich innerhalb der afrikanischen Populationen. Die Populationen außerhalb
Afrikas sind – mit Ausnahme einiger erst relativ spät aus Afrika ausgewanderter Gruppen – genetisch sehr
uniform. Zahlreiche Funde unterstützen die sogenannte Out-of-Africa-Theorie, der zufolge die Ausbreitung
des Menschen vom afrikanischen Kontinent aus erfolgte. Lange Zeit lebte die Art Homo sapiens in Afrika
parallel zum primär europäisch und vorderasiatisch angesiedelten Neandertaler, der besonders an das
Leben in gemäßigten bis arktischen Zonen angepasst war.
Zunächst im Vorderen Orient, seit dem frühen Jungpaläolithikum auch in Europa, kamen Neandertaler und
Homo sapiens gleichzeitig in derselben Region vor, im Nahen Osten etwa 60.000 Jahre lang, in Mitteleuropa
möglicherweise 10.000 Jahre lang. Für die Ausbreitung des Homo sapiens vom Balkan bis zur Iberischen
Halbinsel nahm die Forschung bisher etwa 7.000 Jahre an. Paul Melars von der Cambridge University
berichtete 2006 in Nature, dass es vermutlich nur 5.000 Jahre dauerte.

                                                                                                         Abbildung 1.4.2
                                                                                                                          7
Das Menschen- und das Weltbild dieses Modellstaats
Menschwerdung

Einige Gruppen breiteten sich entlang der Po-Ebene in Italien aus, andere wählten den Weg durch das
Donautal, wiederum andere drangen fast bis Sibirien vor.
Die Ausbreitungsgeschwindigkeit betrug im Schnitt 400 m/Jahr. Die Atlantikküste auf der Iberischen
Halbinsel wurde frühestens vor 41.000 Jahren von Homo sapiens erreicht, vielleicht später. Die neuen
Erkenntnisse verdanken wir revidierten Ergebnissen der Kohlenstoffdaten (C14-Methode), die auch eine
kürzere bis allenfalls sehr kurze Koexistenz-Zeit mit dem Neandertaler in Europa wahrscheinlich machen.
Das spekulative Element ist bei all diesen Annahmen jedoch sehr groß, da aus der Zeit vor mehr als 30.000
Jahren bislang nur ein einziger europäischer Knochenfund des Homo sapiens existiert, nämlich ein mit ca.
31.000 Jahren datierter Schädel aus Tschechien, und die vermeintlich bis zu 40.000 Jahre alten Funde aus
Cro-Magnon und der Schwäbischen Alb, die sich auf Grund der C14-Datierung als maximal 30.000 Jahre
(Cro-Magnon) bzw. maximal 5.000 Jahre alt (Schwaben) erwiesen haben. Manche Kulturgüter wie die
äußere Form von Steinwerkzeugen und Höhlenzeichnungen scheinen sich in Regionen der Koexistenz
angeglichen zu haben. Es ist nach heutigem Kenntnisstand unwahrscheinlich, dass sich beide Arten in
nennenswertem Umfang vermischt haben: Die Mehrzahl der Fossilien weist deutlich erkennbare
morphologische Unterschiede auf.

                                                                                                        Abbildung 1.4.3

                                                  Menschwerdung

Die alternative, früher verbreitetere Hypothese vom multiregionalen Ursprung des modernen Menschen
nimmt an, dass sich der Homo sapiens in mehreren Regionen unabhängig voneinander aus dem Homo
erectus entwickelt hat. Nach den molekulargenetischen Untersuchungen der jüngeren Zeit kommt dieser
These allerdings nur geringe Wahrscheinlichkeit zu.
Anfang 2011 belief sich die Weltbevölkerung auf mehr als 6,9 Milliarden Menschen.

                         http://de.wikipedia.org/wiki/Mensch#Verbreitung_des_modernen_Menschen_.C3.BCber_den_Globus

Ausbreitung des modernen Menschen (1) über die Erde und        Die ersten Wanderungen gingen in den Nahen Osten und nach
vorausgehende Besiedelung durch Neanderthaler (2) und andere   Australien. (M 168 und M 130 bezeichnen Marker im Y-
Hominiden (3)                                                  Chromosom

                                                                                                         Abbildung 1.4.4
                                                                                                                           8
Das Menschen- und das Weltbild dieses Modellstaats
1.4 Der Mensch als Teil der Gesellschaft

                                                  Der Mensch
                                            als Teil der Gesellschaft

Die Beziehung des Menschen zu anderen Lebewesen ist umstritten: Eine Gruppe sieht den Menschen unter
den Lebewesen vor allem durch zahlreiche kognitive Fähigkeiten ausgezeichnet. Diese Eigenschaften
konstituieren die menschliche Kultur und Gesellschaft sowie die Fähigkeiten zur Reflexion und
Transzendenz.. Das Christentum und das aristotelische Weltbild sprechen von der „Krone der Schöpfung“.
Andere Positionen vertreten unter Verweis auf die vielen Lebewesen gemeinsame Fähigkeit zur Antizipation
eines zeitunabhängigen Ich-Begriffs eine Kontinuität dieser Eigenschaften und folgern daraus eine
Dekonstruktion des Menschbegriffs.
In mehreren Eigenschaften unterscheidet der Mensch sich deutlich von den heute bekannten übrigen Arten:
Kulturelle Evolution: Die biologische Evolution ist gegenüber der schnelleren „kulturellen Evolution“, die
durch die menschliche Sprache sehr gefördert wird, in den Hintergrund getreten. Von einigen
Wissenschaftlern wird dieser Prozess unter dem Begriff der Memetik (Evolution von Memen losgelöst von
Genen) erforscht.
Wissensvermittlung: Die Individuen anderer Arten besitzen nicht im selben Maße wie der Mensch die
Fähigkeit, ihr erlerntes Wissen an nachfolgenden Generationen weiterzugeben. Nur der Mensch kann
bewusst auf Informationen zurückgreifen, die viele Generationen vor ihm geschaffen haben. Der Mensch
besitzt zudem ein historisches Bewusstsein: Er ist in der Lage, Vergangenheit, Gegenwart und Zukunftft in
kausale Zusammenhänge zu bringen.

                                                                                                       Abbildung 1.5

                                                  Der Mensch
                                            als Teil der Gesellschaft

Hierdurch kann er seine Handlungen vergleichen, planen und somit teilweise
eine Zukunft entwerfen (Kreativität), die er durch absichtsvolle Handlungen
zumindest teilweise erreichen kann.
Selbstbewusstsein: Zum Dritten werden nur Menschen sich ihrer Sterblichkeit
bewusst. Durch das absehbare Sterben können nur Menschen nach einem Sinn
des Lebens und einem leben nach dem Tod              fragen. Diese Fragen sind in
Philosophie und Religion zentrale und wiederkehrende Themen. Spiegeltests
weisen jedoch darauf hin, dass auch anderen Menschenaffen und einigen
anderen Tierarten wenigstens ein Selbstbewusstsein zugeschrieben werden
kann.

Mensch als Teil der Geschichte
Der     Eintritt   der   Menschen      in     die   Geschichte   im   Sinne   der
Geschichtswissenschaft findet erst mit dem Beginn der Hochkulturen statt.
Mit den Abläufen und Folgen des Zusammenlebens handelnder Menschen
beschäftigen sich insbesondere die Soziologie und die Anthropologie, ferner die     Darstellung von Mann und Frau;
                                                                                    Ausschnitt der Plakette der Pioneer-
Soziobiologie und die Biosoziologie.                                                Raumsonden

                                                                                                        Abbildung 1.6
                                                                                                                           9
Das Menschen- und das Weltbild dieses Modellstaats
Der Mensch
                                            als Teil der Gesellschaft

 Bildung
 „Der Mensch wird nicht geboren, sondern erzogen!
 …“, so der Humanist Erasumus von Rotterdamm,
 der in vielen seiner Bücher den Menschen Bildung
 vermitteln wollte: „… Nichts ist naturgemäßer als
 Tugend und Bildung – ohne sie hört der Mensch auf,
 Mensch zu sein“.

 Ähnlich    argumentierten       seit     der     griechischen
                                                                            Erasmus von Rotterdam
 Philosophie    viele        Geisteswissenschaftler       und
 Philosophen,    die    in    den   meist       „ungebildeten“
 Menschen den Homo insipiens eine „Vorstufe“ zu
 Homo sapiens sahen.

 Für    Friedrich   Nietzsche       war     Homo      sapiens
 allerdings auch nur eine Vorstufe zum idealen
 Übermenschen.
                                                                                Friedrich Nietzsche

                                                                                                      Abbildung 1.7

                                                      Der Mensch
                                                als Teil der Gesellschaft
Recht
Gemäß Artikel 1 des Grundgesetzes für die Bundesrepublik Deutschland ist jeder Mensch, und damit
jedes menschliche Leben, Träger der Menschenwürde. Es gibt Gesellschaften, in denen das nicht jeder
Mensch ist: In Stammesgesellschaften beispielsweise kann ein Neugeborenes bis zur Anerkennung durch
den Vater ohne Rechtsfähigkeit sein; in Staaten mit Sklaverei galten Sklaven zuweilen als „Sachen“.
Die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen soll in jedem Staat einen
Grundstatus vorgeben. Gemäß diesem Menschenbild besitzt jeder einzelne Mensch von Geburt an eine
besondere, unantastbare und unveräußerliche Würde. Aus diesem Grund hat jeder Einzelne bestimmte
Rechte, zum Beispiel das Recht auf Leben, auf körperliche Unversehrtheit, auf Religionsfreiheit und auf
Meinungsfreiheit sowie auf einen angemessenen Arbeitslohn. Dieses Ideal ist aber nicht überall
verwirklicht, denn in vielen Staaten werden Leute ohne Gerichtsverfahren eingesperrt, Gefangene gefoltert,
Frauen und Kinder unterdrückt und Menschen leben in Armut. Ferner wird das Grundrecht auf Leben,
obgleich mit dem Begriff der Würde eng verknüpft, in keinem Land als unantastbar angesehen, da eine
solche Unantastbarkeit mit jeglicher Bewaffnung (Armee, Polizei usw.) im Widerspruch stünde. Manche
Kulturkreise und Religionen kennen keine allgemeingültigen Menschenrechte. Insbesondere im Judentum,
Christentum, Islam, der indischen und der chinesischen Kultur gibt es Strömungen, die einen
Unterschied zwischen „Gläubigen“ und „Ungläubigen“ oder zwischen den Rechten des Mannes und denen
der Frau machen.

                                                                                                      Abbildung 1.8
                                                                                                                10
Der Mensch
                                     als Teil der Gesellschaft

Religion
Religionen und religiöse Motive haben nahezu die gesamte bekannte Geschichte des Menschen begleitet.
Der Mensch kann selbst sowohl als glaubendes, betendes und Riten ausübendes Subjekt handeln, als
auch Objekt religiöser Riten und Anbetungen sein.
                                         http://de.wikipedia.org/wiki/Mensch#Der_Mensch_als_Teil_der_Gesellschaft

                                                                                                    Abbildung 1.9

                                                                                                                    11
2. Zum Begriff „Menschenbild“

Menschenbild ist ein in der philosophischen Anthropologie gebräuchlicher Begriff für die
Vorstellung oder das Bild, das jemand vom Wesen des Menschen hat. Insofern der
Mensch Teil der Welt ist, ist das Menschenbild auch Teil des Weltbildes. Menschenbild wie
Weltbild sind Teil einer umfassenden Überzeugung oder Lehre. So gibt es unter anderem ein
christliches, ein buddhistisches, ein humanistisches oder ein darwinistisches Menschen- und
Weltbild.

Dem Einzelnen erscheint das eigene Menschenbild häufig als so selbstverständlich, dass er
kaum darüber nachdenkt, dass man den Menschen auch anders betrachten kann. Im
Folgenden geht es nicht um die Klärung von Streitfragen, sondern um die Darstellung der
Vorstellungen vom Menschen in verschiedenen Kulturen zu unterschiedlichen Zeiten, mit
daraus folgenden Implikationen.

   2.1 Abgrenzung: Wer ist Mensch und wer nicht?

Die Frage, was ein Mensch ist und was nicht, ist sehr grundlegend, aber auch strittig (z.B.
die Frage, wann das Leben beginnt, ob eine befruchtete Eizelle oder ein Embryo bereits ein
Mensch ist).

Die Differenzierung des Menschen erfolgt durch die Annahme, dass der Mensch sowohl
Instinkte als auch die Fähigkeit besitzt, über sich selbst zu reflektieren. Dadurch
unterscheidet er sich (in seinem Verhalten) von anderen Lebewesen.

   2.2 Das Bild vom Menschen im Laufe der Geschichte

   2.2.1    Vorzeit

Über Menschenbild und Selbstverständnis des Menschen der Vorzeit ist wenig bekannt,
allerdings existieren künstlerische, wohl religiöse Zeugnisse wie Abbildungen von Menschen
und Göttern. Nachgewiesene Begräbnis-Riten weisen auf Vorstellungen vom Jenseits und
Sorge um die Verstorbenen hin. Religiöse Vorstellungen waren wahrscheinlich animistisch
inspiriert. Repräsentativ für diese Phase ist der Schamanismus.

   2.2.2    Schöpfung

In fast allen Gesellschaften existieren Mythen der Schöpfung, die Hinweise auf Weltbild, aber
auch auf das Selbstverständnis der Menschen liefern.
                                                                                          12
2.2.3   Mensch und Gottheit

In der griechischen und römischen Antike wie auch im Zweistromland existiert eine Vielzahl
von Göttern, die den Menschen überlegen sind, aber ihnen auch ähneln. Der Mensch wird im
Gegensatz zu den Göttern als sterblich angesehen, weshalb „die Sterblichen“ als
Umschreibung für Menschen benutzt wurde. Menschen und Götter pflegen untereinander
und miteinander eine Vielzahl von Lieb- oder Feindschaften, und sind gleichermaßen in
Leidenschaften verstrickt (z. B. die Sage von Odysseus). Ansonsten ist das Menschenbild
der Antike auch durch Sklaverei, Ungerechtigkeit und Ungleichheit geprägt. In Athen, und
später auch in Rom finden sich zwar Ansätze der Demokratie. Diese ist jedoch immer auf die
sog. Freien (Oberschicht) begrenzt. Die Philosophie erblüht in der Antike, es werden
weitreichende Betrachtungen über den Menschen und die Gesellschaft angestellt, auf die
man sich teilweise noch heute bezieht.

Im Monotheismus ist die Trennung zwischen Mensch und Gott weitaus prägnanter. Der
alleinige Gott duldet keine weiteren Götter neben sich und verlangt nach Erfüllung seines
Willens z. B. Opfer (Altes Testament).

Der Unterschied zwischen Mensch und Gott (Monotheismus)/Göttern wird in religiös
geprägten Gesellschaft darin gesehen, dass ein Gott das Überwesen ist, das - selber
anderen, keinen oder undurchschaubaren Regeln unterworfen - den Menschen überhaupt
erst geschaffen hat, das ihn (wie z. B. im Christentum oder Islam) einst richten wird, und das
in der Zwischenzeit jede Macht hat, das Leben des Menschen auch existenziell zu
beeinflussen. Der Mensch erscheint - besonders im Monotheismus - als abhängig von Gott.
Im Christentum bekommt hierbei der Begriff der Sünde, etwa im Verhältnis zum freien Willen
große Bedeutung.

In verschiedenen Kulturen konnten Menschen zu Göttern werden und wurden auch als
solche verehrt. Weltliche Herrscher wie manche der Pharaonen, oder solche in den
mittelamerikanischen Kulturen der Maya oder Azteken beanspruchten, als Menschen
gleichzeitig Götter zu sein, Herrscher über Himmel und Erde. Die Konquistadoren aus
Europa wurden von den Indianern zunächst als Götter wahrgenommen, die alte
Prophezeiungen erfüllten.

Bei den Voodoo-Kulten und vergleichbaren Naturreligionen etwa in Afrika oder der Karibik
geraten (auch heute) gewöhnliche Menschen in Trance, und Gottheiten ergreifen von ihnen
zeitweise Besitz, sprechen durch sie oder drücken sich in Bewegungen und Handlungen
aus.

                                                                                           13
Im asiatischen Kulturkreis überwiegt im Unterschied zu christlich geprägten Gesellschaften
eine buddhistisch beeinflusste Sicht des Menschen, die dadurch gekennzeichnet ist, dass
Gott und Mensch in eins fallen. Schöpfer und Geschöpf existieren nicht unabhängig
voneinander. Gott drückt sich als alles durchdringende Lebenskraft in der Schöpfung
aus. Aus diesem Grund hat der Begriff „Gott“ im Buddhismus keine Bedeutung, da „Gott“ im
Wesentlichen eine Abgrenzung zum Menschen ausdrückt. Für das Menschenbild hat
diese Sicht entscheidende Bedeutung, da sie den Menschen auf sich selbst und die
ihn umgebende Schöpfung zurückwirft. Er ist keinem außerhalb von sich befindlichen
Überwesen Rechenschaft schuldig (wie im Judentum, Christentum und Islam), sondern hat
sein Tun und Lassen allein vor sich selbst zu verantworten. Jede Ausübung einer Wirkung
auf die Umwelt kommt einer Auswirkung auf das eigene Selbst gleich, da das Schöpferische
im Menschen (Gott) und der Mensch als Teil der Welt nicht voneinander verschieden sind
(Pantheismus).

   2.2.4   Mittelalter

Das Mittelalter ist geprägt vom Glauben und vom Aberglauben, von der Hinnahme des
eigenen Schicksals, vom Fatalismus und der Furcht vor der Hölle, aber auch von der
Wiederentdeckung des Wissens der Antike in den Bibliotheken der Klöster. Handel mit dem
Orient bietet die Möglichkeit der Verbreitung von Wissen und Erfindungen. Die
Kreuzzüge sollen die Überlegenheit des christlichen Glaubens demonstrieren, weltliche und
kirchliche Macht und Rechtsprechung gehen Hand in Hand. Die Herrschaft des Adels wird
als gottgewollt dargestellt, Ungleichheit zwischen den Menschen meist hingenommen.

   2.2.5   Das Menschenbild der Aufklärung

Der Humanismus stellt einen Bruch mit den vormaligen Vorstellungen dar, im Zentrum steht
nun der Mensch, das Individuum. Die Philosophie der Aufklärung erreicht eine Synthese
von antiken und neueren Vorstellungen vom Menschen. Das Licht der Aufklärung soll dem
vernunftbegabten Menschen ermöglichen, alten Aberglauben abzulegen, sich selbst zu
erkennen, seine eigenen Belange und die der Gesellschaft vernünftig zu regeln. Das
naturwissenschaftlich-rationale Denken hält Einzug. Das Bürgertum überwindet in Folge
der französischen Revolution die Herrschaft von Kirche und Adel, und entwickelt ein neues
Selbstverständnis, das sich in Kultur und Politik niederschlägt.

                                                                                       14
2.2.6     Moderne

Die Industrialisierung mündet in die Moderne. Die Moderne ist (in ihrer Selbstwahrnehmung)
geprägt    von       technischen     Erfindungen,    kulturellen     Revolutionen     und    Fortschritt,
Säkularisierung,       politisch   von    Marxismus,      Emanzipation      von     Frauen    und    der
Arbeiterbewegung, Liberalismus, Faschismus und den Katastrophen der beiden Weltkriege.

                 Max Weber analysiert in „Die protestantische Ethik und der ‚Geist‘ des
                 Kapitalismus“ die ökonomischen Prozesse der Industriegesellschaft, die
                 zeitgenössische Arbeitsethik, ihre Verankerung im Protestantismus.

                                   In ihrem berühmten Werk „Dialektik der Aufklärung“ kritisieren
                                   die Philosophen Theodor W. Adorno und Max Horkheimer die
                                   Unmenschlichkeiten des Nazi-Regimes und anderer Systeme
                                   als Folge des überbetont rationalen Denkens der Aufklärung:
                                   Die   Konzentrationslager       funktionierten   technisch    perfekt
                                   organisiert nach rationalen Gesichtspunkten, die den Wert des
                                   Menschen auf seinen Materialwert bezifferten.

In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts entstehen die modernen kapitalistischen
westlichen Gesellschaften auf der Grundlage von Demokratie und Menschenrechten. Das
Individuum tritt als Bürger und Konsument, als Wähler und als Arbeitnehmer auf. Wohlstand
und weitere Rationalisierung halten Einzug. Im konkurrierenden Ostblock soll ein
dogmatischer Sozialismus die Lehren von Karl Marx verwirklichen. Die Verfolgung von sog.
Abweichlern von der Parteilinie, autoritäre Regimes und Mangel an Freiheit sind jedoch die
Folge.

   2.2.7     Das Menschenbild des Grundgesetzes

Das Menschenbild des Grundgesetzes für die Bundesrepublik Deutschland ist nicht das
eines isolierten souveränen Individuums. Das Grundgesetz hat vielmehr die Spannung
Individuum       -    Gemeinschaft        im   Sinne      der      Gemeinschaftsbezogenheit         und
Gemeinschaftsgebundenheit der Person entschieden, ohne dabei deren Eigenwert
anzutasten. Das ergibt sich insbesondere aus einer Gesamtsicht der Art. 1, 2, 12, 19 und 20
GG. Dies heißt aber: der Einzelne muss sich diejenigen Schranken seiner Handlungsfreiheit
gefallen   lassen,     die   der    Gesetzgeber     zur   Pflege     und   Förderung    des     sozialen
Zusammenlebens in den Grenzen des bei dem gegebenen Sachverhalt allgemein
Zumutbaren zieht, vorausgesetzt, dass dabei die Eigenständigkeit der Person gewahrt bleibt.
(BVerfGE 4, 7, 15 f.)
                                                                                                      15
2.2.8   Postmoderne

Der Existenzialismus als populäre Denkschule der Avantgarde der 50er entwirft ein Bild
vom modernen Menschen, der in eine sinnlose Welt geboren ist, Sinn muss von ihm selbst
gestiftet werden.

Mit der Studentenbewegung von 1968, mit Umbrüchen wie der machtvollen Popkultur hält
wiederum ein neues Menschenbild Einzug. Die 68er protestieren gegen eine vermeintlich
erstarrte Gesellschaft in West wie Ost, eine Technokratie, die dem Individuum keinen Raum
einräumt, sondern angepasstes Verhalten verlangt. Irrationale Seiten des Menschen wie
Phantasie werden von den 68ern dagegengehalten, Esoterik, Utopien, aber auch Kunst und
Kultur sind dabei Ausdruck dieser Haltung.

                                   In der Philosophie entwerfen Philosophen wie Gilles
                                   Deleuze oder Jacques          Derrida Grundzüge einer
                                   neuen Philosophie des       Menschen. Sie wenden sich
                                   gegen       die        scheinbar    selbstverständlichen
                                   Eindeutigkeiten,          binären      Entscheidungen,
                                   Festschreibungen, die das Denken über Mensch und
                                   Welt bisher prägten.

Die Postmoderne ist gekennzeichnet vom Nebeneinander einer Vielzahl von Ansichten über
den Menschen, von divergierenden neuen und alten Lebensstilen. Gemein ist ihnen jedoch
zumeist der Wille zu Pluralismus und Toleranz. Die Ökologie-Bewegung entwirft in den
70ern und 80ern ein ganzheitliches Menschenbild, bei dem besonders das Eingebundensein
des Menschen in die Natur betont wird. Jugendbewegungen wie Punk oder New Wave
propagieren einen melancholischen bis pessimistisch-nihilistischen Blick auf den Menschen.

   2.3 Was macht den Menschen aus?

   2.3.1   Mensch und Tier

Im europäischen Weltbild gibt es eine eindeutige begriffliche Unterscheidung zwischen
Mensch und Tier. Diese klare Abgrenzung gibt es nicht in allen Kulturen: In einigen
südostasiatischen Sprachen werden die Menschenaffen zu den Menschen gerechnet. Orang
Utan ist der Waldmensch und Organg Asli ein Einheimischer - diese alle sind quasi
Menschen. Umgekehrt werden gelegentlich Menschen, die von der eigenen Gruppe deutlich

                                                                                        16
abweichen, nicht zu den Menschen gerechnet: In Brasilien werden die dortigen Ureinwohner
manchmal als „Waldtiere“ bezeichnet.

In der klassischen Philosophie und im christlichen Menschenbild kommt dem Menschen
aufgrund seiner geistigen Seele (Geist) eine eindeutig herausgehobene Stellung gegenüber
den Tieren zu. Diese Stellung beruht gemäß dem Anfang des Tanach (Heilige Schrift „Bibel“
des Judentums) (Genesis 1 und 2) nicht auf körperlichen Unterschieden, denn die Landtiere
entstehen dort ebenso wie der Mensch aus Erde. Dort erhält der Mensch besondere
Aufgaben:

      Er soll den Tieren Namen geben – das setzt komplexe sprachliche Fähigkeiten
       voraus.
      Außerdem soll er sich um einen Garten kümmern – das erinnert an die planmäßige
       Verwertung von Pflanzen (wie etwa beim Ackerbau),
      und er soll über die Natur herrschen (hier kann man auch an das Halten von
       Haustieren sowie an die Verwendung von Feuer denken – wichtig für Kochen, Heizen
       und Metallverarbeitung).
      Dem Menschen haucht Gott die Seele ein; er wird als sein Abbild geschaffen. Das
       entspricht der nahezu universalen Verbreitung von Religiosität.

Diese Besonderheiten des Menschen sind diesem bewusst, so dass es ein Bemühen gibt,
ihre   Ausübung     als   Grundrechte   zu    verankern:   Freiheit      der   Religion,   der
Meinungsäußerung, der Wissenschaft und der Kunst. In der neueren wissenschaftlichen
Betrachtung beruht die „Sonderstellung des Menschen“ auf seinem Gebrauch einer
Symbolsprache und der Schrift, wogegen es bei Tieren nur Ansätze zum Lernen und zur
Traditionsbildung gibt.

In vielen Kulturen schmücken sich Menschen mit Bezeichnungen von Tieren: Adler, Löwe,
Fuchs, Wolf usw. sind beliebte Selbstbezeichnungen, wie auch anhand von Vornamen und
Titeln erkennbar ist. Demgegenüber gibt es abwertende Bezeichnungen, wie z. B. Schwein,
Sau, Ratte, Hund, Esel. Manche Tiere wie z. B. Kamel werden in einigen Kulturkreisen
anerkennend, in anderen abwertend gebraucht. Die Bezeichnungen human (wörtlich:
menschlich) und bestialisch (wörtlich: tierisch) unterstellen, dass der Mensch mild wäre,
während das Tier roh sei. Häufig werden aber Handlungsweisen des Menschen als
bestialisch bezeichnet, die bei Tieren kaum oder gar nicht vorkommen. Umgekehrt wird mit
human häufig eine Verhaltensweise bezeichnet, die bei Tieren in analoger Form vorkommt.

                                                                                           17
2.3.2   Mensch geschlechtsspezifisch

Noch bis ins 19. Jahrhundert wurde in der Theologie, aber auch in den Wissenschaften und
der Politik darüber debattiert, ob Frauen als Menschen zu gelten haben oder nicht und wenn
ja, ob sie „vollwertige“ Menschen seien oder nur eine minderwertige Sonderform.

   2.3.3   Entmenschlichung

Menschen mit Aussehen, Verhalten oder Lebensweisen, die nicht der Norm entsprachen,
etwa geistiger Behinderung, wurde gelegentlich das Attribut „Mensch“ abgesprochen, man
spricht hierbei von Entmenschlichung. Dies hat z.B. in der „NS-Rassenhygiene“ während der
Zeit des Nationalsozialismus zum Begriff des „lebensunwerten Lebens“ geführt: Im
Nationalsozialismus wurden psychisch Kranke und geistig und physisch behinderte
Menschen mit dieser Begründung ermordet ("Euthanasie" und "Aktion T4"). Der Maßstab
von Wert, der dabei zum Ausdruck kam, bezog sich auf einen vermeintlich mangelnden
Nutzen (also Leistung für die Gemeinschaft) der Opfer, aber auch auf auszurottendes
Erbgut. Auch kulturell fand dieses Denken in anderer Form als Verfolgung etwa der Swing-
Jugend oder von Künstlern (Entartete Kunst) Ausdruck: Abweichung vom Normalen wurde
nicht geduldet. Ideal war das Gesunde, Saubere, Ordentliche, Heile (wie es sich auch in
der Kunst des Nationalsozialismus immer wieder findet)

Auch die Kommunisten kannten die Entmenschlichung ihrer Gegner; die Nazis wurden als
Unmenschen und als vertiert dargestellt. Im Kalten Krieg galten die Westeuropäer und ganz
besonders die Amerikaner als dekadent, bourgeois und im Verfall begriffen. Für eine
Umsiedlungsaktion von mehreren tausend DDR-Bürgern aus grenznahen Orten ist der
Tarnname „Aktion Ungeziefer“ belegt.

Bei Schwerverbrechern wird eine ähnliche Ausgrenzung vorgenommen. In einer Vorform
spricht man vom „Unmenschen“ oder von Bestialität. Man „werde zum Tier“, ist ein
geflügeltes Wort, wenn man sich selbst oder anderen in bestimmten Phasen Eigenschaften
abspricht, die man als „typisch menschlich“ betrachtet.

In Kriegen wurden häufig Gegner dämonisiert und verteufelt: Sie sollen dadurch als
kollektive Bedrohung, als Masse, als das Böse wahrgenommen werden, nicht als
menschliche Individuen, um die eigenen Soldaten zu enthemmen und die Anwendung von
militärischer Gewalt zu erleichtern. Dabei wächst die Gefahr von Exzessen und brutalen
Entgleisungen, wie etwa im Zweiten Weltkrieg oder im irakischen Gefängnis Abu Ghraib.

                                                                                        18
Neben allen Gesellschaftsgruppen kennt auch die gutbürgerliche Gesellschaft die
Ausgrenzung als Folge von Vorurteilen (bisweilen auch die Diskriminierung). Dies betrifft
Menschen, die nicht in ihr Weltbild passen, beispielsweise Menschen mit kriminellen
Hintergrund, Radikale, Extremisten oder Personen, denen aufgrund ihrer Lebensweise wenig
oder keine Akzeptanz entgegengebracht wird, wie dem „Penner”.

Eine Erklärung für die Entmenschlichung, neben kalkulierter Propaganda, liefert die
Sozialpsychologie mit dem Benjamin-Franklin-Effekt.

                                    Benjamin-Franklin-Effekt: Wenn wir jemanden überreden, uns
                                    einen Gefallen zu tun, werden wir ihm dadurch sympathischer.
                                    Diesen Effekt nannte bereits Benjamin Franklin eine „alte
                                    Maxime“.      Wenn      wir   jemandem        helfen,   wird   uns   der
                                    Hilfeempfänger sympathischer.

Franklins Vermutung wurde wissenschaftlich bestätigt (Jecker & Landy, 1969): Nachdem die
Versuchspersonen in einem Scheinexperiment einen ansehnlichen Geldbetrag gewonnen
hatten, wurde ein Drittel von ihnen um Rückgabe des Geldes gebeten, wobei der
Versuchsleiter sagte, sie täten ihm damit einen persönlichen Gefallen. Ein Drittel der Gruppe
wurde von der Sekretärin gefragt, ob sie das Geld dem Forschungsenat des Instituts
spenden wollten. Das letzte Drittel, die Kontrollgruppe, wurde nicht um Rückgabe gebeten.
Anschließend bewerteten alle Versuchspersonen den Versuchsleiter, wobei er bei der ersten
Gruppe signifikant besser abschnitt, als bei den beiden anderen.1

       2.3.4   Wann beginnt der Mensch "Mensch zu sein"?

Seine Rechtsfähigkeit beginnt im Allgemeinen mit der Vollendung der Geburt. Eine
Ausnahme ist im Erbrecht zu finden, da bereits ein Ungeborener als Erbe fungieren und
somit Rechte übertragen bekommen kann.

Dies entspricht jedoch nicht der allgemeinen Vorstellung vom Beginn des Menschseins,
sondern ist nur für rechtliche Zwecke recht praktisch, weil im Allgemeinen gut datierbar.
Nach römisch-katholischer sowie buddhistischer Lehre beginnt der Mensch mit der
Zeugung, da bereits dort das Erbgut vollständig ist sowie die Geist-Seele wirkt und ihm die
personale Würde samt allen Menschenrechten verleiht. Andere setzen die Ausbildung
mehrerer Zellen an. Wieder andere erkennen keinen Zeitpunkt der Menschwerdung, sondern

1
    Siehe: http://de.wikipedia.org/wiki/Benjamin-Franklin-Effekt#Benjamin-Franklin-Effekt
                                                                                                         19
eine Entwicklung, in der der Fötus mehr und mehr Mensch wird. Praktische Bedeutung hat
diese Frage vor allem bei der Abtreibung. Von den Verfechtern eines frühen Menschen wird
daher von Mord gesprochen, während andere keine moralischen Probleme haben, den
Fötus abzutöten, weil sie ihn noch nicht als Menschen sehen.

Beachtet werden sollte, dass auch das Neugeborene nicht zu allen Zeiten bereits als
vollwertiger Mensch galt. Häufig wurde das Kind erst mit der Entwicklung der Sprache als
Mensch gezählt. Sehr praktisch wurde diese Diskussion in den Betrachtungen über den
sprachlosen Kaspar Hauser. Das Aussetzen eines Kindes war früher weit verbreitet.
Findelkinder wurden dem Schicksal überlassen.

                             Kaspar       Hauser   (angeblich:   1812-1833   in     Ansbach)   wurde   in   der
                             Biedermeierzeit als „rätselhafter Findling“ bekannt.
                             Hauser tauchte am 26. Mai 1828 in Nürnberg als etwa 16-jähriger, geistig
                             anscheinend zurückgebliebener und wenig redender Jugendlicher auf. Durch
                             seine späteren Aussagen, dass er, solange er denken könne, bei Wasser und
                             Brot immer ganz allein in einem dunklen Raum gefangen gehalten worden sei,
      Johann Georg
          Laminit            erregte er internationales Aufsehen. Bei buchstäblichem Verständnis sind
       (1775-1848) –
     „Der junge Kaspar       Hausers Angaben mit den Kenntnissen der modernen Medizin nicht zu
          Hauser“
                             vereinbaren.
Ein zeitgenössisches Gerücht kolportierte, Hauser sei der 1812 geborene Erbprinz von Baden, den
man gegen einen sterbenden Säugling getauscht und beiseite geschafft habe, um einer Nebenlinie
des badischen Fürstenhauses die Thronfolge zu ermöglichen. In der geschichtswissenschaftlichen
Literatur     gilt   diese    „Prinzenlegende“      auf   Grund    später    publizierter   Dokumente       und
Augenzeugenberichte über den Tod des Prinzen als widerlegt. Eine wissenschaftlich publizierte
Genanalyse aus dem Jahr 1996 zeigte, dass eine Hauser zugeschriebene Blutprobe nicht vom
badischen Erbprinzen stammen kann. Eine weitere Genanalyse aus dem Jahr 2002 konnte ob
zahlreicher Widersprüche keinen Gegenbeweis erbringen.
Am 17. Oktober 1829 wurde Hauser mit einer ungefährlichen Schnittwunde aufgefunden, und am 14.
Dezember 1833 kam er mit einer schließlich tödlichen Stichwunde nach Hause. In beiden Fällen
behauptete er, Opfer eines Attentäters geworden zu sein. Seine Anhänger vermuteten ein politisch
motiviertes Verbrechen; nach kriminalwissenschaftlichen Untersuchungen handelte es sich um
Selbstverletzungen, die er sich aus Enttäuschung über das nachlassende öffentliche Interesse an
                                      2
seiner Person beigebracht hatte.

2
    Siehe: http://de.wikipedia.org/wiki/Kaspar_Hauser
                                                                                                             20
2.3.5   Wann endet der Mensch?

Die Frage nach dem Ende des Menschen gewinnt mit zunehmender Medizintechnik an
Bedeutung. Herzstillstand muss aber z.B. noch keinen endgültigen Tod bedeuten. Der Eintritt
des Hirntods ist eindeutiger, aber schwerer feststellbar. Praktisch wird die Frage, wenn -
etwa nach einem Unfall - ein Mensch mit Hilfe von Apparaten im Koma gehalten wird, aber
ein    Wiedererreichen   der   vollen   Vitalfunktionen      ausgeschlossen    erscheint.    Sehr
unterschiedliche    Vorstellungen   darüber   führen   dazu,    dass   alten   Menschen      eine
Patientenverfügung empfohlen wird, in der sie ihre eigenen Vorstellungen darüber
niederschreiben und für die behandelnden Ärzte verbindlich machen können.

      2.4 Erbe und Umwelt, Determinismus und freier Wille

Welche Eigenschaften eines Menschen vererbt sind und welche durch die Umwelt erworben
sind, ist von jeher strittig. Neben den extremen Ansichten, die von einer vollständigen
Vorbestimmung des Menschen durch sein Erbgut bzw. von einer völligen Erziehbarkeit des
Menschen („tabula rasa“) ausgehen, gibt es viele Abstufungen von Meinungen, die den
Menschen mehr oder weniger durch das Erbgut vorbestimmt sehen.

Beide     Seiten   können   hinreichend    Beispiele   für     die   Vererbbarkeit    bzw.    die
Umweltbeeinflussung von menschlichen Eigenschaften vorbringen, so dass die extremen
Ansichten heute selten geworden sind. Neben den beiden Extremen gibt es auch noch die
Prägung, einer irreversiblen Umweltbeeinflussung.

Philosophisch und religiös haben diese Fragen eine sehr große Bedeutung bei der
Diskussion über den freien Willen. Wird ein freier Wille postuliert, dann gibt es Bereiche, die
weder durch Erbe noch durch Umwelt determiniert sind. Im Gegensatz dazu steht die
Auffassung, dass der Mensch völlig determiniert sei. Auch hier gibt es wieder die
vermittelnden Auffassungen, dass der Mensch teilweise frei sei und teilweise vorbestimmt.

Die Fragen haben sehr praktische Bedeutung.

In der Erziehung geht es um die Frage, was Erziehung überhaupt bewirken kann. Geht man
von einer sehr starken Vorbestimmung von Fähigkeiten durch das Erbe aus („Begabungen“),
dann muss man diese Begabung ermitteln, um sie zu fördern. Die Erziehung zu Fähigkeiten,
die nicht angeboren sind, ist danach ausgeschlossen bzw. nur mit sehr großem Aufwand
durchzuführen. Früher ging man bei der Frage der Rechtshändigkeit von einer
Umweltbeeinflussung aus und versuchte, die Kinder alle zu Rechtshändern zu erziehen.

                                                                                               21
Heute unterstellt man, dass die Händigkeit angeboren ist, und lässt die Kinder mit der Hand
schreiben, die für sie die „richtige“ erscheint.

Geht man von starken Umwelteinflüssen aus, so neigt staatliche Erziehung dazu, die
Unterschiede zwischen den Einflüssen verschiedener Elternhäuser ausgleichen zu wollen.
Der Mensch sei „gleich geboren“ und die Ungleichheiten sind nach dieser Auffassung
Ungerechtigkeiten, die man in der Schule möglichst ausgleichen muss.

Auch in der Kriminalitätspolitik hat das Menschenbild einen erheblichen Einfluss.
Menschen mit der Vorstellung, dass Verbrecher zu Verbrechern „gemacht“ werden, neigen
zu starker Gewichtung von Resozialisierungsmaßnahmen und lehnen das „Wegsperren“ der
Täter ab. Umgekehrt gehen Menschen mit der Vorstellung, dass man „zum Verbrecher
geboren“     wird,   dazu,    Verbrecher     wegzusperren.   Nach       ihrer   Vorstellung   sind
Resozialisierungsbemühungen vertane Liebesmüh’. Weit verbreitet ist auch die Vorstellung,
dass beides - erbliche Veranlagung und Umwelteinflüsse zusammenkommen, wenn ein
Mensch zum Verbrecher wird. Hier mischen sich dann die Absichten zum Wegsperren mit
denen zur Resozialisierung.

Werbung beruht auf der Vorstellung der Beeinflussbarkeit der Menschen. Das wiederum
setzt voraus, dass man vererbte Gesetzmäßigkeiten des Verhaltens der Menschen
unterstellt, die durch Werbung angesprochen werden. Die Grenzen dieser Vorstellung
werden bei internationalen Konzernen sichtbar, die gelegentlich ihre Werbekampagnen an
die jeweilige Kultur anpassen.

      2.5 Gleichheit oder Ungleichheit?

Die alte Streitfrage, ob alle Menschen gleich seien oder verschieden, wird ebenfalls durch
das     Menschenbild      bestimmt.     Offensichtlich   haben   alle     Menschen      äußerlich
Gemeinsamkeiten. Auch in ihren Grundbedürfnissen und ihrer emotionalen Grundstruktur
gleichen sich die Menschen.

Ebenso offensichtlich gibt es auch Unterschiede, so dass wir einzelne Menschen
identifizieren können, was ja nicht möglich wäre, wenn alle gleich wären. In der Frage, wie
gleich die Menschen sind, scheiden sich die Geister. Noch mehr unterscheiden sich die
Vorstellungen, ob die Menschen gleich oder verschieden sein sollen. Darüber, dass alle
Menschen die gleichen Grundrechte haben sollen, gibt es seit der Aufklärung einen Konsens
in freien Gesellschaftssystemen.

                                                                                               22
2.6 Psychologie der Menschenbilder

    2.6.1   Definition

Das Menschenbild ist die Gesamtheit der Annahmen und Überzeugungen, was der Mensch
von Natur aus ist, wie er in seinem sozialen und materiellen Umfeld lebt und welche Werte
und Ziele sein Leben hat oder haben sollte. Es umfasst das Selbstbild und das Bild von
anderen Personen oder von den Menschen im Allgemeinen. Dieses Menschenbild wird
von jedem Einzelnen entwickelt, enthält jedoch vieles, was auch für die Auffassungen
anderer Personen oder größerer Gruppen und Gemeinschaften typisch ist. Es enthält
Traditionen der Kultur und Gesellschaft, Wertorientierungen und Antworten auf Grundfragen
des Lebens. Viele der Ansichten werden sich wahrscheinlich auf einige fundamentale
Überzeugungen zurückführen lassen. Diese Überzeugungen unterscheiden sich von
anderen Einstellungen durch ihre systematische Bedeutung, gedanklich den Grund zu legen
und durch ihre persönlich empfundene Gültigkeit, durch ihre Gewissheit und Wichtigkeit. Die
Annahmen über den Menschen haben viele und unterschiedliche Inhalte und bilden ein
individuelles Muster mit Kernthemen und Randthemen. Psychologisch betrachtet ist das
Menschenbild eine subjektive Theorie, die einen wesentlichen Teil der persönlichen
Alltagstheorien und Weltanschauungen ausmacht.

Zu den Grundüberzeugungen gehören oft der religiöse Glaube, der Glaube an Gott und eine
geistige Existenz nach dem biologischen Tod (Unsterblichkeit der Seele), die Spiritualität,
Willensfreiheit,   Prinzipien   der   Ethik,   soziale   Verantwortung   und   andere   Werte.
Menschenbilder enthalten demnach Überzeugungen, die eine hohe persönliche Gültigkeit
haben, sie sind aus der Erziehung und der individuellen Lebenserfahrung entstandene
persönliche Konstruktionen und Interpretationen der Welt.

    2.6.2   Psychologie der Menschenbilder

In der Psychologie existieren mehrere ähnliche oder weitgehend synonyme Fachbegriffe.
Alltagstheorien oder subjektive Theorien sind die Auffassungen, welche sich Menschen über
ihre Lebenswelt herausgebildet haben. Es sind Begriffe, Zuschreibungen von Eigenschaften
(Attributionen), insbesondere von Ursachen (Kausaldeutungen) und andere Konzepte, wie
sich Menschen in der Welt orientieren und Zusammenhänge begreifen. Alltagspsychologie
hat die wichtige Funktion, das Verhalten anderer Menschen verstehbar, subjektiv
voraussagbar und kontrollierbar zu machen. Persönliche Konstrukte eines Menschen
bezeichnen – im Unterschied zu den Erklärungshypothesen der Wissenschaftler – Schemata
zur Erfassung der Welt.

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