Das "Team-RB" - unterwegs mit belgischer Manpower
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Das «Team-RB» - unterwegs mit belgischer Manpower: Roger Brauchli, Gründer und Besitzer des «Team-RB» war vor Jahren selber ein leidenschaftlicher und ehrgeiziger Motocross-Fahrer. Mit viel Talent gesegnet, lebte er den Sport mit sehr viel Willen und Enga- gement. Durch viele Verletzungen immer wieder zurückgeworfen, quittierte er seinen Dienst als MX-Rider und gründete sein eigenes MX-Team - das «Team-RB». Schon als kleiner Junge begleitete Roger Brauchli (RB) seinen Motocross fahrenden Cousin an die Rennen - auf den ersten Blick nichts Spezielles könnte man meinen. Da aber sein Vater dem Schwingsport gegenüber dem Motocross-Sport klar den Vorzug gab, überrascht es halt eben doch. Denn gewöhnlich wollen Söhne tendenziell wohl eher ihren Vätern nacheifern - nicht so bei Roger. Vielleicht auch seinem Vater zuliebe, startete Roger seine sportlichen Aktivitäten zunächst im Schwingsport, obwohl er immer nur ein Ziel vor Augen hatte - Motocross fahren. Mit dem Eintritt in die Berufslehre, war für «RB» schnell klar, dass er sich mit seinem nun selber verdienten Geld seine erste Motocross-Maschine kaufen wird. Kaum konnte er sich seinen Traum vom eigenen MX-Bike erfüllen, begann er hart und leidenschaftlich zu trainieren - mit dem Ziel vor Augen, bald möglichst Rennen fahren zu können. Mit der Lizenzprüfung im Sack bestritt er sodann seine ersten SAM-Rennen. Doch schon bald musste er einse- hen, dass er die vielen mit dem MX-Sport verbundenen Rechnungen, nicht mehr alleine bezahlen, bzw. abstot- tern konnte. Die in der Folge notwendige Suche nach Sponsoren erwies sich als sehr schwierig, was dazu führte, dass der Ostschweizer den MX-Sport aus finanziellen Gründen an den Nagel hängen musste - «RB» sah sich gezwungen, den MX-Sport auch nach erfolgreichem Lehrabschluss lediglich aus der Ferne mitzuverfolgen. 1994 startete «RB» einen Neunanfang; er trainierte in den Wintermonaten nochmals richtig hart und löste noch- mals eine SAM-National-Lizenz. Doch bereits sein erstes Rennen in Bra (ITA) war ein absolutes Fiasko - vom Bike eines gestürzten Mitkonkurrenten getroffen, brach er sich den Mittelfußknochen. Dem Pech im Sport, folgte die große Liebe; denn «RB» lernte zur selben Zeit seine heutige Frau mit ihren drei Kindern kennen. Obwohl es schwierig war den Sport und die Familie finanziell tragen zu können, versuchte er nochmals ein sportliches Comeback. Da sein gebrochener Mittelfußknochen aber nicht richtig verheilen wollte, entschied er sich dann aber definitiv, den MX-Sport zu beenden. Er verkaufte sein Bike und mit dem Erlös be- schenkte er seine Familie und sich selbst mit einer neuen Wohnwand, da er zu jener Zeit mit dem MX eigentlich abschließen wollte - eigentlich... Motoviert durch seine Frau, startete «RB» 7 Jahre später mit einer auf MX umgebauten Enduro-Maschine ein neuerliches Comeback. Aber auch dieser Comeback-Versuch endete bei einem Hobby-Rennen in Andelfingen mit einem heftigen Sturz und diversen Verletzungen, welche zum Teil ernsthafte Komplikationen (Thrombose usw.) nach sich zogen. Ein Jahr später versuchte er es trotzdem ein letztes Mal bei einem Rennen in Hugelshofen. Doch die gesundheit- lichen Probleme verhinderten auch diesen Versuch, erfolgreich zurückzukehren - der definitive Rückzug als akti- ver MX-Racer war die Konsequenz. Noch auf dem Renngelände von Hugelshofen kaufte er den beiden ebenfalls MX-interessierten Söhnen seiner Frau (damals zehn, bzw. zwölf Jahre alt) eine 85er Maschine. Mit ihnen und mit einem sehr guten Schulkollegen der Beiden, gründete Roger Brauchli im Jahre 2000 sein erstes Team - das Junior-MX-Team. Zusammen mit dem damaligen Trainer Christophe Haller, begann «RB» seine eigene Juniorenförderung. Roger Brauchli: «Ich kaufte bei Yamaha die Bikes und das gesamte Material und fuhr so regelmäßig nach Italien, um mit den drei Jungs und unter der Leitung von Christophe Haller, den ich damals ins Team holte, zu trainieren». Frage 1: Was genau war/ist die Idee eines eigenen Teams und wie sieht Dein Konzept aus? RB: Mein Grundkonzept bestand damals ganz einfach darin, jungen talentierten Fahrern, die den finanziellen und materiellen Background nicht hatten, bei der Ausübung ihres Sports zu hel- fen und sie zu unterstützen. Ich habe damals u.a. auch einen Robin Scheiben mit 50er und 65er Bikes unterstützt und ich habe die beiden Brüder Christian und Raphael Müggler geför- dert. Diesen Fahrern und natürlich auch meinen Stiefsöhnen habe ich so auf einfache Art
und Weise versucht zu helfen. Ich erwartete von ihnen nicht zwingend Siege, aber ich erwar- tete von ihnen eine gesunde Grundeinstellung zum Sport. Ich machte ihnen bewusst, was es bedeutet, wenn sie bei der Ausübung ihres Sports niemand unterstützen würde. Diese ge- sunde aber trotzdem professionelle Grundeinstellung erwarte ich auch von meinen jetzigen Fahrern - das zieht sich wie ein roter Faden durch meine Philosophie als Team-Besitzer. Frage 2: Man weiß, dass es gerade in der Schweiz sehr schwierig ist im Motorsport etwas aufzubauen, bzw. Fuß zu fas- sen. Es ist schwierig mittel- und langfristige Partner zu finden. Wie gehst Du diese Dinge jeweils an, und wie sieht in eurem Team in der Regel eine Zusammenarbeit mit den einzelnen Sponsoren aus? RB: Mein größter und wichtigster Partner, der sich in all den Jahren bis heute immer stark für mein Team engagierte, war und ist zweifellos Yamaha-Schweiz, sprich die Firma Hostettler in Sursee. Nicht dass ich die Bikes gratis zur Verfügung gestellt bekomme, aber ich kann sie zu guten Konditionen einkaufen. Für diese bis heute erfolgreiche und für beide Seiten frucht- bare Zusammenarbeit, bin ich auch sehr dankbar - wohlwissend, dass eine erfolgreiche Wei- terführung unseres Yamaha RB-Teams ohne diesen starken Partner kaum möglich wäre. Neben diesem starken Partner, sind aber auch andere Partner da, die uns sehr tatkräftig unterstützen - sei es finanziell und/oder materiell. Man darf jedoch nicht vergessen, dass ich persönlich sowohl in den Anfangsjahren wie auch aktuell weiterhin den Großteil der notwen- digen finanziellen Mittel investiere, um das Team am Leben erhalten zu können. Um diese Finanzmittel bestmöglich zu generieren, betreibe ich nebenbei einen Handel mit Bikes, Bike- Artikeln, Biker-Zubehör, Ersatzteilen usw. Gleichzeitig versuchen wir aber auch, neue Part- ner zu gewinnen, die uns bei der Weiterentwicklung des Teams unterstützen wollen. Neben meinen Aktivitäten, kommen erfreulicherweise, und das darf man nie außer Acht lassen, wei- terhin sehr viele private Gönner, die uns vielfach in Fronarbeit in verschiedenster Art und Weise unterstützen. Diese vielen privaten Gönner tragen einen wesentlichen Teil dazu bei, damit unser Privat-Team in dieser Art weiterhin bestehen kann. Nicht vergessen darf man in diesem Zusammenhang unsere Teammitglieder, die aus idealistischen Gründen und aus Liebe zum Sport kostenlos bei uns arbeiten wollen. Mit den beiden Belgiern Jérémy Delincé und Nick Triest, habe ich auch das Glück, dass ich Fahrer verpflichten konnte, die sehr cha- rakterstark sind und die sich dementsprechend auch im Interesse des Team verhalten. Beide beweisen immer wieder, dass sie mithelfen wollen, den Sport für das gesamte Team mög- lichst materialschonend und kostensparend auszuüben. In dieser Hinsicht habe ich in der Vergangenheit leider auch schon sehr negative Erfahrungen machen müssen. Frage 3: Wie viele offizielle Teammitglieder umfasst das RB-Team und welche Namen bekleiden welche Positio- nen/Ämter? RB: Mit Robert Wyss habe ich schon seit Jahren eine sehr wichtige Stütze in unserem Team. Er ist unser Koch; zugleich ist er zuständig für das Catering und er ist auch zuständig für den Gesamtunterhalt des LKW‘s. Daniel Schnelli ist unser Allround-Mechaniker; er ist in vielerlei Hinsicht unser Genie, der unsere Bikes vor und an den Rennen immer bestens vorbereitet und betreut. Weiter habe ich einen sehr versierten Motoren-Doktor in Belgien, der während zehn Jahren in einem MX2-Werksteam tätig war, dessen Namen ich hier aber nicht nennen möchte. Ebenso eine sehr wichtige Person ist natürlich die für mich ganz klare Nummer eins bei den Fahrwerken in der Person von Rolf Ringwald von «R.R. Racing Suspension», der seit den Anfangszeiten unseres Teams für unsere Fahrwerke zuständig ist. Zu den Fahrern ist zu sagen, dass ich ab diesem Jahr offiziell nur noch mit zwei Fahrern am Start bin. Mein Stiefsohn Pascal Prendes hat auf diese Saison hin auf die grüne Farbe ge- wechselt. Somit verbleiben meine beiden WM-erfahrenen Belgier Jérémy Delincé in der
Klasse «MX-Open» als amtierender MX-Open-Schweizermeister und Titelverteidiger, sowie Nick Triest, der seit diesem Jahr nun auch offiziell für unser Team in der «MX2» unterwegs ist. Zu den persönlichen Mechanikern von Jérémy und Nick ist zu sagen, dass ich seit dem ver- gangenen Jahr die persönliche Betreuung von Jérémy‘s Bike übernommen habe. Für die persönliche Betreuung von Nick’s Bike ist grundsätzlich sein Vater Philippe zustän- dig. Dazu kommt noch eine Unterstützung, die er von Belgien mitbringt. Frage 4: Ihr habt Euren Standort in Wuppenau (SG), eure Werkstatt jedoch befindet sich in Wil (SG). Erzähl uns bitte et- was über die Bike-Betreuung - wie läuft das ab? RB: Grundsätzlich werden die Bikes in Wil von mir aufgebaut und für die Rennen vorbereitet. Da aber beide Fahrer neben der Schweizermeisterschaft, auch die Belgische MX-Open- Meisterschaft bestreiten, nimmt Jérémy seine beiden 450er immer mit nach Belgien - er be- treut sie in Eigenregie. Bei Nick ist es so, dass sein MX2-Bike immer hier in der Schweiz bleibt, da auch er die Belgische MX-Open-Meisterschaft bestreitet - deshalb hat er seine 450er das Jahr über in Belgien stehen. Frage 5: Lass uns über eure vergangenen, bzw. über eure aktuellen Fahrer sprechen. Zunächst mal ein Blick zurück: Wie sah Dein erstes Fahrer-Line-up aus - mit welchen Fahrern hast Du die ersten Rennen bestritten? RB: Meine ersten Rennen unter der Teambezeichnung «Team-RB» bestritt ich mit den Brüdern Christian und Raphael Müggler. Christian startete zunächst bei den Junioren und später in der Kategorie «National» - in beiden Klassen gewann er damals den SAM-Meistertitel. Raphael, der etwas später ins Team kam, fuhr damals in der Nachwuchs-Klasse, wo er ebenfalls den SAM-Meistertitel holte. Frage 6: Wann hattest Du das erste Mal den Gedanken auch mit ausländischen Fahrern zusammenzuarbeiten? RB: Bis ins Ende 2006 führte ich ein Junioren-Team um die jungen Fahrer zu unterstützen. Im selben Jahr beendete Karl Steiner mit seinem «KS-Team» nach dem letzten Meisterschafts- rennen in Les Vieux-Prés sein Engagement im MX-Sport, was ich als damaliger Fan des Teams bedauerte - mit dabei auch der damalige tschechische WM-Fahrer Michael Kadlacek. Von ihm kaufte ich damals eine komplett intakte Yamaha, mit der er auch die MX3-WM be- stritt. Kadlaceks damaliger Mechaniker kannte Jiri Cepelak; dieser fragte mich, ob er mal für mich fahren könne. Spontan zugesagt, stellte ich ihm das gekaufte Bike zur Verfügung, mit dem Kadlacek in der MX3 unterwegs war. Cepelak kam nach Muri und gewann sogleich das erste Rennen sozusagen unter meinem Namen - das war 2007. Hinzukam der Franzose Romain Jacquiot, der mir sowohl menschlich, als auch als MX-Fahrer sehr positiv aufgefallen war. Wir starteten eine in vieler Hinsicht sehr erfolgreiche und tolle Zusammenarbeit. Er half wesentlich mit beim Aufbau meines Teams, er entwarf z.B. auch die Dekors für die Plastiktei- le der Bikes usw. - er investierte sehr sehr viel ins Team und in den Sport generell. Noch heute bedaure die Tatsache, dass Yamada-Schweiz später nicht mehr mit ihm weitermachen wollte - obwohl ich ihn noch immer sehr gerne im Team hätte. Frage 7: Auch in diesem Jahr findet man unter Deinem Zelt ausnahmslos ausländische Fahrer - weshalb?
RB: Seit meiner Team-Gründung habe ich fast ausschließlich Schweizer Nachwuchsleute wie z.B. Roman Scheiwiller, Killian Imlig, mein Stiefsohn Pascal Prendes und Gerhard Köppel unterstützt. Obwohl ich tief in meinem Herzen weiterhin sehr gerne junge Schweizer Fahrer fördern und unterstützen würde, lässt sich das aufgrund meiner hohen Anforderungen, die ich an sie stelle, kaum umsetzen. Klar verlange ich von ihnen nebst einem guten Charakter, eine professionelle Einstellung zum Sport und dass sie alles für den sportlichen Erfolg tun. Die Fahrer wissen aber im Gegenzug auch, dass auch sie von mir sehr viel erwarten dürfen und dass sie von mir und vom gesamten Team enorm viel bekommen. Mit den früheren und mit meinen aktuellen ausländischen Fahrern, gibt’s in diesen Punkten überhaupt keine Prob- leme, weil sie ganz einfach wissen, dass eine professionelle Grundeinstellung die wichtigste Voraussetzung ist, um Erfolg haben zu können. Hinzukommt die Tatsache, dass ich von Yamaha-Schweiz klar signalisiert bekam, Fahrer zu engagieren, mit denen man konstant um Siege und um Meistertitel fahren kann. Frage 8: Kannst Du unseren Lesern deine aktuellen Fahrer etwas näher vorstellen und wie ist es zu deren Engagements gekommen? RB: Für 2010 war geplant, dass der Ungare Kornel Nemeth für unser Team die Schweizermeis- terschaft bestreitet. Nemeth zögerte jedoch den unterschriftsreifen Vertrag zu unterzeichnen. Im Januar oder Februar 2010 kam dann ein Anruf von Rolf Ringwald (R.R. Racing Suspen- sion), der mir den jungen Jérémy Delincé empfahl. Trotz mäßiger Begeisterung von Yama- ha-Schweiz, stellte ich einen Vertrag zusammen und Jérémy unterzeichnete. Dass der da- mals in der Schweiz noch völlig unbekannte Jérémy gleich in seinem ersten Jahr den Vize- Meistertitels in der Open-Klasse feiern konnte, bestätigte meine Überzeugung und den Glauben an den sehr anständigen, sympathischen und sehr bescheidenen Jérémy. Zudem ist er ein sehr hilfsbereiter Typ ohne Allüren, der auch regelmäßig mit anpackt. Bei Nick Triest war e s so, dass mir gegen Ende der letzten Saison neben ihm, mit dem Bul- garen und MX2-WM-Fix-Starter Petar Petrov auch noch ein Australier angeboten wurden. Ich unterhielt mich einige Male mit Petar und mit Nick. Ich spürte dabei schnell, dass Nick auf mich von allen in Frage kommenden Fahrern den absolut besten Eindruck hinterließ. Er zeig- te sich sehr interessiert, die zwei letzten Saison-Rennen mit meinem Bike zu bestreiten (das CH-Finale in Les Vieux-Prés und das ADAC MX Masters in Holzgerlingen). Vieux-Prés fiel dann leider dem Wetter zum Opfer; also blieb noch der Start beim Finale der ADAC MX Mas- ters in Holzgerlingen. Nick hat mich mit seiner Performance sofort überzeugt, dass er mit seinem Fahrstil sehr gut auf das MX2-Bike passt. Dies ist für mich sehr wichtig, da ich nicht interessiert bin, zwei starke Fahrer in derselben Klasse am Start zu haben. Zudem ist er menschlich und charakterlich sehr gut mit Jérémy vergleichbar. Frage 9: In den letzten Jahren gab es Fahrer, die neben der Schweizermeisterschaft auch einzelne Rennen der ADAC MX Masters bestritten - allen voran Jérémy Delincé. Weshalb bestritt er «die Masters» jeweils in einem fremden Team? RB: Daniel Zollinger, der mit Yamaha-Deutschland eng zusammenarbeitet, kam auf uns zu und bot Jérémy einen Platz unter dem Zelt von Yamaha-Deutschland an. Wir einigten uns auf drei Rennen, an denen Jeremy in deren Farben fahren sollte. Doch schon bald gab es einige Unstimmigkeiten, welche mein Vertrauen in diese Zusammenarbeit etwas in Wanken brach- te. Ich erinnerte Zollinger an unsere Vereinbarungen, die unter anderem darin bestanden, dass nach den gemeinsam festgelegten drei Rennen Schluss sei und dass ich das letzte Rennen in Holzgerlingen wieder mit meinem Team bestreiten werde - so, wie ich es Jérémy
gegenüber auch versprochen hatte. Natürlich verbanden wir mit dieser Zusammenarbeit auch die Hoffnung, Jérémy eventuell früher oder später bei Yamaha-Deutschland unterbrin- gen zu können, um ihm sportlich noch bessere Perspektiven ermöglichen zu können, doch leider zerschlugen sich diese Hoffnungen zumindest für die nahe Zukunft. Frage 10: Ende der letzten Saison hast Du mir gegenüber angedeutet, dass Du 2014 mit Deinem Team möglicherweise die gesamte ADAC MX Masters-Serie fahren wirst. Nun hat dies zumindest für die ersten Rennen nicht geklappt. Was kannst Du den Lesern dazu sagen? RB: Leider musste ich dieses Vorhaben etwas revidieren, da ich mein Budget wesentlich kürzen musste. Einer der Gründe ist ganz klar die stark zurückgefahrene Unterstützung von Yama- ha-Schweiz. Aber ich kann jetzt schon sagen, dass wir das eine oder andere ADAC MX Mas- ters-Rennen mit unserem Team bestreiten werden. Frage 11: Lass uns einen Blick auf die laufende Schweizermeisterschaft 2014 und deren Rennkalender werfen. Erstmals trugen die Klasse «MX2» und die Akteure der Klasse «MX-Open» Meisterschaftsläufe in Äschlenberg aus. Kann- test Du die Strecke schon und wie hat sie dir gefallen? RB: Vor zwei Jahren starteten wir in Aeschlenberg mit Pascal Prendes an der Fribourger- Meisterschaft. Ich kannte diese Strecke also bereits, wobei ich hinzufügen kann, dass das Strecken-Layout auch in diesem Jahr wiederum sehr interessant angelegt war, über einen sehr guten Boden verfügt und für die Zuschauer sehr übersichtlich war - hinzukommt, dass das Organisation-Komitee erneut sehr gut gearbeitet hat. Frage 12: Wieder mit dabei waren, bzw. sind die traditionellen Rennen in Payerne, Frauenfeld, Muri und Roggenburg - dazukommt Romanel sur Morges, das nach 2013 zum 2. Mal einen Meisterschaftslauf durchführt. Auffallend dabei ist die sehr lange Sommerpause von knapp 2½ Monaten zwischen den Rennen in Broc und Roggenburg. Wie denkst Du darüber? RB: Die lange Pause ist für alle Fahrer bezogen auf den Renn-Rhythmus und auch bezogen auf die Fahr-Praxis sicherlich problematisch. In unserem Fall wird Nick versuchen, dies mit Starts im Ausland aufzufangen, wobei natürlich primär darauf geachtet wird, dass er dort starten kann, wo er in Form von Preisgeldern auch etwas Geld verdienen kann. Für Jérémy, der sich in Broc bekanntlich das Kahnbein gebrochen hat, kommt die lange Pause jetzt na- türlich gelegen. Auch wenn es knapp wird, hoffen wir trotzdem, dass er bis Roggenburg wie- der fit ist und dass er fahren kann. Frage 13: Hast Du zum wiederholten und immer wieder viel diskutierten MX-Finale in Les Vieux-Prés auch eine Meinung, die Du äußern willst? RB: Natürlich kann man über Les Vieux-Prés diskutieren - allerdings wissen wir auch, dass wir immer froh sein müssen, dass wir genügend viel Rennen in den Kalender aufnehmen kön- nen. Rein sportlich gesehen, bietet Vieux-Prés meist sehr viel Spektakel und Spannung, wenn es um die Titelvergabe geht. Einen faden Beigeschmack gibt’s natürlich dann, wenn - wie in den vergangenen zwei von drei Jahren - die eine oder andere Titel-Entscheidung durch die ersatzlose Absage des Meisterschafts-Finals entschieden wird - bedingt durch die für die Fahrer stark sicherheitsgefährdenden Wetterverhältnisse.
Frage 14: Wenn wir einen Blick auf die laufende Schweizermeisterschaft werfen, dann müssen wir auch über die Erwartun- gen und Ziele reden. Wie sehen Deine persönlichen Erwartungen aus und was sind die Saisonziele des «Team- RB»? RB: Noch vor Beginn der Meisterschaft haben wir unsere Ziele innerhalb des Teams klar defi- niert. Dank des großartigen Einsatzes, den beide Fahrer und den die Team-Mitglieder für das Erreichen unserer Ziele leisten, haben wir reelle Chancen, die gesteckten Ziele auch zu erreichen. Ob wir am Ende der Saison die Meistertitel in den Klassen «MX2» und «MX- Open» auch tatsächlich feiern können, werden wir sehen. Es wird aber nicht zuletzt auch wegen des sehr stark fahrenden Killian Auberson (MX2) und auch wegen der Verletzung von Jérémy (MX-Open) sehr schwierig. Frage 15: Roger, lass uns zum Schluss kurz einen Blick in die Zukunft werfen: Wie beurteilst Du die Zukunft des Schweizer Motocross-Sports generell? RB: Ich denke aktuell ist das Niveau der Schweizer Fahrer recht hoch; dies bestätigen auch die konstant starken Resultate der drei MX2-WM-Fix-Starter Arnaud Tonus, Valentin Guillod und Jeremy Seewer. Leider ist es aber so, dass sehr viele Talente in der Entwicklung ihrer sport- lichen Karriere stehen bleiben, weil einfach immer mehr Geld gefragt ist. Hat ein talentierter Fahrer keinen finanziellen Background, hat er kaum eine Chance, sein vorhandenes Talent auf der internationalen Bühne unter Beweis zu stellen. Andererseits - und das muss ganz einfach auch mal gesagt sein - gibt es gerade in der Schweiz einige sehr talentierte Fahrer, die trotz sehr guter finanzieller und materieller Unterstützung, viel zu wenig aus ihren Mög- lichkeiten machen. Frage 16: Wie denkst Du über den Schweizer MX-Nachwuchs, die Schweizer MX-Nachwuchs-Förderung - auch im Ver- gleich mit dem Ausland? RB: Eine richtige Nachwuchsförderung kann ich in unserer Schweiz mit bestem Willen kaum er- kennen. Viele junge Fahrer werden durch ihre Väter gefördert und trainiert. Hinzukommt, dass aus meiner Sicht viele junge Talente aus welchen Gründen auch immer viel zu wenig ins Ausland gehen, um auf guten anspruchsvollen Pisten zu trainieren. Viele beklagen sich, weil sie immer so weit fahren müssen - bedingt dadurch, dass es hier in der Schweiz keine permanenten Rennstrecken gibt. Ich bin überzeugt, dass viele Jungtalente mit sich selber viel zu schnell zufrieden sind - möglicherweise ein Mentalitätsproblem. Als Vergleich - meine beiden Fahrer Jérémy und Nick beispielsweise, nehmen pro Rennweekend 16 Stunden Rei- seweg und Reisestrapazen in Kauf, nur um Rennen bestreiten zu können, bzw. weil sie Rennen bestreiten WOLLEN. Hier in der Schweiz wird mehrheitlich gejammert, wenn sie mal ins Ausland fahren müssen, um trainieren oder Rennen bestreiten zu können. Ich meine, wo bleibt da die Überzeugung und die Liebe zum Sport, wo bleibt da die Opferbereitschaft…? Frage 17 (letzte Frage): Roger, letzte Frage - wenn Du in die sportliche Zukunft deines eigenen Teams blickst, wo siehst Du dein «Team- RB» in den nächsten… sagen wir mal 3 Jahren? Robert Wyss (Koch / Catering) stellvertretend für «RB»: Roger ist einer der während einer gesamten MX-Saison immer sehr genau hinschaut wie es läuft, wie es geht und wie erfolgreich wir sind. Er hat am Ende einer Saison - wie die meisten anderen «MX-ler» auch - die Schnauze voll. Und auch wenn das Fazit am Ende einer Saison mehrheitlich negativ sein sollte, dann sagt er trotzdem immer wieder
nächste Jahr nochmals tun!> Ich glaube Roger kann ohne MX gar nicht; er wird immer auf dem MX-Rennplatz sein. Mir geht’s es genauso; auch ich hab am Ende der Saison die Schnauze voll und trotzdem sage auch ich . Und solange Roger weitermacht, werde auch ich weitermachen; ich bin überzeugt, dass das ganze Team so denkt! René Streuli von RS-Sportbilder.ch OK das war’s - Roger und Robert, ich danke Euch für das spannende und interessante Gespräch! Für den weite- ren Saisonverlauf wünsche ich Euch, Euren Fahrern Jérémy Delincé und Nick Triest. sowie dem gesamten «Team-RB» weiterhin alles Gute und viel Erfolg - vielen Dank! Copyright auf sämtliche Bilder und Text: René Streuli – www.RS-Sportbilder.ch
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